Taufe mit Hindernissen

  • Aaron zog langsam sein langes Armeemesser aus der Tasche, dass er einst aus einem Besuch der Schweiz mitnahm und klappte es auf. Annelie erkannte es genau und als Doppelbürgerin mit schweizer Wurzeln wusste sie genau, wie scharf diese Dinger waren. Er musste es vorhin geholt haben. "Sieh an", säuselte Aaron mit einem Lächeln und glit mit dem Finger über die stumpfe Seite der Klinge, "du kennst dieses Messer also. Victorix, super Marke!" Annelie spürte, wie sie nicht nur vor Fieber zitterte, sondern vor Angst. Natürlich hatte sie in ihrer kurzen Kommissarenkarriere schon viel erlebt doch, Foltern hatte bisher noch nicht dazu gehört. Sie sagte nichts. "Da ich vermute dass du einen Freund hast, muss ich dich leider deiner Schönheit berauben!" Er legte die freie Hand auf Annelies Kinn und diese biss ihm in den Zeigefinger. So tief, dass sie den kupfrigen Geschmack von Blut im Mund hatte. Erschrocken zog Aaron seine Hand zurück und sah entsetzt in Annelies fiebrige Augen. "Wage es ja nicht", zischte sie und leckte mit der Zunge das Blut von den Lippen. "Du kleine Kuh!", zischte Aaron, holte aus und wollte zuschlagen. Doch er hielt inne,nahm das Messer und schnitt Annelie tief in den linken Oberarm. "Pass' ja auf Kleines!", mahnte er und glitt mit der Spitze der Waffe über Annelies Dekoltee und stoppte bei der Brust, "oder die Klinge bohrt sich da viel schneller hinein als du es geplant hast. Annelie schluckte tief.


    "Du bist wirklich wunderschön", Aarons Stimme war wieder umgeschlagen. Seine erotischen Gelüste in der Peinigung waren wieder klar zu hören und Annelie überkam das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Jedesmal wenn er sie ansah, zog ein Schauer über ihren Rücken. Noch nie hatte sie so ein Ekelgefühl gegenüber einem Mann empfunden. Bevor sie Ben kennengelernt hatte war sie eine Lebefrau. Genau wie Ben. Sie bevorzugte es, eine Beziehung nicht länger als drei Monate zu halten. Doch bei Ben war dies nun anders. Sie liebte ihn. Mehr als alle Männer zusammen, die sie zuvor geliebt hatte. Und nun sollte dies durch diesen Peiniger zuende gehen? Sie konnte nicht anders. Ihre starke Fassade bröckelte. Die Tränen flossen über ihre Wangen.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • André, Tom, Semir und Ben fuhren mit drei Streifenwagen vor die herausgefundene Adresse vor. "Okay, wir werden hier jeden Stein umdrehen. Wir müssen irgendwas finden. Und denkt daran, es geht um eine Kollegin.", schwor Tom die Männer ein und ließ sie dann wie Bluthunde von der Leine. Die vier Kommissare standen mit ihren Männern vor der Haustür und klingelten. Nach dem vierten Klingeln, reichte es Ben. Er nahm seinen Dietrich und fummelte mit schnellen Handgriffen die Tür auf.
    Sofort waren die Polizisten im Haus und nahm wirklich jeden Raum auseinander, während Ben und Semir sich im Wohnzimmer umsahen. Tom und André nahmen sich Bad und Arbeitszimmer vor. André kramte alles durch, den Medizinschrank, die einzelnen Ablagen und auch die Schubladen des Badezimmerschrankes. Als er die Schublade wieder zurückschieben wollte, blockierte sie plötzlich auf halber Strecke. Wundernd zog er die Schublade gänzlich raus und sah an die Unterseite. Da klebte ein Paket mit Spritze und einem Medikament. Er zog es ab und ging damit zu Tom, der im Arbeitszimmer die Bücherregale auseinandernahm.
    "Schau mal, was ich im Bad gefunden habe.", meinte André zu seinem Chef und reichte ihm die Packung mit der Spritze. Er sah sich mit kritischem Blick die Packung an. "Das ist doch das Schlafmittel, dass wir bei den toten Mädchen gefunden haben.", zischte er und ließ die Packung in einer Plastiktüte verschwinden.


    Semir und Ben waren derweil im Wohnzimmer damit beschäftigt, einen Anhaltspunkt auf Annelies Aufenthalt zu finden. Besonders Ben tat dies mit großer Wut, riss die Schubladen auf und durchwühlte jede einzelne gleich mehrmals. Plötzlich blieb er stutzend be einem Lageplan hängen. "Semir.", rief er seinem Kollegen zu. Dieser kam sofort angelaufen und sah Ben auf die Finger. "Sieh mal, ein Ausschnitt eines Stadtplanes." "Hm, fragt sich nur, von welcher Ecke in Berlin.", meinte dieser und beide sahen auf, als die Tür plötzlich ins Schloss fiel und eine sehr verdutzte Frau im Flur stand.
    "Wer sind sie? Was machen sie in meinem Haus?", fragte sie völlig verängstigt. Tom und André kamen die Treppe runter. "Wir sind von der Polizei, LKA Berlin.", meinte er und hielt ihr seinen Dienstausweis unter die Nase. "Sie sind..." "Karolin Beck. Wieso ist die Polizei hier?", wollte sie wissen. "Frau Beck, in welchen Verhältnis stehen sie zu Aaron Neumann?", wollte André mit ungeduldiger Stimme wissen, da er Bens durchbohrenden Blick, der auf der Frau ruhte, sichtlich spüren konnte. "Er ist mein Lebensgefährte." "Wissen sie, wo er sich aufhält?", fragte Ben dann. Die Frau schüttelte resigniert mit dem Kopf.


