N´est-ce pas de deux! - Tanz auf dem Drahtseil!

  • Nach einer Weile begann Ben sich unruhig herumzuwerfen.Sein Atem kam abgehackt,so dass die Maschine immer wieder pfiff.Als Semir auf den Monitor sah,bemerkte er den erhöhten Blutdruck und die hohe Herzfrequenz.Ben selber war schweissgebadet und verzog vor Schmerzen das Gesicht.Semir sah mitleidig zu seinem Freund.Wenn er nur wüsste,wie er ihm helfen könnte? Nach einer Weile konnte Semir es nicht mehr ertragen und drückte auf den Klingelknopf.Als die Schwester kam,wies er auf seinen Freund,der sich immer noch in dem zerwühlten Bett herumwarf.Auch die Schwester sah mitleidig auf ihren Patienten,sagte aber: „Tut mir leid,da muss er jetzt durch.Das einzige,was ihm wirklich helfen würde,wäre,wenn wir den Opiatperfusor wieder einschalten würden,aber genau das wollen wir ja auf keinen Fall.Er hat eh schon Glück,denn durch die langsame Reduzierung des Opiats hatte er bis jetzt ja einen sogenannten warmen Entzug.Wenn man von jetzt auf gleich das Opiat komplett ausgeschaltete hätte,wäre es noch viel schlimmer!“ erklärte sie und immerhin erhöhte sie,bevor sie wieder hinausging die Dosis des Clonidinperfusors,das war das Medikament,das der Neurologe verordnet hatte,um die Entzugssymptomatik zu lindern.


    Allerdings hatte sie auch Bens Hände erneut festgemacht,da er anscheinend nicht mehr so ganz bei sich war.Semir war einerseits froh darüber,denn so musste er nicht die ganze Zeit aufpassen,dass Ben nicht irgendwas herausriss,aber andererseits war es für Ben um so schlimmer,wieder in seiner Bewegungsfreiheit beschnitten zu werden.Als der die Augen öffnete und entsetzt auf die Handfesseln starrte,tat er Semir wieder so leid und er versuchte ihn mit Worten zu trösten: „Ben,du musst nur eine Weile aushalten.Irgendwann ist der Entzug auch vorbei,das kann ja schliesslich nicht ewig dauern!“ rief er ihm zu,aber Ben reagierte gar nicht darauf,sondern zerrte lieber an den Fixies,um freizukommen.


    Kurz danach wurde Semir das Mittagessen gebracht.Als die Schwester es auf seinem Nachttisch abstellen wollte,schüttelte Semir den Kopf. „Nehmen sie`s wieder mit,ich kann jetzt nichts essen,solange es meinem Freund so schlecht geht!“ Er blieb dabei,auch wenn die Pflegerin ihn zu überrreden versuchte.Irgendwann nahm sie es schulterzuckend wieder mit und wenig später war Semir sehr froh darüber,denn nun begann Ben sich zu erbrechen.Spätestens jetzt hätte er mit Sicherheit sein Mittagessen auch wieder von sich gegeben.Er drückte wieder hektisch auf den Klingelknopf und als der Pfleger kam,wies er mit ausgestreckter Hand zu seinem Freund.Die Pflegekraft stoppte sofort die Ernährungspumpe,saugte aus der Magensonde ab,was noch im Magen war und verliess dann nochmals kurz das Zimmer,um ein Mittel gegen die Übelkeit und eine Kollegin zu holen,die beim Saubermachen half.Mit weissen Plastikschürzen und lila Handschuhen machten die beiden Ben sauber und bezogen das Bett frisch.Erst wehrte er sich sogar,denn in seinem vernebelten Gehirn bildete er sich die wildesten Sachen ein,als er die Kostümierung der Pfleger sah,aber als Semir wieder und wieder beruhigend auf ihn einredete,kam er ein wenig an den Rand seines Bewusstseins,als er die vertraute Stimme hörte.


    Aua,das tat so weh! Er konnte gar nicht sagen,wo es überall wehtat,denn jede Faser seines Körpers schrie nach dem Opiat und reagierte mit Schmerzen auf den Entzug.Er hätte wirklich jemanden angreifen können,um zu seinem Stoff zu kommen. "Bitte,bitte gebt mir was!“ flehte er mit seinen Augen.Er versuchte wieder Worte zu formulieren und als man seinen Mund und seine verletzte Zunge,die vom scharfen Magensaft nach dem Erbrechen noch um ein Vielfaches wehtaten,noch absaugte und auswischte,lief es ihm vor Ekel und Schmerz kalt den Rücken herunter.Gerade war ihm noch furchtbar heiss gewesen,aber jetzt überkam ihn ein Schüttelfrost,dass es ihn in seinem Bett regelrecht hin-und herschmiss.
    Der Pfleger holte eine dicke Decke und Semir,der das Elend fast nicht mehr mitansehen konnte,bat darum,aus dem Bett und zu seinem Freund gebracht zu werden.Schulterzuckend lockerte der Pfleger die Kabel und Schläuche-die Infusionen waren schon an sehr langen Leitungen deswegen angebracht und auch die anderen Kabel konnte man problemlos umhängen und so sass er dann wie am Vortag neben dem Bett seines Freundes auf der Safetexunterlage und versuchte den zu trösten und ihm beizustehen.Der Pfleger hatte eine Hand des jungen Polizisten freigemacht und Semir hielt die nun ganz fest und sagte nur immer wieder: „Ich bin da,Ben,ich bin da!“

  • Die Chefin,die sich nach dem Stresstag wieder einigermassen erholt hatte und ihren Dienst in der Frühe angetreten hatte wie jeden Tag,hatte überrascht auf ihren Schreibtisch geblickt.Darauf stand eine wunderschöne Orchidee und eine Schachtel feinster Lindt-Pralinen.Dabei lag eine Karte,auf der die ganze Belegschaft der PASt unterschrieben hatte: „Vielen Dank für Ben´s und Semir´s Rettung!“ stand darauf und gerührt kamen Kim gleich ein paar Tränen.Sie beorderte das ganze anwesende Personal in ihr Büro und bedankte sich herzlich.Irgendwie würde diese Sache ihr Verhältnis zueinander sicher verbessern.Kim war manchmal sehr autoritär und gelegentlich auch ungerecht.Sehr oft hatten sich ihre Mitarbeiter deswegen hinter vorgehaltener Hand beschwert,aber nun war ihr Team wieder zusammengerückt und sie würde vor allem auch Bonrath und Jenni ihre Fürsorge,als sie selber so fertig gewesen war,nie vergessen.


    „Dorn,Bonrath,heute Nachmittag werden wir unsere Helden mal besuchen,aber jetzt erst mal an die Arbeit!“ bestimmte sie und während die Uniformierten auf Streife gingen,musste sie ein Gespräch mit dem Polizeipräsidenten hinter sich bringen.Der dankte ihr aber nicht für die Rettung ihrer Männer ,sondern verpasste ihr im Gegenteil einen Anschiss,weil sie es gewagt hatte,in einem Krankenhaus zur Schusswaffe zu greifen. „Wenn ich das nicht getan hätte,würde Ben Jäger heute aber nicht mehr leben!“ verteidigte sie sich und dann schwieg der Präsident.Gut,wenn es um den Sohn seines Freundes gegangen war,konnte man mal eine Ausnahme machen,aber prinzipiell hätte man den Täter sicher auch anders überwältigen können.Wie standen sie denn vor der Presse wieder da! Er wimmelte die Dienststellenleiterin kurzerhand ab und beschwerte sich bei seinen Mitarbeitern,dass sie ihm da was nicht genau mitgeteilt hatten,zum Beispiel,welcher Polizist da gerettet worden war.Dann rief er seinen Freund Konrad an und pries die Leistung seiner Leute aufs Wärmste.Konrad,den niemand informiert hatte,fiel aus allen Wolken.Was war da losgewesen? Vor lauter Terminen war er nicht dazugekommen,seinen Sohn zu besuchen,auch Zeitung oder Radio hatte er nicht gelesen,bzw gehört und jetzt musste er von seinem Rotarierfreund erfahren,was vorgefallen war.


    Zornbebend rief er bei den Gerkans zuhause an.Was besseres fiel ihm im Augenblick nicht ein.Im Krankenhaus würde er nur die lapidare Aussage erhalten,dass Telefonauskünfte prinzipiell nicht erteilt werden könnten und er hatte doch erst nachmittags eine Lücke in seinem Terminkalender,wo er zur allergrössten Not auch mal kurz nach Köln fahren konnte. „Was ist mit meinem Sohn los und warum hat mir niemand Bescheid gegeben!“ herrschte er Andrea an,die völlig fassungslos auf den Hörer starrte,als sie realisierte,wer da am anderen Ende war. „Herr Jäger,es tut mir leid,aber es war gestern so schlimm für uns alle,was vorgefallen ist und dass mein Mann und ihr Sohn nur mit knapper Not das Attentat dieses Verrückten überstanden haben.Da hat einfach niemand daran gedacht,sie zu verständigen.Aber es ging durch Radio und Presse,normalerweise hätten sie da schon von selber draufkommen können!“ verteidigte sie sich regelrecht. „Das wird noch ein Nachspiel haben!“ brüllte Konrad noch in den Hörer,bevor er auflegte.
    Andrea sah kopfschüttelnd auf ihr Telefon.Was sollte das jetzt? Er hatte nicht einmal gefragt,wie es Ben ging-das war eine saubere Familie,da konnte ihr Freund dankend drauf verzichten.Sehnsüchtig sah sie auf die Uhr und hoffte,dass die Besuchszeit bald näherkam.Sie vermisste Semir so arg! Um sich abzulenken,spielte sie mit den Kindern und wartete darauf,dass der Uhrzeiger Richtung 15.00 rückte.

  • Im Krankenhaus war Ben inzwischen wieder vom Frieren zum Schwitzen übergegangen.Er strampelte die warme Decke weg und Semir sah,dass er am ganzen Körper schweissnass war.Die Verbände an Leiste und Oberschenkel hingen völlig durchweicht ein wenig weg und als die Schwester beim nächsten Durchgang die Bescherung sah,rief sie den Stationsarzt,der immer wieder eine andere Arbeit gefunden hatte. „Jetzt müssen die Wunden gespült werden,sonst kann das ja nicht heilen!“ erinnerte sie ihn und er stand aufseufzend vom PC auf.Mann,als Intensivarzt hatte man dermassen viele Dinge gleichzeitig zu tun und immer noch ein freies Fenster zur Notfallversorgung freizuhaben,da könnte man sich oft vierteilen.Als er dann allerdings ins Patientenzimmer trat und die Bescherung sah,musste er der Pflegekraft zustimmen.So konnte man das nicht lassen.So ein durchfeuchteter Verband war eine einzige Keimschleuder und so zog er ohne zu Murren eine Plastikschürze und sterile Handschuhe an.Die Schwester hatte schon alle Utensilien,die sie brauchten vorbereitet und vor allem eine wasserundurchlässige Einmalunterlage unter Ben gelegt.


    Semir,der ja schon wusste,was nun kam,nahm wieder ganz fest Bens beide Hände und versuchte ihm dadurch Nähe und Beistand zukommen zu lassen.Der kapierte allerdings gar nicht so richtig,was man von ihm wollte und erschrak umso mehr,als mit einer Spülspritze,die 100ml fasste,die sterile Ringerlösung in die dicken Drainageschläuche eingespritzt wurde.Sein sowieso schon völlig überreiztes Nervensystem meldete ihm einen erneuten Schmerz und er meinte,es nicht mehr aushalten zu können.Er riss die Augen auf und sah mit gequältem Gesichtsausdruck in Semirs Gesicht,das ganz nah bei seinem war.Sowohl Semir,als auch die Schwester und der Arzt sprachen mit ihm in beruhigendem Tonfall,ohne dass er ihre Worte verstehen konnte.Das einzige,was er wusste war,dass eine neue Qual hinzugekommen war.Seine Leiste und sein Oberschenkel brannten wie Feuer und es wurde überall um ihn nass.Er versuchte wieder stumm zu schreien und öffnete dazu den Mund,aber ausser dem schrillen Alarmton der Beatmungsmaschine war nichts zu hören.
    Warum half ihm denn keiner? „Semir,bitte mach,dass es aufhört!“ flehte er stumm,aber der konnte nicht mehr machen,als seinem Freund nahe zu sein und ihm durch seine körperliche Anwesenheit und sein Mitleid versuchen,Kraft zu geben.Ben`s Atem floss abgehackt in die Maschine,die Mühe hatte,die Atemzüge zu synchronisieren und deshalb ständig alarmierte.Seine Herzfrequenz war in die Höhe geschossen,genauso wie sein Blutdruck.Mehrfach versuchte er seine Hände aus dem Griff Semirs zu befreien,um die Leute,die ihm wehtaten,ohne dass er gerade verstehen konnte warum,wegzuschlagen,aber der hielt ihn eisenhart fest,wie ihm in langjähriger Polizeiroutine beigebracht worden war.Ihm zerriss es zwar fast das Herz,als nun bei Ben die Tränen des Schmerzes,der Angst und der Erschöpfung zu kullern begannen,aber trotzdem hielt er einfach fest,bis nach für die beiden unendlich lange zu scheinender Zeit,die Spülung und Wundtoilette endlich beendet waren.


    Gemeinsam befestigten der Arzt und die Schwester noch frische,dicke Verbände auf den Wunden und dann verliess der Arzt,nicht ohne zuvor seine Hände desinfiziert und gewaschen zu haben,das Zimmer.Die Schwester holte eine Verstärkung hinzu und gemeinsam erneuerten sie noch Bens feuchtes Betttuch und wuschen ihm kurz den Schweiss vom Körper.Als er ein frisches,kühles Laken auf sich spürte,glaubte er endlich auch,dass nun alles fertig war und schloss erschöpft die Augen.Auch Semir war fix und fertig und begann nun seinerseits vor Erschöpfung zu zittern.Die Schwestern brachten ihn in sein Bett und machten dann Bens Hände wieder fest,bis der wieder klarer war.
    Nachdem die eine Pflegekraft alles aufgeräumt hatte,sagte sie noch: „Jetzt erholen sie sich erstmal,meine Herren!“ aber keiner der beiden reagierte darauf,sondern beide hatten die Augen geschlossen und liessen ihrer Müdigkeit freien Lauf.

