Tödliche Rache [Fortsetzung von "Autobahnpiraten"]

  • Hallo liebe Leser!
    Ich versuche hier mal ein Experiment und schreibe eine Fortsetzung der Story „Autobahnpiraten“.Es geht hier um Rache,wie der Titel schon sagt,also erwartet keinen komplizierten Fall und erwartet generell nicht zu viel.Ich bin ja eigentlich kein Schreiberling,sondern lese lieber.Also wie gesagt,ein Experiment,ob ich auch etwas allein zu Stande kriege.


    Ich fasse nochmal kurz zusammen,was in der Geschichte,die ich mit Elli zusammen geschrieben habe,geschehen ist.Übrigens sind Semir und Andrea in dieser Story noch nicht geschieden,leben aber schon getrennt.
    Eine Verbrecherbande hatte in wenigen Wochen mehrere Lastkraftwagen überfallen und die Ladung entwendet,wobei es auch Verletzte und einen Toten unter den Opfern gab.Als Semir und Ben die Täter auf frischer Tat verhaften wollten,ging einiges schief. Die Hauptkommissare wurden überrumpelt und einer der Verbrecher erkannte in Ben den Sohn seines alten Studienkollegen. Er entführte Ben kurzerhand um Lösegeld zu erpressen und sich an Konrad Jäger zu rächen,der ihm vor langer Zeit seine Freundin ausgespannt hatte. Semir setzte natürlich alles daran seinen Freund zu finden,was ihm auch nach endlos erscheinenden Tagen gelang. Er konnte Ben befreien,aber dabei geriet er selbst in Lebensgefahr,wobei auch er schwer verletzt wurde. Semir erschoss einen der Verbrecher in Notwehr.Ein zweiter wurde von seinem eigenen Komplizen getötet und der dritte im Bunde kam bei einem Autobahnunfall ums Leben.Was Semir nicht ahnte war,dass der Kopf der „Autobahnpiraten“ hunderte Kilometer entfernt Rache schwor für seine getöteten Komplizen,denn zwei waren enge Freunde von ihm und der dritte sein eigener Sohn.Und er machte Semir für den Tod aller drei verantwortlich.


    6 Wochen später
    Semir schrie auf und fuhr schweißgebadet von seiner Couch hoch.Sein Herz raste und sein Atem ging stoßweise.Als er realisierte,dass es nur ein Traum war,ließ er sich erleichtert und erschöpft zurückfallen.Was war nur los mit ihm?fragte er sich.In den letzten Tagen hatte er immer wieder den selben Traum.Überall war Feuer und inmitten der Flammenhölle standen Lilly und Ayda. Semir versuchte zu ihnen zu gelangen,doch er konnte seine Beine nicht bewegen.Was für ein Albtraum!Vielleicht sollte er doch mal zu einem Psychologen gehen,denn das konnte ja nicht so weiter gehen. Semir stand auf und presste sich die Handballen an die Schläfen.Kopfschmerzen machten sich breit.Auch das noch! Er ging in die Küche und nahm zwei Aspirin mit einem Glas Wasser,als das Telefon klingelte.Das Geräusch ließ seinen Kopf fast zerspringen und unwillig hob er den Hörer ab.“Ja?“brummte er ins Telefon.“Hey Partner,ich wollte dich nur daran erinnern,dass heute um 10.00 Uhr der Makler vorbei kommt um sich das Haus anzusehen.“hörte er Ben's Stimme. Semir legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.Toll!Das hatte er ganz vergessen!Er sah auf seine Uhr.Es war schon 09.30 Uhr!“Hallo?Bist du noch dran?“fragte sein Partner.“Ja...ja,danke Ben ,ich hätte es jetzt glatt vergessen!“-“Ist alles in Ordnung mit dir? Du hörst dich so komisch an?“kam nun von Ben.“Nee,ist alles gut,ich hab nur schlecht geschlafen und tierische Kopfschmerzen!Ich melde mich später bei dir.Okay?“sagte er und legte auf ehe sein Freund etwas sagen konnte.Die Uhr zeigte 9.35 Uhr an.Das reichte noch für ein Dusche. Semir ging ins Bad und entledigte sich seiner Sachen.Er besah sich die Schnittwunde an seinem Bein ,man sah nur noch eine hellrote Narbe,auch der Knochen im Unterschenkel und die Rippe waren wieder gut verheilt.Die ausgerenkte Schulter war relativ schnell wieder in Ordnung gewesen.Das einzige was ihn störte war der hellrote Striemen der sich quer über sein Gesicht zog.Der Arzt sagte zwar,dass die Schnittwunde im Gesicht keine Narbe hinterlassen würde ,aber so recht glauben konnte er es nicht.Ben meinte ja,dass er damit verwegen aussah und die Frauen es lieben würden.Bei dem Gedanken huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er stellte die Dusche an und ließ das kalte Wasser auf sich herab prasseln.Plötzlich hörte er die Türklingel. Semir stöhnte auf.Wer war das denn jetzt?Doch nicht etwa schon der Makler? Scheiße!“stieß er aus,schlang sich ein Handtuch um die Hüften und lief die Treppe runter.Noch bevor er an der Tür war,hörte er wie sich jemand am Schloss zu schaffen machte.Seine Waffe lag im Tresor,daher schnappte er sich eine schwere Vase und stellte sich neben die Tür.Angespannt wartete er,die Blumenvase zum Schlag bereit hoch erhoben,dabei rutschte ihm das Handtuch von den Hüften.In dem Moment ging die Tür auf und Andrea trat in den Flur.
    Erschrocken bemerkte sie die Gestalt neben sich und fuhr herum.“Semir!“stieß sie aus und starrte ihm ins Gesicht,ehe ihr Blick nach unten wanderte und sie die linke Augenbraue mit einem Schmunzeln hoch zog.“Andrea? Was machst du denn hier!“kam jetzt auch überrascht von Semir. Er ließ die Arme sinken und stellte die Vase auf der Kommode ab.“Ich wollte gern dabei sein,wenn der Makler unser Haus begutachtet.“erklärte sie, ging ein paar Schritte in die Wohnung und sah sich um.“Du hättest ja wenigstens anrufen können!Ich dachte du wärst ein Einbrecher!“Andrea drehte sich um und sah,wie ihr Exmann sich das Handtuch wieder um die Hüfte schlang.“Ich habe gestern Abend angerufen und heute morgen,aber du bist nicht ran gegangen!“erwiderte sie schnippisch. Semir runzelte die Stirn und griff nach seinem Handy.Zwei Anrufe in Abwesenheit zeigte das Display.Verdammt,das hatte er vor hin gar nicht gesehen,als Ben angerufen hatte.“Du solltest dir langsam etwas anziehen,meinst du nicht?!Es ist gleich 10.00 Uhr.“Semir nickte und ging die Treppe zum Schlafzimmer hoch.Kurze Zeit später stand er in Jeans und einem weißen T-Shirt wieder vor Andrea .“Wie geht es Ayda und Lilly?“fragte er.“Es geht ihnen gut...sie vermissen dich!“kam leise von Andrea.“Ich vermisse sie auch!“erwiderte Semir und sah Andrea in die Augen.“Und ich vermisse dich !“ flüsterte er und strich ihr sanft über die Wange.“Semir! Bitte!“kam von ihr ,sie ergriff seine Hand an ihrer Wange und drückte sie nach unten.“Andrea,willst du dich wirklich scheiden lassen?“fragte er leise. Andrea sog hörbar die Luft ein und drehte sich um,so dass sie mit dem Rücken zu ihm stand.“Semir,ich...“Die Türklingel unterbrach ihre Antwort und sie war froh darüber.“Verdammt!“flüsterte Semir zu sich selbst und öffnete die Haustür.


    Vor ihm stand ein Mann Ende vierzig mit schwarzen kurzen Haaren,die an den Schläfen langsam grau wurden und braunen Augen.Er trug ein weißes Hemd ohne Krawatte und einen grauen Anzug.“Semir Gerkhan!Du bist es wirklich!“sagte er mit einem breiten Lächeln. Semir runzelte die Stirn und überlegte.Der Mann kam ihm sehr bekannt vor und dann traf ihn die Erinnerung mit voller Wucht.“Ferhat? Ferhat Özdemir?“ Der Mann nickte und sein Grinsen wurde noch breiter.“Das gibt’s doch nicht!“stieß der Hauptkommissar aus und beide Männer umarmten sich herzlich. Erst nach einigen Sekunden lösten sie sich von einander.Sie musterten sich von oben bis unten.“Mann,du hast dich gar nicht verändert,bist nur älter geworden!“sagte Ferhat.“Komm rein mein Freund!Komm rein!“forderte Semir aufgeregt.Niemand bemerkte den schwarzen Audi mit den getönten Scheiben ,der an der gegen überliegenden Straßenseite parkte,in dem ein Mann gerade zum Handy griff.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • „Wie lange ist das jetzt her? 35 Jahre?“sinnierte Semir. “Nein,eher fast 38!“ berichtigte Ferhat. Andrea,die sich bis jetzt still verhalten hatte,meldete sich nun zu Wort. “Möchtest du mir deinen Freund nicht vorstellen? “Semir räusperte sich. “Natürlich! Andrea,das ist Ferhat Özdemir. Er war im Kindergarten und in den ersten vier Schuljahren mein bester Freund,bis seine Familie dann weggezogen ist. Ferhat,das ist Andrea meine Frau!“ erklärte Semir. Andrea warf ihrem Noch Ehemann einen kurzen Blick zu und hob eine Augenbraue an.
    „Sehr erfreut!“ kam von Ferhat und streckte ihr die Hand entgegen.“Ganz meinerseits!“ erwiderte Andrea lächelnd. “Sind sie unser Makler?“ hängte sie an. “Ja! Herr Jäger ,für den ich schon einige Immobiliengeschäfte getätigt habe,hat mich angerufen und als ich den Namen hörte,da war ich so gespannt,ob es mein alter Kumpel Semir ist.“ Er sah sich um,aber warum wollt ihr denn das schöne Haus verkaufen?“ fragte er nun. Andrea warf Semir einen auffordernden Blick zu. Der holte tief Luft und sagte “Meine Frau möchte sich scheiden lassen. Wir leben schon eine Weile getrennt und das Haus ist zu groß für mich allein. Ich kann mir das auch finanziell nicht leisten. Deshalb muss ich es leider verkaufen!“ Ferhat hörte die Traurigkeit in der Stimme seines Freundes.“Oh,das tut mir leid!“ sagte er betreten,räusperte sich und griff in seine Aktentasche. Er holte einen Fotoapparat heraus. “Am besten wir fangen an,ich habe um 11.30 Uhr noch einen Termin. Semir,zeigst du mir bitte die einzelnen Räume und das Grundstück? Frau Gerkhan würden sie mir bitte die Kaufunterlagen,Grundbuchauszug,Bauzeichnungen Katasterkarte und Energiepass heraussuchen? Ich nehme mal an,dass das Haus noch nicht abbezahlt ist?“ fragte er sachlich. “Das ist richtig!“ kam von Andrea. “Wir haben es erst vor knapp einem Jahr gekauft! Mit der Anzahlung haben wir im Moment 23.000 Euro getilgt.“ hängte sie an.
    “Und wie hoch ist die Gesamtsumme?“
    “Mit Zinsen 231.000 Euro.“kam trocken von Semir. Ferhat nickte. “Okay,das kriegen wir schon hin. Zeig mir mal jetzt die Räume und Frau Gerkhan,sie suchen mir bitte die Unterlagen heraus.“ bat er.
    .
    Nach einer Stunde waren sie durch und Ferhat hatte jede Menge Fotos geschossen und sich die Papiere angesehen. “Also ich denke,das wird kein Problem dieses hübsche Haus zu verkaufen,die Lage ist auch ideal. Ich werde den Preis auf 250.000 Euro ansetzten und dann werden wir sehen. Runter gehen können wir immer noch und falls es nicht klappt,dann mach dir mal um meine Provision keine Sorgen.“ sagte Ferhat und kniff ein Auge zu. Semir ergriff die Hand seines Freundes. "Danke!"
    "Ich muss jetzt leider los,der nächste Kunde wartet. Wie wäre es,wenn wir uns mal auf ein Bierchen treffen und von alten Zeiten plaudern?“
    “Das wäre super!Wann hast du denn Zeit? Ich bin noch krank geschrieben!“sagte Semir und zeigte auf sein Bein. “Hab mir vor einigen Wochen den Unterschenkel gebrochen. Und muss mich noch ein bisschen schonen.“grinste er. “Wie wäre es mit morgen Abend im Gaffel Haus?“schlug Ferhat vor.“Das wäre prima! So gegen 19.00 Uhr?“ fragte Semir. “Ja,perfekt! Ich freue mich!“ und damit umarmte er zum Abschied seinen Freund aus Kindertagen. “Frau Gerkhan,schön sie kennen gelernt zu haben“wendete sich der Makler nun an Andrea und gab ihr die Hand zum Abschied.
    Semir schloss die Tür und drehte sich zu Andrea um. “Bleibst du noch auf einen Kaffee?“
    “Ich weiß nicht,ob das so eine gute Idee ist.“erwiderte sie und suchte in ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel. “Bitte! Es ist doch nur ein Kaffee!“ bat er und sah sie mit seinen braunen Augen an. “Na schön,ich bleibe noch ein paar Minuten. “Setz dich doch schon mal,ich hol die Tassen“ rief er ihr zu und eilte in die Küche. Mit der Kaffeekanne, 2 Tassen, Milch , Zucker und einem Teller mit Keksen auf dem Tablett kam er zurück und stellte die Sachen auf dem Wohnzimmertisch ab. “Hier ich habe deine Lieblingskekse für dich!“ Andrea schmunzelte und nahm sich einen Keks während Semir den Kaffee eingoss. Er ließ sich auf die Couch dicht neben Andrea nieder und rieb sich nervös die Hände. Verdammt,er fühlte sich wie ein Teenager. Wie gern würde er Andrea einfach in den Arm nehmen. Er wollte ihr soviel sagen,aber jetzt wußte er nicht,wie er anfangen sollte.
    “Hast du schon eine Wohnung?“ fragte Andrea nun.
    “Nein noch nicht,ich werde Ferhat morgen fragen,ob er mir eine günstige Wohnung besorgen kann.Solange kann ich bei Ben oder Bonrath wohnen.“
    “Bei Dieter?“fragte sie erstaunt. “Ja,er hat es mir angeboten,aber ich werde wohl Ben's Angebot annehmen.Wir haben ja schon öfter die Nacht zusammen verbracht.“ Andrea lachte auf. “Das hört sich jetzt aber an!“
    “Ja ich weiß“grinste er. “Schön dich lachen zu sehen. Dieses Lachen liebe ich so an dir. Als wir uns damals kennengelernt haben ist es mir als erstes aufgefallen. Dein Lachen und deine wunderschönen Augen.“ hängte er an und nahm ihre Hand in seine.“Gibt es denn wirklich keine Chance mehr für uns zwei?“
    “Semir,mach es dir und mir doch nicht noch schwerer.“ Sie zog ihre Hand aus seiner und stand auf. “Ich sollte jetzt gehen. Semir stand ebenfalls auf. “Andrea,ich liebe dich...!“ Sie hielt auf ihrem Weg zur Tür an und schluckte schwer. Eine Träne rann ihr die Wange hinab. Es ging ihr genau so und sie wusste wirklich nicht,ob sie das Richtige tat. “Bitte Semir, lass mich gehen“ kam mit erstickter Stimme von ihr. Mit diesen Worten setzte sie ihren Weg zur Tür fort und verließ das Haus.



    Ben ließ sich das warme Wasser in seiner Dusche genussvoll über den Körper laufen. Er fühlte sich so gut wie lange nicht mehr. Seine Wunden waren sehr gut verheilt,auch wenn er noch nicht ganz wieder fit war und sich noch mindestens zwei Wochen schonen musste,ehe er wieder arbeiten gehen konnte. Plötzlich ging die Tür zur Dusche auf und er spürte sanfte Hände auf seinen Schultern. “Soll ich dir den Rücken einseifen?“ raunte eine Stimme dicht an seinem Ohr. Er drehte sich um ,legte seine Hände um die Taille der jungen Frau und küsste sie zärtlich auf den Mund. “Ich wüsste da noch etwas,das du einseifen könntest.“ sagte er mit einem anzüglichen Grinsen. “Das kann ich mir vorstellen,du Nimmersatt!“ Sie schlang ihre Arme um ihn und Ben stöhnte auf,als ihr Körper sich dicht an seinen drängte. “Sam,wenn du so weiter machst,kann ich für nichts garantieren.“ flüsterte er in ihr Ohr. “Na dann,werde ich mal lieber gehen“ sagte sie und wollte sich von ihm lösen,doch er hielt sie fest. “Zu spät!“ stöhnte Ben und fuhr mit seinen Händen ihren Rücken hinab,während er ihren Hals mit sanften Küssen bedeckte. Sie spürte seine Erektion an ihrem Bauch,als er sie an die Duschwand drückte und ihr Verlangen wuchs.Das Wasser prasselte auf die Beiden herab,während sie ihre Arme um seinen Hals legte.Einen kurzen Moment sahen sie sich tief in die Augen,ehe ihre Lippen zu einem innigen Kuß verschmolzen. Dabei schob er seine Hände unter ihren Po und hob sie hoch.Sam schlang ihre Beine um seine Hüften und krallte ihre Fingernägel in seine Schultern ,als er langsam in sie eindrang.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Semir sah wie Andrea in ihr Auto stieg und los fuhr. Er hatte bemerkt, wie sie sich heimlich eine Träne wegwischte. Sollte sie doch noch etwas für ihn empfinden? Sein Herz schöpfte neue Hoffnung. Auf jeden Fall würde er nicht so schnell aufgeben, nein, er würde um Andrea kämpfen. Semir wollte jetzt nicht allein sein und beschloss kurzerhand nach Ben zu fahren und ihn mit einer XXL Pizza überraschen. Er schnappte sich die Autoschlüssel vom Tisch und wenig später stand er vor der Haustür von seinem Freund.
    “Nun mach schon auf.“ murmelte Semir, als nach dem dritten Klingeln immer noch niemand öffnete. Vielleicht hätte er doch vorher anrufen sollen? Doch dann ging der Summer und die Tür schwang auf. “Außer Betrieb“ stand am Fahrstuhl und Semir stöhnte.
    “Auch das noch! Verdammt, warum musste Ben auch immer ganz oben wohnen.“ fluchte er vor sich hin, während er eine Stufe nach der anderen erklomm. Er hätte nicht gedacht, dass ihn das Treppen steigen so anstrengen würde. Lieber Himmel, seine Fitness ist ja gleich null. Ab morgen würde er langsam anfangen zu trainieren. Keuchend erreichte er die Wohnungstür und klingelte erneut. Nach einigen Sekunden öffnete Ben, der nur mit Boxer Shorts bekleidet war und Semir hielt ihm die Pizza vor die Nase.“Mittagessen ist da.“ Ben nahm ihm die Kartons ab. “Hast du einen neuen Job?“ grinste sein Kollege und machte die Tür frei, damit Semir eintreten konnte.“Sag mal bist du gerade erst aufgestanden oder was?“ kam die Frage als er Ben's nasse Haare und die Shorts bemerkte. Noch bevor Ben antworten konnte,kam eine Stimme aus dem Hintergrund. “Hallo,Semir! Hast du mir auch eine Pizza mitgebracht?“ Der kleine Hauptkommissar fuhr herum und seine Kinnlade fiel herab. Vor ihm stand eine junge Frau, nur bekleidet mit einem Slip und einem weißen Oberhemd, was eindeutig Ben gehörte. Dieser grinste breit, als er Semirs entgeistertes Gesicht sah. “Oh...ich...ich wollte nicht stören!“ stammelte er. “Ich... werde dann mal wieder verschwinden.“ Ben schüttelte den Kopf. “Quatsch, jetzt setzt dich und wir essen etwas. Ich hab nämlich einen Mordshunger, Sam sicher auch. “Ich zieh mir nur schnell etwas an!“ rief sie und verschwand im Schlafzimmer. “Mann,du hättest mir ja was sagen können!“ flüsterte Semir vorwurfsvoll. “Hallloo? Normalerweise ruft man auch vorher an!“ gab Ben zurück. “Es sollte ja eine Überraschung sein!“
    “Ja ist es auch geworden, aber eher für dich, Kumpel. Dein Gesicht hättest du sehen sollen!“ grinste Ben, zog sich eine Jogginghose über und ging zum Kühlschrank,wo er drei Bier heraus holte und auf den Tisch stellte. “Ist das nicht diese Reporterin? Samantha Novak?“ fragte Semir. „Jap!“ Ben nahm sich ein Stück Pizza und biss ab. “Wie kommst du denn zu der?“
    “Du bist ganz schön neugierig!“kam kauend von seinem Partner. “Das finde ich auch. Aber Bullen scheinen ja von Natur aus neugierig zu sein!“ sagte Sam,die plötzlich im Raum stand.Sie setzte sich an den Tisch und nahm ebenfalls ein Stück Pizza. “Was man von Reportern wohl nicht behaupten kann oder was!“ konterte Semir. “Nun vertragt euch mal!“ Ben nahm sein Bier und hielt es hoch. Die junge Frau und Semir griffen ebenfalls nach ihren Flaschen. “Prost!“sagte Ben und alle stießen an.
    Nachdem sie fertig gegessen hatten, stand Sam auf und mit den Worten “Entschuldigt mich bitte!“ verschwand sie im Bad. “Ist sie jetzt deine Freundin oder was?“ fragte Semir. Ben schüttelt den Kopf. “Sie will keine feste Beziehung. Ab und zu taucht sie hier auf und wir haben eine schöne Nacht. Aber am nächsten Tag ist sie wieder weg.“ Semir starrte ihn an. “Und das machst du mit?“
    “Hey, ich bin auch nur ein Mann und der Sex mit ihr ist Klasse. Und solange ich in keiner festen Beziehung bin spricht doch nichts dagegen.“ Die Tür ging auf und Sam trat ins Zimmer. “Ich muss jetzt leider los!“ Sie reichte Semir die Hand. “Auf Wiedersehen und Danke für die Pizza!“ Ben stand ebenfalls auf und begleitete sie zur Tür. “Wann sehen wir uns wieder?“ fragte er leise. “Lass dich überraschen!“ erwiderte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.“Bis bald,Tiger!“
    Semir schüttelte den Kopf. “Für mich wäre das nichts!“ Ben ließ sich auf die Couch fallen. “Für mich schon!“ grinste er.“So nun erzähl mal. Ist meine Überraschung mit dem Makler gelungen?“
    “Und wie!Woher wusstest du,dass er mein Schulfreund war?“
    „Ich wusste es nicht! Erst als ich ihm deinen Namen gesagt habe, hat er mir von einem Semir Gerkhan aus Kindertagen erzählt und er war gespannt,ob du das bist!“
    „Wir treffen uns morgen Abend auf ein Bier. Falls es dich nicht langweilt, wenn wir von alten Zeiten reden, dann komm doch mit. Es sei denn du bist anderweitig beschäftigt.“ sagte Semir und zwinkerte ihm mit einem Auge zu.
    „Als ob ich mir das entgehen ließe, Geschichten aus Semir Gerkhans Kindheit zu hören. Wann und wo trefft ihr euch denn?
    „Um 19.00 Uhr im Gaffel Haus.“
    „Okay,ich werde da sein!“



