Bis an die Grenzen ...

  • Natürlich Jenni, für dich stell ich doch gerne noch ein weiteres Stückchen ein...so will ich dich wirklich nicht in die Woche schicken. ;)
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    Ein lauter Knall war zu hören. Anna, die auf den Schuss gewartet hatte, ließ sich mit einem lauten Schrei zu Boden fallen und blieb regungslos liegen. Der, vorher angebrachte, Beutel mit der Lebensmittelfarbe platzte und ein riesengroßer roter Fleck breitete sich auf ihrer Brust aus. Dieter und Hotte, die etwas abseits gestanden waren, drehten sich erschrocken um. Während sich Dieter unsicher umsah und versuchte ausfindig zu machen, woher das Geräusch kam, sah Hotte wie Anna zusammenbrach. „NEIN!“ stieß Hotte aus, rannte zu seiner Chefin und lies sich neben ihr auf den Boden sinken. Alles lief nach Plan.


    „Treffer“ jubelte Tom gespielt. „Sieht gut aus.“ lobte ihn Norbert und sah auf das Geschehen. Der rote Fleck war genau auf Herzhöhe. „Wir haben’s geschafft, sie ist tot!“ tat auch Semir, als würde er sich freuen. „Abwarten, es kann auch sein, dass sie nur bewusstlos ist. Es ist noch nicht sicher, ob sie auch wirklich tot ist.“ gab Norbert zu bedenken. „Was willst du tun? Sollen wir nachsehen gehen? Da unten laufen zwei Polizisten herum, die würden uns doch sofort erwischen.“ fragte ‚Adrian’ zweifelnd. „Wir warten einfach noch ein bisschen.“ entschied Norbert. Der zweite Polizist stand nun ebenfalls verzweifelnd neben der Frau. Norbert war zufrieden. Bisher hatte sie noch niemand hinter dem Busch bemerkt. Die beiden Polizisten widmeten ihre ganze Aufmerksamkeit auf die, am Boden liegende, Engelhardt. Sie schienen so überrascht und geschockt zu sein, dass sie gar nicht daran dachten, die Gegend nach dem Schützen abzusuchen. Plötzlich hörten sie den dicken Polizisten hysterisch schreien. „Sie ist tot, Dieter, sie ist tot! Jemand hat sie erschossen!“ Tom musste schmunzeln. ‚Hotte macht das wirklich gut.’ dachte er anerkennend. Norberts Mund verzog sich daraufhin zu einem breiten Grinsen. Ein paar Minuten später schien unter ihnen bereits das reinste Chaos auszubrechen. Ein Rettungs- und ein Notarztwagen rollten auf den Platz und auch die Polizei kündigte sich mit Sirenen an. Norbert nickte ‚Adrian’ und ‚Raffael’ zu. „Ich hab genug gesehen, lasst uns verschwinden.“ Im Schutz des Gebüschs schlichen sie zum Auto. Dort angekommen blickte Norbert noch einmal zurück. Alle Anwesenden waren so beschäftigt, dass sie überhaupt keine Angst zu haben brauchten entdeckt zu werden. Er sah wie der dicke Polizist geknickt auf dem Boden saß, während ein Notarzt, der sich über die Frau gebeugt hatte, den Kopf schüttelte und sie mit einem weißen Tuch abdeckte. Schließlich schwanden auch seine letzten Zweifel. Jetzt war er sich sicher. Anna Engelhardt war tot. Er war erleichtert. Sven, der Anführer, wird zufrieden sein. Vielleicht hatte er ‚Adrian’ und ‚Raffael’ unrecht getan, vielleicht waren die Beiden doch nicht so schlecht, wie er vor ein paar Stunden noch gedacht hatte, aber vertrauen würde er ihnen trotzdem noch nicht.


    Kaum hatten die drei die Tür im U-Bahn-Tunnel hinter sich zugeschlagen, blickten sie auch schon in die fragenden Gesichter einiger Bandenmitglieder. Es waren diesmal mehr, als das letzte Mal. Der Anführer war jedoch nicht dabei. „Die Beiden haben es tatsächlich geschafft! Die Polizistin Anna Engelhardt ist Geschichte!“ verkündete Norbert nach Beifall haschend. Die Männer brachen daraufhin in lauten Jubel aus. Norbert sah ‚Adrian’ und ‚Raffael’ an. „Ich werde sofort unseren Boss anrufen um ihm die freudige Nachricht zu überbringen. Wartet solange bitte hier und rührt euch nicht von der Stelle!“ befahl er. Die zwei nickten. Die Leute jubelten noch immer sehr laut. Semir und Tom hingegen gefiel die Situation weniger. Sie ließen sich jedoch nichts anmerken, spielten stattdessen mit und grinsten einfach nur. Gleichzeitig warfen sie sich einen flüchtigen Blick zu und schienen dasselbe zu denken. Was ist das nur für eine Welt, in der wir leben? In der es Leute gibt, die sich freuen und jubeln, wenn andere sterben? Die Raststätten überfielen und jeden Menschen, der ihnen im Weg steht, ohne mit der Wimper zu zucken, töten? Eines war ihnen somit schlagartig klar und der Gedanke daran ließ sie frösteln: Sie waren hier in eine extrem gefährliche Bande geraten. Mit diesen Menschen war nicht zu spaßen, sie waren eiskalt, Menschenleben waren hier nichts wert.

  • Hier habt ihr ein etwas längeres Stück ;)...dafür gibt’s das nächste ganz sicher erst wieder morgen Früh...werde heute nämlich nicht viel Zeit haben...


    Als Norbert zurückkam, verstummte das Geschrei. Gespannt wartete die Menge darauf was Norbert zu berichten hatte. Er sah Tom und Semir lächelnd an. „Der Boss ist sehr zufrieden, er hat zugestimmt euch bei uns aufnehmen zu dürfen. Tja, dann sag ich mal herzlich willkommen bei uns in der Bande Raffael und Adrian! Hier ist die versprochene Bezahlung!“, er warf ‚Adrian’ und ‚Raffael’ je einen Beutel mit Geld zu, „Es ist nicht viel, was daran liegt, dass es das erste Mal gescheitert war, aber beim nächsten Mal springt sicher mehr dabei heraus.“ klärte er die Beiden auf. Tom und Semir freuten sich und waren sichtbar erleichtert über das geglückte Attentat. Sie hatten erreicht was sie wollten, sie wurden aufgenommen. Die restlichen Bandenmitglieder begrüßten ihre Neulinge ebenfalls und gingen dann wieder ihren Arbeiten nach.


    Norbert ging zu einem der Tische und setzte sich. Er forderte ‚Adrian’ und ‚Raffael’ auf, sich ebenfalls zu setzen. „Nur damit eines klar ist, alles was ich euch jetzt erzähle, bleibt unter uns! Es wird an keine dritte Person weitergegeben, egal an wen! Überhaupt alles was ich in Zukunft sagen werde, bleibt geheim! Und falls ihr einmal verhaftet und verhört werden solltet, dann werdet ihr auch schweigen, ist das klar?“ sagte er in einem strengen Ton. Er sah die Beiden eindringlich an. Tom und Semir nickten fast gleichzeitig. Jetzt wurde es ernst, jetzt würden sie an Informationen herankommen. Schließlich fuhr Norbert fort. „Gut. In erster Linie überfallen wir hauptsächlich Rastplätze. Wir sind bewaffnet und maskiert, stürmen die dort stehenden Gebäude und stehlen das Geld. Das alles muss sehr schnell gehen, schließlich flüchten wir wieder, davor werfen wir allerdings noch eine Bombe in die Masse. Wir müssen weg sein, bevor die Bullen dort auftauchen. Wenn euch jemand aufhalten will, erschießt ihn! Wenn euch jemand erkennt, erschießt ihn ebenfalls! Wenn zu viele Leute im Weg stehen, schießt sie nieder!“ erklärte Norbert gleichgültig und ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Er ließ die Worte wirken und fuhr dann fort. „Den schlimmsten Fehler, den ihr machen könnt ist der, dass ihr zögert! Genauso wie Philip, ein ehemaliges Bandenmitglied, der beim letzten Mal geschnappt wurde. Er war zu feig, wollte niemanden töten, konnte viel zu spät flüchten und wurde schließlich von den Bullen verhaftet. Kümmert euch nicht um andere. Wenn ihr das tut, dann seid ihr verloren. Ihr werdet geschnappt und kommt lebenslänglich in den Knast. Gibt es bis jetzt Fragen?“ wollte er dann wissen. Tom und Semir schüttelten den Kopf. Sie waren erschüttert über das, was Norbert ihnen erzählte und konnten es eigentlich kaum glauben. Unschuldige töten, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Es hörte sich an wie in einem Horrorfilm, der plötzlich Realität geworden war. Es war unnötige Gewalt. Leute, die sich anders nicht zu helfen wussten und deshalb mit Gewalt handelten..


    Plötzlich fiel Semir doch eine Frage ein. „Warum die Bombe?“ wollte er wissen und versuchte neutral zu klingen. „Der Boss will es so.“ war die knappe Antwort von Norbert. „Aber es muss doch einen Grund dafür geben. Wozu dieses Blutvergießen und diese Zerstörung? Das Geld haben wir zu diesem Zeitpunkt ja schon.“ hakte Semir nach. Er wollte nicht locker lassen und kochte innerlich. Am liebsten würde er diesen Norbert auf der Stelle verhaften und in einer maroden und dreckigen Gefängniszelle verrotten lassen. „Ich habe bereits geantwortet.“, gab Norbert gereizt zurück, „Aber ich will mal nicht so sein. Nun, durch das Chaos und den Rauch, der dadurch entsteht, wird die Flucht natürlich erleichtert. Sonst noch etwas?“ Als keine Frage mehr kam, sprach er weiter. „Morgen Früh wird ein weiterer Überfall auf die Raststätte ‚Hohenbern’ stattfinden. Allerdings möchte euch der Boss morgen noch nicht mitnehmen. Also gönnt euch einen Ruhetag und erholt euch von heute. Einer meiner Leute wird bei euch bleiben und sich um euch kümmern.“ er machte eine kurze Pause, „Übermorgen allerdings, am Freitag in der Früh beim Überfall auf die Raststätte ‚Feldbrunn’ dürft ihr mitkommen. Da gibt’s dann auch wieder eine Bezahlung. Das war’s für heute, ihr könnt jetzt machen was ihr wollt.“ Norbert stand auf und ließ die Beiden alleine.


    „Wir müssen unbedingt die Chefin warnen Semir! Das gibt morgen sonst wieder ein Blutbad.“ flüsterte Tom traurig Semir zu, als er sich sicher war, dass sie niemand hören konnte. „Ach Tom, am liebsten würde ich diesem Kerl den Hals umdrehen.“ gab Semir wütend ebenso leise zurück. Tom konnte ihn gut verstehen, ihm ging es ähnlich. „Das Schlimmste ist ja, dass wir morgen, während auf der Raststätte der Teufel los sein wird, hier untätig herumsitzen werden müssen! Wir werden bestimmt beobachtet.“ „Das werden wir jetzt schon Semir. Ich wette, wir können keinen Schritt mehr machen, ohne verfolgt zu werden.“ „Irgendeine Idee wie wir die Chefin informieren?“ fragte Semir leise und hoffte, dass Tom etwas einfallen würde. „Ja, ich glaube, ich habe tatsächlich eine Idee.“, antwortete er, nachdem er kurz überlegt hatte, „Das könnte klappen…Ich muss nur kurz nach draußen. Warte hier, ich mach das schon.“ Tom wollte bereits Richtung Norbert losgehen, doch Semir hielt ihn zurück. „Ja und was ist das für eine Idee? Willst du mir das nicht sagen.“ „Ich erklär’s dir später, aber ich muss jetzt weg.“ „Aber…“ „Nichts aber, mach’ dir keine Sorgen und vertrau deinem Partner einfach.“ versuchte er ihn lächelnd zu beruhigen. Tom sprach kurz mit Norbert und verließ dann den U-Bahn-Tunnel. Semir blieb ratlos zurück. Er konnte beobachten, dass, kurz nachdem Tom gegangen war, ein weiterer Mann den Raum verließ. Sie hatten also Recht gehabt, sie werden beschattet.

