Bedrohte Art

  • Semir und Ben kamen fröhlich gelaunt ins Büro. „Guten Morgen Susanne…“, flötete Ben vergnügt. „Hey…was ist denn mit euch los? Seid ihr mal ohne Unfall hier her gekommen?“, scherzte die Sekretärin. „Ha…ha…sehr witzig… nein aber die Sonne scheint…es ist wunderbar warm und mein Urlaub ist nicht mehr lange hin. Ich werde nach Afrika fahren…. Auf Safari gehen und Bilder von den wildesten Tieren machen.“, lachte Ben. Er hatte Urlaub eingereicht und der wurde genehmigt. Jetzt musste er nur noch eine Woche hinter sich bringen, dann ging der Flug über den Kontinent in noch wärmeren Gefilden. „Du weißt aber schon, dass die Tiere echt sind oder? Nicht das dir ein Nashorn in den Wagen rennt…das soll ungesund sein…für Mensch und Technik.“, lachte Susanne. „Du bist nur neidisch… aber weißt du was… ich wäre bereit dich mitzunehmen. Wir beide in der Wildnis…“, grinste Ben. „Hey… ich darf doch schon mit.“, beschwerte Semir sich direkt. Susanne lachte laut. Ben sah irritiert zu Semir. „Wie bitte?“, fragte er erstaunt „Ja, du hast es mir vor einer Woche verraten, als wir unseren Männerabend gemacht hatten. Du warst so besoffen, dass du mich auf die Afrikareise eingeladen hast…“, ulkte Semir herum. „Semir….du wärest doch nur Elefantenfutter…“, gab Ben zurück. Semir nickte „So und nun ab ins Büro und dann an die Arbeit…noch ist kein Urlaub.“, mit diesen Worten schob Semir seinen Partner ins Büro und schloss die Tür hinter ihnen zu.


    Josh Schmitz und Lena Henkel standen an ihrem Schalter und sahen prüfend den ankommenden Reisenden nach. Sie hatten beide genügend Erfahrung um eventuelle Schmuggler zu erkennen. Jeder, der sich umsieht, bevor er die grüne zollfreie Zone beschritt war ein Verdächtiger und wurde von den Kollegen angehalten zum Schalter zu gehen. So entkam kaum einer. „Und wieder einer…“, stöhnte sie als die Kollegen einen anhielten und zu ihnen schickte. „Guten Tag…Zollkontrolle…Sie haben etwas zu verzollen?“, fragte Lena freundlich. Der Mann vor ihr sah sie an. „Nein…eigentlich nicht…aber der Kollege dort meint wohl ich würde schmuggeln…so ein Blödsinn…warum sollte ich? Ich bin Geschäftsmann…“, fauchte der Reisende wütend. „Ja sicher…würden Sie bitte die Koffer öffnen?“, bat Lena immer noch freundlich. „Warum sollte ich? Ich meine… leben in einem freien Land oder?“, fauchte der Mann. „Ich möchte ungern die Kollegen dazu rufen…bitte öffnen Sie die Koffer!“, befahl Lena erneut. Diesmal verschärfte sich die Stimme. „Na gut…ich habe ein paar Tierfelle mitgebracht…aber das ist doch nicht weiter schlimm…ich habe die Tiere nicht erschossen oder gefangen…ich habe nur die Felle gekauft…und das ist ja wohl nicht verboten!“, gab der Mann zu. „Ich sage es jetzt zum letzten Mal…öffnen Sie bitte die Koffer!“ Inzwischen war auch Josch darauf aufmerksam geworden, dass der Mann wohl Probleme machte. Er kam seiner Kollegin zur Hilfe. „Gibt es ein Problem?“, wollte Josh wissen und sah den Mann mit den stark betonenden Augenbrauen nur kurz an. Sein kräftiger Körperbau und die auf die Waffe gestützte Hand signalisierten dem Reisenden eindeutig, dass er verloren hatte. „N... Nein, keine Probleme...“, stammelte er. „Dann öffnen sie bitte ihren Koffer.“, fauchte Lena eindringlich und mit noch mehr Nachdruck, jetzt dank der Unterstützung von Josh. Die Hände des Mannes gingen zu den Kofferschlössern und im nächsten Moment hörten sie ein Schnappen, dann das zweite und kurz darauf ging der Kofferdeckel auf. Tatsächlich hatte der Reisende nicht gelogen und die Zollbeamten begannen mit der Untersuchung. Sie ahnten nicht, dass dies alles ein großes Täuschungsmanöver war, angelegt um sie von der eigentlichen Beute abzulenken.


    „Okay Semir, das habe ich doch nicht wirklich gesagt, oder?“, wollte Ben wissen. Semir musste laut lachen. „Hey, du bist schließlich Kriminalist. Du solltest es doch besser wissen.“, grinste der Deutschtürke. „Mensch Ben, das war ein Witz. Ich wünsch dir viel Spaß in Niagieri... Nigaria... ach, wie auch immer...“ „Nigeria... du solltest langsam mal wieder einen Atlas lesen.“, grinste Ben. „Warum? Solange ich noch weiß, wo die Autobahn, die PASt und mein Haus liegt, kann mir doch nix passieren.“, grinste Semir nur und stand wieder auf. „Komm, die Tour wartet.“ „Okay, und unterwegs kauf ich dir einen Atlas.“, lachte Ben und wich der nach ihm schlagenden Hand aus. Doch ehe sie die Tür erreichen konnten, stellte sich Kim ihnen in den Weg. „Meine Herren, darf ich sie kurz mal sprechen, bevor sie wieder die Autobahn unsicher machen?“, bat sie und zog die Kommissare in ihrem Kielwasser mit sich in ihr Büro. Die beiden ließen sich in den Stuhl fallen und warteten gespannt, was ihre Chefin ihnen zu sagen hatte. „Semir, Ben, ich habe hier ein Gesuch der Kollegen vom Zoll... sie fragen an, ob uns in der letzten Zeit einige Tiertransporte in die Finger geraten sind. Wissen sie etwas darüber?“, wollte sie wissen. Doch die Kommissare mussten beide mit dem Kopf schütteln. „Nein, Chefin, wir hatten in den vergangenen Wochen keinerlei große Transporte... weder Tiere noch andere Sachen... was wir hatten waren Raser, Drängler und einen Geisterfahrer, aber keine Transporte.“, zählte Semir auf und Ben nickte. „Gut, fahren sie dennoch auf ihrer Tour mal beim Zoll vorbei und lassen sich die Einzelheiten geben.“, schlug Kim vor und entließ damit ihre Kommissare wieder in den Patrouillendienst.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Chef, der Transport ist sicher durch den Zoll. Die haben unseren Köder gut geschluckt.“, erzählte Miro dem Mann am anderen Ende der Leitung seines Mobiltelefons. „Sehr gut... bringt die Ware zu den Kunden und das Geld dann zu mir. Sehr gute Arbeit, Miro.“, meinte der Mann mit der tiefen Stimme am Ende der Leitung. „Danke Chef... noch eins... unser Mann will mehr Lohn für seine Arbeit. Er sagt, dafür, dass er uns so einfach durchwinkt, ist es ihm zu wenig.“ Einige Minuten herrschte Schweigen. „Dann bezahl ihm mehr, doch er soll nicht denken, dass er unersetzbar ist. Mach ihm das klar und dann bring die Ware an den Mann.“, grollte die Stimme und im nächsten Moment war das Telefon tot. Miro steckte es wieder in die Tasche und kontrollierte nochmals, ob auch wirklich alles beisammen war. Dann startete er den kleinen Transporter und fuhr los. Der Maulwurf, so war die Meinung von Miro, verlange unverschämt viel, dafür, dass er ihnen bei den Kontrollen freie Hand gab und sie vor unangekündigten Stichproben warnte. Nachdem er die Ware abgeliefert hatte, verabredete er sich telefonisch mit dem Mann und wollte ihn bei dieser Gelegenheit Manieren beibringen. Sie trafen sich auf einen Rastplatz, unbeobachtet von allen anderen, in der hintersten Ecke. „Und? Was sagt dein Chef?“, wollte Josh wissen. Miro sah den Mann an. Er sah zwar um einiges kräftiger aus, als der Mann vor ihm, doch sollte man nicht unnötig ein Risiko eingehen. „Er wird dir mehr zahlen. Aber du solltest nicht so gierig werden. Wir können auch sehr, sehr ungemütlich werden.“, fauchte Miro und mit diesen Worten rammte er Josh die Faust tief in den Magen. Keuchend ging der Zollbeamte zu Boden, krümmte sich vor Schmerzen. Sich nach etwaigen Schaulustigen umsehend, ging Miro um den Mann herum und gab ihm noch einen Tritt in die Rippen. „Ich hoffe, du hast verstanden und solltest du dein Maul auch nur ein Stück zu weit aufmachen, halten wir uns an deine Familie. Ist das klar?“, fauchte der Mann und verschwand.


    „Kannst du dir vorstellen, was der Zoll von uns will?“, wollte Ben nachdenklich wissen. „Vielleicht….ich meine das Schmuggeln von Tieren ist ja sehr einträglich. Wir…also ich und Tom….wir hatten mal einen Fall von Tierschmuggel wo ein Beamter vom Zoll und eine Tierärztin, die sich später als Kollegin vom BKA herausstellte, lebendige Tiere schmuggelten. Das war verdammt hart…die hatten alles Tiger, Ozelots, Papageien, alles was du so bekommen kannst. Nun ja… am Ende haben wir sie bekommen. Tom war damals in die Kollegin verliebt, was auf Gegenseitigkeit beruhte…“, lachte Semir. Ben sah ihn an. Semir hatte sonst nie von seinen Exkollegen gesprochen. Er wusste natürlich, dass Tom Kranich erschossen wurde, aber über die Fälle mit diesem ihm doch sympathisch erscheinenden Mann redete Semir kaum. Wenn so wie hier, dann war es mit so einer Hingabe, dass man die Freundschaft zwischen den Beiden regelrecht fühlen konnte. „Du meinst also, dass die Typen Lebendtiere schmuggeln?“, wollte er wissen. „Ich weiß es nicht…aber das werden wir wohl erfahren.“, kam von Semir. Sie fuhren nach der Tour direkt zum Zoll um mit Dr. Fabian Weißmüller zu sprechen.