    Der nächste Tag brach an und Semir nahm sich vor etwas Sport zu machen um seine Fitness wieder zu verbessern. Er verließ gegen 8.00 Uhr seine Wohnung um etwas zu joggen und danach noch in einem Fitnessstudio ein paar Gewichte zu stemmen. Als er seine Wohnung verließ fiel ihm der schwarze Audi mit den getönten Scheiben auf, der auf der anderen Strassenseite stand. Diesen Wagen hatte er hier noch nie gesehen. Irgendwie hatte er ein komisches Gefühl. Hatte der Audi gestern schon hier gestanden oder nicht? Er beschloss sich das Kennzeichen anzusehen und vielleicht mal überprüfen zu lassen. Der Polizist ging auf den Wagen zu und wollte sich gerade das Nummernschild ansehen,als der Audi plötzlich den Parkplatz verließ. Semir sah ihm nach und konnte noch erkennen, dass es ein Berliner Kennzeichen hatte,aber der Rest des Nummernschildes war so verdreckt, dass er nichts weiter entziffern konnte. Vielleicht doch nur ein Besucher eines seiner Nachbarn. Auf jeden Fall beschloss er die Augen offen zu halten. Es gab in letzter Zeit vermehrt Einbrüche in Einfamilienhäusern in Mühlheim und man ging davon aus,dass die Diebe vorher die Häuser beobachteten,ob die Eigentümer verreist waren oder ob Hunde auf dem Grundstück sind. Semir überlegte,ob er auch die Tür gut abgeschlossen hatte, bevor er sich in leichtem Dauerlauf in Richtung Fitnessstudio machte.



    Victor nahm sein Handy. “Toni? Ich kann nicht länger an dem Bullen dranbleiben, nicht mit dem Wagen. Der ist schon misstrauisch geworden!“-“Okay, komm her und zeig mir was du hast.“ befahl sein Boss und legte auf. Es dauerte fast zwei Stunden, ehe Victor auf ein stillgelegtes Betriebsgelände, etwas außerhalb von Köln, fuhr. Er stellte den Audi neben einem blauen Transporter mit der Aufschrift “Meyers Abriss und Entkernung“ ab und ging auf eine Baracke zu. Neben der Tür lehnten zwei Männer und rauchten.“Hi Victor! Alles klar?“ fragte der eine. Er war groß und kräftig, Anfang Fünfzig, mit roten Haaren und rotem Vollbart. “Ja,ja! Ist der Boss drin?“ kam von Victor. Der zweite Mann, der etwa dreißig Jahre alt war,blond und mit blauen Augen nickte. “Er wartet schon auf dich!“ Victor betrat die Baracke und sah seinen Boss hinter einem Tisch sitzen, wo er genüsslich von einem Hähnchenschenkel abbiss. Als er seinen Mann sah, ließ er das Hühnerbein auf den Teller fallen und wischte sich die Hände an einer Serviette ab.“Wo zum Teufel kommst du jetzt erst her? Ich warte schon seit einer Stunde!“ Victor trat näher und packte die Fotos auf den Tisch. “Ich musste noch die Bilder ausdrucken!“ Toni nahm sich die Fotos und sah sie sich an. Ein Bild zeigte eine Frau mit zwei Kindern an der Hand im Supermarkt. “Das ist seine Frau und die hier seine beiden Töchter.“ erklärte Victor. Toni nickte leicht und nahm sich das nächste Foto. “Das ist dieser Ben Jäger,der mit Gerkhan ….“-“Ich weiß,wer das ist! Der andere Bulle der damals dabei war und den Matze und Harald entführt haben.“ Anton Koslowskis Wangenmuskeln traten hervor, als er die Zähne fest aufeinander presste.
    „Und wer ist das?“ fragte Toni,als er das nächste Bild betrachtete. Es zeigte Gerkhan und einen anderen Mann in inniger Umarmung. “Der Typ ist gestern bei dem Bullen aufgetaucht und so wie die sich begrüßt und verabschiedet haben, müssen die sich schon nahe stehen. Ich hab mal das Kennzeichen von Mike checken lassen. Der Wagen gehört einem Ferhat Özdemir. Wir haben die Adresse.“
    „Gut,das reicht mir! Heute Nacht holt ihr mir den Bullen! Du und Pavel! Ihr nehmt den Transporter und ich möchte, dass er möglichst unversehrt hier ankommt!“
    "Und in den nächsten Tagen schnappen wir uns den hier, dann den und dieses Mädchen.Er tippte mit dem Zeigefinger auf die Bilder."

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Semir war nach dem Sport, obwohl er es langsam hat angehen lassen, vollkommen erschöpft. Die ganzen Verletzungen bei dem Unfall und die lange Heilungsphase hatten seinen Körper doch ganz schön geschwächt. Ben schien damit nicht allzu viel Probleme zu haben, obwohl er schwerer verletzt gewesen war, als Semir. Sein Freund war schon wieder recht fit und konnte sogar schon junge Damen stemmen. Bei dem Gedanken musste Semir grinsen. Aber Ben war ja auch um einiges jünger als er. Plötzlich knurrte sein Magen und riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es schon fast Mittag war. Er ging zum Kühlschrank und holte eine Packung Lasagne hervor, die er in den Ofen schob. Dazu ein Bierchen. Semir freute sich auf den Abend und er konnte es kaum erwarten sich mit seinen beiden Freunden zu treffen.



    Gaffelhaus,19.55 Uhr


    Ben betrat die Kneipe und sah sich um. Der Laden war gut besucht und er hatte etwas Mühe Semir zu entdecken, aber dann sah er eine Hand hochschnellen und winken.“Hier hinten!“ rief Semir und Ben ging zu dem kleinen Ecktisch mit vier Sitzplätzen. “Du kommst zu spät!“ kam vorwurfsvoll von Semir. “Danke! Dir auch einen guten Abend!“ erwiderte Ben und boxte Semir an den Oberarm. “Ich hatte noch etwas zu erledigen!“ erklärte er und gab Ferhat die Hand.“Hatte das Etwas drei Buchstaben und taucht öfter unangemeldet bei dir auf?“ fragte Semir grinsend. Ben verdrehte die Augen. In dem Moment kam der Kellner und Ben bestellte sich ein großes Gaffel Kölsch. “Ferhat hat wahrscheinlich eine Wohnung für mich. Drei Zimmer mit Balkon und einem großen Bad. Die Wohnung ist auch sehr günstig.“ erzählte Semir nun. “Wirklich? Das ist ja Klasse!“ kam von Ben und hob sein Glas. “Na dann Prost!“ Die drei stießen an! “Sag mal Ferhat, seit wann bist du denn schon in Köln?“ fragte Semir nun. “Seit etwa 9 Monaten. Vorher hab ich in Berlin gewohnt, aber meine Frau hat hier ein gutes Angebot als Werbedesignerin bekommen und dann sind wir halt hierher gezogen.“ “Du bist verheiratet?“ Ferhat nickte und nahm einen Schluck von seinem Bier. “Hast du Kinder?“- “Ja ein Mädchen. Sie ist 6 und kommt dieses Jahr in die Schule.“ “Hast du Kinder?“fragte nun sein Schulfreund. “Ja, zwei Mädchen, Ayda ist 8 und Lilly 4.“Semir starrte in sein Glas und drehte es mit beiden Händen langsam auf der Tischplatte. Ein trauriger Ausdruck legte sich über sein Gesicht.Ben bemerkte natürlich was mit seinem Freund los war. “Nun erzählt mal,was habt ihr beiden denn früher alles so angestellt?“ versuchte er Semir abzulenken. Die Männer plauderten noch bis spät in die Nacht. Es war schon fast Mitternacht als sie die Kneipe verließen und sich ein Taxi bestellten.



    Semir betrat seine Wohnung, warf den Schlüssel auf die Kommode und betätigte den Lichtschalter, doch nichts passierte.
    Er runzelte die Stirn und versuchte es nochmal. Nichts, es blieb dunkel. Wahrscheinlich wieder die Sicherung dachte er und holte seine Taschenlampe aus der Jacke. Mit einem Seufzer machte er sich auf den Weg zum Sicherungskasten. Die Wohnung lag im Halbdunkel
    und es waren bloß ein paar Meter, bis zur Treppe, die in den Keller führte. Doch als er den Flur entlang ging knirschte es plötzlich unter seinen Schuhen.
    Er leuchtete auf den Boden und sah die Reste der Flurlampe auf dem Parkett liegen.Was zum Teufel?! Er griff alarmiert nach seiner Waffe, doch da viel ihm ein, dass er sie ja im Safe eingeschlossen hatte. Plötzlich spürte er hinter sich eine Bewegung. Im nächsten Moment packte ihn jemand von hinten und drückte ihn mit dem Gesicht an die Wand. Gleichzeitig spürte er den Lauf einer Pistole in der Seite.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

    Einmal editiert, zuletzt von silli ()

  • "Mach keinen Blödsinn!" zischte eine Stimme in sein Ohr, während er an die Wand gedrückt wurde. Er konnte sich gerade noch mit den Händen etwas abstützen, sonst wäre er mit der Nase voll an die Wand geprallt. So konnte er noch rechtzeitig seinen Kopf drehen, dass er nur mit einer Gesichtshälfte an die Mauer gepresst wurde. "Okay... ganz ruhig!" sagte er. Seine Finger, die sich immer noch um die Taschenlampe schlossen, öffneten sich langsam und polternd fiel sie zu Boden. Sein unbekannter Angreifer war einen Moment abgelenkt. Semir nutzte die Gelegenheit. Er wirbelte herum, ergriff mit beiden Händen den Waffenarm des Mannes und drückte ihn zur Seite. Gleichzeitig warf er sich mit seinem Körper gegen den Angreifer. Dieser war vollkommen überrascht von dieser Aktion. Er prallte mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand und Semir schlug die Waffenhand des Mannes hart gegen die Kante der Kommode. Sein Gegner schrie vor Schmerz auf und die Pistole segelte ein paar Meter in das Wohnzimmer. Doch jetzt holte der Mann mit der anderen Hand aus und versuchte Semir die Faust ins Gesicht zu schlagen, doch damit hatte der Polizist gerechnet. Er blockte den Schlag mit dem Unterarm ab und verpasste dem Angreifer eine Rechte in den Magen. Doch der Kerl schien Bauchmuskeln aus Stahl zu haben und schien nichts zu spüren. Semir wollte nachsetzten doch seine Hand wurde gepackt,bevor er zuschlagen konnte und so verdreht,dass nun Semir aufschrie und in die Knie ging. Der Kerl packte ihn jetzt mit beiden Händen an der Jacke, hob den Polizisten ein ganzes Stück hoch und ließ ihn dann auf die Kommode krachen, wobei eine Vase zu Bruch ging und einige andere Gegenstände scheppernd zu Boden fielen. Der Schmerz in seinem Rücken ließ ihn fast die Besinnung verlieren. Ehe er wieder klar im Kopf war spürte er zwei starke Hände , die ihm die Luft abdrückten. Semir zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen und versuchte die Hände von seinem Hals zu ziehen, aber der Kerl war stark wie ein Bär. Das hatte keinen Sinn. Mit einer Hand tastete er nun panisch die Kommode ab während er weiterhin mit der anderen Hand versuchte seinen Hals von dem Druck zu befreien. Semir ertastete eine Scherbe von der zerbrochenen Vase und ließ seine Hand sich fest um die provisorische Waffe schließen. Mit letzter Kraft holte er aus und zog die Scherbe über das Gesicht seines Angreifers. Der Mann schrie ,taumelte rückwärts und ließ dabei von seinem Opfer ab. Das Adrenalin schoss in Semirs Adern und ließ ihn aufspringen. Er warf sich auf den Angreifer und sie stürzten zu Boden. Er hämmerte mit seinen Fäusten auf den Kerl ein, bis sein Gegner sich nicht mehr regte. Semir zitterte am ganzen Körper. Er war völlig fertig. Sein Herz raste und das Blut rauschte in seinen Adern. Gierig sog er die Luft in seine Lungen. Doch er hatte nicht viel Zeit zum Ausruhen, der Kerl konnte jederzeit wieder zu sich kommen. Der Hauptkommissar griff nach der Taschenlampe die auf dem Boden lag und leuchtete dem Bewußtlosen ins Gesicht.
    Der Mann war maskiert und ein Riese. Gut zwei Meter groß. Semir zog ihm die Reste der zerschnittenen Kapuze vom Kopf. Er kannte ihn nicht. Wer war der Typ und was wollte er? Aber das würde er gleich herausfinden. Wo war die Waffe hingefallen? Semir ging ins Wohnzimmer, schaltete das Licht ein und suchte den Boden ab. Nichts! Er ging in die Knie und sah unter den Wohnzimmerschrank.
    "Suchst du die hier?" hörte er plötzlich eine Stimme neben sich. Erschrocken hob er den Kopf und sah einen weiteren Mann, maskiert, der eine Pistole auf ihn richtete und eine zweite hochhielt. "Aufstehen! Ganz langsam!" Semir befolgte die Anweisung mit leicht erhobenen Händen. "Was wollen Sie? Wer sind Sie?" fragte er. Doch der Mann antwortete nicht. Ein Stöhnen ging durch den Raum. Der Angreifer, den Semir niedergeschlagen hatte richtete sich auf und tastete sein Gesicht ab,wo eine breite Schnittwunde seine Wange zierte. Er starrte seine blutverschmierten Finger an und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.Wütend kam er auf Semir zu. "Du miese Drecksau! Das wirst du büßen!" Er schlug Semir so heftig ins Gesicht, dass dessen Kopf zur Seite geschleuderte wurde und seine Lippe aufplatzte. Ein zweiter Schlag traf den Magen. Semir krümmte sich vor Schmerz und er fiel auf die Knie. Der Mann holte ein drittes Mal aus, doch sein Komplize hielt dessen Arm fest. "Das reicht jetzt! Wenn du ihn bewusstlos schlägst, dann trägst du ihn hier allein raus! Außer dem will der Boss den Kerl unverletzt!" Mit einem unwilligen Grunzen ließ der Schläger den Arm sinken. Semir leckte sich das Blut von der Lippe und fragte keuchend. "Was...was wollen sie von mir?" Doch er bekam wieder keine Antwort, stattdessen wurden ihm grob die Hände auf dem Rücken gezogen und mit Kabelbindern gefesselt, dann bekam er einen Sack über den Kopf. Einer der Männer durchsuchte seine Taschen und fand das Handy. “Nimm es mit! Aber schalte es aus!“ sagte der Kerl mit der Waffe zu seinem Komplizen. Der nickte und tat wie ihm geheißen.
    „Los hoch mit dir!" Semir wurde grob an den Armen hochgezogen. Die Männer stießen ihn vorwärts und da er nichts sah, prallte er mit der Seite schmerzhaft gegen einen Gegenstand, beinahe wäre er gestürzt. “Uops!“ kam belustigt von dem Mann mit dem Semir gekämpft hatte. Dann merkte er wie er am Arm gepackt wurde und einer der Kerle ihn nun führte, trotzdem stolperte er ein paar mal, ehe er in den Laderaum eines größeren Autos gestoßen wurde. Semir nahm an, dass es ein Transporter war. Die Türen knallten zu und der Wagen fuhr an. Er zerrte an den Fesseln, doch die Kabelbinder saßen fest und schnitten ihm nur noch mehr ins Fleisch. Semir versuchte etwas in der Dunkelheit zu ertasten, das ihm vielleicht nützlich sein könnte, um die Fesseln zu durchschneiden, doch er fand nichts.Der Laderaum schien komplett leer zu sein.Verdammt,was wollten diese Typen nur von ihm?


