Dunkle Tage für Semir

  • „Sag mal dieser Zeuge….der mich angeblich hat wegrennen sehen. Konnte er die Männer beschreiben? Ich meine gab es dabei jemanden an dem er sich besonders erinnert?“ fragte Semir nachdem Daniela das Zimmer verlassen hatte. Tom nickte. „Die Beschreibung passt zwar auf ungefähr 35% der Männer in NRW, aber er hat tatsächlich eine Besonderheit behalten. Es waren eisblaue Augen. In der Datenbank ist allerdings keiner von ihnen.“ antwortete Tom. Semir lehnte sich zurück. „Verdammt…Tom ich bin mir immer mehr sicher das es mit unserem Fall zu tun hat. Diese Kerle scheinen mich für eine große Bedrohung zu halten. Weißt du wie lange Dany schon tot ist?“ wollte er nun wissen. „Ja seit knapp vier Tagen waren es beim Auffinden, vielleicht sogar länger. Was weißt du denn über diese Daniela?“ wollte Tom plötzlich wissen. Semir sah ihn an. „Ich weiß nicht…sie war mit meinem Freund verheiratet gewesen und als dieser erschossen wurde hat sie mir die trauernde Witwe vorgespielt. Erst später bin ich dahinter gekommen, dass sie es auf das Geld abgesehen hatte was Thomas beiseite geschafft hatte. Sie wollte mich damals erschießen und sicher hätte sie es auch getan, wenn André nicht dazwischen gefunkt hätte. Wieso fragst du?“ stellte Semir nun die Gegenfrage. „Daniela Born wurde vor zwei Jahren entlassen und ist nun mit Max Raabe zusammen. Dieser Max Raabe ist der Inhaber des Restaurants in dem du und Andrea gegessen haben. Und er hat eisig blaue Augen. Aber einen einwandfreien Leumund. In der Vergangenheit von Frau Born, weißt du ja, hat sie mit Drogen zu tun gehabt und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie noch Kontakte zu der Szene hat. Oder neu geknüpft.“ mutmaßte Tom. Semir lächelte leicht. „Meinst du sie ist unser Gegner? Ich weiß nicht…ich meine….sicher sie war damals schon skrupellos...“kam zweifelnd von ihm, aber er konnte den Verdacht von Tom nicht wirklich zurückweisen. Tom nickte. „Ich werde mit der Chefin alles besprechen. Und nun erhol dich. Andrea ist übrigens auf einer Schulung.“ meinte Tom noch. „Ja ich weiß…sie war schon hier und hat sich quasi verabschiedet. Hey…wenn irgendwas passiert…ich meine im Fall…sagst du mir dann Bescheid. Ich denke ich werde wohl bis zum Wochenende hier liegen.“ bat Semir. Tom grinste leicht. „Nein…du bist außen vor…“ legte er fest und verließ den Raum ohne die Antwort von Semir abzuwarten. Semir lehnte sich zurück. Wieder versuchte er sich daran zu erinnern was passiert war. Angestrengt ließ er immer wieder den Abend Revue passieren. Und es kamen auch Bilder, doch sobald er versuchte sich an die Szene die er sah zu erinnern verschwand es wieder. Kopfschmerzen traten auf. Sie wurden so heftig dass ihm richtig übel wurde und er überlegte schon nach einer Schwester zu klingeln, doch dann waren sie wieder verschwunden. Er schloss die Augen und versuchte zu entspannen.


    Tom fuhr zur PAST und besprach mit Anna den Zwischenstand. „Semir kann sich also nicht an Dany erinnern?“ fragte sie. „Doch an Dany schon, aber nicht ob er sich mit ihm getroffen hat. Es ist alles schon ziemlich verworren. Ich weiß nicht…aber Ihre Schlussfolgerungen machen irgendwie Sinn. Gehen wir mal davon aus, dass diese Daniela Born etwas damit zu tun hat. Sie trifft Semir und bringt Andrea und ihn auseinander. Dann will sie mit ihm sprechen, aber er ist verständlicher Weise wütend und fährt davon. Während der Fahrt bekommt er einen Anruf von Dany und der bestellt Semir in die Innenstadt. Da er in der Nähe ist, ist es ja auch kein Problem. Semir trifft sich mit ihm und wenig später wird er gesehen, wie er vor vier Männern flieht. Dann ist Semir verschwunden. Vielleicht ist Born dahinter gekommen, das Dany ein Spitzel ist und hat ihn beseitigt. Da sie nicht wusste, was er Semir schon erzählt hat, hat sie ihn kurzerhand entführt….vielleicht musste Semir sogar zusehen wie Dany starb. Dann gelang ihm die Flucht. Einer ihrer Komplizen will ihn aufhalten und schießt. Semir wird von einer Kugel an der Schläfe gestriffen und verliert die Erinnerung…“ sinnierte Tom. Anna hörte schweigend zu. „Ich denke mal, das Semir eine Weile bewusstlos war und als er aufwacht weiß er nicht was passiert ist. Er läuft durch die Stadt und setzt sich auf die Treppe des Krankenhauses wo er von Frank gefunden wird. Daniela Born erfährt von uns, dass er wieder da ist und will natürlich erfahren, ob er eine Bedrohung für sie darstellt. Vermutlich sagt sie sich im Augenblick nein, weil er sich nicht erinnern kann, aber sobald er sich erinnert wird er eine Gefahr sein und somit wird sie sicher alles versuchen um ihn zu töten. Wir müssen höllisch auf ihn aufpassen.“ ging es bei Tom weiter. „Eine interessante Theorie, aber solange wir keine Beweise haben, können wir ihr nichts nachweisen. Sie haben doch noch andere Kontakte zur Drogenszene oder? Vielleicht kann uns jemand helfen. Jemand der Dany kannte oder auch Frau Born. Laut Akte ist sie seit zwei Jahren auf freiem Fuß und in der Zeit konnte sie sicher schon einige Kontakte knüpfen. Sie hat nicht gegen die Auflagen verstoßen und sich wie vereinbart gemeldet.“ meinte Anna nachdenklich. Tom nickte und wollte gehen doch dann blieb er stehen. „Das kann ja auch der Einfluss ihres Freundes diesen Max Raabe sein. Wenn sie sich wirklich von Semir bedroht fühlt, dann wird sie sicher versuchen etwas gegen ihn zu unternehmen. Wir müssen ihn nach der Entlassung aus dem Krankenhaus weiterhin unter Schutz stellen.“ dachte er laut nach. „Ich kümmere mich darum. Herzberger und Bonrath können die Bewachung auch später weiter machen. Außerdem werde ich ihnen zur Ablösung Atilla und Siggi zur Seite stellen. Ich denke nämlich auch, dass sie, falls sie es ist, nicht aufgeben wird, zu Semir zu stoßen. Die Besuche im Krankenhaus sind allerdings vorbei. Ich will diese Frau nicht in Semirs Nähe wissen. Nicht solange wir nicht herausgefunden haben welche Rolle sie bei dieser Sache spielt.“ legte Anna fest. Tom war mit dieser Aktion einverstanden. „Dann sollten wir Semir nur noch darauf vorbereiten, dass er für die nächste Zeit nicht allein sein wird. Zumal Andrea ja auch nicht da ist.“ stimmte er zu und verließ den Raum. Noch einmal nahm er die Akte in die Hand. Was wenn Max Raabe doch etwas damit zu tun hatte….?

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Bastian Haller sah sich verstohlen um. Er musste sicher sein, das ihn niemand verfolgte. Immer wieder drehte er sich um. „Hey Basti…“ sagte eine leise Stimme. Bastian zuckte zusammen und drehte sich steif um. „Tom…Gott hast du mich erschreckt. Ich dachte schon die haben mich…“ stöhnte er erleichtert. „Warum hast du so eine Angst und vor wem?“ wollte Tom Kranich wissen. „Da gibt es einen neuen Boss. Keiner kennt seinen Namen aber er ist verdammt brutal. Selbst der große Dealer Karl Rautenbach kuscht vor dem!“ erzählte Bastian. „Und wer dahinter steckt weiß keiner? Dany ist tot…“ sagte Tom leise. Bastian schloss die Augen. „Ich hab es mir schon gedacht….Er ist seit fünf Tagen verschwunden. Aber vorher hatte er noch mit Semir telefoniert. Ich hab es mitbekommen….er hat ihm gesteckt dass nächsten Freitag ein Deal stattfindet. Ein großer Deal. Der Big Boss ist dabei!“ stieß Bastian aus. Tom Kranich sah ihn an. „Du weißt wo?“ wollte er wissen. Bastian schüttelte den Kopf. „Warum fragst du nicht Semir? Der weiß doch alles…“ schlug der Junkie nun vor. „Da gibt es nur ein Problem. Seit dem Abend wo er mit Dany gesprochen hat war er vier Tage verschwunden und als er wieder auftaucht weiß er nicht was passiert war. Er weiß weder wo er war, noch wie lange er dort war.“ erklärte Tom. „Verdammt….dann ist er zur gleichen Zeit verschwunden. Das muss ja jemand gewesen sein, der was mitbekommen hat. Ich meine, der weiß dass die Beiden telefoniert haben und dann muss der noch in diesen Drogengeschäften mitmischen…“ meinte Bastian nachdenklich. Tom lächelte leicht. „Du hast ja doch noch etwas von der Polizeischule behalten.“ lobte er den Mann. Dieser nickte. „Ja, leider habe ich den Sprung nicht geschafft. So spielt das Leben...“ gab er von sich. „Man kann dir immer noch helfen…“ versuchte Tom. Bastian stöhnte leise auf. „Tom…das hat bei mir keinen Sinn mehr. Das Zeug hat mich bereits kaputt gemacht. Ich war nie Bulle und werde es nie sein. Mein Körper ist völlig mit Wunden übersät. Meth macht mich kaputt…du kannst es überall nachlesen. Es sind nicht nur Geschichten…es ist wirklich so. Du bekommst Wunden, du kratzt….und dann …aber lassen wir das Thema. Kann ich noch was für dich tun?“ lächelte Bastian. „Ja, halt die Ohren auf und sag mir wenn du etwas hörst. Es ist wirklich wichtig.“ bat Tom. Er drückte Bastian etwas Geld in die Hand und verschwand dann. Bastian war damals auf der Polizeischule ein recht aufstrebsamer Mann, der für die Gerechtigkeit kämpfen wollte, doch das Leben meinte es anders mit ihm. Als sie einmal zu viert unterwegs waren unterschätzte Bastian die Geschwindigkeit eines Autos und zog seine damalige Freundin mit auf die Straße. Das Auto überfuhr die junge Frau während Bastian zur Seite springen konnte. Tom hatte zwar versucht seinen Freund zu unterstützen, doch die Familie der jungen Frau machte ihm die Hölle heiß. Und irgendwann rutschte Bastian in die Drogenwelt ab. Erst Alkohol….dann härtere Drogen um die Schuld zu vergessen. Nun war Bastian seit vier Jahren ein guter Informant zwischen der Drogenszene und der Polizei.


    Andrea wählte Semir an, als sie endlich den ersten Tag der Schulung hinter sich hatte. „Hallo Semir…..ich wollte nur mal wissen wie es dir geht…“ erklärte sie den Grund ihres Anrufes als Semir sich meldete. „Nun ja…ich erhole mich. Bin immer noch unter Polizeischutz und wenn ich Glück hab werde ich morgen entlassen. Also aus dem Krankenhaus. Mir geht es wirklich gut…“ erklärte er. „Das freut mich. Semir, wenn ich wieder zurück bin, dann könnten wir ja noch einmal essen gehen und vielleicht gibt es für uns wirklich noch eine Chance. Aber wir essen dann entweder bei dir oder bei mir. So können wir nicht gestört werden.“ lachte Andrea. „Einverstanden und vielleicht habe ich bis dahin ja auch meine Erinnerungen wieder.“ stimmte Semir zu. „Was ist denn mit dieser Daniela?“ wollte Andrea wissen. Den Namen presste sie eher heraus. „Was soll mit ihr sein? Sie ist eine Bekannte mehr nicht. Sie wird dir nie das Wasser reichen können, Andrea. Du bist die Frau die ich haben will sonst keine…“ erklärte er leise. „Pass auf dich auf. Ich traue dieser Frau nicht. Sie führt etwas im Schilde.“ warnte sie ihn. „Dann bist du schon der zweite, der ihr misstraut. Ich kann sie nicht wirklich einschätzen …irgendwie habe ich mein Urteilsvermögen verloren. Ich weiß nicht wie ich ihr begegnen soll.“ gab Semir zu. „Wenn du ganz normal bleibst, dann wirst du es merken. Sieh dir die Reaktionen von ihr an. Sie will dir schaden. Wegen Damals….Du bist in Gefahr wenn du dich mit ihr einlässt.“ erklärte Andrea weiter. Semir hörte deutlich die Sorge heraus und wie auf Befehl kam ihm ein Bild in den Kopf. Er sah Daniela vor sich, höhnisch lachend und sie sagte etwas zu ihm, aber er hörte nicht was. „Semir!! Bist du noch da?“ hörte er wieder Andrea fragen. „Ja…ja….entschuldige…ich hatte eben nur wieder etwas gesehen…aber….ich verstehe den Zusammenhang noch nicht so genau.“ antwortete er. „Was war das denn?“ wollte Andrea wissen. „Ich habe Daniela gesehen. Sie hat höhnisch gelacht und etwas gesagt, aber ich habe es nicht verstanden….Andrea ich drehe durch. Ständig sehe ich Bilder aber ich weiß nicht wie sie zusammenhängen.“ stöhnte er leise. „Quäl dich nicht Schatz… Es wird ganz von allein wiederkommen. Versprich mir, dass du ihr gegenüber vorsichtig bist. Ich habe Angst um dich.“ bat Andrea erneut. „Das werde ich…ich liebe dich Andrea…“ hauchte er ins Telefon. „Ich weiß…ich liebe dich auch.“ gab sie zurück. Das Gespräch wurde nachdem sie sich intensiv verabschiedet hatten beendet. Andrea legte nachdenklich das Handy weg. Das Bild was Semir gesehen hatte konnte ja auch bedeuten, das - und davon war sie überzeugt- Daniela mit Semirs Verschwinden zu tun hatte. Vielleicht erinnerte er sich an etwas, doch sein Gehirn blockte es noch ab. Vielleicht geschah etwas sehr schlimmes und Semir musste es mit ansehen Sie stöhnte leise auf. Es nutzte nicht wenn sie sich Gedanken darüber machte. Solange er sich nicht erinnern konnte, war nichts zu machen.

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  • Tom saß in seinem Büro und las den Bericht der Autopsie von Dany. Er war eindeutig an der Überdosis gestorben, soviel war klar, aber der Pathologe hatte außerdem herausgefunden, dass der junge Mann mehrere Tage gefesselt gewesen sein musste. Genau wie Semir. Vielleicht war er mit Semir zusammen und dann musste Semir dem jungen Mann beim Sterben zusehen. Das wäre zumindest eine Erklärung wie der Gedächtnisverlust zustande gekommen war. Wie sagte der Arzt noch….er habe eine Dissoziation. Ein Psychotrauma. Ausgelöst durch einen Schockzustand und das konnte so ziemlich alles sein. Es klopfte an der Bürotür und Tom sah auf. Anna Engelhardt, die Dienststellenleiterin sah ihn an. „Und?“ fragte sie nur. „Tja…Dany unser Informant ist tatsächlich durch eine Überdosis verstorben und er war gefesselt. Außerdem hatte sein Körper etliche Hämatome und er hatte drei gebrochene Rippen. Also egal wo er starb, er hatte es nicht leicht. Der Pathologe sagt allerdings auch, dass der Tod innerhalb weniger Minuten eintrat und Dany nichts mehr davon mitbekommen hat. Chefin…ich glaube Semir hat es mit angesehen und das hat bei ihm den Gedächtnisverlust verursacht…“ mutmaßte Tom. „Ja oder aber der Streifschuss an der Schläfe. Das ist auch gut möglich. Tom, Sie wissen doch selbst dass man als Junkie nicht gerade mit offenen Armen empfangen wird. Vielleicht war Dany gar nicht bei Semir, sondern wollte einen kalten Entzug machen. Da werden die Patienten dann auch angebunden, damit sie sich nicht selbst verletzen. Und es ist auch möglich, dass er sich befreien konnte und sich dann eine Überdosis gespritzt hat. Im Wahn seines Entzugs hat er sich überschätzt oder….“ setzte sie dagegen. Tom lächelte leicht. „Glauben Sie das wirklich?“ hakte er nach. Anna schüttelte den Kopf. „Nein, aber das würde die Staatsanwaltschaft vermutlich vorgeben. Die sind nämlich nicht daran interessiert den Tod eines Süchtigen aufzuklären.“ sagte sie. „Ja, die gute Staatsanwaltschaft. Laut Gesetz gibt es zwar keine Unterschiede und vor dem Gesetz sind alle gleich….wird von ihr immer so interpretiert wie sie es brauchen. Nun gut… im Augenblick können wir nichts tun. Mein Informant aus der Drogenszene wird mich informieren sobald er etwas weiß. Was er mir auf jeden Fall sagen konnte war, dass es Bewegung in der Szene gibt. Es soll einen neuen Boss geben, der sehr harte Grenzen aufzeigt. Den Namen wusste er allerdings nicht aber er hält seine Augen und Ohren offen.“ berichtete Tom. „Gut, dann müssen wir abwarten. Wie geht es Semir?“ fragte Anna nun nach. „Er wird morgen aus dem Krankenhaus entlassen und dann in eine Schutzwohnung gebracht. Hotte und Bonrath werden die Überwachung im Wechsel mit Atilla und Siggi übernehmen, genau wie wir es schon vorher besprochen haben.“ kam von Tom. „Was sagt Semir dazu?“ hakte Anna nach. „Er wird es akzeptieren. Ihm bleibt nichts anders übrig. Ich werde es ihm morgen erklären, wenn ich ihn abhole.“ lächelte Tom. „Dann fahren Sie jetzt nach Hause…“ befahl Anna freundlich und Tom nickte. Nur wenig später war er verschwunden.