  • Endlich rückte die Besuchszeit auf der Intensivstation näher.Andrea hatte mit einer Nachbarin mit gleichaltrigen Kindern vereinbart,dass die auf die Kurzen aufpassen sollte und so brachte sie Ayda und Lilly nun zu ihr,wo sie begeistert von ihren Freunden begrüsst wurden.Andrea fuhr nun zur Uniklinik.Solange sie mit ihren Kindern beschäftigt gewesen war,hatte sie sich abgelenkt,aber jetzt im Auto kochte ihr Zorn wieder hoch.Was fiel Konrad nur ein! Anstatt sich wie jeder andere Vater um seinen Sohn zu kümmern,war er nachlässig und versuchte dann die Schuld auf jemand anderen dafür abzuwälzen! Bei passender Gelegenheit würde sie ihm schon noch ein paar Wörtchen dazu erzählen!
    Sie stellte ihr Auto weit weg vom Haupteingang auf einem der letzten freien Plätze ab und begann in der angenehmen Herbstluft ihren Marsch zum Krankenhaus.Das Erste,was ihr auffiel,war ein Jaguar mit Düsseldorfer Kennzeichen,der direkt vor dem Haupteingang parkte.Konrad würde doch nicht?...Als sie dann zur herzchirurgischen Intensiv ging und auch gleich zu ihrem Mann hereingebeten wurde,wurde sie eines Besseren belehrt.


    Als sie ins Zimmer trat,lag Semir gespannt wie ein Flitzebogen in seinem Bett und machte auf sie den Eindruck,er würde in Kürze herausspringen und jemandem an die Gurgel gehen.Konrad stand vor Ben,der ihn mit schreckgeweiteten Augen anstarrte und sichtlich Angst und Panik vor seinem eigenen Vater hatte.Er war an den Händen festgebunden und konnte sich deshalb auch gar nicht erwehren.Konrad hatte anscheinend die Situation völlig missverstanden und bedrängte Ben massiv-sicherlich in guter Absicht,aber seine Gefühle des Zorns,des Frustes,dass man es nicht für wichtig genug gefunden hatte,ihn sofort zu verständigen und auch die Hilflosigkeit der Situation gegenüber straften seine Worte Lügen.Er redete zwar nett zu seinem Sohn,aber sein Blick,seine Körperspannung und die latente Aggressivität in seiner Stimme sprachen eine andere Sprache.
    Ben war aus einem erholsamen Schlummer,der ihn die erlittenen Schmerzen vergessen liess,plötzlich durch eine Ansprache und darauffolgende Berührung geweckt worden.Konrad hatte ja im Hinterkopf schon wieder den nächsten Termin und war ja fast stolz auf sich gewesen,dass er es eingerichtet hatte,nach Köln zu fahren und sich um seinen Junior zu kümmern.Wie er vom Stationsarzt erfahren hatte,waren die Verletzungen des gestrigen Überfalls nicht lebensbedrohlich und abgesehen von der schwierigen Weaningphase,wie der Arzt es umschrieben hatte,war die Verbesserung in Bens Zustand als erfreulich einzuschätzen.So genau wusste Konrad ja aus Zeitmangel immer noch nicht,was genau vorgefallen war,aber der Täter,der seinem Sohn das angetan hatte war tot und das war gut so!


    Also war er frohgemut an Bens Bett getreten und hatte ihn geweckt.Schliesslich hatte der den ganzen Tag Zeit zu schlafen,wie beneidenswert-und dann sollte er sich in der kurzen Zeit,die Konrad erübrigen konnte,um seinen Vater kümmern und sich glücklich schätzen,dass der sich die Zeit genommen hatte,ihn zwischen sehr wichtigen Terminen zu besuchen! Leider war das Erwachen nicht so abgelaufen,wie er sich das vorgestellt hatte.Ben hatte die Augen aufgerissen und ihn wie ein Alien angestarrt.Vor dessen Augen waberten verschwommene Gesichtszüge.Er hatte gehört,dass jemand etwas gesagt hatte,den Inhalt aber nicht verstehen können.Aber der Tonfall war laut und bedrohlich.Wer sich da über ihn beugte,konnte er nicht erkennen,da die Gesichtszüge verschwammen und eine Teufelsfratze auf ihn eindrang.Ben hatte nur noch Angst und Panik und wollte weg von dem Teufel.Wenn er um Hilfe hätte rufen können,dann hätte er es getan,aber so zog er sich nur in sich zusammen und versuchte aus den Fesseln zu kommen.Er steigerte sich dermassen in eine Panikattacke hinein,dass er nach kurzer Zeit zu zucken begann und wieder einen Krampfanfall erlitt.


    Hilflos mussten Semir,Konrad und Andrea,die genau da ins Zimmer gekommen war,zusehen,wie Ben die Augen verdrehte,sich am ganzen Körper zu verkrampfen begann und dann zu zucken anfing.Nun drückten Semir und Konrad gleichermassen geschockt auf den Klingelknopf,während Andrea auf der Suche nach Hilfe auf den Intensivflur hinauslief.Innerhalb weniger Sekunden war das Zimmer voller Menschen und Andrea und ein widerstrebender Konrad wurden vor die Intensivstation in den Wartebereich geschickt,während Ben professionell versorgt wurde.

  • Die Ärzte und Schwestern reagierten sofort und Ben bekam eine Ampulle Diazepam intravenös und innerhalb kürzester Zeit löste sich der Krampf und er schlief wieder tief und fest.Allerdings musste man auch den Beatmungsmodus wieder umstellen,denn durch die Wirkung von 10mg Valium setzte die Eigenatmung fast aus.Das war wieder ein Rückschritt im Weaning.Als der Arzt kurz mit einem Spatel Bens Mund öffnete,sah man,dass er sich schon wieder auf die Zunge gebissen hatte.Die Schwester blockte vorsichtshalber die Trachealkanüle noch nach,damit kein Blut in die Lunge laufen konnte und saugte mehrfach den Mund ab.Ben schlief Gott sei Dank so tief,dass er davon nichts bemerkte.Allerdings sagte die Schwester zu ihrer Kollegin: „Das wird ihm sicher sehr weh tun,wenn er wieder wach wird!“ und die nickte bestätigend.Für den Augenblick stopfte man ihm noch eine Kompresse in den Mund,um durch den Druck die Blutung zu stoppen,aber das meiste musste von alleine zum Stillstand kommen.Ben wurde noch ein wenig zur Seite gelagert,damit er sich nicht wundlag und dann breitete man wieder das Laken über ihn und liess die Besucher ins Zimmer.


    Andrea war völlig entsetzt gewesen,als sie den Krampfanfall ihres Freundes beobachtet hatte.Sie hatte so etwas noch nie gesehen und sie hatte fürchterliche Angst,dass Ben im Augenblick sterben könnte.Auch Konrad war ganz aufgeregt und wusste nicht,was er von der ganzen Sache halten sollte.Andrea wollte ihm zwar noch ein paar Worte zu dem unverschämten Telefonat sagen,aber im Moment war sie zu geschockt dazu.Plötzlich stiegen aus dem Aufzug Frau Krüger,Dieter und Jenni aus.Als sie sahen,wie fertig Andrea und auch Konrad aussahen,machten sie sich gleich schreckliche Sorgen um ihre Kollegen,besonders als Andrea ihnen stockend von dem furchtbaren Anblick erzählte.Konrad warf einen kurzen Blick zu den Kollegen seines Sohnes,nickte ihnen zu und drückte dann entschlossen auf den Klingelknopf und verlangte nochmals einen Arzt zu sprechen,der ihn über den Zustand seines Sohnes aufklären sollte.Diese Chefin seines Sohnes würde er sich nachher noch vorknöpfen,das ging ja nicht an,dass man ihm als Vater vergass Bescheid zu sagen.Wenn es die Ärzte schon nicht für notwendig fanden,dann wäre es zumindest deren Aufgabe gewesen!


    Wenig später holte der Stationsarzt Konrad herein und ging mit ihm ins Arztzimmer,um ihm die Gründe für den Krampfanfall zu erläutern.Andrea wurde inzwischen von Dieter festgehalten,der ihr mit seiner Nähe Trost spendete.Stockend erzählte sie von Konrads unverschämtem Anruf und auch,wie er sich im Patientenzimmer Ben genähert hatte.Sicher war diese latente Aggressivität,vor der Ben sichtlich Angst gehabt hatte,mit ein Grund für dessen Anfall gewesen.Die Chefin und Dieter wechselten einen Blick.Sie hatten natürlich den Jaguar auch vor dem Eingang stehen sehen und gleich eine Halterabfrage gemacht.Weil er Bens Vater gehörte,hätten sie jetzt normalerweise eine Ausnahme gemacht,aber wenn das so war! Frau Krüger sagte mit blitzenden Augen: „Ich glaube,dieser Parkplatz ist denkbar unpassend.Herr Jäger wird seinen Wagen woanders abholen können!“ und sofort ging Bonrath mit Jenni hinunter,um einen Strafzettel auszustellen und das Abschleppunternehmen zu verständigen,die auch nach sehr kurzer Zeit eintrafen.


    In der Zwischenzeit holte eine Schwester Andrea und Kim herein.Sie warf zwar einen prüfenden Blick auf die Polizistin,aber nachdem sie am Vortag dagewesen war,fand sie es verantwortbar,dass man sie hereinliess,obwohl sie keine Angehörige war.Immerhin war sie ja sozusagen die Lebensretterin des jungen Polizisten gewesen und er hatte nach dem Vorfall von ihr Unterstützung bekommen,also konnte man da eine Ausnahme machen.Zögernd traten Andrea und Kim ins Zimmer.Semir sah immer noch besorgt zu seinem Freund,der jetzt aber friedlich zu schlafen schien.Lediglich aus seinem Mund lief an er Kompresse vorbei ein kleines Blutrinnsal und benetzte das Kopfkissen. „Was ist das?“ fragte Andrea erschrocken,aber Semir beruhigte sie.“Ben hatte einen Krampfanfall,wie übrigens heute Nacht schon einmal.Er ist deswegen schon gründlich untersucht worden,aber es sind wahrscheinlich Entzugskrämpfe,sagen die Ärzte,weil er durch die Langzeitbeatmung opiatabhängig geworden ist und erst langsam wieder von den Drogen wegkommen muss!“ versuchte er weiterzugeben,was ihm so erklärt worden war.“Bei diesen Anfällen ist der Zungenbiss anscheinend typisch und deshalb blutet er jetzt so.“


    Mitleidig traten Andrea und Kim an Bens Bett,der jetzt aber von all dem nichts mitbekam.Sanft streichelten ihn die beiden Frauen,um ihn dann aber in Ruhe seinen Valiumrausch ausschlafen zu lassen.Nun wurde Semir eingehend begrüsst und befragt und als wenig später Konrad mit dem Arzt ins Zimmer kam,ignorierten sie ihn einfach.Nachdem der sah,dass er mit seinem Sohn gerade keinen Kontakt aufnehmen konnte,sah er zur Uhr und beschloss,gleich mit Vollgas zu seinem nächsten Geschäftstermin zu fahren,aber zuvor würde er dieser Frau Krüger erst noch den Marsch blasen,weil sie ihn nicht verständigt hatte.Als er im Zimmer begann zu diskutieren und die laute Stimme Bens Herzfrequenz trotz Sedierung nach oben trieb,bat ihn die Chefin doch mit nach draussen zu kommen.Konrad folgte ihr und so blieben Semir und Andrea endlich alleine zurück.Sie umarmten sich liebevoll,wobei Andrea Angst hatte,ihrem Mann dabei wehzutun,aber Semir zog sie fest an sich und fand Trost in der Nähe zu seiner geliebten Frau.

  • Kaum waren sie vor der Intensivtür angelangt,machte Konrad seinem Zorn über die Missachtung seiner Person Luft.Frau Krüger liess ihn erst mal ausreden und als er dann beinahe nach Luft schnappte,weil er sich so hineingesteigert hatte,begann sie zu sprechen.In gefährlich ruhigem Tonfall wies sie ihn daraufhin,dass er überhaupt keine Veranlassung hatte,sich so aufzuführen.Wenn er nur im Geringsten Interesse an seinem Sohn gezeigt hätte,wäre das mindeste ein täglicher Anruf,wenn nicht sogar ein Besuch gewesen. „Herr Jäger,mein Sohn wenn so zwischen Leben und Tod schweben würde,wie das Ben die letzen Tage getan hat,dann würde ich die Firma Firma sein lassen und nicht von seinem Bett weichen.Weil ihnen ihr diesbezügliches Verhalten jetzt peinlich ist,versuchen sie die Schuld auf andere abzuwälzen.Gut,ich persönlich habe mit einem finalen Rettungsschuss gestern ihren Sohn in letzter Sekunde gerettet,aber das hätte ich für jeden gemacht.Es war aber der pure Zufall,dass ich rechtzeitig kam,30 Sekunden später und es wäre vorbei gewesen.Wenn sie mich jetzt wegen unserem Gespräch hier anklagen oder eine Dienstaufsichtsbeschwerde starten wollen,nur zu,ich kann das aushalten und habe auch gute Anwälte.Allerdings habe ich keine Angst vor ihnen,dass das klar ist!


    Aber was ich das Allerletzte finde ist,dass sie Frau Gerkan,die sowieso massiv dadurch belastet ist,dass ihr Mann im Einsatz so schwer verletzt wurde und sie nun Angst haben muss,mit zwei kleinen Kindern auf einmal alleine dazustehen,wenn er das nicht überleben sollte,mit einem ungerechten Anruf schikanieren.Ihnen ist wohl nicht klar,dass da Existenzen dranhängen? Wenn Herr Gerkan nicht mehr dienstfähig wird,dann können die ihr Haus,das sie sich vom Munde absparen nicht halten.Sie haben auch keine Ahnung davon,welche Dramen sich dann in einer Familie abspielen,wenn das Geld hinten und vorne nicht reicht,die Tochter dann eben nicht mehr zum Ballett,ein kaputtes Auto nicht mehr ersetzt werden kann usw.


