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Alte Wunden heilen nicht

    • Fertig gestellt
  • BenFan#1
  • 7. September 2012 um 20:10
  • BenFan#1
    Gast
    • 2. März 2013 um 14:34
    • #61

    Und es wird weiter gequält:o:D


    Siedners Blick war immer noch auf Ben gerichtet. Der Verräter hatte ihn an seiner Lust gehindert, wenn auch ungewollt. Vor Wut zog er seine Augenbrauen zusammen. Ben konnte in den Augen seines Gegenübers Zorn aufblitzen sehen. Nun merkte auch er die bedrohlich ruhige Stille. Für einen kurzen Moment wanderten Bens Augen zu Manuela, die immer noch gefesselt auf dem Stuhl festsaß und wie gebannt auf Markus Rücken starrte. Doch plötzlich zuckte Markus Arm nach vorne, so schnell konnte Ben nicht mal gucken. Der Hauptkommissar konnte ein schimmerndes Blitzen aus den Augenwinkeln erkennen bis er einen unglaublichen Schmerz im Oberschenkel verspürte. Markus hatte eines seiner geliebten Pohl Force Messer in Bens Bein gerammt und voller Freude zog er es wieder heraus. Ben konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken als er spürte wie das rabiate Herausreißen des Messers die Stechwunde noch erweiterte. Geschockt sah der junge Mann an sich hinunter auf die Wunde, aus der dick das Blut sickerte. Fast augenblicklich verlor Ben die Farbe aus dem Gesicht. Noch im selben Moment erfasste Markus wieder dieses verrückte Hicksen und er genoss es wie bei Manuela sein Opfer so leiden zu sehen.
    Doch damit war es für Markus noch nicht vorbei. Er verspürte immer noch diesen pochenden Drang in seinen Händen, das Messer erneut zu heben. Schwungvoll holte er aus und visierte die rechte Schulter an, die bis jetzt noch vom Blut verschont gewesen war. Mit einem Reißen drang das edle Messer in die Schulter des Polizisten ein, der sich vom hin und her winden zusehends nur noch mehr verspannte. Bens Schreie genoss der Psychopath in seinen Ohren, während er mit seinen Augen sein Opfermesser fixierte, dass noch immer in dem Fleisch des Polizisten steckte. Die lauten Schmerzensschreie nahm Markus fast gar nicht mehr wahr, als er nur noch das scharfe Gerät vor sich sah. Das halbe Stück der Klinge war bereits nicht mehr zu sehen und der Rest; der Griff und Siedners Hand, waren mit Blut überzogen, das mittlerweile aus der Stichwunde sickerte. Wie vorhin würde er das Messer langsam herausziehen, um noch mehr Spaß an der Sache zu haben. So ließ der Mann mit den irren leuchtenden Augen das Opfermesser ganz langsam herausgleiten, jedoch konnte Markus es sich nicht verkneifen nochmal einen Schnitt nach unten zu machen und die Wunde unbewusst vergrößerte. Noch mehr Blut trat aus der aufgeritzten Haut seines Opfers, doch das war ihm egal. Es gab nur ihn und sein teures Instrument.
    Ein weiterer Schrei von Ben erschütterte die Stille, der sich mit dem wilden panischen Kreischen Manuelas vermischte. Diese hatte während dieses schrecklichen Szenarios, das sich nur wenige Meter von ihr ereignet hatte, erfolgslos versucht von ihren Fesseln zu befreien um Ben irgendwie helfen zu können. Als sie das schmerzverzerrte Gesicht und seine spitzen Schreie in den Ohren hörte, überrollten sie alle Gefühle. Ihr stark pochender Arm, ihre ganze Angst vor dem, was noch kommen würde, und vor dem geistesgestörten Mann, der sie hier beide festhielt und die Absicht hatte sie und Ben umzubringen. Ihre großen Schluchzer gingen in eine Gekreische über, das sie nicht mehr kotrollieren konnte. Manuelas Brust hob sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit und ihr Herz stolperte im Schweinsgalopp hinterher. Die junge Frau konnte einfach nicht mehr, sie glaubte keine Luft mehr zu bekommen, wodurch ihre Stimme nur noch lauter wurde. Verzweifelt steigerte sie sich in eine Panikattacke, die sie nach den ersten paar Sekunden nicht mehr unter Kontrolle bringen konnte.
    Währenddessen hatte Ben die Augen fest zusammen gekniffen und zitterte am ganzen Körper. Alles tat ihm weh, und als das Messer auch noch langsam herausgezogen wurde, schlug sich die gigantische Schmerzwelle über ihm zusammen. Das erfreute Hicksen von Siedner und Manuelas Schreie kamen nur noch wie durch Watte an sein Ohr. Dennoch versuchte er die Augen zu öffnen und erblickte gleich Markus, der wie hypnotisiert mit erhobenem Arm vor ihm stand. Das blutige Messer in seiner Hand. Doch plötzlich veränderte sich Markus Gesichtsausdruck, als er aus seiner Trance in die Wirklichkeit zurück geschleudert wurde. Dieser drehte sich rasend schnell um und stürmte auf Manuela zu, die wie am Spieß kreischte. Mit einem Plop landete das blutbefleckte Messer auf den Boden. Verschwommen musste Ben mit ansehen wie sich die Hände des Irren Manuelas Hals näherten und er schließlich wie bei ihm zuvor fest zu packte. Sofort erstarben die spitzen Schreie der jungen Frau und Ben meinte Todesangst in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Ben wand sich, obwohl jede Faser seines Körpers sich weigerte, doch trotzdem gelangte er nicht zu seiner Freundin. Er hatte keine Kraft mehr, nicht einmal mehr um zu rufen. Er ließ den Kopf hängen und musste entsetzt mit ansehen wie Markus Manuela die Luft abschnürte. Mit hochrotem Kopf und einer wutentbrannten Fratze ließ der kranke Kerl die junge Frau nicht mehr los und schrie sie ununterbrochen an. „Immer musst du alles kaputt machen! Alles deine Schuld! Alles deine Schuld!“ Auch wenn Ben nur Wortfetzten mitbekam, verstand er durchaus, was Siedner damit meinte. Noch einmal versuchte der Hauptkommissar zu rufen, aber kein gut zu hörender Laut kam aus seinem Mund. Siedner schien in einer ganz anderen Welt zu sein, als Manuela langsam die Augen verdrehte.

    ...

    • Zitieren
  • BenFan#1
    Gast
    • 28. März 2013 um 23:53
    • #62

    Ja ich meld mich auch nochmal wieder! Tut mir echt leid, dass es so schleppend voran geht. Ich hoffe ihr liest die Story trotzdem weiter und müsst euch nicht nochmal einlesen :S
    Aber trotzdem viel Spaß bei diesem Kapitel! :D


    Michael Staade lehnte noch eine Weile fassungslos in der Tür. Mit dem Handgriff des Kommissars hatte er nicht gerechnet. Zuerst war er überrascht gewesen, dass nach seinem Freund gefragt wurde. Aber der Leiter hatte sich schon gedacht, dass da irgendetwas vorgefallen sein musste, schließlich war Markus nicht zu dem den letzten zwei Treffen gekommen, die wirklich sehr wichtig gewesen waren. Siedner war Michaels Stellvertreter und da war das Erscheinen schon zu erwarten. Staade überlegte. Schon an den letzten Zeremonien hatte er sich sehr abwesend verhalten. Wieder tief in Gedanken ging er aus dem Gebäude und setzte sich in seinen Wagen. Nur Sekunden später surrte der Motor auf und die Reifen setzten sich in Bewegung. Im normalen Tempo sauste das Auto durch die Straßen und kam seinem Zielort jede Sekunde näher. Jedoch bemerkte Staade den silberblitzenden Wagen, der ihm wie ein verlorener Schatten folgte nicht, und machte sich seelenruhig auf den Heimweg.

    Ein großer schwarzer Balken engte Manuelas Sichtfeld nach und nach ein. Markus grässlich wutentbrannte Fratze, die mit blutverschmierten verkachelten Wände…Ben…alles verschwamm vor ihren Augen. Der gigantische Druck um ihren Hals, verursacht durch die blassen Pranken Markus´, die sich um ihre Luftzufuhr, ihren einzigen Weg um bei Bewusstsein zu bleiben, schlangen, nahm immer mehr zu und schnürte ihr das notwendige Gas ab, das man zum Leben benötigte, ab. Voller Panik öffnete sie den Mund um um ihr Leben zu schreien, aber außer an ein paar erstickten Lauten, kam nichts über ihre blauen Lippen. Ihre Lungen schrien ebenfalls, allerding nach Sauerstoff. Alles tat ihr weh, die junge Frau wollte sich wehren, sich verzweifelt mit den Händen verteidigen, um ihr Leben kämpfen. Doch sie waren gefesselt, sodass Manuela noch nicht mal versuchen konnte, den spärlichen Griff um ihren Hals zu lockern. Tränen glitten aus ihren Augen, in denen der pure Ausdruck von Todesangst lag.
    Nun war das Gesicht von Markus vollkommen verwischt, die junge Frau spürte den zuvor unerträglichen Schmerz an Arm und Kehle nur noch dumpf, bis sie ihn fast gar nicht mehr wahrnehmen konnte. Die Welt fügte sich vor ihr zu einem bunten Gemisch zusammen, das dem wilden Gekritzel eines Kindergartenkindes stark ähnelte. Diese bunte Welt wurde vor ihrem innerem Auge immer kleiner, zu einem witzigen Punkt in der Ferne, den man mit einem kleinen Stern vergleichen könnte, den man nie zu fassen bekam.
    Das Letzte, was Manuela gesehen hatte, war Markus Fratze gewesen. Das Letzte, was sie gehört hatte, war Markus Gebrülle und das bis zuletzt starke Rauschen gewesen. Das Letzte, was Manuela gefühlt hatte, waren Markus gewalttätige blutverschmierten Hände um ihren schlanken Hals und die höllischen Schmerzen, die sie noch nie zuvor gespürt hatte, gewesen. . Ihr Körper erschlaffte, Manuelas Kopf fiel nach hinten und blieb reglos dort liegen. Ihre letzten klaren Gedanken drehten sich um die Tatsache, dass sie in ein paar Sekunden wahrscheinlich sterben würde, und galten ihrem früherem Leben, all den Menschen, die sie geliebt hatte. Ob diese Menschen sie auch geliebt hatten? Mit dieser Frage im Geiste und ihrem Mobbingopfer vor dem inneren Auge, entfuhr der jungen Frau ein letztes kehliges Stöhnen, bis das Leben aus den Augen von Manuela Reichenbacher entwich und diese kalt und starr, zur Decke gerichtet, zurückblieben

    Mit aufmerksamen Augen beobachtete Semir wie Staade in ein kleines Reihenhaus verschwand. Er spürte, dass dieser Kerl ihm etwas verschwieg oder zumindest eine gewisse Ahnung hatte. Das sagte ihm sein Ermittlerinstinkt, und auf den konnte er vertrauen. Geschickt hatte er den Sektenführer verfolgt, ohne dass dieser etwas mitbekommen hatte. Genauso unbemerkt parkte der Hauptkommissar seinen Wagen zwei Häuser entfernt von Staades. Michael Staade war in den kleinen Häuserteil gestürmt und machte nach einer guten halben Stunde auch keine Anstalten dieses auch wieder zu verlassen. Noch eine weitere geschlagene Stunde fokussierten Semirs Augen das Wohngebäude, jedoch immer noch ohne Erfolg. Staades Auto blieb stehen, die Haustür verschlossen. Einzig allein das brennende Licht in der Küche und der herumwandernde Schatten, den Semir aus der Entfernung nur schwer erkennen konnte, signalisierten dem Polizisten, dass seine Zielperson das Gebäude noch nicht verlassen hatte. Michael Staade tigerte unruhig durch seine Küche und blieb immer mal wieder unschlüssig im Raum stehen. Semir konnte deutlich erkennen, dass der Mann über etwas nachdachte, als würde er nicht wissen was er machen sollte. Wieder beobachtete Semir durch das große Fenster wie der Mann stehen blieb und erneut nervös durch den Raum wanderte. So langsam merkte der kleine Kommissar wie sein Blick immer müder und seine Augenlider immer schwerer wurden. Semir sah auf die Uhr des Armaturenbretts seines Autos, die mit einem steten Blinken der zwei Doppelpunkte in der Mitte kurz vor vier anzeigte. Ihm wurde bewusst, dass er jetzt schon über fünfunddreißig Stunden auf den Beinen war. Müde rieb sich der kleine Deutschtürke über die Augen. Er durfte jetzt nicht schlafen, er musste Ben finden! Sein Freund befand sich schon seit mehreren Stunden in den Händen dieses Irren und je mehr Minuten vergingen wuchs Semirs Sorge um seinen Partner. Jeden größeren Zeitverlust wollte Semir so gut es ging vermeiden und ging somit jeder kleinen Spur oder unscheinbarem Indiz nach, der ihm auch nur im Ansatz verraten konnte, wo Ben und Manuela festgehalten wurden.
    Weitere Minuten vergingen, in denen Semir vergebens auf den sich bewegenden Schatten starrte. Doch als ihm dann vor lauter Müdigkeit die Augen zu fielen und sein Kopf zur Seite kippte und dabei leicht an die Fensterscheibe der Autotür ditschte, sah Semir wiederwillig ein, dass er so nicht weiterarbeiten konnte. Wenn er hier einschlief und Staade sich unbemerkt aus dem Staub machen könnte, würde Semir sich nicht verzeihen, denn so wäre vielleicht die einzig aktive Verbindung zu Siedner verloren. Semir beschloss eine zivile Streife der Kollegen zu rufen, die den Überwachungsposten übernehmen würden. Schnell griff Semir zum Handy und wählte die Nummer der Dienststelle. Am anderen Ende der Leitung meldete sich die aufmerksame Stimme der Sekretärin. „Semir, na endlich! Hast du irgendetwas herausgefunden? Hat Staade irgendwelche Hinweise geliefert?“, wollte Susanne sofort wissen. Semir schüttelte enttäuscht den Kopf, was die Dienststellensekretärin natürlich nicht sehen konnte. „Er hat hat alles abgeschritten und beteuert, dass er keine Ahnung hätte, wo Siedner sich aufhalten könnte“, erzählte er resignierend. Am andren Ende konnte der kleine Beamte Susanne Aufstöhnen hören. „Ich bin ihm aber unbemerkt bis zu seinem Haus gefolgt, denn auf mich hat er nicht den Eindruck gemacht, dass er keinen blassen Schimmer hat“, fügte er noch schnell hinzu und musste dabei herzhaft. „Und?“, fragte Susanne erwartungsvoll und drückte den Hörer ganz fest ans Ohr, in der Hoffnung auf neue Hinweise. Erneut warf Semir einen Blick auf das Küchenfenster. Der Sektenleiter hatte sich mit einer Tasse an den Tisch gesetzt und schien sich am Kinn zu kratzen. „Nein leider nicht. Ich steh hier jetzt schon seit über einer Stunde und er hat währenddessen das Haus kein einziges Mal verlassen“, enttäuscht fuhr Semir sich mit der bloßen Hand durch die kurzen Haare, Susanne tat es im an ihrem Schreibtisch gleich. „Ist er auf irgendeine Art auffällig?“, wollte sie nun wissen. „Ja, eben ist er die ganze Zeit in seiner Küche nervös auf und ab gelaufen, als würde er hefig über etwas nachdenken. Ich sag dir, der weiß was! Vielleicht kann er uns zu Siedner und damit auch zu Ben und der Reichenbacher führen. Wir sollten ihn unbedingt weiter überwachen lassen!“, gab der Hauptkommissar energisch seine nächsten Vorgehenspunkte bekannt, bis ihm wieder einfiel wie schwer seine Augenlieder mittlerweile schon geworden sind und dass er bereits vor wenigen Minuten fast eingenickt wäre. Nach ein paar Sekunden der Stille wollte Semir gerade der Mund öffnen um etwas zu sagen, doch Susanne funkte ihm dazwischen. „Semir, du bist seit gestern früh auf den Beinen. Du solltest herkommen und dich für ein paar Stunden hinlegen. Die Chefin war auch vollkommen gerädert und hatte sich etwas ausgeruht. Ben und der jungen Frau würde es nichts bringen, wenn du vor Erschöpfung zusammenklappst!“, mahnte sie ihn fürsorglich und sah durch die Scheibe ins Büro der Krüger, die erneut voller Energie das Material über Siedner durcharbeitete, auf der Suche nach einem übersehenden verstecktem Hinweis. Müde bejahte der türkische Kommissar und war damit einverstanden sich für wenige Stunden etwas Schlaf zu holen und somit Energie zu tanken. Energie, die er benötigte um seinen Freund und Partner zu finden. Zwar war sich Semir nicht sicher, ob das mit dem etwas ‚Hinlegen‘ klappen würde, da er gedanklich noch viel zu aufgewühlt war, und doch spürte er die Strapazen der letzten vierzig Stunden gehörig in seinen Knochen. Wenn er hier auf dem Beobachtungsposten einschlief, würde das zu nichts führen. „Schickst du dann bitte Dieter und Jenni her? Sie sollen diesen Mann keine Minute aus den Augen lassen. Blitzschnell bejahte die Dienststellensekretärin und sagte auch gleich ihren Kollegen Bescheid. Bonrath und seine Jenni machten sich sofort auf dem Weg, als sie von Susanne noch Michael Staades Andresse auf einem Zettel herübergeschoben bekamen. „Ok, sie sind unterwegs Semir. Bis gleich!“, gab sie dem Kommissar Bescheid und legte damit auf.

