Klosterwein kann tödlich sein

  • Das Augustiner-Kloster in der kleinen Stadt Bödingen, einem der außerhalb gelegenen Stadtteile der Stadt Hennef unweit von Köln entfernt, war jedes Jahr im August Schauplatz einer Weinverkostung des berühmten, klostereigenen Kirsch- und Apfelweines. Zu diesem Zweck bereiteten sich die Brüder des Klosters schon den ganzen Tag auf den Besucherandrang vor. Die Holzbänke und Tische wurden aus dem großen Speisesaal in den Garten getragen und stellten sie neben einander auf. Andere stellten Gläser und frisch gebackenes Brot auf den Tisch, neben Wasserkrügen und den Flaschen mit den Wein. Zwei der Brüder jedoch standen abseits und unterhielten sich sehr leise und für die anderen kaum sichtbar. „Und?“, fragte Bruder Martin. „Keine Sorge... es ist alles vorbereitet.“, erwiderte Bruder Stefan. „Hast du ... ich meine, sind die Weine damit präpariert?“, fragte Martin seinen Klosterbruder. Dieser nickte nur eindeutig. „Wenn uns das heute gelingt, dann werden unsere Auftraggeber sehr zufrieden mit uns sein.“, dachte er laut und sah sich immer wieder um. „Allerdings... wenn er wirklich so ein Schluckspecht ist, wie alle sagen, dann dürfte es kein Problem sein. Und für die Polizei ist auch gesorgt, deshalb habe ich noch einige Flaschen mehr präpariert, allerdings mit einer kleineren Dosis. So werden sie denken, dass es sich um alte Ablagerungen der Weinhefe handelten, die leider einem der Besucher das Leben kostete.“, lachte Stefan und beide gingen dann wieder an ihre Arbeit.


    Am späten Nachmittag war der Garten des Klosters voller Gäste und alle saßen an den Tischen und verkosteten genüsslich den Wein, aßen dazu Brot, um den Alkohol ein wenig aufzufangen und alle kamen miteinander ins Gespräch. Die Klosterbrüder führten interessierte Gäste durch die Anlage und zeigten ihnen auch, wie sie ihren Klosterwein herstellten und abfüllten. Der ganze Stolz war dabei der Obstgarten mit an die hundert Obstbäume, Kirsch- und Apfelbäume. Eröffnet wurde die Verkostung vom Regierungspräsidenten persönlich, der an einem Tisch mit dem Abt des Klosters und dem Bischof saß. Vor ihm stand eine schon halb geleerte Flasche Wein. Stefan und Martin beobachteten nun aus der Ferne und unauffällig die Reaktionen des Mannes, doch es schien nichts zu passieren. Stimmte da etwas nicht? Der Nachmittag ging auch langsam zu ende und die Gäste verabschiedeten sich wieder. Der Regierungspräsident stieg in seinen Wagen und ließ sich von seinem Fahrer zurück in die Regierungszentrale bringen. Auch Staatsanwältin Isolde Maria Schrankmann war unter den Gästen und machte sich nun auf dem Weg zurück nach Hause. Ihr Weg führte sie dabei über die Autobahn. Plötzlich merkte sie, wie ihr schwindelig wurde, die Hände sich verkrampften und sich alles in ihrem Körper vor Schmerzen nur krümmte. Sie konnte ihr Lenkrad kaum noch festhalten und ihr Fuß drückte das Gaspedal wie ein Stein nach vorne. Der Wagen zog mit einem aufheulenden Motor an.


    „Semir! Ben! Wir haben einen Anruf bekommen. Auf der A 4 fährt ein Wagen Schlangenlinien. Stoppt den Wagen bevor es zum Unfall kommt.“, erklang es aus dem Funk. „Wo genau?“, fragte Ben sofort. „Kilometer 128. Ich habe auch das Kennzeichen. K- IM 406.“, hörten sie Susanne. „Alles klar…Cobra 11 übernimmt.“, gab Ben durch. Semir trat das Pedal durch. „Da vorn!!“, meinte Ben plötzlich als sie den grünen VW-New Beatle von einer Spur zur Anderen wechselte. „Spinnt der!!“, stieß Semir aus und kam dank Blaulicht schnell durch die Fahrzeuge. Bevor sie den Wagen jedoch erreichten, zog der Fahrer nach rechts. Es kam, wie es kommen musste. Ein Fahrzeug, welches sich dort auf der Fahrspur befand, konnte nicht mehr reagieren. Bleck kreischte. Der Beatle schoss unkontrolliert auf die Leitplanke zu und durchbrach sie. Semir sah erschrocken auf die Stelle, wo der Wagen von der Bahn kam. „Ich hoffe nur, dass dort Grün ist…“, stieß er aus. Ben sah ihn an. „Halt an!! Ich kümmere mich hier um das andere Fahrzeug… sieht auch übel aus!!“, erklärte er und öffnete bereits die Tür kaum das der Wagen stand. Semir rannte zum Beatle runter, der auf dem Grünstück auf dem Dach lag. „Du kannst dich auf ein Donnerwetter bereit machen.“, sagte er wütend und riss die Fahrertür auf. Die Fahrerin war bewusstlos. Vorsichtig zog er die Frau heraus und strich ihr die Haare zur Seite…. „Ach du Scheiße…!“, war das nächste was über seine Lippen kam. Vor ihm lag die Staatsanwältin Isolde Maria Schrankmann.


    Stefan und Martin sahen sich an. „Es müsste eigentlich nun passiert sein. Hoffe nur, dass die Dosis wirklich tödlich war.“, murmelte Stefan. „Ja sicher… vertrau mir… ich weiß wie viel dafür notwendig war. Aber nun sollten wir damit anfangen die Reste zu entsorgen.“, schlug Martin vor. Gemeinsam räumten sie alles weg. Sie waren sehr sorgfältig. Flaschen die noch Reste enthielten wurden entleert und zurück in die Waschanlage gepackt. „Lass die Flaschen dreimal durchlaufen, nicht dass noch Reste davon übrig bleiben.“, ermahnte Martin ihn. Stefan nickte und verschwand. Martin sah au die Uhr. „Es ist passiert… jetzt müsste er auf jeden Fall tot sein.“, lachte er leise. Stefan stellte die Flaschen in die Reinigungsanlage und markierte den Standplatz mit einem Eddingstift damit er die Flaschen, die präpariert waren erkannt wurden. Dann ging er zurück zu Martin. „So die laufen durch. Soll ich den Boss anrufen und bestätigen, dass alles erledigt ist?“, wollte er wissen. Martin schüttelte den Kopf. „Erst wenn es in der Zeitung steht. Nicht das uns ein Fehler passiert. Du weißt, der Boss verzeiht nie.“, ermahnte Martin seinen Komplizen. „Ja sicher…. Hoffentlich finden die gar nichts… ich meine, die Polizei wird sicher eine Obduktion durchführen, wenn er am Steuer stirbt. Wenn er dann noch einen Unfall baut, dann noch mehr.“, gab Stefan zu bedenken. „Beruhige dich… nichts kann es nachweisen…. Du wirst sehen… für die Polizei ist es einfach nur ein Unfall. Sie werden gar nichts finden…“, lachte Martin leise.

  • Regierungspräsident Dormagen saß auf der Rückbank seines Autos und wischte sich mit der linken Hand den Schweiß von der Stirn. „Ist ihnen nicht gut, Herr Dormagen?“, fragte der Chauffeur und sah durch den Rückspiegel nach hinten. „Nein... nein, mir geht es... Gott, Joachim, ich hätte nicht die ganze Flasche Wein austrinken dürfen.“, klagte Dormagen und fühlte, wie sich sein Magen, seine ganzen inneren Organe zusammenzogen. Er stieß einen schmerzhaften Schrei aus. „Was haben sie?“, fragte sein Fahrer und lenkte den Wagen auf den nächsten Rastplatz. Schnell stieg er aus, kam nach hinten und öffnete die Tür, doch nur noch der schlaffe, leblose Körper fiel ihm entgegen. Joachim fühlte sofort den Puls, doch es war vorbei. Sein Chef war tot. „Großer Gott.“, stieß er aus und schnappte sich das Autotelefon. Schnell war die Nummer 110 gewählt und der Notruf abgesetzt. Jetzt hieß es warten. Doch bei der Leiche bleiben wollte er nicht. Schnell ging er hinter das Klohäuschen um eine zu rauchen.


    „Sind sie okay?“, fragte Ben die junge Frau des Astras, der von dem Beatle gerammt wurde und in die Leitplanke geschoben wurde. „Mein Bein... ich... ich kann es nicht bewegen.“, stieß sie unter Schmerzen aus. Ben sah an ihr hinunter und sah, dass es zwischen dem verbogenen Lenkrad und dem Sitz eingeklemmt war. Zum Glück kam gleich die Feuerwehr und Ben blieb bei ihr, bis die Kameraden sie herausgeschnitten hatten. „Ben... komm mal.“, hörte er dann Semirs Stimme und sofort war er unten an der Böschung. „Ach du Scheiße...“, waren auch seine Worte, als er sah, wen Semir da aus dem Auto gezogen hatte. „Ist sie das wirklich?“, fragte er und half Semir Frau Schrankmann vom brennenden Beatle wegzutragen. Schnell waren einige Ärzte bei den Beiden und nahmen ihr die Frau ab. „Ich will, dass dieser Frau eine Blutprobe genommen und von unseren Chemikern analysiert wird.“, forderte Semir vom Notarzt. „Glaubst du, sie hat was getrunken?“, fragte Ben und sah den demolierten, mit Löschschaum überzogenen Wagen an, der vor wenigen Minuten noch auf der Autobahn gefahren ist. „Sieht doch alles danach aus. Aber wenn sie glaubt, sie könnte sich da rausreden, nur weil sie Staatsanwältin ist...“, drohte Semir und wollte sich in Rage reden, als Bens Handy klingelte. „Ben Jäger... Susanne, was gibt’s?“, fragte er und hörte interessiert zu. „Hm... gut, wir fahren hin... Wo ist das?“, wollte er noch wissen. „Aha... gut, sind schon weg.“, damit beendete er das Gespräch. „Komm... eine Leiche wartet auf unsere Ankunft.“, meinte er zu Semir, der aufmerksam das Telefonat verfolgt hatte. „Heut haben wir aber auch gar keinen Feierabend.“, murrte Semir und stiefelte hinter Ben her. Gemeinsam fuhren sie zu der von Susanne angegebenen Fundstelle.


    Dort wartete schon Joachim mit den uniformierten Kollegen, die seine Aussage aufnahmen. „Hallo Dieter... was ist denn los?“, fragte Semir, als Ben den Wagen hinter Dieters und Hottes Porsche zum Stehen brachte. „Grüß dich Semir... also, das ist Joachim Palmer. Er ist der Fahrer von unserem Regierungspräsidenten Dormagen und das Opfer ist...“, erklärte Dieter, doch dann sah Semir schon, dass es sich um den Regierungspräsidenten persönlich handelte. „Wie lange ist er schon tot?“, fragte er Dr. Wegener, der schon neben der Leiche kniete und seiner Arbeit nachging. „Hallo Semir... nun nicht lange... der Körper ist noch warm.“, erwiderte Wegener und erhob sich aus der Hocke. „Kannst du schon was über die Todesart sagen?“, wollte Semir wissen, doch Wegener schien da eher unschlüssig zu sein. „Auf den ersten Blick ... Herzversagen, aber ich habe eine Ansammlung von komischen Schaumresten in seinen Mundwinkeln gefunden. Ich werde sehen, was die Obduktion ergibt.“, lächelte der Pathologe und verabschiedete sich dann. „Wo waren die beiden denn heute?“, wollte Semir dann von Dieter wissen.


    „Also, Palmer sagt, dass der Präsident heute wohl bei einer Weinprobe im alten Kloster war. Da soll er jedes Jahr dran teilgenommen haben. Nach Palmer klagte der Mann bereits dass er sich unwohl fühle und scheinbar auch Schmerzen hatte. Wenig später sei der dann einfach umgekippt.“, erklärte Dieter. „Hmm….Weinprobe? Vielleicht war Schrankmann auch da. Die haben wir gerade aus dem Graben gezogen. Völlig zugedröhnt… und die will uns was von ordentlich fahren erzählen…“, murmelte Semir mehr zu sich. „Wie war das?“, harkte Dieter sofort nach. „Was…? Ach so… ich hab nur laut gedacht. Wegener soll mir den Bericht umgehend zusenden, sobald er fertig ist. Ich muss jetzt mal eben ins Krankenhaus fahren…“, verabschiedete Semir sich und sah Ben an. Dieser verstand. Sie stiegen ein und fuhren zum Marienhospital. „Bin mal gespannt, warum er gestorben ist…“, meinte Semir als sie unterwegs waren. „Na vielleicht zuviel Wein getrunken, oder Tabletten genommen und dann Alkohol getrunken. Soll nicht so gut kommen. Aber das wird dann ja die Obduktion ergeben. Weißt du was ich mich frage….ob „Madame Völligkorrekt“ und der Präsident von Dormagen vielleicht ein kleines ….“, grinste Ben. Semir schüttelte den Kopf. „Nee…. Ich hab gehört, das bei solchen Weinproben die Elite immer eingeladen wird. Mal sehen, was uns die Frau Staatsanwältin erzählen kann. Vor allem würde ich gern wissen wie viel Alkohol in sich hat. Aber das kann uns sicher der Arzt gleich sagen.“ entgegnete Semir und lenkte auf den Parkplatz. Wenig später standen sie auf der Station wo Schrankmann stationär behandelt wurde. Der Arzt kam ihnen entgegen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Herr Gerkan?“, fragte er. Semir nickte nur. „Sie hatten eine Blutprobe angefordert. Wir haben sie selbstverständlich genommen. Der Alkoholgehalt war extrem. 2,6 ‰. Sie ist relativ leicht verletzt. Das rechte Bein ist gebrochen, vermutlich beim Aufprall. Gehirnerschütterung und leichte Abschürfungen. Sie schläft im Augenblick noch und von daher kann ich Ihnen nicht erlauben mit Frau Schrankmann zu sprechen.“, erklärte der Arzt. „Danke… die Staatsanwältin wird uns sicher selbst einiges erzählen können. Wann denken Sie wird die aufwachen?“, wollte Semir wissen. „Staatsanwältin? Moment…. Sie ist Staatsanwältin und trinkt und fährt dann Auto. Baut dann einen Unfall?“, kam völlig überrascht von dem Arzt. Semir grinste nur Ben an. „Wann wird sie aufwachen?“, wollte Ben nun auch wissen. „In zwei Stunden etwa.“, kam nun etwas kühler von dem Mann in Weiß. Semir bemerkte es sofort. „Haben Sie etwas gegen Frau Schrankmann?“, wollte er daher wissen. „Nein, nur gegen die Staatsanwältin. Aber das ist Privatsache. Hier ist sie lediglich eine Patientin, die im Suff einen Unfall gebaut hat. Meine Herren! Ich hab zu tun.“, verabschiedete sich der Arzt. Semir und Ben sahen ihm nach. „Woran denkst du?“, harkte Ben nach, der den Blick von Semir kannte. „Was? Ach so…. ich denke gerade, dass es vielleicht auch….nee vergiss es…“, murmelte er. „Komm, wir fahren zur Chefin und informieren sie. Anschließend werden wir noch einmal herkommen und unsere Frau Schrankmann vernehmen...“, hängte er an und zog Ben mit aus dem Krankenhaus.


    Martin und Stefan warteten auf Informationen. Sie lebten zwar in einem Kloster aber nicht mehr im Mittelalter. Mit einem Laptop und Internetanschluss durchforsteten sie das World-wide-web nach Neuigkeiten. Und tatsächlich stand dort etwas von einem Unfall. „Oh man… es hat tatsächlich geklappt.“, grinste Stefan. „Ja aber nicht so, wie wir es uns eigentlich gedacht haben. Es sind auch Personen verletzt, die nichts damit zu tun haben. Das heißt wir müssen um Vergebung bitten.“, murmelte Martin. Stefan lachte. „Es sind notwendige Opfer. Damit können wir leben. Wir sollten jetzt erst einmal unseren Boss informieren und sagen, dass er nun keine Sorgen mehr haben muss. Das ist das Wichtigste“, meinte Stefan nur. Sie gingen ins Gebäude und informierten den großen Unbekannten über das gelungene Attentat. Dass sie damit einen Ball ins Rollen gebracht hatten, ahnten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Spuren des Weines, der auf der Probe verteilt wurde, waren verschwunden. Denn der hatte seine Schuldigkeit getan.


    Isolde Maria Schrankmann erwachte und war etwas verwundert. Wo war sie denn hier? Sie wollte sich bewegen und spürte sofort den Schmerz. „Aua….“, stieß sie aus und ließ sich ins Kissen zurück fallen. Was zum Teufel war passiert? Das Letzte was sie wusste war dass sie auf einer Weinprobe war. Doch was dann? Konnte es sein….nein…. das konnte nicht sein… oder doch? Gedanken schossen ihr in den Kopf. Es klopfte. „Ja bitte…!“, kam leise von ihr. Doch nun traten zwei Männer ein, die sie lieber nicht gesehen hätte. „Frau Schrankmann, schön dass Sie wieder wach sind,. Sie können uns sicher ein paar Fragen beantworten oder?“, fragte Semir Gerkan. „Was ist passiert?“, wollte sie wissen. „Sie haben mit einem Alkoholgehalt von 2,6 ‰. Auto gefahren und einen schweren Unfall verursacht haben. Ich wusste gar nicht, dass Sie trinken. Tun Sie das öfter?“, wollte Semir Gerkan wissen. „Sind Sie wahnsinnig? Ich trinke ab und an mal einen Wein. Mehr nicht. Aber danach habe ich sicher keinen Alkoholgehalt von 2,6 ‰. Das ist völlig absurd!!“, fauchte sie ihn an und stöhnte gleichzeitig auf. „Bleiben Sie einfach liegen. Beantworten Sie bitte meine Fragen.“, forderte Gerkan sie auf. Schrankmann platzte gleich. Wie konnte dieser kleine Autobahnpolizist es wagen, sie zu verhören? „Herr Gerkhan... ich...“, fing sie an und zog sich vorsichtig hoch. „Fangen sie jetzt nicht an, sich herauszureden, wir haben ihre Blutprobe und besagt eindeutig, dass sie 2,6‰ hatten.“, erklärte Semir mit deutlicher Wut in der Stimme. Sie sah ihn mit großen Augen an und war verstummt. „Kann ich... kann ich den Zettel der Analyse mal sehen.“, bat sie und Semir gab ihr das Stück Papier. Sie sah es mit interessiertem Blick an. „Da muss ein Fehler vorliegen... Ich habe nur zwei Gläser Wein in dem Kloster getrunken.“, meinte sie und reichte Semir den Wisch wieder zurück, besser gesagt, warf sie es ihm entgegen.


