Bis das der Tod uns scheidet

  • Nachdem sie aus dem Krankenhaus waren fuhren die beiden Hauptkommissare zur Gerichtsmedizin um sich die Leiche anzusehen, die an der Autobahn gefunden wurde. „Hallo Doc…Hast du die Leiche schon fertig?“ fragte Ben sofort. „Ja sicher….und das ist echt ein merkwürdiger Fall. Ich habe die Leiche wie immer geöffnet und muss sagen, sie war in einem einwandfreien Zustand. Der Mann hatte seine letzte Mahlzeit ungefähr 4 Stunden vor seinem Tod gehabt. Noch nicht ganz verdaut aber dennoch unkenntlich. Die Todesursache ist eine die ich nur aus dem Lehrbuch kenne. Dem jungen Mann wurde das Gehirn zertrümmert.“ gab der Doc von sich. „Du meinst den Schädel eingeschlagen?“ hakte Semir nach. „Nein, der Schädel ist unbeschädigt.“ stellte der Doc richtig. „Aber du hast doch eben gesagt, dass sein Kopf Matsch ist…“ kam verwundert von Ben. „Nein, ich sagte das Gehirn ist zertrümmert. Nachdem ich die Augen untersucht habe, konnte ich eindeutig feststellen, dass man an dem jungen Mann eine Lobotomie durchgeführt hat. Eine ziemlich in Verruf gekommene Operationsmethode um gewalttätige und auffällige Personen so hinzubekommen, dass sie sich wieder in die Gesellschaft einreihen können. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass die Patienten bei denen eine Lobotomie durchgeführt wurde, Personen ohne Gefühl sind. Ohne eigenen Willen ohne Emotionen…“ zählte der Arzt auf. Semir sah Ben an und schluckte. „Und warum ist diese OP umstritten? Nur wegen den Folgen oder was?“ wollte Semir wissen. „Nicht nur…diese Operation findet durch die Augenhöhle statt. Man stößt zwei Nadeln jeweils durch die Augenhöhle in das Gehirn. Der Stirnlappen wird mit wenigen Schlägen durchstoßen und würde auch wieder heilen, aber…und nun kommt es. Die Nadeln gelangen dann in die sogenannte Schaltzentrale. Also die Region die mit dem Kleinhirn eng verbunden ist. Die Nadeln werden dann in Schwingung versetzt und werden in die Region gestoßen wo das Hauptzentrum für Empfindungen und Reize sitzt. Die Nadeln zerstören die Nervenstränge und der Patient ist eine Marionette.“ erklärte der Doc. Semir und auch Ben wurden blass. „Was für eine grausame Art.“ stieß Ben aus. „Ja, doch das war nicht der Grund allein dass diese Operation verboten wurde. Dr. Walter Freeman, der Verfechter dieser Methode hat viele der Operationen durchgeführt und von dem Patienten haben lediglich sechs überlebt. Alle anderen sind an Hirnblutungen oder an Herzstillstand während und nach der Operation gestorben. Seit den 70iger Jahren darf kein Arzt mehr diese Operation vornehmen.“ ging es bei dem Doc weiter. „Okay…und wie lange ist die OP her?“ fragte Semir heiser. „Nun, die Wunden sind nicht einmal geschlossen. Ich nehme an, dass er direkt während der OP verstorben ist. Die Blutungen und die Zerstörungen im Gehirn sind deutlich zu sehen. Das war kein Arzt der das gemacht hat, das war ein Stümper!“ endete der Bericht.


    Semir und Ben saßen nachdem sie die Gerichtsmedizin verlassen hatten schweigend im Auto. „Das ist auch eine Todesart die ich noch nicht kannte. Kannst du mir sagen, warum die Mediziner immer alles so detailgetreu schildern müssen? Mir hat sich der Magen fast umgedreht..“ stöhnte Ben. „Oh, das wäre schlimm gewesen. Wer weiß was du heute schon alles gegessen hast.“ grinste Semir. „Ha, ha…also gut…wir müssten jetzt nur noch die Identität von dem Mann herausfinden und in welchem Krankenhaus er operiert wurde.“ gab Ben zurück. „Ja, wenn er in einem Krankenhaus operiert wurde. Der Doc sagte doch, das kein vernünftiger Arzt eine sollte OP noch machen würde.“ setzte Semir dagegen. Ben sah ihn an. „Wo sollte denn sonst so eine OP durchgeführt werden?“ stieß er fragend aus. „In jeder Hinterhofpraxis. Es scheint doch ein Stümper zu sein, wenn der die gleichen Fehler macht wie der Erfinder dieser Operationstechnik.“ meinte Semir nachdenklich. „Klar, wäre sicher möglich, aber ich denke wir sollten uns auf die Kliniken konzentrieren. Der Doc sagte doch, dass diese Operation bei aggressiven und auffälligen Personen durchgeführt wurde. Wo könnte das sein?“ dachte Ben laut nach. „Gefängnis, Irrenanstalt…überall dort wo die Menschen, die sich nicht an der Gesellschaft anpassen hingebracht werden.“ antwortete Semir. „Ganz genau, und wenn wir jetzt mal weiter spinnen würde ich direkt auf die Klinik kommen wo Lasse Schmidt und Gloria Dorsten arbeiten bzw. gearbeitet haben.“ ging es bei Ben weiter. Semir sah ihn kurz an. „Du meinst diese Gloria hat bei diesen Operationen mitgemacht, aber dann Skrupel bekommen? Das ist gut möglich. Dann müssten wir noch mal mit Schmidt sprechen..“ stieß Semir aus. „Genau, vielleicht kann er uns helfen.“ stimmte Ben zu. Semir fuhr von der Autobahn wieder in Richtung Krankenhaus. Nur wenig später waren sie wieder bei Lasse Schmidt im Zimmer. „Herr Schmidt, was hatte Gloria für eine Aufgabe im Krankenhaus?“ wollte Ben sofort wissen. „Sie hat bei Operationen assistiert. Bei Dr. Prottengeier…warum?“ kam von Lasse. Er war völlig verwundert. „Wissen Sie was eine Lobotomie ist?“ fragte Semir nun. Lasse nickte leicht.

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  • „Eine Lobotomie ist das Schlimmste was die Medizin hervor gebracht hatte. Sie zerstört einen Menschen, der Hilfe braucht. Aber diese Operation verwandelt sie in Zombies. In Wesen ohne einen lebenswerten Inhalt. Keine Gedanken, keine Gefühle…keine Erinnerungen…nichts…“ stieß Lasse aus. „Und die Klinik in der Sie arbeiten, werden dort solche Operationen durchgeführt?“ fragte Ben weiter. Lasse stieß ein Schnaufen aus. „Ganz sicher nicht! Das ist eine ordentliche Klinik. Die Patienten dort werden sehr gut behandelt!“ verteidigte er seine Arbeitsstätte. „Wäre es denn nicht denkbar, das Gloria eben diese Operationen nicht mehr gut heißen konnte. Dass sie den Arzt verraten wollte? Vielleicht war das der Grund, warum sie sterben musste.“ sinnierte Semir und er merkte das Lasse nachdenklich wurde. „Ich will es gar nicht erst in Erwägung ziehen. Das wäre grausam…..das ist …Willemsen würde das niemals zulassen! Er ist so ein korrekter Arzt.“ stieß Lasse aus. „Willemsen?“ hakte Semir nach. „Der Leiter der Nervenklinik Neukirch. Dr. Friedrich Willemsen-Neukirch ist er Inhaber und Chefarzt. Wenn wirklich solche Operationen gemacht werden, dann müsste er es wissen.“ erklärte Lasse. „Dann werden wir ihn mal besuchen. Können Sie mir die Adresse geben?“ bat Semir. „Klar, das ist die Klara-Schumann-Gasse 1-11. Sie können es gar nicht verfehlen, denn es ist das einzige Haus in der Straße.“ gab Lasse von sich. Immer wieder schloss er das unverbundene Auge. Semir nickte. „Danke. Und nun ruhen Sie sich aus. Wenn etwas offen ist, kommen wir wieder. Gute Besserung.“ lächelte Semir. „danke…“ murmelte Lasse und schloss das Auge. Ben und Semir verschwanden um der Klinik nun einen Besuch abzustatten. Vom Krankenhaus wo Lasse lag bis zur Klinik brauchte sie eine gute dreiviertel Stunde. In der Klinik wurden sie von Dr. Friedrich Willemsen-Neukirch empfangen. „Was kann ich für die Kripo Autobahn tun? Ist jemand zu schnell gefahren?“ grinste der ca. 55jährige Mann. Ben und Semir sahen sich nur an. „Es geht um Gloria Dorsten. Sie haben sicher schon gehört, dass sie einen tödlichen Unfall hatte.“ fing Semir an. Willemsen-Neukirch nickte. „Sehr bedauerlich. Es war eine ganz tolle Krankenschwester. Sehr talentiert…“ gab der Mann von sich. Die Trauer über den Verlust der Arbeitskraft schien echt zu sein.


    „Was Sie da behaupten ist absurd!!“ stieß Willemsen- Neukirch aus als Semir und Ben ihr Dasein erklärten. „Hier in der Klinik werden keine verbotenen Operationen durchgeführt. Sie können sich gern davon überzeugen!“ hängte er an. „Gut es mag sein, dass wir uns geirrt haben, aber kennen Sie diesen Mann vielleicht?“ fragte Ben nun und hielt das Foto des Toten hoch. Willemsen-Neukirch sah es sich genau an. „Gott, das gibt es doch nicht. Das ist Bruno Leischick….er ist ein Gewalttäter, der hier in der Klinik resozialisiert werden sollte. Er hat seine Strafe abgesetzt bzw. ist der Rest zur Bewährung ausgesetzt worden. Mit der Bedingung sich bei uns therapeutische Hilfe zu holen. Aber das bedeutet nicht, dass er hier auch operiert wurde!“ ging es bei Neukirch weiter. „Ach und wie kann es sein, das ein Häftling der in Ihrer Obhut geraten ist jetzt tot ist? Gestorben an einer Lobotomie oder aber an den Folgen einer solchen OP?“ hakte Semir nach. „Das weiß ich doch nicht! Aber ich weise die Vorwürfe gegenüber der Klinik zurück.“ antwortete Neukirch. Ben bemerkte die Spannung die auftrat. „Haben Sie Herrn Leischick behandelt?“ wollte er nun wissen. Neukirch schüttelte den Kopf. „Nein, dafür hatte ich überhaupt keine Zeit, weil ich wichtigere Patienten hier habe. Dr. Axel Prottengeier war sein behandelnder Arzt. Aber auch das ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Neurologie!“ nahm er nun seinen Mitarbeiter in Schutz. „Hören Sie Herr Dr. Wir haben eine Aussage, das Gloria ihrem Freund etwas verheimlicht hat. Vermutlich war die Assistentin bei solchen Operationen und wollte nicht mehr. Sie wollte den Arzt verraten und wurde deshalb ermordet.“ erklärte Semir weiter. Neukirch sah ihn an. „Sie sagten doch, dass sie einen tödlichen Unfall hatte. Wie kommen Sie denn jetzt auf Mord?“ hakte der Mediziner nach. „Frau Dorsten ist zwar beim Unfall verstorben, aber sie hatte Drogen im Blut und nach Aussagen von ihrer Freundin und auch ihres Freundes hat sie keine Drogen konsumiert. Das ergibt sich auch aus dem Blutbild und der Haarprobe. Und wenn sie die Drogen nicht freiwillig genommen hat, dann hat man sie ihr verabreicht, was einem Mordversuch gleichkommt. Der Tod ist allerdings wegen des Genickbruches eingetreten.“ kam nun von Ben wieder.

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  • Dr. Friedrich Willemsen-Neukirch sah die Männer nachdenklich an. „Es ist wirklich sehr merkwürdig…Gloria hat sicher keine Drogen genommen, das wäre mir aufgefallen. Sie war zwar in den letzten Tagen nervös, aber ich dachte das liegt einfach daran, dass wir eine Prüfung ins Haus stehen haben.“ murmelte der Professor. „Was für eine Prüfung ist das?“ hakte Semir nach. „Eine Rechnungsprüfung. Sehen Sie…die Medizin ist ein ziemlich teures Pflaster. Nicht was die Operationen oder so angeht, sondern die Unterbringung hier in der geschlossenen Abteilung. Pro Tag kostet es ungefähr 198 Euro netto einem Menschen hier unterzubringen und da ist das Essen noch nicht mit inbegriffen.“ erklärte der Mediziner. Semir sah Ben an. „Dennoch wird es gezahlt. Zurück zum Thema. Wann wurde Bruno Leischick denn entlassen?“ wollte Ben wissen. „Nach meinem Wissen überhaupt nicht. Er muss abgehauen sein, obwohl es wenn er tatsächlich eine Lobotomie bekommen hat, gar nicht möglich ist. Diese Operation vernichtet alles. Das kann eigentlich gar nicht sein…“ wieder sah man deutlich die Denkfalten an der Stirn des Mannes. „Könnte uns Dr. Prottengeier vielleicht helfen?“ fragte Semir. „Das ist gut möglich, aber er ist erst in sechs Stunden hier. Wir haben gestern einige Notfälle gehabt und bis in den frühen Morgenstunden operiert. Ich habe mich zwar hinlegen können, aber Dr. Prottengeier hat sich keine Ruhe gegönnt. Ich habe ihn vor zwei Stunden heim geschickt, damit er schlafen kann. Bitte respektieren Sie die Ruhe, denn ich kann ihn nicht brauchen, wenn er müde ist. Die Fehlermöglichkeiten sind einfach zu groß.“ bat Dr. Willemsen-Neukirch. „Selbst verständlich.“ nickte Semir. „Können wir denn noch mal mit Frau Schuster sprechen? Sie war ja mit Gloria befreundet und sie hatten sogar eine WG.“ bat Ben. „Ja sicher…Im Schwesternzimmer. Ich werde sie gleich zu Ihnen schicken.“ stimmte der Klinikchef zu. „Kommen Sie!“ forderte er die beiden Hauptkommissare auf und zusammen verließen sie das Zimmer.