    Sie haben ihre Schäfchen im Trocknen und können sich auf ihrem Geld ausruhen und ein behagliches Leben leisten,was ihnen aber fehlt ist Herzenswärme und Liebe.Ihr Sohn war nach dem Mordversuch fix und fertig und musste schmerzhafte Behandlungen ertragen.Ich würde sagen,es wäre ihre Aufgabe als Vater gewesen,ihm dabei die Hand zu halten und ihn durch Empathie zu unterstützen,aber sie hatten sicher einen Geschäftstermin,der tausendmal wichtiger war.Ach übrigens,sie müssen sich aber keine Gedanken deswegen machen,er war nicht alleine,wir,seine Freunde und Kollegen waren für ihn da und ich habe ihm höchstpersönlich die Hand gehalten,falls es sie interessiert!“ setzte sie noch nach.
    Während ihrer flammenden Rede hatte sie sich immer mehr aufgerichtet und Konrad war im selben Maße kleiner geworden.Er wurde immer nachdenklicher und begann beinahe,sich ein wenig zu schämen.Insgeheim wusste er ja auch,dass sie wenigstens ein bisschen Recht hatte.In diesem Augenblick kamen Jenni und Dieter um die Ecke und als die Chefin sie fragend anschaute,hoben die beiden den Daumen. „Ach übrigens,Herr Jäger,was ich ihnen noch mitteilen wollte.Auch wenn sie eine Jaguar fahren,hat der in der Feuerwehrzufahrtszone nichts zu suchen und wurde deswegen abgeschleppt!“ Sie konnte sich ein wenig Genugtuung in der Stimme nicht verkneifen.Konrad schoss los,wie von der Tarantel gestochen. „Das können sie doch nicht machen! Ich werde mich über sie beschweren,das ist ja reine Schikane,was sie da treiben und ausserdem,wie soll ich jetzt zu meinem nächsten Geschäftstermin kommen?“ tobte er und rannte los,um vielleicht den Abschleppunternehmer noch aufzuhalten.Jenni und Dieter traten nun zu Kim,die vor Aufregung fast ein wenig zitterte. „Kriegt er ihn noch?“ wollte die Chefin wissen,aber Jenni und Dieter schüttelten lächelnd den Kopf. „Wir haben gewartet,bis er das Klinikgelände verlassen hatte,den Wagen darf er jetzt in den nächsten Tagen auf einem Sammelplatz ausserhalb Kölns auslösen,aber für heute geht da gar nichts mehr!“ erklärte Bonrath und nun musste auch die Chefin ein wenig lächeln.
    Konrad war inzwischen vor dem Krankenhauseingang angekommen,aber als keine Spur mehr von seinem Auto zu sehen war,stieg er zornig und auch betroffen in eines der bereitstehenden Taxen und liess sich von dem zu seinem nächsten Termin fahren.

  • Als Kim Krüger,Jenni und Bonrath an der Intensivtür läuteten,um zu fragen,ob sie nochmals hineindürften,musste die Schwester eine schwere Entscheidung treffen.Eigentlich durften ja nur nächste Angehörige zu den Patienten und sie hatte bei Frau Krüger schon eine Ausnahme gemacht,aber Bens und Semirs Kollegen sahen sie so bittend an und am Vortag waren ja dutzendweise fremde Menschen im Intensivzimmer gewesen,also gestattete sie einen kurzen Besuch.Zögernd traten Jenni und Dieter an Bens Bett.Sie waren erschrocken,wie krank er aussah.Trotzdem gingen sie zu ihm und berührten ihn vorsichtig. „Ben,werd´ bald wieder gesund,wir vermissen dich und Semir!“ sagte Dieter mit Tränen in den Augen.Ben öffnete ein klein wenig die Lider und der Ansatz eines Lächelns zog über sein Gesicht,bevor er nochmals vor dem Valium kapitulierte und die Augen wieder schloss,um weiterzuschlafen.


    Nun wandten die drei sich Semir zu,der sie herzlich begrüsste.Auch er sah angegriffen aus,wirkte aber munter und ignorierte die Schläuche und Kabel,die auch an ihm in ausreichender Menge dranhingen. „Schön euch zu sehen!“ sagte auch er gerührt.Er hatte sehr wohl ihr Entsetzen über Bens Zustand bemerkt.Sie schüttelten die Hände und Andrea sass ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht auf ihrem Stuhl.


    „Hört mal,wir schaffen das schon.Ben und ich bemühen uns gerade so bald wie möglich wieder fit zu werden,damit wir euch auf dem Revier wieder ärgern können.Was machen übrigens unsere Dienstwagen? Sind die noch ganz Dieter,oder tritt gerade ein anderer in unsere Fusstapfen?“ wollte Semir nun grinsend wissen,auch um die Situation ein wenig zu entspannen.Dieter riss sich aus seiner Schockstarre und sagte: „Die sind noch taufrisch und ausser euch wird das vermutlich auch niemand schaffen mit dem Schrotten.Ist vielleicht gut für die Statistik,wenn ihr eine Weile ausser Gefecht seid!“ Nun musste auch er wieder lächeln und da stand auch schon die Schwester in der Tür und bat sie höflich,aber bestimmt zu gehen.Andrea küsste ihren Mann nochmals liebevoll und dann verliessen die Besucher gemeinsam die Intensivstation,um draussen noch in ein lebhaftes Gespräch zu verfallen.
    Andrea sah auf die Uhr und stellte fest,dass es schon bald an der Zeit war,Ayda zum Ballett zu fahren und heute sollte ausserdem Lilly parallel dazu in der Purzelklasse Unterricht bekommen und war schon ganz aufgeregt deswegen.Das Leben ging weiter,aber nach dem heutigen Tag hatte sie die Hoffnung,dass in nicht allzu ferner Zukunft alles wieder so werden würde wie früher-wenigstens annähernd.


    Konrad hatte inzwischen seinen Geschäftstermin wahrgenommen und parallel dazu seine Sekretärin beauftragt,seinen Wagen wiederherzuorganisieren.Die hing schon eine ganze Weile am Telefon,nur um festzustellen,dass vor dem morgigen Tag keine Auslösung möglich war.Zornbebend rief Konrad seinen Freund den Polizeipräsidenten an,um sich deswegen zu beschweren.Von Kim Krüger erwähnte er allerdings kein Wort,denn ehrlich gesagt,hatte es ihn sehr betroffen gemacht,was sie zu ihm gesagt hatte.Sie hatte ja eigentlich Recht gehabt,auch wenn er das ihr gegenüber nie zugeben würde.Aber auch sein Freund konnte vor dem nächsten Morgen nichts für ihn tun und rügte ihn dann sogar: „Hör mal Konrad,ich habe eigentlich was besseres zu tun,als mich um so banale Dinge zu kümmern,aber ich kann ja verstehen,dass du da aufgeregt warst und so schnell wie möglich zu deinem Sohn wolltest.Die Abschleppgebühren wirst du allerdings trotzdem zahlen müssen und ich werde keinesfalls die Polizisten,die den Strafzettel ausgefüllt haben zur Rechenschaft ziehen.Die haben ihren Job gemacht und du hast ja gegen Regeln verstossen.Das werden wir berücksichtigen,dass du in Anbetracht der besonderen Situation da nicht ganz bei dir warst und die Verbotsschilder übersehen hast,aber mehr kann ich nicht für dich tun.Wie geht es übrigens deinem Sohn?“ wollte er dann noch mitfühlend wissen.Er hatte auch Kinder und stellte sich gerade vor,wie er sich fühlen würde,wenn die das Opfer eines Attentäters geworden wären und nur knapp überlebt hätten.Konrad stockte kurz.Ja wie ging es seinem Sohn? Leise sagte er zu seinem Freund: „Schlecht,ihm geht es sehr schlecht und ich bin ganz fertig deswegen!“ und wenn er ehrlich war,es stimmte.Er könnte sich ohrfeigen wegen seines ungeduldigen Verhaltens am Krankenbett.Frau Krüger hatte Recht gehabt,er war ein nachlässiger Vater gewesen,aber er nahm sich vor,das ab sofort zu ändern.

  • Kaum waren die Besucher weg,wurde Ben wieder gelagert,man kontrollierte die Blutgase und weil die Werte besser waren,konnte man die Beatmung wieder in Richtung Spontanatmung verändern.Semir bekam ein wenig später seinen Gehwagen und drehte die nächste Runde schon auf dem Flur draussen.Bei der Gelegenheit fragte er die Schwester gleich,ob Herr Thompson noch auf Intensiv war,aber die schüttelte den Kopf und informierte ihn,dass der schon eine ganze Weile auf der Normalstation lag,weil es ihm zügig besser gegangen war.Das bedeutete,dass die Therapie wohl tatsächlich gegen diese blöden Keime effektiv war und Semir war wieder eine Ecke positiver gestimmt,als er ins Zimmer zurückfuhr.Bevor er wieder am Bett verkabelt wurde,trat er zu seinem Freund und berührte ihn ganz sanft.Er hatte einfach das Gefühl,dass das jetzt angebracht war und tatsächlich öffnete Ben ganz langsam die Augen und sah ihn zwar müde,aber in keiner Weise verwirrt an. „Ben,du wirst bald wieder gesund!“ beschwor er ihn. „Ich weiss es!“ und der nickte tatsächlich mit dem Kopf.


    Wenig später kam Semirs Abendessen und das konnte er jetzt mit Appetit verdrücken,denn er hatte ein gutes Gefühl,sowohl was seinen,als auch Bens Gesundheitszustand anging.Gegen 18.30 stand plötzlich jemand im Zimmer,mit dem Semir nicht mehr gerechnet hätte.Eine sichtlich blasse,angegriffen wirkende Julia kam zu Besuch. „Julia,wie geht’s dir denn?“ fragte Semir überrascht.Sie schüttelte entschlossen den Kopf. „Geht schon,ich muss halt immer kotzen,aber das haben eben manche Frauen in der Schwangerschaft.Papa und Peter haben mich eingelullt und mir immer versichert,wie gut es Ben schon wieder ginge und ich hatte wirklich keine Lust auf Fernsehen oder Radio.Vorher gings mir besser und da war ich im Internet und was muss ich da sehen? Überall seid ihr die Schlagzeile des Tages und niemand hat mir etwas davon gesagt.Nachdem Peter und Papa mir eh nicht die Wahrheit sagen,habe ich eine Freundin angerufen,die jetzt mit mir hergefahren ist.Semir,wie geht es Ben-und dir natürlich auch?“ setzte sie noch nach.Irgendwie fiel es ihr diesmal leichter,als bei ihrem letzten Besuch,weil man nichts sehen konnte,was nach Blut aussah.


    Semir überlegte kurz,beschloss aber dann,dass die Wahrheit wohl von ihr schon zu verkraften war,immerhin hatte sie selbstständig den Weg hierher gefunden.In kurzen Zügen erklärte er ihr,was die letzten Tage geschehen war.Julia war völlig entsetzt,aber sie zog sich nun einen Stuhl an Bens Bett und sah ihn unverwandt an.Der war zwar immer noch im Halbdämmer und konnte rational noch nicht erfassen,was gesprochen wurde,aber Semirs ruhige Stimme und auch die seiner Schwester erkannte er.Er machte die Augen auf und versuchte sie zu fixieren,was ihm nach einer Weile auch gelang.Julia nahm seine Hand in die Ihre und drückte sie fest. „Bruderherz,du schaffst das.Dein Neffe will dich doch auch kennenlernen,also streng dich gefälligst an!“ spornte sie ihn an und war glücklich,als Ben den Druck ihrer Hand erwiderte.Still sass sie noch eine ganze Weile an seinem Bett und hielt nur seine Hand,bis die Schwester sie gegen 19.00 freundlich aufforderte zu gehen,da die Besuchszeit jetzt beendet wäre.Julia nickte,stand auf und gab ihrem Bruder einen zarten Kuss auf die Stirn. „Ich komme wieder!“ sagte sie mit fester Stimme und Ben nickte fast unmerklich.
    Julia verabschiedete sich auch noch von Semir,der ihr lächelnd die Hand schüttelte. „Julia,ich glaube das hat Ben sehr gutgetan,dass du dawarst.Die Unterstützung seiner Familie ist ihm denke ich,in diesem Zustand sehr wichtig und dein Vater ist da leider nicht so gut zu gebrauchen dafür!“ umschrieb er es grosszügig.Julia nickte mit einem schiefen Grinsen-sie wusste,was Semir meinte,obwohl er ihr von der nachmittäglichen Eskalation gar nichts erzählt hatte und versprach bald wiederzukommen.Dann winkte sie noch im Hinausgehen und ging zu ihrer wartenden Freundin,um von der wieder nach Hause gebracht zu werden.
    Die beiden Polizisten wurden noch für die Nacht fertiggemacht und Semir hoffte,dass die ruhiger werden würde,wie die vorherige.


    Auch Ayda und Lilly waren im Ballett gewesen und es hatte ihnen unbändig Spass gemacht.Frau Neumann unterrichtete Ayda und Lilly war bei der netten jungen Lehrerin,die eine spielerische Einführung ins Tanzen mit den kleinsten Ballettratten machte und während Andrea sich bei einer Tasse Kaffee im Aufenthaltsraum erholte,dachte sie darüber nach,wie sich Semir wohl fühlen würde,wenn er zum ersten Mal nach seiner Genesung dieses Gebäude wieder betrat.Ob er das überhaupt noch könnte,nach den schrecklichen Dingen,die ihm hier widerfahren waren? Gut,das würde sich zeigen,aber inzwischen war sie fest davon überzeugt,dass das wieder werden würde.Ihr Mann war ein Kämpfer und Ben und er,sie würden das beide schaffen und alles würde wieder werden wie früher!-hoffte sie wenigstens.


    Nachdem ihr die aufgeregten,aber glücklichen und ausgepowerten Kinder nach der Stunde von ihren Erlebnissen erzählt hatten,machte sie ihnen noch Abendbrot und nach einer kurzen Spieleeinheit brachte sie die Mädchen ins Bett,die auch sofort einschliefen.Andrea entspannte sich noch bei einem Glas Rotwein vor dem Fernseher und ging danach einigermassen zuversichtlich ins Bett.

