Hörspiel Cobra 11 2020

  • Mein erster Gedanke: Wie damals, 2013... dieses Tagebuch von Ben und Semir.... wo fast die Hälfte aller User gedachte hat, das sei echt ^^

    Ich find die Idee aber ziemlich cool, werd's mir auch mal anhören.
    Das zeigt aber auch, dass sich für diese Staffel scheinbar ein vollumfängliches Konzept überlegt wurde, was entweder jetzt zündet, oder nächstes Jahr begraben wird...

  • So, die erste Folge mal gehört.
    Erst mal, die Idee finde ich durchaus lobenswert. Es ist zwar bei Weitem kein adäquater Ersatz für den gestrichenen Türkei-Pilotfilm, aber immerhin etwas.
    Sehr gut gefällt mir das Du entscheidest selbst-Prinzip, auch wenn man am Ende natürlich immer an der gleichen Stelle rauskommen wird, egal, was man wählt (ich glaube jedenfalls nicht, dass man vorzeitig sterben/scheitern kann). Die Geschichte ist durchaus nett aufgemacht und weiß zu unterhalten, Erdogan und der Erzähler machen ihren Job auch ganz gut und im Verlauf der Handlung werden immer wieder Geräusche eingestreut, was mich positiv überrascht hat. Auch ein bisschen Action und Kampf ist dabei und hier gibt es in sehr abgespeckter Form auch die Szene aus „Vermächtnis“. Etwas seltsam wirkt, dass Semir Kramer bereits kennt. Ich dachte, er lernt ihn erst nach dem Türkei-Trip kennen.

    Aber das Ganze ist auch ausbaufähig. Zunächst mal ist der Erzähleranteil viel zu groß und der Dialoganteil zu gering, das ist eigentlich mein größter Kritikpunkt. Dass man Selma wohl nicht dafür „verpflichten“ konnte, ist schade. In der Türkei sprechen scheinbar alle quasi akzentfrei Deutsch (es gibt vom einen oder anderen Sprecher zwar leichte Versuche, die Herkunft zu unterstreichen, aber nichts Ernsthaftes) und abgesehen von Semir und Dana überzeugen die Gastsprecher auch in ihren kurzen Passagen nicht und lesen hörbar ab. Man merkt halt einfach, dass RTL in der Hörspiel-Branche komplett unerfahren ist. Immer wieder wird der Geräuschpegel kurz gestoppt, obwohl keine Entscheidung des Hörers ansteht und oft gibt es dabei nicht mal einen Szenenwechsel, so cuttet man keine Hörspiele, da scheinen mir eher die Takes recht lieblos aneinandergeklebt worden zu sein. Auf Musik wird bis auf Anfang und Ende mit dem neuen Cobra-Theme komplett verzichtet, das ist schade, damit verschenkt man einiges an Potential, was Atmosphäre angeht.

    Auch wenn vielleicht die Kritikpunkte überwiegen, so macht das Ganze durchaus Spaß. Es ist kurzweilig und hohe Erwartungen hatte ich eh nicht, dafür ist es bis jetzt ganz gut geworden. Teil 1 hatte so vom Gefühl her etwa eine Länge von 10 Minuten, mehr als 15 sind’s definitiv nicht, das ist gut gewählt, nicht in die Länge gezogen, aber auch nicht zu sehr vereinfacht, allerdings ist es ärgerlich, dass man sich nach dem Durchspielen nicht einfach mal schnell die ausgelassenen Möglichkeiten anhören kann, man müsste wieder von vorne beginnen. Zudem sollte man über die eine oder andere Logikschwäche in der Story hinwegsehen können.


    Wer gerne diese Apps spielt, in denen man selber zwischen Möglichkeiten wählen soll, was als Nächstes passiert oder Fan solcher Spielbücher / Spiel-Hörspiele (zB „Die drei ???“ / „1000 Gefahren“) ist, für den wird das hier bestimmt nicht das Verkehrteste sein. Man sollte halt nur keine hohen Ansprüche haben und sich einfach unterhalten lassen.


    Ergänzung: Folge 2 fand ich jetzt sogar nochmal deutlich besser. Auch wenn sie deutlich ruhiger ist und keine Spannungsmomente enthält, lässt sie sich besser hören - weil mehr relevante Personen beteiligt sind und somit darf der Erzähler sich auch mal zurückhalten. Man erfährt ein bisschen mehr über die Neuen. Ich bin gespannt, ob das, was hier erzählt wird, auch in den TV-Folgen Platz finden wird.