    ..

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  • BenFan#1
    Gast
    • 28. März 2013 um 23:56
    • #63

    Brr...ich weiß das ist sehr kurz, aber das gehört noch zu dem vorigen Kapitel;)


    Semir legte sein Telefon weg und wartete auf seine Kollegen, die Staade im Auge behalten würden. Er würde zurück zur PAST fahren, nach Hause konnte er nicht, da hatte Semir das Gefühl, als würde er irgendetwas verpassen. Nach weiteren zehn konnte der Hauptkommissar einen zivilen Dienstwagen, in dem Dieter und Jenni saßen, im Rückspiegel erkennen. Unauffällig parkte Dieter hinter dem silbernen BMW und nickte Semir kurz zu, das Zeichen dafür, dass dieser fahren konnte und sie bereit waren, die Lage zu übernehmen. Ebenfalls nickend, warf Semir noch einen letzten Blick aus Staade, der immer noch am Tisch saß und an die Wand starrte. Geschmeidig wendete der Beamte seinen Wagen und fuhr zurück zum Revier, wo er sich vollkommen erschöpft im Ruheraum niederließ um für wenige Stunden zur Ruhe zu kommen, aber nicht ohne Susanne gebeten zu haben, ihn zu wecken, wenn es etwas neues Neues gäbe.

    ..

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  • BenFan#1
    Gast
    • 29. März 2013 um 17:55
    • #64

    Und weiter gehts! Da ich morgen leider nicht da bin, gibt´s heute auch einen längeren Teil...und schön feeden :D


    Markus löste langsam seine verkrampften Finger von dem Hals seines Opfers. Seine Knöchel stachen immer noch weiß heraus und waren sogar noch durch das fremde Blut hindurch zu erkennen. Laut holte Siedner tief Luft. Er war wie in einem Rausch gewesen. Das Gekreische dieser Schlampe hatte ihn aufgeregt, dass er Ben und alles um sich herum vergessen hatte. Seine ganze Wut die sich über die vielen Jahre angestaut hatte, entlud sich nun mit voller Wucht in diesem einen Moment, verursacht durch Manuelas Panikattacke. Markus hatte selber gespürt, dass er keine Kontrolle mehr über sich gehabt hatte und wie hypnotisiert er auf die Frau losgegangen war. Nur oberflächlich hatte er die Kraft, die seine Hände auf Manuelas Kehle ausgeübt hatten, wahrgenommen. Seine Gefühle, im wahrsten Wort, sein ganzer angestauter Hass, hatte sich über Manuela ergossen, die daran nichts hätte ändern können. Markus konnte sich nur auf seine Worte konzentrieren, die in ständiger Schleife aus seinem Mund geschossen waren und sich immer wieder wiederholt hatten.
    „Alles deine Schuld!“, flüsterte Siedner auf einmal ganz leise. „Alles deine Schuld!“, wiederholte er zig Male und durchbohrte mit seinen grauen Augen den leblosen Körper, der blutüberströmt immer noch auch den Stuhl festgebunden war. Markus erblickte Manuelas nun glasige dunkle Augen, die zur Decke starrten. Es lag wie bei Anja kein Leben mehr in ihnen. Sie waren völlig ausdrucklos. Nie wieder würden sie irgendwen niederträchtig und höhnisch ansehen können, diese Einsicht traf Siedner wie ein Pfeil ins Schwarze. Seine unbewegte Maske verwandelte sich in die Fratze mit dem dreckigen kleinen Grinsen. Im Geiste hackte er einen weiteren Teil seines Rachefeldzugs ab, der sein Ende allerdings noch nicht gefunden hatte. Ruhig rieb Markus sich die rot gefärbten Hände. Eigentlich hatte er die beide zusammen töten wollen und sie dementsprechend hier, an diesem Ort, wo schon viele Tiere getötet wurden, nur für ihre Sünden bestrafen wollen, sich an den Qualen seiner ehemaligen Schulkameraden ergötzen. Er wollte diesen Rausch, diesen Kick, diese Erregung verspüren, die seinen ganzen Körper samt Geiste gefriedigte. Und genau das hatte er bis jetzt schon mehrere Male gefühlt. Der Mord an diesem Miststück war für ihn bisher der Höhepunkt gewesen, er hatte den ersten Mord an der Wenschek über alle Maße übertroffen. Es war atemberaubend, einfach unbeschreiblich gewesen. Die Welt, in die er eingetaucht war, hatte ihm die Sinne in einer unglaublichen Art und Weise angenehm verdreht und ließ ihn das sehen, was ihn am meisten faszinierte. So hatte Markus sich noch nie gefühlt und da war er auf einmal froh, dass er für einen Augenblick die Kontrolle über sich selbst verloren hatte. Das war es wert gewesen, da war Markus sich sicher. Das kleine Miststück hatte zwar schon wieder seinen Plan versaut, aber das sollte ihm jetzt egal sein. Die Reichenbacher war tot und das spielte die einzig größte Rolle im Moment. „Wieder hast du alles kaputt gemacht, aber das wird für dich nicht mehr von Wert sein“, mit bedachten Schritten ging Siedner auf die Leiche zu und hielt seine Hand über den Kopf der jungen Frau, so als würde er sie segnen wollen. „Mögest du nun von all deinen Sünden befreit sein!“, sprach Markus feierlich aus und zog seinen Arm wieder zurück. Noch eine Weile ruhten seine Augen auf den Leichnam, der sich vor ihm befand. Es herrschte eine nahezu beängstigende nackte Stille, bis plötzlich ein Flüstern aus der anderen Ecke die trockene Luft durchschnitt und sich an Siedners Ohr hangelte.

    „Warum Markus?“ Blitzschnell drehte er sich um. „Warum? Sie hatte alles…nur…nur das nicht…verdient!“, kam es ganz leise von Ben, der mit verschleiertem Blick zu seinem früheren Freund hinüber sah. Nun war es der Jungkommissar, der von den kühlen Augen durchbohrt wurde. Mit einem Satz war Siedner wieder bei Ben. „Warum fragst du? Du meinst Manuela hätte das nicht verdient?!“, Markus Stimme erhob sich von null auf hundert. Währenddessen versuchte Ben seine gewaltigen Schmerzen zu ignorieren und seinem Gegenüber ins Gesicht zu sehen. „Diese Schlange hat das verdient! Sie hat mir mein Leben zerstört!“, brüllte er den verletzten Hauptkommissar an, seine Finger zitterten. Ben sah wie unkontrolliert Siedner sich vor ihm aufplusterte, dennoch versuchte er angestrengt den Kopf oben zu halten. „Nein Markus…niemand hat sowas verdient. Egal was…was man gemacht hat!“, wiedersprach Ben, der es einfach nicht fassen konnte, dass seine zwei Freundinnen von seinem Freund umgebracht worden waren. „Nein…weder Anja oder Manuela“, ging es leise bei Ben weiter, und eine kleine Träne lief an der malträtierten Wange des jungen Kommissars herunter.
    Fassungslos hatte Siedner ihn angestarrte. Zorn entflammte in seinen Augen. „Anja wollte mich nicht. Sie hat mich ausgeschlagen…wegen dir! Nicht nur, dass du mich an dieses Miststück da hinten verraten hast“, der irre Mann deutete mit einer Kopfbewegung auf Manuelas Leiche, „Nein! Du musstest mir auch noch das einzige Mädchen wegnehmen, das ich liebte!“ Jägers Augen weiteten sich. War das wahr? War Anja wirklich verliebt in ihn gewesen? Davon wusste er nichts, nach seiner Meinung waren sie immer nur Freunde gewesen und so war es ihm auch vorgekommen. Außerdem war er doch zu der Zeit schon mit Manuela zusammen gewesen und Anja hatte sich nach der Trennung von Max für so einen Schüler vom anderen Gymnasium interessiert. Nein, das was Siedner erzählte, konnte nicht stimmen, da war sich der junge Mann sicher. Leicht schüttelte Ben den Kopf. „Markus…ich nein…Anja und ich waren nur…Freunde! Das muss du mir…glauben!“, sein Kehlkopf schmerzte ungeheuer. „Markus…ich war immer dein Freund…auch als ich mit…Manuela zusammen war…nur…nur du wolltest auf einmal nichts mehr…mit mir zu tun haben! Ich hab versucht sie davon abzuhalten…“, die Stimme der jungen Polizisten brach. Mehrere Tränen suchten sich ihren Weg seine Wangen hinunter. „Oh doch Ben! Du hast mich verraten und meine Liebe zerstört! Du wirst büßen, genauso wie die anderen! Du wirst für deine Sünde mit dem Tod bestraft werden, damit dir vergeben werden kann!“, verkündete Markus fast feierlich und das kehlige Hicksen erfuhr ihn. Nun war es Ben, der ihn völlig fassungslos anstarrte. „Du…du bist doch krank!“, erfuhr es Jäger und spuckte Markus verachtend vor die Füße. Darüber ließ der stellvertretende Sektenleiter nur sein Schmutziges Lachen erklingen. „Das denke ich nicht“, grinste Siedner und legte den Kopf schief. „Wir werden jetzt einen kleinen Ausflug machen!“, ließ er sein Opfer wissen. Ben wusste nicht was ihn erwarten würde. Er spürte wie er es mit der Angst zu tun bekam, und Ben wusste auch, wenn Semir ihn nicht bald fand, würde es so enden wie Manuela und Anja, mit leeren kalten Augen.

    ...

    • Zitieren
  • BenFan#1
    Gast
    • 1. April 2013 um 14:01
    • #65

    Allen einen fröhlichen Ostermontag!:)


    Noch ein wenig schlaftrunken setzte Semir sich auf und rieb sich die Augen. Wie lang hatte er geschlafen? Er schob den linken Ärmel seines Pullovers etwas nach oben und sah auf seine Uhr. Sie zeigte viertel vor acht. Fast vier Stunden hatte er schlafend wie ein Stein auf der Couch verbracht. Siedeheiß fiel dem Kommissar das Geschehene ein und ruckzuck war Semir wieder auf den Beinen. Kurz musste der Deutschtürke stehen bleiben, weil ihm durch das plötzliche schnelle Aufstehen leicht schwindelig wurde. Zwar hatte er für ein paar Stunden Energie getankt, trotzdem fühlte sich erholt sein anders an. Mehr Schlaf wollte sich Semir allerdings auch nicht genehmigen. Susanne hatte ihn nichts geweckt, also musste nicht passiert sein. Mit schnellen Schritten betrat Semir wieder das große Gemeinschaftsbüro und steuerte Susanne an, auf deren Tisch zwei leere Kaffeetassen standen und eine Volle, die von der Sekretärin selbst in der Hand gehalten wurde. Sie wollte sich die Tasse geradezu Mund führen als sie aufsah und Semir erblickte. „Hier, ich glaube die kannst du jetzt besser gebrauchen“, meinte Susanne und reichte ihm den Kaffee, der auch sofort entgegen genommen wurde. Dankend nickt der Kommissar und nahm gleich mehrere Schlucke. „Gibt´s was Neues?“, fragte er nach. Resignierend schüttelte die Dienststellensekretärin den Kopf. „Nein leider nicht, Dieter und Jenni haben sich gerade eben gemeldet. Staade ist immer noch in seinem Haus und hat es bist jetzt auch nicht verlassen“, erklärte sie. Semir entließ frustriert die Luft aus seinen Lungen. So langsam bekam sein Nervenkostüm Löcher, die er nicht mehr stopfen konnte. „Danke Susanne“, winkte Semir ab und verschwand wortlos in sein und Bens Büro. Dort ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und stützte sich den Kopf auf den Armen ab. Die Lage schien fast aussichtslos, es gab keine brauchbare Spur, die ihn womöglich zu Ben führen würde. Alles was er tun konnte, war warten. Und dieses Warten hielt Semir nicht mehr aus. Er konnte einfach nicht rumsitzen, während sein Partner sich zur selben Zeit in den Händen eines Mörders befand. Vereinzelte Tränen liefen dem Hauptkommissar aus den Augenwinkeln, die seine Wangen benetzten. Verzweifelt schluchzte Semir auf als er den Kopf hob und auf den leeren Bürostuhl vor sich sah, auf dem Ben für gewöhnlich lümmelte. Was konnte er jetzt noch machen? Semir war allen Spuren nachgegangen und jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als- Semir wollte es gar nicht erst denken- abzuwarten. Wütend fegte der Hauptkommissar einen Ordner vom Tisch, worauf sich Susanne erschrocken umdrehte. Wieder vergrub er sein Gesicht in den Händen, als er plötzlich eine Hand auf seinem Rücken spürte. „Wir werden ihn finden Schatz!“, sagte eine sanfte bekannte Stimme. Sofort drehte sich Semir um und sah in die ruhigen Augen seiner Frau. Andrea bemerkte auf den ersten Blick wie aufgelöst ihr Mann war. Behutsam zog sie ihn in eine Umarmung, die Semir sofort zuließ. Wieder schluchzte Semir auf, er war sehr froh dass Andrea da war. Auch sie machte sich schreckliche Sorgen um Ben, doch sie musste jetzt für ihren Mann, der sie brauchte, stark sein. Beruhigend strich sie ihm immer wieder über den Rücken. „Semir, wir werden Ben und die Frau finden“, wiederholte sie erneut. „Aber was ist, wenn er bereits…“, weiter wollte Semir nicht sprechen. Sanft löste sich Andrea aus der Umarmung und schüttelte leicht den Kopf. „Du weißt doch, Ben ist ein Kämpfer! Und was für ein Sturkopf, genau wie du…den haut so schnell nichts um!“, sagte sie mit fester Stimme und lächelte ihren Ehemann aufmunternd an. Auch wie hilflos sich Semir momentan gerade fühlte, weil er nichts machen konnte, sein Frau munterte ihn einfach auf und machte, dass er sich wenigstens ein wenig besser fühlte. Dafür liebte er sie. Andrea war dann stark, wenn er es nicht war, und war immer für ihn da. Das war der Grund warum sie füreinander bestimmt waren, und das wussten beide. Liebevoll sah der kleine Deutschtürke seine Frau an und gab ihr einen leichten Kuss. Er war einfach nur froh, dass Andrea in diesem Moment für ihn da gewesen war, bevor er vor Wut das ganze Büro zu Kleinholz zerlegt hätte.

    ...

