Tödliches Öl


  • Prolog



    „Jetzt hab ich’s!“ Annelie, die gemeinsam mit Ben in seinem silbernen Mercedes sass, sah ihren Freund verwundert an. „Aha, und was?“, fragte sie und blickte auf ihren nagelneuen Ausweis als Hauptkommissarin des zweiten Teams der Alarm für Cobra 11. „Einen Fussball, ich schenke ihr einen Fussball! Das ist doch was Perfektes für eine Taufe!“ Annelie legte ihren Ausweis wieder zurück in die Tasche. „Na klar. Ben, deine kleine Patennichte ist erst ein paar Monate alt! Da hat sie natürlich Bock Fussball zu spielen – außerdem ist sie ein Mädchen!“ Ben zuckte mit den Achseln und überholte einen schwarzen Mini. „Die besten Fussballspieler sind unsere Frauen, die haben jedenfalls mehr Titel in letzter Zeit geholt!“ Annelie schüttelte mit dem Kopf und verschränkte die Arme. „Jedenfalls, lass dir etwas besseres einfallen okay?“ Ben verdrehte die Augen. „Ja oh strahlende neue Göttin der Autobahnpolizei!“ Annelie küsste ihm auf die Wange. „Schön siehst du es ein!“, säuselte sie und Ben schenkte ihr einen kurzen Blick mit einem Lächeln.
    Er bog in die Einfahrt zum Parkplatz ein und stellte den Wagen ab. Gemeinsam stiegen sie aus und Annelie sah auf das graue Gebäude. Das war er also – ihr neuer Arbeitsplatz. Unfreiwillig musste sie an Emanuel – ihren ehemaligen Partner, denken. Ben bemerkte dies. „Wollen wir, Hauptkommissarin Zaugg?“ Sie nickte und folgte ihm.


    Im Büro kamen direkt Hotte und Dieter auf sie zu. „Du bist also Annelie!“, sagten sie begeistert und musterten sie. „Hey, sie ist kein Ausstellungsstück!“, protestierte Ben und legte einen Arm um sie. „Nein, aber deine Freundin“, erwiderte Hotte und gab ihr freundlich die Hand. „Hotte mein Name, friedlicher dicker Bär mit grossem Herzen.“ Annelie musste lächeln. „Sehr erfreut!“ Hotte drehte sich um. „Und das ist Dieter. Das grosse Mädchen für alles!“ Der Angesprochene verdrehte die Augen, und gab ihr ebenfalls die Hand. „Na toll…wollt ihr sie mir etwa abluchsen?“ Ben drückte sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Keine Küsse während der Arbeit!“ Hinter ihnen tauchte Semir auf und umarmte Annelie kurz zur Begrüssung. „Willkommen an Bord“, sagte er warm. „Danke Kumpel…“ In dem Moment ging die Türe zum Büro auf. „Frau Zaugg?“, erklang die Stimme von Kim Krüger.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 1. Kapitel - Schrecken ohne Ende


    BP-Tankstelle, direkt hinter einer zu BP gehörenden Raststätte. Ein Tankfahrzeug des britischen Benzinkonzerns rollt auf die Tankstelle zu. "Morgen Gregor...bringst uns mal wieder Nachschub?", wollte Roland, der Inhaber der Tankstelle wissen. "Jepp...ihr habt ja geordert und hier ist die nächste Ladung...", meinte der ältere Mann und holte schon einen der Schläuche aus einem Fach unter dem Tanker. Er merkte nichts vom Gegenstand, der unter seinem Lkw hing. "So, dann werde ich mal anschließen.", meinte er und drehte die Leitung auf. Plötzlich ertönte ein lautes Piepsen und im nächsten Moment schlug ihm ein riesiger Feuerball entgegen, der ihn zwölf Meter weit durch die Luft schleuderte. Die Explosion riss den Lkw entzwei, entzündete das Benzin. Doch damit nicht genug. Die Tankstelle, die Zapfsäulen und die daranstehenden Fahrzeuge lösten sich in einer weiteren Explosion in Schutt und Asche auf. Die entflammte Flüssigkeit lief von der leicht abschüssigen Straße und fraß sich durch die Löcher der Leitplanke. Alle Spuren der Autobahn wurden mit diesem brennenden Teppich überzogen. Die Fahrzeuge, die durch diesen Teppich fuhren, konnten nicht mehr stoppen. Ihre Reifen entzündeten sich und wurden zu brennenden Fackeln. Nicht weniger als fünf Autos explodierten und wurden zu großen, fackelgleichen Geschossen in die Luft getragen. Einzelne Trümmerteile schlugen wie große Rasiermesser in die Fahrbahn ein und verursachten Massencrashs. Doch damit nicht genug. Nur kurze Zeit danach, gab es eine weitere Explosion. Das Restaurant wackelte und die Menschen liefen schreiend durcheinander, als die Scheiben barsten und die Glassplitter durch die Luft zischten. Viele wurden von ihnen getroffen, fielen zu Boden und hielten sich die Wunden mit den Händen fest. Die ganze Anlage, Raststätte, Tankstelle und Autobahn waren ein einziges Schlachtfeld.


    Dr. Peter Brammel, Vorstandsvorsitzender und Chef der BP-Gesellschaft in Deutschland, saß an seinem Schreibtisch, rauchte und las Zeitung. Immer wieder blätterte er das Wirtschaftsmagazin um, nahm dabei einen kräftigen Zug und stieß kleine Rauchringe in die Luft aus. Plötzlich erschrak er. Ein starkes Klopfen war an der Tür zu hören. "Ja...ja bitte?", bat er und legte den Zigarettenstummel in den Aschenbecher. "Herr Brammel, hier ist ein Brief für sie abgegeben worden.", erklärte seine Sekretärin und legte einen großen Briefumschlag auf den Tisch. "Danke...", meinte er nur und nahm sogleich seinen Brieföffner, ratschte die Lasche durch und zog ein Blatt hervor, dann noch ein Foto. Brammel erschrak, als er die vielen ausgebrannten Autos und das verkohlte BP-Zeichen. "Was soll das denn?", knurrte er und las den Zettel. "Wir sind die Kinder der Erde und sie haben gegen das Gesetz der Natur verstoßen. Sie werden nun dafür bestraft werden.", las er. Sofort traten Schrecken in seine Augen und seine Hände gingen schlagartig zum Telefon.


    ...

  • 2. Kapitel - Lukas




    Annelie betrat Kim Krügers Büro. Ihr Herz pochte heftig und die Nervosität raubte ihr beinahe den Verstand. An sowas, würde sie sich wohl nie gewöhnen können. Sofort stach ihr ein junger Mann ins Auge - kaum grösser als sie. Er trug das Haar, wie Ben, etwas länger und trug einen modischen Johnny Depp Bart. Er lächelte Annelie an und ging auf sie zu. Kim Krüger ergriff das Wort. "Annelie Zaugg, darf ich Ihnen Ihren Partner, Lukas Steiner, vorstellen?" "Ist mir eine Freude", Lukas Stimme war frisch, angenehm und lebensfroh. Annelie hatte seine Geschichte von Ben erfahren gehabt. Es war kaum zu glauben, dass dieser junge Mann im Rollstuhl gesessen hatte. "Mir auch - auf eine gute Zusammenarbeit!" Sie gaben sich die Hand und dutzten sich sogleich. "Gut", Frau Krüger wies auf die Stühle, die sich gegenüber ihrem Schreibtisch befanden, "bitte setzten Sie sich." Sie nahm eine Kiste hervor und verteilte zuerst die Dienstwaffen. Beide erhielten eine Walther P88 - genau die Dienstwaffe, die auch Semir besass. Annelies ihre strahlte ebenfalls in hellem Silber, Lukas ihre hatte ein mattes Schwarz. Danach ging es an die Dienstautos. "Frau Zaugg - Ihre ist eine silberne Alfa Romeo Spider. Herr Steiner, Sie bekommen einen Audi A9", beide wollten den Schlüssel nehmen, als Krüger kurz innehielt, "und ich möchte die Autos ganz haben!" Beide nickten mit einem Grinsen und in diesem Moment klingelte das Telefon. Die Chefin entschuldigte sich, nahm ab und ihr Gesicht verdunkelte sich. Als sie abhängte, sah sie die Beiden an.


