Durch die Hölle ...

  • Auf speziellen Wunsch von Elli und Steffi, hier ein neues Häppchen von mir. :)


    Tom betrachtete gedankenverloren den Infusionsschlauch, der seinem Körper die dringend benötigten Nährstoffe zuführte. Er war wieder allein. Die junge rothaarige Schwester, die ihm bis eben ein wenig Gesellschaft geleistet hatte, war zu einem Notfall gerufen worden. ‚Und brav aufessen!‘, hatte sie im Rausgehen noch mit Blick auf den Infusionsbeutel gesagt. Das Mädchen erinnerte ihr irgendwie an Semir. Nicht nur, weil sie noch kleiner war als sein Ex-Partner, auch von ihrer Art. Sie war eine der Wenigen in der letzten Zeit, die ihn wie einen Menschen behandelt hatte, und nicht wie ein furchtbares Monster, obwohl sie seine Geschichte doch kennen musste. Und sie hatte sich von seiner missmutigen Stimmung in keiner Weise beeindrucken lassen. Nach als sie gegangen war, hatte ein keckes Grinsen ihr sommersprossiges Gesicht geziert.
    Erschöpft sankt Tom zurück in die Kissen. Seine Gedanken gingen die ganze Zeit in Kreis. Hier im Krankenhaus ließ es sich einigermaßen aushalten. Die unvergitterten Fenster machten ihn für den Moment vergessen, dass er eigentlich ein Gefangener war. Auch die Ärztin und die Schwestern schienen sich nicht wirklich dafür zu interessieren. Für sie war er hauptsächlich ein Patient, den es galt wieder gesund zu pflegen. Aber das würde nicht so bleiben. Sobald es ihm nur ein wenig besser ging, würde die Staatsanwältin seine Rückverlegung ins Haftkrankenhaus veranlassen. Dann konnte auch Semir nicht mehr bei ihm sein. Dann waren wieder Gitter vor dem Fenster, die Schwestern dort würden sich ihm nur in Begleitung eines Wärters nähern. Jeder würde ihn wieder spüren lassen, dass man ihn für eine gefährliche Bestie hielt. Plötzlich wurden Stimmen vor seinem Zimmer laut und rissen ihn aus seinen Gedanken.


    „… nein, das kann ich nicht verantworten!“, war eine aufgebrachte Stimme zu vernehmen, die sehr nach der Ärztin klang.
    „Der Mann ist ein Strafgefangener! Was mit ihn geschieht liegt unterliegt nicht ihre Entscheidung!“, erwiderte eine unangenehme hohe Frauenstimme. Sie kam Tom bekannt vor, doch er vermochte sie für den Moment nicht einzuordnen.
    „Er ist mein Patient! In seinem, Zustand ist er weder transport- noch haftfähig! hielt die Ärztin dagegen.
    „Die Entscheidung überlassen Sie wohl besser mir!“, keifte die andere Frau.
    „Diese Entscheidung überlasse ich nur medizinischem Fachpersonal! Wenn sie ihn mitnehmen wollen, verlange ich zuvor eine Begutachtung durch einen Amtsarzt.“


    Panik erfasste Tom. Sie waren schon da! Sie wollten ihn holen. Jetzt sofort wollten sie ihn mitnehmen und ihn zurück in seinen persönlichen Alptraum bringen. Die Vorstellung, wieder in der engen Zelle zu hocken, schnürte ihm die Luft ab. Sein ganzer Körper bebte vor Angst. Zitternd richtete er sich auf und strampelte sich aus der Decke frei. Er musste weg von hier. Nur schnell weg. Fahrig versuchte er die Kanüle aus seinem Handrücken zu ziehen. Sei klemmte, ließ sich nicht lösen. Er zerrte heftiger. Ein durchdringendes Piepsen erfüllte den Raum. Der Alarm. Sie lösten Alarm aus! Gleich würden sie da sein. Mit ihren Waffen. Mit Handschellen. Sie würden ihn zu Boden werfen. Nach ihm schlagen. Ihn treten. Er musste weg. Doch er bekam seine Hand nicht frei. Hektisch zerrte er an den Fesseln. Riss mit aller Kraft. Er spürte einen scharfen Schmerz in der Hand, dann war sie frei. Wankend kam er auf die Beine. Wohin nur? Wohin? Vor der Tür waren seine Feinde. Sie wollten ihn ergreifen. Das Fenster! Er musste aus dem Fenster. Er musste springen. Dann konnten sie ihm nicht folgen. Er stürzte zum Fenster hinüber. Hinter ihm ging die Tür. Er hörte, jemanden seinen Namen rufen. Sie kamen! Sie wollten ihn ergreifen. Das Fenster ließ sich nicht öffnen. Verzweifelt warf er sich dagegen. Wollte es einschlagen. Wollte mit aller Gewalt hindurch in Freie. Doch die Scheibe gab nicht nach. Er sank zu Boden, krümmte sich zusammen. Tränen strömten aus seinen Augen. Hände griffen nach, ihm, zerrten ihn vom Boden hoch. Sie hatten ihn ergriffen. Jetzt gab es keinen Ausweg mehr. Panisch schlug er um sich. Nein! Sie sollten ihn nicht bekommen. Er wollte nicht zurück in dieses Loch, diese Hölle! Doch er hatte keine Chance. Immer mehr Hände griffen nach ihm, drückten ihn fest auf das Bett. Er spürte einen Stich in den linken Arm, dann erlahmten seine Kräfte. Es wurde schwarz um ihn.


    „Sehen Sie, was Sie angerichtet haben!“, fauchte Sandra Schuster, die Frau von der Staatsanwaltschaft an. „Ich sagte doch, er ist noch sehr labil!“
    „Ich wusste nicht … entschuldigen Sie … mir war …“, stammelte die Frau, die sich als Claudia Schrankmann vorgestellt hatte verlegen. Sandra schnaubte nur verärgert.
    „Ich sagte bereits: Ohne Begutachtung durch einen Psychologen werde ich Herrn Kranich ganz sicher nicht aus meiner Obhut entlassen! Das ist mein letztes Wort!“
    „Aber …!“, setzte die Frau wieder an.
    „Nein, kein aber! Seien Sie froh, dass ich keine Beschwerde gegen Sie einlege und jetzt gehen sie!“, fuhr Sandra die Frau an.
    Für einen Moment sah es so aus, als wollte diese Frau Schrankmann doch noch widersprechen, doch ein düsterer Blick von Sandras Seite ließ sie verstummen, bevor sie überhaupt den Mund richtig geöffnet hatte. Sie nickte nur knapp und verließ die Station.
    Sandra schaute ihr einen Augenblick nach, dann wandte sie sich ab. Nachdenklich betrachtete sie ihren Patienten durch die Scheibe. Offenbar hatte Kranich den Streit zwischen ihr und der Staatsanwältin mitbekommen und war daraufhin in Panik ausgebrochen. Er hatte sich sogar die Kanüle aus der Hand gerissen. Sie musste ihm ein Beruhigungsmittel spritzen, um ihn überhaupt versorgen zu können. Jetzt lag er wieder in seinem Bett und schlief, die rechte Hand verbunden, eine neue Kanüle in der linken. Sie hatte ja gewusst, das Kranich sehr labil war, aber dass er solch ein Panik vor dem Gefängnis entwickelt hatte, hatte selbst sie nicht gedacht.


    Ich hoffe, es gefällt.

  • Niki kam gerade wieder auf die Station, als sie da Getöse mitbekam. Sie dachte erst an einen neuen Notfall und beeilte sich. Bei dem schwülen Wetter wunderte sich langsam nichts mehr. Je näher sie aber den lauten Stimmen kam um so höher schlug ihr Herz, denn nun sah sie, vor wessen Zimmer sich das alles abspielte, und hoffte innerlich, dass er sich nichts angetan hatte.
    Dann setzte ihr Herz für einen Moment aus. 'Oh nein, bitte nicht...' war ihr einziger Gedanke. Langsam ging sie weiter in Richtung von Toms Krankenzimmer. Das Stimmengeschwirr ebbte nicht ab. Schließlich stand sie im Türrahmen und sah Dr. Schuster, eine sehr schick angezogene Frau und drei Pfleger, die im Halbkreis um jemanden standen. Ein Blick auf das Bett verriet ihr, das es leer war. Sie war irritiert und ging nun auf die Leute in der Mitte des Zimmers zu.
    Dann sah sie ihn, Tom, der wie ein Häufchen Elend da saß. Er zitterte und war noch weißer als sonst. Ihr Herz weinte, als sie ihn sah. Sie bahnte sich einen Weg durch die Pflege, setzte sich einfach zu ihm und hielt schweigend seine Hand.

  • So, weil ja alle gefordert haben, dass ich mehr schreiben soll. ;)