    • Zitieren
  • BenFan#1
    Gast
    • 1. April 2013 um 14:04
    • #66

    Ich wollts nur mal erwähnen- 156 Feeds...wow*-*...ich seid echt klasse Leute!:D


    Jedoch verlief der Abend genauso erfolglos und im Laufe der Nacht ereignete sich auch nichts Neues. Jenni war um kurz nach elf, nach Stunden von Observation, zum Revier zurückgekehrt. Jedoch war es auch es ihnen auch wie Semir ergangen und Staade hatte nicht mal mehr einen Zeh aus seinem Haus rausgesetzt. Ob der Kerl vielleicht bemerkt hatte, dass er beobachtet wurde, empfand Jenni eher als unwahrscheinlich. Bonrath war kurz nach Hause gefahren um sich etwas frisch zu machen und sich auch für ein zwei Stunden hinzulegen. Aber sie hatte sich entschlossen im Revier zu bleiben, schließlich fühlte sie sich nicht erschöpf und würde zu Hause sowieso keine Ruhe finden. Das liegt wahrscheinlich am Alter, hatte sie frech gedacht als Bonni vor seinem Haus geparkt hatte und sie sich schließlich ans Steuer gesetzt hatte. Mit einem Gähnen war der lange Polizist auf die Haustür zu gestratzt. Natürlich hatten sich beide nicht vorher von Staades Haus wegbewegt und warteten selbstverständlich auf die ebenso zivile Streife, die ihren Posten übernehmen würde.
    Nun parkte sie den Dienstwagen auf dem gewohnten Parkplatz vor der PAST und ging mit schnellen Schritten hinein. Sie sah wie die Chefin und Semir sich energisch unterhielten und der Hauptkommissar nur kurz danach in sein Büro stürmte und die Tür zu knallte. „Was ist denn los?“, fragte sie Susanne, die sie Szene genauso mitbekommen hatte. „Die Nerven von jedem liegen blank“, meinte die Sekretärin und steckte sich eine blonde Strähne hinter das Ohr. „Gibt´s was Neues?“, erkundigte sich Jenni hoffnungsvoll. Stumm schüttelte Susanne den Kopf. „Bei uns auch nicht. Einmal dachte ich Michael Staade würde das Haus verlassen, weil das Licht in der Küche ausgegangen war. Aber stattdessen ging es dann im Obergeschoß an“, erzählte sie junge Polizistin mit hängenden Schultern. „Wo ist Dieter eigentlich?“, fragte die Dienststellensekretärin als ihr auffiel, dass der hochgewachsene Beamte nicht wie sonst Jenni überragte. „Bonni ist kurz zuhause um sich etwas hinzulegen und frisch zu machen. Der arme alte Kerl war ganz müde“, frotzelte Jenni und musste grinsen. Auch auf Susannes angespanntes Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Das verflog aber auch wieder nach ein paar Sekunden, als Semir angestürmt kam. Er sah vollkommen fertig aus. Nicht vor Schlafmangel, sondern vor Sorge um seinen Freund und Partner. Das konnte Jenni sofort erkennen. „Susanne, check bitte nochmal alle Plätze an denen sich diese Gemeinschaft oft aufgehalten oder praktiziert hat!“, forderte er die die junge Frau mit lauter Stimme auf. „Semir, das hab ich doch vorhin schon gemacht! Nur in diesem Seminarraum und an den öffentlichen Plätzen wie Parks. Und da gibt es keine Möglichkeit irgendjemanden gefangen zu halten. Das hab ich doch schon überprüft und dir vor einer halben Stunde gesagt!“, entgegnete sie energisch und blickte ihren Freund genervt an. Das Gesicht des Kommissars wirkte enttäuscht und angespannt zugleich. Andrea tauchte hinter Semir auf und strich ihrem Ehemann beruhigend über den Rücken. Eine vollkommen natürliche Geste in diesem Moment, um ihren Mann zu beruhigen. „Tut…tut mir leid Susanne. Ich halte das hier einfach nicht mehr aus“, entschuldigte Semir sich und legte eine Hand auf die Schulter der Sekretärin. Diese nickte verständnisvoll und lächelte den Hautkommissar an. Nun fiel Semirs Blick auch auf Jenni, die immer noch vor Susannes Schreibtisch stand und alles beobachtet hatte. „Jenni was machst du denn hier? Und wo ist Bonrath?“, wollte dieser wissen und hatte wieder eine normale Miene aufgesetzt. „Kurz zu Hause, frisch machen“, erklärte sie knapp. „Und eine Streife hat uns abgelöst. Leider ist der Typ immer noch im Haus“, fügte Jenni noch hinzu, als sie Semirs Blick bemerkt hatte. Dieser atmete heftig aus und kratze sich mit der Hand am Hinterkopf. „Ok, ich hab eben Hartmut angerufen und er meinte, er bräuchte noch etwas Zeit für das Signal“, sagte Gerkhan deprimiert. Zeit, die wir nicht haben, fügte Semir in Gedanken hinzu. Doch plötzlich meldete sich die Funkzentrale. Susanne setzte sich sofort wieder ihr Headset auf und stellte den Regler hoch. „Zentrale für Cobra 3“, hörte man die Kollegen. „Zentrale hört“, meldete sich Susanne. „Person hat vor circa einer Minute das Haus verlassen und ist in den Wagen gestiegen.“ Es herrschten ein paar Sekunden Stille, die ganze Belegschaft hatte mit ihrer Arbeit inne gehalten. „Der Wagen setzt sich in Bewegung, wie bleiben dran!“, verkündete der Polizist. Auch Frau Krüger hatte den Funkspruch gehört und ist schnell zu ihren Mitarbeitern geeilt. „Michael Staade darf auf keinen Fall bemerken, dass er verfolgt wird“, sprach sie das Offensichtliche aus. Wie automatisch nickten alle. „Chefin, ich muss da hin!“, meinte Semir und war drauf und dran sich seine Jacke zu schnappen. Frau Krüger fasste ihn am Arm. „Was soll das bringen Gerkhan? Wenn es zu viele sind, wird Staade es sofort bemerken!“, fuhr sie ihn an, aber sie wusste, dass ihr Hauptkommissar die ganze Zeit darauf gewartet hatte. „Er biegt auf die L9 Richtung Worringen ab“, ging es bei dem Kollegen weiter, der die Verfolgung verdeckt aufgenommen hatte. Auf einmal fiel Jenni wieder ein, was sie schon viel früher hätte erwähnen sollen. Die wollte gerade den Mund öffnen, als alle anfingen die jetzige Vorgehensweise wie wild durcheinander zu diskutieren. „Leute!“, rief die junge Polizistin um sich endlich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Alle verstummten und richteten ihre Augen auf sie. „Bonrath und ich haben während wir das Haus angestarrt haben und sich nichts getan hatte, einen GPS- Sender an Staades Wagen angebracht, um dann auch gleich weitergeben zu können, wo er sich befindet. Falls er wie jetzt einfach wegfahren sollte!“, endete sie, während sich auf Semirs Gesicht ein Strahlen ausbreitete. Das war brillant! Vor Freunde gab er Jenni einen schnellen Kuss auf die Stirn. „Ok, jetzt müssen wir noch das Signal orten und verfolgen, und wir geben ihnen und den Kollegen die Standorte dann durch Gerkhan“, legte Frau Krüger fest und Semir nickte. Schnell streifte er sich seine Jacke über. Plötzlich herrschte Hochbetrieb in der PAST. „Jenni, den GPS- Code!“, sagten der Hauptkommissar und die Sekretärin fast gleichzeitig. Die junge Frau reagierte sofort und zog einen Zettel mit dem Code hervor. Ruckzuck war er ihn Susannes Computer eingegeben und man hatte Michael Staades Wagen auf dem Schirm. Semirs Augen blitzen, als er das sah. Endlich handeln, dachte er sich und in Semir keimte die leise Hoffnung auf, Ben bald zu finden. In weniger als einer Minute saß der kleine Kommissar in seinem BMW und brauste auf die Autobahn. Gleich würde man ihm über Funk sagen, wo Staade sich genau aufhielt und wo er wahrscheinlich hinfahren würde, damit Semir ihn genauso wie die Kollegen in die Zange nehmen konnte. Denn nachts um halb zwölf war nun wirklich eine sehr bizarre Zeit sich auf den Straßen rumzutreiben.

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    Einmal editiert, zuletzt von BenFan#1 (1. April 2013 um 14:19)

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  • BenFan#1
    Gast
    • 5. April 2013 um 17:56
    • #67

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    Nach stundenlangem Überlegen hatte sich Staade doch dazu durch gerungen zu der alten Schlachterei zu fahren, wo sein Freund damals immer die Tieropfer besorgt hatte, die für ihre ‚Reinwaschzeremonien‘ benötigt wurden. Er wusste nicht was sein Freund im Schilde führte geschweige denn was dieser noch vorhatte. Es war nicht sehr beruhigend gewesen von dem Polizisten zu hören, dass Markus eine Frau umgebracht hätte. Doch irgendwie konnte Michael dem schwer Glauben schenken. Sein Freund war doch immer so zuverlässig und verantwortungsvoll gewesen was die Gemeinschaft anging. Staade hatte immer gesehen, dass Siedner viel an dem Glauben lag und auch viel mit ihm verband. Sein Freund hatte auch immer beteuert, dass er eines Tages sein Glauben und sein Wissen fest mit seinem Alltag verknüpfen wird. Damals hatte Michael das guthießen und sehr geachtet, deswegen hatte er Markus ja auch zu seinem Stellvertreter ernannt. Aber jetzt bereitete es Staade doch ein plötzliches Unbehagen, Siedners Ehrgeiz hätte man schon als eine leichte Art von Besessenheit einstufen können, das empfand jetzt sogar der Sektenleiter. Aber er musste herausfinden, ob das stimmte, was dieser Hauptkommissar Gerkhan gesagt hatte. Michael hatte sehr lange darüber gegrübelt, wo sein Freund sich aufhalten könnte. Nachdem er mehrfach versucht hatte diesen über Telefon und Handy zu erreichen, es aber nicht geklappt hatte, war der Sektenleiter im Kopf all die Plätze und Orte durchgegangen, wo er und Michael mit der Gemeinschaft viel Zeit verbracht hatten. Das Siedner auch noch privat an anderen Orten gewesen sein könnte, außerhalb der Sekte, kam ihm nicht in den Sinn. Soweit Staade wusste, war sein Stellvertreter ein arbeitsloser Ingenieur gewesen, dessen Leben großenteils aus der Gemeinschaft bestand. Im Gedankengang war er an der alten Schlachterei hängen geblieben, die mittlerweile geschlossen wurde, weil dort die Hygiene anscheinend nicht so ernst genommen wurde. Was hätte das auch für eine große Rolle gespielt? Sie bräuchten die Tiere tot und hatte ja auch nicht vor diese bereits nicht mehr lebendigen Lebewesen zu essen. Jedoch warum Markus die Tiere ausgerechnet von diesem Hof besorgen musste, war Michael schleierhaft. Die Sache hatte er immer ganz seinem Stellvertreter überlassen.
    Im Licht des Mondes schlängelte sich der Wagen über die schockfinstere Landstraße, die nur von den Scheinwerfern beleuchtet wurde. Die Wolken verhingen die klare Mondsichel und ließen die Welt noch finsterer erscheinen. Nur vereinzelt blinkten mache Sterne durch die dicke Wolkenschicht und ließen den Nachthimmel etwas freundlicher wirken. Dennoch konnte man von den Bäumen nur schwarze Schatten und hoch erhobene Silhouetten erkennen, die zusammen mit dem Wind elegant hin und her tanzten. Die pompösen Baumkronen schienen den Wagen nahezu zu verdecken und ihm jede mögliche Verbindung zum Himmel zu verweigern. So langsam näherte sich Michael Staade seinem Ziel. Die schier unendliche Nacht breitete sich vor ihm aus, doch der Sektenleiter schaute immer wieder auf die Uhr am Armaturenbrett, die fünf nach zwölf zeigte. Etwas mehr als eine halbe Stunde war er jetzt schon auf dieser gottverlassenen Straße unterwegs und er fragte sich, wann er nun endlich an diesem geschlossenen Wirtshof, an dem die Schlachterei knüpfte, ankommen würde. Aber nach wenigen Minuten wurde er auf eine kleine Abbiegung in ein weiteres Waldstück aufmerksam. Ein mit Pflanzen überwuchertes Schild, über das mit verblasster Farbe ‚Geschlossen‘ quer geschrieben worden war, zeigte an, dass die Schlachterei nicht mehr weit entfernt war. Michael hob seinen Fuß vom Gas und bremste sein Auto leicht ab. Mit einer geschmeidigen Bewegung lenkte er das Gefährt um die scharfe Kurve und bog so in den kleinen Weg. Nach nur einer Minute konnte der Sektenleiter die leichten Umrisse eines großen Hauses ausfindig machen, vor dem er parkte und schließlich mit einer Taschenlampe in der Hand das Gelände untersuchte. Die Fenster des damals edlen Landhauses waren eingeschmissen und das Fachwerk war zerfallen und marode. An das Gebäude grenzte ein Hof mit einer riesigen Terrasse, die Michael mit der Lampe ableuchtete. Er ging durch einen Torborgen hinter das ehemalige Gasthaus und konnte einen kleineren Anbau vorfinden. Im Schein der Taschenlampe konnte er die noch immer bestehenden Letter ‚Hauseigne Metzgerei‘ lesen, die über dem Eingang prangten.

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    2 Mal editiert, zuletzt von BenFan#1 (6. April 2013 um 12:50)

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  • BenFan#1
    Gast
    • 6. April 2013 um 12:49
    • #68

    Sorry ich weiß der letzte Teil war ein bisschen lahm...


    Die Doppeltür, die ursprünglich mal verschlossen sein musste, war aufgebrochen und die dicke Kette mit dem Vorhängeschloss lag gleich neben der Tür. Micheal zog diese etwas weiter auf und spähte hinein. Bis auf eine Lampe, die am Ende eines verkachelten Gangs brannte, war alles stockfinster. Mit zögerlichem Gesicht setzte Staade einen Fuß in das Gebäude. Es war fast mucksmäuschenstill und irgendwo konnte man einen alten Wasserhahn tropfen hören, dessen Tropfen auf den blanken Boden aufkamen und ein Geräusch erzeugten, dass sich bei Michael die Nackenhaare aufstellten. Langsam schritt er denn dunkeln Gang entlang, die Lampe immer fest vor Augen. Staade wich den Hacken, die mitten im Flur aufgehängt waren um die früheren geschlachteten Tiere am besten zu Lagern, aus. Dabei wanderte sein Blickfeld zu Boden und er blieb erschrocken stehen. Vor ihm zog sich eine dunkelrote Spur entlang, die auch noch feucht zu sein schien und sich durch den ganzen Flur zog. Der Sektenleiter drehte sich abrupt um und richtete seine Taschenlampen auf den kurzen Weg, den er bereits zurückgelegt hatte. Entsetzt riss er die Augen auf, die Blutspur zog sich vom Eingang bis in den Raum mit der Lampe und zurück, die noch immer fahl schien und ein paar Mal flackerte. So langsam bekam Michael ein schlechtes Gefühl im Magen. Was konnte hier passiert sein? Hatte Markus hier ein verwundetes Tier hin und her geschleift? Und hatte das alles überhaupt etwas mit seinem Freund zu tun? Die Fragen überschlugen sich in seinem Kopf. Michael versuchte sie sich zu beantworten, doch er konnte sich in seinen Stellvertreter nicht mehr hinein versetzten. Das hatte doch sonst immer geklappt, dachte Staade enttäuscht und drehte sich wieder zu dem Licht um. Zögerlich rief Michael Siedners Namen. „Markus?“ Keine Antwort. „Markus? Bist du hier?“ Seine Worte prallten an den Wänden ab und hallten im Gang ein paar Sekunden nach, bis die erneute Stille eintrat.
    Nervös fuhr sich Staade durch das Gesicht. Die Taschenlampe immer auf den Boden gerichtet, ging er schleichend weiter und versuchte dem roten Lebenssaft auszuweichen, damit seine Schuhe nicht noch mehr befleckt wurden. Der Raum mit der brennenden Glühbirne kam immer näher und Michaels Schulter zogen sich vor lauter Anspannung immer mehr zusammen. Nun war Staade fast da und er nahm einen starken metallischen Geruch wahr. Als der Sektenleiter in den Raum lugte, fielen ihm zuerst die Kacheln an den Wänden ins Auge, die über und über mit Blutspritzern besprenkelt waren. Sofort breitete sich auf der Haut des Mannes eine Gänsehaut aus, die jedoch nichts im Gegensatz war, was mit seinem Magen passierte, als er seinen Kopf nach links drehte. Er vermochte sich augenblicklich übergeben zu wollen. Er sah einen Menschen, eine kalkweiße junge Frau saß fast völlig blutüberströmt gefesselt auf einem Stuhl fest. Ihr Kopf lag ihm Nacken, die Augen starrten ausdruckslos zur Decke. Alles deutete darauf hin, dass sie nicht mehr unter den Lebenden verweilte. Sie war tot und Staade konnte einfach nicht fassen, was er da sah. Der Sektenleiter hatte noch nie irgendeine Leiche gesehen, und auch keine die so zugerichtet war. Sein Magen rebellierte und ihm wurde zunehmend übel, doch trotzdem bewegten sich seine Füße wie automatisch zu der leblosen Frau hin. Die klaffenden Schnittwunden stachen ihm wie Pfeile ins Auge, fast paralysiert hob er seine Hand und fuhr mit den Finger über die weiße Wange der Frau. Sie war eiskalt und sofort zuckte seine Hand zurück. „Was…was ist hier passiert?“, flüsterte er vollkommen schockiert, als plötzlich etwas aufblitze und seine Aufmerksamkeit weckte. Es war ein Messer, was auf dem Boden lag, und das ihm mehr als bekannt vorkam. Sein Verstand schaltete sich in dem Moment ab und ohne Nachzudenken bückte er sich nach dem Messer und hob es auf. Das ist doch Markus Messer, war das Einzige, das ihm in den Sinn kam, als der Mann es genauer begutachtete. Wäre er nicht in solch einer Situation gewesen, hätte Michael ganz genau gewusst, dass er das Messer niemals hätte anrühren dürfen. Aber jetzt war für ihn eine einzige Frage präsent: Wie kam das Opfermesser seines Freundes, mit dem man gewöhnlicher Weise nur Tiere aufschlitze, neben diese tote Frau? Es gab nur eine einzige Antwort, die förmlich durch Staades Kopf schoss und ihn zu einer Salzsäule erstarren ließ, als ihn die Erkenntnis mit voller Wucht traf. Markus war das! Markus hatte diese Frau getötet! Der Polizist hatte recht gehabt! Sein Freund hatte diese Frau ermordet und anscheinend auch die, von der der Hauptkommissar gesprochen hatte. Und er wollte dem keinen Glauben schenken. Daran hätte Michael aber auch nie im Leben gedacht, dass Markus zu so etwas fähig sein könnte. Seine Gedanken überschlugen sich, der Sektenleiter sah wie gebannt auf das Messer in seinen Händen. Doch plötzlich riss ihn jemand abrupt aus seiner körperlichen und psychischen Starre. „POLIZEI! Weg mit Messer!“, hallte der Ruf durch den Raum. Vor Schreck ließ Staade das Messer fallen und sah die zwei Polizisten, die ihre Waffen auf ihn gerichtet hatten, vollkommen perplex an. „LOS! Umdrehen und mit den Händen an die Wand!“ Panisch schüttelte Michael den Kopf. „Nein, nein ich war das nicht!“, beteuerte er fassungslos und sah erneut entsetzt auf das Messer, das vor seinen Schuhen lag. „Mit den Händen an die Wand, los!“, wiederholte der andere Polizist und ging mit seiner Dienstwaffe einen weiteren Schritt auf den Mann zu. „Ich…ich war das nicht! Ich hab sie nicht umgebracht!“, schrie der Sektenleiter nun vollkommen verzweifelt. Seine Stimme wurde panisch schrill. Mit wildem Armgefuchtel zeigte Staade auf die Leiche neben sich. „Stellen sie sich sofort mit breiten Beinen und erhobenen Armen an die Wand! Sonst müssen wir von unseren Waffen Gebrauch machen! Gehen sie jetzt mit erhoben Armen an die Wand! SOFORT!“, die Stimme des Polizisten war nun energischer und viel lauter. Michael merkte sofort, dass er es ernst meinte. Es blieb ihm nichts anderes übrig als sich zu fügen und sich somit mit erhoben Armen und ausgebreiteten Beinen an die Wand zu stellen, wenn er nicht von einer Kugel getroffen werden wollte.

