1. Forum
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      1. 022 Sonnenkinder
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Alte Wunden heilen nicht

    • Fertig gestellt
  • BenFan#1
  • 7. September 2012 um 20:10
  • BenFan#1
    Gast
    • 22. Januar 2013 um 17:25
    • #41

    .


    Ben und Semir saßen währenddessen im Wagen und waren auf dem Heimweg. Die Uhr zeigte bereits drei Uhr, jedoch brachten die Beiden schneller Strecke hinter sich als auf der Hinfahrt. Ben kam der Weg auch viel kürzer vor, und so schaute er eine Weile betrübt aus dem Fenster bis ihm bewusst wurde, dass die Fahrt bald zu Ende sein würde. Wie auf der Hinfahrt hatte sie nichts geredet. Semir hatte genau gesehen wie enttäuscht und niedergeschlagen sein Freund war und wollte Ben erst mal seinen Freiraum lassen, damit dieser sich etwas beruhigen konnte. Jedoch musste jetzt auch Semir darüber grübeln wie sie jetzt weiter ermitteln müssten. Aber in diesem Moment kam ihm keine Idee mehr, weil der kleine Deutschtürke auch einfach viel zu müde war, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er verschob das auf die kommenden Stunden, wenn er ein paar Stunden Schlaf getankt hatte. Schnell rieb er sich einmal über die Augen, bis er wieder das Lenkrad mit beiden Händen umfasste und in die kühle Nacht schaute. Die noch kilometerlange Autobahn erschreckte sich vor den beiden Hauptkommissaren und sie glitzerte etwas, weil sie das sanfte Licht des Vollmonds reflektierte. Nach einer kurzen Weile schaute Semir neben sich auf seinen Partner, der die Zeit über keinen Mucks von sich gegeben hatte. Als Semir ganz nach rechts sah, wusste er auch wieso. Ben hatte sich mit seinem Ellenbogen am Fenster abgestützt und war anscheinend eingeschlafen. Semir lächelte, er fand es immer beruhigend und auf eine Art und Weise auch einfach süß, wenn er seinem jüngeren Partner beim Schlafen zusah. Aber diesmal sah Bens Gesicht sehr unbefriedigt aus und es machte den Anschein als hätte der junge Hauptkommissar gar nicht einschlafen wollen. Nach ein paar Sekunden schaute Semir wieder auf die Straße und er bemerkte, dass sie sich wieder auf ihrem gewohnten Autobahnabschnitt befanden. Leicht berührte der kleine Kommissar Ben an der Schulter, der sich sofort seine Augen öffnete. „Oh man, ich bin eingeschlafen“, murmelte Ben und fuhr sich einmal durch seine bereits wieder verwuschelten Haare. „Wir sind gleich da, aber wir müssen leise sein, damit wir die Kinder und Andrea nicht wecken“, entgegnete Semir und sah Ben an, der auf seine Uhr schaute und sich am Kopf kratze. „Nein, Semir ist schon ok. Kannst du mich vielleicht nach Hause fahren?“, fragte Ben stattdessen nach, obwohl er Semirs Antwort schon so gut wie kannte. „Das kommt gar nicht in Frage! Du kommst mit zu uns!“, kam es gleich von dem Deutschtürken. Ben rollte seine Augen. „Ich möchte euch nicht noch länger zur Last fallen und ich möchte auch einfach nochmal in meine vier Wände“, erklärte der junge Mann sein Vorhaben. Verständnislos stöhnte Semir auf. Es war fast halb vier und sein Partner musste jetzt ausgerechnet mit so einer Idee anrückten. Nerven hatte Semir dafür echt keine mehr. „Nein Ben, du kommst mit zu uns. Da sind auch deine Sachen und es viel einfacher“, erwiderte Semir etwas ruhiger, trippelte aber nervös mit dem Finger auf dem Lenkrad herum. Daraufhin ließ Ben genervt den Kopf hängen. „Semir, ich will nach Hause! Also fahr mich bitte gefälligst dahin! Und wenn du nicht willst, dann lass mich am Revier raus und ich ruf mir ein Taxi!“, sagte Ben nun in einem Ton, den Semir gar nicht von ihm kannte. „Aber Ben, der Mörder ist immer noch nicht gefasst. Ich lass dich doch jetzt nicht alleine, gerade du mit deiner Schulter!“ „Dieses Schwein hat heute Abend auch nichts unternommen. Der hat uns einfach verarscht, und wir waren so dumm und sind auch noch drauf herein gefallen! Außerdem geht es mir blendet und ich bin, falls du es noch nicht bemerkt hast, ausgebildeter Polizist!“, brach es nun aus Ben heraus, seine ganze Wut, die sich in der letzten Stunde angesammelt hatte, explodierte nun aus ihm heraus. Nur war leider Semir der Leidtragende, der alles abbekam, was Ben nur wenige Sekunden danach bereute. Semir nickte nur stumm und da er keinen Streit verursachen wollte, stimmte er zu, und fuhr seinen Freund und Partner nach Hause. Er hätte Ben ja schlecht am Revier einfach so aussetzten können, auch wenn es Semir wohler gewesen wäre, wenn er Ben bei sich gehabt hätte.

    Nach einer weiteren Viertelstunde hielt der silberne BMW vor dem modernen Gebäude, indem sich Bens Apartment befand. Der junge Kommissar stieß die Autotür aus und kletterte aus dem Wagen. Gezielt ging er um die Motorhaube herum und blieb an der Seite, an der Semir die Fensterscheibe heruntergefahren hatte, stehen. „Und Partner du willst wirklich nicht doch mit zu mir kommen?“, fragte der kleine Deutschtürke ein weiteres Mal. Wieder schüttelte Ben den Kopf. „Semir, ich will mich jetzt einfach nur in mein Bett legen und pennen, und das kann ich auch in meinem Eigenem“, zwinkerte Ben und zog sich kurzerhand seine Jacke enger zusammen als er zu frösteln begann, denn mittlerweile war es draußen sehr kalt geworden. Semir nickte. „Ok, ich nehme den Anzug nochmal mit zu mir, kannst ihn dir ja später abholen. Aber Ben, pass bitte auf dich auf“, bat er seinen Partner, der daraufhin lächelte. „Na klar Partner! Wir sehen uns morgen!“, erwiderte Ben und sah Semir dankend an. Dieser hob noch schnell die Hand und Jäger schlug lässig, aber auch sehr müde, ein. „Bis morgen!“, rief Semir noch durch das Fenster, bis er es wieder hochfuhr, und um die Ecke bog. Innerlich war Semir sehr froh, dass diese ganze Aktion jetzt erst mal vorbei war, jedoch war dieses schlechte Gefühl, das seinen Magen plagte und immer noch nicht verschwunden, was ihn etwas irritierte. Er war so froh gewesen, dass Ben nichts passiert war, und das überhaupt nicht irgendetwas Gravierendes vorgefallen war. Jedoch hätte der kleine Kommissar seinen Partner lieber an seiner Seite gehabt und in Sicherheit gewusst, aber er konnte Ben ja nicht die ganze Zeit festhalten. Und außerdem hätte Semir auch echt keine Lust auf einen Streit gehabt. Dennoch machte er sich mit einem komischen Gefühl im Bauch auf den Heimweg zu seiner Familie und seinem gemütlichem Bett, indem Andrea schon seit Stunden schlief.

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  • BenFan#1
    Gast
    • 23. Januar 2013 um 18:09
    • #42

    .


    Ben sah Semir nach, wie er um die Ecke bog, und verschwunden war. Noch ein paar Sekunden sah er in diese Richtung, drehte sich dann aber zu seinem Wohngebäude um und ging auf das Eingangsportal zu. Müde schleppte er sich zu seiner Wohnungstür und schloss diese auf. Langsam trat er ein und machte die Tür auch gleich wieder hinter sich zu. Ben zog sich seine Jacke aus und warf sie auf die Kommode neben der Eingangstür. Schnell schlüpfte er aus seinen Schuhen und machte sich auf den Weg in die Küche, wo er sich noch ein Bier genehmigen wollte. Klirrend wurde das Bier aus dem Kühlschrank geholt, und nur kurz danach saß Ben auch schon auf seinem gemütlichen Sofa. Er wollte es gerade aufspringen lassen, als sein Handy, das auf der Theke lag, klingelnd vibrierte. Kurz fragte der junge Mann sich, ob er nicht einfach rangehen sollte, bis ihm in den Sinn kam, dass es vielleicht Semir sein könnte oder es sich um eine andere wichtige Sache handelte. Stöhnend erhob er sich und sah auf das Display. Nummer-unbekannt, las Ben in Gedanken, drückte aber trotzdem auf Annehmen. „Hallo, Jäger?“, meldete er sich etwas lahm, doch als Ben plötzlich merkwürdige Geräusche von der anderen Seite hörte, war der junge Hauptkommissar auf einmal hell wach. Zuerst konnte man nur ein Knacken wahrnehmen, doch dann war erst ein Leises, aber dann ein immer lauter werdendes Schluchzen zu hören. Ben war sofort alarmiert. „Hallo, wer ist denn da? Brauchen sie Hilfe?“, rief er in sein Telefon, aber niemand antwortete. Jäger wollte gerade auflegen, als er jemanden seinen Namen sagen hörte. „Ben?“- und wieder rief jemanden seinen Namen. Sofort antwortete Ben: „Ja, ich bin hier? Wer spricht denn da? Brauchen sie Hilfe? „Ben, bitte hilf mir!“, flüsterte eine andere Stimme am Ende der Leitung wimmernd. Im ersten Moment zuckte Ben innerlich zusammen als die Stimme erkannte. „Manuela, bist du das? Was ist passiert?“, stellte er gleich die Frage. „Er wird kommen und mich holen, bitte hilf mich!“, jammerte Manuele weinerlich. „Manuela! Wer wird kommen? Und wo bist du?“, wollte Ben nun wissen, er wusste, dass es ernst und nichts gespielt war. Plötzlich herrschte eine kleine Pause. Ben rief mehrere Male den Namen seiner Ex-Freundin, doch sie antwortete nicht. Aufgeregt fuhr er sich über seinen Dreitagebart und tippte nervös mit dem Fuß, während er sein Handy in der Hand fast zerquetschte. Doch plötzlich schrie Manuela fast panisch ins Telefon: „Ben, hol mich hier raus! Ich bin in Stürzelberg im alten Sägewerk. Bitte! Er wird kommen!“ „Ganz ruhig! Ich bin schon unterwegs, ich helfe dir! Aber vor wem hast du Angst?“, versuchte der junge Beamte sie professionell zu beruhigen. Wieder eine Weile Schweigen. „Der der Anja umgebracht hat“, weinte sie. Ben riss die Augen auf. „Ok, ich bin gleich bei dir, rühr dich nicht von der Stelle!“, rief er und legte schnell auf, zog sich seine Stiefel an und schmiss sich seine Jacke über. Den schmerzenden Stich in seiner Schulter ignorierte er. In Windeseile steckte er sich seine Waffe zurück ins Halfter und sein Handy in seine Hosentasche. Schnell stürmte Ben durch seine Tür zu seinem Wagen und fand sich in weniger als einer Minute auf dem Weg zum Sägewerk wieder. Ben spürte sein Handy in der Hosentasche, er musste unbedingt Semir anrufen, denn ganz alleine hätte Ben, so angeschlagen wie er war, keine Chance, wenn es zu einem Zusammentreffen oder gar zu einem Kampf mit diesem Mistkerl käme. Geschickt fischte es der junge Kommissar schnell heraus und wählte die vertraute Nummer seines Freund und Partners. Das Rufaufbaupiepen erklang über den Lautsprecher, und Ben wartete ungeduldig, dass sein Partner endlich abnahm. Er wusste, dass es ziemlich spät war, fast schon früh, aber Semirs Handy war für den Notfall, genau wie Seins, immer an und darauf konnte Ben zählen. Schließlich nach dem siebten Klingeln hörte Ben die übermüdete Stimme seines Partners. „Sag mal, Ben weißt du wie spät es ist? Schläfst du…?“, doch ganz ausreden konnte Semir nicht, sein jüngerer Partner funkte dazwischen. „Semir! Manuela, Manuela Reichenbacher, meine Ex hat mich vor ein paar Minuten angerufen, sie ist in Gefahr und sie meinte der Mörder von Anja ist hinter ihr her!“, sprudelte es aufgeregt aus ihm heraus. Semir begriff sofort. „Ok, ich bin unterwegs! Wo bist du gerade?“, rief Semir ins Telefon und schmiss sich schleunigst in seine Klamotten. Andrea schaute ihn währenddessen verschlafen und irritiert an. „Stürzelberg, ein altes Sägewerk“, antwortete Ben knapp und trat auf das Gas. Semir hatte sich inzwischen komplett wieder angezogen, sich seine Dienstwaffe geschnappt und Andrea in Lichtgeschwindigkeit die Situation erklärt. Diese war ebenfalls hellwach und wollte ihrem Mann kurz aufhalten, als Semir ihr signalisierte, dass sie sich keine Sorgen machen und weiter schlafen solle. Beunruhigt ließ sie sich zurück Bett sinken. Solche Nachtaktionen kannte sie ja von ihrem Ehemann nur zu gut, aber sie sah ein, dass es sich diesmal um etwas sehr Wichtiges handelte. Hoffentlich geht alles gut, dachte Andrea wieder etwas müde, wobei ihr Semir einen flüchtigen Kuss verpasste und dieser dann mit seinem Mobiltelefon am Ohr aus dem Haus rannte und in seinem BMW davon brauste.

    .

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  • BenFan#1
    Gast
    • 24. Januar 2013 um 17:44
    • #43

    so und es geht weiter....viel spaß beim lesen leute ^^


    Ben hörte über das Telefon wie Semir hektisch durch sein Haus lief und schließlich das Klacken einer Tür, die zu flog. Nur kurz danach schallte die angespannte Stimme seines Partners durch den Mercedes. „Ben, wo bist du gerade?“, fragte Semir seinen Partner, sein Handy hatte er auf Laut geschaltet. „Ich bin gleich da“, verkündete Ben seinen Standort und sah das Ortseingangsschild näher kommen. In dem kleinen Ort waren nur wenige Lichter zu sehen, ansonsten war es dunkel. Einzig und allein die Scheinwerfer und die paar Straßenlaternen beleuchteten die Umgebung. „Hör zu! Ich bin auch gleich da. Du wartest auf mich verstanden?!“, rief Semir in sein Telefon, in der Hoffnung Ben würde ihm klar und deutlich zuhören. „Aber sie braucht Hilfe Semir!“, antwortete Ben sofort. „Ben, du gehst da nicht alleine rein kapiert?!“, wiederholte der kleine Deutschtürke noch einmal mit Nachdruck, und legte sein ganzen türkisches Temperament in die Ansage. Ben antwortete nicht sofort, er blickte auf das große dunkle Gebäude, das sich vor ihm erhob und leicht vom Wagen des jungen Beamten angeleuchtet wurde. „Ich bin jetzt am alten Sägewerk, ich muss da rein Semir! Manuela braucht vielleicht meine Hilfe!“, protestierte der junge Hauptkommissar und sah durch das Fenster zu der großen Tür hinüber, die anscheinend der einzige Eingang war, durch den man in die riesige Halle gelangen konnte. Als Semir das hörte schlug er die eine Hand über seinen Kopf zusammen und stöhnte innerlich auf. „Ben du wartest verdammt nochmal! Ich bin in fünf Minuten bei dir!“, fauchte er aufgebracht. Stattdessen schaute Ben frustriert zu dem großen Tor hinüber und ballte ungeduldig seine Hände. „Ben?!“, schrie Semir schon fast. „Ja Papa, ich warte!“, brummte Ben und legte genervt aus.
    Semir hörte das Piepen seines Telefons, ein Zeichen dafür, dass sein Partner aufgelegt hatte. „Ben verdammt! Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, fluchte der kleine Hauptkommissar und griff erneut nach seinem Handy. Mit nur einem Klick wählte er die Nummer seiner Dienststelle, gab in Windeseile seinen aktuellen Standort durch und forderte Verstärkung an.