    „Ich weiß nicht, was Gloria hatte. Sie war die letzten Tage immer sehr merkwürdig. So übervorsichtig. Alles was sie trank oder aß untersuchte sie. Ich will ja nicht unken, aber ich glaube sie hatte Angst vor Dr. Prottengeier…“ kam nur wenig später von Nadine, als sie mit Semir und Ben im Zimmer waren. „Warum?“ wollte Ben wissen. „Ich weiß es nicht, aber man spürte die Spannung wenn die Beiden im Zimmer waren.“ gab Nadine zurück. „Vielleicht eine Affäre?“ warf Semir ein. Nadine lachte auf. „Gloria war mit Lasse zusammen. Die ging dem nicht fremd. Sie war ihm treu und er ihr. Niemals hätte sie etwas mit Dr. Protzengeier angefangen.“ Semir hörte den höhnischen Ton und bemerkte natürlich auch die Namensveränderung. „Sie mögen ihn nicht oder?“ grinste er. „Dr. Axel Prottengeier ist jemand, den man nicht mögen kann. Eingebildet, arrogant und schrecklich auf Geld fixiert. Wenn er mit den Patienten spricht, dann merkt man seine Einstellung.“ stieß Nadine aus. „Und wie ist seine Einstellung?“ hakte Ben nach. Nadine sah ihn an. „Kennen Sie das, wenn man sie so richtig herablassend ansieht? So als wäre man etwas Besseres nur weil man gesund ist oder mehr Geld hat?“ stellte sie die Gegenfrage. Ben nickte. „So benimmt sich Prottengeier wenn er mit einem Patienten zusammen ist. Er behandelt sie nur weil er Geld damit verdient.“ endete Nadine gerade als ein junger Mann das Zimmer betrat. „Hi Daniel….“ begrüßte Nadine ihn. „Das ist Daniel Römer, ein Pfleger auf unserer Station. Daniel das sind Herr Gerkan und Herr Jäger von der Kripo Autobahn. Sie sind wegen Gloria hier.“ erklärte die junge Schwester schnell. „Ah…ein grausames Ereignis.“ kam von dem jungen Mann. „Ja…kannten Sie Gloria gut?“ fing Semir sofort das Verhör an. „Nun ja, wie man sich halt als Kollegen kennt. Wir waren öfter in der Nachtschicht zusammen. Außer in den letzten Tagen. Sie war so merkwürdig. Sie war nervös und machte schon mal Fehler. Sie erschrak wenn man reinkam. So als hätte sie etwas zu verbergen.“ Dachte Daniel laut nach. „Können Sie sich vorstellen warum?“ fragte Ben nun. „Nein, sie hat nicht darüber gesprochen. Ich habe sie einmal angesprochen und ihr gesagt, dass es mir aufgefallen ist, doch sie meinte immer nur es sei nichts.“ erklärte Daniel. Semir und Ben bedankten sich für die Auskünfte und verließen die Klinik.

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  • Nachdenklich fuhren die Beiden zur KTU. „Wir sollten alle Personen mal überprüfen lassen. Vielleicht finden wir da etwas.“ schlug Semir nach einer Weile vor. „Ja sicher inklusive der Ärzte. Irgendwie traue ich diesen Neukirch nicht.“ gab Ben zurück. „Ja, irgendwie ist es merkwürdig. Alle scheinen die Veränderung von Gloria mitbekommen zu haben, alle haben nachgefragt aber sie hat geschwiegen. Es muss etwas Heißes gewesen sein. Und dass dieser Patient aus der Klinik ist, das muss mit einem der Ärzte zu tun haben. Ich denke wir sollten uns an diesen Dr. Axel Prottengeier wagen. Vielleicht macht er wirklich noch verbotene Operationen. Diese Nadine sagte doch, dass er ziemlich eingebildet ist. Vielleicht weiß Hartmut mehr über diese Operationsart und kann uns helfen.“ bot Semir an. „Das könnte sein, aber mehr als das sie verboten sind, ist eigentlich nicht wichtig.“ grinste Ben. Semir sah ihn an. „Auf zu Hartmut?“ fragte er. „Ja, auf zu Hartmut..“ stimmte Ben zu. Nur wenige Minuten später standen sie bei Hartmut am Schreibtisch. „Lobotomie? Klar weiß ich was darüber. Das Wort Lobotomie bedeutet so viel wie Schneiden der Lappen und wurde oft mit der Leukotomie verwendet. Es ist eine neurochirurgische Operation bei der die Nervenbahnen zwischen dem Thalamus und dem Frontlappen sowie der grauen Substanz durchtrennt werden. Es ist eigentlich eine Schmerzausschaltung und wird in extrem schweren Fällen angewendet. Zum Beispiel bei Psychosen oder Depressionen. Allerdings sind die Folgen einer Lobotomie extrem. Die Persönlichkeit des Operierten verändert sich. Kein Antrieb mehr, keine Emotionalität. Du bist quasi lebend tot. Der Erfinder dieser Operation ist ein gewisser Mario Fiamberti, der in der Zeit von 1894 bis 1979 in Italien lebte und António Egas Moniz in Portugal. 1936 wurde sie zum ersten Mal an einem Menschen ausgeführt. Dafür wurde Moniz mit dem Nobelpreis der Medizin ausgezeichnet.“ erklärte Hartmut und machte eine Pause um zu erkennen ob die Beiden eine Frage hätten, doch Semir und Ben hingen regelrecht an seinen Lippen. „weiter?“ fragte er daher irritiert. Semir und Ben nickte.


    „In den 40igern wurde die Operationstechnik von dem amerikanischen Psychiater Walter Freeman und dem Neurochirurgen James Winston Watts verändert und unter dem Namen Lobotomie bis ca. 1972 in den Industriestaaten besonders im angloamerikanischen Raum eingesetzt. Walter Freeman hat die Lobotomie wie folgte beschrieben: Die Psychochirurgie erlangt ihre Erfolge dadurch, dass sie die Phantasie zerschmettert, Gefühle abstumpft und abstraktes Denken vernichtet. Der Erfolg ist ein roboterähnliches kontrollierbares Individuum. 1952 wurde dann das erste wirksame Psychopharmakon erfunden und auf den Markt gebracht, aber es hielt Freeman nicht auf, die Operationen dennoch durchzuführen. Er hat bis zu 3.600 Menschen operiert. Übrigens hat Freeman seine Patienten mit Hilfe von Elektroschocks vor der OP ins Koma gelegt und sie dann operiert. Da die Operation nicht mal eine Stunde dauerte war es nicht sehr lange. Danach wurden die Patienten wieder geweckt und waren Marionetten. Diese Operation ist seit den 70igern nicht mehr erlaubt. Stattdessen gibt man den Patienten jetzt Beruhigungspillen. Die sind zwar nicht so effektiv in der Behandlung, aber gesünder als die Operation. Dr. Walter Freeman, der Erfinder, hat sogar die Schwester von Kennedy operiert. Wollt ihr auch die Methode wissen womit Freeman sie durchgeführt hat?“ fragte Hartmut und sah Ben und Semir an. Diese schüttelten den Kopf. „Das hat uns der Doc in der Pathologie schon gesagt.“ lehnte Ben ab, der immer blasser wurde. „Ist dir nicht gut?“ hakte Hartmut nach. „Doch alles bestens. Wir müssen. Danke Hartmut für den ausführlichen Bericht.“ kam schnell von Semir und schon waren die Beiden Hauptkommissare wieder verschwunden. „Man was für eine grausame Art Menschen zu behandeln. Stell dir nur mal vor, die würden bei dir eine Lobotomie machen, weil du….nee da schüttelt es mich gewaltig.“ meinte Ben als sie im Auto saßen.

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  • „Und Sie denken, dass einer der Ärzte hinter dem Tod von Gloria Dorsten steckt?“ wollte Kim nur eine halbe Stunde später wissen, als Semir und Ben Bericht erstatteten. „Ja, der Tote von der Autobahn war dort Patient, das hat uns Dr. Willemsen-Neukirch bestätigt. Außerdem sagen alle übereinstimmend aus, das Gloria sich verändert hatte. Lasse Schmidt, ihr Freund sprach von einem Geheimnis und dass sie immer nervöser wurde. Das bestätigte auch Nadine Schuster. Wir vermuten, das einer der Ärzte verbotener Weise Lobotomien vornimmt und das Gloria vermutlich als Assistentin fungierte. Sie hat dann, so unsere Vermutung, Gewissensbisse bekommen und wollte den Arzt verraten. Das wollte der natürlich verhindern und hat er ihr Drogen zugeführt. Vielleicht im Drink oder im Essen versteckt.“ endete Semirs Bericht. „Wie wollen Sie jetzt weiter machen?“ fragte Kim. „Das wissen wir noch nicht. Das Auto wurde untersucht und war in einem verkehrsfähigen Zustand und somit scheidet technisches Versagen aus. Lasse Schmidt sagte, dass Gloria irgendwie daneben schien und dummes Zeug, wie er sich ausdrückte, von sich gab. Er hat versucht das Geheimnis, was sie hatte zu erfahren, aber sie wollte ihn schützen und hat ihm nichts gesagt.“ ließ Semir von sich hören. „Wir könnten ja versuchen mittels eines Undercovereinsatzes diesem Arzt das Handwerk zu legen.“ warf Ben ein und zog alle Blicke auf sich. „bitte was? Dafür gibt es doch gar keine Handhabe!“ stieß Kim aus. „Spinnst du? Wie soll das denn funktionieren?“ wollte auch Semir wissen. „Nun ja, ich rasiere mich oder lasse mir meinen noch länger wachsen, setze ne Brille auf und dann versuche ich mich als Pfleger. Vielleicht schaffe ich es so an den Arzt zu kommen.“ schlug Ben vor. „Und wie willst du das machen? Nee…da mache ich nicht mit. Chefin, das dürfen Sie nicht erlauben!“ stieß Semir aus. Kim nickte. „Das ist auch nicht meine Absicht. Suchen Sie sich eine andere Möglichkeit Ben, aber Undercover ist nicht.“ lehnte Kim ab. Ben zog die Schultern hoch. „War ja nur ein Vorschlag.“ maulte er. „Danke meine Herren…suchen Sie jetzt bitte eine andere Möglichkeit den Fall zu lösen und bitte….“ mahnte Kim. Semir nickte. „Schon klar….Staatseigentum nicht zerstören…“ grinste er. „Das wollte ich diesmal nicht sagen. Ich wollte sagen, dass Sie bitte beide auf sich aufpassen sollen.“ lächelte Kim zurück. Semir und Ben standen auf und verließen das Büro. Nur wenig späte saßen sie in dem Ihren. „Spinnst du total? Einen Undercovereinsatz in der Nervenklinik! Ben das ist Wahnsinn!“ fauchte Semir wütend. „Wie willst du denn sonst erfahren welcher Doc da seine Schmierfinger drin hat?“ gab Ben ebenfalls wütend zurück. „Da fällt mir schon was ein….aber bitte nicht so etwas.“ maulte Semir. „Okay, ich gebe zu, es war eine blöde Idee, aber es wäre immerhin eine Möglichkeit.“ entschuldigte Ben sich.


    Die nächsten Tage waren für Semir und Ben damit gefüllt alle Beweisstücke zu sichten. Eine Arbeit die die Beiden nicht gern taten, aber es musste sein. Von Dr. Willemsen-Neukirch bekamen sie alle Informationen zu Gloria Dorsten, die für die Arbeit in der Klinik wichtig war. „Tja, viel ist das nicht. Gloria Dorsten hatte keine Verwandten und sie hatte keine Schulden. Sie war einfach nur eine Krankenpflegerin die ihrem Job nachkam. Lasse Schmidt, ihr Freund hat einen einwandfreien Leumund und auch Daniel Römer und Nadine Schuster sind nicht in der Datenbank. Prof. Dr. Willemsen-Neukirch ist genau wie Dr. Axel Prottengeier nicht vorbestraft.“ stöhnte Ben als er die Akten sichtete. „Wir kommen so nicht weiter. Vielleicht sollten wir nochmal alle vernehmen. Aber einzeln…“ schlug Semir vor. „Willst du sie vorladen?“ hakte Ben nach. „Wir können uns aufteilen. Du nimmst…“ fing Semir an. „Nadine Schuster!“ stieß Ben sofort aus und sein Freund und Partner musste lachen „Das wollte ich dir gerade vorschlagen“ gab Semir mit einem Augenzwinkern zu. „Gut….und du wirst dir dann diesen Lasse noch mal vornehmen?“ hakte Ben nach. Semir schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass er da irgendwas weiß. Immerhin war er im Auto. Er ist nicht unerheblich verletzt worden und er war ihr Freund. Nein ich werde mir diesen Daniel noch mal vornehmen. Irgendwie war er mir zu glatt als wir ihn befragt haben. Und dann sind da noch die Ärzte. Die hätten doch sicher den größten Verdienst wenn solche Operationen durchgeführt werden.“ sinnierte Semir nachdenklich. Ben griff zu seinem Handy und wählte die Rufnummer der Klinik an. „Jäger, Kripo Autobahn, ich hätte gern Frau Schuster von der Geschlossenen gesprochen.“ bat er und hörte eine Weile zu. „Ah, dann werde ich sie bestimmt zuhause antreffen. Vielen Dank…“ Erstand auf. „Gut, dann fahre ich mal los. Ich werde Frau Schuster so richtig auf den Zahn fühlen. Sicher weiß sie etwas denn immerhin haben die beiden Frauen ja zusammen gewohnt.“ grinste er und schon war er verschwunden. Semir sah ihm nur kopfschüttelnd hinterher.

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  • Lasse Schmidt erholte sich immer mehr von den Folgen des Unfalls. Schon bald sollte er, so der Arzt entlassen werden. Sein Auge war nicht mehr zu retten und er erblindete vollständig auf dem diesem. Dennoch wusste er, dass er mehr Glück hatte als Gloria, denn seine Freundin war tot. Sie würde nie wieder für ihn kochen, nie wieder mit ihm streiten…wie sollte er jemals wieder glücklich werden. Es klopfte. „Ja?“ fragte er leise. „Hallo bist du bereit nach Hause zu fahren?“ wollte Daniel, sein Freund und Kollege wissen. „Ja….ich bin soweit…“ nickte Lasse. Er checkte noch einmal dass er alles eingepackt hatte und verließ mit seinem Freund das Krankenhaus. „Soll ich bei dir bleiben? Oder willst du vielleicht mit in die Klinik fahren. Du kannst dort doch auch schlafen.“ schlug Daniel vor. „Ich will nach Hause. Ich will allein sein…“ gab Lasse zurück. Seine Stimme klang schwer und traurig. „Okay….aber wenn du jemanden brauchst zum reden, dann lass es mich bitte wissen ja….?“ bat Daniel. Lasse nickte ohne ihn anzusehen. „Weißt du was Gloria mir verheimlicht hat?“ wollte er plötzlich wissen. Daniel schüttelte den Kopf. „Die Polizei war auch bei uns und hat nachgefragt. Aber ich weiß es wirklich nicht. Ich kann es dir nicht sagen. Sie war schon länger komisch. So ängstlich und sehr misstrauisch.“ erzählte er. Lasse nickte. „Ich werde herausfinden warum das so ist…und ich werde erfahren warum sie sterben musste.“ versprach er leise. Daniel hielt seinen Wagen vor der Haustür an wo Lasse wohnte. „Bist du sicher, dass du keine Hilfe brauchst?“ hakte er noch einmal nach. „Ganz sicher….ich rufe dich an, wenn etwas ist.“ gab Lasse von sich und schleppte den Koffer ins Haus. Daniel sah ihn nachdenklich nach. Lasse schloss seine Tür auf und ließ den Koffer einfach im Flur stehen. Dann ließ er sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen und saß einfach nur da. Er zuckte zusammen als es nur einige Minuten später klingelte. Nachdem er den Türöffner gedrückt hatte sah er gespannt in den Flur um zu sehen wer dort ankam. „Hallo Lasse…“ begrüßte ihn Dr. Axel Prottengeier. „Axel….was machst du denn hier?“ wollte Lasse verwundert wissen. „Na hör mal…ich wollte dich eigentlich im Krankenhaus besuchen, aber es war einfach keine Zeit. Wie geht es dir?“ fragte der Arzt. „Ich kann soweit nicht klagen. Mein Auge war nicht mehr zu retten, aber immer noch besser als Gloria…“ lächelte Lasse leicht. „Grausam. Hast du sie sterben sehen? Hat sie noch etwas zu dir gesagt?“ hakte Axel nach. Lasse schüttelte den Kopf. „Sie war tot als ich aufwachte.“ kam leise. Axel sah ihn an. „Das tut mir sehr leid….wirklich…wenn du Hilfe brauchst, dann kannst du jederzeit zu mir kommen.“ bot auch Axel sich an. Doch dann verabschiedete er sich und Lasse war wieder allein.