  • Tom war unterwegs zu einem riesigen Einkaufszentrum, dem „Shopping-Tower“. Da er dieses ‚Hochhaus’ bei der Fahrt zur Kollstraße damals vom Auto aus gesehen hatte, wusste er, wo es sich befand und das es nur wenige Schritte von dem U-Bahn-Tunnel entfernt war. Norbert hatte er eingeredet, dass er sich um das verdiente Geld gerne etwas Neues kaufen würde. Er war sich sicher, dass er verfolgt wurde und musste deswegen besonders vorsichtig sein. Er versuchte seinen Beschatter ausfindig zu machen, doch vergebens.
    Beim „Shopping-Tower“ angekommen, lief er schnell in die Eingangshalle und stieg in einen leeren Aufzug. Er betätigte die entsprechende Taste mit der sich die Aufzugstür schließen ließ, ignorierte die Beschwerden der Leute hinter ihm, die ebenfalls einsteigen wollten und drückte den Knopf, der ins oberste Stockwerk führte. Nun würde er kurz Zeit haben um die Chefin anzurufen und mit ihr ungestört telefonieren zu können.


    „Engelhardt.“ meldete sich Anna. „Tom hier. Chefin, ich hab nur ganz kurz Zeit. Ich werde verfolgt und bin gerade in einem Aufzug. Wir wurden aufgenommen, wir sind drin. Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Ist ihnen etwas passiert?“ fragte er besorgt. Immer wieder blieb der Aufzug bei einem Stockwerk stehen und wollte sich öffnen, doch Tom ließ die Tür schließen, bevor sie sich öffnen konnte. „Nein, Tom, es ist alles super gelaufen.“ Anna wollte weiterreden, doch Tom fiel ihr ins Wort. „Entschuldigung, aber ich bin gleich oben. Sie waren übrigens großartig! Es wird morgen und übermorgen, immer in der Früh, einen weiteren Überfall geben. Wann genau wissen wir nicht. Morgen beim Rastplatz Hohenbern, hier dürfen wir noch nicht mitmachen, und am Tag darauf in Feldbrunn, bei dem Semir und ich dabei sein werden. Bitte, Sie müssen morgen verhindern, dass nicht noch mehr Menschen sterben. Semir und ich können nichts tun.“ ratschte Tom in Eile runter. „Ich hab verstanden. Wir werden dort sein, mit dem SEK.“ antwortete Anna. „Chefin, vergessen Sie nicht, dass sie ab jetzt offiziell „tot“ sind. Seien Sie vorsichtig, niemand darf Sie sehen.“ gab Tom zu bedenken. „Keine Sorge, ich werde mich im Hintergrund halten.“ versprach sie. „Danke. Ich muss Schluss machen.“ Tom drückte das Gespräch weg. Im selben Augenblick war er im obersten Stockwerk angelangt. Die Türen öffneten sich. Tom stieg aus, ging in ein Geschäft und kaufte sich schnell ein T-Shirt und einen Pullover um bei Norbert keinen Verdacht zu erwecken. Dann fuhr er ganz normal, zusammen mit anderen Besuchern, mit dem Aufzug wieder ins Erdgeschoss und ging zurück zum Versteck.


    Semir atmete erleichtert auf, als er Tom kommen sah. Scheinbar hatte er Erfolg. Auch Norbert, der sich Toms neue Kleidung zeigen ließ, sagte nichts. Tom erzählte Semir flüsternd uns so unauffällig wie möglich, wie er es geschafft hatte auf der PAST anzurufen. „Schade, dann hattest du ja nicht mal Zeit mit deiner Freundin zu reden. Scheinbar ist sie dir doch nicht so wichtig.“ meinte Semir gespielt traurig, bevor er zu grinsen begann und dafür einen bösen Blick von Tom kassierte.

  • Nach Toms Anruf gestern Abend, konnte Anna die ganze Nacht über nicht richtig schlafen. Es war bereits die zweite Nacht, die sie schlaflos verbrachte. Sie wusste nicht, was sie mehr beunruhigte, entweder die Tatsache, dass die Beiden anscheinend unter ständiger Beobachtung standen und jeder Anruf ein Risiko war oder, dass heute wieder ein Rastplatz überfallen werden sollte. Beides hatte sie Andrea verschwiegen und auch Petra gegenüber erwähnte sie nur den Überfall.
    Jetzt wartete sie gut versteckt, zusammen mit ihren treuen Kollegen Herzberger und Bonrath und dem SEK, auf dem besagten Rastplatz auf die Bande. Die Angestellten wurden bereits in Sicherheit gebracht. Besucher wurden weggeschickt mit der Begründung, dass die Geschäfte erst später aufmachen würden. Auf den Parkplätzen befanden sich keine Autos mehr, nur mehr die der Polizei. Sie waren bereits seit Beginn der Morgendämmerung hier, doch bisher war noch nichts geschehen.


    „Was wird denn das jetzt, kommen die heute noch oder nicht?“ meinte Hotte leicht verärgert, der vom langen Warten schon fix und fertig war und sich müde, sitzend an einen Baum gelehnt hatte. Dieter sah ihn an. „Ach komm schon Hotte, jetzt darfst du nicht schlapp machen, jetzt wird’s gleich gefährlich und unser Einsatz gefragt sein.“ versuchet er seinen Freund aufzumuntern. „Das ist es ja…jeden Tag etwas Aufregendes, ich glaub mein Herz macht da schon langsam nicht mehr mit. Wenn das alles hier vorbei ist, dann brauch ich Urlaub...“ stöhnte Hotte. „Aber, jetzt erleben wir auch endlich mal was, genauso wie Tom und Semir immer! Ist das nicht toll? Das wir so etwas in unserem Alter überhaupt noch erleben dürfen…“ schwärmte Dieter. „Ich bin schon froh, wenn ich es überlebe.“ gab Hotte matt zurück. Dann seufzte er. „Weißt du Dieter, früher, da war das alles kein Problem…da war ich noch jung und sportlich…“ „…und um einige Kilos leichter…“ fügte Dieter nickend hinzu. „Ja, das ist verständlich.“ meinte er dann mitfühlend. Ihr Gespräch wurde durch Motorengeräusche mehrerer herannahender Autos unterbrochen. „Komm, Hotte, aufstehen, jetzt wird’s spannend!“ sagte er und half seinem Freund hoch. Hotte sah ebenfalls in Richtung der Autos. „Tatsächlich, die kommen!“ stellte er aufgeregt fest.
    Auch Anna hatte die kommenden Autos bemerkt und nahm ihr Fernrohr zur Hand um besser sehen zu können. Sie war sich sofort sicher. Es bestand kein Zweifel, das waren sie. Diese skrupellose Bande, die gleich hier sein würde und den Rastplatz in ein Schlachtfeld verwandeln würde. „Sie kommen! Macht euch bereit!“ gab Anna bekannt. „Wartet auf mein Kommando.“


    Anna wartete bis die Bandenmitglieder aus ihren Autos ausstiegen und laut schreiend auf die ersten Geschäfte zuliefen. Sie waren alle maskiert und bewaffnet. „Zugriff!“ gab Anna den Befehl. Dann ging alles sehr schnell. Die Männer des SEKs sprangen aus ihren Verstecken hervor und stürmten auf die Bande zu. Die Mitglieder erschraken und waren gleichzeitig so überrascht, dass sie im ersten Moment gar nicht wussten, was sie tun sollten. Manche standen wie versteinert da und ließen sich mit weit geöffneten Augen widerstandslos festnehmen, andere reagierten besser auf diese unerwartete Situation und ergriffen augenblicklich die Flucht. Die Bande wurde so überrumpelt, dass es weder zu einer Schießerei kam, noch konnte sie irgendwelchen Schaden anrichten. Nach wenigen Minuten war alles wieder vorbei und Anna und ihre Leute atmeten erleichtert auf. Zwar konnten die meisten Täter entkommen, aber es wurden immerhin fünf Personen verhaftet. Anna war zufrieden, es war ein Erfolg.
    Sie rief Petra an und berichtete ihr, dass der Einsatz gut verlaufen war. „Gut, dass sie angerufen haben, ich wollte ohnehin mit Ihnen sprechen.“ sagte Petra, als Anna mit ihrer Erzählung fertig war. „Es könnte sein, dass ich möglicherweise herausgefunden habe, wer der Anführer dieser Überfallbande ist. Es gab da einmal einen größeren Fall vor 24 Jahren, bei dem Sie beteiligt waren.“ begann sie zu erzählen. „Das ist lange her.“ gab Anna zurück und versuchte sich daran zu erinnern. „Sagen Ihnen die Namen Sven Ritinger und Andreas Ritinger etwas?“ half sie ihrer Chefin auf die Sprünge. „Die beiden Brüder?!“ fragte diese beunruhigt. „Genau die.“ bestätigte Petra. „Können Sie sich daran erinnern?“ fragte sie weiter. „Oh nein…“ stieß Anna nur aus.

  • „Wie konnte das nur passieren??“ rief Sven wütend während der Fahrt. „Wo kamen denn die Bullen plötzlich her?! Diese Schweine haben fünf meiner Leute geschnappt!“ Er war außer sich vor Zorn. Norbert zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Vielleicht werden die Raststätten jetzt strenger bewacht. Immerhin sind die Bullen ja auch nicht blöd.“ versuchte er eine Erklärung zu finden. „Oder sie sind an Informationen herangekommen. Die Frage ist nur, durch wen? Philip war es sicher nicht, der wusste ja nichts von all dem.“ überlegte Norbert weiter. „Egal, wir reden später weiter. Bringe die Leute in das neue Versteck! Es ist zu gefährlich weiterhin den Raum im U-Bahn-Tunnel zu benutzen! Der wird ab sofort nicht mehr betreten, von niemandem!“ befahl Sven ihm. Norbert nickte.


    Tom und Semir warteten noch immer ungeduldig darauf, dass ihnen endlich jemand Bericht erstattete. Seitdem die Bande in der Früh aufgebrochen und sich Richtung Rastplatz begeben hatte, waren mittlerweile bereits etliche Stunden vergangen. Aber irgendwann musste doch irgendjemand wieder hier auftauchen. Dass es Anna gelungen war die komplette Bande festzunehmen, bezweifelten sie. Sie wussten nicht was sich am Rastplatz abspielte. Sie konnten nur hoffen, dass alles gut ausgehen würde.
    Mehrmals hatten sie überlegt, sich einfach davonzuschleichen, doch ihr Bewacher beobachtete jeden ihrer Schritte und ließ ihnen keine Möglichkeiten dazu. Außerdem wäre es ohnehin zu risikoreich gewesen und hätte sie womöglich nur in unnötige Schwierigkeiten gebracht.
    Plötzlich klingelte ein Handy und der Mann hob ab. Er entfernte sich etwas, jedoch ohne seinen Blick von ‚Adrian’ oder ‚Raffael’ abzuwenden. „Ja.“ murmelte er in den Hörer. „Martin, verlasst so schnell wie möglich das Versteck. Es ist nicht mehr sicher! Der Überfall ist gescheitert. Die Bullen sind plötzlich aufgetaucht.“ Martin erkannte Norberts Stimme. „Verschwinde von dort und nimm Raffael und Adrian mit. Kommt zum neuen Versteck, du weißt wo.“ fuhr Norbert fort. Martin hatte aufmerksam zugehört und bestätigte mit einem weiteren „Ja.“ Dann beendete er das Gespräch und sah ‚Adrian’ und ‚Raffael’ an. „Wir wechseln das Versteck! Nehmt alles mit was ihr braucht, wir werden hierher nicht mehr zurückkommen! Beeilt euch!“ forderte er die Beiden auf. Semir merkte, dass der Mann nervös war. „Was ist passiert?“ wollte er wissen. „Der Überfall lief anders als geplant, die Bullen waren dort.“ antwortete der Mann beunruhigt.


