1. Forum
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  3. Episodenguide
    1. Staffel 01 (Frühjahr 1996)
      1. 001 Bomben bei Kilometer 92
      2. 002 Rote Rosen, schwarzer Tod
      3. 003 Der neue Partner
      4. 004 Mord und Totschlag
      5. 005 Tod bei Tempo 100
      6. 006 Der Alte und der Junge
      7. 007 Falsches Blaulicht
      8. 008 Der Samurai
      9. 009 Endstation für alle
    2. Staffel 02 (Frühjahr 1997)
      1. 010 Ausgesetzt
      2. 011 Kaltblütig
      3. 012 Shotgun
      4. 013 Notlandung
      5. 014 Das Attentat
      6. 015 Die verlorene Tochter
    3. Staffel 03 (Herbst 1997)
      1. 016 Crash
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      4. 019 Bremsversagen
      5. 020 Rache ist süß
      6. 021 Raubritter
    4. Staffel 04 (Frühjahr 1998)
      1. 022 Sonnenkinder
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    5. Staffel 05 (Herbst 1998)
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N´est-ce pas de deux! - Tanz auf dem Drahtseil!

    • Fertig gestellt
    • Susan
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  • 3. Dezember 2012 um 05:43
  • susan
    Erste Kriminalhauptkommissarin
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    • 23. Dezember 2012 um 08:56
    • #21

    Am nächsten Morgen fuhr Semir trotz allem zuerst in die PASt,obwohl er viel lieber zu seinem Freund gegangen wäre,aber immerhin ging der Job vor und als er die Dienststelle betrat,kamen alle auf ihn zu und fragten besorgt,wie es Ben ginge.Traurig erzählte Semir ihnen,dass der inzwischen beatmet auf Intensiv lag und deshalb auch nicht von jedem besucht werden konnte.Bedrückt gingen wieder alle ihrer Arbeit nach,während Semir an die Bürotür der Chefin klopfte.Als ihr „Herein!“ ertönte,trat er ein und liess sich müde auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch fallen.
    „Wie geht’s Jäger?“ wollte Frau Krüger wissen.Semirs Gesicht verdunkelte sich und er antwortete:“Heute war ich noch nicht bei ihm,aber gestern Abend wars noch nicht besser.Gut,sie haben mich nicht angerufen,von der Klinik,also hat er sich vermutlich nicht dramatisch verschlechtert,aber er ist auf jeden Fall lebensbedrohlich erkrankt.Ich wollte sie nun fragen,ob ich offiziell ermitteln darf,wer für seinen Zustand und den Tod,bzw die Erkrankung der ganzen Ballettlehrer verantwortlich ist,bevor es den nächsten Toten gibt.“ Er sah zu Boden,denn er wusste,wer das dann vermutlich sein würde,aber das durfte einfach nicht passieren.Frau Krüger nickte.“Sie haben hiermit den offiziellen Ermittlungsauftrag von mir,suchen sie sich aus,wen sie zur Unterstützung mitnehmen wollen und Gerkan! Seien sie vorsichtig!“
    Erleichtert,dass wenigstens die offizielle Seite abgeklärt war,entschied sich Semir für Jenni zu seiner Unterstützung.Das passte irgendwie: Ballett und Jenni,die würde da gut ermitteln können.“Gut,Bonrath ist zur Zeit sowieso sehr mit seinem Fuhrpark beschäftigt,dann sag` ich ihr mal Bescheid!“ erklärte die Chefin und drückte auf das Knöpfchen der Rufanlage.Kurze Zeit später sassen Jenni,die wieder ihre Zivilklamotten anhatte, statt der Uniform und Semir im silbernen BMW und fuhren erst mal ins Krankenhaus.
    Auf der Intensiv angelangt,wollte die zuständige Schwester Jenni erst nicht mit hereinlassen,aber als sie ihren Ausweis zückte und Semir ihren Besuch als dienstlich ausgab,durfte sie doch mit hinein.

    In der Nacht gegen 3.00 waren die Pflegekräfte damit beschäftigt gewesen,Ben ein wenig zu lagern,als plötzlich keine Luft mehr durch den Tubus hineinging.Der hinzugerufene Arzt ordnete an,Ben zu relaxieren,das heisst,dass man mit einem längerwirkenden Muskelrelaxans den Tonus der Muskulatur völlig aufhob,ausserdem erhöhte er nochmals die Beatmungsdrücke und schaffte zusätzlich noch Hydrocortison an.Immerhin liess sich ihr Patient jetzt wieder beatmen.Als sich daraufhin die Blutgase nicht merklich besserten,entschloss sich das Team,Ben auf den Bauch zu drehen.Während ein zweites Bett mit einer speziellen Weichlagerungsmatratze danebengefahren wurde,wurden die Kabel und Schläuche soweit gelockert,dass man nichts herauszog.Der Arzt hielt den Tubus fest und alle fassten mit an,Ben mit einer speziellen Technik auf den Bauch in das frische Bett zu drehen.Dort wurde er noch so gelagert,dass sein Gesicht auf einem gepolsterten Ring freilag die EKG-Kleber hatte man vorher entfernt und klebte sie jetzt auf dem Rücken wieder auf und siehe da,die Gase besserten sich und so beschloss man,Ben so die nächsten 12 Stunden liegen zu lassen.
    Als nun Semir und Jenni in das Krankenzimmer traten,in dem Ben alleine lag,war Semir irgendwie völlig entsetzt,als er seinen Freund mit den Armen nach oben auf dem Bauch liegend vorfand.Der Arzt,der kurze Zeit später zu ihnen trat,erklärte:“Ihr Kollege hat sich nachts wieder verschlechtert,aber nachdem er noch zusätzliche Medikamente erhalten hat und die Bauchlage als Beatmungstherapieform eingesetzt wurde,um Lungenbezirke zu belüften,die bisher nicht erreicht werden konnten,hat er sich wieder stabilisiert.Allerdings wissen wir nicht wie lange.Wir wissen noch nicht,mit welchem Keim sich Herr Jäger infiziert hat.Frühestens morgen bekommen wir ein Antibiogramm aus der Mikrobiologie,die gerade versuchen,irgendeinen Erreger zu isolieren.Er hat eine sogenannte atypische Pneumonie und die gängigen Antibiotika,die wir gerade einsetzen,scheinen nicht,oder noch nicht anzuschlagen.Wenn wir wüssten,mit was er sich angesteckt hat,könnten wir ihm vielleicht eher helfen!“
    Semir nickte,er musste einfach irgendetwas herausfinden.Er trat zu seinem Freund,der nur mit einem kleinen Handtuch über dem Po zugedeckt war und sonst wegen dem Fieber nackt war und streichelte ihn an der Schulter.“Ben,du schaffst das! Jenni und ich werden uns das Schwein vornehmen und ihm den Arsch aufreissen,der für das verantwortlich ist!“ Weil ihm nun fast wieder die Tränen kamen,straffte er seinen Rücken und atmete tief durch.Wenn er sich hier seinem Selbstmitleid hingab,konnte er den Schuldigen nicht herausfinden.Gerade war ihm was eingefallen,er hatte einen Plan und das war gut so.
    Er verabschiedete sich vom Arzt und nahm ihm noch das Versprechen ab,ihn sofort zu informieren,wenn sich an Bens Zustand irgendetwas veränderte und dann ging er zügig mit Jenni zum Wagen.
    Dort griff er zunächst zum Telefon,um den Pathologen anzurufen.“Du hast doch gesagt,dass du eine Kultur anlegen wolltest von irgendwelchen Sekreten aus den beiden jungen Leichen,die du erst obduziert hast!“ fragte er ihn.“Da war leider kein Erreger nachweisbar!“ informierte ihn der „und als ich das Gesundheitsamt informiert habe,hat der zuständige Sachbearbeiter keinen Grund gesehen,irgendwas zu unternehmen.Er meinte,jeder könnte sich in der heutigen Zeit mit einem resistenten Erreger anstecken und da würde er nicht mehr fertig werden,wenn er sich um so etwas auch noch kümmern würde.“ Semir bedankte sich,so ein Mist,jetzt hatte er so gehofft,dass da etwas herausgekommen war,aber gut,nun würden sie in die Ballettschule gehen und dort mit den Befragungen anfangen.Er erklärte Jenni kurz um was es ging und dann fuhren sie schon auf den Parkplatz,den er so gut kannte.

    Er sah aus dem Fenster und erkannte den Polizisten,der zu einer unüblichen Zeit vorfuhr.Jetzt war seine Tochter nicht da,also bestand ein anderer Grund für seinen Besuch.Hoffentlich hatte der keine Lunte gerochen,aber auch wenn,mit dem würde er auch fertigwerden,schliesslich hatte er bisher jeden geschafft!

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  • susan
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    • 24. Dezember 2012 um 07:52
    • #22

    Semir und Jenni betraten die Ballettschule und sahen als Ersten gleich Cefa,der seelenruhig den Parkettboden im Eingangsbereich wienerte.Weil am Vormittag nur wenige Hausfrauen und Schichtarbeiterinnen zur Jazz-Basic-Kondition da waren,war diese Zeit für Reinigungsarbeiten wie geschaffen.Semir fragte ihn:“Ist Frau Neumann da?“ woraufhin Cefa den Kopf schüttelte.“Die kommt normalerweise erst nachmittags.“ sagte er kurz angebunden und wienerte dann weiter.Nachdem man ja mit irgendwem anfangen musste,sagte Semir:“Wir hätten da gleich mal ein paar Fragen an sie!“ Cefa nickte und putzte weiter.Nun sagte Semir mit Ungeduld in der Stimme:“Ich hätte mich aber gerne in Ruhe mit ihnen unterhalten,könnten sie vielleicht mal einen Moment aufhören zu putzen? Ausserdem würde ich gerne in einen Raum dazu gehen,nicht so mitten auf dem Flur.“
    Cefa zuckte mit den Schultern,legte seinen Schrobber weg, ging mit den beiden Polizisten in einen leerstehenden Probenraum und schloss nachdrücklich die Tür hinter ihnen.Dann stand er schweigend da und wartete,bis Semir ihn begann zu befragen.“Wie lange arbeiten sie schon hier?“ wollte der Polizist wissen.“Etwas über 10 Jahre.“ antwortete einsilbig der dunkle Typ.“Kannten sie Herrn Otevrel und Frau Krause?“ -„Ja,vom Sehen!“ -„Wieviele Tanzlehrer gibt es an der Schule?“ -„Immer so um die 10!“- „Ist ihnen irgendwas besonderes aufgefallen?“ -„Nein!“ -„Kennen sie Herrn Jäger?“ -„Ja.“ -Nun explodierte Semir und packte den Mann an seinem Shirt und zog ihn näher zu sich heran.“Mann,lassen sie sich doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen! Sind sie auch Türke?“ -“Ja.“ Mehr war beim besten Willen nicht aus ihm herauszubringen.“Können sie mich in der Ballettschule herumführen?“ „Nein,nur wenn Frau Neumann einverstanden ist,oder sie einen Durchsuchungsbefehl haben.“ Nun gab Semir auf,beim besten Willen war nichts Vernünftiges aus diesem Typen herauszubringen! Er liess ihn gehen und klopfte dann an die offenstehende Tür des nächsten Probenraums,in dem 8 Frauen ihre Kondition stärkten.

    „Ich hätte da ein paar Fragen!“ sagte er zu der Trainerin.Sie kam sofort heraus und bat ihre Damen,sich noch etwas zu bewegen,bis sie wieder zurück war.Semir kannte die junge Frau vom Sehen her,sie stellte sich als Christina Fluhr vor,als er und Jenni ihre Dienstausweise zückten.Sie war sehr freundlich und kooperativ und erzählte ihnen,dass sie mit Svenja auch ab und zu mal auf Piste gegangen sei und deren Tod sie schrecklich mitgenommen habe.Sie kannte alle Tanzlehrer,aber auch ihr war nichts Besonderes aufgefallen.Wir sind hier ja nur ein paar,die Vollzeit arbeiten,eigentlich nur vier,der Rest gibt stundenweise Unterricht.“ erklärte sie ihnen.Sie war betroffen,als ihr Semir erzählte,dass Ben schwer krank auf der Intensivstation lag.“Ich bin hier seit 5 Jahren beschäftigt,mit Frau Neumann komme ich gut aus,sie ist halt eine Dame!“ sagte sie und spreizte affektiert den kleinen Finger ab,so dass Jenni lachen musste.Sie kannte ja die Ballettchefin noch nicht und wusste nicht,wie die auf sie wirken würde.
    Mit dem Versprechen,sich an Semir zu wenden,wenn ihr noch etwas einfiele,nahm sie seine Karte und ging dann wieder zum Unterricht zurück.Semir überlegte kurz und beschloss dann,bis zum Nachmittag zu warten,bis Frau Neumann da war.Er wusste nämlich auch nicht,auf was er achten sollte,wenn eine offizielle Durchsuchung stattfand.Das würde sehr viel Staub aufwirbeln und dem guten Ruf der Einrichtung schaden.Deshalb beschloss er,den Ball erst mal tief zu halten und machte sich mit seiner Kollegin auf,um nach Woodrow Thompson zu sehen.

    Er sah ihnen mit finsteren Blicken hinter der vorgezogenen Jalousie nach.Wenn die beiden Polizisten ihn noch weiter bei seinem Vorhaben störten,würden auch sie die Konsequenzen zu tragen haben!

    Bei der Wohnung des dunkelhäutigen Tänzers angekommen,öffnete niemand auf ihr Klingeln.Semir klopfte vehement gegen die Tür,aber es rührte sich nichts.Lediglich die Nachbarin steckte ihren Kopf aus der Nachbarwohnung.“Er ist nicht da,vorgestern hat ihn die Rettung abgeholt,ich weiss aber nicht,in welchem Krankenhaus er liegt,ich giesse nur die Blumen!“ erklärte sie ihnen.Semir sah Jenni bedeutungsvoll an.“Vielen Dank für ihre Information!“ sagte er herzlich zu der älteren Dame und wandte sich zum Gehen.
    Draussen setzten sie sich in den Wagen und Semir liess Susanne herausfinden,in welches Krankenhaus der Tänzer gebracht worden war.Nach einer Weile meldete sich die.“In der Uniklinik liegt er,wie Ben!“ erklärte sie den beiden und deshalb lenkte Semir seinen Wagen wieder dorthin,gespannt,was ihnen der nette Mann wohl zu erzählen hatte.
    An der Information erfuhren sie,dass er auch auf Intensiv lag,zwar auf einer anderen Station als Ben,aber die befand sich auf dem gleichen Stockwerk.Sie gingen dorthin,läuteten draussen und brachten ihr Anliegen vor.Kurz darauf trat der Stationsarzt vor die Tür.“Leider können sie Herrn Thompson nicht befragen,da er in kritischem Zustand und beatmet ist,es tut mir leid!“ erklärte er ihnen.Semir liess seine Karte da und bat,verständigt zu werden,wenn Herr Thompson vernehmungsfähig sei und der Arzt versprach,die zu den Akten zu legen.

    Weil sie nun schon mal da waren,beschloss Semir gleich noch kurz nach Ben zu sehen und wandte seine Schritte zu der nun schon bekannten Intensivabteilung.Sie läuteten und er wurde gleich auf dem Flur vom Stationsarzt abgefangen.“Sein Zustand hat sich weiter verschlechtert,es steht sehr ernst um ihren Kollegen.Ich muss sie auch fragen,ob sie bereit sind,eine gesetzliche Betreuung betreffend der Gesundheitsfürsorge zu unternehmen.Herr Jäger hat das bei der Aufnahme ausdrücklich angegeben,dass nicht seine Angehörigen,sondern sie von ihm dafür gewünscht werden.Wir möchten ihm nämlich einen Luftröhrenschnitt machen und bräuchten dazu eine Unterschrift,weil das keine Notfallindikation ist.“
    Semir war wie vor den Kopf gestossen,aber er unterschrieb den Antrag,der sofort ans Vormundschaftsgericht gefaxt werden würde.Als er nun zu seinem Freund geführt wurde,der immer noch auf dem Bauch lag,trat er mit zögernden Schritten an dessen Bett.“Ben,bitte reiss dich zusammen und mach keinen Scheiss!“ bat er ihn inständig.Als er auf die Beatmungsmaschine blickte,lief der Sauerstoff auf 100% und trotzdem war Bens Sauerstoffsättigung nur bei 88%.Der Temperatursensor am Monitor,der über eine Rektalsonde die kontinuierliche Temperatur anzeigte,blinkte bei 39,9°C und als Semir Ben sanft über die Schulter strich,bemerkte er,wie der glühte.Das Arterenol lief ebenfalls höherdosiert und die betreuende Schwester sah auch sehr ernst drein.Semir wandte sich mit einem Kloss im Hals ab und versprach später wiederzukommen,oder wenn man ihn anrief, jederzeit.
    Als er mit schleppenden Schritten die Station verliess,legte Jenni mitfühlend den Arm um ihn.“Semir,er packt das! Ben ist fit und ein Kämpfer,du wirst sehen,in ein paar Wochen hast du deinen Partner wieder auf der Autobahn!“ sagte sie tröstend.Er nickte,aber im Moment war er nur voller Angst und Sorge,dass sein Freund das nicht überstehen würde.
    Bis der Nachmittagsunterricht in der Ballettschule begann,gingen sie noch kurz einen Happen essen,wobei Semir in seiner Suppe fast nur herumrührte.Ohne Ben schmeckte ihm auch die grösste Leckerei nicht.Als es endlich 14.00 war,machten sie sich wieder auf den Weg,in der Hoffnung irgendetwas herauszufinden.