    Josh stand langsam auf. Verdammt…er war zu vorlaut gewesen. Warum konnte er nicht einfach die Klappe halten… Er hatte seine Familie in Gefahr gebracht. Bianka und Jannina und auch Maja….sie mussten weg. Er musste sie aus der Schussweite von Miro bringen, dachte er. Nur mühsam gelang es ihm sich in den Wagen zu setzen. Jetzt musste er sich eine Erklärung für Lena ausdenken, die garantiert bemerken würde, dass er Schmerzen hatte. Vielleicht sollte er sich für den Rest des Tages frei nehmen? Übelkeit…oder so sind schnell mal da…nein…das geht nicht…dann muss er direkt zum Amtsarzt und sich untersuchen lassen. Das stand in seinem Vertrag. Als Zollbeamter kam er schließlich mit Reisenden aus allen Herren Ländern zusammen und man konnte nie sicher sein, was es für Krankheiten gab, die die Reisenden mit einschleppten. Josh schloss die Augen. Er atmete tief ein. Schon bald verging der Schmerz. Miro hatte ihn nicht sichtlich getroffen, denn er wusste genau, dass dann Fragen aufkamen und das durfte nicht sein. Er hatte Josh in die Seite getreten und gegen die Beine…aber das sah man nicht unter der Uniform. Er fuhr los. Die Mittagspause war bereits vorbei und sicherlich wartete Lena bereits auf ihn. Er stellte seinen Wagen wie immer auf dem Parkplatz ab und betrat die große Halle. Lena stand wie immer am Schalter. „Hallo…“, begrüßte sie ihn. „Hi...Lena…alles klar?“, wollte er wissen „Ja… wir bekommen heute eine Maschine aus Asien und eine aus Sri Lanka….dann aus Pakistan und aus Australien….das klingt wieder nach viel Arbeit…“, stöhnte Lena. Josh nickte nur. Er war sich ja sicher, dass der Rest ruhig wurde. Es war keine Lieferung mehr für heute angesagt.


    „Guten Tag…wir suchen Herrn Weißmüller…“, gab Semir von sich und hob den Ausweis hoch. Die junge Frau, in der Zentrale des Zolls sah ihn prüfend an. „Einen Augenblick bitte…“, bat sie und griff zum Telefon. Sie meldete die Beiden an und gebot zu warten. Nur fünf Minuten später kam ein älterer Mann mit weißem Haar und einen weißen Vollbart auf die Beiden Hauptkommissare zu. „Guten Tag…Dr. Fabian Weißmüller…“, stellte sich der Mann vor und Semir dachte, dass der Name wirklich passte. „Semir Gerkhan…Kripo Autobahn und das hier ist mein Kollege Ben Jäger…Frau Krüger hat uns gebeten bei Ihnen vorbei zu schauen…Sie sagte es ginge um Tierschmuggel?“, wollte Semir wissen. Dr. Fabian Weißmüller sah sich um und nickte dann. „Ja…aber wir besprechen es besser im Büro... Sylvia…bringen Sie uns doch bitte Kaffee hinein…“, befahl er seiner Sekretärin. Diese nickte, stand auf und verschwand in die Küche, während die Männer ins Büro gingen. „Bitte nehmen Sie Platz….ich muss etwas ausholen…. Vor ungefähr vier Wochen fing es an. Ich selbst habe mich mal wieder unten hingestellt, um sozusagen die Kontrolle zu kontrollieren. Das mache ich in sporadischen Abständen und mir ist aufgefallen, dass es sonderbarer Weise sehr wenig Fälle von Tierschmuggel gab….“, fing Weißmüller an. Semir sah zu Ben. „Aber das ist doch gut…ich meine….“, kam von Ben. „Nein…eben nicht… sehen Sie…wir haben hier eine Statistik und es ist aufgefallen, dass die Tierschmuggel extrem zurückgegangen sind. Verstehen Sie mich nicht falsch…ich vertraue eigentlich den Kollegen in der Kontrolle aber… irgendwas stimmt da nicht…“, gab Weißmüller zu. „Nun ja….ich gebe zu, dass es sonderbar klingt…“, meinte Semir als er die Papiere sah. „Aber was hat das mit uns zu tun? Wir sind von der Autobahnpolizei.“, lächelte er. „Ja sicher ich weiß…aber genau das ist es ja…wenn die Schmuggler nicht mehr die Flughäfen benutzen, dann müssen es Autos sein oder Schiffe…aber die Kollegen von der Wasserschutzpolizei sagen, dass sie keinerlei Schmuggel in Sachen Tiere haben….also bleibt nur das Auto…“, erklärte Weißmüller. „Und was wollen sie nun von uns?“, wollte Ben wissen. „Ich meine, das Ganze muss ja einen Grund haben. Sie müssen doch wenigstens einen Verdacht haben, den wir nachgehen sollen.“, erklärte der Jungkommissar seine Beweggründe und sah den Doktor an. Er lehnte sich vor und holte zur Erklärung aus.

  • „Also, meine Theorie ist, dass die Tiere durch den Zoll geschmuggelt werden und zwar durch die Abteilung mit den Transportboxen. Die Boxen werden durch den Zoll gebracht und müssen dann irgendwie weiter verkauft werden. Ich kann mir allerdings eines nicht erklären... die Boxen haben alle genaue Papiere. Dennoch habe ich die Zielpersonen, die auf den Kopien standen, angerufen.“, erklärte er und machte einen dramatische Pause. Semir und Ben warteten auf die Fortführung der Erklärung. „Und? Was ist mit den Papieren?“, wollte Ben nun wissen, da ihm das mit der Pause zu bunt wurde. „Tja, die Zielsteller haben die Tiere nie erhalten und auch noch nie bestellt.“, erklärte Dr. Weißmüller. „Das heißt, jemand von ihnen fälscht die Protokolle und lässt die Boxen einfach so durch?! Ein starkes Stück.“, stieß Ben aus und sah Semir an, der ebenfalls erstaunt seinen Kollegen ansah. „Das denke ich auch... deshalb brauche ich ihre Hilfe. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass einer meiner Kollegen das ohne triftigen Grund macht. Ich meine, da muss etwas dahinterstecken.“, stieß Felix Weißmüller aus. Semir sah ihn an. „Ich denke, ich habe eine Idee.“, meinte er und beide sahen ihn an. „Was hast du vor, du verrückter Kerl?“, wollte Ben lachend wissen. „Warte es ab.“, grinste Semir nur. „Das würde ich aber jetzt auch gerne wissen.“, kam es von Weißmüller und neugierig blickte er zum Deutschtürken hinüber. „Das verrate ich ihnen gleich. Jetzt möchte ich erstmal mit dem Beamten sprechen, der immer dann in der Abteilung mit den Transportboxen war, wenn solche Lieferungen kamen.“, erklärte Semir und Weißmüller führte die beiden Autobahnkommissare zum Flughafen hinüber.


    Miro hatte die Sachen abgeliefert und fuhr zur großen Villa an einem See gelegen. Sie war mit einer großen, schweren Steinmauer umgeben. Auf den Mauerkronen waren dicke Metallspitzen eingelassen. Niemand konnte so unbemerkt auf das Gelände ohne sich dabei nicht ernsthaft im Bauchbereich zu verletzen. Miro parkte den Wagen neben den Eingang. Eine große Marmortreppe führte vom Kieshof auf direkt zur Doppeltür hinauf. Die Treppe wurde von zwei überdimensionalen Marmorlöwen flankiert, die jedem Ankommenden mit ihren steinernen Pranken und ihrem weit geöffneten Maul zu Tode erschreckten und in Stücke zu reißen drohten. Miro ließ, unbeeindruckt von den steinernen Wächtern, die Treppe hinter sich und betrat die Villa. „Horazio? Ich bin's Miro.“, rief er durch das große Gebäude, doch er bekam keine Antwort. „Horazio?“, erneuerte er seinen Ruf, doch dann hörte er nur ein großes Fauchen und schnelle, dumpfe Schritte, die vom zweiten Stock kamen und auf die Treppe zuhielten. Die Schritte klangen bedrohlich und näherten sich Miro immer schneller werdend. „Miro... ich bin hier hinten.“, hörte der Mann plötzlich aus dem hinteren Teil des Hauses. Sofort setzte sich der Helfer in Bewegung und ging in den Wintergarten. Ein großer, hochgewachsener Mann mit schütterem Haar, grau emailliert, und dichten Augenbrauen, die die kleinen, stechenden Augen bedeckten, stand an einem Vogelständer auf dem ein bunt gefiederter Papagei saß. „Ahhh Miro, hast du alles erledigt? Ist die Ware bei den Kunden?“, wollte er wissen. „Ja Horazio... alles ist erledigt und ich habe auch mit diesem Zöllner gesprochen. Er wird nicht noch einmal so eine Forderung stellen.“, kam es gleichgültig von dem Eintreiber und er überreichte seinem Chef einen riesigen Batzen Geld in einem Koffer. „Sehr gut...“, erwiderte Horazio und plötzlich kam ein halbwüchsiger Sibirischer Tiger hinter dem Mann her, rannte ihn fast um und machte einen Satz auf die lederne Couch. „Ohhh... Salomon... warst du wieder alleine oben?“, fragte Horazio mit sanfter Stimme und warf dem noch jungen Tier einen Brocken Fleisch hin, dass das Tier mit seiner Pranke fing und sofort gierig verschlang.


    Weißmüller ging mit den Beiden zu dem entsprechenden Schalter. „Das sind meine Mitarbeiter Josh Schmitz und Lena Henkel… die Beiden haben immer gemeinsam Dienst und hier ist es mir halt auch aufgefallen.“, raunte Weißmüller Semir zu. „Herr Schmitz….Frau Henkel…Haben Sie bitte ein paar Momente…“, bat Weißmüller seine Angestellten. „Ja sicher….“, kam irritiert von Lena Henkel und auch Josh sah verwirrt auf. „Das sind Herr Gerkhan….“, fing Weißmüller an, doch Semir hob die Hand. „Ich mach das...“, lächelte er. „Semir Gerkhan und mein Kollege Ben Jäger… wir sind vom Hauptzollamt aus Aachen und für die Qualität der Abfertigung zuständig. Herr Jäger und ich würden uns gern für eine Weile Ihre Arbeitsweise ansehen. Wie Sie sicher wissen, ist das Qualitätsmanagement auch im Zollbereich eingedrungen und wir müssen uns halt ein Bild machen, wo man die Beamten des Zolls vielleicht schulen kann…“, erklärte Semir und bekam von Ben einen fragenden Blick zugeworfen. „Qualitätsmanagement? Bei der Abfertigung von Reisenden und eventuellen Schmugglern?“, warf Lena Henkel überrascht ein. „Ja….wir sind noch im Aufbau und Köln ist für uns die erste Anlaufstelle…Herr Weißmüller hat uns Ihre Mithilfe versprochen…“, lächelte Semir. Weißmüller nickte nur. „Ja…ich hoffe sehr, dass Sie die Herren dabei unterstützen.“, bestätigte er nach einer kurzen Pause. „Wenn es Ihr Wunsch ist… was ist denn unser Beitrag an dieses Qualitätsmanagement?“, wollte Lena wissen. „Sie müssen eigentlich gar nichts tun…einfach nur zeigen wie Sie arbeiten. Ich möchte nicht, dass Sie sich verstellen…das ist wichtig…“, erklärte Semir und tat auf sehr wichtig. „Was hat es denn für uns für einen Vorteil?“, wollte Josh wissen. „Nun….es ist sicher auch in Ihrem Interesse, wenn die Gäste…so wollen wir die Reisenden künftig nennen…..mit einem entspannten Gesicht die Zollkontrolle über sich ergehen lassen. Das ist doch auch in ihrem Sinne…. Es gäbe keine Übergriffe mehr und alle sind zufrieden…“, lächelte Semir. „Haben Sie das schon auf einem anderen Flughafen gemacht?“, kam die nächste Frage von Josh. „Nein…Köln ist der erste Flughafen…“, gab Semir zu. Und dabei log er ja nicht.

