Alte Wunden heilen nicht

  • Das ist meine erste Geschichte hier, und ich hoffe sie gefällt euch! ^^ Ich finde es übrigens auch gut wenn Ben leidet :D
    Und über feeds würde ich mich sehr freuen :rolleyes: !




    Alte Wunden Heilen nicht




    Ich sehe dich!
    Sie rannte, und rannte, ihr nackten Füße spürte sie kaum noch, so taub waren sie schon. Aus angst und Panik fiel sie immer wieder hin, der kalte Betonboden zerschrammte ihr knie komplett und kleine Steinchen bohrten sich schmerzhaft in die offenen wunden an armen und Beinen. Ihr kopf schmerzte und sie hatte ein Klingeln in den Ohren, doch sie ignorierte es. Das Einzige was für sie jetzt präsent war, war das Ziel, dass sie jetzt von hier weg kam. LAUF!, sagte sie sich immer und immer wieder bei jedem schritt. Sie wünschte sich dass das Klingeln immer werden würde, damit sie diese schrecklich Stimme nicht mehr hören musste. Wieder ertönte dieses angsteinflößende dreckige Gelächter, das an den kalten Steinwänden abprallte und immer lauter wurde, und dann diese kalte erbarmungslose Stimme: Ich sehe dich! Ich sehe dich immer noch! Sie wurde es nicht los, ihr Atem wurde hektisch immer flacher, ihr Herz drohte ihr aus der Brust zu springen. Doch sie trieb sich weiter bis zum Ende der menschenleeren feuchten Gasse. Ihre letzte Hoffnung: die Straße. Sie musste es irgendwie auf die Straße schaffen! Dabei heftete sie ihren blick fest auf das kleine Licht am Ende der Gasse. Nur noch ein paar Meter, ein paar Meter!, dachte sie schnell.
    Doch plötzlich erschien vor ihrem einzigen Fluchtweg, ihrem einzigen Weg in die Sicherheit, ein hochgewachsene Gestalt. Vor Schreck blieb sie wie angewurzelt stehen, wie konnte sie nur denken dass sie hier wieder lebend rauskommen würde. Er hat sie immer gesehen, nur sie ihn nicht!


    Jetzt stand sie direkt vor diesem Monster, einem Monster mit dem sie nicht gerechnet hatte. Das wenige licht der Straßenlaterne viel auf sein bleiches Gesicht und ließ seine sonst leeren Augen etwas lebendig erscheinen. Es lag nur Hass in seinem blick, als er seine schlaksigen Arme ausfuhr und ihr beide Hände fest um den Hals legte.
    Sie wurde hochgehoben und fest an die mauer gepresst. Scharfe Steinkanten der Fassade schnitten sich in ihren Rücken und Beine. Die Hände schlossen sich immer mehr um ihren Hals und sie bekam keine Luft mehr, sie nahm ihre Umgebung nur noch verschwommen war, da ihre ganze Luft aus ihrer Lunge gepresst wurde.
    Doch noch immer drang die grausame Stimme zu ihr durch:
    „Ich sehe dich! Ich sehe dich noch! Ich habe dich gesehen!“
    Er lockerte seinen griff und ließ dann schließlich ganz los, die junge Frau glitt leblos auf den Boden. Noch ein paar Minuten genoss er den Anblick, ließ dann sein dreckiges Lachen erklingen und schleifte sie dann in seinen nur wenige Meter entfernten Wagen.


    Es war noch früh morgens, als der silberne BMW über die Straßen Kölns fegte. Die Morgensonne spiegelte sich in der nagelneuen Motorhaube und verschwand auch wieder als der Wagen im Schatten eines modernen Gebäudes mit mehreren Apartments geparkt wurde. Die Autotür wurde aufgestoßen und ein etwas kleinerer Mann stieg aus dem Wagen. Mit schnellen Schritten ging er zur Tür und drückte energisch auf den Klingelknopf.
    Als sich nichts an der Tür tat fuhr sich Semir etwas genervt durch die kurzen Haare.
    „Ich glaub´s nicht! Der Kerl pennt noch!“, brummte er. Semir zog sich seine Schlüssel, die Ben ihm gegeben hatte, aus der Hosentasche und öffnete schließlich das Haupttor und dann auch die Tür zu Bens Wohnung.
    Mit leisen Schritten schlich er durch das geschmackvoll eingerichtete aber etwas chaotische Loft zum Schlafzimmer seines Partners. Und als der kleine Deutschtürke die weiße Tür aufstieß, stellte er fest (wie Semir sich das auch schon gedacht hatte, da es schon mehr als einmal vorgekommen war), dass Ben tatsächlich noch auf Bett lag und vor sich ihn schlummerte. Der Radiowecker lag auf der falschen Seite auf dem Boden und die elektrischen Uhrenziffern schienen erloschen zu sein. Semir musste schmunzeln als er seinen Partner da so friedlich liegen sah. Scheinbar hatte da wohl jemand eine lange Nacht hinter sich, dachte sich Semir. Er ging auf seinen tiefschlafenden Partner zu und strich ihn einmal sanft über den Arm. „Hey Ben, wach auf!“ Ben schniefte kurz und öffnete müde die Augen. „Semir? Wie...wie spät ist es?“, gähnte er. „In einer viertel Stunde ist Dienstbeginn. Ich hab mir schon gedacht dass du heute nicht aus den Federn kommst“, grinste Semir. „Montag eben! Warte eben“, gähnte Ben. „Ich mach dir nen Kaffee, aber beeil dich, ich hab echt keinen bock auf ne weitere Predig von der Krüger.
    „Jaja“, brummte Ben und lief ins Badezimmer um sich frisch zu machen. Um Semir noch ein bisschen aus Spaß zu ärgern, ging er extra etwas langsamer und grinste in sich hinein. Schnell duschte er und zog sich ein frische Shirt und eine saubere Hose an. Nach nur fünf Minuten ging er ins Wohnzimmer und nahm dankend den Kaffe entgegen, den Semir ihm reichte. Er spürte die Wärme in seinen Händen und genoss es richtig wie sie sich in seinem Köper ausbreitete. Doch dieses Gefühl wehrte nicht lange, denn Semir zog ungeduldig wie ein kleines Kind an Bens Ärmel und er konnte an den Augen seines Partners die Wörter ablesen die ihm auf den Lippen lagen: Mensch wir müssen los! Ben grinste, stellte seine Tasse auf die Kücheninsel und eilte mit seinem Partner das Treppenhaus hinunter bis sie in den nagelneuen BMW stiegen und zur Wache düsten.

  • Und hier ist der zweite Teil...würd mich über Feeds freuen :D




    „Jetzt kommen wir wieder zu spät“, motze Semir. „Komm entspann dich Partner, das sind doch nur 10 Minuten“ „Haha...für dich wären es noch deutlich mehr, wär ich nicht gekommen. Anscheinend magst du keine Wecker“, frotzelte Semir. „Ach das sagt der Richtige....Crash- und Dienstwagenzerschrotterkönig der ganzen Autobahn“, ging nun Ben in den Gegenangriff über. Beide sahen sich an und mussten lachen, Semir drückte das Gaspedal durch und brauste zur Dienststelle.
    Als sie ankamen, wurden sie schon ungeduldig von Frau Krüger in ihrem Büro erwartet. „Na schön das die Hauptkommissare der Autobahnpolizei auch mal auftauchen!“
    Beide murmelten nur ein „´Tschuldigung“ und ließen sich auf ihr Plätze sinken.
    „Ich möchte heute die fehlenden Berichte endlich auf meinem Schreibtisch haben!“, setzte Frau Krüger fort, „und achten sie bitte auf die Genauigkeit!“ Und warf einen durchdringenden Blick auf Ben, der sofort nickte. „Und zwar noch vor heute Nachmittag!“ Damit rauschte sie ab und verließ das Büro. Beide Hauptkommissare stöhnten und warfen abwertende Blicke auf die Akten, die sich auf ihren Schreibtischen stapelten. „Damit werd ich ja nicht mal fertig bis ich achtzig bin! Und außerdem können wir uns jetzt unsere Sandwichs von Subway, die wir uns auf Streife hätten holen können, echt mal abschminken!“, murrte Ben. „Man ich hab jetzt schon Hunger!“ „Mensch du hast doch grad erst gefrühstückt.“ „Trotzdem!“
    Aber es blieb den Beiden nichts anderes übrig: Sie mussten sich um die Berichte kümmern, auch wenn es sich für die beiden Hauptkommissaren nach tausend Stunden anfühlte.
    Stunden vergingen, die die Beiden mit stupidem Berichteschreiben verbrachten, doch als Semir seinen letzten Bericht auf den Stapel legte, stöhnte er zufrieden. „Mensch mir tun schon ganz die Augen weh! Partner wie weit bist du?“ „Ja ich bin auch gleich fertig!“ Semir schaute auf seine Uhr, es war schon viertel vor zwölf. „Ich geh uns mal nen Kaffee holen“, verkündete er und marschierte in die Küche. Er machte Ben einen Kaffee wie er es sonst gerne mochte und entschied sich dann aber doch für einen Tee für sich selber. Semir löffelte die gewünschte Menge Zucker in Bens Kaffee und in seinen Tee und ging dann wieder rüber ins Büro. Dort fand er Ben, mit dem Kopf auf dessen verschränkten Armen liegen, es schien als wäre er eingenickt. Semir musste wie am Morgen grinsen, als er Ben schlafen sah. Einfach zu putzig!
    Gerkan stellte die beiden Tassen auf seinen Schreibtisch und fuhr Ben einmal durch das Haar. „Hey mensch, du bist ja eingepennt! Ein Glück dass dich die Krüger nicht erwischt hat“, sagte er. Ben blinzelte ein paar mal und richtete sich dann auf. „Ohh man, dieses Schreiben ist so ermüdend! Aber ich glaube ich bin jetzt fertig!“, verkündete der Hauptkommissar stolz. Semir reichte ihm seinen Kaffee und sein bester Freund schluckte ihn gierig hinunter.

  • Und der dritte Teil :D




    Nachdem beide ihre Getränke genussvoll ausgetrunken hatten, konnte Semir endlich den lang ersehnten Satz sagen: „Los, wir fahren jetzt Streife!“ Das brauchte Ben sich nicht zwei mal sagen lassen und sprang locker von seinem Stuhl auf. „Na dann mal los Kleiner!“, sagte Semir freudig. „Haha, das sagt der Große!“, lachte Ben. Beide gingen an Susanne vorbei als Ben noch was einfiel. „Sag mal Susanne, hast du schon den Antrag, dass ich diesen Freitag frei bekomme, schon der Krüger vorgelegt?“ „Ja klar! Alles schon erledigt!“ „Du bist ein Engel!“, flirtete er und schenkte ihr sein verführerischtes Lächeln. „Komm jetzt! Genug Süßholz geraspelt“, brummte Semir und zog seinen Freund am Arm davon. Susanne schüttelte nur lächelnd den Kopf und wendete sich wieder ihrer Arbeit zu.


    Ben setzte sich auf den Beifahrersitz von Semirs Wagen. Sein Partner startete den Motor und sie fuhren auf ihre geliebte Autobahn. „Hey wieso nimmst du dir eigentlich am Freitag frei?“, fragte Semir nach, der ein Gespräch zum laufen bringen wollte. Ben schaute auf. „Achso, ich hab am Freitag mein Klassentreffen, da sehen wir uns alle wieder.“ „Davon hast du mir gar nichts erzählt. „Wieso denn auch? Ist ja nichts besonderes.“ „Na ja wir treffen uns alle hier auf so einem großen Anwesen. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht mal wer das genau organisiert", gab Ben zu. Eigentlich hatte er gar nicht so große Lust auf dieses Treffen zu gehen. Dort würde er einfach nur diese reichen Schnösel von früher treffen, die sich seine Freunde genannt hatten. Doch den einen oder anderen mit dem er damals gut klar gekommen war würde er schon gerne wiedersehen, seine alten Bandkollegen von seiner damaligen Band mit denen echt gute Musik gemacht hatte und seine frühere Freundin. Am liebsten würde er zwar mit Semir zusammen über die Autobahn düsen, doch wenn Ben daran dachte, freute sich doch etwas darauf. Ben schaute aus dem Fenster, die Bäume brausten zu seiner linken schnell vorbei und Semir summte irgendein Lied aus dem Radio mit, was so gar nicht seine Musikrichtung war.