    "Sieht so aus, als hätten Sie ihren ersten Fall, eine riesige Explosion. Grosse Sache, Sie werden zum Eingewöhnen mit Gerkhan und Jäger ermitteln - sofern es möglich ist!" Mit strengem Blick sah sie zu Annelie, die beide Augenbrauen hochzog. "Keine Sorge", versicherte diese, ich kann dies ausseinanderhalten!" Frau Krüger nickte zufrieden und sah den Beiden zu, wie sie ihre Waffe in die Halfter steckten. Gemeinsam gingen sie heraus und betraten das Büro der Beiden anderen. "Meine Herren...es gibt zu tun!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 3. Kapitel - Erster Einsatz


    Nachdem sich beide Teams in ihre jeweiligen Wagen gesetzt und von Kim die augenweitende Beschreibung des Einsatzes bekamen, fuhren sie auf die Unfallstelle zu. Schon von weitem sahen sie die immer noch in den Himmel aufsteigende schwarze Rauchsäule des Feuers, dass die Feuerwehr krampfhaft versuchte, in den Griff zu bekommen. "Oh man, was ist denn da passiert?", stieß Semir nur aus. "Scheinbar hat da jemand umsonst tanken wollen.", versuchte Ben zu scherzen. Doch dies ging nach hinten los, als er die ersten, am Rand parkenden Leichentransporter sah, die mehrere Leichensäcke abtransportierten. Die Gesichter der Bestatter, soweit Ben es aus seinem Beifahrerfenster beobachten konnte, waren gebrochen. "Was ist hier nur passiert...", stieß Semir aus und parkte seinen BMW hinter einem der Feuerwehrwagen. Der AudiA8 von Lukas und Annelie kam gleich dahinter zum Halten. Beide Teams stiegen aus und wollten auf die Absperrungen hingehen, als ihnen ein Feuerwehrmann mit bösem Gesicht entgegenkam. "Was soll das? Können sie uns nicht in Ruhe unsere Arbeit machen lassen? Müssen sie auch noch gaffen?", fauchte er wütend die vier Menschen an, reagierte sich erst dann ab, als er vier Dienstausweise unter der Nase hatte. Annelie zeigte ihren noch voller Stolz und mit fester Hand.
    "Gerkhan, Jäger, Zaugg und Steiner von der Autobahnpolizei. Was ist hier passiert?", wollte Semir wissen und hob für die anderen die Absperrung hoch. "Das kann ich ihnen sagen, ein Tanklaster ist mitten in einer belebten Tankstelle explodiert und hat mehrere Menschen mit in den Tod gerissen. Das brennende Benzin lief auf die Autobahn und hat dort ein wunderbares Chaos angerichtet, wie sie sehen.", erklärte der Brandmeister. "Was ist mit der Raststätte?", fragte Lukas plötzlich und sah sich um. "Tja, die hat es auch entschärft. Leider wissen wir da noch nicht, was es war. Wie sie sehen, sind wir noch am Löschen. Aber ihre Techniker sind schon am Wrack des Lkws zugange.", erklärte der Feuerwehrmann und entfernte sich dann. "Okay...Anne und Lukas, ihr kümmert euch mal bitte um das Wrack und wir sehen uns am Restaurant um.", bestimmte Semir und entfernte sich mit Ben.


    "Du musst Annelie sein.", begrüßte Hartmut die junge Frau und streckte ihr seine behandschuhte Hand entgegen. Sie lächelte nur und nahm den Ellbogen. "Ich will ja keine Spuren vernichten.", erklärte sie lachend, während sie Hartmut ansah. "Okay, akzeptiert.", lachte der Rotschopf und sah dann, wie sich Lukas am hinteren Teil des noch übrigen Tanklasters umsah. "Könnte das hier ein Zünder sein?", fragte der junge Kommissar und holte eine kleine, verkohlte und deformierte Box hervor, an der noch ein Antennenansatz und eine Leuchte leicht zu erkennen war.


    ...

  • 4. - KaBumm


    "Könnte gut sein", stimmte Hartmut zu und sah sich das Ding an. Immer wieder hob er es, wendete es oder drehte es um. Annelie und Lukas sahen es dabei immer wieder an und der Jüngere zuckte auf, als es zu Blinken begann. "Ähm Hartmut...", murmelte er und der Rothaarige sah auf die Leuchte und liess das Ding auf den Boden fallen. Der kleine Kasten begann wie verrückt zu vibrieren, piepen und Annelie schaltete sofort. "Alle weg! Verdammt! Alle weg vom Tatort!" Lukas packte Hartmut unter den Achseln, zog ihn hoch und zusammen mit dem KTU-Team rannten sie los. Die Luft brannte alle in den Lungen und Hartmut wimmerte sogar. Annelie gab ihm einen kleinen Anschubser, doch dann übersah sie ein Bruchstück und stolperte. Mit einem grellenden Schrei ging sie zu Boden. Lukas hörte dies, drehte sich um und rannte auf sie zu. "Kommen Sie Annelie!" Er half ihr hoch und als das Piepen unerträglich war stellte er sich hinter sie und sofort wurden sie von der Druckwelle erfasst. Brutal wurden sie zu Boden gedrückt und hielten sich die Hände über den Kopf.
    Ben und Semir zuckten auf, als es knallte und eine riesige Flammen kurz erleuchtete. Sie sahen sich an. "Scheisse! Annelie und Lukas!" Semir zog Ben mit sich und sie rannten Richtung Ausgang.
    Annelie öffnete langsam die Augen, die sie vor Schock fest zugekniffen hatte und das Erste was sie erblickte, war der angerissene Pulloverarm von Lukas, wo eine Blutspur den Arm entlang lief. "Alles in Ordnung?", fragte Lukas keuchend und richtete sich auf, damit auch Annelie wieder zu Luft kam. "Ja...ja bis auf einen Kratzer schon!" An ihrer Wange befand sich eine Schürfwunde.


    "Leute!" Ben und Semir kamen auf die Beiden zu und die jungen Kommissare standen auf. Lukas hielt sich dabei am rechten Oberarm und verzog kurz das Gesicht. Rauchende Teile hatten den Boden gepflastert. Ben rannte sofort auf seine Lebensgefährtin zu und musterte sie genau. "Alles in Ordnung?" Annelie nickte. "Ich schon!" Sie blickten Beide zu Semir, der Lukas sofort den Arm ansah und dabei wieder seinen väterlichen, besorgten Gesichtsausdruck hatte. "Ist nicht schlimm", murmelte Lukas und sah seinem "Mentor" zu, wie er den Riss im Pullover weiter aufriss und eine beachtliche Schnittwunde den Oberarm zierte. Knapp unterhalb der Schulter, zog sich eine tiefe Linie über die ganze Armbreite. Annelie löste sich von Ben und ging auf ihren Partner zu. "Danke...", murmelte sie und Lukas nickte. "Wir sind doch Partner...Zau..." Annelie winkte ab. "Bitte...erstens dutzen wir uns ab jetzt und zweitens bin ich Annelie oder Anne." Lukas lächelte erleichtert und knickte dann ein. Rechtzeitig konnten Annelie und Semir ihn auffangen. "LUKAS!" Semirs Stimme war laut und hoch. "Schatz, ruf bitte einen Arzt...es müsste doch noch einer da sein!" Ben nickte und rannte sofort los.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 5. Kapitel - Erkenntnisse


