Nasser Besuch

  • „Lassen sie meinen Kollegen sofort los.“, schrie Sven Reuchner und hielt dem bulligen Mann seinen Dienstausweis unter die Nase. Dieser besah ihn skeptisch, hatte Semir immer noch im Schwitzkasten. „Na gut...“ Unsanft ging der Deutschtürke zu Boden. „Verdammt, ihretwegen sind sie jetzt weg.“, stieß er sofort aus und sah sich um. Nicht einmal eine Staubwolke war noch erkennbar. „Semir, verdammt, wo sollen wir jetzt suchen?“, fragte Sven nur und half seinem Kollegen hoch. „Ich weiß es nicht. Wir können nur hoffen, dass ein Zeuge das Fahrzeug gesehen hat.“ Wie aufs Stichwort kam ein Arbeiter mit einen roten Kopf an. „Sag mal, Ede...sind das noch zwei Wilde. Vorhin hätte mich so ein Blondchen mit ihrem Jeep fast aufs Korn genommen.“, fauchte der große Laderfahrer. „Nein, das sind zwei Polizisten.“, erklärte Ede. Doch sofort stutzte Semir. „Eine blonde Frau? Wo sind sie hingefahren? In welche Richtung?“, wollte er wissen. Der Fahrer drehte sich nur um. „Aus dem Wald raus. Direkt in Richtung Autobahn nach Mainz.“, erklärte der Mann. „Danke...los Sven, wir müssen hinterher. Vielleicht können wir sie noch einholen.“, stieß Semir aus und rannte zu seinem Wagen. Doch die nächste Überraschung wartete. „Oh nein...mein Wagen...“, stieß er aus. „Tja, damit kommen wir im Moment nicht weit.“, kam es von Sven. Semirs BMW war vorne in vollkommen anderem Zustand. Die Achse war gebrochen und auch die Reifen waren zerschossen. „Verdammt, das wird wieder mächtigen Ärger geben. Aber wie kommen wir hier weg?“


    Miriam wurde immer mehr müde. Mittlerweile war sie schon 200 Kilometer gefahren und sie war sich sicher, dass sie ihre Verfolger weit genug weg war. „So Bulle, ich will jetzt etwas schlafen. Suchen wir uns eine Möglichkeit dazu. Solltest du aber irgendwelchen Blödsinn machen, dann wird es das letzte Mal gewesen sein. Haben wir uns verstanden?“, fauchte sie durch den Rückspiegel. Ben konnte nur nicken. Was sollte er auch schon anderes tun? Die Frau fuhr auf den Parkplatz eines Motels raus und suchte sich einen freien Stellplatz abseits der großen Laternen, doch dicht genug, um ihre Geisel unbemerkt in das Gebäude zu schaffen. Miriam stieg aus, kam nach hinten und zog Ben von der Rückbank. Sie hielt die Waffe fest umschlungen, als sie sich zu den Füßen hinab beugte und die Fesseln durchschnitt. Sie kramte in ihrer Tasche und zog den Schlüssel für die Handschellen hervor. „Ich warne dich. Eine falsche Bewegung und ich blase dir deinen Samenverteiler weg.“, fauchte sie und drückte die Mündung zwischen Bens Beinen. Dieser nickte nur und beugte sich soweit vor, dass Miriam die Handschellen aufschließen konnte. Ben rieb sich langsam die Handgelenke und blieb angespannt sitzen. „Los, die Jacke aus und her damit.“, forderte Miriam nur. Langsam tat Ben, was sie verlangte. „Gut, und jetzt, wenn ich dir das Pflaster abnehme, will ich keinen Ton hören. Du weißt, was dann passiert, oder?“, fragte sie nur. Der junge Hauptkommissar nickte wieder. Mit einem schnellen Ratsch wurde das Pflaster entfernt. „Ahhhhh...“, stieß Ben aus. „Ruhe...los, die Hände wieder auf den Rücken.“ Miriam befestigte die Handschellen wieder und legte dann Bens Jacke über die Schulter. „Und jetzt ganz langsam vorwärts.“