    Johanna nahm den Umschlag an sich. Er war sehr dick und schwer. Offenbar enthielt er eine ganze Menge Unterlagen. Nachdenklich wog sie ihn in der Hand, als ihr plötzlich auffiel, dass sie die junge Frau noch gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatten.
    „Entschuldigen Sie meine Unaufmerksamkeit, aber wie ist eigentlich ihr Name?“
    „Behrends, Alexa Behrends.“, antwortete Kollers Assistentin. Johanna nickte leicht.
    „Sagen Sie, Frau Behrends, können sie sich noch daran erinnern, was Dr. Koller genau zu ihnen gesagt hat?“, fragte sie weiter.
    „Nicht viel, nur, dass in unserem Geheimfach etwas liegt, dass ich an mich nehmen soll, falls etwas Unvorhergesehenes passiert. Und dass ich mich an Sie wenden soll.“, erwiderte Frau Behrends leise.
    Johanna sah, dass ihr der Tod ihres Chefs sehr zu schaffen machte. Die beiden waren scheinbar sehr vertraut miteinander gewesen. Dennoch, oder vielleicht grade deswegen, war ihre Aussage von besonderer Bedeutung. Sie bedeutete Semir mit der freien Hand, einen Kaffee für Kollers Assistentin zu besorgen. Dann setzte sie die Befragung fort.
    „Ist ihnen sonst irgendetwas aufgefallen? War ihr Chef anders als sonst?“, wollte sie wissen. Behrends überlegte eine Weile.
    „Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll, aber er war schon komisch am Telefon. Er wirkte irgendwie gehetzt. Ich hatte das Gefühl, er hatte vor irgendwas große Angst. Ich meine, man spricht doch nicht davon, dass einem etwas zustoßen könnte, wenn man keinen Grund dafür hat. Und Reinhard, also ich meine Dr. Koller, war wirklich kein Mensch mit Paranoia.“, erzählte sie schließlich.
    Semir kam mit drei Kaffee zurück ins Büro. Ein reichte er galant Frau Behrends, die zweite hielt er Johanna mit einem schrägen Grinsen hin. Er hatte sie schon oft damit geneckt, wie viel Zucker sie immer nahm. Johanna nahm die Tasse stumm entgegen, grinste aber ebenfalls. Sie nahm einen tiefen Schluck von dem bittersüßen getränkt und schaute die junge Frau gegenüber nachdenklich an.
    „Hat Herr Dr. Koller gesagt, warum sie sich ausgerechnet an mich wenden sollen?“, fragte sie schließlich.
    „Nein, hat er nicht. Er hat nicht mal ihren Namen genannt. Nur dass ich den Umschlag zur Autobahnpolizei bringen und mich an eine junge Kommissarin wenden soll.“, erklärte Kollers Assistentin entschuldigend. „Ihre Kollegen meinten dann, damit könnten nur Sie gemeint sein.“
    „Aber warum grade du, Johanna?“, sprach Semir aus, was Johanna dachte.
    „Naja, ich war heute Vormittag noch bei ihm. Wie es scheint wollte Koller abhauen, weil er befürchtete, dass ihm jemand ans Leder wollte. Nur warum?“
    „Was hast du ihn eigentlich heute Morgen gefragt?“
    „Nur, warum er das Mandat niedergelegt hat.“, meinte Johanna grübelnd. Schließlich wandte sie sich wieder an Alexa Behrends „Sagen Sie, hat Koller jemals ein Wort darüber verloren?“, fragte sie.
    „Worüber?“ Kollers Assistentin schien Johannas Frage nicht zu verstehen.
    „Warum er die Verteidigung von Herrn Kranich abgegeben hat?“, präzisierte Johanna ihre Frage.
    „Nicht direkt. Er meinte immer nur, Kranich hätte sich da in was verrannt. Aber …“
    Sie brach ab und starrte zu Boden. Nervös knetete sie ihre Hände. Offenbar wusste sie doch mehr, als sie zugeben wollte.
    „Aber was?“ hakte Semir nach.
    „Ich weiß nicht, ob ich ihnen das …“
    „Hören Sie, Frau Behrends!“, fiel Semir ihr ins Wort. „Ihr Chef ist heute Mittag auf der Autobahn von einer Bombe regelrecht zerfetzt worden. Von einer sehr professionell gebauten Bombe, wie ich betonen muss. Am Morgen war meine Partnerin noch bei ihm, eigentlich nur um ihm ein paar Routinefragen zu einem alten Prozess zu stellen. Und kurz vor seinem Tod gibt er ihnen noch Anweisungen einen geheimnisvollen Umschlag an sich zu nehmen? Meinen sie nicht, dass das ein paar viele Zufälle sind? Sie sagen doch selbst, dass Dr. Koller Angst gehabt hat.“
    Semir unterbrach sich kurz und ließ seine Worte wirken. Kollers Assistentin war blass geworden. Scheinbar war ihr die Dimension der Geschehnisse gar nicht bewusst gewesen. Semir schaute musterte sie scharf.
    „Frau Behrends, wenn wir den Tod ihres Chefs aufklären sollen, müssen Sie uns helfen!“, sagte er eindringlich. „Was ist damals passiert?“
    Sie wrang weiterhin ihre Hände. Man konnte sehen, dass sie mit sich kämpfte, ob sie die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Schließlich nickte sie leicht, straffte die Schultern und sah Semir an. Sie atmet tief durch, dann begann sie zu sprechen.
    „Wissen sie, der Kanzlei ging es damals nicht gut. Ich mein, es lief schon irgendwie, aber eine Goldgrube war sie sicher nicht. Naja, das änderte sich, kurz nachdem Dr. Koller die Verteidigung von Herrn Kranich abgegeben hatte. Plötzlich liefen in der Kanzlei viele Dinge, die vorher unmöglich gewesen wären. Es wurde renoviert, neue Ausstattung angeschafft, alles unglaublich teuer. Wenn ich Reinhard fragte, woher er das Geld plötzlich habe, antwortete er immer nur ausweichend. Sprach von einer Erbschaft aus Übersee. Nun, und es kamen plötzlich auch neue Klienten. Merkwürdige Gestalten. Und plötzlich durfte ich bei bestimmten Verhandlungsvorbereitungen nicht mehr dabei sein, bestimmte Akten nicht einsehen.“
    Sie verstummte und schaute Semir hoffnungsvoll an. Anscheinend erwartete sie von ihm eine Erklärung, was er mit diesen ganzen Vorkommnissen auf sich hatte.
    „Da ist also doch Geld geflossen!“, murmelte Johanna.
    „Ja, und scheinbar nicht nur das.“, ergänzte Semir.
    Bevor sie jedoch die eben erfahrenen Fakten analysieren konnten, klopfte es heftig an der Bürotür. Ohne eine Antwort abzuwarten wurde die Tür aufgestoßen und die Chefin steckte den Kopf herein. Sie sah ernst aus. Sie musste gar nichts sagen, Semir erkannte schon an ihrem Gesichtsausdruck, dass es um Tom ging.
    „Frau Dr. Schuster hat grade angerufen.“, begann sie. „Tom hatte einen Zusammenbruch!“
    Semirs Herz setzte einen Schlag aus. Hatte Tom schon wieder … Semir wollte gar nicht dran denken. Nicht nochmal, flehte er, bitte nicht nochmal.
    „Was ist mit ihm?“, fragte er mit zitternder Stimme.
    „Eine Panikattacke. Er sich die Kanülen rausgerissen und versucht zu fliehen.“, erklärte die Chefin. „Die Ärztin meint, er sei so weit stabil, aber sie hält es für besser, wenn Sie kommen würden.“
    Das ließ Semir sich nicht zweimal sagen. Sofort sprang er auf, griff seine Jacke und rannte aus der PAST. Johanna schaute ihrem Partner etwas unentschlossen hinterher. Semir konnte immer noch nicht allein fahren, dass wusste sie. Aber sie konnte doch auch die arme Frau Behrends hier nicht einfach sitzen lassen. Fragend schaute sie die Chefin an.
    „Nun machen Sie schon, dass Sie hinterher kommen. Bevor Gerkhan noch Dummheiten macht.“, meinte die nur mit dem Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht. „Ich kümmere mich hier schon um alles.“
    Johanna nickte dankbar, schnappte sich ebenfalls ihre Jacke und drückte der Chefin noch im Rauslaufen den Umschlag in die Arme. Nur einen Augenblick später schoss der BMW mit quietschenden Reifen vom Hof.

  • Ich hatte einen kleinen Kreativ-Flash. :rolleyes:


    Nachdenklich saß Niki neben dem Bett und betrachtete Tom. Nachdem sie das erste Mal bei ihm gewesen war, hatte Frau Dr. Schuster ihr mitgeteilt, dass er ein Strafgefangener war. Verurteilt wegen Mordes. Erst hatte sie sich furchtbar erschrocken, wollte eigentlich gar nicht mehr zu ihm gehen. Aber irgendwie hatte sie das Zimmer magisch angezogen. Die halbe Nachte hatte sie draußen vor der Scheibe gestanden, und ihn betrachtet. Ein kleiner, südländisch aussehender Mann hatte bei ihm gesessen, Toms Hand gehalten und die ganze Zeit auf ihn eingeredet. Unwillkürlich hatte sie einiges davon mitbekommen. Vieles, was der Kleine erzählt hatte, waren nur Alltäglichkeiten. Aber manchmal sprach er auch von Toms Situation, schwor ihm immer wieder, dass er dessen Unschuld beweisen wollte. Er war so eindringlich gewesen, so überzeugt von dem, was er sagte, das hatte sie irgendwie berührt. Sie konnte nicht sagen, warum, aber sie glaubte ihm. Eine leichte Bewegung in der Hand ließ sie aufmerken. Tom begann sich zu regen. Offenbar wurde er wieder wach.
    „Na, ausgeschlafen?“, fragte sie ihn sanft.


    Die gnädige Dunkelheit um seinen Geist lichtete sich wieder. Unbarmherzig stieß ihn sein erwachendes Bewusstsein zurück in die Realität. Die Erinnerungen stürzten auf ihn ein. Sie waren gekommen, hatten ihm geholt. Er war wieder eingesperrt. Schon diese Vorstellung ließ sein Herz wieder schneller schlagen. Unruhig bewegte er sich.
    „Na, ausgeschlafen?“, fragte ihn plötzlich eine ruhige Stimme.
    Überrascht riss Tom die Augen auf und starrte direkt in das lächelnde Gesicht der jungen Lernschwester.
    „Niki?!“, murmelte er und ließ sich beruhigt tiefer in die Kissen sinken. Erst jetzt merkte er, dass sie seine Hand hielt. Er war noch immer im Krankenhaus. Sie hatten ihn nicht geholt. Sie hatten ihm noch eine Gnadenfrist gewährt.
    „Sie machen mir ja Sachen.“, schalt Niki ihn scherzhaft.
    Tom wusste darauf keine wirkliche Antwort, so rang er sich nur ein Lächeln ab. Er war in Gedanken schon wieder ganz woanders. Ja, er hatte noch eine Gnadenfrist erhalten, aber auch die konnte nur von kurzer Dauer sein. Sie würden wiederkommen, dass wusste er. Und dann würden sie ihn mitnehmen. Ihn unbarmherzig zurück in den Knast schleppen. Er fühlte sich, wie ein Todeskandidat. Sie würden kommen und ihn mitnehmen. Sie würden seine Existenz auslöschen. Sie würden ihn wieder in seine Zelle werfen und vergessen. 25 Jahre mindestens. Einzelhaft. Kein Kontakt zu den anderen Gefangenen. Keine Besuche. Das war schlimmer als der Tod. Sie wollten ihn lebendig begraben. Wieder stieg die Panik in ihm auf. Er schluckte trocken, hatte plötzlich wieder das Gefühl schlecht Luft zu bekommen. Nein, das durfte er nicht zulassen. Sie durften ihn nicht kriegen. Er musste hier weg. Hastig entzog er ihr seine Hand und schlug die Bettdecke zurück. Niki sah ihn erstaunt an.
    „Was wird das denn, wenn’s fertig ist?“, fragte sie argwöhnisch.
    „Ich muss hier weg!“, murmelte er nur hektisch. Er setzte sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Niki schüttelte den Kopf und versuchte ihn zurück in die Kissen zu drücken. Für so eine kleine Person hatte sie eine erstaunliche Kraft, aber gegen Tom kam auch sie nicht. Er schob sie bei Seite und ließ sich von der Bettkante gleiten. Wieder begann er an der Kanüle herumzufummeln. Doch mit der verbundenen rechten Hand, erwies sich das als der schwierig.
    „Bitte, Tom, sie müssen sich erholen! Sie müssen gesund werden!“, redete Niki auf ihn ein.
    Verzweifelt ließ Tom von der Kanüle ab. Mit seiner verletzten Hand hatte er keine Chance sie zu lösen ohne sich wieder zu verletzten. Er kam hier nicht weg. Er war nicht im Knast und trotzdem eine Gefangener. Es gab kein entkommen für ihn. Sie hatten die Macht über ihn. Sie ließen ihn nicht leben, sie ließen ihn aber auch nicht sterben. Er war ihnen ausgeliefert. Hoffungslos sank er in sich zusammen.
    „Sie werden kommen!“, flüsterte er verzweifelt.