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  • Nur wenig später saßen sie wieder im Büro von Weißmüller. „Das war eine sonderbare Vorstellung, Herr Gerkhan…aber dieser Einfall gefällt mir. So können Sie ermitteln ohne aufzufallen. Wirklich sehr gut…. Ich hoffe nur, es kommt auch was dabei raus. Wie wollen Sie genauer vorgehen?“, harkte Weißmüller nach. „Nun….als erstes werden wir die Beamten beobachten und dann natürlich zwischendurch auch mal die Reisenden überprüfen. Wir müssen den Beiden ja zeigen, wie es richtig gemacht wird. Wie ist die personelle Prognose der Beiden?“, wollte Semir wissen. „Herr Schmitz ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist sehr belastbar und hat sich bisher stets korrekt verhalten. Wir haben keinerlei Disziplinarverfahren oder Maßnahmen gegen ihn einleiten müssen. Frau Henkel ist ledig und man glaubt, dass die Beiden ein Verhältnis haben, aber das kann ich nicht bestätigen. Sie arbeiten sehr gut zusammen. Frau Henkel ist seit ungefähr drei Jahren bei uns und ist vom Duisburger Flughafen zu uns gewechselt. Aber auch dort…keine negativen Einträge in der Personalakte…“, kam von Weißmüller. Ben hatte bisher geschwiegen, doch nun räusperte er sich. „Wie willst du das denn durchziehen? Du hast doch gar keine Ahnung vom Qualitätsmanagement…“, gab er zu bedenken. „Das kriegen wir schon hin…“, grinste Semir. Er stand auf und sah Weißmüller an. „Bitte reden Sie mit niemand darüber, was wir besprechen. Wir werden schon dahinter kommen, ob es mehr Schmuggel gibt, als angenommen und wer dann dahinter steckt und die Augen verschließt…“, empfahl Semir.


    Horazio saß nun hinter seinem großen Mahagonischreibtisch und arbeitete an seinen Papieren, während Salomon durch das Arbeitszimmer tollte und mit den doch zu interessanten Fransen des Perserteppichs spielte. Dabei knurrte und fauchte der Tiger verspielt, warf sich immer wieder von einer Seite auf die andere, schlug mit seiner Pranke nach den hochfliegenden Fransen und wartete gebannt, bis seine Beute wieder auf dem Boden landete. Das Spiel wiederholte sich einige Male von neuem und der Tiger fand immer wieder eine neue Franse, die er noch nicht „getötet“ hatte. Doch dann wurde es Salomon zu langweilig und er suchte sich ein neues Ziel aus. Da... das Krächzen dieses interessanten, bunten Vogels auf der Stange war doch zu verlockend und zu komisch, um es nicht zu erkunden. Mit trottenden Schritten ging der Tigerjunge auf die Stange zu, setzte sich davor hin und wartete ab. „Salomon... Nein.“, wies Horazio seinen Tiger zurecht, doch dieser ließ sich von dem Vorhaben nicht abbringen und beobachtete den Papagei weiter, der ebenfalls vollkommen interessiert auf den Zuschauer am Boden herab sah. Miro kam in den Raum hinein und ging direkt zu seinem Chef. „Horazio, ich glaube, wir haben da ein kleines Problem... einer unserer Kunden will einen Pardelluchs haben.“, erklärte er. Der Mann hinter dem Schreibtisch sah auf. Sein Blick verriet, dass er dies nicht überraschend fand. „Na gut... dann lass einen besorgen und bring ihn durch den Zoll.“, erklärte Horazio und widmete sich wieder seinem Papierkram. „Ja, aber die leben in Spanien und sind so gut, wie ausgestorben. Wie soll ich denn einen finden?“, fragte Miro entmutigt. Horazio sah ihn mit funkelnden Augen an. „Nimm mit unseren Leuten in Spanien Kontakt auf. Die sollen einen besorgen und nach Deutschland bringen. Ich kümmere mich um den Papierkram.“, fauchte der Mann und rief erneut seinen Tiger zur Ordnung, der gerade versucht hatte, nach dem Papagei zu schnappen, der auf Salomon zugeflogen war. Miro nickte und entfernte sich dann. Ein Iberischer Luchs, auch Pardelluchs genannt, war etwas wirklich seltenes. Es würde nicht einfach werden, ihn durch den Zoll zu schmuggeln, dachte Miro und machte sich sogleich an die Arbeit.


    Josh fuhr nach einem anstrengenden Tag nach Hause. Immer wieder musste er an die Drohung von Miro denken. Wenn er etwas sagte oder noch größere Forderungen stellte, war seine Familie in großer Gefahr. Aber er brauchte das Geld. Das neue Haus, der Umzug und die Hobbys der Kinder kostete einfach Unmengen, die er und Bianca mit ihrem Gehalt niemals hätten aufbringen können. Er fuhr auf den Hof, parkte den Wagen und betrat das so für ihn friedlich wirkende Haus. „Papa...“, schrieen die beiden Zwillinge Jannina und Maja und fielen ihrem Papa mit ungestümer Wucht um den Hals, kaum das dieser zur Tür hereingekommen war. „Hallo ihr Beiden... wo ist Mama?“, wollte er keuchend wissen und versuchte sich seine Töchter abzuschütteln, doch das war ohne Hilfe kaum möglich. „In der Küche und macht das Abendessen... Spielst du noch mit uns?“, wollte Maja wissen, gerade einmal 7 Jahre alt genau wie ihre Schwester. „Sicher spiele ich noch mit euch... geht doch schon mal nach oben. Ich komme gleich nach.“, meinte er und merkte, wie die beiden Klammeraffen, die seine Kinder waren, von ihm lösten und polternd die Treppe hinaufstiegen. Josh ging mit vorsichtigen Schritten, er hatte durch die Liebe seiner Kinder die Schmerzen von Miro wieder in Erinnerung gerufen bekommen, in die Küche, wo seine Frau gerade dabei war, den Salat fürs Abendessen zuzubereiten. „Hallo Schatz, wie war dein Tag?“, wollte Bianca wissen und gab ihren Mann einen kurzen Kuss auf die Wange, während sie weiter die Gurke mit dem großen Küchenmesser klein hackte und in eine Schüssel mit schon vorbereiteten Tomaten, Radieschen und Paprika gab. „Anstrengend ... hab heute eine Kiste auf den Fuß gekriegt und ein anderer Reisender hat mir aus Bosheit seinen Koffer in die Seite geschlagen.“, klagte er lügend. Jetzt konnte er die blauen Flecke dank seiner Kleidung noch verbergen, aber was war später im Bett? Bianca wollte ihn sicherlich verwöhnen und auch er hatte wieder einmal Lust auf ein bisschen Bettsport. Hätte er ihr da erst die Flecken erklären sollen. „Och mein armer Schatz, dann nimm jetzt ein heißes Bad und entspann dich... Das Essen ist bis dahin auch soweit. Übrigens ist in der Post ein Brief von der Bank.“, meinte sie und in der Stimme schwang etwas bedrohliches, unheilvolles mit, dass sich aber über der kleinen Familie befand und nicht gegen ihren Mann allein gerichtet war.

  • Kim Krüger sah auf, als die Beiden wieder in der PAST waren und winkte sie direkt in ihr Büro. „Und…wie können wir den Kollegen im Zoll helfen?“, wollte sie wissen. Semir sah Ben an. „Nun ja… eigentlich ist noch nicht viel passiert. Wir haben Herrn Weißmüller befragt und er sagte wortwörtlich, dass ihm zu wenige Schmuggler ins Netz gehen…“, fing Semir an. „Zu wenig?“, fragte Kim erstaunt nach. „Ja…ich weiß, was Sie sagen wollen… er soll doch froh sein… genau das hab ich auch gesagt…aber Herr Weißmüller konnte mir erklären, dass es nicht möglich sein kann. Bis vor drei Monaten wurden pro Tag etwas sechzig Schmuggler erwischt…und seit drei Monaten werden gerade Mal drei oder vier pro Tag entdeckt. Das es weniger geworden ist, kann nicht sein, denn es sind immer die gleichen Länder und die dortigen Behörden haben Herrn Weißmüller bestätigt, das die dortigen Schmuggler mit Sicherheit mehr Tiere nach Deutschland gebracht haben. Von daher kann ich ihm nur beipflichten, dass es schon sonderbar ist. Wie dem auch sei…ich habe unsere Hilfe zugesagt.“, legte Semir fest. „Ich sagte nicht, dass das wir tätig werden…ich sagte lediglich, dass Sie sich mit den Kollegen unterhalten sollten.“, gab Kim kühl wieder. „Ja und ich denke es ist wichtig, dass wir tätig werden…“, beharrte Semir darauf. „Das haben Sie nicht zu bestimmen. Solange es noch keine ernsthaften Hintergründe gibt, werden Sie Ihre Aufgaben erledigen für die Sie da sind!“, kam von Kim. „Tut mir Leid…das geht nicht. Wir werden unseren Dienst morgen um acht beim Zoll antreten…“, lächelte Semir. „Herr Gerkhan…“, fing Kim an, als das Telefon anschlug. „Krüger!“, meldete sie sich und sah Semir wütend an. Doch schnell legte sich der grimmige Blick. „Ja…danke …ja ich werde es ausrichten…“, gab sie durch und legte dann auf. „Das war der Polizeipräsident…..Herr Weißmüller hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt und um Amtshilfe gebeten…der Präsident hat zugestimmt, dass Sie und Herr Jäger wie von Herrn Weißmüller gewünscht, den Zoll unterstützen.. Nun ja… vielleicht machen Sie dann weniger Staatseigentum kaputt…“, stöhnte sie. Semir grinste breit und verließ mit Ben das Revier.


    Am nächsten Morgen traten Semir und Ben ihren Dienst an. Um weniger aufzufallen bekamen sie die Uniform der dortigen Kollegen. Semir sah sich skeptisch im Spiegel an. „Ich mag Uniformen nicht…“, gab er von sich. „Ja ich finde sie auch nicht bequem…das kratzt und juckt….ekelhaft…aber du wolltest das ja unbedingt durchziehen, du Qualitätsmanager…. wie hast du dir das eigentlich nun vorgestellt?“, wollte Ben wissen und kratzte sich an den Armen. „Nun…ganz einfach…wir nehmen und Papier und Bleistift und machen uns ein paar Notizen… muss ja keiner lesen…“, grinste Semir. „Ach toll….. wir laufen mit Papier und Bleistift durch die Hallen…wirklich toller Job…“, stöhnte Ben wütend. „Hey… überleg doch mal den guten Sinn dahinter… ich meine…wir helfen die Verbrecher zur Strecke zu bringen und ich habe das Gefühl, dass dieser Fall dennoch nicht von schlechten Eltern sein wird….“, versprach Semir. Ben nickte. „Klar doch… wir hier und nicht auf der Autobahn… Semir…..das ist doch …“ Ben suchte nach dem richtigen Wort. „Na was soll’s….machen wir hin und dann haben wir in einer Woche den Fall erledigt… bis dahin können die Gangster auf der Autobahn ne ruhige Kugel schieben….gibt ja keinen, vor dem sie Angst haben müssen…“, knurrte Ben und nahm sein Klemmbrett mit Block und Stift in die Hand. Semir grinste ihn an. „Wir sind halt die Besten und deshalb geben wir hier auch das Beste….also raus Kommissar Jäger und stramm stehen…“, gab er von sich. Ben hob das Klemmbrett und schlug es auf Semirs Kopf. Obwohl es ein leichter Schlag war, brach das Brett entzwei. Ben lachte auf. „Staatseigentum….ich hab es schon am ersten Tag geschafft.“, meinte er. Semir rieb sich den Kopf. „Tja… gegen einen türkischen Dickkopf kann so ein Stück Hartpappe nichts machen…“, gab er zurück. „Na komm…. Wir holen dir ein neues Brett…“ Gemeinsam gingen sie ins Sekretariat und behaupteten, dass das Klemmbrett runter gefallen und zerbrochen sein. Sofort war ein Ersatz da. „Wenn das mit unseren Autos auch so schnell ginge….“, meinte Ben nachdenklich. Semir nickte nur. Gegen halb Neun standen sie nun mit Josh Schmitz und Lena Henkel am Schalter und warteten auf die ersten Fluggäste. Semir und Ben hielten sich im Hintergrund und machten bei jeder Abfertigung Notizen. Immer wieder sahen Josh Schmitz und Lena Henkel die Beiden an.