    Micha saß hinter seinem Tresen und las in seinen Autoblättchen, als die Tür aufging. „Hallo, ich hätte gerne ein Zimmer für die Nacht.“ „Ein Doppelzimmer?“, wollte er wissen, als er die Frau mitsamt deren Begleiter sah. Die Frau dachte kurz nach. „Ja bitte...hier meine Karte.“, meinte sie und legte ihre Visa-Karte auf den Tresen. „Sehr gut...sie haben Zimmer 356.“, erklärte er und reichte die Schlüsselkarte weiter. Dankend nahm die Frau diese an sich und drückte ihren Begleiter zum Fahrstuhl. Micha war so vertieft, dass er die Waffe in dessen Rücken gar nicht bemerkte. „Geben sie doch auf, Frau Bronner. Sie können nicht ewig mit mir auf der Flucht sein.“, stieß Ben aus, als sie in der Einsamkeit der Fahrstuhlkabine waren. „Keine Sorge, deine Reise endet bald. Du hast recht, dich kann ich nicht ewig mitnehmen. Aber eine Nacht wirst du noch mit mir verbringen müssen. Danach werde ich sehen, was ich mit dir mache.“, lachte sie und stieß ihn ins Zimmer, nachdem sie die Karte durch den Leser gezogen hatte. „Los, stillhalten.“ Ben wurden die Handschellen aufgeschlossen und er musste sich an die Heizung setzen. Schon war er fachmännisch mit den stabilen Rohren verbunden und hatte auch wieder das Pflaster auf dem Mund. „Nur um sicher zu gehen, dass ich auch schlafen kann.“, lachte sie. Ben sah sie nur an. Was sollte er schon machen? Sobald er sich bewegte, rasselte die Kette und diese unberechenbare Irre würde ihn...Ben dachte nicht weiter. Er sah, wie Miriam im Bad verschwand.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah die Arbeiter an. „Wenn Sie mich nicht aufgehalten hätten, dann hätte ich meinen Kollegen retten können Verdammt noch mal!!“, fauchte er den an, der ihn festgehalten hatte. „Wir können doch nicht wissen, dass Sie von der Polizei sind…und diese Fahrzeuge kosten ein Vermögen…da kann nicht jeder ran…“, entschuldigte sich der Mann. Semir nickte nur. „Schon gut…haben Sie ein Fahrzeug, was wir nutzen können?“, wollte er wissen. „Ja…mein Benz steht dort hinten…ist nicht das neueste Modell aber es macht gut 200 Sachen…“, erklärte der Kollege und wies auf einen blauen Mercedes. Semir strahlte. Genau so ein Fahrzeug hatte Tom Kranich, sein toter Freund immer gefahren. Den Wagen kannte er und er wusste auch, wie er so ein altes Modell wieder Leben einhauchte. „Gut… dann ist er jetzt beschlagnahmt. Die Schlüssel!“, forderte er. Sofort holte der Mann die Schlüssel heraus und in gleicher Minute rannten Semir und Sven zum Wagen. Als sie losfuhren heulte der Motor so schmerzhaft auf, das der eigentliche Besitzer Tränen in den Augen bekam. „Ich hoffe, ich sehe ihn wieder.“, sagte er leise zu seinem Kollegen. Dieser lachte leise. „Vielleicht bekommst du eher einen neuen…der Typ scheint keine Rücksicht darauf zu nehmen, das der Wagen schon viele Jahre auf den Buckel hat. Wie der den treibt….aber wer weiß…vielleicht braucht der Wagen das ja….“, grinste er nur. „Mach du nur Scherze….weißt du was der Wagen für einen Erinnerungswert hat? Meine Tochter ist dort zur Welt gekommen…das kann mir keiner bezahlen…“, maulte der Mann und ging traurig in die Bauhütte.