    Tatsächlich war noch einer vor Ort. Und was für einer. Ein junger, zitternder und nervöser Assistenznotarzt, der scheinbar gerade seine Ausbildung abgeschlossen hatte. "Okay, ganz ruhig...sie...sie haben...oh mein Gott...", stieß der junge Mediziner aus und drehte sich angewidert weg. "Man, können sie unserem Kollegen jetzt helfen oder nicht?", fauchte Semir und hätte dem Arzt am Liebsten die Instrumente aus der Hand gerissen und selbst an Lukas herumgeschnippelt. Doch Ben hielt ihn zurück. "Er... er hat eine Menge an Blut verloren. Er muss sofort in ein Krankenhaus. Der Splitter hat hoffentlich keine Organe verletzt.", kam es nur vom Notarzt. "Was heißt hier HOFFENTLICH?", fauchte Semir und wollte den Mediziner anspringen. Annelie und Ben mussten ihn zurückhalten. "Beruhigen sie sich. Ich lasse ihn gleich ins Krankenhaus bringen.", meinte der Arzt und entfernte sich kreidebleich. "Dieses kleine...", fauchte Semir, als sie Lukas per Helikopter rausflogen. "Wichtiger ist jetzt, warum das Ding hier explodiert ist.", stieß Ben aus. Hartmut nickte nur. "Tja, das ist nicht schwer. Das Ding war eine Doppelbombe. So konzipiert, dass es zwei Sprengsätze auslösen kann.", erklärte er. "Hast du schon eine Idee, wie?", wollte Semir wissen und versuchte, seine Gefühle zu zügeln. "Lasst mir etwas Zeit.", meinte er und entfernte sich dann. "Okay...ich will aber so schnell wie möglich wissen, was hier passiert ist.", rief Semir ihm hinterher. "Ja, ich beeile mich ja.", kam es nur als Antwort zurück. Plötzlich klingelte Semirs Handy.


    Karl Hobler sah mit einem Auge auf die Nachrichten. Alle Fernsehkanäle brachten etwas über die Explosion auf der Autobahn. Das war ein sehr harter Schlag. Viele Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein. Die Reporterin vor Ort sprach von mindestens 21 Toten und 54 Schwerverletzte. Das waren harte Zahlen, aber im Kampf um die Rettung der Erde waren dies Peanuts im Vergleich zu all den toten Tieren, ausgerotteten Pflanzen oder zerstörter Lebenswelten. Die neueste Ölkrise im Golf von Mexiko zeigte doch mal wieder mit wieviel Desinteresse gegenüber der Welt diese großen Ölmagnaten und Multibosse handelten. Hoblers Organisation war zwar klein, 38 Männer und Frauen, aber alle kämpften mit voller Leidenschaft für die Sache. Er würde diesen Boss von BP schon zu einem Eingeständnis der besonderen Art zwingen. Er würde ihn zum Selbstmord zwingen, doch vorher würde er ihn bluten lassen. Sehr viel Blut sollte noch fließen, ehe sein Kampf zu Ende war.


    ...

  • 6. Kapitel - "Partner?", "Partner!"


    "Ben?"
    "Ich werde zum Krankenhaus fahren. Schliesslich geht's Lukas wegen mir so schlecht!" Ben nickte und küsste seiner Geliebten auf den Haarschopf. "Versteh' ich. Meld' uns bitte, wie der Stand der Dinge ist." Annelie gab als Antwort einen Kuss und stieg in ihren Dienstwagen. Der junge Arzt hatte was vom Marienkrankenhaus geschwafelt gehabt, also musste er dorthin gebracht worden sein. Eine Scherbe hatte sich knapp neben der Wirbelsäule in das Fleisch gebohrt gehabt, wenn nicht sogar noch tiefer. Annelie verstand Semirs Sorge, zumal der Junge schon mal gelähmt war durch einen Einsatz. Und nun war sie vielleicht daran Schuld, dass er es wieder war. Ihr Inneres verkrampfte bei diesem Gedanken und sie schüttelte kurz mit dem Kopf, bevor sie in die Einfahrt fuhr und ihren Wagen parkte. Sie stieg aus und ging mit hastigen Schritten Richtung Eingang. Ihre Lederstiefel kratzen an der nackten Haut und die Jeans darüber fühlte sich in diesem Moment ebenso unwohl an. Sie hätte wohl den bequemsten Anzug der Welt tragen können, sie hätte sich schlecht darin gefühlt. Sie lief schnurstraks auf den Empfang zu, wo eine Dame kurz vor der Pension hockte. Sie sah auf und Annelie erblickte eine Brille mit Gläsern, so dick wie Flaschenböden. "Kann ich Ihnen helfen?" Die Stimme der Schwester war grossmütterlich und warm, doch dies half Annelie nicht, sich besser zu fühlen. Sie kramte in ihrer Hosentasche und zog ihren Ausweis hervor. "Zaugg, Autobahnpolizei, mein Partner, Lukas Steiner, wurde hier her gebracht, wenn ich den Worten des Arztes glauben kann!" Die Schwester nickte. "Der Junge hatte Glück, die Scherbe hat zwar eine Aterie verletzt, doch drang sie nicht weiter in den Körper. Es ist eine überdimensionale Schnittwunde sozusagen! Er ist bereits in einem Zimmer. Wollen Sie zu ihm?"


    Annelie atmete tief durch, als die Schwester, die sie hinbegleitet hatte, die Türe öffnete und sofort der Geruch von Sterilisierungsmittel ihre Nase erfüllte. "Er ist jedoch sehr schwach und gerade aufgewacht, gönnen Sie ihm Ruhe!" Annelie nickte und die Schwester schloss die Türe hinter sich. Annelie setzte sich ans Bett und wurde von zwei leicht geöffneten Augen begrüsst. Ihr Partner wirkte bleich, durch den Blutverlust, seine Haut war mit Schweissperlen bestückt und sein Haar war glanzlos. "Hey...", murmelte Lukas kratzig und lag seitlich, da sein Rücken ja verletzt war. Durch eine Kanüle in der linken Armbeuge wurde ihm Blut zugeführt und er trug eine Nasenkanüle - sicherheitshalber, dachte Annelie sich. "Dir geht es gut..." Annelie musste auf Lukas Satz hin lächeln. "Wir sind erst seit einem halben Tag ein Team und du redest schon wie nach einem halben Jahr!" Lukas grinste schwach. "Ich weiss, wie viel du Ben bedeutest. Semir hatte mir davon erzählt...deshalb konnte ich doch nicht zulassen, dass dir was passiert...Partner?" Annelie verstand wieso Lukas diesen Satz in eine Frage gewandelt hatte. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und nickte. "Partner!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 7. Kapitel - einfache Erpressung?


    Semir nahm ab. "Ja Gerkhan.", meldete er sich mit brummender Stimme. "Semir, Susanne hier...ihr sollt sofort ins Büro zur Chefin kommen. Es gab gerade einen Anruf, die Explosion betreffend.", eröffnete ihm die Sekretärin. "Ist gut, wir kommen sofort.", erwiderte der Deutschtürke nur und sah dann Ben an. "Hoffentlich schafft der Junge das ohne einen Rückfall zu bekommen.", murmelte er. "Lukas wird das schon schaffen. Du kennst ihn doch.", beruhigte Ben seinen Partner. "Ja, ich hoffe es.", meinte Semir nur und gemeinsam fuhren sie dann ins Büro zurück. Schnurstracks gingen sie zur Chefin und erstatteten Bericht.
    "Den letzten Angaben zufolge sind 23 Menschen ums Leben gekommen und 54 schwer verletzt. Ich hoffe, das sind die letzten Zahlen, die wir erhalten.", meinte Semir niedergeschlagen und ließ damit seinen Bericht enden. Kim konnte es nicht fassen. Dreiundzwanzig Menschen auf einmal...selbst für die so harte Kriminalkommissarin war dies eine unvorstellbare Zahl. "Verdammt...", kam es nur von ihr. Einige Minuten herrschte bedrücktes Schweigen. "Chefin, sie haben...es soll einen Anruf gegeben haben?", fragte Ben vorsichtig nach. "Ja, das stimmt. Ein Dr. Peter Brammel hat angerufen. Das ist der Chef von BP Deutschland. Direkt nach der Explosion ging ein Erpresserbrief bei ihm ein, inklusive eines Videos. Fahren sie hin und holen sie es ab. Ich will diesen Kerl erwischen, der dafür verantwortlich ist.", fauchte sie und schon im nächsten Moment waren Ben und Semir aus dem Büro verschwunden.


