N´est-ce pas de deux! - Tanz auf dem Drahtseil!

  • So,jetzt bekommt ihr auch von mir mal wieder eine Geschichte!
    Ich möchte sie meiner Freundin Darcie zum Geburtstag widmen und hoffe,sie gefällt dem einen oder anderen ein wenig!
    Keine Sorge übrigens-ausser im Titel halte ich mich mit französisch ganz zurück,bin da auch nicht besonders gut drin!
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    Semir und Ben waren auf der A4 auf Streife unterwegs.Beiden knurrte der Magen,denn es ging auf Mittag zu und ihnen schwebte ein leckerer Snack in einer Raststätte vor,die sie in den letzten Tagen schon mehrmals aufgesucht hatten.In etwa 10 Minuten würden sie da sein.Semir steuerte konzentriert seinen BMW,während Ben verträumt aus dem Fenster sah und die Melodie eines neuen Songs,der ihm schon den ganzen Tag im Kopf herumging,vor sich hinsummte.Sie hatten demnächst in der PASt Betriebsfest und die Vorbereitungen liefen bereits auf Hochtouren.
    Semir,der öfter mal Bandproben beigewohnt hatte,hatte angeregt,dass Ben und seine Jungs die musikalische Umrahmung vornehmen sollten und Ben war deswegen schon ganz aufgeregt.Gut das Publikum würde nicht allzu gross sein,Kollegen und deren Partner eben,insgesamt so etwa 50 Mann,aber trotzdem war es ein öffentlicher Auftritt und sie probten deswegen jeden Tag bis in die Puppen.


    Ben gähnte-ja,so ein Mittagsschlaf wäre jetzt auch nicht schlecht,als ihn auf einmal Semir´s Stimme wieder aus seinen Tagträumen holte:“Mann,was macht denn der da,ist der verrückt geworden!“schrie er und packte das Lenkrad fester.Nun war auch Ben wieder ganz wach und spähte aus dem Fenster,um den Grund für Semir´s Ausbruch herauszufinden.
    Etwa fünf Fahrzeuge vor ihnen begann ein schwarzer Kleinwagen immer wieder zu schlingern und zwei Fahrspuren zu brauchen.Bis jetzt hatten die Nachfolgenden immer noch ausweichen können und versuchten nun,den Fahrer mit Hupe und Lichthupe auf sein Fehlverhalten hinzuweisen.Ben schaltete das Martinshorn und das blaue Lauflicht ein und noch während er seine Kelle herausholte,versuchte Semir zu überholen,um den Verkehrsrowdie herauszuholen.“Mann,ist der besoffen,oder was!“schrie Semir und wich geschickt einem Vorausfahrenden aus,der die Nerven verloren hatte und auf die Bremse getreten war.Leider hatte ihr Hintermann nicht so gut aufgepasst und während Semir noch vorbeizog,knallte es hinter ihnen und Ben sah im Rückspiegel plötzlich querstehende PKW und einen LKW,der gerade noch zum Halten kam,bevor noch mehr passierte.
    Sie richteten ihre Konzentration nun wieder nach vorne,aber da hatte der Kleinwagen schon die Leitplanke gerammt und es gelang zwei Fahrzeugen nicht mehr auszuweichen,als er ins Schleudern kam.Sie erfassten den schwarzen Colt der sich nun mehrfach drehte und während Bremsen quietschten und Blech auf Beton schrammte,verriss der Fahrer ein letztes Mal das Steuer und überschlug sich einmal mit dem Wagen.Anscheinend war er nicht angeschnallt und während die Insassen der nachfolgenden Fahrzeuge zwar mit klopfendem Herzen,kaputten Autos,aber ohne Personenschäden zum Stehen kamen,knallte der Körper des Mannes auf den Asphalt und blieb reglos liegen.
    Während Ben die Meldung an die Zentrale machte und Verstärkung und den Rettungsdienst mit Notarzt anforderte,sprang Semir schon mit einem Fluch aus dem Wagen,zog sich im Hinlaufen seine Einmalhandschuhe an und versuchte Erste Hilfe zu leisten.Ben stürmte nun mit dem Verbandskasten hinterher und war überrascht,dass Semir den Mann mit Namen ansprach.“Herr Otevrel,was ist denn los?“fragte er ihn,während er ihn behutsam auf den Rücken drehte.Dem lief das Blut aus dem Gesicht und sein Bein stand in merkwürdigem Winkel ab,aber am schlimmsten war die Gesichtsfarbe,die ins Bläuliche changierte.Er hustete und schlug die Augen auf.“Mörder,verdammter Mörder!“stammelte er,bevor er die Augen schloss und in der Bewusstlosigkeit versank.Sein Gesicht war schweissbedeckt und die Brust hob und senkte sich schwer.Semir und Ben brachten ihn in die stabile Seitenlage und kurz darauf hörten sie schon die Sirenen des Rettungswagens.Während Semir bei dem Verletzten blieb,bis der Notarzt ihn übernahm,begann Ben sich einen Überblick über die Massenkarambolage zu verschaffen und Formalitäten aufzunehmen.


    Als der Verletzte abgefahren wurde,kam Semir zu seinem Partner.“Wer war das?“wollte der wissen.“Das war Pavel Otevrel,ein ehemaliger Profitänzer,der nun in der Ballettschule,in der Ayda seit Neuestem tanzen geht,unterrichtet.Wir haben uns erst letzte Woche über Ayda´s Fortschritte unterhalten und er war sehr begeistert von ihren Leistungen!“berichtete Semir mit stolzgeschwellter Brust.
    „Warum der wohl ins Schleudern geraten ist? Meinst du der war betrunken,oder unter Drogen?“fragte Ben seinen Partner.“Also ich habe nichts gerochen und das mit den Drogen lässt sich herausfinden!“sagte Semir bestimmt,“aber was meinte der mit dem Mörder?“fragte er sich nun selber und nachdenklich gingen die beiden ihrer Arbeit nach.Das Mittagessen nahmen sie erst mit zweistündiger Verspätung ein und kurz bevor sie Feierabend machten,erreichte sie die Nachricht,dass der Tänzer im Krankenhaus verstorben war.

  • Nachdem der Tod ja eine Unfallfolge war,hatte sich die Spurensicherung den Leichnam angeschaut und der Staatsanwalt eine Autopsie angeordnet.Als die im gerichtmedizinischen Institut am Nachmittag stattgefunden hatte,bekam Semir den Anruf des Pathologen.“Jungs,der Fall ist sozusagen kein richtiger Fall,weil die Todesursache und auch vermutlich die Ursache für den Unfall eine schwere Lungenentzündung war.Die Lunge war dermassen entzündet,dass der Mann vermutlich keine Luft mehr bekommen hat und deswegen nicht mehr fahren konnte.Es ist mir zwar ein Rätsel,warum man sich in so einem Zustand noch hinters Steuer setzt,anstatt zum Arzt zu gehen,aber das werden wir wohl nie erfahren,was ihn dazu getrieben hat.Auf jeden Fall werde ich einen natürlichen Tod attestieren und ihr braucht euch nicht mehr kümmern!“ erklärte der Gerichtsmediziner und Semir,gab das an Ben weiter.


    Der nickte und dann gingen sie ihrer normalen Arbeit nach,bis Semir um kurz vor fünf auf einmal hektisch auf die Uhr sah.“Mann,ich muss Ayda vom Ballett abholen,weil Andrea mit Lilly beim Kinderarzt ist,das hätte ich jetzt fast vergessen! Tut mir leid,aber jetzt musst du mit,denn ich kann dich vorher nirgendwo mehr rauslassen,ich bin eh schon zu spät!“ Ben nickte ergeben,er hatte sowieso nicht mit einem pünktlichen Feierabend gerechnet und die Bandprobe erst um 20.00 angesetzt.Gemeinsam fuhren sie zur Ballettschule und waren sogar rechtzeitig genug,noch die letzten 5 Minuten von Aydas Training mitzuerleben.Stolz zeigte sie,wie die anderen Elevinnen auch,wie sie begann auf Spitze zu tanzen und auch Ben war hingerissen von dem entzückenden Anblick der 6-8 Jährigen,die in ihren rosa Tutus und den Spitzenschuhen hochkonzentriert an der Stange standen und nach Anweisung der etwa 65 Jährigen Ballettmeisterin ihre Übungen absolvierten.Plié,s´il vous plait!“ertönte die durchaus autoritäre Stimme der schlanken und immer noch durchtrainierten Dame und alle Kinder machten synchron dasselbe.


    Semir flüsterte Ben zu:“Wenn ich zuhause mit Ayda in so einem Ton reden würde,würde sie bocken und auf stur schalten,aber wenn die Ballettlehrerin das sagt,dann ist das in Ordnung und das Evangelium.Aber in den zwei Jahren Ballett ist Ayda konzentrierter geworden und auch ihre Füsse stehen wieder richtig,das hat uns nämlich der Orthopäde empfohlen,das mit dem Ballett!“
    Ben nickte und sagte ebenso leise:“Ich weiss! Ballett formt Körper und Geist,das habe ich am eigenen Leib erlebt.“ Nun war es an Semir,Ben sprachlos anzustarren:“Du und Ballett,das passt ja wohl überhaupt nicht zusammen!““Gut,ich habe auch nie klassisches Ballett gemacht,aber als ich so 16,17 war hatte ich eine Freundin,deren Eltern eine Ballettschule hatten.Sie brauchten dringend Trainer für Bodywork,Hip-Hop,Tap-Dance und andere Modern Dance Motive.Da habe ich erst bei denen trainiert,dann unterrichtet und auch einige Scheine dafür beim DTB,dem Deutschen Tanz Bund gemacht,die kann ich dir mal zeigen!“
    Nun war die Stunde beendet und während die Mädchen sich in der Umkleide umzogen,kam Frau Neumann auf die beiden zu und begrüsste sie herzlich.“Haben sie schon von unserem Verlust gehört? Vorhin habe ich erfahren,dass Herr Otevrel,unser Modern Dance-Lehrer bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.Normalerweise hätte diese Stunde auch nicht ich gehalten,sondern Svenja Krause,aber die ist ebenfalls nicht erschienen.Die beiden waren ein Paar und das wird sie hart angehen-er war doch noch so jung,erst 38 und die beiden planten ein Leben zu zweit!“


    Semir nickte und als Ayda zu ihnen trat,bekam sie noch ein dickes Lob von ihrer Lehrerin:“Ayda,du machst das sehr gut und ich merke auch,dass du in deiner Freizeit fleissig übst.Vielleicht kannst du bei der nächsten Aufführung in deiner Leistungsklasse eine Hauptrolle haben!“Ayda strahlte und während sie gemeinsam zum Auto liefen,plapperte sie die ganze Zeit von ihrem Berufswunsch Primaballerina und davon,wie toll es doch im Dance-Center No 7 war.
    Semir holte die Kindersitzerhöhung aus dem Kofferraum und gemeinsam fuhren sie nach Hause und liessen unterwegs Ben noch an seiner Wohnung aussteigen.Der Abend verlief für alle harmonisch,für Semir mit seiner Familie und bei Ben mit seiner Band,die inzwischen das Programm für den Auftritt beieinander hatten.

  • Als die beiden am nächsten Tag in der Past wieder zusammenkamen,war Semir fit und ausgeschlafen und Ben musste im Gegensatz dazu ständig gähnen und wäre am liebsten wieder nach Hause verschwunden.“Warum gehst du auch immer nicht ins Bett!“sagte Semir vorwurfsvoll!““Weil ich auch mal üben muss,sonst wird das nichts mit der musikalischen Unterhaltung beim Betriebsfest!“verteidigte sich Ben.Bevor sie weiter kabbeln konnten,sah Semir zufällig auf den grossen Monitor an der Wand,auf dem Fotos einer augenscheinlich toten jungen Frau zu sehen waren,die eben in ihrer Wohnung aufgefunden worden war.“Mensch,die kenn´ ich,das ist Ayda´s junge Ballettlehrerin,die gestern nicht zum Training erschienen ist! Da hat doch Frau Neumann erzählt,dass sie und Pavel Otevrel ein Paar waren! Da stimmt doch was nicht!“


    Semir stand auf und ging,gefolgt von Ben zur Chefin und erklärte auch der,dass da irgendwas nicht in Ordnung war.Zwei Tote innerhalb von zwei Tagen in einer Ballettschule,da musste man doch näher hinschauen!
    „Und was hat das mit der Autobahn zu tun,Herr Gerkan? Liegt da bei ihnen nicht eher persönliches Interesse vor,weil sie die Verstorbenen kennen?“wollte Frau Krüger wissen.“Na ja,immerhin ist der erste Tote in einen Unfall auf der Autobahn verwickelt gewesen und daran gestorben-na wenigstens fast!“verteidigte sich Semir.“Gut,ich werde mal sehen,was sich machen lässt und welche Kollegen mit dem Fall bisher betraut sind.Gehen sie wieder in ihr Büro,ich melde mich dann bei ihnen!“gab die Chefin nach.
    Wenig später stand sie in der Tür und sagte schmunzelnd:“Sie haben den Fall,wenns denn einer ist,die Kollegen die zu der Leiche gerufen wurden konnten momentan nichts Verdächtiges feststellen,allerdings ist die Todesursache bisher ungeklärt,also sehen sie sich die Sache mal an!“
    Semir und Ben sprangen auf,griffen nach ihren Jacken und liessen sich im Hinausgehen noch von Susanne die Adresse geben.Semir drehte sich noch kurz um:“Danke Chefin!“ sagte er und folgte dann Ben zu seinem Wagen.


    Innerhalb kurzer Zeit waren sie an der Wohnung der Verstorbenen angelangt.Die Kollegen der Spurensicherung waren noch in Aktion und auch die Leiche war noch nicht abtransportiert.Der Arzt,der die Tote grob begutachtet hatte,zog gerade die Handschuhe aus und vermeldete.“Ich kann auf Anhieb keine äusseren Verletzungen feststellen,allerdings weiss ich auch nicht,woran sie gestorben ist,das muss die Obduktion klären.Ich schätze,dass sie seit etwa zwei Tagen tot ist,die Leichenstarre deutet darauf hin.Näheres wie gesagt später,ich werde auch ein toxikologisches Gutachten anfordern.“
    Als Semir und Ben die Tote aus der Nähe ansahen fiel ihnen gleich etwas auf.“Siehst du das,ihr Gesicht ist genauso blau,wie das von diesem Otevrel!“ bemerkte Ben.“Ja und anscheinend war sie schon länger krank,schau mal das verschwitzte und zerwühlte Bett,die ganzen gebrauchten Papiertaschentücher,Erkältungsbalsam,Hustensaft und andere Medikamente.Schaut eigentlich eher aus,als wäre sie erkältet gewesen,aber an sowas stirbt man schliesslich nicht gleich! Ich bin ja gespannt,was die Autopsie ergibt!“ gab auch Semir seine Erkenntnisse weiter.Während inzwischen der Leichenwagen eingetroffen war und die Tote in einem Leichensack verpackt in den Zinksarg gelegt und in die Gerichtsmedizin gebracht wurde,hörten sie ein leises Schluchzen aus dem Nebenzimmer.
    Als sie dorthingingen,sahen sie in einer kleinen Küche eine junge Frau am Tisch sitzen,die ein Polizist zu trösten versuchte.“Guten Tag,Kripo Autobahn,Jäger mein Name und das ist mein Kollege Gerkan!“ stellte Ben sie beide vor und fragte dann:“Haben sie die Leiche gefunden?“,woraufhin die junge Frau unter Schluchzen nickte.“Ich bin-war Svenjas beste Freundin und habe auch einen Schlüssel zu ihrer Wohnung.Als ich seit drei Tagen nichts mehr von ihr gehört habe und sie auch nicht ans Telefon gegangen ist,obwohl wir eigentlich am Abend verabredet waren,bin ich heute hergefahren und als niemand auf mein Läuten aufgemacht hat,habe ich einfach die Türe aufgesperrt und sie gefunden.Sie,sie sah so entsetzlich aus,so blau im Gesicht!“ und sie brach wieder in lautes Schluchzen aus.


