Erdogan und Pia harmonieren wunderbar miteinander - das ist für mich Fluch und Segen zugleich; einerseits merke ich bei jedem Dialog, jeder gemeinsamen Szene, dass die beiden sich auch hinter der Kamera mögen und eine wunderbare Chemie haben, andererseits stehen (oder vielleicht bald: standen) ihnen Drehbücher im Weg, die ihnen vorgeben, Figuren zu verkörpern, die sich fortwährend belügen, Dinge verschweigen und sich in jeder dritten Szene ankeifen. Das nervt!
Ich finde es in Ordnung und es passt auch zur Neuausrichtung, dass beide Figuren sich erstmal kennenlernen und miteinander warmwerden müssen, anders als bei Roesner, wo von Beginn an "Harmonie" herrschte. Allerdings muss dieses ständige Ich-vertraue-meinem-Partner-nicht aufhören - und Semir soll gefälligst aufhören, die ganze Dienststelle gegen sich aufzuhetzen, das macht auch keine Spaß.
Vor dieser Staffel (den ganzen Konflikt mit Fr. Krüger ausgenommen) war Semir sowas wie der PAST-Vater, zu dem alle aufgeschaut haben und der jederzeit für einen Freund/Kollegen in die Bresche gesprungen wäre. Nach den letzten sechs Folgen sind wir an dem Punkt, an dem Semir irgendwie niemandem mehr so richtig vertraut und auch zu niemandem eine Bindung besteht - das finde ich persönlich sehr schade und das ist auch mein einziger Kritikpunkt am Gesamtbild dieser Neuausrichtung; außer Dana gibt es niemanden, den Semir kennt oder zu dem eine Freundschaft besteht. Natürlich wird das noch kommen, aber ehrlich gesagt finde ich die Dialoge, die Semir mit Max bzgl Dana geführt hat, viel, viel zu hart, das wieder in Ordnung zu bringen wird verdammt schwer. Im "echten Leben" würde ich mit jemanden, der mir so kommt, nichts mehr zutun haben wollen, schließlich sind alle volljährig und im Besitz ihrer geistigen Kräfte (in Bezug auf Dana und Max), sodass sie tun können, was sie möchten.
Kramer redet ständig von "was er sich aufgebaut hat" - davon sehe ich nur irgendwie nix, bzw. ist das zu unspezifisch. An dieser Stelle wäre es gut, das noch genauer zu beleuchten.
Im Moment ist Kramer noch eher der Moralapostel und Dauermeckerer - vielleicht interpretiere ich das falsch, aber bei mir kommt das so rüber, als ginge es ihm in erster Line um sich selbst, bzw. sein Ansehen, seine Errungenschaften - bzgl was er "sich aufgebaut" hat.
Die Storyline um Semirs Mutter in der Türkei hatte so viel Potential, was leider größtenteils dazu verbraucht wurde, die Rassismus-Geschichte um Vicky und ihren Freund sowie die Lügerei(en) anzutreiben.
Wäre auch alles in Ordnung, wenn es eine anständige und komplette Erklärung inkl. aller Details gäbe (es benötige dafür noch nicht mal Rückblenden in Form von Bildmaterial, das man drehen müsste) und sich Semir und Familie - was sagt Andrea eigentlich dazu, dass "ihr Herz" (Danke Boris fürs Erschaffen dieser tollen Line.. auch schon wieder sechs Jahre her...) monatelang ohne Lebenszeichen weg war?! -, an einen Tisch setzen und das aussprechen, was außerhalb dieses Forums wahrscheinlich ein fetter Grund für viele Menschen war, nach Herbst 2019 nochmal einzuschalten...
Zum Intro: ganz klar ein Versuch, sich an internationale Serien anzupassen, sogar die neue Melodie von Nik und Jaro ist toll, aber sie passt einfach nicht zu diesem Intro, bzw. zur Serie . Eine fetzigere Variante davon und ein paar schnelle Schnitte ins Intro würden mir viel besser gefallen.
In der kommenden Staffel MUSS Andrea vorkommen - Vicky muss nicht wie Paul zum Abendessen vorbeikommen, aber es sollte ganz klar werden, dass Semir nicht nur Dana und seine Mutter hat. Das konsequente Ausblenden von Andrea und den anderen Kindern kann ich mir nur so erklären, als das die Produzenten sich für die erste Staffel der Neuausrichtung dachten, dass es klug sei, nur die allerwichtigsten Figuren aufzustellen und zu erzählen, um ohne "Altlasten" in eine neue Ära starten zu können.
Das selbe gilt für Hartmut, wo ist der? Meine aufgestellte Theorie bzgl Andrea kann natürlich auch so für ihn gelten, aber ich würde mich sehr freuen, ihn nächstes Jahr wiederzusehen, dann aber bitte mit Erklärung.
Die Backstory um den Rassismus gefällt mir sehr gut und kann (und wird) nächste Staffel gerne fortgesetzt werden, aber BITTE ohne dieses ständige Misstrauen und die Lügerei.
Es ginge auch ohne. Mir ist schon bewusst, dass dies der einfachste Weg ist, eine solche Story zu transportieren, aber hey - die Autoren haben jetzt viel Zeit und Brune und Frauenhoff sind geniale Headautoren, denkt euch was aus, löst das anders, es muss trotz aller Veränderung einen festen PAST-Kern geben, der sich vertraut und füreinander einspringt.
Und zuletzt: Zum ersten Mal in der Seriengeschichte waren Franco Tozza und Christian Paschmann für alle Folgen dieser Staffel verantwortlich, sodass diesbezüglich ein roter Faden in der Machart aller Folgen zu erkennen war, aber Heiko Schmidt war ganz stolz drauf, dass die Folgen unberechenbarer geworden sind, nach dem Motto "von Anfangsstunt, dann Mittelstunt und am Ende der Endstunt verabschieden wir uns" ist für mich persönlich schlimmer, als die geringe Actiondichte. Das ganze mal zu variieren - ok, aber ich empfinde das so, als dass ein Stück Struktur innerhalb einer Folge (einer Staffel...) fehlt, die die Folge(n) umschließt und den Rahmen vorgibt. Ich muss mir noch überlegen und die Staffel auch noch ein zweites Mal schauen, im Moment bin ich unsicher, wie ich das in Worte fassen soll (ist ja nur mein Empfinden), aber weiß vielleicht jemand, so ungefähr was ich meine?
Alles in allem schaue ich zuversichtlich und gespannt auf die Entwicklung, die die Serie innerhalb dieser kurzen Zeit gemacht hat und freue mich, wenn RTL (hoffentlich!) bestätigt, dass es nach Frühjahr '21 weitergeht.