    Während Ben zu Nadine Schuster fuhr, machte Semir sich zunächst daran die Akten zu überprüfen. Vielleicht hatte er etwas übersehen, was sie auf die Spur brachte, doch bevor er noch etwas lesen konnte, klingelte sein Handy. Er schmunzelte als er sah wer dort anrief. „Andrea mein Schatz…“ begrüßte er seine Frau. „Hallo Semir. Ist alles in Ordnung bei dir?“ fragte seine Frau. „Ja sicher, ich bin gerade im Büro und kämpfe mit den Akten.“ erklärte Semir. „Was ist denn passiert? Hast du dich verletzt? Ist dein Auto Schrott?“ kam die nächsten Fragen. „Nein, alles in Ordnung….ich schwöre dir. Wir haben nur einen ziemlich verzwickten Fall und Ben will eine Zeugin verhören.“ lachte Semir. Er kannte die Sorgen seiner Frau und normalerweise waren sie ja auch berechtigt, doch diesmal war es anders. Er war unverletzt, sein Auto heil und er steckte auch nicht in Schwierigkeiten. „Ich vermisse dich und die Kinder. Wie geht es ihnen?“ fragte Semir. „Ayda und Emilie sind sehr glücklich bei der Oma. Aber sie fragen auch immer nach dir. Warte…hier kommt dein kleiner Engel…“ sagte Andrea. „Hallo Papa….“ gab Emilie von sich. „Hallo meine kleine Maus….ist alles okay?“ wollte Semir wissen. „Hab dich lieb…“ sagte Emilie und schon war sie fort. „Sie ist gerade im Wasser.“ lachte Andrea. „Ich will auch Papa haben!!“ forderte Ayda im Hintergrund. „Ja doch!“ lachte Andrea. „Hallo Papa…ich hab dich auch lieb! Bist du in Ordnung?“ wollte auch seine älteste Tochter wissen. „Ja, dem Papa geht es sehr gut. Wie ist das Wetter bei euch?“ fragte Semir sanft. „Hier scheint die Sonne und es ist sehr warm. Wo ist denn Ben?“ hakte seine Tochter nach. „Er ist gerade unterwegs. Gibst du mir die Mama wieder?“ bat Semir. „Ja, ich wollte jetzt eh wieder spielen. Hab dich lieb!!“ verabschiedete sich Ayda und schon war Andrea wieder am Telefon. „Schatz, wann kommt ihr denn wieder?“ fragte Semir. „Nächste Woche. Ich denke wir werden am Donnerstagabend wieder zuhause sein.“ antwortete Andrea. „Ich liebe dich…“ hauchte Semir ins Handy. „Ich dich auch. Pass auf dich auf bis wir wieder da sind.“ bat sie. Semir lächelte und beendete das Gespräch. Dann widmete er sich wieder seinen Akten. Er nahm zunächst die zusammen getragenen Unterlagen über die Klinik im Allgemeinen und las sie sich intensiv durch.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben kam am Haus an, wo Nadine wohnte und wollte gerade klingeln, als die Haustür durch eine Nachbarin geöffnet wurde. Ben nutzte die Chance und schlüpfte durch die Tür. Er nahm die Treppen und ging durch den langen Gang zur Wohnung von Nadine Schuster und Gloria Dorsten. Unbewusst wollte er an der Tür hören ob er sie stören könnte als er bemerkte, dass die Tür offen stand. Ben überlegte kurz, in die Wohnung zu rufen als er eine männliche Stimme hörte. „…wenn sie was gesagt hat, bin ich im Arsch verdammt! Die Bullen werden herausfinden was in der Klinik läuft. Die werden sicher nicht lange zusehen und dafür sorgen, dass die Klinik geschlossen wird! Dann ist es vorbei mit meinem Ärzteleben. Mit meinem Reichtum.! Ich muss mich vorher absetzen! Wir müssen alles vernichten! Willemsen wird mir dankbar sein, wenn ich ihn von dieser Last befreie.“ hörte er den Mann sagen und versuchte anhand seiner Erinnerung heraus zu bekommen, wer der Mann war. Daniel Römer, Axel Prottengeier oder Lasse Schmidt? Er öffnete die Tür vorsichtig und geräuschlos. Dann betrat er die Wohnung und stellte sich so, dass niemand ihn sehen konnte aber er alles sah und vor allem den Besitzer der Stimme. „ich sag dir, sie hat niemanden mehr etwas gesagt. Als sie die Schorle getrunken hat, war sie kaum ansprechbar. Sie war völlig daneben. Wie gut, das auch Lasse betrunken war so hat er auch nichts bemerkt.“ gab Nadine Schuster von sich. Ben schloss die Augen. Nadine Schuster wusste also genau Bescheid was passiert war. Ben atmete tief ein und betrat dann das Wohnzimmer. „Sehr nette und aufschlussreiche Unterhaltung.“ meinte er. Erschrocken drehten sich Dr. Prottengeier und Nadine zu ihm um. „Herr Jäger!“ stieß Nadine aus. „Überrascht? Ich wollte noch ein paar Fragen stellen, aber es hat sich soeben erledigt.“ lächelte Ben. Die Beiden waren sehr überrascht dass er aufgetaucht war, doch Ben war auch unvorsichtig. „Ja, das denke ich. Aber damit können Sie nicht wirklich was machen“ warf Prottengeier ein. „Ach Herr Doktor, das sehe ich anders….“ lächelte Ben. Er griff zum Handy und wollte Verstärkung rufen. „Das denke ich mir…Nur haben wir einen Vorteil. Wir sind zu dritt und Sie sind allein.“ gab der Arzt zurück. Bens Lächeln verschwand und bevor er sich davon überzeugen konnte drückte sich ein Gegenstand in seinen Rücken. „Keine Bewegung…und keinen Ton mehr, Herr Hauptkommissar!“ warnte ihn eine Stimme die ihm ebenfalls bekannt vorkam. Das Handy wechselte den Besitzer und Ben hob die Hände. Er sah sich in einer ausweglosen Situation denn gegen drei Gegner zog er den Kürzeren. Vielleicht ergab sich später eine Möglichkeit den Spieß umzudrehen.


    Nach einer guten Stunde legte Semir die Akte wieder zur Seite. Die Klinik hatte einen einwandfreien Ruf, wie Susanne herausgefunden hatte. Er sah auf die Uhr. Ben war jetzt schon fast 75 Minuten weg. Er griff zum Telefon und wählte sein Handy an. Ein Freizeichen ertönte, doch Ben ging nicht ran. „Du nutzt es schon wieder aus…“grinste Semir leicht. Aber er machte keine Anstalten nervös zu werden. Sicher war Ben gerade in seinem Verhör und da wollte er ihn auch nicht bei stören und nahm die nächste Akte. Doch je mehr Zeit verging, stieg die Sorge um seinen Freund und Partner auf. Nach gut zweieinhalb Stunden versuchte er noch einmal Ben zu erreichen, doch es war wie vorher nur ein Freizeichen. Nachdenklich stand Semir auf und ging zu Susanne. „Kannst du mal bitte Bens Handy orten?“ bat er die Sekretärin. Susanne nickte und tat es. Sie hatte es schon lange aufgegeben danach zu fragen, warum sie etwas machen sollte. „Das Handy und ich hoffe auch Ben sind in der Hohlgasse 17. Das ist die Wohnung von...“ erklärte Susanne. „-…Nadine Schuster…ich bin hin!“ endete Semir und verschwand. Susanne sah ihm nach und schüttelte nur den Kopf als sie den BMW mit quietschenden Reifen vom Parkplatz fahren hörte. „Was für eine Hektik.“ sagte sie leise. Semir versuchte während der Fahrt immer wieder Ben zu erreichen, doch er ging nicht ran. Verdammt, entweder war er wieder voll im Liebesspiel mit der jungen Dame oder aber ihm war etwas passiert. Doch noch hoffte er das Letztere auszuschließen. Er versuchte sich zu konzentrieren um nicht andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden und war nur wenig später an der Wohnung. Das Klingeln erwies sich ans nutzlos, denn in der Wohnung von Nadine Schuster machte niemand auf. Semir klingelte bei den Nachbarn bis sich einer erbarmte die Tür zu öffnen. Schnell erklomm Semir die Stufen und suchte die Wohnung von Nadine Schuster. Dann stand er davor und horchte. Nichts war zu hören. „Wenn Sie zu Nadine wollen, kommen Sie zu spät…“ riss ihn eine Stimme aus seinem Tun. Semir sah ihn an. „Wie kommen Sie darauf?“ wollte er sofort wissen. „die ist gerade mit ihrem Doc und zwei weiteren Männern weg gefahren.“ grinste der junge Mann. Semir schluckte, denn das hieß nur, dass Ben es mit drei Gegnern zu tun hatte. „Wie lange ist das her? Wissen Sie zufällig wohin?“ fragte er deshalb nach. „Klar, zur Klinik. Das war vor ungefähr einer Stunde. Der Doc erzählte dass er dort dringend etwas machen muss, damit ein Geheimnis ein Geheimnis bleibt.“ grinste der junge Mann. Semir nickte und bedankte sich. Schnell sprintete er die Treppen runter und wäre fast gefallen, als er eine Stufe übersah, doch er konnte sich fangen und seinen Weg fortsetzen.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
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  • Ben lag in seinem Bett und zerrte an den Gurten die ihn mit diesem verbanden. Dr. Axel Prottengeier trat an ihn heran. „Normalerweise verwende ich genau wie Walter Freeman Elektroschocks um meine Patienten ins Koma zu befördern und sie dann zu operieren. Aber bei Ihnen verzichte ich darauf. Sie können, wenn Sie wollen die Operation im wachen Zustand mitmachen, aber das würde Ihnen auch den letzen Funken Verstand auslöschen. Sie bekommen von mir eine ganz normale Narkose, denn die wirkt schneller und effektiver als der Elektroschock und wenn Sie wach wäre, könnte einer der Schwestern Verdacht schöpfen. Und ich will doch nicht, dass Ihre Kollegen uns stören. Wenn Sie später aufwachen dann werden Sie sich an nichts erinnern. Sie wissen nicht einmal mehr wer Sie sind. Wie eine Lobotomie gemacht wird, denke ich, wissen Sie sicher schon. Dennoch werde ich Ihnen es erklären. Ich habe nämlich eine weitere Entwicklung der OP gemacht. Eigentlich oder so hatte es Freeman gemacht, operierte man diese Sache durch die Augen. Aber das ist mir zu ungenau und man kann zu viel am Auge zerstörten. Wir wollen Sie ja nicht verstümmeln. Ich werde die Nadeln direkt an der Stirn ansetzen und langsam mit einem kleinen Hammer die Nadeln durch den Knochen jagen und dann im Zentrum die Region zerstören, die für mich so faszinierend ist und für Sie das Ende bedeutet. Das Ende ihres jetzigen Seins. Sie werden sicher wieder neu lernen müssen, vielleicht schaffen Sie es dann ja irgendwann Besen in irgendeiner Behindertenwerkstatt zusammenschrauben und sich darüber wie ein kleines Kind freuen. Sie werden mir nicht schaden und ich kann ungehindert weitermachen. Wissen Sie, was ich für eine Operation erhalten? Es gibt Leute die zahlen 60.000 Euro für eine OP. Natürlich nicht an sich selbst, sondern an den ungeliebten Anhängsel. Die Ehefrau, der Sohn oder die Tochter…ich frage nicht warum. Ich führe nur aus. Und nun sagen Sie sich selbst lebe wohl. Denn als dieser Ben Jäger, werden Sie nicht mehr aufwachen.“ verhöhnte er sein Opfer. „Das ist doch Wahnsinn!“ stieß Ben aus und zuckte zusammen, als die Nadel in seinen Arm gebohrt wurde. Ihm wurde warm und er spürte wie er schwindelig wurde. Er nahm nur verschwommen wahr, dass eine Schwester auf ihn zutrat, die er nicht kannte. Seine Gedanken verschwammen und er fiel in einen tiefen entspannenden Schlaf. Er würde als neuer Ben aufwachen. Keine Gefühle, keine Erinnerung. Nichts was er war, was ihn ausmachte würde nach der Operation vorhanden sein. Er spürte nicht wie die Schwester seinen Kopf komplett rasierte und sein Gesicht tätschelte. Für sie war er ein ganz normaler Patient, der nun eine die ihn rettende Operation bekam.