    Ben schaute nervös auf die Uhr am Armaturenbrett. Es zwar erst zwei Minuten vergangen seit er aufgelegt hatte, doch kamen sie dem jungen Mann vor wie eine halbe Ewigkeit. Nach einer weiteren Minute dachte Ben, dass Semir doch langsam kommen müsste, doch dem war es nicht. Ungeduldig warf er einen Blick auf das Tor, das ihn förmlich zu sich zog. Jetzt war er hier auf dem Sitz festgebunden, während Manuela vielleicht seine Hilfe brauchte. Wieder sah Ben mit hibbeligen Beinen auf die Uhr, die 4:03 zeigte.
    Plötzlich durchfuhr ein schriller Schrei die stille Nacht und ging Ben durch Mark und Bein. Sofort wanderten seine Augen zurück zu der Halle. Er brauchte nicht lange zu überlegen, Semirs Anweisung hatte Ben noch im Hinterkopf, aber er musste Handeln, Manuela schien in großer Gefahr zu schweben. Schnell sprang der junge Kommissar aus seinem Mercedes und hielt sich kurz die Schulter, als diese wieder zu schmerzen begann. Egal, dachte sich Ben und lief zu dem großen Tor hinüber. In Rekordzeit zückte er seine Pistole, die Waffe im Anschlag. Die Taschenlampe, die er aus seiner Tasche geholt hatte, fest auf seine Dienstwaffe gepresst. Ben drückte sich ganz flach an die Wand und stieß mit einem Fuß die gewaltige Tür auf. Er sprang in die große Halle und sah sich eilig um. Sie war riesig. Er drehte sich einmal um die eigene Achse, um sich ein Bild von der gewaltigen Halle zu machen. Einzig allein der Schein der Taschenlampe und das hier gelb schimmernde Mondlicht, das durch die verdreckten und teilweise kaputten Fenster in Kachelform fiel, erhellten den großen Raum. Ben leuchtete mit seiner Taschenlampe alles möglich ab, von alten gestapelten Holzscheiten und langen Holzbrettern bis zu einem langen Fließband, das bei einer alten Fabriksäge endete. Irgendwie hatte Halle mit dem gelben Mondlicht etwas Gruseliges an sich, das Ben etwas beunruhigte. Daraufhin beschloss er schnell weiter zugehen und fand an der linken Seite eine Eisentreppe, die hinauf zu einer zweiten Ebene führte. Von unten konnte der junge Beamte mehrere verschieden große Räume erkennen. Ben wollte grade den Fuß auf die erste Stufe setzten, als wieder furchteinflößender Schrei durch die Nacht gejagt wurde. Schnell sprang Ben die Treppe hinauf und blieb oben kurz stehen um nach weiteren Geräuschen zu lauschen. Er entschied nicht grade nach links zu gehen, als ein dritter Schrei fiel und an den kahlen Wänden abprallte. Bens Kopf schnellte in diese Richtung und er merkte wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Erst jetzt bemerkte der Jungkommissar wie kalt es eigentlich war. Leicht zitternden machte er einen Schritt in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Hier war es etwas dunkler und ohne die Taschenlampe hätte Ben nur feine Umrisse erkennen können. Ein weiterer Schrei halte ihm entgegen. „Manuela!“, flüsterte er und drückte sich fest an die Wand, die Waffe schussbereit im Anschlag. Noch ein Schrei, man konnte heraushören das in diesem nun Schmerz lag. Auch Ben wurde klar, dass er sich jetzt beeilen musste. Mit seinen Augen fixierte er eine Tür, die den Raum, aus dem der Schrei gekommen war, mit dem langen Flur verband. Hektisch zog Ben sein Handy heraus, doch er musste unglücklicherweise feststellen, dass er keinen Empfang hatte. Wieso hatte er hier keinen Empfang?! Er befand sich doch nicht unter der Erde! Angespannt stelle sich Ben neben die Tür, die ebenfalls aus verrostetem Eisen bestand. Schnell atmend und mit klopfendem Herzen stand Ben nun in diesem dunklen Flur neben der Tür, nicht wissend was sich auf der anderen Seite abspielte oder gar was dort auf ihn lauern würde. Ein weiterer scherzverzerrte Schrei ließ Ben leicht zusammen zucken. Er musste da jetzt rein, am liebsten hätte er Semir an seiner Seite gehabt, aber der müsste ja eigentlich jede Minute auftauchen. Das hoffte Ben.

    • Zitieren
  • BenFan#1
    Gast
    • 26. Januar 2013 um 23:50
    • #44

    .

    Unter der Tür konnte man einen leichten Streifen an Licht erkennen, was daraufhin wies, dass eine weitere Lichtquelle existieren musste. Tief atmete Ben ein, er war aufgeregt, aber der Kriminalhauptkommissar wusste wie man sich in solchen Situationen zu verhalten hatte. Mit einem kräftigen Tritt flog die Tür auf und der junge Beamte warf einen schnellen Blick in den Raum hinein, der von einer einzelnen kargen Glühbirne beleuchtet wurde, um sich zu vergewissern, dass frontal keine Gefahr drohte. Blitzschnell sprang Ben in den Raum und ihm fiel sofort eine junge Frau im roten Abendkleid ins Auge, die ein gekauert am Boden hockte. Den Kopf gesenkt, die schwarzen langen Haare zerzaust, die gefesselten Beine zerschrammt. Ihre Arme waren ebenfalls auf dem Rücken gefesselt. Gezielt drehte Ben sich um seine eigene Achse um auch genau jeden Winkel des Raums zu untersuchen. Doch außer Manuela und ihm war niemand anders anwesend. Die Muskeln des Polizisten entspannten sich etwas und er ließ seine Waffe um eine Ellenbogenlänge sinken. In dem Moment hob seine ehemalige Freundin den Kopf und sah ihn aus verweinten starren Augen an. Es machte den Eindruck als würde sie den jungen Hauptkommissaren glasig durchschauen. „Manuela“, sagte Ben leise, damit er sie nicht zu sehr erschreckte, da die junge Frau bereits am ganzen Leib zitterte. Doch plötzlich weiteten sich Manuelas Augen als sie Ben das erste Mal erfassten. „Ben!“, rief sie und ihr Oberkörper hob sich an. „Kein Angst! Ich hol dich hier raus!“, versicherte er ihr und ging behutsam einen Schritt auf sie zu. „Nein GEH! Geh schnell! Ben, es tut mir so leid!“, rief sie fast panisch und rüttelte vergeblich an ihren Fesseln. „Manuela, komm ich helfe dir. Wir müssen hier raus!“, erwiderte der junge Mann stattdessen und machte einen weiteren Schritt auf seine Ex-Freundin zu. „Ben nein! Er wollte, dass ich dich anrufe! Bitte geh, JETZT!“, schrie sie nun, die Angst verzerrte ihre Stimme und ließ sie schrill klingen. „Aber, wer…“, wollte Ben wissen, doch weiter kam er nicht, hinter ihm fiel etwas schwer zu Boden. Erschrocken drehte er sich um, aber da sah der Kommissar schon die Faust auf sich zurasen. In letzter Sekunde wich Ben den Schlag gekonnt aus, der ihn sonst mit voller Wucht an der Schläfe erwischt hätte. Aufgrund der ruckartigen Bewegung schoss ein heißer stechender Schmerz durch Bens Schulter, der den jungen Mann fast in die Knie zwang. Die Schulter haltend, krümmte sich Ben für eine Sekunde um die entstehende Schmerzwelle hinunter zu schlucken.
    Das nutzte der Angreifer natürlich sofort aus, und schlug dem Kommissar die Pistole aus der Hand. Schnell richtete sich Ben unter Schmerzen wieder auf um dem nächsten Schlag, der nur eine Sekunde später folgte, auszuweichen. Doch er schafft es nicht ganz, die Faust traf ihn an seiner gesunden Schulter. Ben stöhnte, er taumelte zurück und knallte mit Kopf und Rücken an die kahle Wand des leerstehenden Büros. Sein Hinterkopf fing an zu stark pochen und Ben merkte wie ihm Sternchen vor den Augen tanzten, aber so leicht wollte er sich nicht geschlagen geben. Nun setzte der junge Beamte zum Gegenschlag an und traf seinen Gegner sogar an der Seite, doch der war in einer wesentlich besseren Form als Ben, weswegen dieser den Schlag gut wegsteckte. Der Beamte hörte die schrillen und angsterfüllten Schreie von Manuela, aber Ben hatte die Augen fest auf seinen Gegner geheftet. Bei seinem Angriff konnte Ben das erste Mal einen Blick auf seinen Angreifer werfen, der eine schwarze Maske trug und sonst dunkel gekleidet war. Aber jetzt machte der Gegenwehrversuch des jungen Hauptkommissars den Angreifer erst recht aggressiv, er schrie wütend auf und schickte den jungen Mann mit einem gezielten Schlag an die Schläfe, dem Ben nicht rechtzeitig ausweichen konnte, weil ihm durch das Pochen am Hinterkopf schon leicht schwarz vor Augen wurde, zu Boden.
    Ben merkte noch wie die Haut an seiner Schläfe aufsprang und er mir einem dumpfen Plop auf dem Holzboden landete. Dann wurde alles schwarz um ihn.

    .

    • Zitieren
  • BenFan#1
    Gast
    • 28. Januar 2013 um 15:38
    • #45

    .

    Als ihn der Kommissar an der Seite erwischt hatte, wurde Markus schrecklich wütend. Wie konnte es sich dieser Kerl erlauben?! Außer sich hatte er aufgeschrien und seine ganze Kraft in den Schlag gelegt. Mit Erfolg, der junge Mann glitt benommen an der Wand hinunter und sackte letztendlich in sich zusammen. „Das hast du davon“, hatte er noch triumphierend zum dem am Boden liegenden Beamten gesagt, aber er war sich sicher, dass dieser ihn im Moment nicht hören konnte. Nun war es endlich soweit, aber er musste nur noch dieses nervige schrille Geschrei ausschalten, das in seinen Ohren schmerzte. Mit geballten Fäusten ging er auf die weinende und schreiende Reichenbacher zu, die sich ängstlich an die Wand drückte.

    Manuela schrie verzweifelt auf als sie mitansehen musste wie Ben mit voller Wucht am Kopf erwischt wurde und auf den Boden knallte. Sie wollte das nicht, sie wollte ihn nicht anrufen. Doch er hatte sie gezwungen, und dann hatte er ihr immer wieder wehgetan und hatte ihr schmerzvoll an den Haaren gezogen, damit sie aufschrie.
    Die hübsche Frau sah wie sich Markus Sieder zufrieden die Hände rieb und dann ihrem Kopf in ihre Richtung drehte. Wieder zuckte sie zusammen als sie durch die Siedners Maske hindurch die kalten grauen Augen mit diesem stechenden Blick erkannte. Markus bewegte sich auf sie zu, wodurch sie sich schon automatisch an die Wand drückte, in der Hoffnung doch irgendwie vielleicht in einen anderen Raum zu verschwinden. Nie hätte Manuela mit so einem Monster gerechnet, hätte sie doch nur ansatzweise geahnt, was sie da durch ihr Verhalten bei ihrem ehemaligen Opfer ausgelöst hatte, dann hätte sie junge Frau vielleicht anders gehandelt. Das wurde ihr jetzt Schlag auf Schlag bewusst und Manuela bereute es, sie bereute es zutiefst. Und wieder sah sie den Chloroform-Lappen auf sich zu kommen und auch wieder drehte sie den Kopf zur Seite und versuchte sich zu wehren. Doch auch bei diesem Mal brachte es nichts und Manuela spürte wie sich der nasse Lappen auf ihr Gesicht legte. Bereits nach ein paar Sekunden, als das Chloroform ihr Gehirn benebelte, kippte sie reglos zur Seite und tauchte wie Ben zuvor in die tiefe Bewusstlosigkeit ab.

    Sein Blick richtete sich zufrieden auf die beiden Personen am Boden, die nahezu reglos da lagen. Nun hätte Markus es fast geschafft, er musste Ben und Manuela nur noch aus hier raus zu seinem Wagen schaffen. Seine Augen wanderten zur Decke, durch die er hindurch gesprungen war um den jungen Hauptkommissar zu überraschen und zu überwältigen. Siedner hatte nicht damit gerechnet, dass Ben in seinem Zustand, dem der Polizist ihm zu verdanken hatte, noch so reagieren und sich in der Art verteidigen konnte. Mit der Hand bückte er sich nach Bens Dienstwaffe und steckte sich sie sich in seinen Hosenbund. Schnaufend hielt er sich die Seite, an der der Kommissar ihn erwischt hatte, und beugte sich zu dem jungen Mann herunter. „Jetzt geht es los“, säuselte Markus in Bens Ohr und drehte diesen auf den Rücken. Doch als ihm bewusste wurde, dass jeden Moment dieser Gerkhan auftauchen könnte und noch dazu mit dem halben Polizeiapparat, lief er schnell zu Manuela und hievte sie sich über die Schulter. Dann wanderte Markus zu Ben zurück und packte ihn mit der anderen Hand an den Beinen. Mit einem schleppenden Geräusch schleifte er Ben aus dem alten Büro hinaus durch den langen Flur, Manuela auf seiner Schulter. Nach den ersten Metern war eine kleine Blutspur zu erkennen, die von Bens Platzwundes stammte. Sie verlor sich aber nach ein paar Schritten auf dem dreckigen Fußboden, während Ben unsanft weiter geschleift wurde. Zielstrebig ging Markus auf eine Tür am Ende des Flurs zu und stieß sie mit einem Fuß auf. Schon stand er draußen und der kalte Wind schlug ihm ins Gesicht, schnell machte sich daran die zwei Personen über die drei Meter hohe alte Rettungsleiter nach unten zu befördern. Er kümmerte ihn nicht, dass der Kopf des jungen Mannes auf jeder Stufe aufschlug bis er unten angekommen war. Nun wurde Siedner doch etwas hektischer, er ließ Bens Beine los, die mit einem dumpfen Geräusch zu Boden rauschten. Zuerst hievte er Manuela von seiner Schulter und schmiss sie in den geöffneten Kofferraum seines Volvos. Nur kurz danach folgte Ben, dem auch noch kurz das Chloroformtuch auf Mund und Nase gepresst wurde, damit er während der nicht aufwachte. Mit einem lautem Klack fiel der Kofferraumdeckel ins Schloss und Markus setzte sich geschwind an sein Lenkrad. Seine Hand wanderte zum Zündschlüssel und nur wenige Sekunden später startete der Motor. Siedner drückte das Gaspedal runter und raste über den kleinen Waldweg, der hinter dem stillgelegten Sägewerk verborgen war. In der Hoffnung nicht entdeckt zu werden, fuhr Markus auf die kleine Landstraße, die sich auf der anderen Seite der Halle lang zog. Da der Haupteingang auf der andern Seite war und der Waldweg nahezu unbekannt war, beruhigte sich der Mann etwas und versuchte so viele Kilometer wie möglich hinter sich zu bringen. Er wählte eine Abzweigung, in der er am meisten vermutete, dass ihm keine Streifenwagen entgegen fahren würden. Und so war es auch, der runde Vollmond strahlte ihm auf der leeren Strecke entgegen.

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    • Zitieren
  • BenFan#1
    Gast
    • 29. Januar 2013 um 19:12
    • #46

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    In einer unglaublichen Geschwindigkeit raste Semir zu dem Sägewerk, das Ben ihm genannt hatte. Er hatte doch länger gebraucht als er gedacht hatte. Die Kavallerie würde wahrscheinlich noch etwas länger brauchen um kurz vor halb Fünf. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass sein Partner auf ihn gewartet hatte. Abrupt bremste er vor dem großen Gebäude ab und sprang aus seinem Wagen. Mit fünf Schritten war der kleine Deutschtürke bei der Fahrertür des Mercedes und warf einen Blick hinein. Alles war dunkel. Kein Ben war zu sehen. „Kann der Junge nicht mal warten! Verdammt!“, fluchte Semir erneut. Schnell griff er zu seiner Waffe und entsicherte sich. Mit großen Schritten ging auf das Tor zu und sprang mit einem Satz hinein. Im Schein der Taschenlampe konnte Semir eine große Halle erkennen, in der aber außer einem langen Band und eine großen Maschine nichts zu sehen war. Semir sah nach oben, es gab offensichtlich noch eine zweite Ebene. Nur einen Augenblick später hatte der kleine Hauptkommissar die Treppe ausfindig gemacht und hatte auch schon die ersten Stufen hinter sich gelassen. Das Metall hallte unter seinen Schuhen und durchbrach die seltsame Stille des Sägewerks.
    Als Semir oben ankam, lauschte er als erstes. Nichts war zu hören. „Ben?“, rief er nach seinem Partner, in der Hoffnung auf eine Antwort. Ein böser Verdacht keimte ich ihm auf, als nur Stille zu hören war. Ein weiteres Mal rief Semir Bens Namen. Aber noch immer keine Antwort. Der türkische Kommissar griff nach seinem Handy und wählte die Nummer seines jüngeren Partners. Nach dem ersten Tuten, hörte Semir ein Klingeln und ging in der Richtung aus der das Geräusch kam. Er stieß mit dem Fuß eine Tür auf, unter der ein leichter Lichtspalt zu sehen war. Durch Semirs heftigen Tritt flog die arme alte Tür schon fast aus den Angeln und das Klingeln war nun deutlich lauter. Semir sah das Handy seines Freundes auf dem Boden nahe der Wand liegen. Aufgeregt hob er es auf, packte das Telefon in seine Hosentasche und fuhr sich nervös über den Bart. Und als Semir auf den Boden sah, traf ihn die Erkenntnis mit voller Wucht. Unter sich konnte er kleine Blutspritzer erkennen, die sich in einer dünnen Spur aus feinen Rinnsalen durch die Tür zogen. „Oh Gott“, stieß Semir hervor und folgte der Spur wieder hinaus in den Flur. Dort griff er sofort zu seinem Handy und klingelte den Kriminaltechniker Hartmut Freund aus dem Bett. Eine verschlafene Stimme nahm am anderen Ende träge ab. „Freund hier, wer da?“ „Hartmut! Komm mit deinem Spusiteam sofort zum alten Sägewerk nach Stürzelberg!“ „Aber warum denn?“, wollte Hartmut zuerst wissen und rieb sich einmal mit dem Ellenbogen über die Augen. „Ben ist wahrscheinlich entführt worden! Er ist schon wieder mit dem Kopf durch die Wand und jetzt…oh Gott“, langsam bekroch die Angst den türkischen Hauptkommissar. Sein Partner befand sich höchstwahrscheinlich in den Händen dieses Irren, der auch schon Anja auf dem Gewissen hatte. Wieso war er nicht schneller da gewesen und warum war Ben ohne ihn reingegangen? Semir hatte seinem Kollegen doch mehr als nur deutlich eingeschärft auf ihn zu warten. Und was hatte Ben gemacht? Sein Partner hatte die Anweisung einfach ignoriert und in den Wind geschossen. Oder war noch etwas anderes passiert und Ben hatte gar keine andere Möglichkeit, da er eigentlich sonst auf Semir Anweisungen Rücksicht nahm? Die Fragen häuften sich nur so in Semirs Kopf, bis ihn dann auch noch diese Reichenbacher einfiel, wegen der Ben überhaupt losgefahren war. Aber Hartmuts nun vollkommen wache, fast schon aufgekratzte Stimme riss ihn aus den Gedanken. „Semir, ich werde alle verständigen. Wir kommen so schnell es geht!“, beendete der junge Techniker das kurze Gespräch.
    Zu Anfang war er verwundert gewesen, als er Semir Nummer auf seinem Smartphone erkannte, aber als er die Worte ‚Ben‘ und ‚entführt‘ in einem Satz hörte, war er schon aufgesprungen um sich so schnell wie möglich an zu ziehen. Mit einem weiteren Anruf verständigte er das Spurensicherungsteam und machte sich nur wenige Minuten danach selber auf den Weg.