    Miro stand am Ausgang des Flughafens und wartete auf die Ware. Er nahm sein Handy hervor und tippte einige schnelle Worte für eine SMS: „Heute Lieferung ... aus Spanien... mach deine Sache gut und du bekommst die doppelte Summe ... keine Schwierigkeiten.“ Dann sendete er und wartete einfach. Die Kiste war gut erkennbar und nun musste er nur noch warten. Bald würde sich das Geld seines Chefs nur noch mehr mehren und dann würde auch er seinen Teil vom Kuchen abkriegen. Er ging in die hinteren Hallen, wo die Zollabfertigung stattfand. Er sah, wie Josh am Förderband mit den Kisten stand und kurz zu ihm rübersah. Keinen Ton oder deine Familie ist dran, gab Miro durch einen gekonnten Blick zu verstehen. Josh nickte unmerklich und kontrollierte die Kiste nur augenscheinlich. Doch Semir stand daneben und in diesem Moment fauchte es klar und deutlich aus der Kiste. „Sag mal, was war das denn?“, kam es vom Deutschtürken erstaunt. Sofort war auch Ben und Lena bei ihm und nahmen die Kiste vom Band. Josh sah angespannt zwischen Kiste und Miro hin und her. Tu was, forderte dieser durch einen eindringlichen Blick. Doch was konnte Josh nur tun? Wenn er jetzt eingreifen würde, hätte er sich als Maulwurf geoutet und das wäre das Aus für ihn. Doch wenn er nichts tat, war seine Familie in großer Gefahr... Was sollte er nun tun?

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Los, aufmachen.“, meinte Semir und Lena griff zum Brecheisen, brach die Kiste an einem Ende auf und schon fauchte ihn eine große Wildkatze an. „Wow...“, stieß Ben aus und sprang ein Stück zurück. „Was... was ist das?“, kam es von Semir. „Tja, das wissen wir erst nach der tierärztlichen Untersuchung.“, entgegnete Lena und griff zum Telefon. Josh bückte sich und sah die Katze an. „Wenn ich mich nicht recht irre, ist das ein Luchs.“, kam es von dem Zollbeamten. „Was macht ein Luchs in einer Kiste mit antikem Porzellan?“, knurrte Ben und erntete von Semir einen der komischsten Blicke, die der Deutschtürke je abgeschossen hatte. „Mensch Ben, du kannst Fragen stellen. Das ist Schmuggelware.“, konterte Semir und grinste breit. „Das Tier oder die Porzellanvasen?“, grinste Ben breit. Semir nahm das Klemmbrett und schlug es Ben auf den Kopf. Auch dieses vermehrte sich und zerbrach in zwei Teile. „Hey, ihr beschädigt da unser Eigentum.“, fauchte Josh und stand auf. Miro war verschwunden. Verdammt, was war jetzt mit seiner Familie? Er musste schnellstens telefonieren und dazu musste er verschwinden. „Ich muss mal kurz austreten.“, knurrte er und ging die Halle hinunter. Gerade, als er außer Sicht war, wurde er gepackt und hinter einen Stapel Holzbohlen gezogen. „Was sollte das?“, fauchte Miro und drückte Josh dessen eigene Waffe in den Bauch, während er mit der anderen Hand dem Mann den zudrückte. Josh strampelte, wollte sich wehren, doch die Aussicht eine Kugel in den Kopf zu kriegen, war ein zwingendes Argument sich ruhig zu verhalten. „Also, ich will wissen, was das sollte und vor allem, wer sind diese beiden Neuen?“, fauchte Miro und nahm langsam die Hand vom Mund weg.


    Semir betrachtete die kleine Wildkatze, die vollkommen unruhig in ihrem kleinen Gefängnis hin und her lief. „Na Ben... das wäre doch was für dich oder?“, wollte Semir grinsend wissen. „Ha, den kannst du ja haben und ich kriege Felix dafür.“, lachte Ben und sah in die Richtung, in die Josh gegangen war. „Mensch, solange kann das Austreten doch nicht dauern, oder?“, knurrte er. „Er kommt mir sowieso sehr kurios vor. Meinst du nicht?“, entgegnete Semir und sah Ben mit vielsagendem Blick an. „Allerdings... ich denke, ich werde mal nach ihm sehen.“, gab Ben von sich und ging langsam auf Josh zu. „Hey Josh... ist alles in Ordnung mit dir?“, rief Ben und seine Hand glitt langsam zur Waffe. Die Situation kam ihm doch sehr suspekt vor. Immerhin dauerte doch so eine Pinkelpause nicht lange. Von Josh kam keine Antwort… „HEY JOSH?“, rief Ben erneut und betrat die Toilette. Dort kam gerade ein Mann raus und Ben sah ihm nach. „JOSH??“, rief er direkt in der Toilette. „Ja….bin gleich so weit…“, kam zurück. „Dachte schon ich müsste ne Vermisstenmeldung machen.“, scherzte Ben, als der Mann aus einer der Kabinen kam. „Nee…hat nur etwas länger gedauert…..aber jetzt ist es okay…“, lächelte der Mann nervös. Ben sah ihn prüfend an. Irgendwas stimmte nicht mit Josh Schmitz. „Sag mal….hast du Probleme?“, harkte Ben nach. „Nein…alles im grünen Bereich.“, lächelte Josh nervös und wollte an Ben vorbei gehen, als dieser seinen Arm festhielt und den Ärmel hoch schob. „Was soll das?“, fauchte Josh ihn an. „Ich wollte nur was sehen…ich bin schließlich auch für den guten Ruf des Zolls da….“, entschuldigte Ben. „Ja und? Willst du wissen, ob ich Drogen nehme? Ob ich an der Nadel hänge? Verdammt, ich hab Kinder und eine Frau….ich bin glücklich auch ohne diesen Scheiß“, schrie Josh ihn an. Er verließ die Toilette und knallte die Tür. Ben sah ihn nach. Hatte er vielleicht den Bogen überspannt?


    Semir sah sich die Wildkatze an. „Das ist ein sehr interessantes Tier…. Was machen Sie denn nun, Frau Henkel?“, wollte er von der Zöllnerin wissen. „Nun…ich werde den zoologischen Garten Köln anrufen, das wir einen Luchs hier haben, der nun artgerecht untergebracht werden muss. Bis die Herrschaften vom Zoo hier sind, werde ich das Tier im Büro von uns unter Verschluss halten….damit sich das Tier beruhigt.“, erklärte Lena Henkel. Semir sah sie prüfend an. „Das ist sehr gut…wirklich…..vorbildlich.“, lobte er sie. „Wollen Sie damit sagen, dass das Ihre Arbeit ist? Sie fragen mich, was ich in diesem Fall tue? Ich meine…das ist doch…sinnlos….“, kam zweifelnd von ihr. „Nun ich sehe das nicht so. Wenn Sie in dieser Situation schon so behutsam mit der „Ware“, nenne ich es mal, umgehen, dann kann ich doch sicher sein, dass Sie mit einem Menschen noch besser umgehen….aber wir sollten das Tier jetzt erst einmal ins Büro bringen, damit er ruhiger wird und dann zeigen Sie mir, wie Sie mit einem Menschen umgehen, der vielleicht unschuldig durch den Zoll geht.…“, erklärte Semir. Lena sah ihn fragend an. „Reden Sie eigentlich immer so einen Blödsinn?“, lachte sie leise. Semir wurde etwas rot. „Nun ja….nein…also nicht immer…“, gab er zu. „Na kommen Sie…wir werden das Tier rüberbringen…“, lachte Lena. Semir mochte die junge Frau. Sie schien viel zugänglicher als Josh Schmitz zu sein. Genau in diesem Augenblick kamen Josh und Ben zurück. Semir sah sofort, das Josh wütend war. Fragend sah er Ben an, der ihm ein Zeichen machte ihm zu folgen. Semir nickte unmerklich. „Ich bin gleich zurück...“, entschuldigte er sich bei Lena und ging zu Ben.

  • „Und? Was hast du herausgefunden?“, wollte er kurz darauf von Ben wissen. Sie hatten sich in einer der Ecken verzogen, wo sie den Abfertigungsschalter im Auge behalten konnten. „Nun…. Der Junge ist ziemlich nervös. Ich habe das Gefühl, dass er unter Druck steht…. Die Frage ist nur, von wem er unter Druck gesetzt wird. Ich dachte erst, er hätte sich einen Schuss gesetzt…zumindest sah es für mich so aus, aber er hat keine Einstiche im Arm.“, erklärte Ben. Semir schüttelte den Kopf. „Nein…. der ist nicht süchtig….aber diese Lena ist für mich unschuldig. Sie hat alles richtig gemacht und sie war auch nicht misstrauisch.“, meinte Semir. „Ja…als ich in die Toilette ging, kam einer heraus. Ich konnte ein Foto machen, weil ich dachte ich kenne ihn. Schick das gleich an Susanne, die soll mal recherchieren. Wie gesagt…dieser Josh ist ziemlich nervös. Und wenn er unser Mann ist, dann macht er sicher bald einen Fehler.“ Semir nickte nur und sah Josh mit skeptischem Blick nach. „Wir werden ihn beobachten. Vorerst.“, kam es von Semir und ging dann mit seinem Partner der Lena hinterher. Josh hatte sich währenddessen hinter einigen Kisten versteckt und hatte alles gehört, was die beiden Männer miteinander geredet hatten. Was sollte das bedeuten, sie wollten ihn beobachten? Verdammt, was sollte er jetzt machen? Er musste nach Hause und zu seiner Familie. Ja, das war das Beste. Schnell ging er zu seinem Wagen und wollte einsteigen, als er von hinten gepackt und an den Rahmen gedrückt wurde.