    „Sagen sie,war sie schon länger krank?“ wollte nun Semir wissen.Die junge Frau,die ihren Namen mit Katja Heimann angegeben hatte,schüttelte den Kopf.“Vor vier Tagen waren wir noch miteinander beim Shoppen,da hat sie nur gemeint,dass ihr Hals ein wenig kratzt,aber sonst nichts! Was geschieht jetzt?““Ihre Freundin wird nun erst mal obduziert,damit man herausfinden kann,an was sie gestorben ist.Hat sie Eltern,die man verständigen müsste?“ fragte Semir mitfühlend.Katja nickte und holte ihr Handy hervor.“Da ist ihre Nummer,sie wohnen in Lindenthal,Svenja und ich sind schon seit unserer Kindheit Freundinnen.“Semir schrieb sich Telefonnummer und Adresse auf und liess dann die geschockte junge Frau von seinem uniformierten Kollegen nach Hause bringen.
    Zunächst sahen sich die beiden noch in der Wohnung ein wenig um und brachen dann auf,um die Eltern vom Tod ihrer Tochter zu verständigen.

  • Als sie in Lindenthal ankamen,war schon von aussen erkenntlich,dass hier keine armen Leute wohnten.Eine schöne Villa ,direkt am Stadtwald gelegen, war unter der angegebenen Adresse zu finden.Semir läutete und eine gepflegte Mittfünfzigerin öffnete kurz darauf die Tür.“Wie kann ich ihnen helfen?“fragte sie und sah die beiden neugierig an.“Gerkan,Kripo Autobahn und das ist mein Kollege Jäger!“ sagte Semir und zückte seinen Ausweis.“Können wir einen Moment hereinkommen?“ Die Dame trat einen Schritt zurück und gab den Weg in eine grosszügige Diele frei.“Ist ihr Mann zuhause?“wollte nun Semir wissen und die Frau des Hauses nickte und rief ihren Gatten dazu.“Haben wir eine Geschwindigkeitsbeschränkung übersehen,oder warum kommt die Autobahnpolizei gerade zu uns ins Haus?“ begehrte der nun zu wissen.


    „Können wir uns einen Moment setzen?“ mischte sich nun Ben ein und sie wurden weiter in ein lichtdurchflutetes Wohnzimmer gebeten,das einen wunderbaren Ausblick auf den Kahnweiher mit seinen Wasserspielen bot.Semir beschloss,das Elend nun nicht weiter hinauszuzögern und eröffnete den beiden:“Ihre Tochter wurde heute in ihrer Wohnung tot aufgefunden,sie war bereits etwa zwei Tage tot,es tut mir leid!“
    Die Eltern sahen den Überbringer der Nachricht fassungslos an.Aus ihren Gesichtern war alles Blut gewichen und nach einer Schrecksekunde lagen sie sich weinend in den Armen.Ben und Semir sahen mitfühlend auf die anrührende Szene.Als die beiden sich wieder etwas beruhigt hatten,fragte der Vater stockend.“An was ist sie gestorben,,dass die Polizei sich mit der Sache befasst?“
    „Das wissen wir ehrlich gesagt noch nicht genau.Ihre Tochter wurde in die Gerichtsmedizin gebracht und wir hoffen,dass der Pathologe uns spätestens morgen darüber Auskunft geben kann.Wir haben aber keinerlei Anzeichen für äussere Gewalt feststellen können!“ setzte er noch tröstend hinzu.Der Vater nickte langsam.“Und,war ihr-Freund,dieser vermaledeite Pavel bei ihr?“ wollte er nun zornig wissen.


    Semir schüttelte den Kopf.“Der ist leider gestern im Krankenhaus nach einem Unfall verstorben,aber irgendwie sind uns das zu viele Zufälle,daher würde uns interessieren,was dahinterstecken könnte!“ Nun mischte sich die Mutter,die sich wieder ein wenig gefangen hatte,ein und begann zu erzählen:“Wir haben eine gutgehende Firma hier in Köln und Svenja sollte die nach dem Studium der Betriebswirtschaft übernehmen.Sie hat immer schon leidenschaftlich getanzt,schon seitdem sie 4 Jahre alt war.Aber anstatt nach dem Master ins Geschäft einzusteigen,hat sie begonnen in einer Ballettschule zu unterrichten und ihre Tänzerkarriere voranzutreiben.Zudem hat sie sich noch einen mittellosen, ehemaligen Profitänzer,diesen Pavel Otevrel angelacht und wollte mit dem eine gemeinsame Zukunft aufbauen.Wir haben ihr alle Mittel gestrichen,um sie zur Vernunft zu bringen,aber sie wollte einfach nicht hören.Vor einigen Wochen ist ihre Grossmutter gestorben und hat ihr persönlich 300.000 € vermacht.Nun war sie natürlich für diesen Nichtsnutz noch viel interessanter.Wenn der nicht auch tot wäre,würde ich ja sagen,der hat sie ein Testament auf seinen Namen machen lassen und sie dann umgebracht,aber so,ach ich weiss einfach nicht!“ und sie brach wieder in Tränen aus.Semir und Ben hatten momentan genug erfahren und verabschiedeten sich taktvoll,um die Eltern mit ihrer Trauer alleinezulassen.Semir liess noch seine Karte da und versprach,sich zu melden,wenn die Obduktion vorbei war und Svenja bestattet werden konnte.


    Während sie zum Auto gingen sagte Semir nachdenklich zu seinem Partner:“Irgendwas ist da faul an der Sache,ich spüre das!“ Ben nickte,auf das Bauchgefühl seines Partners war Verlass.

  • Am nächsten Morgen wurden sie vom diensthabenden Pathologen in die Gerichtmedizin beordert.Obwohl Ben schon oft zwangsweise einer Obduktion beigewohnt hatte,konnte er sich vor allem an den Geruch nie gewöhnen.Er hatte nachdem er den Obduktionssaal verlassen hatte, immer das Gefühl,er müsste sofort seine ganze Kleidung in die Wäsche schmeissen und erst mal eine halbe Stunde duschen,um diesen Gestank wieder loszuwerden.Sie zogen sich trotzdem grüne Einmalkittel drüber,obwohl sie nicht vorhatten,so nahe an den Tisch ranzugehen,dass irgendeine Verschmutzung stattfinden konnte.“Wie kann man sowas nur Jahr und Tag machen!“ wunderte sich Ben und Semir grinste vor sich hin.Er wusste,wie schwach Bens Magennerven waren und ahnte jetzt schon,dass sie mit ihrem zweiten Frühstück heute noch viel Zeit hatten.


    Der Pathologe,der sich sichtlich freute,dass er Publikum hatte,sagte:“Schön,dass ihr kommt,ich muss euch nämlich was Interessantes zeigen!“ Ben nickte widerwillig-ihm langte es schon,als er diese hübsche junge Frau da aufgeschnitten auf dem Tisch liegen sah.Der Pathologe holte begeistert die Lunge,die er auf einem Präpariertisch neben er Leiche deponiert hatte und zeigte erst das ganze Organ und dann die Schnitte ,die er hineingemacht hatte.“Und was ist?“ fragte nun auch Semir ungeduldig.“Ja seht ihr das nicht? Genauso wie bei diesem Pavel ist die ganze Lunge komplett entzündet und zum Teil eitrig eingeschmolzen.Die Gute ist ebenfalls an einer schweren Lungenentzündung gestorben,so was habe ich echt in meiner Laufbahn noch nicht gesehen.Sie muss schon lange schwer krank gewesen sein.“


    Semir schüttelte den Kopf.“Das stimmt nicht,sie war ein paar Tage vor ihrem Tod noch mit einer Freundin weg und hatte nichts ausser einem Kratzen im Hals.“ Nun war es am Pathologen,Semir fassungslos anzusehen.“Das gibt es nicht,dann muss das ein derartig aggressiver Keim sein,dass der in kurzer Zeit das Lungengewebe zerstört.Nun traten sowohl Semir,als auch Ben gleich einige Meter vom Tisch zurück.“Verdammt,ich habe keine Lust mich da anzustecken!“ schrie Semir fast,aber der Pathologe beruhigte ihn sofort.“Diese ganzen Pneumoniekeime brauchen einen lebenden Wirt,da kann jetzt nichts mehr passieren.Ich werde versuchen,trotzdem ein paar Kulturen anzulegen und in die Mikrobiologie zu schicken,aber erhofft euch nicht zuviel,meistens gelingt das eher nicht.“ Und was soll es auch bringen,wenn wir wissen,welcher Keim da zu finden ist,eigentlich haben wir ja jetzt den Beweis,dass unser Fall kein Fall ist.Einer von denen hat sich irgendwo angesteckt,dann seinen Partner infiziert und dann gings dahin!“ sagte Ben.
    Nun schüttelte der Pathologe den Kopf.“Das stimmt nicht,die beiden müssen sich zeitgleich wo angesteckt haben,ich hoffe nur,wir kriegen da nicht noch mehr Fälle zu sehen,nicht dass da eine Epidemie ausbricht!“ „Das ist aber trotzdem nicht unser Bier,verständige das Gesundheitsamt,das ist denen ihr Job,sich darum zu kümmern!“ bestimmte Semir und trat gemeinsam mit seinem Kollegen den Rückzug an.Im Vorraum wuschen und desinfizierten sie voller Ekel ihre Hände und Ben atmete erst mal tief die frische Herbstluft ein,als sie nach draussen traten.“Frühstück?“fragte Semir provokativ,woraufhin Ben ihm einen bitterbösen Blick zuwarf.“Im Moment nicht!“ erwiderte er eingeschnappt und schweigend fuhren sie zur Past zurück.


    Nachmittags hatte Ayda wieder Ballettraining und wieder fuhren Semir und Ben gemeinsam dahin.Heute hielt eine neue,sehr junge Trainerin die Stunde,aber die Chefin des Dance Center No.7 kam trotzdem gleich auf die beiden Polizisten zu.“Herr Gerkan,wir planen eine Weihnachtssoiree in einer grossen Halle in Köln.Ayda soll da,wie ausgemacht,die Hauptrolle ihrer Altersklasse tanzen.Für die Kostümproben und einige Extrastunden müsste sie nun allerdings bis dahin mehrmals wöchentlich zur Probe kommen,wäre das möglich-sonst muss ich mir nämlich eine andere Hauptdarstellerin suchen?“fragte sie.Semir überlegte nur kurz,aber es war klar,dass ihn Ayda köpfen würde,wenn er da absagte und so erwiderte er zögernd:“Das müsste schon irgendwie machbar sein und warf zugleich einen hilfesuchenden Blick zu Ben.Der grinste.Ihm war klar,was das bedeutete: In nächster Zeit würden einige Streifenfahrten wie zufällig zu dem Ballettstudio,das sich in einem frisch renovierten,ehemaligen Hafengebäude in der Nähe des Schokoladenmuseums befand,führen.Aber er würde da auf jeden Fall mitspielen,er konnte sich noch sehr gut daran erinnern,wieviel Spass ihm damals das Tanzen und auch Unterrichten gemacht hatte.Fast bekam er Lust darauf,das wieder mal auszuprobieren! „ Dann ist ja alles in Ordnung!“sagte Frau Neumann zufrieden und stellte ihnen gleich noch den zweiten neuen Tanzlehrer vor.Es war ein attraktiver Schwarzer namens Woodrow Thompson,der ,wie sie erzählte,seit vielen Jahren im Stammensemble der Balletttruppe der Städtischen Bühnen in Köln war und nun nach Alternativen nach seiner aktiven Tänzerkarriere suchte.


    „Wissen sie,in unserem Beruf ist das ungefähr so,wie auch bei anderen Leistungssportlern.Solange man jung,fit und schön ist,bekommt man Engagements,aber je älter man wird,desto weniger wird die Nachfrage.Nur wenige über 30 schaffen das gesundheitlich überhaupt noch,beruflich zu tanzen.Ausserdem muss man sich immer kasteien,jedes Gramm zuviel wird beim öffentlichen Wiegen vor den Proben entlarvt.Gerade die Männer ruinieren sich bei den Hebefiguren ihren Rücken,wenn die Dame zu schwer ist-und zu schwer ist eigentlich alles über 45kg-und dafür haben viele Damen dafür massive Fußprobleme,“ erklärte ihnen dieser,woraufhin ihn die Ballettdirektorin wütend anfunkelte.“Ich denke Tanzen als Hobby und nebenberuflich ist eine ganz tolle Sache,aber davon leben zu müssen,das ist ein hartes Brot und so suche auch ich nach Alternativen nach meiner offiziellen Karriere.“ Er drehte sich um,ging zu seiner nächsten Stunde und ließ einen sehr nachdenklichen Semir zurück.Er hatte sich immer vorgestellt,wie toll seine Ayda so als Primaballerina da auf der Bühne aussehen würde,aber was da so dahintersteckte,da hatte er noch keinen Gedanken daran verschwendet.
    “Komm,mach dir doch jetzt deswegen keine Gedanken,Semir.Ayda ist 7 Jahre alt und hat bei einer Weihnachtssaufführung eine kleine Rolle,deswegen macht sie sich noch lange nicht die Füße kaputt!“ holte ihn Ben wieder aus seinen Grübeleien zurück.Inzwischen war auch Semirs Tochter umgezogen auf die beiden zugesprungen und strahlte freudig:“Papa,Ben,habt ihr schon gehört,ich darf die Hauptrolle in meiner Klasse tanzen,ist das nicht toll!“ „Natürlich,Schatz,natürlich!“ murmelte Semir und gemeinsam verliessen sie das Studio direkt am Rhein.Ben dachte noch:“Was da wohl die Mieten kosteten?-die musste schon ordentlich was abwerfen,diese Schule,denn sonst würde das wohl niemand nur aus Enthusiasmus machen!“ und dann fuhren sie weiter und Semir ließ Ben auf dem Heimweg noch bei seiner Wohnung aussteigen.“Bis morgen!“ verabschiedeten sie sich und Ben ging langsam zu seiner Behausung zurück.

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  • Einige Tage später-die junge Tänzerin war inzwischen beerdigt-fuhren tatsächlich die beiden Polizisten abends wieder zur Ballettschule,um Ayda abzuholen.Es liess sich eigentlich ganz gut machen mit Aydas Zusatzproben,denn eine weitere kleine Ballerina aus ihrer Gruppe wohnte in der Nähe und so nahmen auch deren Eltern am Shuttleservice teil.Zuhause war von Ayda nichts anderes mehr zu hören,als Tanzen hier,Tanzen da.Als sie beim Friseur gewesen war und Andrea sie zu einem Pony überreden wollte,hatte sie empört abgelehnt.“Mama,eine Ballerina trägt ihre Haare lang und glatt.“Andrea hatte das eingesehen und so waren nur die Spitzen geschnitten worden.


    Semir betrachtete die anderen Kinder aufmerksam.Tatsächlich,die Mädchen hatten alle längere Haare,die sie hinten zu einem Dutt zusammengefasst hatten.Die neue Tanzlehrerin machte guten,engagierten Unterricht und als Semir den ausgehängten Stundenplan betrachtete,war er eigentlich überrascht,wie viele Stunden da den lieben langen Tag stattfanden.Bestimmte Sachen hatte er noch nie gehört und als er laut vorlas:“Afro-Jazz,Brasilianische Temporaine,Tap-Dance,Step“ und noch einige andere Ausdrücke,die ihm kaum was sagten,begann ihm Ben zu erklären,was genau das war und sogar eine kleine Stepeinlage vorzuführen.Als in diesem Moment Frau Hofmann an ihnen vorbeikam,schaute sie erstaunt auf Ben und fragte:“Wo haben sie das gelernt,das war gut!“ Ben erzählte ihr von seiner jugendlichen Tanzlehrerkarriere und die Ballettdirektorin sagte:“Falls sie sich nebenbei mal ein paar Euros verdienen wollen,ich suche eigentlich immer Gastlehrer,die uns vom Stammpersonal ein wenig entlasten.“
    Ben lehnte lächelnd ab und Semir musste schmunzeln.Gut,woher sollte die gute Dame auch wissen,dass Ben auf ein paar Zusatzeuros wirklich nicht angewiesen war,bei dem Geld,das er durch die Familienfirma auf der hohen Kante hatte.Als sie gemeinsam,bis Ayda fertig war, noch die Tanzlehrernamen studierten,stellten die fest,dass da über 10 Stück draufstanden.


    In dem Moment schlich der dunkelhäutige Tänzer an ihnen vorbei.Sein Gesicht war schweissbedeckt und ein trockener Husten kam aus seiner Kehle.Er begrüsste kurz die beiden Polizisten,bevor er sich schweratmend auf einen Stuhl fallen liess.“Verdammt,habe ich mich erkältet,ich kriege fast keine Luft,dabei hätte ich abends noch Aufführung bei den städtischen Bühnen,ich glaube,ich muss absagen und mich mal zwei Tage ins Bett legen!“ Stöhnend rappelte er sich wieder auf und ging zu seiner Chefin ins Büro.
    Semir und Ben wechselten einen Blick.Das war schon auffällig,dass hier die Tanzlehrer alle Atemprobleme kriegten.Aber anscheinend waren keine Schüler betroffen,zumindest war ihnen diesbezüglich noch nichts zu Ohren gekommen.Schulterzuckend packte Semir seine Tochter ein,die inzwischen umgezogen war und brachte sie nach Hause.