    Dr. Axel Prottengeier sah auf seinen Patienten und dann auf die Geräte die an dem Körper des jungen Hauptkommissars angeschlossen waren. Blutdruck, Herzfrequenz, Sättigung des Blutes mit Sauerstoff. Er machte nach einigen Augenblicken einen Test auf Reflexe, doch der Körper war in tiefer Entspannung. „Okay, er ist soweit. Rein in den OP!“ befahl er kurz darauf. Die Liege mit Ben wurde in den großen sterilen Saal gefahren. Axel knipste das OP-Licht an und leuchtete seinen Arbeitsbereich aus. Dann zog er den Tisch mit den Instrumenten an sich heran und machte sich an die Arbeit. Als erstes kam der feine Bohrer zum Einsatz. Er setzte ihn auf die Stirn und arbeitete sich langsam und vorsichtig in den empfindlichen Bereich ein. Nach wenigen Augenblicken war der Knochen durchtrennt. Nun konnte die eigentliche Operation beginnen. Dr. Axel Prottengeier nahm zwei der großen sterilen Nadeln und versenkte sie in dem gebohrten Loch. Nadine assistierte ihm und nahm nun die winzige Kamera. Sie schob den flexiblen dünnen Schlauch ebenfalls in das Loch und wies Dr. Prottengeier genau den Weg. Als dieser den Bereich für seine Lobotomie erreicht hatte ließ er die Nadeln schwingen und man sah das zerstörerische Werk was durchgeführt wurde. Nadine beobachtete es auf dem Monitor. „Axel“ stieß sie aus. „Jetzt nicht!“ fauchte der Arzt zurück. „Doch, es ist wichtig…du …“ versuchte sie erneut. „Gleich, einen Augenblick nur.“ murmelte er und machte unbeirrt weiter. „Aber Axel hör doch mal zu!“ forderte sie ihn erneut auf. Axel Prottengeier sah sie kurz wütend an. „Halt deine Klappe! Verdammt noch mal! Stör mich jetzt nicht!“ schrie er sie an. Nadine zuckte kurz zusammen und verkniff die Lippen wütend. Nach guten zehn Minuten beendete der Arzt sein Werk und sah zufrieden auf Ben Jäger. „So, ab sofort wirst du niemanden mehr schaden können. Ben Jäger, du wirst meine Marionette sein und dein Leben in Stumpfheit beenden. Zumachen und versorgen wie immer!“ wandte er sich an Nadine und verließ den OP-Saal. Im Nebenraum wusch und desinfizierte er sich die Hände, nachdem er seine OP-Kleidung abgelegt hatte.

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  • Nadine kam nach weiteren fünf Minuten zu ihm. „Du hast scheiße gebaut!“ fauchte sie ihn an. „Wie kommst du darauf? Ich bin ein Genie!!! Ich bin unfehlbar!! Ben Jäger wird meine Marionette sein. Er wird mir nicht schaden können. Du solltest dich auf dein Gebiet beschränken und die Operationen mir überlassen. Das ist nichts für Krankenschwester.“ grinste er und sah sie abfällig an. „Für dein Bett war ich aber gut genug oder? Wann heiraten wir denn endlich?“ wollte sie wissen. „Ich? Dich heiraten? Du spinnst. Ich setz mir doch nicht so ein geldgeiles Weib ins Nest. Nee…das kannst du vergessen.“ lachte Axel höhnisch. Nadine sah ihn an und atmete tief ein. „Ich habe Gloria für dich erledigt. Sie hätte dich in den Knast bringen können. Lege dich nicht mit mir an, sonst vollende ich ihr Werk.“ warnte sie ihn. Axel sah sie an und holte ohne Ansatz aus. Die Hand landete in Nadine Gesicht. So heftig, das die junge Frau zu Boden ging und sich die Wange hielt. „Wage es nicht mir zu drohen, sonst folgst du Gloria schneller als du denkst. Geh und mach deinen Job!“ forderte er von ihr und warf ihr ein Papiertaschentuch hin, damit sie das Blut wegwischen konnte. Er packte sie und zog sie auf die Beine. „Ich habe keine Skrupel auch bei dir eine solche OP durchzuführen. Ich werde es tun, wenn du auch nur einen Ton verrätst, ist das klar?“ warnte er sie nun. Nadine nickte. Sie verließ den Raum und sah wie sich die anderen Schwestern um den Patienten kümmerten und ihn auf die fahrbare Trage in den Aufwachraum schoben, wo er auf sein Bett gezogen wurde und nun in aller Ruhe aufwachen konnte. Noch einmal sah sie in den Raum wo der Arzt war. Dieses arrogante Schwein. Für ihn war sie zur Mörderin geworden. Zur Mörderin ihrer Freundin. Alles nur aus Liebe. Sie liebte Axel und vor allem sein Geld, aber wenn er dachte, dass sie sich so einfach abservieren ließ, war er schief gewickelt. Sie deckte Ben Jäger zu und strich ihm sanft über das Gesicht. „Sie haben noch einmal Glück gehabt…“ hauchte sie leise und verschwand dann im Schwesternzimmer um zu telefonieren.


    Semir sah Kim an. „Ich weiß das Ben in Schwierigkeiten steckt und wir müssen sofort alles unternehmen was…“ stieß er aus und stockte als sein Handy klingelte. „Gerkan…“ meldete er sich. „Ich bin Nadine Schuster….hören Sie, ich gestehe den Mord an Gloria…“ hörte er Nadine Schuster sagen. „Wo ist mein Kollege?“ wollte Semir wissen und stellte den Lautsprecher an, damit Kim Krüger mithören konnte. „Er wurde gerade operiert…Lobotomie…“ kam leise von Nadine. „Wo ist er?!“ schrie Semir regelrecht ins Telefon und sprang auf. Der Stuhl auf dem er eben noch gesessen hatte, kippte um. „In der Klinik Neukirch…er liegt noch im Aufwachzimmer. Dr. Prottengeier wird sich bestimmt von seinem Erfolg versichern und ihn aushorchen, sobald er wach ist. Aber die Narkose wirkt noch. Bitte kommen Sie und …“ Das Gespräch brach ab. Semir rannte raus und Kim hinterher. „Ich informierte das SEK!!“ rief sie hinter ihm her und macht Susanne ein Zeichen. Susanne nickte. Sie bekam von Kim noch schnell die erforderliche Anschrift. Semir traf mit dem SEK zusammen an der Klinik an und stürmten mit acht Mann durch den Gang. Dr. Willemsen- Neukirch kam ihm entgegen. „Was soll das denn? Das ist ein Krankenhaus und keine Kirmes!“ fauchte er Semir an. „Mein Kollege…er wurde eben operiert! Wo ist er?“ wollte Semir wissen ohne auf den Vorwurf einzugehen. „Was reden Sie denn da? Ihr Kollege ist nicht hier!“ lachte Neukirch auf. „Doch, Nadine Schuster hat gestanden! Wo ist er?“ wiederholte Semir und machte dem Einsatzleiter des SEKs ein Zeichen alles zu durchsuchen. „Also wenn er tatsächlich hier ist, dann auf der Station von Dr. Axel Prottengeier. Was genau ist denn los?“ wollte der Professor nun wissen. „Bei meinem Kollegen wurde vermutlich eine Lobotomie gemacht.“ erklärte Semir und ließ sich von dem Mann nicht aufhalten die Station aufzusuchen. „Das ist doch! ...kommen Sie! Schnell!“ kam nun von dem Klinikchef und schon rannte er mit Semir durch den Gang. Nur wenig später hatten sie den Raum erreicht. Dr. Axel Prottengeier beugte sich gerade über Ben und sah erstaunt auf das halbe Dutzend Männer die in den Raum drangen und ihn von Ben wegzogen und zu Boden rissen. Nur wenig später klickten die Handschellen. Ben schien von der Aktion nichts mitzubekommen.

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  • „BEN! BEN!!“ schrie Semir als er seinen Partner auf dem Ben liegen sah. Zwischen den Augen war alles mit Jod bepinselt und er sah das kleine Pflaster an der Stirn. „Ben….“ rief er noch einmal, doch sein Partner reagierte nicht. „Lassen Sie mich schauen!“ forderte Dr. Willemsen und schob Semir zur Seite. Nach einigen Untersuchungen sah der Arzt ihn an. „Es scheint wirklich eine Lobotomie gewesen zu sein, aber diese OP-Technik ist neu.“ erklärte er. Semir sah ihn fragend an. „Kann man das rückgängig machen?“ wollte er wissen. Dr. Willemsen-Neukirch schüttelte den Kopf. „Leider nein. Mit einer Lobotomie verliert der Patient alles was ihn ausmacht. Seine Empfindungen, seine Erinnerungen alles….und es ist eine OP die sich nicht rückgängig machen lässt. Es tut mir leid…“ gab der Arzt von sich. Semir spürte die Tränen aufsteigen. Ben sollte sich an nichts mehr erinnern können? Nach all den Jahren die sie zusammen waren sollte eine einzige OP nun den Schlussstrich gezogen haben? „Wir werden uns um ihn kümmern. Aber den Ausgang der OP kann man erst beurteilen, wenn Ihr Freund wieder wach ist.“ hörte er wie durch Watte von dem Arzt. „Wie lange …ich meine wie lange wird es dauern bis er wach wird?“ fragte Semir leise. Wieder sah er auf Ben. Der Kopf war kahl rasiert und es klebten Elektroden an der Haut. Der Arzt spürte seinen Blick und lächelte. „Das dient zur Überwachung der Gehirntätigkeit. Eine Lobotomie ist eine sehr gefährliche Sache und eigentlich schon seit den 70iger Jahren nicht mehr zulässig. Damals sind viele Patienten an Gehirnblutungen verstorben. Bis man eben diese Überwachung bevorzugte, die alle Gehirnströme aufzeichnet. Wir werden ihn sehr gut beobachten und wir werden für ihn sorgen.“ versprach der Arzt. Wieder nickte Semir nur. Er ließ sich einen Stuhl sinken und sah auf seinen Freund. Was sollte nun aus Ben werden? War er wirklich jetzt jemand ohne Erinnerung? Ohne Empfindung ohne Gefühl? Er sah sich suchend um. Der Klinikchef unterhielt sich mit Nadine und Semir spürte die Wut aufsteigen.


    „Ich sage Ihnen doch, dass er einen Fehler gemacht hat. Ich wollte ihn darauf hinweisen, ja…ich weiß es ist….aber bitte…sehen Sie nach. Vielleicht ist noch nicht alles verloren.“ bat sie leise. Dr. Willemsen-Neukirch nickte und Nadine wurde abgeführt. Auf sie wartete nun ein eigener Prozess. Er ging zu Ben und ließ das Bett aus dem Raum schieben. Semir Gerkan sah ihn erstaunt an. „Was ist?“ fragte er. „Ich glaube wir haben noch eine Hoffnung…“ teilte er ihm mit. Semir sah ihn an. „Welche?“ fragte er leise. „Schwester Nadine sagte mir eben, das Dr. Prottengeier sehr unkonzentriert war und dadurch einen falschen Bereich beschädigt hat. Es ist gut möglich, dass Ihr Partner nicht ganz verloren ist. Er ist stabil und es scheint ihm sehr gut zu gehen. Wir werden alles Mögliche machen damit er ein gutes Leben hat, sollte es doch ohne Chance sein.“ versprach der Arzt erneut. Wieder nickte Semir schweigend. Er konnte nicht antworten denn ein Kloß in seinem Hals wurde immer dicker. Er sah auf Ben, der immer noch in tiefer Narkose lag. Wenn es auch nur einen Funken Hoffnung gab, dass er nicht zu einer Marionette geworden ist, dann würde er sich daran klammern, bis er aufwachte. Doch was wenn sich dann doch herausstellte, dass die OP in den Augen des wahnsinnigen Arztes ein Erfolg war? Was wenn Ben ihn nicht mehr erkannte? Was wenn Ben nicht einmal mehr wusste wer oder was er war? Was….? „Herr Gerkan?“ riss ihn eine Stimme aus den Gedanken. „Ja?“fragte er heiser. Er versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Vor ihm stand der Einsatzleiter des SEK. „Wir haben alle Verdächtigen festgenommen und werden sie jetzt abführen. Wollen Sie noch jemanden vernehmen?“ fragte der SEK Mann. „Lassen Sie Prottengeier aufs Revier bringen!“ befahl Semir und zog sein Handy. „Chefin….wir haben Ben gefunden, es ist zu spät. Prottengeier hat ihn operiert wie Frau Schuster schon gesagt hatte. Eine Lobotomie wurde durchgeführt, die Bens Persönlichkeit zerstört hat. Bitte vernehmen Sie den Arzt, ich… ich würde mich nur vergessen…“ bat er mit gepresster Stimme. „Verstanden. Sie bleiben bei Ben und informieren mich wenn es etwas Neues gibt!“ setzte Kim Krüger fest. „Okay…“ gab Semir zurück und steckte das Telefon wieder ein. Er sah den Professor an. „Was jetzt?“ wollte er wissen. „Wir werden Herrn Jäger jetzt direkt ins CT schicken um zu sehen, was Dr. Prottengeier angestellt hat. Der Raum ist gerade frei und am besten kann man die Region untersuchen, wenn der Patient noch schläft. Wenn Sie wollen, können Sie uns begleiten.“ ließ er von sich hören. Semir nickte und folgte dem Bett mit dem schlafenden Ben.

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  • Semir sah durch die große Scheibe wie Ben von der Maschine in die Röhre gefahren wurde. Der Kopf war fixiert obwohl Ben tief schlief und nichts davon mitbekam. „Jetzt dauert es noch eine Weile dann werden wir die Bilder sehen.“ lächelte Willemsen der vor einigen Monitoren saß und einen nach dem Anderen einschaltete. Tatsächlich erschienen Bilder. Semir staunte nicht schlecht, wie komplex ein Gehirn doch war. „Okay….da sehen wir es…“ murmelte der Doc und schrieb sich Daten auf. „Was sehen Sie?“ wollte Semir wissen. „Dr. Prottengeier ist kein Arzt er ist ein Pfuscher. Ich weiß nicht wie so einer den Doktortitel bekommen konnte. Aber ich werde es Ihnen erklären… sehen Sie hier…das sind die beiden Schläfenlappen. Da ist alles in Ordnung und hier ist der Frontlappen oder auch Stirnlappen genannt. Dahinter befindet sich das Nervenzentrum was für die Lobotomie wichtig ist. Aber so wie ich sehe, hat er dort tatsächlich keinen Schaden angerichtet. Alles ist unversehrt.“ ging es bei Willemsen weiter. Semir fing an zu strahlen und seine Augen bekamen einen feuchten Glanz. „Das heißt er ist der alte Ben?“ fragte er hoffnungsvoll. Dr. Willemsen sah immer noch auf den Monitor und stöhnte leise auf. „Leider nein….“ gab er zu. „Was soll das heißen? Sie sagten doch eben, dass er nichts verletzt hat!“ beschwerte sich Semir sofort. „Nein, ich sagte die Region, die für eine Lobotomie wichtig ist, wurde nicht betroffen. Er hat aber die Seiten hier links…verletzt. Was Sie hier sehen ist der primäre motorische Bereich. Dieser Bereich ist für die Bewegungen wichtig. Und hier sehen Sie das, das ist das, was Prottengeier angerichtet hat. Er hat die Nerven durchtrennt. Ohne diese Regionen wird Herr Jäger seine Beine nicht bewegen können.“ erklärte der Doc weiter. Semir fühlte sich plötzlich nicht mehr gut und schwankte. Er setzte sich auf einen der Stühle und sah den Doc an. „Soll das heißen, das Ben nicht mehr laufen kann?“ fragte er heiser. „So sieht es aus. Aber es gibt auch gute Nachrichten. Diese Nerven, die für die Bewegungen zuständig sind, können heilen. Sie brauchen allerdings eine sehr lange Zeit dafür. Meistens zwei bis drei Jahre. Manchmal sogar länger. Das heißt wenn Herr Jäger genügend mitarbeitet und vor allem nicht aufgibt, wird er eines Tages wieder laufen können.“ kam von dem Arzt. Semir sah ihn an. „Das heißt es ist nichts verloren?“ hakte er nach. „Nein, es ist nichts verloren. Nur sollten wir Herrn Jäger die Zeit geben, die er braucht.“ lächelte Dr. Willemsen.