    "Was wollen sie denn von ihm?", fragte sie und sah sich durch die vier um sie herumstehenden Kommissare arg bedrängt. "Ihr Freund steht im Verdacht, ein Serienmörder zu sein, der heute morgen unsere Kollegin verschleppt hat.", erklärte Semir mit lauter Stimme. Auch er wollte so schnell, wie möglich ein Ergebnis und hielt ihr den Plan unter die Nase. "Wissen sie, was das ist?", wollte er wissen. Karolin sah sich den Plan genau an. "Das ist ein Plan unserer Schrebergartenkolonie, draußen in Köpenick.", erklärte sie. "Haben sie da eine Hütte?", wollte Ben wissen und sah einen Funken Hoffnung aufkeinem. Sicher würde er Annelie dort verstecken. Sie nickte nur. "Tom, wir müssen schnell dort hin.", meinte er mit harter, energischer, aber besorgter Stimme. Der Berliner Kommissar nickte nur.
    "André, ihr bleibt hier und sucht weiter. Wir fahren raus nach Köpenick und nehmen dort alles auseinander.", meinte er und verschwand dann mit Semir und Ben. Hoffentlich kommen sie nicht zu spät, dachte er und sah während der Fahrt immer wieder zu Ben.


    ...

  • Dieser hatte die Hände gefaltet und seinen Kopf darauf gebettet. Noch nie hatte Semir seinen Partner in einer betenden Position gesehen. Er legte eine Hand auf Bens Schultern und spürte, wie dieser bebte. "Ich habe Angst", gestand er ehrlich und sah zu Semir auf. "Alles wird gut Ben! Das schwöre ich dir! Annelie ist zäh! Sie ist Schweizerin!" Ben legte den Kopf schief. "Okay, Deutschschweizerin!", korrigierte er sich selbst. "Wir holen sie da raus!", meinte auch Tom und sah seine Freunde durch den Rückspiegel an. Ben nickte nur zögerlich. "Ich hoffe es", murmelte er und sah, wie Tom in die Schrebergarten einfahr einbog. "Hier", er übergab Semir und Ben eine Waffe, "die habe ich zwei uniformierten abgenköpft!" Entgeistert nahmen die Beiden die Pistolen entgegen. "Annelie ist eine gute Freundin, mir ist jedes Mittel recht!" Ben war glücklich, dass er so gute Freunde hatte. Und das Tom besonders ruhig blieb. "Und im übrigen, dieser Aaron wird mir gehören, ist das klar?" Auf Toms Satz hin nickte Ben nur zögerlich. "Solange Annelie noch heil ist."


    Aaron sah auf, als er den Wagen hörte. "Um diese Zeit kommt doch niemand vorbei!", dachte er laut und Annelie bekam ein breites Grinsen. Doch sie konnte die Augen kaum noch offenhalten. Noch immer floss ein wenig Blut aus der Wunde und ihre Hose war an dieser Stelle schon rot. "Jetzt bist du dran", keuchte sie jedoch und Aaron sah sie entgeistert an. "Dann muss ich meinen Plan ändern!" Er rammte die Klinge unter Annelies Brustkorb auf der linken Seite. Sie riss ihre Augen weit auf und stiess einen spitzen Schrei aus. "Tut mir leid Süsse", Aaron schnitt Annelies Fesseln auf und warf die junge Frau auf den Boden, "aber dein Freund sollte wenigstens sehen, wie du stirbst!" Er flüchtete durch die Hintertür. "So long Darling!" Annelie hörte die Tür hinter sich zuknallen. Sie spürte das feuerheisse Blut, dass aus der Wunde floss und den Boden langsam zu benetzten begann. "Bitte nicht", schluchzte sie. Der Schmerz hielt sie nun wieder wach. "Ben...hilf' mir!"