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  • susan
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    • 25. Dezember 2012 um 08:12
    • #23

    Diesmal begrüsste sie Wiesmüller freundlich und führte sie gleich zu seiner Chefin.“Guten Tag Frau Neumann.Leider ist mein Kollege sehr schwer erkrankt und ringt im Krankenhaus mit dem Tod.Wir sind der Überzeugung,dass irgendwas oder irgendwer in der Ballettschule nicht in Ordnung ist.Was können sie mir dazu sagen,dass in letzter Zeit gleich zwei ihrer Lehrer gestorben sind und zwei weitere im Krankenhaus liegen?“ fiel Semir gleich mit der Tür ins Haus.
    Frau Neumann blieb im Moment die Luft weg und sie empörte sich:“Was fällt ihnen ein,dass das irgendwas mit mir,oder meiner Ballettschule zu tun haben könnte.Das sind aus der Luft gegriffene Vermutungen,bei uns ist alles in Ordnung und wir haben nichts zu verbergen.Ausserdem kommt ja schliesslich auch ihre Tochter regelmässig hierher und gab es da jemals irgendwelche Beanstandungen?“ wollte sie nun hocherhobenen Hauptes wissen.“Anscheinend sind ja auch nur Lehrer betroffen und keine Schüler,zumindest ist mir diesbezüglich nichts bekannt!“ konterte Semir.“Jetzt mal ganz kurz: Sind sie bereit,mir bei den Ermittlungen zu helfen,oder muss ich ihnen die Schule zusperren und die Spurensicherung rufen?“ Frau Neumann blieb vor Entsetzen der Mund offen stehen,bis sie einen Moment später zu sich selber murmelte:“Contenance!“ und dann huldvoll aufstand.Sie öffnete die Bürotür und rief:“Herr Wiesmüller,würden sie diesen Herrn und die Dame bitte einmal durch unser Institut führen und ihnen beweisen,dass wir nichts,aber auch gar nichts zu verbergen haben?“ Karl stand wie ein Schatten auf einmal vor ihnen,er hatte sich lautlos wie eine Katze bewegt und lud sie mit einer Art spöttischem Hofknicks ein.“Darf ich sie bitten,mir zu folgen?“ forderte er die beiden Polizisten auf und ging voran,um ihnen alle Räumlichkeiten der Schule zu zeigen.

    Vom Flachdach bis zum Untergeschoss,das ja eigentlich kein Keller war,sondern ebenerdig auf den Rhein hinausging,wurden sie durch alle Räumlichkeiten geführt.Karl erklärte ihnen,wozu und weshalb manche Dinge da waren.Bei den Technikräumen erklärte er,dass sie bei den diversen Rheinhochwässern schon Probleme gehabt hatten,wegen vorrübergehenden Überschwemmungen und darausfolgender Unbenutzbarkeit.Auch eine kleine Holzsauna,oder was auch immer das sein sollte,die allerdings nicht mehr benutzt wurde,wie er ihnen erklärte,und eine abgesperrte Dusche mit einem „Gesperrt!“-Schild an der Tür,zeigte er ihnen.Er musste dazu zwar erst den Schlüssel aus dem Büro holen,aber Semir und Jenni bestanden darauf,auch in diesen Raum einen Blick zu werfen.Es war eine kalte,unbenutzte Dusche,wie Wiesmüller ihnen gesagt hatte.“Bei jedem Hochwasser wird diese Dusche mit überschwemmt und die darauffolgenden Reinigungsarbeiten sind dermassen aufwendig,weil man immer das komplette Leitungssystem spülen muss,dass schon der verstorbene Herr Neumann nach dem ersten Hochwasser darauf verzichtet hat,die zu benutzen.Wir haben ja oben,wie sie gesehen haben, eine grosse Sauna,die auch rege benutzt wird,da ist dieses kleine Ding hier völlig unnötig!“ erklärte er ihnen.
    Jenni war neben einem Karton,der unauffällig in der Ecke stand,stehen geblieben und warf neugierig einen Blick hinein.Drinnen waren Gummihandschuhe,Putzutensilien und Masken,wie sie Handwerker,die mit Staub arbeiteten,trugen.
    Zum Abschluss fragte sie Wiesmüller ein wenig spöttisch:“Soll ich ihnen den Parkplatz auch noch zeigen,oder ist ihre Wissbegierde jetzt gestillt?“ Semir bedankte sich für die Führung,die ihm aber keine weiteren Aufschlüsse gegeben hatte und sagte.“Jetzt können wir uns auch noch gleich unterhalten,wo sollen wir hingehen?“
    Karl überlegte kurz.“Jetzt sind alle Räumlichkeiten besetzt,da Hauptunterrichtszeit ist,ich würde vorschlagen,wir gehen in Frau Neumanns Büro!“ Semir und Jenni nickten und wie er gesagt hatte,lief nun parallel in drei Räumen Unterricht.Eigentlich hätte Karl die eine Truppe beschäftigen sollen,aber das hatte nun derweil seine Chefin übernommen.Im Büro setzte sich Karl an Frau Neumanns Schreibtisch und Semir registrierte,dass er regelrechten Besitzerstolz zeigte.“Wie lange sind sie schon in der Ballettschule?“ wollte er wissen.“Seit 15 Jahren.Ich war der erste Lehrer,schon vor dem Umzug in dieses ehemalige Hafengebäude.Wir hatten nahe der Innenstadt sehr beengte Platzverhältnisse in einem kleinen Studio und als sich die Möglichkeit ergab,nach der Verlegung des Hafens dieses ehemalige Lagerhaus zu mieten und passend herzurichten,hat mein verstorbener Chef die Gelegenheit genutzt und wir haben uns seitdem immer vergrössert.“

    Jenni registrierte auch den Stolz in seiner Stimme und fragte nun:“Haben sie irgendwas bezüglich der erkrankten und verstorbenen Lehrer beobachtet,was ihnen merkwürdig vorkam?“ Karl überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.“Na ja,ausser,dass sie immer sehr sorglos mit ihrer Gesundheit umgegangen sind und rausgegangen sind,auch wenn sie verschwitzt waren,so zum Rauchen oder so,aber sonst-nicht dass ich wüsste!“ Nach ein paar allgemeinen Fragen entliessen sie Wiesmüller und holten sich die nächste Ballettlehrerin ins Boot zur Befragung.Bis 16.00 hatten sie die ersten vier interviewt,ohne nähere Aufschlüsse erhalten zu haben.Sie verabschiedeten sich mit der Ankündigung,morgen Nachmittag wiederzukommen,wenn die nächste Truppe Lehrer unterrichtete,um dann den Rest zu verhören.Die Aushilfen wiesen sie Frau Neumann an,ebenfalls einzubestellen und dann gingen Jenni und Semir nachdenklich zu ihrem Wagen.

    Er schob die Jalousie ein wenig zur Seite.Jetzt wurde es aber höchste Zeit,dass er diesem Polizistenpaar das Handwerk legte,aber auch das würde ihm gelingen,er hatte schon so eine Idee!

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  • susan
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    • 26. Dezember 2012 um 06:39
    • #24

    Semir brachte Jenni zurück zur PASt und die beiden erstatteten Frau Krüger noch Bericht.Anschliessend machte sich Semir bangen Herzens auf in die Uniklinik.Es war zwar sicher ein gutes Zeichen,dass man ihn nicht angerufen hatte,aber trotzdem hatte er kein gutes Gefühl bei der Sache.
    Ben war in der Zwischenzeit wieder von der Bauchlage in Rückenlage zurückgedreht worden.Auf dem Bauch liegend hatten sich die Blutgase leicht stabilisiert,aber man musste ihn zwischendrin zumindest kurzzeitig wieder zurückdrehen,um ihn untersuchen und pflegen zu können.Durch die Flüssigkeitsverschiebungen im Organismus,war er schon ein wenig aufgequollen im Gesicht,was sich aber schnell besserte,als er wieder auf dem Rücken lag.Er blieb weiterhin tief sediert,damit er sich gut beatmen liess und nicht dagegenspannte.Der Arzt hatte nochmals eine Röntgenaufnahme der Lunge angeordnet,die nun im Bett angefertigt wurde.Man hob ihn dazu leicht hoch,schob eine Röntgenkassette unter seinen Rücken,stellte das Bett flach und fuhr dann das mobile Röntgengerät der Intensivstation darüber.

    Als der Arzt nach der Entwicklung kurze Zeit später das Bild auf dem PC ansah,verdüsterte sich sein Gesicht.Das war nun mal wirklich ein fulminanter Verlauf einer atypischen Pneumonie.Gerade als er in Erwägung zog,den Betreuer seines Patienten zu informieren,meldete ihm die Schwester,dass der gerade zu Besuch gekommen war.Der Doktor ging mit zügigen Schritten ins Patientenzimmer,wo Semir an Bens Bett stand und dessen heisse,schlaffe Hand in der Seinen hielt.“Herr Gerkan,guten Abend.Ich hätte sie jetzt sowieso gleich angerufen,da der Zustand ihres Freundes weiterhin sehr ernst ist.Wir haben gerade nochmals eine Röntgenaufnahme gemacht,die uns gezeigt hat,dass sich die interstitielle Pneumonie weiter ausbreitet."Als Semir ihn mit gerunzelter Stirn ansah-was hatte das schon wieder zu bedeuten?-holte er Bens aktuelles Röntgenbild an den Bildschirmmonitor am Patientenbett.“Sehen sie,diese Aufnahme der Lunge sollte normalerweise dunkel sein,denn überall wo Luft hinkommt,gibt es einen Röntgenschatten.Von der Lungenoberfläche ihres Partners wird momentan nur etwa 1/3 überhaupt belüftet.Sie sehen diese fleckigen Streifungen,das zeigt,dass es sich um eine interstitielle Pneumonie handelt,also nicht wie bei einer normalen Lungenentzündung die Lungenbläschen entzündet sind,sondern die bindegewebigen Stränge dazwischen.Dadurch wird die Lunge zunehmend starrer und kann sich immer weniger ausdehnen.Auch der Gasaustausch wird dadurch deutlich schwieriger,obwohl wir schon mit extrem hohen Beatmungsdrücken arbeiten,die aber für die Lunge selber auch nicht so gesund sind,da können nämlich Druckschäden,ein sogenanntes Barotrauma entstehen.
    Wir behandeln ihn schon mit verschiedenen Antibiotika,die erfahrungsgemäss meistens helfen,aber trotzdem ist das wie ein Fischen im Trüben.Wenn wir einen Erregernachweis hätten,könnten wir gezielt behandeln,aber das wird noch eine Weile dauern,bis wir etwas aus der Bakteriologie bekommen,wenn im Trachealsekret und Blut überhaupt etwas nachweisbar ist.Wir kontrollieren etwa zweistündlich die Blutwerte,gleichen Mangelerscheinungen aus,versorgen ihn mit hochkalorischen Infusionslösungen,Vitaminen und Mineralstoffen,von denen wir hoffen,das sie das Immunsystem anregen und die freien Radikalen im Blut binden,aber letztendlich graben wir nur an der Obefläche.Ich muss ihnen leider sagen,dass es jederzeit passieren kann,dass ihr Freund verstirbt und wir ausser ihn zu reanimieren versuchen,nichts dagegen machen können.“

    Semir hatte völlig geschockt den Ausführungen des Intensivarztes gelauscht.Ihm war klar gewesen,dass Ben sehr krank war,aber dass es so ernst war,haute ihn nun beinahe von den Socken.Als er fragte,ob er dableiben könne,schüttelte der Arzt den Kopf.“Ihr Freund ist so tief sediert,der hat nichts davon,wenn sie die ganze Zeit an seinem Bett sitzen.Im Augenblick sieht es auch nicht so aus,als würde sich da schnell was verändern,ich rufe sie an,wenn er sich nochmals verschlechtert,aber gehen sie lieber nach Hause und am Allermeisten wäre uns allen natürlich gedient,wenn sie herausfinden würden,mit welchem Keim ihr Freund infiziert ist.Ich habe schon gehört,dass die Kollegen auf der Nachbarstation einen ähnlichen Fall haben,der eventuell aus der selben Infektionsquelle angesteckt ist.Um diesen beiden jungen Männern zu helfen,sind ihre kriminalistischen Fähigkeiten eher gefragt,als alles andere.“
    Der Arzt verabschiedete sich und nachdem Semir seinen Freund noch mit Tränen in den Augen gestreichelt hatte,ging er auch zur Tür.Als er nochmals zurücksah,brach es ihm beinahe das Herz,als er seinen sonst so vitalen Kollegen, nur von Maschinen am Leben gehalten,da liegen sah.Wenigstens schlief er fest und bekam von seinem Elend nichts mit.Mit schleppenden Schritten ging Semir zu seinem Wagen und steuerte ihn wie in Trance nach Hause.

    Er hatte inzwischen einen Plan geschmiedet,er musste nur noch warten,bis auch die letzten Ballettschüler das Studio verlassen hatten.Eine Visitenkarte mit Gerkans Handynummer hatte er schon hergerichtet-nun hiess es Geduld aufbringen,aber die Zeit arbeitete für ihn!

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  • susan
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    • 27. Dezember 2012 um 06:32
    • #25

    Semir erzählte Andrea zuhause voller Besorgnis von Bens Zustand.Er zermarterte sich den Kopf,während er darüber nachdachte,wie er ihm doch bloss helfen konnte.Was unterschied die erkrankten Lehrer von den übrigen? Manche davon waren ja auch schon langjährig in der Ballettschule beschäftigt,ohne dass ihnen was fehlte.Da musste es ein fehlendes Glied geben.Entweder es gab irgendwo dort einen Infektionsort,an den nicht alle hinkamen,oder es gab einen Mörder,der die Menschen wissentlich infizierte.Oder es war wirklich alles nur Zufall und die Erkrankungen waren einfach so entstanden.Als er allerdings noch eine Weile darüber nachdachte,verwarf er diesen Gedanken.Soviele Zufälle gab es einfach nicht-dann gäbe es mehrere Erkrankte in Köln und da hätte als allererstes die Presse davon Wind bekommen.

    Während sie gemeinsam zu Abend aßen und die Kinder danach gebadet und bettfertig gemacht wurden,konnte Semir derweil trotzdem nur an seinen kranken Freund denken.Was sollte er denn ohne ihn anstellen? Er hatte schon so viele Partner verloren und natürlich,es würde danach auch irgendwie weitergehen,aber nein,Ben durfte einfach nicht sterben! Und vor allem nicht,weil er sich dann Zeit seines Lebens Vorwürfe deswegen machen würde.Freilich hatte Ben das selbst so entschieden,dass er da sozusagen undercover ermitteln wollte,aber er hatte doch keine Ahnung davon gehabt,welche Konsequenzen das für ihn haben könnte!
    Er als der Dienstältere hätte das einfach verhindern müssen,da führte kein Weg vorbei! Semir entwich ein trockenes Schluchzen,während er auf seiner Wohnzimmercouch sass und in den Fernseher glotzte,ohne überhaupt wahrzunehmen,was da eigentlich lief.Andrea,die inzwischen die Kinder alleine zu Bett gebracht hatte-sie war es schliesslich gewöhnt-setzte sich zu ihrem Mann und fragte ihn besorgt:“Semir,was ist los?“ Der schilderte ihr sein Dilemma und auch seine Schuldgefühle,woraufhin sie ihn nur noch fest in ihre Arme schloss.“Schatz,du hast auf jeden Fall keine Schuld an der ganzen Sache.Ben wusste genau,auf was er sich einliess,du hättest ihn davon auch nicht abgebracht.Überleg doch mal,wie oft er schon sein eigenes Ding gemacht hat,obwohl du dagegen warst.Ausserdem konnte das auch niemand ahnen,dass er gleich so schlimm krank wird.Das Einzige,was ich jetzt zur Bedingung mache ist,dass wir Ayda da solange nicht mehr hingehen lassen,bis der Fall geklärt ist und felsenfest klar ist,dass für unser Kind keine Gefahr droht.Allerdings brauche ich da deine Hilfe dazu,denn es ist für sie momentan das Hauptthema in ihrem Leben und sie wird da absolut kein Verständnis dafür aufbringen!“
    Semir nickte-das sollte eine eher kleine Sorge für ihn sein-und dann widmete er sich doch zur Ablenkung dem Film,bis gegen 22.00 sein Handy klingelte.

    Ben war in der Zwischenzeit wieder auf den Bauch gedreht worden.Die Blutgase,die regelmässig aus der Arterie an seinem Unterarm abgenommen wurden,hatten sich wieder verschlechtert und so hatte man erst die Einstellungen der Beatmungsmaschine dahingehend verändert,dass er nur noch eine kurze Ausatmungsphase hatte,aber die Einatmung mit den hohen,in Millibar gemessenen Drücken,etwa viermal so lang dauerte.Das war ein völlig unphysiologisches Atemmuster,aber man hoffte,ihm damit zu helfen.Immerhin hatten die geschädigten Lungenbläschen jetzt die Möglichkeit,den angebotenen Sauerstoff wenigstens teilweise zu verstoffwechseln.Der geplante Luftröhrenschnitt wäre momentan nicht zu verantworten gewesen und deshalb wurde er erst mal aufgeschoben,das wurde erst wichtig,wenn diese Krise überwunden war.

    Als sein Vater kam,um ihn erneut zu besuchen,wurde er freundlich hereingebeten.Geschockt von der ganzen Situation sass er am Bett seines Sohnes und streichelte ihn.“Ben,tut mir leid,dass ich gestern so schnell wieder gefahren bin,aber Julia gings nicht gut.Du weisst doch,sie bekommt ein Baby,aber ihr ist ständig schlecht.Um das Leben meines Enkels und deines Neffen nicht zu gefährden,bin ich gestern schnell wieder mit ihr abgezogen.Ab sofort komme ich alleine und glaub mir,ich nehme mir alle Zeit der Welt für dich.Bitte verlass mich nicht!“ flehte er ihn an und ein paar Tränen befeuchteten dezent seine Augen.