    Die Zeit verging. Semir konnte nicht sagen, wie lange er in diesem Auto eingesperrt war. Es könnte eine Stunde gewesen sein oder zwei. Das Zeitgefühl hatte er in der Dunkelheit völlig verloren. Plötzlich stoppte der Wagen und die Türen wurden aufgerissen. Der Polizist wurde an den Armen gepackt und über die Ladefläche gezogen bis seine Füße auf den Boden aufschlugen und er sich aufrichten konnte. “Vorwärts!“ kam der Befeh. Semir wurde grob nach vorn gestoßen. Jemand ergriff jetzt seinen linken Arm und führte ihn über einen unebenen Weg. Er spürte unter seinen Füssen Sand oder lockere Erde, dann änderte sich der Untergrund in festen Boden. Asphalt oder Beton. Eine Tür quietschte und kalte, feuchte Luft schlug ihm entgegen. Sie gingen noch etwa 100 Meter, dann wurde wieder eine Tür geöffnet und Semir wurde auf einen Stuhl gedrückt. Er merkte, wie ihm die Fesseln gelöst wurden, aber seine Hände wurden gleich wieder an den Armlehnen des Stuhls festgeschnallt. Auch seine Füsse band man an die Stuhlbeine. Schritte entfernten sich und die Tür fiel ins Schloss. Er war allein. Was zur Hölle wollten diese Kerle von ihm? fragte er sich immer wieder und zerrte an seinen Fesseln, doch so fixiert war es unmöglich sich zu befreien. Der Stuhl war im Boden verankert. Er konnte nichts weiter tun als warten.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

    Einmal editiert, zuletzt von silli ()

  • Während Semir in seiner Wohnung überfallen wurde und mit einem der Angreifer bis zu Erschöpfung kämpfte, betrat Ben seine Wohnung. Er hatte ganz schön gebechert, im Gegensatz zu Semir, der sich den ganzen Abend an drei Bier festgehalten hatte. Aber Ben ging es gut. Er hatte weder Kopfschmerzen, noch war ihm übel und müde war er eigentlich auch noch nicht. Er ging zum Schlafzimmer und sah im hereinscheinenden Mondlicht Sam in seinem Bett liegen. Sie war überraschenderweise doch noch am Abend aufgetaucht, eine Stunde bevor Ben ins Gaffelhaus wollte. Er grinste. Semir hatte Recht mit seiner Vermutung. Aber so hatten die zwei Schulfreunde wenigstens eine Stunde unter sich. Eigentlich wollte er erst gar nicht zu der Verabredung gehen, nach dem Sam aufgetaucht war, aber er wollte Semir nicht enttäuschen. Ben zog sich sein Shirt über den Kopf und warf es zu Boden. Die Socken folgten im hohen Bogen. Dann öffnete er die Knöpfe seiner Jeans und liess sie zu Boden gleiten. Sam drehte sich im Schlaf und nuschelte etwas, was Ben nicht verstand. Er schlüpfte unter die Decke, schmiegte sich an ihren Rücken und legte seine Hand sanft auf Sam's Hüfte. Er fuhr mit den Fingerspitzen ihre Taille entlang. "Schläfst du schon?" flüsterte Ben und küsste sie zärtlich unter dem Ohr. "Mmmmh." kam als Antwort. Er stoppte die Wanderung seiner Hand. "Nicht aufhören." murmelte sie und drehte sich zu ihm um. Seine Fingerspitzen setzten ihre Reise fort und verschwanden unter dem knappen T Shirt, dass Sam trug. Sie legte einen Arm um Ben und küsste ihn sanft. "Du schmeckst nach Bier!"
    "Schlimm?"
    "Nein, ich mag Bier!" schmunzelte Sam.
    "Willst du mehr?"
    "Ja, ich will mehr, viel mehr!" hauchte sie ,zog seinen Kopf zu sich heran und legte ihre Lippen auf seine.



    Semir wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, aber es müssen Stunden gewesen sein, als er endlich Geräusche in dieser Stille hörte. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde und doch war er froh nicht mehr allein in dieser dunklen Stille zu sein. Der Gedanke hier verdursten zu müssen, hatte ihn fast in Panik versetzt. Die Tür wurde aufgerissen und das Licht ging an. Soviel konnte er selbst unter der schwarzen Kapuze erkennen. Die Schritte kamen näher und jemand zog ihm das Ding vom Kopf. Die plötzliche Helligkeit tat seinen Augen weh. Blinzelnd versuchte er die verschwommene Gestalt vor ihm zu erkennen. Nach ein paar Sekunden wurden die Konturen schärfer und Semir sah einen schlanken großen Mann mittleren Alters vor sich stehen. Er hatte braune kurz geschorene Haare mit grauen Ansätzen an den Schläfen. Das Gesicht war kantig und kalte blaue Augen musterten ihn. Semir kannte diesen Mann , aber er wusste nicht woher. “Wer sind sie? Was wollen sie von mir?“
    Ohne die Fragen zu beantworten griff der Kerl in seine Jackentasche, holte eine Packung Zigaretten heraus und steckte sich eine an. Genüsslich zog er an dem Glimmstengel, dabei starrte er Semir mit diesem eiskaltem Blick an. “Das ist also der Bulle, der meinen Sohn und zwei meiner besten Freunde auf dem Gewissen hat!“ Die Stimme war tief und drohend. Semir bemerkte den Akzent, russisch oder polnisch. In seinem Kopf arbeitete es. Der Mann kam jetzt bedrohlich nahe und er flüsterte in Semirs Ohr. “Du erinnerst dich wohl nicht mehr? Dann werde ich deinem Gedächtnis mal auf die Sprünge helfen!“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, drückte er die Glut seiner Zigarette an Semir's Hals. Dieser schrie auf vor Schmerz und zog seinen Kopf zur Seite. "Wer sind sie,verdammt!" presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Der Mann trat zurück und steckte sich eine weitere Zigarette an, dann drehte er Semir den Rücken zu. “Damian Koslowski, Harald Pfitzenmeyer, Matthias Berger, sagt dir das was?“ fragte er.
    Semir sah ihn an und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. “Sie sind Anton Koslowski?“ Die Frage klang eher wie eine Feststellung. Er erinnerte sich an das Foto, dass im Zusammenhang mit der internationalen Fahndung nach diesem Mann, ausgegeben wurde. Nur das auf diesem Fahndungfoto Koslowski einen Vollbart hatte.
    “Ganz recht und du bist der Bulle der mir meinen Sohn genommen hat!“ Semir war einen Moment verwirrt. “Aber das habe ich nicht! Er starb bei einem Unfall auf der Autobahn!“
    Der Mann fuhr herum. „Der nie passiert wäre, wenn du und dein dämlicher Kollege nicht die geplante Abfahrt verzögert hättet!“ schrie er wütend.
    “Das können sie nicht wissen!“ widersprach Semir. “Und ob ich das weiß, wenn Damian da rechtzeitig losgekommen wäre, dann wäre er nie auf diesen Tanklaster getroffen und er wäre jetzt nicht tot!“ schrie Kolowski und schlug Semir wütend ins Gesicht. Dieser fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und schmeckte Blut .Ganz egal was ich sage dachte er, für den Kerl bin ich Schuld am Tod seines Sohnes. Semir sah ihn nicht an, sondern blickte vor sich auf den Boden. “Aber Harald Pfitzenmeyer wurde von seinem Komplizen erschossen! Ich habe nichts mit seinem Tod zu tun!“
    “LÜG MICH NICHT AN! Matze hätte niemals Harald umgebracht! Sie waren die besten Freunde, seit Jahren!“
    „Wenn es um viel Geld geht,dann....“
    Semir kassierte den nächsten Schlag. „Halts Maul!“ unterbrach ihn Koslowski.
    „Und was wollen sie jetzt? Mich töten?“ fragte Semir trotzig.


    “Oh nein, das wäre zu einfach! Ich habe etwas Besonderes für dich!“ Er machte eine kurze Pause. Semir sah zu ihm auf.
    “Für jeden Freund von mir, stirbt ein Freund von dir und für mein Kind stirbt eins von deinen! Und du wirst dabei zusehen!“


    Semir riss die Augen auf und wollte aufspringen.“WAS?!... NEIN...NEIN! DAS DÜRFEN SIE NICHT!“schrie er und rüttelte an den Fesseln, doch Tony grinste nur zufrieden und zog an seiner Zigarette. Semirs Puls schoss in die Höhe, sein Herz klopfte wie wild gegen seine Brust. “Bitte!...Ich mach alles was sie wollen! Aber Bitte, tun sie das nicht! Das ist doch Wahnsinn!“ flehte er jetzt mit Tränen in den Augen. Doch Toni grinste nur zufrieden und nickte einem zweiten Mann zu, der die ganze Zeit im Rücken von Semir gestanden hatte. Dieser zog ihm wieder die Kapuze über den Kopf. Dann wurde das Licht gelöscht und die Tür zugeschlagen.“WARTEN SIE...BITTE....“ schrie er hinterher, doch dann vernahm er Stimmen vor der Tür und verstummte. Er hörte deutlich ,wie sich zwei Männer vor der Tür stritten und konnte nur Bruchstücke hören, aber es ging eindeutig um ihn. Die eine Stimme gehörte Koslowski,die Andere war ihm unbekannt. Sie gehörte keinem von den Kerlen, die ihn entführt hatten. Semir hörte deutlich die Worte “Ich bin kein Killer.“ Er neigte den Kopf um besser hören zu können, doch plötzlich waren die Stimmen verstummt und Schritte entfernten sich. Es wurde wieder still um ihn. Er war allein mit seiner Angst, die ihm die Kehle zuschnürte und seinen Magen zu einem Eisklumpen werden ließ. Seine Gedanken überschlugen sich. Er musste hier raus, egal wie.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Als Erik die schwere Stahltür zu Semirs Gefängnis geschlossen hatte, packte er Toni am Arm und zwang ihn so, stehen zu bleiben.
    “Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“ fragte der Mann mit den dunkelblonden Haaren.
    “Was?“
    “Das du drei Menschen töten willst! Und dann noch ein Kind!“
    Erik sah seinem Boss fest in die Augen.“Hast du ein Problem damit?“ kam nun scharf von Toni.
    „Und ob ich da ein Problem mit habe! Herrgott nochmal Toni! Du hast mich angeheuert, weil ich den Fluchtwagen fahren und mich um die Autos kümmern soll. Und nicht um Leute zu kidnappen und dann umzubringen. Ich bin kein Killer!“
    „Du brauchst auch niemanden zu killen, das werde ich persönlich übernehmen!“
    Erik schüttelte verständnislos den Kopf. “Wenn du Rache für Damien willst, dann leg den Bullen doch einfach um und gut ist und wir können dann endlich unseren geplanten Überfall machen.“
    „Nein! Hast du nicht zugehört! Dieser Gerkhan soll leiden, so wie ich leide und wenn es dir nicht passt, wie ich mich rächen will, dann kannst du ja gehen!“ sagte Toni mit drohender Stimme und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Erik schwieg und blickte zu Boden. Sein Boss jagte ihm plötzlich Angst ein. So wie der im Moment tickte, könnte es gut sein, dass auch er hier nicht lebend rauskam, wenn er sich gegen Toni stellte. “Und wie lautet deine Entscheidung?“ hörte er die scharfe Stimme seines Anführers. Erik hob den Kopf .
    “Ich bleibe natürlich.“



    Die Sonne strahlte vom Himmel und die Vögel zwitscherten. Ferhat stand gut gelaunt auf seiner Terrasse und atmete tief die frische Morgenluft ein. Man konnte schon den Frühling riechen. Mit einem Schmunzeln dachte er an den gestrigen Abend. “Papa, bringst du mich zum Kindergarten?“ riss eine helle Kinderstimme ihn aus seinen Gedanken. Ferhat beugte sich runter und nahm seine Tochter auf den Arm. “Natürlich mein Schatz!“ strahlte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. “Hast du denn deinen Rucksack schon gepackt?“ Das Mädchen nickte heftig. “Na dann hol ihn!“ forderte er seine Tochter auf und setzte sie ab. Die Kleine lief los und rief aufgeregt “Mama, heute bringt mich Papa in den Kindergarten!“ Ferhat folgte ihr in das Wohnzimmer und dann in die Küche, wo seine Frau gerade den Frühstückstisch abräumte. “Ich nehme Aisha heute mit!“ sagte er und half ihr die letzten Tassen in den Geschirrspüler zu stellen. “Ich weiß, das war nicht zu überhören.“ schmunzelte sie. “Ich hab heute nur drei Termine und könnte sie auch wieder abholen.“ sagte er. “Das wäre schön, dann brauch ich mich nicht so zu beeilen.“-“Soll ich uns heute was Schönes zum Abendessen kochen? Vielleicht mein berühmtes Hühnchen ala Ferhat?“ fragte er. “Du bist ein Schatz!“ kam von seiner Frau und gab ihm einen Kuss. “Papa, kommst du jetzt endlich!“ rief Aisha aus dem Flur. “Na dann werde ich mal los. Bis heute Abend!“ sagte er und küsste seine Frau noch mal zum Abschied, ehe er seine Aktentasche nahm und die Küche verließ. Nurcan sah ihm nach und plötzlich überkam sie ein eigenartiges Gefühl, was ihr Angst machte.


    Als Ferhat seine Tochter im Kindergarten abgegeben hatte fuhr er zu seinem ersten Termin. Er bemerkte den schwarzen Audi nicht, der ihm in einigem Abstand folgte. Ferhat parkte den Wagen vor der Einfahrt zu einer Villa, die mit 500 Quadratmeter Wohnfläche und einem Grundstück von 6000 Quadratmetern weit ab von anderen Häusern am Randgebiet von Bergisch Gladbach stand. Er sah auf die Uhr. Es war schon 10.00 Uhr! Von seinem Kunden war noch nichts zu sehen. Er nahm eine Zigarettenschachtel aus dem Handschuhfach und stieg aus. Seine Frau mochte es nicht, wenn er rauchte, aber ab und an gönnte er sich doch noch eine Zigarette. Nach 15 Minuten Wartezeit beschloss er seinen Kunden anzurufen. Doch es ging nur die Mailbox ran. Ferhat sprach auf das Band, dass er jetzt nicht länger warten könne und der Kunde einen neuen Termin vereinbaren soll. Dann stieg er in sein Auto und startete den Motor, als plötzlich hinter ihm ein schwarzer Audi anhielt. Er dachte seine Verabredung wäre endlich da und stieg wieder aus. Ferhat ging auf das Auto zu, aus dem jetzt ein Mann um die vierzig mit einer Glatze stieg. Er hatte eine Jeans und eine schwarze Motorradjacke an. Eine Hand hatte er hinter dem Rücken verborgen. “Herr Nemitz?“ fragte Ferhat vorsichtig, denn er kannte den Kunden nicht persönlich und hatte nur mit ihm telefoniert. Der Mann sagte nichts und kam nun auf ihn zu. Die Beifahrertür des Audis öffnete sich und ein zweiter Mann stieg aus. Er war groß, kräftig und hatte einen roten Vollbart. Auf der linken Wange hatte er eine frische Schnittwunde, die schlecht zusammen genäht wurde. Etwas Bedrohliches ging von den Männern aus und Ferhat wich ein paar Schritte zurück. Der Kerl mit der Glatze nahm nun seinen Arm, den er hinter dem Rücken verborgen hatte, nach vorn und Ferhat sah, dass er eine Pistole in der Hand hielt,aber nicht damit auf ihn zielte. “Was...?!“ erschrocken starrte der Makler auf die Waffe und wich noch einen Schritt zurück. “Was wollen sie? Ich habe nicht viel Geld dabei!“ stammelte er, denn er nahm an, dass die Kerle ihn ausrauben wollten. Ferhat griff in seine Hosentasche und holte seine Geldbörse heraus. “Bitte nehmen sie, es sind 200 Euro drin!“ sagte er mit ängstlicher Stimme und streckte die Brieftasche zögerlich vor. Der Mann mit der Glatze grinste seinen Kumpel an, der ebenfalls den Mund zu einem Grinsen verzog. Er nahm Ferhat die Brieftasche aus der Hand. “Danke!“ sagte er mit kratziger Stimme und steckte sie in seine Hosentasche. “Aber deswegen sind wir nicht hier! Wir wollen dich!“-“Aber... wieso? Was ..was wollen sie von mir?“ stotterte der Makler. Der Hüne kam nun mit schnellen Schritten auf ihn zu, packte ihn von hinten an den Armen und stieß ihn zu dem Audi. “Einsteigen!“ befahl er. “Nein! Das werde ich nicht!“ kam nun entschlossen von Ferhat. „Du steigst ein oder ich leg dich auf der Stelle um!“ hörte er die kratzige Stimme des anderen Kerls, der nun mit der Waffe auf seinen Kopf zielte.



    Toni trat in die kleine Halle des stillgelegten Betriebsgeländes und sah seinen Mechaniker an der offenen Motorhaube eines Ford Mustang stehen. Er hatte sich über den Motor gebeugt und füllte Öl nach. “Erik?“ rief er und ging auf das Fahrzeug zu. “Ja?“
    “Geh und schau mal nach unserem Gast!“ Der dunkelblonde Mann mit den strubbeligen Haaren richtete sich auf und wischte sich sehr langsam seine Hände an einem Lappen ab. “Nun mach schon! Gib ihm was zu trinken, ich will nicht, dass er zusammenbricht!“
    “Ja, ich geh ja schon!“ murrte Erik. Eigentlich wollte er mit der ganzen Sache überhaupt nichts mehr zu tun haben. Weder den Gefangenen sehen noch das Andere was folgen würde. In der Nacht hatte er hin und her überlegt, ob er nicht abhauen sollte. Doch sich dann dagegen entschieden. Schließlich lockte das Geld. Sie wollten hier am kommenden Freitag einen Geldtransporter überfallen in dem über 3 Millionen Euro sein sollten.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Semir hatte die ganze Nacht versucht seine Fesseln loszuwerden, aber nur erreicht, dass die Kabelbinder sich tief ins Fleisch gegraben hatten und nun sein Blut an den Armlehnen herablief. Dann hatte er versucht den Stuhl mit ruckartigen Vor und Rückwärtsbewegungen zu lösen, aber ohne Erfolg. Er hatte auch um Hilfe gerufen, aber niemand kam. Erschöpft schloss der Hauptkommissar nun die Augen. Das kann nur ein Albtraum sein. Wach auf ,wach endlich auf !, dachte er, als plötzlich die Tür aufging und die Neonröhren summend ansprangen. Er hörte wie jemand in den Raum schritt und unweit von ihm stehen blieb. Ein paar Sekunden verstrichen, dann kamen die Schritte näher und jemand zog ihm die Kapuze vom Kopf. Semir blinzelte, denn die Neonröhren verbreiteten ein gleißend helles Licht, dass ihm in den Augen weh tat. “Durst?“ fragte der Mann, der dicht vor ihm stand und ihn musterte. Semir sah ihn mit verschleierten Blick an und konnte nicht glauben, was er sah. Der Mann sah genau so aus wie Tom. Aber das konnte nicht sein! Tom war tot. Sein Partner starb in seinen Armen. Oder halluzinierte er schon. "Tom?" flüsterte er leise.Der Mann runzelte die Stirn. "Wer ist Tom? Und ich hab dich was gefragt!" Es war nicht die Stimme seines ehemaligen Partners. Semir kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Sein Blick wurde klarer. Nein, das war nicht Tom! Er sah ihm aber so ähnlich! Er hätte ein Bruder sein können. Der Mann sah ihn immer noch fragend an ."Was ist mit dir? Bist du taub? Ich hab gefragt,ob du was trinken willst! "Semir nickte schwach. Diese Stimme! Semir erkannte sie. Sie gehörte zu dem Mann der gestern mit Koslowski vor der Tür gestritten hat. Der, der gesagt hat er wäre kein Killer. Vielleicht konnte er ihn überreden ihm zu helfen. “Sie wissen, was ihr Boss vor hat und es gefällt ihnen nicht!“ sagte Semir plötzlich. Der Mann, der sich ich gerade bückte um eine Flasche Wasser aus dem Getränkekasten zu holen, fuhr überrascht herum und starrte den Gefesselten für eine Sekunde verwirrt an. Dann wurde sein Blick wieder ausdruckslos. Er sagte nichts und kam mit der Flasche auf Semir zu. “Bitte helfen sie mir! Das können sie doch nicht zu lassen!"