    „Okay, was sollte das?“, fauchte Miro, der sich nicht einfach zurückgezogen hatte, sondern hinter dem Wagen von Josh gewartet hatte. „Ich... ich...“, stammelte der Zollbeamte und wollte sich aus dem Griff des Mannes befreien. „Hör zu, ich will, dass du uns diesen Luchs besorgst oder ich werde mal mit deiner Frau sprechen. Und glaube mir, dass wird nicht sehr spaßig für euch werden.“, knurrte er und stieß den Zollbeamten von sich weg. „Und jetzt will ich, dass du mir alles über diese beiden neuen Zollbeamten herausfindest.“, fauchte Miro, stieg in seinen Wagen und brauste davon. Josh blieb erschrocken an seinem Wagen angelehnt stehen. Dieser verdammte Arsch... er musste jetzt sofort zu seiner Familie. Schnell war der Motor seines Wagens entzündet und sofort brauste er vom Parkplatz. Wenige Augenblicke später bremste er vor seinem Haus und sprang aus der Wagentür. „Bianca... Kinder.... wo seid ihr?“, schrie er vollkommen aufgelöst durch das ganze Haus. Doch es kam keine Antwort. Schnell nahm er sein Handy hervor und wählte die Nummer seiner Frau. „Bianca... wo bist du?“, fragte er durchs Telefon. „Ich... auf Arbeit... wo du eigentlich auch sein solltest. Was ist denn los? Ist was mit den Kinder?“, wollte sie sofort wissen. Er stockte sofort und sah sich um. „Nein... nein, mit den Kindern ist alles in Ordnung. Ich hole sie gleich von der Schule ab.“, meinte er und ging wieder zu seinem Wagen zurück. „Hast du denn keinen Dienst mehr?“, wollte sie wissen und ihre Stimme klang skeptisch. Noch nie hatte ihr Mann die Kinder freiwillig von der Schule abgeholt. Er hatte sie früh nur hingefahren, so wie heute, aber nie holte er sie am gleichen Tag wieder ab. „Schatz, was ist los?“, wollte sie wissen.


    Ben sah den Luchs durch die große, gläserne Trennscheibe an. „Eigentlich ein ganz süßes Tierchen. Da möchte man doch glatt mit schmusen.“, grinste er und sah Semir und Lena an. Diese lachte auf. „Das würde ich lassen. Der ist nicht gerade ruhig und wenn dann einer reingeht, dann ...“, erklärte sie und verdeutlichte ihre Worte mit einer kurzen, alles sagenden Geste. „Oh nee... also ich wollte schon noch Papa werden.“, murrte Ben und nahm einen kleinen Abstand von der Scheibe. „Der Tierarzt und die Leute vom Zoo müssten eigentlich gleich...“, Lenas Worte wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. „Ahhh, da sind sie schon.“, grinste sie und öffnete. „Hallo, ich bin Hanna Wilke... Tierärztin im Kölner Zoo... was haben wir denn heute?“, wollte die junge Frau mit dem Pferdeschwanz wissen. Sie gab erst Lena und dann den beiden Herren die Hand. Ben fing an zu grinsen und flirtete per Augenkontakt mit der jungen, feschen und attraktiven Tierärztin. Doch diese schien sich nur auf ihre Arbeit konzentrieren zu wollen. „Einen Luchs und ich glaube, ein äußerst seltenes Exemplar.“, erklärte Lena und ging mit der Ärztin zu der Scheibe, zeigte ihr das Tier. „Wow, ein Iberischer Luchs... wo habt ihr den denn her?“, staunte die Zoologin und sah vollkommen interessiert durch die Scheibe, zeigte nicht das mindeste Interesse an Ben, der sich neben ihr gehockt hatte und sie mit liebestollen Augen ansah. „Ein wunderbares Tier finde ich ja.“, grinste er. Doch wieder nur ein kurzer Blick von ihr und dann winkte sie die beiden Helfer herbei. „Okay, wir verladen ihn und bringen ihn dann in den Zoo. Sicher haben wir ein schönes Plätzchen für den Kerl und unser Luchsweibchen wird sich über einen Partner freuen.“, meinte sie vor sich hin. Wenige Augenblicke später war der Luchs verladen und die Tierpfleger samt der Tierärztin waren wieder aus dem Büro verschwunden.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Sag mal Ben, du musst auch wirklich mit jedem flirten, was? Erst der Luchs und dann die Tierärztin.“, lachte Semir und konnte nicht mehr vor Grinsen. „Ja, das gefällt dir, was? Hallo, ich habe keine Frau so wie du.“, stieß Ben aus und merkte nicht, wie Lena ihn nach diesen Worten interessiert ansah. „Und was meinst du? Hängen beide drin oder nur einer?“, wollte Ben wissen als sie nach Hause fuhren. „Du…ich weiß noch nicht einmal, ob überhaupt einer davon drin hängt. Nur weil Schmitz so nervös ist, ist nicht gesagt, dass er die Schmuggler durchwinkt.“, meinte Semir nachdenklich. „Ach komm Semir….der ist so auffällig, da kann man an fünf Fingern abzählen, dass er was damit zu tun hat…“, meinte Ben. Sein Handy klingelte und er empfing eine Bildnachricht. „Hier….ich wusste es….dieser Typ…der aus der Toilette kam, den ich glaube zu kennen… das ist Miroslav Seminow….ein Typ der wegen diverser Delikte vorbestraft ist….“, triumphierte Ben und hielt Semir das Handy hin. „Ich fahre gerade…“, erinnerte Semir ihn. „Du kennst ihn also…woher genau? Hast du schon mit ihm zu tun gehabt oder wie?“, wollte er nun wissen. Ben schüttelte den Kopf. „Nein…nicht persönlich….ich meine es war auf einer Schulung, als ich noch beim LKA war. Dieser Typ diente uns als Täterbeschreibung als wir das Fach Ermittlung nach Phantombild…. durchgingen…“, grinste Ben. „Ach so ein Fach gibt es?“, lachte Semir. „Muss ich geschwänzt haben…“, hängte er an. „Das sieht dir ähnlich….nee aber jetzt mal im Ernst. Dieser Miroslav Seminow hat allerdings nie was mit Schmuggel zu tun. Meinst du, er hat den Bereich gewechselt?“, wollte Ben wissen. Semir zuckte mit den Schultern. „Du hast ihn gekannt nicht ich…aber warum sollten Verbrecher nicht auch die Branche wechseln…“, meinte Semir nur. Ben nickt. „Aber du solltest nicht vergessen, dass der Typ nur aus der Toilette gekommen war… ich meine, er kann ja auch nur ein Fluggast gewesen sein.“, gab Semir nachdenklich von sich. „Das werden wir dann morgen mal in Erfahrung bringen.“


    Bianca Schmitz kam nach Hause. Josh wartete auf sie. „Was hast du denn heute?“, fragte sie und sah ihn besorgt an. „Nichts…du…wie wäre es wenn du und die Kinder für ein paar Tage Urlaub macht? Ihr könntet in die Eifel fahren und das Haus für die Zeit nutzen.“, schlug er vor. Bianca zog die Augenbraue hoch. Josh sah das natürlich. „Warum?“, fragte sie forsch nach. „Bianca…ich finde nur…dass ihr….Urlaub braucht…“, lächelte er nervös. „Josh…komm mir nicht so. Die Kinder haben Schule. Ich kann nicht so einfach wegfahren. Was ist los?“, wollte Bianca wissen. Josh knetete die Hände. „Ich…ich stecke in Schwierigkeiten….Aber da komme ich wieder raus…versprochen…und dann werden wir Deutschland verlassen…wir werden nach Australien gehen…so wie wir es schon immer wollten….“, lachte er nervös. Bianca lachte nicht mit. Sie stand da und sah ihn nur an. „Du steckst in Schwierigkeiten?“, harkte sie nach. Josh lachte leise. „Nein….vergiss es einfach. Sag mal….deine Freundin…diese Tanja oder so…die ist doch beim Amt oder?“, wollte Josh wissen. „Du meinst Tatjana…ja sie arbeitet als Sekretärin beim Polizeipräsidenten und da ist sie sehr stolz drauf…“, nickte Bianca. „Könnte sie mir wohl ein Gefallen tun? Ich meine….damit würde ich meine Probleme sicher schnell lösen können und brauche keine Angst mehr zu haben.“, erklärte er ausweichend. Bianca sah ihn fragend an. „Du wirst erpresst?“, warf sie als Verdacht in den Raum. Josh nickte. „Ja…aber die Kerle dürfen nichts davon wissen….deine Freundin soll für mich nur Informationen raus geben, die ich brauche….bitte…“, flehte er. Bianca nickte. „Ich rufe sie gleich an…was verlangen die Typen von dir?“, wollte sie wissen. „Ich soll Schmuggelware für sie durch gehen lassen. Aber das kann ich nicht machen…ich liebe meinen Job….nur glaub ich, die Kerle wollen mich fertig machen und…deshalb…“, log Josh. Bianca nickte. „Wie heißen die Beiden?“, fragte sie nach. „Semir Gerkhan und Ben Jäger….“, gab Josh bekannt. „Na…das haben wir gleich...“, versprach Bianca und wählte die Nummer ihrer besten Freundin.


    „Wie war dein Tag?“, wollte Andrea wissen, als Semir endlich nach Hause kam. „Sehr anstrengend…ich bin total verkrampft und brauche dringend eine Massage von dir…“, stöhnte Semir gekonnt. Andrea sah ihn prüfend an. „Dann leg dich auf die Couch…ich werde dich für eine halbe Stunde massieren…und dann essen wir…“, schlug sie vor. Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Er legte sich auf dem Bauch und schon wenig später knetete Andrea ihn durch. „Also so schlimm ist das aber jetzt nicht….sag mal…hast du mich angelogen?“, wollte Andrea wissen. „Nein…ich liebe dich mein Schatz…und ich bin wirklich verspannt… völlig…hier im Nacken und dort…und dort und…“, gab Semir wehleidig von sich. Andrea stand auf. Enttäuscht drehte Semir sich auf den Rücken. „Was ist denn?“, wollte er wissen und zog Andrea zu sich heran. „Nichts…ich hab Hunger und will endlich essen…komm schon… du schwerkranker Mann …“, lachte Andrea. „Und was ist mit meiner Massage?“, wollte Semir wissen und folgte seiner Frau zum Esstisch. „Später...“, vertröstete ihn Andrea und tischte das Abendessen auf. Aida saß auf ihrem Stuhl und sah Semir mit ihren großen Augen an. „Hallo meine Prinzessin.“ Der stolze Vater küsste seine Tochter auf die Stirn und strich mit über den blondgelockten Kopf. „Papa...“, kam es von dem kleinen Mädchen nur zurück. Die kleine Familie widmete sich nun den vollkommen köstlichen Speisen, die Andrea für ihre Liebsten gezaubert hatte. Alles wurde gleichermaßen genossen. Natürlich half Semir seiner kleinen Tochter dabei, die Brotscheiben kleiner zu schneiden und sie in kleine Häppchen zu teilen.