    Daniela schmiegte sich an Max. „Was macht dir denn Sorgen, meine Süße?“ wollte der Gastronom von seiner Freundin wissen. „Ich war heute bei Semir…aber er hat mich nur angebrüllt. Ich habe ihm den Abend versaut. Als ich erfahren habe, dass er hier bei dir isst da wollte ich mich einfach nur mit ihm unterhalten. Ich wollte ihm sagen, dass ich damals einen Fehler gemacht habe, aber…er wollte es nicht hören. Ich hätte ihn nicht ansprechen sollen. Ich hätte alles vergessen sollen!“ stieß sie aus. Max drückte ihren Kopf so hoch, dass sie ihn ansehen musste. „Süße, mach dir keinen Kopf. Wenn er sich erinnert, dann wird er sicher auch bestätigen können, dass du nichts mit seinem Zustand zu tun hast. Du musst nur vertrauen.“ tröstete er sie. Daniela sah ihn an. „Aber wenn die, die ihn entführt und festgehalten haben, ihn bekommen, dann….sie werden ihn töten und dann werde ich wieder ins Gefängnis gehen! Ich will nicht mehr ins Gefängnis! Ich habe Angst…“ Daniela fing an zu weinen. Max nahm sie in den Arm und drückte sie fest. „Nur keine Sorge…soweit lasse ich es nicht kommen. Das verspreche ich dir.“ sagte er entschlossen. Sein Handy vibrierte. Er hatte eine SMS bekommen. „Hey, Darling…ich muss noch mal weg. Am besten legst du dich in die Badewanne und entspannst dich. Keine bösen Gedanken mehr an den Bullen. Er wird irgendwann wissen was passiert ist. Und dann wird er bestätigen, dass du nichts damit zu tun hast.“ versprach Max erneut. Daniela sah ihn an. „Womit habe ich dich verdient? Weißt du am Anfang dachte ich wirklich, dass du vielleicht mit dem Verschwinden zu tun hattest. Ich meine du hast mich über ihn ausgefragt. Warum eigentlich?“ hakte Daniela nach. Max sah sie an. „Weil ich gemerkt habe, dass du aufgewühlt warst, als du den Namen gelesen hast und noch schlimmer als du ihn gesehen hast. Du bist meine Frau. Und jeder der dir weh getan hat, bekommt die Quittung.“ lächelte er. Sie küsste ihn. „Du bist mein Held.“ schwor sie und erhob sich. „Ich werde mich wirklich in die Wanne legen. Beeile dich mit dem Wiederkommen okay?“ bat sie ihn. „Ja natürlich. Ich will ja heute Abend noch Spaß mit meiner bezaubernden Daniela haben.“ lachte er und verschwand nur wenig darauf. Als er raus war ging sie ins Badezimmer und ließ die Wanne volllaufen. Nur wenige Minuten später lag sie in dem wohlig warmen Wasser und entspannte sich. Wieder gingen ihr die Gedanken durch den Kopf. Ihr kam es doch sehr merkwürdig vor das Max so viel über Semir wissen wollte.

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  • Karl Rautenbach sah sich aufmerksam um. Hier im Café schien niemand zu sein, der sich auffällig benahm. Nicht weit von der Tür entfernt entdeckte er dann die Person mit der er verabredet war. „Boss! Ich….ich habe Neuigkeiten!“ stieß er aus und setzte sich. „Ich höre!“ gab sein Gegenüber von sich. „Dieser Bulle liegt im Krankenhaus. Er hat den Sturz überlebt…Er hat sein Gedächtnis verloren und ist keine Gefahr für uns!“ stieß Karl aus. „Ach ja? Diese Neuigkeit weiß ich bereits! Er wird sich aber wieder erinnern und dann ist er ein Problem. Du und deine Männer werden sich darum kümmern! Er wird für mich eine Garantie sein, dass die Bullen in einer Woche nicht eingreifen. Bis dahin muss ich ihn in meiner Gewalt haben. Danach werden wir ihn beseitigen. Niemand wird ihm eine Träne nachweinen.“ grinste der Mann. „Wie soll ich denn an ihn rankommen? Er steht unter Polizeischutz! Seine Kollegen bewachen ihn bei jedem Schritt!“ stieß Karl aus. Der Boss sah ihn an. „Das wird sich ändern. Ich weiß dass er sehr wissbegierig ist und er wird sicher versuchen heraus zu finden was passiert ist. Sobald ich mehr weiß werde ich euch anrufen und dann erwarte ich, dass ihr parat steht. Ein zweites Mal wird das Versagen nicht geduldet. Ihr wisst doch was ich damit meine oder? Sollte ihm noch mal die Flucht gelingen, dann werden Köpfe rollen. Angekommen?“ wollte der Boss wissen. „Ja Boss….verstanden…“ nickte Karl unterwürfig und verschwand nur wenig später. Er nahm sein Handy und rief Moritz an. „Okay, wir bekommen eine zweite Chance von dem Boss. Er sagt uns Bescheid.“ Gab er durch. „Und woher will er wissen was der Bulle macht? Kann der Boss Hellsehen?“ hakte Moritz nach. „Mo….wenn der Boss sagt, dass er uns Bescheid gibt, dann wird er sicher einen Weg finden. Du vergisst dass er Kontakte in allen Bereichen hat.“ fauchte Karl wütend. „Der Deal ist doch am Freitag…das sind noch sechs Tage!“ mahnte Moritz. „Das weiß ich auch.“ gab Karl zurück und beendete das Gespräch. Karl sah sich um. Er musste schon mal das Versteck vorbereiten. Diesmal würde der Kerl sicher nicht entkommen. Diesmal nicht. Dafür würde er selbst sorgen. Er stieg in seinen alten Mercedes und fuhr zur Hütte. Sie stand nicht weit vom Fühlinger See einsam im Wald. Hier kamen nur selten Menschen vorbei und das Beste, sie bestand aus vier Räumen. Eine richtige kleine Villa in der man sich richtig wohlfühlen konnte. Der eine Raum hatte keine Fenster und war nur spärlich möbliert. Hier würde sich der Bulle sicher wohlfühlen….und er hatte sich auch schon überlegt, wie er eine neue Flucht verhindern konnte. Mit dem Plan, den er sich zu Recht gelegt hatte war er sehr zufrieden.


    Der Morgen kam. Semir durfte endlich nach Hause, so dachte er jedenfalls und packte seine Sachen. Dabei bewegte er sich vorsichtig, denn die Schulter und die Rippen taten ihm bei jeder Bewegung weh. Tom kam rein. „Okay, bereit für die Schutzwohnung?“ wollte Tom wissen. „Was soll das denn heißen? Ich will nach Hause!“ maulte Semir. „Du wirst in eine Schutzwohnung gebracht. Wir wissen nicht was mit dir passiert ist und wo du warst. Wir kennen deinen Gegner nicht und damit die nicht auf die Idee kommen dich aus deiner Bude zu holen, wirst du in die Schutzwohnung gebracht.“ Legte Tom fest. „Das ist doch übertrieben! Ich will nach Hause!“ forderte Semir laut. „Semir…versteh es doch einfach. Du bist vielleicht immer noch in Gefahr. Dany wurde schwer misshandelt bevor er die Überdosis bekam. Er hat mehrere gebrochene Rippen, Hämatome und er ist bereits tot. Wir vermuten, dass du es mitbekommen hast, vielleicht sogar ansehen müssen. Daher könnte der Gedächtnisverlust entstanden sein.“ erklärte Tom. Semir nickte nachdenklich. Diesmal kam kein Bild, keine Sequenz…nichts. „Okay….darf ich denn mitarbeiten? Ich meine ich wäre dann ja bei dir unter Schutz.“ schlug er vor. „Nein…solange wir den Gegner nicht kennen, wirst du die Schutzwohnung nicht verlassen!“ legte Tom fest. „Was ist mit dem Drogenhandel? Ich meine ich weiß noch, dass wir so einen Fall behandelt haben. Gemeinsam mit der Drogenfahndung.“ fragte Semir weiter. „Ja, da findet nachher noch eine Versammlung statt. Wir wollen den Dealern eine Falle stellen.“ nickte Tom. „Und ich darf nicht mitmachen….ich bin doch soweit wieder fit. Die Rippen heilen auch im Dienst…“ maulte Semir weiter. „Du wirst in die Wohnung gebracht!“ kann entschlossen von Tom. „Wer übernimmt denn meinen Schutz?“ hakte Semir nach. „Hotte, Dieter, Atilla und Siggi sind für dich abgestellt.“ zählte Tom auf. Semir nahm seinen Koffer und zuckte zusammen. Seine gebrochenen Rippen waren noch etwas lädiert. „Lass nur, ich nehme den Koffer.“ bot Tom sich an. Die Fahrt ging nur wenig später mit Dieter und Hotte im Schlepptau los und dauerte knappe zehn Minuten. „Okay…die Beiden bringen dich nach oben. Du wirst keine Besuche empfangen, keine Telefonate entgegennehmen und die Wohnung nicht allein verlassen, haben wir uns verstanden?“ wollte Tom wissen als Semir ausstieg. „Und wenn Andrea anruft?“ wollte Semir wissen. „Andrea bekommt von mir später eine Handynummer unter die sie dich erreichen kann. Das hier ist das Gerät. Du wirst nur mit diesem Handy telefonieren! Es wird überwacht und damit entgeht uns nichts.“ befahl Tom. „Ja Papa…“ grinste Semir. „Dein Handy!“ forderte Tom ihn auf. „Das habe ich nicht…ich weiß nicht wo es ist.“ gab Semir zu. Nachdem Semir in der Wohnung war fuhr Tom zur PAST. Die Schutzwohnung lag im sechsten Stock und hatte einen recht schönen Ausblick auf einen großangelegten Park. „So…ich stellte deine Sachen ins Schlafzimmer. Wir können ja später eine Partie Rommé oder Skat spielen!“ schlug Hotte vor. „Ja sicher…oder auch fernsehen. Sorry Hotte aber Kartenspielen ist nichts für mich. Ich werde mich auf die Couch legen und fernsehen.“ lehnte Semir ab. „Gut, aber Dieter und ich können dir doch Gesellschaft leisten.“ versuchte der alte Polizist. Semir nickte. „Ja sicher könnt ihr das…ist nur gut möglich, dass ich einschlafe. Aber ihr könnt euch ja eine Beschäftigung aussuchen.“ stimmte er zu. „Das wird leider nichts. Die Chefin hat eben angerufen. Wir müssen auch in die PAST. Atilla und Siggi halten unten Wache.“ mischte sich Dieter ein, der nun ebenfalls die Wohnung betrat.

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  • In der PAST gab es eine halbe Stunde nach Toms Eintreffen die angekündigte Besprechung mit den Kollegen der Drogenfahndung. Zu diesem Zweck kamen Michael Hubschmidt und Klaus Brandenburg ins Büro der Autobahnpolizei um alle Details zu besprechen. Erstaunt stellte Tom fest, dass Hotte und Dieter ebenfalls anwesend waren. „Ist Semir allein in der Schutzwohnung?“ wollte Tom wissen. „In der Wohnung ja, aber vor der Tür stehen Atilla und Siggi und halten die Wohnung im Blick.“ gab Dieter von sich und setzte sich im Besprechungsraum auf seinen Stuhl. „Dann hoffe ich mal dass er in der Wohnung bleibt.“ nickte Tom zufrieden. „So meine Damen und Herren, wir haben soweit alles ausgearbeitet. Natürlich sind Vorschläge zur Verbesserung immer erwünscht. Sind alle anwesend?“ wollte Hubschmidt wissen. Tom nickte. „ich habe von Frau Engelhardt bereits die Info bekommen, dass Herr Gerkan nicht an dem Einsatz teilnehmen wird. Sie und mein Kollege Frank Baumann werden hier an der Ausfahrt Position beziehen und zuschlagen wenn jemand vom Ort verschwinden will. Sollten wir ihn nicht stellen, ist es Ihre Aufgabe die Person zum Aufgeben zu zwingen. Herzberger und Bonrath werden das andere Ende dicht machen und dafür sorgen, dass kein Unbeteiligter den Deal auf dem Rastplatz stört. Meine Kollegen und ich sind mit dem SEK im Einsatz und verteilen uns auf dem Parkplatz als Trucker oder auch als harmlose Reisende die ihre Pause machen. Es gibt keine Zugriffe ohne unsere Zustimmung!“ erklärte der Drogenfahnder. „Wann wird der Deal genau starten?“ hakte Tom nach. „In genau elf Tagen, laut unserem Informanten. Weitere Details wollte er uns noch mitteilen, aber wir werden auf jeden Fall zuschlagen.“ lächelte Michael Hubschmidt und Klaus Brandenburg nickte nur. „Ist es denn sicher, dass sich der Ort nicht noch verändert?“ wollte Hotte wissen. „Natürlich. Dieser Rastplatz ist der einzige der den Dealern genügend Möglichkeiten gibt abzuhauen. Dicht an der holländischen Grenze und damit optimal. Nur keine Sorge. Sie sollen uns lediglich Hilfestellung geben. Alles Weitere überlassen Sie am besten uns. Wir haben da doch die nötige Erfahrung.“ kam leicht überheblich von Brandenburg. Tom wollte zu einer Bemerkung ansetzen und sah zu Anna, die nur den Kopf schüttelte. „Gut, dann werden wir uns bis nächste Woche also ruhig verhalten? Welche Informationen hat Ihr Informant denn freigegeben?“ fragte er weiter. „Die Informationen belaufen sich auf den Ort des Deals und der Menge. Wir wissen nicht mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben werden, aber das werden wir dann vor Ort sehen.“ gab Hubschmidt von sich. Tom nickte grinsend. „Hört sich nach einen gut durchdachten Plan an.“ meinte er leicht ironisch.