    „So jetzt reichst aber! Das hab ich mir jetzt lang genug anhören müssen!“, genervt suchte er einen Sender, der seinem Geschmack entsprach. „Ach Mensch! Der Song war gar nicht so schlecht“, jammerte Semir. Doch als dann ein Song von Nickelback ertönte, schauten sich beide zufrieden an. Nur leider durfte der Song nicht zu Ende laufen, als sich auch schon das Funkgerät meldete. „Zentrale für Cobra 11!“, meldete sich Susanne. Ben stöhnte und machte schwerfällig das Radio leiser. „Cobra 11 hört!“ „Leichenfund auf der Raststätte Berghausen A59, ihr seid ganz in der Nähe, die Kollegen sind unterwegs!“ „Danke, Cobra 11 übernimmt!“ ,beendete Jäger und hing das Funkgerät wieder weg. „Na dann mal los! Arbeit ruft!“, verkündete Semir und drückte das Gaspedal runter. Ben hätte sich mehr über ein frisches Subway-Sandwich gefreut als über einen Leichenfund. Daran konnte er aber jetzt auch nichts mehr ändern, das war schließlich sein Job. Sein Sandwich musste wohl oder übel warten.

  • Nach nur fünf Minuten kamen sie an der Raststätte an. Dort trafen sie auf einen Mann mittleren Alters mit kurzen blonden Haaren. Sein Gesicht war leichenblass und er trippelte nervös von einem Bein auf das Andere. Außer ihm war kein Anderer auf dem kleinen Parkplatz zusehen. Ben und Semir gingen behutsam auf den Mann zu.
    „Wir sind von der Autobahnpolizei“, beruhigte Semir ihn und zeigte seinen Dienstausweiß.
    „Gerkan, und mein Kollege Jäger. Wo befindet sich die Leiche, die sie gemeldet haben?“
    „Da...da hinter dem...dem Klohäuschen“, stammelte er. „Ok Ben, ich werde mir das mal anschauen. Bleibst du hier und wartest auf die Kollegen?“ Ben nickte und wandte sich dem Mann zu, der sich als einen Herr Hedrig auswies. Er war eigentlich froh, dass es nicht sofort mitkommen musste, denn so lange er sich diesen Anblick ersparen konnte desto besser. Nachdem Ben Herr Hedrig nach Adresse und Details gefragt hatte, kamen schließlich die Kollegen und sperrten die kleine Raststätte mit dem weiß roten Band komplett ab. So lief er mit schweren Schritten zu Semir, von dem man hinter dem Klohäuschen nur den Hintern sehen konnte. Scheinbar kniete sein Partner neben der Leiche. Ben bemerkte erst wie langsam er ging, als die Spurensicherung ihn mit schnellen Schritten überholte.
    Als die Spusi anrückte, machte Semir bereitwillig Platz und ging auf seinen besten Freund zu, der sich dem Toilettenhaus nur langsam näherte. „Mensch was ist denn heute los mit dir?! Erst bist du total still im Auto und jetzt betrittst du den Tatort kaum“, fragte Semir seinen Partner verwirrt. „Semir, ich weiß auch nicht...muss am Montag liegen“, sagte Ben und verschrenkte die Arme vor der Brust. „Wer ist denn das Opfer?“ „Eine Frau...ich schätze mal so Anfang bis Mitte dreißig. Na ja komm endlich!“, meinte Semir und stupste seinen Partner nach vorne.
    Ben ging um die Ecke des kleinen Häuschen und sah dort eine Frau mit schulterlangen blonden Haaren auf dem Bauch liegen. Ihre Beine schienen etwas verdreht zu sein, was darauf hin deutete , dass sie einfach achtlos in den Dreck geworfen wurde. Ihre blauen fast schwarzen Würgemale an Hals und Nacken waren deutlich zusehen. Ein Kollege der Spurensicherung drehte die Frau ganz vorsichtig auf den Rücken. Doch Ben traf es wie der Schlag als er das Gesicht der Frau erkannte. „Oh mein Gott!“, flüsterte er entsetzt. „Ben? Was ist los? Kennst du die Frau?“, fragte Semir besorgt. „Also...ähh ja...ihre Name ist Anja Wenschek, wir kennen uns seit der Schule, wie waren gut befreundet...“, stockte Ben. Im ersten Moment war er so schockiert und konnte es gar nicht fassen Anja, seine frühere Bandkollegin und gute Freundin, hier bleich und steif im Dreck liegen zu sehen. Ihre blauen Augen waren vor Furcht weit geöffnet, nur das kein Leben mehr in ihnen lag. Das weiße schmutzig gewordene T-shirt hatte wie die Hose viele Risse, die mit Blut verkrustet waren, die Knie waren aufgeschürft und die Füße wund gelaufen. Bilder schossen Ben durch den Kopf, Anja wie sie damals als einzige Gitarristin aufgenommen wurde und fasst ausflippte als sie es erfuhr oder wie sie immer gelacht hatte. Ben wollte es einfach nicht verstehen und starrte unentwegt, starr wie eine Salzsäule, auf die blonden Wuschelhaare von Anja.

  • Es baut sich langsam auf :D



    Semir legte seine Hand sanft auf Bens Rücken, und strich diese beruhigend immer hin und her. Mit der anderen zückte er schnell sein kleines Handy und informierte Susanne, dass sie die Identität der Toten wahrscheinlich kannten und das sie mal alles über diese Anja Wenschek herausfinden sollte. „Ach und könnest du bitte mal checken ob sie verheiratet oder geschieden ist? Wenn, dann finde bitte auch alles über ihren Freund oder Ehemann raus, das könnte ein Motiv sein!“ „Ja klar!“, antwortete die Sekretären etwas gestresst. Mit den Gedanken woanders bedankte er sich schnell und beendete das Gespräch. Semir war die Reaktion von Ben nicht entgangen und dass sein bester Freund fast schon betäubt ununterbrochen auf die am Boden liegende Frau starrte und sich keinen Zentimeter bewegte, bereitete Semir Sorgen. Der Hauptkommissar wüsste nicht wie er reagieren würde, wenn er eine frühere gute Freundin tot, und mit höchster Wahrscheinlichkeit ermordet auffinden würde. Und die dann auch noch so brutal getötet wurde. Semir konnte sich aber gut vorstellen wie es seinem besten Freund jetzt gehen müsste, Ben brauchte ihn jetzt und er musste für in da sein.


    Ben spürte Semirs Hand auf seinem Rücken, wie sie gleichmäßig hin und er strich, ganz ruhig wie immer. Er hatte gar nicht richtig mitbekommen, wie Semir Susanne anrief und alles an sie weiterleitete. Ganz langsam drang die Stimme seines Partners an sein Ohr: „Hey Ben, ich glaube es ist besser wenn du dich erst mal hinsetzt“. Mit sanfter Gewalt wurde Ben zu Semirs Wagen geschoben und in der Beifahrersitz gedrückt. Semir lehnte sich vor Ben an den Beifahrertür und gab ihm noch ein paar Minuten um sich sammeln zu können. „Geht´s wieder?“, fragte sein Freund schließlich. Ben richtete seinen Blick auf Semir. „Ja es geht, ich war grad nur so schockiert sie da liegen zusehen“, begann er lahm. „Wann hast du sie denn das letzte Mal gesehen?“ Ben überlegte. „ Zwischendurch immer mal wieder, meistens aus Zufall. Vor ein paar Jahren in der Innenstadt, da sind wir uns dann wieder über den Weg gelaufen.“ „Und wie habt ihr euch kennen gelernt?“, harkte Semir jetzt doch etwas neugierig nach. „Sie war damals in meiner alten Band. Anja war schon etwas verrückt, aber genau das hat uns allen gefallen, und sie konnte mortzmäßig gut Gitarre spielen!“ Bei dem Gedanken daran, was sie auf den E-Gitarrenseiten alles zustande gebrachte hatte und wie sie dabei immer mitgegangen ist, musste er lächeln. „Wir haben uns nach dem Abi aber leider aus den Augen verloren.“ Semir folgte seinen Worten und hörte Ben aufmerksam zu. „Weißt du Partner, ich habe sie zwar schon lange nicht mehr gesehen, aber sie war die Freunde in Person. Anja hätte nie einer Fliegen was zu Leide tun können!“ Der Andere warf ihm einen mitleidigen Blick zu. „Ben wir werden ihre Mörder finden, da bin ich mir sicher.“ „Und wie ich mir da sicher bin...“, knurrte er. „Weißt du ob sie zwischendurch einen Freund hatte oder irgendwelche Feinde?“, begann Semir nun zu ermitteln. „Ja ich glaube sie hatte einen Freund, aber ob sie bis jetzt zusammen waren, weiß ich nicht. Und Feinde...das kann ich mir bei Anja echt nicht vorstellen. Schon in der Schule war sie sehr beliebt gewesen, meiner Meinung nach hatten sie damals immer alle gemocht.“ Ben starrte notgedrungen auf den Boden.


    Inzwischen war es schon später Nachmittag und es kühlte sich langsam etwas ab. Die Sonne wurde schwächer und tauchte die ganze Raststätte in ein dämmriges graues Tuch.
    Die Spurensicherung war nun fertig mit ihrer Arbeit und teilte den beiden Kriminalhauptkommissaren mit, dass es keine auffälligen Kennzeichen gab, die eine heiße Spur mit sich gebracht hätten. Nun war auch der Leichenwagen gekommen, der die Leiche von Anja Wenschek abtransportierte und zur Gerichtsmedizin brachte. Ben verfolgte die Szene traurig. Nie hätte er das erwartet, er hatte zwar selber schon viele Leichen gesehen und hatte auch keine großen Probleme damit gehabt, doch Anjas toten Körper, den Körper einer Freundin, zu sehen und dann auch noch so unerwartet, hatte ihm wirklich zugesetzt. Doch vor Semir wollte er das nicht zeigen, obwohl Semir ihn gut genug kannte, dass zu erkennen. Noch nicht mal sich selber wollte er sich das eingestehen. Jetzt war Anja tot, und Ben konnte nichts daran ändern, damit musste er klarkommen. Eigentlich war er sogar ziemlich froh, dass Semir dabei gewesen war, sein Partner war sein bester Freund. An wen hätte er sich sonst wenden sollen, wenn nicht an Semir? Dafür war Ben ziemlich dankbar.
    Doch er würde den Mörder von Anja finden und drankriegen, das schwörte sich Ben.

  • .


    Nachdem beide ansehen mussten wie der Leichenwagen von der Raststätte fuhr und nach und nach die Kollegen mit ihren Streifenwagen den Platz räumten, tippte Semir dem Jüngeren an die Schulter. „Komm wir fahren zum Revier. Mal schaun, was Susanne schon so hat. Danach können wir dann noch zu Hartmut fahren, ich wette der hat garantiert schon was angefangen mit dem Zeug, dass ihm die Spusi gebracht hat“, legte Semir die ersten Vorgehensweisen fest. Er setzte sich auf den Fahrersitz und warte darauf dass auch Ben einstieg. „Ben? Kommst du?“ „Achso ja, sorry“, murmelte sein Partner gedankenverloren. Die Türen wurden zugeknallt und der BMW setzte sich in Richtung Dienststelle in Bewegung. Sie fuhren schweigsam das Stück Autobahn bis zur Wache. Semir schielte von der Seite auf den Jüngeren, der aus dem fester starrte. Er wusste, das Ben jetzt seine Ruhe brauchte. Semir hatte genau gemerkt, dass Ben es zu verbergen versuchte oder es runterspielen wollte, dass der Tod seiner Freundin ihm zugesetzt hatte. Er schaute wieder auf die Straße, die Wolken zogen sich nun ganz zu und tauchten auch die Autobahn in dieses graue Licht. Passt ja, dachte Semir. Doch plötzlich drehte sich Ben zu ihm um. „Du Semir, danke dass du heute für mich da warst. Ich hätte nicht gewusst was ich gemacht hätte, wenn du nicht das gewesen wärst.“ Semir schaute seinen Partner an, er erkannte die Dankbarkeit in seinen ehrlichen braunen Augen, aber auch die Traurigkeit. „Natürlich Kumpel, du bist mein bester Freund, dafür bin ich doch da!“, sagte er und zwinkerte Ben zu. Dieser musste lächeln und sah etwas optimistischer in den Tag. „Wir werden eine Spur finden, somit auch Anjas Mörder“, gab Ben von sich. „Aber sicher!“, bestätigte Semir die Aussage und trat erneut auf das Gaspedal.