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  • Peaches
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    • 28. April 2013 um 15:45
    • #69

    Sorry Leute, dass ihr so lange nicht mehr von mir gehört habt. Aber die vielen Prüfungen momentan haben mir echt jede Zeit geklaut! Aber nun gehts weiter...viel Spaß! Und damit es keine Verwirrung gibt, ich habe mich umbenannt :)


    Mit einer eleganten Bremsung hielt Semir vor dem großen Anwesen, sodass der Kies nur so zur Seite flog. Der Hof war durch das Blaulicht und den Scheinwerfern, des bereits anwesenden Streifenwagens gut beleuchtet. Semir riss seine Autotür auf uns sah sich für einen Moment hektisch um. Aus einem kleinen Nebengebäude sah er aus einer offenen Doppeltür Licht fallen, der kleine Kommissar setzte sich in diese Richtung in Bewegung und lief auch gleich einem Kollegen in die Arme. „Wer sind sie?“, erkundigt sich dieser sofort und ließ Semir nicht passieren. Etwas genervt zog Gerkhan seinen Dienstausweiß hervor und hielt diesem dem Schutzmann unter die Nase. „Oh ok, in Ordnung“, erwiderte der Polizist und richtete seine Taschenlampe auf einen Stromkasten, der neben der Metalltür angebracht war. Semir blickte seinen Kollegen etwas irritiert an. Sie hatten einen Mann verfolgt, der sie wahrscheinlich zu Ben und Manuela geführt hatte, aber statt Semir sofort in Kenntnis zu setzten, hantierte dieser an dem Stromkasten herum. „Und haben sie Siedner festnehmen können? Wo ist er?“, ließ der Hauptkommissar die Fragen auf den Beamten los. Er wollte jetzt augenblicklich wissen, wo er hin sollte und wo die restlichen Kollegen waren. Entrüstet ließ Semir die Luft aus seinen Lungen und wollte sich gerade an dem Mann vorbei drücken, als dieser sich wieder umdrehte. „Nein, bitte bleiben sie stehen! Der Boden!“ Semir blieb abrupt stehen und richtete seine Augen auf den Boden, auf dem er aber ohne Taschenlampe fast nichts erkennen konnte. „So jetzt haben wirs!“, verkündete der Polizist und machte den Deckel des Sicherungskastens wieder zu. Nur eine Sekunden später gingen die Deckenlampen an und Gerkhan konnte seinen Augen nicht glauben. Geschockt verzog er das Gesicht, als ihm die lange Blutspur, die sich den Gang rauf zog, ins Auge sprang. Am Ende des Flurs flackerte ebenfalls das weiße Licht der Glühbirnen. „Oh mein Gott!“, stieß er aus und hielt sich die Hand vor den Mund. Der Kollege nickte. „Hier muss jemand lang gezogen worden sein, der schwer verletzt sein müsste oder es war“, meinte dieser und steckte sich die Taschenlampe an die Seite. Innerlich zuckte Semir zusammen. Was ist wenn dieses Blut zu Ben gehörte? Nach dieser langen Spur zu urteilen, musste man wirklich eine Menge an Blut verloren haben. Semir spürte wie seine Hände zu zittern begannen. „Wir konnten Staade festnehmen, er ist mit meinem Partner da hinten“, der Beamte zeigte mit dem Finger den Gang hinauf, „nur leider haben wir nicht nur ihn gefunden. Er stand mit einem Messer in der Hand neben einer blutüberströmten Leiche. Kommen sie mit, aber passen sie auf die Blutspur auf!“ Der Polizist deutete Gerkhan mit dem Kopf an, ihm zu folgen und setzte sich auch schon in Bewegung. Als Semir das gehört hatte, war er wie erstarrt gewesen. Er wollte gerade nachfragen, ob es sich bei der Leiche um eine Frau oder einen Mann handelte, doch da war der Kollege schon losgelaufen und versuchte mit seinen Schuhen dem Blut so gut wie möglich auszuweichen. Mit zögerlichen Schritten ging Semir dem Kollegen hinterher. Er ging ganz an der Seite um den herunterhängenden Fleischerhaken auszuweichen. Immer näher kam Semir dem Raum, indem diese Glühbirne flackerte. Plötzlich waren Stimmen zuhören. „Hören sie! Ich war das nicht!“, beteuerte Staade. „Zurück an die Wand, sofort!“, hörte man den anderen Kollegen nur erwidern. Je näher Semir diesem Raum kam, desto größer wurde seine Anspannung und die Angst, vor dem was er da vorfinden würde. Seine Hände ballten sich immer mehr und der Hauptkommissar ließ den Kopf gesenkt, der rote Saft vor seinen Augen. Er schickte Stoßgebete, dass es sich nicht um Ben handeln würde. Und er hatte sogar noch gehofft seinen Partner in dieser Nacht zu finden und endlich in die Arme schließen zu können. Und jetzt könnte es sein, dass sein bester Freund bereits tot war. Semir schüttelte unwillig den Kopf. Nein, das konnte nicht sein! Ben war noch am Leben, das spürte er. Er wusste, dass nichts in Ordnung war, aber wenn Ben bereits nicht mehr unter den Lebenden verweilte, würde der kleine Deutschtürke das merken. Da war es sich sicher. An dieses Gefühl klammerte er sich mit ganzer Kraft, er durfte es nicht verlieren.

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    Einmal editiert, zuletzt von Peaches (28. April 2013 um 15:57)

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  • Peaches
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    • 28. April 2013 um 15:48
    • #70

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    Nun waren sie am Ende des Ganges angelangt und der Polizist, der vor Gerkhan gegangen war, war schon in dem Raum verschwunden. Semir blieb für eine Sekunde stehen, atmete einmal tief ein. Der kleine Deutschtürke stieß ein Stoßgebet gen Himmel, dass er Ben jetzt gleich nicht vorfinden würde. Er hob den Kopf und setzte den ersten Fuß in den verkachelten Raum. Im ersten Augenblick blieb im fast die Luft weg, als ihm sich dieses schreckliche Schaubild bot. Manuela Reichenbacher saß angebunden und auf der rechten Seite fast vollkommen blutüberströmt auf einem Stuhl. Es war sofort zu sehen, dass sie bereits tot sein musste. Ihre weiße Haut hob sich unter dem purpurnen Blut ab und stach einem somit noch viel eher ins Auge. „Gott“, stieß Semir abermals hervor und nahm das ganze Zimmer unter die Lupe. Neben dem Stuhl, auf dem die leblose Frau gefesselt war, lag ein langes robustes Messer, das Semir sehr bekannt vorkam. Es unterschied sich von den anderen Messern aus Siedners Wohnung nur gering und ähnelte ihnen schon sehr. Die Augen des Kriminalhauptkommissars schweiften hinüber zu den verkachelten Wänden, an denen sich lange schlieren aus angetrockneten Blut langzogen. Semir verspürte einen leichten Würgereiz in der Kehle. Hier war so viel Blut. Um Manuela herum, an den Wänden und sogar am Boden, wo an einer Stelle sich ein großer Fleck abzeichnete. Als er Ben in diesem Höllenzimmer nicht entdecken konnte, überkam ihn die große Welle der Erleichterung. Ben war nicht hier, das hieß, dass er mit größerer Wahrscheinlichkeit noch am Leben sein konnte. Doch dann sah Semir wieder die tote junge Frau vor sich, und ihm wurde immer bewusster, dass sie dieses psychotische Schwein nun endlich fassen mussten. Gerkhan schluckte die anfangende Übelkeit herunter und mied aus seinem Sichtfeld Manuelas Leiche. Mit schnellen Schritten ging er zu Staade, der von dem Polizisten breitbeinig an der Wand gehalten wurde, und packte diesen an der Schulter. Micheal schaute mit verzweifeltem Gesicht in das des kleinen Hauptkommissars. „Wo ist er? Wo ist ihr Freund?!“, fuhr Semir ihn an, er hatte keine Zeit zu verschwenden. Dieser stammelte hilflos vor sich her. „Ich…ich weiß nicht! Ich dachte ich würde ihn hier antreffen, aber…aber stattdessen treffe ich hier auf dieses Szenario!“, Staade schüttelte seinen Kopf. „Herr Gerkhan, sie hatten Recht! Markus hat diese beiden Frauen wirklich umgebracht! Wie…wie konnte ich mich nur so täuschen lassen!“, kam es von Michael. Er wusste, dass er jetzt in Schwierigkeiten steckte. Mit einem Messer in der Hand, hatte er neben der Leiche der Frau gestanden und die Polizisten hatten ihn dabei gesehen. Angst überkam ihn, wie lange müsste er jetzt ins Gefängnis kommen, wenn man ihn anklagen würde? Mit gerunzelter Stirn sah Semir den verängstigten Ausdruck im Gesicht von Staade. „Wir wissen, dass sie es nicht waren“, versicherte er dem Mann, „aber wir müssen noch ihre Aussage aufnehmen und sie so lange in U-Haft nehmen bis wir hier alles ausgewertet haben!“ Mit den Augen signalisierte der Kommissar den beiden Kollegen, dass sie Staade abführen sollten. Diese nahmen die Anweisung mit einem Nicken zur Kenntnis und gingen mit dem Mann, dem vorsichtshalber Handschellen angelegt wurden, voraus. Leise folgte ihnen Semir und war wieder darauf bedacht, keinesfalls mit den Füßen an die roten Schleifspuren zu kommen. Eins war klar, das war nun Arbeit für Hartmut und sein Spurensicherungsteam, und ebenfalls Arbeit für den Gerichtsmediziner. Draußen ordnete er den beiden Beamten an, Staade auf das Revier zum Verhören zu bringen. Die Polizisten bugsierten den nun vollkommen blassen Mann auf die Rückbank und starteten den Motor. Semir konnte noch sehen wie sich das Polizeiauto seinen Weg durch die Dunkelheit suchte, bis es schließlich ganz verschwand. Mit einem einzelnen Handgriff, fischte Gerkhan sein Handy aus der Tasche. Er wusste, dass Hartmut noch in der KTU war, auch der Kriminaltechniker hatte sich das Ziel gesetzt, alles zu tun um seinen Freund so schnell wie möglich zu finden.

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  • Peaches
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    • 28. April 2013 um 15:49
    • #71

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    Nach dem vierten Tuten hörte man am anderen Ende ein Gähnen. „Mensch Semir, ich hab mich grad mal für zwei Stunden hingelegt und nein, der Computer hat immer noch keine Ergebnisse“, gab Hartmut gleich durch. „Es gibt einen weiteren Tatort“, kam er von Semir. Sofort war der Rotschopf hellwach. „Es…es ist doch nicht Ben oder?“, fragte er ängstlich nach. Es herrschte ein paar Sekunden Stille. „Nein Hartmut, Gott sei Dank nicht!“, Semirs Stimme war angespannt, Tränen traten ihm in die Augen, „die Leiche von der Frau wurde gefunden. Dieses Schwein hat sie umgebracht und Ben ist genauso wie Siedner nicht hier!“ Hartmut verstand sofort. „Ich bin sofort da, wir kommen gleich!“, verkündete er und war schon aufgesprungen. „Die geschlossene Metzgerei“, gab Semir den Aufenthaltsort weiter. „Ok bis gleich!“, damit legte Hartmut auf und fing an sein Team zusammen zu trommeln. Auch den Pathologen musste er informieren, da ja eine Leiche gefunden wurde.
    Währenddessen hatte auch Semir sein Handy weggesteckt und drehte sich um als er erneut Motorengeräusche hörte. Der Hof erhellte sich wieder als mehrere Scheinwerfer ihr Licht ausbreiteten. Der Dienstwagen, indem Frau Krüger und Jenni saßen, hielt vor seinen Knien. Jenni sprang sofort aus dem Fahrzeug und rannte auf Semir zu, der sich verstohlen die kleinen Tränen aus den Augen gewischt hatte. „Und? Semir?“, rief sie, sie wollte endlich wissen was geschehen war. Doch der blieb noch einen Moment still stehen und starrte paralysiert auf seine Schuhe. Er blinzelte ein paar Mal bevor er Jenni ins Gesicht sah. „Er…Ben ist nicht hier und Siedner auch nicht. Aber die Reichenbacher ist tot, sie ist da drin“, der kleine Deutschtürke nickte zu der Metzgereitür, „und ist ganz schon übel zugerichtet. Alles ist voller Blut!“ Jenni verzog entsetzt das Gesicht. Nun war eine zweite Frau durch die Hand dieses geistesgestörten Typen gestorben, in ihr keimte Wut auf, aber auch Erleichterung, dass Ben es nicht war, dessen Leich sich in dieser Metzgerei befand. Doch dieses Gefühl machte auch gleich wieder der Angst und der Ungewissheit Platz.
    „Wo haben die Kollegen Staade hingebracht? Der Wagen ist uns entgegen gekommen“, meldete sich nun auch Frau Krüger zu Wort. Ihr Hauptkommissar sah sie an. „Ich hab ihnen gesagt, sie sollen ihn aufs Revier bringen. Er stand mit einem Messer neben der Leiche, aber ich weiß, dass er das nicht war. Staade war nur so dumm und musste es anfassen, das sagt mir mein Bauchgefühl“, erklärte Semir ausdrucklos, vorauf hin Frau Krüger nickte. „Da bin ich ihrer Meinung! Siedner muss vorher mit Jäger verschwunden sein“, stimmte sie ihm zu und zog sich ihre Einweghandschuhe über. „Ich werde mir das mal anschauen gehen, auch wenn ich nach ihren Angaben lieber etwas anderes machen würde“, verkündete Kim und ging an Semir und Jenni vorbei. „Passen sie auf! Da sind Blutspuren auf dem Gang!“, rief Semir ihr noch hinterher, damit sie unabsichtlich keine Beweise zerstörte. Die Chefin hatte das noch gehört, aber als auch sie in der Tür stand und dann auf den Boden sah, musste auch sie schlucken. Bedacht ging zu um das immer noch feuchte Blut herum, auf die flackernde Glühbirne, die sich am Ende des Metzgereiflurs befand.
    Draußen starrte Semir wieder auf seine Füße, aber er sah auf, als ihn Jenni sanft an der Schulter erfasste. Seine Augen waren voller Angst und Sorge. Einfühlsam sam sie ihren Freund in eine Umarmung. Semir ließ diese zu und ein vereinzelter Schluchzer kam sogar aus seiner Kehle. Wieder sammelten sich Tränen in seinen Augenwinkeln. „Ich dachte ich würde ihn heute finden“, sprach er leise, während die junge Frau ihm über den Rücken strich. Langsam löste sie die Umarmung und sah dem kleinen Hauptkommissar in die Augen. Sie machte sich schon so schreckliche Sorgen um Ben, wie musste es denn dann schon Semir, dessen bester Freund vermisst wurde, gehen? Ihr war klar, dass sie sich genauso wie Semir fühlte, nur dieser tausendmal schlimmer. „Semir, wir werden Ben finden! Er ist noch nicht so lange bei diesem kranken Schwein!“, versuchte sie ihn zu trösten. Der kleine Kommissar ließ den Kopf hängen. „Siedner hat bereits zwei Menschen getötet! Zwei Personen, an denen er sich rächen wollte. Manuela hat er den ganzen Arm aufgeschlitzt. Alles ist voller Blut. Wer weiß was er mit Ben vorhat!“, sagte er niedergeschlagen, die Tränen waren verebbt. Jenni zog entsetzt Luft in die Lungen, als sie das hörte. Das zeigte, dass man diesem Markus gar nicht mehr helfen konnte! Wie konnte man einem Menschen nur so etwas antun? Die Frage kreiste durch den Kopf der jungen Polizistin, als Semir plötzlich die Hände ballte. „Ich werde dieses Schwein finden! Und wen er meinem Partner auch nur ein Haar gekrümmt hat, werde ich persönlich dafür sorgen, dass er eine Gummizelle nur noch von innen sehen wird! Und zwar für den Rest seines Lebens!“, stieß der Hauptkommissar hervor, die Entschlossenheit war zurück in sein Gesicht gekehrt. Er würde Ben finden, auch wenn es das letzte wäre was er tun würde. Semir wusste, dass er jetzt nicht aufgeben durfte. Jenni hatte Recht, er musste etwas machen. Dankend sah Semir Jenni an. Die Umarmung hatte ihm wirklich gut getan, und er hatte auch gespürt, dass nicht nur er sich große Sorgen um Ben machte. Sie waren wie eine Familie. Jeder kümmerte sich um den anderen, und das war etwas was nicht zu ersetzten war. Durch nichts!
    Als plötzlich weitere Fahrzeuge auf den Hof fuhren und Semir und Jenni Hartmut und sein Team ausstiegen sahen, war der Kriminalhauptkommissar wieder gefasst. Professionell gab er Anweisung und zeigte dem Kriminaltechniker und auch dem Gerichtsmediziner Sandmann, der sich nur ungern aus dem Bett gequält hatte, den Weg zum Raum, wo diese grauvolle Tat vollzogen worden war. Jenni folgte der Gruppe leise und wich mit einem komischen Gefühl im Magen den Blutschleifspuren aus. Innerlich bereitete sich die junge Frau vor, sie wusste, dass es gleich noch schlimmer werden würde, wenn sie den Raum erreicht hatten. Doch eins war klar, Ben war, genauso wie Siedner, hier gewesen!