    Nochmal Edit: Man steigert sich durchaus, auch Folge 3 weiß zu gefallen und hier habe ich erstmals tatsächlich eine falsche Entscheidung getroffen. Der Erzähler spult dann zurück, damit ich mich umentscheiden kann. Coole Sache, das macht’s ein wenig unberechenbarer. Morgen dann die restlichen Folgen... Nur eins ist seltsam: Dana redet ständig davon, seit Tagen nichts mehr von Semir gehört zu haben. Aber dessen Gefangenschaft ereignet sich am selben Tag, an dem er noch mit ihr telefoniert und später kommt es nicht so rüber, als wäre seitdem extrem viel Zeit bei Semir vergangen - während in der Dienststelle zumindest mal der nächste Morgen kommt. Ganz klarer Fehler...

  • Teil 4: Hier scheint man einen Fehler, den Knop in seinem Happy Birthday-Drehbuch begangen hat, wieder ausmerzen zu wollen. Der Erzähler spricht davon, dass Semir und seine Mutter sich nach fast 20 Jahren wiedergesehen haben, was wohl auch innerhalb der Serie korrekt ist. Allerdings bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob man in Teil 1 nicht noch von besagten 26 Jahren gesprochen hat. Ansonsten ein solider Teil, zwar wieder mit recht laienhaft agierenden Sprechern, aber die Story nimmt durchaus mehr Fahrt auf und ich bin auf Teil 5 und 6 sehr gespannt.
    Laut Artikel geht das Ganze insgesamt 257 Minuten, was ca. 43 Minuten pro Teil macht. Natürlich muss man da mit einbeziehen, dass man nicht das ganze Hörspiel zu hören bekommt, weil man sich ja immer entscheiden muss. Aber dennoch hätte ich nicht gedacht, dass es insgesamt über vier Stunden sind. Auch wenn es an vielen Stellen wie gesagt besser geht, schnell hingeschludert wirkt das Hörspiel auf mich dennoch nicht und langatmig ist es auch nicht, auch wenn der ein oder andere Satz öfters fällt („Er hat sich noch nie so hilflos gefühlt“ „Ich kriege dich und wenn es das Letzte ist, was ich tue“). Gefühlt wird vor allem der Klangteppich von Teil zu Teil besser und detaillierter. Schön, wenn man sich so viel Mühe mit der Neuausrichtung gibt. Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass RTL das Format schon seit Jahren total schnurzpiepe geworden ist, aber das hier ist ein positives Gegenbeispiel.


    Der fünfte Teil weist wieder mehr Action auf. Es fällt auf, dass der Handlungsstrang um Vicky, Max und Dana im Hörspiel um einiges besser funktioniert als der von Semir, obwohl jener mehr Potential hat. Auch hier bin ich einmal „gestorben“. Und es gibt einen ersten kleinen Fehler, da man an einer Stelle (Telefongespräch in der Laube) die zweite Möglichkeit nicht angezeigt bekommt und somit zwangsläufig die erste wählen muss.
    Ich würde jetzt nicht sagen, dass man sich mit jedem Teil steigert, eigentlich liegen die qualitätstechnisch alle recht nah beieinander, aber mein Interesse steigt durchaus, je weiter die beiden Handlungen voranschreiten. So was könnte man gerne öfter bringen, wenn man an der Produktion noch ein wenig schraubt.


    In Teil 6 wird nun doch gesagt, Semirs Gefangenschaft wäre länger gewesen. Der Fall in Köln wird gut beendet wohingegen es bei Semir einen Cliffhanger gibt. Bin sehr gespannt, wo genau man dann in der neuen Staffel ansetzen wird - hoffentlich war das nicht nur so ein „Ach keine Lust mehr“-Move und man hakt die Story jetzt nicht gleich in zwei Sätzen ab. Da jeder Teil aus der Sicht eines Charakters erzählt wird und man somit immer nur zwischen den Entscheidungen des jeweiligen Charakters wählen kann, wirkt es im Finale etwas befremdlich, dass erst mal ständig der Chef gefragt wird, was man tun soll. Hoffentlich übertreibt man es im TV nicht damit.

    Insgesamt hat mir das Hörspiel als Einstimmung auf die neue Cobra nicht schlecht gefallen. Die Zutaten, die man so in dieses Special gepackt hat, lassen allesamt das Format noch gut erkennen. Es gibt Action, angedeutete Emotionen, gute Ermittlungen und Team-Zusammenhalt. Ich gehe stark davon aus, dass man die Inhalte der Folgen auch so versteht und das Hörspiel lediglich eine Ergänzung für den ersten Eindruck darstellen soll und so funktioniert es auch gut. Ich hoffe bloß, dass die Sprecher besser schauspielen als sie hier synchronsprechen...

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!