    Jetzt schien Semir aber der Hals zu platzen. „Sie wollen uns unterstellen, dass wir unsere Arbeit nicht richtig machen?“, fauchte er sie an und merkte, wie sie in sich zusammenzuckte. Doch bevor er weitermachen konnte, kam Ben zur Tür rein und zog ihn in eine Ecke. „Was ist denn? Ich wollte dieser Frau gerade eine Standpauke fürs Leben halten?“, zischte der Deutschtürke. „Gut, dass du es noch nicht getan hast. Im kam gerade am Krankenhauslabor vorbei und die haben mich zu sich gerufen. In Schrankmanns Blut war neben Alkohol eine Substanz, die die ganzen Muskeln des Körpers lähmt und in einer höheren Dosis tödlich sein kann. Bei einer normalen Analyse fällt dies nicht auf, da sie leicht mit den Werten von Alkohol verwechselt werden kann.“, erklärte Ben leise und sah sich dann um. „Und was war es?“, fragte Semir. „Ein pflanzliches Gift. Die Laborratten vermuten, dass es in der Gärungshefe des Weines versteckt war. Wegener hat eine wesentlich höhere Dosierung in der Leiche von Dormagen gefunden.“, erwiderte Ben. Mit hängendem Kopf drehte sich Semir um und sah dann die Staatsanwältin an. „Frau Schrankmann, es ... es sieht ganz so aus, als ob sie jemand vergiftet hat.“, gab Semir bekannt ohne ein Wort der Entschuldigung verlauten zu lassen. Isolde Maria Schrankmann sah ihn an und Ben dachte bei ihr Ansätze eines teuflischen Grinsens gesehen zu haben.

  • Martin und Stefan gingen den langen Klostergang entlang. „Und was nun?“, fragte Stefan. „Was, was nun? Wir haben unserer Arbeit gemacht, waren ein Verzeug des Herren. Jetzt widmen wir uns wieder unserem klösterlichen Leben, bis der Herrgott und wieder benötigt und uns zu seinen Werkzeugen macht.“, erklärte Martin und ging mit geneigtem Haupt den Gang hinunter. Stefan ging ihm nach, gesellte sich wieder zu ihm. „Was ist mit dem Gift? Werden wir weitermachen? Auf die Dauer wird es auffallen, wenn mehr und mehr Pflanzen aus dem verbotenen Garten verschwinden.“, gab er zu bedenken. „Beruhige dich Bruder. Sie verschwinden nicht.“, erwiderte Martin und hielt an. „Wie? Sie verschwinden nicht?“, fragte Stefan verblüfft. „Was meinst du wohl, warum wir seit einiger Zeit einen größeren Zaun darum bauen? Der Abt denkt, es sind Wildschweine, die im verbotenen Garten wühlen.“, lachte Martin und war sich seiner Sache ganz sicher. „Wir... wir sind nichts weiter, als Wildschweine?“, harkte Stefan nach und fing auch an zu lachen, doch das Lachen verging ihnen, als hinter einer Ecke Bruder Gregor vorgesprungen kam und sich den beiden in den Weg stellte.


    „Gregor... ist irgendwas?“, fragte Stefan plötzlich und ganz erschrocken. „Das will ich gerade euch fragen. Ihr seid also diejenigen, die in den verbotenen Garten des Nachts eindringen und die Pflanzen unseres Abtes stehlen. Wenn er das herausfindet, wird man euch aus dem Orden verstoßen.“, fauchte er nur. „Aber er wird es nicht herausfinden, denn du wirst es ihm kaum sagen.“, meinte Martin und schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. „Das denkst du dir so. Diebe haben bei uns nichts zu suchen.“, zischte Gregor und stieß mit diesen Worten die beiden auseinander, ging auf das Ende des Ganges zu, wo sich das Büro des Klosterleiters befand. Ohne lange zu überlegen, schnappten sich Stefan und Martin Gregor, zogen ihm die Arme auf den Rücken und Martin presste ihm die Hand auf den Mund. Gregor wehrte sich, doch gegen die zwei Mitbrüder kam der junge und fast kraftlose Mönch nicht an. „Du scheinst mir zu neugierig zu sein, Bruder.“, zischte Martin und presste Gregor immer fester die Hand auf den Mund. „Das heißt, du musst leider für eine gewisse Zeit verschwinden.“ Und damit zogen sie ihn mit sich in den Weinkeller. Schnell war der junge Mann mit einem Lappen geknebelt und die Hände wurden ihm mit einem Strick auf den Rücken gebunden. So war er seinen beiden Mitbrüdern ausgeliefert. Sie brachten ihn ans Ende des Weinkellers, wo Stefan durch einen versteckten Hebel einen Teil der Wand zur Tür werden ließ und sich dahinter ein weiterer Gang erstreckte. Dort wurde Gregor hineingestoßen, von Martin geführt, während Stefan mit einer Laterne vorausging.


    Nach einigen Minuten des Gehens, standen sie in einer alten Kammer voller Geräte. „Wir haben diese schöne Kammer letztes Jahr entdeckt.“, lachte Martin und löste Gregor den Knebel. „Hier wird dich niemand hören. Der Gang und die Kammer liegen außerhalb des Klosters.“, lachte er und fesselte Gregor an einen der alten Pfeiler. „Damit werdet ihr nicht durchkommen. Mein Verschwinden wird auffallen.“ „Nicht, wenn deine Sachen auch mit dir verschwinden und man einen Abschiedbrief finden wird.“, gab Stefan plötzlich bekannt. „Das kannst du nicht tun! Du ….Stefan…..ich …..hör mal…können wir das nicht anders klären?“, fragte Gregor. Stefan sah zu Martin. „Nein…ich denke, es ist besser, wenn du die nächsten Tage hier bleibst. Mal sehen was so passiert.“, lachte er. „Ihr werdet damit nicht durchkommen. Niemals! Hört ihr Niemals!! Irgendwann wird man mich finden und dann seid ihr dran!!“, schrie Gregor. Martin sah Stefan an. „Er hat Recht… wir müssen ihn beseitigen. Wir müssen…“, gab er zu bedenken. Stefan nickte. „Schade, aber darauf wird es hinauslaufen. Nur sollten wir erst einmal den Abschiedbrief fertig schreiben und dann werden wir ihn mit seinen Sachen und dem Brief irgendwo ablegen.“, raunte er Martin zu. Dieser sah Gregor grinsend an. „Darf ich es tun? Ich meine, die Maschinen müssten doch auch getestet werden oder?“, fragte er und wies auf die Foltergeräte. „Nein… es muss wie Selbstmord aussehen. Ich werde seine Sachen holen und dann den Brief schreiben. Kneble ihn, damit er keinen Lärm macht. Anschließend wirst du deine Arbeit wieder aufnehmen. Nicht das noch mehr auf die Idee kommen und uns nachspionieren.“, gab er zu verstehen. Martin nickte nur.


    Nur wenig später waren Ben und Semir im Büro und dachten über das nach, was passiert war. „Ben… Wenn wir richtig vermuten, dass dieser Wein im Kloster vergiftet war sollten wir dort anfangen. Ich meine….wer außer diese Mönche könnten uns sagen, was im Wein war?“, überlegte Semir laut. „Ja sicher, nur wie willst du da rein? Ich meine, die werden dir sicher nichts sagen. Die halten doch noch mehr zusammen, als die Türken…ist keine Anspielung…mein bester Freund ist Türke…“, grinste er sofort. Semir nickte. „Ja stimmt… aber ich sehe eigentlich kein Problem darin, mal hinzufahren und nachzuharken.“, gab Semir zurück, ohne auf Bens Anspielung einzugehen. „Dann sollten wir die Chefin informieren…“, schlug Ben vor. Er und Semir gingen zu Kim Krüger. Sie sah auf, als die beiden Männer eintraten. „Semir…. Frau Schrankmann hat mich angerufen und gesagt, dass Sie wohl ein Hühnchen mit ihr rupfen wollte. Was ist bitte vorgefallen?“, wollte sie wissen und in der Stimme lag ein recht scharfer Ton. „Chefin…..die Frau ist mit mehr als 2 Promille Auto gefahren. Sie hält uns ständig vor, dass wir unsere Arbeit nicht richtig machen und…“, versuchte Semir sich zu entschuldigen. „Das mag ja sein, aber es hat sich dann doch wohl herausgestellt, dass noch eine andere Substanz im Wein war oder? Was ist mit dem Präsidenten von Dormagen?“, wollte Kim wissen. „Er hatte eine extrem große Menge der Gärungshefe in sich. Wir vermuten, dass es ein gezielter Angriff auf die Staatsanwältin ist. Immerhin hat sie sich einige Feinde geschaffen.“, meinte Semir und versuchte sachlich zu bleiben. „Ja stimmt. Und deshalb will ich eine schnelle Aufklärung. Wie wollen Sie vorgehen?“, harkte Kim nach. Semir sah zu Ben. „Ich würde mich gern mit den Mönchen im Kloster unterhalten. Ben kann in der Zeit mit der Gerichtsmedizin sprechen und mit Hartmut, um die Wirkungsweise der Gärungshefe zu klären. Dann wissen wir wenigsten wie stark der Präsident hat leiden müssen. Bei dem Schaum, der vor dem Mund auftrat, muss es sehr heftig sein.“, schlug Semir vor. Kim nickte. „Tun Sie das. Aber bitte keine Alleingänge meine Herren!“, ermahnte Kim ihn.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Hartmut!!“, rief Ben als er in der Halle der KTU stand. „Ja hier!!“, war die Antwort. „Was machst du denn da?“, wollte Ben wissen, als er sah das Hartmut mit ein paar Reagenzgläsern beschäftigt war in denen jeweils eine winzige Menge an Flüssigkeit gefüllt war. „Na ich analysiere!“, murmelte Hartmut nachdenklich. „Ja und was? Ist das die Hefe oder was?“, harkte Ben nach. „Nein.. die hab ich schon fertig…das hier ist das Leitungswasser hier in der KTU und die vergleiche ich gerade mit dem stillen Mineralwasser, was ich heute gekauft habe.“, murmelte Hartmut. „Ja und warum analysierst du das Zeug? Wasser ist Wasser!“, grinste Ben. „Nein…. Genau das ist der Unterschied. Wenn du Zeit hast, erkläre ich es dir…“, schlug Hartmut vor. „Furchtbar gern, aber ein Anderes mal. Was kannst du über die Hefe sagen?“, lenkte Ben schnell ab. „Nun diese Hefe ist eine ganz tolle Mischung. Gärungshefe für Weine und Biere. Aber das geniale ist, es gibt lediglich eine Handvoll von Lieferanten und noch weniger Kunden. Das Kloster gehört dazu. Es gibt zwei Kunden im Raum Nordrheinwestfalen. Damit ist die Hälfte der Arbeit aber auch schon erledigt. Die Adressen der Lieferanten liegt vorn im Büro brauchst du nur nehmen. Wo steckt Semir denn?“, wollte Hartmut wissen. „Der arbeitet schon…“, grinste Ben. „Okay, hast du sonst noch etwas für mich?“, wollte Ben dann wissen. „Reicht das nicht?“, erwiderte Hartmut. „Die restliche Arbeit überlasse ich gerne dir.“, lachte der rothaarige Techniker. „Was ist denn nun in der Hefe gewesen?“, fragte der junge Hauptkommissar und Hartmut sah zu Ben auf. „Stimmt, das habe ich dir noch nicht gesagt.“, Hartmut zog ein Blatt mit ein paar Diagrammen hervor und reichte sie Ben rüber. „Und was soll ich damit?“ „Raten... rate mal, was für ein Gift das ist.“, forderte Hartmut. „Dafür hab ich jetzt wirklich keine Zeit.“, zischte Ben. „Okay, es ist Blauer Eisenhut... besser gesagt, die zerstampfte Wurzel davon.“, erklärte der Techniker. „Oh... wächst die überhaupt noch bei uns?“ „Sicher... in manchen Gärten oder auf Wiesen ist die sicherlich noch zu finden.“, erwiderte Hartmut. Dann verabschiedete Ben sich und ging an die Arbeit.


    Semir kam am Kloster an und stand aber vor verschlossenen Toren. Von innen hörte er nur Gesänge. „Hm, was machen die denn jetzt?“, fragte sich Semir und ging zum Eingangstor, zog an der Glocke und wartete. Nach einigen Minuten des Wartens und des nochmaligen Klingelns öffnete ihm ein älterer Herr. „Sie wünschen?“, fragte der alte Mönch. „Hallo... Gerkhan, Kripo Autobahn... ich würde gerne mit dem Abt des Klosters sprechen. Ist das möglich?“, fragte Semir freundlich und lächelte den Mann an. „Der Abt ist mit den Brüdern beim Nachmittagsgebet. Aber wenn sie in der Halle Platz nehmen würden.“, meinte der ältere Herr in der braunen Kutte und führte Semir in die große Speisehalle, bot ihm einen Platz an und etwas zu trinken. „Ein Schluck Wasser, wenn sie nichts dagegen haben.“, meinte Semir und wartete. Während er wartete kamen zwei junge Mönche in den Speisesaal und bemerkten ihn zunächst gar nicht. „Hast du ihn schon geschrieben?“, fragte Stefan. „Immer mit der Ruhe. Zum Glück hat Gregor nicht so eine unverwechselbare Handschrift... die ist leicht nachzuahmen...“, dann verstummte er. „Oh, wir haben Besuch... gar nicht gesehen. Hallo.“, begrüßte er Semir. „Hallo.“, erwiderte der Deutschtürke und dann stellten sich die beiden genau vor ihm hin. „Sie wollen dem Orden beitreten?“, fragte Stefan und legte die Hand auf die Schulter des Besuchers. Das Lächeln verschwand. „Seh ich etwa so aus?“, fragte er scherzend. „Sind sie nicht hier, um in unseren Orden einzutreten?“, kam erneut die Frage. „Leider nein, ich bin dienstlich hier.“, und bevor Semir weiterreden konnte, kam der Abt auf ihn zu. „Herr Gerkhan... bitte kommen sie mit in mein Büro.“, bat Abt Nikodemus und ging mit dem kleinen Polizisten aus dem Speisesaal in die oberen Büroräume.


    Stefan und Martin suchten schnell die Kammer von Gregor auf. „Schnell, nimm du dir die Sachen aus seinem Schrank vor und ich schreibe dann den Abschiedsbrief.“, zischte Martin und setzte sich an den Sekretär, nahm ein Stück Papier hervor und schrieb los, während Stefan die Sachen nahm, die Koffer unterm Bett vor holte und sie in die Behälter schmiss. „Und wie wollen wir ihn beseitigen?“, fragte Stefan seinen Mitbruder. Martin sah ihn an. „Er wird etwas Eisenhut von uns zu essen bekommen und heute Nacht werden wir ihn in eine seiner Zivilklamotten stecken und dann irgendwo ablegen.“, schlug Martin vor. „Gut, aber wie soll er es schlucken. Ich meine, der wird doch nichts von uns annehmen.“, gab Stefan zu bedenken und plötzlich hörten sie Schritte. „Schnell weg hier.“, zischte er und beide rannten aus der Kammer raus. „Sie irren Sich bestimmt, aber wir können selbstverständlich diese Kammer von Bruder Gregor einsehen…“, hörten sie noch, als zwei Männer um die Ecke kamen. Martin sah wie der kleine Mann mit dem Abt an der Kammer von Gregor stoppte.


    ...

  • „Ist es nicht normalerweise so, dass die Ordensbrüder besondere Namen tragen?“, wollte Semir wissen. „Nein, das war mal. Wir sind auch moderner geworden. Die Brüder tragen den Namen, den die Eltern vergeben haben. Vor einigen Jahren noch, war das anders. Da bekam jeder einen Namen aus der Bibel. Doch das ist jetzt lediglich den höheren Brüdern vorgesehen. Hier ist Gregor beheimatet, wenn Sie wollen.“, kam von Nikodemus. Semir nickte und öffnete die Tür. Sie war nicht verschlossen. „Ist es üblich, dass die Türen nicht abgeschlossen werden?“, wollte er sofort wissen. „Ja sicher… die Brüder haben keine Geheimnisse vor einander.“, nickte Nikodemus. „Aha…“, machte Semir und sah sich in der kleinen spärlich eingerichteten Kammer um. Auf dem Tisch lag ein Stück Papier. Semir zog sich Handschuhe über und nahm den Brief. „Meine lieben Brüder…. Ich habe gesündigt. Ich kann mit dieser Sünde nicht mehr leben und werde von daher selbst aus dem Leben scheiden. Alle meine Habseligkeiten werde ich mit mir nehmen. Zwei Menschen sind tot… ich will nicht an noch mehr Leid schuld sein…. Sucht nicht nach mir, denn ich werde mich vor dem jüngsten Gericht selbst stellen. Möge der Herr über mich richten.“, las er vor. Nikodemus sah ihn erschrocken an. „Freitod? Mein Gott… was hat er getan?“, fragte er völlig erstaunt. Semir antwortete zunächst nichts. Er sah sich um. Im Schrank hingen die Sachen von Gregor. „Womit war Gregor denn betraut? Hatte er besondere Aufgaben?“, wollte Semir wissen und sah sich im Schrank um. „Nun ja… er füllt die Weine ab, wenn wir unsere Weinprobe haben, wo viele Menschen aus Politik und der höheren Gesellschaft kommen. Aber bisher war er immer sehr korrekt und…“, kam völlig überrascht von Nikodemus. Semir nickte. „Ist das die Handschrift von Gregor?“, wollte er wissen und hielt den Brief dem Abt vor die Nase. Als dieser zugreifen wollte ermahnte er ihn den Brief nicht anzufassen. „Ja…. Das ist die Handschrift…“, nickte der Abt. „Gut…sagen Sie… wie viele Ordensbrüder haben Sie hier?“, harkte Semir nach. „Insgesamt 38 Brüder. Aber Sie denken doch nicht, dass noch mehr…ich meine, noch ist nicht sicher, dass Gregor wirklich tot ist. Ich meine, vielleicht ist es nur ein Irrtum…“, versuchte der Abt die Sache zu klären. „Ein Mensch ist tot und das ist kein Irrtum. Er ist vergiftet worden und es steht eindeutig fest, dass es wegen dem Wein war. Und genau das werde ich aufklären. Sagen Sie….Gregor spricht von zwei Menschen….aber es ist nur einer verstorben. Ich brauche eine Gästeliste der letzten Weinprobe!!“, forderte Semir den Abt auf.


