[E347] Meinungen: Zwischen Leben und Tod

  • Zunächst mal bleibe ich dabei, dass man Paschmann für eine solche Leistung nur Respekt zollen kann. Dass der Plot der Folge dünn und einfach ist, wie ein Gummiband, lässt sich nicht abstreiten, war aber bei Tag der Abrechnung auch nicht anders und ist wahrscheinlich für solche Experimente auch nicht anders lösbar. Paschmann sprüht vor Kreativität und als einzelne Folge ohne Serienkontext gesehen, ist das hier vielleicht das Hochwertigste, was man je von Cobra 11 gesendet hat.


    Bzgl. Semirs Koma bewegt man sich ständig auf einem schmalen Grad, aber ich denke, dass man hier die Mitte zwischen „wirr/konfus“ und „gradlinig/linear“ perfekt getroffen hat. Träume folgen keiner Logik und man hat es in einem Maß dargestellt, welches mich zufriedenstellen konnte.


    Man stellt die Figur Semir Gerkhan hier mit unglaublicher Tiefe dar, die man vielleicht erst auf den zweiten Blick bemerkt. Im Nachhinein scheint es, als habe sich Paschmann hier bei jedem kleinsten Detail etwas gedacht. Selbst beim Auto, das auf Semir zufährt und an der unsichtbaren Wand abprallt. Zuerst fand ich das irgendwie fehlplatziert... jetzt denke ich an die Deutungsebenen, die sich hier (und nicht nur hier) auftun. Es ist eine Reise durch Leben, Gedanken, Ängste und Charaktereigenschaften von Semir Gerkhan, bei der Paschmann viel und gern mit Metaphern arbeitet. Kleine Schönheitsfehler, wie die Abwesenheit von Dana, Lilly und Ayda in dieser Welt inklusive. In einer fortgeschrittenen, mit der Zeit gehenden Cobra, wäre das Staffelfinale genauso wie Bombenstimmung eine Folge, aus der man das Maximum hätte herausholen können, dort mit einem Komazustand von Ayda/Lilly, hier in Form von Partner-Rückblenden, in Form eines sehr komplexen, sich auf viele vorherige Folgen beziehenden Falles. Auch was die Erzählung der realen Erlebnisse betrifft, muss man Schwächen wie den vollkommen unterschiedlichen Gesundheitszustand von Semir und Paul nach dem Unfall in Kauf nehmen, damit die Folge funktionieren kann. Eigentlich vermeidbar, wenn Paul gar nicht im Auto gesessen, sondern immer noch am Van des Entführers gehangen hätte. Das Finale dagegen sehr stark, wie der Entführer einfach als letzten Ausweg den Suizid sieht, passend zum - zugegeben sehr plump präsentierten - Hintergrund der Figur.


    Genau in der mutigen Erzählweise liegt aber gleichzeitig der „Fehler“ der Episode (in dicken Anführungszeichen): Die Hauptcharaktere dürfen nach RTL-Konzept gar nicht (mehr) eine solche Tiefe besitzen, die Paschmann hier kreiert, denn sonst wäre das Publikum geschlossen anspruchsvoller und es würde geschlossen bei Scheißtag und Co. rebellieren und RTL die Hölle heiß machen. Auch wenn diese Staffel wieder ein Schritt in die richtige Richtung ist, bleibt das Staffelfinale in dieser Hinsicht vorerst einzigartig und serviert das, was auch Bombenstimmung und Schutzengel nicht getan haben.


    Nun könnte man Paschmann also sagen: Thema verfehlt, guter Mann, keine Ahnung vom Format, setzen 6! Derzeit kann man so eine Folge wirklich nur genießen und sich darauf einlassen, wenn man sie als einzelne Episode sieht und das Gros der bisherigen 56 Renner-Folgen dabei ausblendet.


    Allerdings ist Paschmann nicht erst seit gestern bei der Cobra, er ist seit Jahren Francos Kameramann und hat schon an unvergesslichen Werken wie Die dunkle Seite mitgearbeitet (dort allerdings durch die Kamerahaltung bei der Auto-Verfolgungsjagd mehr schlecht als recht). Er gehört zu denen, die das Format wieder in die richtige Spur bringen könnten. Zwischen Leben und Tod ist nicht grundsätzlich unpassend für das Format Alarm für Cobra 11, die Folge kommt nur zu früh oder - je nach Blickwinkel - zu spät, zu einem unglücklichen Zeitpunkt, zu dem man von der Serie anderes gewohnt ist. Der Übergang in Form einer Herbststaffel 2013, der fehlt hier.