    Peter Brammel sah sich das Video immer und immer wieder an, während er mit seinem großen Chef telefonierte. "Ja...ja, jetzt haben sie hier auch zugeschlagen. Die Nachrichten sprechen von mehr als zwei Dutzend Toten und über 50 Verletzten.", gab er durch und wurde durch das Klopfen seiner Sekretärin unterbrochen. "Herr Doktor...hier sind zwei Herren der Autobahnpolizei.", gab sie vorsichtig bekannt. "Sollen reinkommen.", meinte er und legte auf, nachdem er seinem Gesprächspartner versichert hatte, er würde zurückrufen. Zwei Männer, einer klein und von dratiger Figur, der andere groß und rebellisch aussehend, traten ins Büro des Mannes. "Gerkhan und Jäger von der Kripo Autobahn.", stellte sich Semir vor. "Peter Brammel, Vorsitzender von BP Oil in Deutschland." Die Männer gaben sich die Hand. "Unsere Chefin sagte, sie haben ein Erpresservideo und ein Schreiben bekommen? Zeigen sie uns beides mal bitte.", bat Ben und schon sahen alle auf den Fernseher.


    ...

  • 8. Angst um Lukas


    Annelie lachte und hielt sich dabei die Hand vor den Mund. "Das hätte ich Semir gar nicht zugetraut!" Lukas grinste. "Aber du musst mir glauben. Er hatte panische Angst vor dieser Schlange! Jedenfalls damals, als ich mit ihm in den Zoo gegangen bin!" Lukas war froh dass Annelie da war. Auch wenn die Wunde nicht schwer war, wenn man der Schwester glauben schenken konnte, so machte ihm alles Angst, was den Rücken betraf. Und Annelie bemerkte dies. "Alles wird gut Partner...", sagte sie und strich ihm über die Schulter. Er lächelte. "Das einzig Dumme ist, dass ich nicht auf dem Rücken liegen kann. Tut einfach zu sehr..." In diesem Moment hörte Lukas auf und begann zu zittern. Er verzog das Gesicht und begann bitterlich zu wimmern. "Lukas?", fragte Annelie besorgt und stand auf, um sich über ihn beugen zu können. Doch Lukas reagierte nicht, sondern weinte beinahe schon vor Schmerz und Annelie musste handeln. Sie betätigte den Notfallknopf und es dauerte keine zwei Minuten, und schon war ein Arzt mit Assistenten anwesend. Sie baten Annelie, nach draussen zu gehen und diese fügte sich eher unfreiwillig ihrem Schicksal. Sie ging zur Terrasse des Krankenhauscafes und genehmigte sich eine Zigarette. Als sie die Kippe im Mund stecken hatte, nahm sie ihr Handy hervor und wählte eine bestimmte Nummer. Diese Person musste es wissen. Ansonsten, hätte sie für Ewigkeiten ein schlechtes Gewissen. Und das, wollte sie sich absolut ersparen, das konnte sie nicht gebrauchen.


    Der Arzt beugte sich über Lukas. "Herr Steiner? Können Sie mich hören?" Lukas nickte zögerlich und öffnete die Augen. Er sah den Doktor mit tränenerfüllten Augen an. "Meine Beine....mein Rücken..." Als ehemaliger Gelähmter hatte Lukas vor solchen Symptome immer Angst. Er wollte nicht in den Rollstuhl zurück. Zu sehr hatte er sich auf die Arbeit als Polizist gefreut gehabt. Und nun sollte alles wieder vorbei sein? Nein! Bitte, alles nur das nicht. Der Arzt bemerkte die Angst seines Patienten und legte eine Hand auf seine Schulter. "Keine Sorge Hauptkommissar Steiner, wir bringen Sie nun erstmal zur Untersuchung in das MRT und dann sehen wir weiter!" Er nickte seinem Assistenten zu und dieser verstand. Er lief hinaus um eine Schwester zu holen, die ihnen helfen konnte.
    Lukas krallte sich an sein Kissen und weinte bitterliche Tränen. Das konnte doch nicht wahr sein! Was hatte Gott gegen ihn, dass er dies alles verdient hatte?

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 9. Kapitel - Spiel auf Zeit


    "Wir sind die Kinder der Erde und sie haben gegen das Gesetz der Natur verstoßen. Dafür werden sie hart bestraft werden. Wir fordern für ihre jahrelange Umweltverschmutzung ihren Tod und eine Entschädigung an die Natur in Höhe von 10 Prozent ihres Jahresgewinnes...", kam von einer schwarzen Silhouette, die vor einem Transparent mit einem brennenden Baum saß. "Sie werden diesen Betrag in vier Tagen in vier großen Koffern an vier unterschiedlichen Standorten deponieren...die Formalitäten erhalten sie in der Nacht vor dem letzten Tag. Ab jetzt bleiben ihnen genau 96 Stunden, um unsere Forderungen zu erfüllen.", erzählte die metallisch klingende Stimme auf dem Band und dann schaltete es sich automatisch aus. Semir und Ben sahen wie gebannt auf die Fernsehröhre. Ben war der erste, der sich wieder rührte. "Hab ich das jetzt richtig verstanden oder träum ich...Semir, zwick mich mal...", forderte er von seinem Kollegen, doch dieser war über die Forderung selbst noch in Trance, bis Ben ihn anstieß. "Wie hoch ist ihr Jahresgewinn in etwa?", wollte der Deutschtürke wissen. Brammel musste kurz nachrechnen. "Im letzten Jahr lagen wir bei 4,8 Millarden Euro...", erklärte er. Semir wäre beinahe umgefallen, als er sich die zehn Prozent davon ausgerechnet hatte. "Die Kerle verlangen 480 Millionen Euro und das sie sich umbringen?" Brammel nickte. "Ich habe mit meinem Chef in London schon gesprochen. Er sagt, dass wir uns nicht erpressen lassen sollen. Aber ich habe auch die Bilder der Explosion unserer Tank- und Raststätte gesehen. Glauben sie mir, wenn es möglich wäre, würde ich zahlen.", gab er bekannt.


    Ben und Semir schwiegen, als sie aus dem Büro hinausgingen. Schreiben und Video hatten sie für die KTU eingesteckt. "Man, 480 Millionen Euro...das ist das, was die Politiker jeder Bank in den Rachen werfen...", zischte Semir nur. Ben nickte nur und schwieg. Er konnte einfach nicht die Bilder der abgedeckten Leichen vergessen, die an der Raststätte und auf der Autobahn so zahlreich lagen. "Semir, wenn...wenn er nicht bezahlen darf, dann heißt das...irgendwo wird es eine weitere Explosion geben." "Ich weiß...und wir haben nur 4 Tage Zeit, um diese Kerle zu finden oder zumindest herauszufinden, wo die nächste Bombe hochgehen kann.", gab Semir trübsinnig bekannt und stieg dann in seinen Wagen. Ben nickte und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. "Fahren wir zu Hartmut, vielleicht hat der schon was und danach ins Krankenhaus. Ich will wissen, wie es Lukas geht."


    ...

