Zeit der Vergeltung

  • „Eins...zwei...Eins, zwei, drei, vier...“, zählte Ben ab und spielte die ersten Akkorde der neuen Melodie. Die anderen Bandmitglieder stimmten im Rhythmus mit ein und laut erklang aus den Bässen und Boxen ein angenehmer, wenn auch lauter Mix aus Rock und Country. Ben wippte mit seinem Kopf mit, konzentrierte sich aber vollends auf die einzelnen Griffe, mit denen er der Gitarre vollkommen neue Töne entlockte. Der Schlagzeuger entlockte mit sachten Schlägen den einzelnen Trommeln untermalende Töne. Ein letzter Schwung mit der Hand über die Gitarrensaiten und der Song klang aus. „Okay, das war nicht schlecht...gar nicht schlecht.“, lobte Ben seine Jungs. „Hast du schon den Text dazu oder wird das nur ein Instrumental Song?“, wollte Enzo wissen, der in der Band das Keyboard spielte. „Ich habe noch keine Inspiration für den Text gehabt.“, entgegnete Ben nur und stellte seine Gitarre in die Ecke. „Aber...ich lade euch ein. Kommt, lasst uns essen gehen und dann noch ein bisschen um die Häuser ziehen.“, schlug er vor. Die vier anderen Jungs waren hellauf begeistert. „Cool, hier um die Ecke hat letzte Woche ein Japaner neueröffnet. Der soll sehr gute Gerichte haben.“, schlug Ben vor. So gingen die Bandmitglieder dann zu dem nahe gelegenen Restaurant. Doch staunten sie nicht schlecht, als sie vor verschlossener Tür standen. „Hey Ben, ich dachte, du gönnst uns mal was. Und jetzt?“, murrte Rico und auch die anderen teilten ihr Enttäuschen durch ein kurzes Knurren mit. „Tja, tut mir Leid...Familienfeier...woher soll ich das denn wissen?“, entgegnete Ben nur und führte seine Band dann in ein anderes Lokal. Danach ging es weiter in die Stammkneipe des jungen Hauptkommissars, wo sie dann letztendlich versackten.


    Chiyo Tanaka sah den fünf Männern mit kurzem Blick nach. Dann widmete sie sich wieder den Wünschen der Gäste. Alle knieten vor kleinen Holztischen, hielten in der einen Hand eine Schüssel und zogen mit den Stäbchen in der anderen Hand die Glasnudeln mit Karē in ihren Mund und aßen genüsslich von allen Speisen. Kazuya, der Inhaber des Ladens und Vater von Chiyo, stand mit einem Tablett neben einem am Stirnende des Tisches knienden Japaners, dessen Haar schon graumeliert und fielen nach hinten weg. „Was ist? Her mit dem Fugu!!“, forderte Takeo Omnasanchi, einer der mächtigsten unter den in Deutschland lebenden Japanern und von allen ebenso gefürchtet. Neben ihn saßen drei seiner vier Söhne und ihnen gegenüber deren Frauen. Kazuya verbeugte sich und reichte jedem die gleiche Schüssel mit dem Fugu Sashimi. Seine Abneigung gegen diese Familie verbarg er hinter seinem Lächeln, dennoch sah er dem letzten Sohn von Omnasanchi, Saburo, tief in die Augen. Alle ließen sich den Fugu munden und alsbald war das Fest vorbei. Die Familie stieg in ihre Autos und fuhr davon. Die Fahrt ging über die Autobahn. Saburo wurde auf einmal schlecht, seine Hände umklammerten das Lenkrad und sein Fuß ließ sich nicht mehr vom Gaspedal herunter bewegen. Der Wagen wurde zu einem unkontrollierbaren Geschoss, streifte andere Verkehrsteilnehmer, rammte einige und scherte dann nach rechts in eine nächtliche Baustelle aus. Der Wagen schoss über einen Sandhaufen und prallte gegen den Pfeiler einer in Bau befindlichen Brücke. Metall knirschte und Blech kreischte, als der Wagen wie ein Würfel auf den Boden fiel.


    Dieter und Hotte fuhren zur der Unfallstelle. „Das sieht ja ganz schön übel aus…“, stieß Dieter aus als er den Wagen sah. „Schrottwert...man könnte glatt meinen, das Semir und Ben wären hier gewesen.“, kam von Hotte. Doch diese Bemerkung ließ von Dieter nur ein kalter Blick folgen. „Hey..ist doch wahr…der Wagen da vorn scheint doch wohl wie eine Presswurst auszusehen, oder?“, wollte Hotte wissen. „Ja, ja...lass uns nachsehen, was los ist…“, meinte Dieter nur und ging zu dem ehemaligen Wagen. „Hallo….wissen wir schon wie es passiert ist?“, fragte er den dort anwesenden Kollegen. „Nun, der Zeuge dort sagte eben, dass der Wagen mit extrem hohem Tempo in die Baustelle raste, dann abhob und in die Brücke geknallt ist und danach aufschlug….das, was ihr seht, ist das, was übrig bleibt. Der Mann der dort drin war..ist mit Sicherheit tot. Allerdings wird nicht viel von ihm übrig geblieben sein. Aber das ist dann die Arbeit des Gerichtsmediziners…“, kam als Erklärung. Dieter nickte. „Wo ist denn die Ehrengarde? Ich meine, das wäre doch was wo sie sonst nicht fehlen?“, wollte der Kollege wissen. „Semir und Ben haben heute frei….aber die werden gleich von mir angerufen..ist schließlich ein Toter oder gar mehr…also müssen die hier her kommen…“, meinte Dieter nur und griff auch schon zum Handy. Der Kollege lachte leise. „Ich bin froh, dass ich nur Kommissar in Uniform bin...“, murmelte er und verschwand wieder. Dieter sah ihm nach. Auch Hotte kam nun heran. „Die Zeugen sagen alle das gleiche…der Fahrer hat die Gewalt über das Fahrzeug verloren und ist dann mit hohem Tempo in die Baustelle.“, erklärte er weiter. Dieter nickte nur. „Ich werde dann man die Urlauber hier her beordern…“

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah mit Andrea fern. Endlich hatten sie mal wieder einen Abend für sich. Die Kinder schliefen bereits tief und fest und so langsam endete der Abend auch für die stolzen Eltern. „Es ist schön, dass du mal Zeit für uns hast. Die Kinder haben es regelrecht genossen, dass du hier warst…“, meinte Andrea. Semir streichelte ihr Gesicht. „Mir gefiel es auch….“, gab er zu, als sein Handy klingelte. Andrea sah ihn strafend an. „Du hast es nicht ausgestellt?“, fragte sie enttäuscht. „Nein….leider nicht…ich hab es vergessen….ich geh nicht ran.“, kam von Semir. Andrea lachte leise. „Sei kein Kindskopf…und melde dich….der heutige Tag war sehr schön.“, meinte sie nur. Semir nickte. „Also gut…aber wenn das ein Einsatz ist, dann hast du Schuld wenn ich weg muss.“, beschwerte er sich und meldete sich mit dem Namen. „Semir…Dieter hier…wir haben einen Unfall mit Todesfolge. Vermutlich Selbstmord…“, erklärte der Kollege. „Dieter….ruf Ben an..ich hab frei…“, knurrte Semir. „Ben auch…du kannst ihn bei „Lola“ abholen. Ich hab ihn gefragt, wer das ist, aber er meinte du weißt es auch so….“, erklärte Dieter. „Ja danke…ich weiß wo er ist….“, meinte Semir nur und ließ sich noch den Ort durchgeben, wo er hin musste. Dann legte er auf und sah Andrea an. „Tut mir Leid…ich muss wieder einmal die Welt retten.“, grinste er und stand mit einem leisen Stöhnen auf. „Tu nicht so…!“, lachte Andrea. „Was machst du jetzt?“, wollte Semir wissen. „Nun… ich warte bis du weg bist und rufe dann meinen Liebhaber an, damit ich auch etwas Spaß im Bett habe. Du musst ja immer weg…“, reizte sie ihn. Semir wusste dass Andrea das nie tun würde, aber er ging darauf ein und zog sie an sich. „Ich warne dich…..wenn ich heute Nacht eine fremde Hose im Bett finde, dann laufe ich Amok…“, grinste er und küsste sie zärtlich. Schnell war er in seine Schuhe geschlüpft und rauschte mit dem BMW davon.


    Ben hatte seine Bandkollegen schon verabschiedet und wartete vor der Bar auf Semir, der nach einigen Minuten auch um die Ecke gebogen kam. „Was ist los? Wir haben doch eigentlich frei.“, knurrte der junge Hauptkommissar. „Tja, scheint als meinte es das Schicksal mit uns mal wieder schlecht.“, entgegnete Semir nur und startete durch, nachdem Ben sich auf den Beifahrersitz hatte fallen lassen. „Was ist eigentlich passiert, dass uns unseren Feierabend so vermasselt?“, wollte er dann wissen und sah Semir nur an. „Anscheinend hat sich jemand gegen eine Brücke geworfen und das durch eine Baustelle gleich noch.“, erklärte der Deutschtürke und fuhr mit dem BMW auf die Unfallstelle zu. Die Blaulichter erhellten die dunkle und stürmische Nacht. Dieter stand schon mit wedelnden Armen an der Stelle, wo ein Kran bereits das Wrack vom Boden hob und auf seine Ladefläche lud. „N’abend Dieter...was gibt es denn?“, wollte Ben muffelnd wissen. „Tja, der Kerl hier hat die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, ist durch die Baustelle und dann gegen den Brückenpfeiler gerast.“, erklärte der Kollege. Semir nickte und ging zu der Leiche, oder was davon noch übrig war. „Hallo Doktor...“, begrüßte der Deutschtürke den Arzt und dieser sah von seiner „Arbeit“ auf. „Hallo Semir...schöne Leiche, was?“, begrüßte er den Hauptkommissar. „Allerdings...wissen wir schon, wer es ist?“, wollte Semir vom Pathologen wissen. Dieser hielt ihm dann nur einen Ausweis hin, der in einer Plastikfolie eingeschweißt war. „Ah danke...ich nehme an, der Tod trat durch den Unfall ein.“ „Das würde ich sagen, aber...seine Muskeln sind vollkommen verkrampft. Ich werde ihn aufschneiden und dann eingehend untersuchen.“, meinte er, erhob sich und packte dann seine Sachen ein. „Spätestens übermorgen habt ihr das Ergebnis.“, vertröstete der Pathologe den Kommissar. „Okay...ist bis jetzt nur ein Unfall. Das kann warten.“, meinte Semir und ging zurück zu Ben.


    „Und? Wie heißt unser Opfer?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen, als Semir sich mit dem Ausweis näherte. „Saburo Omnasanchi...klingt japanisch. Susanne soll mal alles über ihn herausfinden.“, schlug Semir vor. Ben nickte. „Tja, hier können wir nicht mehr viel tun, oder?“, fragte er seinen Freund und Kollegen. Ohne Einwände musste Semir dem zustimmen. Jetzt war nur noch die Spurensicherung und die Autobahnmeisterei gefragt, die alles wieder herrichtete, damit der Verkehr wieder fließen konnte. „Soll ich dich zu Hause absetzen oder willst du zurück in die Lola?“, fragte der Deutschtürke mit einem breiten Grinsen. „Nee, bring mich nach Hause. Ich will nicht mehr.“, kam es müde von Ben. „Alles klar. Dann steig mal ein.“, meinte Semir nur und schon wenige Minuten später hatte er seinen Freund vor dessen Haustür abgesetzt. Müde trottete der junge Hauptkommissar die Treppen hinauf, schloss die Tür auf und warf seine Schuhe von sich. Auf den ungleichen Socken schlidderte Ben über sein Parkettboden und ließ sich eine reinigende Dusche über den nackten, geschafften Körper laufen. Die nassen Haare trocknete er schnell und ließ sich dann, eingehüllt in seinen Pyjama, ins Bett fallen. Binnen weniger Minuten war er weggetreten und schlief tief und fest. Semir erging es nicht anders. Als der BMW geparkt war, schloss er leise die Tür auf, zog sich die Schuhe aus und ging langsam nach oben. Schnell schlüpfte er in seinen Schlafanzug und kroch vorsichtig zu Andrea ins Bett. Jedenfalls wollte er dies tun. „Hey Felix, das ist meine Seite...mach dich weg.“, zischte Semir leise und wollte den Kater vom Bett nehmen. Doch dieser mauzte laut und hieb einmal mit seiner kleinen Tatze nach Semirs Hand. Zum Glück traf er nicht. „So, du willst nicht, was? Na warte...“, kam es nur vom Deutschtürken. Er suchte im Flur eines von Felix Spielzeugen und ging dann wieder ins Schlafzimmer zurück. „Hier...guck mal, deine Gummimaus.“, versuchte Semir erneut, den Stubentiger aus der Reserve zu locken. Doch so einfach machte das Tierchen es seinem Herrchen nicht. Faul und desinteressiert lag er auf Semirs Kopfkissen und sah den Deutschtürken nur an. „Nun komm schon...ach weißt du was? Dann mach doch was du willst.“, stieß Semir aus, legte sich in sein Bett und schob den Kater mit einem kräftigen Schubser zur Seite. „Miau...“, kam es nur wütend vom Tiger. „Na warte...“, dachte das Tier nur. Jetzt sollte Semir eine unruhige Nacht bekommen.

  • „AUA!!!“, schrie Semir auf. Andrea riss er damit ebenfalls aus dem Schlaf. „Was hast du denn?“, fragte sie verschlafen. „Felix! Er hat mir in den Zeh gebissen...dieser verdammte Kater…“, knurrte Semir und suchte nach dem Tiger. „Aber das macht Felix doch nie...er liegt immer neben uns auf dem Kissen…“, beruhigte Andrea ihren Mann. „Ja, du hast es ja auch nicht mitbekommen.“, meinte Semir und deckte sich wieder zu. Allerdings dauerte es keine fünf Minuten bis er ein kleines Gewicht auf den Beinen fühlte. „Felix..bitte….ich will schlafen.“, maulte Semir weiter. Doch das schien dem Tier nicht zu stören. Ein leises Schnurren war zu hören und kurz darauf schlug das Tier völlig entspannt seine Krallen in die Decke. Da dies eine sehr dünne Decke war, bekamen auch Semirs Waden die spitzen Dinger zu spüren. „Jetzt reicht es aber!“, fauchte Semir, griff dem Tiger in den Nacken und setzte es auf den Boden. „So und nun ist Ruhe…“, knurrte Semir. „Miau….“, kam es vom Boden. Semir sah den Kater mit einem Auge an. Er musste grinsen, denn das Tier legte den Kopf schief und sah ihn so niedlich an, das sogar Semirs Herz dahin schmolz. „Also gut….na komm…aber du schläfst auf dieser Seite…und keine Bisse mehr…“, warnte er das Tier und hob es hoch. Felix legte sich auf das Kissen neben Semirs Kopf und schnurrte sanft, als Semir es kraulte. „Du bist mir vielleicht ein komischer Kater. Hast deinen eigenen Kopf was…?“, sprach er mit dem Tier. „Könnt ihr nicht mal ruhig sein…“, kam von Andrea. „Psst…die Mama will schlafen..und ich auch…also gute Nacht Felix…“, grinste Semir das Tier an. Nur wenig später war Ruhe im Hause Gerkhan.


    Auch Ben kroch müde in sein Bett und wollte eigentlich nur schlafen. Doch an Schlaf war nicht wirklich zu denken, denn kaum hatte er die Augen geschlossen hörte er sein Handy klingeln. Nein…dachte er. Ich geh nicht ran…ich bin müde und ich will bis um acht nichts mehr hören. Und Ben konnte sehr gut ignorieren. Das Handy klingelte noch sechsmal, dann war es aus. Ben schlief ein und wurde erst vier Stunden später durch den Wecker ins Leben gerufen. Immer noch müde stieg er in die Dusche und ließ sich von dem lauwarmen Wasser berieseln. Es machte ihn allerdings nicht wirklich wach und so schlurfte er in die Küche, ließ die Kaffeemaschine ihren Dienst tun und genoss den starken Kaffee. Danach war er wach und fuhr zur PAST. Semir war sicher schon da und hoffentlich auch der Bericht von dem Toten. Tatsächlich kam er heute mal vor Semir ins Büro und wurde von allen erschrocken angesehen. „Bist du aus dem Bett gefallen?“, begrüßte Susanne ihn. „Wieso findet ihr es eigentlich immer so überraschend, dass ich früher hier bin?“, stellte er die Gegenfrage. Susanne lächelte. „Weil es so selten vorkommt. Und wenn dann meist nach einer durchgemachten Nacht. Vielleicht in der Lola?“, wollte Susanne wissen. Ben sah zu Dieter und Hotte. „Die Lola ist eine Cocktailbar und ich war dort mit meinen Freunden. Mehr nicht. Wir haben geübt und dann wollten wir eigentlich essen gehen. Zu dem Japaner, der in der Nähe aufgemacht hat, aber weil der zu hat…da…wieso rechtfertige ich mich eigentlich vor dir?“, stellte Ben sich eher selbst die Frage. Susanne zog die Schultern hoch. „Weiß ich nicht…“, lachte sie. „Ist der Bericht von dem Toten schon da?“, wollte Ben wissen und ging ins Tageswerk über. „Noch nicht….“, gab Susanne bekannt.