    Martin und Stefan gingen in den Raum wo Gregor in seinen Fesseln hing. Martin war mit dem Stößel beschäftigt und zerkleinerte die Blätter des blauen Eisenhuts. Gregor sah ihn misstrauisch an. „So mein lieber Gregor….du wirst nun deine letzte Mahlzeit bekommen…“, erklärte er. Gregor erkannte die Pflanze. „Nein… das ist Mord!! Das dürft ihr nicht tun….ich flehe euch an. Ich werde schweigen…ich lege mein Schweigegelübte ab…“, flehte Gregor. Doch Martin und Stefan waren dafür nicht zugänglich. „Tu es freiwillig schlucken. Es erspart dir die Schande vor dem Herrn…“, lachte Stefan. Martin hielt das kleine Schälchen mit den zerstampfen, zu Brei verarbeiteten Pflanzen hin. Gregor drehte sein Gesicht weg. Doch Martin und Stefan ließen nicht mit sich spielen. Während Stefan Gregors Mund zwangsweise öffnete stopfte Martin ihm das tödliche Kraut hinein. Anschließend wurde Gregor gezwungen Wein zu trinken. Er versuchte sich zu wehren, doch Martin war eisern. Er hielt Gregor die Nase zu. So musste er trinken. Er schluckte die tödliche Mischung runter. Nun dauerte es nicht mehr lange bis er spürte, wie das Kraut ihm die Magenwände zerriss und er einen grausamen extrem schmerzhaften Tod erleiden würde. Stefan und Martin sahen ihm dabei zu. „Ihr werdet eure Strafe bekommen…niemand tötet ohne Konsequenz…“, stieß Gregor aus. Schon bildete sich Schaum vor dem Mund. Krämpfe schüttelten den Körper. Blut mischte sich mit dem Schaum. Gregor riss die Augen weit auf. Das Ende schien nicht mehr lange auf sich zu warten. Martin sah auf die Uhr. Es vergingen fast zwei Stunden bis Gregor tot war. „Dieses Problem ist erledigt…“, gab er kalt von sich, während Stefan nur da stand und auf den toten Körper sah. „Wo willst du ihn entsorgen?“ fragte er. „Heute Nacht… wenn alle anderen Brüder schlafen, werden wir ihn die privaten Sachen anziehen und dann irgendwo auf der Autobahn rauswerfen. Sollen sich die Bullen doch einen Ast suchen…“, lachte Martin nur. Regungslos lag Gregor vor den beiden und sie sahen ihn nur an. „Los, bind ihn los und dann zieh ihm schon einmal die Kutte aus. Ich hol einige seiner Sachen.“, meinte Stefan und schickte Martin fort. Der späte Abend kam schnell. Stefan hatte den toten Gregor in eine Jeans und eine Trainingsjacke gepackt. Jetzt sahen sich beide vor, denn es war Sperrstunde und eigentlich müssten alle Brüder in ihren Zellen sein und schlafen. Nach dem Abendgebet und dem Abendessen durfte niemand mehr im Kloster umherwandern. „Man, der ist vielleicht schwer.“, stöhnte Stefan. „Hey, jetzt mach hier nicht schlapp. Der Wagen steht ja gleich da hinten und dann ist er weg.“, keuchte Martin und beide zogen den toten Körper zu dem kleinen Transporter, der in einer Halle, etwas abseits des Klosters stand. Schnell war Gregor verladen und schon ging die Fahrt los Richtung Autobahn.


    Auf einem der vielen Autobahnraststätten hatte Günther Gruwe sein Nachtquartier aufgeschlagen. Schon seit vier Jahren tingelte er von einem Ort zum anderen und suchte sich ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen. Dieses Mal zogen ihn die überdachten Bänke in der Nähe des Waldes an. Seitdem er vor fünf Jahren alles verloren hatte, ließ er sich einfach von der Zeit treiben und lebte von der Hand in den Mund. Sein ständiger Begleiter war ein zerzauster, ebenso grauer, wie liebevoller Schäferhund namens Bruno. Günther hatte ihn an einen der vielen Raststätten gefunden und mit ihm sein Wasser geteilt. Der arme Kerl wurde damals einfach ausgesetzt und seitdem wich er Günther nicht mehr von der Seite. „Na komm, alter Freund. Hier bleiben wir für die Nacht und dann hoffen wir, dass wir morgen mehr Glück haben.“, meinte Günther zu seinem Hund. Beide wollten nach Köln, doch bisher wollte sie keiner mitnehmen. Der Obdachlose ließ seinen Rucksack von den Schultern gleiten, packte eine Decke für sich und eine für Bruno aus und ließ sich dann auf die Bank nieder. Mit einem lauten Gähnen fielen beide sofort in einen tiefen Schlaf. Doch er währte nicht lange. Bruno wachte als erster auf und knurrte laut. Jetzt erhob sich auch Günthers Kopf und er sah, in die Richtung, wo auch der Hund seinen Kopf gewendet hatte. Der Mann konnte jedoch nur zwei vermummte Gestalten erkennen, die ein wenig komisch aussahen. Günther rieb sich die Augen... Trugen die beiden da gerade etwas? So schnell sie gekommen waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Langsam stand Günther von seiner Schlafstätte auf, Bruno tapste hinterher und gemeinsam näherten sie sich dem Ding, was die beiden dort am Waldrand abgelegt hatten. „Hallo? Alles mit ihnen in Ordnung?“, fragte er vorsichtig und stieß den leblosen Körper des Mannes, soviel konnte er erkennen an. Als dieser sich nicht regte, drehte er ihn auf den Rücken und sah dann den Schaum vor dessen Mund. Sofort wich er zurück, erschrak vor dem Anblick. Dieser Mann war tot. Schnell rannte Günther zur Notrufsäule und alarmierte die Polizei.


    Semir saß mit seiner Aida auf der Couch und las seinem kleinen Sonnenschein eine Geschichte vor, als das Telefon neben ihm klingelte. „Ja Gerkhan?“, meldete er sich, doch in diesem Moment begann Aida zu quengeln und deutete immer wieder auf das Buch. Sie wollte wissen, wie es weiterging, wollte, dass ihr Papa Zeit für sie hatte. „Okay, gut ich komme sofort.“, meinte Semir ergeben und legte das Telefon wieder weg. „Papa bleiben...“, kam es von Aida. „Schätzchen, der Papa muss leider arbeiten.“, entschuldigte sich Semir und gab seine Tochter in die Hände von Andrea, die gerade aus der Küche kam. „Musst du weg?“ „Ja leider... Leichenfund auf einem Rastplatz... also muss ich wohl.“, meinte er mit trauriger Miene und rief noch im Gehen zu seinem Wagen Ben an. Dieser klang gerade sehr beschäftigt. „Semir, was ist denn? Sag mir nicht, dass irgendwas passiert ist?“, zischte Ben, doch Semir musste ihn leider enttäuschen. „Entschuldige, aber wir haben eine Leiche. Ich brauche dich…“, gab er durch. „Ich wusste es… immer dann wenn ich was vorhabe. Gibt es keine Freizeit für Bullen bei der Autobahn…“, stöhnte Ben. „Ich bin in fünf Minuten bei dir.“, meinte Semir nur und beendete das Gespräch. „Semir….pass auf dich auf…“, kam von Andrea. Semir gab ihr schnell noch einen Kuss und verschwand. Nur wenig später war er mit Ben unterwegs.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Wegener sah den Beiden entgegen. „Hallo Semir, Ben…. Tja der Penner hier hat den Toten gefunden. Es scheint so, als hätte der Mann keine Verletzungen.“, erklärte der Gerichtsmediziner. „Woran ist er gestorben?“, wollte Semir wissen. „Keine Ahnung. Vielleicht Alkoholmissbrauch oder Heroin, Koks….es gibt tausend Möglichkeiten. Ihr müsst schon bis zur Obduktion warten. Der Tod ist nicht einmal 12 Stunden her, soviel weiß ich. Die Leichenstarre und die Leichenflecke sind noch nicht so extrem ausgeprägt.“, murmelte Wegener. Semir nickte. Er sah zu dem Obdachlosen und nickte Ben zu. „Da geh ich nicht hin….der hat nen Hund…“, beschwerte Ben sich. „Ja und?“, wollte Semir wissen. „Ich mag keine Flohbeutel!“, grinste Ben weiter. Semir stöhnte leise auf und ging zu dem Mann, der auf der Bank saß. „Hallo…ich bin Semir Gerkhan von der Kripo Autobahn. Sie haben den Toten gefunden?“, wollte er freundlich wissen. „Ja sicher…ich wollte hier nur schlafen. Überdachte Bänke sind Gold wert.“, murmelte der Mann. „Wie heißen sie denn?“, fragte Semir weiter. „Günther…“, kam als Antwort. „Günther und wie weiter?“, ging es weiter. „Nur Günther und das ist Bruno…..“, stellte der Mann seine Hund vor, der sofort aufstand und zu Semir hinging. Dieser tat einen Schritt zurück. „Schön…. Also Günther und Bruno….soweit so gut. Wann haben Sie die Leiche denn gefunden? Kannten Sie den Mann?“, harkte Semir nach. „Das war so gegen Mitternacht. Wir, also Bruno und ich, sind hier und haben schon geschlafen. Durch ein Geräusch ist Bruno wohl aufmerksam gemacht und er hat mich geweckt. Da hinten, wo der Mann lag, das waren zwei weitere Männer. Sie hatten so komische Kutten an. Wie Mönche….“, erklärte Günther und nahm einen Schluck aus der Flasche. „Günther… können Sie die Männer beschreiben?“, wollte Semir wissen. „Nein…die waren doch viel zu weit weg. Ich bin hin, als die weg waren und hab den Toten gefunden. Mehr war da nicht.“, erklärte der Zeuge weiter. Semir schrieb alles auf, doch helfen konnte es ihn nicht wirklich.


    Ben sah aus sicherer Entfernung zu. Er hatte, auch wenn er es nicht zugab, Angst vor Hunden. Vermutlich lag diese Angst in der Kindheit und er hatte es nur verdrängt. Als Semir zu ihm zurück kam, sah er ihn fragend an. „Und?“, wollte er wissen. „Ich weiß nicht, wenn er nicht zum Zeitpunkt des Fundes besoffen war, dann waren es nach seinen Angaben Mönche, die den armen Kerl hier ablegten. Oder aber, es hat was mit dem Abschiedsbrief aus dem Kloster zu tun. Ich meine, es kann ja sein, dass der Mann sich selbst umgebracht hat und dann von seinen Brüdern aus dem Kloster gebracht wurde. Wir müssten die Typen noch mal befragen…“, sinnierte Semir nachdenklich. „Tja…. Dann machen wir das doch…“, grinste Ben. „Nein…. Erst werden wir mit Krüger sprechen. Sie muss Bescheid wissen. Der Mann ist auf jeden Fall ein Mann aus dem Kloster. Der Abt hatte mir ein Bild gezeigt. Es ist Bruder Gregor…“, murmelte Semir. Ben sah ihn an. „Warum sagst du das denn nicht gleich….“, maulte Ben leicht beleidigt. „Was hast du?“, fragte Semir dann. „Ich hätte mit einer Schönheit im Bett liegen können, das habe ich. Stattdessen muss ich hier eine Leiche ansehen, die du schon kennen gelernt hast. Ist doch ein Scheiß-Abend.“, fauchte Ben und Semir lachte nur. „Ja, man muss halt Opfer bringen in diesem Beruf.“ Mit diesen Worten fuhren sie in die PASt, wo Kim bereits auf die beiden wartete.


    Kim saß da und ließ sich die Ereignisse der beiden Kommissare bis ins kleinste Detail schildern. Als sie fertig waren, sah Kim auf. „Es ist ganz klar, dass die Lösung der beiden Morde und der Angriff auf die Staatsanwältin nur im Kloster zu suchen ist.“, meinte Semir mit ernsthafter Stimme und Kim nickte nur. „Das sehe ich auch so... aber, die Brüder werden ihnen nichts sagen. Jedenfalls nicht, wenn sie als offiziell ermittelnde Polizisten hingehen und Fragen stellen.“, erklärte sie. Semir stöhnte auf. „Und wie sollen wir dann ordentlich unsere Arbeit machen?“, fauchte er und sah nicht, dass in Bens Kopf eine Idee heranreifte, die Semir sicher nicht gefallen würde. „Ich werde mit dem Bischof sprechen und ihn um Erlaubnis bitten und darum, dass er die Brüder im Kloster um Mithilfe bittet. Aber leicht wird es nicht.“, meinte Kim und wollte dann die Kommissare nach Hause schicken, als das Telefon klingelte. „Krüger...“, meldete sich Kim. Sie nickte ein paar Mal und legte dann wieder auf. „Semir, das war das Krankenhaus. Frau Schrankmann möchte sie umgehend sprechen.“, erklärte sie. Semir sah Kim erschrocken an. „Warum? Was will sie denn von mir?“, fragte er nur. „Das werden sie gleich sehen. Fahren sie los und dann sehe ich sie morgen wieder.“, bat Kim. Der Deutschtürke nickte. „Kommst du nicht mit?“, fragte er Ben, doch dieser lehnte ab. „Nee, lass mal. Dich will sie ja sehen und nicht mich.“, grinste er und so verließ Semir das Büro. Ben und Kim waren allein.


    „Ist noch irgendwas, Ben?“, fragte Kim, als der junge Hauptkommissar vor ihrem Tisch stehen blieb. „Allerdings, ich hätte da eine Idee, wie wir im Kloster ermitteln ohne, dass wir auffallen.“, fing er an und stemmte die Hände auf Kims Tisch ab. „Na... sicherlich eine geniale Idee, wenn sie die vor Semir geheim halten. Also, raus mit der Sprache.“, forderte Kim. „Es ist eigentlich ganz simpel... einer von uns geht Undercover ins Kloster, meldet sich dort als neuer Bruder und schaut sich dort um. Ich meine, Hartmut hat praktisch gesagt, dass die Hefe von dort stammt und den blauen Eisenhut findet man sicherlich nicht beim Blumen pflücken. Der muss doch auch dort irgendwo dann rumstehen.“, begann es aus Ben herauszusprudeln. Kim überlegte eindringlich über diese Idee. Warum eigentlich nicht? So konnten sie sich viel freier bewegen und die Informationen waren dann wesentlich einfacher zu beschaffen, als auf normalem Wege. „Okay Ben, ich werde das morgen mit der Staatsanwältin klären und danke, dass sie sich freiwillig gemeldet haben.“, lachte sie. Dieses Mal war Ben erschrocken. „Moment? Freiwillig? Nee, das war nur ein Vorschlag... eine Idee. Mir stehen diese Kutten überhaupt nicht.“, stieß er vor Schreck aus. „Ben... überlegen sie doch mal... Semir kennen die bereits und außerdem, glauben sie wirklich, dass die glauben werden, ein Türke wäre plötzlich katholisch geworden?“, warf Kim ein. „Soll alles schon mal vorgekommen sein.“, murrte er und Kim musste lachen. „Tut mir Leid Jäger, aber da kommen sie nun nicht mehr raus.“ Ben schnaufte kurz. „Okay, ich mach’s.“

  • Semir lief die Gänge im Krankenhaus entlang und erreichte das Zimmer, wo die Staatsanwältin lag. Er klopfte vorsichtig und trat dann ein. Isolde Maria Schrankmann saß in ihrem Bett, auf den Knien schon wieder ein Stapel Akten, die ihr von ihrem Assistenten gebracht wurden. Mit einem scharfen Blick über ihre Brille sah sie auf den kleinen Polizisten, der eintrat und an ihr Bett kam. „Herr Gerkhan…..nett, dass Sie dem Befehl, hier aufzutauchen, so schnell folgen. Setzen Sie sich bitte!“, forderte sie Semir auf. „Kommen wir doch gleich zur Sache, was liegt an? Warum wollten Sie mich sehen?“, harkte Semir nach und versuchte seine Stimme sicher klingen zu lassen. „Herr Gerkhan… ich weiß, dass Sie mich nicht mögen, aber das hat Sie nicht davon abgehalten mich aus dem Auto zu ziehen. Sie haben mir doch das Leben gerettet, ist es nicht so?“, wollte Schrankmann wissen. Nun nahm Semir sich doch einen Stuhl. „Ich habe nur meinen Job gemacht…“, wiegelte Semir ab. „Nein… Sie haben mehr gemacht. Ich weiß, dass wir bisher immer ein sehr schlechtes Verhältnis haben, wenn Sie so wollen, aber ich …also was ich eigentlich sagen will…Danke…Danke das Sie mir das Leben gerettet haben. Wenn Sie und Jäger nicht da gewesen wären, dann…ich wäre ….aber genug. Was Ihr Verhalten nach dem Unfall anging, war vorbildlich. Allerdings habe ich nicht vergessen, dass Sie mich beschuldigt haben, dass ich betrunken Auto gefahren bin. Ich weiß, dass Sie anhand der Untersuchungsergebnisse nichts anderes sagen konnten, aber…ich verlange eine Entschuldigung von Ihnen…“, erklärte Schrankmann. Semir lachte leise. „Zuckerbrot und Peitsche…genial wie Sie es rüberbringen. Zum ersten wie gesagt, ich habe nur meinen Job gemacht. Zum zweiten…. Was ich gesagt habe, tut mir nicht Leid. Jeder andere Verkehrsteilnehmer hätte die gleiche Standpauke bekommen.“, gab er kühl zurück. Schrankmann nickte. „Gut… damit ist alles gesagt. Wie weit sind Sie mit dem Fall?“, ging sie zur Tagesordnung zurück. „Wir haben den Regierungspräsidenten von Dormagen obduziert. Er hat eine extrem hohe Menge von diesem blauen Eisenhut in sich. Haben Sie mit ihm getrunken?“, wollte Semir wissen. „Ja, wir haben uns zugeprostet, nur hat er viel mehr getrunken als ich. Ich musste schließlich noch fahren. Deshalb hab ich mich auf zwei Gläser Wein reduziert. Aber ich habe noch drei Flaschen im Wagen….oh…ich nehme an die sind beim Unfall zerbrochen…. Also gut, wie wollen Sie vorgehen?“, harkte Schrankmann nach. „Frau Schrankmann….. Sie liegen hier, weil Sie sich verletzt haben, ich denke Sie haben mit der Heilung genügend zu tun. Nur keine Sorge…. Ben und ich werden den Fall lösen.“, versprach Semir.


    Kim legte auf. Semir war noch nicht zurück und so mit Ben bereits besprechen wie es weiterging. Dieser sah sie an und hoffte vermutlich, dass sie zu seiner Idee ein „Nein“ kassiert hatte. „So ab morgen werden Sie dann im Kloster ermitteln.“, gab sie bekannt. Ben rollte mit den Augen. „Ich hatte so gehofft, dass die nein sagen….“, stöhnte er. Kim lächelte. „Ben…. Der Vorschlag kam von Ihnen. Bei Semir wäre es nicht gegangen und stellen Sie sich Herzberger oder Bonrath in der Kutte vor. Sie sind wie geboren dafür. Fahren Sie direkt hin und schreiben sich ein.“, bat Kim. Ben sah sie an. „Wollen wir nicht warten, bis Semir wieder da ist?“, fragte er erstaunt. „Nun das mit Semir werde ich dann schon regeln. Sie fahren sofort los. Und Ben…. Bitte seien Sie vorsichtig, Auch wenn es ein Gotteshaus ist, können darin Teufel wohnen. Semir wird mit Ihnen in Verbindung treten. Er wird ganz offiziell ermitteln und dabei auch Sie verhören. Spielen Sie Ihre Rolle bitte gut…“, schlug Kim vor, die kein gutes Gefühl bei der Sache hatte. Ben nickte und verschwand kurz darauf. Es verging eine Stunde bis Semir ins Büro kam. „Chefin…Susanne sagte mir, dass Sie mich sprechen wollten….“, sagte er beim Eintritt. „Ja…Setzen Sie sich bitte…“, bat sie. Semir tat es. „Wo ist Ben eigentlich?“, wollte er wissen. „Bruder Ben ist im Kloster…“, kam von ihr. Semir sah sie sprachlos an. „Wie bitte?“, vergewisserte er sich, sich nicht verhört zu haben. „Ben ist im Kloster. Er wird verdeckt ermitteln…“, erklärte Kim weiter. „Warum? Ich hätte es doch genauso tun können…“, maulte Semir. „Nein…Die Brüder kennen Sie bereits als Polizist. Sie werden ganz offiziell ermitteln. Dabei werden Sie natürlich auch Ben verhören. Er wird Ihnen in dieser Zeit sagen, was er herausgefunden hat.“, ging es mit Kim weiter. Semir schüttelte nur den Kopf.