    Semir war inzwischen ans Telefon gegangen und lauschte dem aufgeregten Hilferuf aus dem Äther.Schnell zog er seine Jacke an und sagte zu Andrea:“Ich muss nochmal ganz dringend zur Ballettschule!“

    Er legte nach einiger Zeit zufrieden den Hörer zur Seite,jetzt konnte er nur noch abwarten,aber die Spinne hatte ihre Fäden gesponnen!

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    • 28. Dezember 2012 um 05:52
    • #26

    Im Krankenhaus war inzwischen Konrad verzweifelt wieder abgezogen.Zwischen ihm und seinem Sohn waren,obwohl sie sich in letzter Zeit wieder nähergekommen waren,trotzdem so viele Dinge noch unausgesprochen und nicht aufgearbeitet.Beide waren der Überzeugung gewesen,dass man das ja auf später verschieben konnte,denn man hatte ja noch so viel Zeit.Jetzt war auf einmal ungewiss,ob tatsächlich überhaupt noch Zeit blieb.Der Arzt hatte unmissverständlich zu Jäger senior gesagt,dass Ben akut lebensbedrohlich erkrankt war und man nicht wisse,ob er die Nacht überstehen würde.Mit tränenumflorten Augen fuhr der über die nächtliche Autobahn zurück nach Düsseldorf.

    Trotz aller möglichen Beatmungsfinessen,Medikamenten am Anschlag und High-Tech-Geräten,verschlechterten sich trotzdem stündlich Bens Blutgase.Der Sauerstoffgehalt des Blutes sank in dem Maße,wie das Kohlendioxid stieg und die gefährliche Schere hatte er schon längst zum Schlechteren hinter sich gelassen.Obwohl er ständig Bikarbonat erhielt,übersäuerte trotzdem sein Organismus und der PH-Wert sank immer weiter der magischen Grenze von 7,0 entgegen.Normal lag der bei etwa 7,4.Werte unter 7 endeten erfahrungsgemäss meistens tödlich.Die Lunge war dabei komplett zu versagen und so entschloss sich das kurzfristig einberufene Spezialistenteam dazu,ihm einen venös-venösen Bypass,als letztem Mittel zu legen und ihn dann an die sogenannte ECMO zu hängen,was eine Kurzform für Extrakorporale Membranoxygenierung war,das bedeutete de facto ein relativ neues Verfahren,das wie eine künstliche Lunge funktionierte.Noch vor wenigen Jahren hätte Ben keine Chance gehabt,dieses Krankheitsbild eines akuten Lungenversagens zu überleben,aber nachdem die Uniklinik Köln einige dieser Geräte hatte und auch ein Kardiotechniker im 24-Stundenbetrieb,der die Maschinen überwachte, auf der Herzchirurgie im Einsatz war,beschloss man ihn zügig von der Inneren Intensiv dorthinzuverlegen und reservierte sofort ein Gerät für ihn.

    Der behandelnde Arzt informierte Semir telefonisch darüber und der war schon knapp vor der Ballettschule und erschrak furchtbar,als er die Nachricht bekam,dass sich Ben nochmals verschlechtert hatte,soweit das überhaupt noch möglich war.Er versprach in Kürze vorbeizukommen,nachdem er noch etwas erledigt hatte.Der Arzt sagte allerdings zu ihm: “Herr Gerkan,es nutzt uns und ihrem Freund überhaupt nichts,wenn sie da im Wartebereich vor der Intensiv sitzen.Ich wollte sie nur darüber informieren,damit sie Bescheid wissen.Er wird jetzt erst mal einen Bypass erhalten,das erledigen die Herzchirurgen und dann wird er an die Maschine gehängt.Zuvor dürfen sie eh nicht rein,es macht gar keinen Sinn,wenn sie kommen.“ „Trotzdem,sobald ich kann,schaue ich vorbei,ich habe sonst keine ruhige Minute!“ bestimmte Semir und bog dann auch schon auf den Parkplatz der Schule ein.

    Erstaunt registrierte er,dass auch Jenni gerade mit ihrem Wagen auf den Parkplatz fuhr.Wer hatte die denn angerufen? Sie hatte zwar auch ihr Kärtchen im Büro der Schule hinterlassen,aber sie war heute zum ersten Mal überhaupt mit diesem Fall befasst,was sollte das? Die beiden Polizisten waren gerade ausgestiegen,als sich auch schon Karl hochaufgeregt aus der Dunkelheit löste und zu ihnen kam.“Gut,dass sie da sind! Ich habe verdächtige Beobachtungen gemacht,die mit ihrem Fall zu tun haben könnten.Im Untergeschoss hat jemand die Infrarotkabine angeheizt,ich habe es gerade gesehen,als ich abschliessen wollte und nach Hause gehen.Ich war schon unten und habe mich umgesehen,aber dann wars mir unheimlich und ich habe beschlossen,sie zu informieren,nicht dass ich das nächste Opfer bin!“ flüsterte er beinahe und sah sich dabei immer wieder furchtsam um.
    Semir zog die Waffe und entsicherte sie.Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.Infrarotkabine,das hatte Ben ihm sicher sagen wollen,als er kurz vor der Intubation stand.Er hatte es im Gefühl,dass er heute erfahren würde,wie die Lehrer alle infiziert wurden.Vorsichtig sichernd gingen Jenni und er,gefolgt von Karl,in Richtung der kleinen Sauna.Als sie näher kamen,hörten sie Musik.Da war sich jemand anscheinend sehr sicher,dass er nicht ertappt werden würde.Wie in einer Ballettschule nicht anders zu erwarten,lief Klassik.Semir erkannte die Nussknacker Suite.Als sie vorsichtig um die Ecke spähten,sah Semir,dass die Tür der Dusche weit geöffnet war und das warme Wasser prasselte in die Duschkabine,als wenn sich jemand gerade reinigen würde.Semir ging vorsichtig,die Waffe im Anschlag voraus,als er auf einmal hinter sich einen erstickten Laut hörte.

    Er stand mit einer Maske auf dem Gesicht hinter Jenni und hatte sie mit brutalem Griff gepackt.In der Hand hatte er deren Waffe,mit der er auf Jennis Kopf zielte.Ein irres Kichern kam aus seiner Kehle.“Na,das hätten sie wohl nicht erwartet,Gerkan?“ sagte er,während er sich langsam mit Jenni Richtung Kabine bewegte.

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    • 29. Dezember 2012 um 07:33
    • #27

    Ben war in der Zwischenzeit wieder auf den Rücken zurückgedreht worden.Die ganzen Infusomaten, Perfusoren und der Transportmonitor wurden an Halterungen am Bett befestigt und er an ein transportables Beatmungsgerät umgehängt.Vorsichtig steuerten ein Intensivarzt und eine Pflegekraft die kostbare Fracht auf die Herzchirurgie.Dort wurden sie schon von einem Herzchirurgen,einem anästhesiologischen Assistenzarzt und dem Kardiotechniker erwartet.Die waren ja telefonisch schon informiert,warfen aber trotzdem noch einen kurzen Blick in die Kurve.Die letzten arteriellen und zentralvenösen Blutgase gaben Anlass zu grosser Besorgnis.Der ph-Wert war auf 6,95 gefallen,das Kohlendioxyd hatte fünfmal so hohe Werte als normal angenommen und der Sauerstoff war dafür im arteriellen Gas bei nur noch einem Drittel der Norm.Die Sauerstoffsättigung am Monitor blinkte bei 55%-lange waren diese ganzen Parameter mit dem Leben nicht mehr vereinbar.Der Blutdruck wurde nur noch von kreislaufstützenden Medikamenten aufrecht erhalten und als die beiden Ärzte vom verlegenden Arzt ihre Übergabe erhalten hatten,fuhr auch schon eine Intensivschwester den Eingriffswagen heran.

    Der Kardiotechniker machte ein eher unscheinbares Kästchen betriebsbereit,das an einen zentralen Sauerstoffanschluss und ans Stromnetz angeschlossen wurde.Ein steriles,durchsichtiges Einmalschlauchsystem wurde von ihm eingelegt-die Verschlüsse blieben noch drauf,damit nichts unsteril wurde und inzwischen hatte die Intensivschwester Ben schon vorbereitet.Während sich der Anästhesist und der Herzchirurg steril wuschen-das heisst,dass sie dreimal hintereinander eine vorgeschriebene Menge Desinfektionsmittel erst von den Fingerspitzen bis zu den Ellenbogen,das zweite Mal bis Mitte der Unterarme und das dritte Mal nur noch bis zum Handgelenk einrieben-eine Einmalhaube und einen Mundschutz hatten sie zuvor schon angelegt-hatte die Schwester Bens Leiste rasiert und das Bein ein wenig ausgelagert.
    Der Herzspezialist hatte zuvor noch das neueste EKG angesehen und beschlossen,dass man sich auf einen venös-venösen Bypass beschränken konnte.Wäre Bens Herzfunktion nicht so gut gewesen,hätte man einen arteriell-venösen Bypass hergestellt und die Pumpfunktion so wie mit einem Kunstherz unterstützt.Aber das war bei ihrem bis dato fitten Patienten nicht notwendig.
    Die Operateure bekamen nun sterile Kittel angereicht,die sofort hinten vom Techniker verschlossen wurden,sie zogen ihre Operationshandschuhe an und einer begann sofort damit,Bens Leistenregion grosszügig mit grellorangem Desinfektionsmittel abzustreichen.Auch das geschah dreimal von aussen nach innen,dann wurde der tief sedierte Ben mit sterilen Tüchern komplett zugedeckt,so dass nur das Eingriffsgebiet freiblieb und schon begannen die beiden Ärzte nach einem kleinen Hautschnitt zwei Leistenvenen zu suchen.Es blutete ein wenig,aber routiniert hatten die beiden Operateure in Kürze die grossen Gefässe gefunden und legten nun zwei durchsichtige,fingerdicke Plastikschläuche ein.Sie wurden fest vernäht und vor dem Einführen mit steriler Kochsalzlösung aufgefüllt,um eine Luftembolie zu verhindern.Der Kardiotechniker reichte die sterilen Anschlüsse an und auch das System in der Maschine wurde einmalig mit Kochsalzlösung befüllt.Nun verband man die beiden Venen mit dem Gerät und als der Techniker die Art Kreiselpumpe startete,gab man noch eine gewisse Menge Heparin dazu,damit das Blut nicht gerann.Ähnlich wie bei einer Dialysemaschine wurde nun das Blut aus Ben herausgepumpt,in der Maschine über eine spezielle Membrane mit Sauerstoff angereichert und ihm über die andere Vene wieder zugeführt.

    Man konnte zusehen,wie sich die Sauerstoffsättigung im Blut erholte.Binnen Kurzem hörte die Anzeige auf zu blinken und es waren schon wieder Werte um die 80% zu sehen.Man kontrollierte mehrmals die Blutgase,die sich zügig besserten und nachdem man die Tücher entfernt ,das ausgetretene Blut abgewischt und einen sterilen Verband angelegt hatte,nickten sich die beteiligten Mediziner mit einem Lächeln zu.Immerhin war für den Moment ihr Patient gerettet,allerdings konnte er nicht unbegrenzt von dieser Maschine am Leben gehalten werden.Man konnte jetzt nur hoffen,dass bald eine Ursache für die schwere Lungenentzündung gefunden und die behandelt werden konnte.Denn das Einzige was man gewonnen hatte,war Zeit.
    Ben wurde noch bequem gelagert,mit einer dünnen Decke zugedeckt,aber so,dass man die Anschlüsse in der Leiste immer im Blick hatte und dann gingen die Ärzte erst mal einen Kaffee trinken.Immer diese nächtlichen Aktionen,aber das war eben so,wenn man sich für die Medizin entschieden hatte.Der Kardiotechniker blieb in dem grossen Raum,in dem noch zwei weitere Patienten an ECMOs hingen und hatte die Technik im Auge.Das grosse Licht wurde gelöscht und ein neuer Tag voller Hoffen und Bangen begann.

    Semir hatte sich in der Zwischenzeit völlig entsetzt umgedreht.Karl sagte dumpf hinter seiner weissen Maske,die Mund und Nase fest umschloss:“Waffe weg,sonst ist sie tot!“ Semir nickte und legte langsam die Waffe auf den Boden.Verdammt,warum war er denn so unaufmerksam gewesen,aber Karl hatte sie beide mit seiner ängstlichen Miene gelinkt,sie hatten in ihm keinen Feind gesehen,sondern einen verängstigten Mitbürger,der Hilfe brauchte.Karl zog Jenni mit einer Hand noch das Handy aus der Tasche und bugsierte sie dann zu der Infrarotkabine.Er stiess sie hinein und verriegelte die Tür von aussen.“Und nun zu uns!“ sagte er und ging nun drohend mit der Waffe im Anschlag auf Semir zu.Nun würde er seine Rache bekommen,das ging ja wohl nicht an,dass irgendjemand seine Pläne durcheinanderbrachte!

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  • susan
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    • 30. Dezember 2012 um 06:54
    • #28

    Semir überlegte nicht lange.Bevor Karl so richtig gemerkt hatte,was er vorhatte,war er vorgesprungen und hatte mit einem Karateschlag mit dem Fuss Karl die Waffe aus der Hand getreten.Die schlitterte über den Boden und rutschte in der Ecke unter eine Bank.Sein Widersacher war zwar einen kurzen Moment überrascht,aber dann grinste er unter seiner Maske.“Engarde!“ rief er und stellte sich Semir zum Kampf.Der hatte momentan gedacht,dass er leichtes Spiel haben würde,denn schliesslich hatte er eine Nahkampfausbildung im Gegensatz zu diesem alternden Tänzer.Allerdings hatte er in dem seinen Meister gefunden.Mit spielerischen Bewegungen,kleinen Tanzschritten und immer lächelnd unter seiner Maske,parierte er jeden Angriff Semirs ab.Im Hintergrund lief weiter in voller Lautstärke die Klassik-CD.
    Eigentlich beabsichtigte Semir ja nur,Karl kampfunfähig zu machen und dann Jenni zu befreien,aber so leicht er sich das vorgestellt hatte,so schwierig war das.Er sprang auf seinen Widersacher zu,aber als er ihn mit einem Handkantenschlag bewegungsunfähig mache wollte,tauchte der spielerisch weg und Semir,der viel Wucht in den Schlag gelegt hatte,schlug sich den Handrücken an einer Kante an.
    Während er noch fluchend versuchte,den Schmerz zu ignorieren,hatte der sein Bein gehoben und Semir dermassen mit Power am Kinn getroffen,dass es seinen Kopf nach hinten riss und ihm im Moment schwindlig wurde.Noch während er versuchte wieder klarzusehen,holte Karl nochmals aus und trat mit dem anderen Fuss zu. Er traf Semir seitlich am Brustkorb und der hörte,wie mindestens eine Rippe brach.Der Schmerz durchfuhr ihn,wie ein scharfes Schwert und er konnte im Augenblick weder ein-noch ausatmen.Wie ein Maikäfer fiel er zu Boden und meinte ersticken zu müssen.

    Wie durch einen Nebel sah er wieder einen Fuss auf sein Gesicht zukommen-der hätte ihm mit seinem Tritt sicher alle Gesichtsknochen gebrochen- und so packte er mit letzter Kraft zu und hielt den Fuss mit beiden Händen fest.Er hatte zwar schwarze Kringel vor den Augen,aber als er den Fuss mit aller Kraft drehte,hörte er ein Knirschen und dann einen lauten Schrei.Nun war es an Karl,sich an den Fuss zu fassen und sich jammernd auf dem Boden zu wälzen.Gerade richtete Semir sich wieder auf,um nach seiner oder Jennis Waffe zu greifen,die nun nicht weit von ihm auf dem Boden lag,um die kurze Pause zu nutzen,in der Karl kampfunfähig war,da sah er mit Entsetzen,wie der wie ein wildgewordenes Tier aufsprang,das gebrochene Bein mit einem furchtbaren Stöhnen belastend und ihn nochmals angriff.Obwohl Semir versuchte, seinen eigenen Schmerz zu ignorieren und sich wieder dem Kampf zu stellen,hatte er keine Chance gegen diesen Mann,dem der Wahnsinn aus den Augen funkelte.Er hörte noch einen lauten Kampfschrei und dann gingen ihm die Lichter aus.Karl hatte ihn mit voller Wucht mit der Faust am Kinn getroffen,sein Kopf flog nach hinten und er prallte ohne irgendwelche Abwehrbewegungen mit dem Haupt auf den Fliesenboden und blieb dort bewusstlos liegen.Um seinen Hinterkopf,an dem eine grosse Platzwunde aufgesprungen war,bildete sich ein Blutsee,der von Sekunde zu Sekunde grösser wurde.
    Karl packte seinen bewusstlosen Widersacher und schleppte ihn in die Dusche,in der immer noch das warme Wasser lief.Er legte ihn am Boden so ab,dass das Wasser ihn benetzte und schloss dann die Tür der Dusche.Semirs Handy hatte er dem zuvor noch aus der Hosentasche genommen und beiseite gelegt.