    Takeo Omnasanchi war ebenfalls auf den Beinen. Er hatte die ganze Nacht auf seinen jüngsten Sohn gewartet. Doch dieser kam nicht nach Hause. Er hatte versucht ihn auf Handy anzurufen, doch auch hier…war nichts zu machen. Angeblich war die Nummer nicht erreichbar. Sein älterer Sohn Yuudai kam ins Speisezimmer. „Ist Saburo noch nicht da?“, fragte er. „Nein…er geht auch nichts ans Telefon. Yuri…ich glaube ich habe einen Fehler gemacht, als ich ihm sagte, dass er nun heiraten muss. Vielleicht ist Tamiko nicht die richtige Frau. Ich hätte ihn seine eigene Wahl treffen lassen sollen. Er wollte doch Kei nehmen, aber die war mir nicht gut genug. Tamiko kommt aus einem sehr guten Haus und ist wohlerzogen. Kei ist wild und unberechenbar. Such ihn! Nimm dir deine Brüder mit und such ihn an den Orten wohin er sich immer verzieht, wenn er nachdenken muss.“, befahl Takeo seinem Sohn. „Hei!!“, stieß dieser in der Landessprache aus und verschwand. Nur wenig später waren seine Söhne unterwegs. Cho, seine einzige Tochter kam ebenfalls dazu. Sie trug den für Japanerinnen übliche Kimono und kniete sich vor ihren Vater hin. Demütig senkte sie ihren Kopf. „Vater….hier sind zwei Polizisten, die zu dir wollen…“, kam eine leise melodische Stimme. Takeo sah sie an. „Steh auf mein Kind und bring mir die ehrenwerten Beamten herein.“, befahl er sanft. Cho nickte und stand auf. Sie ging zur Pagodentür und zog sie auf. Mit einem Nicken und einer Bewegung ihres Armes bat sie, dass die beiden Polizisten ins Zimmer traten.

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  • Hotte und Dieter folgten der jungen Dame. Sie hatten ihre Schuhe ausziehen müssen, als sie ins Haus traten. Ihre Mützen hielten sie vor ihren Bäuchen und sahen sich mit ihren immer größer werdenden Augen alles an. „Eine wunderbare Kultur, findest du nicht?“, meinte Hotte und sah sich die Wandpapierbilder an. „Allerdings, aber auch gefährlich. Weißt du nicht, was man über Omnasanchi sagt?“, entgegnete Dieter nur. „Ja, weiß ich...aber sieh dir doch nur die feinen Sachen an.“, flüsterte Hotte und wurde dann still, als sie vor einem Podest standen, auf dem ein Mann in einem blau-schwarz Anzug mit einem übergeworfenen Kimono saß und sie mit ruhigen Blick ansah. „Meine Herren, was kann ich für die Polizei tun?“, wollte der Japaner wissen und stand auf, kam vom Podest herunter. Er verneigte sich kurz und tief. Zögerlich taten es ihm Hotte und Dieter gleich. „Mein Name ist Dieter Bonrath von der Autobahnpolizei. Herr Omnasanchi, wir müssen ihnen leider eine traurige Mitteilung machen.“, gab der längliche von beiden Beamten bekannt und sah den Mann an. „Es ist was mit meinem Sohn passiert, hab ich recht?“, wollte er wissen und sah die beiden Streifenpolizisten mit wässrigen Augen an. „Saburo ist die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass ihm was passiert ist.“, erklärte Takeo und blickte zu Boden. „Ihr Sohn hatte einen Autounfall und ist verstorben.“, meinte Hotte mit anteilnehmender Stimme. Der Mann sah wieder zu Boden und dann zu den beiden Polizisten. „Bitte...wie ist er gestorben?“, wollte er wissen. „Das wissen wir nicht...unsere Kommissare ermitteln noch.“, entgegnete Dieter und hielt seine Mütze dicht an seinen Körper gepresst. „Wer hat den Fall zur Bearbeitung?“, fragte Takeo Omnasanchi und sah dann auf. Schlagartig waren alle Tränen aus seinen Augen gewichen. „Die Kriminalhauptkommissare Semir Gerkhan und Ben Jäger, unsere Kollegen.“, entgegnete Hotte. Takeo nickte. „Würden sie mich jetzt bitte alleine lassen. Ich möchte nach den Sitten unseres Landes trauern.“, forderte der Japaner und wies seine Tochter an, die beiden wieder aus dem Haus zu geleiten. Die beiden Polizisten verneigten sich kurz und gingen dann aus dem Anwesen hinaus.


    Semir kam mit einem verschlafenen Gesicht ins Büro und brachte nur ein knurrendes „Morgen“ hervor, als er an Susanne vorbeiging. „Morgen Semir, Ben ist schon hier.“, entgegnete sie und grinste kurz. „Morgen Kollege, auch schon da?“, fragte Ben frech und gähnte dann wie ein Löwe. „Ja, dasselbe könnte ich dich fragen.“, lachte Semir nur und schmiss seine Jacke über den Stuhl. „Schon irgendwelche Neuigkeiten von unserem Toten?“, wollte er dann wissen. „Nein, noch nicht...aber Susanne checkt gerade die Personalakte unseres Japaners und Hotte und Dieter überbringen die Nachricht an die Familie.“, erklärte Ben und Semir nickte nur zustimmend. „Dann bleibt ja noch Zeit für ein ausgiebiges Frühstück.“, meinte er und nahm seine Jacke. „Kommst du mit?“ Das ließ sich Ben nicht zweimal sagen. Doch ehe sie das Büro verlassen konnten, stellte sich Susanne den beiden Kommissaren in den Weg. „Moment, ich hab hier was für euch, das dürfte euch sehr interessieren.“, meinte sie. „Okay, dann schieß mal los...wir wollen uns nämlich ein deftiges Frühstück reinziehen.“, meinte Ben und grinste die Sekretärin an. „Das Fast Food muss warten.“, entgegnete sie und reichte Semir dann das Dossier. Ein kurzer Blick über die ersten drei Seiten reichte ihm vollkommen. „Wow, ganz schönes Kerbholz, was der Junge da auf der Latte hatte. Jetzt weiß ich auch, woher mir der Name Omnasanchi so bekannt vorkam.“, stieß er aus und sah Ben an. „Ja, sagst du es mir auch oder muss ich erst in deinen Gedanken lesen?“, kam es fordernd von Semirs Kollegen. „Takeo Omnasanchi steht im Verdacht einer der führenden Chefs der Yakuza zu sein und hier in Deutschland einige Geschäfte, die nicht ganz astrein sind, um es vorsichtig auszudrücken, abhält.“, erklärte Semir. „Und dieser Saburo Omnasanchi ist in die Geschäfte verwickelt? Was sind das eigentlich für Geschäfte?“, wollte Ben wissen und sah Susanne nur an.


    „Nun von Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Hehlerei, Zuhälterei...such dir was aus.“, meinte Susanne nur. „Okay...also die ganze Palette die es gibt. Tja...und Yakuza hört sich nicht gerade harmlos an...“, murmelte Ben. Semir erinnerte sich, schon einmal mit der Yakuza zu gehabt zu haben. Damals als André noch da war. „Nun...wie man es sieht. Bei der Yakuza ist Selbstmord und Verstümmelung des eigenen Körpers ein Zeichen von Ehre und Unterwerfung. Versagst du....dann musst du dir einen Finger abschneiden. Scheiterst du mehrmals ist nur Harakiri oder wie das heißt der Weg deine Ehre wieder her zu stellen. Ich habe einmal so etwas erlebt und kann froh sein, es überlebt zu haben...“, erklärte Semir leise. Ben sah ihn an. „Okay...wie wollen wir vorgehen?“, fragte er nach. „Nun...ich denke wir werden jetzt die Obduktion mal ankurbeln. Der Doc hatte genügend Zeit heraus zu finden, ob der Tote beim Unfall starb oder ob er schon tot war. Die Strecke war gerade, also warum sollte ein Autofahrer dort von der Straße abkommen.“, dachte Semir laut nach. „Nun ja...wenn er Selbstmord machen wollte schon...“, gab Ben zu bedenken. „Weißt du...bei normalen Bürgern würde ich sagen...gut ist plausibel. Aber bei einem Kerl wie Saburo Omnasanchi halte ich es für ausgeschlossen. Da könnte es auch gut möglich sein, dass ein Konkurrent oder aber ein Familienmitglied sich rächen wollte. Oder ein Opfer...oder....oder...oder...“, erklärte Semir weiter. Ben nickte. „Gut...dann fahren wir zur Gerichtsmedizin und fragen nach. Aber ich denke nicht, dass dort was anders herauskommt, außer Alkoholgenuss in Übermenge und damit dann ein ganz normaler Unfall...“, grinste er. Sie fuhren los.

  • „Wegener?!?“, rief Semir, als sie in der großen Halle standen. Der Mann im grauen Kittel sah ihn an. „Ach....Semir Gerkhan....du lebst auch noch...“, lachte der bereits in die Jahre gekommene Gerichtsmediziner. „Nun ja....bisher hast du mich noch nicht auf dem Tisch gehabt, also muss ich noch leben.“, lachte Semir. „Ihr kommt wegen dem Japaner nicht wahr?“, wollte Wegener wissen. „Ja...hast du da schon ein Ergebnis?“, kam von Semir die Nachfrage. „Ja....also er war vor dem Unfall schon tot oder aber bewusstlos. Ich konnte im Verdauungstrakt ein Nervengift feststellen. Dieses Gift ist von einem Fugu...einem Kugelfisch....Schon die kleinste Menge ist tödlich. Sicher weißt du, was ein Kugelfisch ist....dieses Tier darf nur von sehr wenigen Menschen zubereitet werden und die müssen sogar eine Prüfung darüber ablegen. Hier wurde allerdings geschlampt. Entweder man wusste nicht, wie das Tier zubereitet wurde, oder aber es wurde absichtlich falsch gemacht. Das Fatale an dem Fisch ist, dass du es erst merkst wenn du ihn gegessen hast. Starke Bauchschmerzen, Bewusstseinstrübung und Halluzinationen sind die Vorstufen, bis es dann zum Organversagen kommt. Dieser Saburo muss also kurz vor dem Unfall in einem japanischen Restaurant gesessen und dort den Fisch gegessen haben. Wo das war....nun ja....das herauszufinden ist eure Sache. Ansonsten kann ich nur sagen, dass der Tod kurz vor dem Unfall eingetreten ist. Genauer geht es leider nicht mehr. Ein kleiner Tipp....geht mal die Japanischen Restaurants durch. Da werdet ihr sicher fündig werden. und wenn ihr es noch genauer haben wollt, lasst euch von der hübschen Sekretärin in eurem Büro doch die heraussuchen, die Fugu machen dürfen.“, lächelte Dr. Wegener. Semir nickte. „Danke....ohne dich wäre ich jetzt auch total aufgeschmissen.“, gab er grinsend zurück.


    Takeo saß schweigend im Sessel als seine anderen Söhne nach Hause kamen. Cho weinte und sofort war Yuri bei ihr. Sie erzählte ihm dass die Polizei da gewesen ist und von dem Tod Saburo erzählt hatten. Yuri nahm sie in den Arm und tröstete seine kleine Schwester. „Warum nur?“, weinte das Mädchen immer wieder und konnte ihre Tränen nicht im Zaum halten. „Vater, wir müssen etwas unternehmen.“, meinte Isamu, der Erstgeborene der Familie, als er seine Schwester und das unbewegliche Gesicht seines Vaters sah. „Und was, mein Sohn, schlägst du vor?“, wollte Takeo wissen und drehte nur den Kopf leicht. „Saburo war ein schwarzes Schaf, aber er war mein Bruder und euer Sohn. Es ist unsere Pflicht, zu erfahren, was mit ihm passiert ist.“, erklärte Isamu eindringlich. Takeo erhob sich und verneigte sich kurz, bevor er von seinem Podest herunterstieg. Er stellte sich vor seinen Sohn hin. „Deine Augen sind voll Wut und Trauer. Ich sehe das. Was willst du machen? Willst du die Polizei zwingen, uns zu sagen, was sie wissen?“, fragte Takeo seinen Sohn. „Wenn es sein muss, ja.“, entgegnete dieser. „Du hast noch viel zu lernen.“, entgegnete der alte Mann und wandte sich wieder ab. „Wir sind in diesem Land an ihre Regeln und Gesetze gebunden. Und danach richten wir uns. Die Polizei hegt keinen Groll gegen uns und wir keinen Groll gegen sie. So soll es bleiben.“, entgegnete Takeo Omnasanchi eindringlich und stieg die Stufen wieder hinauf. „Um einen Spatz zu fangen, fälle nicht den ganzen Baum. Wir werden wissen, was mit Saburo passiert ist. Dann entscheiden wir, was zu tun ist. Gutes wird mit Gutem vergolten, Böses mit Bösem. Nichts wird vergessen, die Zeit der Vergeltung wird kommen.“, meinte Takeo, setzte sich wieder in seinen Schneidersitz und senkte trauernd den Kopf.


    Semir und Ben machten sich auf den Rückweg ins Büro. „Also Fugu...dann wollte ihn jemand ausknipsen und hat es geschafft. Fragt sich nur, ob es ein Konkurrent war oder jemand, der Opfer von Saburo wurde.“, spekulierte Ben. Semir nickte. „Auf alle Fälle sollten wir mehr über die Aktivitäten von Saburo herausfinden. Was er getan hat, wem er gedroht hat und so weiter. Vor allem aber müssen wir wissen, wo er diesen Fugu gegessen hat. So viele Restaurants in Köln kann es ja nicht geben, die mit Kugelfisch arbeiten dürfen.“, meinte Semir. „Ich rufe Susanne an. Sie soll das sofort überprüfen. Bei der Gelegenheit können wir ja dann zum Mittag essen.“, grinste Ben nur. „Du schaffst es aber immer, Arbeit mit Vergnügen zu verbinden, oder?“, lachte Semir nur. „Klar, warum nicht?“ Schon tippte Ben auf seinem Handy herum. „Hallo Susanne...Ben hier...überprüf doch bitte mal, welche japanischen Restaurants in Köln und Umgebung Kugelfisch zubereiten und servieren dürfen.“ „Kein Problem Jungs, das finde ich raus.“, meinte die Sekretärin und versprach, in fünf Minuten zurückzurufen. „Dann bin ich doch mal gespannt.“, meinte Semir nur und fuhr auf einen Parkplatz raus, damit sie Susannes Rückruf erstens besser verfolgen konnten und zweitens hätten sie dann die Ausfahrt in die Kölner Innenstadt verpasst, wären sie die nächsten fünf Minuten einfach weitergefahren. Nach nur drei Minuten klingelte schon das Telefon. „Jungs, ihr werdet es nicht glauben, aber Kugelfisch ist in Deutschland verboten.“, erklärte Susanne. Ben und Semir sahen sich erstaunt an. „Sag das noch mal...aber wie...wie kann er dann von dem Zeug gegessen haben, wenn es hier nicht vertrieben werden darf?“, wollte Semir wissen. Ben war genauso neugierig auf die Antwort gespannt, wie sein älterer Kollege. „Es gibt einige Ausnahmefälle. Das Gesundheitsministerium hat nur fünf Restaurants in ganz Deutschland eine Genehmigung zum Vertrieb und Verkauf von Kugelfisch gewährt, davon sind zwei in Köln und eins in Wuppertal.“, erklärte sie und legte dann auf, nachdem sie den beiden Kommissaren die Adressen genannt hat. „Wow, drei mal essen gehen. Das schaffen wir doch nicht, oder?“ „Na klar...immer positiv denken und sich nicht verbiegen lassen.“, meinte Ben, klopfte seinem Partner auf die Schulter und stieg ein. Binnen weniger Minuten waren sie in der Kölner Innenstadt und vor der ersten Adresse.