  • Bianca nickte andauernd und sah immer wieder zu ihren Mann hinüber. „Ich verstehe ... danke dir, meine Liebe, du hast was gut bei mir.“, verabschiedete sich Bianca von ihrer Freundin und legte auf. Sie sah ihren Mann mit großen, vorwurfsvollen Augen an, die ihn jegliche Enttäuschung spüren ließen, die sie gerade für ihn empfand. „Okay... ich habe die Informationen, die du willst... jetzt sag mir aber erst, was los ist.“, fauchte sie und sah ihren Mann an. Josh blickte nur kurz in die Augen seiner Frau und fing dann an, die ganze Geschichte zu erzählen. Natürlich ließ er aus, dass er für einen Großschmuggler arbeitete. „Diese Beiden sind seit einem Tag bei uns und machen uns das Leben schwer. Sie sagen, sie wollen nur die Qualität überprüfen, aber ich glaube, da steckt etwas anderes dahinter. Nur weiß ich nicht was.“, erklärte er. „Und warum wolltest du dann, dass die Kinder und ich in die Eifel fahren?“, fragte sie fordernd. Darauf wusste er keine Antwort. Was sollte er auch sagen? Sollte er sagen, dass er mit Schmugglern zusammenarbeitete, um den Lebensstil seiner Familie aufzubessern, das Haus bezahlen und halten zu können? Nein, das konnte er nicht. Er konnte ihr nicht so das Herz brechen. „Ich ... ich traue diesen Kerlen einfach nicht.“, knurrte Josh. „So? Dann höre mal zu... Hier, die Informationen meiner Freundin.... Semir Gerkhan und Ben Jäger sind Hauptkommissare bei der Autobahnpolizei und nicht beim Zoll.... So, uns was sagst du nun?“, zischte Bianca. Josh traute seinen Ohren nicht. Was war das gerade, was seine Frau ihm an den Kopf geworfen hatte? Zwei Polizisten von der Autobahnpolizei? Aber was wollten die dann bei ihnen im Zollbüro? Sollte es um ihn gehen? Hatten seine Kollegen eine Ahnung, was er trieb? Er kannte keine Antwort darauf. „Süße, ich weiß es nicht. Bitte glaube mir.“


    Ben saß derweil in seiner Wohnung und grübelte. Die Pasta vor seiner Nase wurde kälter und kälter. Warum sollte dieser Miro sein Metier wechseln und plötzlich schmuggeln? Nein, da steckte etwas anderes dahinter, das wusste Ben schon aus Erfahrung. Aber er suchte intensiv nach einer Erklärung, warum. Er wusste sich keinen Reim darauf zu machen. So ließ er sich die nun lauwarme Pasta schmecken und holte sich dann ein Bier. Zischend öffnete er es und ließ die gelbliche Hopfenflüssigkeit seinen Hals hinunterlaufen. Das tat gut. Langsam ging er zu seinem Sofa und ließ sich darauf nieder. Mit der Fernbedienung in der Hand zappte er durch das Programm. Heute war auch wieder überhaupt nichts, dachte er und blieb schließlich bei einer Tierdokumentation über Sibirische Tiger hängen. Die Doku war, trotzt aller Bedenken seitens Ben, doch sehr interessant. Leider war er so müde, dass seine Augen alsbald zufielen und schon wenige Augenblicke später schlief er, träumte so vor sich hin. Eine dunkle Halle tat sich vor ihm auf. Er ging langsam durch die Halle auf das grelle Licht, dass durch die Tür fiel. Doch plötzlich hörte er ein bedrohliches Knurren neben sich. Ben konnte es aber nicht orten. Woher kam das? Noch viel wichtiger war, was lag da vor Ben auf dem Boden. Langsam ging er darauf zu und spürte plötzlich eine Flüssigkeit unter seinen Schuhen. Er bückte sich und nahm es mit den Fingern auf. Blut... das war Blut, ganz eindeutig. Aber wessen Blut war das? Dann sah er, wer dort auf dem Boden lag. Semir.... es war Semirs Körper oder was davon noch übrig war. Jetzt wurde das Knurren noch viel lauter und plötzlich riss Ben etwas zu Boden. Erschrocken wachte er auf. Was, was war das?, dachte Ben und hatte das Bier noch krampfhaft in der Hand. Angeekelt stellte er es weg und ging zu Bett, ließ sich in einen traumlosen Schlaf fallen.


    Josh stand auf, als Bianca endlich eingeschlafen war. Er schlich sich aus dem Schlafzimmer raus und griff sein Handy. Dann wählte er Miros Nummer. „Ja…. Ich bin es…ich habe Informationen über die Beiden…“, erklärte er hastig. „Und….wer sind die Beiden?“, kam von Miro. „Es sind Polizisten…von der Autobahnpolizei…“, gab Josh weiter. „Autobahnpolizei… soso… also gut… .ich nehme an, sie wollen herausfinden, wer die Tiere durch den Zoll lässt… was für einen Quatsch haben die Beiden dir aufgetischt?“, harkte Miro nach. „Sie sagten was von Qualitätsmanagement… aber das hab ich vorher schon nicht geglaubt… das passt einfach nicht…“, erklärte Josh. „Okay… du hast deine Familie gerade vor einem schlimmen Problem gerettet….aber ich warne dich…du wirst genauso weitermachen wie vorher und hast keine Sorgen. Um die Beiden werde ich mich kümmern. Wie heißen die?“, wollte Miro wissen. „Der Jüngere heißt Ben Jäger….der Ältere, kleine heißt Semir Gerkhan…“, gab Josh bereitwillig Auskunft. „Okay….die Beiden sind jetzt Chefsache und gehen dich nichts mehr an. Es könnte allerdings sein, dass ich deine Hilfe brauche, wenn ich meinen Plan mit dem Boss umsetzen will… halt dich Bereit!“, ermahnte Miro ihn. „Ja sicher… mach ich….“, versprach Josh und beendete das Gespräch. Erleichtert schloss er die Augen. Die Gefahr für seine Familie war gebannt… nun konnte nicht mehr viel passieren…Er ahnte nicht, wie sehr er sich irrte.

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  • Miro legte das Handy nachdenklich beiseite. Was hatte die Autobahnpolizei mit dem Zoll zu tun? Wie konnte es sein, dass die Beamten der Polizei dem Zoll unter die Arme griffen? Ja sicher… das musste es sein. Der Zoll ahnte, wie die Tiere weiter transportiert wurden. Klar…mit der Bahn war es unmöglich…aber die Autobahn… verdammt… er brauchte die Autobahn…Entschlossen griff er zum Handy und wählte die ihm bekannte Nummer. „Wir müssen reden…es gibt da ein kleines Problem.“, erklärte er. „Ich hab keine Zeit…du hast alle Vollmachten um dieses Problem zu lösen….ich vertrau dir…“, gab der Angerufene zurück. „Okay….“, meinte Miro nur und beendete das Gespräch. „Nun gut…das wird sicher kein einfacher Job…aber einer muss es ja tun…“, lachte er. Nun musste er sich nur noch einen perfekten Plan zu Recht legen und dann konnte die Aktion anlaufen. Er wählte eine weitere Nummer. Als der Mann sich am anderen Ende müde meldete meinte Miro nur. „In zehn Minuten will ich dich und Jakob hier haben…. wir müssen was besprechen!“, befahl er kühl. „Ja okay….“, knurrte der Mann am anderen Ende. Erneut beendete Miro das Gespräch. Er grinste böse. Sein Plan, der in seinem Kopf reifte, ließ es zur, dass er sich bereits als Sieger sah. Er ging in den angrenzenden Stall und sah sich um. Hier standen Käfige und es gab hier Nebenräume… groß genug waren sie ja….Miro lachte gehässig, als er sich ausmalte was man hier im Raum veranstalten konnte… Warum eigentlich nicht…das war es….ja….das war genau das Richtige…lobte er sich in Gedanken. Nun musste es nur noch ausgeführt werden.


    Am nächsten Morgen waren Semir und Ben zunächst zur PAST gefahren. Sie wollten schnell einen kurzen Bericht vom ersten Tag abgeben, doch es war niemand da. „Tja…dann machen wir das morgen…“, grinste Semir. Schon waren sie wieder verschwunden. In der Zollstelle kamen sie gemeinsam mit Josh Schmitz und Lena Henkel an. „Morgen…“, rief Semir fröhlich. Doch es kam kaum eine Antwort. „Hallo Semir….ich hoffen Sie hatten einen schönen Abend…“, meinte Lena nur. „Danke…ich wurde von meiner Frau und meiner Tochter verwöhnt…was kann man mehr verlangen…“, bestätigte Semir nur. Ben nickte. „Ja und er liebt sie über alles…seine kleine Familie…“, meinte er nur. Lena sah ihn an. „Ich habe kein Interesse an Herrn Gerkan, wenn Sie das denken…Herr Jäger…“, fauchte sie zurück .Semir sah zu Ben und grinste. „Das war deutlich oder?“, flüsterte er ihm zu. Ben nickte nur und zog Semir zu den Spinden wo sie sich umzogen. „Und…irgendwie ist Josh kühl oder?“, meinte Ben. „Tja…vielleicht steckt ja doch noch der gestrige Tag in seinen Knochen… du hast ihn ja nicht gerade toll behandelt…“, lachte Semir. „Tolle Schlussfolgerung, Herr Hauptkommissar.“, grummelte Ben und machte sich dann mit Semir an die Arbeit. Beide ahnten nicht, dass Josh dieses Gespräch belauscht hatte. Schnell verschwand er auf die Toilette und wollte Miro anrufen, als er die Stimme von Ben hörte. „Josh? Lena braucht deine Hilfe... Beeil dich.“, kam es fordernd vom Jungkommissar. Josh steckte entnervt sein Handy wieder ein, spülte zum Schein und trat aus der Kabine. Ben lehnte an der Kabine und sah auf den herauskommenden Zollkommissar. „Ist was? Willst du auch aufpassen, dass ich mir die Hände wasche?“, fauchte Josh Schmitz und stieß Ben beim Vorbeigehen an. „Ey, noch einmal solch eine Aktion und du kannst dir ein blaues Auge abholen.“, fauchte Ben und knuffte den Mann heftig in die Schulter.