    Nun trat er humpelnd zur Infrarotkabine,durch deren kleine Glasscheibe Jenni entsetzt das Schauspiel beobachtet hatte und grinste ihr spöttisch zu.“Na,dir ist sicher kalt!“ sagte er und drehte den Thermostat aussen auf Höchsttemperatur.Jenni war sowieso schon sehr warm,aber als Karls Gesicht verschwand,merkte sie erst,was er wohl getan hatte.Mit unverminderter Kraft heizte die Infrarotkabine und Jenni begann,sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen und flach auf den Holzboden zu legen,wo es am Kühlsten war.Kurz sah sie noch nach draussen,aber sie konnte weder Karl noch Semir durch die kleine Glasscheibe erkennen.Sie rüttelte an der Tür und sah sich nach Werkzeug um,um sich zu befreien,aber ausser dass es ihr nun schwindlig wurde und ihr der Schweiss aus allen Poren kam,konnte sie nichts bewerkstelligen.Also legte sie sich flach auf den Boden und lauschte,ob sie was hören konnte-nichts! Hoffentlich war Semir überhaupt noch am Leben.Als er so gestürzt war und dann reglos dagelegen hatte,bis ihn Karl wegschleppte,hatte sie den grossen Blutsee gesehen,der sich unter seinem Kopf gebildet hatte.
    Lieber Gott,sollte das jetzt ihr Ende sein? Sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet,irgendjemand zu informieren,als Karls Anruf gekommen war:“Frau Dorn,bitte kommen sie schnell zur Ballettschule,ich habe eine verstörende Beobachtung gemacht und ihr Kollege Herr Gerkhan ist auch schon unterwegs!“ hatte der aufgeregt in den Hörer gerufen und sie war sofort in ihre Jacke geschlüpft,hatte die Waffe gepackt und war losgefahren.Hoffentlich war Semir schlauer gewesen,das war jetzt ihre einzige Chance.Langsam begann sich ihr Kreislauf zu verabschieden.Mit hochroten Wangen lag sie am Boden und es dauerte nicht lange,dann schwanden auch ihr die Sinne.

    Karl hatte sich inzwischen einen straffen Stützverband um den lädierten Knöchel gelegt,der schon auf das Doppelte seiner normalen Grösse angeschwollen war.Aber er hatte seine Rache! Gerkan und Dorn würden dafür büssen,dass sie sich in seine Angelegenheiten gemischt hatten.Sie würden einen grausamen Tod sterben und hinterher würde er ihre Leichen im Rhein versenken.
    Er startete die Klassik-CD von Neuem und summte die Melodien mit,während er die Tür zur Sauna und zum Umkleideraum von aussen verschloss.Er legte sich mit einem Eisbeutel auf dem Knöchel im Gymnastikraum zu einem erfrischenden Schläfchen-zuvor hatte er sich noch eine Schmerztablette gegönnt- und wartete,bis es mit seinen beiden Opfern zu Ende war.

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  • susan
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    • 31. Dezember 2012 um 07:19
    • #29

    Semir kam stöhnend zu sich.Seine erste Empfindung war:“Oh Gott,jetzt hat mich ein LKW überrollt!“ Sein ganzer Körper fühlte sich an,als wäre nichts mehr heil.Wenn er einatmete stach es in seiner Seite,dass er am Liebsten das mit dem Atmen ganz seingelassen hätte.Sein Kinn schmerzte,aber am allerschlimmsten war der Kopf.Der dröhnte,wie wenn ein ganzer Bienenschwarm darin hausen würde und ihm war schwindlig und schlecht.Er hörte ein Plätschern und jetzt war ihm bewusst,dass er gerade noch ein paar Takte klassischer Musik gehört hatte.Nun war allerdings Ruhe.Als er begann sich selbst wieder wahrzunehmen,merkte er,dass er klatschnass war.Er öffnete vorsichtig ein Auge,nur um es gleich wieder zu schliessen.Er lag am Boden der gefliesten Dusche,von oben kam grelles Licht,das ihm im Auge wehtat und ausserdem ergoss sich das warme Wasser in beständigem Strahl auf ihn.Wenigstens war es warm,konstatierte er trocken und ein verächtlicher Laut entrang sich daraufhin seiner Kehle.Als wenn das im Moment irgendeine Rolle spielen würde.

    Mann,er bekam wirklich schlecht Luft,es wäre sicher besser,er würde sich aufrichten.Langsam begann sich das Durcheinander in seinem Kopf wieder zu klären,ihm fiel wieder ein,wo er war.Genau: Ballettschule,der verrückte Karl mit der weissen Gesichtsmaske,der Kampf-und dann durchfuhr ihn ein furchtbarer Schreck: Jenni! Wo war seine junge Kollegin? Das letzte was er von ihr gesehen hatte,war,dass sie in die Infrarotkabine gestossen wurde.Lieber Gott,bitte lass ihr nichts geschehen sein! Er hatte die volle Verantwortung für dieses junge Ding,die gerade erst begann ihre ersten beruflichen Schritte zu machen-und sie machte das gut! Er wusste zwar nicht,wo Karl war,aber dieses Risiko musste er eingehen!
    Er rief:“Jenni,wo bist du?“ und lauschte dann verzweifelt: Nichts! Er rief lauter,aber auch dann rührte sich nichts.Auch wenn er eigentlich gedacht hatte,er könnte sich im ganzen Leben nie mehr bewegen,riss er sich nun zusammen,machte erst beide Augen auf,was zwar unangenehm war,aber es ging und dann richtete er sich stöhnend auf.
    In der Dusche sah es aus,wie in einem Schlachthaus.Die Fliesen waren teilweise blutbespritzt-sein Blut- und das Wasser,das im Abfluss verschwand,war rosa vom weggewaschenen Lebenssaft.Über seine Augen lief ein roter Film,als er hochfasste,bemerkte er,dass eine grosse Wunde an seinem Kopf immer noch blutete,anscheinend hatte das warme Wasser verhindert,dass die Blutgerinnung eintrat.Er versuchte sein Gesicht und seine Hände zu reinigen,damit er wieder etwas sehen konnte und entdeckte ein weisses Handtuch,das in einer Halterung an der Wand hing.Es kostete ihn zwar alle Kraft,aber er robbte dahin,zog es herunter und schlang es wie einen Turban um seinen Kopf.Er wischte daran noch seine Hände ab-gut,jetzt konnte er wieder was sehen.

    Ihm war immer noch schwindlig und die Anstrengung war riesengross für ihn,aber trotzdem stellte er das Wasser ab und versuchte auf die Beine zu kommen.Er zog sich hoch und tatsächlich,irgendwann stand er,obwohl er sehr schwach war,immer noch schlecht Luft bekam und überall Schmerzen hatte.Schwankend und sich an der Wand abstützend ging er aus der Dusche.Er sah sich furchtsam um-hoffentlich kam jetzt nicht der verrückte Tänzer auf ihn zugeschossen,aber der Umkleideraum mit seinen Holzbänken war leer.Die Infrarotkabine lief auf vollen Touren und als Semir nähertrat und durch das Fenster in der Tür sah,traf ihn bald der Schlag,als er Jenni bewusstlos in Unterwäsche auf dem Boden liegen sah.Er zerrte an dem nachträglich angebrachten Riegel und mit zitternden Händen gelang es ihm endlich,die Tür zu öffnen.Ein Schwall unheimlich heisser Luft kam ihm entgegen,der ihm momentan beinahe den Atem raubte.Er beugte sich hinunter und rief :“Jenni!“ aber nichts regte sich.Er musste sie erst mal da aus der Hitze bringen.
    Obwohl es eigentlich für ihn mit seinen Verletzungen völlig unmöglich war,packte er trotzdem die junge Frau unter den Achseln und zog sie mit letzter Kraft mit einem schmerzerfüllten Schrei aus der Kabine auf den kühlen Fliesenboden.Die Tür fiel nach ihnen wieder ins Schloss und gleich wurde es kühler.Semir kontrollierte noch Jennis Puls und Atmung,wie es in den regelmässig aufgefrischten Erste Hilfe-Kursen gelehrt wurde.Der Puls war fadenförmig und jagte,die Atmung war flach und sie war tief bewusstlos,aber sie lebte! Semir sah noch ein paar Handtücher auf einem Stapel liegen.Eines davon schob er unter ihren Kopf und mit dem anderen wankte er zur Dusche und machte es mit kaltem Wasser nass.Damit bedeckte er seine junge Kollegin,die sich anfühlte,als hätte sie hoch Fieber.Er musste schnell Hilfe holen,sonst war es für sie zu spät!

    Er stolperte zur Tür und versuchte sie zu öffnen-sie war verschlossen.Weder ihre Waffen,noch die beiden Handys waren zu entdecken.Semir sah sich nach irgendeinem Werkzeug um,mit dem man die Tür öffnen konnte.Tatsächlich stand in einer Ecke ein Pappkarton mit ein wenig Werkzeug,gleich daneben einer mit Putzsachen und solchen Gesichtsmasken,die Karl getragen hatte.Was das wohl für eine Bewandtnis hatte? Er nahm den Schraubenzieher,um damit das Schloss abzuschrauben.Auch ein grosser,schwerer Schraubenschlüssel lag darin.Den steckte sich Semir als Waffe in die Hosentasche.Dann schwankte er wieder schweratmend zur Tür und begann die ersten Schrauben zu lösen.Das wäre doch gelacht,wenn er sie da nicht herausbringen konnte.Vor seinen Augen tanzten zwar immer wieder Sterne und manchmal sah er auch Dinge doppelt,aber er musste Jenni retten! Er war verantwortlich dafür,dass sie jetzt so dalag.

    Irgendwie bekam er auch zunehmend schlechter Luft,vermutlich hatte ihn auch schon diese Erkrankung,die Ben hatte,befallen.Aber egal,er war jetzt für Jennis Überleben verantwortlich.Noch während er vor sich hinschraubte,meinte er Schritte gehört zu haben.Humpelnde Schritte.Gebannt starrte er auf die Klinke,die sich nun langsam nach unten bewegte!

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    • 1. Januar 2013 um 07:23
    • #30

    Andrea hatte Semir einen Moment nachgesehen,als er verschwunden war.Wer ihn wohl angerufen und ihn so dringend die Ballettschule expediert hatte? Sie ging zu Bett,konnte aber irgendwie schlecht einschlafen.Kurz vor Mitternacht schreckte sie plötzlich hoch.Irgendwas war nicht in Ordnung,sie spürte das.Erst sah sie nach den Kindern und dann in der Garage nach,ob Semirs Wagen wieder darin stand,was aber nicht der Fall war.Sie überlegte kurz und versuchte ihn dann anzurufen.Er hatte es zwar nicht gerne,wenn er bei einem Einsatz gestört wurde,aber er hatte das Handy dann hoffentlich auf lautlos gestellt.Sie liess es ein paarmal anklingeln,aber nach einer Weile ging immer die Mailbox ran.
    Kurzentschlossen wählte sie die Nummer der PASt und wartete darauf,wer sich meldete.Es war Tanja,die die nächtliche Einsatzzentrale besetzte.Sie wurde falls nötig von der Rettungsleitstelle informiert und koordinierte die Einsätze,die die Autobahnen in und rund um Köln betrafen.“Hallo Tanja,ich bin´s Andrea!“ sagte sie ein wenig aufgeregt.“Hast du eine Ahnung,was Semir zu so nächtlicher Stunde für einen Einsatz hat,ich dachte eigentlich,er hat heute keinen Nachtdienst?“ sagte sie.“Hat er auch nicht!“ antwortete die junge Frau,wie aus der Pistole geschossen.“Ich habe schon versucht,ihn anzurufen,aber da geht nur die Mailbox ran.Er hat gesagt,er fährt in die Ballettschule,in der sie gerade einen Fall bearbeiten,ach Tanja,ich mache mir einfach Sorgen!“ erklärte ihr Andrea verzweifelt.“Ist schon gut,warte einen Moment,ich orte mal sein Handy,“ bat sie Andrea sich kurz zu gedulden.“Es ist in diesem Dance Center am Rhein,ich schicke einfach mal eine Streife vorbei,damit die da nach dem Rechten sehen!“ beruhigte sie ihre ehemalige Kollegin.Ein wenig war Andrea nun weniger aufgeregt und legte sich erst mal mit dem Telefon auf dem Nachttisch wieder ins Bett.

    Bonrath war in den Nachtdienst eingesprungen,weil ein Kollege kurzfristig erkrankt war.Als der Einsatzbefehl kam,sich einmal in der Ballettschule im alten Hafen umzusehen,da Semir vermisst wurde,hatte er ein ganz ungutes Gefühl , schaltete zur Verwunderung seines Kollegen das Blaulicht an und raste zügig in Richtung des Einsatzortes.
    Karl war aus einem erfrischenden Schläfchen erwacht,weil eines der Handys,das er mitgenommen hatte,zu klingeln begann.Er sah auf´s Display:“Andrea“ stand darauf.Das war doch die Frau des Polizisten,der in der Dusche sicher inzwischen schon verblutet war.Aber er würde mal nachsehen,ob er noch etwas nachhelfen musste,er hatte ja schliesslich nicht die ganze Nacht Zeit,immerhin musste er danach noch saubermachen da unten,nicht dass Cefa zum Schluss noch misstrauisch wurde.Der hatte ihn sowieso schon immer so komisch angesehen,in letzter Zeit.Wenn ihm die Schule gehörte,würde er den als Ersten entlassen,der war ihm zu düster und unheimlich! Einen Moment lang überlegte er,ans Handy ranzugehen und Andrea einen Schrecken einzujagen,aber die hatte jetzt genug Kummer vor sich,wenn irgendwann ihr Ehemann aus dem Rhein gefischt wurde.Er stand fluchend auf,Mann sein Fuss tat vielleicht weh! Gut,schlimmer als mit dem Tod konnte das letztendlich nicht bestraft werden,dass dieser kleine Türke ihn verletzt hatte.Hoffentlich wurde das wieder und behinderte ihn nicht beim Tanzen.Die Weihnachtsaufführung musste schliesslich vorbereitet werden und seine Choreographie war einfach göttlich,wie ihm Frau Neumann beim Essen versichert hatte.

    Humpelnd lief er die Treppe hinunter,zog eine Maske an, drehte den Schlüssel,den er aussen stecken hatte lassen,herum und drückte langsam die Klinke hinunter.
    In dem Moment,als er die Tür nur einen kleinen Spalt aufhatte und gerade eintreten wollte,sauste ein metallener Gegenstand mit Wucht auf seinen Kopf.Er schrie auf und fuhr mit beiden Händen nach oben,um sich vor weiteren Schlägen zu schützen.Ihm war ganz merkwürdig und er bemerkte,wie das Blut heiss über seine Stirn rann,da traf ihn der Schraubenschlüssel zum zweiten Mal.Karl verdrehte die Augen,fiel zu Boden und blieb dort,unweit von Jenni, bewusstlos liegen.Semir war auf die Knie gefallen.Er hatte die letzten Kräfte,die er noch mobilisieren konnte,in diesen Schlag gelegt,obwohl er gedacht hatte,ihn würde es vor Schmerz zerreissen.Der Atem kam pfeifend aus seinem Mund und er war kurz davor ohnmächtig zu werden.Aber das ging nicht,noch nicht,er musste erst Hilfe für Jenni holen.Auf allen Vieren kroch er die Stufen zum Parterre hoch und drückte gegen die Eingangstüre,die erstaunlicherweise nicht verschlossen war.Er wankte über den Parkplatz zur Strasse und als ein paar Kneipenheimkehrer sich umdrehten,stand ein blutverschmierter kleiner Mann mit einem Turban auf dem Kopf vor ihnen und stammelte: „Helfen sie mir,verständigen sie die Polizei und den Notarzt!“ bevor er in ihren Armen zusammenbrach.Bevor sie allerdings das Handy zücken konnten,fuhr schon ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht vor und ein langer Polizist sprang heraus und beugte sich sofort über den Verletzten,während sein Kollege schon über Funk einen Notarztwagen anforderte.“Semir,was ist passiert?“ fragte Bonrath völlig entsetzt.Semir öffnete mit letzter Kraft die Augen.“Jenni,sie ist da drin,du musst sie retten!“ flüsterte er noch,bevor er endgültig das Bewusstsein verlor.

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    • 2. Januar 2013 um 07:35
    • #31

    Bonrath zögerte kurz,aber nachdem er sah,dass Semir versorgt wurde,rannte er mit seinen langen Beinen geschwind über den Parkplatz die paar Stufen zum Eingang hinauf.Die Tür war auf und er wusste momentan nicht,wo er sich hinwenden sollte,bis er die Blutspur entdeckte,die mit unregelmässigen Tropfen Richtung Treppe und da nach unten zeigte.Das Ballettstudio war hinten zum Rhein hin ebenerdig und der Parkplatz lag ein wenig erhöht wegen der Hochwässer zur Strasse hin.Als er nun in den Keller kam,zückte er vorsichtshalber seine Waffe,ihm war irgendwie unheimlich.Er stiess vorsichtig eine Tür auf,hinter der Licht brannte.Da sah man noch die Spuren eines Kampfes,es lagen ein paar blutverschmierte Handtücher herum,eine Infrarotkabine war zu sehen,aber sonst nichts.Gerade als er sich weiter umsehen wollte,hörte er ein Geräusch.Als er ihm folgte,sah er gerade,wie ein Mann,der etwas Grosses über der Schulter trug,durch eine Nebeneingangstür zum Rheinufer verschwand.Bonrath setzte ihm nach,musste sich in der Dunkelheit aber erst orientieren und suchte fluchend in seiner Tasche nach der Taschenlampe.