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  • „Nagashis...“, murmelte Semir als er den ersten Namen las. „Hört sich irgendwie wie ne Krankheit an…“, grinste er anschließend. „Komm….wollen wir Fugu essen?“, fragte Ben nach. „Nee….ich denke, wir belassen es hier beim befragen…“, gab Semir zurück, als sie das Restaurant betraten. Es war dreckig und überall hingen Spinnweben an der Decke. „Von saubermachen halten die wohl nicht viel…“, meinte Ben nur. „Hallo?“ rief Semir durch den Raum. „Wir haben geschlossen..!“, fauchte eine männliche Stimme. „Wir sind von der Polizei und hätten ein paar Fragen…“, erklärte Semir unbeirrt weiter. Eine ältere Frau kam zu ihnen. „Was kann ich für die Polizei tun?“, wollte sie nun freundlicher wissen. „Wie lange haben Sie schon geschlossen?“, fing Ben an. „Nun…morgen sind es genau drei Wochen. Wir wollen umbauen und renovieren….“, lächelte die Frau ihn an. „Sie haben gestern nicht Fugu für einen gewissen Saburo Omnasanchi gemacht?“, wollte Semir wissen. „Für Saburo? Nein…der würde bei mir gar nichts bekommen. Diese Drecksbrut…. Takeo ist ein Ehrenmann, aber seine Söhne sind verdorben und dreckig…“, fluchte die Frau. „Sie hatten Probleme mit Saburo?“, harkte Semir sofort nach. „Probleme? Und wie, die sind schuld daran, dass wir renovieren müssen. Ich wollte nicht zahlen und er und seine Brüder haben mein Restaurant zerlegt. Meine Gäste verjagt und meine Angestellten verprügelt. Nun stehe ich vor den Trümmern meiner Existenz…“, klagte die Frau. „Frau…?“, wollte Ben wissen. „Ich bin Ying Tschetzu….“ Stellte sie sich vor. „Frau Tschetzu…warum haben Sie sich nicht an die Polizei gewandt?“, wollte Ben wissen. „Die Polizei? HA!!!“, lachte sie. „Die sind doch alle bei der Familie auf der Gehaltsliste. Die Polizei ist gekauft!!“, fluchte sie. „Nun wir nicht…aber lassen wir das. Wo kann man denn Fugu bekommen?“, harkte Semir nach. „Es gibt eigentlich nur einen, wo man ihn essen sollte. Das ist bei Kazuya Tanaka… er hat seinen Laden in Ehrenfeld…“, erklärte die Frau. Ben nickte. „Ja sicher….das ist doch direkt bei mir um die Ecke…da wollten meine Freunde und ich gestern noch hin aber der war wegen privater Feier zu…“, erinnerte er sich.


    Takeo betete wie es der Buddhismus es von ihm verlangte. Er richtete einen Altar für seinen Sohn Saburo her. Ein Bild seines Sohnes wurde mit einem schwarzen Band gekennzeichnet und zwischen den kleinen Kerzen aufgestellt. Dann stellte er eine Schale Reis hinzu und ein Glas Tee. Takeo nahm Räucherstäbchen, zündete sie an und legte sie in seine gefalteten Hände. Dann verbeugte er sich dreimal mit den Räucherstäbchen in der Hand und sprach etwas auf Japanisch. Im Buddhismus hieß es, dass die Geister der Ahnen den Verstorbenen in Empfang nehmen und auf ihn aufpassen sollten. Takeo steckte die Räucherstäbchen, die einen angenehmen Jasminduft verbreiteten in einen keinen Topf der ebenfalls auf dem Altar stand. Darin war ungekochter Reis welches die Stäbchen bis zu ihrem vollständigen Verbrennen hielten. Takeo verbeugte sich ein letztes Mal vor dem Altar und verließ den kleinen Raum. Doch er ging nicht weit. Laut seinem Glauben durfte er als Vater des Toten nun für zwei Tage nichts mehr essen und nur Wasser trinken. Er durfte nicht mit seinen noch lebenden Kindern sprechen und musste nur an Saburo denken. Mit ihm durfte er ein Zwiegespräch führen bis der Geist ihm erlaubte sich wieder den Lebenden zu widmen. Dies dauerte manchmal vier oder fünf Tage. Andere Geister ließen es schon nach zweien zu. Es kam auf die Person an, was der Verstorbene zu Lebzeiten war. Waren sie stark und unnachgiebig waren sie auch nach dem Tode so und verboten den Kontakt für mindestens eine Woche. Cho sah ihrem Vater zu. Sie trauerte auf ihre Weise, denn Frauen war es verboten, Gefühle zu zeigen und Cho war sehr streng erzogen worden. Langsam wandte sie sich ab und ging in ihr Zimmer. Hier, wo ihr Vater sie nicht sah, konnte sie die Tränen laufen lassen. Auch sie hatte einen kleinen Altar aufgebaut, wo ihr Bruder Saburo mit einem Bild verkörpert wurde. „Warum….?“, fragte sie leise.


    Semir und Ben fuhren am Restaurant vor. „Hier wolltest du also essen gehen?“, kam es fragend von Semir. Ben nickte nur. „Das wäre doch was für dich und Andrea zum Hochzeitstag. Der ist doch bald wieder, oder?“, feixte Ben nur und sah seinen Partner an. Es arbeitete richtig in Semirs Kopf. „Ich...ich glaube schon. Ja, doch...aber hier essen.“, kam es naserümpfend von Semir. „Nun guck es dir doch wenigstens mal an. Außerdem können wir gleich die Karte ausprobieren.“, schlug Ben vor, öffnete die Tür und betrat das fein geschmückte Restaurant. Sofort stieg ihnen der Duft verschiedener Speisen in die Nase. Ben reckte den Kopf mehr nach der wunderhübschen Bedienung, die gerade an ihm vorbei gegangen war. „Man, hier will ich unbedingt essen.“, stieß er nur aus und sah ihr nach. Semir knuffte ihn mit dem Ellbogen in die Seite. „Du, wir sind dienstlich hier, vergiss das nicht.“, meinte der Deutschtürke nur. „Du musst aber einem auch jeden Spaß nehmen, oder?“ „Nur im Dienst.“, grinste Semir und ging auf einen freien Platz zu. Es war ein kleiner Tisch mit zwei Kissen davor. „Und wie soll man sich da hinsetzen?“, fragte Semir und besah sich das Ganze. Ben grinste ihn nur an. „Mensch, da sitzt man im Schneidersitz vor oder hockt sich hin.“, erklärte er. Der Deutschtürke nickte nur. „Endlich sind mal deine kurzen Beine für was gut.“, stichelte der junge Hauptkommissar, als sie sich beide im Schneidersitz auf die Kissen niedergelassen hatten. Doch bevor Semir etwas erwidern konnte, kam auch schon ein junger Mann an ihren Tisch und reichte ihnen zwei Speisekarten. „Was möchten die Herren trinken? Die Sake ist sehr zu empfehlen, wohl temperiert und frisch aufgesetzt.“, meinte der Kellner und hielt sich den kleinen Notizblock vor die Brust. „Danke, aber wir sind noch im Dienst und nur zum Mittag hier.“, lehnte Semir dankend ab. „Dann vielleicht etwas alkoholfreies? Wie wäre es mit einem Fruchtsaft aus Litschi?“, beriet der Kellner die beiden Kommissare. „Sehr gern.“, meinte Ben und studierte aufmerksam die Karte. Der Ober verneigte sich kurz und ging dann.

  • „Hm, nette Auswahl an Speisen haben die hier.“, murmelte Semir. „Das würde Andrea sicherlich gefallen.“ Ben musste grinsen. „Weißt du denn, wann ihr Hochzeitstag habt?“, wollte er mit einem schelmischen Gesicht wissen. „Ja, äh...warte mal, das war der neunzehnte oder doch der elfte...auf jeden Fall war es diesen Monat.“, bestimmte Semir nur und blickte dann weiter in die Karte, wollte jeden Blickkontakt mit Ben vermeiden. „Ja, diesen Monat, aber welcher Tag?“, kam die alles entscheidende Frage. „Du weißt es doch, also sag es mir.“, knurrte Semir auf einmal und sah seinen Partner mit funkelnden Augen an. „Mensch, es ist der fünfzehnte und das ist in genau fünf Tagen.“, entgegnete Ben und tippte unterstreichend auf die Datumsanzeige seiner Uhr. „Okay, es ist der fünfzehnte Mai...Was?“, stieß Semir erschrocken aus und fuhr hoch, hätte dabei fast den Tisch umgerissen. Ben zog ihn schnell wieder runter. „Beruhige dich. Du hast noch Zeit. Wenn du jetzt den Tisch bestellst und ein schönes Geschenk kaufst, dann bist du doch aus dem Schneider.“, meinte er nur beruhigend. Semir nickte. „Okay, das werde ich gleich machen und ich denke, wir sollten uns dann den Geschäftsführer vornehmen.“, schlug der Deutschtürke vor. Ben war einverstanden und als ihre Getränke kamen, baten sie mit Kazuya Tanaka sprechen zu dürfen. „Passt ihnen etwas nicht?“, wollte der junge Mann erschrocken wissen. „Nein, nein, es sind nur einige Fragen, die wir ihm stellen wollen.“, erklärte Ben und zeigte diskret seinen Ausweis vor. „Ich verstehe. Ich werde meinen Vater sofort holen.“, entgegnete der Japaner, nahm noch die Bestellungen der beiden auf und verschwand dann flinken Fußes.


    Andrea saß zu Hause und hatte gerade Laila ihr Fläschchen gegeben. Aida spielte mit Felix und der Kater schien es regelrecht zu genießen. Lachend zog der kleine, blonde Engel die Spielzeugmaus über den Boden und vergnügte sich daran, wie Felix versuchte, mit seinen Pfoten nach ihr zu schnappen und zu schlagen. Andrea legte das kleine Geschöpf in den Wiegekorb und lächelte, als Laila in ihrem kleinen Strampler so friedlich vor sich hinträumte. „Meine Kleine...du brauchst wohl bald einen neuen Strampler...der hier wird dir ja schon zu klein.“, lächelte Andrea und nahm sich fest vor, Semir mit den Einkauf der Babykleidung zu betrauen. „Meine Kleine…“, murmelte sie leise. Sie wandte sich zu Aida. „So…meine Große…du musst jetzt baden und dann auch etwas schlafen…“, sagte sie sanft. „Nein…Aida will mit Felix spielen…noch ein bisschen….bitte Mama…bitte…..“, flehte die Kleine. Andrea sah auf die Uhr. Es war fünf Uhr am Nachmittag. „Also gut…du darfst noch eine halbe Stunde, aber dann geht es in die Wanne…okay?“, wollte Andrea wissen. „Ja…das ist gut…“, bestätigte Aida und spielte weiter mit dem Kater, der bereits auf die Maus wartete. „Felix…hol…“, befahl Aida und lachte laut auf, als der Kater sich über die Maus warf, eine Rolle machte und auf dem Rücken landete.


    „Wie kann ich der Polizei helfen?“, wollte Kazuya Tanaka wissen, als sein Sohn die Beiden ins Büro brachte. „Es geht um die Kunst der Fuguzubereitung…“, erklärte Ben. Kazuya lächelte leicht. „Sie wissen aber doch, das Fugu in Deutschland verboten ist. Zu groß ist die Gefahr, daran zu sterben…“, sinnierte er. „Das stimmt…aber ist es nicht so, dass Sie es aufgrund einer Ausbildung dennoch dürfen?“, kam die nächste Frage von Semir. „Nun…das ist nicht ganz richtig. Ich habe einen Koch…meinen ältesten Sohn Yoshi. Er hat die hohe Schule besucht und gelernt, den Fisch zuzubereiten. Aber er wird sehr selten verlangt. Das letzte Mal war das wohl vor ….warten Sie….ja…vor vier Jahren oder so.“, nickte Kazuya. „Nicht etwa vorgestern?“, wollte Ben wissen. „Nein…nicht das ich wüsste.“, kam von Kazuya, doch das Lächeln war verschwunden. „Dürfen wir mit Yoshi sprechen?“, bat Semir. „Das tut mir Leid. Aber Yoshi ist derzeit nicht in Deutschland. Von daher kann es auch nicht bei uns Fugu gegeben haben…“, erklärte Kazuya sicher. „Okay….und außer Yoshi darf den Fugu niemand kochen?“, kam von Ben nachdenklich. „Nein….das wäre viel zu gefährlich….Wissen Sie…der Fugu ist ein sehr gefährlicher Fisch. Wenn er lebt, dann tötet er seine Beute mit seinem Gift. Und wenn man ihn verspeisen will, kann man auch sterben an seinem Gift.“, erklärte Kazuya. „Das wissen wir…an einem Fugu ist ein junger Mann verstorben. Ein gewisser Saburo Omnasanchi. Ich denke mal, Sie kennen den jungen Mann…“, vermutete Semir. „Der Sohn von Takeo…das ist sicher sehr schwer für den Vater. Aber was haben wir damit zu tun? Wir haben keinen Fugu verkauft oder serviert….“, lächelte Kazuya. Semir sah Ben an und zuckte die Schultern. „Also gut….wenn Sie etwas erfahren, wo man den Fugu noch essen konnte, rufen Sie mich bitte an…“, erklärte Semir und reichte dem Mann seine Karte. Auf der Straße blieb Semir zunächst stehen. „Was hältst du davon?“, wollte er von Ben wissen. „Keine Ahnung…ich meine warum sollte er lügen?“, stellte Ben die Gegenfrage. Semir zuckte mit den Schultern. „Stimmt…na wir machen Feierabend.“, grinste Semir.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Der nächste Morgen fing für Takeo mit einer Lektüre der Morgenzeitung an. Er überflog die ersten Zeilen bis seine Augen an einem Artikel hängen blieben, der klein in einer Ecke gedruckt war. „Wie uns heute erst bekannt wurde, starb bereits vor zwei Tagen ein junger Japaner an den Folgen einer Fuguvergiftzung. Die näheren Umstände sind nicht bekannt, da die Polizei eine Nachrichtensperre über den Fall verhängt hat, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Der Fugu ist ein asiatischer Fisch, der nur von ausgebildeten Köchen zubereitet werden darf. Wer es als Unwissender macht, gerät in Gefahr die Galle des Tieres zu verletzen womit das tödlich wirkende Gift ins Fleisch freigesetzt wird und innerhalb weniger Augenblicke zum Tod des Essers führt. Allerdings ist es unwahrscheinlich in einem japanischen Restaurant daran zu sterben, weil der Fugu in Deutschland verboten ist.“, las er vor. Takeo ließ die Zeitung sinken. „YURI!!!“, rief er laut durch sein Haus. Sein Sohn kam herein. „Vater? Was ist passiert?“, wollte der junge Mann wissen. „Saburo…er wurde vergiftet…“, stieß Takeo aus und wies auf die Zeitung. Yuri nahm sie und las. „Das kann nur im Restaurant von Kazuya passiert sein…der Fugu…..Saburo hat ihn gegessen.“, stieß Yuri aus. „Ich habe ihn auch gegessen und er war vorzüglich. Und ich lebe noch…!“, widersprach Takeo. Er wollte nicht glauben, dass Kazuya dahinter steckte. „Vater…..Kazuya hegt Hass gegen uns…das weißt du und ich weiß es auch! Er wird es dir nie verzeihen, dass du ihm seine Frau genommen hast!!! Niemals…er hat Rache geschworen.“, stieß Yuri aus. Takeo sah ihn an. „Im Zeitraum des Schmerzes sagst du manchmal Sachen, die du nicht so meinst…ich denke nicht, dass er damit zu tun hat…aber das wirst du für mich herausfinden. Ich gebe dir freie Hand…“, kam leise von Takeo. „Hai.“, bestätigte sein Sohn nur und verschwand dann aus dem Raum. Takeo konnte es dennoch nicht glauben. Seine Blicke schweiften zu den Bildern auf seinem Tisch. Schon wieder hatte er einen Sohn verloren. Saburo und dann seinen zweitgeborenen Sohn, der sich unehrenhaft mit einer Hure eingelassen hatte, sie geheiratet hatte. Daraufhin hat Takeo ihn aus der Familie verbannt, für immer. Er wusste nicht mal, ob er noch lebte. Zwanzig Jahre war das jetzt her.


    Semir und Ben waren gerade auf dem Weg zum Autobahnzubringer, als Semirs Handy klingelte. „Oh...Andrea.“, kam es von Semir. Ben grinste nur und sah vom Steuer kurz zu seinem Partner rüber. „Na, wirst du ihr gleich den Vorschlag machen oder kriegst du kalte Füße?“, stichelte der junge Hauptkommissar. Semir zog nur die Augenbraue hoch und drückte den grünen Knopf. „Hallo Andrea, mein Schatz, was kann ich für dich tun?“, wollte er mit verliebter Stimme wissen. „Semir, du müsstest dringend für mich, oder besser für Laila, einkaufen gehen.“, meinte die Frau am anderen Ende der Leitung. „Okay, und was soll ich einkaufen?“, kam von Semir die Frage. „Einen neuen Strampler und noch einige Windeln. Ach ja, und noch...“, und dann fielen Andrea noch einige Sachen ein, die ihr Mann für Laila kaufen konnte. Semir setzte ein zerknirschtes Gesicht auf und seufzte kurz. „Okay...ich mach mich gleich auf den Weg.“, gab Semir bekannt und legte auf. „Was sollst du machen?“, fragte Ben. „Wir müssen einkaufen gehen.“, bestimmte Semir und sah seinen Partner an. „Äh Moment...was heißt wir?“, kam es von Ben. „Ja, du bist doch Patenonkel und da heißt es auch, Verpflichtungen zu übernehmen.“, entgegnete Semir nur. Ben atmete kurz durch. Dann drehte er kurz seinen Kopf. „Warum eigentlich nicht....und wo wollen wir einkaufen?“, fragte er nur. „Das große Zentrum bei mir um die Ecke...das hat alles, was ein Baby braucht.“, bestimmte Semir und schon lenkte Ben den Wagen in die Richtung.