  • 10, Kapitel Max


    "Gratuliere Herr Prahl, ich kann Sie offiziell als Krebsfrei einstufen!" Mit Freuden nahm Max Prahl, ein junger Journalist, den Handschlag seines Arztes an sich und lächelte dabei erleichtert. Eine lange Aufenthaltszeit im Krankenhaus war nun vorbei. Der Darmkrebs war endgültig besiegt. Er war wieder ein gesunder Mensch. "Und bitte, ich sage das wirklich in aller Freundlichkeit, kommen Sie nicht so schnell wieder!" Max lachte auf den Satz des Arztes hin und nickte. "Natürlich, ich hab's ehrlich gesagt auch nicht vor!" Er stand auf und sie gaben sich nochmals die Hand, bevor Max das Büro des Arztes verliess. Nun eine Zigarette, dachte er sich, solange hatte er keine mehr gehabt. Zur Feier des Tages, würde er sich nun eine gönnen. Er ging auf die Terrasse des Krankenhauses, die so gut wie leer war, bis auf eine junge Frau, die am Telefon sass und impulsiv mit jemanden telefonierte. "Ja Semir...wirklich, Lähmungserscheinungen", sagte sie besorgt und Max sah auf ihrer Stirn tiefe Falten. Aber es war ja nicht sein Problem. Er kramte sein Zigarettenpäckchen hervor und zog eine der Glimmstengel hervor, steckte sie in den Mund und suchte nach seinem Feuerzeug. Sein Feuerzeug! Er fand es nicht. "Na super", nuschelte er und sah, dass die junge Dame mit einer Zigarette in der Hand rumfuchtelte. Was für ein glücklicher Zufall! Er ging zu ihr und tippte sie kurz an, sie sah ihn fragend an, versuchte dabei, die Angst, die er in ihrer Stimme gehört hatte, zu überspielen. Er deutete ein Feuerzeug an und sie verstand. Sie reichte ihm ihr gifgrünes Tankstellenfeuerzeug und er bedankte sich. "Wie bitte, nur fünf Stunden, und der Typ will nicht drauf eingehen?" Max zündete seine Zigarette an und horchte auf, als sie diese fünf Stunden erwähnt hatte. "Wie...und dieser Typ von der BP lässt sich nicht umstimmen?" Max tat so, als hätte er das nicht gehört, gab ihr das Feuerzeug zurück und sah, wie sie ihre Zigarette ausdrückte. "Meinetwegen, ich bin gleich bei euch! Lukas ist sowieso noch in der Untersuchung!"


    Als sie an ihm vorbei ging sah er ihre Waffe ihm Halfter. War dieses zarte Wesen eine Polizistin? Sein journalistischer Spürsinn war erweckt. Ein Lukas würde sich also hier im Krankenhaus befinden, seine Gelegenheit! Er rauchte seine Zigarette fertig und schlich sich dann im Krankenhaus umher, um die passende Gelegenheit zu bekommen. Von den Explosionen hatte er gehört, die der BP schadeten, dazu noch die Ölkriese. Die Story wäre perfekt. Er musste angreifen. Eine junge Schwester rannte an ihm vorbei und wurde von einer älteren Arbeitskollegin aufgehalten. "Mädchen ich brauch dich", sagte sie, "Untersuchungsraum 203, Lukas Steiner." Sie nickte und lief ihr hinterher. "Ausgezeichnet", murmelte Max und rieb sich die Hände.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 11. Kapitel - Feuerpinsel


    "Hartmut...", rief Semir durch die KTU und schon tauchte der rothaarige Techniker hinter einer Versuchsanordnung auf. "Ah Hallo Jungs...", begrüßte er die beiden Hauptkommissare. "Hast du schon was gefunden, was uns weiterhelfen könnte?", fragte Ben und sah sich das ganze mit einem neugierigen Auge an. "Ja und nein...also, ich bin dabei, es herauszufinden.", erklärte er umständlich. "Keine langen Erklärungen bitte...wir haben nicht allzu viel zeit nur 96 Stunden...", entgegnete Semir grummelnd. "Was meinte eigentlich Annelie mit 5 Stunden vorhin?", fragte Ben. "Scheint, als wäre die Verbindung gestört gewesen und sie hat nur schemenhaft etwas verstanden. Wir erklären es ihr nachher im Krankenhaus.", meinte der Deutschtürke und sah dann wieder auf Hartmut. "Okay, ich hab herausgefunden, wie sie den Tanker in die Luft haben fliegen lassen. Seht ihr, dass ist der Zünder, den wir noch im Restaurant gefunden hatten. Und jetzt passt mal auf. Das hier ist eine stinknormale Autozündung.", erklärte er und drehte den Zündschlüssel im Schloss um. Sofort fing der Kasten an zu leuchten. "Äh Hartmut...ich hoffe, ihr habt ihn entschärft...", kam es nur leicht ängstlich von Ben. Semir wich langsam zurück und stellte sich hinter das breite Kreuz seines Partners. "Keine Sorge, da kann nichts mehr passieren...das Teil ist echt der Hammer. Wenn ich jetzt nämlich die Zündung ausstelle....", kam die nächste Erklärung von Hartmut und schon drehte er wieder den Schlüssel im Schloss um und zog ihn raus. Das Gerät fing wie wild an zu piepsen und wackelte hin und her. "Ohhhh...das ist nicht gut...", stieß er aus. "Alle raus hier...", schrie Semir und er und Ben packten Hartmut unter den Armen und zogen ihn mit sich. Schon donnerte es hinter ihnen und eine Druckwelle schmiss alle drei zu Boden.
    "Ich...ich hatte das Teil doch genau untersucht...", stammelte Hartmut, als sie sich wieder aufrichteten. "Man Feuerpinsel...dich kann man auch nichts alleine machen lassen.", grummelte Ben, der sich den Staub von der Kleidung und aus den Haaren wischte. "Jedenfalls wissen wir jetzt, wie es passierte...auch wenn Hartmuts ganze Technik dabei draufging.", kam es hustend von Semir. "Scheint aber nicht mehr viel Sprengstoff drin gewesen zu sein." Hartmut ging auf seine Werkbank zu, die weitestgehend in Trümmern lag, aber das meiste vom Labor nichts abbekommen hatte. "Okay, schreib uns einen Bericht. Wir sind dann auf dem Weg ins Krankenhaus.", verabschiedeten sich Ben und Semir nur.


    Lukas lag in seinem Zimmer und starrte an die Decke. Eben war die Schwester da und hatte ihm eine Spritze gegen die Schmerzen gegeben. Doch noch immer hallte das Wort "Lähmung" in seinem Kopf und wurde größer und größer. Er merkte nicht, wie jemand an seiner Tür klopfte und dann ins Zimmer kam.


    ...

  • 12. Ein schrecklicher Fehler


    Annelie fuhr auf die KTU zu, da sie Semir und Ben dort vermutet hatte. Sie sah auch, wie die Beiden auf ihren Wagen zuliefen. Sie parkte den ihren sofort und lief auf sie zu. "Wie seht ihr denn aus?", fragte sie zur Begrüssung, als sie die russverschmierten Gesichter sah und musste sich dabei ein Lächeln verkneifen - besonders beim Anblick der Frisur ihres Freundes. "Die Bombe ging nochmals hoch...", murmelte Semir knapp und schniefte dabei. Noch immer hatten sich ein paar Partikel in seiner Nase verirrt gehabt. "Allerdings war kaum noch Sprengstoff drin, nur die Technikstation unseres Feuerpinsel ist in Leidenschaft gezogen worden", ergänzte Ben hustend und klopfte sich noch immer Staub von der Kleidung. "Und Hartmut?" "Trauert, ist aber in Ordnung", antwortete Semir auf Annelies Frage. "Wie geht es Lukas?" Annelie zuckte auf die Frage der Beiden mit den Achseln. "Er hat Lähmungserscheinungen, der Arzt will ihn bald untersuchen..." Ben ging auf sie zu und roch kurz. "Hast du wieder geraucht?", fragte er mit väterlichem Unterton und Annelie zog eine Augenbraue hoch. "Das war die Erste heute...ausserdem war da noch ein anderer Raucher, dessen Gesicht ich schon mal gesehen habe, nur weiss ich nicht woher, muss aber wichtig gewesen sein?" Semir fragte nach dem Aussehen des Mannes und Annelie beschrieb ihn aufs kleinste Detail. Semirs Gesicht wurde immer blasser. "Wie laut hast du am Telefon mit mir gesprochen?" Annelie überlegte auf die Frage des Deutschtürken hin. "Normaler Redelaut würde ich sagen...wieso?" Semir packte Ben am Ärmel und schleifte ihn mit. "Das war Max Prahl!", stiess er hervor und Ben schaltete. "Was? Dieser berühmte Journalist?" Annelies Augen wurden gross. "Ich und Ben fahren zum Krankenhaus um Schlimmeres zu verhindern! Du fährst zurück in die PAST! Dort warten Susanne und die Chefin auf dich!" Annelie nickte zögernd und sah nur noch, wie die Beiden davon fuhren. Danach, kickte sie voller Wut gegen den Reifen. "Scheisse!"