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    • 31. Januar 2013 um 19:16
    • #47

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    Die Kavallerie samt Frau Krüger, die sofort informiert wurde, als Gerkhan Verstärkung gefordert hatte, und sich in Lichtgeschwindigkeit hinter das Lenkrad ihres Dienstwagens gesetzt hatte, rückte nun mit mehreren Streifenwaagen und einem Blaulichtgewitter der großen Sorte an. Die Autos hielten nun vor dem Gelände des Sägewerks und Autotüren wurden aufgeschlagen. Dass die Wagen ihrer Männer verlassen unter den andern Streifenwagen standen, entging ihr nicht. Kim stieg aus ihrem Dienstwagen und betrachtete die Halle, die sich vor ihr erhob. Mit einem Klick entsicherte sie ihre Pistole. „Ihr umstellt das Werk, der Rest kommt mit mir!“, gab sie das Kommando und ging zusammen mit Bonrath, Jenni und einer Gruppe von Schutzmännern durch das große Tor. Ein Dutzend kreisrunder Lichter von den Taschenlampen huschten an der gewölbten Decke und an den Wänden entlang. „Da“, rief Jenni aufmerksam und zeigte auf eine Person, die eine Treppe herunter ging. Sofort richteten sich mehrere Waffen und Taschenlampen auf den Schatten, bis eine Stimme erklang. „Ganz ruhig! Ich bin´s!“, rief Semir und war nun ganz unten angekommen und hob leicht die Hände um zu zeigen, dass er niemanden angreifen wollte. „Gerkhan, wo ist Jäger?!“, ging es gleich bei Kim weiter und ging ihrem Hauptkommissar entgegen. „Ben…er ist äh…wahrscheinlich entführt worden…“, Semir rang mit dem letzten Satz, „von dem Mörder von Anja Wenschek.“ Kim starrte ihn, ebenso wie Bonrath und Jenni, fassungslos an. Semir musste schlucken, die Sorge um seinen Partner stieg in ihm mit jeder Sekunde und er fühlte sich in dem Moment so schlecht, weil er nicht besser Acht auf Ben gegeben hatte. Sein Freund und Partner hätte mit ihm kommen sollen, dann wäre das alles gar nicht erst passiert. Sie wären dann zusammen rein gegangen und die Lage sähe jetzt vielleicht ganz anders aus. Der Gedanke, dass Semir nicht wusste wie es Ben gerade ging, wo er sich befand und was die kranke Kerl noch mit ihm vor hatte, ließen den Kommissaren erschaudern und er konnte nicht mehr still stehen. „Wo bleibt denn die blöde Spurensicherung?! Wir müssen Ben finden“, rief er aufgebracht und lief wie ein Tiger im Käfig hin und her. Nun ergriff Frau Krüger wieder das Wort. „Hab ich richtig verstanden: Der Mörder von Anja Wenschek hat Jäger in seiner Gewalt?! “, fauchte sie, doch auch sie war besorgt. Semir blieb nichts anderes übrig als niedergeschlagen zu nicken bis ihm noch diese Manuela einfiel. „Chefin, Ben sagte mir noch am Telefon, dass eine Manuela Reichenbacher, seine ehemalige Freundin, von Anjas Mörder bedroht wurde. Nur deswegen ist er noch spät noch losgefahren“, erklärte Semir schnell, aber auch er wusste nur das, was sein Partner ihm Telefon mitgeteilt hatte. „Aber wie passt die denn jetzt ins Bild?“, mischte sich nun auch Jenni ein, „hatte die etwas mit diesem Bäßmann zu tun?“ „Ich weiß es nicht, wir haben vollkommen falsch ermittelt“, meinte Semir frustriet und dachte an Ben. Dieter sah was für Sorgen sich Semir machte und legte ihm beruhigend seine Hand auf die Schulter. „Es muss einen Hintermann geben, der die Fäden zieht und dass alles so eingefädelt haben muss“, bemerkte er ohne die Hand von Semirs Schulter zu nehmen. Doch dieser sprang plötzlich aufgeregt nach vorne weg. „Ich werde mir jetzt diesen Bäßmann vornehmen, der steckt da doch irgendwie mit drin!“, verkündete er und wollte zu seinem BMW laufen, doch er wurde von Dieter an der Schulter gepackt. „Semir, es ist früh morgens! Warten wir doch erst mal auf Hartmut und die Spurensicherung!“, hielt der hochgewachsene Polizist den Kommissar zurück. „Aber, ich muss doch irgendetwas machen!“, stieß Semir hervor und wollte sich losreißen, aber Jenni trat vor ihn. „Semir, wir machen uns alle Sorgen um Ben, doch jetzt heißt es erst mal darauf hoffen, dass unser Rotschopf etwas findet. Und dann kannst du Bäßmann immer noch auseinander nehmen!“, versuchte sie ihn zu überzeugen, was auch fürs Erste funktionierte. Semir nickte und ließ die Arme sinken. „Wie ist das alles passiert?“, meldete sich nun Kim wieder, die Gerkhans nervöses Treiben beobachtet hatte. Semir sah sie an. „Ich lag grad mal fünf Minuten im Bett, als Ben anrief. Er war total aufgeregt und hat mir gesagt, dass diese Reichenbacher hier festgehalten wird und dann bin ich natürlich sofort losgefahren. Aber ich war leider zu spät“, erzählte der Deutschtürke und sah traurig zu Boden. Wenn die Spusi nichts finden würde, dann müssten sie vollkommen bei null anfangen und hätten keine Spur, die Sie zu Ben und Manuela führen könnte. Wie ein eigesperrter Tiger begann Semir wieder herum zu laufen. Den anderen blieb nichts anderes übrig als ihm dabei zu zusehen und auf die Spurensicherung zu warten.

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    • 1. Februar 2013 um 19:17
    • #48

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    Wenige Minuten später trafen endlich Hartmut und sein Team ein. Als er seine Freunde in einem Kreis stehen sah, ging er sofort auf sie zu. „Hartmut, da bist du ja endlich!“, rief Semir, der ihm auch gleich entgegen kam. „Wo soll ich ihn?“, fragte er und sah den türkischen Kommissar mit hochgezogenen Augenbrauen an. „ Da oben, der Flur und der Raum in dem Licht brennt“, erwiderte Semir und zeigte mit dem Finger auf die erhöhte Ebene. „Wir werden alles untersuchen“, versicherte Hartmut und winkte seine Leute, die in den weißen Einmalanzügen steckten, zu sich. Semir nickte und sah das Team die Treppe hinaufgehen. Plötzlich spürte er wieder das Handy seines Partners in der Tasche. „Ich habe Bens Handy gefunden! Es lag auf dem Boden!“ Dieter und Jenni schauten ihm neugierig über die Schulter, als er das Smartphone herauszog. „Vielleicht ist die Nummer gespeichert, die Ben angerufen hat“, schlug Jenni vor. „Ja natürlich!“, stimmte Semir zu und öffnete auch gleich die Anrufliste. Seine Augen wanderten zu dem letzten Eintrag, der ganz oben auf der Liste des Handys stand. Es war der eigene Name des kleinen Deutschtürken und Semir zog daraufhin die Stirn kraus. Ben hatte versucht ihn anzurufen. Doch wieso war dieser nicht bei ihm angekommen? Verpasst hatte er ihn auf keinen Fall. Semir tippte auf Detailangabe und sah dass sein Partner ihn versucht hatte um 4:16 Uhr zu erreichen. Darunter stand ‚Fehlgeschlagener Anruf‘ und ‚Kein Signal‘. Fast zogen alle gleichzeitig ihre Handys hervor. Alle drei Telefone zeigten volle fünf Balken. „Das ist aber merkwürdig! Wisst ihr, wieso das nicht geklappt haben könnte?“, wollte Jenni wissen, worauf Dieter und Semir nur die Köpfe schüttelten. Semir schaltete zurück zur Anrufliste und fand eine unbekannte Nummer. „Hartmut soll sich das nachher mal anschauen“, meinte Bonrath und ging hinüber zur Chefin um sie zu informieren.

    In dem Moment erschien der rothaarige Kopf des Kriminaltechnikers auf der Treppe. „Semir, kommst du mal?“, rief ihn Hartmut und beide gingen wieder auf die erste Etage. Sie blieben vor dem alten Büro, indem die Glühbirne brannte, stehen und der Rotschopf wies auf die kleine Blutspur, die sich durch die Tür zog und sich nach ein paar Metern im Flur verlor. „Also, entweder das Blut stammt von der Reichenbacher oder von Ben. Das müssen wir noch herausfinden, aber sie ist hier nicht zu Ende!“, meinte Hartmut und deutete Semir an ihm zu folgen. Die Beiden gingen bis zum Ende des Flurs, zu dem alten Notausgang. Die Tür stand offen und zwei Männer der Spurensicherung machten ordentlich Fotos. Sie gingen vorsichtig an der Seite die Treppe herunter und bei Semir zog sich jedes Mal der Magen zusammen als er auf fast jeder Stufe einen runden roten Fleck sah, der ihm förmlich ins Auge sprang. „Und diese hier?“, Semir deutete auf die Flecken. Hartmut schüttelte den Kopf. „Können wir auch noch nicht sagen. Aber ich will dir noch was zeigen“, sagte der Rotschopf fast schon geheimnisvoll. In Semir wuchs die Neugier und er folgte seinem Freund zu einem der Kärtchen mit einer vier, das auf dem Boden zur Sicherung eines Beweismittels stand. Vor seinen Füßen lag ein kleines Gerät mit einer winzigen Antenne, dass von der Größe her in eine Jackentasche passen könnte. „Was ist das?“, wollte er wissen und sah Hartmut fragend an. „Also, ich glaube das ist eine Art Sender. Das Signal wird von einem Computer gesendet“, erklärte der Techniker. „Und was macht der?“, Semir wurde langsam ungeduldig. „Nun, das Ganze ist ziemlich komplex. Von einem Computer kann ein gewisses Störsignal gesendet werden, das über dieses Sender empfangen wird und es dann ausbreitet“, erklärte Hartmut und kratze sich am Kopf. „Mensch, Hartmut nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“, donnerte Semir, woraufhin der KTU Rotschopf nur entschuldigend die Hände ob. „Dieser kleiner Sende, breitet über einen gewissen Raum ein Magnetfeld aus. Funk- und Handysignal werde gestört, allerdings sind die üblichen Geräte, die auch wir manchmal verwenden viel größer. Diesen Sender muss also jemand gebaut haben, der sich sehr gut damit auskennt oder sehr geschickt ist…“, Hartmut griff in seiner Tasche und zog sein Handy hervor. „Schau, keinen einzigen Balken…“, sagte er und richtete das Display in Semirs Richtung. Auch er begutachtete sein eigenes Handy, das ebenfalls keinen Empfang hatte. „Deswegen konnte Ben mich nicht erreichen. Er muss in der Nähe von diesem Kerl gewesen sein…“, brummte Semir und streckte Hartmut Bens Telefon entgegen. Der Kriminaltechniker runzelte die Stirn und nahm es mit einem fragenden Blick entgegen. Semir verstand. „Das Telefon muss Ben irgendwie aus der Tasche gefallen sein. Ich will gar nicht daran denken durch was, aber da ist die Nummer drauf, durch die Ben angerufen wurde. Sie ist verschlüsselt, aber vielleicht kannst du sie orten“, erklärte Semir. Hartmut entließ seine Luft aus den Lungen. „Ich kann es versuchen, aber ich glaube der Sender ist eine größere Hilfe. Wenn der Computer sich dort befindet, wo auch der Täter ist, dann können wir vielleicht die Frau und Ben finden…“ Sofort hellte sich Semirs Gesicht auf. Wenn es Hartmut wirklich gelingen sollte das Signal von diesem Sender zu orten, dann wäre es ein Einfaches für Susanne an den Namen dieses Schweins zu kommen. Und das würde endlich etwas Licht in dieses Dunkle bringen, da war Semir sich sicher.

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    • 2. Februar 2013 um 14:11
    • #49

    Wo Ben wohl abgeblieben ist? :D Viel Spaß!


    „Hartmut, kommst du mal bitte“, rief Peter von der Spurensicherung. Er stand mit einer Canon in der Hand in diesem alten Büro und beäugte die Sachen, die er unter einem alten Schreibtisch gefunden hatte. Ganz behutsam zog er das altmodisch wirkende Handy und das daneben liegende Tüchlein, natürlich mit Latexhandschuhen, unter dem Tisch heraus. Schnell schoss er noch ein paar Fotos, bis auch schon sein Kollege neben ihm stand. „Peter, hast du was gefunden?“, fragte Hartmut neugierig. „Ja, ein einfaches Prepaid-Handy und noch ein Tuch. Das Chloroform kann ich schon von hier aus riechen“, berichtete der Techniker ein wenig Stolz über seinen Fund. Er griff sich zwei Klarsichtbeutel und tütete die beiden Dinge vorsichtig hinein um keine Fingerabdrücke oder andere Spuren zu verwischen. „An dem Tuch können wir vielleicht Speichelreste finden“, hing Peter hinten an und machte die beiden Beutel zu. Hartmut nickte. „Habt ihr eigentlich schon Proben von dem Blut genommen?“, fragte der Rotschopf mit Blick auf die vielen Blutflecke. Mit einem gespielt beleidigtem Gesicht drehte sich Peter zu seinem Kollegen um. „Hartmut, wo denkst du hin? Martin und ich haben uns lieber eine Tasse Kaffee gegönnt!“ Peters Mundwinkle zuckten hoch, doch als er sah, dass sein Kollege nicht zum Lachen aufgelegt war, wurde er wieder ernst und gab fachmännisch Auskunft. „Ja haben wir, hier aus dem Büro, vom Flur und von der Treppe. Martin hat draußen sogar noch Reifenabdrücke im Matsch entdeckt!“ Jetzt lächelte Hartmut doch und klopfte seinem Kollegen auf die Schulter. Was gute und gründliche Arbeit anging, waren seine Kollegen und er unschlagbar. In dem Moment trat Martin, ein Mann mit kurzen blonden Haaren, ins Büro kam zu den Beiden. „Ich hab mir das Reifenprofil mal kurz angeschaut und es mit Gibbs ausgegossen. Die Reifen scheinen schon ziemlich durchgefahren zu sein. Schleif- und Fußspuren konnte ich auch finden. Den Rest würde ich sagen, schauen wir uns in der KTU an. Alles hier drauf“, dabei tätschelte er mit der Hand seine Kamera. „Gute Arbeit Jungs! Ich frag noch was die anderen haben, sonst sind wir hier fertig!“ Damit ließ er zwei grinsende KTUler zurück und trat aus dem Büro. Nach einer viertel waren alle Spuren gesichert und das Spurensicherungsteam machte sich in ihren zwei Vans auf den Weg nur Kriminaltechnischen Labor. Hartmut folgte ihnen in seiner geliebten ‚Lucy‘ und bog dann schließlich auf die Bundesstraße ab.

    Währenddessen begann Ben sich langsam zu regen. Ein Stechen, das ihn nahezu zu überrollen drohte, holten ihn aus der wohligen Dunkelheit zurück. Mit seinen Sinnen fing er an seinen Körper wahrzunehmen. Alles tat ihm weh, und Ben verspürte deutlich, dass die Stelle von der der meiste Schmerz ausging, sein Kopf war. Dieser dröhnte zunehmend und immer wieder war ein starkes Stechen zu spüren. Der junge Mann versuchte seine Kräfte zu mobilisieren und öffnete nur kurz danach schwerfällig seine Augen. Alles war grau und er konnte nur nach mehrfachem Zwinkern ein paar Umrisse erkennen. Langsam versuchte Ben sich auf zu setzten und sich an die Wand zu lehnen, was ihm deutlich schwerfiel. Als der Hauptkommissar die Augen wieder öffnet und er an der kalten Backsteinmauer lehnte, fing alles um ihn herum an sich zu drehen, und Ben schloss sie ganz schnell wieder. Wo bin ich?, fragte sich den junge Mann und wagte einen erneuten Versuch die Augen zu öffnen. Dieses Mal war es besser und er konnte wieder etwas klarer sehen. Leicht hielt Ben sich die Hand an den Kopf und spürte auch gleich, dass seine Haare am Hinterkopf teilweise verklebt, wenn sogar verkrustet waren. Ben zog die Hand wieder weg und besah sie sich eingehend. Seine Finger waren rot, dunkelrot, sogar fast schwarz durch dieses dunkle Licht. Schlagartig fiel ihm alles wieder ein. Dieses Schwein war irgendwie durch die Decke gesprungen und hatte ihn von hinten angegriffen. Ben wusste, dass er dem ersten Schlag noch ausweichen konnte und dann sogar selber, in seinem Zustand, einen Treffer landen konnte. Aber das hatte diesem Typen so wütend gemacht, dass er ihm mit voller Wucht an den Kopf geschlagen hatte. Das war das Letzte an das sich der junge Beamte erinnern konnte. Fast schon vorsichtig drehte Ben den Kopf um den Raum mit den Augen zu untersuchen. Er befand sich vermutlich in irgendeinem Keller. Ein Meter über sich konnte Ben ein kleines Fenster erkennen, dass wenigstens ein bisschen Licht spendete. Seine Augen wanderten durch den Raum und blieben an einem etwas großem schwarzen Umriss hängen. Manuela!, schoss es Ben durch den Kopf. Im Schneckentempo, damit ihm bloß nicht wieder das Schwindelgefühl erfasste, krabbelte er bis zum Ende des Kellers, in dessen Ecke eingekrümmt eine Person lag. Als sich seine Augen an das Dunkle gewöhnt hatten, konnte er Manuela nun gänzlich erkennen. Vorsichtig drehte Ben sie von der Seite auf den Rücken und fasste reflexartig an den Hals. Ben spürte den stetigen und starken Puls unter seinen Fingern und atmete erst mal etwas beruhigt aus. Er sah wie sich ihre Brust regelmäßig hob und senkte und versuchte sie anschließend wach zu bekommen. Ganz leicht gab er ihr ein paar sanfte Ohrfeigen. Leise flüsterte der junge Mann immer wieder den Namen seiner Ex-Freunde bis sie anfing sich zu regen. Ben dachte, dass Manuela gleich zu sich kommen würde und dass sie, wie er selber, eine kurze Zeit brauchen würde um die ganze Situation zu realisieren. Doch auf einmal schlug die junge Frau blitzschnell ihre Augen auf, begann stoßweise zu atmen und bäumte sich immer wieder auf. Im ersten Moment war Ben überrascht gewesen, bis er versuchte sie zu beruhigen. „Hey Manuela! Alles gut, ich bin´s Ben“, wiederholte er zig mal, bis die verängstigte Frau nicht mehr um sich schlug. Zum ersten Mal nahm sie Ben, der neben ihr kniete, wirklich war. Schockiert starrte sie ihn an, wodurch Ben nicht wusste wie er ihren Blick deuten sollte. „Ben! Was machst du hier? Du sollst doch nicht hier sein!“, sprach sie zum ersten Mal. „Ganz ruhig! Manuela, bist du ok? Tut dir etwas weh?“, fragte Ben stattdessen und untersuchte sie von oben nach unten. Doch keine äußerlichen Verletzungen waren zu erkennen. „Nein, alles in Ordnung“, auch sie setzte sich nun auf, „und dir? Dein Kopf blutet!“ Ben fuhr wieder mit der Hand an seinen Hinterkopf, und tatsächlich, die Wunde blutete immer noch leicht. „Schon ok“, wich er aus, obwohl es ihm so vor kam als ob man mit einem Presslufthammer auf seinem Hinterkopf gewirtschaftet hätte. „ Klär mich bitte mal auf! Was hast du jetzt auf einmal mit Anjas Tod zu tun?“, wollte der Polizist stattdessen wissen. „Ich? Garnichts! Aber er will Rache Ben!“, Manuela schloss die Augen und versuchte diese fürchterlichen Gedanken an den Parkplatz zu verscheuchen, während Ben sie fragend ansah. „Wer? Wer will Rache?!“, wollte Ben nun endlich wissen. Die junge Frau öffnete wieder die Augen und wollte gerade antworten, aber sie konnte nicht mehr. Bens Kopf schnellte herum. In dem Moment öffnete sich die Tür.