    Plötzlich hörte er nicht weit von sich ein Klatschen,wie wenn etwas Schweres ins Wasser geworfen worden wäre und als er den Lichtstrahl der gefundenen Lampe dorthinrichtete,konnte er erkennen,wie ein grosser Mann hinkend Richtung Strasse floh.Das Bündel,das er getragen hatte,war verschwunden.Bonrath erschrak zu Tode.Keine Frage-die Verfolgung des Mannes konnte ein anderer machen,aber er musste sehen,was der ins Wasser geworfen hatte.Gott sei Dank war der Rhein gerade relativ ruhig und führte nicht allzuviel Wasser.Als er die Kaimauer hinunterleuchtete,stockte ihm beinahe der Atem.Unverkennbar Jenni trieb langsam mit der Strömung davon,kurz war sie noch zu sehen,dann schlug eine Welle über ihr zusammen.Bonrath schrie ins Funkgerät:“Schnell,ich brauche Hilfe,hilflose Person im Rhein!“ während er schon Lederjacke und Schuhe auszog.Mit einem beherzten Sprung setzte er seiner jungen Kollegin nach und versuchte,sie in der Dunkelheit zu finden.Er war schon ganz verzweifelt,weil er nichts sehen konnte und auch nichts zu hören war,als auf einmal ganz in seiner Nähe ein Körper an die Wasseroberfläche kam und keuchend und hustend nach Luft schnappte.Mit ein paar Schwimmzügen war er bei ihr und hielt Jenni über Wasser,die verzweifelt versuchte das Wasser wieder aus ihren Lungen zu husten.Von oben wurde ein Strahler auf sie gerichtet und noch bevor sie lange überlegen mussten,wie sie die junge Frau und ihren Retter jetzt aus dem Wasser bekamen,fuhr ein Polizeiboot mit Scheinwerfer und Sirene heran.Ein Rettungsring wurde herausgeworfen und binnen kürzester Zeit waren Jenni und Bonrath an Bord und auf dem Weg zur nächsten Anlegestelle,wo gleich darauf ein Rettungswagen angefahren kam.
    Jenni wurde mit Sauerstoff und einer Infusion erstversorgt,während Bonrath in geliehenem Pullover und viel zu kurzen Jogginghosen,unterm Arm seine nassen Sachen in einer Plastiktüte,langsam wieder warm wurde.Er ging zurück zur nahen Ballettschule,vor der immer noch der Notarzt mit Semir beschäftigt war,allerdings nun drinnen im Fahrzeug,um den neugierigen Zuschauern,die sich inzwischen in Scharen ansammelten,kein Schauspiel zu bieten.Bonrath gab eine Fahndung nach dem grossen,schlanken,hinkenden Mann heraus,der Jenni ins Wasser geworfen hatte und öffnete kurz die Tür des Wagens.Semir,der blass auf der Trage lag und gerade für den Transport vorbereitet wurde,war zwischendurch immer wieder bei Bewusstsein,dann dämmerte er erneut weg.“Semir,Jenni ist auf dem Weg ins Krankenhaus,sie lebt,wir haben sie aus dem Wasser gefischt,aber wer war der Typ,der sie weggeschleppt hat?“ wollte Bonrath von seinem Kollegen wissen.“Das war Karl Wiesmüller,ein Tänzer,verständigt Frau Neumann,die Besitzerin der Ballettschule,die kann euch vielleicht weiterhelfen!“ flüsterte Semir,bevor er erneut das Bewusstsein verlor.

    Der Arzt warf Bonrath einen bösen Blick zu,der daraufhin schleunigst seinen Kopf aus dem Fahrzeug zog,das sich nun langsam mit Blaulicht in Bewegung setzte.Er selber ging zum Polizeiwagen,an dem schon sein Kollege mit seiner Lederjacke,der Waffe und den Schuhen stand,die er vom Rheinkai mitgebracht hatte.“Komm,wir fahren auch mal die Gegend ab,vielleicht finden wir den Kerl ja und in der Zwischenzeit soll die Zentrale uns die Adresse von der Neumann heraussuchen!“ bestimmte Bonrath als der Dienstältere,woraufhin sich sein Kollege ans Steuer setzte und dann langsam mit seinem immer noch feuchten Kollegen losfuhr.Der dachte noch einen Moment nach,griff dann zum Funkgerät und verständigte die Zentrale,damit die die Spurensicherung zur Ballettschule schickten.“Und Tanja,ruf Hartmut an,ich glaube,wenn es Kollegen betrifft,möchte der da auch ein Auge daraufhaben,auch wenn es mitten in der Nacht ist!“ bestimmte Bonrath noch und liess dann routiniert seinen Blick die Strassen entlangschweifen,durch die sein Kollege jetzt langsam fuhr.

    Er wusste,wo er sich verstecken würde,bis sich die Lage ein wenig beruhigt hatte! Wie ein Schatten verschwand er humpelnd in der Nacht.

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    • 3. Januar 2013 um 07:26
    • #32

    Semir war auf die Strasse gewankt,auf der Gott sei Dank ein paar Kneipenbummler unterwegs waren,die auch gleich auf ihn aufmerksam wurden,als er sie um Hilfe bat.Als seine Knie nachgaben hielten sie ihn und kurz darauf sah er schon Blaulicht und Bonrath war da.Semir hatte zwar keine Ahnung,wie das so schnell gegangen war,aber vielleicht fehlte ihm auch einfach ein Stück Erinnerung.Sein schmerzender Kopf dröhnte nämlich wie ein Bienenschwarm und Semir wurde zwischendurch immer wieder kurz ohnmächtig.
    Dann kam ein Notarztwagen und ein Arzt kümmerte sich weiter um ihn.Er leuchtete ihm in die Augen,woraufhin er besorgt das Gesicht verzog,der Blutdruck wurde gemessen,das EKG angehängt und die Sauerstoffsättigung mit dem Sättigungsfühler kontrolliert.Die war nur bei 78% woraufhin er sofort eine Sauerstoffmaske mit 8l aufs Gesicht bekam.Trotzdem besserte sich die Sättigung nur um wenige Punkte.Als der Arzt erst den Turban entfernte und dann der Sanitäter die riesige Kopfschwartenwunde mit einem Druckverband versorgte,war der Grund für den Blutverlust und Semirs bedenklich niedrigen Blutdruck erklärbar,aber nicht die schlechte Sauerstoffversorgung seines Organismus.Die Kleidung des Polizisten war immer noch tropfnass und blutverschmiert,so dass eine Schere gezückt und erst einmal das Oberteil weggeschnitten wurde.Als Semir nun fröstelte,tastete der Arzt nur kurz die Wirbelsäule ab und fragte ihn,ob er Gefühl in Armen und Beinen hatte,was Semir bejahte.“Bringen wir ihn ins Fahrzeug!“ bestimmte der Arzt und legte noch schnell eine Zugang an Semirs Handrücken.Er spritzte ihm zwar ein Schmerzmittel vor der Umlagerung,aber kein besonders stark wirksames,da erstens der Blutdruck sonst noch weiter abgerauscht und zweitens die Vigilanz dann nicht mehr zu beurteilen gewesen wäre.Nachdem der Doktor anhand der verzögerten Pupillenreaktion aber ein Schädel-Hirn-Trauma vermutete,war es sehr wichtig,eine plötzliche Verschlechterung zu erkennen-dann hätte man ihn sofort in eine Neurochirurgie gebracht,wo eine Hirnblutung ohne Zeitverlust operiert werden konnte.

    Man zog ihn auf eine stabile Tragefolie,die mit sechs Handgriffen versehen war und hievte ihn so auf die Trage.Sobald man Semir versuchte flachzustellen,richtete er sich krampfhaft wieder auf.Er bekam doch keine Luft,verdammt.Er musste unbedingt dem Doktor sagen,dass er sich mit irgendetwas angesteckt hatte,das einem den Atem raubte,und er versuchte nach Luft ringend das zu erklären.Die Sauerstoffsättigung fiel weiter und als sich die Türen des Rettungswagens hinter ihnen geschlossen hatten,beruhigte ihn der Doktor und drehte den Sauerstoff auf 15l hoch.Dann wurde sein Oberkörper,der bereits rot-blau verfärbt war,abgetastet und als der Doktor an die instabile Rippe kam,sog Semir vor Schmerz scharf die Luft ein.Der Notarzt holte sein Stethoskop hervor und hörte Semirs Thorax ab.“Abgeschwächtes Atemgeräusch rechts,ich vermute einen Spannungspneu-wir legen eine Thoraxdrainage!“-informierte der Arzt seine Assistenten.Der eine richtete das Instrumentarium her und der andere strich derweil schon mit Desinfektionsmittel die rechte Brustkorbseite von der Achselhöhle bis zum Hüftknochen und von der Brustwarze bis weit in den Rücken hinein,ab.
    Inzwischen zeigte auch das EKG typische Veränderungen,weil der eine Pleuraspalt,der vermutlich durch die abgebrochene Rippe eröffnet worden war,sich immer mehr mit Luft füllte und dadurch erstens rechts die Lungenhälfte völlig zusammengefallen war und zweitens nun auch begann das Herz nach links zu verschieben.Semir war inzwischen blau im Gesicht und rang nach Luft.Er hatte Angst zu sterben,er merkte auch,wie sein Herz stolperte und so wurde nicht lange gefackelt.Wie durch Watte hörte er den Arzt sagen:“Herr Gerkan,ich mache ihnen zwar eine örtliche Betäubung,aber das wird trotzdem wehtun.Ich lege ihnen zwischen die Rippen einen Schlauch,damit wir die Luft,die da nicht hingehört,absaugen können-aber danach wird’s ihnen gleich besser gehen.“Der Doktor zog sterile Handschuhe an,nahm vom Thoraxset,das der Rettungsassistent geöffnet hatte,eine sterile Spritze,zog schnell ein Lokalanästhetikum auf,das sein Gehilfe anreichte und betäubte unterhalb der Achsel einen Bereich zwischen zwei Rippen.Semir verzog zwar das Gesicht,als die Nadel eindrang,aber bei seiner Luftnot war der Schmerz nicht im Vordergrund.Er sah wie Flashbacks seinen Lebensfilm ablaufen-seine Eltern,Geschwister,dann Andrea,die Kinder-vor Sauerstoffmangel begann sein Verstand sich zu verwirren,da spürte er auf einmal einen scharfen Schmerz unterhalb der rechten Achsel,er schrie mit der letzten Luft,die ihm geblieben war auf-und dann-ging es ihm besser!

    Der Arzt hatte schnell ein steriles Klebetuch auf den Brustkorb gelegt und hatte dann mit einem scharfen Metalltrokar,,beherzt zwischen zwei Rippen eingestochen.Sobald er die metallene scharfe Führungsspitze aus der drinnenbleibenden Metallhülse entfernte,entwich zischend Luft und zumindest konnte die andere Lungenhälfte sich nun wieder ausbreiten und das Herz an seinen Platz zurückrutschen.Ein stabiler,etwa kleinfingerdicker,durchsichtiger Plastikschlauch wurde durch die Metallhülse geschoben und die dann über diesen herausgezogen.Mit einer sogenannten Tabaksbeutelnaht vernähte der Doktor den Schlauch mit der Haut mit stabilem schwarzen Faden und inzwischen schloss der Rettungsassistent schon das sogenannte Pleur-evac-System an-eine Saugvorrichtung mit Wasserschloss,die verhinderte,dass weitere Luft in den Pleuraspalt eindrang.Als der Sog gestartet wurde,entfaltete sich durch den Unterdruck auch die rechte Lunge sofort wieder und Semirs Sättigung schnellte auf 98% hinauf.Man tauschte die Sauerstoffmaske gegen eine Brille aus und nun liess sich Semir erleichtert zurücksinken.Ein steriler Verband vervollständigte den Eingriff und dann schnitt man noch seine Jeans auf ,wobei ausser ein paar blauer Flecken am Unterkörper keine Verletzungen zu sehen waren.Der Arzt betastete noch den Bauch,das Becken und die Beine,ohne dass er etwas Besonderes entdecken konnte.
    Semir wurde zugedeckt und für den Transport festgeschnallt.dann öffnete sich die Tür des Rettungswagens und Bonrath steckte seinen Kopf herein.Semir begriff zwar nicht,von welchem Wasser der sprach,aber er verstand deutlich,dass Jenni gerettet und auf dem Weg ins Krankenhaus war.Anscheinend war aber Karl abgehauen und so teilte er Bonrath noch den Namen des Tänzers mit und empfahl ihm,Frau Neumann zu befragen,aber dann verdrehte er die Augen und fiel völlig erschöpft auf die Trage zurück,während der Notarztwagen mit Blaulicht abfuhr.“Wohin bringen sie mich?“ wollte er dann vom Arzt wissen,als er wieder ein wenig klarer denken konnte.Der Fahrer des NAW drehte sich um:“In die Uniklinik,die sind dran-ist ihnen das recht?“ Semir nickte.Wenigstens konnte er dann nach Ben schauen,bevor er nach Hause ging.Vom Rest der Fahrt bekam er gar nichts mehr mit.

    Er war inzwischen an seinem Geheimversteck angekommen.Gut,dass er damals den Schlüssel einfach behalten hatte und bei seinem Ausscheiden gesagt hatte,er hätte ihn verloren.Dieser Ort hatte eine besondere Magie für ihn.Er suchte sich in der Dunkelheit ein Plätzchen und legte sein verletztes Bein hoch.Kurz darauf war er eingeschlafen.

    Einmal editiert, zuletzt von susan (4. Januar 2013 um 07:09)

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    • 4. Januar 2013 um 07:22
    • #33

    Andrea war in einen unruhigen Schlaf gefallen,aus dem sie das Klingeln ihres Telefons auf dem Nachttisch weckte.Sie griff aufgeregt danach und hoffte,mit ihrem Mann zu sprechen,aber es war Tanja dran.“Andrea,sie haben ihn gefunden.Er war in der Ballettschule,aber er ist verletzt-ich weiss nicht wie schwer-und auf dem Weg in die Uniklinik,wie mir die Rettungsleitstelle gerade mitgeteilt hat!“ Andrea bedankte sich und sprang mit Windeseile aus dem Bett.Klar war,dass sie sofort zu Semir musste,aber genauso klar war,dass sie die Kinder nicht alleine zuhause lassen konnte.Ihre Mutter wäre sicher gekommen,aber sie scheute sich,die mitten in der Nacht herzuscheuchen,so die Allerjüngste war die auch nicht mehr,und ausserdem,vielleicht war es ja halb so schlimm und sie konnte Semir nach einem kurzen Check-up gleich mit nach Hause nehmen! Also rief sie ihre Freundin Susanne an und die versprach auch, so schnell wie möglich zu kommen.Keine halbe Stunde später war Andrea,mit einer vorsichtshalber gepackten Krankenhaustasche für Semir,auf dem Weg durchs nächtliche Köln zur Uniklinik.

    Dort war Semir erst in der Notaufnahme in ein Bett umgelagert und dann vom Aufnahmearzt durchuntersucht worden.Ein Labor wurde abgenommen und eine Röntgenaufnahme der Lunge angefertigt,die aber bestätigte,dass das Organ völlig normale Bilder zeigte und nach der perfekt sitzenden Thoraxdrainage auch optimal entfaltet war.
    Als Nächstes wurde ein Schädel-Computertomogramm angefertigt,das die Verdachtsdiagnose des Notarztes bestätigte.Semir hatte ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten und eine minimale Hirnblutung musste weiter beobachtet werden.Deshalb wurde er zur Überwachung auf die Intensivstation verlegt und für den nächsten Morgen ein Kontroll-CCT angeordnet.Semir war so fertig,dass er die im Prinzip gleichen Untersuchungsgriffe des Aufnahmearztes kommentarlos über sich ergehen liess und dann nur zwischen zwei Phasen,in denen er nicht ganz bei sich war,bemerkte,wie er auf einen Überwachungsplatz gefahren wurde und einige Kabel an ihm angebracht wurden.“Herr Gerkan,wir passen ein wenig auf sie auf,hier ist die Glocke,wenn sie etwas brauchen,melden sie sich!“ erklärte ihm der Intensivpfleger,woraufhin Semir nur müde nickte und sofort wieder die Augen schloss.Irgendwann erschien Andreas Gesicht über ihm,die ihn zwar besorgt küsste,aber irgendwie war ihm das gerade völlig egal.Er schloss wieder die Augen und dämmerte so vor sich hin,bis er halbstündlich wieder geweckt wurde,weil ihm in die Augen geleuchtet wurde,er alles bewegen musste und ihm irgendwelche dummen Fragen gestellt wurden,die er genervt beantwortete.Verdammt konnte ihn denn hier niemand schlafen lassen? Trotzdem fühlte er sich sicher und aufgehoben und schlief sich,unterbrochen von Störungen,dennoch gesund.

    Andrea war im Krankenhaus erst auf den Besucherflur der Notaufnahme geschickt worden und nachdem alle Untersuchungen bei ihrem Mann abgelaufen waren,klärte sie der diensthabende Aufnahmearzt über das Ausmaß seiner Verletzungen auf.“Machen sie sich aber trotzdem nicht allzuviele Sorgen,meistens heilen sowohl diese Art Lungenverletzung,als auch so ein Schädeltrauma erstaunlich gut aus.Allerdings muss er mindestens eine Woche im Krankenhaus bleiben,davon die ersten Tage zur Überwachung auf Intensiv.Natürlich können jederzeit Komplikationen auftreten,sowohl an der Lunge,als auch im Kopf,so dass wir eventuell schnell operieren müssten.Aber ruhen sie sich selber erst mal aus,wir passen gut auf ihren Mann auf und informieren sie sofort,wenn es irgendwelchen Veränderungen gibt!“ erklärte ihr dieser und Andrea war zwar nicht echt beruhigt,aber zumindest froh,dass Semir wenigstens lebte.