    Lukas wartete in seinem Zimmer auf den Arzt. Eine Schwester war vorbeigekommen und hatte ihm zur Beruhigung ein Mittel gespritzt gehabt. Tatsächlich fühlte er sich leichter, doch die Sorge war da. Er strich sich durchs Haar und sah aus dem Fenster. Ein leichter Regen begann einzusetzten und die Tropfen peitschen gegen das Glas der Scheibe. In diesem Moment klopfte es und Lukas bat den Besucher gedankenabwesend herein. "Lukas? Dürfte ich mit ihnen sprechen?" Lukas war verwirrt über diese fremde Stimme, drehte sich um und blickte direkt in das Gesicht von Max Prahl.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 13. Kapitel - ein neuer Faktor


    Annelie war zurück ins Büro gefahren und kümmerte sich um die Akten zu diesem Fall. Sie hatte alle von Ben und Semir gesammelten Informationen vor sich liegen. Auch Hartmut hatte den Bericht, nachdem er sein Labor wieder auf Vordermann gebracht hatte, durchgeschickt. In Annelies Gehirn arbeitete es. In Hartmuts Bericht stand, dass die Bombe schon am Tanklaster befestigt war, als der Lkw sich in Bewegung setzte. Was wäre, wenn es der Fahrer selbst war? Ein Versuch war es doch immerhin wert, dachte sie nur und fuhr los. Schon bald stand die vor der Wohnung des Mannes und blickte mit Entsetzen auf das Türschloss. Es war aufgebrochen. "Verdammt...", zischte sie nur und sah sich um. Typisch, warum musste sie auch alleine gehen, dachte sie nur und gab der Tür einen leichten Stoß mit dem Fuß. Die Waffe immer voran, schlich sie sich in die Wohnung hinein. Sie tat, was sie gelernt hatte, bei solchen Situationen. Sie durchsuchte jeglichen Raum, schaute hinter jeder Tür. Doch da war niemand. Dann ging sie ins Wohnzimmer und sah sich dort um. Alles war aus den Schränken und Schubfächern geräumt. Was war denn hier passiert?, dachte sie nur. Wenn das ein einfacher Lastfahrer war, dann fresse ich einen Besen, knurrte sie und steckte ihre Waffe weg. Plötzlich wurde sie von hinten gepackt. Sofort wehrte sie sich, nahm den Arm des Mannes und schwang den Burschen über ihre Schulter. Der Couchtisch ging zu Bruch, doch der Angreifer hatte noch nicht genug. Er kam wieder auf sie zu und griff an. Doch Annelie war schneller, ergriff wieder den Arm und schleuderte ihn gegen den großen Schrank. Benommen sackte ihr Gegner zusammen. Sofort ließ sie die Handschellen einrasten und zog die Kapuze ab. "You?", stieß sie verwirrt aus und sah auf den am Boden liegenden Mann.


    "Was? Ich...was wollen sie von mir?", wollte Lukas wissen, als er den Mann mit dem Drei-Tage-Bart und den hellbräunlichen Augen, die einen verschmitzten Blick hatten, an der Tür stehen sah. Sein schulterlanges Haar war nach hinten gekämmt. "Wissen sie, wer ich bin?", wollte Max wissen. "Natürlich...sie sind Max Prahl, der berühmte Journalist...aber, ich hasse Wiederholungen, was wollen sie von mir?", wollte Lukas wissen. "Nun, wie wäre es mit einigen Informationen...darf ich fragen, warum sie hier liegen?"


    ...

  • ...





    Annelie liess von dem Mann ab. Sie starrte direkt in das Gesicht von Joshua, ihrem Freund aus England. Sie löste sofort die Handschellen. "Du hast mich auch schon freundlicher begrüsst...", murmelte dieser und richtete sich auf, dabei hielt er sich den Arm und seufzte, "und den Arm ausgerenkt hast du mir auch noch!" Annelies Blick wurde streng. "Entschuldigung, das nächste Mal könntest du mich auch vorwarnen! Was sollte das vorhin überhaupt?" Joshua sagte nichts. "Lass' mich raten, dein Cousin hat seine Hände im Spiel oder?" Wieder nichts. "Gut wie du willst!" Annelie packte Joshuas Arm und renkte ihn mit einer gewiss' gewollten Brutalität wieder ein. Dieser schrie kurz und in einem abnormalen hohen Ton. "Und nun gehen wir brav auf's Revier Freundchen, freu' dich schon Mal auf eine Anklage wegen Einbruchs!" Joshua rieb sich den Arm und gab immer wieder undefinierbare Laute von sich. Doch bei Annelies Satz, weiteten sich seine Augen und er sah sie geschockt an. "Das würdest du nicht tun, ich kenne dich!" Annelie rastete die Handschellen wieder ein und stiess Joshua aus der Wohnung, sie hinterliess eine Visitenkarte für den Fahrer mit ihrer Versicherungsnummer. "Oh da kennst du mich aber schlecht!", zischte sie und schob ihn zu ihrem Wagen. Joshua wimmerte dabei immer wieder, da sein Arm schmerzte und es in der Schulter immer wieder pochte. "You're so mean!", flüsterte er als er auf der Rückbank sass und Annelie vorne einstieg. "Wie du meinst", murmelte sie und startete den Motor. Sie fuhr aber nicht Richtung PAST, sondern zur englischen Botschaft. Sie brachte es doch nicht übers Herz, ihn direkt zur Polizei zu bringen.


    Christopher Holmes staunte, als sein Sekretär mit angsterfüllter Miene einen Besucher um diese Uhrzeit ankündete. Er bat ihn, den späten Gast einzulassen und war noch perplexer, als zuerst Joshua eintrat, an seinem Hinterkopf die Mündung einer Pistole. Den Halter der Waffe konnte er zwar nicht sehen, doch den Schritt kannte er inzwischen genau. "Was soll das werden wenn's fertig ist Anne?", fragte er in seinem typischen, leicht arroganten Ton und hinter Joshua tauchte die Deutschschweizerin auch auf. "Das sollte ich dich fragen Chris?" Der Engländer hörte sofort die Wut in Annelies Stimme und atmete kurz durch. "Würdest du bitte die Waffe von meinem Cousin wegnehmen?" Annelie schnaubte. "Dein Cousin, hat mich in einer Wohnung angegriffen in die er eingebrochen war! Was habt ihr beide wieder angestellt? Was habt ihr mit diesem BP-Fall zu tun?" Chris hob einen Finger und wippte ihn hin und her. Dabei machte er kleine zischende Geräusche. Nach dieser Aktion, steckte er sich seine Pfeife in den Mund. "Schätzchen, dass kann ich dir nicht verraten!" Annelie stiess Joshua gegen den Schreibtisch, noch immer mit den Handschellen gefesselt. "Glaub' ja nicht, dass wir damit durch sind", fauchte sie und lief Richtung Ausgang. "Wo ist der Schlüssel zu den Handschellen?", fragte Chris schreiend und Annelie drehte sich mit einem Lächeln im Gesicht um, dabei äffte sie Chris' Geste nach und sagte. "Schätzchen, dass kann ich dir nicht verraten!" Danach war sie verschwunden.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 14. Kapitel - neue Spuren