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    • 4. Februar 2013 um 18:21
    • #50

    Die Tür öffnet sich weiter leider erst im nächsten Teil :whistling:


    Auch Semir und seine Kollegen waren mittlerweile wieder auf dem Revier. Die Uhr schrieb viertel vor sieben und das ganze Team war übermüdet. Besonders Kim und Semir, die seit Freitagmorgen auf den Beinen waren und nicht wirklich eine Chance hatten sich auch nur für eine Stunde hinzulegen. Jedoch hatte Semir auch überhaupt nicht den Nerv dafür sich für eine Zeit lang schlafen zu legen. Die Sorge um seinen Partner hielt ihn auf den Beinen und ließ ihn nervös durch sein Büro tigern. Seit gut einer Stunde wartete er auf Neuigkeiten von Hartmut und warf zwischen durch immer mal wieder einen Blick auf das Telefon, das nicht klingeln wollte, wenn er sein unruhiges Umhergehen unterbrach. Susanne sah ihm durch die Fensterscheibe zu und entschied sich dem Hauptkommissar erst mal eine Tasse Kaffee zu bringen. Dieser nahm den zusätzlichen Energiespender dankend entgegen und nahm einen langen Schluck. Das Getränk wärmte ihn und Semir schloss kurz die Augen. Er war wirklich hundemüde, aber konnte jetzt nicht schlafen. Nicht wenn sein bester Freund sich in den Händen eines Mörders befand. Gierig er trank den Kaffee aus, Semir bemerkte sofort wie sein Herz schneller schlug und das Koffein ihm einen Kick verlieh. Susannes Stimme ließ ihn aufsehen. „Mach die keine Sogen Semir! Wir werden Ben finden!“, redete die Dienststellensekretärin ihm Mut zu. Semir sah sie an. „Ja ich hoffe doch, wenn es Hartmut gelingt dieses Signal zu orten. Er meinte vorhin noch, dass es verschlüsselt sei“, er stellte die leere Tasse auf seinen Schreibtisch, „das könnte noch eine Weile dauern genauso wie der Untersuchungsbericht.“ Susanne nickte. „Es ist viertel nach sieben, ich glaube du könntest dir jetzt mal diesen Bäßmann vornehmen. Der ist bis bestimmt schon auf Arbeit oder so…“, schlug sie vor. „Ja natürlich! Ich lasse ihn gleich vorladen! Der muss da ja irgendwie mit drin stecken, sonst hätte man ihn ja nicht als Sündenbock genommen! Die Kollegen, die ihn observieren, sollen ihn sofort einpacken!“, meinte Semir energisch und griff gleich zum Hörer um seine Anweisung in Auftrag zu geben.

    Nur eine halbe Stunde später saß Max Bäßmann im Verhörraum und machte den Eindruck, dass er absolut keine Ahnung hatte, warum er hier aufkreuzen musste. Semir begutachtete den Mann für ein paar Minuten durch die verspiegelte Scheibe im Nebenraum, bis er hinüber ging.
    Semir setzte sich vor Bäßmann, der den Hauptkommissar musterte. „Herr Gerkhan, können sie mir jetzt endlich erklären, warum mich ihre Kollegen hier her gebracht haben?“, wollte dieser wissen. Semir antwortete ihm nicht, sondern schob ihm stattdessen ein Bilder von der toten Anja, das am Fundort ihrer Leiche aufgenommen wurde, unter die Nase. Max fielen fast die Augen heraus, als er seine ehemalige Freundin aus Schulzeiten erkannte. „Oh mein Gott! Ist das Anja?“, stieß er hervor. Bäßmann schien wirklich erschrocken zu sein. Es kam Semir auf jeden Fall nicht gespielt vor. „Ja, das ist Anja Wenschek“, bestätigte Semir, „sie wurde am Montag von einem Passanten an einer Autobahnraststätte gefunden, und noch am selben Tag wurde ein Attentat auf meinen Partner ausgeübt.“ „Und was soll ich bitte alles damit zu tun haben?“, fragte Bäßmann und verschränkte fast schon trotzig die Arme ineinander. „Kennen sie einen Ben Jäger?“, verhörte der Kriminalhauptkommissar weiter. „Ja sicher. Ich bin mit ihm zur Schule gegangen. Wieso?“, entgegnete Max. „Er ist mein Partner und er wurde, nach dem Leichenfund, in Anja Wenscheks Wohnung angegriffen“, erklärte Semir sachgemäß. An dem Gesicht seines Gegenübers konnte man ablesen, das Bäßmann nun vollkommen verwirrt war. Nun war es Semir endgültig klar, dass dieser Mann nur benutzt wurde. Er begann Max Bäßmann alles genau zu erklären, von Anjas Leichenfund und dem Attentat auf Ben, über Bäßmanns Observation auf dem Klassentreffen, da er der Hauptverdächtige war, bis hin zu dem Verschwinden von Manuela Reichenbacher und Ben. So langsam zeichnete sich ein wütender Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes ab. „Und nur weil mir damals und bei meiner Ex-Frau ein paar Mal die Hand ausgerutscht ist, soll ich Anja gleich umbringen und Ben und Manuela gleich entführen?!“, Bäßmann redete sich jetzt richtig in Rage. „Wir wussten nicht, dass Manuela Reichenbacher irgendetwas damit zu hat. Da haben sie, weil sie damals während ihrer Schulzeit viele Konflikte mit meinem Partner und Frau Wenschek hatten, sehr gut in das Schema des Verdächtigten herein gepasst“, erklärte Semir ohne die Augen von seinem Gegenüber zu lassen, „Jetzt wissen wir aber hundertprozentig, dass sie damit nichts zu tun haben und nur als Sündenbock genommen wurden.“ Max hatte dem Kommissar gebannt zu gehört und konnte teilweise das eben Gehörte nicht glauben. Man hatte ihn also die ganze Zeit beschattet? „Ja super, wenn jetzt alle wissen, dass ich mit der ganzen Sache nichts zu tun habe, dann kann ich jetzt ja sicher gehen“, meinte er nur und stand auf. „Einen Moment noch! Bitte!“, unterbrach Semir ihn. „Mein Partner, Ben, er wird vermisst, genauso wie die Reichenbacher, und befindet sich gerade in den Händen des Mörders von Anja Wenschek. Wir wissen nicht wo er aufzufinden ist geschweige denn was er noch vorhat!“ „Und wie soll ich ihnen da weiterhelfen können?“, entgegnete Bäßmann und setzte sich wieder auf den Stuhl. Semir strich sich kurz über den Bart und fuhr dann mit der Befragung fort.

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    • 5. Februar 2013 um 21:58
    • #51

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    Als Ben sah wie sich die schwere Tür öffnete, verließ in seinem Kopf alles wie in Zeitlupe. Seine Beine sprangen von ganz alleine auf und er stellte sich in Windeseile hinter die Tür. Er hatte keinerlei Waffe mit denen er hätte angreifen oder sich verteidigen können, der junge Mann beschloss dann aber im Bruchteil einer Sekunde seinen Körper, sprich seine Hände und Füße ein zusetzten. Aus seinen Augenwinkel konnte Ben noch sehen wie sich Manuela ängstlich in die kleine Nische des Kellerraumes drückte, bis auch schon die Tür aufsprang und den jungen Mann fast ins Gesicht knallte. Derselbe Mann, immer noch mit Maske und in dunkel Anziehsachen gekleidet, betrat den kleinen Raum und schaute sich schnell nach seinen zwei Gefangenen um. Als dieser nur Manuelas Beine um die Ecke erkennen konnte, machte der Mann einen Schritt auf die zitternde junge Frau zu. Das wusste Ben für sich zu nutzen. Der Überraschungseffekt war auf seiner Seite. In seinen Adern pumpte das Adrenalin und ließen ihn seine Schmerzen vergessen, als er auch schon mit einem gezielten Tritt gegen das Bein seines Gegners, diesen zum straucheln brachte. Blitzschnell holte Ben zum Schlag aus und zielte mit voller Wucht auf den Kopf des Mannes, doch der konnte im letzten Moment ausweichen und Ben streifte ihn nur am Hals. Ohne Zeit verlieren zu wollen, holte Ben ein weiteres Mal aus und erwischte die Seite des Mannes. Ben hatte seine ganze Kraft in den Schlag und erneut spürte der Hauptkommissar einen feuerheißen Stich in seiner Schulter. Ben kam nicht darum herum, reflexartig an seine verletzte Schulter zu fassen. Nun aber hatte sein Gegner die Lage endgültig realisiert und Bens Vorteil war dahin. Der Mann in Schwarz spannte seine Seite an und steckte so den Schlag, auch wenn die Wucht stark war, gut ein. Trotzdem konnte der Maskierte das Stöhnen, das über seine Lippen kam, nicht vermeiden. Das machte ihn wütend, es machte ihn rasend. Er beförderte seine Faust mit einer gewaltigen Kraft in den Magen des Polizisten, der sich sofort vor Schmerzen krümmte und auf die Knie fiel. Ben versuchte so schnell es ging die Schmerzwelle herunter zu schlucken und war auch schon wieder daran sich auf zu richten, aber dann hörte er ein Klicken. Als er den Kopf hob blickte er in den Lauf seiner eigenen Dienstwaffe.
    Im dämmrigen Licht sah Ben wie der Maskierte den Finger langsam um den Abzug legte. Schnell atmend hob der junge Mann beide Hände und ließ sich zurück an die Wand sinken. Im Moment blieb ihm nichts anderes übrig und Ben wusste, wenn er jetzt etwas falsch machte, dann wären das seine letzten Atemzüge.

    Im Verhörraum sah Semir Bäßmann in die Augen, er konnte nur vage auf die Hilfe dieses Mannes hoffen. Langsam begann der kleine Beamte wieder. „Fällt ihnen irgendjemand aus ihrer alten Klasse ein, der extreme Schwierigkeiten mit Anja, Manuela und meinem Partner gehabt haben könnte?“, wollte Semir wissen. Auf eine Antwort wartend, trippelten seine Finger auf dem Tisch herum. Sein Gegenüber schwieg eine Weile.
    Bäßmann kratze sich am Kinn und begann zu überlegen. Mit Manuela war er schon immer gut klar gekommen, nur mit Ben hatte er damals wegen Anja Stress gehabt. Er musste sich eingestehen, dass er vor langer Zeit schon mal daran gedacht hatte, sich für diese gewaltige Demütigung sich an den Beiden zu rächen. Aber diesen Gedanken hatte er vor über zehn Jahren gehabt, und jetzt würde ihm so etwas gar nicht mehr in den Sinn kommen. Aber was hatte Manuela dann mit dieser ganzen Sache zu tun? Und wie steckte Ben darin? Max wusste auch nicht warum. Der Hauptkommissar vor ihm hatte Recht, der Verwaltungsmanager konnte sich jetzt nicht ein einfach so davon machen. Bäßmann wollte nur, dass es nicht noch mehrere Opfer gab, denn den Anblick von Anja hatte ihm schon deutlich gereicht und für einen kurzen Moment mehr als nur zugesetzt. Der junge Mann war sehr schockiert gewesen Anja so zu sehen. Er war damals zwar sehr sauer gewesen, trotzdem hätte er ihr so etwas Schreckliches auf keinen Fall gewünscht.
    Im Kopf durchforstete er seine Vergangenheit. Für einen Moment schloss Max seine Augen. Er konnte keinem seiner ehemaligen Mitschüler so eine grauenvolle Tat zumuten. Ihm fiel viel, aber auch einfach niemand ein, der für einen Mord im Stande wäre, schließlich hatte Bäßmann erst am vorigen Tag viele von ihnen wieder gesehen, die er eine ganze Weile lang schon nicht mehr gesehen hatte. Krampfhaft überlegte er weiter, Ben war sehr beliebt gewesen, er hatte eine eigene Band gehabt und war im Basketballteam gewesen. Eine Freundin, die hübsche Manuela, hatte er auch gehabt, sein früherer Kumpel war seiner Meinung nach mit jedem außer ihm zuletzt zurechtgekommen, aber…Moment mal!, dachte sich Max und schlug die Augen wieder auf, seine Hände auf den Tisch gestemmt. Da war doch dieser Typ, dachte er sich und auch Gerkhan schaute ihn nun erwartungsvoll an.
    „Ist ihnen etwas eingefallen?“, Semir brannte auf die Antwort, jede Spur konnte hilfreich sein. „Ich bin mir nicht sicher, aber Ben war damals mit so einem merkwürdigen Typen befreundet gewesen. Ich weiß nicht genau was da war, aber ich weiß, dass Manuela in sehr mies gepiesackt hat“, gab Bäßmann von sich und hoffte es könnte zu irgendetwas nützlich sein. „Und was ist dann passiert?“, wollte Semir wissen, die Augen fest auf den Manager geheftet. „Ihr Partner ist dann mit ihr zusammen gekommen oder so, ich bin mir da nicht sicher. Vielleicht hat er sich verraten gefühlt. Keine Ahnung was zwischen Ben und diesem Typen war“, ging die Erzählung weiter, doch dem Hauptkommissar genügte das noch lange nicht. „Hat ‚er‘ auch einen Namen?“, Semirs Stimme erhob sich etwas und man konnte die Ungeduld aus ihr heraushören. „Siedner…Markus Siedner, ich meine ihn auch auf dem Klassentreffen gesehen zu haben. Aber ich möchte hier niemanden etwas anhängen!“, beteuerte Max und fuhr sich einmal wirsch durch das Haar. „Das tun sie nicht. Vielleicht haben sie damit das Leben zweier Menschen gerettet!“, stieß Semir erleichtert aus und ließ den vermeintlich etwas verdutzt schauenden Bäßmann mit einem Nicken zurück. Gerkahn wusste, dass sich der Verwaltungsmanager nicht vorstellen konnte, was ein Name in der momentanen Situation alles bezwecken konnte. Ein Kollege führte Max noch auf den Parkplatz der Autobahnpolizei und er nahm sich vor den Tag wie gewohnt weiter zu verbringen, doch auch in ihm wuchs die Neugier und er wollte wissen, ob seine Information in dieser Sache sich als nützlich erwies. Ein Klick auf seinem Handy genügte und das Taxi war gerufen.
    Währenddessen war Semir zu Susanne und Frau Krüger gestürmt. „Susanne, schau mal bitte ob es einen Markus Siedner im Computer gibt!“ Die Sekretärin nahm den Befehl zur Kenntnis und tippte den Namen schnell in den Computer ein. Kim und Semir schauten wie gebannt auf den Bildschirm und warteten auf die erhofften Informationen, die ihnen das Gerät ausspucken sollten.