    Wenige Minuten später saßen Tom und Semir mit Martin zusammen im Auto und fuhren weg. Während der Fahrt beobachtete Martin aufmerksam seine Mitfahrer im Rückspiegel. Sie wirkten weder beunruhigt noch nervös, eigentlich ganz normal. Trotzdem, da war es wieder, sein komisches Gefühl. Sein Instinkt schien ihn warnen zu wollen. Es kam ihm so vor, als kennte er zumindest einen von den beiden. Wenn er doch nur wüsste welchen und vor allem woher, aber so sehr er sich auch bemühte und angestrengt nachdachte, er kam einfach nicht drauf. Er konnte nur weiterhin achtsam sein, sie weiterhin im Auge behalten und hoffen, dass er irgendwann draufkam, was ihn an den Beiden so beunruhigte.
    „Wo fahren wir eigentlich hin?“ fragte Tom schließlich. „In unsere neue Unterkunft. Zu einem leerstehenden, alten Haus in der Zeilingerstraße 10. Es wird allerdings noch eine Weile dauern bis wir da sind.“ gab Martin zurück. „Wenn das so ist, dann müsste ich aber einmal kurz auf die Toilette. Es ist wirklich dringend. Können wir bitte kurz stehen bleiben.“ bat Semir. Tom sah ihn fragend an, verstand jedoch sofort was Semir damit bezwecken wollte. Er wollte telefonieren, die neue Adresse an die Chefin weitergeben. Martin verdrehte die Augen. „Wir sind ohnehin bald da.“ meinte er ausweichend. „Nein, nicht bald, das dauert zu lange. Jetzt. Bitte.“ bettelte Semir. „Muss das sein? Es ist wirklich nicht mehr weit!“ erwiderte Martin genervt. „Ich kann auch gerne in dein Auto pinkeln, falls dir das lieber ist.“ sagte Semir bissig. Schließlich gab Martin nach. „Nagut, aber mach schnell!“ stöhnte er. Beim nächsten Toilettenhäuschen ließ er ‚Adrian’ aussteigen. „Ich versuche ihn so gut es geht abzulenken.“ flüstere Tom seinem Partner zu. Dieser nickte dankbar und lief zu einer Toilette. Dort schloss er die Tür ab und nahm sein Handy zur Hand.

  • „Chefin, was ist passiert? Wurde jemand verletzt? Konnten wir jemanden festnehmen?“ schoss er die Fragen ab, noch bevor Anna etwas sagen konnte. Anna konnte sich denken, dass Semir wenig Zeit hatte und begann somit ohne Umschweife zu erzählen. „Nein, Semir, es wurde niemand verletzt, auch nichts zerstört. Wir hatten Erfolg! Insgesamt waren es vermutlich 14 Personen, die die Raststätte überfallen wollten. Fünf davon konnten wir festnehmen, den anderen gelang leider die Flucht. Die Verhöre brachten uns leider nicht weiter, die sind alle so stumm wie ein Fisch. Philip war der Einzige aus dieser Bande, der bisher mit uns gesprochen hat.“ klärte sie Semir auf und merkte, wie dieser anschließend erleichtert aufatmete. „Das sind gute Neuigkeiten.“ stellte Semir fest. Er war froh, dass alles so gut geklappt hatte, dann fuhr er fort: „Wir haben auch etwas Neues zu berichten. Wir sind unterwegs zur Zeilingerstraße 10. Petra soll das Haus mal überprüfen. Vergessen Sie den Raum im U-Bahn-Tunnel bei der Kollstraße, dort ist niemand mehr.“ erklärte er. „Danke, ich hab verstanden.“ bestätigte Anna. „Ok, Chefin, ich muss aufhören.“ drängte er. „Warten Sie, es gibt da noch etwas Wichtiges, was ich Ihnen sagen möchte. Petra hat möglicherweise herausgefunden, wie der Anführer der Bande heißt. Außerdem möchte ich, dass Ihr ab sofort extrem vorsichtig seid bei allem was Ihr tut!“ warnte sie Semir und gab den Hörer an Petra weiter.


    „Hallo Semir.“ meldete sich diese. „Hallo Petra, dann lass mal hören.“ forderte er. „Ich habe hier wen, der passen könnte. Warte mal eine Sekunde, ich schick dir ein Bild.“ Kurz darauf sah sich Semir das Foto auf seinem Handy an. „Ja, das ist er.“ bestätigte er. „Oh nein, ich habs befürchtet.“ meinte Petra unruhig. „Jetzt sag schon, wer ist das?“ wollte Semir neugierig wissen. „Der Anführer heißt Sven Ritinger. Er war Vollwaise und kam ziemlich bald vom rechten Weg ab. Bereits als junger Mann war er bei mehreren gefährlichen Banden dabei. Meistens in einer ranghohen Position. Sven Ritinger führte viele illegale Geschäfte durch. Er galt als erfolgreich, skrupellos und war generell sehr gefürchtet. Nicht selten ging er über Leichen um zu erreichen, was er wollte. Und jetzt wird’s interessant: Vor 24 Jahren war er wieder bei einem ziemlich lukrativen Geschäft dabei, so viel ich weiß ging es um Rauschgift. Auch hier schreckte er vor Mord nicht zurück. Insgesamt wurden damals drei Menschen, darunter auch zwei verdeckte Ermittler, die ihm auf die Schliche gekommen waren, auf äußerst brutale Art und Weise umgebracht, wobei hingerichtet trifft es wohl eher. Die Menschen wurden übel zugerichtet. Ich schick dir nachher noch ein paar Bilder aufs Handy. Kurze Zeit später konnte er jedoch von Anna Engelhardt verhaftet werden.“ erzählte sie Semir, der aufmerksam zuhörte. „Hört sich schlimm an.“ meinte dieser nachdenklich. „Ja. Das war allerdings noch nicht alles. Sven hatte einen jüngeren Bruder, Andreas Ritinger. Andreas war quasi die rechte Hand von Sven. Naja, und der…der wurde damals von Frau Engelhardt erschossen. Es war Notwehr. Sven war ebenfalls anwesend und erlitt daraufhin einen Nervenzusammenbruch. Somit ließ er sich fast widerstandslos festnehmen, wahrscheinlich der Grund, warum er damals überhaupt verhaftet werden konnte. Das würde auch erklären, warum Sven Ritinger so einen enormen Hass auf Frau Engelhardt hat und sie umbringen lassen wollte.“ „Danke, Petra. Stimmt, das erklärt einiges.“ meinte Semir. „Bitte Semir, passt auf euch auf, du und Tom! Ich will euch beide heil wieder hier haben. Seid vorsichtig.“ sagte sie besorgt. „Die sind wirklich sehr gefährlich!“ fügte sie leise hinzu. „Mach dir keine Sorgen, Petra, du hast deinen Tom bald wieder. Wir sind bald wieder bei euch, das verspreche ich dir.“ versuchte er sie lächelnd zu beruhigen. „Okay. Ich wünsch euch viel Glück für morgen bei dem Überfall! Frau Engelhardt hat mir gerade gesagt, dass ihr euch zurückhalten sollt. Sie wird sich um alles kümmern.“ wiederholte sie die Worte von Anna. „Wir werden uns daran halten. Ich muss mich jetzt aber beeilen und wieder zurück. Danke für die ganzen Informationen!“


    Semir drückte das Gespräch weg und sah sich die Fotos der Leichen an, die Petra geschickt hatte. Doch kaum hatte er einen Blick darauf geworfen, drehte er sich sofort wieder weg und musste erstmal tief durchatmen. Er schloss die Augen. Mühsam versuchte er den aufkommenden Würgereiz zu unterdrücken. Ein paar Sekunden verharrte er so, dann öffnete er seine Augen wieder und sah sich die restlichen Fotos an. Petra hatte nicht übertrieben, die Bilder sahen grauenhaft aus. ‚Wie können Menschen nur zu so etwas fähig sein? Jemandem so etwas antun?’ fragte er sich und schüttelte fassungslos den Kopf. Dann lief er schnell wieder zum Auto zurück.


    „Ist dir schlecht?“ fragte Martin, als er sah, dass Semir total blass im Gesicht war. Semir war zuerst etwas irritiert, nickte dann aber. „Verstehe, das war also der Grund, warum es so lange gedauert hat. Na, das wird schon wieder.“ sagte Martin nur und fuhr weiter. Tom sah mit einem Seitenblick zu Semir. „Mensch Semir, was hast du da drinnen gemacht? Bist du ins Klo gefallen?“ fragte er vorwurfsvoll. „Weißt du, wie schwer es ist diesen Typen so lange abzulenken, ohne sich dabei verdächtig zu machen?!“ sprach er flüsternd weiter. „Tut mir Leid, wir wissen jetzt aber, wer der Anführer ist.“ Tom sah ihn erwartungsvoll an. „Wer?“ wollte er wissen. Semir prüfte kurz, ob der Fahrer sie beobachtete und erzählte Tom dann flüsternd, was er wusste. Sie waren auf der Autobahn und die Außengeräusche so laut, dass man sie sicherlich nicht reden hören konnte. Trotzdem musste Semir immer wieder unterbrechen, wenn er bemerkte, dass ihr Beobachter sie ansah. Als Semir fertig war und Tom die Fotos gesehen hatte, musste auch dieser schwer schlucken.

  • Kaum waren Martin, Semir und Tom bei dem Haus in der Zeilingerstraße angekommen, hörten sie, dass eine laute Diskussion im Gange war. „Wie sind die Bullen auf die Raststätte Hohenbern gekommen? Wieso waren die schon dort?“ schrie jemand wütend. „Kann das überhaupt Zufall sein?“ warf jemand anderer in den Raum. „Was ist mit den Neulingen, können wir ihnen überhaupt trauen?“ kam die nächste Frage. „Vielleicht hat sich Norbert ja schon wieder geirrt!“ Semir und Tom zuckten unmerklich zusammen, als sie das hörten. Erschrocken sahen sie sich an. „Das gefällt mir gar nicht, Semir.“ flüsterte Tom seinen Partner zu. „Mir auch nicht.“ „Nein, die waren es nicht. Ich irre mich nicht. Sie hätten gar keine Möglichkeit dazu gehabt. Martin hat sie den ganzen Tag über bewacht.“ antwortete jemand in dem Gebäude und Semir und Tom erkannten Norberts Stimme. „Puh, Glück gehabt.“ meinte Semir leise. Tom nickte. Als Martin an die Tür klopfte, kam Norbert den Dreien entgegen. „Gut, dass ihr da seid!“ sagte Norbert und fragte gleich weiter: „Martin, waren die Beiden den ganzen Tag bei dir im Versteck? Ich frage nur sicherheitshalber, weil hier eine kleine Diskussion entstanden ist, wie es heute dazu kam, dass für fünf Mitglieder unserer Bande die Handschellen klickten.“ Martin nickte. „Ja, die waren immer in meiner Nähe.“ bestätigte er. „Gut, wusste ich doch, dass die Beiden damit nichts zu tun hatten. Vielleicht war es wirklich nur Zufall.“ „Na klar, waren wir es nicht. Wieso sollten wir auch? Was hätten wir davon?“ fragte Semir verärgert. „Was ist mit dem Überfall morgen? Wird er stattfinden?“ fragte jemand anderer. „Ja, er wird, aber wir werden besser aufpassen und früher zuschlagen als heute.“


    Am nächsten Morgen mussten Tom und Semir zeitig aufstehen. Sie ermittelten bereits seit drei Tagen undercover in dieser Bande. Heute war Freitag, es war erneut ein Überfall auf eine Raststätte geplant und diesmal sollten die Beiden erstmals dabei sein. Sie würden ihren Kollegen allerdings nicht viel helfen können um ihre wahre Identität nicht auffliegen zu lassen. Deshalb hatte Anna den Beiden befohlen nicht ins Geschehen einzugreifen. Anna würde alles regeln und dafür sorgen, dass das SEK zugriff, bevor es zu Schießereien oder Überfällen kam. Außerdem wollte sie verhindern, dass Tom oder Semir als vorgetäuschte Bandenmitglieder womöglich von Norbert gezwungen werden, von ihren Waffen Gebrauch zu machen. Sie mussten es genauso wie am Tag zuvor machen. Die Bande durfte keine Gelegenheit dazu haben den geplanten Überfall in die Tat umzusetzen.