    Er ging mit großen Schritten durch seine dunkle Wohnung. Alle Fenster waren verhangen, sodass kein einziger Sonnenstrahl mehr in den kleinen Wohnraum gelangte. Die frühere weiße Tapete war vergilbt und die Couch hatte Löcher. Alles lag herum, dreckige Klamotten, alte Pizzapackungen und auf jedem Möbelstücke fand sich eine fingerdicke Schicht Staub wieder. Die Wohnung war das komplette Spiegelbild des Eigentümers. Doch ihn störte es nicht, alles was jetzt für ihn zählte, waren seine Ziele, die Vollendung seines Plans, die Rache für die Demütigungen nach der er sich schon so lange sehnte. Er blieb einen Moment stehen, richtete seinen Blick zum Boden und führte sich vor seinem inneren Auge noch mal vor, wie er nun weitermachen und vorgehen würde.
    Wieder hob er den Kopf, und riss auf einmal den dunklen Vorhang vom Fenster hinunter. Er starrte in den grauen Regen, der sich über Köln gelegt hatte und begann zu lachen. Es war ein kaltes Lachen, ein Lachen, dass er noch lange hörte in der tristen Wohnung. Es war die Genugtuung für das, was er bereits schon geschafft hatte und das was er noch tun würde, die in ihm pure Freude und Lust auf Rache auslöste. Und ja, er freute sich auf das was ihm nun bevorstand. Es war sein Plan, und er würde ihn Stück für Stück vollenden!
    Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich wieder um und ging zu seinem Schreibtisch. Er begutachtete und musterte die drei Bilder, die vor ihm lagen genau. Dem Ersten warf er noch abschätzig einen letzten Blick zu bis er es dann anschließend in den Papierkorb katapultierte. Dieser Teil war bereits erledigt, doch zwei lagen ihm noch bevor. Er nahm die zwei letzten Bilder in die Hände, die beiden Person die sich darauf befanden lächelten ihn freundlich entgegen. Nun begann er dreckig zu grinsen und ließ dann sein kaltes Lachen erklingen, als er an seinen diabolischen Plan dachte.


    ...

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  • Jetzt wirds spannend :)



    Semir parkte seinen Wagen auf seinem gewohnten Parkplatz und machte den Motor aus. Es war Ben der Hals über Kopf aus dem Wagen in den Regen sprang und zur Eingangstür der Autobahnpolizei stürmte. Semir schüttelte nur den Kopf über seinen jüngeren Dienstpartner, hielt sich einen Arm vor das Gesicht um sich vor dem Regen zu schützen und rannte Ben hinterher. Als er drinnen ankam, triefnass durch den starken Ragen, sah er Ben, der ebenfalls nicht viel trockener wirkte, wild mit Susanne gestikulieren. Er musste näher herangehen um das offensichtliche Streitgespräch verfolgen zu können. ,,Wie Susanne? Was soll das heißen, du hast ,nichts'?!", fauchte sein Partner. ,,Ben hör auf ihr so rum zu schreien! Ich kann ja verstehen wie du dich grad fühlen musst, aber was kann ich denn bitte dafür, dass deine Freundin ein ganz normales unaufälliges Leben geführt hat?!", gab die Sekretären gereizt zurück. Wütend stöhnte Ben auf, riss die Arme hoch und drehte sich einmal um sich selbst. Das war´s wohl mit Süßholzgeraspel, dachte sich Semir und musste sogar etwas grinsen, auch wenn er wusste, dass das jetzt gar nicht zur Situation passte. Doch Semir bekam den Jüngeren an der Schulter zufassen und chauffierte ihn in das Büro. Über die Schulter warf er Susanne noch einen entschuldigten Blick zu, die nun ruhig nickte und offenbar nicht mehr sauer war.
    ,,So Ben! Es bringt doch echt nichts wenn du dich mit Susanne streitest, dadurch finden wir den Mörder von Anja auch nicht!", sagte Semir und verlieh seinen letzten Worten extra viel Kraft. Was auch was brachte, denn Ben schaute nun ganz kleinlaut aus der Wäsche. Doch langsam beruhigte sich sein Partner. ,,Aber du hast doch gehört! Susanne konnte nichts herausfinden, Anja war weder verheiratet noch geschieden", sagte Ben etwas deprimiert. ,,Hast sie denn einen Freund oder so?", fragte Semir weiter. ,,Nein wahrscheinlich nicht, sie wohnt alleine und ist erst vor drei Monaten nach Köln gezogen. Ich hätte sie jetzt bestimmt am Freitag auf dem Klassentreffen wiedergesehen!", kam es nur frustriert zurück. Semir stöhnte auf und überlegt kurz. ,,Du, wir fahren jetzt zu ihrer Wohnung und schauen uns dort mal um ok? Wo wohnte sie denn?" ,,Irgendwo in Köln Nord", brummte Ben. ,,Müssen noch mal Susanne fragen, aber wäre besser wenn du das machen würdest, denn nach meiner Aktion eben, ist sie wohl nicht so gut auf mich zu sprechen." Gerkan musste lachen. ,,Ja mach ich, keine Sorge!", und zwinkerte Ben lässig zu. Schnell hatten sie die Adresse und fuhren zu Anja Wenscheks Wohnung.


    Wieder musste er daran denken wie Anja ihm die Tür geöffnet hatte. Nur eine Straße wohnte er entfernt, was Anja natürlich nicht gewusst hatte. Sie schien unangenehm überrascht gewesen zu sein. Verwirrung lag in ihren blauen Augen, wahrscheinlich hatte sie sich gefragt warum er überhaupt bei ihr auftauchte, nachdem was alles zwischen ihnen vorgefallen war. Erst zögerte sie, ließ ihn dann aber doch eintreten. Was Anja wahrscheinlich nicht wusste ist, dass sie ihren Mörder in ihre Wohnung ließ.
    An dem Abend trug sie nichts besonderes, nur ein schlichtes weißes T-Shirt und eine schwarze enge Hose. Auch ohne großes äußerliches Tamtam war Anja in seinen Augen immer noch sehr attraktiv, genau wie früher, aber das spielte ja jetzt sowieso keine Rolle mehr. In der Wohnung hatte er ihr dann Angst gemacht, er sah sie rausstürmen und um Hilfe rufen. Doch es half nichts, er wusste genau wo sie lang laufen würde und fing sie am Ende der Gasse ab. Das Gefühl, das er spürte als er seine Hände immer fester um ihren Hals legte und Anja dann schließlich leblos am Boden liegen sah, berauschte ihn so sehr, dass er noch einen Moment ausharrte und das aufkommende Glücksgefühl genoss.
    Er hatte sie immer gesehen nur sie ihn nicht, und nun war er es den Anja in den letzten Sekunden ihres Lebens wahrnahm. Doch nun sah es sie nicht mehr, Anja Wenschek war Geschichte! Dann trug er sie vorsichtig in seinen Wagen und achtete darauf bloß keine Spuren zu hinterlassen. Jetzt konnte er endlich mal seine Stärke, das Unscheinbarsein, nutzen. Er schmiss sie dann wie Müll hinter irgendein Toilettenhaus einer Raststätte an der Autobahn.
    Wann und wer sie finden würde, war ihm vollkommen egal, hauptsache er hatte keine Spüren hinterlassen. Und das hatte er nicht, er war ja nicht dumm.
    Das Hupen eines Autos von der Straße riss ihn aus den Gedanken. Sein Plan würde in wenigen Tagen umgesetzt werden. Er vergewisserte sich ob er alles, was er dafür benötigte, hatte. Er suchte in seinen Taschen nach der Keycard seines Hochsicherheitstresors. Wo war diese Karte?!, dachte er sich. Noch einmal durch wühlte er in seinen Hosentaschen. Der Schreibtisch wurde von ihm komplett auf den Kopf gestellt. Papiere, Akten, alles war durcheinander. „Wo ist diese verdammte Schlüsselkarte?!“, brüllte er.
    Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er muss die Schlüsselkarte in der Wohnung der Schlampe verloren haben! Wie konnte er nur so nachlässig sein und sie dort verlieren? Es blieb ihm nichts anderes übrig als zurück zugehen und in der Wohnung seines ersten Opfers nach seiner Keycard zu suchen.

  • Ich hoffe dieses Kapitel gefällt euch! ^^



    Es regnete schon nicht mehr so stark, doch es hatten sich große Pfützen auf den vielen Straßen Kölns gebildet. Der Himmel war noch immer mit grauen Wolken verhangen und passte perfekt zu einer typisch schlechten Montaglaune, die mindestens die Hälfte der Bewohner Kölns plagte. Der silberne BMW hielt vor einem alten Fachwerkhaus, dass von hohen Bäumen umrandet wurde. Die meisten der vielen Fensterläden waren verschlossen, nur die im Erdgeschoss und im obersten Stockwerk waren geöffnet, die Restlichen wirkten verlassen.
    Semir und Ben stiegen aus und gingen auf das Gebäude zu. Vor dem Haupttor blieben sie stehen, beide warfen einen Blick auf die Namensschildchen, die neben den Klingelknöpfen aufgeklebt waren. Und tatsächlich, der Schriftzug von Anja Wenschek prangte an oberster Stelle. „Sie musste im obersten Stockwerk gewohnt haben“, bemerkte Semir. Ben schaute nach oben. Da hat Anja also gewohnt, ganz hoch oben, so wie sie es immer mochte. Über allen Dächer, kam es ihm in den Sinn. Er war ein bisschen erstaut über sich selbst, dass ihm das noch einfiel. Nach kurzem Innehalten drückte Semir auf Anjas Klingelknopf. „Was machst du da?“, fragte Ben verwirrt. „Ja ich schau ob vielleicht irgendwer in ihrer Wohnung ist, vielleicht hat sie ja doch einen Freund. Und das wär für denjenigen dann schon etwas komisch, wenn wir da einfach so reinplatzen würden“, rechtfertigte sich Semir. „Jaja gut!“, antworte Ben nur. Aber wie erwartet, tat sich nichts und die beiden Kriminalhauptkommissare standen vor verschlossenen Türen. Ben stöhnte ungeduldig. „Warte ich versuchs mal woanders“, versuchte Semir seinen Partner zu besänftigen. Doch auch nach weiteren Klingelversuchen wurde den Beiden das Haupttor nicht geöffnet. „Ist das hier alles verlassen oder was?!“, sagte Ben genervt und fuhr sich mit der einen Hand durch sein Wuschelhaar. „Ich machs einfach mit meinem Zeug auf!“, stellte er fest und war drauf und dran seinen Dittrich heraus zuholen. „Ben, mensch! Das klappt doch sowieso nicht, das Schloss ist viel zu massiv!“ Der junge Mann hielt inne und drehte sich zu seinem Partner um. „Und wie sollen wir sonst in Anjas Wohnung kommen?!“ „Mein Gott, jetzt beruhigt dich doch mal!“, beschwerte sich Semir beleidigt. Er wusste ja wie es Ben im Moment gehen musste, er schien besessen davon zu sein den Mörder seiner Freundin zu fassen. Doch trotzdem musste sich Ben nicht so unfreundlich verhalten, fand Semir. „Ich werde mal schauen, wo ich den Hausmeister hier finden kann. Du wartest am besten hier, vielleicht kommt ja ein Bewohner vorbei und schließt auf.“ Damit drehte sich Semir auf dem Absatz um und ging auf das kleine Nachbargebäude zu, wo der Hausmeister zu wohnen schien. Ein im Regen stehngelassener und verdatterte Ben blieb zurück. Der junge Hauptkommissar wusste, dass er Semir ungerecht behandelt hatte. Erst jetzt bemerkte er wie gereizt er selber war seit dem Leichenfund. Es beschloss sich gleich bei Semir zu entschuldigen, wenn er wieder kam. Nicht wissend was noch passieren würde.


    Es kam Ben wie eine Ewigkeit vor, in der er auf Semir wartete. Aber auch wirklich kein Bewohner des Hauses kam vorbei um ihm aufzuschließen. Ben schaute auf seine Uhr, schon fast zehn Minuten war sein Partner den Hausmeister suchen. Es juckte ihn gewaltig in den Fingern. Schließlich gab er dem Drang nach und fischte seine kleinen Instrumente, die er zum Öffnen der Tür benötigte, aus seiner Jackentasche. Gekonnt versuchte er sich daran, das massive Schloss der großen Tür zu öffnen. Und tatsächlich, nach nur einer Minute klickte es in der Tür und Ben konnte sie problemlos aufschieben. „Na, geht doch!“, grinste er, steckte seine Instrumente wieder in die Tasche und stieg die Treppe zu Anjas Wohnung nach oben.
    Oben angekommen musste er kurz stehen bleiben um wieder Atem zu bekommen. Er stützte sich kurz am Treppenpfosten ab, als er bemerkte, dass die Wohnungstür der Toten nur leicht angelehnt und nicht fest verschlossen war.
    Adrenalin strömte durch seine Adern, schnell zückte Ben seine Waffe und entsicherte sie. Mit leisen Schritten schlich er auf die Wohnungstür zu, stieß sie leise auf und fand sich an der Wand eines kleinen Flurs wieder. Bis zum Flur drang nur wenig Tageslicht von den Festern durch, Ben konnte die erste Tür erkennen. Der junge Hauptkommissar drückte leise die Klinke nach unten trat ein. Hier war es schon deutlich heller. Nur bis auf ein paar benutze herumstehende Kaffeetassen gab es nichts Außergewöhnliches in der kleinen Küche. Ben senkte seine Waffe etwas, doch plötzlich hörte er ein Rascheln. Anscheinend aus dem Wohnzimmer. Leise schlich der junge Kriminalhauptkommissar auf die Tür zu, sein Herz schlug ihm hektisch bis zum Hals und bei jedem Schritt in Richtung Wohnzimmer, aus der das Rascheln kam, umklammerte er immer fester seine Pistole. Wiederholt stieß er die Tür auf, auch hier war es heller, aber das Licht war gedämpfter. Schnell schaute er sich um. Doch so schnell konnte Ben gar nicht reagieren um den Schlag auszuweichen, er spürte bloß noch den heftigen Schmerz, der ihm durch den Hinterkopf gejagt wurde. Der junge Mann prallte mit dem Kopf hart auf dem Parkett auf und die Schwärze zog ihn zu sich.