    Tom sah, wie Aaron herauskam. "Den krieg' ich!" schrie er und rannte Semir und Ben davon. "Kümmert ihr euch um Annelie! Sie muss da drin sein!" Semir erblickte, wie Ben zu dem Haus lief und die Tür aufriss. Sofort kam Semir hinter ihm her. "ANNELIE!", hörte er seinen Partner schreien. Bens Freundin lag auf der Seite und hielt sich mit der Hand auf eine Wunde, unterhalb des Brustkorbs. "B-Ben?", stockte sie hervor und lächelte, als ihr Freund sich über sie bog. "Du bist gekommen!" In Bens Augen sammelten sich die Tränen. "Ja, ja ich bin da mein schatz!" Er wusch ihr eine dreckige Haarsträhne aus dem Gesicht. Semri nahm sofort sein Handy hervor und verständigte einen Krankenwagen. Danach kniete er neben Ben und sah Annelie besorgt an. "Du bist auch hier?" Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern und ihre Augen fielen langsam zu. "ANNELIE NEIN!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Ben packte Annelie und legte sie vorsichtig, sanft und flach auf den Boden, nachdem er sie von den Fesseln befreit hatte. Ihr Puls war verschwunden. "Semir, sie atmet nicht mehr.", schrie Ben geschockt und unternahm sofort lebensrettende Maßnahmen. Mit gleichmäßigen, aber hektischen Bewegungen massierte Ben das Herz seiner Angebeteten. "Semir, hilf mir.", schrie er seinen Partner an und dieser übernahm die Beatmung. Immer wieder wechselten sie sich ab. Doch ohne das Messer zu entfernen, konnten sie nichts machen. "Ben, das Messer muss raus.", erklärte Semir, doch Ben sah ihn mit geweiteten Augen an. "Nein, das wird sie umbringen." "Ben, es muss sein.", mahnte Semir und umfasste den Griff.


    "Stop, sind sie irre.", fauchte plötzlich der Arzt, der mit seinem Koffer und seinen Sanitätern in die kleine Gartenlaube stürmten. "Sie könnten die Organe verletzen.", zischte er und stieß Semir weg. Dann widmete er sich der am Boden regungslos liegenden Annelie. "Schwacher Puls.", meinte er und griff sofort in seinen Koffer. "Wie lange man sie hier gefoltert haben muss.", stellte einer der Sanitäter fest, als er sich die Umgebung ansah. "Wir müssen sie von hier weg bringen. Sie muss sofort operiert werden.", rief der Notarzt und schon im nächsten Moment war Annelie auf eine Trage geschnallt und die Berliner Notärzte brachten sie sofort in die Charité. Ben und Semir blieben in der Laube stehen. Ben sah mit schreckgeweiteten Augen dem abbrausenden Krankenwagen hinterher. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wenn Annelie das hier nicht überleben würde, würde er auch nicht mehr leben wollen. Annelie war sein Ein und Alles. Sein Herz und sein Lebensmittelpunkt. Sie war die Frau mit der er alt werden wollte, mit der er Kinder haben wollte. Wenn sie jetzt stirbt, was dann?


    Tom rannte derweil hinter Aaron her, der über die Hecken und Zähne der Gartenkolonie sprang und einen Hürdenlauf mit dem Kommissar veranstaltete. Doch im Gegensatz zu Aaron war Tom durchtrainiert und machte sowas nicht zum ersten Mal. "Bleiben sie stehen.", schrie er, doch Aaron dachte nicht daran, sondern rannte weiter, direkt auf eine Bahntrasse zu, die hinter der Gartenkolonie verlief und stark befahren wurde. Tom sah noch, wie der Mann gerade auf die Gleise geklettert war, als er auch schon ein lautes Dröhnen hörte und im nächsten Moment ein ohrenzerreißendes Quietschen, Scheppern und Bersten.
    Schnell lief er hin und fand den Serienmörder tot an der Böschung des Dammes, oder was von ihm übrig war, nachdem die S-Bahn ihn erwischt hatte. "Scheiße.", stieß er aus. Mit abwendendem Blick verständigte er die Kollegen und ging dann zurück zum Wagen, fuhr mit Semir und Ben in die Charité, wo Annelie gleich in den OP geschoben wurde.


    Die vier Kommissare, André war mit Sarah und Andrea dazu gekommen, saßen oder standen vor der Tür zum OP. Ben tief schweigend, schluchzte vor sich hin und ließ eine Träne nach der anderen seine Wange hinunterkullern. Keiner wagte es ein Wort zu sagen. So angespannt war die Situation. Nicht einmal Semir richtete das Wort an seinen Partner, sondern strich ihm nur sanft über den Rücken.


    ...


    So, das wird euch zwar nicht beruhigen, aber ich bin sicher, ihr könnt bis morgen warten :D

  • Sarah und Andrea rannten durch die Gänge, Sarah mit ihrem Sohn in den Händen und Andrea hatte Aida Huckepack genommen. Die Nachricht hatte ihnen André geschickt, der zuvor von seinem Partner angerufen wurde. Sarah, die Annelie noch besser kannte als Andrea, ging auf ihren Mann zu und sah ihn mit grossen Augen an. Sie brauchte nichts zu sagen - André verstand sofort. „Wir wissen noch nicht wie es um sie steht! Sie sitzt immer noch im OP!“ In Sarahs Augen sammelten sich die Tränen. „Hätten wir sie doch nicht eingeladen…hätten wir euch doch nicht eingeladen!“, warf sie sich vor und Bens Kopf schoss in die Höhe. Seine Augen waren vom Weinen rot gefärbt. „Sag‘ sowas nicht!“, drängte er mit tränenerstickter Stimme. „Uns war es eine grosse Ehre als ihr uns als Paten vorgeschlagen hat! David ist etwas vom Besten, was in meinem und Annelies Leben“, er pausierte kurz und atmete tief durch, „passieren konnte!“ Sarah sah Ben an der seine Mundwinkel verzog. Der Schmerz, das Bild der blutenden Annelie, sass tief in ihm. Semir konnte sich das nicht ansehen. Er stand auf und ging auf eine der Schwestern zu. „Herr Gerkhan, Frau Reichen wird gerade noch operiert! Ich kann Ihnen nichts sagen!“ Ihre Stimme wirkte leicht gereizt. Sie ging in den OP-Raum. „Da stimmt doch was nicht“, meinte nun auch Tom ungeduldig und lief auf und ab. „Ich hasse es zu warten, wirklich!“ Andreas Stimme war ungewohnt tief und zittrig. „Sie wird es schaffen“, sagte Semir optimistisch. „Sie ist eine Kämpfernatur und das wissen wir alle!“ Ben nickte, wenn auch zögerlich. Er sah, wie Semir sich neben ihn setzte und seine Hand wieder auf Bens Rücken legte. „Alles wird gut!“ sagte er bestimmt.