    Semir und Ben gingen durch die Gänge und sahen sich nach den entsprechenden Dingen um. „Okay, Strampler hab ich, einen neuen Nuckel und ein neues Spielzeug. Brauchen wir noch was?“, wollte er wissen und sah seinen Partner an. „Ich denke, ich sehe mich noch etwas hier um.“, kam es plötzlich von Ben. Semir ruckte mit dem Kopf herum. „Wieso denn das?“, wollte er wissen. Ben grinste nur und dachte dann an die Schwangerschaft von Julia. Die beiden Zwillinge waren jetzt im sechsten oder siebten Monat. Also musste Ben langsam für die Babyausstattung sorgen. „Meine Schwester kriegt auch bald ihre Babys. Schon vergessen?“, grinste er nur und jetzt schimmerte es auch Semir. „Okay, dann suchen wir mal alles zusammen.“, lächelte Semir nur, klopfte ihm auf die Schulter und schon durchstreiften sie wieder die Gänge. Die Hilfe eines zweiten Wagens war mehr als nötig, denn Ben geriet richtig in Kaufrausch. „Guck mal, der ist doch klasse.“, grinste er und hielt einen feuerroten Strampler mit einem Ferrari auf der Brust. Semir lachte laut los. „Ben, die Kinder sind noch nicht mal geboren und du spielst schon verrückt.“ „Hey, das sind dann meine beiden Babys. Das lass ich mir schon was kosten.“, entgegnete er. „In erster Linie sind es die Kinder von Julia und Peter. Aber jetzt komm, wir sollten nach Hause fahren. Andrea wartet sicher schon mit dem Abendessen auf uns.“, lächelte er. „Au ja.“, stieß Ben aus und schob den Wagen zur Kasse. Die Kassiererin machte große Augen, als der junge Hauptkommissar die Sachen aufs Band legte. Das Piepsen des Scanners war schnell und am Ende bekam er die volle Rechnung präsentiert. „So...das sind dann 438,39 Euro.“, gab die Kassiererin bekannt. Semir fiel fast nach hinten um, doch Ben bezahlte ohne mit der Wimper zu zucken. „Wollen wir dann?“, fragte er lässig.

  • Chiyo ging über den Parkplatz des Kaufhauses und sah sich nach den umherfahrenden Autos und Lkws um. „Da ist sie.“, meinte Yuri und Isamu nickte nur. „Ich weiß, dass nur Kazuya den Fisch zubereitet haben kann.“, stieß der ältere der beiden Brüder aus. „Aber, wir anderen haben doch auch vom Fugu gegessen und wir sind noch am Leben.“, meinte Yuri nur. „Ja, ich weiß. Deshalb will ich von der Kleinen alles wissen. Sie muss in der Küche gewesen sein.“, knurrte er nur und zog sich die Maske über den Kopf. Yuri sah ihn nur an, tat es ihm aber gleich. „Okay...dann wollen wir mal...klettere nach hinten und schnapp sie dir, wenn sie vorbeikommt.“, knurrte er. Isamu nickte und sah durch die Scheibe raus. In diesem Augenblick schritt Chiyo an dem Wagen vorbei. Isamu drückte die Türen auf und gleichzeitig fuhr Yuri an. Mit einem Klammergriff packte Isamu Chiyo, die vor Schreck erstarrte und sich nicht wehrte. Doch im Wagen fing die junge Frau an um sich zu treten und zu schreien. Isamu sah sie an und schlug zu. Chiyo schrie auf und wimmerte anschließend vor sich hin. Yuri gab Gas und schnell verließen sie den Parkplatz.


    Semir und Ben hatten mittlerweile alles in den Wagen geladen, als sie auf den mit durchdrehenden Reifen anfahrenden Transporter aufmerksam wurden. „Ben…..hast du auch gesehen, was ich gesehen habe?“, fragte Semir. Ben nickte. „Die haben eben eine junge Frau in den Wagen gezerrt!! Los wir hängen uns dran….!“, stieß Ben aus und ließ sich am Steuer des BMW nieder, da Semir sich gerade auf der Beifahrerseite befand. „HEY!! Das ist mein Wagen!!“, schrie Semir. „Egal…steig ein oder lauf hinterher!!“, lachte Ben und spielte mit dem Gas. Sofort sprang Semir auf den Beifahrersitz und Ben raste los. Es dauerte nicht lang, bis sie den Wagen eingeholt hatten. „ Ich stell mich quer!!“, meinte Ben. „Nein!! Der Wagen ist stärker als der BMW und wir sind voll beladen!!“, kam entsetzt von Semir. Ben lachte erneut und setzte zum Überholen an. Die Insassen des Transporters machten keine Anstalten heran zu fahren. „Darf ich rammen?“, wollte Ben wissen. „Ich geh rüber!!“, stimmte Semir dagegen und löste den Gurt. „Pass bloß auf Semir…“, ermahnte Ben ihn, als er durch das Dach nach oben stieg. Einen Satz im richtigen Moment brachte Semir auf das Dach des Wagens. Sich an dem Träger klammernd, öffnete er die hintere Tür und sah die junge Frau auf dem Wagenboden liegen. Sie war nicht gefesselt und sah ihn voller Angst an. Semir ließ sich in den Wagen gleiten und zog seine Waffe. „Okay..Jungs…ihr hattet euren Spaß! Polizei!! Rechts ran und anhalten!“, befahl er und stieß dem Fahrer die Waffe ins Genick. Noch hatten beide ihre Masken auf. Sie sahen sich an und der Beifahrer nickte.


    Yuri stieg auf die Bremse. So heftig und unerwartet für den Polizisten der sich nur am Sitz festhielt. Durch die Fliehkraft wurde der Mann gegen die Sitze gepresst und da Yuri direkt wieder anfuhr schleuderte der Polizist nach hinten. Er schlug auf und verlor dabei seine Waffe die ihren Weg durch die immer noch offene Tür fand. „Was machen wir jetzt?“, wollte Isamu wissen. „Kümmere dich um ihn!“, befahl Yuri und konzentrierte sich, darauf den Kollegen abzuschütteln. Er drängte ihn an die Leitplanke, die die Richtungen auf der Autobahn trennten. Der BMW blieb zurück. Währenddessen entbrannte ein Kampf auf der Ladefläche. Isamu wurde gegen die Sitze geschleudert, während der Polizist sich Chiyo schnappte, und durch die offene Tür auf den BMW, der nun auf der Beifahrerseite angefahren kam, sprang. „VERDAMMT!!“, stieß Yuri aus. Doch auf einen weiteren Kampf mit der Polizei wollte er sich nicht einlassen. „Wir hauen ab!!“, erklärte er Isamu und gab Gas. Ohne Rücksicht auf den Verkehr raste er über die Autobahn. Der BMW bleib zurück. „So war das nicht geplant!!“, stieß Isamu aus. „Nur keine Sorge...wir werden schon einen Weg finden…“, knurrte Yuri und fuhr nach Hause. „Vater wird nichts davon erfahren. Du und ich waren lediglich spazieren, klar?“ warnte Yuri seinen Bruder. „Ja sicher…kein Problem. Ich hab keinen Bock mir einen Finger oder sonst was abzuschneiden.“, nickte Isamu.


    Ben hielt den Wagen an und stieg aus. „Bist du okay, Semir?“, fragte er sofort seinen Kollegen. „Ja…sicher…sind Sie es auch?“, wandte sich Semir an die junge Frau. „Danke….ja…danke…“, stieß sie aus. „Wer sind Sie und was wollten die Kerle von Ihnen?“, wollte Ben wissen. „Ich bin Chiyo….Kazuyas Tochter….von dem Restaurant….ich…ich weiß nicht, wer es war und was sie von mir wollten….“, erklärte die Frau und fing an zu weinen. Ben sah Semir an und dieser zog die Schultern hoch. „Sie sind jetzt in Sicherheit. Sollen wir Sie nach Hause fahren?“, wollte Semir wissen und legte ihr die Hand auf die Schulter. Chiyo nickte nur. „Können Sie die Männer beschreiben? Oder haben sie etwas gesagt?“, harkte Ben nach. „Nein…sie haben nichts gesagt….sie haben mich geschlagen aber nichts gesagt…“, weinte Chiyo. „Sollen wir sie zu einem Arzt bringen?“, fragte Ben fürsorglich und wollte der Frau die Hand auf die Schulter legen, doch sie wich sofort zurück und sah ihn mit ängstlichen Augen an. „Nein, nein, keinen Arzt....bitte, bringen sie mich nur nach Hause.“, bat sie und ließ ihre Augen sinken. Die beiden Hauptkommissare sahen sich nur an. Semir wollte etwas sagen, nickte dann aber nur mit dem Kopf. Keine halbe Stunde später stand der BMW vor dem Restaurant. Chiyo stieg aus und drehte sich nochmals zu den beiden Polizisten um. „Sollte ihnen irgendwas einfallen oder wenn sie nur jemanden zum Reden brauchen, hier ist meine Karte. Sie können mich jederzeit anrufen.“, versicherte Ben der jungen Asiatin. Diese nickte, nahm die Karte und ging in das Restaurant hinein. Ben schwang sich auf den Beifahrersitz, Semir hatte sich schnell hinters Steuer geklemmt, und sah seinen Partner an. „Was hältst du von der ganzen Geschichte?“, fragte Ben. Semir zog die Augenbrauen hoch. „Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht. Wer sollte die Tochter eines Restaurantbesitzers entführen wollen. Es sei denn...“ „Es geht um Schutzgeld.“, beendete Ben den Satz. „Möglich. Auf alle Fälle sollten wir morgen mit Kazuya reden. Er weiß mehr, als er zugeben möchte.“, bestimmte der Deutschtürke und startete den Wagen. „Ich setz dich zu Hause ab und dann werde ich mir einen gemütlichen Abend mit meiner Frau machen.“ „Soweit kommt es doch gar nicht, wenn Felix da ist.“, grinste Ben nur.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Wenige Minuten später stand Ben in seiner Wohnung und verstaute den ganzen Babykram, den er gekauft hatte. „Oh man...ich hoffe, Julia bekommt wirklich Zwillinge.“, stöhnte er nur und horchte auf, als sein Telefon klingelte. Schnell war er auf seinen Socken über den Parkettboden geschliddert, griff sich im Vorbeiflug den Hörer und bremste an der Couch ab. „Jäger hier, hallo?“, meldete er sich und wäre fast noch weggerutscht, konnte sich aber rechtzeitig abfangen. „Hier auch Jäger... wie geht es meinem Bruderherz?“, hörte Ben die süße Stimme seiner kleinen Schwester am anderen Ende der Leitung. „Hey Schwesterchen...wie geht’s dir? Was machen die Babys?“, wollte Ben sofort wissen. „Danke, uns Dreien geht es prächtig. Nur Peter macht mir langsam Angst.“, entgegnete sie. Ben lachte. Andrea hatte ihm mal im Vertrauen erzählt, wie schlimm Semir war, als sie in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft lag. „Lach nicht.“, kam es nur von Julia. „Nichts lässt er mich alleine machen. Ben, er hat mir sogar ein Glöckchen hingestellt, damit ich nach ihm klingeln kann, dass ich auch ja nicht aufstehe.“, beklagte sich Julia. Ben schmunzelte. „Aber ist das nicht das Idealste für eine Frau? Wenn ihr Mann sie nach allen Regeln der Kunst verwöhnt?“, stellte Ben die Gegenfrage. „Das ist ein anderes Thema.“, lachte sie nur und bat Ben, er möge sie besuchen. „Okay Schwesterherz, ich bin gleich bei euch.“, meinte er und legte auf. Binnen weniger Minuten war er bei Julia und Peter in deren Wohnung. „Hallo Ben, wie geht es dir?“, begrüßte Peter seinen Schwager. Ben klopfte ihm herzlich auf die Schultern und ging dann in die Wohnung rein, die sie von Konrad zur Hochzeit und zur Übergabe der Firma geschenkt bekommen hatten. Plötzlich klingelte eine Glocke und schon sprintete Peter ins Wohnzimmer. Ben musste lachen. Das kann ja noch ein heiterer Abend werden, dachte er.


    Takeo erwartete seine beiden Söhne, als diese mit dem halb kaputten Transporter zurückkamen. „Jetzt will ich wissen, was ihr angestellt habt.“, fauchte er und sah beide mit einem strengen, ernsten Blick an. „Vater, wir...wir haben...“, stammelte Yuri los und sah seinen älteren Bruder an. Isamu blickte zu seinem Vater, hielt den strengen Blicken stand. „Du hast gesagt, ich habe freie Hand. Willst du etwa nicht wissen, wer der Mörder unseres Bruders ist?“, fauchte er wütend. „Doch, das will ich. Aber ich will keinerlei Schwierigkeiten. Was habt ihr angestellt?“, zischte der alte Japaner und griff seinen jüngsten Sohn am Ohr, drehte es und zwang ihn so in die Knie. „Yuri, es ist besser, du erzählst mir, was passiert ist, und ich schneide dir nicht dein Ohr ab.“, knurrte der Vater und zog ihn über den Kies zum Hofbrunnen, hielt dessen Kopf über das Becken und zog einen kleinen Dolch unter seinem Kimono hervor. „Vater nicht.“, stieß Isamu aus und wollte einschreiten. „Du hältst dich da raus...um dich kümmere ich mich später.“, fauchte Takeo und widmete sich wieder Yuri, der ängstlich über dem Becken schwebte. „Ich habe nur versucht heraus zu finden, was passiert ist..wirklich nicht mehr…ich schwöre…bitte Vater…tu es nicht…“, flehte Yuri. Takeo nahm tatsächlich den Dolch weg. „Was hast du getan?“, harkte Takeo nach. „Ich…wir….wir wollten Chiyo befragen. Sie muss wissen, wie das Gift bei Saburo ins Essen kam. Sie hat uns die Sachen gebracht und wir haben ihr wirklich nichts getan…wir wollen nur fragen. Aber dann kam die Polizei dazwischen und….sie haben sie mitgenommen…“, erklärte Yuri ängstlich.


    Semir warf seinen Schlüssel auf die Kommode. „PAPA!!!“, rief Aida laut und sprang ihrem Vater in die Arme. „Hey…meine Prinzessin. Wo ist denn die Mama?“, wollte er wissen und gab dem kleinen Engel einen Kuss. „Mama ist im Bad….und Layla auch….“, kam von Aida. „Ah und du hast schon gebadet?“, harkte Semir nach. Aida nickte. „Riechst du das denn nicht, Papa?“, wollte Aida wissen. Semir schnupperte. „Hmmm…oh ja…jetzt riecht der Papa das auch….das riecht nach Erdbeere?“, meinte Semir nachdenklich. „Nein…“, sagte Aida und lachte. „Dann ist das….Schokolade…?“, fragte Semir. „Papa in Schokolade badet man nicht...die isst oder trinkt man. Frag Ben…der weiß das….“, lachte Aida. Sie liebte diese Spielchen mit ihrem Vater. „Dann hilf mir…was ist es?“, kam von Semir traurig. „Das ist…..Lavendel…..Mama hat gesagt, das ist sehr gut und macht müde…aber ich will gar nicht müde werden…“, erklärte Aida. „Aber wenn du schläfst, dann werden kleine Mädchen immer schöner und….“, versuchte Semir zu erklären. Allerdings hatte er nicht mit der Altklugheit seiner Tochter gerechnet. „Papa….Schlafen macht nicht schön…das ist zum ausruhen, damit man mehr Kraft bekommt um den nächsten Tag im Kindergarten zu verbringen…“, meinte die Fünfjährige. „Na wenn das so ist...“, lachte Semir nur, denn auf so eine Antwort wusste er nicht mehr zu reagieren. Zum Glück klingelte das Handy. Er setzte Aida auf den Boden und meldete sich. „Gerkhan…“ „Guten Abend Herr Gerkhan…hier ist Kazuya. Der Besitzer von dem Restaurant…Sie waren heute doch bei mir. Meine Tochter hat mir gesagt, was Sie getan haben und unsere Ehre fordert, dass wir den Retter entsprechend danken. Ich möchte Sie und Ihren Kollegen und natürlich Ihre Familien zum Essen einladen….ich würde mich freuen, wenn Sie sich entschließen könnten, zu kommen.“, hörte er den Japaner sprechen. Semir sah auf den Kalender. Übermorgen war der Hochzeitstag und so könnte er doch ….dachte er weiter. „Herr Gerkhan? Sind Sie noch dran?“, riss Kazuya ihn aus den Gedanken. „Ja sicher…Hören Sie, ich nehme Ihre Einladung sehr gern ein. Übermorgen wäre es sehr passend, denn da hab ich Hochzeitstag und…“, erklärte Semir sein Anliegen. „Oh….das ist eine Ehre, wenn wir Ihnen diesen Tag richten dürfen….“, kam freudig von der anderen Seite. „Aber….ich…“, versuchte Semir zu erklären. „Nur keine Sorge…sehen Sie es als Geschenk an…aus Dankbarkeit, dass Sie und Ihr Freund meine Tochter gerettet haben….Verlassen Sie sich auf uns….es wird ein wundervoller Tag werden.“, versprach der Japaner.