  • und es geht weiter, jetzt wird es dramatisch... :D



    Semir schätze, dass er mindestens zehn Minuten vor der Tür des Hausmeisters wartete, bis der ihn endlich einließ. Der kleine Deutschtürke hatte ihm gefühlte tausend Mal durch ein Guckloch in der Tür versichert, dass er von der Autobahnpolizei sei und ihn gebeten das Haupttor zum Wohngebäude zu öffnen. Wiederwillig hatte der alte Hausmeister seine Haustür geöffnet und Semir schwerfällig rein gebeten. Semir hatte ihm von Frau Wenscheks Tod unterrichtet und daraufhin auch gleich wieder das kleine Nebengebäude verlassen. Nun gingen die beiden Männer im Schneckentempo, da der alte Hauswirt nicht mehr gut zu Fuß war, den Weg zum großen Wohngebäude entlang. Der Hausmeister beäugte den Hauptkommissar zwischen durch immer mal wieder misstrauisch, doch Semir hatte echt keine Lust ihm zum dritten Mal seinen Dienstausweiß zu zeigen. Also ignorierte er es einfach. Weitere fünf Minuten verstrichen, in denen Semir sich zu beherrschen versuchte, den Hausmeister nicht anzuschreien. Den Satz „Jetzt beeilen sie sich mal! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“ formte er mit stummen Lippen. Er konnte ja nicht wissen, was in diesem Moment passierte.


    Das kann doch nicht sein!, schrie er in Gedanken. Sein ganzer ausgefeilter Plan begann schief zu laufen. Er warf einen Blick auf den am Boden liegenden Beamten. Wieso war er jetzt schon hier? Das passte so gar nicht zu seinem Plan. Blut ran vom Hinterkopf des jungen Mannes herunter und bildete ein Pfütze seitlich seines am Boden liegenden Kopfes. Immer tauchte er auf und musste alles kaputt machen! Wütend trat er mit dem Fuß gegen den Kopf des jungen Hauptkommissaren, wobei nur noch mehr Blut aus der großen Platzwunde trat.
    Hektisch lief er in der Wohnung hin und her, ihm musste jetzt schleunigst etwas einfallen.
    Er hatte ihn für einen kurzen Moment gesehen. Er hatte zwar geschickt eine Maske getragen, doch Ben hatte ihn für einen kleinen Augenblick in die Augen gesehen bis er diesen niedergeschlagen hatte. Mitnehmen konnte er den Hauptkommissar nicht, das würde auch seinen ganzen Plan verderben. Aber er wusste, dass er schnell weg musste. Sein Partner kann jeden Moment auftauchen, dachte er sich gestresst. Wütend blieb er stehen, Blut befleckte seinen Stiefel. Wieder schaute er mit voller Abscheu auf den am Boden liegenden jungen Mann. Wie lange hatte er sich diesen Moment ausgemalt, jetzt lag er hier direkt vor seinen Füßen, mit dem Gesicht zur Seite. Bens Gesicht war schon zur Hälfte mit Blut überströmt. Für ein paar Minuten genoss er den Anblick, er dachte daran was er jetzt alles machen könnte, doch er musste und wollte sich an seinen Plan halten. Zwar war die Verlockung sehr groß, aber die Vollendung seines Plans war das, wonach er sich wirklich sehnte. Und er wusste ja, dass diese Gelegenheit sich ja noch bieten würde. Dieser Gedanke befriedigte ihn etwas. Dass Ben kurz seine Augen gesehen hatte, bereitete ihm auf einmal weniger Sorgen. Hauptsache er kam hier jetzt schnell weg, er wollte grade zu Wohnungstür gehen, als er die Waffe bemerkte, die dem jungen Beamten vorhin aus der Hand geflogen war. Er gab der Versuchung nach, als er sie erblickte, und erlaubte sich noch diese paar Sekunden. Er nahm sie mit etwas Vorfreude in die Hand und drehte Bens reglosen Körper auf den Rücken. Dass er mit der Pistole auf eine vollkommen wehrlose Person richtete, war ihm völlig egal. Er besah sich das zu Hälfte blutüberströmte Gesicht kurz, das Gesicht das er schon so lange beobachtet hatte, die geschlossenen Augen, die ihn nie wahrgenommen hatten, die Person, die alles zerstört hatte, selbst in diesem Zustand sah er noch gut aus. Jetzt kam der ganze Hass hoch, der ihn nur noch darin bestärkte den Finger auf den Abzug zu legen. Nur zu gerne hätte er auf das Herz gezielt, doch es blieb ihm leider nichts anders übrig. Schnell breitete sich das Machtgefühl in seinem Körper aus, das ihm zusätzlich nochmal einen sadistischen Kick verlieh. Mit seinem dreckigen Grinsen im Gesicht betätigte er den Abzug. Der Schuss ertönte, der Körper unter ihm erbebte stark, ein schmerzhaftes Stöhnen kam über Bens Lippen. Es sah wie sich die braunen Augen des Kriminalhauptkommissaren qualvoll öffneten. „Da hast du nochmal Glück gehabt, du Arschloch!“, zischte er zum Abschied und schlug erneut heftig gegen die Schläfe seines Gegenübers. Dessen Kopf augenblicklich zurück auf die Seite sackte und reglos liegen blieb. Noch mehr Blut floss aus der neu entstandenen Platzwunde. Jetzt wird es aber Zeit, dachte er sich, richtete sich auf, ging zu Tür und rannte die leeren Stockwerke zum offenstehenden Haupttor hinunter.

  • Da ich eine Woche einen Schüleraustausch mitmache, so ist leider das erstmal der letzte Teil, bis ich wieder komme. Ich hoffe euch gefällt der Teil und feedet in der Zeit schön viel damit ich hinterher was zum lesen habe :D ...viel Spaß!



    Als Semir den Schuss hörte, zuckte er innerlich zusammen. Wo kam dieser Schuss her? Schnell rannte er um die Ecke des großen Wohngebäudes und ließ den verwirrt dreinblickenden alten Hausmeister im Nieselregen stehen. Als er um die Ecke bog, sah er in der Ferne eine ganz in schwarz gekleidete hochgewachsene Person, die von dem Haus wegstürmte. In einer Sekunde musste er sich entscheiden ob er der Person nachlief oder ob er nach seinem Partner schaute, der nicht mehr vor dem Haupttor zu stehen schien. Doch die Sorge um seinen Partner war großer, ließ den „schwarze Mann“ laufen und stürmte die Treppen zu Anja Wenscheks Wohnung nach oben. Im vierten Stockwerk angekommen, erlaubte sich Semir einmal kurz Luft zu holen, da er die ganzen Stockwerke hinaufgestürmt war und erblickte die aufgebrochene Tür. Mit einem flotten Handgriff angelte er sich sein Handy aus der Tasche und gab eine Ringfahndung nach dem schwarzgekleideten Mann durch. Und schon war es auch schon wieder in der Tasche verschwunden, langsam ging Semir auf die Eingangstür zu, mit der Waffe im Anschlag. „Ben?“, rief er zögerlich, „bist du da?“, und ging in den dunklen Flur. Ein schlechtes Gefühl breitete sich in Semir aus. Geschickt stieß er die halboffene Tür auf. Der Anblick, der sich ihm dort bot, ging ihm durch Mark und Bein.


    Semir sah Ben mitten in einem kleinen Wohnzimmer auf dem Rücken liegen. Sein halbes Gesicht war mit dunkelrotem Blut bedeckt und um seinen Kopf und seinen Oberkörper hatte sich eine große Blutlache gebildet. „Oh Gott!“, stieß der kleine Deutschtürke aus, steckte seine Waffe zurück ins Holster und kniete sich sofort neben seinen Partner. Eine große Schusswunde prangte unter Bens Schlüsselbein, aus der immer mehr Blut floss. „Oh mein Gott, Ben! Hey kannst du mich hören?“, sagte er schockiert. Vorsichtig nahm er Bens Kopf in beide Hände. „Ben mensch, mach keinen Scheiß! Wach auf…komm schon Partner!“, versuchte es Semir nochmal etwas panisch. Doch Bens Augen blieben geschlossen und sein Körper bewegte sich nicht. Semir versuchte seinen besten Freunden mit leichten Ohrfeigen wach zu bekommen, doch nach geschätzten zehn gab er es auf. Erst dann bemerkt der kleine Hauptkommissar seine blutigen Hände, an denen Bens Lebenssaft klebte. Krampfhaft suchte er nach etwas mit dem er die starke Blutung an Kopf und Schulter stoppen könnte, und fand schließlich ein altes Spanntuch, dass wohl von Anja vor geraumer Zeit zum trocken aufgehängt wurde. Das graue T-Shirt seines Freundes hatte sich bereits fast ganz rot gefärbt, und Semir gab sich Mühe es seinem Partner vorsichtig auszuziehen. Sankt legte er Bens feuchten Kopf wieder auf den Boden und begann das lacken auf die Schusswunde zu drücken. Nachdem Semir ein paar Mal kräftig Druck auf die Wunde ausübt hatte, kam es ihm so vor als würde sie weniger bluten, und bastelte sich einen provisorischen Verband aus seiner Überziehjacke und dem vollgesogenen Spannbettlacken. Ben hatte sich seit dem nicht gerührt und Semir betrachtete ihn voller Sorge. Er besah sich die Kopfwunden und stellte erleichtert fest, dass die Platzwunde an der Schläfe aufgehört hatte zu bluten und auch die Wunde am Hinterkopf blutete nicht mehr so stark. Ein weiteres Mal versuchte Semir seinen Partner wach zu bekommen. „Hey Ben! Na komm schon Partner wach auf!“ Doch Ben rührte sich nicht. Angst beschlich ihn, sein bester Freund muss ein paar heftige Schläge abbekommen haben. Und tatsächlich, nur zwei Meter weiter fand Semir neben einem gemütlichen roten Sofa eine rostige Brechstange, an der Bens Blut klebte. Schnell holte Semir wieder sein Handy raus und rief einen Krankenwagen. Als er die Position durchgegeben hatte, steckte er sein Telefon wieder ein und blickte auf seinen am Boden liegenden Partner, dessen Brust sich nur unregelmäßig hob und senkte. Wer konnte nur in der Lage sein jemanden so brutal nieder zu schlagen wie seinen Freund? Das muss doch alles irgendwie einen Sinn ergeben!, fragte sich der kleine Hauptkommissar verwirrt. Doch Semir konnte es nicht wissen und erst recht nicht was noch passieren würde.

  • So Leute ich bin wieder!. Ich muss sagen es war echt schön in Frankreich, aber ich bin auch froh wieder in Deutschland zu sein. :)
    In der Zeit hab ich nicht nur Französisch gelernt, sondern hab auch viele neuen Ideen gesammelt.
    Und hier gehst nun weiter mit meiner Story und ich hoffe sie gefällt euch! ^^
    Und nicht das feeden vegessen :D



    Ein weiteres Mal versuchte er seinen Partner wach zu bekommen und kniete sich neben Ben bis der Krankenwagen kam. Erneut versuchte er den jungen Mann mit sachten Klapsen auf die Wange wach zu bekommen. Und tatsächlich nach ein paar sanften Ohrfeigen begannen Bens Augenlieder zu flattern. Und nach nur einer knappen Minute öffneten sich die braunen Augen des jungen Beamten schwerfällig. „Se…Semir?“, krächzte er, seinen Stimme war nur noch ein Flüstern. „Mensch Partner! Gott sei Dank! Du hast mir echt nen mortz Schrecken eingejagt!“, stöhnte Semir erleichtert auf, sichtlich erfreut seinen Freund wieder bei sich zu haben. Doch plötzlich begann Bens Körper stark zu zittern, und der junge Mann wurde ganz blass im Gesicht. Der kleine Deutschtürke fühlte Bens Stirn, sie fühlte unangenehm heiß an. „Semir…es…es tut so…weh!“, flüsterte Ben gequält. Schnell nahm er die Hand seines besten Freundes und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ben der Krankenwagen ist schon unterwegs. Wer war das? Konntest du ihn sehen?“ „Ich weiß nicht mehr so…so genau“, sagte der junge Kriminalhauptkommissar gepresst. Plötzlich schrie Ben vor Schmerzen auf und schaute seinen Partner ängstlich an. Semir drückte seinem Freund beruhigend, aber mit großer Sorge, die Hand. Es blieb ihm nichts anderes übrig als auf das Eintreffen des RTWs zu warten, dessen Martinshorn er schon in der Ferne hören konnte.