    Es vergingen noch weitere zwei Stunden, bis sich die OP-Türe öffnete und ein Arzt des alten Schlages trat hervor. „Sind Sie die Angehörigen von Frau Reichen?“ Semir stand auf und sagte: „Wir hier“, er deutete auf alle ausser Ben, „sind gute Freunde und er ist ihr Lebensgefährte!“ Der Arzt nickte. „Haben Sie ihre Verwandten informiert?“ Ben schüttelte mit dem Kopf. „Hat sie noch Verwandte?“ Semir nickte. „Ihre Eltern und zwei Schwestern!“ Tom ging auf Ben zu. „ Hast du ihre Nummern?“ Er nickte und nahm seine Geldbörse hervor. Er übergab Tom einen Notizzettel und dieser entfernte sich. Ben stand auf. „Wie geht es ihr?“ fragte er und der Arzt seufzte. „Ich muss ehrlich mit Ihnen sein. Das Messer hat Frau Reichens Lunge verletzt. Es ergab ein Loch in dem Organ. Sie muss künstlich beatmet werden, bis sich das Loch mithilfe der Medikamente verschliesst. Zudem hatte sie einen hohen Blutverlust. Das Fieber konnten wir einigermassen senken. Aber, ein Restrisiko bleibt. Wir haben sie ins künstliche Koma verlegt!“ Semir sah Ben an. Er wirkte ruhig. „Kann ich zu ihr?“, fragte er leise. „Wir haben sie auf die Intensivstation verlegt. Solange die Verwandten nicht da sind…“ Semir seufzte. „Können Sie in diesem Fall keine Ausnahme machen? Er ist ihr Lebensgefährte!“ Der Arzt sah in die treuen Augen Semirs. Er atmete tief durch. „Nun gut, aber ich kann es nur ihm gestatten. Jedoch dürfen sie ans Fenster der Station.“ Semir nahm Ben bei der Hand. „Komm‘“, sagte er sanft und Ben folgte ihm.


    Der Arzt führte sie zu der Station die, für Ben jedenfalls, immer nach Tod roch und die Stille perfektionierte. Manche Scheiben hatten Vorhänge, die geschlossen waren. Annelies Zimmer befand sich am Ende des Ganges. „Herr…“ „Jäger“, vollendete Ben den Satz und der Arzt nickte. „Herr Jäger. Sie müssen den Kittel anziehen. Und eben. Erwarten Sie nichts. Sie liegt im künstlichen Koma.“ Ben nickte und sie gingen zum Zimmer. Semirs, Sarahs, Andrés und Andreas Atem stockte. Leichenblass lag Annelie in ihrem Bett. Das schwarze Haar führte dazu, dass sie noch bleicher wirkte, als sie sonst schon war. Sie wurde mit einem Schlauch in der Luftröhre beatmet. Ein EKG-Gerät zeigte ihren Herzschlag. Und die Kurven waren sehr tief. „Grosser Gott!“, hörte Semir Sarah ausstossen. Alle sahen zu, wie Ben zu ihr ans Bett ging. Sie hörten Schritte und sahen Tom auf sich zukommen. „Konntest du sie erreichen?“ Er nickte. „Sie haben sogar noch dem Arzt bestätigt, dass Ben zu ihr dürfte.“ Toms Blick war traurig. „Sie wollten nach Bonn reisen, um Bens Eltern kennen zu lernen und Ben selbst!“ Semir schluckte. Diese Ironie des Schicksal war doch jedesmal wieder albern. „Wir müssen die Taufe verschieben! Ohne Annelie will ich sie nicht durchziehen!“ Auf Sarahs Satz hin nickte André. „Ich werde mich Morgen um alles kümmern!“, versprach er ihr.