    „Verdammt…die sind sicher schon weit weg…“, fauchte Semir. Sie hatten sich viel zu lange aufhalten lassen. „Tut es noch weh?“, wollte Sven wissen. Semir sah ihn irritiert an. „Was denn?“, wollte er wissen. „Der Hals…der Kerl hat ja doch ziemlich zugedrückt.“ „Na...geht schon. Ich kann dem Mann nicht mal einen Vorwurf machen. Er hat ja Recht. Solche Fahrzeuge sind extrem teuer und ich würde auch ausrasten, wenn ich dafür die Verantwortung trüge…“, grinste Semir und konzentrierte sich auf die Straße. Sie kamen schnell voran, doch von Ben und Miriam fehlte jede Spur. „Verdammt…“, fauchte Semir und auch Sven schluckte nur. „Wir müssen sie finden. Wie wäre es, wenn wir die Motels abklappern und die Restaurants an der Autobahn. Vielleicht hat jemand was gesehen oder gehört.“, knurrte Sven. Semir nickte. „Ich hab noch eine andere Idee.“, grinste er, holte sein Handy heraus und rief Susanne an. „Susanne ich bins….finde so schnell wie möglich heraus, welche Konten Bronner und Gassendörfer bei welcher Bank haben, lass sie sperren und lass dir die letzten Abhebungen mit der Kreditkarte zeigen! Alles bitte Pronto!“, forderte Semir die Sekretärin auf. „Semir…die Chefin wartet auf euch. Lars Schleicher hat sie über alles informiert!“, gab Susanne zurück. „Ich kann jetzt nicht…ich verfolge Miriam Bronner. Sie hat Ben in ihrer Gewalt und ist zu allem bereit!“, kam von Semir. Sicher war die Chefin nicht begeistert, wohin dieser Fall nun wieder geführt hatte, aber es war ja nicht seine oder Bens Schuld. Noch die der Kollegen Schleicher und Reuchner…


    Miriam wusch sich und sah noch einmal auf ihre Geisel. „Ich werde mir jetzt was zu Essen gönnen…willst du auch was?“, fragte sie. Ben Jäger nickte. „Was?“, harkte sie nach. Doch Ben konnte nicht antworten. Miriam löste das Pflaster jedoch nicht und grinste ihn an. „Gut…dann nicht…“, lachte sie und wollte rausgehen. Ben fauchte sie wütend an. „Oh…werden wir böse…? Soll ich mein Gewehr doch mal ausprobieren? Wo willst du die Kugel hinhaben?“, wollte sie wissen und drückte das Gewehr an Bens Bauch. Dieser versteifte sich sofort. „Wenn ich jetzt abdrücke, dann war es das für dich. Ich hätte dann vielmehr Freiheiten und könnte mich hinbewegen, wohin ich will…ist das nicht toll. Eine kleine Kugel würde meine Probleme lösen…“, lachte sie irre. Ben bekam Angstschweiß auf die Stirn. Sein Haar fing an, am Kopf festzukleben. Diese Irre war doch zu allem fähig. Plötzlich klopfte es. Erschrocken drehte sich Miriam weg und legte das Gewehr unters Bett. „Wer...wer ist da?“, wollte sie wissen. „Der Consierge...ich wollte ihnen nur sagen, wenn sie noch was essen wollen, die Küche macht in einer Stunde zu.“, kam es durch die Tür. „Danke, ich werde sofort ins Restaurant gehen.“, meinte Miriam nur und sah zu Ben, der erleichtert aufatmete. „Hast Glück gehabt, Bulle. Weißt du was, ich werde dich verlassen. Du bist mir auf die Dauer doch zu lästig.“, meinte sie, nahm den Koffer und verließ das Zimmer. Allerdings nicht, ohne das „Bitte nicht stören“ - Schild an den Türknauf zu hängen. Wütend zerrte Ben an seinen Fesseln. Wenigstens war er nun eine Sorge los. Doch, wann würde ihn jemand finden? Der Hausportier machte doch nie mehr nach elf seine Runde und die nächste war nicht vor acht. Verdammt, er saß hier die Nacht fest. Irgendwie musste er Alarm schlagen.