    Andrea setzte sich in den Seminarraum auf einen Stuhl der direkt gegenüber dem Beamer stand. So konnte sie alles sehen auch wenn sie gar keine Lust hatte auch nur irgendwas zu lernen. Gestern war es lediglich ein Vorstellen der Teilnehmer und des Dozenten und die Themen die durchgenommen werden sollte. Nach und nach kamen die anderen Teilnehmer in den Raum. Einige hatten sich mit Kaffee eingedeckt und setzten sich. „Guten Morgen meine Damen und Herren!“ trat nun auch der Dozent ein. Andrea murmelte einen leisen Gruß und holte ihren Schreibblock hervor. „Qualität im Polizeidienst! Sicher haben Sie sich schon alle gefragt, was das bringen soll, aber ich sage Ihnen, es ist wichtig! Gerade in der Polizeiarbeit wird Qualität von jedem verlangt. Von dem ermittelnden Beamten, der die Wichtigkeit und vor allem die Effizienz seines Handelns. Er muss systematisch vorgehen und er muss die Zahlen analysieren, die Daten und die Fakten. Erst dann kann sein Handeln auch nützlich sein.“ fing der Dozent an. Andrea hörte schweigend zu. „Ich weiß natürlich dass nicht alle von Ihnen Polizisten sind. Sie sind in der Verwaltung tätig. Entweder als Sekretärin auf einem der Reviere oder aber ganz oben in der Regierung. Dennoch ist Qualität ein Thema. Natürlich können die Polizeibeamten dies nicht allein bewältigen. Dazu benötigen sie nämlich Richtlinien und die werden von Ihnen erstellt. Ja, Sie haben richtig gehört! Ihre Aufgabe ist es, den Polizeibeamten die Schritte einzuteilen. Wann hat er zuzugreifen, welche Aufgaben hat er vorher zu beachten? Alles muss hinterfragt werden, damit die Polizeiarbeit wirklich zum Schutz der Bürger aufgestellt wird.“ ging es vorn weiter. Andrea lachte leise auf, wenn sie daran dachte was Semir und Tom wohl von der Sache hielt, bevor sie wieder Fahrzeuge zerstörten, Formulare ausfüllen müssten. Sie meldete sich. „Ja Frau Schäfer?“ fragte sie der Dozent. „Wie stellen Sie sich das vor? Ich meine die Beamten müssen manchmal sehr intuitiv handeln. Weil Leben in Gefahr sind oder sie selbst in Gefahr schweben. Sollen die Polizisten dann erst ein Formular ausfüllen bevor sie schießen?“ fragte sie. Ein lautes Gelächter der anderen Teilnehmer entstand.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Der Abend schritt voran und während sich die Kollegen im Revier mit dem Einsatz vertraut machen, las Semir die Zeitung des Tages und sah zwischendurch fern. Irgendwie genoss er das Nichtstun und erholte sich so immer mehr von seinen Blessuren. Er versuchte sich zu erinnern, doch noch immer gelang es ihm nicht. Die Tage fehlten einfach. Die Bilder die er zwischendurch sah konnten ihm keinen Aufschluss geben, was passiert war aber er spürte dass es nicht lange dauern wird bis die Erinnerung sich einstellte. Er sah aus dem Fenster. Langsam ging die Sonne unter. Es sah wunderbar aus und so stand er auf und überlegte einen Spaziergang zu machen. Es war doch auch in den letzten Tagen nichts passiert was darauf deutete, dass er in Gefahr war. Außerdem konnte er ja Atilla oder Siggi zum Schutz mitnehmen. Er musste ja auch nicht ganz Köln durchlaufen. Nur mal kurz in den Park um die Ecke. Ja…das war die Idee…eine sehr gute Idee. Semir zog sich eine Jeans an und verließ die Wohnung. Die Schlüssel steckte er in die Tasche. „Hey Semir! Hältst du das für eine gute Idee?“ wollte Atilla wissen der ihn sah, als er aus der Tür kam. „Ich will mir nur ein wenig die Beine vertreten. Du kannst mich ja begleiten während Siggi die Wohnung weiter beobachtet.“ schlug der türkische Hauptkommissar vor. Atilla sah Siggi an und dieser nickte. „Also gut…aber nicht zu weit. Eine halbe Stunde hin und eine halbe zurück. Danach bist du wieder oben!“ forderte Siggi ihn auf .Semir grinste ihn an. „Ja wohl!“ versprach er und ging los. Atilla lief hinterher. Sie gingen durch den Park. „Herrlich…endlich mal wieder etwas raus…. Die Natur genießen…“ strahlte Semir. „Du tust gerade so, als wärst du eingesperrt.“ knurrte Atilla. „Nun ja, ist ja auch irgendwie so oder?“ grinste Semir. „Wenn du das so siehst ja….lass uns einfach noch bis zur Ecke und dann gehen wir wieder zurück.“ bat Atilla. Semir sah ihn an. „Hast du Angst, dass man mich entführen könnte?“ wollte er wissen. „Man weiß nie…“ grinste Atilla. Tatsächlich gingen sie nur zwanzig Minuten später wieder zur Schutzwohnung. „Danke für deine Begleitung…“ verabschiedete Semir sich und ging wieder ins Haus in dem die Schutzwohnung lag. Er öffnete die Tür und betrat sein derzeitiges Reich. Es klingelte und Semir sah sich verwundert um. Es war nicht das Handy welches er von Tom bekommen hatte. Er ging dem Klingeln nach und fand in seiner Jacke ein fremdes Handy. Er erkannte es nicht. So ein altes Gerät wäre ihm aufgefallen. Woher kam es? Doch dann erinnerte er sich. Es lag in seinem Krankenzimmer auf dem Tischchen und er hatte es eingesteckt. Auf dem Display stand „anonymer Anrufer“. Toms Worte fielen ihm ein. „Du wirst nur an dieses Handy gehen…“ sagte sein Partner. Sollte er es ignorieren? Was wenn es wichtig war? „Ja?“. meldete er sich nach ein paar Minuten. „Semir? Daniela hier…hör zu, ich glaube ich kann dir helfen dich zu erinnern. Das Handy hab ich dir auf den Tisch gelegt. 1. Weil ich wusste das du es einstecken würdest und 2. weil ich unbedingt mit dir sprechen muss. Aber dazu müsstest du zu mir kommen. Meinst du das klappt?“ wollte seine ehemalige Freundin wissen. „Ich weiß nicht…ich stehe ja unter Schutz. Wo sollte ich denn hinkommen? Ich könnte die Kollegen mitbringen.“ bot er an. „Nein, nein…ich muss dich allein sehen. Bitte….es ist für dich doch auch wichtig dich zu erinnern.“ bettelte Daniela. Semir dachte kurz nach. Sie hatte Recht. Sie war mit ihm am letzten Abend vor seinem Verschwinden zusammen und wenn sie wusste, was passiert war, dann konnte sie ihm wirklich helfen. Doch auch die Warnung von Andrea fiel ihm ein. So dachte er kurz nach. „Du hast doch im Krankenhaus gesagt, dass du nichts weißt. Warum jetzt?“ wollte er wissen. „Das kann ich dir nicht am Telefon erklären. Bitte…komm…“ bat sie erneut. „Also gut…ich komme….wann?“ hakte er nach. „Sagen wir um Mitternacht. Du wirst sicher einen Weg finden, deine Kollegen abzuhängen oder?“ hörte er sie lachen. „Ja sicher…mach dir da mal keine Sorgen. Wohin soll ich kommen?“ fragte er nun weiter. „Zum Rhein, auf den Güterbahnhof. Ich werde auf dich warten.“ bot sie an. „Alles klar…ich komme um Mitternacht hin.“ versprach Semir und beendete das Gespräch.


    Atilla und Siggi sahen wie gegen Mitternacht das Licht im Wohnzimmer von Semirs Schutzwohnung erlosch und im Schlafzimmer anging. Dann wurde es dort auch wieder ausgeschaltet. „Tja, der Junge kann schlafen gehen, während wir uns die Nacht um die Ohren schlagen müssen.“ knurrte Atilla. Siggi sah auf die Uhr. „Nicht mehr lange, dann sind Hotte und Dieter wieder hier.“ beruhigte er seinen Partner. Tatsächlich kamen Dieter und Hotte gegen halb eins an und lösten sie ab. „Okay, dann schönen Feierabend Jungs. Wir übernehmen wieder. Ist irgendwas vorgefallen?“ hakte Hotte nach. „Semir hat mit Atilla einen Spaziergang gemacht. Jetzt schläft er wohl.“ nickte Siggi. „Wieso spazieren!? Er soll in der Wohnung bleiben! Wir wissen doch gar nicht in welcher Gefahr er schwebt!“ empörte sich Dieter. „Nur keine Sorge. Wir waren doch bei ihm. Und jetzt liegt der gute Junge im Bett.“ lachte Atilla. „Nun gut…wir fahren rauf!“ legte Hotte fest. Die beiden Polizisten verschwanden im Haus und Siggi fuhr mit Atilla davon. Leise zog Hotte den Schlüssel hervor und schloss die Tür auf. „Dann wollen wir uns mal leise hineinschleichen…nicht das Semir noch wach wird.“ grinste Dieter. „Erst sehen wir nach ihm.“ schlug Hotte vor und schlich sich auf Socken durch das Wohnzimmer in das Zimmer wo Semir schlafen sollte. Erstaunt stellte er fest, dass Semir nicht im Bett lag. „Er ist gar nicht da!“ stieß Hotte aus. „WAS?“ kam entsetzt von Dieter, der sofort ins Zimmer kam. Das Bett war unberührt. „Verdammt…wo kann er nur sein?“ Sie durchsuchten die ganze Wohnung, doch von Semir keine Spur. „Verdammt, das kann doch nicht sein!“ knurrte er auch. „Es ist aber so! Warte ich rufe Siggi an.“ legte Hotte fest und wählte Siggi an. „Hört mal! Habt ihr geschlafen? Semir ist weg!“ fauchte er wütend durch das Telefon. „Willst du mich verarschen? Semir ist in der Wohnung gewesen. Er hat doch das Licht ausgemacht!“ widersprach der Kollege direkt. „Er ist nicht da! Das Bett ist unbenutzt!“gab Hotte zurück. „Verdammt…wir schwören, wir haben ihn oben am Fenster gesehen! Es war Semir, er ist doch direkt nach dem Spaziergang in die Wohnung gelaufen!“ behauptete Siggi. „Und wo warst du während er mit Atilla unterwegs war?“ wollte Hotte nun wissen. „Ich war hier im Wagen und habe das Haus beobachtet. Es war wirklich nichts los. Es ist niemand rein gegangen oder raus gekommen!“ beschwor Siggi. Dieter sah sich um. „Hier!! Eine Nachricht von Semir!“ rief er plötzlich und kam mit einem Zettel ins Schlafzimmer. „Zeig mal!“ forderte Hotte und riss ihm den Zettel aus der Hand. „Treffe mich mit Daniela am Güterbahnhof in Longerich… Sie kann mir helfen mich zu erinnern…Semir…“ las er vor. „Ja spinnt der denn total? Weiß er nicht in welcher Gefahr er schwebt? Los! Wir fahren hin!“ legte er fest. „Willst du nicht Tom informieren?“ fragte Dieter erstaunt. „Nein, das machen wir!“ lehnte Hotte ab. „Steht da genau der Treffpunkt? Ich meine der Bahnhof ist groß und….?“ gab Dieter nun zu bedenken. „Das steht nicht da…aber wir werden ihn finden! Und dann kann er sich auf etwas gefasst machen, das glaub mir mal!“ versprach Hotte. Gemeinsam verließen sie die Wohnung und machten sich auf den Weg zum Güterbahnhof.

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  • Für Andrea ging der zweite Tag viel zu langsam vorbei. Immer wieder hörte sie dass die ausführenden Beamten ihr Handeln genau überlegen müssen. Ist es wirklich notwendig, zu schießen? Hätte man die Angelegenheit nicht anders erledigen können? Wäre ein Gespräch hilfreich gewesen? Für Andrea hieß es nur, dass es noch mehr zu tun gab. Die ganzen Formulare musste ausgefüllt werden. Qualitätsmanagement muss gelebt werden. Und es sollte auch noch jährlich eine Prüfung geben. Wie sollte sie das bewältigen? Sie war doch jetzt schon zugedeckt mit Arbeit. Wenn sie schon las, was in dieser Broschüre stand. Projekte konsequent und zielgerecht auf Beseitigung bzw. auf die Reduzierung eines erkannten Problems ausrichten. Oder auch eine ursachenorientierte und effiziente Lösungsstrategie entwickeln. Doch was sie noch mehr störte war, das jeder Beamte nun vor dem Handeln die Wirksamkeit überprüfte. Sie sollten jeden Fortschritt bewerten und notfalls Maßnahmen einer Veränderung anpassen. Prozessbegleitende Evaluation. Doch noch krasser waren die Grundregeln der Qualitätssicherung. Wie sollten Semir und Tom bitte überprüfen ob die präventiven oder repressiven Maßnahmen vor der Durchführung die höchste Wirkung versprechen? Obwohl…Semir und Tom arbeiteten immer sehr präventiv. Die Maßnahmen die sie ergriffen wirkten sehr wohl. Okay, die Schäden die dann dabei entstanden waren nicht immer positiv, aber sie erreichten stets das Ziel. Sie sah auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde und dann sie konnte wieder ins Zimmer gehen und mit Semir telefonieren. Von Tom hatte sie eine neue Nummer bekommen, die sie anrufen konnte wenn sie wollte. Und genau das wollte sie auch tun. Dann endlich war es soweit. „Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Abend. Morgen werden wir uns dann um neun wieder hier treffen und dann geht es um Auswirkung der einzelnen Punkte sowie die Erstellung von aussagekräftigen Berichten.“ Erklärte der Dozent. Andrea stand auf und verließ den Raum. „Frau Schäfer!“ rief sie jemand. Sie drehte sich um. „Wie wäre es wenn wir Frauen uns noch ein Gläschen Wein gönnen würden? Die Hotelbar ist wirklich sehr gut und ich hätte jemanden zu reden. Ich bin Marion Biester…“ stellte sich eine recht junge Frau vor. Andrea lächelte. „Gern, ich bringe nur mal eben die Sachen aufs Zimmer und dann treffen wir uns hier.“ stimmte sie zu. Marion Biester nickte. Als Andrea im Zimmer war rief sie Semir an, doch dieser meldete sich nicht. Da sie wusste das Semir unter Schutz stand machte sie sich keine Sorgen.


    Daniela sah ihren Mann an, als sie das Gespräch mit Semir beendet hatte. Die Mündung der Waffe zeigte auf ihr Herz. „Max….du steckst dahinter? Warum? Was habe ich dir getan?“ wollte sie wissen. „Gib mir dein Handy! Du brauchst es nicht mehr.“ grinste er. „Warum?“ fragte sie erneut. „Du bist mein Engel. Die Bullen sind seit einem guten halben Jahr hinter mir her. Sie haben mir so viele Geschäfte versaut, dass ich schon drum und dran war, den Handel aufzugeben. Aber dann hast du mir gesagt, dass dieser Gerkan Bulle ist. Da habe ich mir gedacht, dass ich das doch ausnutzen kann. Eigentlich wärst du nicht dahinter gekommen.“ erklärte Max. „Und was hast du jetzt mit mir vor?“ fragte Daniela heiser. „Nun ich brauche dich noch. Du wirst Semir Gerkan in die Falle locken. Erzählte ihm was passiert ist. Er weiß nichts. Du kannst ihm vorlügen was du willst.“ grinste Max. „Das werde ich nicht. Semir war einmal mein Freund!“ legte sie nun fest. Max sah sie an. „Du wirst es tun, meine Süße…du wirst. Denk mal daran was er dir angetan hat. Er hat dich in den Knast gebracht! Er hat dir vier Jahre gestohlen!“ ließ Max von sich. „Ich habe die Strafe verdient und ich habe sie abgesessen! Ich will das nicht!“ Daniela sah ihren Mann bettelnd an. „Bitte…ich kann das nicht…“ flehte sie erneut. Max hob die Hand und schlug zu. „Wenn du nicht tust was ich dir sage, dann werde ich dafür sorgen, dass du wieder ins Gefängnis gehst. Was meinst du wird mehr Gewicht haben? Die Aussage eines unbescholtenen und betrogenen Gastronom mit einwandfreiem Leumund oder einer ehemaligen Verbrecherin?“ grinste er. Daniela leckte sich über die aufgeplatzte Lippe. „Ich werde Semir alles sagen!“ stieß sie aus doch Max lachte nur. „Mach das ruhig…er wird nicht entkommen. Er wird sich von selbst erinnern und dann wird er sterben. Aber das erst nachdem er meinen Deal abgesichert hat.“ gluckste er. Daniela lachte bitter auf. „Und so einen habe ich geliebt. Ich dachte wirklich wir hätten eine Zukunft zusammen. Ich wollte Kinder haben…. Von dir…“ Leise weinte sie. Max beugte sich zu ihr und küsste sie. „Wir werden Kinder haben…viele Kinder. Aber nicht hier in Deutschland. Was hältst du von Hawaii?“ fragte er plötzlich. „Du lässt mich leben?“ Hoffnung keimte in der Frage auf. „Natürlich… du bist meine Frau und damit auch mein Besitz und ich schütze mein Besitz.“ nickte Max. Er nahm sein Handy und wählte ohne hinzusehen. „Karl! In einer halben Stunde am Güterbahnhof! Bring genügend Männer mit!“ sagte er nur. Wenig später war das Ehepaar unterwegs zum Treffpunkt und Daniela fühlte sich gar nicht wohl. Sie musste Semir warnen, dass es eine Falle war.

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  • Kapitel 3: Déjà-vu
    Semir sah sich auf dem Güterbahnhof um. Wo sollte Daniela hier sein? Das Gelände war groß und sie konnte überall stecken. Vielleicht wäre es doch besser Tom zu informieren. Er ging vorsichtig weiter. Das Gelände war nur schwach beleuchtet und die Gleise konnten wahre Stolperfallen sein, wenn man sie nicht richtig sah. Einige konnte man nicht übersehen, denn auf ihnen standen die großen Waggons der Güterzüge. Noch einmal sah Semir sich um. Doch von Daniela war nichts zu sehen. Sollte er sie rufen? Nein...Sie wollte was von ihm. „Hey Semir! Hier!!“ kam nun aus einem der Waggons. Semir ging auf ihn zu und sah Daniela an der Tür stehen. Semir sah sie kühl an. „Was gibt es? Was ist so wichtig, dass du es mir nicht am Telefon sagen kannst?“ wollte er wissen. Daniela kletterte aus dem Waggon und zog Semir näher an sich ran. „Semir…bitte, ich…ich wollte das nicht. Wirklich. Du musst mir glauben. Aber er hat mich in der Hand.“ erklärte sie. Semir begriff nicht. „Was soll das heißen?“ hakte er nach. „Max… mein Freund…. er hat mich gezwungen. Ich musste dich anrufen und hier her bestellen. Semir, ich wollte das nicht…Bitte du musst mir glauben…Bitte! Er…“ Daniela sah sich um. Semir fühlte sich unwohl. „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Was ist los?“ fauchte Semir wütend. „Max hat dich entführt. Du sollst….Lauf Semir…schnell mach das du weg kommst! Er will dich wieder einfangen! Schnell!“ warnte sie ihn. Semir sah sie erstaunt an. Was sollte das denn jetzt? „Lauf endlich!“ forderte sie ihn auf. Dabei machte sie einen Schritt auf ihn zu um ihn vor die Brust zu stoßen, doch genau als sie vor ihm stand hallte ein Schuss. Daniela zuckte zusammen. Sie versteifte sich und geistesgegenwärtig fing Semir sie auf. Er ließ sie langsam zu Boden gleiten und als er seine Hand von ihrem Rücken zog war sie voller Blut. „Es…tut…mir…Leid…“ hauchte sie noch. Dann kippte ihr Kopf zur Seite. Semir sah, dass sie tot war. Sein Entsetzen darüber dauerte nur noch wenige Augenblicke, dann sprang er auf und griff instinktiv an die Seite um seine Waffe zu ziehen, aber er hatte sie ja nicht dabei. Verdammt! dachte er. Gehetzt schaute Semir sich um. Wohin sollte er? Nach einer Sekunde des Nachdenkens kroch er unter den Waggon und auf der anderen Seite wieder hervor. Eine Falle…es war eine verdammte Falle dachte er nur. Vor sich nicht weit von ihm sah er einen Schuppen, wenn er den erreichte konnte er Zeit gewinnen und dann musste er sehen, dass er Hilfe bekam. Noch während er lief suchte er das Handy und stellte erschrocken fest, dass er es verloren haben musste. Er war auf sich allein gestellt. Warum war er nur diesem Anruf gefolgt? „Los! Verteilt euch!“ hörte er eine Stimme. Semir duckte sich. Sein Herz schlug schmerzhaft gegen die gebrochenen Rippen und er glaubte dass die Gegner es eigentlich hören mussten. Wenn er es schaffte zur Straße zu gelangen, dann konnte er Passanten um Hilfe bitten. Das war die einzige Chance. Vielleicht waren auch Kollegen auf der Straße. Er sah noch einmal in die Dunkelheit. Niemand war zu sehen. Semir nahm seine Chance wahr und verließ seine Deckung. Dann rannte er zur Straße. Doch nur wenige Schritte bevor er sie erreichte spürte er plötzlich einen Stich im Oberschenkel. Von dem Schmerz überrascht ging er zu Boden und sah eine Spritze in seinem Bein. Er zog sie raus und raffte sich wieder auf. Doch das Etwas, das in seiner Blutbahn war, fing an zu wirken. Semir sah alles verschwommen und spürte wie er schwach wurde. Dennoch schaffte er es die Straße zu erreichen. Er taumelte und stieß mit Passanten zusammen. Die kleine Gruppe deutete sein Taumel jedoch anders als beabsichtigt. „Hilfe…“ versuchte Semir doch es hörte sich lallend an. „Hey verschwinde du Penner!“ fauchte ihn einer der Männer an und stieß ihn weg. Semir ging zu Boden. Bevor er sich ein zweites Mal aufrappeln konnte griffen zwei Männer beherzt zu und zerrten ihn hoch. Nur wenig später wurde er in ein Auto geschleppt. Die Fahrt ging los. Wie im Rausch nahm Semir noch einen Streifenwagen wahr, der auf den Platz fuhr. Dann sackte er weg.