    Ben setzte sich auf den Stuhl und sah seine Freundin mit traurigen Augen an. „Was machst du nur für Sachen?“, murmelte er und unterdrückte einen Schluchzer. „Du musst durchhalten hörst du. Für unsere Freunde, Verwandte und David! Was soll der denn ohne seine quirlige Patentante machen? Oder ich, was soll ich ohne mein nervige Begleitschaft tun?“ Tränen sammelten sich in seinen Augen und tropften auf das Bettlaken. „Ich liebe dich Annelie! Seit bald nun einem Jahr! Und wir wollten noch unsere Zeit doch geniessen, bevor wir in die „Planung“ gehen würden! Soll ich die drei oder vier Jahre alleine verbringen?“ Er nahm ihre eiskalte Hand und schwieg.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Ben saß still und leise bei ihr, hielt ihre Hand fest umschlungen und schniefte vor sich hin. Ihm kullerten die Tränen waggonweise aus den Augen und benetzten die weiße Bettdecke und das weiße Laken. In sich gekehrt saß er da, bei seiner Angebeteten und sah sie mit Tränen in den Augen an. Semir, Tom, André, Andrea und Sarah standen draußen und beobachteten die Beiden mit ebenso traurigen Blicken. "Wenn wir nur was tun könnten.", meinte André, um die Stille zu zerreißen. Das war so ein Ausspruch auf den es aber so gut, wie keine Antwort gab, wenn ein nahestehender Mensch im Koma lag. Er wollte nur endlich diese unerträgliche Stille durchbrechen. "Wir können im Moment nichts anderes tun, als Ben Kraft zu geben, mit dieser Situation fertig zu werden.", meinte Sarah und alle nickten vorsichtig. Semir zerriss es das Herz seinen Partner so leiden zu sehen. Warum waren sie nicht früher auf diese Spur gekommen? Warum nur?


    Ben sah auf seine Freundin, deren Haut wie Kreide aussah und ihre Augen jegliches Leuchten verloren hatten. In ihm kochte immer noch die Wut auf diesen Irren. Wenn er nicht tot wäre, das hätte Ben sich geschworen, wäre er in die U-Haft gefahren und hätte ihn sich so richtig zur Brust genommen. Doch jetzt konnte er seine Wut, seinen Schmerz an niemanden abreagieren und musste damit fertig werden, auch wenn es sehr schwer war.
    Seine Gedanken wurden jäh durch das kritische Piepsen der Geräte zerrissen. Schreckgeweitet blickten seine Augen auf Annelies Körper, der sich gegen irgendwas zu wehren schien. Schnell waren die Ärzte im Zimmer. "Herr Jäger gehen sie bitte.", fauchte der Arzt und leuchtete mit seiner kleinen Lampe in Annelies Augen. "Schnell, sie muss nochmal in den OP.", schrie er und sofort wurde das Bett durch die Tür in den nahegelegen Operationssaal gefahren. Zurück blieben sechs völlig verschreckte Menschen, die mit ihren Gedanken bei Annelie waren.


    "Verdammt, saugen.", schrie der Chirurg, als er den Körper vor sich hatte und ihn am Leben erhalten wollte. Die Schwestern waren flink und erfüllten die Wünsche der beiden Ärzte sofort. "Das Loch ist wieder aufgebrochen. Verdammt, wir werden sie verlieren. Komm Mädchen, durchhalten.", meinte er und Schweiß stand ihm literweise auf der Stirn. "Da muss irgendein Fremdkörper in der Wunde sein.", meinte seine Assistentin. "Der Druck fällt. Wir verlieren sie.", stieß der Anäthesist aus. "Nein, noch nicht.", fauchte der Chefarzt und griff zur Pinzette. Vorsichtig führte er sie in die Wunde und suchte nach dem Gegenstand. "Da ist er." "Puls fällt rapide. Herzstillstand.", schrie der Anäthesist und das teuflisch-dröhnende, langgezogene Piepsen erfüllte den OP-Saal.


    Ben und die anderen saßen nun wieder vor dem OP-Bereich und warteten darauf, dass einer der Ärzte rauskam und ihm etwas über den Gesundheitszustand seiner Freundin sagte. Doch nichts. Sie war schon drei Stunden da drin und noch immer lief er wie ein verwundeter Tiger zwischen Wand und Tür hin und her. Alle anderen saßen auf der Bank. André hatte seine Sarah in den Arm genommen, die ihren Kopf auf den Schultern ihres Mannes ausruhte, während Andrea versuchte, Semir ebenfalls zu beruhigen, dem die Situation genauso hilflos vorkam wie Ben.


    ...

  • "Verdammt warum tut sich da nichts?", schrie Ben genervt und trat gegen die Tür. Semir, einigermassen wieder beruhigt, sah seinen Partner an, der mit der flachen Hand gegen die Wand schlug und den Rücken zu seinen Freunden drehte. Semir nickte Andrea zu und diese verstand. "Kommt, gehen wir kurz was zu trinken holen", begann sie und stiess Sarah, André und Tom weiter. Nun musste Semir nicht als Partner in der Autobahnpolizei das Problem angehen, sondern als bester Freund. Als er sah, wie die Gruppe verschwunden war, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder Ben. Die Schulter zuckten auf und ab und Semir konnte die verzweifelten Schluchzer hören. "Das ist nicht fair", stiess Ben hervor und ging in die Knie. Die Tränen flossen unentwegt über die Wangen und Semir kniete zu ihm. Zum ersten Mal traute er sich. Ben wirklich in die Arme zu nehmen und es nicht nur bei der Geste mit dem Rückenstreicheln zu lassen. "Ich liebe sie Semir! Ich will sie nicht verlieren!" Ben krallte sich an Semirs Jacke und wollte nicht loslassen. Er brauchte halt. Halt, dies durchzustehen. Diese Ungewissheit die ihn plagte um seine Freundin. "Sie wird es schaffen Ben! Ich weiss es!"
    "Ben Jäger?", fragte eine zarte Stimme und Beide sahen auf. Sie erblickten die Gesichter von drei Frauen. Zwei Erwachsenen und einer Minderjährige. Die Älteste, vermutlich mitte fünfzig, hatte braunes Haar mit grauen Strähnen und war nicht gerade gross. Die Anderen Beiden waren Annelie wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur trug die eine ihr Haar kurz und trug eine Brille, während die andere eine Zapfenlockenfrisur trug.