    Ben kam am Kloster an. Er klopfte und wartete bis sich die Tür öffnete. „Guten Tag…ich…bin Ben…“, stellte er sich vor. „Was möchten Sie denn hier?“, fragte der Mann in der Kutte. „Ich…also ich weiß nicht wie ich es sagen soll…ich …ähm…“, stammelte Ben und tat auf unsicher. „Du willst dem Kloster beitreten?“, fragte der Mann. Ben nickte. „Dann tritt ein. Neue Brüder sind uns stets willkommen.“, lächelte der Mann. „Ich bin Martin….“, stellte er sich nun vor. „Ben... Ben Jäger.“, stellte sich Ben noch einmal vor. Der junge Mann in der Kutte nickte. „Gut Ben, ich bringe dich gleich zu unserem Abt und dann kannst du dich baden.“, meinte Martin. „Baden?“, fragte Ben erstaunt. „Ja, es reinigt nicht nur, sondern so werden auch alle Sünden von dir abgewaschen.“, erklärte der Mönch. Ben dachte schon, dass dies wieder sehr beschissene Idee von ihm war, aber nun gab es kein Zurück mehr. Er musste mitspielen und schon nach wenigen Schritten durch das alte Gemäuer stand er im Arbeitszimmer des Abtes Nikodemus.


    „Ehrwürdiger Vater, ich bringe dir hier einen Neuzugang. Er heißt Ben Jäger.“, meinte Martin und seine Stimme war voller Demut. Der Abt mit den grauen Haaren und dem eingefallenen Gesicht sah auf Ben und musterte ihn leicht. Dann stand er auf und ging auf den jungen Hauptkommissar zu. „Willkommen. Sie haben sich für den Weg Gottes entschieden. Darf ich fragen, warum sie unserem Kloster beitreten wollen?“, fragte der Abt und Ben schluckte. Eine Geschichte... er hatte sich gar keine Geschichte zurechtgelegt. Wie sollte er jetzt so schnell was erfinden aus dem Stehgreif? „Meine Freundin ist vor kurzem gestorben und ich hoffe im Glauben den Trost zu finden, den ich sonst nicht finden kann.“, erzählte er knapp und versuchte dabei so betroffen wie möglich zu wirken. Der Abt schien es ihm abzunehmen. Der Mann nickte nur. „Gut... Martin, zeige unserem neuen Mitbruder doch gleich mal seine Kammer und gib ihm eine Kutte und dann bade ihn.“, wies Nikodemus Martin an. „Sehr wohl, ehrwürdiger Vater.“, erwiderte Martin und wollte Ben schon mit rausziehen. „Muss ich gar nichts unterschreiben oder mich irgendwo eintragen?“, fragte Ben erstaunt. Der Abt sah ihn an. „Wir sind ein Kloster. Hier herrscht Gottes Wort. Wir vertrauen einander. Wir sind keine Behörde. Nein, mit der Taufzeremonie und dem Lesen der Bibel ist jeder Neuankömmling ins Kloster aufgenommen.“, erwiderte der Abt.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Während Ben ins Kloster eingeführt wurde, war Semir dabei, etwas mehr über den Regierungspräsidenten Dormagen herauszufinden und fuhr zu diesem Zweck zu der Villa des Toten. Dormagen schien ein Einzelkämpfer zu sein, so erzählte man sich jedenfalls immer und so war es auch in den Boulevardblättern zu lesen, die bei Semirs Frisör herumlagen. Das Haus war von den Kollegen schon versiegelt worden, doch Semir hoffte hier einige Antworten zu finden, warum der Mann sterben musste. Er zog sich seine weißen Handschuhe über und zerschnitt das Siegel an der Tür. Das Haus war groß und brachte Semir in leichtes Staunen, aber vorerst kümmerte er sich um das Arbeitszimmer des Mannes. Er bemerkte nicht, dass die Terrassentür ein kleines, kreisrundes, fein säuberliches Loch in der Scheibe hatte. Er betrat das kühle, fast ungemütlich wirkende Zimmer und sah, dass es durchwühlt worden war. Schnell war sein Griff an der Pistole, doch ehe er sie ziehen konnte, hörte er ein Knacken hinter sich. Blitzschnell drehte er sich um, doch schon im nächsten Moment schlug ihn jemand nieder. Taumelnd fiel Semir nach hinten, rappelte sich aber schnell wieder auf. Der Angreifer war vermummt. „Okay, verstecken wir uns wieder, ja?“, grollte Semir und stürzte sich auf den Gegner. Dieser hielt ihn auf gebührendem Abstand, doch so leicht ließ sich der Deutschtürke nicht unterkriegen. Semir trat aus und traf das Schienbein. Der Angreifer schrie auf, ließ für einen kurzen Moment von Semir ab. Das nutzte er und gab ihm einen gewaltigen Kinnhaken, sodass sein Gegner längs auf den Teppich fiel und auf dem Rücken liegen blieb, als Semir seine Waffe wieder gegriffen hatte und auf ihn zielte. „So Freundchen... das war's für dich.“, keuchte der Hauptkommissar. Doch im nächsten Moment spürte er einen harten Schlag im Genick und sackte wie ein nasser Sack auf den Boden zusammen.


    „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst vorsichtig sein.“, fauchte Tim seinen jüngeren Partner Robin an und zog ihn hoch. „Er war so schnell da... Ich konnte gar nicht so schnell zuschlagen, wie der sich umgedreht hat.“, verteidigte sich Robin und sah dann auf den am Boden liegenden Semir. „Was machen wir jetzt mit ihm?“, fragte er Tim. Dieser sah sich um. „Fesseln... am Besten so, dass er ne Weile brauchen wird, bis er sich befreien kann. Auf alle Fälle müssen wir weg von hier. Sicherlich stehen draußen noch mehr von denen rum.“, zischte Tim und zog einige Seile aus dem Rucksack. Er gab sie an Robin weiter. „Los…fesseln und knebeln und dann nichts wie weg…“, stieß Tim aus. Robin drehte den bewusstlosen Mann auf den Bauch und zerrte die Arme auf den Rücken. „Man, der sieht aus wie ein Bulle…“ kam von Robin. „Ist egal…wir müssen verhindern, dass er die nächsten Stunden gefunden wird. Einsperren wäre das Beste und irgendwo festbinden. Im Bad!! Ja…da ist es gut…“, kam von Tim. Robin zog die Seile fest um die Handgelenke als er die Handschellen sah. „Ich wusste es…ein Bulle!“, nickte er und hob die Handfesseln hoch. „Das ist noch besser. Die bekommt auch er nicht auf. Also gut… an die Heizung und dann hauen wir endlich ab.“, lachte Tim. Gemeinsam schafften sie Semir ins Bad. Dort wurde er an die Heizung gelehnt. Robin fesselte die Hände an der schmalen Heizung fest. Anschließend wurden die Beine festgebunden. Tim holte eine Rolle Pflaster aus dem Verbandsschrank und verklebte Semir den Mund. Zufrieden schaute er auf das Opfer, welches sich nicht aus eigener Kraft befreien konnte. „Und weißt du was… wir werden ihm auch noch die Augen verbinden. So weiß er nicht, wo er ist und verhält sich aus Angst schon ruhig.“, lachte er plötzlich. Robin sah ihn an. „Man…woher willst du denn einen Schal oder was nehmen? Was soll denn aus Augenbinde dienen?“, stöhnte Robin, dem das Spiel gar nicht gefiel. „Hier ist ne Mullbinde… die reicht aus…“, lachte Tim und packe das Material bereits aus. Er wickelte die Binde fest um den Kopf des immer noch bewusstlosen Semir. „So und nun weg hier!“, sagte er, als er fertig war. Robin und er verließen das Haus.


    Ben wurde in das Bad gebracht. Er musste leise lachen, denn dieses „Bad“ bestand aus einem alten Zuber in dem er lediglich stehen konnte. „Wo ist denn die Badewanne?“, fragte er erstaunt. Martin sah ihn an. „Bruder Ben… wenn du sitzt, können deine Sünden nicht von dir fließen. Du musst stehen bei der Reinigung. Außerdem ist das Wasser kalt, das zur Information. Die Sünden lassen sich so besser entfernen. Wenn du fertig bist, dann wirst du in die Bibliothek kommen. Dort liegt dein Exemplar der Bibel für dich. Diese musst du zunächst lesen und anschließend eine Prüfung ablegen. Ach ja… vergiss bitte nicht. Sobald du die Bibel liest, hast du ein Schweigegelübte. Das heißt, du darfst mit keinem Bruder sprechen, bis du sie gelesen hast. Du darfst lediglich antworten, wenn du gefragt wirst.“, belehrte Martin Ben. Dieser verfluchte seine Idee immer mehr. Er nickte nur und zog sich aus. „Ich hoffe du fühlst dich wohl. Dein Essen musst du dir mit Arbeit verdienen. Hier im Kloster. Wir haben hier unseren eigenen Anbau. Alles was wir brauchen wächst im Kloster und noch mehr.“, lächelte Martin geheimnisvoll. Wieder nickte Ben. Er stieg in den Zuber und stieß einen Schrei aus. Das Wasser war wirklich eiskalt. „Habt ihr kein heißes Wasser?“, fragte er mit klappernden Zähnen. „Doch, aber das wird nicht zur ersten Reinigung benutzt.“, lachte Martin und verschwand. Ben war froh, als er die Reinigung hinter sich hatte. Er warf sich die Kutte um und zurrte die Kordel um die Hüften fest. Sieht richtig bescheuert aus, dachte er, als er in den Spiegel sah. Er verließ das Bad und ging wie befohlen in die Bibliothek. Nun hieß es lesen.

  • Semir erwachte mit starken Kopfschmerzen und wollte sich an die Stelle fassen. Doch erst jetzt spürte er die Handfesseln. Der Knebel und die Augenbinde spürte er bereits bei aufwachen. Verdammt was zum Teufel soll das denn? Wo war er? War er noch in der Villa? Hatte man ihn woanders untergebracht? Die Kopfschmerzen wurden stärker. Da er nicht wusste, wo er sich befand verhielt er sich ruhig. Erst als sein Handy in der Hosentasche vibrierte wurde er stutzig. Er schien nicht gefilzt worden zu sein. Jetzt erwachte der Kampfgeist in ihm. Mit den Händen, die nur wenig Spielraum hatten, riss er sich zunächst das Klebeband vom Mund. „Boah…“, entfuhr ihm. Dann versuchte er die Augenblinde ab zu bekommen, doch dies ließ sich nicht so einfach bewerkstelligen. Und er dachte auch daran, was anschließend passieren sollte? Wenn man ihn nicht gefilzt hatte, dann konnte es doch sein, dass der Schlüssel für die Handschellen noch in der Tasche seiner Jeansjacke war. Daran zu kommen war kein Problem. Er schaffte es tatsächlich, die Binde zu entfernen, doch es blieb dunkel. Semir erkannte warum. Er war im Bad eingesperrt und hier gab es keine Fenster. Vermutlich war er einem Einbrecher in die Quere gekommen, die hier ihr Glück versuchen wollten. Er hatte sie überrascht und man schaltete ihn aus. Doch warum wurde er nicht gefilzt?


    Robin und Tim kamen in den Bürokomplex und hatten die Taschen unter ihren Armen. Sie wurden von einem Sekretär in ein großes Büro geführt. „Bitte warten sie hier. Herr Wild wird sich gleich mit ihnen beschäftigen.“, meinte er nur und ließ die beiden wieder alleine im Büro stehen. „Wow, was meinst du, was das Bild hier wert ist?“, fragte Robin seinen Partner. Dieser sah sich um und merkte, dass Robin vor einem echten Rembrandt zu stehen schien. „Lass mal sehen... der ist echt. So was ist unbezahlbar... Selbst für diesen Mann.“, staunte der erfahrene Einbrecher und sah sich weiter um. Dann betrat ein großer, furchteinflößender Mann den Raum und sah auf die beiden Männer mit herablassendem, arrogantem Blick hinunter. „Meine Herren...“, begann er nur und setzte sich hinter den Schreibtisch. „Sie haben, was ich verlangt habe?“, fragte er dann und faltete die Hände wie Dracula. „Ja, hier ist alles, was sie wollten.“, meinte Tim und überreichte die beiden Taschen mit dem Laptop, den Fotos und den Unterlagen an den Regierungsbeamten. Dieser nahm alles in die Hand. „Ich danke ihnen meine Herren.... und jetzt wollen sie sicher ihre Belohnung haben, oder?“, fragte Gernot Wild und sah mit einem stechenden Blick die beiden Einbrecher an, die er angeheuert hatte, um in die Villa von Dormagen einzudringen. Beide Männer nickten nur und Wild ging zu seinem Tresor, öffnete ihn mit einem schnellen Dreh an dem Zahlenschloss und reichte jedem der Beiden. „Damit ist ja wohl die Sache erledigt.“, meinte er kühl. „Sollten sie jemals wieder unsere Hilfe brauchen...“, meinte Robin unvorsichtig. „Das denke ich kaum.“, zischte Wild und verwies die beiden Männer seines Büros.


    Wild stand da und betrachtete die Sachen, welche die beiden Einbrecher ihm gerade gebracht hatten. Sein Sekretär kam herein. „Wie ich sehe, ist alles glatt gegangen.“, meinte Thomas Koch nur zu seinem Chef und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. „Allerdings, wissen sie, was das hier ist, Koch?“, wollte Wild wissen. Thomas schüttelte verneinend den Kopf. „Das hier die Ergebnisse des Untersuchungsausschuss gegen unsere Partner von der ImmoBank und den Staatssekretär Jörnfeld. Jetzt, wo Dormagen von uns gegangen ist und wir das Material haben, was meinen sie, wer der nächste Regierungspräsident wird, Koch?“, fragte Wild und schloss alles gut in seinen Tresor ein. „Dann darf ich herzlich gratulieren, Herr Regierungspräsident.“, schmeichelte Koch mit einer Speichelleckerei vom feinsten. „Danke ... danke, aber erst muss die Partei darüber entscheiden.“, lachte er und steckte sich genüsslich eine Zigarre an. Wenn er daran dachte, wie die beiden Klosterbrüder ihm bei seinen Plan geholfen haben. Jetzt konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Seine Freunde in den besseren Geschäftskreisen, die nur auf die Gelegenheit warteten, irgendwo zu bauen, würden sich jetzt mit sehr viel Geld dankbar zeigen.


    Ben saß in der großen Bibliothek und las das Buch der Bücher. Ein ganz schöner Wälzer und da er überhaupt keine Ahnung von der Materie hatte, wie sollte er da nur die bevorstehende Prüfung bestehen? Vor allem, wie sollte er es fertig bringen in ihrer Sprache zu sprechen? Sicherlich würde doch das Latein bei den Lesungen und Gebeten im Vordergrund stehen... immerhin war dies eines der katholischen Klöster im Rheinland. Bens Schullatein lag jedoch schon mehr als zehn Jahre zurück. Seine Augen wurden schwer vom vielen Lesen und er musste gähnen. Das Teetrinken half auch nichts... Kaffee schien es hier überhaupt nicht zu geben oder zumindest nicht für Neuankömmlinge. Plötzlich hörte er aus einer der hinteren Nischen der Bibliothek ein leises, verschwörerisches Flüstern. Interessiert daran, folgte er dem Geräusch und sah durch einen kleinen Spalt im Bücherregal auf die andere Seite. Dort stand Martin mit noch einem Bruder. Sie schienen sehr aufgeregt zu sein über irgendwas, doch das konnte Ben nicht verstehen. Und wenn er dichter heranging?

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir fummelte inzwischen in seinen Taschen nach dem Schlüssel herum. Er merkte immer wieder, wie ihm das kleine Ding aus den Fingern glitt und zurück in die Tasche fiel. „Na komm schon, du Stück Metall.“, fauchte er, als er den Schließer endlich in den Fingern hatte und damit zum Schloss der Handschellen ging. Endlich war er frei... Schnell waren die Fesseln an den Füßen auch gelöst und er rappelte sich auf. Wenn jetzt nicht die Tür verschlossen war, konnte er seine Durchsuchung fortführen. Vorsichtig umfasste er die Türklinke und drückte sie nach unten. Glück gehabt, sie war nicht verschlossen. Schnell rannte er die Treppen hinunter und telefonierte im Gehen. „Ja Susanne, ich bin's... Was, nein frag nicht, wo ich so lange war... Hör zu, schick Hartmut und seine Spürnasen sofort zu mir... Ich bin in der Villa von Dormagen. Hier waren scheinbar zwei Einbrecher. Die scheinen irgendwas gesucht zu haben.“, bat er die Sekretärin. „Okay Semir, ist schon so gut, wie erledigt.“, erwiderte Susanne und legte dann auf. Semir nickte zufrieden, wollte das Handy weglegen, als es wieder klingelte. „Ja Semir... Andrea Schatz, ist was passiert?“, fragte er und sah etwas besorgt in die Gegend umher. „ Das wollte ich dich gerade fragen. Warum gehst du denn nicht an dein Handy?“, wollte seine Frau wissen „Oh…also ich war gerade in einer Besprechung und… ich konnte nicht ran gehen.“, log Semir. „Mit wem denn?“, wollte Andrea wissen. Nun war Semir in der Zwickmühle. Wie er seine Frau kannte, hatte sie Ben und auch Kim Krüger sicher schon angerufen, um nachzuhören wo Semir war. „Nein… mit einem Verdächtigen… Andrea… was gibt es heute zu Essen?“, lenkte er vom Thema ab während er telefonierte. „Du ich mache heute Spaghetti mit Bolognese und Parmesan. Hast du heute pünktlich Feierabend?“, wollte Andrea nun wissen. „Ja sieht ganz so aus. Ich liebe dich. Bis später…“, Semir schickte noch einen Kuss durch das Telefon und beendete das Gespräch. Er ging weiter durch die Villa.