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  • BenFan#1
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    • 7. Februar 2013 um 17:01
    • #52

    ;(

    Langsam entfernte sich die Pistole von Bens Kopf, dennoch blieb sie auf ihn gerichtet. In Bens Kopf liefen die Gedanken Marathon. „Was soll das?! Was wollen sie von uns?!“, stieß der junge Mann zwischen den Zähnen hervor und sah seinem Gegenüber fest in die Augen. Graue kalte Augen starrten ihn an. Manuela hatte sich ängstlich in die Ecke verkrochen und wagte sich nicht zu bewegen. Doch als die Waffe wieder ruckartig näher an Bens Kopf wanderte, zuckte sie und auch Ben erschrocken zusammen. „Bitte, tu uns nichts! Lass uns gehen!“, wimmerte sie und hielt sie die Hand vor Augen. Der Kopf des Vermummten drehte sich sofort in ihre Richtung. „DU?! Du wagst mich das zu fragen, du kleine Schlampe?! Nach allem was du mir angetan hast!“, schrie er und dabei zitterte er leicht. Er zog die Luft durch seine Zähne und versuchte sich zu beruhigen. Manuela war sofort wieder still.
    Als Ben die Stimme erkannte, erstarrte er innerlich. Konnte das wirklich sein? „Markus, bist du das?“, kam es ungläubig über seine Lippen. Schlagartig drehte sich sein Kopf wieder in Bens Richtung. Er legte den Kopf schräg und begutachte für einen kurzen Moment den Mann, der vor ihm, immer noch mit erhobenen Händen, an der Wand lehnte.
    „Das hast du aber früh erkannt Ben!“, knurrte Markus Siedner und zog endlich die heiße Maske von seinem Gesicht. Er schmiss die Mütze auf den Boden und legte die andere Hand auf die Pistole. Ben sah in das heimtückisch grinsende Gesicht seines alten angeblichen Freundes. Es war tatsächlich Markus, der ihn und Manuela in dieses Loch gebracht hatte. Wie konnte er sich nur täuschen. Innerlich gab sich Ben eine Kopfnuss. Wieso hatte er nicht an Markus gedacht? Ganz einfach, ich dachte er wäre mein Freund, schoss der Gedanke durch den Kopf des Hauptkommissars. Immer noch fixierten die starren Augen sein Gesicht.
    Siedenheiß fiel Ben wieder alles ein. Diese Augen hatte der Beamte auch in Anjas Wohnung gesehen, kurz bevor er niedergeschlagen und angeschossen wurde. „Wie konntest du nur! Du hast Anja auf dem Gewissen!“, schrie Ben Markus an, der auf einmal die Waffe, die vor sein Gesicht gehalten wurde, ignorierte. Siedner lachte auf. „Ja, das habe ich. Und weißt du was? Es hat mir sogar Spaß gemacht!“ Ben wusste nicht was er darauf erwidern sollte. Er konnte es einfach nicht glauben und war in dem Moment einfach zutiefst schockiert. „Ihr zwei werdet dafür büßen! Für alles was ihr mir angetan habt!“, ging es bei Siedner weiter, der den Hauptkommissar mit einem Schwenken der Pistole aufforderte zu Manuela zu kriechen. Ben blieb nichts anderes übrig als sich zu fügen und drückte sich an der Wand entlang um zu Manuela zu gelangen, die ihre Hände immer noch fest auf ihre Augen gedrückt hatte. Der Polizist hatte nicht die leiseste Ahnung wovon Markus sprach, Ben konnte nur den hasserfüllten Blick seines Gegenübers erkennen. Er berührte Manuela kurz an der Schulter, um ihr zu zeigen, dass er jetzt bei ihr war. Sie nahm ihre Hände zögerlich vom Gesicht und sah Ben völlig aufgelöst an. Währenddessen beobachtete Siedner die Szene und freute sich nun auf das was noch kommen würde. Doch so einfach würde er es den Beiden nicht machen. Sie würden leiden, genauso wie er es die ganze Schulzeit über musste. Er dachte an die ganzen Demütigungen und an Bens Verrat.
    „Damit wirst du nicht durchkommen Markus“, die nun nüchterne Stimme des jungen Mannes holte ihn aus seinem Gedankengang zurück. „Mein Partner wird uns finden und dann werden wir dir den Arsch aufreißen!“, sprach Ben weiter und hoffte darauf, dass Semir schon eine Spur gefunden hatte und bald kommen würde. Es war offensichtlich, dass das Siedner zur Weißglut brachte. Mit einem Ruck riss er den sowieso schon geschwächten Ben am Pulloververschnitt nach oben und drückte ihn an die Wand. Schnell wanderten seine Hände zum Hals des Hauptkommissars und drückte fest zu. Der sollte sehen mit wem er sich hier anlegte!
    Ben konnte gar nicht gucken, so schnell knallte er mit dem Kopf schmerzhaft an die Wand. Er merkte wie sich Siedners Hände um seinen Hals schlangen und dieser fest zu packte. Verzweifelt versuchte er sich aus dem eisernen Griff zu befreien. Ben umklammerte mit aller Mühe Markus Hände, damit dieser ihm nicht die ganze Luft abschnüren konnte. Mit den Beinen versuchte er von der Wand wegzukommen, doch jedes Mal, wenn sich der junge Polizist abstieß, wurde er mit einem weiteren Ruck wieder fest an die Wand gedrückt. So langsam begannen kleine Sternchen vor Bens Augen zu tanzen als er immer weniger Luft bekam. „Na willst du noch mehr?“, höhnte Siedner und verfestigte seinen Griff noch etwas, jedoch nicht zu stark, schließlich wollte er ja noch etwas von seinem alten Freund haben. Ben war nicht in der Lage zu antworten. Der Kopf des Kommissars war schon blau angelaufen und sein Sichtfeld verengte sich immer mehr. Langsam erstarben seine Abwehrversuche.

    Plötzlich spürte Markus ein Ziehen an seinem Bein. Kurz sah er nach unten und lockerte seine Hände etwas. Manuela saß neben ihm und versuchte verzweifelt sein Bein wegzureißen. „Lass ihn los! Tu Ben nichts!“, schrie die junge Frau panisch als sie mit ansehen musste wie Ben beinahe erstickte. Jedoch lachte ihr altes Mobbingopfer über diesen Angriffversuch. Mit seinem Bein trat er ihr gegen die Schulter und Manuela wurde nach hinten geschleudert. Mittlerweile bekam Ben so gut wie keine Luft mehr. Sein Kehlkopf wurde fast zerquetscht und er konnte nicht mal mehr nach Luft ringen. Er hatte noch gehört wie Manuela gerufen hatte, er solle losgelassen werden, doch jetzt vernahm er alles nur noch durch Watte war. Ben sah noch wie sich Siedners Lippen bewegten und irgendetwas murmelten, doch der Kriminalhauptkommissar konnte es nicht mehr verstehen. Seine letzten Abwehrbewegungen stellten sich ein und sein Körper erschlaffte.
    Mit einem dreckigen Grinsen sah Markus wie Ben die Augen verdrehte und sie sich schließlich ganz schlossen. Der Körper des jungen Mannes ging jetzt in seinen Armen, als er seine Hände von Jägers Hals nahm. Er schlug ihn zum Schluss mit dem Kopf nochmal an die Wand bis er ihn auf den Boden fallen ließ. Ben landete auf dem Boden und blieb reglos auf dem Bauch liegen. Markus war sich sicher, dass er nicht tot war. Bei Anja hatte er viel doller zugepackt und auch wesentlich länger, trotzdem konnte man die Würgemale an Bens Hals deutlich erkennen. Sicherheitshalber suchte er nach dem Puls des Mannes, der vor ihm auf dem Boden lag. Schließlich hatte er ja noch viel vor. Nach ein paar Sekunden hatte er ihn gefunden und spürte ihn etwas schwach unter seinen Fingern. Also war er nur bewusstlos, wie Markus es sich schon gedacht hatte.
    Kurz lachte er auf. Es lief echt alles wie am Schnürchen und erst jetzt fiel ihm auf, dass ihm das sogar mehr Spaß gemacht hatte, als bei der Wenschek. Ben hatte sich mehr gewehrt und hatte es somit zu einem Kampf um Leben und Tod für sich gemacht. Markus hatte aber auch die Angst in Ben Augen gesehen und seine panischen Versuche sich zu befreien. Das war es immer, was Siedner diesen Kick verlieh, das diese sadistische Quälerei mit sich brachte. Nun war er nicht mehr das Opfer, jetzt hatte er den Spieß umgedreht. Einen Blick warf er noch auf den reglosen Ben bis Markus sich wieder Manuela zu wand. Diese saß wie versteinert wieder in der Ecke und konnte sich vor Furcht keinen Zentimeter mehr bewegen.
    Erhoben ging der in schwarzgekleidete Mann auf sie zu. Das schmutzige angsteinflößende Lächeln hatte sich wieder auf seinem Gesicht ausgebreitet. Die Vorfreude war ihm ins Gesicht geschrieben. Jetzt geht es los, freute sich Markus und griff in seine Tasche. Er spürte eines seiner Chloroform-Tücher in der Hand und zog es heraus.
    Voller Angst riss Manuela wieder die Augen und begann schrill zu schreien, sodass es in den Ohren wehtat. „Schätzchen, du kannst hier unten so viel schreien wie du willst. Dich wird niemand hören“, lachte er und trat vor ihr hinüber und versuchte ihr das Tuch auf das Gesicht zu pressen. Auf Schreierei, die wirklich in den Ohren schmerzte, hatte Markus nun echt keine Lust. Trotzdem versuchte Manuela sich zu wehren und nicht einzuatmen. Doch irgendwann musste sie leicht Luft holen und glitt nach ein paar Sekunden betäubt zu Seite. Zufrieden legte Siedner ihr wieder die Kabelbinder an und hievte sie sich wieder über die Schulter. Schließlich verließ er den dunkeln Raum, indem Ben noch immer bewusstlos am Boden lag, und verschloss diesen wieder sicher.

    .

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  • BenFan#1
    Gast
    • 10. Februar 2013 um 06:03
    • #53

    Ich bin grad von einer Feier Heim gekommen und dachte mir, lade ich mal den nächsten Teil hoch :D Extra lang :D


    Semir war enttäuscht als er auf dem Computer kein Eintrag angezeigt wurde. Wütend fuhr er sich mit den Händen durch sein kurzes Haar. „Das kann doch nicht wahr sein! Der begeht ´nen Mord und ist nicht vorbestraft! Verdammt!“, fluchte Semir und ging aufgebracht hin und her. Frau Krüger warf ihm einen mitleidigen Blick zu. „Susanne, prüfen sie bitte im Einwohnermeldeamt nach, wo dieser Markus Siedner seinen genauen Wohnsitz hat“, bat die Chefin die Sekretärin freundlich, die sofort nickte. Semir war währenddessen in das Büro von ihm und Ben gestürmt. Müde ließ er sich auf seinen Bürostuhl fallen und rieb sich über die Augen. Ben, ich werde dich finden, schwor er sich als Kim in den Raum trat. Semir sah auf. Er wusste, dass er sich nicht so verhalten konnte. Aber die Sorge um seinen Partner nagte an seinen Nerven. Etwas ruhiger erhob sich wieder und stütze sich am Tisch ab. „Chefin, wir haben fast gar nichts. Nur einen Namen!“, seufzte Semir niedergeschlagen, doch die Frau Krüger unterbrach ihn. „Stimmt einen Namen, der viel bringen kann. Frau König überprüft ihn grade“, antwortete Kim trötend. Auch sie machte sich Sorgen um ihren Hauptkommissar, aber sie konnten in dieser Situation jetzt nicht alle den Kopf verlieren.
    Semir sah sie an und nickte. Die Chefin hatte Recht, Susanne würde über den Namen den Wohnsitz des Mannes herausfinden, vorausgesetzt er wäre gemeldet. Stöhnend ließ der kleine Deutschtürke sich wieder in seinem Sessel nieder. Wieder warf Semir einen Blick auf das Telefon, die Chefin wandte sich gerade zum Gehen als es tatsächlich Töne von sich gab. Sofort griff Semir nach dem Telefonhörer „Gerkhan“, meldete es sich. Am anderen Ende hörte er Hartmuts Stimme. „Semir! Wie haben die meisten Spuren jetzt ausgewertet, und die Blutspuren stammen definitiv von Ben. Aber keine Sorge, es war jetzt nicht so viel als dass es lebensgefährlich sein könnte“, hing der Techniker gleich hinten an. Na super, dachte sich Semir bis es bei Hartmut weiterging. „Ach und die Nummer, die Ben angerufen hat bringt leider nichts, denn das alte Prepaid Handy hatten wir noch Vorort gefunden:“ „Und Hartmut? Irgendetwas, dass uns weiterbringen könnte?“, fragte Semir ungeduldig. „Also wie haben noch Speichelreste von so nem Tuch gefunden, das in Chloroform getränkt, aber das waren eher die der Frau“, erzählte der KTUler weiter, schließlich waren das nun die ausgewerteten Spuren. „Aber du hast doch noch etwas von so einem Störsignal gesagt, von diesem kleinem Sender“, erinnerte ihn der Kriminalhauptkommissar. Schließlich hatte Hartmut im Sägewerk noch gesagt, dass man das Signal vielleicht orten könnte. „Ja natürlich! Ich lasse da gerade ein Programm drüber laufen, dass das verschlüsselte Signal vielleicht orten lässt, ich kann aber nicht genau sagen wann es einen Treffer gibt!“, erklärte der Rotschopf. Er wusste, dass das weniger befriedigend war, aber immerhin etwas. „Ok danke Hartmut! Meld dich wenn´s geklappt hat!“, damit legte Semir und sag seine Chefin an, die gespannt neben ihm gestanden hatte. Ihre Augenbrauen hatten sich erwartungsvoll nach oben gezogen. „Er kann das Störsignal vielleicht orten. Hartmut lässt da gerade so eine Software darüber laufen. Er kann aber nicht sagen, wann genau das Signal entschlüsselt ist. Außerdem wurden Blutspuren von Ben und Speichelreste von der Reichenbacher gefunden“, gab er ihr die Informationen weiter und drückte resignierend die Lippen zusammen. Sie verloren immer mehr Zeit!
    „Chefin, Semir…“, rief Susanne von ihrem Arbeitsplatz aus. Augenblicklich traten die Beiden aus dem Büro der Hautkommissare. Susanne blickte auf als Kim und Semir wieder vor ihr standen. „Also dieser Markus Sieder wohnt in der Klaus-Kleber Straße 3a in Köln. Und ratet mal wo das genau liegt!“, forderte sie, doch ihre Gegenüber sahen sie fragend an. „Nur ein paar Straßen neben der Wohnung von Anja Wenschek.“ „Ich werde da sofort hinfahren!“, verkündete Semir zielstrebig und wollte schon loslaufen, als ihn die Chefin an der Schulter zu packen bekam. „Ich werde mitkommen, Bonrath und Dorn werden uns begleiten“, bestimmte sie, ihr Kommissar sollte da auf keinen Fall alleine hinfahren. Und falls sie diesen Siedner zusammen mit Jäger und der Frau antreffen würden, sollte auch genug Verstärkung unterwegs sein.
    Mit großen Schritten verließen die Vier die PAST. Kim setzte sich auf den Beifahrersitz von Semirs BMW und der kleine Hauptkommissar startete den Motor. Nur Sekunden später fuhren sie verfolgt von Bonrath und Jenni auf die Autobahn.

    Manuela erwachte wenig später. Das Chloroform hatte ihr nun schon zum vierten Mal die Sinne benebelt. Langsam öffnete sie ihre Augen und begann ihre Umgebung wahrzunehmen. Vorhin war sie noch in so einem dreckigen Kellerraum gewesen, doch jetzt befand sie sich in einer Art alten Küche oder Badezimmer. Überall waren Fliesen an der Wand. Sie wollte sich aufsetzen und sich mit den Händen abstützen, aber es gelang ihr nicht. Manuela sah an sich herunter, sie saß auf einem Stuhl und ihre Hände waren an diesem festgebunden. Ihre Beine waren ausgestreckt und fixiert. Verzweifelt versuchte sie los zu kommen, doch ihre Gliedmaßen waren einfach zu sehr verschnürt und sie konnte sich deswegen keinen Millimeter bewegen. Ängstlich sah sie sich um.
    Plötzlich trat Markus von der Seite an sie heran. Vor Schreck ihn zu sehen zuckte sie zusammen und startete einen weiteren Versuch sich von den Fesseln zu befreien, jedoch vergebens, die Seile bewegten sich kein Stück. „Na Dornröschen, bist du wieder aufgewacht?“, höhnte er. Sieder grinste sie finster und genoss förmlich die Angst der jungen Frau. Erstaunlicher Weise brachte Manuela auch ein paar Wörter über die Lippen. „Markus, was soll das alles? Du hast Ben vielleicht umgebracht!“, flüsterte sie, ihr ganzer Körper begann zu zittern. Sienders Grinsen verwandelte sich in ein schmutziges Lachen. „Keine Sorge, tot ist der noch lange nicht. Er ist zäh, aber ich habe noch viel vor mit unserem Benni hier!“, erklärte er ihr, dabei nickte er immer wieder mit dem Kopf. „Bitte, bitte lass uns gehen! Lass uns reden!“, flehte sie und versuchte ihn umzustimmen. Jedoch vergeblich. „Wir reden?! Haben wir damals je miteinander geredet?!“, schrie er sie nun an. Seine Stimme bebte. „Du hast mir das Leben damals zur Hölle gemacht und mir meinen einzigen Freund genommen! Ihn dazu gebracht, dass er sich gegen mich wendet!“, ging es bei ihm weiter. Manuela wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Es stimmte, sie hatte ihm damals mies behandelt. Ihn vor allen anderen gedemütigt, immer und immer wieder. Hätte sie damals gewusst, was das für Folgen nach sich ziehen würde, dann hätte sie anders gehandelt. Es stimmte ebenfalls, dass Ben mit ihr zusammen gewesen war, aber Manuela wusste, dass der junge Mann sich nie wirklich gegen seinen Freund gestellt hatte. Dieser musste sich verraten gefühlt haben. In Markus Kopf konnte sie nicht hineinschauen, dennoch war es wahr, sie hatte ihm das Leben wirklich zu Hölle gemacht, selbst an letzten Abend. Die junge Frau ballte ihre Hände und wagte einen erneuten Versuch auf ihrem Gegenüber mit dem nun kranken Gesichtsausdruck einzureden. „Markus, Ben hat sich nicht gegen dich gewendet! Er war doch immer noch freundlich zu dir gewesen, als er mit mir zusammen war. Es stimmt, ich habe dich schlecht behandelt! Ich war ein Scheusal! Es tut mir aufrichtig leid!“, Tränen hatten sich in Manuelas Augenwinkel gebildet und liefen ihr über die Wange. Jedoch ging Markus nicht darauf ein. „Oh nein! Ben hat mich verraten und wird genau wie du für das Leid, was ihr mir angetan habt, büßen!“, brüllte er und griff nach den Messern, die auf dem Tisch neben ihm lagen.