    Ben stand auf und wusch sich, peinlich berührt, die Tränen aus den Augen. Die kleinste mit den Zapfenlocken ergriff das Wort. "Ich heisse Stefanie Reichen. Und das ist meine Mutter Sandra und Annelies mittlere Schwester Joanna!" Ben wollte ihr die Hand geben doch die Frauen umarmten sie. "Wie geht es ihr?" Annelies Mutter hatte noch einen leichten Akzent in der Stimme. "Sie wurde in kurzer Zeit zum zweiten Mal in den OP geschickt!" Sandras Augen begannen zu glitzern. Sie schlug sich die Hand vor den Mund um Schreie aufzufangen. "Wo ist Ihr Mann?" "Ex-Mann meinen Sie?" Bens Augen weiteten sich. Von dem hatte Annelie nie gesprochen. "Wir sind erst seit kurzem geschiedene Leute. Treue war nicht gerade ein Wort, dass er in seinem Wortschatz hatte!"
    Während Ben mit Annelies Mutter redete, kümmerte sich Semir um die jüngeren Schwestern, die sich mit ihm gesetzt hatte. Der Deutschtürke erzählte den Schweizerinnen alles genau im Detail. Stefanies Gesicht wurde wutrot. "Ich wusste doch, dass ihre Berufswahl sie noch umbringen wird!", schrie sie und lenkte so auch die Aufmerksamkeit von Ben und Sandra auf sich. "Stefanie bitte!", zischte sie und die Angesprochene verschränkte die Arme. "Stimmt doch! Was hast du sie unterstützt? Ich habe doch gesagt, dass sie zu zart für den Beruf ist! Ich hatte recht!"
    "Du hast doch immer recht", bemerkte Joanna mit Augenrollen und sarkastischem Unterton. "Und eins, sie begeht denselben Fehler wie du!" Sandras Augen weiteten sich. "Was meinst du?", fragte sie obwohl sie ahnte, was kommen würde.


    "Sie angelt sich einen Deutschen! Echt! Ich hatte doch mit allem recht!" Ben schien äusserlich ruhig zu bleiben. Doch Semir sah, wie er innerlich brodelte. Sandra reagierte ganz anders. Sie ging zu ihrer Tochter und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. "Die Einzige, die von ihrem Weg abkommnt bist du Stefanie", zischte sie mit Tränen in den Augen. "Du vergeudest dein Leben in dem du in das der Anderen pfuschen willst. Herr Jäger, ist bei Annelie geblieben! Ausserdem wirkt er nicht wie dein Vater, dem du aber sehr ähnlich bist!" Dies schien ein verbaler Schlag gewesen zu sein. "Ich gehe in die Cafeteria!", zischte Stefanie und hastete davon. "Ich werde mich darum kümmern", meinte Joanna mit einem Seufzen und rannte hinterher. Sandra schluchzte kurz. "Tut mir Leid Ben", mit dem zeigte sie, dass Ben sie mit dem "Du" ansprechen durfte, "aber sie ist Moment in einer schwierigen Phase!" Ben winkte ab und nahm sanft Sandras Hände. "Wir müssen einfach zusammenhalten im Moment! Und beten, dass Annelie es schafft!" In diesem Moment ging die OP-Türe auf.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • So, da wir hier sonst von euch gelyncht werden, wenn ihr icht erfahrt, wie es weitergeht, hier endlich die Auflösung ;)
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    Der Chefarzt trat durch die Tür und sah in den Gang hinein. "Herr Jäger.", rief er in den Gang. Sofort standen Semir, Ben und die beiden Frauen um den Arzt herum, der sie mit verwundertem Blick ansah. "Wir sind die Familie von Frau Reichen.", erklärte Sandra auf den fragenden Blick. "Ach so. Nun, es gab einige Komplikationen. Ein Splitter vom Messer befand sich noch in der Lunge. Wir konnten ihn entfernen.", erklärte er. "Wie geht es ihr?", fragte Ben mit verweinten Augen. Der Mediziner stöhnte auf. "Sie hatte einen Herzstillstand, aber wir konnten sie stabilisieren." Ben sah ihn geschockt an. "Keine Angst, sie wird durchkommen.", meinte er lächelnd. "Können wir zu ihr?", wollten Sandra und ihre Tochter wissen, auch Ben war es ein Bedürfnis seine Freundin und Lebensgefährtin zu sehen. "Sicher, ich lasse sie von einer Schwester zu Frau Reichen bringen.", meinte er und ging daraufhin.