    „Ich sag dir….die Bullen werden dahinter kommen. Verdammt die haben Gregor sicher schon gefunden. Und dieser eine Typ…dieser Bulle da… der wird sicher auch wieder auftauchen. Mir wird die Sache zu heiß. Was will der Boss denn noch von uns?“, hörte Ben den zweiten sprechen. Er kannte noch nicht alle Brüder hier im Kloster. Dennoch schien es hoch interessant zu sein. „Hey… beruhige dich erst einmal. Wir haben alles im Griff. Der Boss hat seine Beweise schon. Wir bekommen unsere Belohnung und dann sagen wir dem Kloster ade… nur noch schöne Mädchen und Hula und Aloha.“, lachte Martin. Ben schüttelte den Kopf. Es schien tatsächlich so zu sein, dass dieser Martin und der andere Typ mit dem Mord an den Regierungspräsidenten und auch auf den Anschlag auf die Staatsanwältin zu tun hatte. Dennoch musste er es beweisen. Er musste Semir von seiner Entdeckung oder eher Belauschung unterrichten. Semir sollte diesem Martin mal so richtig auf den Zahn fühlen. Langsam ging er zurück zu dem Stuhl und widmete sich wieder der Bibel. Im rechten Augenblick, denn gerade als er saß und das Buch der Bücher aufgeschlagen hatte, kam Martin zu ihm. „Na Bruder Ben… alles in Ordnung?“, fragte er freundlich. „Ja sicher… nur dieses Buch… muss ich das wirklich lernen? Ich meine, kann man da nicht irgendwie tricksen?“, wollte Ben wissen. „Ha….sicher kann man das. Was ist es dir wert?“, wollte Martin sofort wissen. „Nun…. Kommt drauf an, was du forderst…“, gab Ben zurück. „Wie wäre es, wenn du mir einfach hilfst…?“, schlug Martin vor. „Wobei?“, harkte Ben nach.


    Semir sah sich in der Villa weiter um. Er kam in das Arbeitszimmer welches sich als ziemlich nobel eingerichtet heraus stellte. Sofort sah Semir, dass ein Bild an der Wand fehlte. Dahinter war ein Tresor. Seine Neugier ließ ihn einen Blick hinein werfen. Der Tresor war natürlich leer. Das Bild war ebenfalls verschwunden. Der Regierungspräsident schien allein hier zu leben. So war es auch aus der Presse zu vernehmen. Oder aber er hatte sein Privatleben so im Griff, das niemand wusste, dass er eigentlich verheiratet war? Semir ging zum Schreibtisch. Dort stand ein Bild auf dem der Präsident mit einer hübschen jungen Frau zu sehen war. Vom Altersunterschied schloss Semir darauf, dass er mit seiner Vermutung richtig lag, dass der Präsident sein Privatleben geheim hielt. Was sicher von Vorteil war. In diesem Augenblick hörte Semir einen Schlüssel in der Tür. Er erschrak. Jedoch ging er zur Tür und wartete auf die Person die eintrat. Es war die junge Frau, die er eben auf dem Foto gesehen hatte. Sie erschrak als sie ihn entdeckte. „Keine Angst…ich bin von der Polizei…..Semir Gerkhan…“, gab er von sich, bevor die Frau anfing zu schreien. „Was machen Sie hier?“, wollte die Frau wissen. „Wenn Sie mir sagen, wer Sie sind, können wir uns unterhalten.“, schlug er vor. „Ich bin Sabine Friedrichs…. Ich bin…die Freundin von ….“, kam von ihr. „Die Freundin des Regierungspräsidenten?“, harkte Semir nach. „Ja… Von Walter Dormagen, warum fragen Sie?“, die Stimme von Sabine Friedrichs veränderte sich. „Setzten Sie sich bitte. Wann haben Sie Herrn Dormagen das letzte Mal gesehen?“, fragte Semir. „Vor zwei Wochen. Ich war in Urlaub und…was ist mit ihm? Hatte er einen Unfall?“, wollte Sabine wissen. „Frau Friedrichs… Herr Dormagen ist tot… so wie es aussieht ist er vergiftet worden….Es tut mir Leid…“, kam leise von Semir. Friedrichs sah ihn an. „Nein…. Das ist nicht wahr… das ist nicht wahr… Sie lügen!!! Er ist nicht tot!!!“, sagte sie leise und dann fing sie an zu weinen. „Tut mir Leid, aber es ist wahr.“, meinte Semir und versuchte die Frau irgendwie zu beruhigen, aber scheinbar mied sie es. Sie riss sich von Semir los, stieß ihn wirsch von sich und rannte aus dem Haus. Semir folgte ihr, er wollte sie in diesem Moment nicht alleine lassen. „Warten sie...“, rief er hinter ihr her, doch sie rannte auf die Straße und ehe sich Semir versah, hörte er nur noch ein Quietschen, ein Hupen und ein dumpfen Aufschlag. „Oh nein.“, stieß er aus.


    „Wobei soll ich dir helfen?“, wollte Ben wissen, als er Martin ansah und nicht merkte, wie sich der andere Bruder hinter seinem Rücken wegschlich. Martin lächelte. „Du kannst mir bei meiner Arbeit helfen und dafür helfe ich dir bei der Prüfung.“, schlug Martin vor. Ben nickte. Er wusste nicht, dass er sich dabei fast dem Teufel persönlich verschrieb. „Gut, dann komm mit mir, Bruder Ben.“, meinte Martin und zog seinen neuen „Freund“ mitsamt der schweren Bibel mit sich in den Klosterhof hinaus. „Pass auf... meine Aufgabe ist es, am frühen Morgen die Glocke zu läuten und die ist verdammt schwer. Von nun an, ist das deine Aufgabe. Ich werde dich morgen wecken, das wird das erste und letzte Mal sein. Denn danach wirst du alleine aufstehen und die Glocke läuten.“, bestimmte Martin und brachte Ben in den alten Turm, wo an einem Seil die schwere, bronzene Glocke hing, die schon seit Beginn des Klosters dort oben in schwindelerregender Höhe baumelte. „Ist sie nicht wunderschön?“, fragte er Ben und dieser nickte. Er hatte noch keine Ahnung, dass diese Glocke ihm demnächst sehr große Probleme bereiten würde. „Ist das alles?“, wollte der Undercover ermittelnde Hauptkommissar dann wissen. Doch Martin lächelte nur. Ben konnte dieses Lächeln nicht deuten. Es war eines dieser Lächeln, von denen man nicht wusste, was derjenige dahinter verborg. Das machte Ben irgendwie nachdenklich. „Nein, aber dazu später. Wir sollten uns jetzt voll und ganz auf deine Prüfung konzentrieren.“, lachte Martin und ging mit Ben zurück in die Bibliothek.

  • Wild saß in seinem Büro. Die meisten hatten schon Feierabend gemacht, doch er wollte wissen, was auf dem Laptop war, den die beiden Einbrecher ihm gebracht hatten. Er öffnete den Schirm und schaltete das Gerät an. Wenn jetzt nur keine Passwortabfrage kam, dachte er bei sich und schien Glück zu haben. Der Computer startete ohne eine Sicherheitsabfrage vorzunehmen. Schnell war Gernot Wild dabei, auf die Dateien zuzugreifen, die sich Walter von Dormagen angelegt hatte und die ihn vielleicht belasten könnten. Überwiegend waren es aber Bilder und Abspeicherungen von Reden und Ausschussergebnissen, nichts was ihn interessierte oder was mit ihm im Entferntesten zu tun hatte. „Verdammter Mist.“, stieß er aus und war drauf und dran, den Laptop auf den Boden zu feuern. Dormagen war also doch schlauer, als er dachte. Sicherlich hatte er irgendwo im Haus eine Sicherheitskopie, eine CD oder einen USB-Stick versteckt, auf dem die belastenden Beschuldigungen gegen Wild und seine Parteikollegen gespeichert waren. Oder hatte er sie, so, wie es immer im Film gezeigt wurde, vorsorglich einer Person gegeben, die es im Falle seines Todes zur Polizei oder Staatsanwaltschaft bringen sollte? Wenn, dann wäre Wild geliefert. Nein, es durfte jetzt nur nicht schief gehen. Er musste einfach diese Beweise bekommen und vernichten. Andernfalls konnte er sich seine Karriere und die horrenden Spendengelder seiner Freunde, die er bei deren Bauvorhaben sicherlich kassieren würde, vergessen. Nein, er musste einfach diese Beweise finden, koste es, was es wolle. Sie mussten einfach noch in der Villa sein. „Koch.“, rief er seinen Sekretär herein. „Herr Wild?“, fragte dieser, als er nach einigen Minuten erschien. „Wir haben ein Problem...“, meinte er und erklärte seinem Gehilfen die Sachlage. „Wenn wir diese Beweise nicht schnellstens bekommen, sind wir, sie und ich, so gut, wie raus aus dem großen Spiel der Politik. Fahren sie zur Villa und sehen sich um.“, forderte Wild. „Aber die Villa wird sicherlich schon polizeilich untersucht werden, was sage ich denen?“, fragte Koch. „Sagen sie ihnen, sie seien der Assistent von Dormagen gewesen und bräuchten einige Unterlagen aus dem Haus. Das werden selbst diese Schnüffler nicht verwehren können. Jetzt gehen sie.“, forderte Wild ihn auf.


    Semir sah Hartmut an. „Und?“, fragte er. „Tja…. Die Fingerabdrücke an der Tür kannst du vergessen… die sind so verwischt, das sie völlig unbrauchbar sind. Die Typen sind auf jeden Fall durch die Terrassentür gekommen. Die haben sich mit einem Glasschneider ein Loch gemacht und dann die Tür geöffnet. Einfach und simpel. Allerdings ist es sehr sonderbar, dass sie scheinbar genau wussten was sie suchen mussten. Denn außer dem Arbeitszimmer ist alles in Ordnung.“, erklärte der Techniker. „Ja oder aber ich habe sie zu früh gestört. Ich meine, vielleicht waren sie kurz vor mir hier und haben im Arbeitszimmer angefangen.“, mutmaßte Semir. „Das kann natürlich sein, aber ….hey…. sieh mal…“, stieß Hartmut aus. Semir sah ihn an. „Was ist das?“, wollte er wissen, als Hartmut unter Tischplatte etwas weg zog. „Ein USB-Stick. Das ist so etwas wie eine externe Festplatte. Du kannst darauf Daten speichern und dann an jedem x-beliebigen Computer anschauen.“, erklärte Hartmut. Semir rollte die Augen. „Hartmut…bitte.. ich weiß was ein USB-Stick ist. Dann sieh zu, dass du die Daten runterlädst. Vielleicht bringt es uns weiter.“, knurrte Semir. Ein uniformierter Polizist kam herein. Semir sah ihn an. „Was ist mit Frau Friedrichs?“, fragte er sofort. Der Mann schüttelte den Kopf. „Sie ist ihren Verletzungen erlegen.“, kam leise als Antwort. Semir nicke.


    Karl Schnitzer hielt seinen Wagen vor der Villa von Dormagen. Er sah die ganzen Einsatzfahrzeuge der Polizei und atmete tief ein. Dann stieg er aus und ging ins Haus. An der Tür wurde er von einem Mann in Zivil aufgehalten. „Sie können hier nicht rein!“, blaffte er ihn an. „Aber ich muss….ich habe wichtige Unterlagen von Dormagen zu holen. Ich bin sein Assistent. Er hat mich damit beauftragt!“, zeterte Schnitzer. „Ach hat er das? Wann denn Herr….?“, fragte der Polizist. „Vor drei Tagen…Schnitzer… Karl Schnitzer… ich bin wie gesagt der Assistent von Dormagen… oder eher gesagt…ich war es. Er hatte mir gesagt, ich sollte sobald ihm etwas passiert die Unterlagen an denen er gearbeitet hat sowie die Laptop in Sicherheit bringen….“, erklärte Schnitzer. Der Polizist sah ihn an. „Sie kommen leider zu spät. So wie es ausschaut, ist der Laptop gestohlen worden. Ich habe die Einbrecher überrascht, das einzige was wir sicherstellen konnten ist ein USB-Stick.“, erklärte der Polizist. „Würden Sie mir den Stick bitte aushändigen?“, bat Schnitzer. „Tut mir Leid… aber erst wenn wir wissen das drauf ist, können wir es frei geben. Aber wir können es ja abkürzen. Sagen Sie mir, was sich auf den Stick befindet und Sie können ihn bekommen. Das heißt sobald wir die Fingerabdrücke darauf gesichert haben.“, lächelte der Polizist ihn an. Karl Schnitzer spürte die Wut in sich aufsteigen. Wie hochnäsig war dieser Kerl? Was bildete sich der Bulle ein? Dann musste Wild sich was einfallen lassen, dachte er. „Danke…sehr nett. Aber ich weiß selbst nicht, was drauf ist. Deshalb wäre es wichtig zu erfahren, was darauf ist. Hören Sie….es ist sicher für Sie völlig nutzlos…“, versprach er. Er musste den Stick bekommen. Doch der Polizist schien einer der sturen Sorte zu sein. Er verneinte es.


    „Was soll das heißen, die Polizei hat einen Stick gefunden? Sind die Daten darauf?“, wollte Wild wissen, als Schnitzer ihm gegenüber saß. „Das weiß ich doch nicht! Ich meine…ich durfte ja nicht einmal die Daten sehen. Vielleicht war was drauf, vielleicht aber auch nicht. Was weiß ich denn?“, verteidigte Schnitzer sich. „Sie sollten mir die Unterlagen beschaffen! Wie heißt der Bulle?“, fragte Wild nach. „Gerkhan…Semir Gerkhan… Kripo Autobahn. Wenn der die Daten sieht, wird er mit Sicherheit hier auftauchen…“, prophezeite Schnitzer. „Gut… dann werde ich ihn erwarten. Allerdings werde ich ihn vorher mal durch meine Freunde aus dem Kloster befragen und warnen lassen. Die Mönche sind in solchen Dingen immer sehr gründlich und man kann sich auf sie verlassen. Das habe ich bei Dormagen festgestellt. Ich brauche Sie für heute nicht mehr.“, entließ Wild seinen Sekretär. Er wartete, bis dieser das Büro verlassen hatte und griff zum Handy. Es dauerte nicht lange, bis sich der Angerufene meldete. „Ich habe noch einen Auftrag für euch. Ein Bulle hat die Sachen gefunden, die ich gern hätte. Nur will er mir die Sachen nicht geben. Ihr holt sie für mich. Egal wie…“, gab er nur durch und legte auf ohne die Antwort abzuwarten. Wild lehnte sich bequem zurück. „Nur noch wenige Tage….bis dahin muss es einfach klappen… bis dahin müssen die Sachen vernichtet sein…“, sagte er leise zu sich selbst.

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  • Martin sah Stefan nur an. „Wir müssen noch einmal Werkzeuge des Herren sein.“, meinte er und sah seinen Mitbruder nur an. „Was will er denn jetzt wieder, dass wir machen?“, fragte er nur. „Wir sollen einem Polizisten die Sachen abjagen, die er in der Villa gefunden hat. Erst danach wird er uns unser Geld geben.“, erwiderte Martin und sah Stefan an. „Gut, dann machen wir es dieses Mal aber richtig.“, zischte Stefan. „Und wie willst du ihn loswerden?“, fragte Martin. Stefan lachte nur. „Pass auf... hat er dem Abt nicht seine Karte gegeben?“ Martin nickte. „Gut... wir werden ihn anrufen und ihn in den alten Glockenturm bestellen... Du weißt doch, das Gebälk an der alten Glocke ist schon ziemlich morsch. Wir werden es von oben ansägen und dann, wenn er darunter steht, wird sich ein bedauerlicher Unfall ereignen.“, lachte Stefan. Martin erkannte seinen Mitbruder nicht wieder. Sonst musste er ihn zu solchen Ideen immer wieder überreden, doch jetzt schien Stefan selbst solche Einfälle zu haben. „Gut, ich gehe gleich und besorge die Nummer. Geh du schon mal in den Glockenturm.“, lachte Martin und beide Brüder trennten sich.


    Ben streifte die Gänge des Klosters entlang, unter dem Arm die Bibel geklemmt, in der anderen Hand einen Apfel, den er sich aus der Küche genommen hatte und immer wieder hineinbiss. Als er vor dem Büro des Abtes war, sah er, wie Martin aus der Tür geschlichen kam und etwas in die Tasche seiner Kutte verschwinden ließ. Er erschrak. „Bruder Ben... wie geht es mit dem Lernen voran?“, fragte er mit leicht zittriger Stimme. „Ganz gut... aber sag mal, was machst du denn da drin? Darfst du da überhaupt rein?“, fragte Ben und biss wieder in seinen Apfel. Martin überlegte, er musste schnell das Thema wechseln. „Ist das nicht einer der Äpfel, die unser Koch heute morgen gesammelt hat, um daraus Apfelwein zu machen?“, fragte er und sah wie Ben stockte. „Ähm.... nein, ganz sicher nicht. Dieser Apfel ist aus der Küche direkt in meine Hand gerollt.“, log er und ging einfach weiter. Aber irgendwas kam ihm komisch an der Sache vor. Wenn er eines wusste, dann das im Kloster eine strenge Hierarchie herrschte und kein Bruder ungefragt das Büro des Abtes betreten durfte. So stand es jedenfalls in der Hausordnung, die Ben bekommen hatte. Sein kriminalistischer Spürsinn sagte ihm, dass hier etwas ganz und gar nicht stimme und so schlich er doch hinter Martin her, der bald daraufhin im Glockenturm verschwunden war.


    Semir sah Hartmut über die Schulter, als er versuchte, die Daten, die auf dem USB-Stick waren, zu öffnen. „Mist. Da komme ich nicht ran. Die sind mit einem Passwort geschützt.“, fauchte der rothaarige Techniker. „Okay, wie lange brauchst du für die Entschlüsselung?“, wollte Semir wissen und sah auf die Uhr. Es war bereits wieder halb sieben und er hatte Andrea doch versprochen, pünktlich zu Hause zu sein. „Wenn ich mich gleich im Labor an die Arbeit mache, dann etwa drei bis vier Stunden.“, erwiderte Hartmut erklärend. „Gut, dann nimm ihn mit. Ich sehe dich dann morgen in aller Frühe.“, gab Semir bekannt und ging zu seinem Wagen. Als er schon die Tür entriegelt hatte, klingelte sein Handy. „Ja Gerkhan...“, meldete sich der Hauptkommissar und ließ sich etwas geschafft in sein Autositz fallen. „Herr Gerkhan... hier ist Abt Nikodemus.“, erklang eine leicht heisere Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ich kann sie schlecht verstehen, Herr Abt.“, erwiderte Semir. „Oh ja, ich bin ... ich bin im alten Glockenturm... Bitte, sie müssen schnell zu mir kommen. Ich hab da etwas gefunden, was sie sehr interessieren dürfte.“, meinte der Anrufer. „So? Was ist es?“, wollte Semir wissen, dem die Sache irgendwie nicht so ganz astrein vorkam. „Das kann ich am Telefon nicht sagen, aber ich habe im Zimmer von Gregor etwas gefunden, was womöglich sein Verschwinden erklärt.“, damit war nun Semirs volle Aufmerksamkeit geweckt. „Okay, ich bin gleich im Kloster.“, erwiderte der Deutschtürke. „Kommen sie dann in den alten Glockenturm. Ich warte dort auf sie.“, und damit war das Gespräch beendet. Semir fuhr los und teilte Andrea schnell mit, dass er nur noch schnell ins Kloster fuhr, um Ben zu treffen und einen Zeugen zu befragen und dann in einer Stunde zu Hause wäre. Er wusste ja nicht, dass es sehr viel länger dauern würde, bis er seine Frau wiedersah.