    Niki brach es das Herz ihn so zusammengesunken dort sitzen zu sehen. Was auch immer vorgefallen war in seinem Leben, es hatte ihn vollkommen zerstört. Dieser Mann hier war nur noch ein Schatten seiner selbst, das sah man selbst, wenn man ihn nicht kannte. Vorsichtig ergriff sie seine Hände, versuchte ihm ein wenig Trost zu spenden. Sie wünschte sich so sehr ihm helfen zu können. Nur wie? Sie war keine Polizisten, sie konnte nicht ermitteln. Das tat offensichtlich auch dieser Südländer schon. Sie war Krankenschwester, aber wenn sie ihn gesund pflegte, dann lieferte sie ihn genau jenen Menschen in die Hände, die er so sehr fürchtete. Das kam ihr nach allem, was heute passiert war, wie Verrat vor. Aber was konnte sie für ihn tun? Sie konnte ihn doch nicht … Doch, das war’s. Sie konnte ihn mitnehmen. Ihre Schicht war ohnehin vorbei. Sie hatte jetzt langes Wochenende. Bis Montag würde sie erstmal niemand vermissen.


    „Wenn Sie hier raus wollen, müssen sie einen klaren Kopf behalten. Wenn Sie in Panik ausbrechen, haben sie keine Chance.“, sagte sie leise zu ihm.
    Toms Kopf ruckte nach oben. Hatte er wirklich grade richtig gehört. Hatte Niki angedeutet, ihm helfen zu wollen. Aufmerksam musterte er ihr Gesicht. Vollkommen ernst schaute sie ihn an. In ihren Augen lag eine fast unheimliche Entschlossenheit. Er war verwirrt. Eben wollte sie ihn noch mit aller Kraft zurück in Bett drücken und jetzt das?
    „Schauen Sie nicht so, das ist es doch, was wie wollen, oder etwas nicht?“, fragte sie, während sie sich daran machte, fachmännisch den Schlauch aus der Kanüle zu ziehen.
    „Aber wie … ich meine, …vor der Tür …“ Toms Verwirrung nahm zu. Gut, den Schlauch, der ihn am Bett hielt, war er jetzt los, aber wie sollte er aus dem Gebäude kommen. Vor der Tür waren mit Sicherheit Beamte der JVA postiert. Er konnte doch nicht einfach an denen Vorbeimarschieren. Die würden ihn doch sofort wieder festnehmen. Fragend schaute er Niki an.
    „Das Fenster. Kommen Sie!“, meinte sie nur und half ihm aus dem Bett.
    Während er zum Fenster hinüber ging, machte sie sich wieder an seinem Bett zu schaffen. Mit ein paar Handgriffen hatte sie das Oberbett dick aufgebauscht, so dass es aussah als läge jemand darunter. Tom betrachtete währenddessen eingehend die Umgebung. Zu seinem Glück wies sein Fenster zur Rückseite des Krankenhauses. Sie befanden sich zwar in vierten Stock, doch der ganze Bau war terrassenförmig angelegt, so dass man immer von Ebene zu Ebene springen konnte. Das war tatsächlich eine Fluchtmöglichkeit. Eilig versuchte er das Fenster zu öffnen, musste aber feststellen, dass der Griff sich keinen Millimeter bewegen ließ. Hinter ihm war Niki herangetreten und klimperte mit etwas metallischem. Sie hielt einen kleinen Schlüssel in der Hand. Nachdem sie einen kurzen Blick nach hinten geworfen hatte, um sich zu versichern, dass die JVA-Beamte nicht durch die Scheibe schauten, machte sie sich am Griff zu schaffen.
    „Meinen Sie, Sie schaffen das?“, fragte sie nebenher und deutete nach unten.
    Erst jetzt fiel Tom auf, dass es unter seinem Fenster wohl drei Meter in die Tiefe ging. Ausgerechnet hier fehlte das dritte Stockwerk. Früher hätte er über diese Höhe wohl gelacht, aber er hatte sich lange nicht mehr richtig bewegt und war sich unsicher. Er atmete einmal tief durch, dann nickte er.
    „Ich denke schon!“
    „Gut.“, meinte Niki, während sie das Fenster öffnete. „Ich sammle sie dahinten mit dem Wagen ein. Meine Schicht ist sowieso vorbei. Es wird niemand Verdacht schöpfen, wenn ich jetzt gehe. Halten sie sich einfach etwas verborgen und achten sie auf einen blauen Polo.“. Dann öffnete sie das Fenster und lächelte ihm noch einmal ermutigend zu

  • And now, last but not least ...


    Umständlich schwang Tom sich aufs Fensterbrett. Einen Moment ließ er die Beine unschlüssig über dem Abgrund baumeln, doch dann gab er sich einen Ruck. Er stieß sich von der Fensterbank ab und ließ sich in die Tiefe fallen. Der Aufprall war hart und sicherlich nicht so elegant, wie zu seinen besten Zeiten, aber er war auf den Beinen geblieben. Kühle Luft wehte ihm ins Gesicht. Vögel zwitscherten im Geäst der nahen Bäum und der Wind säuselte leise durch die Blätter. Für einen Moment überwältigten ihn die Gefühle. Er war frei. Nach über einem Jahr stand er zu ersten mal wieder allein und ohne Fesseln unter freiem Himmel. Das Gewicht, das seit damals auf ihm lastete war wie weggeblasen. Plötzlich konnte er wieder atmen. Er war wieder ein Mensch. Einen Moment legte er den Kopf in den Nacken und sog die Luft ein. Doch dann befahl er sich selbst, sich zusammenzureißen und seine Lage zu sondieren. Noch war er nicht in Sicherheit. Wenn die Wärter dort oben seine Flucht jetzt bemerkten, dann war alles um sonst gewesen. Sie würden auf ihn schießen, keine Frage. Und hier auf dem Dach gäbe er ein prima Zielscheibe ab. Sein Flucht wäre vorbei, bevor sie richtig begonnen hätte.
    Er befand sich auf dem Dach des zweiten Geschosses. Links von ihm lief das Dach noch bis zu Kante des Gebäudekomplexes weiter, rechts war eine Wand, zum Glück ohne Fenster. Etwa fünf Meter vor ihm war eine Kante. In der Hoffnung, dass er von dort auf das nächsttiefere Dach gelangen konnte, lief er geduckt darauf zu. In diesem Moment war unglaublich dankbar, dass Semir ihm einen Trainingsanzug und Sportschuhe mitgebracht hatte. So war er wenigstens einigermaßen beweglich. Er erreichte die Kante und spähte hinunter.
    Diesmal schien das Glück ihn verlassen zu haben. Das Gebäude endete abrupt. Vor ihm tat sich ein bestimmt fünf Meter tiefer Abgrund auf. Zu viel um einfach hinabzuspringen. Verzweifelt ließ Tom den Blick am Gebäude entlang gleiten. Suchte einen Weg hinunter. Eine Feuerleiter vielleicht, oder wenigstens einen schief gewachsenen Baum. Doch da war nichts. Er wollte schon verzweifeln, als er weit links, fast an der Ecke des Gebäudekomplexes einen großen offenen Container entdeckte. Er war bis oben hin voll mit Altpapier. Vielleicht konnte er ihn nutzen um seinen Sprung abzudämpfen. Es war ein Risiko, das wusste er. Dort drüben waren Fenster. Er hatte keine Deckung mehr. Die Chancen, dass man ihn sehen könnte, waren hoch. Aber es war seine einigste Chance. Er konnte ja nicht ewig hier auf dem Dach hocken. Dann würden sie ihn ganz bestimmt finden. Er musste es einfach wagen.
    Schnell hatte er die Stelle erreicht und blickte hinunter. Die Entfernung des Containers zum Gebäude passte. Das Papier und die Pappen schienen auch aus der Nähe noch ausreichend dick um einen Sprung zu wagen. Er dachte gar nicht mehr weiter über die Konsequenzen nach, die es haben könnte, wenn sein Sprung misslang. Es musste einfach gut gehen. Unten war weit und breit niemand zu sehen. Tom hielt den Atem an, kniff die Augen zusammen und sprang.