    Als Semir von unten ein „Hallo“ rufen hörte, blickte er auf und rannte schnell zum Treppengeländer. „Hey, wir sind hier oben! Beeilt euch!“ Der kleine Deutschtürke sah den Notarzt mit seinen zwei Sanitätern, die eine Trage hinauf chauffierten, die Treppe hochsprinten und führte sie auch gleich in das Wohnzimmer, in dem Ben noch immer am Boden lag. Schnell kniete sich Semir wieder neben seinen Freund und Partner, der vor Anstrengung die Augen geschlossen hatte. „Ben, der RTW ist jetzt da, wir bringen dich jetzt ins Krankenhaus, dann wird es dir bald besser gehen Kumpel“, sprach Semir aufmunternd zu Ben, der es schaffte seine Augen einen kleinen Spalt zu öffnen. „Bitte treten sie zur Seite“, bat der Notarzt Semir, der ihm auch gleich Platz machte. „Er hat eine Schussverletzung in der Schulter“, lieferte der kleine Hauptkommissar Bericht ab, jedoch nicht ohne Bens Hand los zulassen. Der Arzt holte eine kleine Taschenlampe heraus und leuchte Ben damit in die Augen, während die beiden Sanitäter Elektroden auf der Brust des jungen Mannes befestigten um damit seine Herzfrequenz herauszufinden. „Pupillenreflexe sind in Ordnung“, stellte der Arzt fest und begutachte Semirs provisorischen Verband. „Puls und Herzfrequenz sind unregelmäßig“, fügte einer der Sanitäter hinzu. „Herr Jäger, können sie mich verstehen?“, versuchte der Arzt den jungen Hauptkommissaren wach zu halten, der schon wieder die Augen geschlossen hatte, weil sich alles um ihn herum drehte. Doch Ben schaffte es einfach nicht mehr, er spürte wie er immer weiter in die Ferne rückte und alles nur noch dumpf wahrnahm. Das einzige, dass der junge Mann wirklich noch spürte, war Semirs Hand, die seine die ganze Zeit festhielt. „Ben?“, fragte Semir ängstlich. „Herr Jäger!“, wiederholte der Notarzt ein weiteres Mal. „Kompresse auf die Schulterverletzung und auf die beiden Platzwunden, und dann abgehst!“, gab der Mann mittlerem Alters die Befehle an seine Mitarbeiter, die sich schnell an die Arbeit machten und die nötigen Druckverbände heraussuchten. Der Arzt drehte sich zu Semir um. „Ihr Kollege muss in den OP, die Kugel scheint noch zu stecken, und der Blutverlust bereitete mir auch etwas Sorgen“, teilte er Semir etwas gestresst mit. Semir brachte nur ein Nicken zustande und sah zu wie Ben auf der Trage von den Helfern die Treppe runtergetragen wurde.

  • Leute, mehr feeds :D



    Dr. Steiner wandte sich zum Gehen, als er von dem kleinen Kriminalhauptkommissar an der Schulter gepackt wurde. „Bitte sagen sie, ist es gefährlich?“ Er konnte die Angst und Sorge um seinen Partner in den Augen des Beamten sehen, als er sich umdrehte. „Ich denke nicht, aber das Projektil muss so schnell wie möglich entfernt werden, sonst könnte ihr Kollege kollabieren“, versuchte er den Polizisten zu beruhigen. „In welches Krankenhaus bringen sie ihn?“ „Ins Marien Krankenhaus, Herr Gerkan ich muss jetzt aber los“, beschwichtigte er, nickte einmal kurz und lief dann wie seine Sanitäter wenige Sekunden zuvor die Treppe zum Krankenwagen hinunter.


    Semir blieb noch einen Moment wie angewurzelt stehen, bis er erneut zu seinem Handy griff.
    „Semir?“, meldete sich Susanne am anderen Ende. „Susanne, schick bitte die Spurensicherung in die Schlehenallee zu Anja Wenscheks Wohnung. Der Mann, nach dem ich vorhin die Fahndung durchgegeben hab, hat wahrscheinlich Ben niedergeschlagen und angeschossen“, informierte Semir die Sekretärin. Die letzten Wörter musste er heraus pressen. „Oh mein Gott! Wie geht es ihm?“, antwortete Susanne geschockt. „Der Arzt meinte, es sei nicht lebensgefährlich, aber er muss operiert werden. Hat die Fahndung schon etwas ergeben?“, fragte Semir und fuhr sich mit der Hand über den Bart. „Nee die Ringfahndung war leider erfolglos, aber die Spurensicherung ist unterwegs. Dieser Kerl muss ja irgendwelche Spuren hinterlassen haben!“, sagte Susanne, die genau wie Semir wollte, dass dieser Typ gefasst wird damit er nicht er nicht noch mehr Leute verletzten konnte. „Ja, die hat er hinterlassen“, bestätigte Semir düster und schaute zu der am Boden liegenden Brechstange, die mit dem Blut seines Partners beschmiert war. „Ok Susanne, ich fahr jetzt zu Ben ins Krankenhaus, bitte melde dich wenns was neues gibt.“ „Natürlich, und meld du dich, wenns was neues von Ben gibt“, sagte sie und legte damit auf. Semir atmete einmal tief durch. Wieso hatte er das nicht verhindert? Hatte er Ben nicht alleine gelassen, dann wären sie beide zu der Wohnung hinauf gegangen und Ben wäre nicht allein gewesen. Und somit wäre sein Partner auch nicht verletzt worden. Langsam begann Semir sich Vorwürfe zu machen. Wieso hatte er seinen besten Freund stehen lassen? Der kleine Deutschtürke wusste zwar genau, dass er nicht wissen konnte, dass Ben alleine gehen würde geschweige denn überhaupt dass er diese massive Tür aufbekommt. Doch trotzdem beschlich in ein schlechtes Gewissen, das seine Vorwürfe nur noch verstärkte. Semir kannte Ben, seinen Partner, in und auswendig, er war sein bester Freund, und das warf sich Semir immer vor. Er hätte damit rechnen sollen, er hätte daran denken sollen. Doch er war sauer auf seinen Freund gewesen und hatte im wörtlich gesagt im Regen stehen lassen, obwohl er wusste in was für einer labilen Verfassung Ben gewesen war. Das er eigentlich nichts dafür konnte, daran dachte Semir nicht. Er dachte jetzt nur an seinen besten Freund, stürmte die Treppe runter und setzte sich in seinen BMW. An den alten Hausmeister, der noch immer mit offenem Mund vor dem Haupttor stand, dachte Semir gar nicht mehr. Mit seinem Fuß trat der kleine Hauptkommissar das Pedal seines Wagens durch und rauschte in Richtung Marien Krankenhaus, in dem Ben gerade operiert wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von BenFan#1 () aus folgendem Grund: Rechtschreibkorrektur

  • Den nächsten Teil gibt es erst Freitag oder vielleicht auch Donnerstag.



    Ein heftiger Schmerz in der Schulter zwang Ben die Augen zu öffnen. Seine Sicht war benebelt und unscharf, Geräusche kamen nur dumpf in seinem Kopf an. Er versuchte sich mit der Hand über die Augen zu wischen, doch sie wurde festgehalten. Eine Stimme drang an sein Ohr: „Herr Jäger, bleiben sie ganz ruhig. Sie sind im Marien Krankenhaus und werden gleich operiert. Die OP leitet Dr. Lohmann.“ Ben versuchte seinen Mund zu öffnen um etwas zu sagen, doch eine Maske die er auf seinem Sauerstoffmaske, die er auf seinem Gesicht spürte hinderte ihn daran. Der junge Mann spürte das sein Bett plötzlich stehen blieb. Die Sauerstoffmaske wurde von seinem Gesicht entfernt und eine junge Krankenschwester kam in sein Sichtfeld. „So Herr Jäger, wir werden jetzt die Narkose einleiten. Sie werden an der Schulter operiert und dieser Eingriff wird einige Stunden dauern“, erklärte ihm die junge Frau sanft. Ben brachte nichts weiteres als ein Nicken zustande. Nur kurz darauf spürte er einen Stich im seinem linken Unterarm. Sofort fielen dem jungen Hauptkommissar die Augen zu und er spürte keinen Schmerz mehr.


    Schnell lief Semir durch die großen Flügeltüren des Marien Krankenhaus . Die Frau am Empfangstresen drehte sich erschrocken um. „Wo ist mein Partner Ben Jäger?“, redete er sofort auf die Frau ein. „Herr Jäger?“, fragte sie verwirrt. „Ja genau, mein Partner Ben Jäger!“, wiederholte Semir etwas genervt. Er hatte nun echt keine Zeit, in seinem Kopf hatte er nur einen Gedanken: Er musste zu seinem besten Freund. Er wollte sofort erfahren wie es Ben geht und da hatte er echt keine Lust sich lange mit der Empfangsdame zu unterhalten. Nachdem die Frau ihn nochmal perplex ein Blick zu warf und Semir genervt zurückfunkelte, warf sie einen Blick auf ein vor sich liegendes Blatt. „Ähh…ihr Partner wurde vor zehn Minuten in der Notaufnahme eingeliefert und wird zurzeit operiert. Wie es ihm geht kann ich ihnen leider nicht sagen!“, gab sie etwas beleidigt zurück. „Und wo kann ich ihn finden?“, fragte Semir nun etwas freundlicher. Die Frau mittleren Alters ging drauf ein und drehte sich wieder zu dem kleinen Beamten. „Im Ostflügel, wenden sie sich dort bitte an die Schwestern und dort zuständigen Arzt“, erklärte sie. „Danke“, sagte Semir abwesend und spurtete schon am Tresen vorbei durch den Gang, der zum Ostflügel führte.


    Dort angekommen sah er sich flüchtig um bis sein Blick an einer Krankenschwerster mit einem blonden Dutt hängen blieb, die auch schon auf ihn zu kam. „Gute Tag, mein Name ist Semir Gerkan, Kripo Autobahn. Mein Kollege Ben Jäger wurde hier eingeliefert“, stellte sich Semir nun etwas ruhiger vor. „Ja Herr Jäger befindet sich momentan im operiert. Die OP leitet Dr. Lohmann“, erklärte die junge Frau. Nun kam auch Dr. Steiner dazu, der bemerkt hatte wie nervös und beunruhigt Semir. „Ich übernehme das“, flüsterte er der Krankenschwester zu, sie nickte und ging in den benachbarten Raum. „Herr Gerkan, machen sie sich keine Sorgen! Herr Jäger ist bei meinem Kollegen in guten Händen. Dr. Lohmann ist ein guter Chirurg“, versicherte er dem kleinen Hauptkommissar. „Es ist nicht so schlimm wie es aussah, sie können solange warten, wir werden ihnen Bescheid geben“, erklärte Dr. Steiner und wies dabei auch eine kleine Stuhlkette, die an der Wand vor ihnen standen. Semir nickte nur und setzte sich hin. Was blieb ihm den schon anderes übrig als zu warten. So starrte er eine gute Stunde an die Wand und tippte immer ungeduldiger mit seinen Fingern auf seinem Knie rum. Schließlich stand er auf und zog sein Handy heraus. Er informierte Frau Krüger, dass Ben immer noch im OP sei und dass er auch nicht genau wüsste wie lange es noch dauern würde geschweige denn in welchem Zustand sich sein Partner grad befand. Frau Krüger teilte ihm stattdessen mit, dass die Ringfahndung wiederrum keinen Erfolg gebracht hatte und dass die Spurensicherung alles Brauchbare ins Labor geschickt hatte. Die Ergebnisse würden erst würden erst am Nächsten Morgen vorliegen. Semir musste ihr wie bei Susanne zuvor versprechen sie umgehend zu informieren, wenn es etwas Neues von Jäger gibt. Kraftlos drückte er auf den Beenden-Knopf und fuhr sich mit der Hand über das müde Gesicht. Kurz schaute Semir aus dem Fenster, wo er die letzten Strahlen erkennen konnte, die sich über den rotglühenden Himmel zogen. Ein paar Blätter wirbelten durch die Luft und wurden irgendwohin getragen. Nun verschwanden auch die letzten Sonnenstrahlen, dennoch glühte der Himmel etwas rot. Semir setzte schwerfällig wieder auf seinen Stuhl nachdem er sich einen Kaffee geholt hatte und wartete weiterhin ungeduldig auf Ergebnisse.