    Hotte und Dieter sahen sich auf dem Gelände um. „Verdammt…hier ist er nicht. Wenn er in eine Falle gelaufen ist, dann ist klar wer dahinter steckt. Wir müssen Tom verständigen!“ legte Dieter fest und rief Tom Kranich an. „Dieter hier…Semir ist weg!“ erklärte er kurz und knapp."Was?! Wie kann das denn sein? Habt ihr nicht aufgepasst!“ fauchte Tom sie an. „Wir waren doch bei der Besprechung und während wir in der PAST waren ist Semir aus der Wohnung. Er hat sich raus geschlichen. Aber er hat einen Zettel hinterlassen, dass er sich mit dieser Frau Born treffen wolle, weil sie ihm helfen kann sich zu erinnern.“ gab Dieter weiter. „Und wo? Hat er das auch geschrieben?“ hakte Tom nach. „Ja das hat er. Güterbahnhof Niehler Hafen und da sind wir jetzt auch, aber er ist nicht da.“ antwortete Dieter. „Verdammt…okay, bleibt da ich bin auf dem Weg!“ forderte Tom und beendete das Gespräch. „Und was machen wir jetzt?“ fragte Hotte. Dieter sah ihn an. „Wir werden auf Tom warten.“ legte er fest. Hotte nickte nur. Sie setzten sich wieder in den Wagen und warteten auf das Eintreffen des Hauptkommissars. Dieser kam nach guten 25 Minuten zu ihnen. „Okay, habt ihr das Gelände abgesucht?“ fragte er. „Ja, aber von Semir keine Spur. Als wir gekommen sind, ist ein dunkelblauer Mercedes C-Klasse vom Gelände gefahren. Wir konnten allerdings nicht sehen wer darin saß.“ gab Hotte nun von sich. „Und das Kennzeichen?“ kam nun die Frage von Tom. „Keine Ahnung…wir haben ja nicht damit gerechnet, dass Semir darin sitzt, sofern er überhaupt darin war. Was wenn es nur harmlose Bürger sind?“ stellte Hotte die Gegenfrage. Tom rollte mit den Augen und atmete tief ein. „Okay…und habt ihr auch die Züge angeschaut? Nicht das er in einen der Waggons liegt.“ mutmaßte Tom weiter. „Ja hast du schon mal gesehen wie viele Züge hier stehen? Das sind hunderte!“ maulte Hotte. „Dann fangen wir am besten an. Hat Semir sein Handy dabei?“ ging es bei Tom weiter. Hotte und Dieter sahen sich an und zuckten mit den Schultern. Tom nahm seines und wählte Semir an. Nicht weit von ihm erklang der bekannte Klingelton von Semirs neuem Handy. Tom sah sich suchend um und Dieter und Hotte folgten ihm. Das Handy lag zwischen zwei Waggons am Boden. „Verdammt…“ stieß Tom aus. Semir war ein zweites Mal verschwunden, aber diesmal wusste er wer dahinter steckte. Diese Daniela Born. Tom schwor sich sie zur Strecke zu bringen. Er griff zum Handy und rief Anna Engelhardt an. „Semir wurde von Daniela Born entführt… sie steckt dahinter…Ich wusste von vornherein, dass sie da mit drin hängt! Okay…Fahndung nach Daniela Born und Dieter fordere ein Team an, ich will, dass das gesamte Gelände abgesucht wird!" befahl er sofort.

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  • Semir kam während der Fahrt wieder zu sich. Er öffnete die Augen und versuchte sich zunächst zu orientieren. Neben ihm saß ein Mann, der wie ein Gorilla wirkte. Er hustete leicht und schon wandte sich der Mann ihm zu. „Ganz ruhig bleiben, dann wird alles gut.“ warnte er ihn. Semir verhielt sich ruhig. Was hätte er auch gegen so einen Schrank ausrichten können. Kopfschmerzen und Übelkeit machten sich breit. Semir schloss die Augen und versuchte dem Würgereiz Herr zu werden. Es gelang ihm nur mühsam. Das Fahrzeug hatte abgedunkelte Seitenscheiben und so konnte er nicht einmal erkennen wo sie waren. Vor einem ziemlich verwahrlosten Gelände endete die Fahrt. Einer der Männer stieg aus und öffnete ein großes Tor. Dann ging die Fahrt weiter und diesmal endete es vor einem Haus. Der Wagen hielt und nur wenig später wurde er aus dem Wagen gezerrt. Während sie zum Haus gingen bemerkte Semir einen Park der direkt an das Gelände grenzte. Wenn er den Park erreichte, dann…ja dann konnte er entkommen. Das war seine Chance! „Los rein da!“ forderte der Mann zu seiner Linken auf und half mit einem Stoß nach. Semir stolperte vorwärts. Er fiel regelrecht in den Raum wo zwei Männer auf ihn warteten. Den einen erkannte er sofort. Es war Karl Rautenberg und der Andere konnte eigentlich nur dieser Max sein. Danielas Freund. „Fein, dass Sie wieder da sind, Herr Hauptkommissar. Die Flucht war wirklich sehr böse….wir mussten alle unsere Termine sogar deswegen verschieben. Das war sehr, sehr schlecht für das Geschäft! Aber nun sind Sie ja wieder da und damit können wir ja doch unsere Kunden zufrieden stellen.“ lächelte der Mann. Semir sah ihn an. „Sie haben Daniela erschossen!“ gab Semir wütend von sich. Max nickte. „Ja. Bedauerlich ich weiß… aber sie wurde zur Gefahr. Sie wollte einfach nicht auf mich hören.“ lächelte er. Semir schluckte. Dieser Mann war eiskalt. „Was haben Sie vor?“ fragte er. „Nun, es ist ganz einfach. Ich handle mit Drogen. Es ist ein gutes lukratives Geschäft aber leider illegal und Ihre Kollegen haben mich auf dem Kicker. Dank Dany…der Ihnen ja einiges erzählen konnte. Nicht wahr? Sie haben mir immer noch nicht verraten was er gesagt hat, aber darum kümmern wir uns später. Sie wollen wissen, was ich vorhabe? Gut….ich spiele gern mit offenen Karten. Sie werden uns zu den Deals begleiten. Als Versicherung wenn Sie so wollen.“ lächelte Max. Semir schluckte. „Denken Sie wirklich, dass Sie deswegen nicht geschnappt werden können? Meine Kollegen sind zum Teil ausgebildete Scharfschützen und die treffen gewöhnlich eine Münze auf 100 m Entfernung. Ich würde es mir wirklich überlegen!“ gab Semir ruhig von sich. Der Mann kam auf ihn zu und Semir ging zwei Schritte zurück. Er sah sich aufmerksam um. Im Augenblick hatte er es mit fünf Gegnern zu tun. Das war eindeutig zu viel für ihn allein. „Die Sache habe ich mir sehr gut überlegt. Wenn Sie dabei sind, werden die Kollegen nicht zugreifen. Sehen Sie…für mich geht es um sehr viel bei diesem Geschäft. Drei Millionen Euro, um genau zu sein. Das ist sicher auch in Ihren Augen viel Geld, oder? Aber wir wollen uns nicht damit aufhalten. Sie werden jetzt in Ihr Zimmer gebracht und werden dort warten, bis ich Sie holen lasse. Und dieses Mal ist eine Flucht nicht möglich …das Zimmer ist Ausbruchsicher…“ grinste der Mann. Semir atmete tief ein. Aus den Augenwinkeln sah er dass die Tür frei war. Keiner der Männer stand direkt davor und sie war offen. Wenn er es jetzt nicht wagte, wann dann? Doch erst musste er diese Leute in Sicherheit wiegen. So hob er die Arme. „Also gut….und was dann?“ wollte er wissen. Unbemerkt von diesen Männern machte er einen Schritt zur Tür. Er musste es wagen. Er musste hier raus. Erst einmal raus und dann würde er weitersehen. Der Mann, der mit ihm sprach drehte sich von ihm weg und jetzt nutzte Semir die Gunst der Stunde. Er drehte sich um, rannte los und zog sogar die Tür hinter sich zu. So schnell er konnte rannte er über das Gelände und wollte den Park erreichen. Die Dunkelheit war sein Schutz doch es konnte auch zum Feind werden. Denn weder er noch seine Gegner sahen wohin die Flucht ging.


    „HINTERHER!!“ schrie Max Raabe wütend als er sah was passiert war. Karl sah seine Leute an und schickte sie hinterher. Als er selbst los wollte hielt Max ihn fest. Wenn er entkommt, dann wirst du den Morgen nicht mehr erleben, ist das klar?“ fauchte er wütend. Karl schluckte schwer und nickte, dann rannte er hinter seinen Männern her. Auch Max beteiligte sich an der Suche, doch er ging nicht in die gleiche Richtung wie Karl und seine Männer, sondern machte einen kleinen Bogen. Während er durch den Park lief dachte er an den weiteren Verlauf. Sobald die Geschäfte abgeschlossen waren, würde Gerkan sterben. Dann würde er sich um das Grab für Daniela kümmern und der Polizei den trauernden Freund vorspielen. Ein Mann der seinen Glauben an die Gerechtigkeit verloren hatte, weil ein Polizist aus Rache seine Freundin erschossen hatte. Nur weil sie ihn verraten konnte. Ja…das war eine gute Idee. Max grinste verschmitzt. Die Bullen würden ihm nichts beweisen können. Wie in den vergangenen Jahren auch nicht. Er würde vor Trauer sein Restaurant aufgeben und dann Deutschland verlassen. Dieses Land würde ihn nie wieder sehen. Doch erst musste er Gerkan finden. Er durfte nicht entkommen, sonst würde alles auffliegen. Von weitem hörte er die Männer die den Wald absuchten und grinste leicht. Bei dem Lärm würde es ihn sehr wundern, wenn Gerkan Karl in die Hände fiel. Er selbst ging langsam durch den Wald und sah sich aufmerksam um. Da…nur wenige Meter vor ihm bewegte sich etwas. Es lief geduckt und war deutlich größer als Wild und als er sich genauer darauf konzentrierte sah er deutlich dass es ein Mann war. Das war Gerkan und er schlich genau wie Max durch den Wald um seinen Verfolgern zu entkommen. Dieser dämliche Bulle…er ging ihm direkt in die Falle. Doch dann horchte Max auf. Das waren doch Motorgeräusche! Verdammt….nicht weit von hier war die Straße und wenn Gerkan sie erreichte dann war es zu spät. Max legte einen Schritt zu. Er nahm seine Waffe, zielte und drückte ab. Erschrocken ging Gerkan zu Boden und blieb kurz liegen. Es reichte zwar nicht dass Max ihn aufholen konnte, denn bevor er den Mann erreicht hatte war Gerkan bereits wieder auf den Beinen. Doch dann fiel ihm ein, dass dieser Park eingezäunt war. Ein Elektrozaun umgab diesen Park, da hier sehr oft Füchse oder auch ganz selten Rotwild über die Straße lief und dann schwere Unfälle verursachte. Max sah grinsend zu wie der Bulle direkt auf den Zaun zulief. Nach wenigen Schritten war es soweit. Er sah wie der Polizist Anlauf nahm und sprang, doch dann fiel er mit einem leisen Schrei wieder zurück. Diese Chance nutzte Max nun und bevor sich der Mann wieder aufrappeln konnte war er bei ihm, spannte den Hahn und richtete die Waffe auf ihn. „Das wars Bulle!“knurrte er und packte den Mann. Mit einem Ruck zog er ihn auf die Beine.

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  • Semir rannte durch den Wald. Seine Verfolger waren nicht zu überhören und so glaubte er ein leichtes Spiel zu haben. Doch er sollte sich irren wie sich herausstellte. Ein Schuss hallte und Semir spürte einen Luftzug. Ein Projektil zischte an seinen Kopf vorbei und schlug in den Baum neben ihm ein. Semir duckte sich und sah sich erschrocken um. Er konnte niemand entdecken. Dennoch hielt er sich nicht lange auf und rannte weiter. Autogeräusche waren zu hören, also lag eine Straße nicht weit von diesem Park in der Nähe. Er musste höllisch aufpassen, denn hier im Dickicht gab es einige Stolperstellen und wenn er nicht darauf achtete dann lag er selbst bald am Boden. Dicht vor ihm sah er einen umgestürzten Baum. Im Laufen machte er sich auf den Sprung bereit und landete nur wenig später wieder auf sicheren Beinen. Nach einigen Minuten sah er sich noch einmal nach seinen Verfolgern um, doch wieder sah er niemanden. Sollten diese Männer aufgegeben haben? Er verlangsamte seine Schritte und kurz darauf blieb er sogar stehen. Seine Lungen schmerzten und er versuchte seinen Puls runter zu bekommen. Lange würde er sicher nicht mehr laufen können. Seine Wunden, die er bereits hatte machten ihm Probleme. Nur einen Augenblick Pause und dann würde er sehen, dass er zur Straße kam. Nachdem er nach der kurzen Erholung weiterlief sah er sich vor dem nächsten Hindernis. Ein Zaun. Dieser verdammte Park war eingezäunt. Semir vermutete, dass dies zum Schutz der Tiere diente und maß kurz die Höhe. Der Zaun war ungefähr 180 cm hoch, also größer als er dennoch sollte er es doch mit einem beherzten Sprung und Hochziehen schaffen darüber zu kommen. Als er näher gekommen war sah er bereits Scheinwerferlicht und hätte jubeln können vor Freude. Er war in Sicherheit! Er musste nur über diesen Zaum klettern, die Böschung runter und ein Fahrzeug anhalten. Auch wenn es schon weit nach Mitternacht war, so fuhren dort Autos. Semir maß noch einmal den richtigen Abstand und sprang hoch. Mit einem sicheren Griff packte er in das Geflecht und stieß nur kurz darauf einen Schrei aus. Er ließ es los und ging zu Boden. Jetzt registrierte er, dass er einen Stromschlag bekommen hatte. Nicht sehr stark aber da er damit nicht gerechnet hatte schmerzte es heftig. Sofort richtete er sich wieder auf und wollte sich gerade nach einem weiteren Fluchtweg umsehen. Doch bevor er richtig auf den Beinen war hörte er ein metallisches Knacken neben sich. Sofort versteifte er sich. Dieses Knacken kannte er nur zu gut. Es war ein Waffenhahn der gespannt wurde. Er sah in die Richtung und schluckte schwer. „Das war es Bulle!“ knurrte eine Stimme. Der Mann packte ihn und zerrte ihn mit einem Ruck auf die Beine. Nur wenig später wurde er vorwärts gestoßen. Mit Geleit und unter Waffengewalt ging es zum Haus zurück. Max Raabe hatte ihn gestellt und stieß ihn wenig später in die Hütte. Auch Karl Rautenberg und die Männer waren wieder an der Hütte. Wütend packte Karl Semir und stieß ihn auf einen Küchenstuhl. Seine Hände wurden nach hinten gefesselt und mit dem Stuhl verbunden. Eine Hand griff in seine Haare und zerrte den Kopf mit einem harten Ruck nach hinten. „Das war sehr dumm, Gerkan. Jetzt hast du mich richtig wütend gemacht.“ knurrte Rautenberg.