    ...

  • Semir fuhr zum Kloster. Als er an der Tür zum Turm hochsah, bekam er ein merkwürdiges Gefühl. Warum wollte der Abt ihn ausgerechnet im Turm sehen? Warum nicht in seinem Büro? Doch dann zuckte er mit den Schultern. Er klopfte an. Ein junger Mann in Kutte öffnete und Semir musste sich das Lachen verkneifen, denn es war kein Anderer als Ben, der ihn öffnete. „Wenn du auch nur ein Wort sagst, wirst du die Rache von Gott spüren…“, drohte dieser leise. „Die Kutte steht dir echt gut…“, nickte Semir. „Sie wünschen?“, fragte Ben. „Ich bin mit dem Abt verabredet. Er erwartet mich im alten Glockenturm.“, erklärte Semir vernehmlich, als einer der anderen Brüder an Ben und ihn vorbeiging. „Ah dann folgen Sie mir bitte…“, lächelte Ben freundlich, doch sein Blick sagte was Anderes. „Du hast selbst Schuld. Es war deine dämliche Idee. Hast du schon was für mich?“, wollte Semir wissen. „Nein, also nicht wirklich. Aber mir kommt ein Bruder hier sehr merkwürdig vor. Das ist Martin. Ich weiß nicht, aber irgendwie hat er was zu verbergen Bist du sicher, dass du im Glockenturm mit dem Abt verabredet bist?“, wollte Ben plötzlich wissen. „Ja…er hat mich angerufen. Wo muss ich lang?“, harkte Semir seinerseits nach. „Du musst die Treppe hoch. Semir…. Pass auf… der Turm ist ziemlich morsch…“, ermahnte Ben ihn. „Ich melde mich bei dir… du hast hoffentlich den Handy nicht abgeben müssen.“, kam von Semir. Ben grinste. „Sehe ich so aus?“, lachte er. Semir ging weiter. Er wollte gerade die Treppe hoch gehen, als der Abt auf ihn zukam. „Guten Tag Herr Gerkhan… was machen Sie denn hier?“, fragte dieser erstaunt. „Sie haben mich herbeordert.“, erklärte Semir etwas verwundert. „Ich? Wann soll das gewesen sein?“, harkte der Abt nach. „Vor nicht einmal zwei Stunden. Sie haben gesagt, dass Sie mir etwas im alten Glockenturm zeigen wollten. Deshalb bin ich hier..“, lächelte Semir.


    Martin sah wie sich der Polizist mit dem Abt unterhielt. „Verdammt….warum musste der Alte ausgerechnet jetzt kommen…“, knurrte er. Stefan sah ihn an. „Dann holen wir ihn eben anders. Nur keine Sorge. Wir werden ihn an seinem Auto erwarten und ihn dann klar machen, dass er uns das, was er gefunden hat, geben muss. Du weißt doch, wo wir Gregor fertig gemacht haben. Was meinst du, wie lange brauchen wir für einen Bullen? Ob er die Schmerzen aushält?“, lachte Stefan. Martin schüttelte den Kopf. „Du bist ganz schön hinterhältig. Hast du gesehen, wie lange der sich mit Bruder Ben unterhalten hat. Es sah fast so aus, als würden die sich kennen.“, mutmaßte Martin. Stefan nickte nur. „Ja… ich habe es bemerkt. Also gut… wie wäre es wenn wir, sobald der Abt und unser Freund von der Polizei unter der Glocke stehen, wir das alte Ding endlich in die Tonne treten. Erschlagen von dem heiligen Klang… für einen Abt sicher das Schönste was es gibt.“, gab Stefan von sich. „Ich dachte, du wolltest den Bullen in der Halle des Grauens quälen?“ kam enttäuscht von Martin. „Ist ein zu großes Risiko. Wir versuchen es mit der Glocke. Mach dich bereit… und lass das Ding fallen. Oder warte… ich werde Ben die Glocke läuten lassen. Ist eh gleich soweit. Dann werde ich mal dafür sorgen, dass die Beiden genau zum richtigen Zeitpunkt am Richtigen Ort sind.“, lachte Martin und verschwand. Stefan sah wie Ben die Treppen erklomm um zum Gebet mit der alten Glocke zu läuten.


    Semir unterhielt sich mit dem Abt. „Aber Sie haben mich angerufen. Sie sagten, Sie haben etwas gefunden. Im Zimmer von Gregor? Wer sonst sollte daran ein Interesse haben, dass ich hier her komme?“, fragte Semir zweifelnd. Der Abt nickte. „Es muss jemand in unseren Reihen sein, der ihnen etwas sagen will. Aber wer? Ich meine, ich habe hier an die 38 Brüder. Der Neueste ist Ben… er hat Sie ja eben begrüßt. Ein sehr netter Junge, der es sicher weit bringen kann in unserem Kreis. Sehr lernbereit und lernwillig. Er ist in kürzester Zeit sogar zur Ablegung der ersten Prüfung bereit…“, verriet der Abt. Er sah Semir zum Glück nicht dabei an, denn sonst wäre ihm das breite Grinsen sicher aufgefallen. Sie gingen langsam weiter und merkten gar nicht, wie sie dem alten Glockenturm immer näher kamen. Fast direkt darunter blieb der Abt stehen. „Also ich verstehe wirklicht nicht, warum ich Sie herbeordern sollte. Ich war nicht im Zimmer von Gregor... ich bin eben erst zurück und habe Sie rein zufällig gesehen…“, kam nachdenklich von dem Abt. „Ich weiß es nicht….“, gab Semir ehrlich von sich. Die Glocke über ihnen fing an zu läuten und Semir sah nach oben. „Ziemlich laut!“, schrie er gegen den Ton an. Der Abt nahm seine Hand und hielt sie ans Ohr. „Was?“, fragte er nach. Semir nickte. „Genau…wir sollten da hinten hingehen!!“, empfahl er laut schreiend und sah wieder hoch. In diesem Augenblick kam die Glocke herunter.


    Mit lautem Getöse und krachenden Balken fiel die Glocke auf den Boden und gab ein martialisches Donnern von sich, als sie den Boden erreichte. Der Aufschlag ließ das ganze Kloster erzittern und Staub, der Staub von Jahrhunderten, legte sich wie eine tiefe Dunstwolke über den Raum. Keuchend stand Semir auf und sah sich hustend um. Irgendjemand hatte ihn zur Seite gestoßen. Dann sah er, wer es war. Unter der Glocke war die blutüberströmte Hand des Abtes zu erkennen. „Oh shit...“, stieß Semir hervor und kroch zu ihm hinüber. Er fasste um das Handgelenk, fühlte den Puls, doch es war keiner mehr zu spüren. „Semir... ist alles in Ordnung?“, rief Ben nach unten. Er konnte nur von oben sehen, wie die Glocke plötzlich an ihm vorbeischoss und durch das Gebälk brach und auf dem Boden schellte. „Ben... der Abt... die Glocke...“, stieß Semir nur hustend aus. „Ich komm runter.“, rief er schnell und wollte die Sprossen der Leiter runterklettern, als er merkte, dass diese nach etwas einem Drittel aufhörte. Krampfhaft hielt er sich fest. Es waren gut und gerne 10 Meter nach unten. „Verdammt Semir, ich komm hier nicht runter. Ich muss mir einen anderen Weg suchen.“, rief er. „Beeil dich.“, erwiderte Semir, doch er ahnte, dass Ben länger brauchen würde. Vorsichtig rappelte sich Semir auf und sah auf die große, bronzene, mit Grünstich überzogene Glocke, die eine lateinische Inschrift auf einem geschwungenen Pergament trug. „Gott und den Menschen vereinen“, konnte Semir noch mit seinen Überresten von Schullatein entziffern. „Wie zynisch.“, dachte er nur.

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  • Stefan und Martin standen etwas abseits und sahen in den Glockenturm. Sie sahen, dass Semir den Anschlag scheinbar überlebt hatte. „Shit, er hat es überlebt.“, stieß Stefan wütend aus. „Und was nun?“, wollte er von Martin wissen. „Nun folgt Plan B... wir werden ihn an seinem Auto erwarten, überraschen und dann in die Kammer bringen.“, meinte Martin. „Aber wie... ich meine, er wird sich nicht so einfach überrumpeln lassen und wir haben keinerlei Betäubungsmittel hier.“, stieß Stefan aus, doch Martin schien da anderer Ansicht zu sein. „In der Arznei haben wir doch einiges an starken Schlaf- und Beruhigungspillen. Wir werden ihm ein Glas Wasser nach dem Schreck anbieten. Das wird er nicht abschlagen können. Wir müssen es nur so dosieren, dass er für einige Minuten noch bei Bewusstsein bleibt, damit er es bis zu seinem Auto schafft. Wenn er dann dort zusammenbricht, bringen wir ihn in die Kammer und nehmen ihn uns richtig vor.“, stieß Martin aus und Stefan stimmte zu. Gemeinsam begaben sie sich in die klostereigene Apotheke und mixten einen teuflischen Drink für Semir zusammen, der ihn schon bald aus den Schuhen hauen sollte.


    Ben kam über mehrere Umwege endlich bei Semir und dem verquetschten Abt an. „Wow...“, stieß er nur aus. Semir sah ihn mit einem ziemlich fertigen Gesicht an. „Ben... irgendwas scheint hier nicht ganz rund zu laufen.“, meinte er mit düsterer Stimme. „Wir scheinen jemanden ziemlich aufzuscheuchen.“, dachte er laut. „Semir, das Gebälk war einfach morsch. Es war ein Unfall.“, gab Ben mit lapidarer Stimme von sich. Doch Semir war anderer Ansicht. „Wenn es ein Unfall war, warum ist die dann nicht schon gestern oder erst morgen runtergefallen.... warum gerade in diesem Moment, als der Abt und ich da standen.... Nein, irgendwie scheint hier was nicht mit rechten Dingen zuzugehen.“, kam nachdenklich von Semir und er sah, wie ein Klosterbruder auf ihn mit einem Glas Wasser zukam. „Herr Kommissar, ein Glas Wasser. Ich dachte mir, dass sie das nach dem Schrecken brauchen können.“, meinte der Mann lächelnd. Semir nickte dankend und stürzte das Glas in einem Zuge hinunter. Weder Ben noch Semir sahen, wie Stefan zufrieden lächelte, als er das leere Glas sah. „Okay, hier können wir nichts mehr tun. Die Rettungskräfte können auch erst morgen mit dem passenden Gerät kommen.“, meinte Semir, schob Ben und den Mitbruder zur Tür hinaus, nahm den Schlüssel, schloss ab und klebte ein Polizeisiegel über die Tür. „Ich komme morgen wieder. Bis dahin bleibt dieser Raum abgeschlossen und niemand darf ihn betreten.“, befahl er. Die beiden nickten. Mit etwas leicht schwankendem Gang ging Semir zu seinem Auto, entsicherte die Türen und wollte sich gerade reinsetzen, als er merkte, wie sich alles um ihn drehte, seine Beine nachgaben und er zur Seite fiel. Sein Blick war verschwommen und er nahm nur noch den Saumen einer braunen Kutte wahr, die sich über ihn beugte und seine Arme zu packen schien. Dann wurde es entgültig dunkel.


    Ben sah zu Martin und Stefan die bei ihm standen. „Kanntest du den Polizisten?“, wollte Stefan plötzlich wissen. Ben erschrak. Verdammt, er hatte Semir mit Namen gerufen, als die Glocke fiel. Die Brüder hatten das sicher gehört… Ben dachte nach…. Was könnte man gesagt haben. „Nein…ich kannte ihn nicht…warum?“, fragte er leise. „Ich dachte, du hättest ihn mit Namen angesprochen… Martin… schließ doch bitte das Tor...“, schickte Stefan seinen Freund weg. Dieser ging während Stefan Ben ablenkte. „Weißt du Ben… das mit dem Abt… das ist sehr traurig. Wie sieht es denn oben in dem Turm aus?“, fragte er und zog Ben in den Gang. „Da oben ist es lebensgefährlich. Die halben Stufen sind weg. Ein Loch etwas zehn Meter fehlen völlig. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre abgestürzt…“, erklärte Ben. Stefan nickte. „Du solltest auch was trinken. Der Abt ist tot…Aber er hat eine sehr gute Tat getan… er hat dem Polizisten das Leben gerettet. Das ist eine wunderbare Art zu sterben…“, säuselte Martin und faltete die Hände. Ben tat es ihm nach. „Ja… eine sehr wunderbare Art…zu sterben.“, murmelte er nach, dachte jedoch das es ihm sehr sonderbar vorkam. Semir hatte Recht. Warum war es ausgerechnet heute passiert? Warum nicht schon vorher? Dachte er nach. „Ich möchte mich etwas hinlegen… es ist doch ziemlich viel Aufregung für mich gewesen.“, entschuldigte er sich. Ihm ging es nicht gut. Schwindel kam auf und ihm war übel. Martin nickte. „ich bringe dich in deine Kammer…“, sorgte er sich um Ben. Dabei grinste er hämisch.


    Stefan packte den zusammenbrechenden Polizisten und zog ihn durch die kleine Nebentür in einen dunklen Raum. Dort band er ihn fest und verband auch die Augen. Der Mistkerl sollte nicht sehen, wer ihn hier fertig machte. Nun musste er nur noch warten bis Martin kam. Der Polizist regte sich bereits. Er zerrte an den Fesseln. „Hey… was soll das?“, fragte dieser wütend. Stefan wusste nicht, was er tun sollte und stopfte deshalb ein Tuch in den Mund des Polizisten. „Schnauze!“, fauchte er ihn an. „Mmmmhhhhh…..“, machte der Polizist. „Halt still! Dann tut es nicht weh!“, warnte Stefan den gefesselten Mann, der an den Bändern zerrte. Stefan nahm einen Gurt der in Höhe des Kopfes an dem Pfeiler angebracht war und fixierte so den Kopf des Polizisten. Dieser versuchte zu treten und traf Stefan im Schritt. Mit einem heulenden Gebrüll ging dieser in die Knie. Doch der Polizist konnte sich nicht befreien. Die Gurte die ihn am Pfeiler hielten waren fest. Stefan erholte sich langsam Er richtete sich auf. Die Wut in ihm war unbändig. Er ballte die Faust, baute sich vor den Polizisten auf und schlug zu. In diesem Schlag lag all seine Wut. „Lass das!“, fauchte er ihn an. Dann vollendete er sein Werk und fixierte den Kopf des Polizisten wie vorher bei Gregor. Nun war der Mann völlig wehrlos. Ohne zu sehen, wohin er trat und ohne zu ahnen, was ihm bevorstand beherrschte die Angst diesen Mann… so dachte Stefan jedenfalls. Er verließ den Raum und schloss sogar ab.

  • Martin ging ebenfalls in den Keller als er Ben in seine Kammer gebracht hatte. Ben war schon am schlafen, als er auf das Bett fiel. Stefan kam ihm entgegen. „ist unser Freund schon wieder wach?“ fragte er. Stefan nickte. „Ja und er hat mich auch schon getroffen…in meinem Heiligtum…aber das habe ich ihm heimgezahlt. Er kann sich nicht bewegen. Was ist mit Ben?“, wollte Stefan wissen. „Er schläft, aber länger als unser Freund unten. Hast du eigentlich auch gehört, dass er den Bullen mit Namen angesprochen hatte?“, wollte Martin wissen. Stefan zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht genau. Er hat was zu ihm gesagt, aber ich habe es nicht verstanden. Denkst du das ist auch ein Bulle? Martin…wir sind nicht in Amerika, wo die Bullen in alle Rollen schlüpfen.“, lachte Stefan. Martin nickte. „Ich weiß. Trotzdem denke ich, sollten wir unseren Boss darüber informieren. Er kann sich ja mal erkundigen mit wem unser Freund im Keller zusammen arbeitet. Die arbeiten nämlich immer zu zweit.“, grinste Martin. „Gehen wir und fragen ihn…“, schlug Stefan vor. Martin war einverstanden. Gemeinsam stiegen sie die Treppen zum Keller hinunter und schlossen die Tür auf, hinter der sich der Gefangene befand. Dieser wand sich in den Fesseln so gut es ging und stieß das Tuch immer weiter aus dem Mund raus. „Verdammt, der schreit gleich. Schnell die Tür zu.“, stieß Martin aus und schloss die Tür hinter sich. Stefan rannte auf Semir zu und stopfte ihm das Tuch wieder weiter in den Rachen. Semir stieß nur gedämpfte Schreie aus, trat um sich, traf aber niemanden.


    „Hör zu... wir werden dir nichts tun... vorerst nicht... wir werden dir jetzt das Tuch aus dem Mund nehmen und im Interesse deiner Gesundheit solltest du nicht schreien, verstanden?“, zischte Stefan und hielt Semir die Hand auf den Mund. Dieser nickte nur und verhielt sich ruhig. Dann wurde wirklich das Tuch aus seinem Mund gezogen und Semir spürte, wie der Mund trocken war. „Kann ich was zu trinken haben?“, fragte er deshalb. Noch immer war die Augenbinde auf seinen Augen. Es herrschte vollkommene Dunkelheit. Martin nickte und gab Semir eine Flasche Wasser. Dieser trank hastig, doch schon bald wurde ihm die Flasche ruckartig vom Mund genommen. „Was wollen sie von mir?“, fauchte Semir dann und sah immer abwechselnd nach rechts und links. „Sie stehen einem lieben Freund von uns sehr im Weg und er will Dinge wiederhaben, die sie gefunden haben. Es ist besser, sie lassen die Finger von ihren Ermittlungen.“, fauchte Martin. „Und was, wenn ich das nicht mache?“, fragte Semir mit nervöser Stimme. „Der Herrgott würde sie dann schneller zu Gesicht bekommen, als ihnen lieb ist.“, zischte Stefan und hielt Semir am Kragen hoch. „Okay... okay... ich verstehe.“, kam es von Semir. Die beiden Brüder nickten sich zu. „Gut... und ich hoffe, es bleibt dabei. Ansonsten wäre es sehr schade um dich.“, lachte Martin. Beide verschwanden dann. „Was machen wir jetzt mit ihm?“, fragte Stefan. „Wir werden ihn heute nacht hier unten lassen ... mit der Augenbinde und morgen, kurz vor Sonnenaufgang werden wir ihn in seinem Wagen weit wegbringen und sollte er wieder hier auftauchen, ist er dran.“, lachte Martin und ging mit Stefan wieder zu Semir. „Wir werden jetzt gehen... sie sollten sich ruhig verhalten. Ansonsten wird es für sie sehr schmerzhaft werden.“, drohte der Mönch, nahm das Tuch und stopfte es Semir wieder in den Mund. Dieser wehrte sich dagegen, doch es nützte nichts. Das Tuch wurde mit einer dicken Kordel fixiert, sodass er es nicht hinausdrücken konnte. So sollte er die Nacht verbringen. Gefesselt, geknebelt und mit Augenbinde in totaler Dunkelheit gehüllt.