    Allerdings liess ihr Bens Schicksal irgendwie keine Ruhe und als sie fragte,wo der denn liegen würde,wurde sie auf die Herzchirurgie geschickt.Als sie sich an der Rufanlage mit „Gerkan,Besuch für Herrn Jäger“,meldete,wurde sie auch gleich hereingebeten.Als der dienshabende Arzt sie dann fragte,ob ihr Vorname Semir wäre,klärte sie ihn über den Sachverhalt auf.“Ach so,ich kenne mich mit fremden Namen nicht so aus und wusste nicht,ob Semir ein männlicher oder weiblicher Name ist. Semir ist der amtliche Betreuer und bekommt daher alle Auskünfte und darf auch Entscheidungen treffen!“ erklärte ihr der diensthabende Intensivarzt.Nach Schilderung der näheren Umstände bat er aber Andrea ans Bett seines jungen,kritischen Patienten.Sie hatte dermassen überzeugend die näheren Umstände erklärt,dass er keine Bedenken an der Richtigkeit ihrer Aussagen hatte.Es war nicht anzunehmen,das irgendein Schaden durch den kurzen Besuch der Freundin entstehen würde und deshalb führte sie der Arzt an Bens Bett.
    Der lag blass und durchscheinend auf dem Rücken und überall kamen Schläuche,teilweise blutgefüllt, aus ihm heraus,oder führten zu ihm hin.Um sein Bett standen sehr viele Maschinen,die ihn anscheinend am Leben hielten.Den Erklärungen des Arztes konnte Andrea überhaupt nicht folgen.Sie nahm nur die heisse,schlaffe Hand ihres Freundes in die Ihre und sagte unter Tränen:“Ben,Semir geht es auch schlecht! Bitte reiss dich zusammen und werde schnell wieder gesund,sonst kann ich für nichts garantieren!“ und dabei drückte sie verzweifelt die Hand,ohne dass irgendeine Reaktion kam,bis sie eine Schwester vorsichtig an den Schultern fasste und hinausführte.
    Inzwischen war die Morgendämmerung angebrochen und nachdem sich Semirs Zustand stabil hielt,liess sich Andrea irgendwann überreden,mit dem Taxi nach Hause zu fahren.Dort wurde sie von einer besorgten Susanne in Empfang genommen,die sie daraufhin neben sich im Ehebett plazierte und vor Erschöpfung war Andrea dann doch bald eingeschlafen.Susanne deckte sie fürsorglich zu und versuchte bis zum Weckerklingeln auch noch ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen.

    Er hatte sich inzwischen in seinem Versteck gut erholt und plante nun,was er weiter unternehmen würde.

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    • 5. Januar 2013 um 06:52
    • #34

    In der Ballettschule war inzwischen die Spurensicherung angerückt und wenig später kam ein verschlafener Hartmut,dem die roten Haare in alle Richtungen abstanden ebenfalls mit Lucy,seinem Oldtimer, angefahren.Er liess sich von den Kollegen den Sachverhalt grob erklären,nämlich dass Semir und Jenni in dem Gebäude anscheinend verletzt wurden und an Jenni ein Mordversuch durch Ertränken vorgenommen worden war.Auch Semir lag im Krankenhaus und damit konnte Hartmut momentan niemanden fragen,was denn genau vorgefallen war.
    Allerdings war er ja ein schlauer Kopf und nachdem er durchaus vom Tod der Tanzlehrer und Bens schwerer Erkrankung gehört hatte,begannen sich nun in seinem Kopf Verbindungen aufzutun.Er lief erst einmal völlig ziellos durch den Eingangsbereich-er hatte natürlich einen weissen Schutzanzug und Überschuhe angelegt,um keine Spuren zu verwischen-und liess die Umgebung auf sich wirken.Seine beiden Kollegen sicherten von oben nach unten systematisch Spuren und fertigten Fotos an,aber er sah sich einfach so um und als er in den Keller kam,in dem anscheinend die Kampfhandlungen stattgefunden hatten,fielen ihm sofort die eine benutzte weisse Gesichtmaske aussen vor der Tür,die achtlos am Boden lag, und innen in dem Pappkarton mindestens 10 weitere, auf.Was hatten denn diese Spezialmasken,die man auch zum Schutz vor biologischen Kampfstoffen verwendete und im Klinikbetrieb zur Vorsorge vor Erregern,die kleiner waren,als normal,in einer Ballettschule zu suchen? Hartmut grübelte ein wenig,aber dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.Hier war die Infektionsquelle zu finden,wenn er herausfinden konnte wie und mit was seine Freunde kontaminiert waren,dann war es vielleicht auch möglich,ihnen zu helfen.
    Mit Schaudern erinnerte er sich daran,wie Ben auf dem Betriebsfest zusammengebrochen war-schon da hatte er ein komisches Gefühl bei der Sache gehabt,aber nun konnte er vielleicht das Rätsel lösen.Nach kurzem Überlegen ging er zu dem Karton und legte so eine neue Gesichtmaske an.Auch für seine beiden Kollegen nahm er jeweils eine heraus.Man konnte ja nie wissen! Systematisch begann er nun,die Umgebung zu erforschen.Das wäre ja gelacht,wenn er nichts herausfinden würde!

    Bonrath und sein Kollege hatten inzwischen die Suche nach dem hinkenden Verdächtigen aufgegeben.Er war inzwischen über alle Berge und deshalb fuhren sie nun zu Frau Neumann,deren Adresse ihnen Tanja durchgegeben hatte.Bonrath hatte zwar die Schuhe wieder an und trug auch seine Lederjacke über der Jogginghose und dem Pulli,aber als er die abfällig musternden Blicke, der immer noch attraktiven Frau in den 60ern, merkte,wäre er am liebsten im Boden versunken.Verdammt,warum hatte er sich nicht vorher eine neue,trockene Uniform angezogen,anstatt gleich so losszuschiessen!
    Er räusperte sich und fragte dann:“Frau Neumann,können sie uns vielleicht sagen,wo wir einen Tänzer namens Wiesmüller finden?“-woraufhin es der Dame erst einmal die Sprache verschlug.Als ihr Bonrath von den Ereignissen des Abends-soweit er sie wusste-zu berichten begann,wurde sie blass und blasser.Sie war auch aus dem Bett gekommen und hatte einen eleganten Morgenrock um ihre immer noch schlanken Hüften gezurrt.Nun tastete sie suchend nach einem Stuhl,den ihr Bonrath auch eilfertig unterschob und sagte dann:“Ich glaube,ich habe ihnen so einiges zu erzählen!“ Erwartungsvoll nahmen nun Bonrath und sein Kollege Platz und begannen dem Bericht der alternden Diva zu lauschen.

    Im Krankenhaus war inzwischen ein neuer Tag angebrochen.Semir hatte-unterbrochen von kurzen Störungen,wenn ihm in die Augen geleuchtet wurde-trotzdem immer dazwischen geschlafen und fühlte sich,als der Morgen anbrach schon wieder relativ gut.Lediglich wenn er sich aufzurichten versuchte,sank er immer wieder mit einem schmerzerfüllten Stöhnen zurück.In seinem Kopf startete dann jedesmal ein Bienenschwarm und die Kopfschmerzen waren einfach nicht auszuhalten.Immer wieder fragte er:“Bitte,kann ich nicht zu meinem Freund? Ich wurde gestern von seinem Arzt angerufen,dass er an die künstliche Lunge sollte,aber seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.Lebt er überhaupt noch,oder lügt ihr mich hier alle nur an?“ Semir wurde immer aufgeregter und aufgeregter.Bei der Visite wurde festgestellt,dass die Lunge zwar mit der kontinuierlichen Thoraxsaugung in Ordnung sei,aber die Aufregung für die kleine Gehirnblutung des Patienten immens schlecht war,denn bei jedem Blutdruckanstieg,bestand die Gefahr einer nunmehr gefährlichen Massenblutung.

    Nachdem man eine ganze Weile beratschlagt hatte,wurde nachgefragt,ob die nicht auf der Herzchirurgie noch ein Bett frei hatten.Der Umgang mit Thoraxdrainagen und Vigilanzkontrollen gehörten dort genauso zur Routine,wie an jedem anderen Ort im Krankenhaus auch.In Anbetracht der besondern Umstände erfolgte zügig eine Verlegung Semirs auf die Herzchirurgie,obwohl er da von den Diagnosen her eigentlich nichts zu suchen hatte.“Kurz noch Geduld,dann werden sie ihren Freund zu sehen kriegen!“ tröstete ihn die junge Schwester,die sein Bett mit der daranhängenden Thoraxdrainage schob.Als sich die x-te Schiebetür elektrisch öffnete,erhaschte Semir nun endlich einen Blick auf seinen Freund.Geschockt und traurig verlangte er,erstmal nebenhin gefahren zu werden,damit er mit Ben irgendwie Kontakt aufnehmen konnte

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    • 6. Januar 2013 um 08:18
    • #35

    Ben lag leicht zur Seite gelagert in dem grossen,weissbezogenen Bett.Er sah blass und krank aus.Seine Augen waren geschlossen und er schlief anscheinend tief,allerdings sah man ihm an,dass das kein erholsamer Schlaf war,denn er war am ganzen Körper schweissbedeckt und auch sein dunkles Haar klebte strähnig an seinem Kopf.Obwohl sie geschlossen waren sah man,dass die Augen in tiefen Höhlen lagen.Ben wirkte irgendwie eingefallen und erinnerte Semir in erschreckender Weise an den Anblick seiner Oma,kurz bevor sie gestorben war.Eine eiskalte Hand griff nach Semirs Herz.Er wäre am liebsten aufgestanden und ganz nah zu seinem besten Freund gegangen,aber als er sich aufrichten wollte,fiel er mit einem schmerzerfüllten Stöhnen zurück.Sowohl sein Kopf,als auch die gebrochene Rippe mit dem Schlauch in seinem Oberkörper machten das unmöglich.Die junge Schwester,die gesehen hatte,was Semir beschäftigte,schob das Beatmungsgerät ein wenig zur Seite,damit sie mit Semirs Bett nahe an Ben´s rangieren konnte.

    Dankbar blickte Semir sie an,war es ihm so deutlich anzusehen,dass er Ben einfach anfassen musste,um sich zu vergewissern,dass er noch lebte? Zögernd streckte er die Hand aus und fasste nach der Hand seines Freundes,die heiss und ohne jeden Muskeltonus auf dem Laken lag.Er griff danach und umschloss sie fest.“Ben,ich bin jetzt da und bleibe auch bei dir und passe auf dich auf.Bitte bleib bei mir!“ flüsterte er und plötzlich schlug Bens Monitor an,obwohl Semir keine Regung wahrnehmen konnte.Sein Herzschlag hatte sich ein wenig beschleunigt und die junge Intensivschwester beruhigte Semir,der gleich erschrocken seine Hand zurückgezogen hatte.“Keine Angst,er ist zwar tief sediert,aber trotzdem reagiert er auf sie.Er hat sie zwar mit Sicherheit nicht bewusst erkannt,aber er kann hören und fühlen,obwohl er sich dazu momentan nicht äussern kann.Wenn sie eine gute Beziehung zueinander haben,dann kann ich ihnen nur empfehlen: Sprechen sie viel mit ihm und machen dadurch deutlich,dass er nicht alleine ist.Auch wenn er sich später daran vielleicht nicht erinnern wird,aber aus unserer Erfahrung profitieren die sedierten Patienten von der Anwesenheit von Angehörigen oder Menschen,die ihnen nahestehen.“

    Nach einem kurzen Moment kam dann auch schon der ab nun für Semir zuständige Intensivpfleger und half der jungen Schwester das Bett auf seinen neuen Platz vor dem Nachbarmonitor,etwa 2m von Ben entfernt, zu parken.Sein Transportmonitor wurde abgebaut,die beiden machten pflegerische Übergabe und nebenbei wurde nun auch Semir wieder neu verkabelt.Er hatte allerdings im Vergleich zu Ben beinahe lächerlich wenige Kabel an sich.Auf seinem Oberkörper klebten drei EKG-Elektroden,von denen drei Einzelkabel wegliefen,die in einem gemeinsamen,dickeren Kabel mündeten,das dann zum Monitor führte.An seinem Finger steckte der Sauerstoffsensor und um seinem Oberarm war ein Blutdruckmessgerät geschlungen,das sich automatisch jede Stunde aufpumpte.In seinem Unterarm steckte eine Venenverweilkanüle und eine einzige Infusion hing daran.Lediglich ein Perfusor mit einem Opiat wurde in den Perfusorbaum neben dem Bett eingespannt und der Sog aus einer Vakuumleitung auf seine Thoraxdrainage gelegt,die auch sofort wieder leicht zu blubbern begann.
    Semir bekam noch eine Urinflasche ans Bett gehängt,um auch die Entsorgung möglich zu machen,aber das wars auch schon.Was im Gegensatz dazu alles an Ben dranwar,musste sich Semir nachher in Ruhe genauer anschauen,auf jeden Fall hatte der hundertmal mehr Kabel um sich herum.Er hing sozusagen wie eine Marionette an vielen Fäden und eigentlich war der Vergleich gar nicht so unpassend.Der ab nun für Semir zuständige Intensivarzt begrüsste ihn,warf einen prüfenden Blick auf die stabilen Werte,hörte kurz Semirs Lunge ab und leuchtete mit der Taschenlampe in seine Augen,wie es seit seiner Aufnahme alle halbe Stunde gemacht wurde.“Herr Gerkan,bei ihnen ist soweit im Augenblick alles stabil.Wir werden die Kopfbogenintervalle auf einstündlich ausweiten,wenn sie irgendwas besonderes bemerken,melden sie sich bitte! Sonst versuchen sie viel auszuruhen,dann kann sich die Hirnblutung am besten selbst limitieren und vom Körper aufgesogen werden,ohne dass wir aktiv werden müssen.“ Mit einem Nicken verabschiedete er sich und Semir blieb nun mit Ben alleine.Er drehte sich leicht zur Seite,damit er vollen Blick auf seinen Freund hatte,aber bis er sich versah,fielen ihm selber die Augen zu und er glitt in einen erholsamen Schlaf,aus dem ihn erst eine Stunde später wieder der Pfleger holte,der ihm mit der Taschenlampe in die Augen leuchtete und ihm blöde Fragen stellte.

    In einem anderen Krankenhaus war Jenni inzwischen schon wieder fit und fieberte ihrer Entlassung entgegen.Als sie sich auf dem Boden der Infrarotkabine in die Bewusstlosigkeit verabschiedet hatte,war sie der Überzeugung gewesen,sterben zu müssen.Um so überraschter war sie gewesen,als sie plötzlich aufwachte und bemerkte,wie kaltes Wasser über ihr zusammenschlug.Reflexhaft hatte sie zu schwimmen begonnen,ohne allerdings zu wissen,wo oben und unten war.Sie hatte ein wenig Wasser in die Lunge bekommen und als sie plötzlich doch wieder zufällig die Oberfläche erreicht hatte,war auf einmal Bonni dagewesen und hatte sie festgehalten,bis sie beide aus dem Wasser gezogen wurden.Wenn er nicht gewesen wäre,sie wäre mit Sicherheit ertrunken.Sobald sie hier raus war,musste sie sich dringend bei ihm bedanken.

    Aber etwas ganz anderes hatte ihr viel mehr Sorgen gemacht.Was war mit Semir? Das letzte was sie von ihm gesehen hatte,war sein blutbespritzter Körper am Boden gewesen,der von diesem Wiesmüller weggeschleppt wurde.Sie hatte wieder und wieder aufgeregt nachgefragt und sich nicht beruhigen lassen.Erst als eine Schwester bei der Leitstelle angerufen und ihr daraufhin mitgeteilt hatte,dass er lebte und in der Uniklinik lag,hatte sie sich zur Seite gedreht und geschlafen.Ihr junger Organismus hatte den Hitzschlag und auch ihren Ausflug in den Rhein erstaunlich gut weggesteckt und so stand nach einer Kontrollaufnahme der Lunge,ihrer Entlassung nichts mehr im Wege.Gerade wollte sie ihre Eltern anrufen,die in der Nacht noch dagewesen waren und ihr auch Klamotten und Waschzeug gebracht hatten,damit sie sie abholten,da stand plötzlich die Chefin vor ihr.“Hallo Frau Dorn! Sie machen Sachen! Da komme ich morgens ins Revier und meine halbe Belegschaft liegt auf verschiedene Kölner Krankenhäuser verteilt!“ Sie gab ihr lächelnd die Hand und als Jenni ihr anvertraute,dass sie nach Hause gehen dürfte,bot sie sich an,sie heimzufahren.“Dann können sie mir unterwegs gleich mal erzählen,was sie dazu bewogen hat,mitten in der Nacht mit Gerkan in der Ballettschule aufzukreuzen.War das wieder einer seiner Alleingänge,der diesmal gründlich schiefgegangen ist,oder was ist eigentlich passiert?“ Während sie langsam zum A-Klassen-Mercedes der Chefin gingen,erzählte Jenni die Abläufe des gestrigen Abends aus ihrer Sicht.Als Jenni zuhause von ihrer Mutter freudig in Empfang genommen wurde,machte sich Frau Krüger als Nächstes auf,um in der Uniklinik nach dem Rechten zu sehen.