    Es bleibt die Frage, ob man dauerhaft eine derart hochqualitative Schiene fahren wird, denn derzeit prallen hier zwei Welten aufeinander, die nicht harmonieren wollen, die Welt der Dramatik, Vielschichtigkeit und Komplexität, die eine stetige Entwicklung der Charaktere mit all ihren Backgroundstorys voraussetzt und die Welt der einfachen Donnerstagabendunterhaltung, bei der man kaum Vorkenntnis braucht, sich nicht groß konzentrieren muss und sich von der Action berieseln lassen kann.


    Ich sehe die Folge so, wie ich sie sehen möchte, als einzelnes Werk und dafür gibt es eine 9/10, da man hier und da noch einiges verbessern könnte und die Episode nicht uneingeschränkt frei von Fehlern ist. Ich denke ebenfalls, dass die Folge sehr stark polarisieren wird und die Wenigsten werden sie wirklich deuten wollen, was im Allgemeinen die Schuld von RTL selbst ist. Der Anfang ist gemacht. Jetzt muss man abwarten, ob es dabei bleibt oder eine Ausnahme war. Die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt.

  • Also technisch eine Topepisode mit viel Spannung und sehr gut dargestellten Charakteren. Es war nicht die Cobra die man kennt. Es war Experiment, welches aber ziemlich gelungen ist. Der Fall, dass ein Kind mit Diabethis entführt wurde, ist nicht neu, aber sehr spannend erzählt. Auch fand ich, dass das Mädchen für das Alter ziemlich gut gespielt war. Die Machart der Episode kenn ich schon aus anderen Serien. Grandios dargestellt von Erdogan Atalay, aber auch vom restlichen Cast. Schön auch, dass wirklich mal der ganze Cast zu sehen war.



    Was bei dem ganzen aber für mich etwas untergegangen ist, ist das Motiv des Entführers.


    Punkte vergeb ich heute nicht.

  • Ich kann mich der Meinung von Eye nur anschließen und will die EInzelheiten nicht wiederholen. Die Folge war sehr gut und ich denke Paschmann hat hier wirklich gute Arbeit geleistet und abgeliefert. Wenn die Macher in diese Richtung weitergehen, wäre ich zufrieden. Eine Steigerung ist immer drin.

    _______________________________
    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Guten Tag, ich bin hier neu! Ich heiße Lennard, bin noch Schüler und gucke sehr gerne Cobra 11.


    Zur Folge gestern: Ich war hin-und hergerissen. Zum Einem gefiel mir die Spannung, obwohl klar war, dass Semir nicht stirbt. Zum Anderen fande ich das Koma und die Gedanken\Träume von Semir grenzwertig. Ich hätte es besser gefunden, wenn man diese Gedanken\Träume von Semir weggelassen hätte. Auch das Semir plötzlich aufwacht und zur Lösung des Falles beigetragen hat, fande ich nicht so gut. Alles in allen eine durchschnittliche Folge.


    Note: 3
    Punkte 7\10

  • Puh, also ich fand diese Folge klasse gemacht. Sicher war es keine Alltägliche Folge aber musste man hier schon mal genauer zuhören um dem Ganzen zu folgen und auch die Gründe für diese Tat herauszufinden.
    Bis zum Schluß wusste man noch nicht, wer der eigentlich Böse war. Hatten sie den Richtigen gefasst? Oder hatte er nichts damit zu tun?
    Viele Fragen blieben bis zum Schluss verborgen und das mag ich total.
    Weiter so

  • Ich schließe mich gerne all dem an, was ihr schon gesagt habt und will es auch nicht unbedingt wiederholen.


    Ein paar Dinge, die mir allerdings noch gut gefallen haben (ich weiß nicht, ob das schon gesagt wurde) war die Tatsache, dass die Jungs in einen schon bestehenden Fall gestartet sind. Also, die Folge fing an und der Fall war schon mittendrin. Das hatte für mich mal etwas neues, vielleicht gab es das ja schon mal... Aber ich fand es mal ganz nett.
    Die Traumwelt war meiner Meinung nach super umgesetzt, aber das hattet ihr ja auch schon geschrieben. So kleine Sachen, wie zum Beispiel, als der Arzt in Semirs Augen leuchtete um die Pupillen zu kontrollieren und dann das Licht, welches Semir im Parkhaus "gezeigt" wurde, waren für mich so kleine Highlights.