    Sandra schluchzte, als der Arzt gegangen war und nahm Joanna in den Arm. Dann drückte sie Ben fest an sich. "Sie hat es überstanden, Ben. Gott wollte sie doch noch nicht haben.", weinte sie vor Freude und auch Ben kullerten die Tränen nur so die Wangen hinunter. "Ich werde diesen Tag nie vergessen.", meinte er und ging dann mit den beiden Frauen zu seiner Annelie.
    Semir ließ sich erleichtert auf die Bank nieder und lehnte den Kopf gegen die Wand. Endlich, dachte er, endlich geschafft. Da müssen aber einige Engel Überstunden gemacht haben. Sogleich ging er zu den anderen und berichtete ihnen. Andrea und Sarah stießen einen kurzen Freudenschrei aus, während Tom und André nur erleichtert ihre Blicke gen Himmel warfen.


    Ben, Sandra und Joanna kamen auf die Intensivstation, wo Annelie wieder an den Maschinen gekettet lag. Ihr Gesicht war genauso blaß, wie beim ersten Mal, doch Ben wusste, dass es ihr jetzt besser ging. Er spürte das einfach. "Ben, ich bin so froh, dass Annelie einen Freund wie dich hat.", meinte Joanna und legte ihre Hand auf die Schultern des Schwagers in spe. Er schluckte kurz, widmete sich dann aber wieder Annelie. Vorsichtig nahm er ihre Hand und streichelte mit den Fingern über ihren Handrücken. Plötzlich merkte er einen Druck, eine Bewegung, mit der er nicht gerechnet hätte.


    ...

  • Annelie hatte ihre Hand über die Bens gelegt und ihre Augen öffneten sich langsam. Sandra stiess einen kleinen Jauchzer aus und nahm sofort die andere Hand ihrer Tochter. "Mama?", krächzte Annelie leise und versuchte ihren Kopf zu bewegen. Doch war dieser schwer und sie konnte sich kaum rühren. "Anne?" Nun umspielte ein Lächeln Annelies, von der Atemnot, noch bläulich verfärbten Lippen. "Du hast mich gefunden, Schatz!" Ben strich sanft über ihr Haar. "Aber sicher! Ich hätte dich doch nicht alleine lassen dürfen!" Joanna beugte sich über ihre Schwester. "Hier, ein Teil der Schwesternfraktion ist auch anwesend!", sagte sie mit einem Grinsen. "Wo ist Stefanie?", fragte Annelie leise und auch Ben mit Sandra sahen Joanna fragend an. "Sie schmollt mal wieder! Wie immer! Ich verstehe diese Frau einfach nicht!" Annelie grinste leicht. Zwar funktionierte noch nicht alles wie geplant, aber sie spürte, dass sie noch lebte. Ben strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht, ohne dabei den Schlauch in der Nase zu berühren. "Ich bin so froh...", flüsterte er erleichtert und schmiegte seinen Kopf an den ihren. "Ich lass dich doch nicht einfach alleine", antwortete sie und genoss die Geste sichtlich. "Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch!" Sandra war wirklich froh, dass ihre Tochter jemanden gefunden hatte.


    Semir ging in die Cafeteria, wo alle warteten und aufschossen, als sie ihren Kollegen sahen. "Und?", fragte Sarah ungeduldig und Semir lächelte. "Sie wird wieder vollkommen gesund!", verkündete er freudig und Sarah umarmte ihren Mann mit voller Liebe. Andrea und Semir küssten sich. "Gott sei dank", atmete Tom erleichtert durch und fuhr sich durchs Haar. "Wie heisst es doch schön: Ende gut alles gut!" Sarah stimmte André vollkommen zu. Semir jedoch, erblickte Stefanie, die an einem Tisch sass und mit wutrotem Gesicht Luftlöcher starrte. "Noch nicht ganz", murmelte er und ging auf sie zu.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Semir ließ sich neben Stefanie auf den Stuhl sinken und sah sie an. Zwar hatte sie ihn bemerkt, doch sie blickte ihn nicht an. Stur war ihr Blick geradeaus gerichtet. "Was hast du denn?", fragte Semir endlich und berührte ihren Arm. Sie sah ihn leicht erschrocken an. "Ich? Ich habe gar nichts.", zischte sie und riss sich los. Semir lächelte kurz. "Komm, ich seh doch, dass dich etwas beschäftigt.", meinte er dann und drehte sie zu sich um. "Also...", forderte er dann. Stefanie sah ihn mit ihren giftgrünen Augen energisch an. "Ich ...", fing sie an, wusste dann aber nicht weiter. "Meine Schwester führt so ein klasse Leben.", erzählte sie dann. "Ich würde auch gerne so ein Leben führen." "Du bist eifersüchtig, oder?", fragte Semir und war damit auf der richtigen Spur. "Blödsinn.", fauchte sie und sah den Deutschtürken mit ihren großen, grünen Augen an. "Hör auf, ich seh doch, wie es in dir aussieht.", erwiderte er und lehnte sich über die Stuhllehne. "Ach ja? Was wissen sie schon?", fragte sie und stürmte an ihrer Schwester vorbei, die sich zu Semir gesellte.
    "Hey, wo willst du hin?", fragte Joanna Stefanie nach. Doch sie antwortete nicht. Joanna setzte sich zu Semir. "Sie hat es schwer, seit sie mit uns allein ist.", meinte sie entschuldigend zu Bens Partner. "Schon okay.", erwiderte er. "Was hat sie eigentlich?", wollte Semir dann wissen.


