So manch einer hat diese Folge geradezu verrissen, zu sehr von Logiklöchern zerfressen hieß es, darf so in dieser Form gar nicht gesendet werden. Nachdem ich sie mir angesehen habe, frage ich mich, ob wir die selbe Folge gesehen haben, zumal hier außer besagter Kritik nicht wirklich erläutert wurde, worin denn die ganzen Logiklücken bestehen.
„Most Wanted“ ist nicht unlogischer als der größte Teil ernstgemeinter Folgen der letzten 20 Jahre. Ich bin jetzt auch ganz froh drüber, dass es kein Pilotfilm geworden ist, denn wenn man mal so drüber nachdenkt, wären Semir und Paul in den ersten 45 Minuten (mit der im Off geschilderten Vorgeschichte) in keiner einzigen relevanten Szene zu sehen gewesen und ich wüsste auch nicht, wie anders man das Drehbuch hätte aufbauen sollen, damit genau das nicht im Pilot passiert.
Es wurde kritisiert, dass der Vater des Jungen plötzlich aus dem Tresor draußen war. Ja gut, es fehlt eine Befreiungsszene, aber wenn dieser Mann nur einen Funken Verstand hat, dann hat er in diesem Tresor, zu dem nur er Zugang hat, ja wohl einen Notausgang angelegt. Man stelle sich doch mal vor, er würde nur aus Spaß eingeschlossen werden oder die Tür fällt einfach zu. Das wäre ja wohl blöd.
Viel verärgerter bin ich über die großkotzige Ankündigung, es wäre ein Special mit erhöhtem Budget. Dafür habe ich aber ziemlich miserable Action gesehen, sorry, das Budget habt ihr wohl wirklich für Drehgenehmigungen verpulvert.
„Most Wanted“ bringt mich zudem zu der Erkenntnis: Darius ist rein auf die Regie bezogen an Franco vorbeigezogen. Und das nach nur drei Folgen, von denen Bollywood einfach nur peinlich, aber ansehnlich verfilmt war und Autohacker nur Pseudo-Spannung aufbauen konnte. Trotzdem ist „Most Wanted“ nochmal eine ganze Ecke hochwertiger inszeniert als „Harte Schule“ und würde mich die Story hier mindestens so gut packen wie in F338, würde ich sie über ihr platzieren. Da sieht man richtig, dass zumindest einer sich noch extreme Mühe gibt, auch wenn natürlich auch Darius kein Gold aus einem dümmlichen Drehbuch zaubern kann, aber immerhin kann man sich den Quatsch dann trotzdem ansehen.
Auch dass zu viel Fokus auf der Landschaft von Budapest liegt, sehe ich nicht so. Die Folge legt ein gutes Tempo vor, ist nie langweilig und bringt die Bilder an den richtigen Stellen in richtiger Dosierung. Mein Lieblingsframe natürlich der, in dem Karen Morris ihren Mund zum Fauchen aufreißt und zum steinigen Löwen geschnitten wird.
Was noch? Ah ja, Morris spricht plötzlich akzentfreies Deutsch. Vor dieser Szene hatte sie keinen Grund, Deutsch zu sprechen, über das akzentfrei kann man diskutieren, aber es soll Leute geben, die sprechen eine fremde Sprache wirklich perfekt. Und das ist mir wirklich 100x lieber, als 45 Minuten lang Untertitel lesen zu müssen, dann sprechen die Leute eben zufälligerweise Deutsch. Ganz so abwegig ist das ja nun auch nicht.
Ein paar Worte zum Humor: War wohldosiert, ging mir nicht auf den Keks, ganz nett.
Fazit: Für die maue Action und den für mich nicht ganz so interessanten Fall im Vergleich zur nachfolgenden Episode ziehe ich ein bisschen ab und komme so auf 8,5 Punkte in der Paul-Ära. Unterm Strich wirklich gelungen und wirklich der beste Staffelstart seit „Die Chefin“, wobei die für mich nicht getoppt wurde. Engelhardt schlägt nun mal Dorn.