    “Halt die Klappe und trink!“ Der Mann hielt ihm die Flasche an den Mund. Semir, dessen Kehle völlig ausgetrocknet war trank in gierigen Zügen, wobei er sich verschluckte und hustend den Kopf wegzog. “Bitte..helfen sie mir! Dieser Wahnsinnige will mein Kind ermorden und meine Freunde.
    „Das ist mir egal!“ erwiderte Erik, aber seine Stimme zitterte leicht.
    Semir sah ihn direkt an. Ihre Blicke trafen sich.„Nein! Das ist es nicht! Sie sind kein Mörder! Ich sehe es in ihren Augen!“
    „Ich...“ setzte Erik an doch seine Worte wurden unterbrochen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Toni herein kam. Hinter ihm zwei seiner Männer, die einen dritten festhielten. Der Gefangene hatte einen Sack über dem Kopf und seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. “Na, bereit für die Show?“ fragte Toni höhnisch und zog den Sack vom Kopf des Gefesselten. “Ferhat..!“ stieß Semir aus und sein Herzschlag beschleunigte sich. Angst vor dem was jetzt kommen mag breitete sich in seinem Körper aus. Sein Freund war geknebelt. Er blickte zu Semir und Verständnislosigkeit,gepaart mir Furcht spiegelte sich in seinen Augen wider. Einer der Männer schlug ihm von hinten in die Nieren, so dass Ferhat mit einem Schrei, den der Knebel schluckte, auf die Knie sackte. “LASSEN SIE IHN IN RUHE!“ schrie Semir und zerrte wieder an seinen Fesseln. Doch jetzt holte Koslowski eine Pistole aus der Tasche. Lässig ließ er das Magazin herausgleiten, überprüfte ob es geladen war und schob es zurück in den Griff, dann lud er durch. Semir, dessen Herz jetzt raste, hatte jede Bewegung von Koslowski mit wachsender Angst verfolgt. Seine Brustkorb hob und senkte sich in immer schneller werdenden Abständen. Jetzt richtete Koslowski die Mündung der Waffe auf den Hinterkopf des Knieenden und sah Semir an. Ferhat spürte den Lauf an seinem Kopf und seine Augen die voller Angst zu Semir blickten wurden groß und flehend. “Bitte tun sie das nicht!“ bettelte Semir mit Tränen in den Augen, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Koslowskis Blick war eiskalt. “Das ist für Matze!“ sagte er und drückte ab.
    Der Schuss hallte Ohrenbetäubend in dem Raum wider und vermischte sich mit Semirs Schrei."NEIIIN!"


    Er sah wie in Zeitlupe, den Schädel von seinem Jugendfreund an der Stirn aufplatzen und eine Fontäne aus Blut, Hirnmasse und Knochen spritzten auf den Boden. Dann fiel der Körper wie ein nasser Sack nach vorn. Semir starrte geschockt auf die Leiche seines Freundes. Einen Augenblick weigerte sich sein Bewusstsein das Geschehene zu akzeptieren. Er war wie in Trance. Doch die Realität holte ihn brutal ein. Ihm wurde schwindelig. Er zitterte am ganzen Körper und Übelkeit stieg in ihm auf. Und mit ihr die Wut. “DU VERDAMMTES SCHWEIN! ICH BRING DICH UM!“ schrie er und seine Stimme überschlug sich, während er an seinen Fesseln zerrte. Toni grinste nur und einer der Männer, der mit Koslowski reingekommen war, schlug Semir heftig insGesicht. “Halts Maul!“ herrschte er ihn an. Der Hauptkommissar hob den Kopf und spuckte das Blut, was sich in seinem Mund gesammelte hatte dem Mann direkt in die Visage. Dieser packte Semir vor Wut am Hals und drückte zu.
    “Victor! Lass ihn los!“ befahl Toni. Bevor Semir das Bewusstsein zu verlieren drohte, ließ der eiserne Griff an seiner Kehle nach. Hustend schnappte er nach Luft. “Ich habe eine bessere Methode ihn zum Schweigen zu bringen! Los knebel ihn!“ herrschte Toni seinen Mann an. Der zog ein Tuch aus seiner Hosentasche und rollte es zu einem dicken Strang, dann zwängte er den Knebel zwischen Semirs Kiefer und verknotete es hinter seinem Kopf. Koslowski packte das Kinn des Geknebelten und hob es an, so dass der Hauptkommissar ihn ansehen musste. “Na? Hat dir die Show gefallen? Morgen geht es weiter, mit Ben Jäger und deiner Tochter! Und sie wird sterben, wie Damien starb, brennend!“
    Semir sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an, sein Körper bäumte sich auf, doch die Fesseln hielten ihn am Stuhl fest. Er schrie etwas, doch der Knebel verschluckte die Worte. Koslowski war zufrieden. Er weidete sich an der Angst seines Opfers.


    Erik, der sich an die Wand hinter Semir zurückgezogen hatte, als sein Boss mit dem Gefangenen hereinkam, hatte die ganze Szenerie mit Entsetzen verfolgt. Hätte er doch bloß nie bei Toni angeheuert. Jetzt steckte er mittendrin in dieser ganzen Scheiße! Und jetzt will sein Boss auch noch aus Rache die Tochter von dem Bullen bei lebendigem Leib verbrennen. Bei diesem Gedanken wurde Erik übel und er musste sich übergeben. Toni sah zu ihm rüber und runzelte die Stirn. “Was ist mit dir los? Hast du noch keine Leiche gesehen oder was?“ Erik der sich mit den Händen an der Wand abstütze und immer noch würgte, hob eine Hand und winkte ab. “Na...klar!“ quetschte er hervor. “Ich hab wohl was Falsches gegessen, mir war den ganzen Morgen schon übel.“ Toni gab sich mit der Antwort zufrieden und zündete sich eine Zigarette an. “Gut, wenn sich dein Magen beruhigt hat, dann schaff die Leiche fort!“ befahl er. Erik verzog das Gesicht. “Kann das nicht Victor oder Pawel machen?“
    „Nein, die müssen sich jetzt den anderen Bullen und die Kleine schnappen!“ erwiderte Toni und nickte den Beiden zu, die daraufhin den Raum verließen. Räum doch deine Sauerei allein weg, dachte Erik, aber laut sagte er „Okay, Boss und wohin?“
    „Was weiß ich, vergrabe ihn irgendwo oder werf ihn in den Rhein!“ sagte der genervt und verließ den Raum.
    Erik sah auf den Toten und sein Magen rebellierte schon wieder. Natürlich hatte er schon eine Leiche gesehen, aber nicht, wie jemand vor seinen Augen hingerichtet wurde und sich Blut und Hirnmasse überall verteilte. Er griff in seine Brusttasche, holte seinen Flachmann heraus und leerte ihn in einem Zug. Der Schnaps vertrieb den schalen Geschmack in seinem Mund und brannte angenehm im Hals. Trotzdem ging das flaue Gefühl im Magen nicht weg. Erik ging jetzt an dem gefesselten Polizisten vorbei und warf einen Blick auf ihn. Der schien ihn gar nicht zu bemerken. Er starrte auf seinen toten Freund und Tränen liefen ihm die Wangen herab. Der Mann tat ihm leid, auch wenn er ein Bulle war, die Erik normalerweise hasste, wie die Pest. Doch so etwas hatte kein Mensch verdient. Er holte tief Luft und verscheuchte die Gedanken. Dann verließ er den Raum um die Schubkarre zu holen, damit er die Leiche nicht schleppen musste.
    Als er zurück kam, sah er das der Gefangene scheinbar bewusstlos war. Der Kopf hing vorn über und er bewegte sich nicht mehr. “Hey!“ sagte Erik und rüttelte ihn an der Schulter. Aber der Bulle reagierte nicht. Kurz entschlossen löste er den Knebel und spritze dem Gefangenen Wasser aus einer Flasche ins Gesicht.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

    Einmal editiert, zuletzt von silli ()

  • Mit einem leisen Stöhnen kam Semir zu sich und schlug die Augen auf. Der Knebel war verschwunden und der dunkelblonde Mann von vorhin stand vor ihm. Er sah so etwas wie Besorgnis in seinen Augen. “ Helfen Sie mir...!“ kam leise von Semir."Bitte!"
    Der Mann stand immer noch reglos vor ihm und kaute auf der Unterlippe. Semir sah ihm an, dass er überlegte. “Wenn ich dir helfe, legt Toni mich um!“
    „Rufen sie einfach die Polizei und er wird verhaftet!“ versuchte es Semir. Der Mann lachte auf. “Ja, schon klar und ich gleich mit! Selbst wenn ich vorher abhaue. Sie kennen mein Gesicht und Toni meinen Namen, den er bestimmt sehr gern, den Bullen verraten wird. Und er hat jede Menge gute Freunde, die im Knast einsitzen. Ich würde keinen Tag überleben!“ Der Mann schüttelte den Kopf. “Tut mir Leid!“ und damit wandte er sich um, legte einen Sack über den Kopf der Leiche und packte sie unter den Armen. Dann zog er sie auf die Schubkarre. “ Aber sie können als Kronzeuge gegen Koslowski aussagen und bekämen eine neue Identität.“ versuchte Semir es weiter. Doch der Mann antwortete ihm nicht, sondern schob jetzt die Karre Richtung Tür. “Bitte! Dieser...dieser Wahnsinnige will mein Kind verbrennen!!“ flehte Semir. “Schneiden sie mich nur los und verschwinden sie von hier, ich...wir werden nicht nach ihnen fahnden!“ Der Mann schüttelte nur den Kopf. Dann löschte er das Licht und schloss die Tür. Semir warf den Kopf in den Nacken und schrie. All seine Trauer, Wut, Angst und Verzweiflung entluden sich in diesem markerschütternden Schrei, der in dem Raum widerhallte.



    Ben holte die dampfenden Makkaroni mit Käse aus der Mikrowelle und stellte sie auf den Wohnzimmertisch. Ich werde sie ein bisschen abkühlen lassen, dachte er. Sam war vor einer knappen Stunde gegangen. Sie hatten fast den ganzen Tag mit einander verbracht. Sie war schon ein tolle Frau und er lief Gefahr sich in sie zu verlieben, wenn er es nicht schon war. Denn er dachte ständig an Sam. Mit ihr könnte er sich seine Zukunft vorstellen, aber sie schien anscheinend keine feste Bindung zu wollen. Andererseits wurden die Abstände ihrer Besuche immer kürzer. Ob sie auch mehr für ihn empfand? Doch er hatte Angst, wenn er sie bedrängte, dass Sam dann einfach verschwand. Deshalb sagte er nichts. Ben griff nach seinem Smartphone. Eine Nachricht von Semir? wunderte sich Ben und las. “Komme bitte heute Abend um 20.00 Uhr zu mir. Es ist wichtig! Ich kann es dir nicht am Telefon erklären!“ Ben runzelte die Stirn. Seit wann schickt den Semir SMS? Normalerweise ruft er immer an, wenn sie sich treffen wollen. Plötzlich klingelte sein Telefon. Das Display zeigte Andrea. “Ja?“ kam knapp von ihm. “Ben? Ist Semir bei dir? Ich kann ihn nicht erreichen! Er wollte sich heute eigentlich melden, wann er die Kinder am Freitag abholen will oder ob ich sie zu ihm bringen soll. Aber sein Telefon ist ausgeschaltet.“ sprudelte sie los. “ Semir ist nicht hier, Andrea. Aber er hat mir eine Nachricht geschickt, ich soll nachher zu ihm kommen. Dann werde ich ihn fragen oder besser ihm sagen, dass du angerufen hast und er soll dich zurückrufen!“
    „Danke Ben! Das ist nett von dir! Ich frag mich nur warum er das Handy aus hat.“
    „Du kennst doch Semir, wahrscheinlich hat er wieder vergessen es aufzuladen.“
    „Ja,wahrscheinlich. Ich muss jetzt auflegen. Es hat an der Tür geklingelt. Tschüss Ben und danke nochmal!“
    „Tschüss!“
    Schon merkwürdig, dass sein Partner vergisst Andrea anzurufen. Gerade wenn es um die Kinder ging. Aber in letzter Zeit war er schon sehr neben sich. Die Sache mit Andrea hatte sein Freund noch nicht überwunden. Er kämpfte immer noch um sie und Ben wäre froh, wenn sie wieder zusammen finden würden. Er wählte Semirs Nummer, doch auch er hörte nur die Ansage, dass der Teilnehmer nicht zu erreichen ist. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bereits 18.45 Uhr war. Ben sah auf seine Makkaroni. Plötzlich hatte er keinen Hunger mehr. Ein komisches Gefühl der Unruhe machte sich breit. Er würde nicht warten und gleich zu Semir fahren. Der Hauptkommissar ging zum Safe und nahm seine Waffe heraus. Sicher ist sicher, dachte er und überprüfte das Magazin. Dann schnappte er sich die Autoschlüssel.


    Andrea sah durch den Spion in der Tür, doch niemand war zu sehen. Wahrscheinlich wieder die Halbstarken von nebenan. Die machten sich immer einen Spaß daraus an den Türen zu klingeln und dann wegzurennen. Andrea nervte das gewaltig. Wie oft sind ihre Kinder wieder aufgewacht, wenn die Bengels Sturm klingeln. Sie nahm sich vor morgen mit den Eltern zu sprechen. Plötzlich klingelte es schon wieder und riss sie aus ihren Gedanken. “Jetzt reicht es mir aber!“ stieß sie aus und riss die Tür auf um sich die Bengel selber vorzuknöpfen. Doch mitten in der Bewegung erstarrte sie. Zwei maskierte Kerle standen vor ihr. Der eine war riesengroß. Sie wollte die Tür wieder zuschlagen, doch der Mann stellte einen Fuß auf die Schwelle. Andrea wich erschrocken zurück, drehte sich um und rannte die Treppe hoch. Sie hörte hinter sich, wie die Haustür gegen die Flurwand krachte. Sie hatte gerade 6 Stufen geschafft, als einer der Männer sie am Knöchel packte. Andrea fiel auf die Knie und der Kerl wollte sich gerade auf sie stürzen, als sie sich blitzschnell umdrehte und mit dem anderen Fuß gegen die Brust des Maskierten trat. Der Mann taumelte mit einem Aufschrei zurück, dabei verlor er das Gleichgewicht und prallte gegen den anderen Kerl. Andrea sprang auf und lief weiter die Treppe hoch direkt ins Kinderzimmer. Sie verriegelte die Tür und das Adrenalin, dass durch ihrem Körper strömte, ließ sie die schwere Kommode vor die Tür schieben. Ayda saß im Bett. “Mama, was ist den los?“ Lilly fing an zu weinen. Andrea nahm sie auf den Arm und Ayda an die Hand. Ängstlich starrte sie auf die Tür. “Mach auf du Schlampe! Oder wir treten die Tür ein!“ Ein Hämmern ertönte und Andrea sah sich panisch um. Ihr Handy lag in der Küche. “Mama, wer ist das da draußen?“ fragte Ayda wieder. Doch Andrea ließ ihre Hand los und riss das Fenster auf. Es waren gut 6 Meter bis zum Boden. “HILFE! HILFE!“ schrie sie aus dem Fenster, dass zum Garten raus lag, aber wer sollte sie hier hinten hören? Sie sah sich wieder hektisch im Zimmer um. Hier war aber auch nichts ,was sie als Waffe benutzen konnte. Doch dann fiel ihr etwas ein. Sie setzte Lilly ab, wickelte sich ein Shirt von Ayda um die Hand und schlug die Fensterscheibe ein. Das Hämmern wurde lauter und das Schloss gab nach. Die Tür ging auf und krachte gegen die Kommode. Die Männer drückten dagegen. Stück für Stück wurde der Spalt breiter, bis er groß genug war und sich der Kleinere der Eindringlinge durchzwängte. Andrea stellte sich schützend vor ihre Töchter in der Hand eine große Glasscherbe, die sie drohend vor sich hielt. “Kommen sie nicht näher!“ fauchte sie und fuchtelte mit ihrer „Waffe“. “Nun guck dir das an! Wie eine Löwin kämpft sie um ihre Jungen! Respekt!“ sagte der kleinere Mann. Nun zwängte sich auch der Hüne in das Zimmer. “Jetzt hab ich die Schnauze voll!“ sagte er und ging direkt auf Andrea zu. Sie holte aus und wollte ihm das Gesicht zerschneiden, doch er packte blitzschnell ihren Arm und drückte zu. Andrea schrie auf und ließ die Scherbe fallen. Dann schlug er sie mit der Faust so heftig ins Gesicht, dass sie bewusstlos zu Boden stürzte. Die Kinder weinten jetzt beide und Ayda fiel neben ihrer Mutter auf die Knie und zog sie am Arm. “Mama steh auf!“ Der große Kerl starrte auf Andreas nackte Beine. Bei dem Sturz war ihr Rock ein ganzes Stück hochgerutscht. “Ich hab schon lange keine Nummer mehr geschoben!“ sagte er, wie zu sich selbst und leckte sich über die Lippen. “Dafür haben wir keine Zeit! Außerdem willst du doch deine DNA hier nicht überall verteilen! Los schnapp dir das Mädchen!“ sagte Victor und stieß seinen Kumpel an. Der brummte unwillig und beugte sich runter um Ayda zu packen. Er hob das schreiende strampelnde Kind hoch und hielt ihr den Mund zu. “Hör auf zu schreien oder ich tu deiner Mama weh!“ flüsterte er ihr ins Ohr und augenblicklich war Ayda still und hörte auf zu zappeln. “Bring sie ins Auto, ich kümmere mich um die Beiden hier!“ befahl sein Komplize. Der daraufhin Lilly auf den Arm nahm, die ebenso strampelte, wie ihre Schwester und trug sie ins Badezimmer. Er setzte sie in die Badewanne, holte eine Rolle Klebeband aus der Tasche, damit fesselte er ihre Füße und dann die Arme an den Oberkörper. Zum Schluss verklebte er noch ihren Mund und zog den Duschvorhang zu. Victor schleifte jetzt Andrea ins Badezimmer und fesselte sie auf die gleiche Weise, wie Lilly. Dann zog er die Badezimmertür zu und drehte den Schlüssel um. Als er aus der Haustür trat sah er sich aufmerksam um. Die Straße lag still in der aufkommenden Abenddämmerung, nur eine schwarze Katze überquerte die Straße. Scheinbar hatten die Nachbarn nichts bemerkt. Er ging zum Transporter und warf einen Blick in den Laderaum. Das Mädchen lag gut verschnürt und geknebelt auf der Ladefläche und starrte ihn mit großen angstvollen Augen an. Zufrieden schloss er die Schiebetür und setzte sich ins Führerhaus neben seinen Kumpel. “Fahr los! Jetzt schnappen wir uns den Bullen!“sagte der Victor und zog sich die Maske vom Kopf.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Ben hielt seinen Wagen vor Semirs Haus und sah auf die Uhr, 19.30 Uhr. Es war bereits dunkel, aber im Haus war kein Licht zu sehen. Merkwürdig, dachte Ben und sein mulmiges Gefühl wurde stärker. Er stieg aus und sah sich aufmerksam um, doch es war niemand zu sehen. Die Strasse war Menschenleer. Langsam ging Ben an der Haustür vorbei in Richtung Terrasse. Er wollte erst mal durch die große Glastür schauen. Doch er konnte nichts erkennen, da es im Innern stockdunkel war. Kurz kam ihm der Gedanke, dass Semir ihn vielleicht verarschen will und gleich hinter dem Gebüsch auf ihn zuspringen würde. Aber dann hielt er es doch für eine absurde Idee. So wie sein Partner im Moment drauf war, war er für solche Scherze einfach nicht in der emotionalen Lage. Ben lief zurück zur Haustür und überlegte nun, ob er klingeln sollte oder doch lieber seinen Schlüssel benutzte, den er vor einiger Zeit von Semir bekommen hatte. Vielleicht war sein Partner auch nur auf der Couch eingeschlafen und Ben entschied sich zu klingeln. Doch niemand kam. Nun nahm er seinen Schlüssel und öffnete die Tür, dabei zog er seine Waffe und entsicherte sie. Der Flur lag im Dunkeln, seine Hand tastete nach dem Lichtschalter, aber nichts geschah. Seine Anspannung wuchs und angestrengt starrte Ben in die Dunkelheit. “Semir?“ rief er und bewegte sich ganz langsam vorwärts. Unter seinen Füssen knirschten Glasscherben und er stieß mit dem Fuß gegen etwas Hartes. Vielleicht sollte er doch zum Auto gehen und die Taschenlampe holen, als plötzlich fahles Mondlicht durch die Fenster fiel und Ben nun erkennen konnte, dass die Flurlampe und mehrere Gegenstände auf dem Boden lagen. Was war hier passiert?