    In einer Woche sollte das Betriebsfest stattfinden.Ben und seine Jungs hatten genügend geprobt und so war eigentlich nur noch am Festtag selber das Einsingen und die Musikanlagenjustierung nötig,sonst standen die Vorbereitungen.Das Fest sollte in den Räumen der KTU stattfinden,die Werkstatt würde kurzerhand zum Festsaal umfunktioniert werden.Alle würden selbstgemachte Salate,Kuchen und Nachtisch mitbringen und ein Caterer würde nur Rollbraten für alle bringen.Ein Getränkemarkt stellte die Getränke,einschliesslich Kölsch vom Fass und Hartmut hatte sich grossmütig als technischer Direktor und Bediener des Mischpults bereiterklärt.Während sie alle ihrer gewohnten Arbeit nachgingen,stieg trotzdem die Vorfreude auf das gesellige Zusammensein mit den Kollegen und vor allem Ben war schon recht aufgeregt,was die wohl zu seinem musikalischen Rahmenprogramm sagen würden.Nachts konnte er deswegen schon vor Nervosität schlecht schlafen und überlegte,ob er nicht mal wieder intensiv Sport machen sollte,um abends ausgepowert zur Ruhe zu kommen.


    Am Dienstagmorgen schellte Semirs Handy und dran war Frau Neumann.“Herr Gerkan,es tut mir leid,dass ich sie belästigen muss,aber hätten sie mir eventuell die Telefonnummer ihres tänzerisch begabten Kollegen?“ Semir,der gerade Ben von zuhause abgeholt hatte,reichte das Telefon weiter.Der sprach kurz mit der Dame,nickte mehrmals und bestätigte dann.“Also bis um sechs!“ Nun war es an Semir überrascht zu kucken.Ben erklärte ihm: “Dieser Thompson ist krank und Frau Neumann müsste deswegen Stunden absagen.Sie hat mich gefragt,ob ich nicht vorrübergehend abends ein paar Modern Dance und Stepstunden geben könnte,sie will sich das heute mal ankucken und dann reden wir weiter.Du weisst,es geht mir nicht ums Geld,aber im Moment ist es bei uns so ruhig,ich sitze mehr.als ich mich bewege und abends kann ich deswegen nicht schlafen.Vielleicht täte mir das gut,ein wenig aktiver zu sein,ich nehme mir das ja auch jeden Tag vor,aber wenn ich daheim bin,lege ich mich aufs Bett,schalte die Glotze an und rühre mich da nicht mehr weg.Mein innerer Schweinehund braucht mal wieder einen Tritt,vielleicht ist das genau das,was ich als Ausgleich brauche!“
    Semir zuckte mit den Schultern.Na ihm sollte es recht sein,Hauptsache Ben war untertags trotzdem fit.Gemeinsam brachten sie einen zugegebenermassen langweiligen Arbeitstag hinter sich und Ben war pünktlich um 17.15 zu Hause und suchte ein wenig aufgeregt seine Tänzerklamotten heraus.

  • Zuerst probierte er,ob die wohl noch passten,aber das Material war so dehnbar,dass das kein Problem darstellte,obwohl er sicher seit seiner aktiven Tänzerkarriere seine Figur verändert hatte.Er fragte sich sowieso,warum er die eigentlich bei seinen diversen Umzügen mitgenommen hatte, das war schon irgendwie komisch.Fakt war jedenfalls,dass er mit dem Thema Tanzen nie völlig abgeschlossen hatte.Es hatte sich halt bisher nichts ergeben,aber das Tanzen als Solches hatte ihm immer schon irre Spass gemacht und deshalb war es eine gute Idee,das wieder aufleben zu lassen.


    Gerade als er seinen Gedanken nachhing,schellte das Telefon.Als er dranging,war Semir dran.“Ben ich weiss,das klingt jetzt blöd,weil ich ja Ayda da schon hingehen lasse.Aber bitte sei vorsichtig,du weisst,was mit Pavel und Svenja passiert ist.Ich möchte dich nicht auch auf dem Tisch des Gerichtsmediziners sehen!“ sagte Semir ganz aufgeregt.“Semir,mir ist klar,dass da etwas nicht passt,aber wer besser als ich,könnte da ermitteln?“ fragte er.“Wenn da irgendwas faul ist,werde ich das herausfinden und dir auch sofort Bescheid geben.Sieh das mal positiv! Normalerweise haben wir die grössten Probleme da undercover zu ermitteln,aber in dem Fall fällt das gar nicht auf,weil wir von den Verdächtigen selbst dazu aufgefordert werden! Ich werde vorsichtig sein und die Augen aufhalten,vertrau mir!“ sagte er beschwörend.
    Semir schwieg eine Weile,aber dann sagte er:“Du hast ja recht mit allem,was du sagst,aber trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl bei der Sache.Versprich mir,dass du dich sofort meldest,wenn dir irgendwas komisch vorkommt!“ Ben versprach ihm das und dann legte Semir auf-mit einem sehr unguten Gefühl im Bauch- und Ben war momentan ein wenig nachdenklich geworden.Als er allerdings auf die Uhr sah,bemerkte er,dass er sich sputen musste,um nicht gleich am ersten Tag zu spät zu kommen.Er packte seine Tasche und sprang eilig in die Tiefgarage,um mit seinem Porscheoldtimer so schnell es der Verkehr erlaubte,in der Ballettschule vorzufahren.


    Die Ballettschule hatte hinter dem alten,frisch renovierten Hafengebäude grosse Parkplätze.Als Ben da mit Schwung hineinfuhr,dass der Kies nur so spritzte,sprang ein gutaussehender,durchtrainierter Mann demonstrativ zur Seite.“Aber holla,da hats aber jemand eilig!“ bemerkte er schmunzelnd.Ben entschuldigte sich,wobei er sich sicher war,niemanden mit seiner Aktion gefährdet zu haben.Als er seine Tasche packte und genauso wie der andere Richtung Eingang strebte,blieb der mit einem Blick zurück kurz stehen.“Hübsches Baby!“ bemerkte er mit Bewunderung.Ben musste grinsen.“Na ja,dafür,dass er nicht mehr der Jüngste ist,ist er noch ganz gut in Schuss!“sagte er,während ihm der Ältere die Türe aufhielt.
    „Ah,ein neuer Kunde!“bemerkte dieser und Ben schüttelte abermals lächelnd den Kopf.“Nein ,eigentlich nicht,ich soll ein wenig aushelfen,anscheinend herrscht hier gerade Personalmangel!“erwiderte er schlagfertig.Ihm war sofort klar gewesen,dass der etwa 45-jährige Mann hier kein Gast war,sondern sich auskannte.Da stand auch schon Frau Neumann vor ihnen.“Schön,dass sie kommen konnten,Herr Jäger!“ sagte sie mit einem warmen Lächeln,um dann mit wesentlich weniger Freundlichkeit in der Stimme,den anderen anzuherrschen:“Wiesmüller,wo bleiben sie denn? Meinen sie,unsere Kunden bezahlen ihr Geld fürs Warten?“ Der drehte sich halb um,warf Ben ein entwaffnendes, schiefes Grinsen zu und packte dann seine Tasche ein wenig fester.“Ich bin ja schon da,Frau Neumann und wenn sie auf die Uhr sehen auch keine Sekunde zu spät!“ bemerkte er.Die sah ihn abwertend an:“Aber auch keine Sekunde zu früh,Herr Wiesmüller.Wie mein verstorbener Mann schon immer sagte:Die rechte Art der Pünktlichkeit,ist 5 Minuten vor der Zeit!“ und damit schritt sie hoheitsvoll von dannen.
    Wiesmüller drehte sich nochmal zu Ben um,zog eine Grimasse,so dass der lachen musste und verschwand dann in einem Übungsraum.
    „Was ist hier so komisch?“ wollte nun Frau Neumann mit einem Ton in der Stimme wissen,dass Ben sofort die fröhliche Miene im Gesicht gefror.“Nicht,nichts!“,beeilte er sich zu sagen und dann wandte sich die Ballettdirektorin mit einem aufgesetzt freundlichen Gesicht wieder ihm zu.
    „Und nun zu ihnen Herr Jäger! Ich freue mich sehr,dass sie uns in unserer Notlage unterstützen wollen,aber nachdem ich sehr hohe Ansprüche für meine Schüler und den Ruf der Schule geltend mache,möchte ich mich zuerst vergewissern,dass ich sie guten Gewissens auf unsere Modern-Dance- Truppe loslassen kann.Da handelt es sich nicht um Kinder,denen man vielleicht mal irgendetwas verkaufen kann,sondern das sind ernsthafte Tanzinteressenten,die etwas lernen wollen und dafür auch eine Menge Geld bezahlen!“
    Ben nickte eingeschüchtert und nachdem sie ihm die Umkleide gezeigt hatte,stand er fünf Minuten später mit der Tänzerin in einem Raum,dessen eine Wand nur Spiegel war und an dem rundherum überall Stangen angebracht waren.Nach kurzer Besprechung,wobei sie gemeinsam Musik aussuchten,machte sich Ben zunächst warm um dann sein Bestes zu geben.Der Ehrgeiz hatte ihn gepackt,er würde dieser Tussi,die ihm gegen seinen Willen Respekt einflösste,schon zeigen,was er draufhatte.


    Er tanzte,wie noch nie in seinem Leben und als er nach etwa 15 Minuten schweratmend ausruhte,bis das nächste Musikstück begann,schritt die Ballettlehrerin schmunzelnd zum CD-Player.“Ich denke,das genügt.Sie haben mir gezeigt,was sie draufhaben und natürlich ist das auch verbesserungsfähig und ausserdem sind sie nicht durchtrainiert,aber was ich gesehen habe,gefällt mir und ich freue mich,sie in der Riege unserer Lehrer begrüssen zu dürfen.Wir schauen gleich noch gemeinsam bei ein paar Stunden zu und Herr Wiesmüller wird später sicherlich so nett sein,ihnen eine Führung durch unsere Räumlichkeiten zu gewähren,aber Kompliment,sie haben ein Gefühl für den Rhythmus und die Musik und das ist so ziemlich das Wichtigste in unserem Beruf.Alles weitere kommt mit der Zeit von selbst,bzw durch fleissiges Üben,aber herzlichen Glückwunsch,sie sind engagiert!“
    Obwohl Ben eigentlich nicht vorhatte,sich irgendwie beeindruckt zu zeigen,war er trotzdem stolz,dass er die Stelle hatte,obwohl das für ihn persönlich ja eigentlich nichts zu bedeuten hatte.Gemeinsam mit der Lehrerin ging er von Übungsraum zu Übungsraum und begrüsste seine zukünftigen Kollegen.

  • Es liefen drei Stunden parallel und während Wiesmüller in dem einen Raum Balletttechnik unterrichtete,was jetzt zugegebenermassen nicht Bens Kragenweite war,war in dem Nächsten die junge Ballettlehrerin,die auch Ayda schon unterrichtet hatte, zugange und lehrte Ballett nach Vaganova.Mehrere in bunte Trikots, Waden-und Armwärmer gekleidete junge Damen standen an der Stange und machten Übungen auf Spitze.Sie lächelten Ben zu,der etwa eine viertel Stunde zusah und von der Qualität der Tänzerinnen und auch des klassischen Unterrichts sehr begeistert war.Auch die Lehrerin,die sich mit Claudia Vogel vorgestellt hatte,gefiel ihm ausnehmend gut,er war sich sicher,dass er sich unter solchen Sahneschnittchen wohlfühlen würde.
    Zu guter Letzt sah er noch in einer Art Fitnessraum bei Bodywork zu,was ebenfalls eine junge Frau,namens Christina Fluhr unterrichtete.Sie war eher der burschikose Typ,gab Ben die Hand und sagte:“Du kannst Tine zu mir sagen,das tun alle hier!“ und machte dann mit richtig schweisstreibenden Übungen,die ihn eher an Aerobic erinnerten,weiter.Ihre durchwegs weiblichen Kundinnen waren ein Gruppe Frauen so zwischen 30 und 40,die als Ausgleich ihre Körper trainieren wollten und das auch mit Enthusiasmus machten.Sie lächelten Ben zu,der ein wenig schief zurückgrinste.Also Flirtpotential war hier auf der ganzen Linie vorhanden.
    Wie im Flug verging der Abend,Ben suchte sich die Musik für die morgigen Stunden heraus und stellte im Kopf einen Übungsplan auf.Er würde eine Stunde Tap-Dance und danach die Grundlagen des Steptanzes unterrichten.Wenn er ehrlich war,war er schon ein wenig aufgeregt und auch gespannt auf seine Schüler.
    Nachdem um 22.00 die letzten Stunden beendet waren,machte ihm Wiesmüller,der sich als Karl vorstellte,die versprochene Hausführung.Er erklärte ihm,dass die Tanzlehrer untereinander per Du waren,Frau Neumann allerdings sehr viel Wert auf das Sie legte und auch darauf bestand,dass sich mit erwachsenen Schülern nicht geduzt wurde.Allenfalls durfte der Vorname in Verbindung mit dem Sie gebraucht werden.


    Das weiträumige Gebäude,das von aussen immer noch den alten Lagerhallencharme hatte,war von innen mustergültig renoviert.Durch grosse Fensterfronten konnte man einen Blick auf den Rhein werfen und neben den drei Tanzsälen waren mehrere Umkleiden,Duschen und Ruheräume zu finden.Auch eine Sauna war vorhanden,die aber an diesem Abend von niemandem benutzt wurde.“Wir fragen immer vor den Stunden,ob nach dem Training jemand saunieren will,dann schalten wir rechtzeitig den Saunaofen an.Am Wochenende ist hier meistens Hochbetrieb,jetzt unter der Woche nur manchmal.Die Schüler zahlen die Saunabenutzung mit ihrem Monatsbeitrag und können auch an Tagen,an denen sie keine Stunden haben,zur Benutzung kommen.Das ist gerade im Herbst und Winter sehr begehrt.Auch antialkoholische Getränke konnte man erwerben und Wasser und Kräutertee wurde unbegrenzt vom Haus zur Verfügung gestellt.Karl zeigte Ben,wo der Wasserkocher und die Teebeutel zu finden waren,denn wer die Kannen leermachte,musste gleich wieder Neuen machen.
    Einige Technikräume und eine Infrarotkabine im Untergeschoss vervollständigten die Führung und im Anschluss unterschrieb Ben noch einen Vertrag zur Probe bei Frau Neumann,damit auch versicherungsrechtlich alles geklärt war.Er bekam einen Schlüssel ausgehändigt und als er um 22.30 in seinem Wagen saß und nach Hause fuhr,war er in gemischter Stimmung,ob das wohl das Richtige war,was er da gerade machte.Zuhause öffnete er noch ein Bier und legte sich auf die Couch,um sich die Eindrücke des Abends nochmals durch den Kopf gehen zu lassen.
    Ja,so eine Ballettschule war eine eigene Welt,das hatte er allerdings schon seit seiner Jugend gewusst.Wenig später legte er sich hin und schlief wie ein Stein,bis ihn morgens Semir aus dem Bett klingelte.


    “Mann du Schlafmütze,fahr mal deinen Kaffeeautomaten hoch,ich habe Brötchen mitgebracht!“forderte der ihn auf.Ben sah auf die Uhr und atmete auf.Er war ja noch gar nicht zu spät,sondern Semir war einfach früher gekommen.Während er kurz duschte,wollte sein Kollege wissen,ob ihm etwas Verdächtiges aufgefallen war.“Nein,überhaupt nicht! Heute Abend habe ich meine ersten beiden Stunden,ich bin schon ganz aufgeregt!“ erklärte er ihm.
    Nachdem sie das Frühstück eingenommen hatten,machten sie sich auf den Weg in die PASt und gingen ihrer Routinearbeit nach.Bis sie sich versahen war es Abend und Ben war wieder auf dem Weg in die Ballettschule.