  • So Leute! Ich bin wieder da und es geht weiter mit meiner Story :D
    ich hoffe meine Geschichte ist nicht in Vergessenheit geraten nach meinem Laptopunfall....
    Viel Spaß beim Lesen und das ´Feeden nicht vergessen ;)




    Semir schrak auf als er eine Berührung an der Schulter vernahm. Offensichtlich musste er eingenickt sein. Er hob den Kopf und schaute in die Augen seiner Chefin. „Chefin?“, nuschelte er etwas verschlafen. „Gerkan, wie geht es Jäger?“, fragte sie sofort. „Ich weiß nicht…Ben ist noch im OP.“ Wie auf Stichwort trat ein Mann, bekleidet in einem grünen Kittel, aus dem Operationsraum. Semir übersah nicht das Blut, das an der Kleidung klebte.
    „Sind sie Herr Gerkan?“, kam es von dem Chirurg. Semir nickte schnell währenddessen der Arzt einen fragenden Blick Frau Krüger warf. Diese reagierte sofort: „Mein Name ist Kim Krüger und ich bin die Vorgesetzte von Herrn Jäger. Können sie uns sagen wie es unserem Kollegen geht?“ Dr. Lohmann begann, er konnte die deutliche Sorge der beiden Kollegen seines Patienten in dessen Augen erkennen. „Keine Sorge, Herr Jäger geht es soweit gut. Die OP ist wirklich gut verlaufen. Das Projektil konnte ohne Probleme entwerft werden, und wie durch ein Wunder wurde der Knochen auch nicht beschädigt. Er hatte nur einen etwas höheren Blutverlust. Das konnten wir aber durch die entsprechenden Blutkonserven wieder ausgleichen. Die Platzwunden haben wir ebenfalls genäht, allerdings hat Herr Jäger eine ordentlich Gehirnerschütterung“, beendete der Chirurg seinen Bericht. Semir und Frau Krüger nahmen das nur durch ein Nicken entgegen. „Sagen sie mal, wie ist das eigentlich passiert? Ihr Partner muss ein paar echt heftige Schläge abbekommen haben“, fragte er nun nach.
    Semir bemerkte, dass er einen ganz trockenen Hals hatte. „Wir wurden überrascht“, konnte der Hauptkommissar nur antworten. Dass er nicht dabei war als Ben niedergeschlagen wurde, brachte Semir nicht über die Lippen. „Ok, Herr Jäger wird es schon bald besser gehen. Er wird von den Schwestern grad in den Aufwachraum gebracht.“ „Kann ich zu ihm?“, fragte der kleine Deutschtürke sofort. „Ja sicher, aber ich muss jetzt auf die nächste Station“, gab Dr. Lohmann bekannt und wandte sich zum Gehen. „Danke“, wurde ihm noch schnell hinterher gerufen, das er mit einem Nicken entgegen nahm bevor er den Gang zur nächsten Station hinunter ging.
    Semir drehte sich zu Frau Krüger um. Sie konnte die Frage ihres Kollegen ihm Gesicht ablesen. „Ja natürlich, gehen sie, aber informieren sie mich wenn Jäger aufwacht.“ „Danke Frau Krüger“, sagte Semir nur und lief dem Aufwachraum entgegen. Die Schwester führte ihn durch einen etwas größeren Raum mit vielen Geräten zu einer Tür, die das Einzelzimmer von dem großen Hauptraum abgrenzte. Leise drückte Semir dir Klinke herunter und trat in den klinisch weißen Raum. Dort sah er seinen Freund und Partner ganz reglos in einem Bett liegen. Ben trug eines dieser Krankenhaushemden, die Semir überhaupt nicht leiden konnte. Sein Partner war ganz weiß im Gesicht. Ein Piepen tönte durch den relativ kahlen Raum, das die regelmäßige Herzfrequenz von Ben angab. Das Pulsmessgerät steckte an der linken Hand des jungen Mannes sowie eine Infusion und eine Blutkonserve. Ganz vorsichtig zog Semir sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Ben ans Bett. Besorgt schaute er auf das blasse Gesicht seines Partners. Wieso hatte er das nicht verhindert?, warf sich Semir die ganze Zeit vor. Ganz sanft nahm die freie Hand von Ben und legte sie in seine. Der Verband um seine Schulter war unter dem sterilen Krankenhaushemd deutlich zu sehen, jedoch waren die genähten Platzwunden unten Bens Wuschelhaaren verborgen. „Es tut mir leid Partner, es tut mir leid, dass ich dich allein gelassen hab“, flüstere Semir und fuhr Ben immer wieder sanft durch die Haare. Der kleine Beamte wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, inzwischen war es draußen aber schon stock dunkel geworden. Doch plötzlich vernahm Semir in seiner Hand ein Zucken, und schaute aufgeregt auf seinen Partner, dessen Augenlieder zu flattern begannen.


    Als Ben langsam aufwachte bemerkte er als erstes die leichte Taubheit in seiner Schulter. Reflexartig wollte er sich an die Schulter fassen, doch irgendetwas hing an seinem Arm fest. Als er seinen Arm anhob um sich von diesem Etwas zu befreien, wurde seine Hand mit sanfter Gewalt wieder neben seinen Körper gedrückt. Ganz langsam öffnete er seine müden Augenlieder. Sofort sah er in die besorgten Augen seines Partners. „Semir?“, fragte Ben verwirrt und versuchte sich aufzusetzen, wobei sich augenblicklich der ganze Raum zu drehen begann. Erst jetzt bemerkte der junge Mann wie heftig sein Kopf wehtat. Ein leichtes Stöhnen erfuhr ihn. „Mensch Ben, bleib liegen!“, kam es von seinem besten Freund, der ihn auch gleich wieder ins Kissen drückte. Angestrengt schloss Ben nochmal die Augen. Was machte er hier?

  • Er konnte sich nur noch daran erinnern wie er in Anjas Wohnung gegangen war, und dann war alles weg. „Ben?“, fragte Semir besorgt. „Partner, was ist passiert?“ Semir schaute in die rehbraunen Augen seines Partners, die wiederrum unsicher in seine blickten. Langsam erzählte Semir Ben was passiert war. „Du wurdest in Anjas Wohnung überrascht und niedergeschlagen.“ Dass Ben auch noch angeschossen wurde, ließ Semir erst mal weg, er wollte seinen Partner nicht zu sehr aufwühlen. Auch wenn er wusste, dass Ben es später so oder so erfahren würde.
    Als er das hörte, machte es bei Ben klick. Vor seinem inneren Auge sah er sich selbst mit der Waffe im Anschlag in Anjas Wohnzimmer schleichen. Dann erinnerte er sich an den heftigen Schmerz im Hinterkopf und dann nur noch daran wo alles schwarz wurde. Semir konnte förmlich das Gehirn des jungen Mannes arbeiten hören. Er versuchte ihn ein bisschen abzulenken. „Ben, konntest du denjenigen, der dir das angetan hat, erkennen?“, fragte Semir. Der junge Hauptkommissar dachte nach. „Nein, ich glaube nicht, ich weiß nur noch als ich ins Wohnzimmer gegangen bin, und dann ist alles weg. Semir, wie konnte ich nur so dumm sein? Ich habe mich niederschlagen lassen wie ein Anfänger!“ Ben konnte es einfach nicht glauben, warum er nur so gehandelt hatte. Semir begriff sofort. „Ben das war doch nicht deine Schuld! Es war mein Fehler, ich hätte dich in deiner Verfassung nicht alleine lassen sollen! Wegen mir wärst du fast erschossen worden, es tut mir leid Partner!“, flüsterte Semir traurig. „Semir das ist doch nicht deine Schuld, wenn ich so leichtsinnig bin und alleine hochsteige! Aber das kann man auch nicht mehr ändern“, versicherte Ben seinem Freund, der sich leicht weggedreht hatte. Doch auch jetzt bei Ben gewann der Ermittler die Oberhand. „Sag mal, hat die Spusi denn schon irgendwas gefunden?“, fragte Ben und fuhr mit seiner freien Hand über die Naht an seiner Stirn. Semir wandte sich wieder Ben zu. „Der Bericht müsste zu Dienstbeginn auf unserem Schreibtisch liegen.“ Ben schaute etwas verwirrt drein. „Wie viel Uhr haben wir es denn gerade?“ Semir schaute auf seine Uhr, an die in den letzten Stunden gar nicht gedacht hatte. „Ungefähr halb drei. Ein paar Stunden dauert es noch, aber wer hätte auch gedacht, dass der letzte Tag so enden würde.“ Mit einem traurigen Lächeln schüttelte der kleine Beamten seinen Kopf. Ben sah ihn an. „Und du warst die ganze Zeit hier, und hast gewartet?“, wollte er wissen. „Mensch natürlich, du bist mein Partner!“, antwortete Semir ehrlich und sah seinem besten Freund tief in die Augen. „Weißt du was ich mir für Sorgen gemacht hab?! Aber das Wichtigste ist erst mal, dass du bald wieder auf dem Damm kommst“, zwinkerte Semir und drückte einmal die gesunde Schulter seines Partners. „Ja das hoffe ich doch, denn lange werde ich es hier bestimmt nicht aushalten“, nickte Ben. Semir warf Ben ein scharfen Blick zu, denn ihm fiel ein, dass sein Partner dazu neigte, sich selber viel zu früh aus dem Krankenhaus zu entlassen. „Hör zu! Du wirst dieses Krankenhaus erst verlassen, wenn die Ärzte ihr Einverständnis geben! Hast du mich verstanden?“, schnappte Semir, den letzten Satz betonte er bewusst. Allerdings starrte Ben dabei nur auf seine Hände, bis er dann doch unter Semirs durchdringenden Blick, den er auf sich spürte, nickte. „Ok gut“, freute sich Semir, jedoch entging ihm nicht wie Ben versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. „Du solltest jetzt etwas schlafen“, legte Semir fest. „Partner, bist du dann wieder da?“, fragte Ben, dessen Augenlieder immer schwerer wurden. „Ja natürlich Ben, und jetzt schlaf. Den brauchst du, damit es dir auch bald besser geht“, lächelte der kleine Deutschtürke und fuhr noch einmal liebevoll durch Bens Wuschelhaare. Ein Lächeln breitete sich auf Bens Gesicht aus und schloss endgültige die Augen.
    Semir betrachtete seinen Freund, der sofort eingeschlafen war. So sah er ganz friedlich aus, und Semir kam nicht ohne hin zu lächeln. Ein paar Minuten blieb er noch so sitzen, den Blick auf seinen besten Freund geheftet, der ruhig zu schlafen schien. Schließlich stand Semir auf, schob den Stuhl zur Seite und verließ leise das Zimmer. Auf dem Gang war alles still, nur das laute Tippen auf einem Computer schlich sich durch die Räume. Kein Mensch war zu sehen, nur die Nachtschwester hämmerte entnervt auf einer alten Tastatur herum. Ganz unauffällig schritt Semir an ihr vorbei, hinaus auf den Parkplatz des Marien Krankenhauses, wo er seinen BMW geparkt hatte. Die kalte Morgenluft tat seinen Lungen gut, und er erlaubte sich einen Moment inne zu halten und diese tief in seine beiden Lungenflügel zu transportieren. Tief atmete er ein und genoss die Stille der Nacht, die sich über ganz Köln gelegt zu haben schien.
    Ben hatte rechts, es brachte nichts, wenn es sich Vorwürfe machte. Er hätte es so oder so gesehen nicht verhindern können. Wichtig war jetzt nur, dass er für seinen Freund da war, damit es ihm bald besser ging. Und das würde er, das würde er immer, das wusste Semir.
    Doch es gab auch noch diesen Fall zu lösen, der komplexer zu sein schien, als Semir überhaupt erwartet hatte.