    Victor und Pavel fuhren langsam die Straße runter in der Semirs Haus lag. “Ist das nicht die Karre von diesem Bullen?“ stieß Victor aus und sah seinen Kumpel an. “Ja! Verdammt! Wieso ist der denn schon da?“ fluchte Pavel und sah auf seine Uhr. “Es ist erst halb acht! Der ist zu früh!“ Langsam fuhren sie an dem Haus vorbei und sahen die offen stehende Haustür. “Scheiße! Er ist schon drin. Was machen wir jetzt?“ fragte Pavel. “Na wir gehen rein und schnappen ihn uns, was sonst! Park den Wagen da hinten!“ befahl Victor. “Aber wenn der schon die Bullen gerufen hat?“ gab sein Komplize zu bedenken.“Das glaube ich nicht! Es ist ja noch dunkel im Haus, der muss gerade erst rein sein. Los!“ Sie setzten wieder ihre Masken auf und stiegen aus.



    Ben war jetzt im Wohnzimmer und betätigte den Lichtschalter. Helligkeit erfüllte den Raum und seine Augen brauchten einige Sekunden um sich an das plötzliche Licht zu gewöhnen. Er sah sich um, aber im Wohnzimmer waren keine Spuren eines Kampfes zu erkennen. Ben beschloss noch schnell in der oberen Etage nachzusehen, ehe er die Kollegen informierte, als er im Flur ein Geräusch hörte. Jemand war auf die Glasscherben getreten. Er fuhr herum und sah einen maskierten Mann auf sich zustürmen. Ben riss die Waffe hoch, doch eher er auf den Eindringlinge zielen konnte, hatte dieser mit einer blitzschnellen Drehung seines Körpers, wobei er den Fuß hochriss Bens Unterarm getroffen und die Waffe aus der Hand gekickt. Der riesige Kerl stand jetzt vor ihm und hatte, wie ein Boxer, beide Fäuste gehoben.“Na komm schon!“ fordert er Ben auf. Dieser holte mit der Rechten aus und versuchte seinen Gegner am Kopf zu treffen, doch der duckte sich gekonnt, womit Ben gerechnet hatte und deshalb nur den Bruchteil einer Sekunde später seine Linke in den Magen des Maskierten schlug. Aber der Kerl schien kaum etwas zu spüren. Ben war einen Moment überrascht, dass sein Schlag überhaupt keine Wirkung zeigte. Mit einer Schnelligkeit, die Ben dem Hünen nicht zugetraut hätte, holte dieser nun aus und verpasste dem Hauptkommissaren einen rechten Haken gegen den Kiefer. Der Schlag war so heftig, dass nicht nur seine Kopf zur Seite geschleudert wurde, sondern sein ganzer Körper eine halbe Drehung vollführte und er den Boden unter den Füssen verlor. Ben landete hart auf dem Parkett. Doch ehe er sich aufrappeln konnte, war der Kerl schon ran und packte ihn mit einer Hand am Gürtel und der anderen am Kragen im Genick und schleuderte ihn auf den Tisch. Ben rutschte auf dem Bauch darüber hinweg und fiel auf der anderen Seite zu Boden. Dabei riss er alle Gegenstände, die darauf standen, mit sich. Er kämpfte sich schwer atmend auf die Beine. Sein Kiefer fühlte sich an, als ob er mit einem Vorschlaghammer bearbeitet wurde. Der Kerl kam wieder auf ihn zu und Ben riss die Fäuste hoch, um sein Gesicht zu schützen. Doch das war ein Fehler ,den jetzt schlug der Kerl ihm in den Magen. Der Schmerz war unbeschreiblich, ihm blieb die Luft weg und seine Beine versagten. Doch er fiel nicht zu Boden, denn der Hüne hatte ihn am Kragen gepackt und hielt ihn aufrecht. Er holte zu einem weiteren Schlag aus. Ein linker Haken ließ Ben einen halben Meter vom Boden abheben und hart auf dem Tisch landen der dabei zu Bruch ging. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Rücken und liess ihn fast die Besinnung verlieren. Ben hob die Hände abwehrend, als Zeichen das er aufgab. Der Polizist konnte das Grinsen in den Augen des Angreifers sehen. Aber Ben dachte nicht daran aufzugeben. Als der Hüne sich über ihn beugte, zog Ben das rechte Bein an und trat ihm mit voller Wucht in den Schritt. Mit einem Stöhnen ging der Mann in die Knie und hielt sich die Weichteile. Ben ergriff jetzt ein Tischbein, das neben ihm lag und schlug zu. Wie in Zeitlupe kippte sein Gegner zur Seite und blieb reglos liegen. Der Hauptkommissar ließ das Holzstück fallen. Völlig ausser Atem drehte er sich langsam auf den Bauch und kämpfte sich unter höllischen Rückenschmerzen auf Hände und Knie. So verharrte er ein paar Sekunden, bevor er sich aufrichtete. Scharf sog er die Luft zwischen den Zähnen ein, als ein erneuter stechender Schmerz ihn heimsuchte. Humpelnd ging er auf seine Waffe zu, die er keine zwei Meter entfernt vor der Terrassentür entdeckte und hob sie auf. Der maskierte Mann kam anscheinend wieder zu sich, denn Ben hörte ein leises Stöhnen aus dessen Mund. Er ging zu den am Boden Liegenden, kniete sich auf dessen Brust, riss ihm die Maske vom Kopf und presste ihm die Mündung seiner Waffe gegen die Stirn. “Wo ist mein Partner?! Was hast du mit ihm gemacht?!“stieß er aus und verstärkte den Druck der Pistole.
    “Fick Dich!“ presste der Kerl zwischen den Zähnen hervor.
    “Ich frag dich nicht nochmal!“ sagte Ben drohend und zog den Schlaghahn seiner Waffe zurück. Plötzlich weiteten sich die Augen des Mannes und sein Blick fixierte etwas hinter dem Polizisten. Bevor Ben sich umdrehen konnte, spürte er einen heftigen Schlag am Hinterkopf und dann wurde alles schwarz.
    „BIST DU BESCHEUERT?!!“ schrie Pavel seinen Komplizen an, der über ihm stand und den Polizisten mit dem Knauf seiner Waffe niedergeschlagen hatte. “Wieso?“ fragte der und steckte die Pistole weg.“Wieso?! Weil ich verdammt nochmal seine Knarre an meinem Kopf hatte und er reflexartig abdrücken hätte können, als du ihm eins übergezogen hast!“ spie er aus, rollte den Körper des Bewusstlosen von sich runter und stand auf. Er funkelte Victor wütend an und versetzte ihm einen harten Stoß gegen die Brust, so dass dieser ein paar Meter zurücktaumelte. “Mann reg dich ab! Du lebst doch noch!“erwiderte dieser. Pavel schnaubte immer noch zornig „Und warum kommst du erst jetzt!“
    „Es sah so aus, als ob du Spass hättest, ihn zu verprügeln. Da hab ich halt gedacht, du wirst allein mit ihm fertig! Da hab ich dich wohl überschätzt!“ erwiderte Victor, der nun ebenfalls sauer wurde. Aber im nächsten Moment bereute er seine Worte, denn Pavels Faust traf ihn mit solcher Wucht, dass er zu Boden ging. Benommen setzte er sich auf und fasste sich ans Kinn. Er bewegte seinen Kiefer hin und her, doch scheinbar war nichts gebrochen. Sein Komplize sah zu ihm runter, die Faust immer noch geballt. Victor hob beschwichtigend die Hand. “Schon gut! Schon gut! Du hast Recht, das war ziemlich bescheuert von mir! Aber ich dachte der knallt dich gleich ab!“
    Pavel schüttelte nur den Kopf. “Er ist Bulle und außerdem wollte er wissen, wo sein Freund ist und deshalb hätte er nicht geschossen! Aus einem Toten bekommt man schlecht Informationen!“
    Victor stand auf. “Okay, sorry Kumpel! Kommt nicht wieder vor!“
    Pavel nickte nur und durchsuchte jetzt die Taschen des Polizisten. Er fand das Handy und warf es gegen die Wand. Dann nahm er Bens Arm, zog dessen Körper hoch und schulterte ihn .“Geh und hol den Wagen!“ befahl er. Victor eilte an ihm vorbei und tat wie ihm geheißen. Er fuhr den Transporter so dicht wie möglich an die Haustür heran und öffnete die Schiebetür, dabei warf er noch einen Blick auf das Mädchen, dass ängstlich in der Ecke kauerte. Sein Kumpel ließ den Bullen auf die Ladefläche fallen und schloss die Tür. “Sollten wir ihn nicht lieber fesseln?“ fragte Victor.
    „Nein! Wir müssen hier weg! Wir sind schon viel zu lange hier! Ich hab noch ein bisschen Chloroform im Handschuhfach." Victor öffnete die Klappe und nahm die Flasche und ein Tuch heraus. Dann stieg er in den Laderaum und drückte dem Polizisten ein paar Sekunden das getränkte Tuch auf Mund und Nase. "Okay, kannst fahren. Der ist versorgt." sagte Victor, als er auf den Beifahrersitz kletterte.Pavel startete den Motor.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

    Einmal editiert, zuletzt von silli ()

  • Robert schloss die Tür zu seinem Haus auf und zog seine Schuhe aus. “Andrea?“ rief er laut, doch niemand antwortete ihm. Sie wird doch wohl nicht schon im Bett sein? dachte er und sah auf die Uhr. Es war erst 19.30 Uhr. Nein das kann nicht sein. Er ging leise die Treppe zum Schlafzimmer hoch, doch als er die zertrümmerte Tür des Kinderzimmers sah, stockte ihm der Atem. Was war hier passiert? Er stürmte in den Raum und sah sich um, doch das Zimmer war leer. Robert sah die zerbrochene Fensterscheibe. “Oh mein Gott! Bitte nicht!“ rief er laut und stürmte zum Fenster. Er sah Andrea und die Kinder schon blutüberströmt auf dem Boden der Terrasse liegen. Erleichtert atmete er aus, als sich seine Befürchtung nicht bewahrheitete, doch sein Herz raste immer noch. Robert drehte sich um und lief zurück auf den Flur. Jetzt sah er, dass der Schlüssel des Badezimmers von aussen steckte. Hektisch schloß er auf und sah Andrea auf den kalten Fliesen liegen, gefesselt und geknebelt. Ihre linke Gesichtshälfte war dick angeschwollen und rötlich blau unterlaufen.Sie lag vollkommen regungslos da. “Andrea!“ stieß er ängstlich aus und kniete sich neben sie. Mit zitternden Fingern löste er das Klebeband vom Mund und fühlte ihren Puls am Hals, der aber deutlich zu spüren war. Gott sei Dank! Sie lebte! Er rüttelte leicht an ihrer Schulter, doch sie rührte sich nicht. “Andrea! Bitte! Wach auf!“ flehte er mit trockener Kehle. Robert versuchte die Fesseln zu lösen, doch ohne Messer bekam er das Klebeband nicht ab. Er sprang auf und durchsuchte immer noch mit zittrigen Händen den Badezimmerschrank, dabei fegte er alles beiseite, was er nicht gebrauchen konnte und die Utensilien landeten klappernd im Waschbecken. Dann endlich fand er eine Schere und schnitt damit die Fesseln durch, nun konnte er das Klebeband abreißen. Plötzlich hörte Robert ein Geräusch hinter sich. Es hörte sich an wie ein unterdrücktes Schluchzen und kam eindeutig aus der Badewanne. Er riss den Vorhang beiseite und sah Andreas jüngste Tochter gefesselt und geknebelt in der Wanne sitzen. Die Tränen liefen ihre Wangen hinab und die Angst stand in ihren Augen. “Lilly!“ stieß er geschockt aus, hob die Kleine aus der Wanne und drückte sie fest an sich. “Schsch, alles wird gut! Du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben! Ich bin ja hier!“ Er setzte das Kind ab und befreite auch Lilly behutsam von den Fesseln. Die Kleine weinte immer noch und er drückte sie wieder an sich. “Weißt du wo deine Schwester ist?“ fragte er und sah ihr in die Augen. “Da....da..waren böse Männer..die... haben Ayda mitgenommen..und...und Mama gehauen…..“ schluchzte sie. Robert holte sein Handy aus der Tasche und wollte gerade die Polizei rufen, als Lilly sich aus Roberts Arm löste und zu ihrer Mutter lief, sie nahm ihre Hand und zog daran. “Mama, bitte steh auf!“ bettelte sie und tatsächlich bewegte Andrea ihren Kopf in Lillys Richtung. Robert kniete sich jetzt auch neben sie und langsam öffnete sie die Augen.


    Verschwommen erkannte sie eine männliche Gestalt vor sich und riss die Arme hoch um sich zu wehren. “Andrea! Ich bin es Robert!“ hörte sie und erkannte die Stimme. “Robert?“ fragte sie ungläubig und ließ die Arme sinken. “Was ist hier passiert?“ fragte er nun und half ihr sich aufzusetzen. Die Erinnerung kam mit voller Wucht zurück als Lilly sich an sie schmiegte. Sie nahm sie in den Arm und drückte das Kind fest an sich. “ Zwei maskierte Männer haben uns angegriffen und mich niedergeschlagen!“ Ihr Blick wanderte durch den Raum. “Wo ist Ayda?“ fragte sie und Angst schwang in ihrer Stimme mit. “Wo ist sie?“ flehte Andrea förmlich und hoffte, dass Robert sagte, sie sei im Kinderzimmer. Aber er sah sie nur an und sein Blick sagte ihr, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. “Andrea...Lilly sagt, die Männer haben sie mitgenommen.“ Entsetzt starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf. “Nein! Nein! Sie ist sicher in ihrem Zimmer!“ sagte sie bestimmt und wollte aus dem Bad stürmen. Doch Robert hielt sie am Arm fest. “Lass mich los!“ fauchte sie ihn an. “Andrea! Sie ist nicht hier! Wir müssen die Polizei rufen!“ mahnte er, doch sie riss sich los und lief ins Kinderzimmer. “Ayda? Ayda!“ rief sie immer wieder, während sie durch das Haus lief, doch ihre Tochter war nirgendwo zu finden. Sie drehte sich um und sah Robert mit Lilly auf dem Arm auf sich zukommen. Er hatte das Handy in der Hand und telefonierte. “Ja...Andrea wurde überfallen und Ayda entführt....Steinstrasse 48...ja einen Moment bitte. “Plötzlich wurden ihre Beine weich und sie fing an zu zittern. Sie ließ sich langsam auf die Couch sinken. “Andrea, Susanne ist dran, ich habe die Dienststelle von deinem Mann angerufen....“ Er hielt ihr das Handy hin. Mit zitternden Händen, nahm sie ihm das Telefon ab. “Susanne, sie haben Ayda...“ flüsterte sie in den Hörer und brach dann in Tränen aus.


    Semir wachte auf, als ein Schwall kaltes Wasser sein Gesicht traf. Dicht vor ihm stand Koslowski und musterte ihn mit seinen kalten graublauen Augen. Dann trat er zur Seite und Semir sah Ben, gefesselt und geknebelt stand oder hing er mehr zwischen Koslowskis Männern. Sein Freund sah schlimm aus. Das Gesicht war kaum zu erkennen. Das linke Auge war komplett zugeschwollen, die Nase gebrochen und Blut lief aus einer Platzwunde an der Stirn über das Gesicht und tropfte auf das Shirt. Ben hob jetzt den Kopf und ihre Blicke trafen sich. Semir sah Angst, Hilflosigkeit und so etwas wie Resignation in dem noch gesunden Auge seines Freundes.


    “IHR SCHWEINE! WAS HABT IHR MIT IHM GEMACHT!“ schrie Semir. „Halts Maul!“ herrschte ihn Toni an sonst schneide ich dir die Zunge raus. Demonstrativ zog er ein etwa 15 Zentimeter langes Jagdmesser aus seinem Gürtel und hielt es ihm vor die Nase. Dann drehte er sich um und ging auf Ben zu. Koslowski packte ihn mit der linken Hand an den Haaren, zog mit einem Ruck Ben's Kopf zurück.Dann setzte er das Messer an dessen Hals an. Semirs Augen weiteten sich vor Schrecken. Sein Atem wurde immer hektischer, während sein Herz anfing zu rasen. Er konnte nichts tun, er konnte Ben nicht helfen. Hilflos an diesen Stuhl gefesselt, musste Semir mit ansehen, wie Koslowski mit dem Messer leicht Bens Hals ritzte und ein schmaler Blutfaden herablief. Die Angst um seinen Freund ließ ihn fast wahnsinnig werden. “Tun sie das nicht!...Bitte!....Das bringt ihren Sohn doch auch nicht zurück!...Machen sie mit mir was sie wollen, aber lassen sie ihn ...“ flehte er jetzt. Toni drehte den Kopf zu Semir und sah ihm in die Augen. “Ich habe eine Überraschung für dich.“ sagte er und fuhr mit dem Messer nun ganz langsam über Bens Brust und verharrte unterhalb des Rippenbogens. “Ich werde ihn nicht so schnell töten, wie den anderen. “Mit diesen Worten stieß er die Klinge tief in Bens rechte Seite.
    “NEEEIIIN!!“ Semir sah wie Ben zusammenzuckte. Ein erstickter Schrei drang durch den Knebel des jungen Polizisten. Ben fiel auf die Knie und verharrte so einige Sekunden, bis er von Koslowskis Männern wieder gepackt wurde. Sie zogen ihn jetzt an die Wand und setzten ihn mit dem Rücken dagegen, so dass er seinen Freund sehen konnte und der ihn. Die Wunde blutete stark. “Ben...“ Semirs Stimme versagte, während ihm Tränen in die Augen stiegen. Toni baute sich wieder vor ihm auf. “Du kannst ihm jetzt beim Sterben zu sehen! Könnte eine Weile dauern und dann ist deine Tochter dran!“

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Semir schrie und schrie, so laut, dass er wach wurde. Er zitterte am ganzen Körper und der Schweiß rann in Strömen seinen Körper hinab. Um ihn war es dunkel. Das war ein Traum...nur ein Traum, aber er war so real! Scheiße, dachte er und wollte aufstehen, doch es ging nicht. Jetzt spürte er die brennenden Schmerzen an den Handgelenken. Nein! Es war kein Traum! Es war Realität! Er war hier gefangen. War Ben tot? Sein Herz sprang ihm fast aus der Brust, so sehr frass die Angst an ihm. Semir starrte angestrengt in die Dunkelheit .“Ben?“ fragte er vorsichtig. Doch alles war still, kein Geräusch, nichts! Aber warum war das Licht aus? Koslowski wollte doch, dass er Ben beim Sterben zu sehen sollte und da würde er ihn nicht wegtreten lassen oder gar das Licht ausschalten. Ben war nicht tot! Das war nur ein Albtraum! Ein Albtraum in einem Albtraum, der aber wahr werden würde, wenn er sich nicht bald befreien konnte. Er musste weiter machen. Semir spannte die Arme an und die Kabelbinder trieben sich wieder tief in sein Fleisch, er spürte warmes Blut und versuchte seine Hände durch die Fesseln zu ziehen.