    Ich meine mich aber auch daran erinnern zu können, dass mir einige Drehorte sehr bekannt vorkamen. Bei denen dachte ich mir: "Aha, hier waren wir doch schon mal?" Aber ich kann mich auch getäuscht haben...


    Mein persönliches Fazit: Eine schöne Folge, ein halbwegs runder Abschluss für diese Staffel und ich wäre höchst erfreut, wenn die nächsten Folgen mal wieder mehr in diese Richtung gehen würden.

    "... weil Mut & Wahnsinn manchmal verdammt nah beieinander liegen. "

  • Endlich komme ich auch dazu, für diese Folge zu feeden. Ich bin ein wenig zwiegespalten. Einerseits ist sie toll gemacht, gerade die Rückblicke während Semir´s Koma fand ich klasse gemacht und freilich waren da alte Szenen zu sehen, denn gerade an die erinnert er sich. Mehr als einmal hatte ich Gänsehaut und fand, Erdogan hat da eine Menge auch nonverbal ausgedrückt, gerade bei seinen einsamen Wanderungen durch seine Vergangenheit. Allerdings ist es natürlich weit her geholt, dass er während er zwischen Leben und Tod schwebt, aktiv einen Fall löst. Diese Rückblicke mit dem Mädchen, das ihn immer wieder um Hilfe bittet waren gut gemacht, aber ich würde einfach sagen, dass er sie nicht durch Traumreisen gefunden hat, sondern eher durch intensive Beschäftigung seines Unterbewusstseins mit Informationen, die er in wachem Zustand erhalten hat-so könnte ich das Markieren des Ortes auf der Karte in der Past auch deuten.


    Negativ fand ich, dass diesmal Paul Gefühle nicht so gut gespielt hat-da hätte ich mir mehr Verzweiflung und Drama gewünscht.


    Ein kleiner Kritikpunkt auch mal wieder an die technische Umsetzung des Aufenthalts von Semir auf der Intensivstation. Nachdem ich da seit 21 Jahren arbeite, fallen mir Fehler sofort ins Auge und ich frage mich, ob es soviel Mühe macht, da einen medizinische Fachkraft kurz über die Aufnahmen drüber schauen zu lassen, damit die realistischer wirken. Wenn ich einen Tubus so fixieren würde, wäre ich sofort fristlos entlassen, ein Intensivpatient mit Polytrauma trägt keinen Schmuck, weil da nämlich erstens die Finger anschwellen und es auch bei ner Defibrillation schwere Verbrennungen geben kann und eine nichtinvasive Blutdruckmessung ist auch nicht üblich, sondern ne Arterie und reden wir mal nicht vom Einlumen-ZVK und der vergessenen Handfixierung- aber das nur am Rande ;) .
    Allerdings ist der komatöse Zustand mit Wachphasen und dem Kampf das Bewusstsein wieder zu erlangen gut gespielt und es stimmt tatsächlich, oft werden Geräusche, Lichter etc dann anders verarbeitet, das geht einem ja manchmal sogar im Halbschlaf so und gerade meine sedierten Patienten erzählen mir nach ihrer Genesung manchmal Sachen, die mich nachdenklich machen.
    Was nicht realistisch ist, ist auch die Sache mit dem Mädchen im angeblich diabetischen Koma. Ein Patient mit Typ 1 Diabetes kann nicht nur Insulin spritzen, sondern muss dazu auch essen und weil es inzwischen keine Diätpläne mehr gibt, haben die meisten im Oberarm einen Chip, über den man mit einem Lesegerät den aktuellen Blutzuckerspiegel misst, oder sich alternativ in den Finger stickst und dann je nach Wert bedarfsgerecht Insulin nachspritzt. Die Symptome des Kindes waren typisch für einen massiven Unterzucker-Frieren, kalter Schweiss, Müdigkeit. Zittern und es stimmt, wenn man da intravenös Glucose gibt, dann sind die Symptome mit einem Schlag wie weg geblasen, aber nicht wie es im Film dargestellt wurde-man spritzt subkutan Insulin-wenn ja denn wie viele Einheiten? und von einer Sekunde auf die andere ist alles gut, so kann man einen kindlichen Diabetiker nämlich einfach umbringen und falls es sich wirklich um einen massiven Überzucker gehandelt hätte, würde man den ganz langsam über mehrere Tage unter Intensivüberwachung senken, weil es sonst zur Hirnschwellung kommt-wie gesagt die medizinische Beratung bei Cobra lässt schwer zu wünschen übrig.