  • Takeo sah seinen Sohn an. „Yuri…ich will keinen Ärger mit der Polizei. Ich wollte ihn nie und bisher ist sie auch nicht auf mich gekommen. Das soll so bleiben. Bedenke deine Schritte in Zukunft, damit es so bleibt. Du darfst nicht auffallen…hörst du...ich will nicht noch einen Sohn verlieren…“, ermahnte Takeo ihn. Yuri nickte. Er hatte Angst vor seinem Vater und das wusste dieser sehr genau. „Ich werde nichts tun….was dir Ärger einbringt. Aber wie willst du erfahren, was hinter Saburos Tod steckt? Die Polizei wird sicher keine Auskunft geben…“, kam nachdenklich von Yuri. „Zerbrich dir nicht meinen Kopf. Ich habe mir da schon was ausgedacht….“, lächelte Takeo und sah die Karte von Semir Gerkhan auf dem Tisch liegen. Er hob sie auf und drehte sie in der Hand. „Du musst noch sehr viel lernen, mein Sohn. Wenn man nämlich bitte bitte sagt, dann bekommt man meist das, was man will. Wenn nicht, dann hilft etwas Druck immer weiter...“, erklärte Takeo. Isamu stand hinter seinem Vater. „Was hast du vor?“, wollte er wissen und zuckte kurz zusammen, als Takeo sich zu ihm umdrehte. „Ich werde die beiden Herren zu einem Essen einladen. In drei Tagen. Und ihr werdet sie hierher bringen. Aber, dass wir uns richtig verstehen. Ihr bittet sie, weder droht ihr ihnen, noch entführt ihr sie. Sollte ich irgendeine Beschwerde der Beiden hören, schneide ich euch persönlich den Finger ab.“, fauchte er und ging ins Haus zurück. Noch ahnte er nicht, dass diese Nacht alles verändern sollte.


    Andrea kam mit der kleinen Layla aus dem Bad zurück. „Da sind ja meine beiden Schätzchen.“, begrüßte Semir die Beiden. Aida schlief schon tief und fest auf dem Sofa. „Sie ist ziemlich k.o.“, stellte Semir nur fest. „Sie hat den halben Tag mit Felix gespielt.“, lächelte Andrea und zeigte auf das Katzenkörbchen in der Ecke, wo nur ein weiß-rotes Fell unter einer roten Decke zu sehen war, das sich immer wieder gleichmäßig hob und senkte. „Dann wird er mich heute Nacht wenigstens nicht stören.“, grinste Semir und nahm seiner Frau Layla ab. Das kleine Mädchen gluckste und griff mit den kleinen Fingern nach Semirs Nase. „Hey...“, grinste er nur und nahm ihre Hand vorsichtig zwischen zwei Finger. „Komm, ich bring sie ins Bett und dann verbringen wir noch den restlichen Abend miteinander.“, schlug Andrea vor und nahm Semir seine jüngste Tochter wieder ab. Dieser nickte, hob vorsichtig Aida auf und brachte sie ebenfalls in ihr Bettchen. Nach wenigen Minuten war es still und friedlich im Hause Gerkhan. Die beiden Eheleute setzten sich auf die Couch, genossen ein Glas Wein und die gemeinsamen Zärtlichkeiten. „Weißt du, ich habe etwas ganz tolles für unseren Hochzeitstag.“, fing Semir an. Andrea blickte ihren Mann erstaunt in die Augen. „Semir, du hast dran gedacht? Was machen wir denn?“, fragte sie. „Das wird eine Überraschung.“, entgegnete er und küsste sie leidenschaftlich.


    Ben ließ sich neben seiner Schwester auf das Sofa fallen und strich ihr vorsichtig über den Bauch. „Sie haben sich bewegt.“, stieß er freudestrahlend aus. Julia lachte auf. „Ben, das können sie noch gar nicht. Der Arzt sagt, erst einen knappen Monat vor der Entbindung werde ich merken, wie kräftig sie sind.“ „Ja, aber ich habe deutlich was gespürt.“, beharrte er. „Von mir aus.“, grinste Julia nur und sah dann auf die Klingel. „Kannst du nicht mal mit Peter reden? Er macht mich noch ganz irre.“, bat sie ihren Bruder. Ben lächelte sie an. „Okay, ich rede gleich mit ihm.“, meinte er und ging in die Küche, wo Peter stand und einige Tomaten mundgerecht zusammenschnippelte. „Hey Peter...“ „Oh Ben, würdest du mir helfen? Die Gurke müsste noch geschnitten werden.“, bat der Mann und arrangierte die Tomaten auf eine mit Frischkäse bestrichene Brotscheibe. „Hör mal, ich weiß, du meinst es gut mit Julia...aber...übertreibst du nicht etwas?“, fragte Ben und fing an, die Gurke in kleine Stücke zu schneiden. „Ben, sie ist schwanger...“ „Eben, aber nicht krank. Du solltest ihr einige Dinge selbst überlassen.“, meinte er und klopfte seinem Schwager auf die Schultern. „Hm, vielleicht hast du Recht.“, meinte er. „Aber ich meine, sie...sie...sie trägt da meine Kinder unter dem Herzen. Darf ich da nicht alles für sie tun?“, wollte er wissen. Ben grinste. „Du sollst auch alles für sie tun, nur übertreiben darfst du es nicht, okay?“ „Verstehe...danke Ben.“, meinte Peter und sah auf, als Julia in die Küche kam. „Ich decke dann mal den Tisch.“, meinte sie und nahm schon einige Gläser aus dem Schrank. Ehe Peter zu ihr gehen konnte, um ihr die Arbeit abzunehmen, versetzte Ben ihm einen kleinen, kurzen, aber schmerzvollen Tritt auf den Fuß. „Ist ja schon gut.“, knurrte Peter. „Ich hab's verstanden.“


    Die Nacht brach ein und alle im Hause Omnasanchi schliefen tief und fest. Isamu lag neben seiner Frau und hielt sie friedlich in seinen Armen. Beide schliefen so tief, dass sie gar nicht merkten, wie das Fenster geöffnet wurde und sich ein kleines Röhrchen in den Raum hineinschob und auf das Bett zielte. Ein kurzer Atemstoß und schon zischte das kleine Pfeilchen durch die Luft und traf sein Opfer im Fuß, der unter dem Bett hervorlugte. Isamu fuhr schreiend aus dem Schlaf hoch und tastete nach seinem Fuß. Eine kleine Ampulle steckte darin, leer. Er merkte wie er schwächer wurde, sich sein Herz verkrampfte und alle Organe zu bersten schienen. Binnen weniger Sekunden war alles vorbei und Isamu tot. Niemand bemerkte den Schatten, der schnell über das Gelände rannte in den Wagen stieg und davon brauste. Niemand bekam mit, wie der Mann sich die Maske vom Kopf zog und sich nur eine halbe Stunde später in sein eigenes Bett legte und einschlief. Sich bewusst was er getan hatte schlief er mit einem zufriedenen Lächeln ein.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Der nächste Morgen wurde von einem heiseren Schrei Yuris im Hause Omnasanchi unterbrochen. Sofort rannten auch Takeo und Atsushi, der mittlere Sohn von Takeo hinzu. „Isamu…er…er..ist tot…“, stieß Yuri aus. Takeo ging zum Bett seines ältesten Sohnes und fühlte den Puls. „Wie konnte es geschehen? In unserem Haus?“, fragte er leise. „Das werde ich herausfinden…das hier…hatte er im Fuß….Das ist Curare…“, stieß Yuri aus. Takeo sah ihn an. „Dann ist es Blutrache….ich will heute noch mit Semir Gerkhan und seinem Kollegen sprechen. Holt sie mir…aber freundlich….ruf ihn an…er soll zu mir kommen. Ob allein oder mit diesem jungen Mann…“, fauchte Takeo. „Hai!!“, stieß Yuri aus. Er verließ das Zimmer seines Bruders und ging ins Wohnzimmer, wo immer noch die Karte von dem Polizisten lag. Wenn es nach Yuri ging, würde er den Polizisten schon dazu bekommen, ihm zu sagen was sie wussten…aber noch hatte sein Vater das Sagen. Noch…doch schon bald würde Yuri die Familie übernehmen und als Ältester an der Stelle seines Vaters treten und dann so schwor er sich, würde ein anderer Wind wehen, soviel war klar. Er wählte die Nummer und wartete einen Augenblick. „Semir Gerkhan…“, hörte er die Stimme des Mannes. „Hier ist Yuri Omnasanchi. Mein Vater bitte Sie herzukommen…es ist sehr wichtig…“, gab er gepresst durch. „Um was geht es denn?“, wollte der Mann wissen. „Wenn Sie hier sind, erfahren Sie mehr und kommen Sie bitte allein…“, forderte er den Mann gegen den Willen seines Vaters auf. „Also gut….ich komme.“, gab Gerkhan durch.


    Semir legte nachdenklich auf. Andrea sah ihn an. „Gibt es Probleme?“, wollte sie wissen. „Ich weiß nicht….das war der Sohn von diesem Japanischen Bonzen der Yakuza… Er sagte ich soll zu ihn kommen…allein….“, murmelte Semir nachdenklich. „Und du gehst allein oder wie?“, harkte Andrea nach. „Ich weiß nicht…eigentlich kann dabei nichts passieren, ich meine…warum sollte auch. Vielleicht will der Typ mir was wegen der Entführung von der jungen Japanerin erzählen…“, mutmaßte Semir. „Schatz…tu mir ein Gefallen..nimm Ben mit…bitte…“, kam von Andrea. „Schatz….wenn ich Ben mitnehme und in ein Hinterhalt gerate, steckt Ben auch mit drin….und dann kann mich niemand retten.“, scherzte Semir. Andrea warf ein Handtuch auf ihn. „Du bist unmöglich….bitte nimm ihn mit…“, bat sie erneut. „Also gut, ich nehme Ben mit…“, lachte Semir. In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. „Ich mach auf!!“, rief Aida die ebenfalls schon auf den Beinen war. „Onkel Ben!!“, rief das Kind freudig aus. „Hallo meine Kleine…“, wurde sie von Ben begrüßt. Er trat mit Aida auf dem Arm in die Küche. „Guten Morgen zusammen…“, begrüßte er Andrea und Semir. „Hallo Partner… wir müssen gleich mal zu diesen Omnasanchi. Er hat mich gerade zu sich zitiert…“, erklärte Semir ohne Umschweife. „Ach, aber ich darf doch sicher erst was frühstücken oder? Hab vergessen einzukaufen und mein Kühlschrank ist leer…ich glaub, da hat sich jemand rangehalten und alles aufgegessen…“, klagte Ben und nahm sich ein Brötchen. Semir lachte. „Ja…und den Typen kenne ich sogar…“, gab er zu. Ben sagte nichts und grinste nur. Herzhaft biss er in die Brötchenhälfte und genoss den Kaffee. „Andrea… du bist die Beste...“, lobte er die Dame es Hauses.


    Takeo saß schweigend im Wohnzimmer. Seine Tochter war die einzige die zu ihm durfte. Die Trauer um den dritten Sohn, den er nur verlor war groß. „Es scheint als hat jemand vor meine ganze Familie zu vernichten, mein Kind. Ich werde dich zurück nach Japan schicken. Dort wirst du in die Obhut der Yakuza aufgenommen und beschützt. Ich kann es nicht…ich werde den Mörder meiner Söhne finden und das tun, was im Namen der Yakuza von mir gefordert wird.“, gab er bekannt. Cho sah ihn nicht an. Sie saß mit gesenktem Kopf vor ihrem Vater und hörte ihm einfach zu. In Japan verbot man die Frauen selbst zu denken. Sie waren dazu geboren die Befehle der Männer auszuführen. Und wenn ihr Vater ihr gebot nach Japan zu fliegen, dann musste sie es tun. „Hai Vater...ich werde dir gehorchen.“, meinte sie und verneigte sich tief. Vorsichtig zog sie sich zurück und ließ Takeo mit seinen Gedanken allein. Dieser saß auf seinem „Thron“ und sah stur geradeaus. Die Hände zitterten und er versuchte, sie ruhig zu halten. Doch sie wollten nicht gehorchen. Wieder hatte er einen Sohn verloren. Von seinen fünf Söhnen lebte nur noch Atsushi und Yuri und beide waren unberechenbar. Er würde gerne wissen, was aus Satoshi, seinem zweiten Sohn, wurde. War er noch am Leben? Hatte er Kinder? War er verheiratet? All diese Fragen kreisten in seinem Kopf. Zu gerne würde er ihn wiedersehen, doch das Gesetz der Yakusa und seine alten Samuraitraditionen verboten ihm jeglichen Kontakt. Ihm, und seinen Familienmitgliedern. „Vater?“, hörte er die Stimme von Atsushi. „Herr Gerkhan ist jetzt da...“

  • Semir und Ben hatten sich ausreichend gestärkt und fuhren dann gleich los. „Sag mal, weißt du, was dieser Japaner von dir will?“, fragte Ben, während er Semir zu dem Anwesen außerhalb Kölns fuhr. „Nein, aber ich nehme an, das werde ich bald wissen.“, entgegnete der Deutschtürke und zog seine Mundwinkel zu einem Lächeln hoch. „Semir, mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen. Das weißt du doch. Lass mich mitkommen.“, bat Ben eindringlich. „Nein, es ist besser, wenn wir es so machen, wie abgesprochen. Ich nehm das kleine Ding mit. Wenn ich Hilfe brauche, hörst du es.“, entgegnete Semir grinsend. „Na gut...“, meinte Ben nur und bremste den Wagen ab, als sie vor dem Anwesen ankamen. „Ich warte in Waldweg da drüben.“ Semir nickte nur und stieg aus. Hoffentlich würde niemand den kleinen Knopf an seiner Jacke bemerken, dachte er, während er an den Glockenseil zog, dass vor der großen, japanischen Gartenmauer hing. Zwei asiatisch gestaltete Löwenköpfe dienten als Vorpfosten. Nur wenige Augenblicke später bogen sich die Torflügel nach innen und gaben den Blick auf ein wunderschön gestalteten Garten frei. Ein junger Japaner im dunklen Anzug und mit einem nach hinten gebundenen Pferdeschwanz kam auf ihn zu. „Herr Gerkhan?“, fragte der Mann ohne sein Gesicht durch eine emotionale Mime zu verzerren. Semir nickte nur. „Kommen sie bitte...Mein Vater erwartet sie. Bitte, geben sie mir ihre Waffe.“, forderte der Mann und hielt die Hand auf. „Was wollen sie?“, fragte Semir entsetzt und sah auf die offene Hand. „Der Sensei wünscht keine Waffen in seiner Umgebung. Das gilt für jedermann, auch für sie.“, meinte der Japaner und hob noch einmal die Hand. Semir nickte nur. Ihm wurde bei dem Anblick dieses emotionslosen, kalten Kerls ganz eiskalt. Wer weiß, ob sie nicht beobachtet wurden. Es war besser, zu tun, was dieser Mann von ihm verlangte. „Sehr schön...folgen sie mir.“, forderte der Mann und steckte die Waffe in den Hosenbund.