    Victor und Pavel hatten endlich das stillgelegte Fabrikgelände erreicht und fuhren den Transporter in die Halle in der auch der Audi und der Ford Mustang standen. Erik der gerade unter dem Mustang lag und die letzten Schellen von dem neuen Auspuff festgezogen hatte, kroch hervor und stand auf. Er wischte sich die Hände an einem alten Handtuch ab und ging zu dem Transporter rüber.
    “Hey Erik, irgend etwas stimmt mit der Karre nicht. Die springt so schlecht an.“ sagte Pavel , ging zum Heck des Transporters und öffnete die Türen.


    “Wahrscheinlich die Zündkerzen!Ich schau mir das gleich mal an!“ erwiderte Erik. „Nein! Du hilfst uns erst mal unseren Gästen ihr Zimmer zu zeigen! Die Schrottkarre kannst du dir auch später noch ansehen! Schnapp dir das Mädchen!“ befahl er. Victor war ebenfalls ausgestiegen und kletterte in den Transporter. Er packte Ben unter den Armen, zog ihn nach vorn und legte ihn ab.Dann sprang er aus dem Auto und Pavel griff nun die Arme von Ben und Victor die Beine. Gemeinsam trugen sie ihn zu einer Stahltür, die die Halle von einem Nebengebäude trennte. Erik stand vor dem Transporter und sah das Mädchen. Gefesselt und geknebelt kauerte sie zitternd in der Ecke und starrte ihn aus ängstlichen Augen an. Sie war barfuß und trug nur einen Schlafanzug.


    “Erik! Worauf wartest du! Nun mach schon!“ rief Victor. “Verdammt Scheiße!“ flüsterte der und sah das Mädchen mitleidig an. Er nahm eine Decke aus dem Ford und legte sie um das Kind. Dann hob er sie auf die Arme und folgte den anderen durch die Stahltür ins Nebengebäude. Es ging einen schmalen Flur entlang an dem auf der rechten Seite mehrere Räume abgingen. Nach etwa 20 Metern endete der Flur mit einer letzten stabilen Metalltür. “Hier rein!“ befahl Pavel und Victor ließ Bens Beine los und entriegelte die Tür. Der rothaarige Hüne schleifte Ben in den Raum in denen mehrere Edelstahlkäfige in verschiedenen Größen standen. „Was ist das denn?“ fragte Victor. “Die haben hier früher Käfige für Tiere hergestellt, Zirkus, Zoo und so was. Toni sagt, dass wir sie hier einsperren sollen!“ sagte Pavel. Sie legten Ben in einen etwa 4 Quadratmeter großen Käfig und sicherten ihn mit einem Vorhängeschloss. Erik kam nun mit dem Mädchen auf dem Arm in den Raum. “Was soll die Decke? Ihr wird schon sehr bald warm werden!“ spottete Victor und Erik biss die Zähne zusammen, so das seine Wangenmuskeln arbeiteten. Am liebsten hätte er ihm eine auf die Fresse gehauen. Wie konnten die nur so kaltherzig sein? Macht denen das überhaupt nichts aus, dass hier ein Kind qualvoll sterben sollte? "Was stehst du da wie angegossen! Sperr sie in einen der Käfige!“ befahl Pavel und Erik folgte dem Befehl. “Die Fesseln und den Knebel können wir doch jetzt abmachen!“ bestimmte er einfach und zog sein Messer aus der Tasche. “Aber wehe sie fängt hier an zu schreien!“ warnte Victor. Der Mechaniker beugte sich zu dem Mädchen runter und sah ihr in die Augen. “Wenn du versprichst nicht zu schreien, dann mach ich dich los. Okay?“ Das Mädchen sah ihn aus verweinten Augen an und nickte. Erik schnitt die Fesseln durch und löste das Klebeband. “Alles wird gut!“ flüsterte er. Victor schüttelte den Kopf und lachte kurz auf. “Du solltest aufhören ihr Hoffnungen zu machen!“
    „Halt dein verdammtes Maul!“ stieß Erik nun aus und fuhr herum. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. “Schluss jetzt!“ hallte Pavels raue Stimme durch den Raum. “Ich will endlich was essen und mich noch etwas aufs Ohr hauen, ehe Toni zurück kommt. Los raus jetzt!“ Er verriegelte Aydas Käfig ebenfalls mit einem Schloss, steckte die Schlüssel ein und löschte das Licht. “Lass doch das Licht an, die Kleine hat schon genug Angst!“ bat Erik und Pavel sah ihn genervt an. “Jetzt reicht es aber, Mutter Theresa! Kümmer dich lieber um die Zündkerzen vom VW! Und dann tausche das Kennzeichen aus und entferne den Schriftzug vom Transporter.“ “Aber...“
    „Nichts aber, die Kleine ist eh bald tot! Das weißt du! Und jetzt lass mich in Ruhe!“ zischte Pavel Erik ins Ohr, damit das Mädchen es nicht hören konnte, drehte sich dann um und ließ ihn einfach stehen. Als er nicht mehr zu sehen war, öffnete Erik die Tür und machte das Licht in dem Raum wieder an. Der Polizist war immer noch bewusstlos. Das Mädchen weinte leise. Erst jetzt sah er in der Ecke des Raumes einen Benzinkanister stehen und sein Magen zog sich zusammen. Toni wird sie hier in diesem Käfig verbrennen. Erik's Herz fing an zu rasen, als er sich das vorstellte. Nein! Das konnte er nicht zu lassen! Er würde für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen und Albträume haben, wenn er nichts unternahm. Scheiß auf die Kohle und Scheiß auf Toni! dachte er und verließ den Raum.


    Pavel ging in die ehemalige Kantine der Fabrik, in der noch ein Kühlschrank stand und den sie mit Getränken und Nahrungsmitteln gefüllt hatten. Er nahm ein Bier und eine Packung Knacker heraus und setzte sich an den Tisch an dem schon Victor saß und sein Kölsch trank. Er setzte die Flasche ab und sah zu wie sein Kumpel die Knacker verspeiste. “Erik gefällt mir nicht!“ sagte er plötzlich. “Warum?“ kam kauend von Pavel. “Der ist zu weich! Wie der sich um das Mädchen sorgt. Erst die Decke, dann macht er die Fesseln los und dann soll noch das Licht an bleiben. Ich traue ihm nicht!“ sagte er und nahm noch einen Schluck von seiner Flasche.“Mmmmh.“ brummte der rothaarige Hüne nur und kaute auf seiner Knacker. Als er den letzten Bissen runter geschluckt hatte, steckte er sich eine Zigarette an. “Wenn du ihm nicht traust, dann würde ich vorschlagen, dass du mal nachsiehst, was er so treibt.“ sagte Pavel, zog an seiner Zigarette und inhalierte genüsslich den Rauch. Victor stand auf. “Dann werde ich das mal tun!“

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Mit Blaulicht und Sirene kamen ein Streifenwagen und der Dienst Mercedes von Ben in dem jetzt Kim Krüger mit Dieter Bonrath saßen in die Steinstrasse gefahren und hielten vor Roberts Haus. Susanne hatte Frau Krüger und Hartmut informiert, die ja schon Feierabend hatten. Dieter war noch im Dienst und hatte geschockt zugehört, als die Sekretärin ihm erzählte was passiert war.


    Frau Krüger und der große Polizist stiegen aus dem Auto und Kim befahl den Streifenbeamten schon mal die Nachbarn zu befragen. Dann liefen sie auf Robert zu, der schon an der Haustür auf sie wartete, mit Lilly auf dem Arm.


    “Wo ist sie?“ fragte die Chefin. “Im Wohnzimmer, geradeaus und dann links.“ erwiderte Robert. “Wie geht es Lilly. Ist sie verletzt?“ fragte sie nun und strich dem Mädchen über das Haar. “Nein, körperlich geht es ihr gut. Aber sie ist natürlich total verängstigt.“ erwiderte Robert und begleitete die Beiden ins Wohnzimmer. “Mein Gott, Andrea!“ rief Kim, als sie die ehemalige Sekretärin mit verweinten Augen und dem geschwollenen Gesicht auf der Couch sitzen sah und mit leerem Blick vor sich hinstarrte.


    “Was ist passiert?“ Kim ließ sich neben Andrea nieder und nahm sie in den Arm. Semirs Noch Ehefrau ließ es geschehen, reagierte aber nicht und starrte immer noch vor sich hin. “Andrea?! Was ist passiert?!“ fragte Kim erneut und eindringlicher, doch es kam keine Reaktion. Frau Krüger sah Robert an. “Sie steht unter Schock und muss ins Krankenhaus!“ bestimmte sie. “Haben sie schon einen Krankenwagen gerufen?“ hängte sie an und sah zu Robert auf. “Noch nicht, ich wollte erst auf die Polizei warten." Kim nickte, zog ihr Handy aus der Tasche und wollte gerade einen RTW rufen, als Andrea aus ihrer Starre erwachte. “Ich will nicht ins Krankenhaus......ich muss Ayda suchen!“ sagte sie plötzlich und sah sich verwundert um. “Frau Krüger? Dieter?“ fragte sie erstaunt, als ob sie sie erst jetzt registrierte.“ Andrea, kannst du uns sagen was passiert ist?“ fragte Dieter nun vorsichtig. Sie nickte mit dem Kopf und erzählte ihnen alles woran sie sich erinnern konnte. Kim, die ihr aufmerksam zugehört hatte, zog die Stirn kraus. “Und du weißt nicht, warum sie Ayda entführt haben? Geht es vielleicht um Lösegeld?“ Andrea schüttelte den Kopf. “Ich weiß es doch nicht!“ kam verzweifelt von ihr. “Habt ihr Semir erreicht?“


    “Nein. Susanne hat ihn angerufen, aber das Handy ist ausgeschaltet. Ben geht auch nicht ans Telefon. Irgendwas stimmt da nicht! Ich habe Siggi und Bernd losgeschickt, sie sollen mal nach Ben und Semir sehen.“ erklärte die Chefin. In diesem Moment kam Hartmut mit zwei weiteren Kollegen der Spurensicherung ins Wohnzimmer. Sie trugen weiße Anzüge und Handschuhe und hatten jeder einen schwarzen Koffer in der Hand. “Andrea...ich ...hab gehört was passiert ist. Ich ...es tut mir so leid.“ stammelte er und sah sie aus traurigen Augen an. “ Sie nickte nur und es kullerten erneut Tränen aus ihren Augen. Hartmut räusperte sich. “Kannst du mir sagen in welchen Räumen die Täter gewesen sind? Das würde uns sehr helfen.“
    „Sie..sie sind hier durch die Vordertür eingedrungen, dann die Treppe hoch und ins... Kinderzimmer. Im Badezimmer waren sie auch.“ gab Andrea Auskunft. “Haben sie Handschuhe getragen?“ fragte er weiter. Sie nickte zur Bestätigung. “Okay, wir machen uns dann an die Arbeit! Los Jungs!“ befahl Hartmut.


    „Andrea du musst in ein Krankenhaus! Dein Gesicht sieht schlimm aus. Es könnte etwas gebrochen sein.“ versuchte Kim es nochmal. “Du kannst jetzt hier doch nichts tun!“ hängte sie an. Die ehemalige Sekretärin schüttelte heftig den Kopf. “Nein! Mir geht es gut! Außer dem muss ich hier sein, wenn die Entführer sich melden. “Kim wollte gerade etwas erwidern als ihr Handy klingelte. “Ja?...Was?! Sind sie sicher?...Keine Spur von ihm? Warten sie dort! Ich schicke ein Team rüber.“ Andrea sah sie fragend an. “Das war Siggi. Bei Ben macht niemand auf und bei Semir..“ sie stockte kurz. “Bei Semir scheint ein Kampf stattgefunden zu haben, die Haustür stand offen und das Wohnzimmer war völlig verwüstet. Keine Spur von Semir. Aber sie haben dort Bens zerstörtes Handy gefunden.“ Andrea sah sie geschockt an. Jetzt konnte sie sich denken, dass Aydas Entführung wahrscheinlich mit Semirs Verschwinden zu tun hatte. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte langsam den Kopf. “Hört das denn nie auf.....“ flüsterte sie.


    „Frau Krüger?“ Einer der Streifenbeamten kam ins Wohnzimmer. “Die Nachbarin von gegenüber hat einen blauen oder schwarzen VW Transporter mit der Aufschrift 'Meyers Abriss und Entkernung' beobachtet, der hier auf das Grundstück gefahren ist. Sie hat sich noch gewundert, denn das Haus ist ja neu und warum sollte da etwas abgerissen werden."


    „Hat sie sich das Kennzeichen gemerkt?“ fragte Kim hoffnungsvoll. “Leider nein! Aber es war auf jeden Fall ein Kölner Kennzeichen sagt sie.“


    „Gut. Danke! Machen sie weiter!“ befahl sie und zog ihr Handy aus der Tasche.“Susanne? Wir suchen einen blauen oder schwarzen VW Transporter mit der Aufschrift 'Meyers Abriss und Entkernung'. Das Kennzeichen haben wir leider nicht, nur dass der Wagen in Köln zugelassen ist. Gib es an alle Streifenwagen weiter. Und überprüfe bitte, ob in Köln solch eine Firma existiert. Und alle Mitarbeiter die verfügbar sind sollten sich die Aufzeichnungen der Verkehrsüberwachungskameras in Köln Mülheim in den letzten zwei Stunden ansehen und nach diesem Wagen suchen. Und versuchen sie nochmal Semirs Handy zu orten!“ ordnete sie an.


    “Mama? Wann kommt Ayda wieder?“ fragte Lilly, die die ganze Zeit still auf Roberts Arm gewesen ist. Andrea stand auf und wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht, als sie auf ihre jüngste Tochter zu ging und sie Robert abnahm. Ganz fest drückte sie das Kind an sich und flüsterte ihr ins Ohr. “Bald mein Schatz,bald.“ Sie strich ihr sanft über den Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. “Haben die Männer dir weh getan?“ fragte Andrea nun und fühlte sich schlecht, dass sie sich nicht gleich um ihre jüngste Tochter gekümmert hat und sie einfach Robert überlassen hatte. “Nein. Aber ich habe ganz doll Angst gehabt!“ erklärte die Kleine. Andrea schluckte schwer. Sie musste daran denken, was Ayda jetzt wohl durch machte. Wie viel Angst sie jetzt haben musste. “Ich weiß meine Kleine, Mama hatte auch Angst, wir finden deine Schwester und alles wird wieder gut.“ sagte sie und strich ihr über den Rücken. “Ich bin müde.“ kam plötzlich von Lilly und Andrea war erstaunt und erleichtert, dass ihre Tochter dieses Erlebnis scheinbar gut wegsteckte. “Möchtest du bei Mama im Bett schlafen?“ Die Kleine nickte heftig und Andrea trug sie jetzt nach oben ins Schlafzimmer. Frau Krügers Telefon klingelte. “Ja Susanne?.... Es gibt keine Abrissfirma mit diesem Namen im Raum Köln? Und die Ortung hat auch nichts ergeben?“ Sie seufzte. “Das wäre auch zu einfach......Andrea geht es nicht gut...nein ich brauche sie dort. Wir müssen diesen Wagen finden.Was macht die Überprüfung der Kameras? Noch nichts? Sie sollen weiter machen.“ sagte sie und legte auf.
    Frau Krüger ging zu Hartmut der gerade eine Pinzette in der Hand hielt und etwas mit einer Lupe betrachtete. “Sagen sie mir bitte, dass sie eine Spur haben!“
    „Das hier hab ich in dem Dreck, dass die Täter mit ihren Schuhen hinterlassen haben gefunden.“ sagte er. Kim sah ihn erwartungsvoll an.“Ja? Und? Was ist es?“
    „Das sind Edelstahlspäne! Und nicht nur einer. Die Erde die unter den Schuhen der Täter war ist voll davon. Und das heißt, dass sie an einem Ort waren an dem Edelstahl bearbeitet wird oder wurde. Fingerabdrücke haben wir bisher leider keine finden können.“ erklärte der Techniker. “Danke Hartmut! Wenn sie hier fertig sind, fahren sie bitte zu Semirs Haus und sichern die Spuren. Dort hat scheinbar ein Kampf stattgefunden und Herr Gerhkan ist verschwunden. “Hartmut starrte sie geschockt an. “Verschwunden? Denken sie er wurde ebenfalls entführt?“
    “Davon gehe ich aus! Herr Jäger meldet sich ebenfalls nicht! Ich denke, das hängt alles zusammen.“ erklärte sie. Jetzt fiel Hartmut die Kinnlade runter. “Sie meinen alle drei wurden entführt?“ Kim nickte.
    “Ich könnte gleich zu Semir fahren und meine Leute kommen dann nach, wenn sie hier fertig sind.“ schlug der Techniker vor. “Ja tun sie das!“ Kim nahm jetzt ihr Telefon und rief die Past an. “Susanne suchen sie bitte alle Firmen in Köln und Umgebung heraus die Edelstahl bearbeiten!“

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

    Einmal editiert, zuletzt von silli ()

  • „Onkel Ben? Bitte wach auf! Bitte!“hörte er eine Kinderstimme flüstern. Er öffnete die Augen und kniff sie gleich wieder zu, als grelles Licht seine Pupillen traf. Gleichzeitig spürte er den Schmerz. Sein Kopf dröhnte als würde jemand eine Glocke darin läuten und sein Rücken fühlte sich an, als ob ein Stepptänzer darauf geübt hätte. Was war passiert? Er versuchte sich zu erinnern. Er war in Semirs Haus und dann? Ben wusste es nicht mehr. Er öffnete jetzt langsam die Augen und seine Hand wanderte zu seinem Kopf. Warum hatte er nur solche Kopfschmerzen. Er spürte etwas Klebriges an seinen Fingern und sah das es Blut war. “Onkel Ben!“ hörte er wieder die Stimme und er drehte den Kopf. Neben ihm in einem Käfig kniete Semirs älteste Tochter und umfasste die Gitterstäbe, während sie zu ihm rüber sah. Ben richtete sich ruckartig auf und ignorierte den stechenden Schmerz in seinem Rücken. “Ayda!“ rief er geschockt und registrierte, dass er ebenfalls in einem Käfig saß. Und jetzt erinnerte er sich, wie er mit dem Hünen gekämpft hatte und er hatte ihn, doch dann wurde er niedergeschlagen und hierher gebracht, zusammen mit Ayda. Aber was zum Teufel sollte das? Warum hatte man sie hier eingesperrt?