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  • Peaches
    Gast
    • 29. April 2013 um 22:43
    • #72

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    Ben schlug die Augen auf, als er merkte, dass der Wagen wieder stehen blieb. Alles war schwarz um ihn herum. Er bemühte sich zu orientieren. Ben hörte Schritte. Ja, das war deutlich Markus. So erschöpft und angeschlagen wie er war, war Ben, als das Auto lange gestanden hatte, unruhig weggedämmert. Doch das abrupte Halten des Autos holte ihn wieder zurück in die Realität. Der Kofferraumdeckel wurde auf gemacht und schwaches Licht trat an die Stelle der Dunkelheit. Es musste früh am Morgen sein. Mühsam drehte Ben seinen Kopf gen Himmel und sah auch gleich in die grauen Augen Siedners. „So wir sind da!“, knurrte dieser und zog Bens Dienstwaffe aus seinem Hosenbund. Nur einen Augenblick später war diese auf Ben gerichtet. „Los komm!“, sagte dieser missmutig und packte Ben an der Schulter. Ben stöhnte auf, als er den Druck auf der Wunde spürte. Mittlerweile bluteten die zwei Stechwunden kaum noch, aber an der Schulter, da spürte Ben immer noch roten Saft an seiner Haut kleben. Markus packte sein Opfer grob unter den Armen und wuchtete Ben aus dem Kofferraum. Der junge Mann fiel auf den Boden und musste sich krümmen, als ein hefiger Stich durch sein Bein schoss. Mit höchster Missachtung sah Siedner auf seinen damaligen Freund hinab. „Hör auf zu jammern! Wegen dir musste ich tausend Umwege fahren und auf einer dreckigen Raststätte warten, nur damit mich nicht deine Bullenfreunde kriegen“, kam es von dem ehemaligen Ingenieur. Er zog Ben auf die Beine, doch dieser konnte sich nur wenige Sekunden auf den Beinen halten, bevor er wieder einknickte. Schmerzhaft verzog Jäger das Gesicht, er war einfach zu schwach. „Steh auf!“, zischte Siedner, „oder soll ich dir noch ne Kugel wohin jagen?!“ Nur ein schwaches ‚Nein‘ kam aus der ausgetrockneten Kehle des Beamten. Gehässig lachte Markus auf. „Los und jetzt komm!“, ging es erneut bei ihm weiter. Doch auch bei dem zweiten Versuch knickte Ben weg und musste sogar einen Schmerzensschrei von sich geben, als er auf seine verletzte Schulter fiel, die immer noch blutete. Das alles ließ sein Peiniger vollkommen kalt. Frustriert stöhnte Siedner auf und packte den Hauptkommissaren erneut unter den Armen. Mit seinen Kräften zog er Ben einen kleinen Trampelpfad entlang. Mühsam öffnete dieser wieder seine Augen und erkannte erst jetzt, dass er sich in einem Wald befand, als sich die großen majestätischen Baumkronen über ihm auftürmten. Vor noch wenigen Stunden, als dieses kranken Schwein Manuela vor seinen Augen erwürgt hatte, hatte er noch versucht sich währen, als ihn Markus aus diesem Verließ rausgeschleift hatte. Doch als er dann mit gefesselten Händen im Kofferraum gelegen hatte und ihm einfach alles wehtat, musste Ben einsehen, dass er alleine gegen Markus keine Chance hatte geschweige denn hier ohne Hilfe wieder lebend rauskommen würde. So langsam schwand in ihm die Hoffnung, dass Semir ihn noch finden würde. Sein Partner würde ihn finden, aber ob das dann auch rechtzeitig war? Ben wusste es nicht, sein ganzer Körper wurde von Schmerzen beherrscht, die er nur mit großer Mühe länger aushalten konnte.
    Immer wieder ihm schwarz vor Augen, als Markus ihn so ruppig über den Waldboden schleifte. Ihm fiel es schwer bei Bewusstsein zu bleiben. Die ganze Zeit, während er Siedner blasse Griffel an seinen Armen spürte, musste er die Augen fest aufeinander drücken, als ihn eine weitere Schmerzwelle erfasste, die ihm jedes Mal den Atem verschlug, wenn sein Rücken über irgendeine Wurzel des Waldes gezogen wurde. Für Ben war eine halbe Ewigkeit vergangen, als der hindernisreiche Waldweg anscheinend endlich zu Ende war. Siedner ließ den jungen Mann auf den Boden fallen, der erneut gequält aufstöhnte.
    Endlich waren sie angekommen, auch für ihn war er nach einer Zeit anstrengend geworden den verletzten Polizisten quer durch den Wald zu ziehen. Doch jetzt hatte er sein Ziel endlich erreicht und sah hinab in das tiefe Regenauffangbecken, das sich vor seinen Füßen vertiefte. Hier würde sein Opfer seine letzten Stunden verbringen und sich hoffentlich ihm klaren werden, was er ihm alles angetan hatte. Zwar war das nicht seine übliche Art zu töten, trotzdem gefiel ihm der Gedanken sehr, sein Opfer so lange wie möglich quälen zu können. Das Becken war gut zwei fünfzig Meter oder sogar etwas tiefer und war von innen an den meisten Stellen schon ganz modrig und verwachsen, dennoch konnte man den Beton noch erkennen. Markus wand seinen Kopf und warf einen Blick auf Ben, der die Augen geschlossen hatte. Sein Gesicht war angespannt, sein Körper schien leicht zu beben. Mit Genugtuung beobachtete Siedner diese Szene, bis er erneut seinem Opfer unter die Arme griff, und ohne auf dieses Rücksicht zu nehmen, schleifte er Ben die Treppe in das Becken hinunter.

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  • Peaches
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    • 22. Mai 2013 um 23:50
    • #73

    Und weiter geht´s!


    Markus ließ den Beamten wieder fallen, als er am Boden des Beckens angelangt war. Er reckte seinen Kopf gen Himmel und beobachtete die vor sich hinziehenden Wolken. Auch heute würde es ein Herbsttag wie jeder andere werden. Die sich aufbauenden Wolkentürme ließen schon jetzt die frühe Morgensonne nicht hindurch und nahmen den ganzen Luftraum für sich ein. Sie betrübten die morgendliche Atmosphäre und ließen jeden Tag gleich aussehen. Das graue Licht erhellte den Himmel nach und nach und Siedner fragte sich, ob es wohl noch regnen würde. Aber das sollte ihm gleich sein, darauf war er nicht angewiesen. Er drehte seinen Kopf in Richtung des langen Rohrs, das in das Regenauffangbecken reichte. Ursprünglich war es dafür gedacht, das Wasser bei vollem Becken abzuleiten, doch wie Markus zu seinem Glück herausgefunden hatte, gab es noch ein weiteres Rohr, das er ermöglichte, Wasser genauso in das Becken hineinfließen zu lassen.
    Er hatte sich gefragt, was das für einen Sinn machen würde, schließlich war es ein Regenauffangbecken. Doch als Siedner vor wenigen Wochen ein kleines Backsteinhäuschen, das mit einem Schild der Feuerwehr Köln versehen war, entdeckte, zählte er, nachdem Markus durch ein kleines fast zugewachsene Fenster hindurch gestöbert hatte, eins und eins zusammen. Im Inneren konnte man viel Metall und Drehventile erkennen. Diese waren mit massiven Eisenrohren versehen, die bis in den Boden ragten. Seine Neugier wurde mehr als geweckt und Markus staunte nicht schlecht, als er ohne große Mühen in das Häuschen einbrechen konnte. Mit vereinten Kräften versuchte er die großen Ventile in Bewegung zu setzten. Vor Anstrengung hatten ihm die Schweißperlen auf der Stirn gestanden, doch schließlich nach einem gewaltigen Kraftakt, hatte Markus es geschafft eines der spärlichen und auch schon etwas verrosteten Eisenventile nach links zu drehen. Ein lautes Krachen hallte durch den dunklen Raum und prallte an den kahlen Backsteinwänden ab. Plötzlich war ein lautes Rauschen zu hören gewesen, was immer lauter wurde und sich seinen Weg nach draußen gesucht hatte. Markus Kopf schnellte herum und er stürmte durch die aufgebrochene Tür. Ihm wurde bewusst, dass es sich hierbei nur um fließendes Wasser handeln konnte, dass unter seinen Füßen in der Erde durch verroste alte Rohe rumorte. Gespannt war Siedner dem Geräusch gefolgt und wurde erneut zu dem alten Becken geleitet. Ein Licht ging bei ihm auf, als er das rötlich rostige Wasser in das Becken strömen sah. Wie von selbst jagten seine Beine zum kleinem verlassen Häuschen der Feuerwehr zurück und drehte mit großer Eile das offene Ventil wieder zu. Augenblicklich verstummte das Plätschern der Wassers. Schwer atmend besah sich Markus den mit Spinnennetzen verhangen Kontrollkasten, an dem jedoch keine Lämpchen oder sonstige Alarmsignale aufleuchteten. Das Schaltpult schien ebenfalls vollkommen im Eimer zu sein. Erschöpft hatte er sich an die Wand gelehnt, doch sein finaler Plan hatte sich nun vollkommen in seinem kranken Kopf zusammengesetzt. Wenn er Glück hatte, hatte niemand etwas von seinem kleinen Wasserzapfversuch mitbekommen, da dieses Häuschen auch den deutlichen Anschein erweckte, schon lange nicht mehr gewartet worden zu sein. Und wie sich auch herausstellte, war es eine Woche später wirklich so, die Stadt hatte davon nichts mitbekommen. Niemand hatte nach ihm das Backscheinhaus betreten, alles war noch so, wie Markus es verlassen hatte. Nun hatte er endlich die Bestätigung gehabt um sich seinem Finale sicher sein zu können. Ein kehliges Lachen war seinem Hals entwichen, das sich wie immer in ein freudiges aber auch skurril klingendes Hicksen verwandelt hatte. Langsam hatte Markus seine Hände aneinander gerieben und dabei verschwörerisch gegrinst. Seine Laune hatte sich schlagartig verbessert und so war er leichtfüßig wie ein Kind zurück zu seinem Volvo geschlendert.
    Von da an war alles bereit gewesen und der Plan musste nur noch perfekt durchgezogen werden, um an seine solang ersehnte Rache zu gelangen und um diese endlich in die Tat um zusetzten. Stolz und befriedigt zu gleich japste Markus auf und ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Seine Stolz geschwellte Brust fiel jedoch in sich zusammen als Ben erneut in sein Blickfeld trat. Markus Züge verfinsterten sich und das ehrliche Lächeln verwandelte sich in eine Fratze aus blankem Hass. Wütend trat er dem verletzten Polizisten in die Seite, woraufhin dieser von Schmerzen gepeinigt laut aufstöhnte.
    Bens Augen flogen ein Spalt auf und er bereute es auch sofort, als sich Siedners stechender grauer Blick förmlich in ihn hinein zu bohren schien. Eine weitere Welle aus Schmerz schlug erneut über dem jungen Mann zusammen, sodass Ben scharf die Luft einziehen musste. Sein Kopf begann noch mehr zu schmerzen und das pochen an seinem Kehlkopf wurde immer heftiger. Das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen steigerte sich ins Unermessliche, woraufhin Ben nur verzweifelt nach Luft japste. Er versuchte sich innerlich zu beruhigen und flach zu atmen, da etwas anderes einfach nur furchtbar wehtat. Tränen traten in seine Augen und liefen ihm an den Wangen herunter. Ben wollte keine Schwäche vor Markus zeigen, aber er wusste mehr als nur deutlich, dass sein Schulkamerad die Oberhand hatte. Doch der Gedanke, dass er womöglich genauso wie Manuela und Anja bald sterben würde, brach bei ihm alle Dämme der Hoffnung, dass er noch rechtzeitig gefunden werden könnte. Das Gefühl keine Luft zu kriegen und keine Hoffnung auf Rettung zu haben, bauten sich bei Ben zu einer gewaltigen Angst zusammen. Er konnte die Tränen der gewaltigen Schmerzen, die seinen ganzen Körper beherrschten, und der Angst bald zu sterben nicht mehr zurückhalten. Immer wieder bäumte sich sein Körper auf, bei dem Versuch Luft in die Lungen zu transportieren. Ben bebte unter den Krämpfen, die in ihm um die Wette liefen. Mühselig kniff er seine Augen wieder zusammen. Er dachte an Semir, seinen besten Freund und Partner, und wie er ihn vermisste, bevor er in die verlockende Dunkelheit hinabgezogen wurde, wo Ben endlich von den Schmerzen ablassen konnte.