    Gegen Abend wachte Ben auf und sah sich erstaunt um. Er lebte noch und er schien noch er selbst zu sein. Er war Ben Jäger, Hauptkommissar der Kripo Autobahn und sein bester Freund und Partner war Semir Gerkan. Sein Vater war Konrad Jäger, ein Baumogul und er hatte eine Schwester mit dem schönen Namen Julia. Alles war wie vorher. Und auch der Fall fiel ihm wieder ein. Alles was passierte war da. Sollte dieser Prottengeier nur geblufft haben, als er ihm eine Lobotomie androhte? Aber wenn ja, warum hatte er dann eine Narkose erhalten. Er hustete kurz und sofort kam eine Schwester zu ihm. „Herr Jäger….alles gut…ganz ruhig. Sie sind jetzt nicht mehr in Gefahr.“ gab sie zu verstehen. „Wo….was….?“ fragte Ben heiser. „Sie sind in der Klinik von Dr. Willemsen-Neukirch. Er wird gleich zu Ihnen kommen. Bleiben Sie ruhig liegen…“ mahnte sie erneut. Ben nickte leicht und schloss die Augen. Er wollte sich aufrichten, doch die Schwester drückte ihn sanft zurück. „Nicht bewegen. Bleiben Sie bitte ganz ruhig liegen.“ wiederholte sie. Ben stöhnte leise auf und blieb liegen. „Herr Jäger….wie geht es Ihnen?“ fragte nur wenige Augenblicke später Dr. Willemsen-Neukirch. „Ich weiß nicht…sagen Sie es mir…“ bat Ben. Er hatte Angst, dass alles nur ein Traum war, dass es nicht real war, was er gerade durchgemacht hatte. „Sie wurden operiert. Eine Lobotomie wurde durchgeführt. Eine Operation die sehr gefährlich ist, weil sie Nerven zerstört. Zum Glück ist Dr. Prottengeier kein Genie auf diesem Gebiet. Die OP, die von ihm geplant war wurde nicht korrekt durchgeführt und daher sind Sie nach wie vor Ben Jäger.“ erläuterte der Arzt. Dennoch hörte Ben ein großes Aber heraus. „Aber?“ fragte er nach und wollte aufstehen als er bemerkte, dass seine Beine ihm nicht gehorchten. Panik kam in ihm auf und er sah den Arzt an. „Doc? Was ist mit meinen Beinen? Ich… ich spüre sie nicht mehr…warum kann ich sie nicht bewegen?“ fragte er entsetzt. Dr. Willemsen sah ihn ernst an. „Nun ja, wie gesagt, es ist nicht das heraus gekommen was Prottengeier wollte. Leider hat er bei der OP eine andere Region verletzt und….“ versuchte er zu erklären. „Welche Region? Was hat dieses Schwein mit mir gemacht?“ kam nun wieder von Ben. Verzweiflung kam auf und war deutlich zu hören. „Herr Jäger, es ist schwer zu erklären, aber….Sie können derzeit nicht laufen.“ Nun war es raus. Ben sah den Arzt erstaunt an. „Bitte was?“ hakte er nach und stieß ein leichtes ungläubiges Lachen aus. „Herr Prottengeier hat Regionen verletzt, die für die Beine zuständig sind. Sie werden für eine lange Zeit nicht mehr laufen können, aber die Nerven können wieder heilen. Sie müssen ihnen nur die Zeit geben.“ ging es bei Willemsen weiter. Ben ließ sich zurück fallen. „Und wie lange?“ wollte er wissen. Seine Stimme klang leise und verzweifelt. Dr. Willemsen sah ihn an. „Vermutlich zwei bis drei Jahre. Vielleicht sogar länger…“ gab er von sich. Ben sagte nichts er sah den Arzt nur an.

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  • Semir betrat das Krankenzimmer von Ben nur zögerlich. Wie wird sein Freund auf ihn reagieren? Was sollte er ihm sagen? „Hey…“ kam dann leise heraus, doch von Ben kam keine Antwort. „Ben?“ fragte Semir und trat ans Bett. Ben hatte die Augen auf, das sah er genau. Und er sah auch die Tränen. „Geh Semir…“ bat er ihm. „Ben, ich weiß was passiert ist. Der Doc hat mir erklärt was mit dir ist. Aber es ist doch immer noch besser als eine Marionette zu sein.“ versuchte Semir zu erklären. Ben sah ihn an. Tränen liefen ihm über das Gesicht. „Ich bin ein Krüppel! Ich kann nicht mehr laufen!!“ stieß er aus. „Aber das ist doch nur zeitlich begrenzt. Ben, du kannst es wieder sobald es geheilt ist. Gib nicht auf…bitte…gib nicht auf…“ flehte Semir. Er wusste nicht genau, wie er Ben helfen konnte. Die Verzweiflung die sein Freund empfand war sichtbar und er fühlte sich so hilflos wie noch nie. „Ben…es tut mir Leid…“ gab Semir zu. „Leid? Es tut dir Leid? Weißt du wie das ist zu wissen gleich unter das Messer zu kommen. Zu hören was man mit dir machen will und du erkennst dass du keine Chance hast zu entkommen?“ wollte Ben wissen. Semir sah betreten zu Boden und hörte den Vorwurf heraus. „Ich werde dir helfen, ich werde zu dir halten und dann werden wir eines Tages wieder zusammen auf Streife fahren.“ versprach er. „Denkst du wirklich, dass mich das im Augenblick interessiert? Semir, ich kann nicht nur nicht mehr laufen, ich werde so sicher auch keine Musik mehr machen. Wie soll ich denn meine Musik vortragen? Sitzend im Rollstuhl?“ fauchte Ben ihn an. „Ben, auch als Gelähmter kann man Musik machen, aber du bist doch nur befristet gelähmt. Du musst alles daran setzen, dass du wieder laufen kannst. Du musst es wollen. Bitte geb dich nicht auf.“ flehte Semir leise. Er konnte sich vorstellen wie es Ben ging auch wenn er noch nie in einer solchen Situation war. „Geh!“ forderte Ben ihn nun schärfer auf. „Was?“ fragte Semir erstaunt. „Geh! Verschwinde!! Ich will allein sein!“ schrie Ben ihn an. Semir atmete tief durch. Er musste verhindern, dass Ben in ein seelisches Tief fiel. Doch wie? Was konnte er tun. Er sah seinen Freund schweigend an. „Starr mich nicht so an! Geh!! Geh doch endlich!! GEH!!! “ schrie Ben ihn verzweifelt an. Seine Stimme überschlug sich und er weinte. „Also gut…wenn du es willst, dann werde ich gehen. Aber ich komme wieder.“ versprach Semir und legte noch einmal seine Hand auf Bens Schulter. Dann verließ er den Raum. An dem großen Fenster durch das er in das Zimmer schauen konnte blieb er stehen und sah auf seinen Freund. Er sah das Zucken der Schultern, das Beben des ganzen Körpers. Die Verzweiflung die sein Freund gefangen hatte war deutlich zu sehen.


    Dr. Willemsen-Neukirch sah Semir Gerkan am Fenster vor dem Raum stehen in dem Ben Jäger lag und trat auf ihn zu. Er sah was den Deutschtürken berührte. „Wir werden ihm gleich etwas zur Beruhigung geben. Es wird nicht leicht sein, aber wir können es schaffen. Solange ihn seine Freunde nicht in Stich lassen. Er wird wieder laufen können, aber dazu darf er sich nicht aufgeben. Er muss bestärkt werden.“ kam leise von ihm. Semir Gerkan sah ihn an. „Dafür werde ich schon sorgen. Er wird nicht aufgeben.“ versprach er und ging dann raus. Dr. Willemsen hielt eine Schwester an, als diese auf ihre Tour waren. „Geben Sie Herrn Jäger eine Valium 10mg. Oder nein…bringen Sie mir eine Spritze. Er braucht sie dringend.“ bat er und betrat den Raum in dem der junge Hauptkommissar lag. „Herr Jäger…?“ fragte er und trat ans Bett. Die Augen des jungen Mannes waren stark gerötet. „Herr Jäger, es ist zwar tragisch was passiert ist, aber wenn Sie sich genügen Zeit geben, dann können Sie wieder laufen. Sie sind noch jung und Sie haben Glück, dass Sie noch Sie selbst sind. Sehen Sie es doch als Prüfung an, die Sie durchstehen müssen. Sie werden wieder laufen können und ich werde Ihnen die beste Behandlung ermöglichen. Gemeinsam mit der besten Therapeutin werde ich die Behandlung übernehmen, wenn Sie damit einverstanden sind. Ich bringe Ihnen das Laufen wieder bei…“ versprach er. Ben sah den Mann nur vorwurfsvoll an. „Soll mich das jetzt glücklich machen? Ich wurde hier zum Krüppel operiert! Wie würden Sie sich fühlen, wenn man es mit Ihnen gemacht hätte?“ fragte er mit gepresster Stimme. Dr. Willemsen-Neukirch lächelte leicht. „Ich würde kämpfen. Egal was es kostet, ich würde alles daran setzen, wieder gesund zu werden. Die Kosten für Ihre Genesung werden von meiner Klinik getragen. Auch die Reha die sicher notwendig sein wird, wenn die Nerven wieder zusammengewachsen sind. Geben Sie sich Zeit…und vor allem geben Sie nicht auf. Sie können es schaffen und ich werde Ihnen mit aller Macht helfen.“ sagte er. Die Schwester trat ein und reichte ihm die Spritze. Dr. Willemsen-Neukirch setzte sie Ben und sah ihn erneut an. „Versuchen Sie jetzt erst einmal Ruhe zu finden.“ bat er und verließ den Raum.

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  • Semir fuhr traurig zur PAST zurück. Er respektiert den Wunsch von Ben allein zu sein und wollte sich nun mit Kim und den anderen Kollegen austauschen, wie sie ihn unterstützen konnten. Denn eines war sicher, Ben würde sich gehen lassen, wenn sie nicht zu ihm hielten. Ein Hupen riss ihn aus den Gedanken und er bemerkte, dass er zu weit nach links gekommen war. Schnell zog er wieder auf die rechte Spur und hob entschuldigend die Hand. Der Autofahrer zeigte ihm einen Vogel, doch Semir hatte kein Interesse dies entsprechend zu ahnden. Es gab wichtigere Dinge. Endlich erreichte er die PAST und stieg aus. Alle Kollegen sahen ihn erwartungsvoll und schweigend an. Kim Krüger war nicht dabei. „Wo ist die Krüger?“ wollte er mit müder Stimme wissen. „Sie vernimmt immer noch diesen Dr. Prottengeier.“ erklärte Susanne. „Was ist mit Ben?“ hängte sie fragend an. Semir sah sie traurig an. „Er kann nicht mehr laufen…“ gab er von sich und ging zu den Vernehmungszimmern. Ohne anzuklopfen betrat er den Raum in dem er Kim hörte. Als er Dr. Axel Prottengeier sah, konnte er sich nicht mehr zurück halten und stürzte sich auf ihn. Er schlug zu. Axel Prottengeier stürzte samt Stuhl nach hinten und man sah deutlich das Blut aus der aufgeplatzten Lippe fließen. „GERKAN!!“ stieß Kim aus und hielt Semir fest. Doch gegen die Wut des Deutschtürken hatte sie keine Chance. Er schlug erneut zu, diesmal in den Magen des Arztes und dieser schrie laut um Hilfe. Zum Glück kamen nun auch Jenny und Dieter in den Raum, die von dem Lärm sofort allarmiert waren. Sie packten Semir und zogen ihn in die Ecke. Semir atmete heftig ein und aus. „Dieses Schwein hat Ben zerstört!“ stieß er wütend aus und wäre am liebsten noch einmal auf diesen Möchtegerndoktor los gegangen. „Semir…. bitte… beruhigen Sie sich….“ mahnte Kim ihn. Nur schwer konnte Semir sich an diesen Befehl von Kim halten. Dr. Axel Prottengeier erhob sich. „Das wird Sie teuer zu stehen kommen! Sie sind Zeugin, Frau Kommissarin. Er hat mich geschlagen!“ stieß der Mann aus. Kim lächelte ihn an. „Was meinen Sie denn? Was kann Herr Gerkan dafür, wenn Sie nicht auf einem Stuhl sitzen können?“ fragte sie. „Er hat mich geschlagen!! Das ist Brutalität im Dienst! Das ist verboten!“ stieß Prottengeier aus. „Es ist auch verboten Lobotomien durchzuführen.“ setzte Kim dagegen. Der Arzt lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Sie haben keine Beweise.“ gab er zufrieden zurück. „Oh doch, die haben wir. Zum einen hat sich Frau Schuster bereit erklärt als Kronzeugin aufzutreten und zum anderen haben wir Ben, der mit Freuden gegen Sie aussagen wird.“ kam nun von Semir. „Nadine steckt selbst bis zum Hals im Dreck und Ihr Kollege kann nichts sagen, was er nicht weiß. Er ist nur ein einfacher Mensch ohne Gedanken, ohne Emotionen…“ grinste der Arzt überheblich. Semir löste sich von Jenni und Dieter und beugte sich vor. Er stützte sich mit den Händen auf dem Tisch an. „Da irren Sie sich. Sie haben Ben zwar operiert, aber Sie haben nicht sein Zentrum zerstört. Sie haben ihn lediglich für zwei oder drei Jahre in den Rollstuhl gebracht. Er wird als Zeuge gegen Sie aussagen. Ob nun im Rollstuhl oder nicht…“ verkündete Semir und dem Arzt fiel das Gesicht buchstäblich runter.