    Heute war Frau Neumann nicht da,aber als Ben einen Blick in die anderen beiden Übungsräume warf,waren da wieder Tine und Claudia,die Ben lächelnd zuwinkten.Er zog sich um,ging in den dritten Saal,an dem außen ein Zettel angebracht war: Ben Jäger,19.00 Tap-Dance; 20.00 Step und machte sich schon mal warm,bis die ersten Schüler eintrafen.
    Für die erste Stunde waren es 12 Leute gemischten Alters und auch 4 Jungs,so um die 20, waren dabei.Ben kam total gut an und auch die zweite Stunde mit neuen Schülern meisterte er mit Bravour.
    Er war zwar außer Atem,aber glücklich,seine Schüler tranken nach dem anstrengenden Workout noch ein Wasser mit ihm und unterhielten sich.


    Er schlich in der Zwischenzeit um Bens Auto und musterte es mit finsterer Miene.Da war Geld da,das roch er.Sollte er gleich tätig werden,oder noch ein wenig warten? Als Ben mit einer Gruppe von Schülern auf den Parkplatz trat,verschwand er wie ein Schatten in der Dunkelheit.

  • Am nächsten Tag rief Frau Neumann auf Bens Handy an.“Herr Jäger,wie mir meine Kollegen mitgeteilt haben,hat das ja sehr gut geklappt gestern.Leider ist Herr Thompson weiter krank und so wollte ich sie bitten,ob sie bis auf weiteres jeden Abend von Montag bis Freitag zwei Tanzstunden übernehmen könnten und wenn er wieder gesund ist sogar weiterhin so ein bis zweimal in der Woche.Es waren nämlich sofort Nachfragen da,ob sie denn dauerhaft als Lehrer blieben.“
    Ben versprach,sich das zu überlegen,machte dann aber für den heutigen Abend gleich wieder fest.Semir ,der neben ihm im Auto am Steuer sass,warf ihm einen Blick zu.“Tust du das jetzt wegen dem Fall,oder aus anderen Gründen?“ wollte er wissen.Ben sah verlegen aus dem Fenster:“Das weiss ich selber nicht so genau,aber Semir,das war gestern einfach toll und hat mir irre Spass gemacht.“ antwortete er dann,woraufhin Semir aufstöhnte.“Na prima,der nächste Tanzverrückte,als ob es mir zuhause nicht schon reichen würde.Stell dir vor,Andrea überlegt gerade,ob wir nicht Lilly in der Purzelklasse anmelden sollten.Mann,aber vielleicht kriegen wir dann wenigstens einen Sonderpreis,wegen dir!“ Nun musste Ben grinsen und wieder brachten sie einen normalen Arbeitstag hinter sich.


    Nachmittags hatte Semir noch eine Idee.“Susanne,kannst du mir bitte die Adresse eines Woodrow Thompson heraussuchen!“ bat er via Funk,was diese auch sofort erledigte.Eine Viertelstunde später standen sie vor dessen Wohnung.“Wollen wir doch mal sehen,wie´s ihm geht!“überlegte Semir laut und betätigte die Türklingel.Kurz darauf wurde ihnen geöffnet und als sie zu dem attraktiven Tänzer in die Wohnung gingen,roch es durchdringend nach Minze und er sah sehr krank und grau im Gesicht aus.“Herr Thompson,wir wollten sie fragen,wie es ihnen geht.Mein Kollege hier hat nämlich einen Teil ihrer Stunden übernommen und jetzt würde mich schon interessieren,ob das wohl noch länger so bleibt.“erklärte ihm Semir.Der Tänzer zuckte mit den Schultern.“Ich kann´s ihnen nicht sagen.Der Arzt meint,ich hätte mir da eine schwere Bronchitis eingefangen und das,obwohl ich doch regelmässig in die Sauna gehe.“
    Nun mischte sich Ben ein.“Haben sie irgendwelche Beobachtungen gemacht,wir glauben nämlich nicht daran,dass der Tod von Pavel und Svenja ein Zufall war,es ist schon merkwürdig,dass nun auch sie krank sind,irgendwie ist diese Schule wohl kein so gesundes Pflaster für Tanzlehrer.Ich habe nämlich keine Lust,mir da auch was einzufangen.“ Thompson schüttelte den Kopf.“Ich habe keine Ahnung,aber so eine schwere Erkältung kann wohl jeder mal kriegen,ich kann mir nicht vorstellen,was das mit dem Studio zu tun hat.Ich habe mich vielleicht auch mit diesen beiden Jobs übernommen,aber ich bin nun 35 und damit in dem Alter,mich nach einem Plan B nach der aktiven Theaterkarriere umzusehen.Ich spiele durchaus mit dem Gedanken,vielleicht einmal das Studio zu übernehmen.Frau Neumann hat anklingen lassen,dass sie es nicht mehr allzulange betreiben möchte!“
    Semir sah ihn nun überrascht an,das waren nun schon wichtige Neuigkeiten,er wusste nur noch nicht,wie die zu bewerten waren und so wünschten sie dem Tänzer eine gute Besserung und Ben fuhr nach dem Dienst wieder in die Ballettschule,um zu unterrichten.


    Ein dunkelhaariger Mann mittleren Alters kehrte gerade den Eingangsbereich der Schule.Als Wiesmüller um die Ecke bog,der wieder gleichzeitig mit Ben zu den Abendstunden eintraf,stellte er ihn vor:“Das ist Cefa,unser Mädchen für alles.Wenn etwas sauberzumachen,oder zu reparieren ist,musst du dich an den wenden.“Ben gab ihm die Hand,aber irgendwie war ihm der Typ unheimlich.Während Ben seinem Kollegen in die Schule folgte,warf ihm der Hausmeister einen nachdenklichen Blick nach und kehrte dann weiter.
    Donnerstag und Freitag unterrichtete Ben,probte am Samstag noch mit den Jungs von der Band fürs Betriebsfest am Samstag darauf und genoss dann seinen freien Sonntag.


    Nachdem sich nun schon eine gewisse Routine eingespielt hatte,war Ben am Dienstag,als Karl und er die beiden letzten Stunden gehalten hatten,überrascht,als ihn der noch aufforderte,nach getaner Arbeit doch mit ihm in die Infrarotkabine im Kellergeschoss zu gehen.“Ich gehe ungern in die richtige Sauna hier im Studio,irgendwie ist das komisch,mit seinen Schülern zu saunieren,ich gehe immer hier runter,das ist genauso effektiv und man hat seine Ruhe erklärte er Ben.“Der willigte ein und so schwitzten sie eine Weile vor sich hin.Neben der Infrarotkabine war eine Dusche,aber zum Abfrischen gehe er immer in den Rhein,erklärte Karl seinem neuen Kollegen.Der sah ihn überrascht an,folgte dem dann aber um die Ecke der alten Hafenanlage.Sie stiegen einige Stufen in der Kaimauer hinunter und tauchten unter Gelächter,nackt wie sie waren, kurz in die dunkle Flut.Während Karl sich nach dem zweiten Durchgang anzog,duschte Ben danach noch ausgiebig.“Igitt,da roch man nun wirklich nicht so besonders gut,nach dem Flusswasser,wie Karl das nur machen konnte!“ dachte er sich-und fuhr dann zufrieden nach Hause.
    Der Mann,der die beiden beobachtet hatte drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit.

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  • Am Donnerstag hatte Ben ein Kratzen im Hals.Mann genau vor dem Betriebsfest musste er sich eine Halsentzündung holen.So ein perfektes Timing konnte doch bloss ihm passieren.Er gurgelte,lutschte den ganzen Tag widerliche Salbeipastillen,aber ehrlich gesagt fühlte er sich bis zum Abend immer noch nicht fit.Semir warf ihm immer wieder merkwürdige Seitenblicke zu,aber er hätte sich eher die Zunge abgebissen,als Semir etwas von seiner Erkältung zu erzählen.Wenn der auf Papamodus schaltete war der fähig,ihn einfach ins Bett zu stecken und darauf hatte er nun gar keine Lust.
    Kurzerhand sagte Ben die Stunden für den Donnerstag und Freitag ab,das Betriebsfest ging vor und er wollte nichts riskieren.Das war einfach wichtig und er hatte sich mit seiner Band nun schon so lange darauf gefreut und vorbereitet,da würde er sich jetzt abends gleich ins Bett legen und auskurieren!
    Es wurde eine schlimme Nacht.Ben war abwechselnd heiss und kalt und jetzt bekam er auch noch Husten dazu.Morgens war er wie gerädert,aber er hatte noch starke Grippetabletten und Hustenstiller zu Hause,die er in Höchstdosierung einwarf und dann noch für untertags mitnahm.


    Als Semir ihn am Freitag Morgen abholte war er recht einsilbig.“Morgen!“ sagte er bloss,aber Semir fiel es im Augenblick gar nicht so auf,denn Andrea und er hatten am Vorabend noch eine heisse Diskussion geführt,wegen dem Balletteinstieg für Lilly.Andrea hatte Semir vorgeschwärmt,wie sich das auf die gesunde Körperentwicklung ihrer Jüngsten auswirken würde und wie sie mit Frau Neumann darüber gesprochen habe.
    „Menschenskinder Andrea,Lilly wird erst vier und ich glaube,dass es für Vierjährige Wichtigeres gibt,als im Ballettröckchen Spitzentänze zu veranstalten!“ hatte Semir seine Meinung vertreten,“ausserdem,was das dann wieder kostet! Schon Ayda´s normalerweise einmal wöchentliches Training schlägt mit 80€ im Monat zu Buche,wir haben doch keinen Goldesel im Stall!“ warf Semir ein.Andrea verteidigte sich.“Im Preballett,bzw der Purzelklasse werden die Kinder spielerisch ans Tanzen herangeführt.Sie bekommen ein besseres Körperbewusstsein,lernen von klein auf Disziplin und ausserdem ist das Geschwisterkind wesentlich günstiger.“ Nur 50€ im Monat sollte es kosten und zuletzt nach einer hitzigen Debatte hatte Andrea noch triumphierend bemerkt:“Wenn dir deine Tochter keine 50€ im Monat wert ist,dann frage ich eben ihren Patenonkel!“
    Erbost hatte Semir seinem Freund von ihrer Diskussion erzählt und wollte nun dessen Meinung zu der Sache wissen.Lediglich,dass er wegen finanzieller Unterstützung von Andrea gefragt werden sollte,unterschlug er ihm.Ben hatte Mühe sich zu konzentrieren,aber nach kurzer Überlegung sagte er mit rauer Stimme:“Ich finde,wenn Lilly das möchte,dann sollte man sie lassen.Vielleicht kann man ja erst mal ein paar Probestunden vereinbaren.Ich habe gesehen,wie nett diese Claudia das mit den Zwergen macht,die haben da echt Spass dabei und die spielerischen Elemente überwiegen.Falls das Finanzielle ein Problem darstellt,du weisst,für mein Patenkind ist mir nichts zu teuer,ich würde sehr gerne den Monatsbeitrag übernehmen!“
    Nun blieb Semir gar nichts mehr anderes übrig als zuzustimmen und so bemerkte er noch lächelnd:“Ich warte ja bloß drauf,bis mich Andrea auch noch in der Ballettschule abgibt-bei dieser Verrücktheit,die in unserem Hause momentan herrscht.“ Nun musste Ben grinsen:“Würde dir gar nicht schaden!“ sagte er und Semir gab ihm dafür eine Kopfnuss.


    Ben war heute deutlich ruhiger als sonst.Als sie zum Mittagessen in ihrer Lieblingsraststätte vorfuhren,bestellte er,der sonst immer die Karte rauf und runteraß nur ein Süppchen,woraufhin ihn Semir merkwürdig musterte.Er hätte aber nichts anderes schlucken können und Hunger hatte er eigentlich gar keinen.Er dachte nur,dann würde er die Tabletten,von denen er auf der Toilette wieder eine grosse Dosis einwarf,besser vertragen.
    Als sie weiterfuhren,kam auf einmal eine Fahndungsmeldung nach einem silbernen Mercedes heraus,dessen Fahrer an einem Raubüberfall beteiligt gewesen war.Gerade wurde das Kennzeichen durchgegeben,als Semir den Wagen kurz vor ihnen entdeckte.Ben schaltete das Lauflicht ein und hielt seine Kelle parat,während Semir in halsbrecherischem Tempo das Fahrzeug verfolgte.Mann,hoffentlich hielten sie bald an,Ben wurde nämlich kotzübel bei den rasanten Lenkbewegungen.Der Fahrer des älteren Mercedes raste mit quietschenden Reifen auf den Rastplatz Eifeltor,sprang aus dem Wagen und rannte davon.“Den schnappen wir uns!“ rief Semir,den das Jagdfieber gepackt hatte.Er sprang aus dem Auto und rannte dem Flüchtigen hinterher.Auch Ben versuchte die Verfolgung aufzunehmen.Seine Beine waren wie Wackelpudding,bei jedem Schritt stach die Einatemluft schmerzhaft in seinen Lungen und er bewegte sich wie im Schneckentempo vorwärts.Allerdings hatte der Flüchtige einen Haken geschlagen und als er plötzlich hinter einem geparkten Wagen hervorkam,gelang es Ben trotzdem,ihn zu Boden zu reissen und dort festzuhalten.Kurz darauf war Semir bei ihnen und gemeinsam fesselten sie den Verdächtigen mit Handschellen und führten ihn zu ihrem Wagen,um ihn zum Verhör zu bringen.
    Semir war ein wenig ausser Atem,aber kein Vergleich zu Ben,der kaum noch Luft bekam.Er brauchte eine ganze Weile,um wieder zu Atem zu kommen und Semir überlegte die ganze Zeit,wo Ben denn noch rumgerast war,dass er so wenig Luft hatte,aber egal,sie hatten ihre Mission erfolgreich ausgeführt.


    Irgendwie schaffte es Ben auch diesen Tag rumzubringen und als Semir ihn vor seiner Wohnung aussteigen ließ,verabredeten sie sich für den morgigen Tag schon mittags in der PASt,um gemeinsam die abendliche Feier mitvorzubereiten.
    Ben wankte in seine Wohnung und fiel fix und fertig ins Bett.Mann,was hatte ihn denn da erwischt,er war ja wie vom LKW überrollt! Trotzdem schlief er kurz darauf ein und hatte sogar eine einigermassen gute Nacht.

  • Als Semir morgens erwachte,wies ihn Andrea an,nach dem Frühstück mit den Mädels zum Spielplatz zu gehen,damit sie in Ruhe den Kartoffelsalat vorbereiten konnte.
    Semir sandelte mit Lilly,spielte Verstecken hinter Büschen und als Ayda dann ihrer Schwester auf der Wiese versuchte Ballettgrundschritte beizubringen und die auch noch begeistert darauf einging,streckte er die Waffen.Gut,er würde auch Lilly in dem Studio anmelden und auch falls Ben das nicht übernahm-diese 50€ wäre es ihm wert.So eine kollektive Tanzbegeisterung-da konnte man einfach nicht nein sagen,vor allem,weil auch Lilly,als sie sich so wiegte und drehte, dermassen putzig aussah,dass Semir sich sofort wieder in seine kleine Tochter verguckte.So ein süsser Fratz,ach er hatte schon Glück mit seiner Frau und seinem bezaubernden Nachwuchs! Gegen Mittag sah Semir auf die Uhr und ging mit seinen Kindern nach Hause zurück,wo Andrea neben dem fertigen Kartoffelsalat auch noch einen Imbiss vorbereitet hatte.


    Ben indessen hatte zwar leidlich gut geschlafen,aber er fühlte sich sterbenskrank,als er aufwachte.Sein Hals war wie taub und er musste erst mal eine halbe Flasche Wasser trinken,um überhaupt ein wenig Stimme zu haben.Mann was sollte das heute nur werden? Aber er war wild entschlossen,das durchzuziehen.Seine Kollegen verliessen sich auf ihn und er würde diesen Auftritt einfach machen.Wenn seine Stimme dann vielleicht ein wenig heiser sein würde-das war doch eher sexy und die Frauen liebten sowas sowieso.Für die Männer gab´s als Ausgleich Kölsch vom Fass und so duschte er erst mal eine Weile,um auf Touren zu kommen.
    Danach fühlte er sich tatsächlich wohler und er aß einen Toast mit Marmelade zu seinem Kaffee,nicht weil ihm das so schmeckte,sondern weil er so eine Grundlage für die Grippetabletten und den Hustenstiller hatte.Er legte sich noch ein wenig hin,aber als Semir bei ihm läutete,um ihn mitzunehmen,war er so zugedopt,dass er hätte Bäume ausreissen können.