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  • Peaches
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    • 25. Mai 2013 um 03:42
    • #74

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    „Ich war das nicht, das müssen sie mir glauben!“, beteuerte Michael Staade bei Semir zum gefühlten tausendsten Mal. Der Mann versuchte sich jetzt schon seit einer halben Stunde mit wüsten Gesten hilflos zu erklären und sank nach jedem Wort immer mehr in sich zusammen. Semir hatte Mitleid mit dem Mann, doch nun zog das Gejammer auch endgültig an seinen bereits überstrapazierten Nerven. Der Hauptkommissar hatte seinem Gegenüber schon zwei Mal versichert, dass Staade nicht dringender Tatverdächtiger war, was den Mord an Manuela Reichenbacher betraf. Zwar wurde er von den Kollegen mit einem Messer in der Hand neben der Leiche angetroffen, was im ersten Moment auch falsch eingeschätzt werden kann, dennoch sprachen die bisherigen Ermittlungen und die bereits erdrückende Beweislast deutlich gegen Siedner. Die monotonen Erklärungen Staades fügten sich in Semirs Ohren zu einer Warteschleife zusammen, sodass er erst mal genervt die Luft aus seinen Lungen ließ und seinen Kopf nach hinten fallen ließ. Mit den Händen fuhr es sich durch seine kurzen Haare. Was machte er auch hier? Er vergeudete hier seine wertvolle Zeit, in der er nach Ben suchen könnte, doch dieser Typ vor ihm spuckte einfach keine sinnvollen Informationen aus, die ihnen hätte weiter helfe können. Unter einem weiteren genervten Stöhnen setzte sich der kleine Deutschtürke wieder auf und richtete seinen Blick erneut auf Staade, dessen Augen die graue Tischplatte plötzlich sehr interessant fanden. Jedoch hielt der Mann mit seinen Worten nicht inne. Die Beteuerungen, die Frau noch nie gesehen zu haben und sie nicht getötet zu haben, wurden zu seinem Mantra. Nun reichte es Semir endgültig. Wütend lehnte er sich nach vorne und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch, den ihn und Siedner voneinander trennte, ab. Türkisches Temperament blitzte in den Augen des Kommissars auf und er sah dem Sektenleiter direkt ins Gesicht, sodass dieser augenblicklich verstummte, als er den angefochtenen Zorn in seinem Gegenüber erkannte. „Ich habe ihnen schon zwei Mal gesagt, dass die Beweislast gegen Markus Siedner liegt. Staade, sie haben mir jetzt schon oft genug gesagt, dass sie das Messer gar nicht anfassen wollten. Wenn Fingerabdrücke von ihrem Kollegen auf dem Messer gefunden werden, sind sie fürs erste entlastet, jedoch müssen sie noch so lange in Untersuchungshaft bleiben, bis der Bericht vorliegt!“, wiederholte Semir, das was er schon genau vor einer viertel Stunde erwähnt hatte, mit Nachdruck. In der letzten Sekunde hatte er sich noch zurückhalten können, er durfte jetzt nicht unprofessionell werden. Jedoch konnte sich der Hauptkommissar auch gut vorstellen, dass es Frau Krüger und die Kollegen es ebenfalls leid waren dieses sinnlose Gelaber zu verfolgen.
    Auf Semirs Ansage hin, nickte der vollkommen aufgelöste Staade zu ersten Mal mit dem Kopf. Auch ihm wurde jetzt klar, dass er sich um Kopf und Kragen geredet hatte. Unsicher starrte er den Beamten an und wartete auf eine nächste Ansage. Semir lächelte milde. Endlich konnte er gezielt nachfragen. „Wo denken sie könnte sich Siedner mit meinem Partner noch aufhalten?“, wollte Semir wissen, in der Hoffnung, Staade würde ihm einen weiteren Aufenthaltsort nennen. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß wirklich nicht mehr wo er sich aufhalten könnte, aber vielleicht könnte das hilfreich sein. Markus hatte sich immer viel in Wäldern rund um Köln rumgetrieben“, erzählte Staade, der wusste dass es bei dem Kollegen von Gerkhan um Leben und Tod ging. Leider konnte Michael der Polizei nicht groß weiterhelfen, aber wenn er alles erzählen würde, was er wusste, dann konnte er auf keinen Fall wegen irgendetwas belangt werden, da ja auch die ganzen Beweise geben Markus sprachen, wie Gerkhan es bereits erwähnt hatte. Doch eins war glasklar, die blutüberströmte Leiche wollte einfach nicht aus seinem Gedächtnis verschwinden, einen Mörder durfte er nicht schützen, auch wenn sie miteinander befreundet waren.
    Währenddessen hatte Semir gespannt zugehört. Eine Frage lag ihm auf der Zunge. „Warum soll sich Siedner in Wäldern aufhalten?“, das war für den kleinen Beamten schleierhaft. Etwas ruhiger sah Michael den Hauptkommissar an, knetete aber trotzdem seine blassen Hände hin und her. „ Markus…er…er hat Wildtiere, die wir für unsere Zeremonien benötigen, auch oft gejagt und selber erlegt. Als ich ihn fragte, warum er nicht einfach immer zum Metzger fuhr, antwortete er nur, dass es ihm einfach Spaß mache…“, verlegen sah der Verhörte auf seine Hände. Hoffentlich würde ihm seine Gemeinschaft nicht bald zum Verhängnis werden! Als Semir das jedoch gehört hatte, lief ihm ein unangenehm kalter Schauder den Rücken hinunter. Jetzt musste er zu seiner Chefin, ein Anhaltspunkt, wenn auch ein kleiner, war vorhanden.

    Langsam schlich sich das trübe, immer heller werdende Licht durch die hohen Bäume und das Dickicht, das den Wald teilweise wie einen kleinen Dschungel erscheinen ließ. Die kühle Morgenluft befeuchtete die Blätter der vielen Sträucher unter dem bunten Blätterdach und hinterließ Tau in Form von kleinen Wassertropfen, die das einzelne Blatt sanft zu liebkosen schienen. Die vielen Tiere, die schon in den frühen Morgenstunden unterwegs waren und durch ihre leisen und vorsichtigen Bewegungen das Unterholz dennoch zum Rascheln brachten, suchten an den Sträuchern nach Futter und ließen den Wald damit lebhafter erscheinen. Junge Rehe suchten sich wie das andere Wild ihren Weg durch das Geäst, traten aber gleich die Flucht an, als eine Stimme ertönte und die morgendliche Ruhe somit gestört wurde.
    „Wo ist dieses dumme Schloss?“, fluchte Markus Siedner in die Stille hinein, genau in dem Wissen, dass er hier niemanden antreffen würde. Ungeduldig wühlte er in seinem Rucksack herum, bis er letztendlich ein robustes Vorhängeschloss am Boden der Tasche fand. „Endlich“, stöhnte Siedner auf, als er das Schloss in seinen Händen hielt. Abrupt drehte er sich zu seinem Opfer um, das immer noch bewusstlos am Boden lag. Sein Blick wanderte zu der dicken Kette, die neben ihm auf dem Beckenboden lag. Mit einem schnellen Handgriff schnappte Markus sich das Ende und wickelte dieses um das linke Bein des verletzten Polizisten. Das Schloss fixierte das Ganze und hielt die Eisenkette am Bens Bein. Langsam richtete Siedner sich aus der Hocke wieder auf und rieb sich die Hände, während sich seine Augen an diesem Bild ergötzten. Er genoss es regelrecht, das Machtgefühl pochte stark in seiner Brust. Zwar wusste Siedner, dass er in keinen so richtigen Rausch verfallen würde, dennoch würde er so länger etwas von seiner Tat haben. Vor vielen Wochen hatte er das mal mit einem Feldhasen probiert, der in einer Regentonne verzweifelt um sein Leben gekämpft hatte. Dieses Schaubild hatte ihn einfach nur entzückt und einfach Freude und dieses erhebliche Machtgefühl bereitet nach dem er sich von Tag zu Tag immer mehr sehnte. In seinem Kopf war das etwas vollkommen Normales und für so etwas wie moralische Werte war in seinem verrückten Geist kein Platz. Einzig allein dieses Gefühl und selbstverständlich die Rache kontrollierten sein Handeln. Mit beiden Händen folgte Markus dem Lauf der Metallkette, bis er zu der Stelle an der Wand kam, an der er sie zuvor fest befestigt hatte.

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  • Peaches
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    • 26. Mai 2013 um 03:25
    • #75

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    Konzentriert überprüfte Markus die Kette, sodass sie sich auf keinen Fall lösen konnte. Zufrieden nickte er, sie saß bombenfest. Siedner regte seinen Kopf gen Himmel und musste erneut dreckig grinsen, als das Gitter in sein Blickfeld trat, das den Himmel und ihn voneinander trennte. Dieser Ort war einfach perfekt! Hier gab es alles was er für seinen Plan benötigte, das Becken, das Wasser und als I-Tüpfelchen noch das Gitter, das eigentlich dafür gedacht war Tiere daran zu hindern, in das Regenauffangbecken hinein zu fallen. Ihm half es dabei, das Entkommen seines Opfers voll und ganz unmöglich zu machen, und nicht zu vergessen, es machte seine Rache perfekt! Markus gab sich für einen Moment seinen Gedanken und freute sich schon innerlich auf das, was nun bald schon kommen würde. Ein schwaches Stöhnen ries ihn aus seinen Gedanken, sein Kopf schnellte herum und seine grauen Augen fixierten Ben, der kurz davor stand aus der Bewusstlosigkeit zu erwachen.
    Die Finger des verletzten Hauptkommissars begannen leicht zu zücken und nur kurz danach öffnete Ben mühselig seine Augen. Seine Kehle schmerzte ungemein und er verspürte bei jedem Atemzug einen scharfen Stich, der durch seinen ganzen Körper jagte. Ben versuchte so flach wie möglich zu atmen, auch wenn es ihm schlicht schwer viel, da er sowieso schon so schlecht Luft bekam. Der graue Himmel begrüßte ihn mit vorbei ziehenden Wolken und ein kleiner Vogelschwarm zog am frühen Morgen in Form einer typischen Eins an dem Beamten vorbei. Ben wusste nicht sofort, wo er sich befand und was er hier machte, bis es ihm ein paar Sekunden wieder siedeheiß einfiel. Ein paar Steine, die auf dem Beckenboden lagen, bohrten sich in den Rücken des Kommissars. Allerdings genoss Ben für einen Augenblick die Kälte, die seinen heißen Körper ein wenig kühlte. Aber auch spürte er den ganzen Schmerz, gegen den sein Körper versuchte anzukämpfen, es aber nicht schaffte ihn zu kontrollieren. Ben glaubte sein Bein und seine Schultern würden jeden Moment explodieren, als er plötzlich eine kalte Stimme an seinem Ohr vernahm. „Na sind wir wieder wach?“ Vor Schreck zuckte der junge Mann zusammen und musste auch gleich wieder das Gesicht verziehen, als er Markus erblickte, der sich neben ihn gehockt hatte. „Markus…“, krächzte Ben leise und erschrak selbst als er feststellte, wie schwach seine Stimme klang. „Schön, dass du wieder da bist. Dann kann es ja bald losgehen!“, rief Siedner und freute sich tatsächlich über das Erwachen seines damaligen Freundes, der ihn seiner Meinung nach verraten und betrogen hatte. Ben versuchte verzweifelt das Gehörte irgendwie einzuordnen. „Was…was hast du vor Markus? Hattest du jetzt…nicht deine…Rache?“, versuchte es der junge Kommissar ein weiteres Mal Siedner umzustimmen. Mit klopfendem Herzen hielt er den Blick seines ehemaligen Schulkamerads stand. Jedoch konnte er das erneute Aufkeimen von Angst und Ungewissheit in seinem Inneren nicht verhindern. Ben hatte absolut keine Ahnung, was Markus mit ihm vorhatte, wodurch er nur noch verkrampfter wurde. Siedner hatte gemeint, dass es bald losgehen würde. Was hatte er damit gemeint? Hieß das, dass er genauso wie seine Freunde hier und jetzt sterben würde? Dem Polizisten lief es kalt den Rücken runter. Würde Markus wieder seine blassen Klauen ausfahren und diese fest um seinen Hals legen, wie vor nur wenigen Stunden im Keller? Diesmal war Ben sich sicher, dass Markus es zu Ende bringen würde. Noch einmal würde dieser Geisteskranke ihn nicht verschonen. Auch wusste er, dass er bei diesem Mal nicht die geringste Chance hätte sich in irgendeiner Art zu wehren. Im Keller war er zwar angeschlagen gewesen, aber nicht in einem solchen Maß verletzt. Und auch dort hatte er sich auch nur für eine kurze Zeit gegen die ungeahnten starken Kräfte Siedners verteidigen können. Der eiserne Griff um den Hals hatte sich ins Gedächtnis des jungen Mannes gebrannt.
    Markus begann lässig zu grinsen als er die Angst in Bens müden Augen aufblitzen sah. Es machte ihm regelrecht Spaß mit seinem Opfer zu spielen. Es in Unsicherheit zu wiegen, befriedigte ihn fast so sehr wie der Rausch, den er beim Handtieren mit dem Messer verspürte. „Du wirst gleich sehen Benni. Einen Augenblick ich bin sofort wieder da“, verkündete Markus geheimnisvoll und musste dabei ein weiteres Mal seine kehliges Hicksen ausstoßen. Er spürte, dass sich der bebende Körper seines Opfers immer mehr versteifte, als er seine Worte ausgesprochen hatte. Schnell hatte Siedner sich aufgerichtet und war die Treppe aus dem Becken hoch gestiegen. Dort ließ er einen vollkommen geschockten Ben zurück, dem so langsam die nackte Panik erfasste. Der junge Kommissar versuchte seine Kräfte zu mobilisieren und stützte sich mit den Händen am stellenweise vermoderten Boden ab um sich auf zusetzten. Augenblicklich begann sich die Welt um den Beamten zu drehen, sodass dieser erst mal vermehrt blinzeln musste, um überhaupt schärfer sehen zu können. Nach einer knappen Minute hatte es Ben tatsächlich geschafft sich gerade hinzusetzten, ohne dass sich alles drehte, als er verbittert seine Fußfessel am linken Ben bemerkte. Panisch rüttelte er mit schmerzverzerrtem Gesicht an ihr, doch sie blieb wie festgeschweißt an der Stelle seines Hosenbeins. Als er merkte, dass die Kette sich keinen Stück bewegte, stellte sich der Hauptkommissar zum ersten Mal die Frage, wo Siedner wohl hingegangen sei. Gebannt lauschte Ben nach Schritten, aber es war nichts zu hören außer den Geräuschen des Waldes. Wie lange war Markus jetzt schon weg? Fünf, zehn Minuten?, fragte sich Ben als er sich das erst Mal richtig umsah. Er befand sich in einer Art Becken, das an den meisten Stellen schon total verwachsen war. Es durchzuckte den Polizisten eiskalt, als ihm Markus Plan wie Schuppen von den Augen fiel. Verkrampft suchte Ben nach einem Weg um von der Kette los zu kommen um nach draußen zu gelangen, als plötzlich ein dröhnendes Rauschen erklang. Der junge Mann wand seinen Kopf und sah an der anderen Seite des Beckens rot rostiges Wasser in Mengen hinein strömen. „Oh mein Gott!“, stieß Ben panisch aus. Dieser Mistkerl hatte vor, ihn hier in diesem verdreckten Becken bei lebendigem Leib zu ertränken! Bens Herzschlag beschleunigte sich auf die maximale Stufe. Verzweifelt suchte er nach einer Möglichkeit um sich in irgendeiner Weise zu befreien. Wieder fiel sein Blick auf das Wasser, das sich langsam auf dem vermoderten Boden ausbreitete. Das Becken war tief, also würde es noch etwas dauern, bis es sich gefüllt hatte. Plötzlich ertönte ein erbarmungsloses Lachen, das Ben außerhalb des Beckens lokalisierte. Der Beamte hob seinen Kopf und sah Siedner grinsend und hicksen zugleich am Beckenrand stehen. Dessen Augen sprühten von Freude und Befriedigung. Diesem Sadist macht es auch noch tatsächlich Spaß mich hier ertrinken zu sehen!, dachte Ben zornig, zu dem sich neben seiner Angst und Panik auch noch Wut gesellte. Erzürnt zog er die Augenbrauen zusammen. „Ben, du wirst heute schön plantschen“, rief Markus amüsiert über das Szenario aus. Er sah wie das Wasser geschmeidig über den Boden schlich und Bens Hose befeuchtete. „Naja, ein wenig Zeit wirst du noch haben, aber ob die so schön wird…ich kanns dir nicht sagen!“, lachte er und sah wieder den ertrinkenden und wild um sich strampelnden Hasen in der Regentonne vor sich. Das Grinsen auf Siedners Wangen wurde noch breiter, und Ben fragte sich einfach nur, wie ein Mensch nur so grausam sein konnte. Bitte, flehte er in Gedanken, bitte Semir, beeil dich!