    Tom stand auf und steckte sich die Pistole in den Holster, die ihm Norbert gestern gegeben hatte. Semir hatte auch eine erhalten. Aus dem Augenwinkel sah Tom, dass Martin etwas weiter weg an einem Tisch saß und sie wieder beobachtete. „Hat der nichts Besseres zu tun, als uns die ganze Zeit anzuglotzen? Irgendwie fühle ich mich hier wie ein Schwerverbrecher.“ flüsterte er Semir zu und deutete mit dem Kopf Richtung Martin. „Nunja, in gewisser Weise sind wir das jetzt ja auch.“ grinste Semir. „Nur das wir nicht von der Polizei sondern von unseren eigenen Leuten beschattet werden.“ grollte Tom. „Du bist ja auch unberechenbar und angsteinflößend.“ lachte Semir leise. Tom sah ihn böse an. „Naja, immerhin hast du ja offiziell einen Menschen, die Chefin, ziemlich kaltblütig erschossen. Woher soll der Rest der Bande denn wissen, dass du die Waffe nicht auch gegen sie richtest?“ erklärte Semir, dann fuhr er ernster fort. „Es ist ohnehin bald vorbei. Hoffen wir, dass wir auch noch den zweiten Überfall verhindern können und dann werden wir bald wieder zu Hause sein.“ Tom nickte. „Ich hoffe, du hast Recht.“
    Norbert kam zu ihnen. „Hier eure Sturmhauben.“ sagte er. Tom und Semir nahmen sie entgegen und setzten sie auf. „Waffen habt ihr?“ fragte Norbert. Die Beiden nickten fast zeitgleich. Dann setzten sie sich in Norberts Auto und Norbert fuhr los. Neun weitere Autos folgten ihnen.

  • Wie am Tag zuvor warteten das SEK und Anna Engelhardt seit den frühen Morgenstunden auf der Autobahnraststätte auf den Überfall der Bande. Der einzige Unterschied war, dass es sich diesmal um den Rastplatz Feldbrunn handelte. Anna hoffte, dass es genauso erfolgreich verlaufen würde, wie gestern beim Rastplatz Hohenbern. Vielleicht würde es ihnen sogar gelingen mehr Täter zu fassen. „Passen Sie bitte auf meine Leute auf!“ erinnerte sie. „Wie Sie ja wissen arbeiten zwei meiner besten Hauptkommissare als verdeckte Ermittler in dieser Bande.“
    Auch Hotte und Dieter waren wieder im Einsatz und kümmerten sich inzwischen um die Angestellten, die ihre Geschäfte nicht mehr betreten durften und in Sicherheit gebracht wurden. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Angestellten schwieriger waren, als die vom letzten Rastplatz. Einige ärgerten sich, weil sie ihre Geschäfte, Lokale und Tankstellen verlassen mussten und konnten nicht so recht glauben was die Polizei ihnen erzählte. Anscheinend schienen sie die Zeitungen nicht so oft zu lesen, sie hatten von den Überfällen auf die Raststätten bisher noch nichts mitbekommen. „Hier ist doch noch nie etwas Schreckliches passiert.“, „Wieso sollten sich ausgerechnet hier irgendwelche Banden herumtreiben?!“, „Das ist doch lächerlich.“ empörten sich einige und begannen mit der Polizei zu diskutieren. Dieter und Hotte hatten alle Hände voll zu tun, um die verärgerten Leute zu beruhigen und zu erklären, dass sie es wirklich ernst meinten. Doch die Menschen waren hartnäckig und gaben nicht auf. Später würden sie diesen Tag jedoch nie vergessen.


    Anna schreckte plötzlich auf. Sie hatte Geräusche gehört und sah nun die Bande auf sie zukommen. Kurz darauf blieben die Autos beim Rastplatz stehen und die Täter stiegen aus.
    Semir und Tom waren ebenfalls dabei und sahen sich um. Es schien alles ruhig zu sein, doch die Beiden wussten, dass sich Anna und das SEK hier irgendwo versteckt hielten und nur auf den passenden Moment warteten um einzugreifen. Sie versuchten sie hinter den Sträuchern, Gebäuden und Bäumen zu entdecken, konnten sie jedoch nicht ausfindig machen. Sowohl Semir, als auch Tom, war nervös. Sie durften sich jetzt keine Fehler erlauben, ebenso wenig ihre Chefin.
    Die Bande wollte wie üblich losrennen und auf die Gebäude zustürmen. Sie hatten jedoch noch keinen einzigen Schritt getan, da blieb ihr Anführer, Sven, plötzlich abrupt stehen und hob die Hand. „Halt! Hier stimmt was nicht! Merkt ihr das?“ fragte er seine Leute. Ihre Waffen fest umklammert, sahen sich die Angesprochenen verunsichert um und wurden unruhig. „Scheiße.“ fluchte Tom leise, der direkt hinter Semir stand. „Die können doch niemanden vom SEK entdeckt haben, haben wir doch auch nicht!“ meinte er nervös zu Semir. Im selben Moment wusste dieser jedoch, was Sven stutzen ließ. „Tom, das ist es. Sie haben niemanden gesehen. Es ist kein einziger Mensch hier, etwas ungewöhnlich für einen Rastplatz!“ stellte er erschrocken fest. „Das ist eine Falle, die Bullen sind hier!“ schrie Sven plötzlich und hob die Waffe.


    Anna lugte zwischen den Blätter und Zweigen eines Strauches hervor, beobachtete das Geschehen und erschrak ebenfalls. „Mist!“ stieß sie aus. Die Kerle hatten sie entdeckt. Aber sie waren noch viel zu weit weg, das SEK würde nicht erfolgreich zugreifen können. Doch Anna blieb kaum eine Wahl. Diesmal reagierten die Täter wesentlich schneller. Sven gab einen Schuss ab. Seine Handlanger, die immer nervöser wurden, taten es ihm gleich und feuerten ziellos in verschiedene Richtungen. Sie wollten um jeden Preis verhindern, dass ihnen dasselbe Schicksal ereilte, wie gestern ihren Freunden, die verhaftet worden waren. Von einer Sekunde auf die andere schien ein Kugelhagel loszubrechen. Das SEK reagierte mit mehreren Rauchbomben. Das Feuer konnte nicht erwidert werden, es war zu riskant, weil Herr Gerkhan oder Herr Kranich womöglich verletzt werden konnten. Binnen Sekunden breitete sich nun der dichte, beißende Rauch in der Luft aus und erschwerte die Sicht. Durch diese Aktion schien die Bande regelrecht in Panik auszubrechen und reagierte aus Verzweiflung noch aggressiver. Die Männer des SEKs hatten überhaupt keine Gelegenheit zu reagieren. Sie konnten sich nur verstecken um nicht von irgendwelchen Kugeln getroffen zu werden.

  • „Verdammt, irgendwas läuft hier gewaltig schief.“ stieß Anna aus. Sie machte sich vor allem Sorgen um Semir und Tom. Im Hintergrund hört sie, wie die Angestellten erschrocken aufschrieen. Die hatten die Schüsse gehört und blickten neugierig und zugleich verängstigt auf den Teil des Rastplatzes, auf dem sich die Szene abspielte.


    Zur selben Zeit riss Norbert Semir und Tom zu Boden. „Achtung! Bleibt dicht hinter mir!“ rief er. Die Beiden nickten, das mulmige Gefühl, das sie hatten, war echt. Dann hörten sie eine Stimme rufen. „Hört auf zu schießen! Lasst uns verschwinden!“ schrie Sven in die Menge. „Los, zurück zu den Autos!“ befahl er seinen Leuten weiter. Norbert schob daraufhin Tom und Semir zurück in sein Auto. Als die Schießerei nachließ, traute sich das SEK wieder aus seiner Deckung heraus und lief auf die Männer zu.

    Kurz darauf hörte Anna plötzlich einen hysterischen Schrei hinter ihr. „Marie! Bleib hier!“ schrie eine junge Frauenstimme verzweifelt. Anna wandte sich der unbekannten Stimme zu und sah wie Hotte, sowie eine Frau vergeblich versuchten ein kleines Mädchen aufzuhalten, das weinend und unter Schock stehend immer weiter rannte und schließlich vor ihr direkt in die Gefahrenzone lief und vom dunklen Rauch verschluckt wurde. „MARIE!“ schrie die Frau erneut. Anna drehte sich kurz um: „Sie bleiben hier!“ befahl sie der jungen Frau, die daraufhin stehen blieb. Dann überlegte Anna nicht lange, lief an dem Strauch, hinter dem sie sich versteckt hatte, vorbei und rannte dem Mädchen nach. Durch den vielen Rauch konnte sie fast nichts sehen, aber sie fand das weinende Kind, packte es und brachte es aus der Schusslinie. „Gott sei Dank!“ rief die junge Frau erleichtert, als sie sah, dass die Polizistin ihre Tochter hatte. „Es tut mir so Leid. Als die Schüsse losgingen, ist sie so erschrocken, dass sie einfach loslief. Ich konnte sie nicht aufhalten.“ berichtete die Frau, die völlig fix und fertig war und mühsam versuchte ihre Tochter zu beruhigen. Hotte, der vom Laufen ganz rot im Gesicht war, bestätigte keuchend ihre Aussage. „Schon gut, es ist ja zum Glück nichts passiert.“ lächelte Anna an die Frau gewandt, dann sah sie zu Hotte. „Herzberger, bringen Sie die Beiden bitte wieder in Sicherheit, es ist zu gefährlich hier!“ Der nickte und ging mit den zweien wieder zurück zu Dieter und den anderen Personen. ‚Das war knapp.’ dachte sich Anna und richtete ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf den Platz vor ihr. Sie ahnte jedoch nicht, dass sie gesehen worden war.


    Langsam schien es ruhiger zu werden. Die letzten Schüsse fielen und den letzten Männern der Bande gelang es in ihre Autos zu steigen. Dann waren sie fort.
    Anna versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Ein paar SEK-Beamte erlitten leichte Verletzungen, aber niemand schien ernsthaft verletzt worden zu sein. Auch die Gebäude wurden nur leicht beschädigt. Erleichtert atmete sie auf. „Konnten wir jemanden festnehmen?“ fragte sie dann. „Ja, drei Leute.“ bekam sie als Antwort. „Drei Leute?“ wiederholte sie überrascht. Für das, dass diesmal alles schief lief, was nur schief gehen konnte, gar keine so schlechte Zahl. Schließlich wanderten ihre Gedanken wieder zu Tom und Semir. Sie machte sich Sorgen. Hoffentlich wurden nicht sie für die gescheiterten Überfälle verantwortlich gemacht. Nicht auszudenken, was dann passieren würde. Sie kannte Sven, er war gefährlich und brutal, bei ihm musste man vorsichtig sein. Anna nahm sich fest vor den Beiden beim nächsten Anruf auf der Stelle zu befehlen, diese Bande zu verlassen. Der Anführer war ihnen bekannt. Die zwei geplanten Überfälle, von denen Philip erzählt hatte, konnten relativ erfolgreich verhindert werden. Außerdem hatten sie mittlerweile acht Bandenmitglieder verhaften können, viele konnten ohnehin nicht mehr übrig sein. Es war an der Zeit ihre beiden Hauptkommissare aus dieser brutalen Bande wieder herauszuholen. Sie würden die restlichen Mitglieder auch ohne Toms und Semirs Undercover-Einsatz finden und festnehmen können.