    Andrea sah immer wieder auf die Uhr. „Wo bleibt denn Papa?“, fragte Sie ihre Tochter, die friedlich in ihrem kleinen Stuhl saß und am Brot knabberte. Sie sah ihre Mutter nur an und knabberte weiter. Andrea nahm wieder das Handy in die Hand und wählte Semir an, doch dieser meldete sich nicht. Auch Ben war nicht zu erreichen. „Hm, merkwürdig.“, dachte Andrea und legte wieder auf. Dann wählte sie den Dienstapparat im Büro an. Hotte meldete sich. „Hotte... ist Semir bei euch und hat sein Handy mal wieder aus?“, wollte sie wissen. „Nee Andrea, der ist doch noch mal zum Kloster gefahren, weil er vom Abt angerufen wurde. Ist er denn noch nicht wieder da?“ Andrea verneinte. „Hotte, tust du mir einen großen Gefallen... können du und Dieter mal hinfahren und sehen, wo er steckt. Ich hab so ein komisches Gefühl, dass er schon wieder in Schwierigkeiten steckt.“, meinte Andrea besorgt. „Na klar Andrea... Dieter und ich müssen sowieso gerade auf Streife. Da tun wir das doch gerne.“, meinte der beleibte Polizist und legte wieder auf. Andrea sah besorgt auf Aida… „Ich habe ein ganz ungutes Gefühl meine Kleine… Hoffentlich finden Hotte und Dieter den Papa…“, sagte sie leise und sah aus dem Fenster. Sie drehte gedanklich an dem Ehering. Wie oft war es nun schon, das Semir in halsbrecherischen Aktionen schon oft sein Leben riskierte und dafür nicht einmal ein Dankeschön bekam. Sie hatte große Angst.


    Ben erwachte und stand auf. Er duschte und zog sich die Kutte an, die seit ein paar Tagen seine Kleidung war. Wieder verfluchte er seine dämliche Idee. Doch dann kam ihn der letzte Tag in Erinnerung. Der Abt war tot… erschlagen von der Glocke die er geläutet hatte. Der Abt hatte Semir noch das Leben gerettet, in dem er ihn wegstieß. Doch für den Abt selbst blieb keine Zeit zu fliehen. Er wurde unter der Glocke begraben. Ben sah in den Spiegel. „Was zum Teufel ging hier vor?“, fragte er sein Spiegelbild. Dann verließ er seine Kammer und ging zum Speisesaal wo bereits die anderen Brüder bereits frühstückten. „Guten Morgen…“, murmelte Ben und nahm sich seinen Teller mit Brötchen und Wurst. Dazu gab es Kaffee. Und genau diesen brauchte Ben jetzt. Sein Kopf schmerzte und er wusste nicht einmal warum. „Hast du gut geruht, Ben?“, fragte Martin und biss in sein Brötchen. „Ja danke….ich hoffe du auch…“, murmelte Ben zurück. „Ja sicher….“ Ben fiel auf, das Stefan nicht am Tisch war. „Wo ist Bruder Stefan?“, wollte er wissen. „Der hat noch etwas zu tun. Wird sicher gleich auch zu uns stoßen…“, gab Martin zur Antwort. Ben nickte nur. Er wusste ja dass einige Brüder vor dem Frühstück noch Buße taten und so dachte er, dass Stefan dies sicher auch machte. Wenn er geahnt hätte, dass dieser sich gerade mit Semir beschäftigte wäre er seinem Partner zur Hilfe geeilt.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir wurde unsanft geweckt. Obwohl man auch von einem erholsamen Schlaf Abstand nehmen konnte. Er spürte seine Hände nicht mehr auch seine Füße schienen wie abgestorben. „Hey… aufwachen!“, fauchte ihn jemand an. Semir konnte nicht antworten. Er war geknebelt. Die Augen verbunden. Dann spürte er wie jemand den Knebel entfernte. „Kein Ton!“, warnte ihn der Mann. Semir nickte nur. Sein Mund war trocken und er hätte alles getan für ein Schluck Wasser. Das schien der Mann zu ahnen, denn als der Knebel fiel bekam er einen Flaschenhals an den Mund gehalten. „Trink und dann werden wir das Haus verlassen. Denk an unsere Worte, unterlass die Ermittlungen, sonst wirst du sterben. Ist das angekommen?“, wollte der Mann wissen. Semir nickte nur. Es wäre dumm gewesen, wenn er etwas anderes getan hätte. Nach dem Trinken wurde er wieder geknebelt. Anschließend stülpte der Mann scheinbar einen Sack über ihn. „Mmmmhhhhh…“, machte Semir und erhielt dafür einen Schlag in die Rippen. „Ruhe!!“, fauchte der Mann ihn an. Semir spürte wie er getragen wurde. Er merkte aber nicht, wo lang es ging oder wo er war. Dennoch nahm seine Nase plötzlich einen süßlich herben Geruch wahr, den er schon einmal gerochen hatte. Dann schien es ins Freie zu gehen, denn die Sonne strahlte ihn auf die Schultern. Er merkte, wie er irgendwo reingelegt wurde und es dann mit einem Male sehr holprig wurde. Scheinbar lag er in einem Fahrzeug und wurde weg gebracht, wo auch immer er gewesen war.


    Ben saß am Frühstückstisch und aß einfach in sich hinein. Immer wieder wanderte sein Blick zu Martin, der ihn nicht einmal ansah. Bei dem Gebet las ein Bruder aus der Bibel auf Lateinisch vor. Ben verstand nur Fetzen. Er ließ es einfach auf sich wirken. „Ist was, Bruder Ben?“, wollte Martin dann wissen, dem das Ganze nicht verborgen blieb. „Nein... nein gar nichts.“, meinte er und stand vom Tisch auf. „Ich setz mich mal in die Bibliothek.“, meinte er nur und ging aus dem großen Speisesaal. Er merkte nicht, wie Martin hinterher kam und ihn beobachtete. Irgendwas war an diesem neuen Bruder sehr merkwürdig. Aber er würde schon rausfinden, was es war. Nichts konnte mehr passieren. Alles war perfekt. In wenigen Tagen würden sie das Geld haben und dann würden er und Stefan abhauen. Irgendwo hin, wo sie niemand finden würde. Warum nicht nach Brasilien oder Chile? Sicher konnte man da drüben eine Menge Geld verdienen und die Polizei da drüben stellte keine Fragen, wenn man ihr genug zahlte. Er sah dann zum Tor. Der BMW war nicht mehr da... Gut, Stefan hatte also schon den kleinen Polizisten „entsorgt“. Martin hoffte, dass dieser nicht noch einmal hier auftauchen würde, doch da kannte er Semir schlecht.


    Stefan stellte den BMW auf einen weit entlegenden Rastplatz ab. Den Polizisten hatte er in den Kofferraum verfrachtet. Er öffnete ihn nochmals und sah, wie sich der kleine Mann in den Fesseln wand. „Noch mal... das war nur eine Warnung. Solltest du dich nicht augenblicklich von dem Fall fern halten, ergeht es dir schlecht.“, drohte Stefan und schlug zu. Semir stöhnte auf, merkte, dass Blut aus seiner Nase floss. Dann wurde es wieder dunkel um ihn. Stefan schloss ab und warf den Schlüssel, sowie das Handy des Bullen in eine nahegelegene Wiese. Dann ging er zur Bushaltestelle und fuhr mit den Öffentlichen zurück zum Kloster. Semir lag da und horchte... er horchte, ob sein Bewacher noch da war oder schon abgehauen ist. Dann, als er sicher war, er ist allein, ging das Gezappel und das Winden in den Fesseln los. Irgendwie musste er sich bemerkbar machen. Doch es gelang ihm weder, den Sack vom Kopf zu kriegen, noch das Tuch aus dem Mund, geschweige denn die Fesseln zu öffnen. So musste er dort ausharren und auf Hilfe warten, die auch nicht mehr so weit entfernt war.


    „Hotte, Dieter... ich habe Semirs Handysignal auf dem Schirm.“, gab Susanne durch. „Und, wo ist der Junge?“, wollte Dieter wissen und griff zum Mikro. „Er ist auf einen Rastplatz... etwa vier Kilometer vor euch. Ihr müsstet gleich bei ihm sein.“, erwiderte Susanne. „Danke... wir suchen den Kleinen schon und bringen ihn dann gleich zu Andrea.“, beendete Dieter das Gespräch und Hotte beschleunigte den Porsche etwas, während Dieter das Blaulicht einschaltete. „Muss das sein? Am frühen Morgen?“, fragte der dickliche Polizist etwas genervt. „Weißt du, ob Semir verletzt ist? Vielleicht braucht er unsere Hilfe... Jetzt mach Hotte, drück mal das Gas etwas durch.“, begehrte Dieter auf und schnell zischte der Porsche durch sämtliche Lücken, die die Autos ihm machten. Wenige Minuten später fuhr Hotte den Wagen auf den Rastplatz. „Da... das ist doch Semirs BMW.“, stieß Dieter aus und Hotte parkte neben dem Dienstwagen. Beide stiegen vorsichtig aus, gingen ebenso vorsichtig um den Wagen herum. „Semir?“, rief Hotte und plötzlich hörten sie dumpfe Geräusche, die wie abgewürgte Hilferufe klangen, und ein immer währendes Klopfen. „Das kommt aus dem Kofferraum.“, meinte Dieter. „Wo ist der Schlüssel? Siehst du den Schlüssel irgendwo?“, fragte Hotte.

  • „Verdammt! Der Schlüssel ist nicht hier!!“, stieß Dieter aus. „Wir müssen den Wagen aufbrechen! Wir müssen den Schlüssel finden oder aufbrechen!!“, kam von Hotte. „Ja sicher und wie? Wir müssen suchen! Hotte vielleicht liegt der Schlüssel irgendwo hier in der Nähe…im Gebüsch oder im Gras!“, schlug Dieter vor. Hotte nahm ein Brecheisen aus dem Porsche. „Das dauert zu lange. Semir bekommt keine Luft im Kofferraum und so wie er sich anhört, ist er geknebelt und vermutlich sogar gefesselt! Komm…mir egal, ob der Wagen dann in die Werkstatt muss!“, gab er von sich und setzte das Werkzeug an. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis der Deckel hoch sprang. „Oh mein Gott…Semir!! Warte…ganz ruhig… Dieter und ich holen dich raus…Warte….“, stammelte Hotte und zerrte Semir den Sack vom Kopf. Er nahm ihm den Knebel ab. „Bist du soweit okay?“, fragte er sofort besorgt. „Danke…geht schon…“, kam von Semir. Nachdem ihm die Fesseln gelöst wurden, kletterte er mit Hilfe von Dieter aus den Kofferraum. „Diese verdammten Mistkerle…“, stieß Semir wütend aus. „Was ist passiert?“, wollte Hotte wissen. „Ich weiß es nicht genau…ich bin vom Kloster weg und….mir wurde schwindelig. Dann wurde ich von zwei Typen bedrängt, die mir drohten. Ich sollte die Ermittlungen einstellen. Der Abt…im Kloster wurde von der Glocke erschlagen. Er hat mich zur Seite gestoßen und er selbst…“, erzählte Semir, ohne Zusammenhang. „Komm… erst einmal fahren wir dich zum Arzt. Der soll dich durchchecken.“, befahl Hotte. „Nein…ich brauch keinen Arzt. Das einzige, was verletzt ist, ist mein Ego…“, knurrte Semir. „Andrea macht sich Sorgen. Wir sollen sie auf jeden Fall anrufen.“, erinnerte Dieter seinen Dienstpartner. „Oh stimmt.. willst du es selbst machen, Semir?“, wandte Hotte sich an ihm. „Ja ….sicher….mach ich… wo ist mein Handy?“, Semir durchsuchte seine Taschen. „Warte… ich klingele es mal an. Da wir mit deinem Signal dich gefunden haben, ist dass ne Kleinigkeit…“, lächelte Dieter und drückte Semirs Nummer. Tatsächlich klingelte es unweit vom Auto. Nur wenig später hatten sie Schlüssel und Handy gefunden.


    Stefan sah Martin an. „So….erledigt. Der wird sich hüten, etwas zu tun. Was hast du? Du siehst du besorgt aus.“, meinte er zu ihm. Martin nickte. „Dieser Ben… er scheint mir nicht ganz koscher zu sein. Irgendwas stört mich an ihm. Ich hatte als die Glocke gefallen war, gemeint, er hat den Bullen mit Vornamen angesprochen. Ich bin mir nicht sicher, aber…ich glaube die kennen sich.“, murmelte Martin. Stefan sah ihn erschrocken an. „Wenn das so ist, dann ist er eine Gefahr für uns.“, ermahnte er ihn. Doch nun lachte Martin plötzlich. „Sehe ich nicht so. Wer hat die Glocke geläutet…Ben… wer hat den Abt getötet… Ben… er wird sicher nicht zur Polizei gehen. Ich habe sogar vor ihn in unseren Plan einweihen… Und er wird dann mitmachen. Wenn nicht…dann werde ich ihn anzeigen…so werde ich es ihm sagen.“, gab Martin bekannt. „Du willst einen Bullen, falls er einer ist, einweihen? Das kostet uns den Hals! Das kannst du nicht machen!!“, stieß Stefan aus. „Doch…nur keine Sorge…. Wenn er wirklich mit dem Bullen befreundet ist, dann wird er das tun, was wir sagen. Das Druckmittel werden wir schon noch finden. Was meinst du, tut er alles, um seinen Freund zu schützen?“, lachte Martin. Stefan zog die Schultern hoch. „Ich weiß nicht…vermutlich alles. Aber erst müssen wir sicher gehen, dass er kein Bulle ist. Wie willst du das herausfinden?“, wollte er wissen. Martin lachte leise. „Nur keine Sorge… das werde ich schon noch…“, versprach er.


    „Andrea… es geht mir gut… wirklich…mir ist nichts passiert.“, gab Semir geduldig durch das Telefon. „Nein… nein… es ist nicht nötig. Bleib du mit Aida daheim. Ich bin okay…ja…versprochen….ich bin heute Abend pünktlich zuhause…ja…dann werde ich dir alles erzählen…ja sicher…ja mein Schatz…ich liebe dich auch…“, Semir beendete das Gespräch mit verdrehten Augen. „Also was genau ist passiert?“, wollte nun auch Kim Krüger wissen .Semir wollte gerade zur Antwort ansetzen, als sein Handy erneut klingelte. „Hartmut…was gibt es?“, fragte er sofort. „Ja… okay… ja ich komme…bis gleich…“, Semir beendete das Gespräch. „Chefin… Hartmut hat die Daten entschlüsselt…ich muss hin….danach erzählte ich was passiert ist…“, versprach Semir und verschwand ehe Kim Krüger etwas sagen konnte. Nur eine viertel Stunde später stand er bei Hartmut. „Okay...erkläre mir bitte, was wir da sehen…“, bat Semir. „Also…. Hier steht zum Beispiel Reuthergasse 82, Düsseldorf. Das Besondere daran ist, das in der zweiten Abteilung der Daten ein Hinweis steht… „Heiße Sanierung“ . Ich denke, du weißt was das heißt oder?“, fragte Hartmut. Semir nickte „Ja meistens Versicherungsbetrug. Was hat das mit Dormagen zu tun?“, wollte er wissen „Nun… ich habe mir die Arbeit gemacht und das für dich mal alles zusammen gefasst. Wie willst du es haben… die lange oder die kurze Version?“, grinste Hartmut. „So… das ich es verstehe…“, gab Semir zurück. „Also… gut… die mittlere… wir haben hier verschiedene Beträge…ich nehme an es ist Schwarzgeld. Damit ist so ziemlich jedes hohe Tier in Köln und Düsseldorf geschmiert worden. Alles steht hier drin, Namen, Höhe, Bankverbindung. Dann haben wir einen Haufen Daten mit Adressen….die bin ich auch durch gegangen. Es waren zum größten Teil Wohnhäuser die abgerissen oder eben heiß saniert wurden. Diese Grundstücke sind dann verkauft worden … natürlich mit Gewinn…“, erzählte Hartmut weiter. „Weißt du an wen?“, wollte Semir wissen. „An ein Konsortium von verschiedenen Persönlichkeiten.“, erwiderte Hartmut und reichte Semir die Liste.


    Semir sah sich die Liste an. „Wow, ganz schöne Persönlichkeiten.“, staunte der Deutschtürke und drehte die Liste immer wieder in seinen Fingern um. „Man, da habe ich ja ganz schön zu tun.“, dachte er und verließ Hartmut wieder. „Wie wäre es mit einem Dankeschön? Nein, das scheint der Herr Hauptkommissar nicht hinzubekommen...“, stöhnte Hartmut nur und ging wieder an seine Arbeit. Semir ließ die Namen auf der Liste von Susanne überprüfen. „Semir... hier ich hab hier was Interessantes für dich.“, meinte sie nach einer Weile und brachte ihm die Liste ins Büro. „Was ist das?“, wollte Semir wissen. „Das sind die Namen des Konsortiums. Ne ganze Menge ... hier, Gernot Wild hat das Konsortium gegründet, trat dann aber ab und scheint nun die graue Eminenz im Hintergrund zu sein.“, erklärte die Sekretärin. „Seine Freunde scheinen die zerstörten Häuser gekauft zu haben und konnten dann ihre eigenen Projekte auf den Grundstücken bauen. Dormagen hatte ihn daraufhin als Baudezernent entlassen und ihn nicht in sein Ministerkabinett aufgenommen.“, erklärte sie. „Na dann werde ich doch mal hinfahren und dem guten Herren auf den Zahn fühlen.“, meinte Semir und schnappte sich seine Jacke.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Gernot Wild saß in seinem Büro und telefonierte. „Nein, sagen sie dem Fraktionsführer, ich fühle mich geehrt, die Nachfolge unseres viel zu früh verstorbenen Regierungspräsidenten zu übernehmen.... Wann soll ich die Nachfolge antreten?“, fragte er und lächelte erneut. „Gut... dann bis heute Abend.“, und damit legte er auf. „Herr Wild... draußen ist ein Herr Gerkhan von der Autobahnpolizei für sie... er sagt, er muss sie dringend sprechen.“, gab Thomas Koch durch die Sprechanlage bekannt. Wild sah mit zusammengekniffenen Augenbrauen auf die Sprechanlage. „Was will er denn? Ich habe gleich einen sehr dringenden Termin mit Baumgartner wegen eines Vorvertrages.“, erwiderte Wild, doch in diesem Moment ging die Tür auf und ein kleiner Mann mit Jeansklamotten stand im Büro. „Den müssen sie wohl leider verschieben. Ich hab da ein paar wichtige Fragen.“, meinte Semir und sah mit leicht wütendem Blick zu dem Mann hinter den Schreibtisch. „Was erlauben sie sich?“, fauchte Wild und ließ seinen Stift auf den Schreibtisch fallen. „Ich würde ihnen gerne ein paar Fragen stellen und für sie wäre es von Vorteil, wenn sie mit mir kooperieren, oder ich lade sie aufs Revier vor.“, fauchte Semir und schloss die Tür vor der Nase des Sekretärs. Genervt ließ Wild die Prozedur über sich ergehen. „Also gut, was wollen sie?“, fragte er und bat Semir Platz zu nehmen.