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  • BenFan#1
    Gast
    • 11. Februar 2013 um 22:40
    • #54

    Sorry Leute, kommt etwas spät :D


    Semir sprang sofort aus dem Wagen, als er seinem BMW vor dem kargen Wohngebäude hielt. Frau Krüger stieg ebenfalls aus und ließ die Autotür hinter sich zu knallen. Bonrath und Jenni traten neben die Beiden. „Besser wir nehmen unsere Waffen“, meinte der große Polizist. Seine Kollegen nickten, zogen alle die Waffen und gingen zur Eingangstür. Das Wohngebäude hatte zwei Stockwerke mit insgesamt vier Wohnungen, so war es nicht schwer den Schriftzug von Markus Siedner aufindig zu machen. Die Tür zum Treppenhaus war merkwürdigerweise offen und Semir stieg gefolgt von Kim, Dieter und Jenni die Stufen zum zweiten Stock hinauf.
    Mit der Waffe im Anschlag horchte der kleine Kommissar an der Tür. Keine Geräusche waren zu hören. Schnell holte er aus seiner Tasche den Dietrich hervor und macht sich an der gelben Wohnungstür zu schaffen. Es klickte und der Riegel wurde zurückgeschoben. Semir war gerade dabei seinen Fuß gegen die Tür zu stemmen, als Frau Krüger mit einem heftigen Tritt dafür sorgte, dass die Wohnungstür sich aus ihrem Schloss löste. Dieter und Jenni grinsten sich an als sie Semirs verdutzen Geschichtsausdruck bemerkten. Jedoch fing dieser sich schnell wieder und machte einen großen Schritt in die Wohnung. Er drückte sich an die Wand des dunklen Flures, und deutete mit einer Hand an, dass jeder ein Zimmer sichern sollte. Vier Türen gingen vom Flur ab und jeder stellte sich vor eine. Kim nickte und gab das Zeichen. Semir wurde etwas nervös, was würde er hinter der Tür auffinden? Hoffentlich komme ich nicht zu spät, dachte er nur und trat mit allen fast gleichzeitig die Tür auf. Der türkische Kommissar fand sich in einer kleinen Küche wieder, die keine sympathische Atmosphäre ausstrahlte. Niemand war hier, weder Ben und die Frau, noch Siedner. „Sicher“, rief Semir um den andren mitzuteilen, dass sich in diesem Raum niemand. Nur Sekunden danach ertönte Jennis Stimme, die dasselbe von sich gab. Auch in die Räume von Frau Krüger und Bonrath waren leer. „Gerkhan! Das sollten sie sich mal anschauen!“, rief Kim auf einmal und Semirs Herz machte einen Satz. Schnell lief er in das vermeidliche sehr dreckig wirkende Wohnzimmer und folgte dem Blick der Chefin.
    Ein großer Tresor baute sich vor ihm auf. Dieser reicht Semir bis zum Bauchnabel. „Sieht aus wie ein Hochsicherheitstresor“, meinte Dieter, der ebenfalls ins Wohnzimmer gelaufen war und seinem Freund über die Schulter schaute. Kim und Semir nickten. „Der ist garantiert nicht leicht zu öffnen“, vermutete der Hauptkommissar und ließ seine Augen durch das Zimmer schweifen. Auf der Kommode und den Regalen konnte man die fingerdicke Staubschicht nicht übersehen. Die Fenster waren verdunkelt und das Wohnzimmer sah allgemein schon total schmutzig und unordentlich aus. „Ihh“, stieß Jenni aus, als sie zu ihren Kollegen trat. Die junge Frau hielt sich angewidert die Hand vor die Nase. „Der scheint ja ein ganz schöner Pessimist mit Hang zum Chaos zu sein!“ Dieter sah sie durchdringend an. „Jenni, wir wissen noch nicht mal ob er wirklich der Täter ist!“, tadelte er seine deutlich jüngere Partnerin. „Aber wirklich sauber scheint der ja nicht zu sein!“, konterte sie sofort und schaute Bonrath keck an. Frau Krüger konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, aber sie musste Jenni Recht geben. Auch sie als Frau ekelte dieses Zimmer an. Semir, der die Konversation verfolgt hatte, rollte nur die Augen. Das war jetzt nicht der passende Zeitpunkt. „War in den andern Zimmer noch irgendetwas Auffälliges“, längte er vom Thema ab und erinnerte die Zwei daran, warum sie eigentlich hier waren. Der Kopf von Jenni drehte sich in seine Richtung. „Nein, ich bin die anderen Räume durchgegangen, und da war jetzt nicht was mir regelrecht ins Auge springt, abgesehen von diesem riesen Ding hier“, sie zeigte mit dem Finger auf den riesigen Sicherheitstresor. „Hat jemand eine Ahnung wie man den aufbekommen könnte?“, fragte Bonrath stattdessen. „Wahrscheinlich mit so einer Karte, aber die ist ganz sicher nicht hier“, meinte Semir und strich sich über den Bart. Der Kartenschlitz befand sich seitlich des Tresors und war mit einem blauen LED-Licht versehen. „Vielleicht brauche wir die auch gar nicht!“, meldete sich nun auch wieder Frau Krüger zu Wort. „Blau gilt bei seuchen Hightech-Sachen auch oft als grün“, erklärte sie. Ihre Kollegen wussten im ersten Moment nicht, was sie meinte, bis sie an dem Hebel zog, der zum Öffnen des großen Tresors da war. Ihr behandschuhte Hand drückte den Hebel nach unter, und die schwere Eisentür öffnete sich tatsächlich. Ihre drei Kollegen staunten nicht schlecht. Darauf hätten sie auch wirklich selber kommen können. Gespannt schauten die vier Beamten in das Innere, doch es war alles, bis auf einen kleinen Koffer, der ungefähr die Größe eines Laptops hatte, leer geräumt. Vorsichtig griff Kim nach dem Fund, und hielt den Koffer so, dass auch die anderen etwas sehen konnten. „Los machen sie schon auf!“, drängte Semir, in dem der Wunsch auf neue Erkenntnisse immer mehr wuchs. Kurz schaute ihn die Chefin streng an, bis sie den kleinen Verschluss öffnete.
    Zum Vorschein kamen breite lange Messer mit edlen Griffen. „Das sind ja Pohl Force Messer!“, stieß Jenni erstaunt aus. Auch Dieters Augen beäugten die Messer eingehend. „Der Typ scheint sich ja anscheinend gut mit den Dingern auszukennen“, fügte der lange Polizist hinzu. Semir nickte. „Ja solche Messer hat nicht jeder zu Hause liegen. Die sind extrem scharf und man kann fast alles mit ihnen durchdringen“, erklärte Kim, der die Messer mehr als bekannt waren. Schließlich wurde sie mit so einem ähnlichen Messer mal attackiert. „An die Dinger ist es bestimmt schwer ranzukommen“, vermutete Semir. In der Magengegend des Hauptkommissars breitete sich ein ganz komisches Gefühl. Die Tatsache, dass er seinen Freund und Partner so schnell wie möglich finden musste, wurde in ihm von Sekunde zu Sekunde immer größer. Scheinbar hatten sie es in diesem Fall wirklich mit einem Psychopathen zu tun. „Ich werde Hartmut anrufen. Er soll sein Team hier her schicken!“, verkündete Semir.
    Der Anruf war schnell abgesetzt und der kleine Deutschtürke steckte sein Handy wieder in die Tasche, als ihm plötzlich ein paar Bilder ins Auge fielen. Der Hauptkommissar griff in den Papierkorb zog die Bilder hervor. Zwei von ihnen waren blutverschmiert, doch Semir erkannte deutlich Ben auf dem Foto, der ihn anlächelte. Semir schluckte schwer, das von Manuela Reichenbacher war genauso mit Blut bedeckt wie das von Ben. Nur das von Anja war unbefleckt. Semir lief es kalt den Rücken herunter. Er konnte die Gedankengänge dieses Kerls nur sehr schwer verstehen. Das einzige, wo sich der kleine Türke sicher war, war, dass er Ben so schnell wie möglich daraus holen musste. Er drehte sich zu seinen Kollegen um, die genauso entsetzt wie er vorher die Fotos betrachteten. „Die Spusi soll sich beeilen! Siedner ist unser Mann!“, knurrte Semir. Es hörte sich fast schon bedrohlich an, aber wenn Siedner seinem Partner auch nur ein Haar krümmen würde, dann würde dieses Schwein bezahlen, das schwor sich Semir.

    ...

    Einmal editiert, zuletzt von BenFan#1 (11. Februar 2013 um 22:49)

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  • BenFan#1
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    • 13. Februar 2013 um 19:04
    • #55

    .

    Eine Weile sah Markus auf das wunderschöne Messer in seiner Hand. Den Blick von Manuela, der die ganze Zeit auf ihn gerichtet war, spürte er deutlich. Soll das jetzt so schnell schon zu Ende sein, fragte Siedner sich. Nein, das war für ihn vollkommen klar. Plötzlich schoss ihm eine Idee durch den Kopf, die ihm nach und nach immer mehr gefiel. Markus legte sein Messer wieder zurück in den schwarzen Koffer und sah Manuela eingehend an. Die Augen der jungen Frau waren die ganze Zeit weit aufgerissen gerissen und fixierten immer noch das große silberne Messer. Sie merkte gar nicht, dass Markus sich wieder vor ihr aufgebaut hatte. „Schätzchen, mir ist da eben etwas eingefallen“, lächelte er fast schon geheimnisvoll. Abrupt zuckt Manuela zusammen als sie die schleichende Stimme ihres Gegenübers vernahm. Verängstig schaute sie ihren Peiniger an. Markus wusste ganz genau, dass sie sich keinen Zentimeter bewegen konnte. So langsam beschlich sie der Gedanke, dass er spielen wollte. „Markus, irgendwas muss ich doch machen können. Ich würde alles tun. Geld! Ich habe viel Geld! Du kannst so viel haben wie zu willst!“, plapperte sie drauf los. Die junge Frau wartete auf eine Reaktion seitens Siedners, doch sie sah nur in eine ausdrucklose Maske. „Geld? Nein ich will kein Geld!“, durchstach seine Stimme die unruhige Stille. „Das einzige, was ich will, ist, dass ihr leidet! Ihr müsst bezahlen!“, schrie er auf einmal, seine Hände zitterten und griffen aus Wut fast automatisch nach dem Messer. Sein Einfall war für den Moment vergessen. Stark pochend spürte er seinen Puls in den Fingern, als er den Haselnussgriff umklammerte. Augenblick holte Markus aus und ließ das Messer durch Manuelas linken Oberarm gleiten.
    Sie schrie auf, als das scharfe Ding über ihrem Arm ratschte. Sofort lief das dunkelrote Blut heraus, von dem ein paar Spritzer im Gesicht von Siedner landeten. Mit offenem Mund starrte die junge Frau die höllisch schmerzende fast 20 Zentimeter lange Wunde an, aus der das Blut in Rinnsalen hinunter lief und ihr Kleid benetzte. Reflexartig wollte sie sich ihren Arm halten, doch sie bemerkte sofort wieder, dass sie sich kein Stück bewegen konnte. Grinsend wischte sich Markus mit der Hand das Blut aus dem Gesicht. Adrenalin baute sich in seinen Adern auf. Zum zweiten Mal hob er das Messer. Diesmal wesentlich langsamer, damit sein Opfer die Klinge auch genau verfolgen konnte. In Manuela verkrampften sich sofort alle Muskeln, als die Schneide sich immer mehr ihrem Unterarm näherte. Mit einem fürchterlichen Geräusch von reißender Haut drang das Messer in ihren Unterarm. Es war ein unglaublicher Schmerz, der sich in Manuela ausbreitete. Stöhnend reckte sie ihrem Kopf nach hinten durch und kniff ihre Augen ganz fest zusammen. Sie wollte nicht schreien, diesen Gefallen wollte sie ihm nicht tun. Doch als sich die scharfe Schneide plötzlich bewegte und sich einen Weg hinab zu ihrem Handgelenk suchte, wurde der Schmerz unerträglich. Einzelne leidende Schreie kamen aus ihrem Mund und ließen ihre Augen sich wieder öffnen. Entsetzt erkannte sie Markus Gesicht vor ihrem, er lachte und hatte offenbar Spaß daran ihr weh zu tun und die junge Frau leiden zu sehen.
    Wie gebannt hingen Siedners Augen an dem Messer und der immer großer werdenden Wunde auf Manuelas Haut. Ihr kompletter Arm war nun mit Blut überströmt, und er musste sich eingestehen, dass ihm Manuela so gefiel. Mit dem schmerzverzerrtem Gesicht und den verkrampften Muskeln. Langsam hielt er mit seinem Messer inne, als er am Handrücken angekommen war. Das knallrote dunkele Blut lockte ihn. Mit den Finger fuhr er an dem Arm seines Opfers entlang.
    Manuela zuckte zusammen als Markus die klaffenden Wunden berührte, sofort war die Hand von ihrem Peiniger blutrot. Er hatte ihr fast den ganzen Arm aufgeschlitzt und sie wusste nicht wie tief das Messer gedrungen war, sie merkte nur wie ihr Arm unglaublich brannte, wobei ihr die Tränen in die Augen getrieben wurden. Der Schmerz wurde ins Unermessliche gesteigert, als Sieder mit seinem Hand in die noch immer starkblutende Wunde fasste und zu packte. Wieder schrie die junge Frau verzweifelt auf. Ihr Stimmer war verzerrt und kaum wieder zu erkennen. Immer und immer drückte Markus in die Wunde und ließ riesige Schmerzwellen in Manuela explodieren. Der gewaltige Schmerz benebelte sie nach und nach und machte ihr Sichtfeld unscharf. Jedoch konnte Manuela immer noch die schmutzig lachende Fratze von Markus erkennen. Verrücktgewordene Augen starrten sie an, in denen ein imaginäres Feuerwerk wütete.
    Markus spürte diesen Energie verleihenden Kick, der den Mann voll und ganz befriedigte. Adrenalin pochte in seinem Kopf, in seiner Hand, in seinem ganzen Körper, einfach überall. Er sah von seiner dunkelroten Hand auf und sah seinem Opfer in die Augen, die immer unklarer aussahen. Langsam fuhr er mit seiner Hand heraus und legte sie auf Manuelas mit Tränen überströmte Wange. Sie zog sie Luft heftig ein und fing an zu zittern, als der Mann sie an der Wange berührte. Markus legte den Kopf schräg und lächelte ein weiteres Mal verstört. Er war noch ganz berauscht von eben. „Ich bin gleich wieder da. Nicht weglaufen. Ich habe eine wunderbare Idee!“, schwärmte er und nahm die Hand wieder von ihrer Wange, an der er einen großen blutroten Handabdruck hinterlassen hatte. Mit schnellen Schritten begab er sich aus dem Raum und ließ Manuela, deren Wunden im aufgeritzten Arm noch immer stark bluteten und pochten, für eine kurze Zeit alleine. Markus war sich sicher, die Reichenbacher konnte nicht entkommen.

    ...

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  • BenFan#1
    Gast
    • 17. Februar 2013 um 22:25
    • #56

    Es tut mir voll leid Leute, dass bis jetzt nichts kam! Aber jetzt geht es wieder nochmal weiter;) Viel Spaß!