  • Da für Katrin nun wieder die harte Zeit des büffelns anbricht und sie ab sofort wieder seltener online geht, hat sie mich gebeten die Story für euch stück für stück einzusetzen....


    ‚Nein! Das war unmöglich!’ Seine Augen verengten sich bei diesem Gedanken. Der Zorn stieg in ihm hoch. Wütend schlug er gegen das Lenkrad. Oder hatte er sich getäuscht? Nein, er würde sie selbst nach all den Jahren wieder erkennen. Nie würde er ihr Gesicht vergessen, dieser entschlossene Gesichtsausdruck, als sie damals den Abzug durchzog und seinen Bruder, Andreas Ritinger, tötete. Das war Anna Engelhardt! Sie lebte also noch! Einer der Neulinge trieb ein falsches Spiel mit ihm. Das würde dieser büßen!


    Die Autos vor ihnen blieben vor einem alten, heruntergekommenen Haus, in der Nähe eines Waldes, stehen. Norbert Kuhn tat es ebenso. Es war eine verlassene Gegend, Menschen oder andere Häuser waren kaum welche zu sehen. Sven hatte den Befehl gegeben erneut das Versteck zu wechseln, weil der Überfall wieder gescheitert war. Aus diesem Grund hatten sie die alte Unterkunft gar nicht mehr besucht. „Siedlerstraße 7.“ las Tom auf dem kaum lesbaren Schild an der Mauer des Hauses, als er ausstieg und warf Semir einen unmerklichen Blick zu. Bei der nächsten Gelegenheit mussten sie ihrer Chefin unbedingt die neue Adresse durchgeben.


    Tom, Semir und Norbert hatten gerade das Gebäude betreten, da stürmte Sven Ritinger bereits auf sie zu. „Wieso um alles in der Welt lebt die Engelhardt noch?“ schrie er ihnen wütend entgegen. Erschrocken wichen ‚Raffael’ und ‚Adrian’ zurück und erstarrten zugleich bei den Worten „Engelhardt lebt“. Norbert, der ebenso verwundert war, versuchte Sven zurückzuhalten. „Bitte Sven, du irrst dich! Die Engelhardt ist tot, das weißt du doch. Was soll denn das?“ versuchte er Sven zur Vernunft zu bringen. „Nein, ist sie nicht!“ stieß Sven vor Wut kochend aus. „Ich habe sie auf dem Rastplatz kurz gesehen. Sie war dabei! Sie hat ein Kind vom Rauch weggebracht.“ fuhr er fort. Semir und Tom schlug das Herz bis zum Hals, dennoch versuchten sie äußerlich ruhig zu bleiben. Wurde Anna wirklich gesehen? Würde ihre Tarnung nun auffliegen?


    „Aber ich hab doch geschossen und sie sank zusammen! Der eine Bulle schrie daraufhin, dass sie tot sei…da bin ich mir sicher.“ brachte Tom als Entschuldigung hervor. Norbert sah Sven und ‚Raffael’ einen Moment lang an und nickte dann. „Aber das kann nicht sein, Sven! Ich war doch dabei! Die Engelhardt ist tot! Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen!“ war er sich sicher. „Ich habe sie aber gesehen!“ schrie Sven. „Aber Raffael hat…die Kugel traf die Engelhardt in Herznähe, sie hat sich daraufhin nicht mehr bewegt. Sie…sie muss tot sein.“ stammelte ‚Adrian’. „Sven, bitte beruhige dich. Es war alles voller Rauch! Das kann sie nicht gewesen sein, es sei denn, sie ist von den Toten wiederauferstanden.“ versuchte es Norbert erneut. Sven sah ihn drohend an und trat einen Schritt näher. „Wage es nicht zu behaupten, dass ich mir das nur eingebildet habe!“ Norbert schluckte und schüttelte schnell den Kopf. „Tut mir Leid…ich dachte nur…es hätte ja sein können, dass du dich geirrt hast.“ sagte er entschuldigend. „Nun gut, nehmen wir einmal an, ich hätte mich geirrt. Warum ist dann aber schon wieder ein Überfall gescheitert? Warum waren die Bullen schon wieder vor uns dort?“ fuhr Sven nun ruhiger fort, aber noch immer mit einem zornigen Unterton in der Stimme. Norbert sah ihn an und schwieg. „Ich weiß es nicht.“ gab er schließlich leise zu und zuckte mit den Schultern. „Wir haben einen Verräter hier! Jemand, der die Polizei mit Informationen versorgt. Jemand, der die Engelhardt vielleicht gewarnt hat und dafür gesorgt hat, dass sie eine Schutzweste tragen würde. Ich weiß nur noch nicht, wer diese undichte Stelle ist.“ Sven sah ‚Raffael’ und ‚Adrian’ eindringlich an. Die Beiden sagten aber nichts.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Vielleicht wusste Philip doch mehr, als wir dachten und er war es, der die Polizei gewarnt hat.“ warf Norbert in den Raum. „Nein, das glaube ich nicht. Es muss jemand von uns sein. Jemand, den wir noch nicht so gut kennen. Die Frage ist nur wer, aber das werden wir schon noch herausfinden. Darauf kann sich derjenige verlassen.“ Norbert nickte. „Ich werde wachsam sein.“ „Wir werden heute Abend noch einen Überfall starten, weil die letzen beiden kein Geld eingebracht haben!“ befahl Sven. „Zumindest der muss klappen!...und wehe wenn nicht!“ Dann sah er zu ‚Raffael’ und ‚Adrian’. „Ich hoffe, es war kein Fehler euch beide bei uns aufzunehmen, und jetzt bereitet euch auf den Überfall vor! Er wird in wenigen Stunden stattfinden.“ Dann verschwand Sven mit den meisten Mitgliedern in einem Raum. Norbert sah die Beiden an. „Da habt ihr ja noch einmal Glück gehabt. Mit dem Anführer ist nicht zu spaßen. Ich hoffe nur, ihr beide enttäuscht mich jetzt nicht.“ warnte er und ging dann ebenfalls in den Raum.


    Tom, Semir und ein paar andere Personen blieben zurück. „Das war aber verdammt knapp.“ Tom stieß hörbar die angehaltene Luft aus. Semir sah ihn an und schien dasselbe zu denken. Sie brauchten dringend Hilfe. Lange würde ihre Tarnung nicht mehr halten. „Wenn jetzt noch etwas schief geht, dann sind wir endgültig geliefert.“ sprach Tom flüsternd und beunruhigt weiter. Semir nickte. „Das Problem ist nur, jetzt können wir nicht mehr zurück. Dafür sind wir schon viel zu tief drin.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er ebenso leise fort fuhr. „Wir müssen unbedingt die Chefin informieren….wir stehen kurz davor endgültig aufzufliegen! Außerdem müssen wir ihr von dem dritten Überfall und dem neuen Versteck berichten. Die Frage ist nur, wie machen wir es?“ fragte Semir unruhig. Eine kurze Zeit lang sagte niemand etwas, dann brach Tom das Schweigen. „Ich werde gehen und rufe die Chefin an!“ sagte er entschlossen. Semir sah ihn verwundert und zugleich besorgt an. „Ja und wie willst du das bitte machen? Tom, du wirst bestimmt verfolgt!“ „Ich weiß Semir, ich werde tief in den Wald hineingehen und versuchen Martin abschütteln.“ erklärte er. Semir schüttelte entschieden den Kopf. „Das ist zu gefährlich.“ „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“ grinste Tom. „Nur um deine Unvernunft.“ gab Semir ebenfalls grinsend zurück. „Ach komm schon Semir, der Trick mit dem Aufzug und mit dem Klo hat auch geklappt.“ lachte er. „Ja, aber jetzt ist die Lage wesentlich ernster.“ gab Semir besorgt zu bedenken. Tom nickte und sah seinen Freund und Partner ernst an. „Genau, und deswegen solltest du auf jeden Fall in der Nähe von Sven bleiben. Wir dürfen nicht beide gleichzeitig verschwinden. Du bleibst hier, ich werde gehen.“ sagte er entschieden und stand auf. Semir seufzte und nickte dann. Er sah ein, dass es keine andere Möglichkeit gab. „Ich pass schon auf, keine Sorge!“ flüsterte Tom lächelnd und ging nach draußen.


    Vorsichtig und darauf bedacht nicht allzu viele Geräusche zu machen, lief Tom in den Wald hinein. Er schlenderte zwischen den hohen Bäumen, die einen dunklen Schatten warfen, hindurch und sah sich immer wieder um. Bisher konnte er noch niemanden entdecken, der ihm gefolgt war, doch das genügte ihm nicht. Nur weil er niemanden sehen konnte, bedeutete es ja nicht, dass auch niemand hier war. Er lief noch tiefer in den Wald hinein und versuchte sich den Weg zu merken. Nach einer Weile blieb er wieder stehen und sah sich erneut um. Aufmerksam lauschte er in den Wald hinein. Doch er konnte weder jemanden sehen, noch hören. Schließlich nahm er sein Handy zur Hand und wählte die Nummer der Chefin. „Engelhardt!“ antwortete die ihm bekannte Stimme. „Chefin. Tom hier. Es wird heute noch einen Überfall geben, wo weiß ich noch nicht, aber-“ In diesem Moment hörte er ein Rascheln hinter sich. Tom stockte und ließ den Arm sinken. „Du mieser Verräter! Du Bullenschwein!“ schrie eine zornige Stimme plötzlich hinter ihm. Tom fuhr erschrocken herum, sein Herz blieb vor Schreck fast stehen. Das Handy glitt ihm aus der Hand und fiel zu Boden. ‚Oh nein! Jetzt ist alles aus…’ dachte er sich nur. Vor ihm stand Martin, der kräftige Mann, der den Auftrag hatte ihn und Semir zu beschatten. ‚Wo verdammt noch mal kam der plötzlich her?’ fragte sich Tom. Im selben Moment traf ihn eine Faust am Kinn und er fiel rücklings zu Boden.

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  • Nachdem Martin gesehen hatte, dass ‚Raffael’ das Haus verließ, war er ihm sofort nachgegangen und hatte gesehen, wie er im Wald verschwunden war. Es war eine Herausforderung ihm zu folgen, doch er hatte es geschafft ‚Raffael’ unbemerkt an den Fersen zu bleiben. Nicht umsonst wies ihm Norbert immer die Aufgabe des Beschatters zu. Er war ein Spezialist darin. Als er sah, wie ‚Raffael’ mit jemandem telefonierte und sich als ‚Tom’ meldetet, wusste er im selben Moment auch, wer von den beiden Neulingen ihn so ins Grübeln brachte und auch woher er ihn kannte. Es war ‚Raffael’. Er war ein Bulle, ein Autobahnbulle, der ihn und seine Bandenkollegen bei einem ihrer Überfälle verfolgt hatte. Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. Die Wut stieg in ihm auf. Er wusste von Anfang an, dass mit dem Kerl etwas nicht stimmte. Er ärgerte sich nur, dass er nicht schon früher darauf gekommen war.


    Martins Blick fiel auf das Handy des Bullens, das neben diesem am Boden lag. Er ging darauf zu und zertrat es. Mit Genugtuung sah er wie es sich in alle Einzelteile zerlegte. Dann wandte er sich wieder dem Bullen zu. Der sprang im selben Moment auf und schlug ihn mit der Faust in den Magen. Martin schrie auf und taumelte ein paar Schritte zurück. Einen kurzen Augenblick lang schien es, als würde er umkippen, doch es gelang ihm auf seinen Beinen zu bleiben. Der Bulle wollte erneut ausholen, doch Martin war schneller und wich geschickt aus. Dann holte Martin aus und trat dem Bullen mit seinem Fuß in den Magen. Ein weiterer Tritt traf das Gesicht. Zufrieden beobachtete er wie der Bulle regungslos auf dem Boden liegen blieb. ‚Schade…’ dachte er. Er hätte dem Bullen gerne noch seine Wut spüren lassen, doch jetzt musste er seinen Anführer, Sven, informieren. Martin nahm sein Handy und rief ihn an.