    Tom fluchte verhalten. „Wo kann er sein? Was ist mit dieser Daniela? Habt ihr sie schon gefunden?“ wollte er wissen. „Nein, die Frau ist verschwunden. Wir wissen nicht wo sie ist. Atilla und Siggi haben Posten vor ihrer Wohnung bezogen, wir haben die Kollegen aller Dienststellen informiert und ein Foto geschickt und das Restaurant wird auch überwacht.“ erklärte Hotte. „Ganz toll…wirklich…ganz toll. Wieso kann er nicht einfach das machen, was man ihm sagt? Wenn er in der Wohnung geblieben wäre, dann wäre alles super. Aber nein, er muss ja seinen Kopf durchsetzen….Was ist mit ihrem Freund?“ knurrte Tom wütend. „Der ist ebenfalls spurlos verschwunden. Keiner seiner Angestellten weiß wo er ist. Vielleicht kam er ihr in die Quere und hat ihn umgelegt.“ mutmaßte Dieter. Anna kam ins Büro. „Tom….ich habe diese Daniela Born noch einmal intensiv durchleuchtet. Sie hatte nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis einen lebhaften Kontakt mit diesem Mann hier. Karl Rautenberg…das ist ein Drogenhändler der größeren Art. Nach den Informationen soll er ganz Düsseldorf und Neuss unter sich haben. Schon sehr gut möglich, dass er sich auch bis nach Köln ausbreitet " erklärte sie und legte Tom eine Akte hin. „Haben wir eine Adresse von dem Mann?“ wollte er wissen. „Nein, zumindest keine aktuelle.“ gab sie zu. Tom stöhnte auf. „Also haben wir eigentlich nichts…“ meinte er. „Das ist nicht ganz richtig. Karl Rautenberg ist ziemlich brutal. Auf seinem Konto gehen drei Morde, darunter ein Kollege vom Drogendezernat. Er gilt als ein Mann der hart durchgreift und alle aus dem Weg räumt, die ihm gefährlich werden können. Damit dürfte Semir, wenn er in den Händen von Rautenberg ist, in großer Gefahr sein. Wir wissen immer noch nicht, was er durchgemacht hat und warum er das Gedächtnis verlor. Wenn er schon beim ersten Mal in Rautenbergs Gewalt war, dann ….aber uns helfen die Spekulationen nicht weiter.“ erzählte Anna. „Andrea muss benachrichtigt werden.“ warf Tom ein, doch Anna schüttelte den Kopf. „Sie soll die Schulung durchziehen. Wenn sie jetzt erfährt, das Semir verschwunden ist, dann wird sie sich sofort ins Auto setzen und die Schulung abbrechen. Sie würde völlig durchdrehen und das ist nicht gerade das, was wir jetzt brauchen. Nein, sie wird nichts erfahren.“ legte Anna fest. Tom nickte nachdenklich. „Was will er mit Semir? Warum hat Daniela ihn in die Falle gelockt und was haben die vor?“ fragte er leise. Anna sah ihn an, doch dann schnippte sie mit den Fingern. „Der Deal!!“ sagte sie. „Welcher Deal?“ wollte Tom wissen und sah sie an. „Der große Deal, von dem die Drogenfahndung sprach. Wo Sie und die Kollegen die Sicherung übernehmen sollen. Was ist denn, wenn Rautenberg Semir in seiner Gewalt hat um Informationen über die Fakten zu bekommen, die die Polizei hat?“ mutmaßte sie. „Dann hätte er sich doch besser jemanden vom Drogendezernat geholt. Semir weiß doch gar nichts!“ behauptete Tom. „Stimmt auch wieder…“ gab Anna zurück.

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  • Semir legte seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Sein Durst war unerträglich. Der Knebel, der ihn am Schreien hinderte, war ein fingerdickes Seil, welches extrem rau war und so seine Mundwinkel scheuerte. Seit Stunden saß er nun auf diesen Stuhl und versuchte die Fesseln zu lösen. Man hatte ihn samt Stuhl in den Nebenraum gestellt. Und als wäre sein Zustand derzeit nicht schon hart genug, kamen nun auch die Erinnerungen zurück. Er hatte versucht die Fesseln zu lösen, doch es ging nicht und mittlerweile waren die alten Wunden an den Gelenken wieder aufgescheuert und brannten. Keiner der Verbrecher kümmerte sich um ihn. Er saß hier und konnte sich nicht äußern. Die Tür war in seinem Rücken und die Fenster in diesem Raum waren durch alte Holzläden verschlossen. Seine Erinnerung holte ihn ein und zeigte ihm ausgerechnet jetzt was vor einigen Tagen passierte:


    Am Abend seines Verschwinden:


    Semir fuhr wütend vom Restaurant weg und sah im Rückspiegel wie Daniela Born telefonierte. Doch schnell war diese Frau vergessen. Er musste Andrea versuchen zu erreichen, das war wichtiger. Er musste ihr erklären, dass diese Frau nicht seine Geliebte, Freundin oder sonst was war. Warum musste Andrea alles nur so schwer machen? Nachdem Andrea nicht an ihr Handy ging hielt er an und schrieb eine SMS. „Gib mir ne Chance! Ich liebe dich! Diese Frau ist nicht meine Freundin. Melde dich bitte, Semir“ schrieb er. Doch es kam keine Antwort. Noch einmal versuchte er sie auf dem Handy zu erreichen. Allerdings war die Mailbox das einzige von Andrea was mit ihm sprechen wollte. „Andrea…bitte ich bin es Semir. Wenn du da bist, dann melde dich bei mir. Bitte lass dir doch erklären dass ich….ich liebe dich…“ sagte er laut. Tatsächlich klingelte nur wenige Minuten später sein Handy und er hoffte inständig dass es Andrea war. „Andrea bitte…ich…“ meldete er sich ohne auf das Display zu sehen. „Ich bin nicht Andrea…hier ist Dany…Semir ich brauche deine Hilfe. Sie sind hinter mir her und wenn sie mich bekommen, dann bin ich tot. Bitte…hilf mir!“ hörte er seinen Informanten aus der Drogenszene sagen. „Wo bist du?“ hakte Semir sofort nach. Sein Instinkt sagte ihm dass er nun seine privaten Probleme beiseiteschieben musste. „Am Rhein…in der Markmannsgasse 17 im Hinterhof. Beeile dich bitte!“ gab Dany leise von sich. „Ich komme sofort. Bleib wo du bist und versteck dich!“ forderte Semir ihn auf und beendete das Gespräch. Er wendete das Auto und fuhr auf den Parkplatz nicht weit von dem Restaurant entfernt. Die Markmannsgasse war zu eng für Autos und so musste er seinen Informanten zu Fuß entgegenlaufen. Daniel Meisner war seit vielen Jahren der beste Tippgeber in der Drogenszene wenn es darum ging Dealer hoch zu nehmen. Auf seine Tipps konnte man sich verlassen. Er erreichte die Gasse und sah sich suchend um. Von Daniel fehlte jede Spur. „Dany?“ rief er leise. Nichts passierte. „Dany, wo steckst du?“ wiederholte er. Der Hinterhof den Dany als Treffpunkt angegeben hatte war extrem dunkel. Langsam ging Semir vorwärts und kam an den üblichen großen Mülltonnen vorbei. Eine Hand griff nach ihm und zog ihn direkt in die Lücke zwischen zwei solcher Tonnen. Da er nicht wusste wer ihn dort packte ging er in Abwehrstellung. Doch dann erkannte er seinen Informanten. „Verdammt! Was machst du denn für Aktionen!“fauchte er ihn an. „Semir…wir müssen hier weg…schnell…die Typen sind hier..“ stieß Dany aus. „Welche Typen?“ hakte Semir sofort nach und ihm fiel ein, dass er unbewaffnet war. Schließlich war er mit Andrea unterwegs gewesen und dafür brauchte er andere Waffen als seine Knarre.


    Während Semir in seinen Erinnerungen gefangen war machte Tom sich in der PAST über die Akte von Karl Rautenberg her. Dieser Mann war skrupellos und hatte keinen Respekt vor Recht und Ordnung. Er war im Rotlicht eine große Nummer und hatte auch den Drogenmarkt in Düsseldorf und Neuss übernommen. Man vermutete sogar, dass er seine Gegner selbst aus dem Weg geräumt hatte um deren Platz einzunehmen. Karl Rautenberg war knappe 55 Jahre alt und hatte eine gut strukturierte und sehr gut organisierte Bande ins Leben gerufen. Bevor Tom jedoch weiterlesen konnte klingelte das Handy. „Semir?“ fragte er sofort hoffnungsvoll. „Nein, hier ist Basti….“ Kam es von dem Anrufer. „Bast? Was gibt es? Es muss schon sehr wichtig sein, wenn du mich um diese Zeit anrufst!“ knurrte Tom. Er hatte so gehofft dass sein Freund sich melden würde. „Ich weiß….du hast ne Menge zu tun, aber ich habe Neuigkeiten für dich. In einer Woche soll ein großer Deal abgeschlossen werden. Karl Rautenberg ist der Verkäufer. Und das sollte dich doch interessieren oder?“ hakte Bastian nach. „Hör zu, das ist ein Fall für die Drogenfahndung. Ich werde es weiterleiten und man wird…“ erklärte Tom. „Nein…hör mir zu….du weißt ja noch nicht das Beste…“ machte Basti es spannend. „Was ist es?“ kam gespielt gelangweilt von Tom. „Die Leute von Karl sagen überall, dass er diesmal eine besondere Sicherheit für seinen Deal hat. Kein Bulle und das wurde betont würde ihn stören, denn er hätte sich dafür abgesichert. Ich weiß zwar nicht was er damit meint, aber es kann nichts Gutes sein.“ erklärte Basti. Tom schluckte. „Danke Basti….“ meinte Tom und beendete nachdenklich das Gespräch. Rautenberg hatte eine Sicherheit? Was konnte das sein? Doch dann machte es Klick. „Verdammt!“ fauchte er wütend. Anna die gerade an seinem Büro vorbeiging hielt an und trat ein. „Was ist?“wollte sie wissen. „Karl Rautenberg hat Semir als Geisel…!“ stieß Tom aus. Anna lächelte leicht verwirrt. „Woher wollen Sie das wissen?“ hakte sie nach. „Basti, mein Informant hat mich eben angerufen. Er sagte dass Rautenberg in einer Woche ein Deal durchführt und dass der sich ziemlich sicher ist, dass kein Bulle ihn stören wird, weil er eine Sicherheit dabei hat. Was wenn Rautenberg Semir deswegen in seine Gewalt gebracht hat? Semir fungiert als Schutz!“ stieß Tom aus. Anna sah ihn an, dann nickte sie langsam. „Das wäre eine Möglichkeit. Ich rufe Hubschmidt an!“ sagte sie und griff direkt zum Hörer. Nur wenig später sollte eine Versammlung in den Räumen der PAST stattfinden. Tom atmete auf, doch er wusste auch, dass es schwer werden würde, wenn die Gangster Semir tatsächlich als Geisel einsetzten. Wenn auch nur einer der Kollegen von der Drogenfahndung oder gar einer vom SEK einen nervösen Finger hatte, hing das Leben seines Freundes an einen seidenen Faden.

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  • Erinnerungen von Semir:


    Semir sah Dany an. Er bemerkte die Angst die diesen jungen Mann innerlich zerriss und nickte. „Wo sind deine Verfolger?“ wollte er wissen. „Ich weiß nicht, ich hab sie glaub ich abgehängt. Lass uns verschwinden, bevor sie uns finden, bitte…“ flehte Dany erneut. Semir nickte. „Okay, mein Auto steht nicht weit von hier auf einem Parkplatz. Wir werden uns ganz unauffällig über die Rheinpromenade bis zum Restaurant gehen. Nicht umsehen oder so. Das macht uns nur verdächtig.“ mahnte Semir seinen Informanten. Dany nickte. „Wer ist hinter dir her?“ fragte Semir während sie durch die Markmannsgasse gingen. „Der neue Boss….er ist eigentlich ein unbeschriebenes Blatt. Er hat das Sagen und Karl Rautenberg ist nur noch ein Strohmann. Der Neue soll sogar ein Restaurant hier am Rhein haben. Aber das ist alles nur Schein. Er ist grausam. Er hat schon vier von uns regelrecht abschlachten lassen. Und er weiß dass einige von uns Spitzel sind. Er will alle umbringen…“ raunte Dany ihm zu. Semir nickte. „Erst hatten sie Charly in Verdacht…aber er hat nichts getan. Seit einer Woche ist er nicht mehr da. Und jetzt wollen sie mich. Semir…ich habe Angst. Bitte hilf mir! Bitte!“ flehte Dany. Semir sah ihn an. War das der erste wirklich nützliche Hinweis in dem aktuellen Fall? „Klar helfe ich dir. Wie heißt denn der neue Boss?“ fragte Semir weiter. „Ich weiß es nicht…er wird immer nur der Boss genannt.“ gab Dany zurück. Sie hatten mittlerweile die erste Straßenecke erreicht. Semir spähte um die Ecke und zog Dany dann aus der Gasse heraus. „Wir gehen einfach weiter. Was hinter uns ist, interessiert nicht. Wir unterhalten uns wie Freunde.“ erklärte Semir ruhig. Dany nickte aber er sah sich dennoch ängstlich um. Noch eine Straße und sie waren auf der langen Straße die die Rheinpromenade bildete. Vor sich sahen sie die Deutzer Brücke und von dort aus war es nicht mehr weit zu seinem Wagen. Bisher konnte man keinen Verfolger sehen. Die nächste Ecke kam und bevor Semir sich davon überzeugen konnte, dass hier keine Gefahr herrschte stellten sich zwei Männer in den Weg. Semir hielt inne und sah sie an während Dany zurück zuckte. Panik trat in seine Augen. „Hey Dany!“ kam nun eine hart klingende Stimme im Rücken der Beiden. Semir und Dany drehte sich zu der Person um. Der Mann der vor ihnen stand hatte so dunkle, drohende Augen das Semir einen Schauer über den Rücken lief, doch noch etwas störte ihn. Die Waffe die ihn angrinste. „LAUF!“ schrie er Dany zu und ging zum Angriff über. Er schlug mit einer schnellen Bewegung dem Mann die Waffe aus der Hand, die meterweit über den Boden schlidderte und stieß den Kerl zu Boden, dann drehte er sich blitzschnell um und trat den anderen Beiden die Beine weg, während Dany losrannte. Der Angriff kam so überraschend, dass die Gegner zunächst völlig überrumpelt waren. Semir nutzte die Chance und rannte ebenfalls los. Allerdings lief er direkt zum Auto. Wohin Dany geflohen war wusste er nicht. Er musste sehen, dass er zum Wagen kam und die Kollegen allarmierte. Als er die Brücke erreicht hatte stieß er mit einem Pärchen zusammen und riss die Beiden zu Boden. Doch er hielt sich nicht damit auf, sich zu entschuldigen sondern rannte weiter. Immer wieder sah er sich nach seinen Gegnern um und stellte fest, dass diese nicht aufgegeben hatten.


    Semir schaffte es tatsächlich den Wagen zu erreichen, doch die Männer hatten aufgeholt. Bevor er den Wagen öffnen konnte packte ihn einer und stieß ihn mit dem Rücken gegen den Wagen. Wie ein Dampfhammer kam eine Faust auf ihn zugeflogen und stieß ihn in die Magengegend. Semir ging mit einem Aufschrei zu Boden und krümmte sich. Doch seine Gegner hielten sich nicht lange auf. Sie zogen ihn auf die Beine und pressten ihn jetzt mit dem Bauch gegen den Wagen. Einer von ihnen zerrte seine Arme auf den Rücken und fesselte sie. „So wo ist Dany?“ fauchte ihm einer der Männer ins Ohr. Semir schwieg. Er hoffte sehr, dass sein Informant in Sicherheit war. „Ich bin von der Polizei!!“ stieß er aus und hoffte so, dass die Männer von ihrem Tun abließen, allerdings war dies nur ein Trugschluss. „Ach und jetzt sollen wir Angst bekommen oder was?“ lachte der Mann in seinem Rücken. Er drückte Semir die gefesselten Hände nach oben bis der Deutschtürke aufschrie. „Ganz friedlich bleiben!“ warnte er. Semir konnte nun die Straße sehen. Alles war leer. Heute schien kaum jemand unterwegs zu sein und als er zu der Gasse sah wo Dany und er überrascht wurden bemerkte er zwei Männer die heraus kamen. Einer von ihnen wehrte sich gegen den Griff und er erkannte dass es Dany war, der dort ankam. Nur wenig später stand auch Dany bei ihm. „bitte…ich habe nichts gesagt…ich habe nichts getan….bitte…Ich kenne den Mann nicht! Er hat mich nur gebeten ihm einen Weg zu zeigen“ fing Dany an. Der Mann mit den dunklen Augen sah grinsend auf Semir. „Er hat eben gesagt, dass er von der Polizei ist. Wenn ich nun zwei und zwei zusammenzähle, dann bin ich bei dem Ergebnis, dass du ein lausiger Verräter bist Dany… du und er werden uns jetzt zum Boss begleiten!“ befahl er und nickte seinen Freunden zu. „Du wirst seinen Wagen wegfahren! Nicht das seine Kollegen ihn schnell finden!“ forderte er seinen Komplizen auf. Dieser nickte und durchsuchte Semirs Taschen nach dem Autoschlüssel. „Damit kommen Sie nicht durch. Meine Kollegen wissen wo ich bin und …“ versuchte Semir die Männer zu verunsichern, doch ein Blick des Anführers ließ ihn verstummen. Nur wenig später saßen Semir und Dany auf der Ladefläche eines weißen Berlingo dessen Fenster, die sich in der hinteren Tür befanden, verdeckt waren. Wohin sollte die Fahrt nun gehen?

