Stabile Folge, die Charaktere sind gut gezeichnet, die Wendungen leider recht vorhersehbar, das hat man in 380 Folgen einfach schon relativ oft gesehen. Der extrem gute Eindruck der ersten 15 Minuten bestätigt sich aber nicht in voller Gänze, zwei, drei Actionsequenzen mehr zwischendrin hätten da Abhilfe schaffen können. Ich habe dann doch ein wenig gebraucht, um in den Fall reinzukommen. Die Sequenzen mit Untertiteln sind natürlich relativ konsequent, nerven auf Dauer dann aber schon und ich fürchte, im nächsten Film werden wir da auch ebenfalls mit leben müssen.
Ein wenig schade ist, dass aus dem Plot selbst nicht so wahnsinnig viel gemacht wird, da war "Die falsche Seite" näher dran. So wirkt es, bis auf die Sache mit dem Baby, ein wenig austauschbar. So richtig schlüssig ist der Plot natürlich nicht, was aber hauptsächlich an diesem absurd lang gewählten Zeitraum von zehn Jahren liegt, in dem die belgischen Kollegen nichts erreicht haben im Vergleich zu der Handvoll Tage, die es für die gesamte Falllösung braucht.
Das Team wächst immer mehr zusammen und agiert hier gut miteinander. Besonders das Finale ist einmal mehr bockstark, da fiebert man nochmal richtig mit.
Vicky und die belgische Kollegin, da habe ich grundsätzlich ja nichts gegen, aber nach ihren Männergeschichten fand ich es etwas überstürzt und es wurde auch relativ wenig hinterfragt, insbesondere von ihr selbst. Immerhin hat man es hinbekommen, diesen Aspekt mit der Story zu verbinden, sodass es nicht völlig in der Luft hängt.
Man macht am Ende kurz für die Zuschauer, die die Spoiler nicht gelesen haben, deutlich, dass man Semirs Knastgeschichte nicht völlig liegen gelassen hat. Die indirekte Erwähnung von Andrea stört mich dann fast schon wieder, weil überhaupt nicht klar wurde, ob es jetzt zwischendurch mal eben zur Scheidung kam und wieso Semir das plötzlich so locker wegsteckt und nach ONS tindert. So eine Erklärung in Richtung "offene Beziehung" wegen der Entfernung (Kopenhagen) wäre ja noch das Beste. Seine beiden Töchter hat Semir ja scheinbar auch komplett verdrängt. Mal abgesehen davon, dass man die erste Scheidung bei RTL mal wieder komplett vergessen hat und das ist wirklich armselig, Semir war eben NICHT 20 Jahre mit Andrea verheiratet.
Hat jemand verstanden, was Semir am Anfang antwortet, als Vicky fragt, ob er und sein Date zusammen gefrühstückt haben? Ist so ungünstig gesprochen, ich krieg's nicht rausgehört.
Humor ist wirklich nur zu Beginn und am Ende, der Rest ist sehr ernst und düster erzählt. Die ein oder andere Kameraperspektive bleibt hängen, wie zB die 360-Grad-Drehung bei der Treppe. Den vom Plot her interessantesten Film macht ja leider nicht Franco, aber Darius ist auch okay.
Fazit: Solide, aber am Ende nicht der Überflieger, der es hätte sein können, ein paar Längen zwischendrin, ansonsten hat man schon das Beste aus dem Drehbuch gemacht. Ne 7 von 10 kann man hier geben.