    Kim sah Semir erstaunt und fragend an. „Was?“ kam entsetzt von ihr. „Er hat Ben operiert, das ist richtig, aber er hat das falsche Zentrum verletzt. Ben ist Ben und er weiß alles. Er wird ein toller Zeuge sein, wenn er bereit ist sein Schicksal, dass er im Rollstuhl sitzt akzeptiert hat. Aber Dr. Willemsen-Neukirch hat mir versichert, dass es reparabel ist. Es dauert nur seine Zeit.“ berichtete Semir und beobachtete Prottengeier sehr genau. „Abführen!“ befahl sie Jenni und Dieter die dies natürlich umgehend taten. Dabei gingen sie nicht gerade sanft mit dem Verhafteten um. „Er war ziemlich überrascht, als Sie ihm sagten, dass er Mist gebaut hat. Dieser Arzt wird bis ans Lebensende hinter Gittern wandern. Wie sieht es wirklich mit Ben aus? Wo ist er?“ fragte Kim, als der Arzt abgeführt wurde. Semir sah sie an. „Ich habe nicht gelogen. Ben wurde operiert aber dieser Fuscher hat das falsche Zentrum lahm gelegt. Ben ist gelähmt. Er kann seine Beine nicht bewegen. Der Arzt sagte mir zwar, dass die Nerven wieder zusammenwachsen würden, aber es dauert seine Zeit. Ben wird bis zu drei Jahre im Rollstuhl sitzen.“ wiederholte Semir mit gepresster Stimme. Kim war geschockt und sprachlos. Sie starrte ihn ungläubig an. „Oh mein Gott...“ stieß sie nach einigen Minuten aus. „Chefin, wir dürfen ihn jetzt nicht hängen lassen. Ben war jetzt schon fertig. Er gibt sich auf, wenn wir ihn nicht unterstützen. Bitte…helfen Sie mir. Wir müssen zu ihm halten.“ bat Semir leise. „Natürlich. Wir werden ihn unterstützen. Wir werden alles Mögliche tun. Ist die Familie schon informiert?“ hakte Kim nach. Semir schüttelte den Kopf. „Bisher noch nicht. Ich werde gleich zu Jäger sen. fahren und ihm mitteilen, was mit seinem Sohn passiert ist.“ ließ er von sich hören. „Wir werden fahren! Ich begleite Sie.“ legte Kim fest und stand auf. Sie nahm Semir den Autoschlüssel weg. „Sie sind nicht in der Lage zu fahren!“ erklärte sie und verschwand. Semir folgte ihr ohne Widerworte. Er ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und Kim auf den Fahrersitz. Die Fahrt ging los. Kim sah ihn an. „Machen Sie sich keine Vorwürfe, Semir. Sie hätten es doch nicht verhindern können.“ versuchte sie ihn aufzumuntern. „Wenn ich mit ihm gefahren wäre, dann wäre es sicher nicht passiert. Ich hätte ihn begleiten müssen.“ antwortete Semir. „Woher sollten Sie denn wissen, dass diese Nadine da mit drin steckte. Das ist Unglück gewesen. Ben wird wieder gesund, das haben Sie doch selbst gesagt. Er ist nicht tot!“ widersprach Kim. „für Ben ist es als wäre er tot. Sie wissen doch wie gern er Musik machte. Sie wissen dass er verdammt viel auf Bewegung Wert legte. Er war ein Sportfanatiker…“ zählte Semir die Eigenschaften seines Partners auf. „Ja, das weiß ich und genau deshalb bin ich guter Hoffnung, dass er sich wieder fangen wird. Geben wir ihm die Zeit, die er braucht.“

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  • Konrad Jäger ließ sich in seinen Chefsessel fallen und sah Kim und Semir an. „Was sagen Sie da? Ben…..gelähmt? Wie…wie konnte das denn passieren?“ fragte er erschrocken. „Es ist etwas kompliziert zu erklären. Ein tragischer Unfall….“ Wich Kim aus. „Wir haben in einem Krankenhaus wegen Mord ermittelt. Ben wollte eine Frau vernehmen, die dort arbeitet und ist in eine Falle gelaufen.“ erzählte Semir die Wahrheit. Konrad sah ihn an. „Er war allein? Seid ihr sonst nicht immer zusammen?“ hakte er nach. „Normalerweise schon, aber Ben wollte sie nur verhören. Wir konnten nicht ahnen, dass es eine Falle war. Leider habe ich es nicht mehr verhindern können, dass er am Kopf operiert wurde. Herr Jäger, ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid es mir tut aber ich werde Ben sicher beiseite stehen, bis er wieder fit ist.“ versprach Semir. „was soll das heißen wieder fit? Ich denke er ist gelähmt…“ hakte Konrad nach. „Ja, das schon, aber es heilt wieder. Wenn er die richtige Pflege hat und wenn er mitmacht. Herr Jäger, er muss zunächst aus der Klinik raus.“ erklärte Semir weiter. Konrad nickte. „Ich werde meinen Sohn umgehend in die beste Klinik bringen. Er wird die besten Ärzte bekommen und die beste Pflege. Außerdem die besten Physiotherapeuten in Köln.“ stieß er aus. Semir nickte. „Es gibt aber noch etwas das er neben der Pflege braucht. Er braucht Freunde und Familie, die ihn aufbauen. Dazu gehören auch Sie.“ bat er leise. Konrad sah ihn an und hob die Augenbrauen hoch. „Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, Herr Gerkan. Glauben Sie mir, ich weiß was mein Sohn braucht. Sie sollten ihn regelmäßig besuchen denn ich weiß dass er mit ihnen sehr eng befreundet ist. Ich weiß auch, dass alles Geld es nicht wieder gut machen kann, was zwischen mir und ihm war. Was meine Besuche angeht…als Unternehmer gibt es etwas das sehr selten vorhanden ist. Und das ist die Freizeit. Ich werde ihn besuchen, aber sicher nicht sehr oft. Aber Ben hat sehr viele Freunde, die ihm sicher zur Seite stehen. “ legte Konrad fest und griff zum Hörer. Semir legte ihm seine Hand auf die Hand. „Er braucht auch Sie. Bitte besuchen Sie ihn bald. Bitte…“ bat er ihn. Konrad nickte. „Ich werde tun, was ich kann…“ lächelte er. Semir und Kim verschwanden.


    Am Abend fuhr Semir traurig nach Hause. Er hatte versucht Ben auf dem Handy zu bekommen, was er ihm zurück gegeben hatte, doch sein Partner ging nicht ran. Immer wieder war die Mailbox sein Gesprächspartner und er versuchte so Ben eine Nachricht zu übermitteln. Ob Ben sie überhaupt abhörte? Vor seiner Haustür stieg er aus und betrat nur wenig später sein Haus. Erstaunt stellte er fest, dass Andrea und die Kinder wieder zurück waren. Doch die Begrüßung seinerseits fiel kühl aus. Zuviel war heute passiert. Andrea sah ihm sofort an, dass etwas nicht stimmte. „Geht doch bitte schon mal in eure Zimmer. Der Papa ist sehr müde.“ Bat sie die Kinder und wandte sich nachdem Ayda um Emilie verschwunden waren wieder Semir zu. Was ist?“ fragte sie sofort. Semir sah sie an. „Es ist heute etwas Schreckliches passiert…mit Ben…“ gab er von sich. „Und was?“ hakte sie nach. „Er wurde am Kopf operiert…. und…dabei ist etwas zum Glück muss ich sagen, schief gelaufen…aber dennoch ist es schlimm.“ erklärte Semir stockend. „Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Was ist mit Ben?“ kam wirsch von Andrea. „Er ist gelähmt. Ein Arzt wollte bei ihm eine Lobotomie machen, aber er hat ein falsches Nervenzentrum erwischt und dabei….ach Andrea ich kann es dir nicht so erklären. Fakt ist, dass er auf Zeit gelähmt ist.“ stieß Semir nun aus. „Und was heißt auf Zeit?“ fragte Andrea weiter. „Wohl zwei vielleicht drei Jahre, vielleicht geht es schneller. Kein Arzt weiß es, aber es kann wieder werden, wenn er nicht aufgibt. Leider sieht er es als endgültig an und ist völlig am Ende.“ endete Semir und die Verzweiflung darüber war deutlich zu hören. Andrea nahm ihn in den Arm und drückte ihn an sich. „Das ist doch auch normal. Aber wenn es wieder reparabel ist, dann sollten wir alle Ben unterstützen. Er darf sich nicht aufgeben und wir werden ihm zeigen, dass wir für ihn da sind. Wir werden ihn nicht fallen lassen.“ legte Andrea fest. Semir nickte. „Das hatte ich auch nicht vor. Nur Ben will im Augenblick keinen sehen und ich kann es verstehen. Wenn ich ihn doch nur begleitet hätte.“ antwortete er. „Was dann?“ kam von Andrea. „Gibst du dir jetzt die Schuld dafür? Semir es war Schicksal. Du kannst nichts dafür.“ versuche sie ihn zu trösten. „Wir werden Ben dazu bewegen wieder laufen zu können. Er wird bald wieder an deiner Seite sein.“ versprach sie ihm.

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  • Ben lag in seinem Bett und starrte nur an die Decke. Er war ein Krüppel. Dieser Doktor hatte ihn in einen Krüppel verwandelt. Niemand konnte das nachvollziehen, wie es ihm jetzt ging, wie er sie fühlte. Er schlug die Decke zur Seite und sah auf seine Beine. In Gedanken befahl er sie sich zu bewegen, doch es kam nicht an. „Bewegt euch!!“ schrie er verzweifelt und schlug mit der Faust drauf. Doch es passierte nichts. Die Beine taten nicht was er wollte. „Bewegt euch doch bitte….bewegt euch….“ flehte er regelrecht. Nichts…sie gehorchten ihm nicht. Als seine Hände die Beine berührten, spürte er dies zwar sehr genau, aber die Bewegungen wollten einfach nicht. Er wusste, dass diese Dinger zu ihm gehörten, aber irgendwie auch nicht. Eine Schwester brachte ihm das Essen und stellte es an seinem Bett. Sie sah sofort in welcher Verfassung der Patient war. Sanft legte sie ihm die Hand auf die Schulter. „Sie müssen essen.“ bat sie ihn. „Ich habe keinen Hunger…“ sagte er leise. „Aber bitte…Sie haben doch schon das Mittag verweigert. Das tut Ihrem Körper nicht gut. Geben Sie nicht auf, Herr Jäger. Sie sind doch noch jung und können so viel erreichen.“ lächelte sie ihn freundlich an. Sie richtete ihn auf und hob dann den Deckel vom Essen. Es roch wirklich sehr lecker. Ben hörte seinen Magen knurren. „Ich will nicht essen…“ wiederholte er. Die Krankenschwester schien eine der härteren Sorte zu sein, die ein „Nein“ nicht akzeptierte. Sie füllte die Gabel und hielt ihn an den Mund. „Probieren Sie es wenigstens. Ihr Magen möchte es auf jeden Fall. Also bitte…“ bat sie ihn. Dabei sah sie Ben so liebevoll an, das sein Herz erweichte und er den Mund öffnete. Er aß und es schmeckte ihm doch sehr. Sie lächelte leicht. „Sehen Sie, so schwer war das doch gar nicht..“ lobte sie ihn direkt und füllte die nächste Gabel. So ging es weiter bis der Teller und auch der Nachtisch verzehrt waren. Danach verschwand das Geschirr samt Schwester wieder durch die Tür. Ben fühlte sich kräftiger nach dem Essen und versuchte erneut seine Beine zu bewegen, doch die Erfolge blieben aus. Er sah aus dem Fenster. Die Sonne ging unter. Würde er wohl irgendwann wieder mit seinem Motorrad fahren können? Würde er es irgendwann wieder schaffen auf seinen eigenen Beinen zu stehen? Im Augenblick war der Zweifel größer als die Hoffnung. Noch vor wenigen Tagen hatte er mit den Kindern von Semir herum gealbert. War mit ihnen um die Wette geschwommen und jetzt? Aus….Aus und vorbei.


    Schon am nächsten Tag betrat Konrad Jäger mit gemischten Gefühlen das Krankenhaus und fragte sich zu Ben seinem Sohn durch. Nur wenig später stand er am Bett seines Sohnes, der ihn ansah. „Papa…?“ fragte er leise. „Hallo mein Junge. Was machst du denn für Sachen? Ich habe doch von vorn herein gewusst, dass Polizist nicht der richtige Beruf für dich ist. Was hast du denn jetzt davon, dass du deinen Kopf durchsetzen musstest. Du bist ein Krüppel. Wenn du bei mir im Büro arbeiten würdest, dann wäre das nie passiert.“ machte er seinem Sohn Vorwürfe. Ben lachte verachtend auf. „Bist du nur hier um mir das zu sagen?“ wollte er wissen. „Ben, ich weiß das wir nie ein tolles Verhältnis hatten, aber…ich könnte das Büro so umbauen, dass du mit dem Rollstuhl bequem durch die Räume passt und dann kannst du bei mir arbeiten. Wenn du willst lasse ich dir ein Haus bauen, wo du völlig unabhängig wohnen kannst. Auch wenn du im Rollstuhl sitzen musst. Das ist heute einfach bei der Technik. Die finanzielle Seite werde ich auch übernehmen. Du wirst für nichts sorgen müssen. Ich besorge dir sogar eine persönliche Krankenschwester.“ bot Konrad an. „Hast du mit dem Arzt gesprochen?“ hakte Ben nach ohne auf das Angebot einzugehen. „Nein, Semir und deine Vorgesetzte haben mir erklärt, was passiert ist. Ben, mit dem Rollstuhl kann man auch ein gutes Leben führen. Du wirst nie wieder als Polizist arbeiten können. Das musst du einsehen. Dieses Leben ist vorbei. Die nehmen keine Krüppel.“ sprach Konrad unbeirrt weiter. „Vergiss es… ich bin kein Büromensch.“ stieß Ben aus. Das Verhalten seines Vaters ging ihm gegen den Strich. „Ich will doch nur helfen. Wenn wirklich eine Chance besteht, dass du eines Tages wieder laufen kannst, dann sicher nicht weil du hier in Behandlung bist. Ich werde dich in eine Klinik bringen, die auf dem neuesten Wissenstand ist.“ bot Konrad weiter an. „Papa, ich will dein Geld nicht…ich will keine besondere Behandlung! Ich will nicht dass du mich als Krüppel bezeichnest!! Geh!! GEH!! Verschwinde!!!!“ schrie Ben seinen Vater an. Warum war dieser Mann so auf Geld erpicht? Warum sah er nicht, dass Ben nicht so war wie er? Nicht so sein wollte. „Gut wenn du willst, aber komm nicht an und jammere, wenn ich Recht behalte. Du wirst vermutlich für immer an diesem Ding kleben. Bis an dein Lebensende!“ fauchte Konrad und verschwand. Die Tür schlug laut zu.