    Ben hatte derweil im Waldweg geparkt und lauschte den Geräuschen, die aus dem Lautsprecher kamen. Schritte hallten durch eine große Halle und dann wurde eine scheinbare Tür aufgeschoben. Ben hatte mitgekriegt, wie Semir seine Waffe abgeben musste. „Oh man, Semir...mach jetzt nur nichts unüberlegtes.“, kommentierte Ben die ganze Aktion. Er hörte weiter zu. „Herr Gerkhan...wie schön, dass sie es einrichten konnten.“, hörte er die Stimme eines älteren Mannes. Das musste Takeo Omnasanchi sein, dachte Ben. Noch nie hatte er ihn gesehen. Er kannte ihn nur von Berichten und Besprechungen aus dem LKA. Ihm wurden so einige Verbrechen nachgesagt, doch immer nur im Zusammenhang einen seiner Söhne. Ben lauschte dann wieder dem Geschehen am Lautsprecher. „Bitte, setzen sie sich.“ Semir schien nichts zu sagen. Mittlerweile kannte Ben seinen Partner und dessen Vorgehensweise. Erstmal würde er schweigen und seinen Gegner in Sicherheit wiegen. „Möchten sie etwas essen? Es ist gerade Zeit dafür.“ „Danke, ich habe erst gefrühstückt.“, entgegnete Semir. „Wissen sie, Herr Gerkhan, in unserem Land ist es Sitte die Einladung zu einem Essen anzunehmen, auch, wenn man nichts mehr vertragen kann.“ Semir schien nichts zu sagen. „Nun stell ich noch mal die Frage...würden sie mir die Freude machen, mit mir zu essen?“


    Semir sah sein Gegenüber an. Was würde passieren wenn er erneut ablehnte? „Also gut…eine Kleinigkeit bitte...“, gab Semir bekannt. „Vielen Dank…..Warum ist denn Ihr Kollegen nicht mit rein gekommen?“, wollte Takeo plötzlich wissen. „Mein…Kollege?“, fragte Semir irritiert. „Nun…ich bin ein sehr vorsichtiger Mann. Mein Gelände und die Zugänge werden alle videoüberwacht. Es regnet draußen doch ziemlich stark…bitten Sie ihren Kollegen doch zu uns. Wir wollen doch nicht, dass er nass wird…“, lächelte Takeo. Semir kam sich vor, als würde er hier zur Schau gestellt. Machte sich Takeo über ihn lustig? „Herr Omnasanchi… was wollten Sie mit mir besprechen?“, wollte Semir wissen und versuchte seiner Stimme eine Festigkeit zu geben, die die Überraschungen nicht heraushören ließ. Takeo lachte leise. „Sie wissen doch eine Menge über mich…also wissen Sie auch, dass ich der Yakuza angehöre. In dieser … sagen wir... „Vereinigung“ bin ich so etwas wie ein Führer und somit habe ich auch Feinde. Leider sind sie hinterhältig und zeigen ihre Gesichter nicht. Doch seit dem Tod von meinem Sohn Saburo weiß ich, dass sie meine Familie ausrotten wollen. Ich habe mittlerweile zwei Söhne verloren. Meine Jüngsten…Saburo durch einen Unfall, der keiner war, wie sie ja wissen und Isamu….der…. heute Nacht vergiftet wurde.“, stieß Takeo aus. Semir sah ihn an. „Ein weiterer Sohn ist tot?“, harkte er nach. „Ja…hier in meinem eigenen Haus durch Curare vergiftet. Sie kennen sicher dieses Nervengift aus dem Mondsamengewächse gewonnen wird, oder?“, wollte Takeo wissen. „Ich habe davon gehört, ja….aber ich wusste nicht, dass es hier irgendwie zu kaufen ist.“, gab Semir zu. „Mein Sohn ist gerade mal 42 geworden...Saburo 21. Ich habe nur noch meine Tochter und meine anderen Söhne. Meine Tochter lasse ich zur Sicherheit nach Hause bringen…nach Japan, wo sie im Schutz der Yakuza leben wird. Ich muss hier bleiben und den Mörder meiner Söhne suchen…“, erklärte Takeo. „Sie wissen aber, dass Selbstjustiz verboten ist…“, wies Semir den Mann hin. „Das weiß ich…aber erst werde ich Herrn Jäger zu uns bringen lassen.“, meinte Takeo und rief seinen Sohn ins Zimmer. „bitte bringe uns doch Herrn Jäger ins Haus…ich möchte nicht, dass der junge Mann krank wird…“ lächelte Takeo. „Ja Vater...“, kam von dem jungen Mann gehorsam. Semir sah ihm nach.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Das läuft ja wieder ganz toll. Wieso war uns nicht klar, dass hier Kameras aufgestellt sind?“ stieß Ben aus und setzte sich auf einen der Poller die auf dem Weg standen. Der Regen wurde immer stärker und nässte ihn vollkommen durch. Dennoch wartete er bis der angekündigte Mann zu ihm kam. „Herr Jäger…darf ich bitten…?“, lächelte der Mann ihn an und reichte ihm die Hand. Ben nickte, zog seine Waffe und gab sie ihm. „Vielen Dank…mein Vater erwartet sie…Bitte folgen Sie mir…“ Der Mann drehte sich um und ging zum Haus zurück. Ben folgte ihm. „Sie sollten sich erst einmal umziehen. Sie sind ja nass bis auf die Knochen. Ich lasse Ihnen einen leichten Anzug heraus suchen.“, gab der Mann, den der Yakuzamann Yuri nannte, von sich. Nur zehn Minuten später saß Ben in einem Baumwollanzug, der an einen asiatischen Feldarbeiteranzug erinnerte bei Semir und Takeo am Tisch. „Herr Jäger…ich hoffe Sie werden nicht krank. Ich habe meine Bedenken schon Herrn Gerkhan mitgeteilt…aber das haben Sie ja gehört… nicht wahr?“, lächelte Takeo. Semir und Ben sahen sich an. „Sie können die Mikrofone weglegen. Ihnen wird nichts passieren. Aber ich verstehe, dass auch Sie vorsichtig sein müssen.“, lächelte Takeo. „Kommen Sie endlich zur Sache!“, fauchte Semir, dem die Freundlichkeit des Mannes auf die Nerven ging. „Oh….nicht gereizt…trinken Sie einen Jasmintee…. Er beruhigt die Nerven. Wie ich eben schon sagte, ist es erforderlich, so schreibt es mein Glauben und meine Gesinnung vor….den Mörder meiner Kinder zu stellen. Da ich weiß…und Sie mich auch darauf hingewiesen haben….dass Selbstjustiz verboten ist…fordere ich Sie auf…den Mörder für mich zu suchen und ihn mir zu übergeben… Sie haben genau 72 Stunden Zeit.“, gab Takeo vor.


    Semir verlor fast das Essen aus dem Mund, als er die Forderung dieses Mannes hörte. „Was sollen wir?“, hustete er. „72 Stunden?“ Takeo sah den Deutschtürken an und wie Ben ihm half, die Atemwege wieder frei zu kriegen. „Sie haben genau 72 Stunden, um zu beweisen, dass Kazuya Tanaka nichts mit dem Tod meiner Söhne zu tun hat. Ansonsten gehe ich davon aus, dass er was damit zu tun hat“, erklärte Takeo Omnasanchi mit düsterer Stimme. „Was für einen Grund sollte Kazuya Tanaka haben, ihre Söhne zu ermorden?“, wollte Semir wissen. Yuri sah den Kommissar mit wachsamen und zugleich bösen Blicken an, durchbohrte ihn richtig. „Das geht sie nichts an.“, fauchte der junge Japaner und machte einen Schritt auf den am Boden sitzenden Kommissar zu. Automatisch griff Semir an sein Halfter, doch es war ja leer. Triumphierend grinste Yuri, doch wurde durch die harschen Worte seines Vaters gezügelt. Mit dem Kopf nach unten ging er wieder auf seinen Platz. „Herr Gerkhan, das ist ihre Aufgabe, es herauszufinden. Ich weiß, was Tanaka gegen mich hat. Doch reicht es ihm für Blutrache, das will ich wissen.“, forderte Takeo. „Was, wenn wir diese Zeit überschreiten?“, fragte Ben herausfordernd und sah die beiden ihm gegenüberstehenden Japaner an. Es schienen die verbliebenen Söhne des Alten zu sein. Takeo grinste nur unmerklich. „Nun, dann, Herr Jäger, werden die nächsten Tage mit einer blutroten Sonne beginnen.“, meinte Takeo nur mit bitterlicher Miene. Ben sah Semir an, neigte sich leicht zu ihm hinüber. „Der Kerl wird den Mörder umbringen, so oder so...und uns mit, wenn wir ihm nicht den Mörder liefern können. Was sollen wir da tun?“, fragte er. Semir blickte erst zu den beiden Japanern, dann zu Takeo hinauf. Die Situation innerlich abschätzend, gab es hier doch eins, was man tun konnte. Und das gefiel Semir überhaupt nicht.


    „Herr Gerkhan, ihre Zeit wird knapp.“, hörte er Takeo plötzlich sagen. „Wer garantiert uns, dass sie in den drei Tagen nichts unternehmen?“, stellte Semir die Gegenfrage. „Sie haben mein Wort darauf, dass ich nichts unternehmen werde, was ihre Ermittlungen gefährdet.“, versicherte der Mann und verneigte kurz sein Haupt. „Und was ist mit ihren Söhnen? Können sie für die auch garantieren?“, fragte Semir und sah auf Yuris rechten Arm. Seine Augen weiteten sich. Das war doch der, der mit ihm gerangelt hatte, als sie das Mädchen befreien wollten. Schnell wandte er sich wieder dem alten Japaner zu. „Meine Söhne werden ihnen nicht in die Quere kommen, doch seien sie versichert, wenn die 72 Stunden um sind, werden sie wieder hier sitzen und mir, ob sie wollen oder nicht, berichten.“, drohte Takeo und ließ dann die Kommissare nach draußen bringen. Bens Sachen waren inzwischen wieder getrocknet, sodass er sich noch schnell umziehen konnte. „So, und wohin jetzt?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen und sah seinen nachdenkenden Kollegen an. „Hast du das Tattoo an dem Arm von diesem Yuri gesehen? Das war genau das gleiche, was einer der Entführer von der kleinen Chiyo trug.“, erklärte Semir. „Dann haben wir doch einen der Entführer...warum verhaften wir ihn dann nicht gleich?“, fauchte Ben. „Na warte mal, es ist sicherer, wenn wir das noch aufschieben. Mein Bauch sagt mir, dass da mehr hinter steckt.“, gab Semir bekannt. „Aha.“, kam es nur von Ben. Schnell startete er den Motor und fuhr zur PASt zurück.

  • Kazuya Tanaka stand in der Küche und zerschnitt einen Fisch nach der Art, wie er es gelernt hatte. Immer wieder musste er an Takeo Omnasanchi denken. Er hatte die Zeitung gelesen und ihm war klar, dass die Entführung seiner Tochter eigentlich ihm galt. Warum hatte er nur den Fugu serviert? Jetzt würde doch Omnasanchi ihn für den Mörder seines Sohnes halten und nicht eher ruhen, bis er ihn den gleichen Schmerz zugefügt hatte. Ein Mal haben sie schon versucht, seine Tochter zu entführen. Würde es ihm noch einmal gelingen. „Vater?“, hörte er Chiyo plötzlich leise hinter sich. Erschrocken drehte er sich um und ließ dabei das Messer fallen. Klirrend kam es auf den Fliesen auf. „Yoshi ist wieder da...ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte die Tochter wissen. „Nichts…mein Kind….es ist alles in Ordnung…“, wich Kazuya aus. Chiyo sah ihn skeptisch an. Sie war anders erzogen worden als Cho, die grundsätzlich das tat, was ihr Vater sagte. Chiyo widersprach ihren Vater auch, hatte ihren eigenen Kopf und hielt nichts zurück. „Ist es was mit Takeo?“, wollte sie harsch wissen. „Ja….ich habe Angst. Er wird denken, dass wir was mit dem Tod seiner Söhne zu tun haben. Deine Entführung war sicher kein Zufall. Takeo wollte dich in seine Gewalt bekommen. Ich werde zu ihm fahren und ihn zur Rede stellen!!“, fauchte Kazuya. „Vater!! Das ist viel zu gefährlich….wenn er wirklich hinter meiner Entführung steckt….dann frage ich dich warum? Ich will nicht, dass du dort hin fährst…!“, forderte sie ihren Vater auf. „Sie hat Recht Vater….das ist kein Spiel. Kümmere du dich um das Restaurant und wir kümmern uns um Takeo….und seine Brut…“, kam hinter seinem Rücken von Yoshi.


    „Wie wollen wir denn vorgehen?“, harkte Ben nach. „Ich weiß es noch nicht. Wir werden uns jetzt mal diese Chiyo vornehmen. Denn, wenn sie in der Sache steckt, dann kann sie uns sicher auch den Grund erzählen. Oder aber Kazuya….ich denke da steckt etwas dahinter was…“, murmelte Semir nachdenklich. „SEMIR!! Pass auf!!“, stieß Ben plötzlich aus. Semir verriss das Lenkrad und rammte eine Laterne. „Was soll das denn?“, fauchte er, als ein kleiner Transporter extrem dicht an ihm vorbei fuhr. „Keine Ahnung. Aber das war Absicht…. Der Kerl wollte dich rammen.“, erklärte Ben. Semir nickte und griff zum Funkgerät. „Susanne….prüf doch mal ein Kennzeichen. K – TH 4532. Das ist ein Ford Transit, der mich gerade von der Straße fegen wollte.“, gab Semir durch. „Seid ihr okay?“, kam sofort die Frage von Susanne. „Ja uns geht es Bestens…“, erklärte Semir. „Willst du die Verfolgung nicht aufnehmen?“, fragte Ben. „Ist schlecht.... in meiner Motorhaube steckt eine Laterne…“, grinste Semir und wies aufs Fenster. „Oh….stimmt…“, lachte Ben. „Semir! Der Wagen kann kein Transit sein. Das Kennzeichen ist auf einen alten VW Golf zugelassen und der gehört einer 70jährigen Rentnerin in Köln-Mühlheim.“, tönte Susannes Stimme aus dem Funk. „Danke Susanne… sowas hab ich mir schon gedacht…“, stöhnte Semir und beendete das Gespräch. „Scheinbar mag jemand nicht, dass wir etwas mit Takeo Omnasanchi zu tun haben. Der Wagen ist nämlich seit dem Verlassen des Anwesens hinter uns gewesen. Wir sollten ihn noch einmal befragen…“, schlug Ben vor. „Werden wir auch….aber erst mit Tanaka….“, bestimmte Semir. Es dauerte eine ganze Weile bis die Kollegen die Beiden mit einem Ersatzwagen abgeholt wurden. „Die Chefin ist begeistert!“, stieß der Kollege aus. „Vielen Dank…sag ihr, wir tun unser Bestes…“, grinste Ben. Sie fuhren zu Tanaka.


    „Yoshi….was soll das? Hast du mit dem Tod zu tun?“, wollte Kazuya wissen. „Ich habe es für Mutter getan. Endlich bin ich bereit, ihr zu zeigen, dass sie nicht vergessen ist. Du weißt Vater, dass ich den Fugu zubereiten darf. Bei Saburo habe ich halt etwas von dem Gift hinein getan. So einfach ist das. Takeo wird seine ganze Familie verlieren. So wie wir unsere Mutter verloren haben…“, erklärte Yoshi. Kazuya sah seinen Sohn entsetzt an. „Ich habe doch gesagt, dass Rache kein Weg ist….Yoshi… die Polizei wird ermitteln….nein…sie ermittelt schon. Takeo wollte deine Schwester entführen….was zum Teufel soll das? Du hast den Sohn von Takeo vergiftet….“, schrie er wütend. „Überlass es mir…Vater….die Polizei wird nichts finden und selbst mit sich zu tun bekommen….“, grinste Yoshi. Sein Handy klingelte. „Hei!“, meldete er sich und hörte eine Weile zu. „Danke…dann werden sie sicher bald hier sein. Du wirst dich jetzt verstecken…ich melde mich bei dir..und danke für alles.“, gab er durch. Wieder steckte er sein Handy ein. „Wir haben ein Fest auszurichten….also sollten wir uns an die Arbeit machen.“, befahl Yoshi. Kazuya sah seinen Sohn an. Was hatte er falsch gemacht? „Was machst du nur?“, fauchte Kazuya seinen Sohn an. „Ich räche unsere Mutter und helfe einem anderen, sich an seiner Familie zu rächen.“, zischte Yoshi und wandte sich dann wieder der Küche zu. „So, und jetzt lass mich arbeiten. Und verrate nichts der Polizei...“, meinte er und sah seinen Vater eindringlich an. Dieser konnte sowieso nicht glauben, was seine beiden Kinder taten. Wie sollte er das der Polizei...nein, er würde sie nie verraten.