    Leicht wie eine Feder hüpfte Siedner freudig die Treppe hinunter. Durch die Arbeit mit dem Messer war seine Laune bestens. Er war vor der Kellertür angekommen und hielt kurz inne, als er in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel suchte. Klimpernd zog er ihn heraus und steckte ihn in das rostige Schloss. Nach einem langen Schritt war er in dem fast komplett dunkeln Kellerverließ. Er sah seinen ehemaligen Klassenkameraden immer noch in derselben Position am Boden liegen, wie er ihn vorher zurückgelassen hatte. Dieser schien sich zwischendurch nicht bewegt zu haben und auch noch immer nicht bei Bewusstsein zu sein. Ein weiteres Mal fühlte Markus nach dem Puls, wieder spürte er das Pochen.
    Sachte drehte Siedner Ben auf den Rücken und packte ihn diesmal an den Schultern. Er schleifte den jungen Mann, der weiterhin bewusstlos blieb, über die Treppe bis zum dem Raum, in dem sich sein anderes Opfer befand. Mit einer Hand öffnete Markus die Tür und stieß sie mit dem Fuß auf. Schleppend zog er Ben in die Mitte des verkachelten Zimmers und ließ ihn dann fallen. Mit einem dumpfen Geräusch landete der Beamte auf dem Boden. Markus rieb sich die Hände und warf einen Blick auf Manuela die am ganzen Körper zitterte. Ihre Augen waren auf Ben geheftet. „Was…was hast du vor?“, fragte sie schwach und ließ den Kopf an die Lehne fallen. Die junge Frau hatte einfach keine Kraft mehr, in ihrem Arm macht sie eine versengende scharfe Hitze breit, die, wie sie glaubte, sich an ihrem Knochen ergötzte. Markus sah sie an. „Ich dachte mir, es wäre vielleicht eine schöne Idee, wenn er dich leiden sieht, bevor es mit ihm weitergeht“, erklärte Siedner seinen Standpunkt vollkommen nüchtern, als sei es das normalste auf der Welt. Manuela hob entsetzt den Kopf und musste das Gehörte einordnen. Also sollte sie nicht nur leiden, nein, dieser Kerl hatte auch die Absicht sie und Ben definitiv umzubringen. Verzweiflung kroch in ihr hoch und Tränen bildeten sich in ihren dunklen Augen, die ihr über die Wangen liefen.
    Es bahnten sich immer mehr Tränen den Weg zum Kinn hinab, als ihr klar wurde, dass sie wahrscheinlich nicht mehr lange zu leben hatte. Auf Hilfe konnte sie nicht hoffen, wer sollte sie denn hier schon finden. Vielleicht die Polizei, aber woher sollten die auch genau wissen, wo sie Beide hier festgehalten wurden. Nicht mal Manuela wusste genau, wo sie sich befanden. Die verrückten wässrigen Augen trafen plötzlich ihre und in ihr zog sich alles zusammen als sich sein Gesicht erneut zu einer Grimasse verzog. Markus wandte sich von ihr ab und machte sich stattdessen an Ben zu schaffen. Sie beobachtete, wie Markus ihren Freund die Arme über den Kopf zog und an den Händen Kabelbilder befestigte. Siedner führte ein Seil zwischen den Armen des jungen Mannes hindurch und schmiss dieses anschließend über einen Balken. Mit beiden Händen zog er an dem Seil, als es sich straff spannte, und Ben in eine aufrechte Position beförderte. Nach weiteren Zügen hing der Polizist mit den Armen nach oben senkrecht an der Decke. Den Boden berührte er nur noch mit den Zehenspitzen, sein Kopf lag auf seiner Brust.
    Manuela musste mitansehen wie ihr Freund nach oben gerissen wurde und dessen Kopf auf die Brust sank. Scheinbar bekam Ben von dieser ganzen Prozedur nichts mit. Wieder versuchte sie an ihren Fesseln zu rütteln, als Markus das Seil, an dem Ben gehalten wurde, an der Wand fixierte. „Markus…bitte das bringt doch alles nichts“, wimmerte sie unter den vielen Tränen hervor, die ihre Wangen glänzen ließen. Das Blut hatte mittlerweile ihre ganze linke Hand in ein schimmerndes Rubinrot getaucht und lief an der Seite der Lehne in feinen Tropfen hinunter. Mit einer fließenden Bewegung vollführte der Mann einen dicken Knoten und drehte sich dann zu Manuela um. Er sah sie nur verständnislos an. „Das stimmt! Unser Freund muss ja auch erst aufwachen“, entgegnete Siedner kalt und deutete mit den Kopf auf den Hauptkommissaren, der bewusstlos von der Decke hing. Ein lautes Schluchzen erfuhr Manuela, das ihre Brust zusammen schnürte. Gleich würde sie wahrscheinlich gewaltsam sterben. Immer mehr werdende und lautere Schluchzer kamen aus ihrer Kehle, ihre Hände ballte sie zu Fäusten, als Manuela bewusst wurde, wie aussichtslos die Situation war. Ihr Gefühle und die starken Schmerzen in ihrem Arm drohten sie zu überrollen.
    Markus stattdessen, beäugte die junge Frau weiterhin mit funkelnden Augen. Er begehrte sie, das wurde ihm schlagartig klar, als der Peiniger sein Opfer auf dem Stuhl wasserfallartig weinen sah. Kurz drehte Markus seinen Kopf wieder zu Ben, der sich bis jetzt immer noch nicht geregt hatte. Etwas Zeit würde Siedner ihm noch geben, wenn würde er nachhelfen.

    ...

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  • BenFan#1
    Gast
    • 18. Februar 2013 um 22:46
    • #57

    Hoffentlich kommt ihm nächsten kapitel Semir wieder zum Zug :S


    Die Wunde an Bens fing an stark zu pochen, dass den jungen Mann aus der Bewusstlosigkeit zurück holte. Ein scharfes Ziehen in seiner Schulter zwang ihn dazu die Augen zu öffnen. Langsam nahm er wieder seinen Körper wahr, bis ihm klar wurde, dass er mit den Armen an der Decke hing. Seine Füße berührten grade noch so den Boden. Der heiße Schmerz ließ Ben nun endgültig seine Augen öffnen. Er war nicht mehr in diesem dreckigen Kellerloch, nein, er war in einer Art alten Küche oder etwas ähnlichem. Jetzt nahm Ben die kleinen Schmerzstoße, die definitiv von seiner Schulter kamen, erst richtig wahr. Angespannt stöhnte der Hauptkommissar und spürte augenblicklich den erhöhten Druck um seinen Hals. Schnell wollte er Sauerstoff wieder in seine Lungen ziehen, doch er musste geschockt feststellen, dass ihm das nicht gelang. Verzweifelt holte Ben immer tiefer Luft, aber der notwenige Sauerstoff kam nur in geringen Maßen über seine Lippen. Hektisch atmete der junge Mann ein, seine Atmung wurde immer flacher und schneller. Es fühlte sich so an als würde sich der Druck bei jedem Atemzug um seinen Kehlkopf erhöhen, so als ob eine eiserne Hand mit voller Kraft zu packen würde. Angst beflügelte Ben, die Schmerzen in seiner Schulter vollkommen vergessen. Ben spürte nur zu deutlich wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte. Angesprengt versuchte er seine Hände über sich aus dem dicken Seil zu befreien, doch es gelang ihm nicht, Ben konnte sie in diesem Dunkel nicht einmal richtig erkennen. Mit vereinten Kräften wand der junge Kommissar sich, um sich doch noch irgendwie befreien zu können. Aber es brachte alles nicht, durch die Anstrengung bekam er nur noch schlechter Luft und die Schmerzen in seiner Schulter machten sich auch wieder bemerkbar. Die Befreiungsversuche stellten sich ein und der Beamte sah sich zum ersten Mal richtig um, um auszumachen wo er sich nun befand.
    Jedoch konnte Ben nicht viel erkennen, auch dieser Raum hatte nur ein kleines Fenster, in das ein wenig Tageslicht rein fiel. Dennoch konnte man die Fliesen an den Wänden und am Boden leicht glänzen sehen. Unter dem Fenster konnte Ben einen großen schwarzen Umriss erkennen, er konnte jedoch nicht genau sagen, worum es sich handelte. Schlagartig fiel ihm alles wieder siedenheiß ein, Markus hatte ihn brutal den Hals zu gequetscht und Manuela hatte panisch geschrien und sogar versucht ihm zu helfen. Doch wo war Manuela jetzt? Ein bestimmter Geruch schlich sich bei Ben in die Nase und der Polizist war sich sofort sich, dass das nichts Gutes verheißen könnte, als er den Geruch von Blut vernahm.
    Wie auf Stichwort ging plötzlich das Licht in dem verkachelten Raum an und Ben rieß entsetzt die Augen auf, als er den Schatten, den er in der Dunkelheit wahrnehmen konnte, erkannte. Es war seine Ex-Freundin, die mit allen Gliedmaßen an einem Stuhl gefesselt war und dessen linker Arm fast vollkommen mit Blut überzogen war. Durch das schimmernde purpurne Rot konnte Ben zwei lange klaffende Schlitze an den Armen der jungen Frau erkennen. Ihr Kopf war auf ihre Schulter gesunken und ihre Augen waren geschlossen. Auf ihrer Wange prangte ein großer Handabdruck aus reinem Blut. Ben erschauderte und es ließ ihm kalt den Rücken runter. Was hatte dieser kranke Kerl bloß alles mit ihr angestellt…,ging es dem jungen Mann durch den Kopf, er wollte gerade den Mund öffnen um nach Manuela zu rufen, als plötzlich eine eiskalte Stimme erklang. Aus Schreck zuckte Ben zusammen und drehte mit Mühe seinen schmerzenden Kopf nach hinten.
    Lässig lehnte sein psychopatischer Klassenkamerad an der Wand und grinste dreckig. Das blutverschmierte Messer in seiner Faust war nicht zu übersehen. Der Kriminalhauptkommissar brauchte gar nicht weiter denken, um zu wissen von wem das Blut stammte. Wieder wollte Ben den Mund etwas öffnen um etwas zu sagen, aber Markus kam ihm zuvor. „Na Benni, bist du auch mal wieder wach geworden? Vorhin warst du ja etwas blau angelaufen!“, höhnte sein Gegenüber und schwang das Messer gefährlich hin und her. Siedner machte ein paar Schritte und hielte knapp einen Meter vor dem Beamten inne. Diese Genugtuung wollte Ben seinem Peiniger nicht gönnen und drehte demonstrativ seinen Kopf zu Seite, denn das war die einzige Bewegung, die er wirklich ausüben konnte. Sofort verfinsterten sich Markus Züge. „Du wagst es?!“, seine rechte Hand schnellte nach vorne und zog das Kinn des jungen Mannes ruckartig in seine Richtung. Ben blieb nichts anderes übrig als Markus mit voller Abscheu und Widerwillen in die Augen zu schauen. Noch augenblicklich fuhr die Faust auf sein Gesicht nieder. Sie traf in an der Wange und Ben stöhnte unterdrückt auf. Er merkte wie die Haut an seiner Wange aufsprang und das Blut an ihr in Tropfen hinunter lief. Gequält kniff der Kommissar die Augen zusammen. „Jetzt nicht mehr so vorlaut?“, Siedner Stimme hörte sich patzig an. Doch dann öffnete Ben wieder die Augen und schluckte den Schmerz hinunter. Er versuchte noch einmal richtig Luft zu holen, was ihm aber nicht wirklich gelang, und versuchte dann aus seinem schmerzend pochenden Hals einen paar Wörter hinaus zu bekommen. „Was…was hast…du mit Manuela…gemacht du…du Schwein?!“, Ben wollte, dass sich seine Stimme fest und stark an hörte, doch er bekam nur ein abgehacktes Geflüster heraus, zu sehr schmerzte der Hals. Die Vermutung, dass da irgendetwas kaputt sein musste, gewann in Ben immer mehr Bestätigung. Aber das war im Moment eines seiner kleinsten Probleme.
    Augenblicklich hellten sich Siedners Gesichtszüge wieder auf und er beugte sich mit dem Kopf näher zu Ben heran, der unabsichtlich zu zittern begann. „Ich hatte meinen Spaß. Und weißt du was? Jetzt geht es erst richtig los!“, seine Stimme verwandelte sich in ein freudiges Hicksen. Noch auf der Stelle drehte sich Markus um und ging zu Manuela hinüber, die schlaff auf dem Stuhl hing. Sofort wollte Ben einschreiten und den psychisch kranken Mann daran hindern, doch er selbst berührte gerade mal so den Boden. Wütend musste Ben mitansehen wie rabiat Siedner Manuela am verletzten Arm packte. Dass dabei Blut seine Hand befleckte, schien Markus vollkommen egal zu sein. Nach ein paar Sekunden öffneten sich die Augen der jungen Frau qualvoll. „So, du bist ja auch wieder da! Wie schön! Du warst etwas weggedämmert“, lachte Markus, während seine Hand zu Manuelas Hüfte wanderte. Die junge Frau versuchte sich verzweifelt dagegen zu wehren, aber es nütze nichts. Mit furchtversetzten Augen musste sie verfolgen, wie ihr Peiniger den roten Saum ihres Kleides an ihrem Oberschenkel immer höher zog und ihre Taille schon fast erreicht hatte. Die erregende Vorfreude ließ Markus innerlich beinahe explodieren.

    ..

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  • BenFan#1
    Gast
    • 23. Februar 2013 um 19:17
    • #58

    Tut mir leid, aber jetzt geht´s weiter!


    Mittlerweile war die Spurensicherung bei der Wohnung von Markus Siedner eingetroffen und machte sich sofort an die Arbeit. Erstaunlicherweise war Hartmut nicht dabei, bis Semir einfiel, dass dieser ja mit dem verschlüsselten Signal beschäftigt war. Ein weiteres Mal waren den kleinen Hauptkommissar und seinem Kollegen die Hände gebunden, es blieb ihnen nichts anders übrig als auf Ergebnisse zu warten. Nach einer halben Stunde hatte Semir beschlossen zurück zum Revier zu fahren um dort auf den ersehnten Anruf von dem rothaarigen Techniker zu warten. Darüber hinaus wollte er genauer von Susanne erfahren, um was für einen Typen es sich bei diesem Siedner handelte.
    Als er seinen BMW auf einem Parkplatz vor dem Revier abgestellt hatte, ging er mit schnell Schritten in Richtung Susanne. Abrupt blieb er vor dem Schreibtisch der hübschen Dienststellensekretärin stehen, die aufsah und Semir erwartungsvoll musterte. „Und habt ihr was gefunden? Was neues von Ben?“ Der kleine Beamte gab etwas enttäuscht Bericht ab. „Nein, bis jetzt keine Anhaltspunkte von Ben und der Reichenbacher. Wir müssen wieder waten bis die Spurensicherung durch ist.“ Susanne nickte, allerdings hatte sie Neuigkeiten. „Ich hab aber was. Der Wagen von Manuela Reichenbacher wurde gefunden. Er stand auf einem leeren Rastplatz in der Nähe der Eifel, wo das Klassentreffen stattgefunden hatte“, erklärte sie und zeigte auf ihrem Computer eine Karte, auf der man sehen konnte, dass die beiden Standorte nicht weit auseinander lagen. Semir war entrüstet. „Was für ein kranken Schwein! Erst hat er sich die Frau und dann Ben geschnappt, oh Gott ich will nicht wissen, was der noch so alles vorhat!“, stieß der kleine Hauptkommissar aus und stemmte seine Arme auf dem Schreibtisch ab. Er erkannte Susannes fragenden Blick. „Wir haben in seiner Wohnung teure Kampf- und Jagdmesser gefunden, die noch dazu in einem Hochsicherheitstresor waren. Der war offen und bis auf die Messer leer geräumt. Die Chance, dass er nochmal zur Wohnung zurückkehrt ist eher unwahrscheinlich“, Semir wischte sich mit der Hand über die Augen, während Susanne ihn geschockt ansah. Auch sie erkannte nun, dass dieser Typ nur psychisch krank sein konnte. Wenn die beiden bloß wüssten, wo ihr Freund und Kollege zusammen mit der Reichenbacher festgehalten wurde. „Wurde im Wagen irgendetwas gefunden?“, fragte Semir nun mit einem kleinen Hoffnungsschimmer in den Augen. Doch als er das zögerliche Kopfschütteln seiner Kollegin sah, erlosch dieser sofort wieder.
    Jedoch fiel Susanne wieder ein, was sie herausgefunden hatte. Zwar war es keine direkte Spur, aber es würde ihnen wenigstens etwas über die Person von Markus Siedner verraten. Etwas enthusiastischer begann sie. „Wie wissen zwar schon, dass mit Siedner etwas nicht stimmt, aber ich hab ihn mir mal genauer angeschaut.“ Sofort hob Semir den Kopf und wartete gespannt auf Susannes Worte. Diese lächelte leicht und machte weiter. „Also, dieser Kerl hatte eigentlich ein stink normales Leben, ledig, keine Kinder. Er arbeitete als Feiningenieur. Vor zwei Jahren wurde er arbeitslos und ab da ging er für ihn finanziell steil bergab. Er verlor seine alte Wohnung und bekam Harz IV, aber jetzt kommt das Interessante“, Susanne machte eine Pause um zu schauen wie der kleine Kommissar reagierte. Jedoch schaute dieser sie nur weiterhin gespannt an. „Siedner besuchte die letzten zehn Jahre über eine komische Gruppe, mit dem Namen Eleminarer. Sie sollen sich anscheinend mit den Problemen des Alltags auseinander setzten, was ich jedoch nicht glaube…“ „Du denkst es ist eine Art Selbsthilfegruppe?“, wollte Semir wissen. Wenn das der Fall wäre, dann wäre das der Beweis dafür, dass es bei Siedner nicht ganz richtig im Kopf tickte. Die hübsche Sekretärin schüttelte leicht den Kopf. „Ja, sowas in der Art, aber ich habe deren Gruppennamen mal gecheckt und habe herausgefunden, dass Eleminar auf Katalanisch ‚beseitigen‘ heißt. Und das schlimme ist, dass diese vermeintliche Gruppe schon größere Probleme mit der Polizei in Köln hatte“, Susanne stoppte kurz, als sie sah, dass die Stirnfalte auf Semirs Stirn immer größer wurde. „Und weiter?“, forderte der kleine Beamte seine Kollegin auf und winkte mit der Hand. Er hatte es im Gefühl, dass der nun kommende Teil sehr wichtig war, auch wenn Semir damit rechnete, dass dieser Teil ihm nicht gefallen könnte. Susanne nickt schnell. „Also, manche Mitglieder wurden festgenommen, weil diese dabei gefasst wurden…“, die junge Frau musste schlucken, „wie sie tote Tiere mi Messern aufschlitzen und dann an öffentlich Orten verteilten. Ein paar von ihnen wurden sogar gefährlich und verletzten die Kollegen beim Einschreiten mit Messern.“ Als Semir das hörte, lief es ihm kalt den Rücken runter. Markus Siedner war Mitglied einer Sekte, die Tiere mit Messern aufschlitzte, aus welchem Grund auch immer. Zwar wurde das bis jetzt noch nicht mit einem Menschen gemacht, aber Semir war sich sicher, dass dieser Kranke diese Vorgehensweise übernommen hatte. Deswegen auch die vielen teuren Messer. Semir wurde immer schlechter als ihm komplett bewusst wurde, was das bedeutete. Die Wahrscheinlichkeit war sehr hoch, dass Markus das auch mit Ben und der Reichenbacher machen würde, wenn er es nicht schon längst damit angefangen hatte. Doch daran wollte Semir nicht denken, wie Ben…
    Aufgebracht stieß er sich vom Tisch ab und tigerte vor Susannes Schreibtisch immer hin und her. Was sollte er jetzt machen? Gerade durch das was er gerade erfahren hatte, musste er Ben und Manuela so schnell wie möglich finden. Wenn die beiden nicht sogar schon... Verzweiflung packte Semir und ein paar Tränen sammelten sich in seinen Augen, die er schnell wegzwinkerte. „Susanne, wo treffen sich diese Typen immer? Ich fahre da jetzt hin! Ich muss mehr über Siedner erfahren!“ Geschwind suchte die Dienststellensekretärin die Adresse heraus und reichte sie auf einem Zettel den ungeduldig wartenden Semir. „Danke Susanne!“, damit rauschte der Kriminalhauptkommissar aus der PASt zu seinem Wagen, der sich nur Sekunden später in Bewegung setzte.