    Unsanft landete er in dem Müllcontainer. Ein scharfer Schmerz zog sich durch seinen Körper und raubte ihm für einen Moment den Atem. Auch seine verletzte Hand schmerzte höllisch. Doch dann riss er sich zusammen und begann sich aus dem Altpapier heraus zu wühlen. Es dauerte eine Weile und war auch mühsamer als zunächst gedacht, aber schließlich hatte er es geschafft. Leicht lädiert und noch immer mit Papierresten behängt stand er neben dem Container. Schnell flüchtete er sich in eine Nische hinter einem nahestehenden Busch und wartete mit klopfendem Herzen auf Niki.
    Endlich hörte er das erlösenden Geräusch eine Motors. Vorsichtig lugte er hinter dem Busch hervor, doch der Wagen, der um die Ecke bog war kein blauer Polo, sondern eine schwarze S-Klasse. Erschrocken sprang Tom zurück und drückte sich tiefer in die Nische. Solchen Wagen fuhr das SEK! Hatte sie seine Flucht also doch schon bemerkt. Sie hatten Niki schon erwischt, deshalb kam sie nicht. Die suchten ihn. Er hatte schon wieder verloren. Nicht mal vom Krankenhausgelände hatte er es geschafft. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Mit aller Kraft presste er sich gegen die Wand in e seinem Rücken. Als hoffte er mit ihr zu verschmelzen, unsichtbar zu werden. Er wagte kaum zu atmen. Der dunkle Wagen glitt im Schritttempo die Einfahrt entlang. Fahrer und Beifahrer schauten aufmerksam rechts und links aus dem Fenster. Etwa auf Höhe das Busches, kam der Wagen schließlich zu stehen. Es war vorbei. Sie hatten ihn entdeckt. Gleich würden sie aus dem Wagen steigen und mit erhobenen Waffen auf ihn zukommen. Tom war schon drauf und dran, die Hände zu erheben und hinter seinem Busch hervorzukommen, als der Mercedes plötzlich beschleunigte und mit aufheulendem Motor davon jagte.
    Ungläubig starrte Tom dem Wagen nach. Sie hatten ihn nicht gesehen. Erleichterung durchflutete ihn. Erst jetzt spürte er, wie sehr er sich verkrampft hatte. Seine Knie und Hände zitterten unkontrolliert. Er musste einige Male schlucken, bis er seinen Atem sich wieder unter Kontrolle hatte. So sehr war er damit beschäftigt, sich zu beruhigen, dass er fast Nikis Wagen verpasste, der langsam die Einfahrt entlang rollte. Sie war schon fast an ihm vorbei, als er endlich hinter seinem Busch hervorkam. Mit einigen schnellen Schritten war er beim Wagen und stieg auf der Beifahrerseite. Niki grinste ihm entgegen.
    „Hast aber lange gebraucht!“, meinte er vorwurfsvoll.
    „Musste noch was organisieren.“, erwiderte sie und hielt im eine Baseballkappe und eine Sonnenbrille hin.
    Lächeln nahm Tom die Dinge entgegen. Während Niki den Wagen beschleunigte und sich in den Stadtverkehr einreihte, stellte Tom sich den Sitz in eine bequeme Position, setzte Kappe und Sonnenbrille auf und lehnte sich zurück. Eine Weile beobachtete er schweigend, wie Niki immer stadtauswärts fuhr, bis sie schließlich die A4 erreichten. Jetzt, wo sie ihm Feierabendverkehr mitflossen, fühlte Tom sich ein wenig wohler. Auch wenn es schon lange her war, die Autobahn war ihm noch immer vertraut. Auch Niki schien etwas gelassener zu werden. Hatte sie in der Stadt noch an jeder Ampel nervös mit den Fingern auf Lenkrad getrommelt, so hatte sie jetzt die Hände entspannt auf die Querstreben gelegt. Tom schien es der richtige Zeitpunkt, ihr die Frage zu stellen, die ihm schon die ganze Zeit unter den Nägeln brannte.
    „Warum hilfst du mir eigentlich?“
    Niki warf ihm einen erstaunten Seitenblick zu. Jetzt erst viel Tom auf, dass er ins Du gewechselt war.
    „Naja, du hilfst mir quasi grade aus dem Knast zu fliehen. Damit machst du dich strafbar für mich. Ich denke, da können wir uns auch duzen.“, meinte er mit einen entschuldigenden Schulterzucken.
    „Ja, irgendwie hast du recht.“, erwiderte Niki.
    „Also?“, hakte Tom nach.
    „Also was?“, fragte Niki.
    „Warum hilfst du mir?“, wiederholte Tom seine Frage.
    „Der kleine Südländer hilft dir doch auch.“, antwortete sie nur ausweichend.
    „Südländer?“ Tom war für einen Moment irritiert. „Ach, du meinst Semir?!“
    „Kann sein. Wenn er das war, der die ganze Nacht an deinem Bett gesessen hat. Er glaubt fest an deine Unschuld und er kann sehr überzeugend sein.“, sagte Niki nur.
    „Du hast mit ihm gesprochen?“
    „Nein, ich habe euch nur von draußen beobachtet. Dieser Semir hat die ganze Zeit mit dir gesprochen. Über alltäglichen Kram. Aber er hat auch immer wieder gesagt, dass du unschuldig bist und dass er das beweisen wird. Irgendwie konnte ich nicht anders, als ihm das zu glauben.“ Verlegen lächelte Niki ihn an. Tom spürte zwar, dass da wohl noch mehr dahinter steckte, aber er wollte sie auch nicht in Bedrängnis bringen.
    „Ja, Semir redet manchmal sehr viel.“, sagte er daher nur und lehnte sich wieder zurück.


    Den Rest der Fahrt verbrachte er dösend. Erst als es plötzlich dunkel um ihn wurde, und der Wagen abrupt stehen blieb, öffnete er die Augen. War in eine Tiefgarage gefahren und hatte den Wagen abgestellt.
    „Wir sind da. Komm!“, meinte sie nur und stieg aus.
    Tom folgte ihr. Sie lief quer durch die menschenleer Tiefgarage auf eine dunkelgrüne Tür mit einem D zu. Vorsichtig öffnete sie die Tür und linste um die Ecke. Dann winkte sie ihn heran.
    „Die Luft ist rein.“, flüsterte sie ihm zu.
    Ohne einen Blick für irgendwas zu verschwenden lief Tom hinter ihr die Treppen hoch bis in den sechsten Stock und einen langen Gang entlang. Endlich blieb sie vor einer Wohnungstür stehen und schloss auf. ‚463‘ und ‚Meyer‘ konnte er auf dem Schild lesen, dass neben dem Türrahmen angebracht war.
    „Bitte schön. Klein aber mein.“, kam von Niki, als sie die Tür aufstieß und Tom mit einer Handbewegung zum eintreten aufforderte.
    Erleichtert sich endlich wieder auf einigermaßen sicheres Gebiet begeben zu können, kam Tom Nikis Aufforderung nach. Sie folgte ihm und schloss die Tür hinter sich. Interessiert ging Tom den Flur entlang und betrachtete die Einrichtung.

  • Semir kam im Krankenhaus an und rannte in Toms Zimmer. Doch als er das leere Bett sah versteifte er sich. "War er verlegt worden? Zurück ins Gefängnis?" fragte er sich und suchte die Ärztin. "Dr. Schuster? Wo ist Tom?" fragte er als er die Ärztin sah. "Herr Gerkhan. Na ich denke er ist in seinem Bett." "Nein ist er nicht." Sandra Schuster sah ihn an. "Wie? Was? Das kann doch nicht sein...." Sie rannte ins Zimmer und sah ebenfalls das leere Bett. "Aber... er war.... er war doch hier? Wir müssen ihn suchen. Aber eins schwöre ich IHnen, und dann können Sie es von miraus gegen mich verwenden, wenn diese Furie von der Staatsanwaltschaft ihn ohne meine Erlaubnis verlegt hat, dann bringe ich sie eigenhändig um." Semir musste trotz der Situatin lachen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • "Wieso Furie von der Staatsanwaltschaft? "
    "Sie glauben nicht was hier vorhin los war. Diese Frau war hier und wollte ihren Freund mitnehmen ins Gefängnis. Es kam hier auf dem Flur zu einem, sagen wir mal, etwas heftigerem Steit zwischen ihr und mir. Herr Kranich muss das mitbekommen haben und hatte einen Zusammenbruch. Er hat sie die Braunüle aus der Hand gerissen und in der hintersten Zimmerecke verkrochen. Wir haben ihn mit Müh und Not wieder ruhigstellen können." Während sie ihm das erzählte sichten sie die Station ab, doch Tom war nirgend zu finden.
    "Verdammt, in seinem Zustand.... das ist unverwantwortlich." Frau. Dr. Schuster blickte auf die abgenommene Braunüle und stutzte.
    " Wir müssen ihn finden. .... ich habe Angst. Meinen sie... er... ich meine, dass er erneut..." Semir liess sich auf den nächsten Stuhl sinken und vergrub den Kopf in den Händen.
    "Davon müssen wir ausgehen, aber.... und ich denke evtl. da liege ich richtig....könnte es jemanden geben, der uns dazu etwas sagen kann. "
    "Wie meinen sie das?"
    "Warten sie mal, ich muss telefonieren und das Verschwinden ihres Freundes behalten wr noch eine Stunde oder so geheim."
    Sie ging in ihr Zimmer und wählte Nikis Nummer.



    Niki hatte Tom auf das Sofa verfrachtet und dort lag er jetzt. Immer noch leicht betäubt von den starken Mitteln und sichtlich erschöpft.
    Er zuckte zusammen , als das Telefon klingelte.
    "Keine Sorge.... b"
    "Ja, Hallo? "
    " Frau Meyer. Dr. Schuster hier. Es gibt ein problem und ich denke sie können mir dabei helfen."
    "Ja und das wäre?" Niki verscuhte ihrer Stimmme so viel Ruhe wie möglich zu verleiehn, obwohl ihr Herz bis zum Halsansatz pochte.
    "Herr Kranich ist verschwunden und ddas in seinem Zustand. ich muss ihnen nicht sagenn, was das bedeutet? Der mann ist labil. Von seinem Kreislauf und körperlichem zustand ganz zu schweigen."
    " ich war vorhin aber doch noch bei ihm..."
    "Genau und ich habe die abgenommene Baunüle gesehen... Niki. Sollte er bei ihnen sein, gut. Aber wie weiter? Was haben sie vor? Wollen sie sich vor der Polizei verstecken? ... sein Kollege und Freund sitzt hier, völlig fertig, weil er Angst hat, dass er sich erneut versucht das Leben zu nehmen.... wenn sie etwas wissen, dann ist es jetzt an der Zeit das zu tun."
    Niki überlegte, blickte durch den Türspalt zu Tom, der eingeschlafen war.
    "Gut. Schicken sie den Freund zu mir, dann reden wir."
    "ich wußte es doch. ...Gott sei Dank... passen sie auf. Ich mache gleich Dienstschluss und komme mit. Herr Kranich braucht Medkamente und dann bereden wir das in aller Ruhe. Bis dahin können wir sein Verschwinden hier vertuschen."
    Sie legte auf und zog ihren Kittel aus, nahm ihre Tasche und steckte aus dem Medikamentschrank etwas ein.