    Lukas zog sich die Decke bis zum Hals hoch. "Ich bin hier nur zum Durchchecken.", flunkerte er nur. Max lachte auf. "Wirklich? Also, danach sieht es aber nicht aus. Eher nach etwas mit der Wirbelsäule. Sie liegen hier ja auf der Spezialstation dafür.", meinte der Journalist nur und setzte sich auf die Bettkante. Der junge Polizist atmete tief ein. "Okay, ich rate einfach mal so ins Blaue...es hat was mit der Explosion an der BP-Tankstelle zu tun.", meinte Max nur und grinste kurz, als er sah, dass Lukas die Augenbrauen aufzog. Ein Zeichen, dass er auf der richtigen Spur war. Doch ehe Max weiter fragen konnte, öffnete sich die Tür und zwei Mann kamen hineingestürmt. "Okay, das reicht, Prahl...sie haben hier nichts zu suchen.", stieß der Kleinere von Beiden aus. Max drehte sich um und formte seine Lippen zu einem kurzen, aber schwungvollem Lächeln. "Semir Gerkhan...sie habe ich ja lange nicht mehr gesehen.", grinste er nur.
    "Ihr...ihr kennt euch?", fragten Ben und Lukas fast gleichzeitig. "Allerdings...er war vor einigen Jahren mal in einem Fall verwickelt, bei den es um einen ermordeten Journalisten ging.", erklärte Semir. "Seien sie doch nicht so bescheiden...ich war ihr Hauptverdächtiger, bis sie den wahren Täter gefunden hatten.", grinste Max. "War vielleicht ein Fehler.", meinte Semir nur trocken. "Och, jetzt sind sie aber unfair. Ich wollte nur..." "Ich weiß genau, was sie wollten. Mein Kollege ist krank und brauch dringend Bettruhe. Also, bewegen sie ihren neugierigen Hintern hier raus.", zischte Semir nur und hielt die Tür auf. "Ich gehe, aber ich denke, wir werden uns bald wiedersehen.", versprach Max und verschwand aus dem Krankenhaus. Er hatte noch andere Sachen zu tun. Zum Beispiel wollte er endlich diesen Mann treffen, der in dem Brief seines leiblichen Vaters erwähnt wurde. Er musste ihn treffen. Unbedingt.


    Annelie war zur Wohnung des toten Fahrers zurückgekehrt und durchsuchte das Chaos, was Josh hinterlassen hatte. Irgendwas hatte der Engländer doch gesucht. Hoffentlich hatte er es noch nicht gefunden. Irgendwas sagte ihr aber, dass in dieser Wohnung mehr war, als es zuerst den Anschein hatte. Sie suchte überall, nahm nochmals alles auseinander und sah sich um. Nach einer guten Stunde lehnte sie sich erschöpft an eine Wand. Plötzlich gab diese nach und sie fiel in einen dunklen Raum hinein. "Wow...", stieß sie aus, als sie sich wieder aufrichete und ihr Feuerzeug anknipste. Hier war also was.


    ...

  • "Danke Semir", seufzte Lukas und schüttelte mit dem Kopf. "Der wollte mir immer mehr auf die Pelle rücken, dass kann ich nicht gebrauchen!" Ben nickte zustimmend. "Kann ich verstehen", er deutete auf den Rücken, "und? Wissen die Ärzte schon was?" Lukas schüttelte mit dem Kopf. "Bis dieser komische Typ reingeschneit kam, war ich ja auch noch bei den Untersuchungen", Lukas rieb sich die Oberarme warm, "Leute, ich habe echt Angst..." Semir setzte sich zu ihm an Bett und nahm ihn in den Arm. "Ich weiss...", sagte er nur knapp und Lukas brach in Tränen aus. Er vergrub sein Gesicht in den Händen. Der ganze Oberkörper bebte dabei und immer wieder stach ein kleiner Schmerz durch seine Wirbelsäule. Ben setzte sich auf die andere Seite des Bettes und strich Lukas über den Rücken. "Alles wird wieder gut", versuchte er ihn aufzumuntern, fühlte sich dabei aber ziemlich hilfos. Er konnte ihn ja nicht wirklich verstehen. Er war ja nie an einen Rollstuhl gefesselt gewesen. Er musste nie um ein paar Schritte kämpfen. Für ihn, war laufen das Selbstverständlichste auf der Welt. "Ich weiss ihr wollt mich aufmuntern", begann Lukas wimmernd und strich sich ein paar Tränen aus den Augen, "aber...bemüht euch nicht, es würde eh nichts nützen. Bis ich nicht weiss was mit mir los ist, ist die Angst da! Da könnte nicht mal Jürgen von der Lippe mich aufmuntern." Der angesprochene Komödiant war Lukas absoluter Favorit. Er hielt nichts von den neuen, sogenannten Comediens, die nur über ihre Freundin sprachen oder sich über das Leben beschwerten. Nein, er mochte die gute alte Schule.
    "Nicht mal, wenn ich Ben eine hauen würde?", fragte Semir mit geballter Faust und Ben zog darauf hin nur eine Augenbraue hoch. Lukas lächelte schwach - sehr schwach.


    Annelie entdeckte einen Plan und ein paar Notizen. "Na, dass ist ja mal interessant...", murmelte sie und steckte die Sachen ein. Sie wollte den Engländern ein paar Schritte voraus sein. Sie war wütend. Wütend, weil sie wieder ihre Freunde hintergangen hatte. Wenn Annelie ihre Waffe gezogen hätte was dann? Dann hätte sie Joshua, einen jungen Familienvater erschossen gehabt. Allein dieser Gedanke liess die Wut auf Christopher ins Unermessliche ansteigen. Nahezu hatte sie immer versucht, ihn zu verteidigen, doch so langsam konnte sie Bens Zorn verstehen. Sie versuchte, seine arrogante Art abzutun, doch inzwischen konnte sie das auch nicht mehr. Mit einem tiefen Seufzer verliess sie die Wohnung und ging auf ihren Wagen zu, wo eine schwarze, grosse Silhouette war. "Was soll das werden?", fragte eine bekannte Stimme und Annelie fletschte mit den Zähnen.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Max ließ sich von einem Taxi nach Hause bringen. Die ganze Fahrt über überlegte er, wie er es anstellen konnte, irgendwelche Informationen über diesen Fal zu kriegen. Die erneute Begegnung mit Semir Gerkhan hat ihn nur darin bestärkt, dass an dieser Sache mehr dran sein muss, als er ahnte. Doch erstmal wollte er etwas erledigen, was er schon zu lange vor sich her geschoben hatte. Er zahlte die Fahrt und ging gleich, nachdem er sich sämtlichen Sachen entledigt hatte, in die Dusche. Nachdem er sich den Krankenhausmief vom Körper und aus den Haaren gewaschen hatte, ging er zu seinem Schreibtisch, zog die oberste Schublade hervor. Schnell war das Papier auseinander gefaltet und seine Augen flogen schnell über den Brief, sogen sämtliche Wörter wie ein Schwamm auf.
    "Mein lieber Max. Du fragtest dich schon immer, wer dein Vater ist. Seit deine Mutter starb, habe ich versucht, dir dabei zu helfen und ich denke, ich habe jemanden gefunden. Das beiliegende Foto zeigt deine Mutter. Der Mann neben ihr ist dein Vater. Frag mich nicht, wie er heißt, ich weiß nur, dass er kein Deutscher ist. Selbst deine Mutter hatte vergebens nach ihm gesucht, doch alle Briefe, die sie ihm schrieb, kamen ungeöffnet zurück. Jetzt aber denke ich, dass ich jemanden gefunden habe, der dir weiterhelfen kann. Ich habe dir die Adresse am Ende des Briefes aufgeschrieben. Ich wünsche dir, dass du deinen Vater findest. Deine dich liebende Großmutter."
    Max faltete den Brief wieder zusammen, schrieb sich die Adresse raus und steckte sie, zusammen mit dem Bild in seine Tasche. Dann warf er sich seine Schirmmütze auf den Kopf, zog sich seine Lederjacke an und verschwand aus dem Haus. Schnell stand er vor der angegebenen Adresse und schritt mutig auf die große Eingangstür zu.