    Binnen Kurzem waren sie in der PASt und der Nachmittag verlief wie im Flug mit dem Aufbau der Musikbühne und dem Stimmen der Instrumente,was Ben und seine Band routiniert erledigten.Auch Hartmut hatte die Technik binnen kurzem völlig im Griff und von seinen Medikamenten und dem einen oder anderen Bier gepushed,merkte Ben gar nicht mehr,wie schlecht es ihm eigentlich ging.
    Nach und nach trafen die Mitarbeiter und Gäste ein,die selbstgefertigten Salate wurden abgegeben und jeder bekam ein Glas in die Hand gedrückt,wahlweise mit Prosecco,Orangensaft oder Sekt Orange.Ben begrüsste die anwesenden Gäste und als die Band zu spielen begann,sahen sich die Leute gegenseitig an.“Mann,gar nicht schlecht-so hätte ich mir das gar nicht vorgestellt!“ bemerkte Bonrath anerkennend und Jenni wiegte sich verträumt zum Takt der Musik.
    Je weiter der Abend voranschritt,desto ausgelassener wurde die Stimmung.Der Rollbraten und die selbstgemachten Salate schmeckten köstlich,aber als Semir in der Bandpause,als Musik aus der Konserve lief,sah,wie grau Ben im Gesicht war,machte er sich gleich Sorgen.“Hey,was ist los?“ fragte er seinen Freund,der anstatt zu essen lieber noch ein Bier trank.“Ich bin nur ein wenig erkältet,aber es geht schon!“ behauptete der und griff wieder zum Mikrofon.
    Semirs Alarmglocken schrillten.Moment,erkältet! Das klang nicht gut.Semir war völlig nüchtern,da er ja sowohl Ben,als auch Andrea heil nach Hause bringen musste und so beobachtete er nun mit zunehmender Besorgnis,wie Ben manchmal ein wenig taumelte und sich mit Mühe auf den Beinen hielt.Trotzdem war die musikalische Unterhaltung hochprofessionell und auch die Stimmung war auf dem Höhepunkt,als Ben auf einmal nach seinem Hals griff und einen Megahustenanfall bekam.Seine Mitmusiker versuchten das zu überspielen und machten nun halt reine Instrumentalmusik,aber Ben konnte nicht mehr aufhören zu husten,lief langsam blau an und Semir sah entsetzt zu,wie sein Freund langsam in die Knie sank,die Augen verdrehte und schliesslich auf der Bühne zusammenbrach.

  • Nach einer kurzen Schrecksekunde raste Semir zu seinem Freund,wobei er laut rief:“Sofort die Rettung alarmieren!“ was Susanne und vermutlich auch mehrere andere in der selben Sekunde erledigten.
    Semir bettete Bens Kopf auf seinen Schoß,aber dann fiel ihm ein,was er im Erste Hilfe Kurs immer lernte.Er tastete nach Bens Puls,der zwar schnell,aber kräftig schlug und legte dann lehrbuchmässig seine Hände auf Bens Bauch und Seite und spürte die Atmung.
    Obwohl er sehr angespannt war,atmete er trotzdem erleichtert auf,als sich der Brustkorb noch hob und senkte.Ben war zwar immer noch blau im Gesicht,aber während von draussen schon das Martinshorn des Notarztwagens erklang,begann er sich wieder zu regen.Als er die Augen aufschlug,sah er erst einmal Semirs Gesicht ganz nah vor seinem und in diesem Moment fühlte er sich schon viel besser.Semir half ihm sich aufzusetzen,denn bei Luftnot war die Flachlage einfach kontraproduktiv und Ben schaffte nach Kräften,bis er eine halbsitzende Stellung eingenommen hatte.Semir saß hinter ihm,hielt ihn fest und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr.So sassen sie noch,als der Notarzt und zwei Rettungsassistenten in die KTU stürmten.


    Mit einem Blick hatte der Notarzt die Lage erfasst und näherte sich ruhig seinem Patienten.Wenn über die Leitstelle die Schlagworte Atemnot und Bewusstlosigkeit kamen,war jeder,der Rettungseinsätze fuhr, aufs Schlimmste gefasst.Einen Patienten vorzufinden,der noch selber atmete und wenigstens halbwegs bei Bewusstsein war,bedeutete für alle Beteiligten Stressreduzierung.
    Noch während der Notarzt sich vor Ben und Semir auf die Knie fallen liess,fragte er Ben,um seinen Wachheitszustand-die Vigilanz-zu beurteilen,nach seinem Namen und dem Alter.Obwohl Ben sich sehr mühen musste,antwortete er stockend und immer noch nach Luft ringend,Ben Jäger,32,aber mehr wäre nicht möglich gewesen.
    Der eine Rettungsassistent hatte eine Sauerstoffflasche mitgebracht und Ben wurde sofort eine Ohio-Maske aufs Gesicht gedrückt und mit einem Gummiband befestigt.Nachdem der Sauerstoff auf 8 Liter pro Minute strömte,wurde Bens Gesichtsfarbe immer rosiger.Sein Hemd wurde aufgeknöpft und ein paar EKG-Elektroden auf seine Brust,an den Unterarmen und auch,nachdem man die Jeanshosenfüsse etwas nach oben geschoben hatte,auf seine Knöchel geklebt.An seinem Arm befestigte man eine Blutdruckmanschette,die nach dem Aufpumpen einen Druck von 160/80 anzeigte und über seinen Finger wurde ein Sauerstoffsensor gestülpt.
    Dieser Infrarotsensor zeigte,trotz Sauerstoffgabe nur einen Wert von 80% an,wobei normal 97-100% gewesen wäre und der Arzt holte sein Stethoskop heraus und hörte die Lunge seines Patienten gründlich ab.Sein Gesicht wurde sehr ernst,bei den Geräuschen,die er durch sein Stethoskop hörte.“Wie lange haben sie schon Atemprobleme?“fragte er.“Seit zwei Tagen!“antwortete Ben mühsam und gedämpft unter der Maske.“Haben sie Asthma oder sonstige Lungenvorerkrankungen?“fragte er,woraufhin Ben den Kopf schüttelte.Ein Rettungsassistent hatte inzwischen eine Infusion vorbereitet und legte eine Stauung an Bens Oberarm.Semir sah gebannt zu,wie eine Venenverweilkanüle in den Unterarm seines Freundes gestochen und dann verklebt wurde.Als die Infusion lief,spritzte ihm der Arzt zunächst Bronchospasmin,was die Bronchien etwas erweitern sollte und nach kurzem Überlegen noch etwas zur Beruhigung.Ben,der sich zuvor ziemlich verkrampft hatte,wurde nun lockerer und liess es zu,dass man ihn aus Semirs Armen nahm und auf eine Trage packte.Auch darauf wurde gleich das Kopfteil hochgestellt und mehrere helfende Hände hoben ihn von der Bühne,dann wurde das Fahrgestell ausgeklappt und Ben zügig zum RTW gebracht.Die Partygäste,die gebannt zugesehen hatten,wie ihr Freund und Kollege erstversorgt wurde,gingen mitleidig zur Seite und der eine oder andere rief:“Alles Gute,Ben!“
    Semir folgte geschockt der Trage,aber als er mit ins Fahrzeug klettern wollte,wurde er davon abgehalten.“Wir fahren in die Uniklinik,kommen sie doch bitte mit ihrem Privat-Pkw nach!“ forderte ihn der Notarzt auf und Semir nickte wie in Trance.


    Ben hatte die Augen geschlossen und kurz darauf schlossen sich die Türen und der Rettungsdienst fuhr mit Blaulicht ab.Andrea trat hinter Semir.“Kannst du fahren?“ wollte sie wissen.Semir schüttelte sich kurz,atmete tief durch,straffte dann den Rücken und sagte:“Natürlich,ich starte gleich los,ich muss den Ärzten im Krankenhaus unbedingt von den Zusammenhängen erzählen,ich glaube Ben schafft das momentan nicht.Vielleicht hilft es ihnen ja weiter!“
    Andrea nickte:“Fahr zu,Susanne bringt mich nach Hause und sag mir Bescheid,wenn du was weisst.“ Semir nickte und machte sich auf den Weg.Die verbleibenden Partygäste machten sich ebenfalls auf den Heimweg,während die Bandmitglieder noch die Bühne abbauten.Ein wunderbares Fest hatte ein abruptes Ende gefunden,denn nach diesem Vorfall war allen die Lust auf Feiern vergangen.

  • Den Transport ins Krankenhaus erlebte Ben durch das Tavor,das er erhalten hatte,wie in Trance.Er bekam durch die Sauerstoffmaske genügend Luft und das bronchienerweiternde Mittel tat sein Übriges.Das Einzige,was unangenehm war,war,dass ihm so kalt war.Als er schauderte,sah ihn der Notarzt prüfend an und forderte den Rettugsassistenten auf,die Temperatur zu kontrollieren.Mit einem Ohrthermometer wurde sie gemessen,lag aber momentan nur bei 38,1°C.
    Als er in die Notaufnahme gebracht wurde,begrüsste ihn der Aufnahmearzt,der auch gleich die Übergabe durch den Notarzt bekam.“32jähriger Patient hatte bei einem Konzert plötzlich auftretende Dyspnoe,die bis zur Bewusstlosigkeit geführt hat.Bei unserem Eintreffen war er zwar zyanotisch-also blau angelaufen-,aber bereits wieder ansprechbar.Nach Gabe von einer Ampulle Bronchospasmin und Sedierung in Kombination mit O2-Gabe haben wir eine Sättigung von um die 90% erreicht,Blutdruck initial 160/80,inzwischen aber im Normbereich.Die Herzfrequenz lag die ganze Zeit,vermutlich durch das Bronchospasmin bei 110,momentan ist er stabil.Pulmonal-also die Lunge betreffend,-sind keine Vorerkrankungen bekannt.“


    Mit einem Nicken nahm der Aufnahmearzt die Übergabe zur Kenntnis und Ben wurde inzwischen von der Notaufnahmeschwester und den Sanitätern in ein Bett gezogen.Die Kabel des RTW wurden abgemacht und gleich die Klamotten ausgezogen.Ein Krankenhausflügelhemd wurde über ihn gebreitet und als er heftig zu Zittern begann,deckte ihn die Schwester sofort zu.Momentan bekam er nur einen Fingerclip,der über den Sensor die Sauerstoffsättigung und den Puls mass und dann begann der Krankenhausarzt ihn zu untersuchen.Er sah in seine Augen betastete mit behandschuhten Händen den Hals,an dem die Halslymphknoten geschwollen waren und sah ihm in den Rachen.Als er nun erst im Liegen und dann im Sitzen die Lunge abhörte,verdüsterte sich seine Miene.“Wie lange haben sie schon Beschwerden?“ wollte er von Ben wissen.“Seit drei Tagen!“ antwortete der wahrheitsgemäss.“Sind sie Raucher?“ wollte der Arzt nun noch wissen,woraufhin der junge Polizist nur den Kopf schüttelte.Auch der Bauch wurde noch abgetastet und einige Fragen gestellt.Die Antworten notierte der Doktor auf seinem Aufnahmeprotokoll,gab mehrere Untersuchungsanforderungen in den PC ein und sagte dann:
    „Ich nehme ihnen nun erst einmal Blut ab und wir machen ein EKG und eine Röntgenaufnahme der Lunge.Wenn ich die Ergebnisse habe,bekommen sie ein Antibiotikum und werden stationär aufgenommen.“Wie angekündigt,staute der Arzt den Arm an dem keine Infusion lief und nahm drei Blutröhrchen ab,die sofort ins Labor gebracht wurden.Die Schwester schrieb ein EKG und schob ihn dann mit dem Bett in die Röntgenabteilung.


    Nachdem jedesmal wenn man die Sauerstoffmaske abnahm,die Sättigung beängstigend fiel,blieb die nun ständig drauf und nachdem die Röntgenassistentin eine Thoraxaufnahme im Stehen geschossen hatte,war Ben wieder heilefroh,als er in sein weiches,warmes Bett kriechen konnte.Er war sehr geschockt durch die Attacke in der KTU und wollte ausnahmsweise mal gar nicht sofort vom Krankenhaus nach Hause.Ausserdem war ihm immer noch schweinekalt und er begann heftigen Schüttelfrost zu kriegen.Während man auf die Untersuchungsergebnisse wartete,hüllte er sich in seine Decke und meinte,erfrieren zu müssen.


    Semir war inzwischen von der KTU in höchster Aufregung in die Uniklinik gefahren.Er überlegte noch,sein Polizeiauto in der Aufnahmezone abzustellen,aber dann parkte er doch ordnungsgemäss auf dem Besucherparkplatz und trat den längeren Weg zur Notaufnahme an.Nachdem er sich durchgefragt hatte,wurde ihm der Weg gewiesen und schon stand er vor einem Bett,das verdächtig wackelte.“Hey Ben!“sagte er liebevoll,als er sah,dass da sein Kollege bis zur Nasenspitze zugedeckt drinlag.“Wie geht’s dir denn?“ „Ausser dass ich jetzt gleich erfriere, gar nicht so schlecht!“ klapperte der mit den Zähnen unter seiner Maske hervor.Semir sah sich suchend nach dem behandelnden Arzt um,der aber gerade einen anderen Patienten versorgte.Die Aufnahmeschwester vertröstete die beiden und als 10 Minuten später der Arzt in die Behandlungskabine kam,sprang er sofort auf und erzählte ihm ganz aufgeregt von den Todesfällen und den schweren Lungenentzündungen von Bens Kollegen in der Ballettschule.Der Arzt hörte sich das Ganze ohne Kommentar an und überlegte dann kurz,bevor er zu sprechen begann.


    “Ich weiss ja ihre kriminalistischen Fähigkeiten zu schätzen,aber wir wollen hier erst mal nicht übertreiben.Herr Jäger,sie haben definitiv eine Lungenentzündung,vermutlich durch eine verschleppte Grippe.Wir werden sie deshalb stationär aufnehmen und mit Antibiotika behandeln.Sie bekommen weiter Sauerstoff,aber sonst sehe ich da jetzt keine besondere Gefährdung.Wenn sie es schaffen,etwas Sekret hochzuhusten,werden wir das noch in die Bakteriologie geben,um den Erregernachweis zu führen,aber ansonsten dürfen sie auch aufstehen und essen und trinken.Übrigens war der Blutalkoholgehalt auch bei 0,7 Promille und bei der schlechten Luft im Festsaal kann man schon mal so eine Attacke bekommen.
    Gegen das Fieber und die Schmerzen bekommen sie auch noch ein paar Tropfen und dann ruhen sie sich erstmal aus.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und liess einen wütenden und sprachlosen Semir zurück.Mann,der nahm das überhaupt nicht ernst! Er hatte vorhin gedacht,Ben würde in seinen Armen sterben und der Doktor tat das so lapidar ab.Während Ben nun von einer Schwester abgeholt wurde und zwar mit Sauerstoff,aber ohne Überwachungsmonitoring auf die normale Station gebracht wurde,half er das Bett mit zu schieben und blieb auch noch eine Weile,bis Ben seine Tropfen und Tabletten erhalten hatte und auch aufhörte zu zittern.“Semir,geh heim,mir geht’s ganz gut und bring mir morgen bitte ein paar Sachen!“ sagte Ben müde.“Vielleicht kann ich bis dann aber schon mit dir heimgehen,wir werden sehen!“
    Semir verabschiedete sich mit einem ganz unguten Gefühl und fuhr langsam nach Hause zu Andrea.


    Er hatte erfreut festgestellt,dass sein Opfer sich krankgemeldet hatte.Es funktionierte! Bald würde er das bekommen,was er haben wollte,man musste nur abwarten können! Der Mann ging durch die dunkle Ballettschule und sah sich mit Besitzerstolz um.Bald würde das Alles ihm gehören.