    Anna war froh, als sie sah, dass Tom sich meldete. Doch mitten im Gespräch hörte Tom plötzlich auf zu sprechen. Stattdessen nahm sie wenige Sekunden später nur mehr ein leises Stöhnen wahr. „Hallo? Tom? Hören Sie mich?“ rief sie irritiert in den Hörer, doch die Verbindung war bereits abgebrochen. „Mist! Ich wusste doch, dass das nicht gut geht!“ fluchte sie besorgt. Petra, die das Telefonat mitbekommen hatte, lehnte nervös am Türstock und sah ihre Chefin ernst an. „Ist etwas passiert?“ fragte sie, aus ihrer Stimme konnte man deutlich die Angst heraushören. Anna sah sie mit gemischten Gefühlen an. „Ich fürchte ja.“ sagte sie leise. Eigentlich wollte sie Petra nicht beunruhigen, aber sie wusste auch, dass sie ihre eigene Nervosität nur schwer verbergen konnte. Petra hätte ohnehin gemerkt, dass etwas nicht stimmte. „Lassen Sie bitte sofort Toms Handy orten!“ bat Anna ihre Sekretärin. Petra nickte und machte sich sofort an die Arbeit. „Ich bin schon dabei!“ antwortete sie.


    Semir wartete im Versteck noch immer ungeduldig auf Tom. Es wurde langsam Zeit, dass sein Partner wieder kam. Mit jeder Sekunde, die verging, wurde er unruhiger. Es lag eine angespannte Atmosphäre in der Luft, das spürte Semir. Plötzlich kam Sven zornig schnaubend zu ihm in den Raum. Erschrocken drehte sich Semir um. Sven winkte einige seiner Leute herbei. „Der Bulle wird es bitter bereuen, das schwör’ ich euch!“ stieß er wütend aus, ohne Semir zu beachten. Mit diesen Worten verließ er mit seinen Handlangern das Haus. Semir blieb wie angewurzelt stehen. Entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen schaute er ihm nach. ‚Nein! Nein, das kann nicht sein! Das darf einfach nicht sein! Er musste sich verhört haben!’ Wie vom Blitz getroffen stand er da und musste erst einmal begreifen, was passiert war. Er versuchte die Worte zu verstehen, dem Gehörten einen Sinn zu geben. ‚Hatte Sven eben wirklich gesagt, dass Tom ein Bulle wäre? War Toms Tarnung tatsächlich aufgeflogen?’ Es dauerte einen Moment bis sein Gehirn die Nachricht verarbeitet hatte. Nun war das passiert, was sie die ganze Zeit zu verhindern suchten. Er konnte es einfach nicht glauben, doch es war ihm vollkommen klar, was dies bedeuten würde. Sein Gesicht nahm plötzlich eine blasse Farbe an und ein eiskalter Schauer durchlief seinen Körper. Semir wusste, was mit den anderen Menschen geschah, die Sven im Weg standen oder die einst seiner Bande angehörten, plötzlich jedoch untreu geworden waren. Er wusste was Sven mit ihnen gemacht hatte. Petra hatte ihm die Bilder von den Opfern geschickt. Es waren keine schönen Bilder gewesen.
    Alles begann sich plötzlich zu drehen und Semir hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Er schloss für einen Augenblick die Augen und schüttelte sich, als könnte er dadurch seine Gedanken abwerfen, doch sie hämmerten weiterhin wie wild in seinem Kopf: Sollte Tom wirklich als Polizist enttarnt worden sein, so war das, was Sven eben gesagt hatte, gerade Toms Todesurteil!

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  • Langsam löste sich Semir wieder aus seiner Starre und holte tief Luft. Er fasste sich mit der linken Hand an die Stirn und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. ‚Wie konnte das nur passieren? Warum war es überhaupt geschehen? Konnte denn nicht zumindest ein einziges Mal ein Einsatz erfolgreich und ohne Probleme verlaufen? Die beiden Raststättenüberfälle konnten sie doch auch erfolgreich verhindern.’ Immer mehr Fragen schossen ihm durch den Kopf, doch er wusste keine Antworten darauf. Am allermeisten beschäftigte ihn jedoch die Frage, wie es denn jetzt weitergehen sollte? Das eigentliche Ziel, die Bande endlich dingfest zu machen und hinter Gitter zu bringen, war wie vergessen. Es war ohnehin mit einem Schlag alles vorbei. Was jetzt zählte, war Tom! Er musste so schnell wie möglich zu ihm! Doch wie sollte er ihm helfen, ohne dabei selbst in Gefahr zu geraten? Ohne, dass seine Identität auch noch aufflog? Semir wusste, dass bereits ein minimaler Fehler, eine winzige Kleinigkeit, ein falsches Wort, eine falsche Reaktion oder eine falsche Bewegung reichen würde um selbst als Polizist enttarnt zu werden. Dann wären sie beide verloren. Fieberhaft überlegte er, wie er weiter vorgehen sollte. Er musste irgendwie versuchen mit der Chefin Kontakt aufzunehmen um sowohl ihn, als auch Tom, heil und unbeschadet hier herauszuschaffen. Doch wie sollte er das tun? Wie konnte es ihm gelingen unbemerkt mit der Chefin zu telefonieren? Tom hatte es scheinbar auch nicht geschafft und wurde stattdessen erwischt. Aber irgendetwas musste ihm doch einfallen! Er konnte Tom doch nicht so einfach sterben lassen!



    Plötzlich hörte Semir Geräusche. Die Eingangstür wurde geöffnet. Sven kehrte mit seinen Gefolgsleuten, die allesamt bewaffnet waren, zurück. Auch Norbert war dabei. Aus den Augenwinkeln sah er, wie eine Person in den Raum geschleift wurde. Semir drehte sich um und stellte erschrocken fest, dass es sich dabei um Tom handelte. Zwei von Svens Handlangern hatten ihn an beiden Armen gepackt und zerrten ihn erbarmungslos hinter sich her. Martin war einer von ihnen. Mit hängendem Kopf hing Tom in den Armen dieser Leute. Tom sah kurz hoch und schaute Semir an. Dieser glaubte zu sehen, wie sein Partner erleichtert ausatmete. Scheinbar war Tom froh, dass es zumindest ihm gut ging und seine Tarnung nicht aufgeflogen war. Semir bemerkte außerdem, dass Toms Nase leicht blutete. Er hatte wohl versucht sich zu wehren, dabei jedoch keine Chance gehabt und stattdessen ein paar Faustschläge ins Gesicht kassiert.


    „Hier haben wir unseren Verräter!“ verkündete Sven laut. Er wandte sich Semir zu: „Sieh her Adrian! Jetzt kannst du zusehen, was ich mit Verrätern mache. Ich mag es nämlich ganz und gar nicht, wenn man mich hintergeht!“ Tosendes Gelächter war zu hören. Semir musste unwillkürlich schlucken, schaffte es aber, sich nichts anmerken zu lassen. „Ich hätte nie gedacht, dass der Verräter ‚Raffael’ wäre.“ sagte Norbert fassungslos. „Es tut mir Leid Sven, ich habe es wirklich nicht bemerkt.“ sagte er entschuldigend. Doch Sven sagte nichts. Er hatte im Moment nur Augen für Tom und versetzte diesem einen heftigen Stoß, sodass Tom vorwärts taumelte und zu Boden stürzte. Semir wollte seinem Partner zu Hilfe eilen, um ihn aufzufangen, und hätte um ein Haar seinen Namen gerufen, konnte es aber zum Glück noch rechtzeitig verhindern. Er durfte sich auf keinen Fall durch irgendetwas verraten! Er musste so tun, als wäre ihm alles egal, als wäre er auf Svens Seite und ein Mitglied dieser Bande, auch wenn es ihm verdammt schwer fiel.

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  • So, jetzt hab ichs doch noch geschafft, rechtzeitig aufzustehen und euch noch schnell mit einem neuen Teil zu versorgen. *gg* ;) Viel spaß beim Lesen! :)
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    Sven ging nun auf Tom zu und blickte verächtlich auf ihn herab. Seine Handlanger gingen ihm nach und bildeten um Tom herum einen großen Kreis. „Ich fasse es nicht, dass du mich bei der Engelhardt so hereingelegt hast! Das war alles nur ein mieser Trick von dir!“ schrie Sven Tom an und trat dem Bullen in die Seite, der daraufhin laut aufstöhnte. „Bullenschwein!“ rief ein anderer und verpasste Tom auch einen Hieb. „Das wirst du bereuen!“ rief ein Dritter und trat ebenfalls auf Tom ein. „Hey!“ mischte Semir sich nun ein und reihte sich ebenfalls in den Kreis ein. Er warf einen kurzen Blick auf Tom, der auf dem Boden lag und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Rippen hielt. „Lassen Sie ihn doch in Ruhe! Was hat er denn getan, dass sie ihn so behandeln?“ fuhr Semir fort, doch er bekam keine Antwort, da alle zu lachen begannen. „Hat der Kleine etwa Mitleid mit ihm?“ spottete einer der Kerle Semir aus. Als sich die Gruppe wieder beruhigt hatte fuhr Sven fort. „Sag mal hast du Bohnen in den Ohren? Ich sagte doch vorher, dass uns dieses Schwein hier verraten hat!“ stieß er verärgert aus und schaute Semir fest an. „Ich weiß, aber bitte…seid doch nicht so hart zu ihm…verzeiht ihm doch den Fehler!“ sagte Semir leise. „Adrian, er hat uns verraten, er hat uns die ganze Zeit an der Nase herumgeführt. Er ist ein Bulle! Das lassen wir uns doch nicht so einfach gefallen!“ erklärte Norbert. Sven sah Semir ebenso verständnislos an und ging einen Schritt auf ihn zu. Es wurde still im Raum, alle Augenpaare waren auf Semir gerichtet. Mit einem durchdringenden und bedrohlichen Blick sah ihn Sven tief in die Augen. Semir fühlte sich in dieser Position gar nicht wohl, doch er hielt Svens Blick stand. „Mal abgesehen davon, verzeihe ich niemals Fehler!“ flüsterte Sven ganz leise. In seiner Stimmer schwang ein gefährlicher Unterton mit, der Semir erschaudern ließ. „Ist das klar?“ bekräftigte er seine Worte. Semir nickte leicht. „Na dann können wir ja weitermachen.“ sagte Sven zufrieden und ging wieder auf Tom zu, der noch immer am Boden kauerte. Plötzlich rammte er ihm die Faust in den Magen. Tom stöhnte, rang nach Luft und wollte sich gerade vor Schmerzen krümmen, als er spürte, wie er von mehreren Armen gepackt und brutal hochgezogen wurde. „Bitte…lassen Sie mich doch in Ruhe…Ich werde es nie wieder tun…“ bat Tom, doch er ahnte bereits, dass er auf taube Ohren stieß. Hilfesuchend blickte er zu Semir, der jedoch selbst nicht wusste, was er noch versuchen sollte, um Tom irgendwie da rauszuholen.


    „Du wirst doch wohl noch nicht schlapp machen Bulle, oder?“ fragte Sven höhnisch und lachte dreckig. Er stieß Tom von sich weg, der von einem der anderen Kerle aufgefangen und ebenfalls wieder weggestupst wurde. Laut lachend wurde Tom nun zwischen den Männern im Kreis hin und her gestoßen und wie ein Tier behandelt. Er wurde geschlagen und getreten, aber auch ausgelacht und beschimpft. Die Männer hatten ihren Spaß daran den ‚Verräter’ so zu quälen.
    Tom versuchte mit seinen Armen, so gut es ging, zumindest sein Gesicht zu schützen. Plötzlich wurde er mit voller Wucht gegen die Wand gestoßen. Ein unglaublicher, stechender Schmerz durchfuhr seinen rechten Arm, der ihn für einige Sekunden den Atem raubte. Mit einem Schmerzensschrei ließ sich Tom völlig kraftlos die Wand entlang zu Boden sinken. Seine Stirn schmerzte ebenfalls und kurz darauf spürte er bereits das Blut entlang der Schläfe herunterlaufen. Er lag nur mehr am Boden und atmete schwer.