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    • 7. Januar 2013 um 07:13
    • #36

    Bonrath,sein Kollege und Frau Neumann sassen nun im stilvoll eingerichteten Wohnzimmer der Ballettdirektorin und lauschten,was die ihnen zu erzählen hatte.Sie begann:“Mein Mann und ich waren vor gut 30 Jahren das Traumpaar des Kölner Balletts.Er war männlicher Solotänzer und ich Primaballerina und wir haben uns in der Arbeit kennen und lieben gelernt.Wir haben gemeinsam in den Jahren fast alle wichtigen Hauptrollen getanzt und waren sehr glücklich.Wie das aber im Ballett so ist,man verschleisst seinen Körper mit dem Training wie ein Hochleistungssportler und ab Mitte 30 begannen auch bei uns die Wehwehchen.
    Als absehbar war,dass wir das nicht mehr lange in dieser Form machen konnten,haben wir uns nach Alternativen umgeschaut.Ich hatte von meinen verstorbenen Eltern eine kleine Erbschaft gemacht und so konnten wir uns in eine bekannte Kölner Ballettschule einkaufen und die dann nach unserem gemeinsamen Karriereende übernehmen.Karl war gerade Eleve,also Berufsanfänger und hat uns beide sehr bewundert.Er hat uns glühende Verehrerbriefe geschrieben und hätte schon während unserer kurzen gemeinsamen Theaterzeit alles für uns gemacht.Er tanzt zwar gut,aber ihm fehlt das gewisse Etwas,das einen Spitzentänzer ausmacht.Das ist etwas,das hat man oder man hat es nicht! Er hat immer hart gearbeitet,ist aber nicht über kleine Nebenrollen rausgekommen.
    Einmal hätte er die Hauptrolle im Nussknacker als Vertretung tanzen sollen-falls Krankheitsausfälle sind,wird sowas immer doppelt einstudiert-aber in letzter Sekunde wurde dann für die Vorstellungen ein Gasttänzer von einem anderen Theater engagiert.Der Intendant wollte das Risiko nicht eingehen,dass die Vorstellung platzt,wenn Karl nicht gut genug wäre.Das hat ihn sehr gekränkt und ich denke,das war nicht seine einzige Zurückweisung.Obwohl er sich immer so bemüht hat,hatte er keinen einzigen Freund innerhalb der Balletttruppe,er war immer devot,regelrecht speichelleckerisch,aber das macht die Menschen unsicher und bringt sie eher dazu,sich abzuwenden.

    Nun fasste sich Frau Neumann allerdings an die Brust und wurde plötzlich ganz blass.“Mir ist gar nicht gut!“ sagte sie gepresst und Bonrath sprang erschrocken auf und verständigte einen Notarzt.Nicht auszudenken,wenn Frau Neumann während einer polizeilichen Befragung einen Herzinfarkt oder sonst was Schlimmeres erlitt.Gemeisam legten sein Kollege und er die Dame auf ihr zierliches Biedermeiersofa und Bonrath holte ihr auch noch ein Glas Wasser aus der Küche und reichte es ihr.Wenig später kam der Notarzt und Bonrath und der zweite uniformierte Polizist warteten taktvoll draussen,bis die Diva untersucht war.Als sie wieder hereinkamen,schlief diese und der Arzt sagte:“Nur eine kleine Erschöpfung! Sie schläft jetzt,weil ich ihr etwas gegeben habe.Bis zum Morgen wird das wahrscheinlich vergessen sein,aber momentan ist Ruhe das Wichtigste für sie.“
    Bedauernd,dass sie nun immer noch keinen Anhaltspunkt hatten,wo sie nach Karl suchen konnten,setzten sich die Polizisten wieder ins Auto und fuhren zur Diensstelle zurück.Der Rest der Nacht verlief für sie völlig ereignislos.

    Hartmut hatte inzwischen sorgfältig das Untergeschoss der Ballettschule auf den Kopf gestellt.Nachdem überall Blutspuren gesichert waren,sah er sich die Infrarotkabine gründlich an.Als Erstes fiel ihm der nachträglich angebrachte Riegel aussen an der Tür auf.Normalerweise waren Saunen prinzipiell aus Sicherheitsgründen von aussen nicht verschliessbar.Als er die Tür öffnete,kam ihm ein Schwall unheimlich heisser Luft entgegen,die ihn gleich zurücktaumeln liess.Er sah auf den Thermostat.Der war auf max. eingestellt.Er sicherte die Fingerabdrücke darauf und drehte dann auf „Aus“.Drinnen fand er Jennis Kleider achtlos in der Ecke liegen und kurz nach der Tür war eine kleine Blutspur,also war vermutlich Semir auch,zumindest kurz,hier drinnen gewesen.
    Er kombinierte ein wenig und dachte sich,dass es durchaus naheliegend war,dass Jenni sich bei dermassen auf Hochtouren laufender Wärme verzweifelt hier drin ausgezogen hatte,bevor sie ohnmächtig geworden war und als er am Boden eine weitere,Richtung Ausgang verwischte Blutspur sah,konnte er sich vorstellen,wie Semir sie hier trotz schwerer eigener Verletzungen herausgezogen hatte.Auch an der Tür die nach draussen führte war das Schloss von innen halb abgeschraubt.Ein Schraubenzieher und ein ebenfalls blutiger Schraubenschlüssel lagen hinter der Tür und Hartmut war sich sicher,dass er darauf Semirs Fingerabdrücke und evtl.Blut des Täters finden würde.Der war ja aber schon bekannt,also mussten nur noch vor Gericht verwertbare Beweise gesichert werden.
    In der Infrarotkabine selber fand er überhaupt nichts Verwendbares mehr,er konnte sich auch nicht vorstellen,dass irgendwelche Keime diese hohen Temperaturen aushalten konnten,wobei ihm dann wieder einfiel,dass man erst kürzlich in heissem Wasser vulkanischen Ursprungs total merkwürdige,sehr hitzebeständige Bakterien gefunden hatte,wie er in einem Wissenschaftsmagazin gelesen hatte.Aber trotz intensiver Suche war dort nichts zu finden.
    Nun wandte er sich der Dusche zu,die ja immer noch aussah,als wäre drinnen ein Tier geschlachtet worden,so dermassen viele Blutspuren waren überall an den weissen Fliesen.Auch am Wasserhebel waren blutige Handabdrücke,anscheinend hatte Semir selber das Wasser abgedreht.Der Thermostat der Dusche stand auf 38°C und unwillkürlich zog Hartmut die sowieso schon enge Atemmaske enger um sein Gesicht.Er begann mit seinen behandschuhten Händen den Brausekopf der Dusche abzuschrauben und sah dann fassungslos auf das,was ihm entgegenwaberte.Die Infektionsquelle war gefunden!

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    • 8. Januar 2013 um 02:48
    • #37

    Semir hatte den Kopfbogen mal wieder über sich ergehen lassen.“Was soll das eigentlich? Immer wenn ich gerade eingeschlafen bin,leuchtet mir jemand in die Augen.Nach was kucken sie denn da eigentlich?“ wollte er vom ausführenden Pfleger wissen.“Wir machen hier einen sogenannten Kopfbogen.Das ist eine standardisierte Untersuchung,um die Komplikationen im Verlauf eines Schädel-Hirn-Traumas von der einfachen Gehirnerschütterung bis zur Massenhirnblutung zu erkennen und zu dokumentieren.Ich leuchte ihnen dabei in die Augen und beurteile,ob und wie schnell die Pupillen sich verengen.Ich schaue ob die Pupillenweite seitengleich ist und schreibe auch auf,ob die eng,mittel oder weit sind.Wenn eine Pupillendivergenz besteht,also eine Pupille sich anders präsentiert, bei gleichen Voraussetzungen,als die andere,dann ist das ein deutliches Zeichen,dass innen im Kopf etwas abläuft,was man dann mit CCT oder anderen Untersuchungen herausfinden muss.Bei ihnen ist die Reaktion auf Licht beidseitig durch die kleine Blutung verzögert,aber sie kommt.Wir achten nun sehr darauf,ob und wann sich was verändert,um dann sofort tätig zu werden,also eine Kontrolle einzuleiten,oder auch zu operieren.“ Das war nun eine beinahe zu umfassende Antwort auf Semirs unschuldige Frage gewesen,aber immerhin wusste er jetzt genau,was die Pflegekräfte da machten und auch warum.Eine Spalte auf diesem Bogen wollte auch dokumentiert wissen,ob er die Arme und Beine seitengleich bewegen konnte und wie orientiert er im Gespräch war.Der Pfleger vergab eine hohe Punktzahl und widmete sich dann,nachdem er seine Hände desinfiziert hatte,seinem anderen Patienten.

    Ben,der ja leicht auf der Seite zu Semir hingeneigt gelegen hatte,wurde nun zurück auf den Rücken gedreht,indem der Pfleger einfach die zusammengefaltete Decke seitlich unter seinem Rücken herausnahm.Er musste sie allerdings vorsichtig zwischen den ganzen Schläuchen und Kabeln herausziehen.Anschliessend wurde Semirs Kollege noch im Mund und auch endotracheal abgesaugt.Obwohl der Hustenreflex ja eigentlich ein Urreflex war,war Ben so tief sediert,dass er keine Reaktion zeigte,als der Sauger über das geschlossene Absaugsystem in seine Bronchien eingeführt wurde.Eigentlich hoffte man immer,dass sich Schleim mobilisieren liesse,den man dann auf Ereger untersuchen konnte,aber ausser ein wenig Speichel war nichts zu gewinnen.Auch im Labor auf den verschiedenen Nährböden war bisher nichts gewachsen.Nach wie vor tappte man völlig im Dunkeln und gab sozusagen auf Verdacht Breitbandantibiotika,die hoffentlich auch gegen den Haupterreger wirksam waren.Bisher sah es allerdings leider nicht so aus!
    Die Blutgase des jungen Polizisten waren Dank künstlicher Lunge einigermassen stabil,aber wie ein erneut im Bett angefertigtes Röntgenbild zeigte,war die Lungenentzündung keinen Deut besser,eher noch ein wenig schlechter geworden.Nachdem man jetzt aber ohne Gefahr für den Patienten den Luftröhrenschnitt durchführen konnte,kamen der anästhesiologische Oberarzt und ein Assistent nun mit einem Eingriffs-und einem Bronchoskopiewagen näher,um den Eingriff sofort durchzuführen.Ben,der sowieso nur mit einem dünnen Laken über der Hüfte zugedeckt war,wurde am Hals rasiert und leicht erhöht gelagert.Der Assistenzarzt hatte sich steril angezogen und desinfizierte nun Bens kompletten Hals mehrmals mit klarem Desinfektionsmittel und deckte ihn ab.Das Zimmer wurde ein wenig verdunkelt und Semir,der sozusagen in der ersten Reihe sass,sah gebannt zu,wie der Oberarzt nun über einen speziellen,dichten Aufsatz mit einem Bronchoskop in Bens Luftröhre sah und von innen die geeignete Stelle ermittelte.Er leitete das starke,helle Licht der Glasfaseroptik dann so nach aussen,dass man es durch die Haut durchschimmern sah.An genau dieser Stelle machte nun der Assistenzarzt,navigiert von innen,ein kleines Schnittchen mit dem Skalpell und eröffnete so die Luftröhre.Er schob nacheinander immer grösser werdende Dehnungsstifte ein,so dass das Loch in Bens Hals immer grösser wurde.Nebenbei wischte er immer das austretende Blut weg und als die Öffnung gross genug war,schob der eine Arzt eine Trachealkanüle von aussen im selben Moment hinein,als der andere Doktor den Tubus entblockte und herauszog.Nun wurde die Beatmungskanüle unterhalb von Bens Kehlkopf innerlich geblockt und die Beatmungsschläuche daran umgehängt.Ein steriler Verband wurde neben der Kanüle auf die Halswunde gelegt und die Kanüle zusätzlich noch mit einem Haltebändchen um den Hals befestigt.Ben wurde nochmals abgesaugt und das Licht wieder angemacht.

    Obwohl es Semir ja nicht direkt betroffen hatte und er auch gesehen hatte,dass Ben tief in Narkose wirklich von dem Eingriff nichts gespürt hatte,war er trotzdem ganz zittrig.Als die Ärzte und der Pfleger,der angereicht hatte den Raum verlassen hatten,sagte er zu seinem Freund:“Siehst du Ben,jetzt bin ich immer bei dir,wenn etwas gemacht wird.Auch wenn du mich vielleicht nicht hören kannst,aber ich passe auf,dass dir niemand was tut.“
    Wieder schlug Bens Herz ein wenig schneller,als er die vertraute Stimme hörte.

    Er hatte sich inzwischen tiefer in die Dunkelheit zurückgezogen.Das Tagesgeschäft an seinem Versteck hatte begonnen,aber er verschmolz wie ein Schatten mit dem Hintergrund und keiner bemerkte ihn.

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    • 9. Januar 2013 um 07:23
    • #38

    Hartmut holte erst einmal einen seiner beiden Spurensicherungskollegen dazu.Gemeinsam schraubten sie die komplette Duscheinheit ab und verpackten sie doppelt in dichte Plastiktüten.Hartmut hatte für sich eine Probe für sein kleines KTU-Labor gewonnen,den Rest wollte er in ein mikrobiologisches Labor schaffen lassen.Der ganze Duschkopf war nämlich von innen mit einer gallertartigen Masse ausgefüllt gewesen,gerade,dass das Wasser sich den Weg dadurch gebahnt hatte.Das war ein sogenannter Biofilm,in dem bestimmte Bakterien und Mikroorganismen ideale Überlebensmöglichkeiten hatten,da sie dort nie austrocknen konnten und der wie ein künstlicher Nährboden wirkte.Hartmut wollte nun nichts weiter,als möglichst schnell in sein Reich zu kommen und sich diesen Schmodder unter dem Mikroskop anschauen.Klar konnte er keine Resistenzprüfungen machen,dazu fehlte es ihm an der Ausrüstung,das mussten die im Speziallabor machen,aber er war sich sicher,dass er zumindest einige der Keime unterm Elektronenmikroskop erkennen und klassifizieren konnte und das würde er dann sofort dem Krankenhaus mitteilen.
    Aufgeregt wie ein Schuljunge zog er erst seinen weissen Schutzanzug aus,nahm die Maske ab und schmiss die Handschuhe weg.Dann setzte er sich mit der gesicherten Probe in seine Lucy und brauste in die KTU.
    Dort angekommen fuhr er seine Geräte hoch,legte neue Einmalklamotten an und setzte sich wieder einen Spezialmundschutz auf.Mit Sicherheit waren da hochgefährliche Kleinstlebewesen zu finden.Konzentriert strich er eine kleine Menge der gallertartigen Masse auf einen Objektträger aus,legte ihn unter das Elektronenmikroskop und tauchte dann fasziniert in die Welt der Bakterien und Mikroben ein.

    Frau Krüger war inzwischen in der Uniklinik angelangt.Als sie an der Pforte gefragt hatte,wo ihre Männer zu finden waren,wurde sie auf die herzchirurgische Intensivstation geschickt.Dort läutete sie draussen und bat darum,zu ihren beiden Beamten gelassen zu werden.“In welchem Verhältnis stehen sie denn zu Herrn Gerkan und Herrn Jäger?“ wollte die Stimme aus dem Lautsprecher von ihr wissen.“Ich bin ihre Chefin!“ antwortete Frau Krüger mit Autorität in der Stimme.“Tut mir leid,aber bei uns haben nur nächste Angehörige Zutritt!“ wurde ihr mitgeteilt.Sie versuchte noch ein wenig zu diskutieren,aber für sie blieb die elektrische Schiebetüre verschlossen.
    Vor Wut kochend,setzte sie sich wieder ins Auto,um zur Dienststelle zu fahren.Auf ihrem Schreibtisch lag schon ein Kurzbericht von Bonrath,der sie über die Ereignisse der Nacht grob in Kenntnis setzte.Er war schon länger zu Hause im Bett,na klar,immerhin hatte er ja die Nacht durchgearbeitet,aber sie würde jetzt zu ihm fahren und ihn rausschmeissen.Mann,warum hatte sie in der Nacht denn niemand geweckt.Irgendwie machte hier jeder,was er wollte! Wenn das kein Grund war,auch mal ausserhalb der Zeit angerufen zu werden,was denn dann? Allerdings wurde ihr eigentlich im selben Moment,als sie das dachte,klar,dass sie da mit ihrem Beharren auf Vorschriften vielleicht selber dran schuld war.
    Eine Dienststelle musste so organisiert sein,dass die Routineabläufe so funktionierten,dass der Dienstbetrieb weiterging,auch wenn Mitarbeiter ausfielen.Genau das war gelaufen und alle hatten eigentlich richtig gehandelt.Wenn sie ehrlich war,hatte es ihr einen Stich versetzt,dass anscheinend gar niemand auf die Idee gekommen war,dass sie gerne Bescheid gewusst hätte und auch helfen wollte,aber das würde sich ab sofort ändern.Sie würde den Fall weiter in die Hand nehmen.Sie würde höchstpersönlich diesen Wiesmüller,der- wie auch immer-ihre halbe Dienststelle ins Krankenhaus befördert hatte,stellen und ins Gefängnis bringen.
    Mit diesen Gedanken im Kopf,fuhr sie wieder vom Hof,um kurz danach bei Bonrath an der Haustür Sturm zu läuten.

    Hartmut hatte inzwischen ganz glücklich,nach verschiedenen Färbemethoden,die beiden Haupterreger isoliert und damit sozusagen dem Kind einen Namen gegeben.Es waren: Legionella pneumophila und Mycoplasmen.Fast verliebt sah er auf das Gewimmel der Stäbchenbakterien auf seinem Objektträger und auch die kleinsten nachweisbaren Bakterien ohne Zellwand,eben diese Mycoplasmen übten auf ihn eine unendliche Faszination aus.Nun atmete er allerdings tief durch und griff zum Telefon,um erst mal die Chefin zu informieren!