  • Am nächsten Früh war Semir überrascht,dass es schon Morgen war.Obwohl auf einer Intensivstation immer ein gewisser Geräuschpegel herrschte,hatte er gut geschlafen und fühlte sich richtig erholt.Als er zu Ben hinübersah,war der auch noch im Tiefschlaf-ja so kannte er seinen Freund! Der war ein Morgenmuffel und brachte da kaum einen Ton heraus,im Gegensatz zu ihm,der immer vor Tau und Tag schon fit und gesprächig war.Abends sah die Sache dann anders aus! Während Semir nur an eine Sache denken konnte,nämlich seine Nachtruhe,lief Ben da immer zu Höchstform auf.Alleine deshalb schon,ergänzten sie sich so gut.


    Als die Schwester ihm half,aus dem Bett zu kommen und ihn zum Waschbecken führte,wobei die grössere Schwierigkeit seine ganzen „Anhängsel“ waren,verzog sein Freund nur unwillig das Gesicht,als die Schwester munter die Waschschüssel auf sein Nachtkästchen stellte,um ihn ebenfalls frisch zu machen.Semir der den Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte,fragte sich,ob die Schwester nicht vielleicht sogar Glück hatte,dass sie sich die Kommentare seines Freundes nicht anhören musste.Er würde vermutlich nicht weniger maulen,wie wenn er ihn morgens zur Arbeit abholte und Ben die halbe Nacht unterwegs gewesen war.
    Zur Nacht war Bens Beatmungsmodus wieder auf mehr Maschinentätigkeit umgestellt gewesen,jetzt veränderte die Schwester die Einstellungen wieder Richtung Spontanatmung,um die Atemmuskulatur zu trainieren.Ben musste sich wirklich anstrengen,um Dinge,die sonst selbstverständlich abliefen,wie das Ein-und Ausatmen,wieder zu üben.Anscheinend war er ja deutlich klarer,denn er zeigte weder Angst noch Aggressivität beim Waschen.Für die Rückseite und das Bettbeziehen holte sich die Schwester einen zweiten Mann und kaum waren sie fertig,kam auch schon der Stationsarzt und bot an,die Wunden sofort zu spülen.


    Während die Schwester alles vorbereitete,fragte Semir,der Bens hilfesuchenden Blick in seine Richtung bemerkt hatte,ob er ihn wieder unterstützen dürfe,was ihm sofort erlaubt wurde.Semir nahm also wieder an Bens Kopfteil Platz und hielt dessen Hände fest.Das war auch dringend nötig,denn die Spülung war sichtlich alles andere als angenehm.Ben verzog stark das Gesicht und biss sich auf die Lippen,als er die schmerzhaften Manipulationen an seinem Bauch und Oberschenkel spürte.Wenn Semir seine Hände nicht festgehalten hätte,hätte er sicher nach den Verursachern seiner Schmerzen geschlagen,aber so erduldete er das Martyrium und war nur froh,als es endlich vorbei war und der frische Verband sass.Der Arzt beugte sich noch über ihn und sagte: „Herr Jäger,dass sieht schon viel besser aus!“ und Ben nickte leicht.


    Anscheinend war er ziemlich klar und deshalb machte die Schwester auch seine Hände nicht mehr fest.Als sich Semir vergewissert hatte,dass Ben nun ohne ihn zurechtkam,setzte er sich an seinen Bettrand und begann zu frühstücken.Als Ben nun sehnsüchtig zu ihm herübersah,wusste Semir,was er meinte.Er fragte ihn: „Hast du Hunger?“ Ben schüttelte den Kopf-immerhin lief rund um die Uhr ja Sondennahrung in seinen Magen und versorgte ihn optimal.Nun fragte Semir,der ja Bens Vorliebe für Kaffee kannte: „Hättest du gerne einen Kaffee?“ woraufhin Ben heftig nickte.Die Schwester,die gerade etwas auf der Kurve am Fussende des Bettes notiert hatte,musste beinahe lachen,als sie den sehnsüchtigen Gesichtsausdruck ihres jungen Patienten sah. „Na,da können wir abhelfen!“ sagte sie lächelnd und verliess den Raum.Ben sah seinen Freund fragend an.Was hatte die Pflegerin wohl damit gemeint?


    Als die wenige Minuten später mit einem Schnabelbecher wiederkam und Ben fragte: „Mit allem?“ und der nur sprachlos nickte,begann sie zu erklären,während sie Milch und Zucker in den Kaffee rührte. „Nachdem ihre Trachealkanüle ja die Luftröhre schützt,werden wir gleich mal einen sogenannten Schluckversuch machen.Sie probieren einfach,sich auf das Schlucken zu konzentrieren.Das fühlt sich vielleicht ein wenig anders an,als sie es gewohnt sind,aber es geht.Allerdings wird das Geschmackserleben nicht besonders toll sein,weil die Aromastoffe des Kaffees nicht nur über die Zunge geschmeckt werden,sondern normalerweise über den Luftstrom an den Geschmacksknospen vorbeistreichen,was im Moment ja wegfällt.Aber ein wenig werden sie schon schmecken!“
    Die Schwester erhöhte noch die Blockung der Kanüle,damit auch wirklich kein Kaffee in die Lunge laufen konnte,fuhr das Bettkopfteil hoch und deckte Bens Brust mit einem Handtuch,wie ein Lätzchen ab.Nachdem er selber noch nicht die Kraft aufgebracht hätte,den Becher zu halten,setzte sie ihm den Schnabelbecher an die Lippen und gab ihm vorsichtig einen kleinen Schluck Kaffee ein.Es war zwar eine Mordssauerei,weil ein Teil des Kaffees wieder aus Bens Mundwinkel lief,aber nach ein paar Versuchen,klappte es ganz gut.Die Schwester kommandierte auch zunächst: „So,jetzt die Zunge an den Gaumen drücken und jetzt schlucken!“-dabei massierte sie dann immer mit einer Hand unterhalb des Kinns,damit die Nervenenden stimuliert wurden und der doch komplizierte Schluckakt wieder ins Gedächtnis gerufen wurde,aber nach ein paar Versuchen,klappte es schon gut.Bens verletzte Zunge brannte zwar etwas,aber es war auszuhalten.


    Semir probierte unbewusst das Ganze mit seinem Kaffee mit und stellte ebenfalls erstaunt fest,dass das gar keine so selbstverständliche Sache war,mit dem Trinken.Als Bens Becher leer war,grinste der ganz stolz und liess sich dann noch das Gesicht abwischen und das Bett flachstellen.Die Schwester räumte gleich Semirs inzwischen geleertes Frühstückstablett mit ab und kündigte an: „Herr Jäger,nachdem das so gut geklappt hat,bekommen sie mittags schon einen Joghurt und später werden wir sie mit der Krankengymnastik aus dem Bett mobilisieren.Sprachlos starrte Ben sie an.Irgendwie begann er gerade wieder zu leben.Auch Semir legte sich nun wieder ein wenig zurück und wenig später verrieten ruhige Atemzüge,dass die beiden Helden sich ein kleines Vormittagsschläfchen gönnten.

  • Ben erwachte,als die Schwester von vorhin und eine zierliche Krankengymnastin mit einem grossen,fahrbaren Stuhl vor ihm standen. „So,Herr Jäger,wir beide werden sie jetzt mal in den Stuhl setzen!“ kündigte die kleine Frau an.Ben beäugte sie misstrauisch.Dieses zarte Persönchen sollte ihn stützen? Er wog um die 80kg und die beiden Frauen wirkten nicht besonders kräftig.Ben wollte gerne raus vom Bett,denn langsam begann vor allem sein Rücken vom Liegen zu schmerzen.Diese Ganzkörperschmerzen vom Vortag waren zwar nicht mehr so stark,aber trotzdem zuckte er bei festen Berührungen immer noch zurück.Es war,als wäre einfach sein Nervensystem überreizt.Er wusste zwar inzwischen wieder,wo er war und so in Fetzen,was passiert war,obwohl er die schrecklichen Momente,als Karl ihn gefoltert hatte,lieber vergessen würde,aber so ganz Herr seiner Sinne war er immer noch nicht.Manchmal,wenn er die Augen öffnete,sah er irgendwo blauen Rauch aufsteigen,aber er hatte inzwischen gelernt,das es vernünftiger war,sich nicht hysterisch bemerkbar zu machen,dass es vermutlich brannte,sondern erst mal die Augen nochmals zuzumachen und erneut zu kucken.Bisher war die Sache,die er da gesehen hatte,dann immer verschwunden gewesen,also gaukelte ihm sein Gehirn schon noch Dinge vor,die gar nicht da waren.


    Immer wieder rief er sich selbst zur Ordnung,nicht panisch zu werden,denn das waren anscheinend echte Halluzinationen.Er wusste jetzt,wie es den Menschen in der Wüste ging,die kurz vor dem Verdursten irgendwo eine Oase sahen.Das war für die vermutlich genauso real,wie für ihn der blaue Rauch.Dabei sagte ihm sein Verstand,der sich langsam wieder klärte,dass bestimmte Dinge einfach nicht möglich waren,während er bei anderen nicht so sicher war.Wenn er zweifelte,warf er immer einen verstohlenen Blick zu Semir,aber wenn der ruhig in der Zeitung las,anstatt: „Hilfe,Feuer !“ zu rufen,dann schlussfolgere er daraus,dass der Rauch wirklich nur in seinem Hirn existierte.Du lieber Gott,hoffentlich ging das wieder weg! Wenn er jetzt noch begann,Stimmen zu hören,dann war er wohl endgültig reif für die Klapse.Gestern hatte er gemeint,Julia zu sehen und zu hören,aber das konnte fast nicht sein.Er kannte doch ihre Abneigung vor Krankenhäusern und wie ihr beim kleinsten bisschen Blut sofort schlecht wurde.Die war doch schwanger und würde sich sicher nicht trauen,ihn zu besuchen und wenn,dann hätte sie entweder Papa oder Peter als Beschützer dabeigehabt! Ach ja,Papa…


    Gerade als er in seinen Tagträumen versinken wollte,holte ihn die Stimme der Krankengymnastin in die Wirklichkeit zurück.Während er seinen Gedanken nachgehangen hatte,waren die beiden nämlich nicht untätig gewesen.Die Schwester hatte seine Decke weggenommen und ihm ein Hemd übergelegt-in einen Ärmel war sie sogar hineingeschlüpft,am anderen war der arterielle Zugang,da hatte sie es nur darübergelegt.Alle Infusionskabel und den Beatmungsschlauch,der sozusagen ein Schlauch-in Schlauch-System war,damit eben nur ein einziger langer Kunststoffschlauch von ihm wegführte,anstatt zwei,hatte man gelockert und so positioniert,dass man nichts herausziehen konnte.Sein Bett war ganz flachgestellt worden und die Krankengymnastin hatte auch mittels einer Fernbedienung mehrere Elektromotoren am Stuhl,wie man hören konnte,in Betrieb gesetzt und der war jetzt ganz flach,wie ein zweites Bett.Der Liegestuhl wurde,nachdem man noch die Bettgitter abgesenkt hatte,direkt neben das Bett gefahren und dort arretiert.Man hatte ein Leintuch über den abwaschbaren Kunstlederbezug gelegt und nun holte die Schwester ein komisches Ding,das aussah,wie eine flache Matte mit Nylonbezug,hervor.Ben wollte gerne mithelfen,aber er hatte wirklich keinen Peil,wie er jetzt da in diesen Liegestuhl kommen sollte,denn er hatte noch überhaupt keine Kraft,vor allem nicht in den Beinen.Er hatte schon versucht,sie kontrolliert zu bewegen,aber sie gehorchtem ihm einfach noch nicht.


    „Herr Jäger,wir drehen sie jetzt ein wenig zur Seite und ziehen sie dann mit dem Rollbrett auf den Stuhl hinüber!“ erklärte ihm die Schwester.Ja prima,wenn er nun noch gewusst hätte,was das war und wie das funktionieren sollte,wäre es nett gewesen.Er wurde mitsamt seiner Safetexunterlage zur Seite gedreht und dieses komische Nylonding unter seinen Rücken geschoben.Dann drehte man ihn wieder zurück und die Krankengymnastin,die auf der Stuhlseite stand,zog am Safetex an und schwupp,begann er über dieses komische Ding hinüberzugleiten.Er war fast panisch,weil er Angst hatte zu fallen,aber die beiden Frauen redeten ihm gut zu und beruhigten ihn und bevor er sich versah,lag er komplett auf dem Stuhl.


    Man fuhr das Bett ein wenig zur Seite,drehte ihn leicht an und holte das Rollbrett wieder unter ihm hervor und dann wurde der Stuhl langsam mit den Motoren in Sitzposition gebracht.Man kippte die Sitzfläche immer wieder ein wenig ab und kurz darauf war Ben in sitzender Stellung.Er hatte hilfesuchend nach den Armlehnen gegriffen und versucht sich festzuhalten.Er merkte aber schon nach kurzem,dass das eine sichere Sache war und er nicht herausfallen konnte.Allerdings hatte er grosse Mühe,seinen Oberkörper aufrecht zu halten.Die Physiotherapeutin stand vor ihm und korrigierte ihn immer wieder,wenn er zur Seite einknicken wollte,in eine aufrechte Sitzposition. „Sie haben momentan noch keine Rumpfstabilität,aber das kommt bald wieder,keine Sorge,Herr Jäger,deswegen üben wir ja!“ erklärte sie ihm.Als er eine perfekte Haltung erreicht hatte,schlang man einen schwarzen breiten Klettgurt um seinen Oberkörper,um ihn stabil zu halten.Nun musste Ben allerdings stark das Gesicht verziehen,so schmerzten die vernähten Wunden auf seiner Brust,die ihm Karl als Andenken hinterlassen hatte.Locker schloss man den Gurt und tröstete ihn. „Nur fünf Minuten,Herr Jäger,dann dürfen sie wieder in ihr Bett!“ Er nickte leicht,zum Zeichen,dass er verstanden hatte und drehte dann den Kopf zu seinem Freund.