    "Kommen sie Herr Gerkahn. Wir machen einen kleinen Ausflug. "

  • wozu aufgefallene Seminar doch gut sind ... :D


    „Einen Ausflug?“ Fragend schaute Semir die Ärztin an.
    „Ja, einen kleinen Ausflug nach Bergheim!“, erklärte Sandra Schuster entschlossen und marschierte Richtung Ausgang.
    Noch immer verwirrt folgte Semir ihr. Er ahnte jedoch, dass es um Tom ging und hielt es für besser, das nicht in aller Öffentlichkeit auf dem Klinikflur zu diskutieren. So lief er stumm hinter der Ärztin her zu ihrem Auto. Unten auf dem Parkplatz trafen sie auf Johanna, die es Vorgezogen hatte draußen zu warten. Krankenhäuser deprimierten sie immer so, hatte sie gesagt. Als sie nun ihren Partner ihm Gefolge einer leicht hektischen Frau aus dem Haupteingang laufen sah, schaute sie etwas verwundert. Semir gestikulierte ihr jedoch nur wortlos, dass sie ihnen mit dem Wagen folgen sollte. Schulter zuckend stieg sie wieder in ihren Dienstwagen und wartete, mit welchen Auto Semir vom Hof fahren würden.
    Der hatte derweil Dr. Schuster erreicht, die bei einem dunklen Geländewagen ungeduldig wartete.
    „Steigen Sie ein, Herr Gerkhan.“, sagte sie ungeduldig, während sie sich hinters Steuer setzte.
    Semir kam ihrer Aufforderung umgehend nach und ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten. Dr. Schuster startete den Motor und ließ den Wagen langsam vom Hof rollen. Im Seitenspiegel konnte Semir sehen, dass sich der dunkelblaue CLK seiner Partnerin ebenfalls in Bewegung setzte.
    „Also, warum fahren wir nach Bergheim?“, fragte Semir die Ärztin neugierig.
    „Weil sich ihr Freund dort vermutlich befindet.“, erwiderte Dr. Schuster.
    „Ah, ok.“, sagte Semir nur und lehnte sich zurück.
    Für Tom würde es bis ans Ende der Welt reisen, wenn es nötig war. Aber so langsam sollte er zumindest Johanna und die Chefin informieren, was passiert war. Rückendeckung konnte er im Moment wirklich dringend gebrauchen. Etwas umständlich zog er sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer seiner Partnerin.
    „Himmel, Semir, was ist denn nun eigentlich los?“, fragte sie in ihrer impulsiven Art statt einer Begrüßung.
    „Tom ist verschwunden!“, erwiderte Semir.
    „WAAAAAS?“, schrie Johanna ins Telefon.
    Semir verzog das Gesicht.
    „Bitte, Johanna, du hast ein Handy, du musst nicht bis hierher schreien!“, meinte er gequält. Dr. Schuster gluckste belustig.
    „Und wo wollt ihr jetzt hin?“, fragte Johanna sofort weiter.
    „Dr. Schuster hat eine Idee, wo er sein könnte.“, erklärte Semir. „Kannst du zur PAST fahren und die Chefin informieren. Ich melde mich dann, wenn ich genaueres weiß.“
    „Klar mache ich. Aber ruf an, wenn ihr Hilfe braucht!“, sagte Johanna. Die ganze Sache kam ihr zwar etwas spanisch vor, aber sie kannte Semir inzwischen lange genug und vertraute darauf, dass er wusste, was er tat.
    „Ja, ich rufe dich auf Handy an. Danke!“ Damit legte Semir auf.
    Kurz darauf sah Semir, wie der CLK hinter ihnen ausscherte und sich zum Rechtsabbiegen einordnete. Johanna grüßte noch kurz in Vorbeifahren, dann war sie verschwunden. Der Rest der Fahrt verlief weitgehend schweigend. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Semir überlegte die ganze Zeit fieberhaft, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass Tom abgehauen war? Vielleicht wollte er einfach verschwinden. Vollenden, was er gestern nicht geschafft hatte. Vielleicht hatte er jetzt endgültig aufgegeben. Die Angst um seinen Freund legte sich wie ein eisiger Klammergriff um sein Herz. Was war, wenn sie zu spät kamen? Was war, wenn Tom schon längst … Nein, er verbot sich das auch nur zu denken. Tom war nicht tot. Tom durfte einfach nicht aufgeben haben. Vielleicht war seine Flucht auch ein gutes Zeichen? Vielleicht hatte er endlich begonnen zu kämpfen.
    „Wir sind da!“, riss ihn die Stimme von Frau Dr. Schuster aus seinen Gedanken.
    Semir nickte zögerlich. Der Moment der Wahrheit war gekommen. Er fürchtet sich davor, in welchem Zustand er Tom antreffen könnte, aber zugleich musste er einfach wissen, wie es ihm ging. Mit zittrigen Knien und schweißfeuchten Händen folgte er der Ärztin zur Haustür.
    „Herr Gerkhan, sind sie sicher, dass es ihnen gut geht? Sie sind ja weißer als eine Wand.“, fragte sie ihn besorgt, während sie klingelte.

  • Semir nickte nur stumm. Er musste einfach wissen was los war. Gespannt warteten sie darauf, dass die Tür geöffnet wurde. Was würde ihn wohl erwarten? Wen würden sie hier antreffen? Wenn Tom wirklich hier war, wie hatte er es denn geschafft in seinem schlechten Zustand vom Krankenhaus hierher nach Bergheim zu gelangen? Und wieso ausgerechnet Bergheim?
    Nervös trat er von einem Bein auf das andere. Schloß für einen Moment die Augen und stellte sich auf das Schlimmste ein. Wartete darauf, dass ihn die kommende Nachricht womöglich wie ein Blitz treffen würde. Aber wenn Tom wirklich vorhätte die Sache zu beenden, hätte er es dann nicht gleich in Ossendorf getan? Warum hätte er deswegen extra nach Bergheim fliehen sollen? Semir versuchte aus diesem Gedanken ein bisschen Hoffnung zu schöpfen.


    Schließlich wurde die Tür ein wenig geöffnet. Mit einem unsicheren Blick lugte jemand zwischen dem Türspalt hervor. Mir großem Erstaunen stellte Semir fest, dass es die junge Lernschwester aus dem Krankenhaus war. „Was ist mit Tom? Hat er...ich meine ist er...“ Semir schaffte es nicht die Worte auszusprechen, seine Stimme versagte. Niki lächelte ihm jedoch freundlich entgegen. „Kommen Sie rein und sehen Sie selbst“ sagte sie leise und öffnete die Tür.

  • Semir betrat das Zimmer und sah Tom im Bett liegen. Er schlief. Semir lächelte erleichtert. "Es geht ihm scheinbar gut. Wenn er so friedlich schläft... dann kann es ihm doch nur gut gehen, oder?"


    Dr. Schuster überprüfte die Funktionen von Tom und nickte zufrieden. "Er ist jedenfalls ruhig. Nikki.... ? Wir können ihn nicht hier lassen. Er ist immerhin ein Häftling und...." Sie sah Semir an. "Okay... Wir haben ihn nicht gefunden. Wir wissen nicht wo er ist. Aber er muss versorgt werden." "Das mache ich. Sie geben mir alles was ich brauche. Der Mann ist nicht schuldig." sagte Nikki. Semir sah von ihr zu Dr. Schuster und zu Tom. "Sie hat Recht.... mir ist etwas zugespielt worden.... er ist unschuldig." Dr. Schuster nickte. "Ich helfe Ihnen und Herrn Kranich." "Danke." sagte Semir nur und drückte die Hand der Ärztin.


    Johanna legte Anna die Unterlagen vor und als sie diese gelesen hatte, sah sie auf. "Das ändert alles. OKay. Wo sind sie?" Johanna verstand nicht. "Wer?" fragte sie deshalb. "Na Gerkhan und Kranich..." "Ich weiß es nicht... also ich meine.... ich weiß es nicht genau..." Anna nickte. "Johanna Sie müssen noch sehr viel lernen." sagte sie lächelnd und griff zum Handy. Sie wählte Semirs Nummer.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Im Klinikflur vor Toms Zimmer standen zwei Männer in dunklen Anzügen. Hier auf der Intensivstation sollte eigentlich Tom Kranich liegen, der verurteilte Serienmörder, doch zu ihrer Verwunderung war das Bett leer. Anscheinend hatte man Kranich bereits in das Gefängniskrankenhaus verlegt. Verärgert gingen sie wieder Richtung Aufzug, als ihr Blick zufällig auf die Ärztin und einen kleinen Mann fiel, die in ein Gespräch vertieft waren. Der kleine Mann schien sehr verzweifelt zu sein und gestikulierte wild mit seinen Händen. Die zwei Männer beobachteten die Beiden eine Weile und sahen schließlich wie sie das Krankenhaus verließen und mit einem dunklen Geländewagen wegfuhren. Viel hatten sie von dem Gespräch nicht mitbekommen. Sie konnten aber heraushören, dass Tom Kranich nicht verlegt wurde, sondern geflohen ist und sich anscheinend irgendwo versteckt hielt.


    Der Größere der Beiden schüttelte schließlich den Kopf und schlug mit seiner Faust auf einen der Tische im Wartebereich. „Verdammt! Wir sollten Kranich doch heute das Medikament verabreichen! Wenn der Boss erfährt, dass wir Mist gebaut haben, dann bringt er uns eigenhändig um!“ Sein Begleiter nickte nur und zog ein Handy aus seiner Jackentasche. „Ja Boss, ich bins! Es gibt da ein Problem! Dieser Kranich ist abgehauen! Er liegt nicht mehr auf der Intensivstation und so wie es aussieht wollen die Ärzte sein Verschwinden aber vertuschen.“ Ein lautes Fluchen war am anderen Ende der Leitung zu hören. „Dann findet gefälligst heraus wo er sich versteckt hält und sorgt endlich dafür, dass diese Sache aus der Welt geschafft wird! Wer weiß wo der Bulle im Moment gerade ist und wer ihm Unterschlupf gewährt. Wenn der zu reden beginnt, dann war’s das! Dann sind wir diejenigen, die im Gefängnis landen!“

  • Semir sah auf sein Handy und meldete sich. „Chefin? … Was gibt es? Irgendwas Neues von Tom?“ „Semir… Wo sind Sie?“ „Was…. egal… was ist mit Tom?“ Semir versuchte besorgt zu klingen. „Nun ich denke Sie wissen verdammt genau, wo Tom ist. Semir… Johanna hat mir eben die Unterlagen gegeben. Ich werde gleich zu Frau Schrankmann fahren und mit ihr reden. Wenn sie diese Sachen sieht, dann muss sie den Fall wieder aufnehmen und dann muss sie Tom auch freisprechen. Hören Sie? Aber es bringt nichts, wenn Sie sich mit Tom verstecken. Sagen Sie mir, wo Sie sind?“ „Telefonieren Sie von Ihrem Büro aus?“ „Ja, warum?“ „ Mit dem Handy?“ „Ja Semir was soll das?“ „Ich werde Ihnen nicht sagen, wo Tom und ich uns befinden. Es ist besser für Sie und für mich auch.“

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  • Anna legte den Hörer schweigend zur Seite. Sie wußte, dass Semir sich nicht würde überzeugen alssen, ehe Schrankmann grünes Licht gab, dass Tom nicht verlegt werden würde.
    Sie schnappte sich den Umschalg und machte sich auf den Weg zur Staatsanwaltschaft.
    Dort saß sie dann kurze zeit später Claudia Schrankmann gegenüber, die den Umschalg geöffnet hatte und gelesen.