  • Nach nur wenigen Stunden, die Semir sich hingelegt hatte um sich etwas Schlaf zu holen, war er nun wieder auf dem Weg zu Ben. Noch in der Nacht hatte er Frau Krüger angerufen und sie über den Gesundheitszustand von Ben informiert. Sie wusste, dass der Kriminalhauptkommissar am Morgen nochmal zu seinem Partner fahren würde um zu sehen wie es ihm ging. Natürlich gab sie ihr Einverständnis, dass Semir etwas später beim Dienst erschien. Semir war sehr erleichtert über das Verständnis von Frau Krüger gewesen, dennoch war er mit verspannten Schultern ins Bett gestiegen. Andrea machte sich ebenfalls große Sorgen um Ben, doch sie wusste, dass er im Krankenhaus in guten Händen war. Auch das versicherte sie ihrem Mann zu dieser späten Stunde geschätzte duzend mal, bis Semir doch dann endlich in einen halbwegs ruhigen Schlaf fiel. Und sie dann ebenfalls, an die Seite ihres Ehemanns gekuschelt, einschlief.
    Semir parkte sein Auto auf demselben Platz wo er es auch am vorigen Tag abgestellt hatte. Mit schnellen Schritten visierte er Bens Zimmer an, doch als er in den Raum eintrat, sah er nur zwei leere Krankenhausbetten und diverse Geräte. Etwas verwirrt drehte er sich zu einer anwesenden Schwester um. „Entschuldigung, können sie mir sagen wo mein Kollege Herr Jäger ist? Er war heute Nacht in diesem Zimmer untergebracht“, fragte Semir etwas verunsichert. „Achso ihr Partner oder? Keine Sorge, ihm geht es gut. Herr Jäger wurde auf die normale Station verlegt. Dies hier ist ja immer noch die Aufwachstation. Es geht ihm auch schon etwas besser, Zimmer 312“, gab sie beruhigend Auskunft. Semir fiel ein Stein vom Herzen, nickte kurz als Dankeschön und machte sich auf den Weg zum Zimmer seines Partners. Dort angekommen fand er Ben sogar etwas aufrecht sitzend in seinem Bett vor. Er hatte einen Becher in der Hand und wollte mit der Heilen nach einer Wasserflasche greifen, die neben ihm auf dem Nachttisch stand. Mühsam streckte er den Arm aus, wobei Ben schmerzhaft das Gesicht verzog. „Mensch warte, ich geb sie dir Opa!“, lächelte Semir und reichte seinem Freund die Wasserflasche. Ben hob den Kopf und erblickte seinen besten Freund, der ihm die Flasche entgegen reichte. Sofort breitete sich auf Bens Gesicht ein Grinsen aus als er Semirs Bemerkung hörte. „Danke, aber von wegen Opa, das hätte ich auch allein geschafft!“, antwortete Ben, schraubte den Deckel ab und schenkte sich etwas Wasser in sein Glas. „Ja irgendwann bestimmt…aber wenn es dir Schmerzen bereitet“, gab Semir ebenfalls grinsend zurück und schüttelte den Kopf. „Und wie geht es dir Partner?“, wollte er nun wissen. „Schon besser, dann sitz ich hier auch nicht mehr so lange fest“, überlegte Ben, und verschwieg bewusst dass er es hier schon jetzt nicht mehr aushielt. Und an den Plan, mindestens übermorgen schon von hier abzuhauen, wollte er nicht mal denken, aus Angst Semir könnte ihn durchschauen und wieder in seine Vaterrolle schlüpfen. Und zu Recht, der kleine Deutschtürke warf ihm sofort einen hitzigen Blick zu. Schnell redete der junge Beamte weiter: „Die Medikamente schlagen echt gut an, mein Kopf tut schon fast nicht mehr weh!“ Semir ließ sich nicht hinters Licht führen. „Das ist sehr gut Ben, du wirst hier aber trotzdem erst rauskommen wenn der Arzt sein OK gibt“, kommentierte er geschickt, woraufhin Ben schmollend aus dem Fenster blickte. Das werden wir ja mal sehen, dachte er sich verschwörerisch. „Und gibt´s schon was Neues, den fall betreffend?“, wollte Ben wissen und vom Thema abzulenken. Semir ging drauf ein, behielt die Diskussion allerding im Hinterkopf. „Ich weiß noch nicht, ich fahr jetzt gleich zum Revier und schau mal was der Bericht so sagt“, verkündete er, wobei im plötzlich ein ganz anderer Gedanke in den Sinn kam. „Ben, denkst du es könnte was mit deinem Klassentreffen zu tun haben?“ „Wie meinst du das?“, Ben wusste im ersten Moment nicht worauf Semir hinaus wollte, bis er im wie Schuppen von den Augen fiel. „ Denkst du der Mord an Anja und der Anschlag auf mich hat etwas mit den Leuten aus meiner Schulzeit und zutun?“, stellte Ben die Gegenfrage. Semir nickte. „Ich meine dein Klassentreffen ist am Freitag und du wärst ja hingegangen und Anja sicher auch. Gibt es nicht doch irgendwen der was während deiner Schulzeit gegen Anja und dich hatte?“, fragte der kleine Hauptkommissar. Kurz überlegte Ben. „Gegen mich bestimmt, aber mir fällt echt niemand ein der etwas gegen Anja gehabt haben soll. Auf jeden Fall hab ich so jemanden nicht bemerkt.“ „Ok, ich denke das ist eine Spur. Ich bitte Susanne mal die Gästeliste von eurem Treffen zu checken, dann zeig ich sie dir. Denk bitte darüber nochmal nach, nach meinem Bauchgefühl wäre das eine Verbindung. Ok ich fahr dann jetzt zur PAST, ich komm heut Abend nochmal vorbei. Und du sieh zu dass es dir besser geht“, sagte Semir abschließend und umarmte seinen Partner vorsichtig zum Abschied. Der erwiderte die Umarmung und ging im Kopf die Personen durch mit der er in der Schule Schwierigkeiten hatte. Nur eine Minute später saß Semir in deinem BMW und fuhr nur Sekunden später vom Parkplatz in Richtung seiner Dienststelle.

  • Ein etwas längerer Teil :)



    Dienstag. Es war Dienstag. Nur noch drei Tage dann würde er seinen Plan vollenden. Er sehnte sich auf den Höhepunkt, der an diesem Abend stattfinden würde. Er wusste nicht wie lange er sich schon auf diesem Tag freute. Der Gedanke daran erregte ihn. Langsam tigerte er um seinen Couchtisch. Seinen starren Blick heftete er auf die zwei Fotos, die sich auf dem kleinen Tisch befanden. Kurz blieb er stehen und zog ein kleines Taschenmesser aus der Hosentasche, mit einem schnellen Zug schnitt er sich in sein blasses Fleisch. Blut floss aus seiner Hand, das ihm am Ellenbogen in feinen Rinnsalen hinunterlief. Langsam hielt er die Hand über die beiden Fotos und zog sie erst weg als sie mit vielen kleinen Blutstropfen überseht waren. Seine barsche Hand faste nach einem und starrte es unentwegt an. Ein kaltes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Sein Blick ließ von dem Foto nicht los. Lange stand er nun vor seinem Sofa, dachte nicht daran sich hinzusetzten, und gab sich seinen Gedanken hin:


    Langsam schritt er den Gang entlang, er achtete nicht auf die Blicke, die er im Nacken spürte. Den Kopf immer gesenkt, drückte er sich an den Schülern vorbei bis er schließlich zu seinem Schließfach gelangte. Mit seinen kurzen Fingern drehte er an seinem Schloss herum. Als es dann endlich aufsprang, schaute er nur verdrießlich in die Dunkelheit seines Faches. Sein Kopf drehte sich zu der Innenseite der Schließfachtür, wo sich ein kleiner Spiegel befand. Sein eigener stechender Blick bohrte sich in ihn hinein. Schnell fuhr er sich einmal fahrig mit der Hand durch das fettige Haar, als er auch schon nach seinen Büchern griff. Klackernd machte er wieder sein Fach zu und packte sich die Schulbücher unter den Arm. Plötzlich wurde er von hinten angestoßen, die ganzen Bücher und Blätter wurden quer über den Korridor verteilt. Auf allen Vieren versuchte er die verlorenen Sachen wieder einzusammeln, doch plötzlich hörte er eine höhnische Stimme sagen: „Na, schon wieder was verloren du Pickelvisage?“ Sein Kopf hob sich und er schaute in Manuelas hübsches, aber fieses Gesicht. Erst jetzt bemerkte er, dass alle sie im Flur anstarrten. Jemand fing an zu lachen, ein weiterer lachte, bis das Gelächter immer lauter wurde. Die Leute um ihn herum lachten einfach weiter, währenddessen jemand seine Bücher aufhob. „Hier ich glaube das sind deine.“ Sein Kopf drehte sich zur Seite und er sah wie ihm die Bücher entgegen gereicht wurden. Sein Blick fokussierte sich auf denjenigen und verdunkelte sich sofort. Feindselig glotzte er in das gutaussehende Gesicht seines angeblichen Klassenkamerads. „Ben! Was machst du denn da?! Dieser Loser soll sich gefälligst selber seinen Kram aufheben“, blaffte sie und warf ihre lange Mähne nach hinten. „Manuela, es reicht jetzt. Lass es einfach“, erwiderte Ben ruhig und streckte die andere Hand aus, um ihm aufzuhelfen. Statt nach ihr zugreifen, schlug er sie weg und richtete sich selber auf. „Lass mich in Ruhe!“, zischte er nur und riss Ben die Bücher und Blätter grob aus der Hand. Dieser schaute ihn kurz etwas verwirrt an. „Verräter“, murmelte er nur noch, drehte sich um und schob sich geduckt durch die lachende Schülermenge hindurch. Nach nur wenigen Sekunden war er verschwunden und das Gelächter stellte sich ein. Die Attraktion, oder eher die öffentliche Demütigung, schien beendet und die meisten wandten sich wieder ihren Gesprächen oder vorherigen Aktivitäten zu. Der Kreis löste ich langsam auf und die Schüler machten sich auf den Weg zu ihren Kursen und Unterrichtsstunden. Bens Blick war immer noch auf die Stelle geheftet, an der sein früherer Freund sich hindurchgedrängt hatte. „Ben, kommst du endlich? Ich weiß nicht was dir immer noch an dieser Pickelvisage liegt“, hörte er Manuela herablassen reden. Ben drehte sich zu ihr um. „Manuela, lass ihn bitte einfach in Ruhe! Ich will nicht dass du ihn so behandelst, du weißt doch, dass wir mal befreundet waren“, bat Ben und schaute in ihr exotisches Gesicht. Ihre dunklen Augen funkelten schelmisch, doch es lag auch eine gewisse Niedertracht in ihnen. „Ach komm Schatz, das hat doch Spaß gemacht“, lachte sie und versuchte ihren Freund zu sich ran zuziehen. Jedoch verschränkte Ben die Arme vor der Brust und ließ ihre Umarmung nicht zu. „Nein Manu! Die weißt, dass ich dich liebe, aber diese Art von dir, wie du manche Leute behandelst, ist einfach schrecklich!“, fauchte er, rauschte an ihr vorbei und ließ sie einfach stehen. Verdutzt blieb sie alleine stehen. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Schnell lief sie ihren Freund nach. „Jetzt warte doch mal“, rief sie . Und tatsächlich, Ben blieb stehen. Augenblicklich legte sie ihre Arme um seinen muskulösen Körper, diesmal erwiderte er die Umarmung, die in einem innigen Kuss endete. Die vorige Auseinandersetzung war vergessen und nur nach ein paar Minuten lösten sie sich voneinander. Hand in Hand schlenderten sie in die Aula, wo sich ihre gemeinsamen Freunde die Freistunde mit dem Herumwerfen von Papierkugeln vertrieben. Sie merkten nicht wie sie beobachtet wurden.
    Langsam zog er sich wieder hinter das große Portal, das zu Aula führte. Seine Fäuste ballten sich und die Ader auf seiner Stirn trat hervor. Sie würden bezahlen, alle beide werden es büßen. Das schwor er sich.


    Er hob seinen Kopf, tauchte auf, aus seinen Erinnerungen. Erst jetzt bemerkte es den leichten Schmerz in seiner Hand. Das Blut, das vorhin noch aus dem Schnitt ausgetreten war, war mittlerweile schon getrocknet und verkrustete seine ganze Hand. Ihm machte das aber nichts aus, der Schmerz holte ihn immer wieder in die Realität zurück. Mit der anderen Hand fuhr er sich durch seine verklebten Haare, die er seit mehr als einer Woche nicht mehr gewaschen hatte. Sein Kinn und seine Wangen fühlten sich rau und kratzig an, dagegen musste er etwas machen. Da war er sich sicher, damit sein Plan aufgehen konnte.

    Einmal editiert, zuletzt von BenFan#1 () aus folgendem Grund: Rechtschreibkorrektur

  • Als Semir an der PAST ankam, wurde er von einer aufgeregten Susanne in seinem Büro begrüßt. „Semir! Da bist du ja endlich! Der Bericht von der Spurensicherung ist da! Wie geht es Ben eigentlich? Hat er die OP gut überstanden?“, überhäufte die junge Sekretärin den kleinen Hauptkommissar mit Fragen und umarmte ihn schnell. „Ganz ruhig Susanne! Ja, ihm geht es erstaunlicherweise schon etwas besser. Du hättest ihn mal nach der OP sehen sollen, ich war echt froh heute Morgen“, lächelte Semir und nahm den Bericht in die Hand. „Gott sei Dank“, flüsterte Susanne. „Er wird es schon schaffen Semir, du kennst ihn doch.“ Semir schaute auf. „Richtig, wir alle kennen ja seinen Dickkopf“, stimmte lachend Semir zu. Doch nur ein paar Sekunden später verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht. „Was ist denn?“, fragte Susanne und sah Semir über die Schulter, die Sekretärin konnte sich schon vorstellen, dass der Untersuchungsbericht keine guten Neuigkeiten brachte. „Das kann doch nicht sein! Dieses Schwein hat nichts hinterlassen, rein gar nichts!“, schimpfte Semir. „Jetzt warte doch, les erst mal den ganzen Bericht“, versuchte Susanne ihn zu beruhigen. Geräuschvoll entließ Semir die Luft aus seinen Lungen und blätterte über zur letzten Seite. „Na super ein halber Fußabdruck, das reicht noch nicht mal aus um die Schuhgröße vom Täter zu bestimmen. Und vom Tatort, wo Anja Wenschek gefunden wurde, konnten auch keine Spuren sichergestellt werden“, motze Semir und ließ sich niedergeschlagen auf seinen Bürostuhl fallen. Fahrig fuhr er sich einmal über das Gesicht. Dass er nur wenige Stunden geschlafen hatte, war ihm deutlich an zu sehen. „Ich hole dir einen Kaffee“, verkündete Susanne und wollte Semir damit aufheitern. Schon nach ein paar Minuten kam sie wieder und stellte das brühheiße Getränk auf den Tisch des Kriminalhauptkommissaren. Dieser schaute sie dankbar an und nahm einen langen Schluck. Er genoss deutlich die aufkommende Wärme, die sich auch sofort in seinem Körper ausbreitete. Als dann auch noch die Sonne durch das Fenster des Reviers fiel, fühlte sich der kleine Hauptkommissar schon viel erholter. „Danke Susanne!“ Plötzlich fiel Semir wieder die Verbindung zum Klassentreffen ein und bat die junge Sekretärin ihm eine Liste der Gäste auszustellen. „Alles klar, werde ich machen, aber glaubst du echt, dass es da jemand auf Ben abgesehen hatte?“, wollte sie wissen. Semir überlegte. „Ja ich denke schon, das war auf jeden Fall kein Zufall gewesen. Ben wurde in die Schulter geschossen.“ Was diese Sache betraft, hatte Semir ein immer schlechter werdendes Gefühl.