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  • Während Semir sich immer mehr an Einzelheiten erinnerte machte Tom sich Notizen die er auf der Besprechung angeben wollte. Basti hatte also keine Ahnung wer der Mann war aber er wusste dass er gefährlich war und das war ja auch durch den Fund der drei Leichen bestätigt worden. Drei Junkies die sich den goldenen Schuss gesetzt hatten, zumindest hatte der Gerichtsmediziner dies als Todesursache angegeben. Drei Junkies die nun in der Polizeistatistik die Zahl der Drogentoten anhob. Es wurden von Jahr zu Jahr mehr. Bevor Tom sich allerdings weitere Gedanken machen konnte, klingelte abermals sein Handy. „Ja?“ fragte er nur. „Tom! Wir haben Daniela Born gefunden. Sie wurde erschossen…“ berichtete Hotte. Tom schluckte. Seine Gedanken fuhren Achterbahn. Sollte Daniela Born wirklich nichts damit zu tun gehabt haben? War sie auch nur ein Opfer? „Wo habt ihr sie gefunden?“ fragte er. „In einem der Container aber in der Tasche war noch ein Brief. Er ist an Semir gerichtet. Wir haben ihn aufgemacht. Soll ich ihn vorlesen?“ fragte Hotte. „Was steht drin?“ bestätigte Tom. „Lieber Semir….ich weiß das wir uns eigentlich nichts mehr zu sagen haben. Du bist wütend auf mich und ich kann es sehr gut verstehen. Auch ich war wütend auf dich, aber du musst auch wissen, dass es wirklich Freude war, dich wieder zu sehen. Max, mein Freund hat mich über dich ausgefragt und ich habe ihm Rede und Antwort gestanden. Leider habe ich es zu spät erfahren, was er mit diesen Informationen anfängt. Ich wollte dich nicht in die Falle locken aber er ließ mir keine andere Wahl. Ich weiß dass ich sterben muss, wenn ich seinen Willen ausführe, denn ich bin eine Gefahr für ihn. Bitte verzeih mir….Daniela…“ las Hotte vor. Tom stöhnte auf. Dann war Daniela tatsächlich unschuldig. „Okay Hotte, du und Dieter fahrt zum Restaurant und verhaftet diesen Raabe! Bringt ihn zu mir!“ forderte Tom und beendete das Gespräch. Er rannte zu Anna ins Büro. „Max Raabe ist der neue Boss!“ stieß er aus. Anna sah ihn erstaunt an. „Wie kommen Sie darauf?“ fragte sie und Tom berichtete über den Leichenfund und über den Brief. „Dann war Frau Born tatsächlich unschuldig. Okay…schicken Sie Herzberger und Bonrath zum Restaurant!“ legte sie fest. „Schon passiert. Aber ich befürchte, dass er dort nicht mehr anzutreffen ist.“ gab Tom zurück. „Wir müssen Hubschmidt informieren. Raabe hat sich Semir geholt nachdem Daniela ihm alles gesagt hat. Alle haben geglaubt dass sie dahinter steckt und ich am Meisten.“ stieß Tom aus. Anna hörte die Vorwürfe. „Das kann doch keiner wissen. Aber damit ist auch klar, das Semir tatsächlich als Geisel fungieren sollt.“ Bestätigte sie und griff zum Telefon um Michael Hubschmidt anzuwählen. Dieser versprach möglichst schnell zu kommen.


    „Was soll das heißen, Rautenberg hat eine Geisel? Haben Sie dafür Beweise?“ hakte Hubschmidt nach. „Wir vermuten, dass unser Kollege Semir Gerkan in Händen von Karl Rautenberg und Max Raabe ist und als Geisel für den Deal dient. Was das heißt muss ich Ihnen ja sicher nicht erst erklären.“ führte Anna aus. „Das ist ziemlich vage. Sie sagten doch, dass der Kollege wieder da ist!“ fauchte Hubschmidt. „Das war ja auch so, leider hat ihn dann eine ehemalige Freundin in eine Falle gelockt. Semir ist darauf eingegangen weil er hoffte, dass sie ihm helfen kann dass er sich wieder erinnert. Allerdings auf einer anderen Art und Weise als Semir es wohl wollte. Wie dem auch sei, wir müssen damit rechnen.“ gab Anna wieder von sich. „Worauf stützt sich denn diese Behauptung?“ fragte Hubschmidt weiter nach. „Wir haben einen Informanten in der Drogenszene, der klar sagt, dass Rautenberg mit einer Geisel seinen Deal durchführen wird. Er ist sicher, das Rautenberg und Raabe zusammen arbeiten und Semir als Druckmittel nutzen wird, damit wir nicht zugreifen.“ warf nun Tom ein. Hubschmidt sah ihn an. „Das ist doch ziemlich vage. Aber gut…sollte es so sein, werden wir vorsichtig agieren. Wir werden es vor Ort sehen. Wichtig ist, dass wir den Deal verhindern, denn das Zeug was Rautenberg auf den Markt wirft ist Millionen wert.“ knurrte der Drogenfahnder. „Wir müssen uns vor allem auf das SEK verlassen. Wenn da auch nur einer mit einem nervösen Finger ist, dann ist Semir tot. Wenn Rautenberg dahinter kommt, dass er verraten wurde ist Semir ebenfalls tot. Max Raabe scheint der große Boss zu sein und den müssen wir aus dem Verkehr ziehen und zwar bevor er alle Spuren beseitigt.“ gab Tom zu bedenken. „Ja ist klar…sieht nicht besonders gut aus für Ihren Kollegen. Okay, bringen Sie mich auf den neuesten Stand Ihrer Ermittlungen. Ihr Kollege wurde entführt als er sich mit Dany getroffen hatte. Dany wusste zu viel und wurde umgebracht. Er wurde in Gerkans Wagen gefunden und nur wenig später taucht Ihr Kollege in einem ziemlich desolaten Zustand auf. Habe ich das bis dahin richtig aufgezählt?“ hakte Hubschmidt nach. „Genau richtig. Semir war im Krankenhaus und dort stellte sich dann heraus, dass er sein Gedächtnis verloren hatte. Außer dem Streit den er mit seiner Freundin hatte, war alles weg. Ich befürchte allerdings, dass es jetzt wieder da ist.“ stöhnte Tom. Hubschmidt sah ihn an. „also gut…wir werden es gemeinsam machen. Sie werden an meiner Seite sein, wenn wir zugreifen.“ stimmte der Drogenfahnder zu. Tom sah ihn an. „Wissen Sie den Übergabeort denn schon?“ wollte er wissen. „Ja…es wird im Niehler Hafen stattfinden. Und zwar gibt es doch den alten Schrottplatz. Er ist zwar schon lange verlassen und vermutlich daher der richtige Treffpunkt. Der Verkäufer ist auch schon bekannt. Es ist ein gewisser Hiob Stendal, ein Holländer der den Kollegen in den Niederlanden immer wieder durch die Finger glitt. Sie haben große Hoffnung das wir diesem nun ein Ende setzen.“ erklärte Michael. „Okay….wir haben noch fünf Tage um alles vorzubereiten. Hoffentlich irren wir uns nicht.“ stöhnte Anna.

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  • Erinnerungen von Semir:


    Semir sah auf Dany der nicht weit von ihm auf einer Matratze lag. Auch Dany war gefesselt und er krümmte sich vor Schmerzen. „Lassen Sie IHN!“ schrie Semir verzweifelt und zerrte an den Fesseln. Auch er saß auf dem Boden. Seine Hände waren vor ihm an einem stabilen Rohr gefesselt. Er konnte nichts machen und musste zusehen wie sein Informant regelrecht zusammen geschlagen wurde. „AUFHÖREN!!!“ schrie er immer wieder. Das seine Handgelenke anfingen zu bluten ignorierte er. Einer der Männer kam zu ihm. Semir sah ihn an. „Hören Sie auf….er weiß doch nichts! Er hat nichts erzählt.“ versuchte er. Doch dieser Mann lachte leise auf und schlug mit seiner Faust zu. Semir spürte wie die Lippe aufplatzte. Er leckte sein Blut weg und sah den Mann stoisch an. „Sie werden nicht lange Freude an diesem Sieg haben.“ versprach er. „Sorg dafür dass er die Schnauze hält!“ schrie nun der zweite. Der Mann bei Semir nickte und zog ein dickes Seil heraus. Nur wenig später war dieses Seil um Semirs Kopf geschlungen und verhinderte jeden Ton des Deutschtürken. Nun ging der Mann wieder zu Dany und Semir sah wie er etwas aus der Tasche zog. Er sah die Spritze und ahnte was darin war. „NEIN!!“ schrie er, doch durch das Seil in seinem Mund wurde der Schrei erstickt. Er konnte nur zusehen wie die Nadel in Danys Arm gedrückt wurde und die leicht gelbliche Flüssigkeit sich entleerte. Semir zerrte an den Fesseln, doch sie lösten sich nicht. Wieder sah er zu den Männern und zu Dany. Sein Informant lag reglos auf der Matratze und blutete aus einigen Wunden. Nun kamen sie zu ihm. Semir zog sich regelrecht zusammen. War er nun dran? Sollte er nun das Gleiche durchmachen? Doch scheinbar hatten sie mit ihm Anderes vor. Der Mann der ihn geknebelt hatte hockte sich außerhalb seiner Reichweite vor ihn hin. „Ist das nicht schlimm? Schon wieder ein Junkie der an einer Überdosis stirbt und in der Polizeistatistik auftaucht. Das nur zum Vorgeschmack. Damit du siehst was dir bevorsteht.“ sagte er und sah auf Dany der nun seine letzte Reise antrat. „Ein goldener Schuss. Ein Traum jedes Süchtigen.“ lachte er. Semir sah ihn an. Wut stand in seinen Augen. Jetzt erkannte Semir den Mann. Karl Rautenberg, der größte Drogenboss am Rhein. Er brachte vor seinen Augen Dany um und er konnte nichts dagegen unternehmen. Er kannte Dany bereits seit dieser ein Kind war. Mehrfach hatte er Dany beim Klauen erwischt und irgendwann war er dann sein Informant. Sehr zuverlässig und ehrlich. Wieder zerrte er an den Fesseln und stieß durch den Knebel unterdrückte Schreie aus, doch es brachte ihn nichts ein. Karl stand neben ihm. Er hatte seine Arme verschränkt und sah dem Sterbenden zu. Semir wusste das der Todeskampf von Dany nur wenige Minuten dauern konnte und er war machtlos.


    Das Zusehen schien Karl jedoch langweilig zu werden und so wandte er sich an Semir. Er nahm ihm den Knebel ab und lächelte ihn böse an. „So, dann wollen wir uns mal um dich kümmern. Was hat Dany dir erzählt?“ fragte er kühl. Semir sah den Mann an. Am liebsten wäre er ihm an die Gurgel gegangen. Er hatte Dany eiskalt umgebracht. Doch solange er gefesselt war nützte es nichts Gegenwehr zu leisten. Er schüttelte den Kopf. Karl Rautenberg beugte sich zu ihm runter. Eine Hand griff in Semirs Haare und zerrte den Kopf nach hinten. „Ich bin Karl Rautenberg. Mein Name sagt dir doch was oder? Jeder Bulle kennt meinen Namen. Und wenn du meine Akte kennst, dann weißt du auch, dass ich es überhaupt nicht mag, wenn man sich mir widersetzt. Das ist nicht gut und du wirst es noch merken, mein Freund. Ganz sicher. Wenn du nur ein wenig Kooperation zeigen würdest, dann könnte ich mich allerdings dazu herablassen dir etwas zu essen und zu trinken zu geben. Also? Was hat er dir erzählt?“ wiederholte Karl die Frage. Semir schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Er wusste doch noch gar nichts. Karl zog an den Haaren und stieß den Kopf von Semir dann gegen das Rohr. „Also gut…dann wirst du wohl noch warten müssen. Und zwar solange bis du dich entschlossen hast etwas zu sagen.“ fauchte Karl ihn an. Semir ließ seinen Kopf sinken und sah den Mann nicht mehr an. Aus den Augenwinkeln bemerkte er wie Karl Rautenberg zu Dany ging. Er hob den Kopf und sah wie Rautenberg den Puls fühlte, dann grinste er Semir an. „Tja, das war es für unseren Freund. Dany hat es hinter sich. Euer Spezialist wird feststellen, dass er an einer Überdosis gestorben ist. Die Akte wird zugeklappt und ad Acta gelegt. Fall erledigt.“ grinste Karl. Semir senkte seinen Blick. Das was Rautenberg dort erzählte war vollkommen richtig. Dany war als Fixer bekannt und hatte nun das Schicksal erfahren was jedem Drogensüchtigen, wenn er nicht den Absprung schaffte, ereilte. Den goldenen Schuss. Karl drückte Semirs Kopf hoch um ihn zu zwingen ihn anzusehen. „Ich kann dich auch ganz schnell an die Nadel bringen, also überlege dir was du tust… du hast noch genau bis morgen Zeit, dann werde ich dir die erste Dosis verpassen…dann die zweite….die dritte und glaub mir, spätestens nach der zweiten Dosis brauchst du das Zeug regelmäßig und um es zu bekommen wirst du alles tun. Wirklich alles.“ lachte er. Semir befreite sich mit einer harschen Bewegung und sah Karl nach wie dieser den Raum verließ. Semir sah noch einmal zu Dany. Sie hatten den Toten liegen lassen. Ein Schauer ging über sein Rücken. Was sollte nun passieren? Was hatten sie mit ihm vor?

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  • Wieder in der Gegenwart:


    Semir zuckte zusammen als ihn jemand ins Gesicht blies. Max Raabe holte ihn aus seinen Erinnerungen raus und sah ihn grinsend an. Er nahm ihm den Knebel ab. „Sind sie wieder da? Alle Erinnerungen?“ hakte er höhnisch nach. Semir sah ihn stumm an. „Ich denke wir sollten uns mal unterhalten, Semir. Ich darf dich doch Semir nennen, nicht wahr? Ich meine wir haben immerhin eine gemeinsame Bekannte.“ erklärte Raabe. „Sie haben Daniela umgebracht! Sie sind der Boss des Ganzen!“ stieß Semir aus. „Oh…ja das ist wahr. Aber mit dieser Information können Sie nichts mehr anfangen. Wissen Sie was ich damals noch zu Ihnen gesagt habe?“ wollte Max wissen. Doch nun schwieg Semir. „Semir….es ist nicht gut, wenn du mir nicht sagst was ich wissen will. Die Informationen die Dany dir gegeben hat, sind eh hinfällig. Wir mussten den Deal wegen deiner Flucht verschieben. Und nun hast du noch einmal versucht zu fliehen. Das war gar nicht gut, denn ich bin sauer. Ich bin sogar extrem sauer! Ich mag es überhaupt nicht, wenn man meine Pläne durchkreuzt.“ fauchte Max ihn an. Semir zeigte keine Angst obwohl sie in ihm brodelte. „Oh ein ganz Harter was? Aber keine Sorge….du wirst noch genügend Zeit haben bis zum großen Abgang. Weißt du ich habe noch ein paar kleine Einkäufe zu erledigen und ich denke wir können deinen Einsatz als Geisel mal üben. Was hältst du davon? Ist das nicht eine geniale Idee?“ lachte Max. Semir sah ihn an. „Wenn ich Sie nicht bekomme, dann werden es meine Kollegen machen. Sie werden nicht lange Freude an Ihren Geschäften haben.“ versprach er leise. Max sah ihn an und holte ohne Ansatz aus. Seine Hand prallte in Semirs Gesicht und ließ den Kopf regelrecht zur Seite fliegen. Semir gab keinen Ton von sich. Er steckte den Schlag weg und drehte seinen Kopf langsam wieder zu Max Raabe. Dieser hob den Finger und lachte. „Du gefällst mir…nein wirklich…ich finde Helden sind viel zu selten in unserer Zeit. Du scheinst noch einer zu sein. Ich habe mir überlegt dich für deinen Fluchtversuch zu bestrafen. Den Zeitpunkt lege ich später fest. Aber nun werden wir uns ein wenig schlafen legen. Also Ruhe halten und keinen Ton.“ befahl er. Dann ging er zur Tür, doch bevor er den Raum verließ drehte er sich noch einmal um. Er nahm ein raues Seil aus der Tasche und kam zu Semir zurück. „Nein, ich denke ich bitte dich nicht, nicht zu schreien. Ich werde es direkt unterbinden!“ gluckste er und band das daumendicke Seil um Semirs Kopf. Hinten zog er es extrem fest und Semir stieß einen Schrei aus, der direkt erstickt wurde. Als er fertig war trat er einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. „Ja…so gefällt es mir viel besser. Gute Nacht Semir! Und morgen erzähle ich dir was ich mit Dany gemacht habe und warum deine Kette für mich so wichtig war…“ lachte Max und verschwand. Die Tür fiel zu und Dunkelheit machte sich breit. Semir war dazu verdammt den Rest der Nacht gefesselt und geknebelt zu verbringen.