    Semir stand geschockt daneben und musste sich das Schauspiel tatenlos mitansehen. Er konnte nicht glauben, was hier gerade passierte. Er wollte Tom so gerne helfen, aber alleine hätte er nicht die geringste Chance gegen Norbert und Sven und seine vielen Anhänger. Er besaß weder eine Waffe, noch Handschellen, noch sonst irgendetwas Brauchbares, das ihm weiterhelfen konnte. Würde er sich jetzt schützend vor Tom stellen, so würde er ebenfalls zusammengeschlagen werden. Er würde es ja sofort tun, falls er Tom damit irgendwie helfen könnte um sich aus dieser unangenehmen Lage zu befreien. Die Schmerzen und blauen Flecke, die er dabei sicherlich abbekommen würde, wären ihm vollkommen egal, doch das Problem war, dass es Tom ohnehin nichts nützen würde. Er alleine würde die Bande mit Sicherheit nicht aufhalten können, zumindest nicht auf diese Art und Weise. Er musste sich etwas anderes überlegen, um Tom zu helfen. Nur was? Die Verzweiflung war ihm ins Gesicht geschrieben.

  • Kommt euch dieser Abschnitt hier bekannt vor? :D
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    „Ich schätze der hat endgültig genug, na dann wollen wir ihn doch mal erlösen!“ grinste Sven. Lautes Lachen war zu hören. Sven beugte sich zu Tom hinunter, packte ihn am Kragen und riss ihn mit seinen kräftigen Armen hoch. Nur mit Mühe gelang es Tom die Schmerzen unter Kontrolle zu halten und einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Er wollte Sven nicht in die Augen sehen und suchte deshalb den Blickkontakt zu Semir. So unauffällig wie möglich blickte er in Semirs Richtung, um nicht seine Tarnung zu gefährden. Toms und Semirs Blicke trafen sich. Als Semir in die glasigen Augen und das schmerzverzerrte Gesicht seines Partners sah, versetzte es ihm erneut einen eiskalten Stich ins Herz. Tom tat ihm so unglaublich Leid! Doch das Schlimmste war, einfach nichts tun zu können! Diese absolute Hilflosigkeit! Dieses Gefühl machte ihn fast wahnsinnig! Am liebsten würde er Sven ja an die Gurgel springen, aber gegen diese Überzahl konnte er nichts ausrichten. Er würde alles nur noch schlimmer machen.


    „Ich lasse mir so etwas nicht gefallen! Von niemandem!“ zischte Sven gefährlich, der Tom noch immer am Kragen festhielt. „Und das gilt für euch alle! Jedem, der mich betrügt, wird das gleiche Schicksal ereilen wie ihm!“ drohend wanderte sein Blick durch die Runde. Niemand sagte etwas. „Verdammter Bulle!“ murmelte Sven dann und stieß Tom anschließend auf den Boden zurück. Unsaft kam dieser auf dem Boden auf. Er spürte wie die Schmerzen wieder stärker wurden und biss fest die Zähne aufeinander um es einigermaßen auszuhalten. Tom sah furchtbar aus. Seine Haare klebten schweißnass an seiner Stirn, welche noch immer leicht blutete. Wie ein Häufchen Elend kauerte er vor Semirs Füßen und hoffte, dass alles bald ein Ende haben würden. Er hatte begriffen, dass es für ihn keinen Ausweg mehr gab. Er warf einen letzten Blick zu Semir. Danach hörte er wie durch Watte, wie eine männliche Stimme zu ihm sprach: „Na dann, bringen wir es hinter uns!“ lachte Sven. Tom sah wie eine Pistole auf ihn gerichtet wurde und schloss ergeben die Augen. Er wollte nicht in den Lauf der Waffe blicken. ‚Das war’s dann wohl’ dachte er sich. In den letzten Tagen hatte er diese unglaubliche Kaltblütigkeit und Brutalität der Bande kennen gelernt, er zweifelte keine einzige Sekunde daran, dass Sven abdrücken würde. Seine letzten Gedanken wanderten zu Petra, der Frau, die er über alles liebte und mit der zusammen er so gerne seine weitere Zukunft verbracht hätte. Aber was geschehen war, war geschehen, er konnte die Zeit nicht mehr zurückdrehen, so gerne er es auch täte. Mit fest zusammengekniffenen Augen lag er in der Mitte des Kreises, umringt von seinen Peinigern. Langsam krümmte sich der Abzug...

  • Nagut, will ja nicht so sein...:rolleyes: ;)...aber, ob euch der nächste Abschnitt wirklich besser gefallen wird? ?( Hier also der Nachschlag extra für Elvira, littlegitti und Jenni. ;) Danke für die Feeds! :)
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    „NEIN!“ schrie Semir entsetzt, als er erkannte, was Sven vorhatte. Er wollte Tom erschießen! „Bitte nicht!“ schrie er erneut aus purer Verzweiflung. Norbert sah Semir verwundert an. Auch Sven, der nicht mit diesem Einspruch gerechnet hatte, lies überrascht die Waffe sinken und drehte sich zu Semir. Mit finsteren, Furcht einflößenden Augen, blickte er ihn an. Seine Handlanger taten es ihm gleich. Semir spürte wie alle Blicke auf ihm ruhten. Er schluckte trocken und sah zu Tom, der die Augen noch immer geschlossen hatte, wissend, dass er jetzt verloren war. Semir fragte sich, was sein Partner jetzt wohl durchmachen musste, was für ein verdammt beschissenes Gefühl es doch sein muss, den Tod so knapp vor Augen zu haben. Tom war fix und fertig – sowohl seelisch als auch körperlich, das konnte man ihm eindeutig ansehen. Am liebsten hätte sich Semir zu ihm hingekniet und hätte versucht ihn zu beruhigen, seine Hand gehalten, ihm so gerne gesagt, dass gleich alles vorbei sein würde und der Rettungswagen, sowie die Kollegen bereits unterwegs wären. Aber das war nur eine Wunschvorstellung, die Realität sah anders aus und die Sache war noch lange nicht ausgestanden. Anna würde nicht kommen. Sie wusste ja nicht einmal noch wo sie sich befanden. Sie hatten es nicht geschafft ihr die Adresse ihres momentanen Aufenthaltsorts mitzuteilen. Das letzte Telefonat war bereits fast 24 h her…


    Sven packte Semir am Kragen und sah ihn fest an. Auf seinem Gesicht war ein zorniger Ausdruck zu erkennen. „Stehst du wirklich noch auf unserer Seite?“ zischte er gefährlich leise. „Wieso habe ich so ein Gefühl, als ob du den hier,“ er deutete auf Tom, „besser kennst, als du zugibst? Haben wir hier etwa zwei Bullen in unsere Bande?“ Svens kalter Blick ließ Semir frösteln. Was? Zwei Bullen? Würde er jetzt auch als verdeckter Ermittler entlarvt werden? Seine Nackenhaare sträubten sich. „Nein! Ich, ich…kenne ihn nicht…wirklich!“ antwortete er schnell. Er versuchte überzeugend zu klingen, doch er wusste, dass in seinen Worten die Angst mitschwang. Norbert wollte ebenfalls etwas sagen, doch Sven gab ihm, ohne seinen Blick von ‚Adrian’ abzuwenden, mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er den Mund halten sollte. Norbert gehorchte. „Wirklich nicht?“ fragte Sven skeptisch und noch immer in einem flüsternden Ton. Er musterte aufmerksam Semirs Gesicht und wartete auf eine Reaktion, eine winzige Kleinigkeit, die Semir verraten und seine Vermutung bestätigen würde. „Wirklich nicht.“ antwortete Semir so ruhig und gelassen wie es nur möglich war.


    „Hey Boss!“, meldete sich nun einer von Svens Handlangern zu Wort und Semir erkannte, dass es Martin war, „Wieso lassen wir es nicht Adrian tun? Er soll den Bullen erschießen! Dann wissen wir, auf welcher Seite er wirklich steht!“ Semir riss vor Entsetzen die Augen weit auf. Hatte er eben richtig gehört? Das durfte doch alles nicht wahr sein! Jetzt war endgültig alles aus! Er ärgerte sich, warum sie diesen gefährlichen Einsatz überhaupt begonnen und nicht auf Anna gehörten hatten. Ihre Chefin war von Anfang an dagegen, aber nein, er und Tom wollten wieder mal ihre Dickschädel durchsetzen. Jetzt würden sie dafür büßen müssen.
    Svens Augen leuchteten triumphierend auf. „Das ist eine sehr gute Idee! Somit kann er mir ja seine Loyalität beweisen.“ Erneut trat er gefährlich nahe an Semir heran. „Du wirst den Todesschuss ausführen!“ befahl er. „Das dürfte doch kein Problem für dich sein. Die Engelhardt hättet ihr ja auch umbringen sollen. Aber gut, um diese Sache darum kümmern wir uns später. Jedenfalls ist der hier genauso ein Bulle wie die Engelhardt und hat mich übel ausgetrickst und lächerlich gemacht! Er hat es nicht anders verdient!“ Sven wurde zornig als er die letzten Worte aussprach und ballte seine Hände zu Fäusten. „Nunja, es sei denn an meiner Vermutung ist etwas dran. Dann wäre es natürlich etwas problematisch einen Kollegen zu töten, das gebe ich schon zu.“ Sven musste lachen. Sein Gefolge brach ebenfalls in schallendes Gelächter aus. Nur Semir lächelte gequält, er hatte einen dicken Kloß im Hals. ‚Nein!’ schrie seine Seele verzweifelt, was sollte er denn jetzt tun?

  • „Aber nachdem du mir ja versichert hast, dass du kein Bulle bist, brauch ich mir ja überhaupt keine Sorgen zu machen.“ fuhr Sven fort, nachdem sich die Menge wieder beruhigt hatte. „Noch etwas, gib mir dein Handy!“ forderte er Semir auf. „Es ist besser, wenn du keines hast. Du brauchst es ohnehin nicht, es führt nur zu unnötigen Missverständnissen. Also her damit!“ befahl Sven. ‚Nein, nicht das auch noch! Wie sollte er denn sonst Kontakt zur Chefin aufnehmen?’ dachte sich Semir, doch er nickte. Er tat was der Boss verlangte und gab sein Handy her. Sven warf es daraufhin Martin zu, der es, wie Toms Handy, einfach zertrat. Sven grinste gemein. Dann wandte er sich wieder an ‚Adrian’. „Also los! Bringen wir es endlich hinter uns!“, er warf Semir seine Waffe zu, „Wir haben immerhin nicht den ganzen Tag Zeit, ein Überfall auf die Raststätte Liental steht heute ja noch an.“ lachte er.


    Semir fühlte sich, als wäre er in einen Alptraum hineingeraten. War er wirklich wach? Konnte es nicht sein, dass er noch schliefe und jeden Moment neben Andrea aufwachen würde, die ihn sofort in die Arme nehmen würde? Nein, das war kein Traum, das war die bittere Wirklichkeit!
    Er stand unschlüssig da und blickte in die Runde. Seine Umgebung nahm er nur mehr wie durch einen grauen Schleier wahr. Was sollte er jetzt nur tun?
    Vor ihm kauerte Tom, sein bester Freund und Partner, am Boden. Es musste ihm furchtbar schlecht gehen. Semir wollte gar nicht wissen, wie er sich im Moment fühlte und welche Schmerzen er zu ertragen hatte.
    Tom hatte die Augen noch immer geschlossen und röchelte leicht. Sein Atem ging nur stoßweise und schien ihm viel Kraft zu kosten. Seine Kleidung war mittlerweile komplett durchgeschwitzt. Tom wusste, dass Semir alles nur denkbar Mögliche versuchen würde um ihm zu helfen, aber er wusste auch, dass es sinnlos sein würde. Ohne Hilfe von außen, hätten sie keine Chance. Längst hatte er sich seinem Schicksal ergeben und wünschte sich nur noch, dass endlich alles vorbei wäre.