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    • 10. Januar 2013 um 08:32
    • #39

    Frau Krüger stand,als das Telefon läutete,gerade vor Bonraths Haus und wartete darauf,dass sich die Tür öffnete.Als Hartmut ihr freudig einen Guten Morgen wünschte,wollte sie ihn erst anpfeifen,um ein Ventil für ihre Wut zu finden,als der aber gleich weitersprach,erhellte sich ihre Miene.Als ein verschlafener Bonrath die Tür aufmachte und sich die Augen rieb,weil er gar nicht glauben konnte,wer ihn da aus dem Bett gehauen hatte,stand seine Chefin mit freudiger Miene vor der Eingangstür und war gerade in ein intensives Telefongespräch vertieft.
    „Frau Krüger,stellen sie sich vor,ich habe die Erreger,die Ben und die anderen infiziert haben,gefunden und konnte sie auch klassifizieren! Es waren Legionellen und Mycoplasmen. Soll ich gleich im Krankenhaus anrufen,oder wollen sie das übernehmen?“ fragte er.Schon alleine diese Tatsache,dass er sie nicht einfach überging,wie so manch andere ihrer Männer,freute Kim.“Was sind es denn für Keime und wo haben sie die gefunden?“ wollte nun die Chefin wissen.“In der Ballettschule war eine Dusche,die zwar an der Warmwasserversorgung angeschlossen war,aber anscheinend kaum benutzt wurde,fast komplett mit einem Biofilm ausgefüllt.Da hatten die Erreger ein optimales Klima,um zu überleben und in den Aerosolen,wenn dann ab und zu die Dusche in Betrieb genommen wurde,war sicher eine dermassen hohe Konzentration der Keime,dass auch ein gesunder Organismus wenig Chancen hatte,sich nicht zu infizieren.Wenn ich im Krankenhaus anrufen soll,müssen sie mir nur sagen,wohin Semir gebracht worden ist.Bei Ben weiss ich es,der ist in der Uniklinik!“ Frau Krüger beeilte sich,Hartmut zu erklären,dass erstens Semir ebenfalls in der Uni lag und sogar auf der selben Intensivstation,wie Ben und dass zweitens ruhig er die Ärzte informieren sollte,denn er könnte sich mit den Doktoren auf Augenhöhe unterhalten,während sie bei der ersten Fachfrage überfordert gewesen wäre.“Gut,dann mache ich das gleich!“ sagte Hartmut erfreut,dass er auch mal Kompetenzen erhielt und sein Wissen gewürdigt wurde.

    Während die Chefin ,die inzwischen Bonrath ins Wohnzimmer gefolgt war,endlich auflegte,suchte sich Hartmut am PC die Nummer der Uniklinik raus und liess sich über die Vermittlung mit dem behandelnden Arzt von Ben und Semir verbinden.Der lauschte den Erkenntnissen des KTU-Technikers,der sich wohlweislich mit amtlicher Autorität gemeldet hatte und bedankte sich dann herzlich.“Ich habe den Rest des Biofilms in das mikrobiologische Institut bringen lassen,vielleicht setzen sie sich mit denen in Verbindung,dann können die ihnen in den nächsten Tagen das Antibiogramm faxen!“ schlug Hartmut noch vor.Der Arzt versprach das und informierte seinerseits sofort den Hygienefacharzt der Uni ,um mit ihm die weitere Vorgehensweise abzustimmen.

    Frau Krüger hatte inzwischend von Bonrath,der langsam wacher wurde,ebenfalls eine Tasse Instantkaffee erhalten.Der schlürfte schon seine zweite Tasse und wurde langsam munterer.Er hatte zwar nur 4 Stunden geschlafen,aber das war besser als nichts! „Chefin,gibt’s Neuigkeiten,Ben und Semir betreffend?“ wollte er nun wissen.Die nickte.“Ja,Herr Bonrath,danke,dass sie mir wenigstens einen Kurzbericht hinterlassen haben,aber wenn jemals wieder so etwas ist,dann rufen sie mich bitte sofort zu Hause an,ich wäre doch gleich gekommen! Hartmut konnte die Erreger klassifizieren und ist gerade dabei,die Ärzte an der Klinik zu informieren.Hoffentlich ist es noch nicht zu spät! Warum ich allerdings zu ihnen gekommen bin: Ich möchte sie bitten,mit mir zu dieser Ballettdirektorin zu fahren,damit wir herausfinden können,wo sich dieser Wiesmüller versteckt und ihm den Arsch aufreissen!“ Bonrath sah seine Chefin komisch an,solche Wortwendungen kannte er normalerweise von ihr gar nicht,aber sie war so wütend und entschlossen,dass er momentan sehr froh war,dass nicht er im Fokus ihres Zorns stand.“Ich denke,diese Dame kennt sie nun schon und ausserdem sind sie in den Fall bereits involviert! Bis sich ein anderer da eingelesen hat,dauert mir das zu lange,darum habe ich jetzt auch ihren Schönheitsschlaf gestört:“ grinste sie und Bonrath fuhr sich verlegen durch die verstrubbelten Resthaare.“Wenns recht ist,gehe ich noch schnell duschen und mache mich fertig!“ bot er der Chefin an und verschwand dann zügig im Bad.Die besah sich die Fotos,die im Zimmer herumstanden,vorwiegend welche von Bonraths Sohn und Hotte und kurze Zeit später stand ein gutriechender Bonrath in frischer Uniform vor ihr.Gemeinsam stiegen sie in Kims Wagen und machten sich auf den Weg zum Haus der vornehmen Dame.

    Im Krankenhaus hatte inzwischen der Hygienefacharzt die Information des Intensivarztes erhalten.Er kam auf die Intensiv und besprach anhand der Aktenlage und der Laborbefunde das weitere Vorgehen und die Behandlung der infizierten Patienten.“Zuerst machen wir einen Elisa-Test im Urin auf Legionellenantikörper und dann nehmen wir nochmals bei allen drei Blutkulturen ab,die sofort in den Wärmeschrank kommen,sonst sterben diese empfindlichen Erreger ab.Gleich im Anschluss beginnen wir bei Herrn Jäger und Herrn Thompson mit der Therapie mit einem Makrolidantibiotikum,ich schlage viermal täglich ein Gramm Erythromycin vor.Bei Herrn Gerkan warten wir erst das Ergebnis des Urintests ab und ob er eine Klinik entwickelt.Ausserdem erfolgt von mir eine Information ans Gesundheitsamt,da eine Legionelleninfektion meldepflichtig ist.Eine Isolierung ist aber nicht erforderlich.“Der Stationsarzt nickte und dokumentierte die Anordnungen via PC in der Patientenkurve.Sofort ging eine Schwester zu Semir, Ben und Woodrow und gewann die Proben.Für den Urintest konnte sie bei den Patienten mit Blasenkatheter direkt aus einer Zapfstelle am Schlauch den Urin mit einer Spritze entnehmen und Semir wurde angewiesen,seine Urinflasche zu befüllen,was er auch brav erledigte.Die Blutkulturen wurden bei allen dreien aus einer Armvene entnommen,nicht aus den sonstigen Entnahmestellen,wie ZVKs und Arteriensystemen,um äusserliche Verunreinigungen zu verhindern.Die Fläschchen mit aerober und anaerober Nährlösung brachte man sofort mit einer Wärmebox in den Brutschrank und im Kliniklabor wurde ein Antikörpersuchtest im Urin gestartet.Bei den schwerstkranken Patienten wurde sofort die erste Antibiotikainfusion angehängt und Semir,dem es schon ein wenig besser ging,fragte nach,warum das alles gemacht wurde.

    Der Arzt kam nun auch zu Semir und erklärte ihm:“Herr Gerkan,ihrem Kollegen,einem Herrn Freund, ist es gelungen,zwei Erreger zu isolieren,die für die Erkrankungen ihrer Freunde verantwortlich sein könnten.Nachdem die ausserhalb ihres natürlichen Lebensraums,nämlich feuchten,warmen Wasserbehältnissen sehr empfindlich sind,sind sie uns vermutlich bisher durch die Lappen gegangen,denn die Proben dürfen nie auskühlen und man braucht auch spezielle Nährböden und Färbemethoden,um die Keime im Organismus nachzuweisen.Bei ihnen ist eine Infektion noch nicht gesichert und rein zur Vorbeugung geben wir prinzipiell keine Antibiotika.Wir haben so schon Resistenzen genug.Wenn sie allerdings Fieber oder Husten entwickeln,steigen wir auch bei ihnen sofort ein.Wir hoffen jetzt,dass die Antibiose bald anschlägt und wir so das Leben unserer Sorgenkinder retten können!“ Mit einem Nicken verabschiedete er sich und Semir sah zum tief schlafenden,sehr eingefallenen Ben hinüber,der gerade wieder leicht auf der Seite lag.“Hast du gehört Ben,Hartmut hat sich der Sache angenommen,jetzt kann´s doch nur gut werden!“ versuchte er ihn aufzumuntern-und tatsächlich beschleunigte sich wieder Bens Herzschlag und Semir glaubte auch ein leichtes Flattern seiner Augenlider wahrzunehmen,er konnte sich aber auch getäuscht haben.

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    • 11. Januar 2013 um 08:42
    • #40

    Als Bonrath und Frau Krüger an der Haustür von Frau Neumann läuteten,machte ihnen kurz darauf eine ältere Frau auf.“Wir haben sie schon erwartet!“ erklärte sie,als sie die Uniform sah und geleitete die beiden ins Wohnzimmer,in dem Frau Neumann,inzwischen im eleganten Kostüm,ihnen huldvoll entgegenlächelte.Die Chefin stellte sich vor und Frau Neumann nahm das mit einem Nicken des Kopfes zur Kenntnis und erwartete nun von Bonrath,dass sie ihrerseits von ihm vorgestellt wurde.Nachdem er eine Weile gebraucht hatte,um zu kapieren,warum sie ihn so auffordernd ansah,übernahm er das auch.Mann,er fühlte sich ganz schön unwohl in seiner Haut.Diese schlanke kleine Lady jagte ihm irgendwie höllischen Respekt ein.

    Gerade überlegte er,was er nun weiter sagen sollte,da übernahm Gott sei Dank Frau Krüger das Wort.“Frau Neumann,wir müssen unbedingt ihren Angestellten Herrn Wiesmüller finden,wir haben leider Grund zur Annahme,dass er mehrere Menschen auf dem Gewissen hat und hoffen,dass sie uns einen Anhaltspunkt geben könnten,wo er sich versteckt hält.Seine Wohnung steht unter Beobachtung,aber da ist er nicht aufgetaucht.“ Mit brüchiger Stimme orderte die Ballettdirektorin einen Mocca für alle drei bei ihrer Haushälterin und begann wieder von Karls Leben zu erzählen.“Als mein Mann und ich die Ballettschule in der Innenstadt vor vielen Jahren übernommen hatten,begann sich abzuzeichnen,dass wir einen neuen Tanzlehrer bräuchten.Ich weiss nicht warum,aber wir hatten Karl von Anfang an ins Herz geschlossen.Wir konnten uns wegen unserem Beruf keine Kinder erlauben und Karl war früh Waise geworden und bei verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen.Es war sowieso ein Wunder gewesen,wie er seinen Berufswunsch Tänzer unter diesen Umständen überhaupt durchsetzen konnte,das nötigte uns Respekt ab.Auch diese bedingungslose Verehrung unserer Kunst und Person hat uns natürlich geschmeichelt und so entwickelte sich auch ein privates Verhältnis zwischen uns.Unsere sonntäglichen Mittagessen wurden zur guten Tradition und Karl ging bei uns ein und aus.

    Wie gesagt,seine Tänzerkarriere am Theater stand unter keinem guten Stern und deshalb fing er dann schon nach wenigen Jahren an,in der Ballettschule zu arbeiten.Dort gibt er Stunden im klassischen Bereich und der Theorie,allerdings kann er mit modernem Tanz nichts anfangen und deshalb brauchen wir immer externe Lehrer,die das unterrichten.
    Nachdem unsere Schule sich immer mehr vergrössert hat und über 600 feste Schüler hatte,die regelmässig zu uns kamen,erforderte das einen Umzug in geeignete Räumlichkeiten,die wir dann am alten Hafen gefunden haben.Leider gab es immer wieder Rheinhochwässer,so dass wir eigentlich nur die oberen Stockwerke begannen zu nutzen.Mein Mann hatte darauf bestanden,eine private Infrarotkabine in den Keller zu bauen,da er begeisterter Saunagänger war,aber nicht mit seinen Schülern gemeinsam schwitzen wollte.Ich bin jetzt ehrlich gesagt,an so etwas nicht so interessiert.Nach einem Hochwasser vor 8 Jahren,hat sich mein Mann eine schwere Lungenentzündung zugezogen.Es wurden Legionellen festgestellt und in dieser Dusche im Keller,in der gestern anscheinend der Kampf stattgefunden hat,wie sie mir heute Nacht erzählt haben,lokalisiert.Anscheinend waren sie durch das Hochwasser dorthin gelangt und hatten sich massenhaft verbreitet.Mein Mann hat diese Infektion nicht überlebt und die Dusche wurde dann einfach vom Gesundheitsamt gesperrt und wir haben die nicht mehr benutzt.Deshalb bin ich sehr verwundert,dass die in Betrieb war!“

    Nun musste Frau Krüger nachfragen:“Aber Herr Wiesmüller wusste davon?“ Die Diva nickte:“Natürlich,er hatte selber ja nur Glück,dass er nicht wie üblich mit meinem Mann dort drin war,das war nämlich deren fast tägliche Entspannung nach der Arbeit.Er war aber von den Hochwasseraufräumungsarbeiten schwer erkältet und lag deshalb in dieser Zeit flach,sonst wäre er sicher auch infiziert worden.Nachdem diese Leitung zum Keller eine Totleitung ohne Rücklauf zum System ist,wurde einfach oben die Wasserzufuhr vom Gesundheitsamt abgedreht und gut wars.Irgendwie muss Karl die wohl wieder geöffnet haben,anders sind die Vorkommnisse nicht erklärlich.Ich konnte mir erst gar nicht vorstellen,was ihn dazu getrieben haben sollte!“

    Die drei tranken nun erst mal einen Schluck Mocca aus zierlichen Tässchen,den die Haushälterin inzwischen serviert hatte,und Bonrath hatte fast Angst,diese edle Tasse mit seinen grossen Fingern zu zerbrechen.Gut dass Hotte die nicht halten musste,bei dem hätte die das erste Zugreifen nicht überlebt-überlegte Bonrath für sich,ach wie er seinen Freund immer noch vermisste.Gerade als er begann in Gedanken abzuschweifen,sagte nun Frau Krüger.“Gut,jetzt hätten wir geklärt,wie Herr Wiesmüller das angestellt hat,seine Opfer zu infizieren,aber deswegen wissen wir immer noch nicht,warum er das getan hat,wie er sie ausgewählt hat und vor allem,wo er sich verstecken könnte!“
    Frau Neumann nickte.“Ehrlich gesagt war mir nicht bewusst,dass meine ganzen Ballettlehrer,die in letzter Zeit zu Tode gekommen,oder erkrankt sind,einem Attentat zum Opfer gefallen sind,ich dachte,die sind einfach so krank geworden.Ich habe darüber heute Nacht nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen,dass Karl nur die ausgesucht hat,die ernsthaft in der Lage gewesen wären,die finanziellen Mittel aufzubringen,sich in die Schule einzukaufen.Diese Ausbildungsstätte wirft gutes Geld ab und deshalb möchte ich sie natürlich gewinnbringend verkaufen,bevor ich mich demnächst zur Ruhe setze.So haben mein verstorbener Mann und ich es ja auch gemacht.In der Szene ist das durchaus bekannt und so hatte ich schon einige Interessenten,unter anderem dieser Woodrow Thompson und Pavel Otevrel.Der hatte allerdings erst nicht die finanziellen Möglichkeiten,aber nach der Erbschaft seiner Freundin,rückte das dann doch in den Bereich des Möglichen.Wir hatten schon begonnen zu verhandeln,als die beiden dann plötzlich verstorben sind!“
    „Und sie haben gar keinen Verdacht geschöpft und mal daran gedacht,die Polizei zu informieren?“ wollte nun Bonrath wissen.Er war verdammt zornig.Diese feine Dame lebte da in ihrem Glashaus und ihr Zögling brachte reihenweise Leute um,darunter genau die,an denen er besonders hing und die hatte nur ihren finanziellen Gewinn im Auge! Erst fein rumtun,aber dann Informationen zurückhalten! Wenn die nur eher was von diesen blöden Legionellen erwähnt hätte,schwebte Ben jetzt vielleicht nicht in höchster Lebensgefahr und einige andere könnten vielleicht auch noch leben!

    Frau Krüger brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen.Die selben Erwägungen waren auch ihr im Kopf herumgegangen,aber ohne Mithilfe dieser Frau konnten sie vermutlich Karl nicht finden und die Öffentlichkeit musste vor diesem gefährlichen Mörder geschützt werden.Wenn das nicht Heimtücke und Vorsatz im Mordmotiv war,was dann?
    „Frau Neumann,haben sie irgendeine Idee,wo sich Herr Wiesmüller verstecken könnte?“ fragte die Chefin nun eindringlich.Frau Neumann schüttelte hilflos den Kopf.“Ich hatte eigentlich erwartet,dass er zu mir kommen würde und hätte sie dann natürlich sofort verständigt und ihn abgelenkt,aber er hat sich nicht gemeldet.““Gut,wenn sie irgendetwas von ihm hören,oder ihnen einfällt,wo er sich verstecken könnte,dann rufen sie mich an!“ sagte Frau Krüger und gab ihr ihre Karte.Die Haushälterin brachte die beiden Polizisten noch zur Tür und verabschiedete sie.Dort stiegen sie in den kleinen Mercedes und fuhren zurück zum Revier.

    Karl,der die Haustür beobachtet hatte,weil ihm das fremde Auto unheimlich vorgekommen war,erkannte die Uniform.“War das nicht der Polizist gewesen,der ihn gestern verfolgt hatte und dann in den Rhein gesprungen war? Jetzt machte seine Göttin schon gemeinsame Sache mit dem Feind! Aber er würde es denen allen zeigen! Wenn ein Karl Wiesmüller beschlossen hatte,jemanden zu töten,dann würde er das auch durchführen! Er zog sich in den Schatten eines Busches im Vorgarten zurück und überlegte,wie er diese vermaledeiten Polizisten zur Strecke bringen konnte.

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