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  • Der nächste Morgen kam und Semir betrat die PAST mit gemischten Gefühlen. „Semir! Weißt du was von Ben? Ich will ihn heute besuchen gehen.“ erklärte Susanne sofort. Semir schüttelte den Kopf. „Scheinbar hat er sein Handy aus. Er geht zumindest nicht ran. Er kann jeden Freund gebrauchen, denn er gibt sich auf.“ kam von Semir. „So schlimm?“ wollte Susanne entsetzt wissen. „Es heilt wieder, das hat mir der Arzt versichert, aber irgendwie kommt es bei Ben im Kopf nicht an. Er glaubt nie wieder laufen zu können. Und er will eigentlich keinen sehen, aber ich werde mich nicht ausboten lassen und ich werde auch heute zu ihm fahren.“ versprach Semir. „Die Chefin will dich sehen. Sie hat schon zweimal nach dir gefragt. Vermutlich wird sie auch wissen wollen wie es mit Ben weiter geht.“ sagte Susanne. Semir nickte und ging in Richtung Büro von Kim Krüger. Er klopfte an und wartete auf das „Ja Bitte“ Dann betrat er den Raum, wo ein junger Mann mit Kim Krüger saß. „Ah, Semir…guten Morgen. Wie geht es Ben?“ wollte Kim wissen. Semir beäugte den Mann und nickte ihm zu. „Soweit geht es ihm glaub ich nicht so gut. Er glaubt nie wieder laufen zu können und das behindert die Heilung. Er ist sehr verzweifelt…“ gab Semir von sich. „Gut, aber das können wir ein Andermal besprechen. Das ist Alex Brandt. Er wechselt zum 1. des nächsten Monats zu uns und wird Bens Stelle übernehmen.“ verkündete Kim. „Herr Brandt, das ist Ihr neuer Partner…Semir Gerkan.“ stellte sie die Beiden vor. Semir schluckte schwer. „Ich habe schon einen Partner!“ stieß er aus. „Das ist richtig, aber Ben Jäger ist derzeit nicht einsatzfähig und Sie wissen genau, dass Sie nicht allein auf Streife dürfen.“ setzte Kim dagegen. „Chefin, das können Sie nicht tun. Ben wird zurück kommen. Es braucht seine Zeit, aber das heißt doch nicht, dass er ersetzt werden muss! Das können Sie ihm nicht antun!“ bettelte Semir regelrecht. Kim sah ihn an. „Semir, diese Station muss optimal besetzt sein und dazu gehört es nun einmal, dass Sie einen Partner haben, der gemeinsam mit Ihnen Dienst macht. Herr Brandt weiß dass es nur eine Stelle auf Zeit ist und ist damit einverstanden. Von daher hoffe ich auf gute Zusammenarbeit ab dem 1. Des nächsten Monats.“ legte Kim erneut fest. Semir sah auf den Neuen und verließ dann wortlos das Büro. Die Tür fiel lauter ins Schloss als üblich und er spürte die Blicke im Rücken, doch das war ihm egal. Wütend ging er in sein Büro und trat gegen den Mülleimer. Dieser flog gegen die Wand wo er scheppernd lieben blieb. Wie konnte die Krüger ihm das antun? Nein…nicht ihm….Ben….Ben war der Leidtragende…


    Kim sah Semir einen Augenblick nach und wandte sich nachdem die Tür geschlossen war wieder an Alex Brandt. „Nicht persönlich nehmen. Es geht im Augenblick jedem an die Nieren, was mit Herrn Jäger passiert ist.“ erklärte Kim. „Das ist sehr gut nachvollziehbar. Ich habe auch schon einen Partner verloren…von daher ist es kein Problem für mich. Ich hoffe nur, dass die Zusammenarbeit wenigstens funktioniert.“ gab er von sich. Kim nickte. „Das denke ich schon. Semir ist ein professioneller Polizist, der seine persönlichen Gefühle sicher zurück stellen kann. Er wird sich an Sie gewöhnen müssen. Die Vorschriften sind dort eindeutig…“ erklärte Kim. Alex sah sie ernst an. „Frau Krüger….Gefühle sind nie von Vorschriften zu ersetzen. Er und Ben Jäger scheinen doch sehr gute Freunde zu sein. Partner, die sich aufeinander verlassen konnten. Es ist sehr schwer sich auf einen neuen Partner einzulassen. Ich denke mal es ist sicher nicht der erste Wechsel den er hat oder?“ wollte Alex wissen. „Nein, Sie sind sein fünfter Partner seit er bei der Autobahn ist. Er ist von Berlin hierher versetzt worden wo André Fux sein Partner wurde. André Fux gilt seit einem Einsatz als verschwunden, Tom Kranich wurde erschossen, Jan Richter verließ nach einem tragischen Ereignis die Polizei, Chris Ritter wurde ebenfalls erschossen und Ben Jäger….nun ja…“ zählte Kim auf. Alex nickte. „Ich sag es ja nicht gern, aber ich denke mir wird ein ziemlich schwerer Start zugemutet. Nicht das ich Angst habe, aber….“ ließ er von sich hören. „Nur keine Sorge, in ein paar Tagen wird Semir es sicher überwunden haben. Sie sollten sich auf jeden Fall nächste Woche schon einmal sehen lassen um mit ihm alles zu besprechen.“ lächelte Kim. Alex sah sie an. „Ich werde es versuchen. Vielen Dank, Frau Krüger. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit allen hier.“ Er stand auf und verabschiedete sich mit einem festen Händedruck von seiner zukünftigen Vorgesetzten. Als er das Büro verließ sah er wie Semir Gerkan in seinem Büro saß und den Kopf mit den Armen abstützte. Sollte er vielleicht noch einmal versuchen mit diesem Mann zu sprechen? Vielleicht unter vier Augen?

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  • Ben wachte auf und sah aus dem Fenster. Die Sonne ging gerade auf und es sah sehr schön aus. Er zog sich an der Triangel hoch und brachte sich so in eine sitzende Position. Dann drückte er den Knopf an seiner Fernbedienung und ließ den Kopfteil des Bettes hochfahren bis sein Rücken wieder gestützt wurde. Dann ließ er sich einfach zurück fallen. Die nächste Fernbedienung tat ihren Dienst und schaltete den Fernseher an. Was für ein tristes Leben..dachte er. Das einzige was man tun konnte, war im Bett liegen und fernsehen. Kein Sport, keine Freunde…gar nichts. Alles war weg. Vielleicht hatte sein Vater Recht und er würde nie wieder laufen können. Nie wieder mit Semir auf Tour gehen. Nie wieder mit den Kindern schwimmen gehen. Würde er eine Frau glücklich machen können? War er dazu in der Lage? Er sah auf die Uhr. Eigentlich ist schon längst Frühstückszeit, doch er wusste auch, dass er für die Verspätung verantwortlich war. Er hatte jede Krankenschwester angebrüllt und das Essen verweigert. Selbst die alte Oberschwester, die hart im Nehmen war, kam nicht mehr zu ihm. Vielleicht ließen sie ihn nun hungern, damit er klein begab, aber darauf konnte das Personal lange warten. Er war hier in der Klinik zu einem Krüppel gemacht worden. Heute würde er fordern verlegt zu werden. In einer anderen Klinik war er sicher besser aufgehoben als hier. Es klopfte an der Tür. „Ja…“ gab Ben wirsch von sich. Vermutlich würde jetzt eine Schwesterschülerin reinkommen und ihm das Essen auf den Nachttisch stellen. „Guten Morgen Herr Jäger…“ hörte er stattdessen eine männliche Stimme. Er sah hin. Lasse Schmidt trat ein. Er trug seine Pflegerkleidung und eine Augenklappe. „Herr Schmidt? Sie arbeiten wieder?“ kam nun erstaunt von Ben. „Nur stundenweise. Ich muss mir meine Brötchen verdienen. Und diese Augenklappe ist doch auch schmückend.“ lächelte der Mann ihn an. Ben richtete sich auf. „Das Auge war nicht mehr zu retten?“ hakte er nach. „Nein, aber damit kann ich leben und auch arbeiten. Man gewöhnt sich daran. Hören Sie….ich weiß was man mit Ihnen gemacht hat und ich bin unendlich traurig, dass….das … aber es ist nicht für immer. Ich werde für den Rest meines Lebens auf einem Auge blind sein. Da kann man nichts mehr machen, aber Sie….Sie werden eines Tages wieder laufen können.“ erklärte er. Während er sprach deckte er den kleinen Tisch an Bens Bett. „Ich hoffe Sie haben jetzt Hunger…ich habe nämlich gehört, dass Sie das Essen verweigern. Ich sage Ihnen, einen Schlauch in sich zu haben ist nicht lustig….also…essen Sie. Die Nahrung wird Ihnen gut tun.“ meinte Lasse und reichte Ben das Brötchen. „Na los! Sie haben doch Hunger…ich habe es bis draußen gehört.“ grinste Lasse. Auch über Bens Gesicht huschte ein leichtes Lächeln, doch es verschwand sofort. „Es ist doch eh sinnlos…“ kam von Ben. „Nichts ist sinnlos. Herr Jäger… sehen Sie es doch mal so…Hier werden Sie von den hübschesten Schwestern umsorgt. Also wenn Sie sich wieder ordentlich benehmen…“ gab Lasse zu verstehen. Während sie mit einander sprachen biss Ben immer wieder ein Stück vom Brötchen ab. „Kaffee?“ hakte Lasse freundlich nach. Ben nickte. Auch der Kaffee wurde restlos ausgetrunken. „Sehen Sie….war es nun so schwer?“ wollte Lasse wissen. „Nein…“ gab Ben zu. Lasse packte alles zusammen und verschwand.


    Semir starrte die Platte seines Schreibtisches an. Wie konnte Krüger ihm direkt einen neuen Partner zuweisen? Hatte diese Frau denn alles vergessen? Vor wenigen Wochen, war sie noch jemand der mit Gefühlen umgehen konnte und jetzt? Alles war beim Alten. Seine Gefühle….seine Sorge um Ben…seine Gedanken wegen dem Weitergehen. Nichts wurde berücksichtigt. Wie sollte er Ben erklären, dass er einen neuen Partner bekam. Würde er das in seinem Zustand überhaupt akzeptieren können? Ganz sicher nicht. Vielleicht sollte er noch einmal mit Krüger reden? Nein….nein das kannst du vergessen. Sie hat Regeln und die befolgt sie auch. Es klopfte und Semir sah hoch. Der Mann, der eben noch bei Kim Krüger im Büro saß stand an der Tür. Semir sah ihn an und nickte. Alex Brandt trat ein. „Was wollen Sie? Wir haben noch nicht den 1.“ knurrte Semir ihn an. Alex Brandt nickte und sah zu Boden. „Hören Sie…ich weiß dass es Ihnen nicht passt und ich hätte mir sicher auch einen anderen Einsatzort gewünscht, aber….“ versuchte er. Semir atmete tief durch. „Schon gut…entschuldigen Sie. Es geht nicht persönlich gegen Sie…Ist im Augenblick einfach viel was eingestürzt ist.“ gab er von sich. Brandt lächelte. „Ich verstehe es sehr gut…wirklich. Ich will ja auch nicht dass Sie mich direkt heiraten…aber denken Sie, wir könnten ein Team bilden?“ Er legte den Kopf ein wenig schief. Semir grinst leicht. Erst jetzt nahm er die wasserblauen Augen wahr. „Es kommt auf einen Versuch an.“ nickte er. Alex Brandt lächelte ihn an. „Ich kann mich sehr gut in Sie hineinversetzen. Auch ich habe schon einen Partner verloren. Einen Partner den ich sehr gern hatte und….nun ja…es ist lange her.“ gab er zu. Semir sah den jungen Mann an. Er war kaum älter als Ben und hatte ein recht kantiges Gesicht. Markant waren diese Augen, die scheinbar wasserblau bis fast durchsichtig waren. Die Haare waren dunkelblond und kurz geschnitten und der junge Mann war glatt rasiert.

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  • „Wie haben Sie Ihren Partner verloren?“ wollte Semir wissen. „Nun….eine Kugel hat sich verirrt und sie tödlich getroffen.“ kam von Alex. „Sie waren mit einer Frau im Team?“ hakte Semir erstaunt nach. „Ja so kann man das sagen….bis zu ihrem Tod habe ich mich blind auf sie verlassen. Ich weiß wie hart es ist, einen neuen vors Gesicht gesetzt zu bekommen und ich denke Ben Jäger wird es nicht so einfach aufnehmen, aber leider sind wir dazu gezwungen unseren Job zu machen. Ob es nun passt oder nicht.“ versuchte Alex zu erklären. Semir nickte, denn er wusste dass Alex Recht hatte und es war unfair ihm die Schuld daran zu geben. „Wie geht es Herrn Jäger denn?“ fragte Alex. „Nun, bei ihm wurde eine Lobotomie gemacht…“ fing Semir an. „Oh…“ machte Alex. „Sie wissen was das ist?“ hakte Semir nach. „Ähm…ganz ehrlich …nein..“ lächelte Alex verlegen. „Mit einer Lobotomie macht man Menschen zu willenlosen Sklaven. Sie können keine Emotionen mehr zeigen, keine Freude, keine Trauer….alles weg. Und sie sollen sich an nichts mehr erinnern, was vor der OP war. Wie gesagt, so eine Operation wurde durchgeführt. Allerdings hat man dabei einen Fehler gemacht. Einen Fehler, den Ben sicher das Leben, als er selbst rettete, aber ihn in den Rollstuhl brachte. Man hat bei ihm das Zentrum für Bewegung, genauer gesagt für die Beine zerstört…“ erzählte Semir weiter. Alex hatte sich auf den Stuhl gesetzt und sah Semir an. „Und wie verkraftet er das?“ fragte er leise. Das Entsetzen war deutlich zu hören und Semir stufte es als echt ein. „Überhaupt nicht….er ist fertig und das ist nur zu verständlich. Er will keinen sehen, geht nicht ans Handy….ich weiß nicht was ich tun kann. Und wenn ich ihm jetzt noch erzähle, dass ich einen neuen Partner bekomme, dann wird er vermutlich in ein tieferes Loch fallen. Ich kann es ihm nicht sagen…noch nicht. Er muss sich erst fangen…“ gab Semir zu verstehen. Alex nickte leicht. „Ich kann es sehr gut verstehen. Dennoch hoffe ich auf eine gute Zusammenarbeit. Ich will niemanden ersetzen. Sehen Sie mich als Vertretung an bis Ben Jäger wieder hier ist.“ schlug er vor. Semir lächelte leicht. „Danke…“ murmelte er. Alex sah ihn verwunder an. „Wofür?“ fragte er erstaunt. „Dass Sie mir zugehört haben…“ gab Semir zurück. Er stand auf. „Was machen Sie denn jetzt noch?“ fragte Alex nach. „Ich werde meinen Freund im Krankenhaus besuchen. Er muss verlegt werden und das werde ich jetzt mit ihm gemeinsam angehen.“ erklärte Semir und verschwand. Nur wenig später war er bei Kim Krüger im Büro. „Chefin, ich werde mir heute frei nehmen und mich um Ben kümmern.“ erklärte er und verließ das Büro ohne auf die Antwort seiner Vorgesetzten zu warten. Es war gerade mal zehn.