    “Bist du verletzt? Haben sie dir weh getan?“ fragte er. “Nein. Aber sie haben Mama geschlagen und sie ist hingefallen und hat sich nicht mehr bewegt.“ weinte sie nun. Ben schluckte schwer. “Haben die Männer deine Mama und Lilly auch mitgenommen?“ fragte er nun. “Nein, nur mich...“ Ben war aufgestanden und rüttelte heftig an der Gittertür, aber das Schloss war stabil. “Hab keine Angst,wir werden hier schon rauskommen. Haben die Männer irgendetwas zu dir gesagt?" Ayda schüttelte den Kopf. Ben suchte jetzt in seinen Taschen nach etwas, womit er das Schloss knacken konnte, fand aber nichts. Er sah sich im dem Raum um, der ungefähr 10 Meter breit und 8 Meter lang war. Bis auf Käfige in verschiedenen Größen und einem Benzinkanister war der Raum leer. “Was wollen die Männer von uns? Werden sie uns weh tun?“ fragte Ayda nun und Ben fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. “Ich werde nicht zu lassen, dass sie dir weh tun Kleines!Ich werde uns hier rausholen.“ Und dann trat er mit dem Fuß heftig gegen die Käfigtür, was sein Kopf und Rücken gleich mit einem neuen stechenden Schmerz quittierte. Ben ignorierte es und trat noch ein paar mal gegen die Gittertür, doch das Schloss gab nicht nach. “Fuck!“ stieß er aus und untersuchte jetzt die Scharniere, vielleicht könnte er die Tür aushebeln. Aber es funktionierte nicht die Stifte waren zu lang, man konnte die Tür in geschlossenem Zustand nicht aushängen. Was sollte er tun? “Ayda? Hast du eine Haarklammer oder etwas ähnliches bei dir? Damit könnte ich das Schloss knacken.“ Sie suchte in ihren Haaren, schüttelte aber dann den Kopf. “Nein, hab ich nicht. Wir wollten ja schon ins Bett gehen und da hab ich meine Spangen alle abgemacht.“ erklärte sie traurig. “Schon gut. Nicht schlimm. Wir kommen hier schon raus.“ versuchte er sie zu beruhigen.In Wahrheit wusste er nicht, was er tun sollte.


    Erik ging zum Ford und holte aus dem Handschuhfach seinen Revolver. Er überprüfte die Trommel und steckte ihn in seinen Hosenbund. Dann machte er sich direkt auf den Weg zum Heizraum in dem der kleine Polizist gefesselt war. Dieser saß zusammengesunken auf seinem Stuhl und zeigte keine Reaktion als Erik die Tür öffnete und das Licht einschaltete. Er packte das Kinn des Gefesselten und hob so seinen Kopf an. Das Gesicht des Mannes war kalkweiß und Erik bemerkte jetzt das Blut auf beiden Seiten des Stuhles. “Scheiße!“ flüsterte er und sah sich die durchgescheuerten Handgelenke an. Die Schnitte gingen tief, und hatten wohl schon die Pulsadern angeritzt. Der würde hier verbluten, wenn er nicht schnell handelte. Er schlug dem Mann leicht ins Gesicht. “Hey! Aufwachen!“ Semir öffnete leicht die Augen. “Durst...“ kam leise über seine Lippen. Erik holte eine Wasserflasche aus dem Kasten und hielt sie dem Gefesselten an den Mund. Dieser trank gierig und verschluckte sich prompt. “Ihre Tochter ist hier und ihr Kollege.“
    Der Polizist riss die Augen auf und die Angst stand in seinen Augen.
    Semir hatte gehofft, dass Ben diese Kerle überwältigen würde, er hatte gehofft, dass seine Familie weit weg gefahren war, er hatte gehofft, dass er vorher verbluten würde. Dann hätte Koslowski keinen Grund mehr Ayda oder Ben zu töten, denn es ging nur um ihn. Koslowski wollte ihn leiden sehen und wenn er tot wäre dann …“
    "Ich werde ihnen helfen.“ hörte Semir plötzlich.
    Hatte er richtig gehört oder spielte sein Verstand ihm einen Streich. Er sah dem Mann ungläubig in die Augen. Dieser schien zu erraten, was in seinem Kopf vorging und wiederholte. “Ich helfe ihnen!Ich bring sie hier raus, bevor Toni zurückkommt.“ wiederholte er und zog ein Messer aus dem Stiefel. Semir lief eine Träne der Freude und Erleichterung die Wange hinab, während Erik die Handfesseln durchschnitt.“ Sieht übel aus!“sagte er und deutete auf Semirs Handgelenke an denen immer noch das Blut lief, ehe er die Beine von den Kabelbindern befreite. “Können sie laufen?“ Semir nickte und stand auf, doch seine Beine knickten wieder ein und er fiel auf die Knie. Er hatte überhaupt kein Gefühl in den Füßen. Erik wollte ihm gerade hoch helfen, als er Victors Stimme in seinem Rücken hörte.
    “Wusste ich es doch! Du Verräter! Die Pfoten hoch, aufstehen und langsam umdrehen.“ Erik der immer noch vor Semir hockte, hob die Hände und sah dem Polizisten in die Augen und dann runter zu seinem Hosenbund in dem der Revolver steckte. Semir verstand und zog, verdeckt von Eriks Körper, vorsichtig mit beiden Händen die Waffe heraus.Er hatte Mühe sie zu halten, und beinahe wäre sie ihm aus den Fingern geglitten, denn auch in seinen Händen war das Gefühl noch nicht zurückgekehrt und die Verletzungen taten ihr übriges.
    "Na Los! STEH AUF!" brüllte Victor ungeduldig. Erik atmete tief ein, stand auf und drehte sich um.
    “Toni wird nicht sehr erfreut sein,wenn er das erfährt!“grinste der kahlköpfige Mann und fuchtelte mit seiner Waffe herum. Semir der hinter Erik verborgen war, legte den Finger um den Abzug und spannte langsam den Hahn, dann ließ er sich zur Seite fallen und schoss.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Victor wurde in den Hals getroffen. Es ging so schnell, dass er nicht mal schreien konnte. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten Semir an, der den Revolver immer noch auf ihn gerichtet hielt und aus dessen Mündung ein feiner Rauchfaden aufstieg. Victor ließ die Waffe fallen und fasste sich mit beiden Händen an den Hals. Sein Blut sickerte zwischen den Fingern hervor. Er taumelte ein paar Schritte nach vorn, ehe seine Beine einfach weg knickten und er zu Boden sackte. Victor lag auf dem Rücken und röchelte, krampfhaft versuchte er immer noch das Blut mit seinen Händen aufzuhalten, doch unaufhaltsam strömte das Leben aus ihm heraus. Noch einmal bäumte er sich auf, dann erschlaffte Victors Körper und seine Hände glitten von seinem Hals.


    Ein lauter Knall ließ Pavel hochschrecken. Er hatte es sich gerade auf seiner Pritsche gemütlich gemacht und wollte ein Nickerchen halten. Was zur Hölle! Das war doch ein Schuss!, ging es ihm durch den Kopf. Er sprang auf und schnappte sich seine Waffe.


    „Scheiße!“ stieß Erik und starrte auf den Toten, dann drehte er sich zu dem Polizisten um. “Wir müssen uns beeilen! Pavel wird gleich hier sein! Kommen sie!“ Semir versuchte aufzustehen, aber er fühlte sich schwach und schwindelig. Seine Beine wollten ihn einfach nicht tragen.
    „Ich kann nicht....,gehen sie. Retten sie mein Kind und Ben!Ich bleibe hier!“ sagte er und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stuhl. Seine rechte Hand lag mit dem Revolver auf seinem Oberschenkel. Erik sah ihn einen Moment unschlüssig an. Dann nickte er, hob die Waffe von Victor auf und wollte los, als sie nicht weit entfernt die Stimme von Pavel hörten, der nach Victor rief. Erik lugte kurz aus der Tür und sah den rothaarigen Hünen den Gang lang kommen. “Fuck! Er ist schon auf dem Flur!“ flüsterte er Semir zu. Dieser hob mit zitternder Hand den Revolver und richtete ihn auf den Eingang. Erik schüttelte den Kopf, beugte sich zu dem Polizisten runter und nahm ihm die Waffe aus der Hand.
    „Hinlegen!“ zischte Erik und stellte sich hinter die Tür. Semir verstand und legte sich auf den Bauch. Dann schloss er die Augen. Keine fünf Sekunden später erschien Pavel mit vorgestreckter Waffe an der offen stehenden Tür. “Was zum Teufel....!“ stieß er aus und starrte entsetzt auf Victor der in einer riesigen Blutlache lag, nicht weit entfernt von dem Bullen, der ebenfalls auf dem Boden lag. Das Victor tot war, war eindeutig. Seine Augen standen weit offen und blickten ins Leere. Aber was war mit dem Bullen? Pavel richtete die Pistole auf den Polizisten und stieß ihn mit dem Fuß an, doch der rührte sich nicht. Jetzt beugte er sich runter, um den Puls an dessen Hals zu fühlen.
    Erik nutzte die Chance und trat leise hinter der Tür hervor. Er holte mit der Waffe aus und wollte gerade zuschlagen als Pavel sich plötzlich umdrehte. Dadurch traf Erik ihn nicht richtig und der Griff der Pistole streifte ihn nur an der Schläfe. Trotzdem reichte es um den rothaarigen Hünen für einige Sekunden benommen auf die Knie sacken zu lassen. Erik holte noch einmal aus und schlug ihm mit dem Pistolenknauf ins Genick, was Pavel vollends zusammen brechen ließ.
    „Wir müssen uns beeilen! Ich weiß nicht, wann Toni zurückkommt! Ich bringe sie hier raus und dann verschwinde ich!“ sagte er und durchsuchte Pavels Taschen. Erik fand die Schlüssel für die Käfige und steckte sie ein, dann half er Semir beim Aufstehen.
    “Überlegen sie es sich, sie könnten als Kronzeuge aussagen und bekämen eine neue Identität!“
    „Können sie mir Straffreiheit gewähren? Schließlich bin ich kein unbeschriebenes Blatt!“ erwiderte Erik, während er Semir stützte und sie den Flur entlang gingen. “ Aber sie haben niemanden ermordet, oder?“ fragte Semir nun.


    Erik antwortete nicht, sondern blieb jetzt vor einer Stahltür stehen und ließ Semir los, der sich jetzt an der Wand abstützte. Ihm war immer noch schwindelig und seine Beine fühlten sich an wie Gummi.
    "Es war keine Absicht." sagte Erik plötzlich und sah dem Polizisten in die Augen. "Ja, ich habe jemanden getötet. Aber es war..." Er schluckte schwer.
    "Was ist passiert?" fragte Semir. Erik schüttelte den Kopf und schwieg. Er entriegelte jetzt die Tür und schob sie auf.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

    Einmal editiert, zuletzt von silli ()

  • Erik betrat den Raum und ging auf den Käfig von Ayda zu, dabei holte er den Schlüssel aus der Tasche und öffnete das Schloß.
    “Lass sie in Ruhe du Schwein!“ rief Ben panisch und rüttelte an den Gitterstäben. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie noch jemand hereinkam. Er drehte sich um und sah seinen Partner. “Semir?!“ kam erstaunt von ihm.
    “Papa!“ rief Ayda. Sie sprang auf und lief an Erik vorbei, zu ihrem Vater, der in die Knie ging und sie fest an sich drückte. Seine Augen füllten sich mit Tränen der Freude. “Ayda!“ Er löste kurz die Umarmung. “Bist du verletzt? Haben sie dir weh getan?“ fragte er und ließ seinen Blick besorgt über den Körper seiner Tochter wandern. Doch Ayda schüttelte mit dem Kopf. “Gott sei Dank!“ stieß Semir aus und drückte sie wieder fest an sich, während Erik nun den Käfig von Ben aufschloss, der ihn immer noch misstrauisch beäugte. “Semir, was ist hier los?“ fragte er nun und trat zu seinem Freund. “Das erkläre ich dir später. Wir müssen hier so schnell es geht verschwinden.“ sagte er und stand auf, dabei wurde ihm wieder leicht schwindelig und Ben packte ihn am Arm. “Alles in Ordnung?“ fragte er und sah Semir besorgt an. Dieser nickte. “Ja, ich fühle mich nur ein bisschen schwach.“ Jetzt sah Ben erst die blutigen Hände von seinem Partner und er schob einen Ärmel von Semirs Jacke hoch. Nun sah er die tiefen Schnittwunden, die fast bis auf den Knochen gingen. “Fuck!“ stieß Ben aus und verzog das Gesicht. Auch Ayda sah erschrocken auf die Arme ihres Vaters. "Papa, du blutest ganz doll!"
    "Hab keine Angst, mein Engel, ist nicht so schlimm." beruhigte er sie und wollte Ayda auf den Arm nehmen, denn sie war barfuss und der Boden eiskalt, aber er schaffte es nicht. Er konnte sich nicht mal selbst auf den Beinen halten.
    "Ich trage sie!" sagte Ben und hob Ayda hoch. "Aber wir müssen das verbinden!" hängte er an.
    “Später! Wir müssen uns beeilen!“ mahnte Erik und ging zur Tür. "Am besten sie stützen ihn! Er hat viel Blut verloren, es könnte sein, das er einfach umkippt." Ben nickte.
    Semir streifte seinen Ärmel runter. “Ich schaff das schon!“ entgegnete er und folgte Erik. Doch nach fünf Metern sackte Semir in die Knie. Gott, er fühlte sich so schwach. Ben half ihm hoch und Semir legte die Hand auf die Schulter seines Freundes.
    “Haben sie die Polizei informiert?“ fragte Ben den dunkelblonden Mann. Der sah ihn entgeistert an und erwiderte knapp.“Nein! Keine Polizei! Ich bringe euch zu einem Auto und dann bin ich weg!“ Ben sah Semir fragend an und der schüttelte nur leicht mit dem Kopf.


    Sie erreichten die Halle in der die Fahrzeuge standen. “ Nehmt den Audi! Der Schlüssel steckt!“ sagte Erik und ging zum Tor.
    „Ayda, setz dich bitte auf den Rücksitz!“ befahl Semir sanft. Als sie ins Auto geklettert war, stieg Semir ein und setzte sich neben sie. Er schnallte seine Tochter an und schloss die Autotür. Ben hatte sich unterdessen hinter das Steuer geklemmt und den Motor gestartet. Er fuhr bis kurz vor das Tor, welches jetzt von Erik aufgeschoben wurde. Als plötzlich ein Ohrenbetäubender Knall in dem Gebäude widerhallte. Neben Erik schlug funkensprühend ein Projektil auf das Stahltor, prallte ab und streifte seinen Oberschenkel. Ein brennender Schmerz durchzuckte ihn. Aber er hatte keine Zeit, um sich die Wunde anzusehen, denn er sah Pavel hinten in der Halle, der jetzt mit ausgestrecktem Arm weitere Schüsse auf sie abfeuerte. Erik hielt sich mit der linken Hand die Wunde, während er mit der anderen seinen Revolver aus dem Gürtel zog und das Feuer erwiderte.



    Susanne ließ ihre flinken Finger über die Tastatur gleiten und hatte schnell gefunden, was sie suchte. Sie stand auf und ging zu Jenni, die sich gerade die Überwachungsvideos der Verkehrskameras ansah. “Sieh dir mal die Aufzeichnungen von der Kreuzung Bergstr.-Fabrikenstrasse in Chorweiler an. So ab 19.00 Uhr." Jenni schaltete auf die Kamera und spulte zurück. Dann ließ sie die Bilder etwas schneller laufen. Beide starrten konzentriert auf den Bildschirm. “Halt geh mal ein Stück zurück!“ sagte Susanne plötzlich. “Stopp!" Jenni hielt die Aufnahme an. “Bingo!“ stieß die Sekretärin aus und sah ihre Kollegin an. “Das ist er!“ Sie griff zum Telefon.



    Kim begleitete Hartmut zu seinem Wagen. “Wenn sie bei Semir sind, dann schicken sie bitte Siggi und Bernd nochmal zu Bens Adresse. Wenn sich wieder keiner meldet, sollen sie die Tür aufbrechen." Der Techniker nickte und stieg ein. Kim sah ihm nach wie er die Straße runter fuhr. Sie atmete tief durch und ging zurück ins Haus.
    “Hat Hartmut etwas gefunden?“ fragte Andrea voller Hoffnung, als sie die Treppe herunter kam. Kim wollte gerade antworten, als ihr Handy klingelte."Ja?"
    “Frau Krüger? Ich habe 10 Firmen in Köln und Umgebung gefunden, die Edelstahl verarbeiten. Aber interessant ist eine Firma in Chorweiler Fabrikenstrasse 28, die vor einem halben Jahr geschlossen wurde und seit dem zum Verkauf steht. Ich dachte mir, die käme als erstes in Frage, wenn ich jemanden kidnappen und verstecken will und wir haben deshalb die Überwachungsvideos in der Umgebung dieser Firma überprüft und tatsächlich das gesuchte Fahrzeug auf einer Aufnahme gesichtet. Um 17.50 Uhr ist das Fahrzeug aus der Fabrikenstrasse in die Bergstrasse abgebogen und um 20.40 kam es zurück. Das Kennzeichen lautet K- LS 83 “


    “Sehr gut! Verständigen sie das SEK und schicken sie sie zu der Adresse dieser Firma, wir machen uns auch auf den Weg.“ sagte Kim und legte auf. Andrea sah sie erwartungsvoll an. “Das war Susanne! Wir haben eine Spur! Das Fahrzeug wurde in Chorweiler gesichtet." sagte sie nur knapp und wendete sich dann an den langen Polizisten. “Bonrath, wir fahren sofort los!“
    „Ich komme mit!“ sagte Andrea bestimmt und ging in Richtung Tür. Kim sah von Robert zu Dieter und konnte in ihren Gesichtern auch denselben erschrockenen Ausdruck sehen, der sich sicher auch in ihrer Miene widerspiegelte. Sie folgten Andrea in den Flur, wo sie sich gerade die Jacke anzog. “Können wir?“ kam nun von ihr und drehte sich zu den Dreien um. “Andrea, du kannst nicht mitkommen. Das ist viel zu gefährlich.“ sagte Kim und Dieter nickte. “Ich muss zu meinem Kind! Denkt ihr ich könnte hier zu Hause sitzen, wenn Ayda mich braucht? Ich komme mit!“
    Kim atmete tief ein. “Das ist verboten, wir können Zivilisten nicht zu einem Polizeieinsatz mitnehmen! Außerdem...“ versuchte die Chefin es nun auf diese Weise. Andrea sah sie mit einem Blick an, der Kim verstummen ließ. “Na schön“ seufzte Frau Krüger und schüttelte leicht den Kopf. Es hatte keinen Sinn zu diskutieren und sie verloren nur Zeit, Andrea war genauso ein Dickschädel wie Semir. “Aber du bleibst im Auto!“ hängte sie an. “Robert, kümmerst du dich bitte um Lilly, falls sie aufwacht?“ bat Andrea ihren Freund. “Natürlich! Bitte sei vorsichtig! Wir brauchen dich!“ erwiderte er und drückte ihre Hand.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

    3 Mal editiert, zuletzt von silli ()

  • „Runter!“ brüllte Ben, als der erste Schuss fiel. Semir legte sich schützend über Ayda, als auch schon die Heckscheibe in tausend Scherben zersplitterte. Ayda schrie vor Angst und Ben gab Gas. Er stoppte direkt neben Erik, beugte sich rüber und öffnete die Beifahrertür. “STEIGEN SIE EIN!“ schrie er über den Lärm, der Schüsse hinweg. Aber der dunkelblonde Mann schien ihn nicht zu hören und feuerte weiter auf Pavel, bis die Trommel leer war. “Steigen sie ein! Schnell!“ wiederholte Ben und streckte Erik die Hand hin. Der warf den Revolver weg und ergriff die ihm dargebotene Hand. Ben zog den Mann ins Auto und trat das Gaspedal durch. Er quetschte sich durch den schmalen Spalt. Der Audi schrammte mit einem grässlichen metallischen Geräusch an den Seiten des halb offenen Tores entlang und verlor beide Außenspiegel. Ben blickte in den Rückspiegel und sah den großen Kerl hinter ihnen her rennen.
    „Nach rechts!“ wies Erik Ben an und der riss das Steuer herum. Das Gelände war dunkel, nur in der Ferne erhellten ein paar Straßenlaternen die Nacht. “Jetzt links und hinter der Baracke wieder rechts. Da ist die Ausfahrt!“
    Semir hatte sich wieder aufgerichtet und sah nach hinten, aber der Mann war nicht mehr zu sehen. “Ayda, bist du verletzt?“ fragte er besorgt und strich seiner Tochter die Haare aus dem Gesicht. Sie sah ihn aus angstvollen Augen an. “Ich...ich weiß...nicht. Ich glaube nicht“ brachte sie stockend hervor. Semir untersuchte sie oberflächlich, konnte aber nichts entdecken. Er atmete auf.