  • Leider verlief die Nacht nicht so,wie Ben sich das vorgestellt hatte.Als die Schwester dazukam die Aufnahmeformalitäten zu erledigen,gab er Semirs Adresse und Telefonnummer als Kontaktdaten an und verfügte gleich,dass der Auskunft kriegen dürfe,was seinen Gesundheitszustand anging.Als das Fieber nachgemessen wurde,war es bei 39,5°C und so fühlte Ben sich auch.Seine Infusion wurde auf einen fahrbaren Ständer gehängt und so war er wenigstens nicht auf fremde Hilfe angewiesen,wenn er zur Toilette musste und das war leider öfter der Fall,als ihm lieb war.Er bekam nämlich noch Durchfall.Er döste immer fiebrig und todmüde vor sich hin,bis ihn wieder Bauchschmerzen quälten und er sich zur Toilette schleppte.Sein trockener Husten quälte ihn zusätzlich und als er es der Schwester sagte,die bei ihrem Durchgang nach ihm sah,schüttelte sie den Kopf.“Ich kann ihnen keinen Hustenstiller geben,denn es soll sich eigentlich Schleim bilden und abgehustet werden.Morgen bekommen sie NAC,aber momentan muss es so gehen.“ Ben fühlte sich immer elender.
    Nun bekam er es doch mit der Angst zu tun,dass er sich da in der Ballettschule irgendwas eingefangen hatte.Er überlegte krampfhaft,wie das passiert sein könnte und nachdem ja kein einziger Schüler erkrankt war,musste es irgendwo sein,wo kein Schüler hinkam.
    Bald fiel es ihm wie Schuppen von den Augen,na klar,die Infrarotkabine.Obwohl-da war ja Karl auch mit dringewesen,aber dem fehlte doch nichts! Mann,was war es sonst? Unter Grübeln fiel Ben doch noch in einen unruhigen Schlaf und erwachte wie gerädert,als die Schwestern zum Bettenmachen kamen.Als sie ihn ansprachen und sich vorstellten,schaute er sie verständnislos an und faselte immer was vom Rhein und einer Kabine.Er wusste nicht,welches Datum man schrieb und so holte die Frühdienstschwester den diensthabenden Stationsarzt und meldete ihm:“Herr Jäger ist jetzt auch noch verwirrt und das Fieber ist immer noch bei 39,5°C.“Der Arzt sah Ben nochmals an und als er ihn abhörte,wurde sein Blick immer ernster.


    „Herr Jäger,ich möchte sie gerne bronchoskopieren lassen,da wird mit einer flexiblen Optik in ihre Bronchien gekuckt,um die Entzündung zu beurteilen und Proben zu gewinnen.Bleiben sie bitte nüchtern und ach ja,die Antibiose kriegen sie ab sofort intravenös!“ erklärte er ihm,aber Ben sah ihn nur mit fiebrigen Augen an.Er hatte keinen Peil was los war und jedesmal wenn er nur kurz den Sauerstoff beiseite legte,bekam er schreckliche Atemnot.Er wurde sehr unruhig und sagte immer wieder „Semir,ich muss dir was sagen!“ aber dann endete sein Satz wieder in einem trockenen Hustenanfall.Der Stationsarzt beschloss,diesen Semir zu informieren,wie es auf dem Aufnahmebogen vermerkt war und griff zum Telefon,um ihn anzurufen.


    Semir hatte auch eine unruhige Nacht hinter sich.Immer wieder waren ihm die Bilder vom blau angelaufenen Ben,der gerade zusammenbrach, durch den Kopf geschossen.Dann beruhigte er sich wieder,immerhin war der schliesslich im Krankenhaus und wurde überwacht,alles weitere würde sich zeigen.Er kam gerade aus der Dusche,als sein Handy klingelte.Als er ranging war der Krankenhausarzt von gestern dran.“Herr Gerkan,ich habe hier ihre Nummer als Kontaktperson von Herrn Jäger.Leider muss ich ihnen sagen,dass es ihm deutlich schlechter geht,er jetzt hoch Fieber hat und ausserdem verwirrt ist.Er ist auch sehr unruhig und möchte ihnen anscheinend immer etwas mitteilen!“
    „Ich komme sofort!“ schrie Semir fast in den Hörer und war 5 Minuten später schon angezogen und abfahrbereit.Andrea hatte auch besorgt die Reaktion ihres Mannes beobachtet und rief ihm nach:“Sag Ben gute Besserung von mir!“ Semir nickte und gab Gas.Weil Sonntagmorgen und fast kein Verkehr war,kam er auch ohne Blaulicht in Rekordzeit am Krankenhaus an,bekam sofort ganz nahe beim Eingang einen Parkplatz und rannte,so schnell er konnte die Treppen hinauf.Etwas ausser Atem stand er kurz danach vor Bens Zimmer,der anscheinend gerade für eine Untersuchung fertiggemacht wurde.Als er sah,dass die Schwestern versuchten eine tragbare Sauerstoffflasche am Bett zu befestigen,die Unterlagen bereitlegten und gleichzeitig probierten,einen verschwitzten,aufgeregten Ben zu beruhigen,war er mit zwei Schritten am Bett und nahm dessen fieberheissen Hände.“Ben ich bin da,was musst du mir so dringend mitteilen?“ sagte er äusserlich ganz ruhig,wobei er sich innerlich schreckliche Sorgen machte.“Semir die Kabine,der Rhein,haben geschwitzt…“ stammelte Ben aufgeregt.Obwohl auch Semir keine Ahnung hatte,was sein Kollege ihm mitteilen wollte,wirkte er doch beruhigend auf ihn ein.Wenn er so aufgeregt war,bekam der noch weniger Luft und die blauen Lippen sagten Semir,dass es ernst war.“Ist schon gut,ich werde mich darum kümmern,jetzt konzentrier dich mal auf deine Atmung und versuch nicht ständig zu reden!“ sagte er autoritär und Ben nickte und befolgte seine Anweisung.Er schloss die Augen,fühlte Semirs tröstende Hände und bekam wirklich bald wieder besser Luft.
    Der Stationsarzt hatte die Szene beobachtet und sagte lächelnd:“Gut gemacht,Herr Gerkan.Ihr Freund wird jetzt bronchoskopiert,damit sich meine Kollegen ein Bild vom Aussehen der Bronchien machen können und ausserdem brauchen wir dringend Trachealsekret zur Untersuchung auf Keime.Durch den trockenen Husten kommt aber nichts hoch und deswegen wird das jetzt im Rahmen einer Bronchiallavage gewonnen werden.Ich gehe zwar jetzt nach Hause,aber meine Kollegen werden sich um ihren Freund kümmern,Alles Gute!“ und damit verschwand er um die Ecke.Bens Bett wurde in die Endoskopieabteilung gebracht und Semir lief nebenher und hielt seine Hand,die der einfach nicht mehr loslassen wollte.
    In der Funktionsabteilung wollte man Semir rausschicken,aber Ben klammerte sich weiterhin mit aller Kraft an der Hand seines Freundes fest und stammelte:“Soll dableiben,nein,nicht weggehen!“ und so durfte Semir doch mit zur Untersuchung.
    Ben wurde auf den Tisch mit einem Rollbrett hinübergezogen und ein grünbekittelter Internist sagte zu ihm:“Herr Jäger,sie bekommen jetzt von mir eine Rachenanästhesie mit einem Spray,machen sie bitte den Mund weit auf.Ben erledigte das folgsam und bekam ein betäubendes Xylocainspray in den Rachen gesprüht,der daraufhin schnell etwas taub wurde.Ein Pulsoximeter wurde auf Bens Finger zur Überwachung geklemmt,der nur 88% anzeigte.
    Während er nebenbei erklärte,was er machte,nahm der Arzt auch schon ein Bronchoskop und liess der Endoskopieschwester das Licht im Saal dimmen.Das Instrument war etwa 80cm lang,am einen Ende sass eine Optik mit verschiedenen Anschlüssen und zum Patienten hin ging ein schwarzer,etwa 3mm dicker Schlauch.Der wurde mit Gleitgel eingerieben und dann bekam Ben erst mal einen Beissring in den Mund,damit er das wertvolle Instrument nicht beschädigte.
    Er sah Semir angstvoll an,aber der beruhigte ihn mit Blicken und Streicheln.Dann führte der Arzt das Instrument durch Bens Mund ein und man konnte auf einem Monitor,der an der Decke hing verfolgen,was die innenliegende Minikamera aufzeichnete.Man sah den Gaumen,der gut betäubt war und dann kam der Kehlkopf,der schon hochrot und gereizt war.Der Arzt forderte Ben auf zu husten,damit sich die Stimmritze öffnete und als der das brav machte,schob er schnell das Instrument in die Luftröhre.Ben bekam nun Angst und Atemnot,er wollte das Gerät herausreissen,aber Semir hielt die Hände mit eisenhartem Griff fest.Der Arzt sagte:“Herr Jäger,es dauert nicht lange,versuchen sie ruhig weiterzuatmen,glauben sie mir,sie bekommen genug Luft.“ Neben dem Gerät strömte durch eine Sauerstoffsonde hochdosierter Sauerstoff in Bens Mund.Er hustete immer wieder und wurde aber so panisch,dass man ihm Tavor intravenös geben musste,um ihn etwas zu beruhigen.Nun liess er den Rest der Untersuchung teilnahmslos über sich ergehen.Semir hielt die Hände fest,die nun lockerer waren und sah gebannt auf den Monitor.Er hatte ja keine Ahnung,wie sowas normal aussah,aber die komplette Schleimhaut war hochrot und entzündet.Nirgends war Schleim zu finden und so gewann der Arzt seine Proben,indem er sterile,isotonische Kochsalzlösung in die Bronchien spritzte und danach wieder absaugte.Am Gerät war nämlich ein Saug-und ein Arbeitsgang angebracht.Die Flüssigkeit lief direkt in Untersuchungsröhrchen und so wurden aus verschiedenen Teilen der Lunge Sekretproben gewonnen.
    Nach etwa fünf Minuten war die Untersuchung beendet und der Arzt zog das Instrument heraus.Die Sättigung hatte mehrmals alarmiert und war nur noch bei 80% trotz Sauerstoff.Ben,der fast nichts mehr mitbekam,ausser dass es ihm schlecht ging,wurde ins Bett zurückgelegt,sein Kopfteil hochgestellt und der Sauerstoff über die Maske auf 15Liter,die Maximaleinstellung hochgedreht.
    Der Arzt hatte sein Instrument weggelegt,seine Handschuhe ausgezogen,die Hände desinfiziert und griff nun zum Telefon.“Wir brauchen einen Platz auf der Intensiv,das ist nichts mehr für Normalstation!“ sagte er zu Semir,der besorgt seinen erschöpften Partner beobachtete,der gierig den Sauerstoff aus der Maske sog.Nach kurzer Zeit nickte er und packte dann zusammen mit der Schwester das Bett.Fahren wir los,wir haben einen Beatmungsplatz reserviert!“ sagte er und dann machte sich der kleine Trupp auf den Weg zur Inneren Intensivstation.

  • Als sie dort ankamen,wurde Semir zunächst freundlich gebeten,doch draussen Platz zu nehmen.“Wir holen sie auch sofort herein,sobald ihr Freund verkabelt ist!“ sagte die Schwester und Semir nickte.Er nahm eine Zeitschrift nach der anderen,die da auslagen,schlug sie auf und sah hinein, ohne irgendwas davon zu verstehen,was er las.
    Einige Zeit später kam die Pflegekraft von vorhin zu ihm heraus.“Eigentlich wollten wir die ganzen invasiven Dinge erledigt haben,bevor wir sie hereinbitten,aber ihr Freund weigert sich,das machen zu lassen,wenn sie nicht dabei sind!“ Semir schmunzelte in sich hinein.Ja,das war Ben.Er konnte kein Blut sehen und wenn sonst die Klappe auch allzugross war,wenns an medizinische Dinge ging,war er immer ganz kleinlaut.Er war auch immer froh,wenn zu Erste Hilfe-Massnahmen Semir schritt und er den Telefondienst oder Helfertätigkeiten übernehmen durfte.


    „Kein Problem,mir wird auch nicht schlecht!“ teilte er der Schwester mit.Als er die Intensivstation betrat,wurde er zunächst angewiesen,seine Hände nach dem ausliegenden Hygieneplan zu desinfizieren und dann führte sie ihn zu seinem Kollegen.Ben lag in einem Einzelzimmer.Inzwischen waren auf seiner Brust drei EKG-Elektroden befestigt,die die Herztätigkeit auf den Monitor übertrugen.Um seinen Oberarm war ein Blutdruckmessgerät geschlungen und der schon bekannte Sauerstoffsensor steckte auf seinem Finger.
    Unter der Decke lief ein Urinschlauch heraus,anscheinend hatte Ben schon einen Blasenkatheter erhalten,solange er draussen gewartet hatte.
    Als Ben ihn sah,flog ein Lächeln über sein Gesicht unter der Sauerstoffmaske.“Schön dass du da bist.Die wollen lauter Schläuche in mich reinstecken,aber ich steh das alleine nicht durch!“ sagte er mühsam und rang danach schon wieder nach Luft.“Ich bleibe bei dir und steh dir bei!“ versicherte ihm Semir und nahm Bens Hand ganz fest in die Seine.
    Ein Arzt im blauen Kittel kam ins Zimmer.“Herr Jäger,wie ich sehe,haben sie ihre Verstärkung jetzt bei sich.Ich möchte ihnen zunächst einen arteriellen Zugang in den Unterarm legen,das geht auch ganz schnell!“ versicherte er ihm.Ben nickte.Wenn sein Freund bei ihm war,konnte er das aushalten,aber vorhin war er so angstvoll und verzweifelt gewesen,dass er niemanden mehr an sich herangelassen hatte,nach dem Katheter.Dabei war das eigentlich nicht schlimm gewesen,nur peinlich,aber er hatte nun keine Lust mehr,ohne Unterstützung irgendeinen Eingriff an seinem Körper zu dulden.


    Während Semir auf der linken Bettseite stand und dort seine Hand hielt,drehte der Arzt seinen rechten Arm so,dass der Daumen nach unten zeigte.Er desinfizierte das Eingriffsgebiet,legte ein steriles grünes Tuch darüber und stach dann mit sterilen Handschuhen mit einer mitteldicken Nadel in Bens Unterarm.Es war zwar etwas schlimmer,als das Infusionlegen,aber eigentlich nicht richtig schlimm.Als der Arzt die Arterie punktiert hatte,schob er einen kleinen Seldingerdraht hinein,zog die Nadel heraus und fädelte darüber ein Plastikschläuchlein.Dieses wurde noch mit zwei Stichen,bei denen Ben zwar das Gesicht verzog,aber nicht laut wurde,angenäht und mit einem Druckbeutel mit Messeinheit verbunden.Nun kam noch ein Pflaster über die Einstichstelle und die Blutdruckmanschette wurde entfernt.“Das ist jetzt eine sogenannte invasive Blutdruckmessung.Über den Monitor wird ständig ihr arterieller Blutdruck gemessen,damit wir bei Schwankungen sofort reagieren können,aber sehr wichtig für uns in ihrem Fall ist,dass wir problemlos arterielle Blutgase ständig kontrollieren können.
    Ben nickte teilnahmslos und schloss dann die Augen,um sich ein wenig zu erholen.Die Schwester nahm auch gleich eine Blutprobe aus dem roten Dreiwegehahn der Arterie ab,um sie am stationseigenen Blutgasgerät zu untersuchen.


    In der Ballettschule inzwischen,tanzte ein Nackter zu den Klängen von Schwanensee verzückt eine Hauptrolle.Was er nie erreicht hatte-jetzt würde er erfolgreich sein,egal was die anderen sagten oder taten!

  • Als die Werte der Blutgasanalyse vorlagen,kontrollierte sie gleich der Stationsarzt.“Herr Jäger,das sieht gar nicht gut aus.Wenn ich ihnen jetzt noch den zentralen Venenkatheter gelegt habe,müssen sie dringend maschinelle Atemgymnastik machen!“ erklärte er ihm.Ben,der keine Ahnung hatte was das war,nickte stumm.
    Ich lege ihnen jetzt seitlich am Hals in die Jugularvene unter örtlicher Betäubung einen Cavakatheter.Dazu müssen wir mal kurz das Bett flachstellen,meinen sie,sie schaffen das?“ fragte ihn der Arzt.Ben zuckte mit den Schultern.Das wusste er doch jetzt noch nicht,ob das gehen würde,aber er schlief zuhause immer flach oder auf dem Bauch,ihm war nicht klar,was die Frage eigentlich sollte.