    Andrea stöhnte auf. Noch zwei Tage und sie hatte diesen komischen Lehrgang, den sie für absolut unnötig hielt, abgeschlossen. Seit gestern versuchte sie Semir zu erreichen, aber er ging nicht ran. Nachdem sie von Tom erfahren hatte, dass er derzeit von der Welt abgeschnitten ist um ihn zu schützen, unterließ sie es. Sollte er doch ein paar Tage Ruhe haben. Doch schon sonderbar. Tom hätte ihr doch wenigstens die Nummer geben können. Irgendwas stimmte dort nicht, das hatte sie sofort im Gefühl. Aber Tom hatte ja keinen Grund ihr etwas vorzulügen. Sie nahm ihr Handy und rief Tom an. „Andrea…was kann ich für dich tun?“ wollte Tom von ihr wissen. „Ich will mit Semir reden. Bist du gerade bei ihm?“ fragte sie nach. Tom schwieg zunächst. „Ähm….nein…also ich bin nicht bei ihm…ich ähm…“ stotterte er. Andrea zog tief Luft ein. Wenn Tom so stotterte, dann gab es etwas das ihn beunruhigte. „Okay Tom, was ist los?“ forschte sie nun nach. „Nichts…es ist alles in Ordnung. Wie ist das Wetter bei dir?“ lenkte er nun ab. „Tom! Was ist los? Lüg mich nicht an! Ist was mit Semir?“ die Fragen von Andrea wurden immer härter im Ton. „Ja….aber …wir..wir haben das im Griff. Immerhin wissen wir wo er ist…also ungefähr…“ gab Tom nun von sich. „Was soll das heißen ungefähr?“ „Semir wurde von Daniela in eine Falle gelockt. Er ist in Gewalt von Max Raabe, das ist der Besitzer des Restaurants wo du und Semir gegessen habt und wo es zur Begegnung mit Daniela kam…“ sagte Tom nun. Andrea stöhnte auf. „Ich kratzte dieser falschen Schlange die Augen aus!“ versprach sie wütend. „Das wird nicht mehr nötig sein. Sie wurde erschossen. Andrea…Daniela war unschuldig. Sie wurde dazu gezwungen. Semir ist zu leichtgläubig gewesen und dient nun als Geisel.“ endete Toms Erzählung. „Ich komme sofort zurück!“ legte Andrea fest. „Das wird nicht nötig sein. Wirklich….du kannst doch nichts tun.“ widersprach Tom. „Ich kann doch nicht hier diesen dämlichen Lehrgang machen, wenn Semir in Gefahr ist! Ich breche ab und damit Basta!!“ entschloss Andrea sich erneut. „Sie werden den Lehrgang nicht abbrechen. Wir haben hier alles im Griff!“ kam nun Anna Engelhardt dazwischen, die Tom scheinbar das Handy abgenommen hatte. Andrea beendete wütend das Gespräch.

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  • „Sie wird zurück kommen.“ stöhnte Tom. Anna nickte. „Ja das ist mir klar. Okay…wir wissen das Semir in der Hand von diesem Max Raabe ist und vermutlich als Geisel fungiert. Aber wie? Ich meine hat die Drogenfahndung irgendwie Hinweise wo der Deal stattfindet?“ Anna sah Michael an. „Nein. Überhaupt nicht und das ist ja auch das was mich stört. Warum sollte der Kollege als Geisel dienen wenn gar kein Eingriff der Polizei stattfinden kann?“ wollte dieser wissen. „Ganz einfach…sollte es so sein, das die Polizei eingreifen würde, dann wären sie abgesichert. Basti meinte ja, das Raabe einige der Informanten bereits beseitigt hat. Er kann also nicht gerade sicher sein, das wir nicht vor Ort sind.“ erklärte Tom nachdenklich. Anna sah ihn an. „Das leuchtet ein…“ nickte sie und auch Michael musste diesem zustimmen. „Es ist jetzt 14 Uhr…wir müssen die Plätze heraus zu finden!“ warnte Tom. „Und dann? Wenn Raabe dort eine Hundertschaft sieht, dann ist Semir direkt tot!“ lehnte Anna ab. „Aber wir müssen etwas tun! Wir müssen Semir da raus holen!“ fauchte Tom wütend. Michael sah ihn an. „Herr Kranich, ich sag es wirklich nicht gern, aber ich denke Ihre Vorgesetzte hat Recht. Solange wir nicht wissen wo die Deals stattfinden ist es einfach zu gefährlich für den Kollegen. Ich habe noch ein paar Kontakte die ich anzapften kann. Ich melde mich morgen bei Ihnen okay?“ wollte er wissen. Tom sah ihn an und dann zu Anna. „Also gut…dann warten wir…“ knurrte er nur. Michael verabschiedete sich und verschwand. Anna sah Tom an. „und wir beide sollten uns nun gut überleben wie wir Andrea davon abhalten Dummheiten zu machen. Die bringt es glatt fertig, diesen Max Raabe im Restaurant aufzusuchen.“ stöhnte Anna. „Das werde ich verhindern. Ich spreche mit ihr.“ versprach Tom, denn er wusste genau wie impulsiv Andrea handeln konnte wenn es um Semir ging.


    Tatsächlich hatte Andrea ihre Sachen gepackt und einen gesundheitlichen Grund gefunden den Qualitätslehrgang abzubrechen. Sie ging zu dem Leiter und sah ihn sehr leidend an. „Ich habe eben einen Anruf bekommen. Meine Mutter ist schwer gestürzt. Ich muss sofort zurück weil sie sonst gar keinen hat und sie ist schon über 80.“ gab sie an. „Das ist sehr bedauerlich. Aber ich verstehe, dass Sie so schnell wie möglich zurück möchten und das ist natürlich ein triftiger Grund. Sie werden ihn aber dann wiederholen müssen.“ mahnte der Leiter und Andrea nickte. Nur weg hier….wichtig war, dass sie nach Köln kam. Mit Hilfe eines ca. 35jährigen Teilnehmers des Lehrgangs schaffte Andrea ihren Koffer in die Tiefgarage des Hotels. „Schade dass Sie schon abreisen…ich hätte auf einen Abend mit Ihnen gehofft.“ erklärte der Mann. Andrea sah ihn an. „Falls es die letzten vier Mal nicht angekommen ist…ich bin vergeben!“ wiederholte sie genervt. Schon seit sie hier war, versuchte dieser Kerl, der absolut nicht ihr Typ war, bei ihr zu landen. Sie hatte ihm klar und verständlich erklärt, dass sie nichts von ihm wollte, aber dieser Kerl gehörte wohl zu der Gruppe von Männern die ein „Nein“ nicht akzeptierten. „Ich bin sicher besser. Ich bin beim LKA und kann dir sicher mehr bieten als so ein dummer Kollege bei der Autobahnpolizei…“ grinste er und packte Andrea am Arm. Er drückte sie gegen ihr Auto und fing an zudringlich zu werden. Sie zog ihr Knie hoch und nur Sekunden später schrie er auf. Er ging in die Knie und krümmte sich am Boden. „War dieses Nein nun deutlich genug?“ fauchte sie ihn an. „Hey…schon gut….schon gut…ich hab verstanden…“ stöhnte er. „Na das wird auch Zeit..“ gab Andrea von sich. Sie stieg ein und verließ die Garage. Im Rückspiegel sah sie wie der junge Mann auf die Beine kam und ihr noch den Stinkefinger zeigte. „Auch noch ein schlechter Verlierer…“ tadelte sie ihn kopfschüttelnd. Dann konzentrierte sie sich auf den Verkehr. Wenn sie gut durchkam war sie in gut vier Stunden in Köln. Doch sie musste schnell einsehen, dass die A1 völlig dicht war. So musste sie sich gedulden und das war etwas das Andrea überhaupt nicht hatte.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Wie konnte das denn passieren? Ich dachte ihr habt ihn bewacht!“ fauchte Andrea viereinhalb Stunden später als sie in der PAST ankam. „Ja das haben wir auch, aber du kennst Semir. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das auch durch. Wie er aus der Wohnung gekommen ist wissen wir nicht. Entweder ist er vom Balkon gesprungen, was aber aufgrund der Höhe nicht ratsam gewesen wäre. Die Feuerleiter war jedenfalls defekt. Das haben wir nach seiner Flucht festgestellt. Jeder der sie benutzt hätte, wäre abgestürzt. Es bleibt der Keller, als Ausgang, aber dann wäre er sicher Siggi und Atilla aufgefallen, die ja regelmäßig ihre Runden gedreht haben.“ erklärte Tom. „Dann holt diesen Raabe her! Ich werde schon rausfinden wo Semir ist!“ drohte Andrea und nun musste Tom lächeln. „Du bist doch keine Polizistin. Wie willst du jemanden vernehmen? Außerdem ist Raabe verschwunden.“ gab er nun zu. „Na das läuft ja toll. Semir bringt sich in Gefahr weil er dieser Tusse mehr Vertrauen schenkt als seinen Freunden. Dann verschwindet er vor den Augen seiner Kollegen! Na warte!! Lass den wieder zurück kommen, dann bekommt er von mir einen Einlauf verpasst, der sich gewaschen hat…“ fauchte sie wütend. Tom nickte. „Ja wenn…“ ließ er hören. Andrea sah ihn an. „Du denkst, dass er schon tot ist?“ Ihre Stimme war nun sehr leise geworden. „Das denke ich nicht. Ich hoffe sehr dass wir ihn lebend finden. Noch ist er eine sehr wichtige Geisel. Die Frage ist nur wie lange noch. Wer weiß wann Raabe genug von ihm hat.“ murmelte er. „Wir müssen was tun. Warum durchsuchen wir nicht die Wohnung von Raabe. Irgendeinen Fehler muss der Kerl doch gemacht haben. Wir müssen etwas finden!“ versuchte Andrea zu klären. „Das haben wir doch schon alles gemacht. Nichts. Absolut gar nichts. Aber das ist ja auch kein Wunder.“ stöhnte Tom. Andreas Wut über die Flucht von Semir und die erneuten Probleme die nun auftauchten war der Sorge um ihren Freund gewichen.


    Max Raabe war wütend. „Diese verdammten Bullen haben mein Restaurant dicht gemacht! Die haben mein Büro durchsucht und alle Papiere mitgenommen. Das heißt sie werden bald hinter meiner wahren Identität kommen. Das wird nicht lange dauern. Aber gut…wir haben ja noch die Sicherheit.“ gab er von sich und sah Rautenberg an. „Na und? Du wirst doch nach dem Deal eh verschwinden oder?“ hakte er nach. „Ja sicher! Deutschland wird Geschichte sein. Ich habe mir gedacht, dass ich mir eine Insel kaufen werde. Dort baue ich dann ein Freizeitparadies auf. Bordelle mit den hübschesten Mädchen, Casinos ohne Ende und natürlich auch die kleinen Pillen die man dafür braucht. Ein zweites Monaco wenn du so willst. Hast was gut bei mir und darfst umsonst eine der heißen Bräute für eine Nacht dein Eigen nennen.“ grinste Max. Karl grinste leicht. „Du bist geizig! Ich will mindestens vier…und keine über 13. ….ich liebe es Macht über die Mädchen zu haben. Weißt du wie schön es ist mit Kindern Sex zu haben? Die Mädchen sind eng und unverbraucht. Das ist so genial….“ Er spürte wie es ihn ihm brodelte. „Du stehst auf Kinder? Oh….aber ja….ich werde schon ein paar Thai-Mädchen finden, die für dich da sind. Und du hast Recht….ich bin geizig…“ nickte Max. „Was hast du eigentlich mit Gerkan vor? Im Augenblick ist er ja sehr friedlich.“ Wollte Karl nun wissen. „Oh, morgen wird er mir als Schutz dienen, wenn ich mich mit Lucas treffe. Ich traue den Bullen zu, dass sie wissen wo ich die nächsten Deals abziehe und ich habe absolut keine Lust in eine Falle zu gehen. Du und Frank werden mich begleiten. Frank wird Gerkan die Waffe an den Hals drücken, du wirst das Geld in deine Obhut nehmen und ich werde mit Lukas alles abklären. Und das werden wir die nächsten Tage wiederholen. Ich habe noch verdammt viel Stoff übrig.“ grinste Max. Karl nickte nachdenklich. „Und was hast du dir für eine Bestrafung für Gerkan ausgedacht?“ Max sah ihn an. „Wie meinst du das?“ wollte er wissen. „Nun ja, du hast ja versprochen, dass es ihm noch leidtun würde. Bisher ist lediglich nichts zu essen geflossen. Und er wird uns sicher noch Ärger bereiten. Was wenn er noch mal versucht abzuhauen?“ hakte Karl nach. Max grinste gemein und sah seine Waffe an. „Nur keine Sorge…das wird er nicht noch einmal machen, dafür werden ich sorgen. Kurz vor dem großen Deal.“ versprach Max. Doch er verriet nicht, was und wie er Semir bestrafen wollte.

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  • Am nächsten Morgen wurde die Tür so heftig aufgestoßen, das Semir zusammenzuckte. „Auf geht es Semir! Ich habe in den nächsten Tagen bis zum Deal noch ein paar kleine Geschäfte und wir wollen doch nicht, dass du bei deinem großen Auftritt einen Fehler machst oder? Daher werden wir üben.“ grinste ihn Karl Rautenberg an. Semir sah ihn an. Um seine Augen lagen dunkle Ringen, denn er hatte die ganze Nacht mit Knebel und gefesselt verbracht. Rautenberg löste die Fesseln doch der Knebel blieb wo er war. „Hoch mit dir!“ forderte er Semir auf, doch bevor dieser dem Befehl nachkam packte Karl das Seilt welches als Knebel diente an seinem Hinterkopf und riss ihn hoch. Semir stöhnte auf. Seine Hände gingen nach oben. Er wollte sich etwa Erleichterung verschaffen, doch nun griff einer der Komplizen von Rautenberg ein. „Binde seine Hände auf den Rücken!“ forderte Karl ihn auf. Der Mann tat es und ging nicht gerade sanft mit Semir um. Als die Seile sich um die aufgescheuerten Gelenke legten schrie Semir unterdrückt auf. Wieder gab es einen Ruck am Knebel. „Wir werden uns jetzt benehmen und keine Tricks versuchen ist das klar?“ wollte Karl von ihm wissen. Der Deutschtürke schloss die Augen und brummte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Karl stieß ihn vorwärts und ließ nun den Knebel los. Semir taumelte kurz, doch er konnte sich fangen. Gemeinsam mit Karl Rautenberg ging es zum Wagen. Dort wartete auch Max Raabe, der sich das Schauspiel grinsend ansah. „Du wirst dich auf die Rückbank legen und ich warne dich…eine winzige Bewegung von dir und es wird deine letzte sein! Frank hilf ihm!“ forderte Karl auf. Der Mann den er mit Frank angesprochen hatte nickte. Nur wenig später fand Semir sich auf der Rückbank wieder. Er lag auf dem Bauch und konnte so nicht einmal sehen wohin die Reise für ihn gehen sollte. Auch Karl und Frank stiegen ein. Frank setzte sich ans Steuer. Max fuhr mit einem anderen Wagen. Für ihn war es eine Gewohnheit andere für sich arbeiten zu lassen. „Dann wollen wir mal. Unser Kunde wartet nämlich nicht gerne.“ hörte er Karl sagen. Tatsächlich ging die Fahrt los. An dem Fahrgeräusch hörte Semir dass sie auf einem Feldweg fuhren. Vermutlich ging es nun zur Autobahn und dann zu einem der Parkplätze wo der Deal stattfand. Ohne es zu wollen kam er nun der Lösung des Falles den er und Tom vor seinem Verschwinden bearbeiteten näher. Tatsächlich erhöhte der Fahrer einige Minuten später das Tempo. Semir wagte es sich etwas hochzudrücken, doch Karl Rautenberg bemerkte es. Er schlug mit der Waffe in Semirs Rücken worauf dieser aufstöhnte. „Liegen bleiben!“ fauchte ihn der Mann an. Die Schmerzen verebbten als der Wagen wieder langsamer wurde. Semir hörte den Blinker und er vermutete dass sie nun am Treffpunkt waren. „Hinsetzen!“ kam nun der Befehl von Rautenberg. Semir gelang es nur sehr mühsam, denn Rautenberg machte sich einen Spaß daraus ihm die Waffe in die Seite zu drücken. Nach einigen Minuten hatte Semir es dann geschafft. Er sah sich um. Tatsächlich waren sie auf einem Parkplatz an der Autobahn, aber er wusste nicht genau wo. Dies hier war einer der kleineren Plätze wo man sich die Beine vertreten konnte. Doch der Kunde schien noch nicht da zu sein denn Max Raabe stieg nicht aus.