    Semir,der gebannt beobachtet hatte,was mit Ben gemacht wurde,grinste ihn an und sagte: „Aber holla,das hätte ich nicht gedacht,dass du heute das Bett schon verlassen kannst.Geh nur nicht ohne mich nach Hause!“ Nun musste auch Ben lachen und hob langsam den Daumen,zum Zeichen,dass alles o.k. war.
    Allerdings begann es ihm dann etwas schwindlig zu werden und die Schwester und die Krankengymnastin,die ihn aufmerksam beobachtet hatten,sahen,wie ihm der Schweiss ausbrach und er blass und blasser wurde.Auch der Blutdruck sank in dem Maße,wie Ben an Farbe verlor und so entfernte man den Klett,machte den Stuhl wieder flach und wiederholte die Sache mit dem Rollbrett in umgekehrter Richtung.Wenig später lag Ben mit einem kühlen,feuchten Waschlappen auf der Stirn wieder bequem in seinem Bett,dessen Fussteil man etwas angehoben hatte,damit das Blut ins Gehirn zurückfloss und erholte sich von der Anstrengung.
    „Das ging schon ganz gut,heute Nachmittag machen wir das Gleiche wieder!“ kündigte die Schwester an und verliess dann mit der Thekla,die sie noch mit einem Desinfektionstuch abgewischt hatte,das Zimmer.Ben hörte davon allerdings nichts mehr,denn er war schon eingeschlafen.

  • Wenig später kam der Kardiologe mit dem Ultraschallgerät zu Semir. „Herr Gerkan,nachdem aus der Perikarddrainage nichts Nenneswertes mehr geflossen ist,möchte ich noch einen Herzultraschall machen und wenn der in Ordnung ist,die Drainage entfernen!“ kündigte er an.Semir nickte und während das Zimmer schon verdunkelt wurde,schob der Internist das Hemd hoch und entfernte erst den Verband am Brustbein.Dann gab er grosszügig Ultraschallgel auf Semirs Brustkorb und schallte dann gründlich das Herz von allen Seiten. „Das sieht sehr gut aus!-und nachdem seitdem keine EKG-Veränderungen mehr aufgetreten sind,kann ich ruhigen Gewissens die Drainage entfernen.Das tut auch nicht weh,sondern zwickt höchstens ein bisschen!“ kündigte er an und die Schwester erhellte das Zimmer wieder,indem sie die speziellen Verdunklungsvorhänge hochzog und fuhr dann einen Abwurf her,holte Desinfektionsmittel,sterile Kompressen und eine sterile Schere und Pinzette und sprühte das Desinfektionsmittel grosszügig auf die Drainageneinstichstelle.


    Der Arzt zog unsterile Handschuhe an,legte den leeren Ablaufbeutel schon mal in den Abfalleimer und begann dann die Fäden mit Schere und Pinzette zu entfernen.Das ziepte zwar,aber nachdem das nicht die ersten Fäden waren,die bei Semir gezogen werden mussten,störte ihn das weniger.Er sah zur Decke und hatte einfach Angst davor,was passieren würde,wenn man die Drainage aus seinem Herzen zog.Ihm wurde ganz anders,als er sich vorstellte,was sein würde,wenn sein Herz nun deswegen einfach zu Schlagen aufhören würde.Eigentlich war er ja schon robust und die Schmerzen waren nicht das,was ihm zu schaffen machte,sondern die Vorstellung,wo diese Drainage lag und was da passieren könnte.Nicht einmal den Notfallwagen hatten sie bereitgestellt!-dachte er tadelnd,denn soviel wusste er inzwischen auch schon von Intensivmedizin,dass dieses Ding bei allen gefährlichen Eingriffen im Standby war.Während er noch die ganze Zeit darüber nachdachte,was da wohl alles passieren könnte,hatte der Arzt langsam und vorsichtig an der Drainage gezogen und sie vollständig entfernt.Das Desinfektionsmittel auf der Einstichstelle brannte und als Semir seinen Blick nach unten schweifen liess,stellte er erschrocken fest,dass da schon nichts mehr aus seiner Brust ragte,sondern der Arzt eine sterile Kompresse auf die Einstichstelle drückte und das Schläuchlein,das er zuvor auf Vollständigkeit geprüft hatte,schon im Abfall lag. „War´s schlimm?“ wollte der Internist noch wissen,aber Semir schüttelte nur stumm und fassungslos den Kopf.Er hatte gar nichts gemerkt.Die Brustwunde wurde noch mit einem Klebeverband versorgt und dann liess man auch Semir wieder bis zum Mittagessen in Ruhe.


    Ben erwachte,als die Schwester ihn vorsichtig ein wenig schüttelte. „Hat ihr Ausflug sie heute morgen so fertig gemacht,dass sie jetzt nur noch schlafen wollen?“ fragte sie ihn lächelnd und Ben sah sie ganz erstaunt an.Was,schon Mittag? Das hätte er gar nicht erwartet.Er musterte vorsichtig seine Umgebung.Nirgendwo stieg blauer Rauch auf und erleichtert atmete er aus.Er fühlte sich eigentlich ziemlich wohl und die Schwester erklärte ihm,während sie sein Bett hochfuhr und ihm wieder ein Handtuch als Latz umhängte,was sie mit ihm vorhatte. „Ich habe hier ein Naturjoghurt.Das werde ich ihnen jetzt eingeben.Leider kann ich ihnen im Moment noch kein Fruchtjoghurt anbieten,denn wenn man mit essen wieder anfängt,sollte die Masse die selbe Konsistenz haben,ohne Körner oder Bröckchen.Ausserdem würde die wunde Zunge vermutlich von allem brennen,was mit Fruchtsäure zu tun hat!“
    Ben nickte,er mochte eigentlich Naturjoghurt ganz gerne und immerhin war es etwas zwischen den Kiemen.Es funktionierte schon viel besser,als heute Morgen.Ohne dass ihm irgendwas aus dem Mund lief,konnte er die ersten Löffel schlucken.Dann nahm die Schwester seine Hand und legte den Löffel hinein.Gemeinsam holten sie das Joghurt aus dem Becher und jonglierten es zum Mund.Die Schwester führte seine Hand und liess ihn nach drei Versuchen alleine probieren.Es ging sehr schwer und er hatte Mühe die Feinmotorik seiner rechten Hand zu kontrollieren und den Mund zu treffen.Nun war es doch gut,dass er ein Lätzchen umhatte, denn es landete nicht alles dort,wo er geplant hatte,aber immerhin,ein Anfang war gemacht.


    Semir,der inzwischen sein Mittagessen mit Genuss vertilgt hatte,sah schmunzelnd zu seinem Freund.Als der fertig war und stolz den Löffel sinken liess,sagte er respektlos: „Hey,du erinnerst mich an Lilly bei ihren esten Essversuchen.Sei froh,dass das keine Tomatensosse war!“ feixte er.Ben hob die Hand mit dem Löffel und versuchte ihn nach seinem Freund zu werfen.Er flog zwar nicht weit,aber sowohl Semir,als auch die Schwester mussten herzlich lachen.Es ging aufwärts mit ihnen beiden und sehnsüchtig dachte Ben an sein altes Leben.Ob es wohl jemals wieder so werden würde wie früher? Trotzdem liess er sich beruhigt von der Pflegerin wieder flach hinlegen,die den erneuten Besuch der Krankengymnastin in Kürze ankündigte.

  • So war es auch.Die zierliche kleine Frau kam eine halbe Stunde später und räumte erst einmal das komplette Bett aus.Alle Kissen und andere Lagerungshilfsmittel legte sie weg und begann dann intensiv mit Ben zu üben.Erst bewegte sie von oben bis unten passiv alle grösseren Gelenke durch und dann begann sie Ben zum An-und Abspannen bestimmter Muskelgruppen aufzufordern.Auch daran erkannte man,dass er wieder völlig klar war,denn so komplexe Aufforderungen befolgen,war in verwirrtem Zustand nicht möglich.Nach kurzer Zeit brach Ben der Schweiss aus.Himmel,so anstrengend war es ja in der Muckibude,die er regelmässig besuchte, nicht! Manche Körperteile taten weh,wenn man sie bewegte,wie das rechte Hüftgelenk und das Knie,weil da die Drainagen ziepten,aber Ben ertrug es tapfer,denn er wollte so schnell,wie möglich hier raus.Zuletzt kamen noch Atemübungen,dass die Maschine pfiff und er merkte selber,wie auch dort die Kraft ein wenig zurückkehrte.
    Nach einer halben Stunde kam sich Ben vor,als wäre er beim New York-Marathon mitgelaufen und endlich war die Trainingseinheit beendet.Ausser einem Kopfkissen und dem Laken als Zudecke bekam Ben keine Lagerungshilfsmittel mehr. „Versuchen sie sich selber soviel wie möglich im Bett zu bewegen,drehen sie sich zum Beispiel zur Seite-keine Sorge,die Kabel halten schon!“ forderte sie ihn auf und ging dann zum nächsten immobilen Patienten.Ben griff als sie weg war,wie in Zeitlupe nach dem Bettgitter und schaffte es tatsächlich,sich ein klein wenig zur Seite zu ziehen.Triumphierend sah er Semir an,der daraufhin ein Händeklatschen andeutete. „Bravo,Ben,jetzt müssten wir uns nur noch unterhalten können!“ sagte er und Ben nickte ein wenig betrübt.Nun war er allerdings so erschöpft,dass er sofort einschlief und sich von den Strapazen erholte.


    Semir sah auf die Uhr.Ah,bald war Besuchszeit.Er wusste,auch ohne dass sie sich abgesprochen hatten,dass Andrea auf jeden Fall versuchen würde,ihn zu besuchen und so war es auch.Gleich als die Besuchszeit begann,stand sie mit roten Bäckchen vor ihrem Mann und zeigte ihm auf der Digicam ein paar Fotos,auf denen seine Mädchen im Ballettdress zu sehen waren.Semir war ganz gerührt,als er die kleine Lilly in einem rosaroten Tutu posieren sah,die sah so süss aus! Ayda war natürlich ernster-sie tanzte ja schliesslich schon länger- und ein paar Fotos von ihr an der Stange und auf Spitze nötigten ihm ehrlichen Respekt ab. „Frau Neumann sagt,sie macht sich sehr,sehr gut und die Hauptrolle in der Weihnachtssoiree hat sie sicher“ erzählte ihm Andrea und Semir bekam grosse Sehnsucht,seine Kinder mal wieder in die Arme zu schliessen.


    Während sie über dies und das sprachen,hatten sie fast nicht bemerkt,wie Konrad langsam ins Zimmer getreten war.Gerade wollte Semir etwas zu ihm sagen,da hob Konrad die Hand und sagte leise:„Ich weiss,ich habe einen Fehler gemacht und es tut mir auch sehr leid.Meine Kinder sind das Wichtigste in meinem Leben und immer wieder vergesse ich es und gebe der Firma den Vorrang.Julia hat mich gestern noch angerufen und mich zur Schnecke gemacht.Ich habe heute alle Zeit der Welt mitgebracht und möchte mich nur still an Bens Bett setzen und ihm beim Schlafen zusehen.“Mit diesen Worten zog er einen Besucherklappstuhl näher und setzte sich wirklich einfach nur an das Bett seines Sohnes,der friedlich schlief.Irgendwann begann er selbstvergessen,dessen Hand zu berühren und anscheinend war das Ben angenehm,denn er drehte sich seinem Vater im Schlaf noch ein wenig mehr entgegen.So sass Konrad noch da und streichelte die Hand mit dem Daumen,als 20 Minuten später Ben die Augen öffnete.
    Ben war langsam aus seinen Träumen aufgewacht.Sie waren friedlich gewesen und die körperliche Bewegung hatte ihm gutgetan.Er spürte ein sanftes Streicheln an seiner Hand.War das Julia? Nein,das war eine Männerhand,die ihn friedvoll berührte.Erst dachte er,es sei Semir,aber dann bemerkte er,dass die Hand viel grösser war.Nun nahm seine Neugier überhand, er öffnete langsam die Augen und war überrascht. Papa sass da ganz ruhig,ohne gehetzt auf die Uhr zu sehen und hielt seine Hand.Er sah ihn fragend an und Konrad sagte,als er Bens Erwachen bemerkte: „Hallo Junior!“ Ben bewegte die Lippen zu einem stummen Hallo und war überrascht,als er sah,dass die Augen seines Vaters feucht wurden.Eine ganze Weile sahen sie sich nur an und Ben,der zwar undeutliche Erinnerungen an die gestrige Situation hatte,aber nicht mehr unterscheiden konnte,was Realität und was Alptraum gewesen war,schloss beruhigt wieder die Augen und döste ein wenig vor sich hin.


    Als die Schwester wenig später das Ende der Besuchszeit ankündigte,sagte Konrad zu seinem Sohn. „Gute Besserung,Ben!“ und erhob sich von seinem Stuhl.Ben lächelte noch ein wenig und blickte seinem Vater nach,wie der langsam aus dem Zimmer ging. Auch Semir sah ihm verwundert nach.Was wohl in Konrad gefahren war? So kannte er ihn ja gar nicht!
    Andrea,die mit ihm im Aufzug hinunterfuhr sagte anerkennend zu ihm:“Herr Jäger,ich glaube ihr heutiger Besuch hat-im Gegensatz zum gestrigen-Ben sehr gutgetan.Er ist doch gerade dabei wieder gesund zu werden und kann dabei jede Unterstützung brauchen!“ Konrad nickte gedankenverloren,verabschiedete sich von Andrea und ging auf den Parkplatz,auf dem sein Jaguar stand,der inzwischen wieder von ihm ausgelöst worden war.