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  • Peaches
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    • 21. Juni 2013 um 23:13
    • #76

    Hey Leute! Sorry, dass ich wieder so ne lange Pause hatte, aber jetzt geht's weiter und das Ende kommt in den nächsten paar Tagen nun zum krönenden Schluss!:) Ich hab den Abschluss, den ich mir gewünscht hab und das Abi ist nun in den nächsten zwei Jahren dran...aber- es sind jetzt ENDLICH SOMMERFERIEN! Ich wünsche euch allen warme Tage oder einen schönen Urlaub!:D


    „Semir, wir können schlecht die ganzen Waldgebiete von Köln und Düsseldorf absuchen. Das würde Tage dauern!“, wie sehr Frau Krüger das eben Gesagte bedauerte, es war nun mal die Tatsache, sie konnten diese hohe Anzahl an Hektar unmöglich in ein paar Stunden durchsucht haben. Die Dienststellenleiterin sah ihren unruhigen Hauptkommissar in Schleifen durch ihr Büro tigern. „Aber Chefin! Ich weiß es, Siedner muss da mit Ben irgendwo sein! Was ist mit den Waldstücken um die Metzgerei herum? Wir müssen diese nochmal durchkämmen!“, verkündete Semir und wollte auch gleich schon aus dem Raum stürmen und die nächsten Anweisungen an das Team zu verkünden. Er wusste, dass Frau Krüger ihn in allen Entscheidungen, die die Suche nach Ben und die Verhaftung von Siedner umfassten, unterstützte. Doch plötzlich wurde er von seiner Chefin aufgehalten. „Gerkhan warten sie!“, rief sie, als der Hauptkommissar schon fast aus der Tür war. Semir drehte sich um und betrat erneut das Büro. „Was ist denn noch Chefin?“, fragte er ungeduldig, er wollte handeln. „Zwei Hubschrauber umkreisen das gesamte Areal. Wir werden sofort informiert!“, teilte Kim ihrem Kollegen leicht genervt mit, jedoch wusste sie auch, dass die Sorge ihres Kommissars um seinen Partner das objektive und rationale Handeln und Denken erheblich beeinflusste. Aber was sollte sie in diesem Fall schon unternehmen? Es stand vollkommen außer Frage Gerkahn von diesem Fall abzuziehen, nach Ben suchen würde Semir so oder so. Man konnte sehen wie dem kleinen Beamten die verräterische Röte ins Gesicht stieg. Natürlich hatte sich Frau Krüger schon darum gekümmert. Schließlich war er hier nicht der Einzige, dem Ben etwas bedeutete und der ihn unbedingt finden wollte. Die ganze Dienststelle arbeitete auf Hochtouren, konzentriertes Arbeiten und Suchen nach hilfreichen Hinweisen wurden begleitet von umherraschelnden Papieren und schnellen Tippgeräuschen auf Computertastaturen. Jeder war in seiner Arbeit vertieft oder tauschte sich angespannt mit anderen aus. Jedem stand die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Wie lang war es her wo er selbst richtig geschlafen hatte? Zwei Tage? Nur Unmengen an Koffein und kleine Schlafpausen im Ruheraum ermöglichten es voll und ganz auf den Beinen zu bleiben. So ging es jedem hier. Ein Gefühl von Dankbarkeit und Stolz durchfloss Semir, sodass es ihm sogar ein kleines Lächeln abringen konnte. Alle wollten Ben finden und taten das Nötigste, was sie tun konnten. Wie eine Familie, dachte Semir und sah Frau Krüger viel ruhiger in die Augen. „Sie haben recht. Es tut mir leid Chefin, dass ich so ungeduldig bin. Es ist nur…die Zeit rennt…“, traurig sah der kleine Deutschtürke auf den Boden. Die Aussicht wieder warten zu müssen, vertrieb in dem Hauptkommissar das wohlige Gefühl und machten der Angst und der Sorge um Ben Platz. Verständnisvoll nickte Frau Krüger, sie konnte ganz genau sehen was in ihrem Gegenüber vorging. Vor Jahren hatte sie in derselben Situation gestanden. Und das Gefühl nichts machen zu können, war einfach unerträglich. Hinzu kam die Ungewissheit, die an den Nerven zerrte wie ein Fisch an der Angel. „Kein Problem, Gerkhan! Ich hab das Gefühl, dass wir Jäger bald finden werden!“, sprach Kim ihren Gedanken aus und wirkte zuversichtlich, obwohl in ihrem Inneren etwas anderes vorging. Leicht nickte Semir zur Zustimmung und wollte sich auf den Weg zu seinem Büro machen. Doch als er an Susannes Schreibtisch vorbei ging, fing sein Handy in seiner Hosentasche wie wild an zu klingeln und zu vibrieren. Schnell fischte der Hauptkommissar das kleine Ding aus seiner Tasche und zog erwartungsvoll die Luft ein als Hartmuts Name auf dem Bildschirm aufblinkte. Susanne bemerkte die Reaktion ihres Kollegen, hielt sofort mit ihrer Arbeit inne und richtete ihre Augen gespannt auf ihren Gegenüber, der sich das Handy ans Ohr gepresst hatte. „Hartmut, was gibt´s?“, fragte Semir augenblicklich nach und versuchte seine Ungeduld und seine Stimme zurückzuhalten. Allerdings war es Hartmut selbst, der am anderen Ende der Leitung hektisch anfing drauflos zu reden. „Semir, ich hab´s geschafft! Es hat eben grad geklappt!“, sprudelte es aus dem KTUler aufgeregt heraus, sodass sich fast dessen Stimme überschlug. „Was Hartmut?! Hast du ne neue Spur?“, wollte der Deutschtürke wissen, das verschlüsselte Sendesignal kam ihm nicht sofort in den Sinn. „Das Signal! Es ist mir endlich gelungen den Sender zu orten!“, hallte es aus dem Telefon, das Semir fast aus der Hand gefallen wäre, wenn er sich nicht rechtzeitig gefangen hätte. Nicht nur Susanne hatte ihre volle Aufmerksamkeit auf den Hauptkommissaren gerichtet, die ganze PAST hatte mit dem Kramen und Recherchieren aufgehört, sodass für einen Moment Totenstille auf dem Revier herrschte. Auch Frau Krüger stand in der Tür zu dem Großraumbüro und starrte ihren Kollegen an. Schnell stellte Semir das Handy auf Lautsprecher, damit nicht nur er mithören konnte, was bei dieser unglaublich schnell aufgetretenen Stille kein Problem darstellte. „Wo?“, sagten der Kommissar und die Sekretärin wie aus einem Mund. Kräftig schlug Semirs Herz in der Brust, jetzt würde er gleich den Aufenthaltsort von Sieder und seinem Partner erfahren.
    „In einem Waldgebiet um Elpenau …aber wartet, ich schicke euch die Koordinaten!“, man konnte hören wie sich die Stimme des Rotschopfs etwas entfernte und nur kurz danach die Koordinaten auf den Schirmen der Kontrollzentrale angezeigt wurden. Wie von selber bewegten sich Semirs Füße, Susanne folgte ihm sofort, genauso wie Frau Krüger und der Rest der Belegschaft. Die Dienstellensekretärin zoomte so nah heran, wie es möglich war. „Hartmunt, das ist ein riesen Gebiet!“, rief sie und fuhr mit ihren Finger weiterhin flink über die Tastatur. „Tut mir leid, genauer kann ich es nicht bestimmen. Es war sowieso schon so schwierig verschlüsselt!“, erklärte der Kriminaltechniker, während Semir aufgebracht die Hände über dem Kopf zusammenschlug und die Luft aus seinen Lungen ließ. „Ich werde die Kollegen informieren. Mit den Helis haben wir eine viel höhere Chance!“, Susanne griff schon zum Funk und gab die ungenauen Koordinaten durch. Es war zwar ein großes Gebiet, aber so wussten sie wenigstens wo sie zu suchen hatten. Einen Moment lauschten alle der Durchsage der jungen Blondine, bis Semir wieder die Initiative ergriff. „Los Leute! Wir wissen jetzt, wo wir suchen müssen! Ich nehme diesen Bereich, Dieter, Jenni, ihr den hier, der Rest nimmt sich diese hier vor“, gab der Hauptkommissar das Kommando und zeigte mit dem Finger auf die Stellen am Bildschirm. Am Schluss fügte er noch hinzu: „Hartmut gut gemacht! Ohne dich hätten wir an der vollkommen falschen Stelle gesucht!“ Damit spurtete er mit seinen Kollegen aus dem Revier. Semir wollte grade den Motor starrten, als sich Frau Krüger bei ihm auf den Beifahrersitz setzte. „Gerkhan, ich fahr mit ihnen!“, bestimmte sie, was Semir mit einem einfachen Nicken zur Kenntnis nahm. Die Reifen quietschten und zig Polizeiautos verließen das Gelände. Ben, ich komme! Mit diesem Gedanken raste Semir mit Blaulicht und der Chefin auf dem Beifahrersitz über die Autobahn.

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    Einmal editiert, zuletzt von Peaches (22. Juni 2013 um 21:18)

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  • Peaches
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    • 22. Juni 2013 um 21:18
    • #77

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    Währenddessen krallte sich Ben krampfhaft mit den Händen an einer Spalte des Regenbeckens. Er drückte seine Finger so tief es ging in den schmalen Riss, um irgendwie Halt zu bekommen und um nicht umzukippen. Sein rechtes Bein zitterte vor Schmerz und Ben merkte, dass er sich nicht mehr lange auf den Beinen halten konnte. Dafür hatte der junge Mann keine Kraft mehr. Kleine Sternchen tanzten vor seinen Augen und Ben hatte immer das Bedürfnis sich mit der Hand an den Hals zu fassen, um so vielleicht besser Luft zu bekommen, aber der Hauptkommissar befürchtete, dass er so sein Gleichgewicht nun endgültig verlieren und somit in die bereits kniehohe braune Brühe, die von der Farbe her fast keine Ähnlichkeit mehr mit Wasser hatte, fallen würde. Das Wasser stieg von Sekunde zu Sekunde immer höher und bald würde es nicht mehr lange dauern, bis es die Hüfte des Polizisten erreicht hatte. Dennoch biss Ben die Zähne zusammen und krallte sich weiterhin willentlich an der Spalte fest. Er schloss die Augen, in der Hoffnung den Schmerz so besser ignorieren und sich besser auf seine Atmung konzentrieren zu können. Heftig musste Ben vor Anstrengung ausatmen, wodurch sein Kehlkopf nur noch mehr schmerzte, er spürte wie schnell sein Herz in der Brust schlug und wie sein Atem stockte. Durch sein schmerzvernebeltes Gehirn drang Siedners wahnsinniges Lachen, das der Beamte hinter sich ausmachen konnte. Langsam wendete Ben seinen Kopf und erkannte erneut Markus, wie dieser hicksend am Beckenrand stand und sich auf die Schenkel klopfte. Plötzlich durchflutete Ben eine Welle von Wut. Für einen kurzen Moment vergaß der junge Mann seine Schmerzen und fixierte mit seinen verschleierten Augen seinen alten Schulfreund, der sich an seinem Leid erfreute wie ein kleines Kind über ein neues Geschenk. Nun hielt auch Siedner mit seinem grotesken Lachen inne und blickte feindselig zu seinem Opfer hinunter. Markus zog die Augenbrauen zusammen, wodurch sich sein noch eben lachendes Gesicht in eine furchteinflößende Fratze verwandelte. „Das hast du dir selbst zuzuschreiben Benni! Das ist alles deine Schuld, zusammen mit den beiden Schlampen!“, brüllte der ehemalige Ingenieur in das Regenauffangbecken. Der Hass sprühte ihm aus den Augen und Markus Atmung beschleunigte sich. Ben konnte sehen wie er vor Zorn zitterte. Doch nun konnte auch er sich nicht mehr zurückhalten! „Auch wenn ich hier draufgehen werde Markus, mein Partner wird dich finden und sich rächen! Überall!“, schrie Ben mit fester Überzeugung in der Stimme, doch in seinem Innerem konnte er die Angst vor dem baldigen Ertrinken nicht unterdrücken. Er hoffte jedoch, dass diese nicht in seinen Augen zu erkennen war. Auch wenn er hier vor den Augen dieses Wahnsinnigen sterben würde, Ben wusste genau, was Semir tun würde. Mittlerweile kannte er seinen Partner so gut, dass er sich bei seiner Vorstellung ziemlich sicher war. Semir würde nicht aufgeben, bis er Siedner festgesetzt hätte. Doch trotzdem musste der junge Mann einsehen, dass seine Chancen zu überleben nicht mehr sehr hoch waren. Einzig allein ein Wunder könnte ihn hier aus diesem Nirgendwo rausholen. Doch der Hauptkommissar zweifelte an diesem Wunder. Schluckend wendete sich Ben von Markus hasserfüllten verzogenen Visage ab. Ein kurzer Stich fuhr durch seinen Hals. Es brachte nichts sich jetzt noch mit diesem verrückten Kerl, der ihn immer noch stechend anstarrte, auseinander zu setzen.
    Siedners Augen schimmerten kälter denn je und waren weiterhin auf den Hinterkopf seines Opfers gerichtet. Wie konnte Ben sich nur von ihm abwenden?! Sie waren doch Freunde gewesen, doch Ben hatte ihn verraten. Und jetzt sah der Hauptkommissar ihm nicht mal in die Augen! Vor lauter Zorn begannen seine Hände noch mehr zu beben, sodass sie eine starke Ähnlichkeit zu Bens ganzem Körper hatten. „Du, Ben“, zischte er laut, seine plötzlichen Stimmungsschwankungen von Freude zur puren Wut bemerkte Markus gar nicht erst, „du wirst sterben! Für deinen Verrat, genauso wie es auch Anja und Manuela verdient hatten! Du wirst hier krepieren und niemand wird dich finden, nicht mal dein Partner!“ Der Mann hatte sich so in Rage geredet, dass er seine sadistische Freude gar nicht mehr richtig verspüren konnte. Er konnte den für ihn abgrundtiefen Abschaum, der in dem Becken zu seinen Füßen um sein Leben kämpfte, einfach nicht mehr ertragen. In seinem Wahn voller Hass und Zorn verschloss er die Klapptür des Gitters mit einer dicken Kette samt massivem Vorhängeschloss und warf einen weiteren verachteten Blick auf seinen damaligen Freund. „Viel Spaß beim Ersaufen Verräter!“, lachte er noch niederträchtig bis er der Waldweg fand, über den sie gekommen waren. Mit geballten Fäusten und schnellen Schritten machte sich Siedner auf den Weg zu seinem grauen Volvo. Er hatte zwei Frauen, die ihm das Leben zur Hölle gemacht hatten, ermordet, er hatte dabei pure Freunde und Befriedigung verspürt, er hatte Ben gequält und leiden sehen und er wusste, dass auch dieser in ein paar Minuten sterben würde, genauso wie die anderen. Das genügte Markus für seine Rache, sie war nun vollkommen. Bald würden alle seine früheren Peiniger tot sein. Zufrieden atmete er aus.
    Ganz in der Nähe ertönten Motorengeräusche von Helikoptern.

    ...

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  • Peaches
    Gast
    • 23. Juni 2013 um 21:55
    • #78

    .

    Zwei Polizeihelikopter umkreisten das riesige Waldgebiet. Aus der Vogelperspektive wirkten die hohen Baumkronen wie sanfte grüne Hügel in einem ständigen Auf und Ab. Die Hubschreiber flogen immer größer werdende Kreise um auch wirklich nichts zu übersehen. Über Funk verständigten sie sich, welchen Abschnitt jeder einzelne überfliegen sollte. Da die Baumkronen ziemlich dicht waren, musste das Team immer etwas näher an den Boden fliegen, wenn etwas Auffälliges entdeckt werden sollte. Von oben konnte man die vielen Polizeiautos erkennen, die durch die engen Feldwege fuhren und diese kontrollierten. Während der Heli weitere Kreise über das Areal flog, entdeckte der Erste einen anderen Feldweg, der durch die dichten Bäume fast vollkommen verschleiert wurde. Die Polizisten, die mit den Augen die Umgebung absuchten, ordneten den Piloten an erneut mit der Maschine niedriger zu gehen. Hier war kein Polizeifahrzeug zu erkennen und so flogen die Beamten den gut verdeckten Weg, auf dem dennoch ein Auto gut Platz fand und fahren konnte, ab.
    Die Sonne war nun gänzlich aufgegangen und warf ihre Strahlen auf eine dicke graue Wolkendecke, durch die nur an wenigen Stellen etwas warmes Licht durchdrang. Den Polizisten brachte es jedoch nichts, sie mussten mit dem Heli immer tiefer gehen um das dicke Geäst überhaupt durchblicken zu können. Der Pilot war so niedrig gegangen, wie es für ihn möglich war und gab den Beamten ein Zeichen, dass dies das maximale Limit sei. Diese nahmen das mit einem Nicken zur Kenntnis und richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf den nun viel näheren Wald. Plötzlich blitzte etwas grau Silbernes zwischen den Bäumen hervor. Sofort war den Beamten klar, dass es sich um ein Auto handeln musste, das den Eindruck machte, sich so schnell wie möglich verdrücken zu wollen. Hierbei konnte es sich um kein ziviles Polizeifahrzeug handeln, zudem diese alle mit Blaulicht unterwegs waren um die Gegend sachgemäß zu sichern. „PH 1 an alle Einheiten, ein nicht identifiziertes graues Fahrzeug fährt mit erhöhter Geschwindigkeit auf einem Feldweg gen Süden, wahrscheinlich auf die B27 Richtung Elpenau“, der Mann drückte sich sein Headset enger an den Kopf um die Helikoptergeräusche auszublenden, als die Einsatzleiterin Frau Krüger nur wenige Sekunden danach eine Ansage machte. „Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den grauen Volvo des Flüchtigen Markus Siedner. An alle Einheiten in der Nähe der B27, alle Zugangspunkte und Ausfahrtmöglichkeiten müssen gesperrt werden! PH 1 und 2, lassen sie den Wagen nicht aus den Augen! Die Feldwege müssen alle versperrt werden, bei Aufeinandertreffen mit dem Flüchtigen, Zugriff!“, gab sie das Kommando mit ihrer autoritärsten Stimme und warf dabei einen Seitenblick auf ihren Hauptkommissar, der ernst nach vorne schaute und die Fäuste fest um das Lenkrad ballte.