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  • „Semir, hörst du mich?“ „Laut und Deutlich, Susanne. Hast du schon was rausgefunden?“, wollte der Deutschtürke wissen und blickte auf dem Parkplatz umher. „Frau Bronner hat ihre Kreditkarte im Motel Zur goldenen Brücke belastet. Das ist jetzt über zwei Stunden her.“, erklärte Susanne. „Danke...schick mir mal bitte die Adresse und vor allem, schick Verstärkung zu diesem Hotel.“, forderte Semir und legte auf. Sven sah ihn an. „Dann haben wir endlich eine Spur?“, fragte er. Semir nickte. „Ich hoffe, wir sind noch nicht zu spät dran.“, murmelte er und ließ erneut den alten Mercedes aufheulen. Im rasanten Tempo ging es über die nächtliche Autobahn zum Motel. Immer wieder kreisten die Gedanken um seinen Partner. Ben in der Hand einer Irren. Semir hatte dies schon mit Jan Richter mitgemacht. Damals war sein Partner von einer psychisch kranken Frau entführt und beinahe ertränkt worden. Was würde Miriam Bronner nur mit Ben machen? Reuchners Handy riss Semir aus seinen Gedanken. Er sah kurz zu Sven rüber und merkte dann, wie sich dessen Miene aufhellte. „Lars ist außer Gefahr. Das war das Krankenhaus.“, erklärte er. „Sehr gut, jetzt holen wir aber Ben da raus und schnappen uns diese Wilde.“, fauchte Semir und trat das Pedal noch weiter durch. Sie erreichten den Parkplatz des Motels. Alles war still und leise. Den abfahrenden Wagen bemerkten die beiden Hauptkommissare nicht, da sie schon auf dem Weg zum Eingang waren. „Sollten wir nicht besser auf die Verstärkung warten?“, fragte Sven Reuchner. „Und dadurch dieses Weibsbild entkommen lassen? Nee, nicht mit Semir Gerkhan.“, stieß Semir nur aus und ging zur Rezeption, hinter dessen Tresen ein Mann saß. Sofort wurde er nach der Zimmernummer von Miriam Bronner gefragt und einige Momente drauf begleitete er die beiden Kommissare in die entsprechende Etage.


    Miriam fuhr los. Jetzt konnte sie endlich frei atmen. Die Waffe...schoss es ihr durch den Kopf. Verdammt, sie hatte das Gewehr unter dem Bett liegen lassen. Sollte sie umdrehen? Warum? Sie brauchte es ja nicht mehr. Außerdem hatte sie noch die Pistole. Das sollte doch genügen. Sie fuhr gerade an einem Schild mit dem Hinweis „Mainz 143 km“ vorbei. Schon bald hatte sie dieses Land hinter sich gelassen. Die Polizei würde sie auch nicht mehr rechtzeitig kriegen. Bald war sie am Bodensee und von dort war es nur noch ein Katzensprung über den See in die rettende Schweiz. Sie wurde immer müder und müder. Das Essen lag in ihrem Magen und sog das Blut aus dem Kopf. Also fuhr sie wieder von der Autobahn runter, suchte sich eine unübersichtliche Nische auf einem Parkplatz und schaltete alles ab. Sie legte sich auf die Rückbank, ließ die Zentralverriegelung einrasten und schlief alsbald ein. Doch sie musste bald wieder aufstehen. Immerhin war sie hier nicht auf Urlaub, sondern wurde von der Polizei verfolgt. Aber ihr Körper schrie nach Ruhe, brauchte Ruhe und Schlaf. Endlich konnte sie etwas schlafen. Alles geriet völlig außer Kontrolle. Sie hatte Roland getötet, ihre Schwester und Andi…nein..nein….Roland wurde nicht von ihr getötet…das war ihre Schwester…das war Emma…dafür konnte man sie nicht belangen. Und eigentlich war sie auch Schuld, dass sie selbst sterben musste….warum hatte sie auch so getobt? Und Andreas? Er war auch selbst schuld, dass er tot war. Schließlich konnte er sie nicht so einfach herumkommandieren, wie eine Sklavin. Sie war völlig frei…frei und konnte tun und lassen was sie wollte. Sie ließ den Sitz in Liegeposition gehen. Nur wenig später war sie tief und fest eingeschlafen.