    Stefanie saß vor dem Krankenhaus, hatte sich auf einen Pfosten des nahegelegenen Kais gesetzt, da direkt am Krankenhaus die Spree entlangfloss, und sah mit tränenverschmiertem Gesicht auf den Fluss hinunter. In ihrer Hand die Fotografie ihres Vaters, der sie in seinen Armen hielt. Warum er die Familie verlassen hatte, wusste sie noch immer nicht. Sie wollte ihn doch nur ein einziges Mal noch sehen. Sie kam sowieso nicht mehr mit ihrer Mutter klar. Viel lieber würde sie bei ihrem Vater wohnen, der irgendwo hier in Deutschland lebte. Aber was sollte sie machen? Sie war noch minderjährig und damit nicht dazu berechtigt, von zu Hause auszuziehen. Sollte sie weglaufen? Ihren Vater überall suchen? Das wäre sicherlich das Beste. Ja, genau das würde sie machen. Nur weg von dieser Familie, die sie so satt hatte. Gerade jetzt, wo sich alles wiederholte und ihre Schwester, die sie immer bewundert hatte, sich einen Deutschen als Freund nahm.


    ...

  • Berlin, drei Wochen Später




    Die Kirchenglocken läuteten zum Einmarsch. Sarah und André standen am Kircheneingang und begrüssten ihre Gäste noch einmal. Verwandte, Schulfreunde und Kollegen. Jeder konnte es nicht lassen, einen Blick auf den kleinen David - Benjamin zu werfen und fragten immer wieder verwundert nach dem Namensgeber, der noch nicht aufgetaucht war. Jedoch waren Sarah und André nicht besorgt. Sie wusste, dass sie kommen würden. Ben, Annelie, Semir und Andrea. Tom war mit seinen Kindern schon gekommen aber Annelie musste sich noch von ihrer Familie, besonders von ihrer Schwester Stefanie, verabschieden. Annelies jüngste Schwester hatte fliehen wollen. Zu ihrem Vater. Doch konnte Joanna, der dies alles keine Ruhe liess, sie aufhalten.
    Während Annelies Genesungsprozess, konnte man sich einigen, dass Stefanie zu ihrem Vater zog, der in Hamburg lebte. Somit war sie nicht nur von ihrer Familie, sondern auch von Annelie weit entfernt. Und eine 16-jährige hing manchmal noch mehr an der Familie, als sie vermutet hatte.



    So kam die Gruppe knapp beim letzten Glockenschlag an. Ben und Semir trugen Anzüge mit Hemd, ohne Krawatte, Annelie trug ein schwarzes Kleid mit silbenernem Stickmuster und hochgesteckten Haaren und Andrea hatte sich für einen Hosenanzug entschieden. Aida trug ein schönes Blümchenkleid. Sarah lächelte zufrieden und winkte ihnen zu. "Na endlich", bemerkte André ein wenig ungeduldig und Annelie grinste. Ausser einem kleinen Pflaster am Oberschenkel, war von ihrer Folterung nichts mehr zu sehen. "Tut mir leid aber meine Kleinste hatte noch ein Heulkonzert zum besten gegeben!" Sarah ging mit ihrem Sohn zu Ben und Annelie. "Bist du einverstanden", begann sie und wendete sich an Ben, "wenn Annelie David in die Kirche trägt!" Annelies Augen weiten sich und Ben nickte mit einem leichten Lächeln. So übergab Sarah ihrer Freundin das Bündel kleinen Lebens und sie schritten in die Kirche. Semir und Andrea hatten einen Platz in der vordesten Reihe bekommen um das spektakel von nahem zu sehen.




    Der Pfarrer tat sein Werk. Er taufte David Benjamin und übertrug Ben und Annelie das Patenamt. Beide strahlten und hielten Davin-Benjamin wie ihren eigenen Sohn in den Armen. Als die Zeremonie vorbei war. Versammelte man sich vorne für die Fahrt zum Essen.
    "Danke, dass ihr für mich die Taufe verschoben habt", sagte Annelie und Sarah zwinkerte ihr zu. "Hauptsache du bist wiede runter uns Annelie!" Ben, auf Sarahs Kommentar hin, drückte seine Freundin fest an sich. "So schnell gebe ich sie auch nicht her!" Die Beiden gaben sich einen Kuss. "Man kann man mit der Taufe eures Kindes rechnen?", fragte Toms Frau und Annelie winkte ab. "Das wird noch ein wenig dauern. Ben und ich wollen noch ein wenig das Leben geniessen nicht wahr?" Ben nickte zustimmend. Unwissend, dass sie schon bald wieder nach England reisen würden um dort ein weiteres Kind, in der Familie begrüssen zu dürfen.




    So, dass war's mal wieder von uns. Aber keine Sorge, für Nachschub ist gesorgt. Unsere nächste Story steht schon in den Startlöchern. Dieses Mal pausieren wir mal von Annelie, Sarah, André, Tom und unseren englischen Freunden, da wir euch etwas "neuartiges" bieten.
    Die Story wird:



    heissen. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten ;)


    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

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