    "Wie kann man nur so dämlich sein?", fauchte Christopher nur und fummelte mit einem Schlüssel in dem Schloss der Handschellen herum. "Wie konnte ich denn ahnen, dass sie es ist? Es hätte ja auch einer von denen sein können...AU!!!", stieß Joh nur aus. "Halt still...", forderte Chris nur und fummelte weiter herum. Endlich lösten sich die Schellen. "So, und jetzt...geh nach Hause. Im Moment ist es besser, wir verhalten uns ruhig, bis die Polizei ruhiger geworden ist.", erklärte er. Plötzlich schnarrte die Sprechanlage. "Herr Holmes, hier ist ein junger Mann, der sie sprechen möchte. Er sagt, es geht um eine private Angelegenheit." Christopher stutzte nur, sah zu Josh. Doch dieser zuckte nur mit den Schultern. "Der junge Mann soll reinkommen und rufen sie bitte ein Taxi für Mister Etheredge.", befahl der britische Konsul und verabschiedete sich dann herzlich von seinem Cousin. Was mag ihn jetzt wohl erwarten?


    ...

  • Gunther beobachtete das Haus genau. Er sah, wie eine junge Frau wild destingulierend mit einem Müllwagenfahrer sprach. Doch das erregte nicht seine Aufmerksamkeit. Vielmehr das, was sie in den Händen hielt. "Verdammt...", stieß er aus und griff zum Telefon. "Harald...ich bin es...die Polizei scheint flinker zu sein, als wir gedacht haben. Was sollen wir jetzt tun?", wollte er wissen. "Keine Panik. Sie können nicht allzu viel haben. Finde heraus, was sie wissen und sag mir bescheid. Notfalls schaff sie mir aus dem Weg.", knurrte eine tiefe, heisere Stimme vom anderen Ende der Leitung. "Ich...ich soll die Bullen ausschalten? Hältst du das für eine gute Idee?" "Frag nicht...mach einfach...", fauchte es aus dem Telefon her. Dann war Stille zu hören. Gunther steckte das Handy wieder ein und sah der abfahrenden Frau hinterher. Besser, sie finden nicht noch mehr, dachte er und zog eine kleine schwarze Box aus seiner Jackentasche. Mit einem Schlüssel stellte er eine Zahlenkombination ein, stieg schnell die Treppen hinauf und brachte sie in der Wohnung an, wo noch vor wenigen Sekunden das Polizeisiegel an der Tür haftete. Dann machte er, dass er verschwand. Als er in seinen Wagen stieg, hörte er schon die ohrenbetäubende Explosion, das Klirren von Scheiben und das Bersten von Steinen und Holz. Eine riesige Staubwolke fiel aus dem dritten Stock, wallte auf die Straße hinunter und bedeckte alles, was dort war, mit einer feinen Schicht aus Staub, Schutt und kleinen Trümmerteilen.


    Hans sah sich um. Vor ihm lagen noch eine Menge Arbeit. Scheinbar wollte der BP-Konzern nicht zahlen. Na gut, dachte er nur und sah auf den Plan. Es gab noch viele Ziele zu sprengen. Dieser Ölmagnat hat selbst Schuld. Er wird für die weiteren Toten verantwortlich sein. Hans ging den langen Stollen entlang und sah in die vielen Hallen. Hier waren seine Anhänger und Gleichgesinnte damit beschäftigt, neue Sprengsätze vorzubereiten und die Zünder zu basteln. Schon sehr bald würden diese Ölmultikonzerne wissen, was es hieß, wenn sie sich an der Umwelt vergriffen. Ein schweres, unnötiges Verbrechen zieht die gerechte Vergeltung sofort nach sich, hieß es irgendwo in der Bibel. Das war Hans Stelle...als er sie las, war er ihm erschienen. In Gestalt eines großen Adlers. Er hatte ihm den Auftrag gegeben, alle zu beseitigen, die seinen Geschöpfen aus Profitgier Leid zufügten. Und diesen Auftrag würde Hans mehr als gründlich ausführen. Er suchte keinen Streit mit der Polizei, doch wenn sie auf deren Seite stand, dann würde auch sie zu seinem Feind werden. Schon sehr bald würde die Welt wieder rein und friedlich sein. Und das dank ihm.


    ...

  • Annelie erblickte eine Politesse, die an ihrem Wagen stand und gerade einen Strafzettel unter die Scheibenwische klebte. "Was soll das werden?", zischte sie und lief auf die uniformierte Frau zu. "Was das werden soll?", fragt diese zurück, "Sie stehen hier auf einem Diplomatenparkplatz wertes Fräulein, das ist verboten!" Annelie zog ihren Ausweis hervor. "Ich bin aber von der Autobahnpolizei und Dienstlich hier!" Die Politesse winkte ab, "dann sollten sie doch am vorbildlichsten parken! Das seh ich hier nicht!" Annelie rollte mit den Augen. Das hatte ihr noch gefehlt, eine alte Schachtel die sie belehren wollte. Sie riss den Parkzettel von der Windschutzscheibe und stieg in den Wagen. "Nerven Sie doch jemand anderen", zischte sie kurz und fuhr los. Im Rückspiegel sah, wie die Politesse wetterte und zetterte. Doch es war ihr egal. Sie hatte beinahe Joshua umgebracht hat. Das lag ihr ziemlich schwer im Magen. Und wahrscheinlich steckte Christopher wieder dahinter. Manchmal konnte sie Ben mit seinen Wutausbrüchen verstehen. Sie schüttelte kurz mit dem Kopf um einen klaren Gedanken zu bekommen. Sie sah auf die Tankenanzeige und stöhnte kurz, er war schon fast leer. Also zur nächsten Tankstelle. Sie fuhr zu einer nahe der Stadt und begann, ihren Wagen zu tanken. "Scheint so, als würdest du deinen ersten Tag überleben - ein Glück, dass ich nicht wie Ben bin...! Weisst du, ich liebe ihn, aber sein Verbrauch an Autos zusammen mit Semir ist schon unheimlich..." Sie musste grinsen. Sie sprach tatsächlich mit einem Auto. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Sie dachte nach. Gleich würde sie zahlen gehen - brauchte sie noch was? Ja - Zigaretten. Sie ging zum Shop, nannte der Frau an der Kasse ihre Zapsäulennummer und fragte gleich noch nach einer Packung Zigarette. "Welche Marke?", fragte die Verkäuferin freundlich. "Malboro...", antwortete Annelie und nahm dann das Päckchen entgegen. "So ich habe Feierabend", sagte die Verkäuferin vergnügt als sie ihre Kollegin eintreten sah und folgte Annelie nach draussen.


    Annelie wollte gerade in ihren Wagen steigen, als ihre Schlüssel auf den Boden fielen und durch die Billiardkugel, die ihr Anhänger war, zu einem schwarzen Kombi rollte. "Och komm schon...", stöhnte sie, kniete sich herunter und nahm den Schlüssel auf. Für einen kurzen Augenblick, fiel ihr eine rote Zeitanzeige ins Auge. "Ach du Scheisse...", stiess sie hervor und rannte in den Laden. "Autobahnpolizei, verlassen Sie sofort mit mir den Laden, unter einem der Autos ist eine Bombe!" Sie zeigte zur Sicherheit ihren Ausweis und sah, wie alle ihr folgten. Sie brachte sie weit von der Stelle weg, bis eine Frau mittleren Alters panisch zu schreien begann. "Nico? Nico? Mein Sohn ist noch dort!" Annelie rannte zurück und sah den Jungen, der vergnügt mit einem Plastikauto spielte. Sie packte den Jungen unter dem Arm und wurde sogleich schon von der Druckwelle erfasst. Ein in flammenstehendes, gelbes BP-Logo schlug neben ihr und dem Kind auf.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

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