    „Sagt Ihnen der Name Dormagen etwas?“, wollte Semir wissen und ließ sich in den bequemen Sessel nieder. „Ja sicher… das ist unser Regierungspräsident. Ich hoffe doch, es geht ihm gut.“, lächelte Wild ihn an. „Nun ja…. Herr Dormagen ist tot. Er wurde vergiftet und unsere Aufgabe ist es nun die Schuldigen zu finden.“, erklärte Semir. „Oh…und da kommen Sie zu mir? Das ist eine sehr schöne Ehre, nur kann ich mir nicht denken, dass ich dabei eine große Hilfe sein kann…“, lachte Wild. „Ich denke schon…oder aber Sie helfen mir wenigstens etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Was verbinden Sie mit Reuthergasse 82 in Düsseldorf?“, wollte Semir wissen. Wild zuckte mit den Schultern. „Nicht das ich wüsste. Sollte es mir was sagen?“, gab er zurück. „Nun eigentlich schon…Wie Sie sich erinnern, gehörten Sie doch zum engsten Kreis um Dormagen oder nicht?“, harkte Semir weiter. Wild stand auf. „Was wollen Sie, Herr Gerkhan? Bitte kommen Sie endlich auf den Punkt. Ich habe verdammt viel zu tun. Falls Sie es noch nicht wissen, ich werde die Nachfolge von Dormagen antreten.“, gab er bekannt. „Oh…ich denke das ist keine gute Idee. Vor ungefähr viereinhalb Jahren kam es in der Reuthergasse 82 zu einem unerklärlichen Feuer. Dadurch wurde das gesamte Haus unbewohnbar. Die elfköpfige Familie die dort wohnte verlor ihr Heim und außerdem zwei Kleinkinder aufgrund von Rauchvergiftungen. Die Schuldigen wurden nie gefunden. Doch als das Haus abgerissen wurde stand das Gelände zum Verkauf und es wurde, wenn ich mich richtig erinnere, sehr gut verkauft. Der Gewinn ging an ein Konsortium welches Sie anführten. Im Grundbuchregister standen Sie als Eigentümer des Hauses. Ist das nicht ein sonderbarer Zufall?“, harkte Semir weiter. „Was wollen Sie mir denn damit sagen? Dass ich heiße Sanierung mache? Das hab ich nicht nötig. Wenn Sie nichts weiter zu sagen haben, möchte ich Sie bitten zu gehen. Und Herr Gerkhan…. Sehen Sie den Tod von Dormagen doch einfach als Unfall an. Das ist gesünder..“, lächelte Wild leicht. Semir sah ihn an. „Wollen Sie mir drohen?“, fragte er. „Aber nein… ich warne Sie lediglich. Gerade in der Politik kann man sehr tief in einen Abgrund fallen.“, gab Wild zurück. Semir reichte es. Er stand auf und verließ den Mann. „Wir werden uns sicher wiedersehen…“, versprach er.


    Ben saß in de Bibliothek des Klosters. Eigentlich konnte er genauso gut alles aufgeben. Seit der Abt tot war, ging hier gar nichts mehr. Er bemerkte immer mehr, dass er sich in den Büchern vergrub. Vielleicht fand er hier einen Hinweis. „Oh verdammt…“, stieß er plötzlich aus. Er ahnte, warum Martin und Stefan sich nicht mehr so oft mit ihm unterhielten. Als die Glocke runterrauschte… er hatte Semir mit Vornamen angesprochen. Wenn das jemand mitbekommen hatte, dann…dann war es möglich, dass die Brüder es mitbekommen hatten…und deshalb war es so verdammt schwer, etwas heraus zu finden. „Du scheinst in Gedanken, Bruder Ben…“, riss ihn die Stimme von Martin aus seinen Tagträumen. „Was? Ja….ich…also ich glaube, das Leben im Kloster ist nicht so gut für mich.“, stammelte er. „Aber Bruder Ben…nur wegen dem Abt… aus dem Kloster zu gehen. Das war ein Unfall…..du brauchst Ablenkung das ist alles. Ich zeige dir mal was es hier im Kloster sonst noch gibt. Komm...“, lachte Martin und zog Ben raus. Dieser ging nur zögerlich mit. Es ging in den Garten. Hier blühten verschiedene Früchte und der Blaue Eisenhut. „Whow…“, stieß Ben aus. „Ja schön nicht wahr. Hier wächst unser Wein. Er ist dieses Jahr sehr ertragreich. Und er wird sicher genauso gut, wie im letzen Jahr.“, schwärmte Martin. „Was soll ich hier?“, fragte Ben dagegen. „Nun…wir können immer Leute gebrauchen, die uns beim Ernten und beim Herstellen helfen können. Das wird deine neue Aufgabe sein. Du wirst bei der Ernte helfen.“, kam von Martin zufriedne. „Warum ich?“, wollte Ben wissen. „Nun…sagen wir mal so…hier habe ich dich unter Kontrolle…“, entgegnete Martin. Ben hatte ein dumpfes Gefühl, dass Martin Lunte roch. Ein Handy klingelte. Martin griff hin und meldete sich. „Ja…?“, fragte er und lauschte dann eine Weile. Nach fünf Minuten beendete er das Gespräch und sah Ben grinsend an. „Tja….dann haben wir auch ein weiteres Problem gelöst…“, verkündete er. Ben verstand nicht. „Was meinst du damit, Bruder Martin?“, wollte er wissen und fühlte sich dabei gar nicht wohl.


    Semir fuhr zurück zur PAST. Während der Fahrt hatte er das ungute Gefühl, verfolgt zu werden. Ständig ging sein Blick in den Rückspiegel. Doch er konnte keinen Verdächtigen ausmachen. Die Nerven scheinen einen Streich zu spielen, dachte er. Nur wenig später kam er in der PAST an,. Er ging ins Büro und sah sofort Susanne an. „Ich brauche alles was du über diesen Wild herausfindest. Der Typ hat Dreck am stecken. Er hat mich bedroht. Ich gehe davon aus, dass er auch hinter dem Anschlag auf mich steckt.“, gab er bekannt. Susanne nickte. „Semir! Kommen Sie bitte in mein Büro!“, schrie Kim Krüger von hinten. Semir sah sie an „Ja sicher…gleich…“, wiegelte er ab. „Nein Sofort!!!“, fauchte Kim zurück. Semir sah Susanne an. Diese zuckte nur mit den Schultern. Schleppend zog er sich in Kims Büro und schloss die Tür hinter sich. „Frau Krüger...“, fing Semir an, wurde jedoch sofort wieder unterbrochen. „Semir, was soll das? Wollen sie ihre Karriere so aufs Spiel setzen?“, fragte Kim geladen und sah ihren Kommissar wütend an. „Nein, eigentlich nicht.“, kam es überzeugt von Semir zurück. „Warum um alles in der Welt müssen sie sich dann mit Gernot Wild anlegen? Er hat mich angerufen und erzählt, sie hätten ihm gedroht.“, erklärte Kim. Semir fiel aus allen Wolken. „Ich soll... Moment mal, der Kerl hat mir gedroht.“, stieß Semir wütend aus und stemmte sich auf Kims Schreibtisch. „Chefin, der Kerl hat Dreck am Stecken. Ich wette, dass er Dormagen hat umbringen lassen, um an die Daten auf den Stick zu kommen.“, erklärte Semir. „Und wo soll das Motiv liegen?“, wollte Kim wissen und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Das Motiv ist in diesem Falle simpel... er hat es mir selbst gesagt. Er tritt die Nachfolge von Dormagen an. Damit kann er seine schmutzigen Geschäfte ohne jegliche Konsequenz durchziehen. Chefin, bei dem Brand damals starben zwei Kleinkinder und ich wette, er und seine Freunde haben noch mehr Menschenleben auf dem Gewissen oder zumindest Existenzen vernichtet.“, erklärte Semir wütend und sah, dass Kim ernsthaft überlegte, was sie nun tun sollte.


    Ben sah Martin abwartend an, dieser hatte ein teuflisches Grinsen aufgesetzt. Martin kam Ben immer näher und legte seinen Arm um ihn. „Mein lieber Bruder Ben... hast du mir etwas zu sagen?“, fragte Martin mit säuselnder Stimme und zog Ben, ohne, dass dieser es merkte, zum großen Wasserbottich, am Rand des Gartens. Ben wurde es komisch. Ahnte dieser Mönch was? Er hoffte doch nicht, dass seine Tarnung so schnell aufgeflogen wäre. „Nein, eigentlich nichts.“, kam es nicht gerade überzeugend von Ben. „Schade.“, meinte Martin dann, packte Ben blitzschnell an den Haaren und drückte dessen Kopf in den Wasserbottich. Ben wehrte sich, doch ehe er reagieren konnte, schluckte er schon das abgestandene Wasser, dass zum Gießen gedacht war. „Ich weiß, wer du bist, Ben Jäger, und wir mögen es gar nicht gerne, wenn sich hier Außenstehende einschleichen und glauben, sie könnten uns verarschen, du verdammter Bulle.“, stieß Martin aus und zog dann Bens Kopf wieder nach oben. Wasser lief ihm aus den Haaren und er schnappte nach Luft. „Na, hat es dir gefallen? Möchtest du noch einmal Buße tun?“, fragte Martin und hielt mit der anderen Hand Bens Arme fest. Ben schüttelte den Kopf, er war durch das Wasser unfähig zu sprechen. „Nein... och das sehe ich anders.“, lachte Martin und drückte Ben wieder unter Wasser. Dieses Mal jedoch bäumte sich Ben auf, doch es half nichts. Obwohl der Mönch kleiner war, schien er mehr Kraft, als der junge Hauptkommissar zu haben und drückte ihn wieder unter Wasser. Wieder schluckte Ben diese Drecksbrühe und keuchte, als er hinausgezogen wurde. Martin drehte ihn zu sich um und schlug mit geballter Wucht Ben in die Magengrube. Dieser spie Wasser und krümmte sich auf den Boden. „Das war nur eine Warnung... wir wissen, wer du bist und solltest du dich nicht still verhalten, wird das nächste Bad nicht so glimpflich ablaufen.“, drohte er, dann nahm er Bens Handy an sich und schmiss es gegen die starken Klostermauern. Es zerschellte mit einem lauten Knall. Dann ließ Martin Ben einfach am Wasserbottich zurück.

  • Gernot Wild stand in seinem Büro und zog siegessicher an seiner Zigarre. Thomas Koch kam rein. „Ich habe unsere Leute schon über den Partner von diesem Gerkhan informiert. Sie dürften Bescheid wissen.“, meinte er. „Gut... sehr gut. Koch, das ist ein Augenblick zum Feiern. Nehmen sie auch eine.“, meinte Wild und bot seinem Assistenten auch eine der dicken Havanna-Zigarren an. Dieser nahm sich eine, biss ein Stück ab und zündete sie an. „Meinen sie wirklich, dieser Gerkhan wird sich aus den Ermittlungen heraushalten?“, fragte Koch und stellte sich neben Wild hin. „Ich hoffe es für ihn. Ansonsten kann es durchaus sein, dass sein Kollege oder er selbst einen kleinen Unfall haben wird. Hat er eigentlich Familie?“, wollte Wild darauf wissen. Koch sah ihn an. „In den Akten stand, dass dieser Gerkhan verheiratet ist, aber ob er Kinder hat, ist mir nicht bekannt. Herr Wild, wir sollen doch wohl nicht allen Ernstes gegen dessen Familie vorgehen oder?“, fragte Koch, doch er wusste, dass sein Chef zu so etwas fähig war und keine Sekunde zögern würde, es zu tun. „Das wäre die letzte Option. Bisher denke ich, kommen wir ohne die Familie aus, dennoch finden Sie heraus, ob er Kinder hat.“, empfahl Wild. Koch nickte nur. Ihm war nicht ganz wohl bei der Sache, dennoch wusste er, wenn er sich weigerte würde er nicht mehr lange leben. Wild war unbarmherzig.


    Ben kam langsam wieder zu Kräften. Verdammt…. wieso wussten die Typen wer er war? Er richtete sich vorsichtig auf und ging zu der Tür, die aus dem Garten herausführte. Doch die war verschlossen. Na super, dachte er nur. Er war im Garten eingesperrt. Ben sah sich um. Er sah die Reste seines Handys und sammelte es auf. „Tja….kann mich ja mit dem Puzzle beschäftigen…“, stieß er verächtlich aus. Er ließ sich auf die Bank, die neben der Tür stand, nieder. Was sollte er nun tun? Wie konnte er Semir nun erreichen? Doch viel wichtiger war, wie konnte er hier raus? Dieser Martin wird ihn sicher nicht gehen lassen. Der Fall der Glocke war also beabsichtigt. Vermutlich war jedoch nicht der Abt das vorgesehene Opfer sondern Semir. Der Abt war nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Was hatte Martin vor? Wollte er ihn tatsächlich in diesem Garten als Sklaven einsetzen? Sollte Ben etwas die Früchte ernten und dann zu Wein verarbeiten? Wenn der Mistkerl glaubte, dass er sich so einfach niedermachen ließ, dann hatte er sich geschnitten…versprach er sich. Er ahnte nicht, was für eine schwere Zeit für ihn angebrochen war. Nach drei Stunden die er sich kaum vor der Sonne verstecken konnte öffnete sich die Tür. Stefan und Martin kamen herein. „So…ab zum Essen!“, befahl Martin und zerrte Ben wütend durch die Tür. „Hey... hört mal…wir können uns doch wie erwachsene Menschen unterhalten oder…“, versuchte er. Martin sah ihn an und schlug ohne Ansatz zu. Mit einem tiefen Stöhnen ging Ben in die Knie und versuchte Luft zu holen.. „Okay….verstanden….“ stieß er mühsam aus. „Bring ihn in seine Kammer…unser Freund darf dort speisen.“, befahl Martin und zerrte Ben hoch. Er stieß ihn in Stefans Arme, der sofort zugriff und Ben den Arm auf den Rücken drehte. „Ab geht’s Bulle…“, fauchte er ihn an.


    Semir versuchte zum vierten Mal Ben zu erreichen. Doch dieser meldete sich nicht. Verdammt….wieso geht der nicht an sein Handy…..? fragte er sich. Andrea sah ihn an. „Ist alles in Ordnung?“, wollte sie wissen. „Was? Ach so… ich hoffe es. Ben meldet sich nicht. Ich meine okay…vielleicht kann er nicht ans Handy gehen, weil er Buße tut, oder so. Aber ich versuche das jetzt schon seit Stunden. Er geht einfach nicht ran…“, kam nachdenklich von ihm. „Hältst du es für eine so gute Idee, dass Ben in einem Kloster die Untersuchungen anstellt? Ich meine, er ist nicht gerade Bibelfest. Was wenn er….ich meine man muss doch auch dort Prüfungen ablegen. Schweigegelübte…nun stell dir mal vor, Benn müsste schweigen. Das geht gar nicht…“, lachte Andrea. Semir nicke nur. Er war besorgt. „Ich werde morgen noch einmal zum Kloster fahren und nach dem Rechten sehen. Wenn Wild da seine Finger drin hat, dann ist Ben in Gefahr. Der Typ hat auch Kontakte zu unseren Kreisen und damit wäre seine Tarnung gefährdet. Ich muss ihn da raus holen…“, murmelte Semir nachdenklich. „Ja sicher… du bist der große Held…“, lachte Andrea und küsste ihn. „So und nun ist Feierabend. Ben schläft sicher schon…“, hängte sie an. Gemeinsam gingen sie um zehn ins Bett. Doch Semir konnte nicht wirklich abschalten. Wenn er geahnt hätte, was Ben durchmachte wäre er vermutlich umgehend zum Kloster gefahren. Doch so schloss er nach einigen Stunden die Augen um wenigstens ein paar Stunden zu schlafen.


    Der nächste Morgen kam schnell. Semir duschte sich, frühstückte schnell mit seiner Frau und ging dann zu seinem Wagen. Er wusste nicht, warum Ben sich nicht meldete, aber gleich würde er es erfahren. Er startete seinen BMW und fuhr zum Kloster nach Bödingen. Vor dem Tor stoppt er und ging direkt auf den alten Bau zu. Die Leiche des Abtes war längst freigegeben und von den Brüdern auf dem Klostereigenen Friedhof beigesetzt worden. Der arme Kerl, dachte Semir bei sich und zog an der Klingel. Er starb, um ihn zu retten. Aber Moment mal... hatte Ben nicht seinen Namen gerufen, als die Glocke herunterkrachte? Oh Shit, wenn das jemand gehört hatte, war klar, warum Ben sich nicht meldete. Vielleicht war er aufgeflogen... Oh nein, dann war alles umsonst und Ben war vielleicht in großer Gefahr. Er musste da hinein. Wieder klingelte er und donnerte mit seiner Faust gegen das Tor. „Sie wünschen?“, fragte ein Bruder, als sich endlich das Tor öffnete. „Reinkommen, wäre schon einmal ein Anfang.“, fauchte Semir und drängelte sich hinein. Er ahnte nicht, dass er diese Mauern nicht so schnell wieder verlassen würde.


    Ben saß in seiner Kammer und wurde selbst beim Essen nicht alleine gelassen. Martin stand im Türrahmen und sah mit Argusaugen auf Ben herab. „Du wirst hier nichts mehr sehen... Du brauchst erst gar nicht versuchen, gegen uns anzukommen.“, zischte der Mönch und stand einfach mit verschränkten Armen da. Ben erwiderte nichts. Er wartete nur auf eine Chance, diesen Kerl anzuspringen und so schnell, wie möglich hier abzuhauen. Auch wenn sein Einsatz damit vorüber war, aber sie hatten ihn und er wusste nicht, was sie mit ihm anstellen würden, wenn er noch weiter hier blieb. Plötzlich kam Stefan aufgeregt auf Martin zugelaufen. „Der kleine Bulle...“, stieß er aus und schnappte nach Luft. Schlagartig wurde Ben klar, dass er nur Semir meinen konnte. „Er ist wieder da und schnüffelt im Klostergarten herum.“, erklärte Stefan. Martin erschrak. „Die Lektion von neulich hat ihm wohl nicht gereicht, was?“, zischte er und sah dann zu Ben. „Okay, pass du auf unseren Spezi auf... ich werde mich um diesen Cop kümmern.“, stieß Martin aus und rannte die Treppe zum Garten runter. Ben jedoch besah sich Stefan. Er schien nicht so kräftig wie Martin zu sein und wenn er es richtig anstellte, würde er ihn überrumpeln können. Ben überlegte und hatte dann eine Idee. Die würde mit Sicherheit klappen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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