    Semir krampfte sich innerlich zusammen. Er hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen, weil es Tom erwischt hatte und nicht ihn. Wieso war nicht er gegangen, um die Chefin zu verständigen? Wieso hatte er Tom nicht aufgehalten? Wieso hatte er seinen Freund überhaupt gehen lassen? Wieso hatte er nachgegeben? Semir seufzte leise. Er würde am liebsten mit Tom tauschen und an seiner Stelle am Boden liegen wollen. Er konnte es nicht ertragen seinen Partner so zu sehen.
    Sowohl er, als auch Tom wussten, dass der Einsatz gefährlich werden würde, dennoch hatten sie es getan. Sie hatten sich trotz all der Risken dazu bereit erklärt, sich als verdeckte Ermittler in die Bande einzuschleusen, um sie auffliegen zu lassen. Und warum? Weil sie den Menschen helfen wollten. Vor allem Tom hatte sich sehr dafür eingesetzt, weil er unter allen Umständen verhindern wollte, dass die Bande weiterhin Raststätten überfiel und diese Überfälle unschuldige Menschenleben fordern würden. Jetzt würde es ihm selbst das Leben kosten.

  • Nagut, für die fleißigen Feed-Schreiber also noch ein Stückchen...;)...das wird euch aber auch nicht gefallen. :whistling: :D ;)
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    Petra saß mit hängenden Schultern vor ihrem PC. „Es tut mir Leid, ich kann weder Toms noch Semirs Handy orten.“ sagte sie leise. „Verdammt!“ entfuhr es Anna. ‚Was war nur geschehen? Wieso war das Gespräch plötzlich aus und wieso hatte sich Tom seitdem nicht mehr gemeldet.’ fragte sie sich. Diese Ungewissheit ließ ihr einfach keine Ruhe. „Ihnen wird doch nichts Schlimmes passiert sein, oder?“ fragte Petra leise und sah dabei ängstlich ihre Chefin an. „Was wenn ihre Tarn-“ „Nein!“, unterbrach sie Anna scharf, „Daran dürfen Sie nicht mal noch denken.“ Sie legte Petra beruhigend eine Hand auf die Schulter, ehe sie fort fuhr. „Vielleicht machen wir uns ja unnötig Sorgen. Es könnte durchaus sein, dass Tom nur etwas gehört und deswegen zur Sicherheit schnell das Gespräch weggedrückt hatte. Immerhin will er ja kein Risiko eingehen. Vielleicht hatten die Beiden keine andere Wahl als ihre Handys abzuschalten. Sie melden sich bestimmt bald wieder. Sobald sie die Möglichkeit dazu haben, werden sie es tun.“ versuchte Anna ihre Sekretärin aufzumuntern. Sie verschwieg Petra jedoch, dass sie jemanden – wahrscheinlich Tom – stöhnen gehört hatte.


    Petra sah sie ungläubig an und lächelte dann leicht. „Das funktioniert nicht. Ich sehe es doch an ihren Augen, dass sie genauso beunruhigt sind, wie ich.“ Anna lächelte ebenfalls, sie ahnte bereits, dass sie wenig überzeugend geklungen hatte. „Die Beiden stecken in Schwierigkeiten, sie brauchen Hilfe, das spüre ich.“ fuhr Petra nun ernst fort. Anna nickte. Umso länger sie darüber nachdachte und die Zeit verstreichen ließ, desto sicherer war sie sich, dass Petra Recht hatte. Was, wenn man doch herausgefunden hatte, dass Tom in Wirklichkeit ein Polizist ist? Wenn Tom jemanden bemerkt hatte und deswegen zur Sicherheit schnell das Gespräch weggeklickt hätte, dann hätte sie aber auch kein Stöhnen mehr hören dürfen. Konnte es sein, dass jemand Toms Gespräch belauscht hatte? Hatte ihn möglicherweise jemand total unerwartet überrascht und ihm einen Fausthieb verpasst, sodass er das Handy fallen ließ? Hatte sie deshalb ein Stöhnen gehört? Es war die einzig logische Erklärung. Ihr war nicht wohl bei diesem Gedanken. Plötzlich wusste sie, dass sie keine Sekunde mehr verlieren durfte. Sie hatten schon viel zu lange gewartet. „Petra!“ schrie sie fast, obwohl sie vor ihr stand. „Wir brauchen das SEK. Schicken Sie es zu diesem Haus in der Zeilingerstraße 10! Jeder, der sich in dem Haus befindet wird, auf Verdacht bei den Raststätten-Überfällen beteiligt gewesen zu sein, festgenommen. Dasselbe gilt für den Raum in dem U-Bahn-Tunnel bei der Kollstraße, auch wenn er vermutlich leer stehen wird.“ befahl sie. Petra nickte.

  • So wie Katrin bereits angekündigt hat, stelle ich jetzt wieder stellvertretend etwas ein:


    Semir sah sich weiter um. Neben ihm standen mindestens fünf schwer bewaffnete Männer, Norbert Kuhn und Sven Ritinger. Erwartungsvolle Gesichter starrten ihn an. Er selbst fühlte dieses metallische Ding in seiner Hand, die Pistole. Sollte er einen Fluchtversuch wagen? Könnte er nicht vielleicht versuchen mit der Pistole Sven zu treffen? Wenn er schnell genug sein würde, würde er es mit Sicherheit schaffen. Sven würde nicht damit rechen. Ein paar Sekunden lang spielte er sich mit diesem Gedanken, doch dann entschied er sich dagegen. Es würde keinen Sinn haben. Zumindest einer der Handlanger, oder sogar Norbert, würde ihn erwischen, bevor er auch nur einen Schritt in Richtung Ausgang getan hätte und auch Tom konnte er damit nicht retten. Nein, ein Fluchtversuch war ausgeschlossen, das bräuchte er gar nicht erst probieren, das konnte einfach nicht gelingen.
    Aber was sollte er jetzt tun? Verdammt, er konnte doch nicht auf Tom schießen! Aber es war im Prinzip egal, was er tat. Würde er jetzt abdrücken, so war Tom tot, würde er nicht abdrücken, so würde es Sven tun und er selbst wäre als Polizist entlarvt. Tom war in beiden Fällen verloren.


    Semir seufzte in Gedanken. In seinem Kopf dröhnte es. ‚Es musste doch eine Möglichkeit geben!’ dachte er sich. Sein Gehirn begann fieberhaft zu arbeiten. Es musste ihm einfach etwas einfallen. Ihm wurde heiß und kalt. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Seine Hände wurden kalt und feucht. Sein Atem beschleunigte sich.
    „Na los! Drück endlich ab!“ unterbrach Svens ungeduldige Stimme plötzlich seine Gedanken und riss ihn in die grauenvolle Realität zurück. „Worauf wartest du denn so lange? Mach schon!“ befahl er streng. Schließlich nahm Semir all seine Kräfte zusammen und fasste einen Entschluss. Es war die einzige Möglichkeit, die einzige Chance. Es würde ihm zwar extrem schwer fallen, aber er würde Tom nicht so einfach sterben lassen. Hoffentlich klappte es! Mit zitternden Händen hob er die Pistole. Er umfasste sie fest mit beiden Händen und richtete sie auf Tom. Es war ihm vollkommen klar, dass Tom ihm das wahrscheinlich nie verzeihen würde. Ihre so gute Freundschaft wäre vermutlich für immer aus…aber Hauptsache Tom würde leben! Das war im Moment das Wichtigste! Er hatte keine andere Wahl…er sah es als einzige Chance. Semir wurden von allen beobachtet. Es war absolut still in den Raum. Niemand sagte etwas, alle schienen gespannt die Luft anzuhalten. Das einzige, das man hörte, war Toms leises Schnaufen und Stöhnen. Semirs Gesicht zeigte zwar keinerlei Gefühlsregung, aber innerlich weinte er. Sein Herz blutete. Er warf einen letzten Blick zu Tom, dann legte er an und zog den Abzug durch. Ein furchtbarer Schmerzensschrei hallte durch den Raum…

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Tom schrie schmerzerfüllt auf und krümmte sich unwillkürlich zusammen. Die Kugel hatte ihn auf der rechten Seite unterhalb des Brustkorbs getroffen. Mit der unverletzten Hand griff sich Tom sofort an die Wunde. Der unsagbare, brennende Schmerz war nur schwer zu ertragen. Vor seinen Augen verschwammen die Menschen um ihn herum. Er ahnte, dass es nicht mehr lang dauern konnte, bis er bewusstlos wurde.


    Semir stand wie versteinert da und regte sich nicht mehr. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was nun in Toms Kopf vor sich ging und wie er sich fühlte. Sein Partner musste schreckliche Schmerzen haben und es war seine Schuld! Hatte er wirklich gerade auf Tom geschossen? Er konnte es kaum fassen. Was war er nur für ein Freund? Hatte er wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Gab es in solchen Ausnahmesituationen überhaupt noch ein Richtig und ein Falsch? Immer wieder hallte der Schrei in seinem Ohr nach. Schockiert ließ er die Waffe fallen und starrte für einen Moment auf das dunkelrote Blut, das aus Toms Wunde ran.


    Anna legte enttäuscht den Hörer auf. Vor ihrem Schreibtisch standen Petra, Hotte und Dieter und sahen sie fragend an. Ihre Gesichter sahen besorgt aus. „Nichts.“ sagte Anna nur und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Auch ihre drei Mitarbeiter senkten ihre Blicke. „Sowohl das Haus in der Zeilingerstraße 10, als auch das geheime Versteck beim U-Bahn-Tunnel, waren leer. Anscheinend wurde erneut das Versteck gewechselt.“ klärte sie die drei auf. Aus ihrer Stimme konnte man deutlich die Sorge um ihre zwei Beamten heraushören. Die Tatsache, dass Tom und Semir sie nicht über das neue Versteck informiert hatten, bestätigte zusätzlich ihre Vermutung, dass die Beiden in großen Schwierigkeiten stecken mussten. Außerdem waren sie längst überfällig, das letzte Gespräch lag bereits sehr lange zurück. „Aber, wie sollen wir die Beiden jetzt finden? Die können so gut wie überall sein.“ stellte Dieter fest. „Wir werden schon einen Weg finden.“ antwortete Anna zuversichtlich. Dann sah sie zu Petra. „Petra, schauen Sie sich bitte noch einmal die Akte von Sven an. Überprüfen Sie noch einmal alles, vielleicht finden wir ja doch noch eine Adresse, die uns zu dem neuen Versteck führen könnte. Auch wenn ich nicht glaube, dass er sich und die Bande in einem Haus verstecken würde, das ihm gehört. Dafür ist er zu intelligent.“ musste Anna zugeben. „Mach ich.“ gab Petra als Antwort.


    Anna starrte ins Leere und dachte angestrengt nach. Es war bereits Abend. Sie fühlte sich schlapp und müde. Dieser Fall zerrte gewaltig an ihren Kräften, das spürte sie. Schon langsam wusste sie gar nicht mehr, wann sie das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen hatte. ‚Zeilingerstraße 10’ dachte sie sich. Es war die letzte Information, die sie bekommen hatte. Seitdem hatte sie nichts mehr von ihren Beamten gehört. Nur kurz hatte Tom angerufen, aber das Gespräch war sofort wieder beendet gewesen. Die Bande hatte sicherlich Verdacht geschöpft. Anna seufzte. Sie musste unbedingt herausfinden, wo sich die Beiden befanden und zwar schnell. Plötzlich stand sie auf und verließ mit entschlossenen Schritten ihr Büro. Sie wusste, dass ihr jetzt nur mehr ein einziger Mensch weiterhelfen konnte: Philip Sand, der junge Bursch, den sie vor vier Tagen nach einem Überfall auf eine Autobahnraststätte verhaften konnten.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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