    „Das Zimmer ist das...sie hat extra das Schild *Bitte nicht stören* an die Tür gehängt und ich weiß nicht ob, ich einfach so öffnen soll. Wer weiß in welcher Situation wir die Beiden stören...“, klagte der Hotelier. „Nur keine Sorge….“, grinste Semir und nahm den Schlüssel an sich. Er öffnete die Tür. „POLIZEI!! ERGEBEN SIE SICH!“, schrie er und machte gleichzeitig das Licht an. „BEN!!“, rief er kurz danach, als er seinen Partner an der Heizung hocken sah. Das Pflaster prangte auf seinem Mund und verhinderte Laute. Die Handgelenke waren leicht rot. „Warte...ich mach dich erst einmal los…“, meinte Semir und schloss die Schellen auf. Ben zog sich das Pflaster runter und fluchte los. „Dieses verdammte Miststück!! Wenn ich die in die Finger bekomme, dann werde ich sie mir ganz besonders vorknüpfen…“ Semir sah ihn prüfend an. „Bist du sonst okay?“, wollte er wissen. „Ja...nur habe ich Hunger und Durst und dann will ich mir dieses Weib schnappen...“, knurrte Ben. Semir grinste. „Na wenn Hunger und Durst an erster Stelle kommen, kann es nicht schlimm gewesen sein.“, meinte er nur und bekam direkt einen Seitenhieb von Ben verpasst. „Ich kann dich gern an die Heizung ketten...wenn du denkst, es ist nicht so schlimm…“, drohte er. Semir sah ihn an. „Danke...das hab ich schon mehr als genug erlebt. Tja, nur deine Rache wird warten müssen. Wir wissen nicht, wo Madame ist…sie ist wech...“, kam nun von Semir. „Das denkst du...ich weiß, wo sie hinwill…nach Mainz…und von da aus wird sie in die Schweiz abhauen…Ich hole mir nur was zu essen und zu trinken und dann können wir direkt los!“, befahl Ben und rannte raus. Semir und Sven hinterher. Nur fünf Minuten später kam Ben aus der Küche. „Die ist schon zu…mir hängt der Magen in den Kniekehlen.“, knurrte er. Semir musste leicht grinsen. „Wir fahren gleich zu Mackes….da kannst du dir dann was holen…“, schlug er vor. „Wo ist Sven?“, wollte Ben wissen, als er das Fehlen des Kollegen bemerkte.

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  • Sven Reuchner ging noch einmal in das Zimmer und suchte alles ab. Unter dem Bett fand er das Gewehr und nahm es mit der behandschuhten Hand und sah es sich an. Er lachte leise als er feststellte, dass es nicht mehr geladen war. Mit dem Gewehr in der Hand ging er wieder zu Ben und Semir. „Tja…Ich würde sagen, die Dame ist nun unbewaffnet.“, meinte er. „Da liegen Sie falsch. Sie hat noch eine Pistole. Mit dem Ding da wollte sie mich erst entmannen und dann ins Knie schießen oder in den Bauch oder… …“, fauchte Ben und wies auf das Gewehr. Sven sah ihn an. „Das denke ich nicht. Das Gewehr ist nicht geladen. Damit hätte sie keinen Schaden angerichtet.“, erklärte Sven. Semir sah zu Ben. Dieser deutete den Blick scheinbar als Vorwurf. „Hey…das hätte genauso gut geladen sein können und sie hätte mich…“, verteidigte er sich sofort. „Ist doch gut…ich sag ja nichts.“, grinste Semir. „Okay…die Spurensicherung kommt gleich her und solange können wir hier nicht weg.“, murmelte Sven nachdenklich. Semir nickte. „Es sei denn wir trennen uns. Ben und ich könnten uns schon mal auf den Weg nach Mainz machen. Und du wartest hier.“, schlug Semir vor. Sven sah ihn an. „Also…ganz ehrlich halte ich nicht viel davon….aber anderseits würde ich auch gern zu Lars ins Krankenhaus fahren. Nur die Lösung des Falles, ich meine…“, murmelte er. Semir schlug ihm auf die Schulter. „Wenn dir so viel daran liegt, dann werde ich sie dir zuschieben.“, meinte er und zwinkerte ihm zu. „Wir machen es zusammen. Das Zimmer wird versiegelt und wir fahren los. So lange wird das Zimmer nicht betreten…haben Sie mich verstanden?“, wandte Sven sich an den Hotelier. Dieser nickte nur. „So…dann fahren wir mal. Außerdem müssen wir verhindern, das Ben verhungert…“, grinste Semir und schon ging es zu dritt weiter.