    Die Schwester hatte den Eingriffswagen nähergefahren und richtete nun den Auszug des Nachtkästchens als Instrumententisch her.Ben beobachtete misstrauisch,wie der Arzt sich erst eine grüne Einmalhaube und dann einen Mundschutz anzog.Dann ging er zum Waschbecken,neben dem ein Desinfektionsmittelspender stand und begann sich die Hände bis zu den Ellenbogen dreimal chirurgisch zu desinfizieren,das bedeutete,dass er eine bestimmte Menge Desinfektionsmittel in die Haut einrieb,beim ersten Mal bis zum Ellbogen,das zweite mal bis Mitte der Unterarme und das dritte Mal dann nur die Hände.Das Ganze dauerte drei Minuten und in der Zwischenzeit hatte die Schwester Bens Dreitagebart auf der linken Halsseite ein wenig abrasiert,damit man die Punktionsstelle ordnungsgemäss desinfizieren konnte.Normalerweise hätte das grossen Protest von seiten seines Freundes gegeben,konstatierte Semir,aber dem gings so schlecht,dass es ihm schlichtweg egal war.
    Die rote Elektrode wurde noch mit einem kleinen Messkästchen verbunden und dann zog sich der Arzt erst den sterilen Einmalkittel an,den die Schwester ihm aus der Verpackung anreichte.Sie verschloss hinten die Bändel und dann schlüpfte der Doktor noch in die Chirurgenhandschuhe und öffnete das sterile Abdeckset.Unter Bens Kopf und Schulter kam eine saugfähige Einmalunterlage und die Schwester goss grelloranges Desinfektionsmittel in die Plastikschale des Sets.Der Arzt nahm die Plastikklemme,fasste einen desinfektionsmittelgetränkten Tupfer und begann Bens Halsseite vom Ohrläppchen bis zum Schlüsselbein abzustreichen,auch da dreimal und von aussen nach innen.Dann nahm der Arzt ein grosses Abdecklochtuch und legte es über Ben,so dass der fast völlig darunter verschwand.Die Schwester bat Semir,der das Ganze interessiert aus der Entfernung betrachtet hatte,nun auf einem Stuhl rechts neben Ben Platz zu nehmen und sie schob das Tuch ein wenig zur Seite,so dass Ben wenigstens seinen Freund sehen konnte.Der nahm auch gleich wieder dessen Hand,die vor Aufregung schweissfeucht war.


    In der Zwischenzeit hatte der Arzt das Lokalanästhetikum in eine 5ml-Spritze aufgezogen,das ihm die Pflegekraft anreichte und sagte dann:“Achtung,sticht!“ woraufhin er die Nadel weit in Bens Hals versenkte.Obwohl er, während er die Spritze vorschob,immer die Lokale einspritzte,biss sich Ben auf die Lippen,um nicht laut zu jammern.Das tat schweineweh.Er bemerkte dankbar,wie Semir seine Hand drückte und einfach da war.Dann zog der Arzt die dünne Nadel heraus und nahm eine zweite,viel dickere und längere zur Hand.Dazwischen hatte er noch sterile Kochsalzlösung in mehrere Spritzen aufgezogen und begann nun,die Vena jugularis interna zu suchen.Er bohrte mit der Nadel in die Tiefe und stach wieder und wieder ein.Das Bett wurde erst flachgestellt und dann sogar ein wenig kopfwärts gekippt.Obwohl die Lokale schon ein bisschen wirkte,war es für Ben die Hölle.Durch die Kopftieflage verstärkte sich seine Atemnot,obwohl der Sauerstoff über die Ohiomaske bis zum Anschlag lief und es drückte und schmerzte, wenn der Arzt einen Bezirk punktierte,in dem die Lokale nicht sass.Ben klammerte sich wie ein Ertrinkender an Semirs Hand fest,der unter dem Tuch Blickkontakt mit seinem Freund suchte und nun begann,ihm im Flüsterton gut zuzureden.“Du bist ganz tapfer Ben,ich weiss das das schlimm ist,aber es ist bald geschafft!“ versuchte er ihn zu trösten und die Schwester nickte ihm lächelnd zu.
    Endlich schoss dunkelblaues Blut in die Aspirationsspritze und der Arzt schob schnell einen Seldingerdraht durch die Nadel und entfernte dann diese.Während Ben nun schwitzte unter seinem Tuch und der warmen Plastikmaske,dass die Haare ihm klatschnass am Kopf klebten und ausserdem meinte,in nächster Sekunde ersticken zu müssen,wurde schnell das Plasikschläuchlein über den Draht gefädelt und bis zu einer Markierung in Ben geschoben.Nun klemmte der Arzt ein kleines Elektroableitungskabel an dem Seldingerdraht an und die Schwester legte einen Schalter an ihrem Messkästchen um.Nun wurde das EKG direkt über den in der unteren Hohlvene liegenden Draht abgeleitet,den der Arzt nun bis ins Herz vorschob.Es kam auch sofort zu typischen EKG-Veränderungen,die Ben angstvoll bemerkte.Durch die Stimulation des Reizleitungssystems im Herzen,gab es Zwischenschläge,sogenannte Extrasystolen und er hatte das Gefühl,dass ihm das Herz im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals schlug.Eine unbeschreibliche Angst durchflutete Ben,da geschah etwas mit ihm,was er überhaupt nicht beeinflussen konnte und er begann nun zu zappeln.“Bitte ganz ruhig bleiben,sonst kann etwas Schlimmes passieren,ich bin gerade mit einem Draht in ihrem Herzen!“ herrschte ihn der Arzt an und die Schwester hielt ihn fest,genauso wie auch Semir der ganz erschrocken bemerkt hatte,dass Ben nach oben fassen und alles wegziehen wollte.“Ich halte das nicht mehr aus!“ weinte Ben panisch.““Wir sind schon fast fertig,zwei Minuten noch,dann haben sie es geschafft!“ tröstete ihn nun der Intensivarzt,während er das Schläuchlein mit dem Draht soweit zurückzog,dass es nun kurz vor dem Herzen lag.Er entfernte den Draht,füllte die drei Cavaschenkel mit Kochsalzlösung und verschloss sie mit Dreiwegehähnen.Nun wurde auch schon wieder das Bett hochgestellt,damit Ben wieder besser Luft bekam und seine Panikattacke überwinden konnte.Es piekte nochmals,als mit zwei Stichen der ZVK an der Haut angenäht wurde und dann reinigte der Arzt das Wundgebiet mit Desinfektionslösung und die Schwester klebte noch ein steriles Pflaster darüber.


    Die Abdecktücher wurden entfernt und die Unterlage,die schweiss-und blutdurchtränkt war,unter ihm herausgezogen.Während Ben schniefend um Fassung rang,befeuerte die Schwester die drei Schläuchlein mit Infusionen und Medikamenten im Perfusor und Semir bekam einen feuchten,kalten Waschlappen in die Hand gedrückt,mit dem er liebevoll Bens Gesicht abwusch.“Siehst du,jetzt hast du´s geschafft!“ sagte Semir,der heilfroh war,dass es vorbei war.“Aber nur mit deiner Hilfe!“ antwortete Ben,der schon wieder nach Luft rang und ziemlich blaue Lippen hatte.Der Monitor alarmierte wegen der schlechten Sättigung,die mit Sauerstoff nur bei 85% war und der Arzt,der inzwischen seinen Instrumententisch abgeräumt hatte,bemerkte zur Schwester:“Wir müssen jetzt zügig mit der NIV-Beatmung anfangen!“ woraufhin die zustimmend nickte und aus dem Zimmer ging,um das Beatmungsgerät zu holen.Ben sah angstvoll zu seinem Freund:“Lass mich nicht alleine!“ flüsterte er stockend und Semir hielt ihn ganz fest.


    Er machte sich inzwischen nach einer erfrischenden Dusche wie jeden Sonntag auf den Weg zu Frau Neumann,um mit der zu Mittag zu essen.Wann würde sie ihm endlich die Anerkennung zukommen lassen,die ihm zustand? Aber er würde es ihr schon beweisen,wie gut er war!

  • Kurz darauf kam die Schwester mit einem fahrbaren Beatmungsgerät und einigen Schläuchen zur Tür hereingefahren.Sie bereitete die Carina vor-so hiess das Maschinchen-indem sie es mit dem Sauerstoff,der Druckluft und einem Stromanschluss aus der Versorgungseinheit die von der Decke kam,verband.Dann steckte sie ein Schlauchsystem mit Beatmungsfilter auf und packte nach einem prüfenden Blick auf Bens Gesicht eine Beatmungsmaske der Grösse M aus.“Herr Jäger,mit diesem Gerät helfen wir ihnen beim Atmen.Wir können das so einstellen,dass der Druck in ihrer Lunge ein wenig erhöht wird und sich die Lungenbläschen dadurch besser entfalten können.Es ist zwar eng unter dieser Maske,aber sie werden sehen,wie ihnen das gut tut,wenn sie sich ein wenig daran gewöhnt haben!“ erklärte sie freundlich.
    Ben nickte zögern.Alles was ihm mehr Luft verschaffte war gut,denn diese Atemnot war einfach schrecklich.Ausserdem fühlte er sich fiebrig und elend und Angst vor diesen ganzen unbekannten,bedrohlichen Geräten,die immer wieder alarmierten,hatte er zudem.Gut dass Semir bei ihm war,dem das anscheinend echt nichts ausmachte.Wenn es um Autos ging,hatte er vor der Technik ja auch keine Hemmschwelle,er fuhr schliesslich vom Minimotorrad bis zum 40-Tonner alles,was einen Motor hatte,aber diese ganzen Dinger waren ihm unheimlich.Was ihn tröstete war,dass das Personal hier mit diesen ganzen Maschinen völlig selbstverständlich umging und anscheinend genau wusste,was es tat,egal ob Arzt oder Schwester.


    Nun trat der Arzt näher und sagte:“Herr Jäger,wir werden jetzt mit dieser Maske auf ihrem Gesicht eine sogenannte nichtinvasive Beatmung durchführen,also bekommen sie,zumindest momentan,noch keinen Schlauch in die Luftröhre,sondern wir versuchen ihnen eine angepasste Luftzufuhr mit erhöhten Drücken anzubieten,um den Gasaustausch in der Lunge zu verbessern.Schon während er erklärte hatte er gemeinsam mit der Schwester das Gerät gestartet,eine grobe Voreinstellung vorgenommen und dann legten sie ihm zusammen die Beatmungsmaske an.Ben liess Semirs Hand nicht los,sie war für ihn wie ein Rettungsanker in diesem bedrohlichen Meer der fremden Eindrücke,die auf ihn einprasselten.Es wurde unangenehm eng um seinen Kopf und momentan meinte er überhaupt keine Luft mehr zu kriegen und wollte sich das Ding schon wieder vom Gesicht reissen,aber als der Arzt die Einstellungen noch veränderte und ihm die Schwester gut zuredete,konnte er sich doch ein wenig entspannen und die Luft fliessen lassen,wie ihm wieder und wieder gesagt wurde.Der Klammergriff mit dem er Semirs Hand beinahe zerquetscht hatte,lockerte sich und man fuhr das Bettkopfteil noch ein wenig höher,so dass er fast im Bett sass.Unter dieser Maske konnte man zwar kaum sprechen,aber es stimmte,seine Atemnot wurde etwas besser.Der Sauerstoff wurde auf 70% eingestellt und man versuchte einen Ausatmungsdruck von 7mbar zu erhalten.


    Nachdem er eine ganze Weile sehr hektisch gewesen war,merkte er,wie es ihm gut tat und er lehnte sich bequem in sein Kissen zurück und konzentrierte sich auf die Kommandos,die momentan Semir auf Geheiss der Schwester übernommen hatte:“Einatmen-ausatmen“ und so fort.Irgendwann ging es wie selbstverständlich und er schloss ein wenig die Augen.Er war nach diesem vergangenen Tag und der schrecklichen Nacht mit dem noch schrecklicheren Morgen danach,verdammt müde geworden.Wenig später war er eingeschlafen,was Semir mit Erleichterung bemerkte.Er löste seine Hand aus Bens fieberheissem Griff und beschloss,sich nun erst mal einen Kaffee in der Krankenhauscafeteria zu gönnen.Als er sich versichert hatte,dass er später wiederkommen durfte,was ihm die Pflegekraft gerne erlaubte,er sollte dann nur draussen an der Intensivstation läuten,ging er ein wenig erleichtert zur Cafeteria.Nun würde es schon besser werden,Ben war in guten Händen und die moderne Medizin mit ihren ganzen Medikamenten würde das übrige dazutun-hoffte er zumindest.
    Er sagte telefonisch noch Andrea Bescheid und setzte sich dann mit einem Kaffee und einem belegten Brötchen an einen Tisch,um sich zu stärken.


    Er war nach einem köstlichen Mittagessen mit seiner Muse inzwischen gutgelaunt wieder in die Ballettschule zurückgekehrt.Wie er sie liebte,diese Welt des Tanzes und der Musik.Er hängte das „Gesperrt „-Schild noch an den Raum,das hatte er die letzten Tage vergessen und legte sich dann im Fitnessraum zu einem Mittagsschläfchen auf eine Gymnastikmatte.

  • Als die Schwester nach etwa einer halben Stunde NIV-Beatmung die Blutgase kontrollierte,waren sie zwar besser,als die nur mit Sauerstoffmaske,aber so der durchschlagende Erfolg war nicht zu verzeichnen.Die Einstellungen der Maschine wurden nochmals verändert und der Sauerstoff auf 90% hinaufgedreht.
    Ben atmete weiterhin brav über die Maske und döste ein wenig weiter.Er wunderte sich zwar,dass Semir einfach so ohne Verabschiedung gegangen war,aber der hatte schliesslich noch was anderes zu tun,als sich den ganzen Tag vor ihn hinzusetzen und Händchen zu halten.Momentan fühlte er sich nicht allzu schlecht und er konnte es unter seiner Maske ganz gut aushalten.


    Semir war wenig später mit seinem verspäteten Frühstück fertig und kam wieder auf die Intensiv zurück.Ben lächelte unter seiner Maske,als er ihn sah und auch Semir war froh,dass sich nichts grossartig verändert hatte,in der halben Stunde,die er weggewesen war.
    Die Schwester kam ins Zimmer und sagte:“Herr Jäger,ich würde mal gerne ihren Rücken ein wenig frisch machen und die Unterlage erneuern,die ist ja ganz nass vor lauter Schweiss!“ Ben nickte und Semir fragte,ob und wie er helfen konnte.Während die Schwester Einmalhandschuhe anzog,stellte sie gleich das Bett flacher und bat Semir,seinen Freund zu unterstützen,wenn er sich auf die Seite drehte.Ben fasste nach dem Gitter und zog sich herum,allerdings war die Anstrengung so groß,dass ihm sein Herz wieder bis zum Hals schlug und er erneut sehr schlecht Luft bekam.Während die Sättigung belastungsabhängig wieder bis 80% herunterging,rieb sie ihm trotzdem seinen Rücken und Po mit Franzbranntwein ab,rollte die wasserundurchlässige Safetex-Unterlage unter ihn und legte die frische halb aufgerollt daneben.Als er sich jetzt,wie gefordert ,auf die andere Seite drehte,rollte er über den grossen Stoffberg und nach dem Entfernen der alten und Glattstreifen der neuen Unterlage,war er wieder frisch und trocken.Ah so ging das mit dem Wäschewechsel,Semir hatte sich da noch nie grosse Gedanken darüber gemacht,aber trotzdem war er nun ein wenig gescheiter.


    Obwohl die Schwester nun sofort das Bettkopfteil wieder höher stellte,war Bens Herzfrequenz immer noch bei 120 und die Sättigung wurde nicht besser als 85%.Nach Rücksprache mit dem Stationsarzt,drehte sie den Sauerstoff am Beatmungsgerät auf 100% hoch und wischte Bens Gesicht ,soweit man neben der Maske hinkam,mit einem kühlen Waschlappen ab.Semir beobachtete besorgt,dass sich sein Freund irgendwie gar nicht mehr erholte.Dieses kurze Flachstellen des Bettes hatte ihn dermassen erschöpft,als wenn er einen Marathon gelaufen wäre.
    Der Blutdruck war auch vor lauter Stress wieder um die 160/80 und Ben japste von Minute zu Minute unter der Maske mehr nach Luft.Der Schweiss strömte ihm aus allen Poren und das Krankenhaushemd klebte ihm wie eine zweite Haut tropfnass am Körper.Mit blauen Lippen sah er Semir flehend an und streckte hilfesuchend die Hand nach ihm aus.Der nahm sie ganz fest und probierte seinem Freund so Trost zu spenden,er versuchte auch noch ihm gut zuzureden,aber Ben konnte irgendwie gar nicht mehr zuhören.Seine ganze Atemhilfsmuskulatur war in Betrieb und man konnte jeden mühsamen Atemzug muskulär unterstützt von den Bauchmuskeln erkennen.Die Schwester holte den Stationsarzt dazu und nahm gleich ein frisches Blutgas ab.Der Arzt hörte Bens Brust nochmals ab und schüttelte dann den Kopf.Als die Schwester mit dem kleinen Ausdruck zurückkam und den gemeinsam mit dem Arzt studierte,kamen sie beide zum gleichen Schluss.Er nickte ihr zu und sie kam kurze Zeit später mit dem Notfallwagen zurück und begann alles Nötige vorzubereiten.
    “Herr Jäger,ihre Werte haben sich rapide verschlechtert und sie merken ja selber,dass sie es so nicht mehr schaffen.Wir werden ihnen jetzt eine kleine Narkose machen und sie intubieren.Dann dürfen sie schlafen und sich erholen,bis ihre Lungenentzündung besser ist.Sie müssen keine Angst haben,sie werden davon nichts merken und wenn sie aufwachen,haben sie das Schlimmste überstanden!“ erklärte der Anästhesist seinem Patienten.Gerade als er Semir hinausschicken wollte,kam nochmals Leben in Ben.Er versuchte etwas zu sagen,was aber nicht verständlich war unter der Maske und griff dann hilfesuchend nach Semir,der sich gerade verabschieden wollte.Mit der totalen Panik im Blick klammerte er sich an seinem Freund fest und liess ihn nicht mehr los.