    "Frau Engelhardt? Wo haben sie das her? "
    "Von Rechtsanwalt Koller. Er hat es vor seinem Tod noch an seine Sekretärin übergeben."
    Schrankmann nickte.
    "Ich nehme an, dass sie sich über die Ausmaße dieses Briefes im Klaren sind?"
    Anna nickte.
    " Sicher. Und es zeigt ja wohl auch, dass Tom kranich nur ein Spielball im Räderwerk gewesen ist . und darum soltlen sie sich als Erstes kümmern. "
    "Was meinen sie damit? ich kann icht mal eben schnell ein urteil aufheben."
    "Nein, aber das verfahren neu aufnehmen und dafür sorgen, dass Tom Kranich im Krankenhaus bleiben kann und dort ordentlich behandelt werden kann."
    Schrankmann schwieg.
    "ich werde mir Gedanken dazu machen. Aber vorerst muss der Inhalt dieses Schreibens unter uns bleiben und unter allen, die es shcon gelesen haben. Sorgen sie dafür, dass die Sekretäriin in Sicherheit gebracht wird. Und Kranich muss bewacht werden. Sofort. Ich denke mit dem Tod von Koller werden andere Mühlen angekurbelt worden sein.!"

  • Anna verließ die Staatsanwaltschaft wieder und fuhr zurück zur PAST. Danach kümmerte sie sich um Frau Behrends und sorgte dafür, dass sie in eine Schutzwohnung gebracht wurde solange bis der Fall abgeschlossen war. Anschließend rief sie wieder Semir an.
    „Gerkhan!“ meldete sich eine Stimme. „Semir, hören Sie mir zu. Ich war gerade bei Schrankmann. Ich konnte Sie davon überzeugen, dass Sie den Fall neu aufrollen wird, zumindest hat sie gesagt, dass sie sich darum kümmern wird. Sie hat aber auch gesagt, dass die Sekretärin und Tom mit Sicherheit in Gefahr sein werden. Diejenigen die Koller umgebracht haben, werden es bestimmt auch bald bei Tom versuchen! Also verraten Sie mir jetzt bitte wo Tom ist!“ Doch Semir ließ sich nicht überreden und blieb stur. „Wieso glauben Sie eigentlich die ganze Zeit, dass Tom bei mir ist?“ „Weil ich Sie kenne und weil Sie es vorhin selbst gesagt haben!“ „Was? Nein, ich meinte selbst wenn ich wüsste wo Tom wäre, dann würde ich es Ihnen nicht sagen, weil es besser für Sie und für mich wäre, wenn Sie es nicht wüssten. Aber da sie ja sowieso nicht wissen, ob ich wirklich bei Tom bin und ich Ihnen auch nicht sagen werde wo ich im Moment gerade bin, könnte es ja auch sein, dass er nicht bei mir ist und in diesem Fall könnte ich Ihnen sowieso nicht sagen wo er wäre, weil ich es ja nicht wüsste“ „Semir!“ ermahnte ihn Anna. „Ok, er ist bei mir! Ich pass schon auf ihn auf Chefin. Machen Sie sich darüber keine Sorgen!“ „Semir, wo? Sie wissen doch, dass ich Ihnen helfen werde! Sie machen die Sache nur schlimmer wenn Sie sich verstecken. Wenn die Schrankmann erfährt, dass Tom aus dem Krankenhaus geflohen ist, dann nützen uns selbst die Unterlagen nichts mehr, denn dann wird es für Sie eindeutig sein, dass Tom schuldig ist. Jemand der unschuldig ist hätte ja keinen Grund zu fliehen. Im Moment bin ich jedenfalls sehr zuversichtlich, dass das Verfahren neu aufgenommen und Tom für unschuldig erklärt wird. Wir sollten uns aber nicht mit der Schrankmann anlegen!“ „Chefin, Sie wissen genauso gut wie ich, dass das nicht so einfach sein wird. Solange mir die Schrankmann nicht ihr Versprechen gibt, dass Tom auf keinen Fall verlegt wird, werden wir uns versteckt halten. Außerdem will ich niemanden von den Mithelfern verraten.“ Anna seufzte und legte auf. Es hatte keinen Sinn, Semir war und blieb ein Sturkopf.


    (hoffe es passt?)

  • Semir war nach dem Anruf unschlüssig. Sicher auf der einen Seite hatte Engelhard Recht, wer unschuldig ist, braucht nicht zu fliehen. Aber er wußte genau, wenn Tom ins Krankenhaus zurückgeht, dann ist er noch mehr in Gefahr. Er sah Dr. Schuster an. „Können wir ihn hier versorgen?“ „Ja sicher… geht schon. Ich bringe alles aus dem Krankenhaus hierher, was nötig ist. Aber er darf keine Aufregung mehr haben. Er ist einfach zu labil.“ Semir nickte. Dann sah er Nikki an. „Ich konnte Ihnen noch gar nicht für die Hilfe danken.“ Er hielt ihr die Hand hin. Nikki errötete. „Schon gut.“ sagte sie nur. Dr. Schuster stand auf. „Ich fahre jetzt in die Klinik und sorge dafür, dass er dort“ sie wies auf Tom, „in seinem Zimmer Ruhe bekommt. Niemand darf das Zimmer betreten“ Semir nickte. „Danke auch Ihnen.“ „Sie bleiben hier?“ fragte Dr. Schuster ihn. „Ja… ich werde ihn nicht mehr allein lassen.“ „Aber passen Sie auf, Sie sind auch noch nicht ganz wieder hergestellt.“ Semir nickte.


    Sandra ging direkt auf die Intensivstation. Dort betrat sie das Zimmer von Tom und holte seine Sachen raus. Sie packte alles zusammen und verließ das Zimmer. Sie schloss es ab und gab die Instruktionen, das niemand das Zimmer betreten dürfe, außer ihr selbst. Sie nahm diverse Medikamente und legte alles in ihren Notfallkoffer. Dann verließ sie wieder das Krankenhaus und gab an einen wichtigen Termin zu haben. Sie fuhr wieder zu Nikki und ahnte nicht, dass sie verfolgt wurde.

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  • Dr. Schuster bahnte sich langsam aber sicher ihren Weg durch die Stadt. Nach der Rush hour von vorhin, waren jetzt viele Unterhaltungssuchende, die letzten Berufstätigen mit dem Auto, der Taxe oder zu Fuss unterwegs und sorgten für ein hohes Verkehrsaufkommen. Mehrmals endete ihr Versuch, einen Schleichweg zu fahren, vor einer Roten Ampel oder im Stopp an Go. Sie verfluchte sich innerlich, nicht doch die Autobahn genommen zu haben. Der Stau nach dem Unfall, den man über´s Radio gemeldet hatte, konnte nicht halb so nervig sein, wie diese Irrfahrt durch die Stadt. Als sie erneut an einer Ampel stehen musste, sah sie gedankenverloren in den Aupenspiegel und entdeckte eine elegante Limosine hinter sich. Die Marke gefiel ihr, wenngleich ihr dieser Wagen viel zu behäbe und aufwändig in der Wartung war. Und an Tagen wie dieser war sie dankbar für ihren doch recht wendigen und robusten Geländewagen.
    Dann setzte sich die Autokolonne vor ihr wieder in Bewegung, doch nur um ein paar Straßen weiter wieder zum Stehen zu kommen. Dr. Schuster trommelte genervt auf das Lenkrad, blickte abwechselnd nach vorne und auf die Uhr. Bei einem Blick in den Spiegel, stellte sie fest, dass der dunkle Benz nach wie vor hinter ihr fuhr. Sie grinste und dachte sich erst nichts dabei. 'Vielleicht sucht der auch nach einem Weg hieraus' dachte sie so bei sich.
    Wenig später bog sie wieder auf die Aachener Straße ein. Inzwischen war hier der Verkehr zwar immer noch dicht, aber stockte nicht mehr. Sie fädelte sich ein, ein paar Autolängen hinter ihr, folgte der dunkel Mercedes. Dr. Schuster überlegte, ob sie nicht doch auf die A4 fahren sollte und setzte kurz entschlossen zun Spurwechsel an. Dabei bemerkte sie den dunklen Wagen. Irgendetwas beunruhigte sie so langsam aber sicher, dass ausgerechnet diese Limosine scheinbar den gleichen Weg zu haben schien, wie sie selber. Nachdem sie schon so viel Zeit verloren hatte, kam es auf die paar Minuten auch nicht mehr an. Sie wollte Gewissheit. Als erstes rief sie Niki an und teilte ihr mit, dass es später werden würde, was sie mit dem hohen Verkehrsaufkommen begründete. Den dunklen Wagen und ihren Verdacht behielt sie vorsichtshalber für sich. Dann entschloss sie sich aber, zumindest Semir davon zu berichten während sie noch im Verkehrsstrom mitglitt.
    "Herr Gerkhan...hören Sie, erzählen Sie bitte Niki nichts davon...hinter mir fährt eine dunkle Limousine, ein Mercedes. Keine Ahnung, ist nur ein Gefühl, aber ich glaube, ich werde verfolgt..."
    Semir überlegte und dachte als erstes an das SEK oder Kollegen vom BKA oder Staatsanwaltschaft. Er befürchtete, das man Toms Verschwinden schon bemerkt haben könnte. Aber dann hätten sie sie vermutlich nicht durch halb Köln derart auffällig verfolgt. Semir ging ein Stück außer Nikis Hörweite und fragte vorsichtig:
    "Können Sie etwas tun..."
    "Sie meinen, die Typen abzuhängen? Kein Problem...ich kenne Köln wie meine Westentasche und war früher auf der Kartbahn zu Hause...wir sehen uns später." Dr. Schuster beendete das Gespräch, ein Adrenalinstoß ging durch ihren Körper, bei dem Gedanken mit ihren Verfolgern ein wenig Katz und Maus zu spielen. Sie zog das Tempo an, überholte waghalsig ein paar Autos, sorgte aber dafür, dass ihre Verfolger die Chance hatten, an ihr dran zu bleiben. Schließlich bog sie ab und fuhr in Richtung Altstadt. Auch hierhin folgte ihr der Mercedes.
    "Ok meine Herren, genug gespielt..." sagte sie halblaut und fuhr mitten in die Altstadt rein. Hier waren die Straßen eher Gassen und oft eine Sackgasse oder Einbahnstraße. Der Geländewagen kam fast mühlos durch, ganz im Gegensatz zu dem schweren Wagen hinter hier.
    Dann kam ihr der Zufall zu Hilfe: In der Querstraße vor ihr rangierte gerade ein LKW rückwärts eine Auffahrt rein. Langsam aber sicher würde er die Straße blockieren. Dr. Schuster sah ihre Möglichkeit, die Verfolger abzuhängen und trat aufs Gas. Im letzten Moment rauschte sie an dem LKW vorbei. Der Mann und der Fahrer sahen ihr mit fragenden Blicken nach und machten sich dann wieder daran, den LKW weiter rückwärts zu setzen, erschraken aber dann fast zu Tode, als vor ihnen ein dunkler großer Wagen mit quietschenden Reifen in Querlage zum Stehen kam. Die beiden Männer fluchten und hoben drohend die Fäuste. Der Fahrer des Mercedes ließ sich davon nicht beeindrucken, vielmehr beschäftigte ihn der Gedanke, wie er seinem Chef erklären sollte, dass ihnen die Ärztin entkommen ist. Er blickte zu seinem Kollgen rüber, der ebenso ratlos aussah.