    Miro sah auf, als Jo und Jakob aufs Gelände fuhren. „Okay, was ist das für ein Job, dass du uns dafür von unserer Arbeit wegholst?“, wollte Jo mit grummelndem Gesicht wissen. „Arbeit? Das nennst du Arbeit? Anderen in der Fußgängerzone die Brieftaschen zu klauen, Einbrüche in Supermärkte und Tabakläden?“, fauchte Miro zurück und packte den Mann an der Schulter. „Jetzt hört mal zu.... ich habe den Job für euch. Ihr sollt mir helfen, einen Neugierigen hier einzusperren. Wir werden mit ihm ein bisschen Erpresser spielen. Mein Chef handelt mit Tieren und dieser Kerl und sein Partner sind ihm im Weg. Also, werden wir den einen einfangen, um dann mit ihm den anderen zu erpressen. Habt ihr mich verstanden?“, wollte Miro wissen. Beide nickten. „Und was springt für uns dabei heraus?“, wollte Jakob wissen. „Geld... und zwar sehr viel Geld.“, erwiderte Miro grinsend. „Okay... und wie hast du dir das vorgestellt? Was ist das überhaupt für ein Kerl, den wir hier ... fürstlich... unterbringen sollen?“, fragte Jo und sah den Mann abwartend an. „Ein Bulle...“, stieß er aus und fing an zu grinsen. Doch den anderen beiden verging das Lachen. „Was? Ein Bulle? Hast du sie noch alle?“, fauchte Jakob und sah Jo an. Dieser fasste sich an den Kopf. „Bist du verrückt?“, fauchte Jo nur und beide bekamen von Miro eine saftige Ohrfeige. „Hört zu... ich weiß schon, wie ich diesen Bullen hier her bekomme. Ihr werdet mir dabei helfen. Ansonsten seid ihr ebenfalls fällig.“, fauchte Miro und erklärte den Beiden, was er genau vorhatte. Es war einer dieser Pläne, die Hand und Fuß hatten. „Okay, wir werden mitmachen. Das kann ja nicht schwieriger sein, als einem Touristen die Brieftasche zu klauen.“, lachte Jakob und Jo nickte. „Also dann... wir holen ihn uns heute Abend bei Feierabend.“, bestimmte Miro und gab den Beiden jeweils noch eine Pistole in die Hand. „Habt ihr alles verstanden? Also, um sieben am Flughafen... okay?“

  • Der Tag verlief ruhig und vollkommen entspannend. Sah man von den ewig gestressten Auslandstouristen ab, die an diesem Tag durch die Zollschranken von Lena und Josh kamen und so auch notgedrungen an Semir und Ben vorbei mussten. „Sag mal, ich dachte, man fährt in den Urlaub, um sich zu erholen. Aber die kommen ja alle gestresster wieder, als sie wahrscheinlich weggefahren sind.“, stellte Ben fest. Semir nickte nur. „Tja, da siehst du, was passiert, wenn man ins Ausland fährt. Ich finde ja, man muss nicht immer über die Landesgrenzen fahren, wenn man das eigene Land noch nicht erkundet hat.“, philosophierte Semir vor sich her. Ben lachte laut auf. „Und das von einem Mann, der seinen Urlaub immer zu Hause verbringt, wenn ihn nicht die eigene Ehefrau dazu zwingt, wegzufahren.“, grinste Ben und musste sich zusammenreißen. „Haha, sehr witzig. Hör mal, ich hab ja nicht so viel Geld wie du und kann es mir nicht immer leisten, Urlaub in Niageria ...“ „Nigeria“, verbesserte Ben seinen Kollegen. „... was auch immer. Ich habe nicht das Geld, um in Afrika mir wilde Tiere anzusehen. So, und wenn du erlaubst, mache jetzt Feierabend. Wir sehen uns Morgen in alter Frische wieder.“, grinste er, ging zu seinem Spinnt und zog sich um. Da er und Ben in einem Wagen gekommen waren, wartete er am Wagen auf Ben, der den Schlüssel hatte. Doch plötzlich nahm er eine Bewegung hinter sich wahr. Er grinste leicht und lies seine Arme sinken. „Ben….du vergisst, dass du einen alten Bullen vor dir hast…also lass den Quatsch und steig ein… ich will nach Hause…“, gab er von sich. „Wir auch.“, kam von einer fremden Stimme und schon umschlagen Arme Semir, der völlig starr stand. Eine Hand presste ihm einen Lappen auf Mund und Nase. Jetzt erwachte Semir aus der Starre, doch zu spät. Er wandte sich im Griff und wollte die Hand von seinem Mund zerren, doch dabei atmete er unweigerlich von dem Chloroform ein. Langsam sackte er weg. Was soll das denn…? fragte er sich noch bevor er ganz in der Schwärze der Ohnmacht sank.


    „Na dann bis morgen…ihr zwei…was macht ihr denn jetzt noch?“, wollte Ben wissen und sah Josh und Lena an. „Ich werde zu meiner Frau und meinen Zwillingen gehen…die machen mir auch nach Feierabend Arbeit…“, gab Josh zu. „Oh….hast du Mädchen oder Jungs?“, harkte Ben nach. „Mädchen…..“, lachte Josh. Man sah wie er stolz wurde, wenn es um seine Kinder geht. „Und Sie Lena?“ wandte Ben sich an die junge Zöllnerin. „Ich werde zu meinen Eltern fahren….hab ja morgen frei und die freuen sich wenn ich komme. Meine Mutter ist durch Rheuma im Rollstuhl und mein Vater hat leider Demenz….sie werden von einem Pflegedienst betreut, aber ich will zu meinem Vater, bevor er mich ganz vergisst….“, erklärte sie traurig. Ben nickte. „Das ist eine böse Krankheit….“, gab er zu. „Ja….und ich habe Angst vor dem Tag an dem er mich überhaupt nicht mehr erkennt…“, kam leise von Lena. Ben nickte nur doch in seinem kriminalistischen Gehirn bohrte sich ein Gedanke….auch wenn es gegen Alzheimer kein Heilmittel gab, aber es wäre ein guter Grund, um Geld aufzutreiben. Vielleicht lag Semir mit seiner Vermutung falsch…Lena hatte einen guten Grund um ihr Gehalt aufzubessern…., dachte er. „Nun ja…auf jeden Fall einen schönen Abend…“, verabschiedete Ben sich und ging zum Parkplatz. Am BMW stand niemand. „Semir?“, rief Ben und sah sich um. Nichts. „Komm schon…du hattest es doch eilig nach Hause zu kommen…wo steckst du denn?“, fragte er in die Dunkelheit. „Semir!! Wo…“, rief er erneut und stockte mitten im Ruf. Auf dem Boden an der Fahrertür lag der Autoschlüssel von Semir. „Verdammt…SEMIR!!“, rief er lauter. Wieder kam keine Antwort. Ben hob den Schlüssel auf und sah sich suchend um. Verdammt was sollte er jetzt tun? Wenn er sofort ne Vermisstenmeldung macht, dann hält man ihn noch für paranoid und wenn Semir sich wirklich verstecken sollte, dann würde er sich vermutlich vor Lachen die Hosen voll machen. „Semir…ich hab keinen Bock zu spielen…komm raus!“, fauchte Ben wütend. Doch von Semir fehlte jede Spur.


    Miro sah auf, als der Wagen auf das Gelände fuhr. Hoffentlich hatten sie einen von den Bullen bekommen….dachte er und schritt auf den Wagen zu, als dieser anhielt. „Und alles glatt gegangen?“, wollte er von Jo wissen. „Klar…der hat nicht einmal einen Aufstand gemacht…also am Anfang…. Ha….der hat gedacht ich sei sein Kollege…..“, lachte Jo. Miro sah ihn an. „Wieso?“, wollte er wissen. „Vermutlich hab ich die gleiche Größe…allerdings als ich ihm dann den Lappen aufs Gesicht gedrückt habe, wusste er, dass ich keinen Spaß mache. Er fing an zu strampeln und schlug um sich, aber zu spät…“, erzählte Jo stolz weiter. „Gut… schläft er noch?“, wollte Miro wissen. „Ja…wie Dornröschen.“, lachte Jo. „Dann pack ihn in den Käfig da hinten, bevor er aufwacht…“, knurrte Miro wütend. Jo winkte Jakob zu und gemeinsam schafften sie Semir in einen relativ großen Käfig. Sie packten den schlafenden Mann auf die dort vorhandene Matratze und verließen ihn wieder. Miro sah zu. „Gut… dort liegt er doch eigentlich sehr gut. Nur die Gesellschaft fehlt noch… aber sicher nicht lange…“, lachte er. Jo und Jakob sahen sich nur an. „Aber ihr habt euren Job gemacht….hier….das Geld und nun verschwindet…“, fauchte Miro die Beiden an. Sofort griffen die Beiden nach dem Geld und wenige Minuten später waren sie weg. Miro ging noch einmal zu Semir, der immer noch tief schlief. Ob die Beiden den Bullen wenigstens gefilzt hatten? fragte er sich. Sicher ist sicher…dachte er dann und öffnete den Käfig. Miro näherte sich langsam dem Mann und durchsuchte dessen Taschen. „Diese Trottel.“, fauchte er und fand Handy, sowie Waffe und Dienstausweis. Er nahm die Sachen an sich und ging wieder aus dem Käfig raus. „So, jetzt müsste eigentlich nur noch ....“ Miro hörte plötzlich einen Wagen auf den Hof fahren. „Wo soll er hin?“, wollte jemand wissen und Miro wies ihn nur an, die Ware ihm zu geben. „Okay, aber seien sie vorsichtig. Er kann sehr zickig sein.“, gab der Mann zu bedenken. „Keine Sorge... ich weiß schon, wie man mit so was umgeht.“, erwiderte Miro und sah dem abfahrenden LKW nach. „So, dann komm mal. Dein Spielkamerad wartet schon sehnsüchtig auf dich.“, grinste der Mann.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben hatte das ganze Parkhaus durchsucht, doch nirgends eine Spur von Semir. „Verdammt, wo steckst du bloß?“, fauchte der Mann in sein Handy, da sich auch dort Semir nicht meldete. Ben blieb nichts anderes übrig. Er musste die Kollegen verständigen. Mit dem Handy am Ohr ging er zum Wagen von Semir zurück und rief Kim an. „Frau Krüger? Ben hier... Semir... er ist verschwunden.“, erklärte er ohne Umschweife. „WAS? Ben, das ist nicht ihr ernst, oder?“, kam es schroff zurück. „Mir ist nicht nach Scherzen zumute. Semir ist weg und ich... Augenblick.“, meinte Ben und sah auf den Boden. Hinter dem rechten Hinterreifen lag ein weißer, nasser Lappen. Der Jungkommissar hob ihn auf und roch daran. Sofort wich er vor dem ätzenden Geruch zurück. „Ben... Ben, was ist los?“, hörte er Kims Stimme durchs Telefon. „Chefin, ich glaube, Semir wurde entführt. Schicken sie mir bitte sofort Hartmut und die Spurensicherung.“ Kim veranlasste das Nötigste. „Soll ich Frau Gerkhan bescheid sagen?“, wollte sie wissen. „Nein... nein, das mache ich selbst.“, erklärte Ben und legte auf. Danach starrte er eine ganze Weile auf sein Handy. Das kleine Ding wurde immer schwerer und schwerer. Wieso? Wieso Semir? Was war es dieses Mal? Ging es um die Schmuggelsache? Ben war so durcheinander, dass er nicht merkte, wie sein Handy klingelte. Auf dem Display erschien Semirs Nummer. War alles nur ein Traum? Langsam drückte er den grünen Knopf und führte das Mobiltelefon langsam zu seinem Ohr. „Hallo, Semir?“, meldete er sich, doch ein höhnisches Lachen drang nur zu ihm durch.


    „Nicht ganz, Bulle, aber wenn du deinen Kollegen wiedersehen willst, solltest du das tun, was wir dir sagen.“, meinte Miro durchs Telefon, als er vor dem alten Stall stand und mit dem Handy seiner Geisel telefonierte. „Was wollen sie und wer sind sie?“, fauchte der Mann am anderen Ende der Leitung zurück. „Wer ich bin wirst du niemals erfahren und wenn dir etwas am Gesundheitszustand deines Kollegen liegt, solltest du das auch nicht herausfinden. Was ich will ist ganz einfach. Nur deine Mitarbeit.“, erklärte Miro mit Hohn in der Stimme und zog an seiner Zigarette. „Sie haben einen unserer Deals platzen lassen. Dafür haben wir ihren Kollegen kassiert. Also, wir wollen den Luchs und ihre Mitarbeit bei zwei weiteren Deals. Wenn diese reibungslos über die Bühne gehen, dann sehen sie ihren Kollegen wieder. Vorher nicht.“, meinte Miro und legte dann auf. Schnell schaltete er das Handy ab, damit sie ihn nicht orten konnten. Er rauchte auf und ging dann zu seinem Gast zurück. Dieser war immer noch nicht aufgewacht und hatte so auch noch seinen „Nachbarn“ nicht bemerkt. Miro ging zum Tisch, wo die Waffe und der Dienstausweis lagen, und nahm letzteres in die Hand. „Semir Gerkhan... Kriminalhauptkommissar.“, las er und hörte im nächsten Moment ein Stöhnen aus dem Käfig. „Ahhh... da hat aber jemand fest und lange geschlafen.“, lachte Miro und steckte sich die Waffe seines Gegners in den Hosenbund, ging zum Käfig und kniete sich davor hin. „Semir Gerkhan.“, meinte Miro und sah in die schwach wirkenden Augen des aufwachenden. „Wer... wer sind sie?“, wollte Semir wissen.