    „Also gut,dann darf er dableiben,bis sie schlafen,keine Aufregung Herr Jäger,es wird schon alles gut!“ versuchte der Arzt seinen Patienten zu beruhigen.Die Sauerstoffsättigung war inzwischen auf besorgniserregende 75% gesunken und dann sah Semir die erste Intubation seines Lebens.


    In der Ballettschule hatte er inzwischen sein Mittagsschläfchen beendet und bevor er gemütlich am Rhein entlang Richtung seiner Wohnung schlenderte,sah er noch mit stolzem Blick ein altes Ballettplakat an,auf dem die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben zu sehen waren.Ja,so berühmt würde er auch einmal sein,er musste seine Sache nur gut machen!

  • Eine zweite Schwester war in das Krankenzimmer getreten,um beim Intubieren zu helfen.Sie brachte ein anderes,grösseres Beatmungsgerät mit,mit dem man mehr Feineinstellungen vornehmen konnte und das war wahrscheinlich bei dieser schweren Pneumonie mit einem so fulminanten Verlauf nötig.Auch die sogenannte EvitaXL wurde eingesteckt an Netzstrom,Sauerstoff und Druckluft.Auch hatte die Pflegekraft schon drei gefüllte Perfusorspritzen mit Leitungen mitgebracht,die sie nun gleich in drei freie Perfusoren,also Spritzenpumpen am Infusionsbaum einspannte.In einem davon war eine milchige Lösung und auf dem Aufkleber stand“Propofol 1ml=20mg“,die andere war ein Opiat,nämlich Sufentanil,mit der Aufschrift:“Sufenta 1ml=0,01mg“ und der dritte Perfusor hatte einen roten Aufkleber,darauf stand“Arterenol 1ml=0,2mg“.Auch ein kurzwirkendes Muskelrelaxans namens Nimbex hatte sie schon aufgezogen dabei.Für Semir lief das Ganze wie in Zeitlupe ab.Eine eisige Hand hatte nach seinem Herzen gegriffen,als er merkte,wie es Ben von Sekunde zu Sekunde schlechter ging.Der Monitor alarmierte ständig und wurde immer mal wieder durch einen Griff zum Alarm-Aus-Knopf zum Schweigen gebracht.


    Ben war nun wirklich kurz vor dem Ersticken und trotzdem liefen die Intubationsvorbereitungen in aller Ruhe ab.Auf einem Ausklapptisch am Notfallwagen war ein Einmaltuch gebreitet und dort lagen jetzt ein Laryngoskop mit einem langen Spatel,da Ben ja ein Mann mit entsprechend langem Hals war,ein Langzeitbeatmungstubus “Blue line“,der nicht so starr wie die herkömmlichen Narkosetuben für die kurze Liegedauer war,dafür allerdings einen Führungsstab zum Einführen brauchte, eine Blockspritze und Gleitgel.Die Schwester hatte die Dichtigkeit des Blockungsballons getestet,ihn kurz aufgeblasen und dann die Luft über das Ventil wieder abgesaugt.Ein Pflaster zum Verkleben lag auch bereit.Die Schwester hätte auch gerne vorher noch Bens Bart abrasiert,aber nachdem die Zeit drängte,wurde das auf später verschoben.Ein Ambubeutel mit Maske lag auch noch auf Bens Kopfkissen und wurde mit einem Schlauch an der Sauerstoffversorgung angeschlossen und auf 15l aufgedreht.
    Ben hatte sichtlich Angst und Semir konnte nichts anderes tun,als seine Hand festzuhalten,ihn anzufassen und ihm beruhigend zuzureden.Der Arzt hatte inzwischen Einmalhandschuhe angezogen,war ans Kopfende des Bettes getreten und hatte das Bettbrett mit einem Griff herausgezogen und zur Seite gestellt.Er legte sich noch einen sterilen Absauger in einer Einmalverpackung zurecht und startete die Vakuumsaugung,falls man nach der Intubation Schleim absaugen musste.Nun nickte er und während die eine Schwester die Medikamente zügig nacheinander spritzte,wie der Arzt anordnete,reichte die andere das Instrumentarium an.Zuerst kam eine Opiatdosis von 0,05mg Sufenta,gleich darauf 120mg Propofol und als Ben nun schon die Augen zufielen,spritzte man noch das Muskelrelaxans nach.Die eine Schwester stellte das Bett ein wenig flacher,so dass der Anästhesist gut an Bens Kopf herankam und dann wurde die CPAP-Maske der NIV-Beatmung abgenommen und noch kurz mit dem Ambubeutel beatmet.


    Semir hatte gesehen,wie die Medikamente in Bens Vene rauschten und dann merkte er,wie sich dessen Griff erst lockerte und dann völlig erschlaffte.So schlimm es für ihn war,seinen Freund jetzt loslassen zu müssen,aber auch er sah ein,dass diese Intubation jetzt das einzig mögliche gewesen war.Lange hätte Ben das nicht mehr ausgehalten.Es musste schrecklich sein,so gar keine Luft mehr zu kriegen.Semir war ja schon im Wasser untergetaucht worden und konnte sich noch gut an das Gefühl der absoluten Panik erinnern,die er da empfunden hatte.Wie aus dem Blick seines Freundes zu erkennen war,empfand er jetzt genau das.Das war unmenschlich und so war Semir eigentlich froh,dass sein Freund nun nichts mehr mitbekam.Um die Helfer nicht zu stören,trat er vom Bett zurück und beobachtete das Geschehen aus der Entfernung.
    Als der Arzt mit dem Ambubeutel keinen Widerstand mehr bei seinem Patienten spüren konnte,was ein Zeichen war,dass das Muskelrelaxans wirkte,legte er den Ambu weg,nahm das angereichte Laryngoskop,überstreckte Bens Hals und führte die Kehlkopfoptik in dessen Hals ein.Dann stellte er sich den Kehlkopf ein und schob routiniert mit der anderen Hand den mit Gleitgel geschmeidig gemachten Tubus in die Luftröhre.Dann zog er schnell den Führungsstab heraus,die Schwester blockte nach Gefühl diesen kleinen Ballon direkt hinter der Spitze des Tubus und so lag der Beatmungsschlauch fest fixiert hinter dem Kehlkopf.Schleim war keiner zum Absaugen,sondern Bens Atemwege waren völlig trocken,hochrot und entzündet.Der Arzt nahm noch sein umhängendes Stethoskop zur Hand und während die Schwester den Ambubeutel betätigte,hörte er auf die Lunge,ob beide Seiten belüftet waren und somit der Tubus nicht zu tief lag.Schob man den nämlich über die sogenannte Bifurkation,also die Auftteilung der beiden Hauptbronchen hinaus,blies man die Luft nur in eine Lungenhälfte,aber bei Ben war das in Ordnung und so wurde mit Edding noch schnell eine Markierung am Tubus angebracht und der dann mit Leukoplast in seinem Gesicht verklebt.
    Während die eine Schwester nun noch Handfixies holte und erst mal Bens Hände festmachte,damit er,bis man die für ihn passende Sedierung herausgefunden hatte,sich nicht den Tubus herauszog,schloss der Arzt die Beatmungsmaschine an den Tubus an und änderte gleich mal die Grundeinstellungen.Er erhöhte die Standarddrücke und drehte den Sauerstoff momentan auf 100%,bis sich die Werte wieder gebessert hatten.
    Nachdem Ben nun keine Todesangst mehr aushalten musste,sank die Herzfrequenz,die bis 150 hochgeschossen war auf 100 Schläge pro Minute und die Sauerstoffsättigung ging immerhin auf 88% hoch,was aber für den hohen Sauerstoff immer noch viel zu wenig war.
    Wie man schon vorausgesehen hatte,fiel nun der Blutdruck auf 70/50,weil die ganzen Stresshormone,die ihn natürlich hochgehalten hatten,nun wegfielen und ausserdem die Sedierung noch zusätzlich blutdrucksenkend wirkte.Man startete deswegen das Arterenol,ein kreislaufstützendes Medikament und justierte es,bis der Druck wieder Normwerte erreicht hatte.


    Semir stand immer noch ganz verloren in der Ecke,als nun der Arzt nochmals das Laryngoskop zur Hand nahm und durch Bens Nase noch eine Ernährungssonde durch die Speiseröhre in Bens Magen vorschob.Die Schwester blies mit einer 100ml-Spritze Luft in die liegende Sonde,um die Lage zu kontrollieren und der Arzt hörte mit dem Stethoskop auf Bens Bauch nach dem typischen Gluckern.Als das zu hören war,wurde auch diese Sonde noch verklebt und momentan ein Ablaufbeutel darangehängt,später würde man versuchen,ihn darüber zu ernähren,aber momentan machte das noch keinen Sinn.
    Nun liess man Ben erst einmal in Ruhe,damit er sich erholen konnte und die Schwester nahm nur das tropfnasse Hemd weg und deckte ein kühles Laken bis zur Hüfte über ihn.
    Der Arzt trat nun zu Semir,der ganz geschockt war und sagte freundlich zu ihm.“Verabschieden sie sich am besten von ihrem Freund,er schläft jetzt und hat momentan keinen Stress und keine Angst mehr.Sie können gerne abends nochmal vorbeischauen,wie es ihm geht,aber er profitiert jetzt nicht mehr von ihrer Anwesenheit.Wir passen gut auf ihn auf,allerdings weiss man natürlich nicht,wie sich so schwere Pneumonien entwickeln.Wenn er Angehörige hat,würde ich sie jetzt verständigen!“ Semir trat noch ein letztes Mal,bevor er ging an das Bett seines Kumpels,strich ihm kurz über die fieberheisse Stirn und sagte mit einem Kloss im Hals:“Machs gut,alter Freund,ich komme abends wieder vorbei,mach bloss keinen Scheiss bis dahin!“ und dann musste er sich abwenden,weil nun ihm die Tränen in die Augen stiegen.Langsam verliess Semir das Krankenhaus und setzte sich seufzend in sein Auto,um erst einmal heim zu seiner Familie zu fahren.


    Er war inzwischen zu Hause angekommen und legte in einen alten Videorekorder eine Kassette ein,auf der sein Traumpaar tanzte,schade,dass es diese Konstellation so nie mehr geben würde.

  • Ben war völlig von den Ereignissen überrollt worden.Erst diese Bronchoskopie,während der er noch weniger Luft wie vorher gekriegt hatte,dann die Verlegung auf die Intensivstation,mit einem Mal war man verkabelt und jeder piekte einen irgendwohin.Dann die Angst,die Atemnot,wie Lichtblitze, immer wieder Semirs Gesicht,als einzig Bekanntes darunter.Er konnte nicht verstehen,was der zu ihm sagte,aber immerhin,er war einfach da.Wie gut es tat,wenn einem jemand die Hand hielt,dem man vertraute,wenn aussenherum lauter fremde Menschen angsteinflössende Dinge mit einem anstellten!
    Ein Arzt sagte irgendwas zu ihm,von wegen intubieren-nein! Er wollte da nicht zuhören,aber dann war Semir wieder da und beruhigte ihn.Geräte und Maschinen um ihn herum,erst eine Maske auf dem Gesicht,dann Besserung,aber dann der völlige Absturz nach dem Drehen,Luft,Hilfe Luft,ihr könnt mich doch nicht einfach ersticken lassen! Mach mal einer das Fenster auf,draussen ist die Luft sicher besser!
    Geschäftiges Treiben um ihn herum,aber Semir war da.Egal was die jetzt machten,Semir würde aufpassen,dass da alles mit rechten Dingen zuging.Er hatte ihm schliesslich die Sache mit der Infrarotkabine mitgeteilt! Der würde sich schon darum kümmern.Er klammerte sich mit letzter Kraft an der Hand seines Freundes fest,und dann schwanden ihm die Sinne.


    Semir war unterdessen zu Hause angelangt.Seine beiden Mädels,die den gestrigen Abend bei der Oma verbracht hatten,waren inzwischen von Andrea abgeholt worden und stürzten sich freudestrahlend auf den Papa.Der begrüsste sie matt und liess sich dann im Wohnzimmer aufs Sofa fallen.Seine Frau musterte ihn besorgt und schickte dann die Kinder in den Garten zum Spielen.Es war Ende Oktober und ein strahlend schöner Herbstsonntag neigte sich schon bald wieder dem Ende zu.Semir hatte von dem Wetter überhaupt nichts mitgekriegt,sondern war ganz in der Sorge um seinen Freund gefangen.“Erzähl` was ist los?“ forderte ihn Andrea auf.“Ben musste intubiert werden und liegt jetzt in kritischem Zustand auf der Intensivstation!“ teilte Semir ihr stockend mit und verbarg dann erschöpft sein Gesicht an ihrer Schulter.So sassen sie eine ganze Weile,bis ohrenbetäubendes Geschrei aus dem Garten erscholl.“Das ist meins-nein meins!“ war zu hören und Andrea erhob sich,um die beiden Streithähne zu trennen.
    Semir suchte Konrads und Julias Nummer heraus,atmete tief durch und griff dann zum Telefon,um diese besorgniserregenden Nachrichten weiterzugeben.Konrad war ganz geschockt,als er von der schweren Erkrankung seines Sohnes hörte und kündigte an,sofort mit Julia nach Köln zu kommen,um nach Ben zu sehen.Semir war froh,dass er diese Aufgabe hinter sich gebracht hatte.Er hatte nur gesagt,dass Ben wegen einer schweren Lungenentzündung beatmet in der Uniklinik lag,alles weitere hatte Bens Angehörige nicht zu interessieren.


    Er überlegte inzwischen krampfhaft,was Ben mit dieser Kabine und dem Rhein gemeint haben könnte,aber das einzige,was ihm dazu einfiel war die Seilbahn über den Rhein im Rheinpark.Was die allerdings mit Bens Pneumonie zu tun haben könnte,war ihm völlig schleierhaft.Nein,er würde in der Ballettschule ansetzen,aber da war heute am Sonntag auch geschlossen.Nachdem er noch Frau Krüger privat informiert hatte,dass es Ben überhaupt nicht gut ging,legte er sich ein wenig auf dem Sofa zurück und war nach kurzer Zeit eingeschlafen.
    Als er erwachte,war es draussen bereits dämmrig und Andrea und die Kinder deckten gerade den Tisch fürs Abendbrot.Gemeinsam aßen sie und danach fuhr Semir nochmals in die Klinik,um nach Ben zu sehen.
    Der zuständige Arzt teilte ihm mit,dass der Zustand unverändert ernst war.Man hatte nachmittags noch ein Thoraxspiral-CT angefertigt und dabei festgestellt,dass grosse Lungenbezirke nicht belüftet wurden.Die Beatmungsdrücke hatte man schon hochgedreht,aber die Blutgase waren trotzdem nicht zufriedenstellend.Als Semir zu Ben ins Zimmer trat und ihn da tief schlafend mit den ganzen Schläuchen in sich vorfand,musste er mit seiner Fassung kämpfen.Er nahm seine Hand,die nun nicht mehr angebunden und immer noch ganz schlaff war und sagte:“Ich verspreche dir,ich werde das Schwein finden,der dir das angetan hat!“ Dann musste er sich abwenden und schnell gehen,sonst hätte ihn noch die Rührung übermannt.



    Inzwischen hatte er sich ein kleines Abendbrot gegönnt und überlegte sich nun die nächste spektakuläre Choreographie.Die würde der Hammer werden und bei der Weihnachtsaufführung würden alle auf ihn,als den Besten,mit Ehrfurcht blicken.

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