    Die Sonne ging langsam auf, als die drei Hauptkommissare aus dem Fastfoodrestaurant kamen und Ben, vollkommen gestärkt und gesättigt, in den Mercedes stieg. „Sag mal, wo hast du denn diese Klapperkiste geklaut?“, wollte er wissen. „Hey, das Ding fährt super. Nichts gegen dieses Auto.“, stieß Semir nur aus und brauste davon. Sie waren nur noch wenige Kilometer von dem Parkplatz entfernt, wo sich Miriam Bronner befand. Diese wachte langsam, geweckt von der strahlenden Morgensonne, in ihrem Wagen auf und sah vor sich einen Polizeiwagen anfahren. „Oh verdammt, ich muss hier weg.“, fauchte sie, brachte den Sitz wieder in die Aufrechte und startete den Wagen. Quietschend fuhr sie los, zog dabei aber die Aufmerksamkeit der beiden Polizisten auf. „Wow...was ist das denn für eine Irre?“, stieß der eine aus. Sofort setzten sie sich in ihren Streifenwagen und bretterten mit Blaulicht und Sirene vom Parkplatz. „Semir, schau mal dort...rechts.“, stieß Sven aus und zeigte in die Richtung. Semir sah nach rechts. „Das ist ihr Wagen...und da sind die Kollegen.“, kam es nur von Ben. „Okay, wir schließen uns an. Ruf die Zentrale mal über Handy und sag ihnen, dass wir uns an der Verfolgung beteiligen.“, wies Semir Ben an. Dieser nickte und machte sofort Meldung. Die Zentrale bestätigte ihre Anfrage und schickte noch mehr Polizeistreifen ins Rennen. „So, jetzt kann sie uns nicht mehr entwischen. Die Kollegen haben nach der nächsten Ausfahrt, die Autobahn gesperrt.“, meinte Ben. „Dann haben wir sie.“, stieß Semir triumphierend aus und ließ den Mercedes noch schneller über die Autobahn schnurren.


    Miriam sah angestrengt hinter sich, merkte gar nicht, dass keine weiteren Autos mehr auf der Fahrbahn waren. Sie fuhr immer weiter, versuchte zu entkommen. Die Mainbrücke lag direkt vor ihnen und hinter ihr sammelten sich mehr und mehr Polizeifahrzeuge. „Was wird das denn?“, stieß sie aus, als sie viele blaue Lichter in großer Entfernung aufblitzen sah. Sie war nun direkt auf der Mainbrücke und sah dann, was los war. Am Ende war die Straße vollkommen gesperrt. Auch die andere Straßenseite war dicht. „Verdammt! Verdammt! Verdammt...“, stieß Miriam aus, stieg in die Eisen und hielt das Lenkrad fest. Mit quietschenden Reifen brachte sie den Wagen kurz vor dem Brückengeländer zum Stehen. Die Verfolger sperrten den hinteren Teil der Brücke. Verloren...sie hatte verloren. „Frau Bronner...geben sie auf. Sie sind umstellt. Werfen sie die Waffe aus dem Wagen und strecken sie ihre Hände raus. Steigen sie langsam aus und lehnen sie sich gegen das Dach.“, forderte ihre frühere Geisel. Wieder gab ihr ein Mann Kommandos. „Halt doch einfach deine Klappe...“, fauchte sie leise und drehte das Radio auf. Nur noch einen Moment Musik hören, dann würde sie aussteigen. Nur noch einmal die Freiheit genießen. Freiheit...