  • Als Konrad im Wagen sass,um schnurstracks zu Julia zu fahren,dachte er an die vergangene Nacht.Irgendwie waren ihm die Geschehnisse des Tages,Bens Krampfanfall,die Standpauke von Bens Chefin und nicht zuletzt Julias Anruf am Abend,die ihn schwer enttäuscht beschuldigt hatte,sie wissentlich falsch über Bens Befinden informiert zu haben.Dieses Gespräch hatte darin gegipfelt,dass Julia sich verbeten hatte,dass er momentan mit ihr Kontakt aufnahm-zu enttäuscht war sie gewesen!
    Er hatte noch ein paar Gläser Kognak getrunken und drei Zigarren geraucht und war dann ins Bett gegangen.Dort hatten ihn Alpträume heimgesucht und gegen Mitternacht war er aufgewacht und hatte gedacht,eine eiserne Klammer würde sich um seine Brust schliessen.Der Schweiss war ihm ausgebrochen und er hatte gemeint,hier und jetzt sterben zu müssen.Er hatte seinen Ärztefreund angerufen und der war kurze Zeit später-er wohnte ganz in der Nähe-mit Arztkoffer und tragbarem EKG angerückt.Immerhin hatte Konrad schon mal einen Infarkt gehabt und so war jeder bereit,sofort zu springen,wenn er irgendwas am Herzen spürte.Er hatte ihn gründlich untersucht,ein EKG geschrieben und einen Troponinschnelltest gemacht,der einen Infarkt angezeigt hätte.Als ausser einem erhöhtem Blutdruck nichts festzustellen gewesen war,hatte er ihm ein Spray in den Mund gesprüht,das den Druck senken und das Herz entlasten sollte,ihm eine Schlaftablette verpasst und war bei ihm geblieben,bis es ihm wieder besser ging.Sie hatten über Ben und Julia gesprochen und sein Freund hatte ihm ins Gewissen geredet.Ausserdem hatte er ihm regelrecht verboten,am nächsten Tag in die Firma zu gehen,sondern ihm dringend geraten,die Sache mit seinen Kindern ins Reine zu bringen,denn sonst wäre der nächste Infarkt vorprogrammiert.


    Als er alleine gewesen war,hatte er überlegt,was wohl gewesen wäre und vor allem geblieben,wenn er vorhin einfach gestorben wäre.Er hatte vermutet,dass die Firma weiterlaufen würde,aber seine Kinder,die ihm ja trotzdem sehr wichtig waren,würden wenig gute Erinnerungen an ihn haben.Deshalb würde er versuchen die Prioritäten in seinem Leben neu zu setzen.Mit diesem Vorsatz war er jetzt bei Ben gewesen und war nun auf dem Weg zu Julia.


    Obwohl Ben tief und fest geschlafen hatte,hatte man die Beatmungsform nicht umstellen müssen.Langsam kräftigte sich die Atemmuskulatur und als die Schwester und der Arzt gemeinsam zur kleinen Nachmittagsvisite kamen,beschlossen sie,einen T-Stück-Versuch zu wagen.Ben wurde im Bett aufgesetzt.Die Schwester holte einen grünen Sauerstoffschlauch an dem lediglich ein Filter und ein Aufsatz für die Trachealkanüle daran waren und der Arzt nahm den Beatmungsschlauch von der Kanüle ab und die Schwester steckte dafür den Sauerstoff auf. Die Maschine,die natürlich heftig protestierte und laut „Leckage!“ anzeigte,wurde in Standby geschaltet und Ben aufgefordert,ruhig durch die Kanüle zu atmen.Zuerst hatte er schreckliche Angst zu ersticken.Es ging so schwer und war so ungewohnt,ohne Hilfe der Maschine Luft zu holen,aber als er sich ein wenig beruhigt hatte,gewöhnte er sich daran.Ausser dem Zischen des Sauerstoffs war es jetzt ganz ruhig im Zimmer und Semir sah gebannt zu seinem Freund hinüber.Er hatte schon das Gefühl,dass das jetzt ein wichtiger Moment war.Nach etwa 5 Minuten war Ben sehr erschöpft.Der Schweiss brach ihm aus und er begann zu hecheln,also flache,kurze,unproduktive Atemzüge zu machen.Nun wurde die Maschine wieder angeschlossen und Ben war redlich froh,dass er wieder genügend Luft bekam. „Herr Jäger,ein Anfang ist gemacht.Wir werden jetzt immer wieder die Maschine wegnehmen und so versuchen,ihre Atemmuskulatur zu trainieren.Wenn sie mehrere Stunden am T-Stück schaffen,dann sind wir soweit,dass wir die Trachealkanüle entfernen können.So zwei bis drei Tage dauert das erfahrungsgemäss,aber sie sind auf einem guten Weg!“ munterte ihn der Arzt auf und Ben sah ihn ganz zufrieden an.Das wäre toll,wenn er diesen ganzen Maschinenkram nicht mehr brauchen würde!
    Als er zu Semir hinübersah,hatte der ein breites Grinsen im Gesicht und hob den Daumen.Ben grinste zurück und machte das Gleiche.

  • Abends wurde Ben wieder mit dem Rollbrett auf die Thekla,den Mobilisationsstuhl gezogen und diesmal klappte es schon viel besser mit der Rumpfstabilität.Der Klettgurt wurde wieder um seinen Oberkörper geschlungen und da man das Rückenteil so kippte,dass er von hinten gestützt wurde,tat es auch nicht mehr so weh auf der Brust. Ein Tisch wurde vorne an den Stuhl angesteckt,der ihn zusätzlich stützte und dann bekam er einen Kartoffelbrei mit Sauce zu essen.Das erste annähernd richtige Essen seit Wochen! Obwohl das Geschmackserlebnis nicht gerade erste Sahne war,schluckte Ben trotzdem den Brei mit Genuss-das war einfach ein Stück Normalität und man beschloss,am nächsten Tag die Ernährungssonde zu entfernen.Wieder versuchte Ben selber zu essen und wie mittags war es noch nicht so ganz unproblematisch,aber sogar die Hand-Mundkoordination wurde immer besser.Auch die Zunge tat ihm deutlich weniger weh und die Ganzkörperschmerzen,die ihn doch sehr geplagt hatten,waren verschwunden.Nach einer halben Stunde putzte man ihm im Sitzen noch mit einer milden Zahnpasta die Zähne und heute konnte er den Schaum schon ausspucken,der an den letzten Tagen immer mit dem Sauger entfernt worden war.Das frische Gefühl in seinem Mund war einfach göttlich und Ben war sehr zufrieden,als er kurz danach wieder in sein Bett gebracht wurde.Er schaffte es auch schon selber,sich zur Seite zu drehen und als Semir noch eine kurze Runde mit dem Gehwagen durchs Zimmer lief,blieb er ein wenig bei ihm stehen und lächelte ihn zuversichtlich an. „In ein paar Tagen marschierst du mit diesem Fahrzeug rum,da bin ich mir ganz sicher!“ beschwor er seinen Freund und der nickte überzeugt.Das wäre doch gelacht,wenn das nicht klappen würde!


    Noch zweimal am Abend wurde er ans T-Stück gehängt und jedesmal fiel es ihm leichter.Nach diesem für ihn ereignisreichen Tag schlief er wie ein Stein und auch Semir tat das Gleiche.Der war mit der Zeitschrift in der Hand bei Licht eingeschlafen und die Nachtschwester nahm ihm die lächelnd aus der Hand und löschte die Bettlampe.


    Am nächsten Morgen wurde nach dem Waschen bei Semir eine Röntgenaufnahme im Bett gemacht und als die gut aussah,beschloss man,später die Thoraxdrainage zu entfernen.Bei Ben wurde gleich wieder die Spülung vorgenommen und wie an den vergangenen Tagen stand ihm Semir bei.Es tat Ben trotz peripherer Schmerzmittel sehr weh und er klammerte sich an Semirs Hand fest,dass die Handknöchel weiss hervortraten.Aber auch da war der Arzt sehr zufrieden. „Herr Jäger,das sieht schon ziemlich sauber aus.Das Fieber ist auch stark gesunken und die Temperatur nur noch leicht erhöht.Wenn heute die Entzündungswerte noch gefallen sind,werden wir die Drainagen morgen entfernen!“ kündigte er an,während noch ein Klebeverband befestigt wurde.Ben lockerte den Griff um Semirs Hand und der rieb sich anschliessend dieselbe-er fand es im Moment nicht so sonderlich gut,dass Ben schon wieder soviel Kraft hatte.Die Ernährungssonde wurde einfach so herausgezogen und Ben,der sich schon Wunder was dabei vorgestellt hatte,musste zwar kurz würgen,als sie an seinem Rachen vorbeiglitt,aber das wars auch schon.Was für ein schönes Gefühl,wenn nichts mehr in der Nase drückte und im Rachen kein Fremdkörper mehr war!


    Heute sass Ben schon viel länger in seinem Mobilisationsstuhl und genoss seinen Kaffee aus dem Schnabelbecher und eine Portion Griessbrei.Der umgehängte Latz war zwar noch nötig,aber Ben war dermassen konzentriert bei der Sache,dass das Meiste doch in seinem Mund landete.Semir,der gleichzeitig sein Marmeladenbrötchen vertilgte,musste schmunzeln,als er Bens Bemühungen,sauber zu essen und trinken,sah.Das war wichtig für seinen Kollegen,dass das mit dem Essen wieder klappte.Der war doch normalerweise ständig am Futtern und er hatte durch die schwere Erkrankung auch stark abgenommen.Dringend nötig,dass er wieder ein bisschen Fleisch auf die Rippen bekam.
    Man liess Ben noch draussen sitzen,hängte ihn ans T-Stück und als wenig später der Arzt zu Semir kam und ankündigte,die Thoraxdrainage zu entfernen,bat er die Schwester pantomimisch,den Stuhl ein wenig näher zu Semirs Bett zu fahren und diesmal nahm er die Hand seines Freundes,der ihn überrascht ansah.
    Als der Klebeverband an der Thoraxdrainage entfernt wurde,verzog Semir schon das Gesicht.Jede Manipulation an dem dicken Schlauch tat ihm schweineweh und als man dann erst desinfizierte,dann die Fäden löste und danach die Drainage langsam und vorsichtig zwischen seinen Rippen herauszog,war es diesmal Semir,der laut brüllte und beinahe Bens Hand zerquetschte.Nachdem er noch verbunden war-man hatte eine luftdichte Hautschutzplatte über den Einstich geklebt und einen Verband darübergemacht-blieb Semir schweratmend auf dem Rücken liegen und erholte sich von dem Eingriff,während Ben weiter seine Hand festhielt und ihn dadurch tröstete.


    Als wenig später Ben wieder zurückgefahren und ins Bett gebracht wurde,drehte sich Semir zu ihm um und sagte gerührt: „Danke Mann,das war sehr nett von dir!“ und diesmal lächelte Ben in sich hinein. „Na ja,eine Hand wäscht die andere!“ dachte er und rollte sich dann zufrieden unter seiner Decke zusammen.

  • Als nach einer zweiten Röntgenaufnahme bei Semir keine Luft mehr in den Pleuraspalt nachgelaufen war,kam eine Schwester und legte ihm nach Händedesinfektion ein sogenanntes peripheres Angio,also einfach einen Zugang am Unterarm. „Den ZVK brauchen sie nicht mehr,Herr Gerkan.Sie bekommen keine Medikamente mehr intravenös,sondern können Tabletten schlucken,wenn nötig,sie können essen und trinken,deshalb werden wir sie noch von ihren restlichen Schläuchen befreien.Wenn die nicht mehr notwendig sind,sind sie höchstens ein erhöhtes Infektionsrisiko!“ erklärte sie ihm.Sie spülte das Angio nach dem Legen noch mit steriler Kochsalzlösung durch und stöpselte es ab.“Das hat nur den Zweck,dass wir im Notfall sofort etwas geben könnten,aber an ständige Infusionen werden wir sie nicht mehr anschliessen.“ sagte sie noch und löste dann das Pflaster an seinem Hals.Sie stellte ein steriles Röhrchen,Kompressen und zwei kleine sterile Scheren bereit,desinfizierte die Einstichstelle des ZVK und entfernte erstmal die beiden Fäden,mit denen der angenäht war.


    Nun zog sie vorsichtig das Schläuchlein heraus und Semir lag wieder da,wie zur Salzsäule erstarrt.Hatte nicht Ben beim Legen Herzrythmusstörungen gekriegt,weil das Teil direkt vor dem Herzen lag? Er wartete fast darauf,dass sein Herz zu stolpern anfing,aber nichts passierte.Die Schwester schnitt mit der zweiten sterilen Schere die Katheterspitze ab und liess sie vollständig in das Abstrichröhrchen fallen,das sie sofort mit einem sterilen Stopfen verschloss.Dann drückte sie noch eine Weile eine keimfreie Kompresse auf die Einstichstelle und als nichts mehr blutete,klebte sie noch ein Pflaster darüber.Sie versah das Gläschen mit einem Namensaufkleber und erklärte: „Wir schicken alle entfernten ZVK-Spitzen in die Bakteriologie,um eventuelle Keimanhaftungen nachzuweisen.Bisher haben wir aber eine sehr gute Statistik,im Vergleich zu anderen Krankenhäusern.Eine sogenannte Kathetersepsis kommt bei uns fast nicht vor!“ und Semir nickte erleichtert.Er war ja froh,dass diese üblen Keime,die Ben und die anderen so krank gemacht hatten,bei ihm nicht zugeschlagen hatten,obwohl er mit ihnen ja in Kontakt gekommen war.Er musste bei Gelegenheit mal Hartmut fragen,warum das wohl so war.


    Nun schlug die Schwester noch seine Zudecke zurück,zog sich frische Handschuhe an,entblockte den Ballon des Dauerkatheters,der denselben in der Blase gehalten hatte mit einer Spritze und zog auch diesen Silikonschlauch einfach heraus.Sie warf das komplette System in den Abfall und sagte: „So,nun sind sie von allem unnötigen Ballast befreit.Lediglich die Monitorüberwachung brauchen wir noch.Wenn sie allerdings aufstehen und herumlaufen wollen,dürfen sie auch schon mal kurzzeitig ohne Überwachung sein,wenn jemand im Zimmer ist.Ich denke,ihre Tage auf der Intensivstation sind gezählt!“ und damit warf sie erst noch die drei Infusionsflaschen weg,die den ZVK befeuert hatten und verliess dann mit ihrem Abstrichröhrchen den Raum.