    Lukas Brehmer sah sich aufmerksam auf dem Parkplatz um. Nur ein Wagen war zu sehen und dieser war mit mehreren Männern besetzt. Das schien dann wohl der Lieferant zu sein. Er fuhr seinen Wagen nun vor und hielt so an, dass er notfalls sofort fliehen konnte. Dann stieg er aus. „Ihr werdet aufpassen, dass uns keiner stört.“ wandte er sich an seine Männer ohne sie anzusehen. „Hallo Max!“ rief er zu dem Fahrzeug und tatsächlich stieg Max Raabe aus. Er ging zur hinteren Tür seines Wagens und zerrte einen gefesselten und geknebelten Mann heraus. Auch der Fahrer von ihm stieg aus. Er übernahm den gefesselten Mann und drückte ihm eine Waffe an den Hals. „Was soll das denn?“ wollte er von Max wissen. „Unsere Versicherung, falls die Bullen hier sein sollten. Er ist einer von dem Haufen und quasi mein Schutz…“ grinste Karl, der nun mit dem Geld dazu kam. Lukas lachte auf. „Eine clevere Idee, muss ich zugeben. Wer ist er?“ hakte er nach. „Gerkan von der Kripo Autobahn…ein ziemlich heißer Hund, auch wenn er im Augenblick nicht so aussieht.“ erzählte Karl. „Darf ich mal?“ wollte Lukas wissen und zeigte auf den Polizisten. „Ja sicher….“ lächelte Max nun. Lukas trat auf den gefesselten Mann zu. „So ein Bulle bist du ja?“ fragte er. Natürlich kam keine Antwort, denn noch immer steckte der Knebel im Mund des Hauptkommissars. Lukas lächelte ihn böse an und schlug zu. Seine Faust landete im Magen von dem Polizisten der sofort zusammenbrach. „Ich hasse Bullen!“ fauchte er wütend, trat noch einmal zu und ging dann wieder zu Karl und Max, während der Mann von Frank auf die Beine gezogen wurde. Lukas drehte sich noch einmal um und grinste böse. „Ist ein zäher Bursche…“ lobte er den Hauptkommissar. „Ja…so hier ist deine Ware…wo ist die Kohle?“ fragte Max ohne darauf richtig einzugehen. Lukas hob die Hand und einer seiner Männer kam mit einem Koffer dazu. Karl öffnete ihn und sah hinein. Der Koffer war gefüllt mit Fünfzig- und Hundert Euroscheinen. Er nickte Max zu. „Ich vertraue dir Lukas….“ lächelte er zum Käufer und nickte dann Frank zu. Dieser zerrte den Polizisten wieder zum Wagen und zwang ihn einzusteigen. Nur wenig später waren auch Karl und Max wieder im Wagen. Die Fahrt ging zurück zum Haus. Rautenberg sah Semir an, der nun saß. „Siehst du…ist das nicht ein klasse neuer Job für dich? Du bist Geisel, verdienst zwar nichts aber du hast ein Dach über den Kopf…“ lachte er. Als sie am Haus ankamen wurde Semir in den hinteren Raum gebracht. „Ich denke nicht, dass ich dich hier noch festbinden muss oder? Du wirst nicht versuchen abzuhauen sonst werde ich ungemütlich.“ warnte Karl ihn. Er gab Semir einen Stoß und dieser stolperte in den Raum. „Nimm ihn die Fesseln und den Knebel ab. Dann bekommt er etwas zu essen und dann sorgst du dafür, dass er ruhig bleibt!“ forderte er Frank auf, der nun dazu kam. „Ja Karl…“ nickte er. Wenn Semir nun damit gerechnet hatte, vernünftig behandelt zu werden, dann irrte er sich. Frank kam mit Handschellen zurück. Nur wenig später saß er in seinem dunklen Raum und versuchte etwas Ruhe zu finden. Er war mit Handschellen an einem Rohr gefesselt und die konnte er ohne Hilfe nicht öffnen, das war klar und Lärm schlagen war auch kein guter Gedanke, denn Max und Karl würden ihn dann nur wieder knebeln. Wieder kamen Erinnerungen seiner ersten Gefangenschaft in seinen Kopf. Doch diesmal sah er seine erste Flucht. Seine Flucht wie er entkam.

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  • Frank fuhr mit dem Wagen von Max, den dieser vorher etwas abseits abgestellt hatte, nach dem Deal zum Kölner Bahnhof und sah sich nach Max Dealern um. Dann sah er einen von ihnen mit einem Kunden im Gespräch und stellte sich neben ihn. „Hallo David…“ begrüßte er den Mann. „Frank….ähm…Moment ich bin gleich da...“ gab der Angesprochene von sich. Frank nickte und zog sich etwas zurück. Der Junkie der gerade die nächste Ration an Chrystal kaufte schien schon ziemlich kaputt. Wieder ein Kunde der sicher bald das Zeitliche segnete. Aber er brachte im Augenblick noch Geld und das zählte. Als der Kunde weg war wandte sich David an Frank „Nun was gibt es? Willst du abkassieren?“ fragte er. „Das auch. Ich wollte wissen ob du nun weißt wer der Verräter ist? Auch wenn die Bullen die letzten Deals nicht gestört hatten, aber das konnte auch an unserer Versicherung liegen.“ grinste Frank. David lachte auf. „Ja, ich habe gehört was Max getan hat. Eine echt geniale Idee. Aber zu deiner Frage. Ich glaube Daniel war der letzte Verräter in den Reihen der Junkies.“ erklärte David. „Danke, das war alles was ich wissen wollte. Wie sieht es mit den Umsätzen aus?“ hakte der Handlanger von Max nach. „Sie fallen etwas, aber ich denke das ist nur für kurze Zeit. Aber wäre schön wenn es mal was Neues geben würde. Was ist mit Krokodil?“ schlug David vor. Frank sah ihn an. „Krokodil ist schlimmer als Chrystal. Es frisst die Junkies auf. Max will Geld verdienen und kein Beerdigungsinstitut eröffnen!“ fauchte er ihn an. „War ja nur ein Vorschlag…“ entschuldigte David sich. Er kramte in den Taschen und reichte Frank das Geld was er eingenommen hatte und verschwand. Max Mann zählte kurz nach und nickte. Dann machte er sich auf den Rückweg. Er kam fast gleichzeitig mit den Anderen an und sah wie Max Semir ins Haus stieß. Er grinste leicht und folgte den Männern. „Wo seid ihr denn noch gewesen?“ wollte er wissen. Max machte sich einen Spaß daraus den Polizisten grob zu behandeln und stieß ihn in den Raum. Dann sah er Frank an um ihn weitere Instruktionen zu geben. „Wir haben noch eine kleine Rundfahrt gemacht. Hättest mal sehen sollen wie nervös unser Freund war.“ lachte Max. Frank sah auf die Uhr. „Ihr ward gute zwei Stunden unterwegs?“ hakte er erstaunt nach. „Ja…so ist es. Nimm ihn die Fesseln und den Knebel ab. Dann bekommt er etwas zu essen und dann sorgst du dafür, dass er ruhig bleibt“ befahl Max.


    Semir sah sich durch den Wald rennen. Es war dunkel und er hörte hinter sich die Verfolger. Nur wenig später fiel ein Schuss. Jäh wurde er aus seinen Erinnerungen heraus gerissen, denn die Tür ging auf und Frank kam mit einem Glas Wasser und ein Stück Brot herein. Er löste die Handschellen und ließ Semir essen und trinken. Danach kettete er ihn wieder an und verließ den Raum. Krampfhaft versuchte sich der Hauptkommissar weiter zu erinnern. Aber es klappte nicht. Frustriert dachte er an den heutigen Deal. Als dieser über die Bühne war und Max Frank weg geschickt hatte um in die Stadt zu fahren, wurde er wieder ins Auto verfrachtet und er rechnete fest damit, dass er sich entweder hinlegen musste oder aber die Augen verbunden bekam, doch nichts geschah. Sicher war, dass die Rückfahrt wesentlich länger war als die Hinfahrt. Das konnte daran liegen, dass Max Raabe vielleicht dachte, dass die Polizei doch irgendwelche Hinweise hatte und die Kollegen die Straßen absperrten. Bevor er wieder ins Auto steigen musste kam Max zu Frank und instruierte ihn, zum Bahnhof zu fahren um die Dealer abzukassieren. Er schien den Mann zu vertrauen. Dann wurde Semir wieder ins Auto gezwungen. Sie fuhren erst in Richtung Köln und Semir dachte, dass sie vielleicht neuen Stoff besorgten oder noch einen Deal durchführen wollten wo er als Sicherheit dienen sollte, doch egal welchem Parkplatz sie angezeigt bekamen, sie fuhren daran vorbei. Erst nach einigen Minuten war Semir klar, dass er verwirrt werden sollte und das schafften sie auch. Semir schüttelte sich. Er wollte diese Gedanken loswerden und sich weiter an das erinnern, was er vergessen hatte. Seine erste Flucht hatte geklappt, vielleicht schaffte er es noch einmal, wenn er die richtige Gelegenheit nutzte. Er wusste ja nicht, dass es nicht mehr dazu kommen sollte, weil Max Raabe sich etwas Besonderes für ihn ausgedacht hatte. Und plötzlich war sie wieder da…die Erinnerung:


    Die Hütte, in der Semir das erste Mal untergebracht war stand in einem leicht bergigen Wald. Semir hatte vermutet, dass sie in Hürth waren. Dort gab es einen recht großen Wald der eine Tücke hatte. Es ging an manchen Stellen bis zu sechs Meter steil runter. Max und Karl hatten den Fehler gemacht ihn nicht zu fesseln, als sie ihn ein weiteres Mal aus dem Zimmer holten und so konnte er sich gegen seinen Bewacher durchsetzen. Er versetzte ihm einen Hieb mit dem Ellbogen und drehte sich gleichzeitig um. Die Faust küsste das Gesicht des Verbrechers und dann rannte Semir einfach los. „Hinterher!!“ hörte er Karl Rautenberg schreien. Und nur wenig später rannten zwei Männer hinter ihm her. Kugeln sirrten um ihn herum und Semir versuchte immer mehr Abstand zu bekommen. Dann erreichte er im Wald eine Erhöhung die es in sich hatte, denn nur ein schmaler Weg führte durch den Wald. Hier war eine der Stellen, an denen es links und rechts gute zehn Meter runter ging. Wenn er nun stürzen würde, wäre das fatal für ihn. Vorsichtig rannte er über den schmalen Weg und sah sich um. Seine Verfolger kamen gerade in Sichtweite. Einer der Männer zielte mit einer Waffe auf ihn und drückte ab. Semir hörte den Schuss und spürte gleichzeitig ein brennenden Schmerz an der linken Schläfe als die Kugel ihn streifte. Er strauchelte, verlor den Halt und rutschte ab. Mehrfach überschlug er sich und kam dann nach einigen Sekunden, die ihm wie Minuten vorkamen zum Liegen. Er spürte die Schmerzen doch dann versank er in die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit. Wie lange sie dauerte konnte er nicht sagen, aber als er wach wurde sah er sich verwundert um. Wo war er hier? Was war passiert? Wo war Andrea? Er sah sich um. Wie war er hier her gekommen? Er hörte Autos und lief los. Warum er im Wald war oder was genau passiert war wusste er nicht. Andrea war sein einziger Gedanke. Er musste sich doch bei ihr entschuldigen. Er musste zu ihr. Sie musste ihm doch glauben. Als er an der Straße ankam hob er den Daumen. Ein LKW hielt an. „Hey, wo willst denn hin?“ wollte der Fahrer wissen. „Ich muss in die Stadt…“ kam von Semir. „Dann rein mit dir!“ sagte der Mann und Semir stieg ein. „Siehst nicht gerade gut aus, ein Krankenhaus wäre sicher genau richtig für dich.“ meinte der Fahrer, als er ihn betrachtete. „Was ist denn mit dir passiert?“ hängte er an. Semir sah ihn an. „Ich weiß nicht…“ gab er zu. „Okay….dann fahre ich dich ins nächste Krankenhaus.“ bestimmte der Fahrer und gab Gas. Als er Köln erreicht hatte und das erste Krankenhaus ansteuerte schlief Semir auf dem Beifahrersitz. „Na komm Kumpel…ich bring dich rein.“ bot der Fahrer an als er Semir weckte. „Nicht nötig…ich schaffe das allein.“ lehnte der Hauptkommissar das Angebot ab und stieg aus. Dann setzte er sich auf die Treppe um ein wenig nachzudenken. Sie waren wieder da….alle Erinnerungen kamen zurück.

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  • Wieder in der Gegenwart:


    Die Zeit verging. Semir zuckte zusammen als die Tür sich öffnete. Max Raabe trat ein. „So Semir….ich habe dir ja versprochen, dass ich dir erzähle was mit Dany passiert ist. Weißt du, es gab einen kleinen Unfall. Ich habe Dany an einem Rastplatz abgelegt und angezündet. Feuerbestattung nennt man das… Schlimm nicht wahr. Aber der gute Junge hat es ja nicht mehr gemerkt. Deine Kette habe ich ihn in die Hand gelegt um deinen Freunden einen Schrecken einzujagen. Ein kleiner Spaß sozusagen. Leider hat es nicht geklappt. Aber gut…ist passiert. Weißt du, nach deiner ersten Flucht war ich sauer….nein…ich war extrem sauer und sowas ist nicht gut. Ich habe Karl und Frank dafür verflucht, dass sie deine Flucht nicht verhindert hatten. Sie haben tatsächlich geglaubt, dass du den Sturz nicht überlebt hast. Sie haben dich unterschätzt. Aber glaube mir, ich werde diesen Fehler nicht machen. Und jetzt werde ich dafür sorgen, dass du nicht mehr fliehen kannst. Weder vor noch nach dem Deal. Du musst verstehen, dass ich nicht die Versicherung für den korrekten Ablauf des Deals verlieren möchte.“ erzählte er und zog seine Waffe. Semir sah ihn erschrocken an. Alles in ihm spannte sich. Sein Herz raste. Drohend sah ihn die Mündung der Waffe an. „Tot nütze ich Ihnen gar nichts.“ stieß er heiser aus. Dabei versuchte er seine Angst zu verbergen. „Wer sagt denn dass ich dich töte? Nein….ich verhindere nur, dass du weg laufen kannst. Wie beim ersten Mal und wie vor kurzem. Scheinbar sind Fesseln nicht sicher genug, aber ich habe mir da etwas überlegt, was mir Sicherheit gibt, dass du es nicht noch einmal machst.“ lachte er und spannte den Hahn der Waffe. Semir sah ihn an. Er zog seine Beine an denn er ahnte was Raabe vorhatte und wurde nicht enttäuscht. Der Schuss hallte und Semir schrie auf. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen linken Unterschenkel. Als Semir hinsah sah er deutlich das Loch in seiner Hose und wie das Blut hervorschoss. „So ist es doch viel besser.“ lachte Max Raabe und verschwand. Um Semir wurde es wieder dunkel. Er stöhnte vor Schmerzen und am liebsten hätte er die Wunde zugedrückt, doch seine Hände waren nach wie vor gefesselt. Da war kein Spielraum. Die Schmerzen waren unerträglich und er spürte wie er langsam das Bewusstsein verlor. Nur wenige Minuten später ging das Licht erneut an. Semir sah mit Tränen der Schmerzen in den Augen auf die Person die reinkam. Es war Frank, der Komplize von Rautenberg und Raabe, der ihn auf dem Parkplatz festgehalten hatte. Er hatte Verbandsmaterial bei sich und fing an Semirs Wunde zu behandeln. Als er das Bein anhob, schrie Semir auf, doch Frank ließ es kalt. „Tja…selbst schuld.“ meinte er nur. Nachdem der Verband angelegt war verließ er wieder den Raum. Doch nur wenig später wurde Semir Wasser und ein Kanten Brot gebracht. Gierig trank er das kühle Nass, seine Kehle war wie ausgedörrt. Der Schmerz hatte ihn seinen Hunger fast vergessen lassen, doch er musste etwas essen, um bei Kräften zu bleiben. Langsam ließ der Schmerz etwas nach, doch jede Bewegung erinnerte ihn daran. Er wurde sogar los gemacht. „Ich denke du wirst nicht noch einmal fliehen oder?“ lachte Max, der nun ebenfalls reinkam. Semir sagte nichts. Er fing an zu essen. Semir hatte tatsächlich keine Ambitionen mehr eine Flucht zu unternehmen. Max Raabe verhöhnte ihn mit Freuden. Sein Bein pochte und er spürte die Kugel darin. Wenn sie nicht bald entfernt werden würde, dann bekam er sicher eine Blutvergiftung. Doch Semir glaubte auch nicht, dass es soweit kommen würde, denn Max Raabe würde ihn mit Sicherheit vorher töten.


    Als Max ebenfalls aus dem Raum zurückkam und sah Frank ihn an. „Guter Treffer…das Bein wird er für die nächste Zeit kaum nutzen können. Die Kugel ist noch drin und steckt vermutlich im Knochen.“ legte er Bericht ab. „Oh, Herr Doktor hat also doch was in seinem kurzen Studium gelernt. Mir ist es relativ egal, ob Gerkan kriecht oder läuft. Wichtig ist, dass er dabei ist. Bis zum großen Deal wird er uns noch ein paar gute Dienste leisten. Du wirst dich um ihn kümmern Frank. Nicht das er vorher das zeitliche segnet. Die Wunde blutet nicht mehr?“ fragte Max. „Wird mit der Zeit. Hast dicht an eine der Arterien vorbei geschossen. Nur ein bisschen nach rechts und er wäre verblutet. Ich habe ihm jetzt einen Druckverband gemacht. Aber wir müssen aufpassen. Die Wunde kann sich schnell entzünden weil der Fremdkörper noch drin ist.“ gab Frank zu verstehen. Max nickte nur. „Mir ist es egal, Hauptsache er lebt in vier Tagen noch.“ antwortete er gleichgültig. Frank sah zu Karl und dieser zog nur die Schultern hoch. „Also gut. Den Verband werde ich morgen wechseln und mir die Wunde noch mal ansehen. Vielleicht kann ich die Kugel auch so rausbekommen. Dürfte dem Jungen nur ziemlich schmerzen und eine Garantie gegen eine Blutvergiftung ist es auch nicht.“ versuchte Frank weiter. Max stand auf und stellte sich dicht vor ihn hin. „Ich sagte doch es ist mir egal. Hauptsache er lebt. Danach wird er eh das zeitliche segnen und da ist dann auch die Wunde völlig irrelevant.“ knurrte er. Frank zuckte zurück. „Wie du willst….“ murmelte er und verließ den Raum. Karl räusperte sich. „Wenn Gerkan vor dem Deal stirbt wird dir nicht geholfen sein.“ ließ er nun von sich hören. „Karl…wenn deine Männer aufgepasst hätten, dann wären wir längst aus Deutschland raus! Also nerv mich nicht mit deinem Geschwafel!“ gab Max leise zurück. „Lass Frank doch versuchen, die Kugel rauszuholen. Immerhin wäre dann die Geisel sicher und käme zu Kräften.“ versuchte Karl weiter. Max sah ihn an. „Ich will aber nicht, dass er zu Kräften kommt. Gerkan ist nicht irgendein Bulle. Er ist verdammt gewitzt und wenn er sich erholt dann wäre er auch eine Gefahr und das Risiko will ich nicht eingehen. Aber von mir aus, soll er es versuchen. Ich will ihn schreien hören!“ knurrte Max und widmete sich wieder seiner Zeitung.

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