    Nichtsdestotrotz hat mir die Folge insgesamt gefallen. Paul war der Einzige, der sich sicher war, dass der Verdächtige wirklich der Entführer des Kindes war und hat ihn letztendlich auch gestellt und das Mädchen unter Lebensgefahr aus dem Kofferraum geholt - da habe ich kurz die Luft angehalten, aber wie erwartet haben die Guten überlebt und die Bösen sind gestorben . Auch wenn es im wahren Leben oft nicht so ist-das mag ich an Cobra und will ja danach noch gut schlafen können. An solche Folgen könnte ich mich gewöhnen! :D

  • Für mich seit langem eine der Besten Folgen! Die Folge hatte eine extrem spannende Tiefe der Erzählweise.
    Es waren so viele kleine versteckte Details und Facetten die zwischen Realität und Semirs Traumzustand gespielt haben. Auch die Art und Weise wie Semir den Fall gelöst hat war einfach genial. Der Zuschauer wurde direkt in diese mystische Welt mit hineingenommen.
    Großes Kompliment hier an die Drehbuchautoren und den Regisseur!

  • ein würdiges Staffelfinale. Es top die Staffel einfach.


    + alle waren zu sehen
    + Fall war nicht langweilig
    + Happy End


    Ich fand auch das Paul mit Jenny gut kann. Ist es nur mir aufgefallen, aber da wo die beiden da die Treppen runter sind, das sah echt aus wie damals bei "Operation Midas".... diese Treppenszene und dann unten....


    Ich bin echt sehr zufrieden mit der Folge und hoffe, das 2019 mehr an dieser Folge anschließt von Qualität, als an andere Folgen.


    ich bin echt zufrieden und gebe 9 von 10 Punkten

    "...und außerdem Ich kann Blaulicht."



    aus "Drift"

  • Nachdem ich die Folge jetzt auch mal gesehen habe, bin ich zwiegespalten. Die Spannung hatte ich mir selbst kaputt gemacht, weil ich vorher hier hineingeschaut hatte, es hat aber eigentlich nichts ausgemacht. Den Beginn fand ich echt sehr stark. Auch, die Art, wie Semir weiter "ermittelt" fand ich zwar gewagt aber gut. Warum auch nicht? Besser als jemandem ne Klobürste in den Mund zu stecken...
    Außerdem kann es ja durchaus sein, dass man im "bewusstlosen" Zustand ne Menge anderer Arbeitsabläufe im Gehirn hat, die einen voran bringen. So ähnlich wie im Traum (ich habe immer wieder die Lösungen von Problemen im Schlaf gefunden).
    Ich mag es wenn Jenni und Kim dabei sind. Und Folgen, bei welchen Semir nicht unverletzt aus einem gecrashten Auto steigt, haben ohnehin schon ein dickes Plus bei mir. Carina Wiese war super, allerdings würde ich ihr auch gerne mehr Handlung außer "panisch besorgter Ehefrau" zugestehen.
    Worin ich aber Susan zustimmen muss (ohne selbst vom Fach zu sein), ist die Frage, ob man da nicht einfach mal jemanden mit Medizinischen Fachkenntnissen vorher drüberschauen lassen kann. Damit keine Fehler passieren, die sogar mir Medi-DAU auffallen (woher weiß der RD was von freier Flüssigkeit im Bauch, die Diabetes-Insulin-Geschichte, das Halskettchen, Aufwachen trotz gestiegenem Hirndruck (der vorher noch zum Kammerflimmern geführt haben soll - oder hab ich da was falsch verstanden?)). Okay, ist ja eine Actionserie, keine Klinikserie.


    Die Story war echt zu dünn und irgendwie konnte ich mit Paul so gar nichts anfangen. Wie der da unter Todesverachtung das Mädchen rausholt... mit versteinerter Miene am Bett seines schwerverletzten Partners steht... Nee X( Und eine etwas überschminkte Jenni (kann soviel Makeup körperliche Arbeit überstehen?) nimmt ärztliche Maßnahmen vor... Die Bilder mit Semir und Erdogan Atalays Schauspiel waren umso besser - bis zu dieser kitschigen Nahtoderfahrung mit dieser grässlichen Musik... Sorry, ab dem Moment war's versaut und wurde nicht mehr besser...
    Den Beginn werde ich mir aber noch ein paar Mal ansehen :P Klare Tendenz nach oben.

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