    Semir sah zu Ben hinüber,der gebannt beobachtet hatte,was mit seinem Freund gemacht worden war.Sehnsüchtig sah er auf die ganzen Kabel,die bei ihm noch hingen.Ach wenn er nur endlich auch so weit wäre,dass er herumlaufen und sich wieder halbwegs selber versorgen konnte! Mutlos sah er zur Decke und die Tränen stiegen ihm in die Augen.Lautlose Schluchzer liessen seinen Körper erbeben.Er bemerkte gar nicht,dass Semir aus seinem Bett gekrochen war und einfach seine Kabel die ja erfahrungsgemäss soweit reichten,mitgezogen hatten.Erst als der ihn sanft in die Arme nahm und ihn an sich drückte,sah er mit tränenumflortem Blick auf. „Ben,ich weiss,wie du dich fühlst.Aber auch bei dir ist es nur noch eine Frage der Zeit,bis du wieder soweit fit bist.Weisst du,ich bin einfach nicht so lange gelegen wie du und drum dauert es halt bei dir ein bisschen länger.Aber ich verspreche dir.Wenn ich auf Normalstation oder entlassen bin,komme ich dich jeden Tag so lange wie möglich besuchen!“ versprach er. Intuitiv hatte Semir den Grund für Bens Kummer erfasst und der beruhigte sich langsam und schlief dann ein wenig ein.Semir liess ihn nach einiger Zeit los und legte sich wieder in sein Bett zurück.Ja,er konnte nun nach vorne sehen und freute sich schon auf Andreas überraschten Blick,wenn sie zu Besuch kam.

  • Ben hatte inzwischen so viele Stunden am T-Stück verbracht,ohne Atemnot zu bekommen,dass man plante,ihn doch schon nachmittags zu dekanülieren.Als die Schwester Semir das Mittagessen brachte,sah Ben sie erwartungsvoll an. „Herr Jäger,sie bekommen momentan nichts,aber aus gutem Grund!“ sagte sie,als sie seine enttäuschte Miene sah. „Wir möchten heute noch die Trachealkanüle entfernen und da sollte der Magen leer sein,falls man sie doch reintubieren müsste,weil sie es nicht schaffen.Ihre Kalorien kriegen sie jetzt über die Infusion,also keine Sorge,sie müssen deswegen nicht verhungern und wenn alles klappt,können sie heute Abend schon wieder etwas trinken!“ erklärte sie ihm.


    Ben war ganz aufgeregt,als er daran dachte,dass er vielleicht bald wieder sprechen konnte.Allerdings fiel ihm dann etwas ein und seine Miene verdüsterte sich.Was war,wenn man bei dieser Aktion mit dem Luftröhrenschnitt die Stimmbänder verletzt hatte und er jetzt nie mehr sprechen konnte.Und folgerichtigerweise dann natürlich auch nicht mehr singen.Die Schwester und Semir,die besorgt sein Mienenspiel beobachtet hatten,wollten nun wissen,was los war.Aber ohne sich ausdrücken zu können,war seine Pantomime,die er nun aufführte leider für die Zuschauer unverständlich.Die Schwester drehte sich um und sagte: „Na wenn sie uns jetzt so dringend etwas mitteilen müssen,dann sagen sie es uns eben.Sie zog sterile Handschuhe an,saugte Ben erst einmal ab und entblockte dann die Trachealkanüle.Als sie das Loch vorne zuhielt und ihn aufforderte zu sprechen,sah er sie völlig überrascht an.Er versuchte es und tatsächlich konnte er angestrengt ein paar Worte hervorpressen: „Habe Angst,nicht mehr sprechen zu können!“ lauteten die. „Na,hat sich ihre Frage jetzt nicht von selber beantwortet?“ fragte ihn die Schwester und nun lächelte Ben glücklich,während sie den Cuff der Trachealkanüle wieder blockte.Er hustete noch ein paarmal und wartete dann immer aufgeregter auf den Nachmittag.


    Gegen 14.00 kamen der Stationsarzt und die Schwester mit dem Notfallwagen zur Tür herein.Die letzte halbe Stunde hatte man ihn wieder an die Maschine gehängt,um die Bronchien etwas zu weiten.Nun stellte man kurzfristig den Sauerstoff noch hoch,um ihm ein Polster zu bieten und bereitete inzwischen alles zur Dekanülierung vor.Der Notfallwagen war in Standby und sowieso waren die ganze Zeit in einer Tüte mehrere einmalverpackte Trachealkanülen und ein Spreizer auf seinem Nachtkästchen gelegen,falls man die mal notfallmässig hätte austauschen müssen,weil sie herausgerutscht,oder verlegt war.Wenn das Loch einmal lange genug bestand,dann blieb es eine ganze Weile noch offen und man konnte meist problemlos eine neue Kanüle hineinschieben,wenn es notwendig war.Manchmal halt dann eine Nummer kleiner!


    „So Herr Jäger,wir stellen jetzt erst mal das Bett hoch!“ erklärte die Schwester,während sie das schon mal machte.Dann drehte sie den Sauerstoff am Bettplatz auf und befestigte einen Schlauch mit einer Ohiomaske daran. „Ich sauge sie jetzt erstmal im Mund und Rachen ab,machen sie bitte den Mund weit auf!“ forderte ihn der Anästhesist freundlich auf.Wie beim Zahnarzt wurde jeglicher Schleim aus Bens Mund und Rachen abgesaugt,damit er sich hinterher nicht gleich verschlucken konnte.Er musste ein paarmal würgen dabei und war jetzt recht froh,dass sein Magen leer war.
    Dann setzte der Arzt an dem geschlossenen Absaugsystem,das vorne an der Trachealkanüle befestigt war,seinen Sauger auf und saugte erst einmal,begleitet von Bens Husten,den Schleim aus den Bronchien.Als nichts mehr kam,nickte er der Schwester zu,die nun den Cuff der Trachealkanüle entblockte und schon war die Kanüle aus Bens Hals gezogen.Sofort setzte man ihm die Ohiomaske auf und der Arzt hielt das Loch in Bens Hals mit einer angefeuchteten Kompresse zu.Schnell klebte man über das Loch eine Hautschutzplatte,übrigens das selbe Material,das auch Semirs Thoraxdrainagenloch verschloss und verstärkte mit mehreren Leukoplaststreifen den luftdichten Verband.Für Ben war es total ungewohnt,nun plötzlich wieder durch Mund und Nase zu atmen und er tat sich momentan sehr schwer damit.Fast wurde er ein wenig panisch und sog krampfhaft die Luft ein,immer mit der Angst zu ersticken im Hinterkopf.


    Unbemerkt hatte Semir sich wieder aus dem Bett gewuchtet und war an die Seite seines Freundes geeilt.Er nahm dessen Hand und beruhigte ihn. „Ben,du kannst das! Schau nur,du kriegst genügend Luft und musst keine Angst haben!“ machte er ihm Mut und begann zu kommandieren: „Einatmen-ausatmen,einatmen-ausatmen usw“.Ben konzentrierte sich auf Semirs Anweisungen und der Arzt und die Schwester,die beim Abfall von Bens Sättigung und seiner sichtlichen Panik schon die neue Trachealkanüle vorbereitet hatten,um ihn wieder zu intubieren,liessen ihre Materialien nun lächelnd sinken.Von Sekunde zu Sekunde floss Bens Atem ruhiger,die Sättigung stieg wieder und erleichtert legten sie ihre Notfallwerkzeuge zur Seite.Gut,dass Bens Freund so einen Einfluss auf ihn hatte und ihn dermassen beruhigen konnte! Noch etwa 5 Minuten blieb der Arzt am Bett seines Patienten stehen,aber als er dann immer noch gut atmete ging er wieder seiner Routinearbeit nach.Allerdings würde er die nächsten Stunden die Station nicht verlassen,falls die Situation sich wieder verschlechterte.Die Schwester räumte erst ein wenig auf,machte dann eine Blutgaskontrolle aus der Arterie und war von dem Ergebnis positiv überrascht. „Gut gemacht,Herr Jäger und danke Herr Gerkan!“ sagte sie und trug die Werte in die Kurve ein.

  • Semir blieb noch eine ganze Weile am Bett seines Freundes sitzen.Dem war vorerst noch nicht danach,etwas zu sagen-zu sehr musste er sich anstrengen,dass sein Atem floss.Noch nie in seinem Leben hatte er wahrgenommen,dass so selbstverständliche Dinge wie das Schnaufen,was sonst ja automatisch und unbewusst erfolgte,so anstrengend sein konnte.Aber mehr und mehr löste sich seine Anspannung und Sorge und dass sein Freund so nahe bei ihm war,gab ihm noch mehr Sicherheit.Wenn der auch selber nichts machen konnte,falls er wieder Atemnot kriegte,aber er konnte Hilfe herbeiholen.


    Ben hatte den martialischen Spreizer,der immer noch drohend auf seinem Nachtkästchen lag,schon gesehen und stellte es sich extrem unangenehm vor,wenn man den in den Hals gerammt bekam,also war er schon froh,dass es nicht notwendig gewesen war,ihn einzusetzen.Von Minute zu Minute fiel das Atmen ihm leichter und etwa eine halbe Stunde später krächzte er: „Danke dass du da warst! Ohne dich hätte ich das nicht geschafft!“ unter seiner durchsichtigen Sauerstoffmaske hervor. „Gern geschehen!“ grinste Semir und legte sich auch wieder ein wenig in sein Bett.


    Wenig später begann die Besuchszeit und Andrea und noch jemand anders stand draussen.Wieder überlegte die Schwester,ob sie ihn hereinlassen sollte,aber als der Besucher dann noch erzählte,dass er die Keime identifiziert hatte,die Ben und den Tänzer so krank gemacht hatten,streckte sie die Waffen und drückte ein Auge zu.
    So betraten kurze Zeit später Andrea und Hartmut gemeinsam das Zimmer und begrüssten die beiden Bewohner.Semir,dem die Zusammenhänge ja bekannt waren und dass wahrscheinlich Hartmuts rechtzeitiger Keimnachweis Ben und Woodrow das Leben gerette hatte,schüttelte ihm begeistert die Hand. „Schön,dass du dich herbemüht hast,immerhin wüssten wir nicht,ob Ben das überlebt hätte,wenn du nicht so fix gewesen wärst!“ sagte er herzlich und Ben,dem ja noch niemand genau erklärt hatte,wie das alles zusammenhing und wie und warum Semir überhaupt als Patient in seinem Zimmer gelandet war,sah mit gerunzelter Stirn von einem zum anderen.
    „Hey,Ben,jetzt sehe ich ja erst,dass du gar nicht mehr an der Beatmungsmaschine hängst!“ sagte Andrea erfreut und trat an sein Bett,um ihm fest die Hand zu drücken. „Wie geht’s dir denn?“ wollte sie wissen.Ben stiess nur kurz hervor: „Schon ganz gut!“,musste dann allerdings wegen der Anstrengung heftig nach Luft ringen.Semir beeilte sich zu erklären:“Er hat erst vor einer Stunde den Schlauch rausgekriegt und hat noch Probleme damit,ohne Maschine zurechtzukommen.Ich denke es ist momentan besser,wenn er noch nicht soviel spricht!“ und Ben lächelte ihm dankbar zu.


    Hartmut begann dann nach alter Manier genau zu erzählen,welche Färbemethoden er angewandt hatte und wie er das Elektronenmikroskop eingestellt hatte,um die Erreger in dem Biofilm zu identifizieren.Die Luft schwirrte vor Fachausdrücken und Ben und Semir verdrehten nach einer Weile beide die Augen.Es hatte sich nichts verändert! Semir unterbrach dann Hartmuts Monolog und fragte nach aktuellen Fällen,um ihn ein wenig abzulenken. „Na ja,wir anderen müssen jetzt natürlich mehr arbeiten,um euren Ausfall zu kompensieren,also wäre es schon gut,wenn ihr euch mit dem Gesundwerden ein wenig beeilen könntet!“ gab Hartmut freimütig zu und nun mussten alle Anwesenden lachen. „Wir arbeiten dran,Hartmut,da kannst du dir sicher sein!“ beteuerte Semir und Ben nickte eifrig.
    Hartmut hatte inzwischen die Monitore und die anderen Geräte,die herumstanden, einer näheren Begutachtung unterzogen und seine Augen begannen zu leuchten,wie die eines Kindes im Spielwarenladen.Es juckte ihn in den Fingern,da auf ein paar Knöpfe zu drücken und zu sehen,was passieren würde,aber Semir warnte ihn: „Untersteh dich,Hartmut,das ist nicht deine KTU!“ und so steckte er vorsichtshalber seine Hände in die Hosentaschen.


    Wenig später kamen Konrad und Julia zu Besuch und Hartmut verabschiedete sich,um wieder an seine Arbeitsstelle zurückzukehren.
    „Hallo Ben,du bist ja von der Maschine weg!“ strahlte Julia ihren Bruder an auch Konrad drückte ihm liebevoll die Hand.Er hatte sich nach einem langen Gespräch mit Julia versöhnt und wollte nun beweisen,dass er auch für Ben ein guter Vater sein konnte.Während Andrea nun Semir von den alltäglichen Problemen mit den Kindern erzählte,setzten sich Konrad und Julia an beide Seiten von Bens Bett auf je einen Klappstuhl und hielten seine Hände.Auch wenn er es nicht vorgehabt hatte,fielen Ben nach einer Weile die Augen zu und ruhige Atemzüge verrieten,dass er in einen erholsamen Schlaf gefallen war.

  • Er wachte auf,weil Konrads Handy klingelte.Der stand auf,entschuldigte sich und verliess eilig den Raum,um das Gespräch anzunehmen.Nach einer Weile kam er wieder zurück und seine Miene hatte sich verfinstert. „Julia,wir müssen zurück-es gibt ein Problem in der Firma.Meine persönliche Anwesenheit ist unbedingt erforderlich!“ sagte er.Julia funkelte ihn an: „Was ist mit deinen Versprechungen,dass Ben und ich das wichtigste in deinem Leben sind?“ schrie sie ihn an.Ben,der inzwischen ganz wach war,sah von einem zum anderen. „Julia,mir geht’s gut,fahrt nach Hause und pass du auf meine Nichte oder den Neffen auf,mir geht’s gut!“ sagte er schon nicht mehr heiser.Als sie kurz seine Sauerstoffmaske zur Seite schob,um ihn zum Abschied zu küssen,flüsterte er ihr noch ins Ohr: „Papa wird sich nie ändern!“ und sie nickte lächelnd.
    Konrad verabschiedete sich mit einem festen Händedruck: „Machs gut,aber ich möchte euch doch auch eine gutgehende Firma hinterlassen-du weisst,es hat schon mal anders ausgesehen!“ versuchte er sich zu rechtfertigen. „Auf Wiedersehen,Papa,ist schon in Ordnung!“ sagte Ben und lehnte sich in seine Kissen zurück.