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  • Semir stellte den Wagen quer und hüpfte sofort nach draußen. Auch Ben und Sven öffneten die Türen und gingen hinter dem Wagen in Deckung. Die Polizisten der anderen Streifenwagen taten es ihnen gleich und einer kam mit einem Megafon nach vorne. „Danke Kollege...“, meinte der Deutschtürke nur und nahm ihm das Gerät aus der Hand. „Semir, lass mich mal...“, forderte Ben und nahm ihm die Flüstertüte gleich wieder aus der Hand. „Hey, wieso darfst du immer?“ „Weil ich als Geisel gehalten wurde, nicht du. Beim nächsten Mal darfst du wieder die Geisel spielen.“, grinste Ben und setzte das Megafon an seinen Mund. „„Frau Bronner...geben sie auf. Sie sind umstellt. Werfen sie die Waffe aus dem Wagen und strecken sie ihre Hände raus. Steigen sie langsam aus und lehnen sie sich gegen das Dach.“, rief er zu dem Geländewagen rüber. Nichts geschah. „Was macht die denn da bloß?“, fauchte Sven und war fast versucht, hinzugehen. „Nein, nicht...“, stieß Semir aus und hielt den Mann fest. „Du weißt, zu was sie fähig ist.“, meinte er. Sven nickte. Dann ging die Fahrertür des Geländewagens auf und Miriam Bronner kam raus. Langsam ging sie um den Wagen rum und auf das Geländer der Brücke zu. „Oh verdammt....“ Semir rannte los, ehe er diese Worte zu ende gesprochen hatte. Ben und Sven folgten ihm, doch sie konnten es nicht verhindern. Die Frau schwang sich über das Geländer und verschwand kurz darauf in der Tiefe des Rheins.


    Semir sah über das Geländer und bekam noch den Aufprall mit. „Das wars…ruft die Wasserschutzkollegen…die sollen das Gebiet absuchen, vielleicht hat sie es ja doch überlebt...“ gab er den Befehl weiter. Er sah Ben an. „Die Frau scheint ein Problem mit Männern zu haben. Ihr Ehemann wurde erschlagen….ob sie es war wissen wir ja nicht einmal…aber dieser Fall scheint ungelöst in den Aktenfluten zu verschwinden. Tut mir Leid für Sven…immerhin wollte er diesen Fall doch einheimsen..“ meinte er nur. „Damit muss er leben. Ich will jetzt nach Hause, schlafen und morgen mit dir auf die Autobahn. Mir fehlt das Tempo…außerdem muss ich mein Bild über die Frauen verändern…das ist nämlich seit heute in ein ganz anderes Bild gerückt..“ fauchte Ben wütend. Semir lachte leise. „Bist du nun wütend, dass eine Frau dich überwältigt und abgeschleppt hat, oder weil du nicht bei ihr gelandet bist?“ wollte er wissen. „Ha, Ha…sehr witzig….du würdest es auch nicht toll finden, wenn man dich bedroht deine Männlichkeit zu sprengen..“ knurrte Ben zurück. „Sie wollte dir…also hat sie das nur gesagt oder wie?“ harkte Semir neugierig nach. „Sie hat mir die Büchse genau da hingehalten…nur ein kleiner Druck mit dem Finger hätte genügt und ich hätte ein paar Oktaven höher gesungen…“ bestätigte Ben seine Annahme. „Aua…“ lachte Semir leise.


    Die Wasserschutzpolizei suchte den Main ab und fand drei Tage nach dem Sprung die Leiche von Miriam. Sie wurde an einer seichten Stelle angeschwemmt und von Spaziergängern entdeckt. Die Untersuchung in der Pathologie stellte fest, das Miriam nicht ertrunken war, sondern beim Sprung scheinbar mit einem der Träger in Kontakt gekommen. Der Schädelknochen war zertrümmert und auch von dem Gesicht war nicht viel zu erkennen. Semir bekam die Information von Sven Reuchner der den Fall abschließend bearbeitete und in seinem Bericht auch Ben und Semir für die Mitarbeit an diesem Fall dankte. Einige Tage später kam auch Lars aus dem Krankenhaus und gemeinsam gingen die Vier auf eine Kneipentour. Eine anfänglich bestehende Rivalität war vergessen und aus Semir und Sven wurden Freunde.


    Ende


    So das war es mal wieder. Hoffe sie hat euch gefallen auch wenn nicht wirklich viel passiert ist. Nun ist bis nach Weihnachten erst einmal Schluss mit meinen STorys, denn der übliche Weihnachtsstress holt mich ein. Aber "Semirs Weihnachtswunsch" geht natürlich erst einmal weiter.

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