    „Mach mal das Tor auf!“ befahl Toni seinem Begleiter, als plötzlich sein Handy klingelte. “Ja, Pavel was gibt es?“
    “Toni, die Gefangenen sind geflohen! Erik dieser Verräter hat sie befreit! Victor ist tot!“ keuchte sein Komplize in den Hörer.
    “WAS?!“ schrie Toni so laut, dass sein Begleiter, der gerade wieder eingestiegen war, erschrocken zu ihm rüber sah. “Ich konnte sie nicht aufhalten! Sie haben den Audi genommen!“ In diesem Moment sah Toni, wie ein Wagen hinter der Baracke auftauchte und auf sie zu hielt. Er warf das Handy auf das Armaturenbrett, griff unter den Sitz und zog eine Maschinenpistole hervor. Dann sprang er aus dem Wagen und feuerte mehrere Salven auf den heranrasenden Wagen ab.


    „Scheiße! Das ist Toni!“ stieß Erik aus, als er den schwarzen Geländewagen im Licht der Straßenlaternen erkannte. Und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen als er ihn aus dem Wagen springen sah und die automatische Waffe in seinen Händen erblickte. Schon sahen sie das Mündungsfeuer und die ersten Kugeln schlugen in den Frontspoiler ein und zerstörten den rechten Scheinwerfer. Ben stieg auf die Bremse und legte den Rückwärtsgang ein. Er gab Vollgas fuhr ein paar Meter rückwärts, nahm den Gang raus,zog die Handbremse und riss das Lenkrad herum, so dass der Wagen eine 180 Grad Drehung machte. Dann gab er so stark Gas, dass die Räder durchdrehten und die Reifen quietschten. Die nächste Salve erwischte den Audi nun am Heck. Eine Kugel ließ den linken hinteren Reifen platzen. Der Wagen brach aus und Ben hatte alle Mühe das Auto unter Kontrolle zu bringen. Schlingernd erreichten sie die Baracke und bogen um die Ecke. Erik zog die Pistole von Victor aus dem Hosenbund in seinem Rücken, dabei verfluchte er sich dafür, dass er Pavels Waffe nicht auch an sich genommen hatte oder wenigstens den Kerl eingesperrt hätte. Zu Ben gewandt rief er hektisch. “Wir müssen zurück zur Halle!!“
    “Gibt es noch eine andere Ausfahrt?“ fragte Ben und gab Gas, aber durch den platten Reifen konnte der Wagen keine Geschwindigkeit aufbauen und im Rückspiegel sah er wie sich der Geländewagen rasant näherte. “Nein! Und den Stahlzaun können wir nicht durchbrechen!“ Erik drehte sich um und schoss durch die zerstörte Heckscheibe auf den Verfolger. Semir hatte sich wieder schützend über Ayda gebeugt, die leise vor sich hin wimmerte und sich die Ohren zuhielt.
    Sie hatten die Halle fast erreicht, als plötzlich etwas mit einem Ohrenbetäubenden Geräusch seitlich den Wagen rammte. Der Stoß war so heftig, dass der Audi die Bodenhaftung verlor, sich ein paar mal überschlug, ehe er auf dem Dach funkensprühend noch ein paar Meter über den Asphalt rutschte und dann zum Stillstand kam.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Toni sah, wie Pavel mit dem Transporter den Audi auf der Fahrerseite rammte und wie der Wagen durch die Wucht des Aufpralls einen Satz machte, umkippte und sich einige Male überschlug. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er stellte seinen Jeep so ab, dass die Scheinwerfer den Audi anstrahlten und stieg zusammen mit seinem Beifahrer aus. Pavel hatte seinen Transporter ebenfalls verlassen und kam nun auf Toni zu. “Wie konnten die entkommen?“ fragte Koslowski.
    “Erik hat ihnen geholfen zu entkommen! Er hat den Bullen befreit! Und sie haben Victor erschossen und mich niedergeschlagen!“


    Erik stöhnte auf, sein ganzer Körper schmerzte. Irgendwoher kam Licht und er sah über sich den Fußraum des Autos. Neben ihm erkannte er den jungen Polizisten. Sein Gesicht war blutig, aber er atmete und bewegte den Kopf in Eriks Richtung. Langsam drehte Erik sich auf den Bauch.Wo war seine Waffe? Er suchte die Umgebung mit den Augen ab und konnte durch die zerstörte Frontscheibe in etwa zwei Meter Entfernung, die Pistole von Victor auf dem Asphalt liegen sehen. Bei dem Aufprall war sie ihm sicher aus der Hand gefallen. Er musste sie erreichen. Auf Händen und Knien und unter Schmerzen kroch Erik aus dem Auto auf die Waffe zu. Er griff nach ihr, doch dann schrie er auf, als sich ein Fuß auf seine Handgelenk stellte und sich die Glassplitter, die überall verstreut waren sich in seinen Handballen bohrten. Der Druck auf sein Handgelenk wurde stärker und Erik ließ vor Schmerzen die Waffe los. Jemand nahm die Pistole auf und trat ihm hart gegen die Schulter. Er verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Rücken. Über ihm stand Toni. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt und seine Wangenmuskeln arbeiteten. “ Mieser kleiner Verräter! Dafür bezahlst du jetzt! “ sagte er mit eisiger Stimme und richtete die Waffe auf Eriks Herz. Dieser riss abwehrend die Arme hoch und seine Augen weiteten sich vor Todesangst. “Toni...warte, warte..ich...“ weiter kam er nicht, denn sein Boss drückte den Abzug durch.


    Ben registrierte als erstes die Schmerzen in seinem linken Fuss. Etwas lief in sein Auge und brannte höllisch.Ausserdem blendete sehr grelles Licht ihn und verursachten zusätzlich Schmerzen in seinen Pupillen.Er blinzelte und es dauerte ein paar Sekunden, aber dann gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit. “Semir? Ayda?“ Die Namen kamen nur als ein Flüstern über seine Lippen,denn seine Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet. Ben wollte sich gerade umdrehen, als er ein paar Meter entfernt den Mann sah der ihnen zur Flucht verholfen hatte. Er kniete auf allen Vieren auf dem Asphalt. Ein Kerl bedrohte ihn mit einer Waffe und trat ihm mit seinem Fuß gegen die Schulter, dann fiel ein Schuss. Ben zuckte schockiert zusammen. “Scheiße!“ stieß er aus, sein Herz fing an zu rasen und er versuchte aufzustehen. Doch sein Bein steckte fest. Hektisch versuchte er mit beiden Händen sein eingeklemmtes Bein zu befreien, doch vergeblich. “Fuck!Fuck!Fuck!“ Er sah durch das Fenster wie zwei Männer langsam auf den Wagen zukamen. Ben drehte sich so gut es ging um und schrie.“SEMIR!SEMIR!“


    Toni sah zufrieden, wie Eriks Körper erschlaffte und sein Kopf zur Seite fiel. Angewidert spuckte er aus. Er wandte sich an seinen rothaarigen Komplizen. “ Das hast du gut gemacht!" Er wies mit dem Kopf zu dem Audi." Ich hoffe nur, die sind noch am Leben! Wenn ja, dann hol die Bullen raus! Das Mädchen bleibt im Wagen!"


    Pavel versuchte die verbeulte Fahrertür zu öffnen, was ihm nicht gelang. Er ging in die Hocke und wollte Ben, durch die zerstörte Seitenscheibe ziehen, aber der wehrte sich heftig. “Verdammt noch mal! Jetzt reicht es!“ stieß Pavel wütend aus und schlug zu. “Was ist?“ fragte Toni. “Der wehrt sich wie ein Irrer! Ich musste ihn erst mal ruhig stellen!“ grinste er, packte Ben jetzt an den Armen, aber bekam ihn nur ein Stück aus dem Auto gezogen.“Verflucht!“ brüllte er wieder.
    “Was ist denn nun schon wieder!“ Toni beugte sich runter und sah zu wie Pavel an dem Körper des Bullen zerrte. “ Er ist eingeklemmt! Ich bekomme ihn ohne Werkzeug nicht raus!“ antwortete der rothaarige Hüne. "Oder wir sägen den Fuß ab." hängte er grinsend an. “Lass ihn! Hol den anderen raus!“

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Wie durch Watte hörte Semir seinen Namen. Was war passiert? Benommen öffnete er die Augen, aber er konnte nichts erkennen. Irgendetwas verdeckte ihm die Sicht. Er hob die Arme und versuchte sich davon zu befreien. Und dann vernahm er die Stimme von Koslowski.


    Er erinnerte sich. Das Auto!...sie hatten sich überschlagen, oh Gott was war mit Ayda und Ben? Hatte er nicht eben seine Stimme gehört? In diesem Moment nahm er auch den durchdringenden Benzingeruch wahr. “AYDA!“ schrie er und zerrte nun panisch an dem Stoff der sein Gesicht bedeckte und schaffte es endlich sich zu befreien. Der erschlaffte Seitenairbag hatte sich über seinen Kopf gelegt. Semir, der halb auf der Seite lag, drehte sich um und sah Ben. Jemand packte seinen Partner und versuchte ihn aus dem Auto zu ziehen. Aber Semir hatte nur einen Gedanken. Was war mit Ayda? Schräg über sich sah er seine Tochter. Der Gurt hielt sie im Sitz, doch sie rührte sich nicht. Er kämpfte sich auf die Knie, umfasste ihren Kopf mit beiden Händen. Gott sei Dank, sie atmete und schien auf den ersten Blick unverletzt, aber sie war nicht bei Bewusstsein. Semir wollte gerade ihren Gurt lösen, als er an den Knöcheln gepackt wurde und jemand ihn aus dem Auto ziehen wollte. “NEIN! LASST MICH LOS!“ schrie er und wehrte sich in dem er mit den Füssen nach dem Angreifer trat. Für einen Augenblick bekam er auch das rechte Bein frei. Doch dann wurde er von zwei weiteren Händen am Fuß gepackt. Semir krallte sich an irgendetwas fest. Aber die Kerle waren zu stark und er konnte sich nicht mehr halten. Er wurde bäuchlings aus dem Auto und über den Asphalt geschleift. Dann spürte er die Mündung einer Pistole an seinem Nacken. Seine Gegenwehr erstarb augenblicklich. Jetzt wurde er von zwei Männern an den Armen gepackt und hoch gezogen. “AYDA! BEN!“ Er sah sie in dem Wagen, reglos. Aber er sah noch etwas, dass sein Blut durch seine Adern schießen und sein Herz wie wild in seiner Brust hämmern ließ. Die blanke Panik nahm von ihm Besitz. Er sah das ausgelaufene Benzin, dass schon eine große Pfütze vor dem Audi gebildet hatte. “Ayda, Ben sie sind noch in dem Auto! Sie müssen sie da raus holen!“ bettelte er. Der Druck der Waffe in seinem Nacken verschwand und Koslowski trat vor ihn. “Nein! Sie bleiben, wo sie sind!“ sagte er mit eiskalter Stimme und schlug dem Polizisten mit der Faust brutal in den Magen. Semir blieb die Luft weg und seine Beine versagten ihm den Dienst. Wenn die Männer ihn nicht wie Schraubzwingen an den Armen gehalten hätten, dann wäre er zu Boden gestürzt. So fiel er nur auf die Knie. Jetzt sah er auch Erik, der regungslos ein paar Meter entfernt lag. Toni folgte seinem Blick. “Vergiss ihn! Der kann dir nicht mehr helfen! Er hat bekommen, was er verdient hat! Aber ich möchte dir den Gentleman zu deiner rechten vorstellen. Das ist Sascha, er ist...er war der beste Freund von Damien." Semir spürte wie sein rechter Arm los gelassen wurde, aber nur um kurz darauf wieder gepackt zu werden. Jetzt hielt ihn Pavel mit seinen bärenstarken Pranken fest und vor Semir trat ein junger schlanker Mann mit braunen Haaren.


    „Sascha, wollte dabei sein, wenn ich den Mörder seines besten Freundes zur Rechenschaft ziehe!“ Verzweifelte Wut stieg in Semir auf. “ICH HABE IHREN SOHN NICHT ERMORDET! ER STARB BEI EINEM AUTOUNFALL!“ schrie er. Koslowski funkelte ihn wütend an und verlor die Kontrolle. Er stiess Sascha beiseite, packte den Polizisten mit einer Hand am Kragen, riss seine Waffe hoch und presste sie an Semirs Stirn. Der Finger krümmte sich schon um den Abzug, als eine Stimme ihn innehalten ließ. “TONI! NICHT! BIST DU VERRÜCKT!ICH BIN GENAU HINTER IHM! “schrie Pavel entsetzt. Koslowski starrte seinen Komplizen ein paar Sekunden an und dann wurde sein Blick wieder klar. Er senkte die Waffe, drehte sich um und ging ein paar Schritte auf den Audi zu. “Ein Autounfall also?“ Toni steckte seine Waffe in den Gürtel und holte gespielt langsam eine Packung Zigaretten aus der Jackentasche. Er zog eine Kippe aus der Schachtel und schob sie sich zwischen die Lippen. Dann holte er sein Feuerzeug raus. Semir sah es mit blankem Entsetzen, sein Atem beschleunigte sich und eine eiskalte Faust schloss sich um seinen Magen. Toni ließ das Feuerzeug aufschnappen und drehte an dem Rädchen. Eine blaugelbe Flamme erschien und spiegelte sich teuflisch in seinen Augen wider, während er Semir direkt ansah. Dieser schluckte schwer. Die Angst ließ ihn fast ohnmächtig werden. Er zitterte am gazen Körper. Toni zündete sich die Zigarette an, ließ das Feuerzeug wieder zuschnappen und steckte es weg. Er nahm einen tiefen Zug und blies genüsslich den Rauch in Semirs Richtung, dann sah er seine Zigarette an und pustete gegen die Glut, so dass sie hellrot aufleuchtete. Mit der Schuhspitze wischte er über den mit Benzin getränkten Asphalt. “Ein Autounfall ja? Na dann passt es ja, denn dein Partner und die kleine Ayda sterben auch bei einem Autounfall und auf die gleiche Weise, wie mein Sohn!“
    “Neeeeiiiin!“ Semir bäumte sich auf und Tränen schossen ihm in die Augen. Adrenalin peitsche durch seine Adern und er schafft es sich hoch und gegen den Kerl hinter ihm zudrücken. Der verlor das Gleichgewicht und viel nach hinten. Semir bekam die Arme frei, sprang auf und stürzte auf Koslowski zu. Doch plötzlich spürte er wie etwas heiß und brennend in seinen Oberschenkel eindrang, dann erst hörte er den Schuss. Semir stürzte kurz vor Toni zu Boden, der mit der Waffe in der Hand lässig da stand, einen Zug von der Zigarette nahm und zu sah, wie der Polizist versuchte aufzustehen. Semir hatte sich schon auf die Knie hochgearbeitet, als Pavel ihm seinen Stiefel in den Rücken drückte und ihn so wieder zu Boden presste. Aber Semir gab nicht auf, er versuchte sich mit den Händen hoch zudrücken und Pavel hatte Mühe ihn am Boden zu halten. Er musste runter gehen und kniete sich jetzt mit seinem ganzen Gewicht auf Semirs Rücken. Mit seinen Pranken packte er Semirs Arme und hielt sie wie in einer Schraubzwinge. Dieser schrie vor Angst, Wut und Verzweiflung wie ein wildes Tier.
    Toni ging vor ihm in die Hocke und drückte seinen Kopf hoch. “Sie hin!“ befahl er und hielt die Kippe so, dass er sie mit dem Mittelfinger weg schnippen konnte.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

  • Okay, es gibt einen Happen zum Abendessen.


    Erik wurde von dem Schmerz in seinem Brustkorb zurück in die Realität geholt. Er stöhnte leise. Warum tat seine Brust so weh? Als hätte ihn ein Dampfhammer getroffen. Langsam kam die Erinnerung. Das Auto, die Flucht, Toni! Das letzte was er gesehen hatte, war sein Boss mit der Waffe über ihm. Erik hatte den Schuss gehört und den Schmerz gespürt, ehe es dunkel um ihn wurde. Er fasste sich mit beiden Händen in Panik an die Brust und hob leicht den Kopf um sich die Wunde anzusehen. Aber er spürte nichts Klebriges und sah auch kein Blut. Jetzt wurde sein Blick von etwas anderem abgelenkt. Er sah Toni, Pavel, den Polizisten und noch einen Kerl, den er nicht kannte in einigen Metern Entfernung. Schnell ließ er den Kopf wieder sinken und schloss die Augen. Erik versuchte so ruhig zu atmen, wie es nur ging. Hoffentlich hatten sie seine Bewegung nicht bemerkt. Warum war er nicht tot? Vorsichtig tastete er über seine Brust und fühlte das Einschussloch und etwas Hartes darunter. Sein Flachmann! Der muss die Kugel abgefangen haben. Doch was sollte er jetzt tun? Sich weiter tot stellen, bis sie weg waren? Nein, das war zu unsicher. Wenn sie nun später seine „Leiche“ noch wegschaffen wollten? Was dann? Sie würden merken, dass er nicht tot war. Vielleicht könnte er sich unbemerkt davon schleichen, wenn sie mit dem Bullen beschäftigt waren. Erik drehte leicht den Kopf um zu sehen, was vor sich ging. Er konnte hören, was Koslowski sagte und das ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren. Der wird den Wagen in Brand stecken! Erik sah deutlich die Umrisse des Kindes und des jungen Polizisten in dem Audi. Sie würden bei lebendigem Leib verbrennen! Er schloss die Augen. Oh,Gott! Aber was konnte er schon machen ohne Waffe? Es mit drei Mann aufnehmen? Nein, er würde verlieren und diesmal würde Toni in wirklich umbringen. Erik hatte Angst. Ein Schuss ließ ihn zusammenzucken und er starrte auf die Szene vor ihm.

    Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten, aufgeben oder weitermachen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!