    Als die beiden draussen waren,sah ihnen Andrea kopfschüttelnd nach. „Das gibt’s doch nicht!“ murmelte sie,aber Ben sagte nur: „So ist er halt!“ und damit war eigentlich alles gesagt.
    Bens Atmung funktionierte inzwischen problemlos und nach einer Weile der Erholung tauschte die Schwester die Maske gegen eine Sauerstoffbrille aus.Nun klangen Bens Worte nicht mehr gedämpft und als sich Andrea am Ende der Besuchszeit herzlich von ihren Männern verabschiedete,sagte Ben noch: „Sag meinen beiden Ballettratten einen schönen Gruss von mir!“ und Andrea versprach es lächelnd.Als sie draussen war,drehte sich Ben leicht zu Semir und befahl:“So und jetzt erzähl-ich will genau wissen,was alles passiert ist,als ich geschlafen habe!“
    Semir nickte und begann zu berichten.


    Als er geendet hatte war Ben gleichzeitig nachdenklich,entsetzt und froh,dass sie beide am Leben waren.Das hätte leicht anders ausgehen können! Still dachte er über die Geschehnisse nach,bis die Schwestern mit dem Mobilisationsstuhl wieder zur Tür hereinkamen.
    Zuerst befreiten sie Semir,solange sie anwesend waren,von seinem Monitor,so dass er erstmals ohne irgendwelche Kabel frei durchs Zimmer laufen konnte und zogen dann Ben mit dem Rollbrett wieder auf den Stuhl.Nachdem seine gesamte Muskulatur wieder an Kraft gewonnen hatte,fragten sie ihn,ob er einen Stehversuch machen wollte.Ungläubig,dass das schon möglich war,nickte er mit dem Kopf.Erst dann fiel ihm ein,dass er ja wieder sprechen konnte und sagte: „Ja gerne,ich weiss allerdings nicht,ob ich das schon alleine schaffe.“ „Na deswegen haben wir ja technische Hilfsmittel!“ teilte ihm die Schwester mit und holte zwei starke,breite Klettgurte,die sie um Bens Oberkörper und Oberschenkel wand.Als der Gurt um seine Brust straffgezogen wurde,verzog Ben das Gesicht.Aua,das schmerzte doch noch ziemlich an seinen Nähten.Als die Schwester allerdings den Gurt wieder lösen wollte,winkte er ab. „Ich halte das schon aus!“ sagte er.


    Nun war er fest mit der Thekla verbunden und langsam setzten sich die Elektromotoren in Bewegung und beförderten via Fernbedienung den Stuhl von der Sitz-in die Stehposition.Zwei Haltegriffe an den Armlehnen dienten Ben zum Festhalten und es war zwar ein merkwürdiges Gefühl,aber nach etwa zwei Minuten stand Ben zum ersten mal seit Wochen auf seinen eigenen Füssen.Nach wenigen Sekunden begannen seine Kräfte nachzulassen und seine Ober-und Unterschenkel fingen an vor Anspannung zu zittern,aber ein Anfang war gemacht.Der Stuhl wurde wieder in Sitzposition zurückgefahren und Ben blieb schweratmend erst mal sitzen.Wenig später kam das Abendessen und Ben bekam einen Kartoffelbrei mit Sauce und danach noch ein Kompott.Diesmal richtete Semir ihm alles her und beobachtete,ob sein Freund Hilfe brauchte. „Warte nur Ben,es dauert nicht mehr lange und dann kannst du wieder herumlaufen!“ prophezeite Semir lächelnd.Zwischen zwei Löffeln sagte Ben: „So langsam glaube ich auch daran!“ und die beiden grinsten sich zufrieden an.

  • Am Abend vor dem Einschlafen sagte Ben noch leise zu Semir:“Ich bin so froh,dass wir beide das überlebt haben und vielleicht bald unser normales Leben wiederaufnehmen können!“ Semir schwieg kurz und erwiderte dann: „Ja,das war wie ein Geschenk,wir können echt dankbar sein,dass es so ausgegangen ist!“ Nachdenklich und schweigend hing jeder noch seinen Gedanken nach,bis sie einschliefen.


    Am nächsten Morgen kam die Frühschicht zum Waschen und Ben zog sich als allererstes die Decke über den Kopf und beschwerte sich bitterlich. „Nicht einmal ausschlafen kann man in diesem Krankenhaus,dabei habe ich heute überhaupt nichts vor!“ nölte er und Semir und die Schwester mussten grinsen. „Herr Gerkan,wenn sie möchten,dann können sie heute unter die Dusche gehen.Ich helfe ihnen dabei,dann kann ihr Kollege ja noch ein Ründchen schlafen,bis wir fertig sind!“ disponierte die Schwester ihren Plan um und Ben murmelte kurz: „Geht doch!“ und drehte sich um,um noch ein wenig weiterzudösen.


    Semir wurde von den Kabeln befreit und die Schwester begleitete ihn zu Dusche und Toilette,die ein paar Räume neben der Intensivbox war.Sie wartete taktvoll,während Semir seine morgendlichen Geschäfte erledigte und half ihm dann beim Duschen.Obwohl Semir sich im Bett schon wieder fühlte wie der King,strengte ihn die Duscherei und Haarwäsche doch sehr an und er war froh,als er wenig später wieder verkabelt in seinem frisch bezogenen Bett lag.
    „Herr Jäger,wenn sie wollen,wasche ich ihnen heute auch erstmal die Haare!“ kündigte die Schwester an und da konnte Ben natürlich nicht nein sagen.Es juckte und klebte auf seinem Kopf,obwohl die Haare schon mehrmals gewaschen worden waren,als er noch beatmet gewesen war.Aber daran konnte er sich nicht mehr erinnern.Überhaupt war es sehr schwer für ihn,damit zurechtzukommen,wenn ihm wieder irgendwelche Dinge einfielen,die er wahrgenommen hatte,als er noch sediert gewesen war.Die Realität und der Traum verschwammen und er nahm sich vor,Semir noch wegen einiger Dinge zu fragen,die ihn beschäftigten.


    So liess er sich aber bereitwillig den Kopf ins aufblasbare Bettwaschbecken legen,das aussah wie ein Rückwärtswaschbecken im Friseursalon,nur eben aus Plastik.Der Ablaufschlauch hing in einem grossen Eimer,den man neben das Bett stellte und die Schwester richtete mehrere Messbecher mit lauwarmem Wasser her,mit dem sie sein Haar befeuchtete und nach dem Shampoonieren auswusch.Ben fand das sehr angenehm,als ihm der Kopf massiert wurde und wenn er ein Kater gewesen wäre,hätte er laut geschnurrt.Als die Haarwäsche beendet war,wurde er,wie schon so oft,wieder komplett heruntergewaschen und nachdem Andrea sein Deo auf dem Nachtkästchen demonstrativ bereitgestellt hatte,wurde er danach mit diesem auch noch eingesprüht.Die ganzen Duftwässer mit denen die hier hantierten in allen Ehren,aber jetzt roch er wieder so wie immer und fühlte sich gleich noch einen Ticken wohler in seiner Haut.Er konnte sich zum Waschen der Rückseite schon selber drehen und so beschloss die Schwester,ihn heute zum Frühstück in eine einfachere Ausfertigung eines Mobilisationsstuhls zu setzen.


    Sie fuhr den zur Tür herein,deckte ein Leintuch darüber und bat ihre Kollegin zu Hilfe.Zuerst setzten sie Ben an den Bettrand und dann benutzten die beiden sein eines Bein als Drehpunkt und bis er sich versah,hatten ihn die beiden Frauen mittels geschickter Technik fast mühelos in den Stuhl gedreht.Dort wurden seine Haare noch trockengeföhnt,er durfte selber seine Zähne putzen und dann kam das Frühstück.Heute bekam Ben, wie Semir auch,schon ein Brötchen und wurde nur ermahnt,das gründlich zu kauen,weil durch das noch nicht zugeheilte Tracheostoma manchmal ein leichteres Verschlucken möglich war.Nachdem seine Handkoordination auch wieder fast normal klappte und nur die Kraft noch fehlte,wurde sein Kaffee heute in einer normalen Tasse angerührt und schmeckte dadurch auch schon wieder irgendwie besser,als aus der Schnabeltasse.Ben fand zwar,dass das Ding mindestens fünf Kilo wiegen musste,aber er schaffte es,den Kaffee fast ohne kleckern zum Mund zu führen und war sehr zufrieden mit sich.


    Semir hatte mit einem Lächeln die augenscheinlichen Fortschritte seines Freundes beobachtet und freute sich,dass das so rasant aufwärts ging.Kaum war das Frühstücksgeschirr abgeräumt,kündigte die Schwester an: „So Herr Jäger,wir legen sie jetzt wieder in ihr Bett,weil der Arzt dann nach einer letzten Spülung die Drainagen entfernen will.“ Während sie ein Schmerzmittel als Kurzinfusion einlaufen liess,wurde Ben mit der selben Technik wie vorhin wieder ins Bett gebracht und wartete dort angstvoll,was nun mit ihm gemacht würde.

  • Semir packte wortlos seine Kabel und zog sie bis zum Kopfende von Bens Bett weiter.Dort setzte er sich,nachdem er den Stuhl mit seinem Safetex abgedeckt hatte,darauf und fixierte Ben,der vor Angst und Aufregung beinahe zu hyperventilieren begann. „Ben,du schaffst das!“ sagte er beschwörend. „Aber nur,wenn du mir beistehst,sagte Ben mit einem deutlichen Kloss im Hals.Gemeinsam beobachteten sie,wie der Arzt und die Schwester das Zimmer betraten und sich Plastikschürzen umbanden.Ben wurde wieder aufgefordert,sich zur Seite zu drehen und die Schwester schob eine grosse wasserundurchlässige Einmalunterlage unter seinen Unterkörper.Sie stellte einen Abfalleimer neben das Bett,während der Arzt schon mal seine Hände desinfizierte und in sterile Handschuhe schlüpfte,die ihm die Pflegekraft anreichte.


    Eine Flasche mit steriler Ringerlösung wurde aufgemacht und die Schwester gab dem Arzt einen Absaugkatheter zur Entnahme.Dann bekam er noch eine 100ml Spritze und befüllte die schon mal mit Spüllösung,während die Schwester unter beruhigendem Zureden den Klebeverband von Bens Leiste und Oberschenkel entfernte.Obwohl das durchaus ziepte,gab Ben keinen Laut von sich.Die Schwester sprühte flächig Schleimhautdesinfektionsmittel auf die Wunden,was ein wenig brannte und dann begann der Arzt sein Werk.Ben hatte mit beiden Händen nach Semir gegriffen und drehte den Kopf weg.Er wollte gar nicht so genau sehen,was da gemacht wurde.Zu gut konnte er sich noch an die höllischen Schmerzen des Vortags erinnern.Systematisch begann der Arzt von oben nach unten jeden einzelnen dicken Silikonschlauch mit Druck zu befüllen.Immer wenn er wieder Spüllösung hineinjagte,entfuhr Ben ein kehliges Stöhnen.Seine Handknöchel traten weiss hervor,so klammerte er sich an Semir fest,der ihm voller Mitleid versuchte gut zuzureden.


    „Ben,du machst das hervorragend!“ lobte er ihn und sah besorgt,wie sein Freund immer hektischer atmete und ihm die Tränen in die Augen stiegen.Immer und immer wieder wurden die Wunden gespült,bis nur noch leicht blutige,aber nicht mehr eitrige Lösung zurückkam. „So,Herr Jäger,jetzt entferne ich nacheinander die Drainagen!“ kündigte der Arzt an und liess sich von seiner Assistentin Pinzette und Schere aus der Einmalverpackung anreichen.Er schnitt den dicken Hautfaden durch,der den Schlauch an Bens Haut festgehalten hatte und zog langsam an der ersten Drainage.Nun gab es für Ben kein Halten mehr.Er schrie laut,denn es fühlte sich an,als würde der Arzt ihm die Seele aus dem Leib ziehen.Endlich war die erste Drainage entfernt und Bens Schreien ging in ein hilfloses Schluchzen über.Noch drei Schläuche warteten auf Entfernung und Semir,dem es vor Mitleid und Entsetzen alles zusammenzog fragte: „Kann man ihm nicht etwas gegen die Schmerzen geben?“ aber der Arzt und die Schwester schüttelten beide den Kopf. „Er hat schon ein starkes peripheres Schmerzmittel bekommen,das einzige,was noch stärker wäre,wäre ein Opiat,aber das wollen wir vermeiden,weil er den Entzug ja gerade eben hinter sich gebracht hat!“ erklärte der Mediziner,während er schon die Fäden des nächsten Silikonschlauchs aufschnitt.


    Ben hatte vor Qual jedes Zeitgefühl verloren und schrie nur immer,wie am Spiess,wenn er wieder geschunden wurde,aber endlich war auch die letzte Drainage entfernt.Während er leise vor sich hinschluchzte,wurde das gesamte Wundgebiet noch abgewischt und dann mit einem dicken,gepolsterten Saugverband bedeckt.Ben wäre nicht mehr fähig gewesen auch nur eine Anweisung zu befolgen und so drehten ihn der Arzt und die Schwester einfach zur Seite und zogen die nasse,blutige Unterlage unter ihm heraus.Er wurde noch abgewaschen,mit einer leichten Decke zugedeckt und langsam liess seine Anspannung und auch sein Weinen nach. „Tut mir leid!“ sagte er schwach nach einer Weile,aber Semir sagte liebevoll: „Schon in Ordnung,wenn du jetzt kein Recht gehabt hast zu schreien,wer denn dann!“
    Während der Arzt und die Schwester sich die Schürzen und Handschuhe auszogen und das Material entsorgten und aufräumten,hatte Ben die Augen geschlossen und war nach einer Weile tatsächlich vor Erschöpfung eingeschlafen.

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