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  • Der BMW bremste ab und Semir stieg mit seinem Kollegen aus. „Hallo, ist jemand zu Hause?“, rief der Deutschtürke durch das menschenleere Restaurant. Ben sah sich um und hörte Stimmen aus der Küche. „Ist hier...“, versuchte Semir noch einmal, doch Ben packte ihn und hielt ihm seinen Mund zu. „Schrei doch nicht so...hör mal, da drüben.“, flüsterte Ben und deutete auf die Küche. Semir nickte nur und langsam zog sein junger Kollege die Hand zurück. Beide schritten auf die Küche zu und wollten lauschen, als gerade Kazuya Tanaka in den Raum trat. „Was kann ich für sie tun, meine Herren?“, wollte der Japaner wissen und verneigte sich kurz. „Gerkhan und Jäger, Kripo Autobahn.“, stellte sich Semir vor. Bei diesem Asiaten schien er viel entspannter zu sein, als bei Omnasanchi, obwohl Tanaka auch was zu verbergen hatte. „Herr Tanaka, wir würden gerne noch einmal mit ihrer Tochter sprechen.“, bat Semir den Mann und sah aus den Augenwinkeln zu Ben. „Ist noch etwas passiert?“, wollte der Mann wissen und blickte sich hilfesuchend in die Küche um. „Nein, wir haben nur einige Routinefragen an sie.“, entgegnete der Deutschtürke. „Ah okay...Herr Gerkhan, es ist nur so, dass wir gerade alles für ihren Hochzeitstag vorbereiten und da...“, entschuldigte sich der Mann und deutete auf die Küche. „Es wird nicht lange dauern.“, versicherte Ben und sog die Luft in seine Nase ein. „Gut, ich hole sie.“, meinte Kazuya und drehte sich um. Wenige Sekunden darauf kam die junge Asiatin mit den schulterlangen Haaren aus der Küche und sah die beiden Kommissare an. „Sie wollten mich sprechen?“, fragte die junge Dame und setzte sich an einen Tisch. Semir und Ben taten es ihr gleich. „Ja, es geht um ihre versuchte Entführung. Konnten sie einen der Täter erkennen?“, wollte Ben wissen und sah die junge Frau an. „Ich? Nein, nein...ich hatte große Angst...es...es war einfach furchtbar...ich will das so schnell wie möglich vergessen.“, bat sie und wollte aufstehen, doch Semir hielt sie am Arm fest. „Bitte, bleiben sie...wir würden gerne wissen, was für einen Hass ihr Vater auf Takeo Omnasanchi hat.“, forderte der Deutschtürke und zog die Asiatin wieder auf ihren Platz zurück. Sie sah ihn mit funkelnden Augen an. „Das ist eine Familienangelegenheit und geht sie gar nichts an.“, fauchte sie, riss sich los und verschwand. Ben und Semir sahen sich nur an. „Was jetzt?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Zurück ins Büro. Die Zeit läuft.“, schlug Semir vor. Keiner von beiden warf einen Blick zurück in die Küche, wo Yoshi und Chiyo die beiden Kommissare beobachteten.


    Der Wagen rollte über die Autobahn. Schweigend saßen die beiden Ermittler nebeneinander und dachten über das eben nach. „Sie verschweigt uns was...eindeutig.“, stieß Semir plötzlich aus und sah zu Ben. Dieser nickte nur. „Warum wollte sie uns nicht sagen, was mit ihrem Vater und Omnasanchi war.“, meinte Ben nur. „Susanne soll das mal überprüfen. Vielleicht ist es hier passiert. Dann haben wir Glück oder es gibt Freunde der Familie, die etwas wissen.“, entgegnete der Deutschtürke und griff zum Funk. „Susanne? Semir hier...wir brauchen alle Infos, die du über Kazuya Tanaka und seine Familie finden kannst.“, bat er. „Kein Problem...wenn ihr wieder da seid, will die Chefin mit euch sprechen. Ist wohl was ernstes.“, meinte Susanne und hängte auf. „Nanu, was kann denn unsere liebenswürdige Kim Krüger von uns wollen?“, kam es wundernd von Ben. „Tja, keine Ahnung, aber wir werden es bald wissen. Über den Dienstwagen weiß sie ja schon Bescheid.“, grinste der Deutschtürke. „Wahrscheinlich geht es wieder um die Kosten, die wir verursachen. Ich wette, wir kriegen jetzt nur noch Oldtimer als Dienstwagen, vollkommen verbeult und bedingt fahrtüchtig. Da kann man wenigstens nix mehr kaputt machen.“, grinste Ben. Semir lachte auf. „Das wäre ja was ganz interessantes…“, nickte er und lenkte den Wagen auf dem Parkplatz vor der Dienststelle. Sie betraten das Großraumbüro und sahen Susanne an. „Ist sie allein?“, wollte Semir wissen. Susanne nickte. „Jetzt schon…“, lachte sie. Sie schien genau zu wissen, warum Semir fragte. „Nun gut….was muss das muss…komm Ben…“, forderte Semir seinen Partner auf.


    Kim sah auf als die Tür aufging. „Ah…da sind Sie ja… was ist mit dem Fall des toten Japaners? Haben Sie einen Hinweis, dass es Mord war oder Selbstmord?“, wollte sie wissen. Semir sah Ben fragend an. „Hast du noch keinen Bericht geschrieben?“, fragte er erstaunt. „Nee….da hatte ich noch gar keine Zeit für…..“, entschuldigte dieser sich. „Ähm..Chefin…es war Mord. Der junge Mann ist am Gift des Fugu-Fisches gestorben. Also der Fugu ist…“, versuchte Semir zu erklären, doch Kim ging direkt dazwischen. „Danke…ich kenne den Fugu…er schmeckt sehr gut…“ Semir sah sie an. „Sie haben ihn schon gegessen?“, wollte er wissen. „Ja…aber das ist nicht das, weshalb ich Sie hab rufen lassen. Es hat mit dem Fall zu tun. Ich habe einen Anruf bekommen. Ein junger Mann behauptet etwas zu wissen und will Sie, Semir, allein sprechen. Sie sollen in einer Stunde am Rastplatz „Drei Eichen“ kommen und sich dort mit einem gewissen Kamoro Samaruki treffen. Er will Ihnen etwas über die Familie Omnasanchi und Tanaka erzählen.“, gab Kim bekannt. „Ich soll allein kommen?“, fragte Semir nach. „Ja…ansonsten wird er gar nichts sagen und auch nicht zum Treffen erscheinen.“, bestätigte Kim. „Wieso muss ich immer allein kommen?“, wollte Semir wissen und sah Ben an. „Das ist einfach….die haben vor dir keine Angst…du bist halt keine sooooo imposante Erscheinung...“, grinste er frech. „Herr Jäger….bitte…“, lachte auch Kim leicht. Sie kannte die kleinen Krabbeleien zwischen den Männern. „Ha Ha….sehr witzig… also gut…ich werde hinfahren und nachhören, was der Mann weiß. Falls er überhaupt etwas weiß. Irgendwie verliere ich die Geduld….“, knurrte Semir. „Ben…Sie werden auf Semir aufpassen…“, befahl Kim. „Aber….Sie sagten doch, dass er allein fahren soll..ich meine das ist die Bedingung oder?“, harkte Ben erstaunt nach. „Und wenn das ein Hinterhalt ist? Wir wissen doch, dass einige Typen noch etwas gegen ihn haben. Und wenn es sich bewahrheiten sollte, dass diese Japaner der Yakuza angehören, ist doppelte Vorsicht geboten…und nun ab…!“, befahl Kim. Ben und Semir nickten und verschwanden wieder.

  • Susanne sah auf als Semir und Ben vor ihr standen. „Hmm….ihr lebt und seid in einem Stück… dann kann es ja nicht so schlimm gewesen sein.“, grinste sie. „Sehr witzig….hast du was über die Familien?“, wollte Semir wissen. „Noch nicht….mit den Namen kann er nicht so viel anfangen. Aber ich bin schon mal weiter was die Yakuza angeht. Wusstet ihr, dass die Samurai die Soldaten der Yakuza sind und die sich selbst verstümmeln müssen, wenn sie etwas nicht richtig machen? Stellt euch mal vor…die berichten hier von einem der sich sieben Finger abgeschnitten hat.“, erzählte Susanne. „Ja ist ja ganz toll und beruhigt mich ungemein…ich will was von den Familien wissen...nicht über die Yakuza….“, fauchte Semir sie an. „Hey…was ist dir denn über die Leber gelaufen…ich ruf euch an, wenn ich was hab.“, kam beleidigt von Susanne. „Du darfst es ihm nicht übel nehmen….er hat seine Tage...“, grinste Ben leicht. „Komm…wir haben zu tun…“, kam von Semir und schon zog er Ben mit aus der PAST. „Du fährst hinter mir her…und pass bitte auf, dass nicht mehr als einer da ist…wenn doch….dann will ich, dass du körperlichen Einsatz zeigst ist das klar?“, wollte Semir wissen. „Ja Papa…alles klar….was mache ich, wenn die auf mich schießen?“, stellte Ben die Gegenfrage. „Dann schieß zurück und pass auf, dass sie dich nicht treffen…“, lachte Semir, dessen Laune wieder auf Normal umschlug. Ben stieg in den Mercedes, während Semir den BMW bereits vom Parkplatz lenkte. „Verlier mich nicht…“, ermahnte Semir seinen Partner über Funk. „Semir…ich weiß wo der Treffpunkt ist…und wenn ich wollte, wäre ich vor dir da.“, kam von Ben zurück. „Das schaffst du nicht.“, entgegnete Semir und hörte nur ein Lachen aus dem Funk. „Wir sehen uns gleich.“, und damit schoss Ben am BMW seines Partners vorbei. „Na warte...“, meinte Semir nur und startete durch. Immer und immer wieder überholten sich die beiden gegenseitig, bis sie schließlich am Treffpunkt angelangt waren...gleichzeitig.


    „Okay, wir waren beide gut. Jetzt ist höchste Achtsamkeit geboten.“, meinte Semir in den Funk und das so unauffällig, wie nur möglich. Wer weiß, ob er nicht beobachtet wurde. Der Parkplatz war verlassen. Nur wenige Autos standen an den Rastplätzen oder vor den Toilettenhäuschen. Semir sah sich immer wieder um und ging langsam auf ein Gebüsch zu. „Stehen bleiben.“, zischte es daraus hervor. Abrupt blieb der Deutschtürke stehen und sah das Gebüsch an. „Herr Gerkhan?“ „Ja, ich bin Semir Gerkhan...“, erwiderte Semir die Frage. Er sah dann nur eine Hand, die ihn in das Gebüsch hineinlockte. Semir zog eine Augenbraue hoch. Ihm wurde dabei sehr, sehr komisch in der Magengegend. Das roch doch glatt nach einer Falle. Dennoch, vorsichtig und gewarnt, ging Semir auf das Gebüsch zu und wurde alsbald hineingezogen. „Kamoro Samaruki...“, stellte sich der Mann vor. „Sie wollten mich sprechen. Was für Informationen haben sie?“, wollte Semir wissen und reichte dem Mann die Hand, der sich nervös umsah. „Sind sie wirklich alleine gekommen?“, wollte er wissen. „Ich versichere, ich bin allein.“, entgegnete Semir nur. „Sehr gut...sie wollen wissen, was die Familien Omnasanchi und Tanaka verbindet. Deswegen sind sie hier...“, meinte der Mann und lächelte nur. „Was wissen sie? Sie sind verpflichtet, es zu sagen.“, knurrte Semir. „Ich? Ich bin gar nichts...aber ich sage es ihnen trotzdem. Die Frau von Tanaka war die Cousine von Takeo Omnasanchi. Eines Tages fuhr sie mit ihrem Cousin nach Japan. Doch es geschah etwas Mysteriöses. Umeko wurde eines Morgens tot in ihrem Zimmer aufgefunden. Die Polizei ging von selbst eingenommenen Gift aus, doch Kazuya Tanaka hat Omnasanchi und seine Sippe für ihren Tod verantwortlich gemacht, weil sie nicht in Tradition leben wollte, wie es eine japanische Frau tun sollte...Dem Mann gehorchen und die Kinder erziehen.“, erklärte der Mann. Semir hörte gebannt zu. „Das ist es also...wissen sie, ob Tanaka Omnasanchi Rache geschworen hat?“, fragte der Deutschtürke. „Würden sie das nicht?“, antwortete der Mann nur. Semir nickte verständnisvoll. „Das ist aber noch etwas.“, meinte der Mann und sah Semir an. „Ja?“, fragte der Deutschtürke. „Sie sollten auf der Hut sein, wenn sie gegen die beiden Familien ermitteln. Sie werden es mit allen Mitteln verhindern.“, entgegnete der Mann und lächelte. Doch dieses Mal war es ein anderes Lächeln, als das zur Begrüßung. Den Mann immer im Blick behaltend, entfernte sich Semir. Doch er sollte nicht weit kommen.


    Als Semir aus dem Gebüsch trat, wurde er von zwei großen, stämmigen Japanern empfangen, die ihn mit Schlagring und Schlagstock erwarteten. „Was soll das?“, fauchte Semir und drehte sich zu Kamoro Samaruki um. „Ich erzähle ihnen noch etwas...Jeder, der sich mit den beiden Familien anlegt, wird bestraft.“, lachte er und zog ein Messer hervor, ging damit auf Semir zu, der sich zwischen drei Männern eingekeilt sah. Doch davon ließ sich Semir nicht unterkriegen. Er warf sich gegen den Mann mit dem Schlagring, drückte ihn weg und stemmte seine Füße gegen Samaruki. Auch dieser flog weg. Doch jetzt musste Semir es mit den dritten Mann aufnehmen und dieser holte nur mit der Faust aus und langte in die Magengrube des Hauptkommissars. Keuchend ging der Deutschtürke wie ein Klappmesser zu Boden und wurde dann weiter mit Tritten und Schlägen gequält. Plötzlich quietschten Reifen und Ben sprang aus dem Wagen. Er hatte beobachtet, wie zwei Japaner aus einem Wagen stiegen und auf das Gebüsch zugingen. Mit aller Kraft warf er sich auf den großen Japaner, der gerade wieder zu einem Schlag ausholte. So hatte Semir genügend Freiraum, um sich dem anderen zu widmen. Mit der Wut über diesen hinterhältigen Schlag hob er seine Fäuste gegen Samaruki, der sich aufrichtete. Die Faust landete in dessen Gesicht und der Mann ging erneut zu Boden, wo er reglos liegen blieb. Doch Semir hatte keine Zeit sich an dem kleinen Sieg zu freuen, denn er wurde von hinten umklammert und seine Rippen wurden zusammengepresst. Er fühlte sich hochgehoben. Die Luft wurde knapp und Semir fing an zu strampeln. „Ganz ruhig...“, fauchte der Mann ihm ins Ohr. Semir sah nur eine Chance. Er zog seinen Kopf nach vorn um ihn dann mit voller Kraft nach hinten zu schnellen. Ein Schrei und die Lockerung des Griffes ließen ihn zu Boden gehen. Er sprang sofort wieder auf und ging den Klammeraffen an. Ein knallharter Schlag, in dem die ganze Wut lag, gegen das Kinn ließ auch ihn erschlaffen. Schwer atmend stand Semir auf. Er wollte sich nach Ben umdrehen, als ein Schlag ins Genick ihn in die Knie brechen ließ. Doch er verlor nicht das Bewusstsein. Er konnte sich lediglich nicht bewegen. „Das war sehr unklug…noch einmal einen guten Rat….haltet euch zurück.“, warnte Samaruki, der mittlerweile wieder erholt war und in Semirs Ohr sprach.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Als Ben wieder zu sich kam, sah er sich um. Was war passiert? Er hatte auf Semir aufgepasst, der sich mit einem Informanten traf. Doch dieses Treffen war ein Hinterhalt und Semir wurde angegriffen, worauf Ben natürlich seinem Partner zur Hilfe eilte und sich einen größeren Gegner aussuchte. Der Schlagabtausch war nur kurz, denn ein gemeiner Tiefschlag ließ Ben zu Boden gehen und ein Handkantenschlag ins Genick schickte ihn ins Land der Träume. „SEMIR!!“, stieß er aus und sah sich suchend um. Am Rand des Gebüschs lag Semir reglos am Boden. Ben ging taumelnd hin und drehte seinen Partner auf den Rücken. Semir blutete aus der Nase. „Hey….Semir…wach auf...“, stieß Ben aus und schlug seinem Partner leicht ins Gesicht. Semir sah ihn irritiert an, als er die Augen aufschlug. Doch dann fing er an um sich zu schlagen. Ben versuchte seine Arme zu halten. „Hey…ist gut…ich bins…ich bins….bist du soweit okay?“, wollte Ben wissen und untersuchte seinen Freund laienhaft. „Oh…verdammt Ben….das…war eine Falle…“, stieß Semir leise aus und versuchte sich aufzurichten. Erst nach dem dritten Versuch schaffte er es. „Ja….was haben sie dir denn gesagt?“, wollte Ben wissen. „Die haben mich gewarnt uns zurück zu halten. Wir sollen uns nicht einmischen….“, stieß Semir aus. „Wie soll das denn gehen? Der Omnasanchi-Clan will, dass wir ermitteln…?“, hängte er an. „Keine Ahnung…aber du solltest dir das Blut aus dem Gesicht waschen….sieht grausam aus.“, meinte Ben. „Danke….warte hier…und dann werden wir Omnasanchi noch einmal aufsuchen. Wir haben ein paar Stunden verloren, aber ich lasse mich nicht verheizen…“, knurrte Semir und ging in die Toilette um sich zu waschen. Er betrachtete sich im Spiegel. Die Nase war leicht bläulich, aber nicht gebrochen. Das rechte Auge war halbwegs zu geschwollen und die Lippe aufgeplatzt. Doch es war nichts, was nicht wieder heilte. Zehn Minuten später waren beide unterwegs zu Omnasanchi um ihn zu Rede zu stellen.