    Dr. Schuster hingegen freute sich wie ein kleines Kind. Schon kurz darauf war sie wieder auf der Hauptstraße und bog wenig später auf die A4 ein. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigte ihren Triumph: Sie hatte den Wagen abgehängt.


    Den Rest des Weges fuhr sie unbehelligt und kam mit etwas Verspätung bei Niki an. Ihren Wagen hatte sie vorsichtshalber ein paar Straßen weiter abgestellt. Sie klingelte und ein erleichterter Semir öffnete ihr mit gezogener Waffe die Tür.
    "Na, das ist aber ein Empfang...", schertzte sie und gab Niki den Notfallkoffer und Toms privte Habseligkeiten. Nachdem sie ihr das wichtigste erklärt hatte, sah sie nach Tom, der nach wie vor seelig schlummerte. Dr. Schuster war einigermaßen zufrieden und ging dann mit Semir in die Küche, mit dem Vorwand, Abendessen zuzubreiten. Niki war froh, dass ihr das jemand abnahm, so konnte sie bei Tom bleiben. Sie schöpfte nicht den geringsten Verdacht, dass sie eben nur knapp einer Katastrophe entgangen waren.
    In der kleinen Küche sah sich Dr. Schuster seelenruhig um, suchte Geschirr, Besteckt, Brot und Aufschnitt zusammen, während Semir fast vor Neugier platzte. Sie lächelte vor sich hin. Ihr war sein Gesichtsausdruck nicht entgangen und genoss den Moment, in dem sie mal die Führung hatte, ehe sie in knappen Worten von der Verfolgung erzählte. Semir war für den Moment erleichtert, befürchtete aber neue Schwierigkeiten.
    "Ich denke, die waren aus der gleichen Liga, wie Kollers Mörder."
    Dr. Schuster nickte und wurde nachdenklich.
    "Wissen Sie, als Ärztin hat man einen Eid geschworen, jedem zu helfen, egal ob Verbrecher oder Unschuldiger. Als ich Ihren Kollegen auf die Station bekam, habe ich anfangs ihn als Patienten gesehen und Dienst nach Vorschrift getan. Zumindest habe ich mir das vorgenommen, aber als ich ihn dann sah...und wie Sie sich um ihn bemüht haben..." Dr. Schuster schluckte. Sie suchte nach den passenden Worten. "Na ja, inzwischen bin ich überzeugt, dass Ihr Freund unschuldig ist..." Sie sah verlegen weg und versuchte konzentriert Brote zu belegen. Semir sah sie an und lächelte. Auch wenn es ein wenig umständlich formuliert war, so verstand er doch, was sie meinte. Er war dankbar für jede Hilfe und meinte schlicht: "Dann sollten wir uns überlegen, wie es weitergeht...und erst mal etwas essen, ich verhungere gleich." Semir lachte herzlich udn erschrak dabei fast selber, denn seit Tagen hatte er das Gefühl, dass über ihm eine dunkle Wolke hing, die alles schöne zu verdrängen suchte. Dr. Schuster sah ihn an und lachte schließlich mit. Dann trugen sie das Abendessen ins Wohnzimmer, wo auch Tom langsam wieder zu sich kam und verwundert um sich blickte.
    Für den Moment wusste er nichts mehr, weder die dramatische Flucht noch wie er hierhergekommen war. Dann erblickte er Niki und lächelte vorsichtig.
    "Es ist alles ok...Du bist in Sicherheit", sagte Niki beruhigend, doch ein Blick auf Semir und die Ärztin ließ seinen Atem stocken. Er begann am ganzen Körper zu zittern. 'Ich bin verloren...ich bin tot...' war sein erster Gedanke. Als sich die Ärztin über ihn beugte, hoffte er inständig auf die endgültige Spritze, die ihn erlösen würde.
    Doch es passierte nichts von dem. Niki hielt weiterhin seine Hand und streichelte ihn über die Stirn, während Dr. Schuster die Vitalwerte überprüfte.
    "Sieht so aus, als hätten Sie den Ausflug gut überstanden, Herr Kranich. Sie sollten sich jetzt aber unbedingt stärken." Dann hielt sie ihm eine Platte mit Broten hin. Tom sah irritiert zu Semir, dann zur Ärztin, ehe sein Blick zurück zu Niki wanderte, die ihn aufmundert anlächelte.
    "Sie wissen Bescheid...und sie helfen uns." Sagte sie. "Aber Du musst auch mitmachen, sonst wird das nichts und alles war umsonst." fügte Niki ernst hinzu und hielt im ein Salamibrot hin.
    "Keine Angst, es ist nichts drin, außer die üblichen Gifte", schwertzte Semir. Tom sah das Brot immer noch fragend an. Er fürchtete einen Trick, dass man ihn betäuben würde und zurück ins Gefängnis, nein seine Grabkammer, bringen würde.
    "Wir haben Beweise, Tom. Die Chefin war schon bei der Schrankmann", begann Semir. "Die Sekretärin von Koller hat einen Umschlag mit Dokumenten in die Dienststelle gebracht. Ihr Chef hat sie vor seinem Tod versteckt. Und sie hat ausgesagt, dass tatsächlich Gelder geflossen sind, nachdem er Dein Mandat niedergelegt hat." Semir sah in prüfend an. Tom dachte, er hörte nicht recht. Zum ersten Mal seit über einem Jahr glaubte man ihm nicht nur, sondern es gab sogar einen Beweis der für seine Unschuld sprach. Wieder zitterte er, aber diesmal nicht aus Angst, sondern aus Freude, das es endlich einen kleinen Lichtblick gab. Dr. Schuster sah ihn besorgt an, wollte schon etwas zur Beruhigung spritzen, aber winkte nur ab. "Alles ok...ich kann nur nicht glauben, was ich da gerade gehört habe", sagte Tom atemlos und sah lächelnd zu Niki und zum ersten mal entdeckte sie etwas wie ein Hauch von Leben in seinen Augen.

  • Anna saß immer noch in ihrem Büro. Der routinemäßige Anruf aus der Schutzwohnung erfolgte planmäßig, es gab, wie zu erwarten, keine Zwischenfälle.
    Bis auf die Nachtschicht waren die anderen Kollegen bereits gegangen. Eigentlich hatte sie auch Dienstschluss, aber der Fall ging ihr nicht aus dem Kopf. Nicht einmal ihr Tee brachte ihr die ersehnte Entspannung. Sie lehnte sich zurück und versuchte zu verstehen, was sich in dieser kurzen Zeit abgespielt hatte und was Tom seit seiner Verhaftung alles durchgemacht haben musste, um so einen Schritt zu tun. Sie wusste immer, dass Tom unschuldig war, aber ohne Beweise waren auch ihr die Hände gebunden, aber nun sah die Lage völlig anders aus. Jetzt musste nur noch die Schrankmann mitmachen, allerdings wurde Annas Zuversicht von vorhin immer geringer.
    Anna hielt den Umschlag in der Hand. Sie hatte sich Kopien gemacht. Diese Informationen waren einfach zu wichtig. Ihre und Toms Hoffnung auf ein gutes Ende lagen in diesn Dokumenten. Sie verstaute alles in ihrem kleinen Safe im Schreibtisch, der durch eine Zahlenkombination gesichert war.
    Als es an ihre Tür klopfte, erschrak Anna fast zu Tode. Sie war tief in ihren Gedanken versunken und blickte in das leicht verschreckte Gesicht des jungen Beamten, den sie barsch mit "Was gibt´s?" angeschnautzt hatte.
    "Eine Verfolgung in der Innenstadt..." und legte ihr nervös die Akte auf den Tisch. Sie überflog kurz den Bericht und ahnte, wer darin verwickelt gewesen sein konnte. Beschreibungen gab es aber lediglich über den Mercedes und dessen Insassen. Dann sah sie auf und bemerkte, dass der junge Polzist immer noch steif und völlig irritiert vor ihr stand. "Ist noch etwas?" fragte sie nun milder und versuchte zu lächeln. "Hm ja, die Staatsanwaltschaft, also ich meine, die Frau von der Staatsanwaltschaft, hm..Frau..." stammelte er.
    Anna musste sich ein Lachen verkneifen und irgendwie tat ihr der junge Mann leid. Sie hatte ihn wohl wirklich erschreckt, was ja gar nicht ihre Absicht war. Na ja, immerhin würde er ihr in nächster Zeit mit sehr viel Respekt begegnen.
    "Schon gut, schicken Sie sie rein...das wäre dann alles." Anna lächlte ihn an und der Polizist lächelte unsicher zurück ehe er das Büro verließ.