    Eine Stunde nachdem Ben gefrühstückt hatte klopfte es an der Tür. Ben sah auf die Uhr. Es war 10:30 Uhr. aber er sagte nichts. Er wollte einfach nur allein sein. Niemand sehen oder hören. Es klopfte erneut. Wieder gab Ben keine Antwort. Nur zaghaft öffnete sich die Tür. Daniel Römer kam herein. Ben schluckte schwer. Rösner war ebenfalls bei Nadine und hatte ihn mit der Waffe bedroht. Wie weit wusste er Bescheid? Wusste er, dass Ben immer noch Ben war? Wenn nicht, dann konnte er jetzt darauf bauen, denn sonst würde sein Leben hier gleich beendet sein. „Hallo Herr Jäger….wie geht es uns?“ wollte Daniel wissen. Ben sah fragend an. „Erinnern Sie sich nicht?“ lächelte der Pfleger und ging ans Bettende und sah Ben prüfend an. „Wir kennen uns...“ erklärte er weiter. Ben sah ihn an. Wenn Römer erfuhr, dass die Lobotomie nicht funktionierte, dann war sein Leben jetzt in großer Gefahr. Doch wie verhielt sich ein Mensch, der eine Lobotomie hatte? Wie…..konnte er eine solche Person spielen? Ben dachte angestrengt nach und sagte nichts. „Ich habe eben die Akte studiert. Ich weiß dass die Lobotomie nicht durchgeführt wurde. Es ist wirklich sehr schade. Haben Sie Ihrem Kollegen schon gesagt, dass ich dabei war?“ wollte Daniel wissen. Ben spürte es heiß in sich aufsteigen. „Sie sollten aufgeben…“ schlug er vor. „Oh…was wenn nicht? Wollen Sie dann hinter mir her rennen? Wollen Sie mich verfolgen? Im Rollstuhl?“ verhöhnte Römer ihn. Ben sah ihn an. Römer hatte Recht. Er konnte nichts ausrichten, er war hier am Bett gefesselt und konnte ihn nicht packen. Und selbst wenn….Römer war im Vorteil. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich habe hier eine tolle Tablette. Sie bringt Ihnen wunderschöne Träume und lassen den Alltag vergessen. Ist das nicht toll. Sie täten gut daran, die Tablette freiwillig zu nehmen. Ich bin eh im Vorteil. Na wie ist es?“ fragte Römer grinsend und drehte eine blaue Tablette in den Fingern. Ben ahnte was das für ein Zeug war. Dieses Teufelszeug, was Gloria, Janina und sicher noch vielen andere in den Tod getrieben hatte. Römer nahm ein Glas und füllte es mit Wasser. „Damit es einfacher ist…also….wie entscheiden wir uns?“ wollte er wissen.

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  • Semir kam im Krankenhaus an und wurde von Dr. Willemsen-Neukirch aufgehalten. „Herr Gerkan, darf ich Sie einen Augenblick sprechen?“ bat er den Deutschtürken. „Ja sicher…ich wollte nur schnell zu Ben…“ nickte Semir. „Dann gehen wir gemeinsam. Was ich mit Ihnen zu besprechen habe betrifft Herrn Jäger ebenfalls.“ gab der Arzt von sich und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Ben ins Zimmer. „Wie geht es ihm denn?“ wollte Semir auf dem Weg dorthin wissen. „Nun, er ist ziemlich fertig. Sein Vater war gestern noch da und seitdem ist er noch abweisender. Er schreit das Pflegepersonal zusammen und will nur Ruhe haben. Mit Mühe konnten wir ihn dazu überreden zu essen. Sein Vater hat mir noch ganz klar gemacht, dass er verlegt werden soll. Ich kann es natürlich verstehen und bin geneigt dieses Verlegen sofort anzustreben. Eine Privatklinik sollte es sein, so sein Vater und ich hätte da eine direkt in Köln. Die Klinik „Römer Wall“ hat einen ausgezeichneten Ruf und hervorragende Physiotherapeuten. Dort wäre auch noch ein Platz frei.“ erklärte der Arzt. Semir nickte. „Ich weiß, dass Sie keine Schuld daran haben, aber hier wird er mit all den Personen konfrontiert und ich nehme an, dass deshalb auch das Pflegepersonal zu leiden hat.“ meinte er. „Das sehe ich genauso….“ lächelte Willemsen-Neukirch. Sie kamen an Bens Zimmer an und Semir öffnete die Tür ohne zu klopfen. Das Bild was sich ihm bot ließ ihn für eine Sekunde erstarren. Ein Pfleger kniete auf Ben und drückte ihm ein Kissen auf das Gesicht. Ben wehrte sich nur noch schwach. Semir sprintete los und riss den Pfleger von Ben runter. „Daniel!! Was soll das denn?“ stieß der Klinikchef aus. Semir packte den Pfleger und zerrte ihn in die Ecke. „Was sollte das?“ fauchte er den Mann an. „Semir….er…er…hat…mitgeholfen….er ist…der dritte Mann…“ stieß Ben aus und rang nach Atem. Semir zögerte nicht lang und legte Daniel Römer die Handschellen an. Dann rief er per Handy die uniformierten Kollegen, die Daniel Römer nur wenig später abführten. Dr. Willemsen-Neukirch sah den Männern entsetzt nach und ging dann zu Ben. „Herr Jäger….sind Sie in Ordnung?“ wollte er wissen. Ben nickte. „Er wollte mir eine Tablette verabreichen. Sie muss hier liegen… Ich hab sie ihm aus der Hand geschlagen und dann wollte er mich ersticken…“ gab er von sich. Semir sah ihn an. „Bist du sonst in Ordnung?“ fragte er besorgt. Ben nickte. „Außer das ich eben mit dem Leben abgeschlossen habe, nicht mehr laufen kann und ein Krüppel bin, meinst du? Ja, dann bin ich in Ordnung.“ sagte er leise. In Semir stieg die Wut über seinen Freund an, der sich hier aufgab.


    Friedrich Willemsen-Neukirch untersuchte Ben kurz. „Sie haben ein paar Hämatome an den Armen, aber nichts Dramatisches. Was ist mit der Tablette, war sie schon in Ihrem Mund? Haben Sie etwas davon geschluckt?“ wollte er wissen. „Nein, besser ich hätte sie genommen. Dann wäre ich alles los. Ich würde nicht darüber nachdenken müssen, ob ich irgendwann wieder laufen kann, was ich mit meinem Leben anfangen will…all diese Fragen würde ich mir dann nicht stellen müssen.“ kam bitter von Ben. Semir sah ihn besorgt an. „Ben…“ versuchte er, doch als Ben ihn ansah schwieg er wieder. Er fühlte sich so hilflos. „Okay….Herr Jäger Sie werden heute noch nach Köln verlegt. Das geschieht im Interesse der Klinik, des Pflegepersonals und auch in Ihrem Interesse. Hier werden Sie daran erinnert, was mit Ihnen passiert ist. Ich habe einen Platz für Sie im „Römer Wall“ reserviert.“ gab Dr. Willemsen-Neukirch bekannt. „Damit bin ich einverstanden. Ich wollte eh verlegt werden. Vielleicht ist ja ein Pflegeheim genau das Richtige.“ stieß Ben bitter aus. „Ben, bitte….du bist kein Pflegefall. Du bist und ich gebe zu, dass es schlimm ist, gelähmt… aber du bist nur auf Zeit gelähmt! Also reiß dich gefälligst zusammen!“ fauchte Semir ihn nun an. Ben sah ihn an. „Du verstehst es nicht oder? Semir, ich kann nicht mehr an deiner Seite sein. Du solltest dir einen neuen Partner suchen. Jemanden der seine Beine benutzen kann. Jemand der kein Krüppel ist wie ich!!“ gab Ben wütend zurück. „Den habe ich bereits!“ rutschte wütend aus Semir heraus. Ben sah ihn Fassungslos an. „Wirklich?“ fragte er nach. Erst jetzt registrierte Semir was er getan hatte und sah Ben ebenfalls geschockt an. „Ich bin schon ersetzt worden? So schnell geht es also….tja….dann hat sich mein Job ja erledigt. Ich kann ja auch schlecht mit dem Rollstuhl Verbrecher jagen. Dann lieber voll ersetzen und so tun als wäre nichts gewesen. Warum bist du hier? Wolltest du es mir schonend beibringen? Nur keine Sorge…ich verkrafte es schon. Ich bin ein Krüppel, ich habe mein Leben so oft für den deutschen Staat riskiert und bekomme jetzt wohl eine goldene Taschenuhr und eine Belobigung.“ kam verbittert von Ben. Semir sah eine Träne herunter laufen. Semir schluckte. „Ben…ich…ich….“ versuchte er zu erklären. „Ich verstehe schon…nein wirklich…ich verstehe….ich bin ersetzbar wie jeder Andere. Ich bin nicht mehr gefragt. Darf ich dich fragen wer dein neuer Partner ist? Oder ist es ein Geheimnis? Ist es Dieter oder Jenny?“ hakte Ben nach. Semir schüttelte den Kopf. „Ich bin heute genauso überfahren worden wie du, Ben. Ich wollte keinen neuen Partner haben. Die Chefin hat mich vor vollendete Tatsachen gestellt. Er heißt Alex Brandt und…“ erklärte Semir. Ben sah ihn an. „Alex Brandt? Ungefähr so alt wie ich, eisblaue Augen?“ wollte Ben wissen. Semir nickte.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
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  • „Du kennst ihn?“ wollte Semir wissen. „Ja….sehr gut sogar…“ nickte Ben. „Woher?“ hakte Semir nach. „Von der Polizeiakademie. Er war mit mir in einem Lehrgang. Dieser Mistkerl hat mir die Frauen reihenweise ausgespannt.“ erzählte Ben. „Nun ja, das dürfte zwar für ihn schwer gewesen sein... Warum bist du noch sauer auf ihn?“ fragte Semir weiter. „Weil er mir auch meinen Job genommen hat….ich wollte zum Drogendezernat genau wie er. Aber er ist obwohl er schlechtere Noten hatte angenommen worden und jetzt…..jetzt wiederholt es sich. Wieder nimmt er sich meinen Job, meine Freunde….er wird sich überall einmischen und einschleimen…“ stieß Ben aus. „das ist doch Blödsinn. Ben, eure Ausbildung liegt gute zehn Jahre zurück. Er kann sich geändert haben. Er macht immerhin einen netten Eindruck und er weiß, dass er nur so lange bei uns bleibt bis du wieder fit bist.“ erklärte Semir ruhig. „Semir….ich kenne ihn. Er kann sich nicht ändern. Er wird es nie. Bin ich schon vergessen?“ fragte Ben nun leise. „Nein, du bist nicht vergessen! Du bist mein Partner und du wirst es bleiben, bis dass der Tod uns scheidet!“ legte Semir fest. Ben lachte leise auf. „Wie soll ich dein Partner sein? Ich bin ein Krüppel….mein Vater war hier und….“ erzählte er leise. „Ja, ich weiß. Dr. Willemsen hat es mir gesagt. War keine schöne Begegnung oder?“ wollte Semir wissen. „Nein….er hat mir Vorwürfe gemacht, wie immer und ich dachte eigentlich, dass er aus seinen Fehlern gelernt hätte. Er meinte, das ich selbst schuld daran sei, weil ich unbedingt Polizist sein wollte. Er hat mir angeboten die Büroräume so umzubauen, dass ich dort arbeiten kann. Sogar ein Haus wollte er behindertengerecht bauen lassen.“ stieß Ben aus. Die Verachtung für seinen Vater, der nur materiell eingestellt war, kam deutlich hervor. „Und?“ wollte Semir wissen. „Was und? Ich habe ihn raus geworfen! Ich bin Polizist und kein Bürohengst. Ich meine….ich…war…Polizist…“ Ben suchte nach den richtigen Worten. „Du bist Polizist und du bliebst es auch. Du bist mein Partner und ich will verdammt sein, wenn wir das nicht schaffen. Alex Brandt wird nur so lange den Dienst mit mir machen wie du ausfällst. Ben…du musst mitarbeiten. Du wirst wieder laufen können. Aber dazu musst du mitarbeiten. Vielleicht wird es im „Römer Wall“ anders sein. Aber bitte gib dich nicht auf. Schon allein zum Trotz deines Vaters solltest du alles daran setzen. Und warum zeigst du Alex Brandt nicht, dass er nur eine Vertretung für dich ist. Kämpfe…..arbeite an dir und vor allem…gib nicht auf. Zeige es allen, dass du es kannst und dass du es willst. Bitte….wen du nicht mehr mein Partner sein willst oder nicht mehr sein kannst, dann werde ich den Dienst quittieren. Das verspreche ich dir…“ munterte Semir ihn auf. Während der ganzen Zeit hielt er Bens Hände und drückte sie fest.


    Ben lächelte leicht. „Wirst du mich auf diesem Weg begleiten? Ich meine…als Freund…“ fragte er leise. Semir nickte. „Ja….ich werde dich unterstützen wo ich nur kann. Andrea und die Kinder auch. Alle auf der Dienststelle hoffen, dass du wieder kommst. Es liegt nur an dir.“ nickte Semir. Er reichte Ben die Hand. Dieser sah ihn nur an. „Der Tag ist schön, wir könnten ein wenig nach draußen gehen. Dir tut die frische Luft sicher gut…“ schlug er vor. „Und wie? Willst du mich tragen oder was?“ lachte Ben. Semir sah zu Boden und lachte. „Nein, aber die haben hier so etwas wie Rollstühle. Ich schiebe dich durch den Park. Wir genießen das Wetter bis du nach Köln gebracht wirst und verbringen einfach ganz viel Zeit miteinander.“ stellte er richtig. Dabei sah er Willemsen an, der anerkennend nickte. „Ich werde Ihnen sofort einen bringen lassen. Ihr Freund hat Recht, Herr Jäger… wenn Sie nicht mehr selbst der Störfaktor sind, können wir die Heilung anstreben. Das heißt…die Kollegen im „Römer Wall“ können es. Eine Bitte habe ich dennoch. Diese Klinik ist mein Traum und ich hoffe sehr, dass sie nicht wegen diesem Vorfall geschlossen wird. Ich weiß dass einiges schief gelaufen ist und bedauere das, was mit Ihnen passiert ist wirklich sehr….“ erklärte der Arzt. Semir sah Ben an. „Sie werden sich auf die Ermittlungsarbeiten der Kollegen hier einstellen müssen. Das wird den Ablauf zwar behindern, aber ich denke nicht, dass die Klinik geschlossen wird.“ gab Semir von sich. Willemsen verschwand und kam nur wenig später mit dem Rollstuhl wieder. Mit Semirs Hilfe schaffte Ben es sich in den Rollstuhl zu bringen und dann ging es hinaus in den klinikeigenen Park.

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