    Mit festem Blick nach vorne fuhr Semir mit dem BMW über den Feldweg. Frau Krüger hatte ihre Durchsage an die anderen Einsatzwagen beendet und suchte mit ihren Augen das Dickicht nach einem Volvo ab. Nebenbei strich sie sich eine Haarsträhne aus Gesicht, als auf einmal ein graues Fahrzeug am Ende des Weges vorbei rauschte. Sofort zog sie, genauso wie Gerkhan, die Augenbrauen zusammen. Es konnte sich nur um Siedners Wagen handeln. „Da ist dieses Schwein!“, zischte Semir leise. Der Hauptkommissar drückte das Gaspedal durch und raste in einem Affenzahn zum Ende des häuprigen Weges. Schnell griff Frau Krüger erneut zum Funkgerät. „Cobra 1 an alle Einheiten, haben das flüchtige Fahrzeug gesichtet, nehmen Verfolgung auf, brauchen Unterstützung!“, teilte sie den Kollegen in Kurzfassung mit. Der BMW flog in hoher Geschwindigkeit um die neunzig Grad Kurve, als Semir das Lenkrad rumriss. In gut hundert Metern Entfernung war Siedners Wagen zu erkennen. Na warte, ich krieg dich!, dachte Semir und gab noch mehr Gas. Hinter dem silbernen Wagen waren schon zwei Dienstfahrzeuge von den Kollegen zu sehen, die den Wagen ebenfalls entdeckt und die Verfolgung aufgenommen hatten. Frau Krüger schaltete am Armaturenbrett das Blaulicht an, nun war die polizeiliche Verfolgung unverkennbar. Man konnte die Helikopter hören, die über ihnen kreisten.
    „Der Weg auf die B27 ist versperrt, genauso wie die anderen Ausfahrtmöglichkeiten“, verkündigte der Polizist aus dem Heli, der die Polizeiautos, die die ganzen Waldwege versperrten, ganz genau erkennen konnte. Der Fluchtweg war ausweglos. Die Kollegen hatten vor der Auffahrt auf die Straße bereits ihre Autos quergestellt und sich mit entsicherten und Schuss bereiten Waffen hinter den Dienstwagen positioniert, um ebenfalls geschützt zu sein. Jetzt haben wir dich im Sack!, dachte der Beamte und sah seinen Kollegen an. Dieser ordnete ein weiteres Mal an mit der Maschine niedriger zu gehen. Der Pilot tat dies, sodass man sofort eine bessere Sicht auf den Fluchtwagen hatte. Der Heli beschleunigte und flog etwas vor das Fahrzeug, währenddessen der zweite Polizeihubschrauber sich an den hinteren Teil heftete. Bei dieser rasanten Geschwindigkeit lehnten sich die gesicherten Kollegen aus der Maschine und bemühten sich einen Blick von den Fahrer zu erhaschen. Nur nach einer Minute hatten die Polizisten eine gute Sicht und konnte den Fahrer durch die nun nicht mehr so eng stehenden Baumkronen erkennen. Es handelte sich zweifelslos um Markus Sieder. Alle, die an diesem Einsatz beteiligt waren, hatten sich die gesuchte Person genau eingeprägt. Noch dazu kam, dass durch diesen Mann ein Kollege vermisst wurde und zwei Frauen ermordet worden waren. Jeder wollte diesem Menschen festsetzten und nicht mehr frei rumlaufen lassen. So ein Ungeheuer gehört hinter Gitter, diese Ansicht hatte das ganze Team. Mutig lehnten sich die beiden Beamten noch weiter heraus um Siedner noch besser sehen zu können. Dieser machte einen ziemlich aufgeregten Eindruck und warf immer mal hektische Blicke nach hinten, wo die zivilen Polizeiautos und Streifenwagen mit Blaulicht immer näher rückten. Erneut griff der Beamte zum Funk. „PH 1 an alle Einheiten, haben die flüchtige Person im Fahrzeug identifiziert. Es handelt sich eindeutig um Siedner. Es sind circa nur noch zwei bis zweieinhalb Kilometer bis zu Ausfahrt!“ Aus der Luft konnte man alles gut verfolgen und so langsam kam das Ende des Waldwegs immer näher. „Wenn dieser Kerl nicht in die Wagen krachen will, sollte er schleunigst von Gas gehen!“, rief der Beamte seinem Dienstpartner zu, der zustimmend nickte.

    ...

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  • Peaches
    Gast
    • 23. Juni 2013 um 21:56
    • #79

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    Währenddessen hatte Frau Krüger den Durchsagen ihrer Kollegen genauestens zugehört und Semir das Tempo immer mehr beschleunigt. Jetzt trennten ihn nur noch gute fünf Meter von Siedners Wagen. Wie ein Schatten klebte der BMW an dem Volvo. Die Geschwindigkeit wurde immer rasanter. Wieder hatte sich der zivile Polizeiwagen dem flüchtigen Fahrzeug genähert. Nun war Semir fast schon an der Stoßstange angelangt. Es waren maximal nur noch zwei Meter. Tja, ein alter Volvo ist noch lange kein BMW!, dachte Semir verdrießlich und sah zum ersten Mal Markus Siedners Gesicht, der sich hektisch umgedreht und seinen Wagen beschleunigt hatte, als er die POlizeiautos so dicht hinter sich sah. Dies brachte jedoch nicht viel, denn das alte Auto hatte sein Geschwindigkeitslimit erreicht und gab einfach nichts mehr her. Semir grinste leicht. „Gleich haben wir dich und dann auch Ben, du Scheißkerl!“, sagte er mehr zu sich selbst als zur Chefin. Gleich würde der kleine Deutschtürke diesen kranken Typen festnehmen und seinen Partner finden. Vor Aufregung beschleunigte sich Semirs Herzschlag. Er musste wissen, ob sich Ben in dieser Karre befindet! Er wollte grade die Krüger auffordern sich danach zu erkunden, als schon einer der Helis die Auskunft gab. „Hier PH 2, außer Siedner befindet sich keine weitere Person erkennbar im Wagen! Abgesehen vom Kofferraum, dazu können wir keinen Angaben machen!“, meldete sich nun auch der hintere Helikopter zu Wort, der außer Siedner niemand anderen erkennen konnten, weder auf dem Beifahrersitz noch auf der Rückbank. Einzig allein der Kofferraum bot keinen Einblick. Frustriert blies der Hauptkommissar die Luft aus seinen Lungen. Ben war also nicht bei ihm, oder vielleicht doch im Kofferraum? Wenn nicht, muss dieser Kerl ihn hier irgendwo anders zurückgelassen haben!, überlegte Semir und die Sorge um seinen Partner verpasste ihm erneut einen Stich. Seine Finger verkrampften sich um das Lenkrad. Aber plötzlich meldete sich die alarmierende Stimme des Kollegen aus dem PH 2 über Funk. „Cobra 1, Achtung! Der Flüchtige zieht eine Waffe!“ Und nur wenige Sekunden später feuerte Siedner mit Bens Dienstwaffe auf den silbernen Wagen. Die ersten Kugeln trafen das Auto. Gerkhhan bremste geschwind, genauso wie die dahinter fahrenden Polizeiwagen, ab. Er steuerte den Wagen etwas auf die rechte Seite des Waldweges, sodass sie besser von der Munition geschützt waren. Die Kollegen taten es ihm gleich, wobei sich jedoch der Abstand zum Fluchtfahrzeug enorm um fünfzig Meter vergrößerte. Wütend stöhnten Kim und Semir gleichzeitig auf. Nein, das wollte sich Kim nicht gefallen lassen! Gewohnt griff sie zur Dienstwaffe und entsicherte diese gekonnt. „Es sind nur noch eineinhalb Kilometer bis zur Polizeisperre!“, hallte die Stimme des Polizisten aus dem ersten Helikopter aus der Funkanlage. „Es wird höchste Zeit!“, sagte Frau Krüger und machte das Fenster der Beifahrertür hinunter. Sie wollte sich gerade hinauslehnen und auf den rechten Hinterreifen zielen, als die Stimme ihres Kommissars sie daran hinderte. „Frau Krüger nicht! Ben könnte in dem Kofferraum sein!“, rief ihr Semir zu. „Gerkhan, wir müssen das Risiko eingehen! Siedner fährt mit so einer rasanten Geschwindigkeit, der wird nicht stehen bleiben! Und wenn er uns entwischt und Jäger sich nicht im Wagen befindet, dann haben wir gar keine Chance mehr ihn zu finden!“, erklärte sie in Leichtgeschwindigkeit, worauf Semir allerding nur zögernd nicht. Jedoch hatte Frau Krüger wieder zum Zielen angesetzt und drückte nur einen kurzen Moment später ab. Sie traf ins Schwarze, mitten in den rechten Hinterreifen. Der Volvo begann zu schlingern und man konnte von hinten sehen, wie sehr sich Siedner bemühte der Wagen auf dem Weg zu halten und nicht gegen einen Baum zu krachen. Markus Wagen wurde immer langsamer und er blieb nur fünfzehn Meter vor der Polizeibarrikade stehen. Er wäre einfach durchgefahren! Dieser Typ ist verrückt!, schoss es Semir durch den Kopf, als er nur kurz danach hinter dem Fluchtwagen abrupt abbremste und stehen blieb. Die Chefin hatte genau zum richtigen Zeitpunkt geschossen, sonst wäre Siedner einfach auf die Kollegen zugerast. Die Verfolgungsjagd hatte ihr Ende gefunden. Der graue Volvo stand quer über dem Waldweg und Siedner wollte grade aussteigen und abhauen, als Semir und Kim die Waffen auf ihn richteten. „Aussteigen!“, zischte Semir feindselig, er bebte innerlich und rang nach Fassung. Er wollte diesem Kerl an den Hals springen, aber Gerkhan musste sich beherrschen und professionell bleiben. Hinter ihnen hielten die übrigen Polizeiwagen. Die Beamten von der Barrikade kamen angerannte und richteten ebenfalls die Waffen auf Siedner. „Steigen sie langsam aus und stellen sie sich mit erhobenen Händen an das Auto!“, befahl Kim im harschen Ton, und tatsächlich der schlaksige Mann stieg einen Moment später aus. Markus Gesicht wirkte versteinert und seine grauen starren Augen stierten auf den Boden. Er hatte verloren, mit erhobenen Händen stellte er sich an seinen Wagen. Er hatte nicht mal mehr eine Pistole. Sofort kamen zwei Kollegen angelaufen und fixierten die Hände des Mörders mit Handschellen und drückten ihn weiterhin an das Fahreug, während eine dritte Polizistin Siedners Beine auseinander zog und ihn abtastete. Sie konnte nichts erfühlen und schüttelte den Kopf, als sie keine versteckte Waffe finden konnte. Ein Anderer öffnete die Beifahrertür und holte eine schwarze Waffe hervor, die ganz offensichtlich keine Munition mehr hatte. Die anderen Waffen des Teams waren immer noch auf Markus gerichtet. Die zwei Polizeihelikopter kreisten über der versammelten Stelle. Als Semir Bens Dienstwaffe erkannte, senkte er seine Eigene. „Das ist Bens Waffe!“, rief er. Mit schnellen Schritten war er beim Kofferraum angelangt. Ein Kollege gab ihm den Autoschlüssel und Semir drückte, nachdem es Klick gemacht hatte, den Deckel nach oben. Allerdings war außer einem Rucksack und einer blutigen Stange nichts vorzufinden. Kein Ben. Sonst nichts. „Ben…“, flüsterte der kleine Deutschtürke traurig. Er hatte so sehr gehofft, seinen Partner dort drin vorzufinden.
    Semirs Hände begannen zu zittern. Er drehte sich um und spurtete auf Siedner zu. Niemand konnte ihn mehr halten. Der Hauptkommissar packte ihn mit seiner ganzen Kraft an Kragen und drückte den Mann gegen die Seite des grauen Autos. „WAS…Was zu Hölle haben sie mit meinem Partner gemacht?! Wo ist Ben?!", schrie Semir außer sich. Doch stattdessen eine Antwort zu bekommen, grinste ihn nur eine dämliche Fratze an.

    ...

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  • Peaches
    Gast
    • 24. Juni 2013 um 21:39
    • #80

    .

    Das Wasser stieg von Sekunde zu Sekunde immer höher. Ben sah an sich herunter. Die Brühe reichte ihm bereits bis zu Taille und ließ ihn frösteln. Schnell wanderten die braunen Augen des Hauptkommissars durch das Becken. Sie blieben immer an dem armdicken Gitter, das circa einen Meter über ihm das ganze Regenauffangbecken abdeckte. Ein wenig erinnerte ihn dieses Gitter, an solche die in Bergen auf die Wege gelegt wurden, damit das Vieh nicht fortlief. Dennoch, nicht zu übersehen war die dicke Kette mit dem Schloss, das den einzigen Ausgang versperrte. Als Siedner einfach so verschwunden war, hatte Ben versucht die Kette an seinem Fuß auf irgendeine Art und Weise los zu bekommen. Der Erfolg blieb jedoch aus. Frustriert hatte er aufgestöhnt, sein Hals schmerzte ungemein und sein Bein zitterte unter der Last, die das Wasser auf sein Bein ausübte. Vor Verzweiflung waren Ben die Tränen in die Augen gestiegen, als er einsehen musste, sich nicht alleine von dieser Kette befreien zu können. Sein ganzer Körper war eine Qual, und es gab einen kurzen Moment, wo Ben sich am liebsten fallen gelassen hätte, und somit in der bereits hüfthohen Brühe gelandet wäre. Diesen Gedanken hatte er jedoch sofort wieder beiseitegeschoben und sich noch stärker an dem Riss festgeklammert.
    Plötzlich waren in der Umgeben Motorengeräusche zu hören gewesen. Ben öffnete sofort wieder die Augen und sah nach oben. Es war zwar nichts zu sehen, dennoch wusste der junge Mann sofort, dass diese zu einem Helikopter oder etwas ähnlichem gehören mussten. Es waren also nicht Hopfen und Malz verloren! Vielleicht ist Semir in der Nähe und sucht mit den Kollegen nach mir!, schoss es Ben durch den Kopf, als er erneut Hoffnung schöpfte. Die Helikoptergeräusche entfernten sich etwas, waren aber trotzdem zu hören. Erleichtert atmete Ben auf, seine Kollegen waren mit höchster Wahrscheinlichkeit hier und suchten nach ihm. Aber Jäger wusste, dass er sich in irgendeiner Art bemerkbar machen musste, bevor es zu spät war. Denn das Wasser hatte mittlerweile seine Taille erreicht und erregte nicht den Eindruck in seinen stetig anschwellenden Fluss innezuhalten. Die Kollegen würden ihn finden, die Frage war nur, wann? „Hallo, ich bin hier! Hilfe!“, versuchte Ben zu rufen, doch heraus kam nur die Hälfte der gewünschten Lautstärke. Die Rufe schmerzten im Hals und klangen heiser und kratzig, trotzdem ließ Ben sich nicht entmutigen. Dies war seine einzige Chance hier lebend herauszukommen und die wollte sich der Polizist nicht verspielen. Falls die Kollegen Markus gefasst haben sollten, würde dieser ihnen sicherlich nicht sagen, wo er zu finden war. Das würde gegen Siedners moralisch verdrehten Maßstäbe verstoßen und noch dazu würde er damit seine bereits perfektionierte Rache verraten. Den Kollegen würde nur die Suche bleiben, die bei so einem großen Gebiet wirklich sehr gut organisiert werden musste. Besonders wenn jede Sekunde zählte und es um Leben und Tod ging. „Nur leider wissen die nicht, dass ich hier drin stecke“, knirschte Ben zwischen den Zähnen hervor. Verzweifelt ließ er den Kopf hängen, vielleicht würden seine Freunde nur noch seine Leiche vorfinden. Oder auch gar nicht. Der junge Mann wusste schließlich nicht, wie sehr abgeschieden und gewartet dieses Auffangbecken von der örtlichen Feuerwehr war. „Jetzt bloß nicht aufgeben!“, sagte Ben zu sich selbst. Er wollte hier nicht draufgehen! Er wollte Semir, seine Freunde und sein ganzen Leben einfach nicht zurücklassen! Auch wenn das von Anfang an Markus Plan gewesen war, diesen galt es nun zu durchkreuzen! Ben sah es als eine Art Herausforderung und wollte seinem ehemaligen Schulfreund auf diese Weise trotzen. Dennoch war das auch seine letzte Chance, nicht den Mut zu verlieren und sich nicht endgültig von den Lebenden verabschieden zu müssen. „Hilfe! HILFE! Hört mich jemand! Ich bin hier! Ich brauche Hilfe!“, schrie er aus vollem Hals und Ben hoffte, dass Semir oder irgendwer dadurch auf ihn
    aufmerksam wurde, ihn finden und helfen würde.

    ...

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