    „Susanne…..hast du schon etwas herausgefunden?“, wollte Semir während der Fahrt wissen. „Ja und nein…also folgendes…dieser Takeo Omnasanchi hat insgesamt fünf Söhne und eine Tochter. In Japan gilt er als einer der Anführer der Yakuza. Vor ungefähr siebenundzwanzig Jahren wurde allerdings eine gewisse Umeko tot aufgefunden. Sie war die Frau von Tanaka Kazuya und die Mutter von Yoshi und Chiyo. Takeo Omnasanchi hatte damit allerdings Probleme, weil Umeko nicht den Mann heiraten wollte, den ihre Eltern für sie ausgesucht hatten und das galt in der damaligen Zeit als Sünde. Als Umeko tot aufgefunden wurde, waren die Kinder gerade vier und sieben Jahre alt. Tanaka schwor damals am Grab seiner Frau Rache und diese scheint tatsächlich angefangen zu haben.“, erklärte Susanne. „Ja danke..das weiß ich mittlerweile. Woran ist sie denn gestorben?“, wollte Semir wissen. „Die damalige Obduktion ließ verlauten, dass sie heimtückisch vergiftet wurde.“, erklärte Susanne weiter. „Okay…dann würde es passen. Ben und ich fahren jetzt getrennt weiter. Ben fährt zu Tanaka Kazuya und ich zu Omnasanchi um denen mal etwas mehr auf den Zahn zu fühlen. Denn ich denke da gibt es noch mehr…“, gab Semir bekannt.


    Takeo roch an seinen Lotusblumen, als er vor dem Tor einen Wagen vorfahren hörte. „Herr Gerkhan...sie so schnell wiederzusehen, hätte ich jetzt nicht gedacht.“, begrüßte er den Polizisten, der zielstrebig auf den Mann zukam. Doch Semir war zu geladen. Er stieß einen der Söhne beiseite, der ihm die Waffe abnehmen wollte und packte Takeo am Kragen, zog ihn herunter und sah ihn mit finsteren Blicken an. „Was spielen sie für ein Spiel?“, fauchte er wütend. „Ich...ich weiß nicht, was sie meinen.“, kam es überrascht vom Japaner. „Sie haben mich und meinen Partner in eine Falle gelockt. Drei ihrer Schlägertypen haben uns zusammengefaltet. Und jetzt will ich wissen, warum...“, zischte er wütend. „Das war ich nicht...und meine Söhne habe ich unter Kontrolle.“, knurrte Takeo und konnte sich dann aus dem Griff von Semir befreien. Vorsichtig richtete er seinen Kimono wieder. „Wenn sie es nicht waren, wer könnte dann ein Interesse daran haben, den Fall unberührt zu lassen? Vielleicht, weil er mit ihrer Cousine zu tun hatte, die ermordet wurde, und die zufällig die Frau von Tanaka war?“, fauchte Semir und zeigte mit dem Finger auf Omnasanchi. Der Japaner fing an, zu lächeln. „So, sie haben sich also schon schlau gemacht. Ich wusste, ich kann auf ihre Spürnase zählen.“, meinte er. „Keine Spielchen...jetzt rücken sie endlich mit der Sprache raus, oder es könnte weitere Tote geben. Wer waren die Männer, die uns heute auf dem Rastplatz angegriffen haben?“, fauchte Semir. „Ich muss gestehen, ich weiß es nicht. Aber ich versichere ihnen, dass es keine von meinen Leuten waren.“ „Das will ich ihnen auch geraten haben, Omnasanchi. Sollte ich irgendeinen Beweis finden, dass sie es waren oder irgendwas anderes, wo ihr Name draufsteht, buchte ich sie höchstpersönlich ein.“, fauchte Semir und verließ das Grundstück wieder. Omnasanchi sah ihm nach, drehte sich dann zu einem seiner Leibwächter um und sagte ihm etwas auf Japanisch. „Hai Sensei...“, antwortete dieser nur. Was hatte dieser alte Shogun vor?


    ...

  • Ben war indessen vorm Restaurant von Tanaka vorgefahren und wollte gerade hinein gehen, als er aus der Hofeinfahrt Stimmen hörte. Langsam schlich er durch die Portalöffnung und duckte sich hinter einige Mülltonnen. „Hör zu, es wird nicht mehr lange dauern, dann ist alles vorbei.“, hörte er einen jungen Japaner sagen, der offensichtlich telefonierte. Er trug die Sachen eines Kochs. Er musste also aus dem Restaurant sein. Vielleicht sogar der Sohn von Tanaka. „Ich weiß, sie sind uns auf der Spur...Nein, deine Leute haben sie doch perfekt eingeschüchtert. Glaub mir, sollten sie noch einmal hier auftauchen, wäre es sehr schlecht für ihre Gesundheit.“, ging es weiter. Ben versuchte, alles von dem Gespräch mitzukriegen und ging noch etwas dichter an die Person heran. Zum Glück boten die Mülltonnen einen guten, wenn auch nicht sehr wohlriechenden Schutz. „Was? Nein, verhalte dich ganz ruhig und überlass das mir und meiner Schwester. Die Polizei wird uns nicht mehr dazwischenfunken. Dafür sorgen wir schon.“, meinte er und legte auf. Er schmiss seine Zigarette auf den Boden und drückte sie aus. Schnell war das Handy wieder in der Tasche der Schürze verschwunden und der Koch im Restaurant. Ben kam hinter seinem Versteck hervor und ging durch den Torbogen wieder zu seinem Wagen zurück. Er wollte gerade Semir auf seinem Handy anrufen, als er ein Geräusch hinter sich wahrnahm. Abrupt blieb er stehen und drehte sich langsam um. Schon im nächsten Moment merkte er nur noch, wie etwas Hartes seine Stirn traf und er benommen zu Boden ging. Alles um ihn herum verschwamm in einem Meer aus Schmerz und Dunkelheit. Dass er danach über den Hof gezogen wurde, bekam der junge Hauptkommissar schon gar nicht mehr mit.


    Semir fuhr zu Tanaka, dort wollte er sich mit Ben treffen. Als er Bens Wagen sah, hielt er direkt dahinter und stieg aus. Gerade, als er in das Restaurant gehen wollte, sah er Bens Handy in der Hofeinfahrt liegen. Daneben...Blut, dass sich in einer langen Spur über den Hof zog. Der Deutschtürke ging mit gemischten Gefühlen der Spur nach und folgte ihr bis zu einem Kellerfenster. War Ben dort drin? Hielt man ihn gefangen? Was war passiert? Noch ehe sich Semir dieser Fragen bewusst werden konnte, schlug ihn jemand mit einer Eisenstange nieder. Bewusstlos ging auch der Deutschtürke zu Boden und wurde an den Beinen hinweggezogen. Zurück blieb nur das Handy von Ben, dass er bei dem Angriff hatte wieder fallen gelassen. Er war allerdings nicht lange bewusstlos. Während man ihn in einen Raum zog, kam er wieder zu sich. Dennoch stellte er sich ohnmächtig. Mit leicht geöffneten Augen sah er die Männer an während sie ihm die Hände an einem Rohr vor ihm fesselten. Dann gingen sie weg und Semir hörte wie Stühle gerückt wurden. Er sah sich unauffällig um, ob Ben auch hier war. Und tatsächlich entdeckte er ihn nicht weit von sich. Ben schien bewusstlos zu sein. „So….bis Satoshi kommt werden sie sich sicher nicht rühren.“, hörte er einen Mann sagen. Semir versuchte Ben mit dem Fuß anzutippen. Er musste dabei sehr vorsichtig sein, dass die Männer nicht darauf aufmerksam wurden. Es klappte, aber Ben regte sich nicht. Wer zum Teufel war Satoshi? Was hatte er mit den Familien zu tun? Er war sich sicher, dass er es in Kürze erfahren würde. Was würden die Kerle machen, wenn sie merkten, dass er bereits wieder voll da war? Sollte er es mal versuchen, oder war es besser den Reglosen zu spielen? Er entschied sich für die zweite Variante und blieb einfach liegen.


    Kim sah Susanne an. „Was soll das heißen, die Beiden haben sich getrennt? Wir waren uns doch einig, dass sie nur zusammen ermitteln. Das ist doch kein Kinderspiel!!“, fauchte sie. „Machen Sie sofort eine Verbindung zu Beiden...ich will sie umgehend bei mir im Büro sehen!“, befahl sie und drehte sich auf ihrem Absätzen um. Susanne nickte und tat es. Vergeblich. Weder Semir noch Ben meldeten sich über Funk oder über Handy. Susanne ging zu Kim und berichtete ihr, dass es nicht möglich war mit den Beiden Kontakt aufzunehmen. „Dann orten Sie das Handy der Beiden…denen werde ich die Ohren lang ziehen!“, drohte Kim. „Ich habe noch etwas über diese Familien heraus gefunden...“, erklärte Susanne weiter. „Ich höre?“ kam von Kim. „Takeo hat einen seiner Söhne aus der Familie verstoßen. Sein zweitältester mit dem Namen Sato…er soll eine Frau gegen den Willen seines Vaters geheiratet und sogar ein Kind mit ihr haben. Bisher ist er allerdings nicht in Deutschland aufgetaucht.“, erklärte Susanne. „Danke….recherchieren Sie weiter…ich muss alles wissen, was mit den Familien zu tun hat.“, befahl Kim. Susanne nickte und machte sich an die Arbeit. Gerade, als sie weiter im Internet suchen wollte, kam die Information, das sie eine Mail hat. Sie öffnete sie und las. Sie war vom Japanischen Ministerium und ließ verlauten, dass Satoshi Omnasanchi sich nicht mehr in Japan aufhielt. Er sei seit einigen Monaten bereits nach Deutschland geflogen um sein Land bei einer Messe zu vertreten. Susanne gab diese Information direkt an Kim Krüger weiter.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Auch Ben schlug die Augen auf und sah sich irritiert um. „Psst…“, hörte er und sah in die Richtung. Er erkannte Semir. „Na klasse… ich dachte du bist schlauer…..als ich...“, stieß er leise aus und wollte sich an den Nacken fassen. Doch die Fesseln hinderten ihn daran. Er und Semir waren allein in dem Raum. „Ja, mach du dich nur lustig…ich war abgelenkt, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe…“, knurrte Semir. „Weißt du, wer dahinter steckt?“, wollte Ben wissen. „Ich habe einen Namen aufgeschnappt…Satoshi….er will her kommen und sich dann mit uns beschäftigen. Aber ich denke, das wird noch dauern. Was ist eigentlich passiert?“, harkte Semir nach. „Ich hab ein Gespräch mitbekommen….der Koch hat es geführt. Dieser Yoshi und Chiyo scheint tatsächlich in der Sache drin zu stecken. Er sagte, dass der Anrufer es ihm und ihr überlassen sollte. Weißt du, wer dieser Satoshi ist?“, kam von Ben die Frage. „Nein….keine Ahnung. Aber er scheint mit der Familie verbunden zu sein. Ich denke er wird es uns sagen, wenn er sich mit uns beschäftigt.“, kam nachdenklich von Semir. „Sie haben Recht, Herr Gerkhan…ich dachte, dass die Warnung auf dem Parkplatz deutlich genug waren. Scheinbar sind Sie zu neugierig was dies angeht. Schade eigentlich…aber nicht zu ändern…“, erklang eine Stimme in seinem Rücken. Semir wandte seinen Kopf und sah den Mann an. „Wer zum Teufel sind Sie und was wollen Sie von uns?“, fauchte Semir ihn wütend an. „Aber Herr Gerkhan….ich ließ Ihnen doch ausrichten, dass wir keine Einmischung dulden. Sehen Sie…die Gesetze der Yakuza sind hart…. Aber gerecht. Sie verbieten den Mord an Nichtwissende….und in diese Gruppe fallen Sie und Ihr Kollege. Also keine Angst…wir müssen Sie nur so lange ruhig halten, bis wir unsere Rache durchgeführt haben. Die Rache der Ehre. Erst wenn die Ehre wieder hergestellt wurde können die Familien wieder in Ruhe leben.“, erklärte Satoshi. „Sie wollen die Familie Omnasanchi auslöschen! Was ist daran gerecht!?“, wollte Semir wissen.


    „Nun, nennen wir es ausgleichende Gerechtigkeit.“, gab der Mann bekannt und nahm Semirs Kopf am Kinn auf. „Sehen sie, Herr Gerkhan, mein Vater gehörte zur Familie der Omnasanchi. Doch dann hatte er sich unglücklich verliebt...in eine Europäerin. Und mein Großvater meinte, wenn er sich darauf einließe, würde er die Familie entehren. Doch mein Vater hörte nicht auf ihn und so heiratete er die Frau, meine Mutter.“, erzählte der Mann. „Lassen sie mich raten...er hat sich danach umgebracht.“, fauchte Semir, der das ganze Gespräch auf die Nerven ging. Doch das kam Semir teuer zu stehen. Eine deftige Ohrfeige warf seinen Kopf zur Seite. Er spürte, wie Blut aus seiner Unterlippe lief. „Sie sollten mich nicht unterbrechen. Ich werde sie zwar nicht umbringen, aber ich habe keine Skrupel, ihnen die Zunge rauszuschneiden.“, zischte Satoshi. „Und um ihre Frage zu beantworten, nein, mein Vater hat nicht Selbstmord begangen. Wenn ihnen das genügt, die Yakuza haben ihm einen nächtlichen Besuch abgestattet. Da waren meine Mutter und ich gerade auf einer Reise. Aber ich weiß, wer die Mörder geschickt hat. Takeo Omnasanchi ist nicht der, den sie zu kennen glauben. Er ist einer der grausamsten Menschen und jeder Japaner kennt und fürchtet ihn und seinen Clan.“, fauchte Satoshi und ließ Semir los. „Und deswegen üben sie Rache?“, fauchte Ben nun. „Das ist mein Ziel und Yoshi und Chiyo Tanaka helfen mir dabei. Sie haben auch eine Rechnung mit Omnasanchi offen. Und jetzt müssen sie uns entschuldigen. Eine sehr wichtige Aufgabe wartet auf mich. Sie haben es ja erstmal gemütlich hier...ach, und sollten sie versuchen, um Hilfe zu schreien, schonen sie ihre Stimmbänder. Es hört sie niemand.“, lachte er und verschwand mit seinen Helfern aus dem Keller.


    „Nun, haben sie die Beiden gefunden?“, wollte Kim wissen, als sie wieder ins Großraumbüro kam. „Noch nicht...der Computer berechnet gerade die Daten.“, erklärte Susanne und plötzlich meldete das Gerät Erfolg. „Ich hab sie...sie sind irgendwo in Köln-Ehrenfeld, in der Nähe...von Bens Wohnung.“, kam es erstaunt von Susanne. „Verdammt, die sind schon wieder in Schwierigkeiten. Das kann ich doch förmlich riechen.“, fauchte sie. „Senden sie mir die Daten aufs Handy und informieren sie das SEK.“, forderte sie und rannte auf den Parkplatz, stieg in ihren Wagen und fuhr davon. Susanne informierte sofort das SEK und schickte Hotte und Dieter hinterher. Die Fahrt der Drei dauerte nur eine halbe Stunde. Die Daten der Sekretärin beschrieben ein Nachbarhaus im Hof von Tanakas Restaurant. „Chefin, wollen sie nicht auf das SEK warten?“, fragte Dieter und hatte seine Waffe schon gezogen. „Dieter hatte recht, Chefin. Diese Kellergänge sind verwinkelt und können gut als Hinterhalte dienen.“, meinte Hotte und sah Kim an. „Vielleicht haben sie Recht, aber durch die Fenster können wir wenigstens sehen.“, entgegnete sie und machte sich auf, um einen Blick durch eben besagte Kellerfenster zu riskieren. „Da...ich sehe sie.“, kam es von ihr und sie deutete durch eines der Fenster. Dort lagen Ben und Semir, gefesselt. Als sie die Hände vom Fenster zurückzog, war Blut an ihrer Hand. „Shit...rufen sie vorsichtshalber einen Krankenwagen. Einer der Beiden ist verletzt.“, fauchte sie und sofort war Hotte am Telefon.

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