  • Derweil machte sich Ben Gedanken, wer mit ihm und Anja vielleicht noch eine Rechnung offen gehabt hätte. Doch er konnte keinem von denen ernsthaft zutrauen, einen Mord und einen so hinterhältigen Überfall zu starten. Sicherlich hatte er mit manchen Leuten während seiner Schulzeit mal Schreit, aber sonst ist er eigentlich ganz gut mit den meisten klar gekommen. Schnell ließ er seinen Kopf zurück ins Kopfkissen fallen. Etwas zu schnell, denn Ben spürte sofort einen schmerzhaften Stich im Hinterkopf, ihm wurde leicht schwindelig. „Ahh!“, stöhnte er und fuhr mit der Hand an seinen Kopf. Dabei zog es unangenehm an seiner Schulter. Wieso tut meine Schulter nur so weh?, fragte er sich und wollte sie automatisch halten, was ihm nur noch mehr Schmerzen bereitete. Seine Herzfrequenz erhöhte sich etwas, das signalisierte das schneller werdende Piepen des Überwachungsmonitors. Träge hob Ben den Kopf als die Oberschwester Angela, eine freundliche Frau mittleren Alters, ins Zimmer kam. „Herr Jäger, geht es ihnen gut?“, fragte sie den jungen Mann führsorglich. Typisch für Ben, wobei Semir nur den Kopf geschüttelt hätte, er versuchte seine Schmerzen so harmlos wie möglich zu beschreiben. „ Mein Kopf und meine Schulter tun ein wenig weh“, antwortete er und schaute dabei aus dem Fenster, wo erneut die Sonne von einer dicken grauen Wolke verdeckt wurde. „Das nehme ich ihnen nicht ab“, antwortete sie direkt und warf einen Blick auf die ganzen Instrumente. „Mhmm, ihre Köpertemperatur ist leicht erhöht, aber ich werde ihnen erst etwas gegen die Schmerzen geben“, entschloss sie und führte auch gleich eine Spritze in Bens Venenkatheter. Die Protestversuche des jungen Hauptkommissaren ignorierte sie einfach. „Herr Jäger, sie brauchen den Schlaf um wieder gesund zu werden! Er wird ihnen gut tun“, versicherte sie ihm. Doch eine Frage wollte Ben Schwester Angela noch stellen: „Bitte sagen sie mir“, begann er höflich, „ warum wurde ich an der Schulter operiert?“ Die Krankenschwester entschied sich, nicht auszuweichen, sondern dem jungen Mann ehrlich zu antworten, dessen sanfte braune Augen in ihre blickten. Da er offensichtlich noch nicht erfahren hatte, dass er angeschossen wurde, versuchte sie es ihm so schonend wie möglich zu berichten: „Als sie hier eingeliefert wurden, hatten sie eine Schussverletzung an der Schulter. Das Projektil steckte noch, deswegen mussten sie so schnell wie möglich operiert werden, sonst wären sie uns verbluten. Sie hatten wirkliches Glück, dass ihr Partner sie rechtzeitig gefunden hatte.“ Ben nickte und versuchte das eben Erzählt bekommene einzuordnen. Kurz lächelte Schwester Angela Jäger an und verließ dann das Krankenzimmer. Sie wusste, dass der junge Mann jetzt seine Ruhe brauchte um sich physisch als auch psychisch zu erholen. Leise schloss sie die Tür hinter sich und ging wieder zu ihren Kolleginnen, die ebenfalls wie sie Schicht hatten.
    Ben musste, was eben er eben grad gehört hatte, erst mal verdauen. „Eigentlich hätte ich mir das auch schon denken können“, sprach er seinen Gedanken laut aus. Und auf einmal wurde in ihm die Lust entfacht, dieses Schwein zu schnappen, von dem er so brutal behandelt worden war. Und auch die Verbindung zum Klassentreffen wurde für ihn auf einmal immer deutlicher. Weitere Möglichkeiten wollte er gerade in Kopf durchgehen, als er merkte wie er müde wurde. „Oh nein! Nicht jetzt“, murmelte Ben genervt, jedoch konnte er nicht verhindern, dass seine Augenlieder immer schwerer wurden. Nach nur weniger als einer Minute war er eingeschlafen, wo es nichts gab, außer Leichtigkeit.

  • Ich wollte mich einmal bei Trauerkloß alias Sabrina für die vielen Feeds bedanken!...Auf die Feeds kann man sich echt verlassen :D
    Und so viel Spaß mit dem nächsten Teil ;)



    Als Ben aufwachte, schien es schon Abend zu sein. Denn es fing an zu dämmern und der Himmel färbte sich zart rosa. Die letzten Sonnenstrahlen eines frischen Herbsttags fielen durch das Fenster hindurch auf Bens Beine. In der Ferne konnte Ben die Sonne untergehen sehen. Die letzten paar Minuten des Sonnenuntergangs genoss er in vollen Zügen. Als die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war und es etwas dunkler draußen wurde, richtete er sich langsam auf, und stellte fest, dass er sich schon viel besser fühlte als am Vormittag. Schwester Angela hatte Recht, der Schlaf tat echt gut, gestand sich der junge Beamte ein. Zwar hatte er noch ein wenig Kopfschmerzen, doch das ignorierte er einfach. Die Hauptsache war, dass der Schwindel weg war, somit sich Ben endlich aus dem Bett wagen konnte. Schon den ganzen Morgen konnte er es nicht mehr aushalten nur rumzuliegen, trotz der Schmerzen in Kopf und Schulter. Mit nur einem Handgriff war die Decke zurück geschlagen, und Ben versuchte aufzustehen. Grade als er sich abstützen wollte und an sich herunterschaute, musste er schlucken, Gott was hatte er da an?! Dieses klinisch weiße Nachthemd bestärkte ihn nur noch in seinem Vorhaben, so schnell wie möglich aus diesem Laden hier zu verschwinden.
    Langsam stand er auf, wobei er sich selbst eingestehen musste, dass er noch ziemlich wackelig auf den Beinen war. Einen Schritt nach den Anderen ging er zum Fenster und schaute eine Weile den Autos beim Einparken zu. Nach ein paar Minuten fiel er in Gedanken, Gedanken an seine alte Schulzeit, die er die meiste Zeit mit seiner Band verbrachte:


    Laut drang die komponierte Musik aus dem Probenraum. Alle Bandmitglieder genossen das gemeinsame Zusammenspiel und spielten den selbst geschriebenen Rock Song voller Leidenschaft. Als der Song zu Ende ging ließ Ben die letzten Töne ehrwürdig mit seiner E-Gitarre ausklingen. „Jeah, das war richtig gut!“, rief Mike und fuhr mit seinen Sticks noch mal ordentlich über das Schlagzeug. „Kann ich nur zurückgeben“, stimmte Alex zu und stellte seinen E-Bass in die Halterung. Mark und Anja nickten zufrieden. „Ben, dein Song ist einfach der Hammar! Wenn wir damit keine Gigs kriegen, dann weiß ich auch nicht“, lobte Anja Ben, wobei ihr herzförmiges Gesicht mit ihren blauen Augen förmlich strahlte. Durch dieses Lob fiel eine gewaltige Last von Bens Schultern. Er hatte schon Angst gehabt, dass seine Freunde den Song nicht mögen würden. Zufrieden über sich selbst und auch ein wenig stolz auf sein Werk, grinste er und nahm seine Bandkollegin freudig in den Arm. „Schön, dass er euch gefällt. Ich hatte erst mal Angst gehabt, dass er euch vielleicht nicht gefallen würde“, gab er ehrlich zu. Die Anderen lachten nur und klopften Ben zufrieden und freundschaftlich auf die Schulter. Doch plötzlich wurde die Tür des Probenraums prompt aufgerissen und jemand stürmte herein. „Max, was willst du hier?!“, fragte Ben seinen ehemaligen Bandkollegen, als er ihn erkannte. Max grinste nur finster und schaute einen nach dem anderen feindselig ins Gesicht. Seine grauen Augen blieben als letztes und längsten an Ben hängen. „Wie konntest du mich bloß rauswerfen und anstelle von mir dieses billige Flittchen nehmen?!“, schrie er Ben wütend an und deutete dabei auf Anja, die sich ängstlich hinter Bens Schulter geschoben hatte. „Lass sie in Ruhe! Und nenn sie nicht so!“, fauchte er zurück und machte einen Schritt nach vorne, doch Alex hielt ihn an der Schulter fest. Aber Max ging auf Bens Worte nicht ein, diesmal sprach er Anja direkt an. „Erst verlässt du mich und dann werde ich auch noch wegen dir aus meiner Band geschmissen! Was bist du nur für eine dreckige Schlampe“, fuhr er Anja an und zog unbewusst an seinen kurzen Haaren. Immer mehr kam er auf Anja zu. Mike und die anderen Jungs stellten sich so wie Ben schützend vor Anja, die ihren Ex-Freund mit großen Augen ängstlich ansah. „Du hast dich aufgeführt wie der Papst, uns blieb gar nichts anderes übrig. Du hättest unsere Band kaputt gemacht, und Anja spielt eben einfach um Einiges besser als du“, ergriff Alex das Wort und baute sich ebenfalls wie Ben bedrohlich vor Max auf. „Du gehst jetzt besser“, erwiderte Mike und versuchte Max rauszuwerfen, doch der blieb stocksteif stehen und ließ sich nicht weg bewegen. Sein stechender Blick wanderte zwischen Bens und Anjas Gesicht immer hinterher. „Geh jetzt!“, wiederholte Ben mit Nachdruck, aber Max rührte sich nicht von der Stelle. Er starrte Ben einfach weiter feindselig an, seine Augen zogen sich noch mehr zu Schlitzen zusammen. „Das wirst du bereuen! Das alles!“, zischte er auf einmal Ben an und schaute dann auch angsteinflößend Anja an. „ Du ebenfalls, dumme Schlampe“, schrie er wütend und knallte die Probenraumtür bei seinem Abgang lautstark zu. Einen Moment starrten alle auf die Tür. Doch dann entspannte sich die Stimmung etwas, und Anja atmete einmal tief durch. Ben tat es ihr gleich. „Man das war ein Auftritt, schön theatralisch unser Max“, frotzelte Mike breit grinsend und packte seine Sticks ein. Ben nickte. „Anja, wenn er nochmal zu dir kommt und dich in irgend einer Weise belästigt, dann sag mir Bescheid, ich helfe dir“, versprach er und lächelte ihr aufmunternd zu. Doch sie ging nicht drauf ein. „Das ist doch nur verletzter Stolz, er muss sich abreagieren“, meinte sie, vermied es aber, Ben in die Augen zu schauen. Niemand sollte sehen, dass sie Angst hatte. Nervös kaute sie auf ihrer Lippe herum und drehte ihren Bandkollegen den Rücken zu. Mit leicht zitternden Fingern drehte sie den Deckel ihrer Wasserflasche auf und nahm einen Schluck. Währenddessen beobachtete Ben sie ungläubig. „Anja! Er hätte dich fast geschlagen…aber nun gut“, frustriert fuchtelte er mit beiden Händen vor seinem Gesicht herum, fuhr dann aber fort, „wenn was ist, dann sag uns Bescheid. Wir sind deine Freunde, wir werden dir helfen!“ Alle Jungs nickten, und Anja sah jeden dankbar mit ihren großen blauen Augen an. Beruhigt atmete Ben auf und sah auf seine Uhr. Es war schon viel zu spät. Manuale wartete schon seit einer viertel Stunde auf ihn. „Ok Leute ich muss los, wir sehen uns Morgen“, verabschiedete er sich, stieg auf sein Fahrrad und fuhr zu seiner Freundin.

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