    Wenige Sekunden später saß ihr Claudia Schrankmann gegenüber. Selbst um diese Uhrzeit war sie tadellos gekleidet und frisiert. Anna wollte gar nicht wisen, wie sie das immer machte und vermutlich war es genauso ein Geheimnis, wie die Tatsache, dass auch diese Person so etwas wie ein Gefühl haben musste.
    Claudia Schrankmann saß nun da und schien zu überlegen.
    "Der ganze Fall ist wie ein Kartenhaus, das zusammenbricht..." begann sie. "Das Material ist nicht nur brisant, sondern auch lebensgefährlich für jeden, der davon weiß." Claudia Schrankmann machte eine Pause. Anna legte ihr stumm den Bericht über die Verfolgungjagd in der Kölner Innenstadt vor. Die Staatsanwältin griff nach dem Ordner und überflog den Bericht und sah sich die Phantombilder an. Sie ahnte, dass einer von Annas Leuten oder jemand, der mit ihnen kooperierte, darin verwickelt war und scheinbar entkommen ist.
    Zum ersten Mal konnte Anna etwas in dem Gesicht der Staatsanwältin lesen. Es schienen Sorgen zu sein. Sie überlegte, ob sie einen Vorstoß wagen sollte, sie in die bisherigen Ereignisse einzuweihen. Sie würde es vermutlich eh herausbekommen, aber im Moment wäre dieses Wissen Annas Trumpf.
    "Können wir offen unter vier Augen reden?" fragte sie und hatte im Nu das Interesse von Claudia Schrankmann geweckt. "Bitte..."
    "Aber ich brauche Ihre Zusage, dass Sie absolutes Stillschweigen darüber wahren und uns Ihre Hilfe zusichern." Anna war entschlossen, das hier auszufechten und sie hörte sich sicherer an, als ihr zumute war.
    "Frau Engelhardt, Sie wissen, als Vertretung der Anklage kann ich keine Straftaten oder Verdunklung jener dulden", sagte sie im gewohnt kühlem Tonfall, allerdings sagten Körperhaltung und Augen etwas anderes.
    "Gut, dann sind wir uns ja einig." Anna war sichtlich zufrieden.
    "Die Männer, die für die Verfolgung verantwortlich sind, haben vermutlich auch etwas mit dem Tod von Koller zu tun und der Verdacht liegt nahe, dass Tom der nächste sein sollte." Die Staatsanwältin traute ihren Ohren nicht und brauchte einen Moment, ehe sie die Information zuordnen konnte.
    "Gut, dann werden wir Tom Kranich im Krankenhaus verlegen und ihn rund um die Uhr bewachen lassen, auch duch als Pflegepersonal getarnte Beamte", sagte sie schließlich, nachdem sie ihre Fassung wiedererlangt hatte. Anna lehnte sich zufrieden zurück. "Schön, dass sie das auch so sehen. Einer meiner besten Beamten hat bereits dafür gesorgt: Für Schutz und medizinische Versorgung."
    Die Staatsanwältin schnappte nach Luft und wollte schon ein Donnerwetter loslassen, aber dann besann sie sich eines besseren und sagte lediglich: "In Ordnung, sie halten mich auf dem Laufenden. Inzwischen werde ich die Wiederaufnahme des Verfahrens in Gang bringen. Aber habe Sie Geduld, das hier bedarf größten Fingerspitzengefühls." Damit verließ sie mit einem knappen Gruß Annas Büro. Im Türrahmen blieb sie dann stehen und drehte sich zögerlich um: "Das das aber nicht zur Gewohnheit wird..." Dann blickte sie kurz zu Boden, rief sich die Szene aus dem Krankenhaus in Erinnerung und fügte fast lautlos hinzu: "Passen Sie auf Tom auf...es ist einfach zu wichtig."
    Als Anna wieder alleine war, dachte sie an Schrankmanns letzten Worte. Diese Person war kühl und distanziert. Sie kannte nur Schwarz und Weiß. Sie hatte für diese Karriere gekämpft und zahlte nun den Preis. Aber in Momenten wie diesen kam dann etwas wie Menschlichkeit, die sie so arg versteckte, zum Vorschein. Den letzten Satz konnte man deuten, wie man wollte, aber eines war sicher: Die Staatsanwältin war auf ihrer Seite, auf Toms Seite.




    An ganz anderer Stelle in einem noblen Vorort von Düsseldorf flogen zur gleichen Zeit im warsten Sinne des Wortes die Fetzen. Laute Stimmen drangen bis raus auf die Straße. Eine ältere Dame, die noch ihren Hund ausführte, horchte auf und schüttelte nur den Kopf. "Siehst Du Struppi...der schöne Schein..." Die ältere Dame war schon öfters an diesem Haus vorbeigekommen, mondän war es, der Besitzer, ein Mann im mittleren Alter immer nett und adrett gekleidet, aber seine Besucher waren mitunter eigenartige Gestalten. Sie lösten bei ihr immer das Gefühl aus, als wenn sie Totengräbern gegenüber stünde. Sie wollte schon weitergehen, denn sie wollte zu so säter Stunde nicht länger als nötig unterwegs sein, als es schäpperte und die Lichter in dem Haus augenblicklich erloschen. Kurz darauf ertönte ein Knall und eine Scheibe ging zu Bruch. Die ältere Dame war zutiefst erschrocken, das Herz schlug ihr bis zum Halse und ihr kleiner Struppi bellte, was das Zeug hielt.
    "Komm, lass uns weitergehen..." stammelte sie und setzte sich zitternd mit ihrem Hund in Bewegung. Sie wollte nur so schnell wie möglich weg von hier.

  • Die beiden Frauen sahen sich an und Niki stand auf.
    "Ich glaube die Männer wollen jetzt mal unter sich sein, aber passen sie gut auf, dass der Patient jetzt auch mal etwas ißt."
    Semir nickte und schob Tom erneut den Teller hin.
    "Bitte Tom, du musst zu Kräften kommen. Es kann sein, dass ich noch deine Hilfe brauche, also los...."
    Tom nickte, nahm das Brot, doch legte es nach zwei Bissen wieder zur Seite "Danke Semir, aber ich bekomm nix runter...."
    "Schon gut, wir schaffen das schon."
    "Erzähl mir bitte von dem Umschlag und was passiert ist...."
    Semir stand auf, ging ans Fenster und zog die Vorhänge zu. Immer der Gefahr bedacht, in der sie und vor allem Tom sich befanden.


    "Tja, meine neue Partnerin hat wohl zu viel Staub aufgewirbelt mit ihrem Besuch bei Koller. Er ist mit seinem Wagen in die Luft geflogen und hat diesen Umschlag seiner rechten Hand zukommen lassen. Es war auch ein kleiner Umschlag für dich dabei. Den habe ich hier." Semir zog den kleinen weißen Brief aus der Tasche und gab ihn Tom.
    "Wir haben die Sekretärin jetzt in Sicherheit gebracht ." Semir erzählte alles was uer wußte , warf ab und an einen Blick auf Toms eingefallenes Gesicht.
    Als er eine Pause machte, schloß Tom die Augen und atmete tief ein, dann begann er stocken zu reden.
    "Jetzt hast du eine Ahnung vom Ausmaß der Geschichte..... und meinst du immer noch, dagegen kommt man an? Ich bin doch nur ein kleiner EX-Bulle. Mein Leben ist hinüber, ein Haufen Müll, aber deins und das deiner Familie, Semir ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas passiert, nur weil du dich da zu weit reinhängst."


    Semir nahm erneut Toms Hände und blickte ihm ernst in die Augen.
    "Hör mal , wir sind jetzt hier und stehen das jetzt durch und ich verdammt nicht Semir Gerkahn heissen, wenn du frei kommst und wir dann gemeinsam die Taufe unserer Tochter feiern können. Da du ja jetzt wieder da bist , kannst du dich vor der Aufgabe des Paten nämlich nicht mehr drücken, so einfach ist das. Und jetzt komm raus aus deinem Schneckenhaus."
    Semir stand auf, wendete sich Richtung Küche "ich nehme an du möchtest keine Kaffee oder so? "
    Ein leichtes Lächeln wanderte über Toms Gesicht , genauso schnell wie es verschwand, doch Semir hatte es gesehen und das reichte ihm.


    Tom hielt den kleinen Umschlag Kollers in der Hand und wendete ihn hin und her.....sollte er ihn öffnen? Was mochte da drin stehen?
    Langsam riß er ihn auf.

  • Tom sah ihn an. Dann riss er den Umschlag auf und nahm den Brief raus. Er las:


    Sehr geehrter Herr kranich Wenn Sie diesen Brief lesen, werde ich nicht mehr unter den Lebenden weilen und es Ihnen nicht persönlich sagen. Es tut mur sehr leid. Doch während des Prozesses gegen Sie, konnte ich Sie nicht vertreten. Mir waren die Hände sozusagen gebunden. Es tut mir sehr Leid, dass Sie zu Unrecht verurteilt wurden. Der Inhalt des zweiten Umschlags wird dies Beweisen. Ich weiß das ich für das was ich in meinem Leben getan habe, in der Hölle schmoren werde. Aber ich hoffe trotzdem, dass Sie mir verzeihen können. Ich wünsche ihnen eine frohes und gesundes Leben"


    Tom senkte den Brief. "Was hat das zu bedeuten?" Semir sah ihn an. "Hast du es nicht verstanden? Er ist selbst ein Opfer und musste sich fügen. Warum weiß der Teufel. Aber ich denke es wird sich alles aufklären. Tom... in dem anderen Umschlag ist deine Unschuld drin. Schrankmann wird den Fall aufrollen und dann wirst du freigesprochen werden. Aber... was soll dann kommen? Ich meine... du bist.... du fehltst mir einfach. Nciht dass ich Johanna nicht mag... aber... nun ja. Sie ist kein Freund.." Tom verzog die Mundwinkel.

    _______________________________
    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Sie saßen dort minutenlang und schwiegen. Semir sah ihm an, dass es in ihm nagte, doch wollte er ihn nicht zum reden zwingen. Er kannte ihn zu gut und wusste, wenn die Zeit reif dafür war, würde er reden.



    "So, jetzt habt ihr gesehen , wie ich mit Versagern umgehe. Also bringt ihn weg und dann kümmert euch um Kranich. Die Ärztin hat ihn in Sicherheit gebracht und ich will ihn haben. Egal wie. Schafft ihn aus dem Weg. Und das ohne Spuren. Das Medikamemnt habt ihr ja."


    Die Männer verließen die noble Villa und machten sich auf den Weg zu Sandra Schusters Haus. Dort würde die Ärztin sicher über kurz oder lang auftauchen und über sie würden sie schon an Kranich rankommen.

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