    ...

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  • BenFan#1
    Gast
    • 25. Februar 2013 um 23:07
    • #59

    .


    Mit aller Kraft, die Ben noch geblieben war, stemmte er sich gegen das Seil, dass seine Arme an der Deck hielt, und zog wie wild. Er sah wie Markus Manuelas Kleid immer weiter nach oben schob, während die junge Frau schließlich ängstlich die Augen zusammen drückte. Ein weiteres Mal zog der Polizist fest an dem Seil und versuchte mehr Boden unter seine Füße zu bekommen. Aber es gelang Ben einfach nicht, die Fesseln lagen bombensicher um seine Handgelenke und schnürten ihm das Blut ab. Deine Schulter schmerzte ungemein und bei jeder Bewegung schoss Ben ein Stich durch die Schulter. Trotzdem ließ der junge Mann nicht locker und gab sich alle Mühe Siedner irgendwie daran zu hindern, Manuela in aller Ruhe auszuziehen. „Lass…lass sie in Ruhe du Schwein!“, schrie er, doch es brachte nichts, Siedner drehte sich nicht einmal zu ihm um. Dieser schien mit dem was er gerade machte, mehr als zufrieden zu sein. Das irre Leuchten in Markus Augen war nicht zu übersehen.
    Als Ben ein weiteres Mal seine Kräfte mobilisierte, die Zähne zusammen biss und wieder mit Wucht an dem Seil zog, merkte er plötzlich einen Reißen in seiner Schulter. Der Schmerz in seiner Schulter verdoppelte sich um das Dreifache und ließ Ben laut auf keuchen. Seine Schulter tat ihm auf einmal so sehr weh, dass ihm sogar seine Knie wegsackten. Nun hing er mit seinem ganzen Gewicht an diesem Hacken, die Hände verschnürt. Der Druck auf seine Schulterverletzungen steigerte sich ins Unermessliche und zwang Ben sofort wieder seinen Körper anzuspannen und sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Ungewollte Tränen sammelten sich ihn seinen Augenwinkel. Vorhin hatte er den Schmerz noch ignorieren können, aber jetzt war es schier unmöglich. Ben machte seine Augen wieder auf und sah an sich herunter. Sein Pullover war um die Stelle seines Schlüsselbeins dunkelrot unterlaufen und der Fleck wurde immer größer. Die Naht der Schussverletzung hatte sich gelöst und ermöglichte es dem Blut sich so auf Bens Kapuzenpulli ungehindert verteilen zu können. Der junge Mann sah geschockt auf die Stelle und hielt mit seinen umherzappelnden Bewegungen inne. Keuchend holte er Luft, was ihm immer schwerer fiel. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ihm seine Jacke entledigt wurde. Er spürte wie der Stoff an seiner Brust klebte, als er sich erneut bewegte. Die nötige Menge an Sauerstoff kam nur mit Mühe in seine beiden Lungenflügel.
    Selbst Markus hielt bei seiner Ausziehaktion kurz inne und drehte sich zu dem jungen Polizisten um, der auf einmal laut nach Luft japste. Der Bereich um die Schulter hatte sich rot gefärbt und Ben hatte die Augen zusammen gekniffen. Im Schein der Glühbirne könnte man den Körper zittern sehen. Ein kaltes Lächeln schlich sich auf Siedners Gesicht und er schenkte seine volle Aufmerksamkeit wieder seinem Klassenkameraden. Für den Moment hat die kleine Maus genug gelitten, dachte sich Markus und kam sich dabei fast schon etwas gnädig vor. Doch er hatte dieses berauschende Gefühl nicht vergessen und hielt den Gedanken im Hinterkopf. Nun hatte er sich vollkommen zu Ben umgedreht und legte den Kopf schräg. Sein linker Mund zog sich abermals nach oben und verzog sein Gesicht zu einer Fratze. Seine grauen starren Augen stierten auf den flach atmenden Polizisten, der die Augen immer fest aufeinander presste. Dieser zog stoßweise Luft durch die zusammengebissen Zähne und erzitterte beim jedem Atemzug. Mittlerweile war der dunkelblaue Pullover an der ganzen Schulterpartie in ein purpurnes Rot getaucht und veränderte seine Größe nur noch geringfügig. Dennoch konnte man die Schmerzen an dem verzerrten Gesicht des jungen Beamten deutlich erkennen.
    Langsam löste sich Markus aus seiner Beobachtungsposition und nährte sich Ben in kleinen Schritten. Abrupt blieb er vor diesem stehen. Jäger merkte natürlich, dass sich jemand vor ihn platziert hatte, und öffnete unter Anstrengung die Augen. Kalte Augen bohrten sich augenblicklich in seine. In ihnen war ein Entzücken zu erkennen, das nur sadistisch sein konnte. Ben bemühte sich wieder etwas Kontrolle über seine Atmung zu bekommen, was ihn nach ein paar Sekunden erstaunlicherweise gelang. Vor diesem Schwein wollte er nicht zeigen, wie höllisch seine Schulter schmerzte. Dieses Vergnügen wollte er seinem Gegenüber nicht bereiten. Ben schluckte stockend und erwiderte dann den Blick. Fest schaute er Markus in die Augen, das Einzige was ihm übrig geblieben war um sich nicht vor Markus zu erniedrigen. Zu Reden vermied Ben, er wusste, dass das im Moment mit seiner Stimme nichts bringen würde. Im Bruchteil einer Sekunde war der Hauptkommissar sogar etwas froh, dass Siedner ihm gegenüber stand. Er hatte es geschafft Markus von Manuela abzubringen, wenn vielleicht auch nur für eine kurze Zeit. Zwar hätte Ben nicht gedacht, dass er den kranken Mann so ablenken würde, dennoch hatte es geklappt, was Ben fürs erste ein wenig beruhigte.
    Manuela hatte sich währenddessen nicht bewegt, sie hatte nur mitbekommen wie ihr Peiniger von ihr abgelassen hatte. Doch nach ein paar Sekunden kehrte sie aus ihrer Trance zurück und sah Markus hinterher. Dieser hatte sich sehr dich vor ihren Freund gestellt, hatte den Kopf schräg gelegt und schien Ben mit seinen Blicken durchlöchern zu wollen. In Bens Situation hätte sie wahrscheinlich die Augen gesenkt, weil sie es nicht ausgehalten hätte. Jedoch schaute der junge Mann Siedner weiterhin fest in die Augen. Nur kurz danach bemerkte sie den Blutfleck, der sich in den blauen Fasern von Bens Kapuzenpulli ausgebreitet hatte. Oh nein, dachte sie ängstlich, als sie ihren Blick wieder von der Wunde nahm und ihr die bedrohlich knisternde Stille auffiel, die in diesem kalten Kellerraum herrschte. Die Klinge die aus Markus Hosenbund am Rücken heraus ragte, schimmerte trotz des fahlen Lichtes, in einem leichten Silber.

    ...

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  • BenFan#1
    Gast
    • 27. Februar 2013 um 23:21
    • #60

    Ein langer Teil für euch! Viel Spaß :D


    Semirs BMW hielt vor einem großen weißen Hochhaus. Die Farbe machte einen kargen Eindruck wegen der zugezogenen Wolkendecke. Wie Semir feststellte war es ein öffentliches Gebäude in dem Seminare und andere Veranstaltungen stattfanden. Der kleine Kommissar ging die Stufen hinauf und betrat wenig später die Eingangshalle. Diese war nicht besonders groß, dennoch bot sie Platz für einen kleinen Empfangsschalter und ein paar Sitzgelegenheiten. Semir ging auf den Tresen zu und drückte mit dem Finge auf eine kleine Klingel. Nur wenig später erschien eine schon etwas ältere, sehr zierliche Dame. Sie trug eine große Brille und hatte ein sympathisches Lächeln auf dem Gesicht. „Kann ich ihnen irgendwie helfen junger Mann? Suchen sie einen Kurs?“, wollte sie wissen. Stattdessen hielt Semir ihr seinen Dienstausweis vor die Nase. „Gerkhan, Kripo Autobahn, wo kann ich hier die Gruppe Eleminarer finden?“, fragte er trotzdem freundlich nach. Die alte Frau runzelte die Stirn. „Haben sie denn eine Einladung?“, erwiderte sie, man konnte sehen wie sich ihre Gesichtszüge ein wenig verfinsterten. So, eine Einladung, dachte Semir, was für ein komischer Haufen! „Ich denke, die werde ich nicht benötigen. Ich möchte mit dem Leiter sprechen. In welchem Raum kann ich ihn finden?“, wiederholte er seine Frage, so langsam wurde der kleine Deutschtürke ungeduldig. Als die Frau merkte, dass es sich um etwas Ernstes handeln musste, sagte sie dem Kommissaren schnell die Nummer des Seminarraums und zeigte ihm mit erhobenem Arm die Richtung. Semir bedankte sich höflich und machte sich auf den Weg zum Raum 304. Die Empfangsdame hatte noch gemeint, dass das Meeting gleich zu Ende sein würde und er den Gruppenleiter noch antreffen müsste. So ging der Kriminalhauptkommissar schnellen Schrittes in den dritten Stock und kam etwas außer Atem oben an. Er sah auf die Raumnummerierungen und brauchte gar nicht lange suchen. Am Ende des Ganges strömten mehrere Personen aus einer Tür und drückten sich an dem kleinen Mann vorbei. Alle schienen ihm keine Aufmerksamkeit zu schenken und gingen wie hypnotisiert an ihm vorbei. Weitere Menschen kamen Semir entgegen, die ihn ebenfalls nicht beachteten und anrempelten. Doch als eine großer breiter Mann den kleinen Kommissar an der Schulter erwischte und diesen fast überrannte, und danach einfach weiterging, platze Semir der Kragen. „Mensch nochmal! Kannst du nicht aufpassen?!“, fluchte Semir und hielt sich die Schulter. Aber der Mann schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, er starrte einfach nur weiter geradeaus und ging wie die anderen abwesenden Leute ins Treppenhaus. Semir schüttelte verwirrt den Kopf und ging auf den Durchgang zu, aus dem der große Strom von Menschen hindurchgeflossen war. Als er den hellen Seminarraum betrat, sah Semir einen Mann in einem schwarzen Anzug und mit einer ziemlich blassen Haut an einem Schreibtisch stehen. Mit erhobener Hand klopfte der Kriminalhauptkommissar an den Türrahmen, aber der Mann bemerkte ihn ebenso wie die anderen Mitglieder keineswegs. Hektisch wühlte dieser in seinen Akten herum und versuchte sie irgendwie zu ordnen. Der Mann machte den Anschein als wollte er verschwinden und bemerkte den Beamten erst als er durch die Tür stürmen wollte. Abrupt blieb er vor Semir stehen und hatte im ersten Moment einen überraschten Ausdruck in den Augen. Semir bemerkte, dass den in schwarz gekleideten Mann vollkommen überrumpelt war. Dennoch begann Semir und zog seinen Dienstausweis aus der Jackentasche. „Ich bin Hauptkommissar Semir Gerkhan, Kripo Autobahn. Sind sie Michael Staade?“, fragte Semir die üblichen Floskeln. Gerkahn sah in zwei verschleierte perplexe Augen.

    Michael Staade war so in Gedanken gewesen, dass er den kleinen Mann vor sich gar nicht bemerkt hatte. Er musste ein paar Mal zwinkern um klar denken zu können. Vor seiner Nase tauchte ein Ausweis auf, dieser Mann war von der Polizei. Nach ein paar Sekunden hatte Staade verstanden. „Ja bin ich. Was wollen sie?“, fragte Michael, er war in Eile und hatte keine Zeit. Semir bemerkte den leicht schnippischen Unterton in der Stimme von Staade. „Sind sie der Anführer der Gruppe Eleminarer?“, fragte Gerkhan weiter. Sein Gegenüber sah in irritiert an. „Ja das bin ich auch. Gibt es ein Problem?“, langsam wurde Michael hellhörig. Schließlich musste es ja einen triftigen Grund geben, wenn die Polizei vor ihm stand. Seine Gruppe hatte schon aus unglücklich zusammenhängenden Vorfällen Probleme mit der Polizei gehabt und er konnte nur mit großer Mühe die Erlaubnis behalten, diesen Raum hier mit seiner Gruppe weiter nutzen zu dürfen. Michael entspannte seine Schulter und sah den türkischen Polizisten abwartend an. „In gewisser Weise schon. Ist es richtig, dass ein Markus Siedner Mitglied dieser Gruppe ist?“, ging es bei Semir mit der Befragung gleich weiter. „Wieder ja. Er ist Stellvertreter unserer Gemeinschaft und ein sehr hohes Mitglied!“, erzählte Staade stolz. Er war sehr froh Markus in seiner ‚geheimen‘ Sekte zu haben. Jedoch fragte er sich auch, warum dieser Kommissar nach seinem Freund fragte. Im Türrahmen lehnend, wollte Semir schon weiter befragen, als er das Wort ‚Gemeinschaft‘ hörte. Das wollte er jetzt aber näher definiert haben. Er hatte überhaupt keinen blassen Schimmer von dem was diese Sekte oder Gemeinschaft ausmachte und mit was sie sich beschäftigte. Doch eines wusste Semir hundertprozentig, das kranke Verhalten Siedners konnte nicht einfach aus der Luft gegriffen worden sein. „Was für eine Gemeinschaft?“, wollte der Kriminalhauptkommissar nun wissen, er musste endlich wissen wobei es in dieser Gemeinschaft eigentlich ging. Staade schien zu überlegen, während Semir das Mienenspiel seines Gegenübers genauestens beobachtete. Dieser Polizist hatte scharfe Augen, das bemerkte der Sektenleiter. Jetzt musste er aufpassen, was er sagte. „Wir beschäftigen uns mit den allgemeinen Sünden des Lebens. Wir sind der der Auffassung, dass jede Sünde gesühnt, also beseitig werden muss. Sünder werden bestraft, in Formen von Tier opfern. Aber ich glaube mit unseren unglücklichen Zusammenstoß mit der Polizei sind sie bereits informiert. Ich möchte damit sagen, dass diese Tieropfer verteilt werden mussten, damit alle Sünder reingewaschen werden konnten. Das ging gegeben falls nur an öffentlich Plätzen!“, verteidigte Staade seine Arbeit. Erleichtert atmete er aus, jetzt hatte er es wenigsten hinter sich und musste diesem Hilfssheriff nicht noch alles erklären. Währenddessen starrte Semir den Mann an, der schien genauso geistesgestört, zumindest so ähnlich, zu sein wie Siedner. Und Makus Siedner war hier sogar Stellvertreter dieser Gemeinschaft!
    Da Semir nun ungefähr wusste mit was für kranken Dingen sich diese Gruppe beschäftigte, kam er zurück zum Punkt. „Wann haben sie Siedner das letzte Mal gesehen?“, Semirs Stimme war nun härter, er wurde ungeduldig, aber Semir wusste er musste jetzt professionell bleiben. Besonders nach diesem schwachsinnigen Blödsinn, was ihm gerade erzählt wurde. Staade schüttelte den Kopf. „Unglücklicherweise nein, Markus war schon bei unserem letzten Treffen nicht dabei gewesen.“ „Wissen sie wenigstens wo sich Markus Siedner im Moment aufhalten könnte?“ Wieder Kopfschütteln. Semir ließ frustriert die Luft aus seinen Lungen, bis ihm noch etwas einfiel. Er zog sein Handy heraus und zeigte eines der darauf abgebildeten Messer, das er noch in Markus Wohnung geschossen hatte. Michael Staades Augen wurden sofort aufmerksamer. „Das ist ja eines von Markus Opfermessern!“, rutschte es ihm heraus, Semir hatte noch gar nicht gefragt. Und auch gleich bereute der Sektenleiter seine Worte. „Woher wissen sie das?!“, ging es gleich blitzschnell bei Semir weiter. Leicht zuckte Michael unter diesen scharfen Wörtern zusammen, er versuchte einen völlig neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen. „Jedes Mitglied hat seine eigenen persönlichen Messer! Die von meinem Stellvertreter kenne ich, weil er oft mit ihnen arbeitet!“, rechtfertigte dieser sich und reckte das Kinn. Jetzt reichte es Semir. Mit einem einzelnen Handgriff landete der Sektenleiter mit der Wange an der Wand und der temperamentvolle Kommissar drehte Staade den Arm auf den Rücken. „Jetzt hören sie mir mal gut zu! Mein Partner und eine weitere Frau befinden sich in der Gewalt von Siedner. Er hat bereits eine junge Frau getötet, und wenn sie wissen wo sich dieser Kerl wahrscheinlich aufhält, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt ihn mir zu sagen!“, knurrte Semir bedrohlich, er wusste, dass er sich im Moment nicht ganz an die Dienstvorschriften hielt, aber das war ihm egal. Sein Bauchgefühl sagte, mit diesem Kerl stimmte etwas nicht, und Semir würde herausfinden was. Schließlich war auf das Bauchgefühl des Kriminalhauptkommissaren immer Verlass.
    „Nein…ich weiß wirklich nicht wo er ist!“, presste Staade hervor. Das war so klar, dachte Semir bitter. „Wenn meinem Partner irgendetwas passiert und sie da mit drin stecken, dann reiß ihnen den Arsch auf bevor sie in den Knast wandern!“, drohte Semir und drückte Staades Kopf noch etwas an die Wand bis er ihn losließ. Entrüstet hielt sich Michael die Hand an den Hals und sah dem Beamten wütend hinterher. Damit rauschte Semir ab. Er würde diesen Typen im Auge behalten.

    ...

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