    „Das werden sie nicht erfahren und ich rate ihnen, sich ganz still zu verhalten.“, grinste der Mann, der mit dem Dienstausweis des Deutschtürken vor dessen Nase herumwedelte. Semir richtete sich langsam auf und wollte sich an den Gitterstäben aufrichten, als er ein grausames Brüllen und bleckende, weißgelbliche Zähne sah. Erschrocken wich der Deutschtürke zurück. „Ruhig Mascha... du hast unseren Gast erschreckt, mein Mädchen.“, grinste Miro und merkte, wie sich Semir in die andere Ecke seines Gefängnisses presste und den weiblichen Sibirischen Tiger, der sein Maul immer noch weit geöffnet hatte und grummelnde Geräusche von sich gab, beobachtete. Miro sah erneut zu Semir. „Sie ist immer so müde und meistens schlecht gelaunt….aber sie ist mein Liebling… meine Frau…nicht wahr, Mascha….“ Er knuddelte mit dem Tiger und dieser ließ es tatsächlich geschehen. „Was wollen Sie von mir?“, wollte der Deutschtürke wissen. Miro sah ihn an. „Weißt du….dein Freund weiß Bescheid und es reicht. Für dich gilt eigentlich nur…halt dich ruhig…Mascha ist nur eines von vielen, was ich dir zur Gesellschaft geben kann. Und solange sie nicht bei dir drin ist, kannst du froh sein. Aber wenn ich auch nur einen Ton von dir höre, dann werde ich Mascha zu dir reinkommen lassen. Sie spielt unglaublich gern mit Menschen…“, warnte Miro. Er kraulte Mascha den Nacken. „Und du, meine Liebe, passt schön auf unseren Gast auf…nicht das er frech wird…klar?“, forderte er. Der Tiger brüllte laut. „Fein so…“, nickte Miro. „Hören Sie….ich weiß nicht was Sie von meinem Kollegen wollen, aber…“, versuchte Semir. „Klappe!!“, schrie Miro ihn an.

  • Ben fluchte verhalten. Was sollte er jetzt tun? Wenn er die Schmuggler machen lässt, dann war er nicht besser als Schmitz oder Henkel…aber was passierte mit Semir, wenn…wenn er nicht tat, was dieser Mistkerl wollte? Er sollte helfen bei einem Deal…und den Luchs…verdammt das Tier war doch bereits im Zoo. Ben lief auf und ab. „Hey.. Ben…ich soll mich bei dir melden…“, riss Hartmuts Stimme ihn aus den Gedanken. „Hartmut…ja….ja…ähm….Semir…er…er wurde entführt…du musst die Spuren sichern…“, gab Ben nachdenklich von sich. „Ja schon klar…und wo bitte?“, wollte der KTU-Techniker wissen. „Na bei seinem Wagen und hier…und….hier….“, stammelte Ben. Doch dann wusste er, was Hartmut gemeint hatte. Vor Sorge um Semir hatte Ben alle Spuren zerstört in dem er hin und her gelaufen war und sich gedanklich um Semir kümmerte. „Verdammt…!“, stieß er aus. „Na okay… warst du allein hier oder hattest du noch Besuch?“, wollte Hartmut wissen. „Nein… ich…das war ich …nur ich.“, gab Ben kleinlaut wieder. Hartmut nickte. „Okay… ich nehme so viele Abdrücke wie möglich und versuche deine dann zu ignorieren….weißt du, was mit Semir ist?“, harkte Hartmut nach. „Nein…nur…das er in der Gewalt von jemand ist, der mich damit unter Druck setzt…“, erklärte Ben. „Hast du mit ihm gesprochen?“, kam die nächste Frage von Hartmut. „Nein…hab ich nicht….verdammt Hartmut…ich muss nachdenken…!“, fauchte Ben ihn wütend an. Er griff zum Handy und rief Josh Schmitz und Lena Henkel an. „Ich brauche euch Beide hier auf dem Parkplatz vor dem Zoll…!“, gab er nur durch. Es dauerte fast eine ganze Stunde bis die Beiden auftauchten.


    „Was soll das? Willst du uns jetzt hier irgendwas zeigen? Dann rate ich dir, dass es wirklich wichtig ist…!“, fauchte Josh ihn an, als er aus dem Wagen stieg. „Semir Gerkhan wurde entführt…“, erklärte Ben. Lena sah ihn erschrocken an. „Wie bitte? Von wem?“, wollte sie wissen .Ben wandte sich an Josh. „Ich denke, da kann er uns sicher was drüber sagen…“ meinte er. „Was? Wieso ich? Was hab ich denn damit zu tun, dass dein Kumpel die Kurve kratzt?“, fauchte Josh wütend. „Weil du, mein Lieber, mit den Schmugglern unter einer Decke steckst und ich denke genau, dass du weißt wo Semir ist…also spuck es aus oder ich breche dir jeden Knochen einzeln!“, drohte Ben und ging auf Josh los. Nur mit Mühe konnten Hartmut und ein Kollege der Spurensicherung die beiden Kampfhähne auseinander bringen. Lena sah von einem zum Anderen. „Was soll das? Josh…wovon spricht er? Bist du mit den Schmugglern ….“, wollte sie wissen. „Nein…das ist Blödsinn…aber die Beiden das sind Bullen! Die sind von der Kripo Autobahn… und versuchen hier ….“, verriet Josh. Ben sah ihn an. „Woher weißt du das?“, harkte er nach. „Das ist mein Geheimnis…aber ich warne dich…ich kenne die Leute, die deinen Freund haben…ich würde an deiner Stelle genau das tun, was sie verlangen. Die machen keine Scherze…“, warnte Josh. Ben hob die geballte Faust und hätte sicher zugeschlagen, wenn Hartmut ihn nicht weg gezogen hätte. „Beruhige dich…das bringt doch gar nichts…außerdem hilft es sicher nicht Semir…“, ermahnte er den jungen Hauptkommissar.


    Semir saß in seinem Käfig und verhielt sich ruhig. Etwa eine Armlänge von seinem Gefängnis entfernt sah er sein Handy am Boden liegen. Sein Bezwinger hatte es provozierend dort hingelegt. Wenn er das bekommen könnte, dann könnte er…er könnte Ben anrufen und das Handy orten lassen. Doch es gab da ein weit größeres Problem, was Semir nicht unterschätzte. Jedes Mal wenn er sich bewegte, sah ihn das Tier mit den Gelborangen Augen an. „Schon gut….ich …ich tu dir nichts…“, sagte er leise beschwörend zu dem Tier, welches mit einem Knurren antwortete. Semir blieb einfach sitzen. Er hatte gegen das Tier keine Chance, das war ihm sofort klar. Aber er musste an das Handy. Langsam fast unmerklich kroch er Stück um Stück an das andere Gitter in die Nähe des wilden Tieres heran. Es fehlte nicht mehr viel und er konnte das Gerät greifen. Doch der Tiger ließ ihn nicht aus den Augen. Er sah sogar neugierig zu, wie Semir immer näher kam. Mascha roch den Deutschtürken deutlich. Die rosa Nasenspitze zuckte auf und ab. Ihr Atem ging stoßweise und die Zunge hing zwischen den Zähnen hervor. Die schwarz-weiße Rute lag um die hinteren Beine geschlungen und bewegte sich sporadisch hin und her. Dann brüllte sie und kam mit den vorderen Pfoten aus ihrer sitzenden Haltung hervor, schlug mit der Pranke gegen das Gitter. Erschrocken fiel Semir aus seiner sitzenden Position auf den Boden des Käfigs und schnellte in seine Ecke zurück. Er zitterte am ganzen Körper. Der Schreck saß ihm tief in den Knochen. Mascha machte keine Anstalten, sich zu beruhigen. Sie knurrte vor sich hin und das in verschiedenen Tonlagen. Der kalte, sichtbare Atem kam stoßweise aus ihrem Maul.

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  • Ben stand an einer Säule gelehnt und sah den Spurensicherungsbeamten bei der Arbeit zu. Noch standen allerdings die beiden Zollbeamten bei ihm und warteten. „War das jetzt alles oder willst du uns hier den ganzen Abend festhalten?“, fauchte Josh ihn an. Doch Ben würdigte ihn keines Blickes. „Halte die Klappe oder ich bringe dich um.“, stieß Ben aus und schlug gegen den Pfeiler. „Los verschwindet, ehe ich ...“, zischte Ben und Josh und Lena machten sich auf und davon. „Sag mal, hast du wirklich was mit den Schmugglern zu tun?“, wollte sie wissen. Josh blickte sie erschrocken an. „Nein... nein, das habe ich nicht. Lena, jetzt sieh mich nicht so an. Wir sehen uns dann morgen.“, wimmelte er ab und ließ seine junge Partnerin stehen. Doch sie ging nicht weiter. In ihrem Inneren glaubte sie ihrem Partner nicht. Das erste Mal in ihrer beruflichen Karriere zweifelte sie an den Worten von Josh und so machte sie kehrt und überprüfte im Computer den Dienstplan mit den Schmugglervorfällen. Sie wusste nicht warum, aber immer hatte Josh dann Dienst, wenn die Schmuggeltaten erfolgten. Sollte das wirklich ein Zufall sein? Nein, dachte sie und beschloss, am nächsten Tag mit Josh darüber zu reden. Doch bis dahin war noch viel Zeit. So konnte sie die Videoaufnahmen durchsehen. Sie brauchte Gewissheit, dass ihr Kollege korrupt war. Nur so konnte sie etwas gegen ihn unternehmen. Sie bekam nicht mit, dass Josh nicht nach Hause gefahren war, sondern hinter den Spinnten stand und ihr dabei zusah, wie sie alles durchschnüffelte. Na warte, dachte er.


    Josh ging langsam zurück und nahm sein Handy hervor, wählte eine ihm bekannte Nummer. „Ich bin’s. Ich glaube, wir kriegen ein Problem. Meine Kollegin wird zu neugierig und schnüffelt in den Unterlagen nach einer Verbindung zwischen mir und euch.“, meinte er und sah sich immer wieder um. „Was? Das kann doch nicht wahr sein.“, fauchte Miro am anderen Ende. „Okay, dann wirst du dich darum kümmern. Nein warte... ich weiß eine bessere Lösung.“, kam es nur von Miro. „Hör zu, Josh, fahr nach Hause und überlasse alles weitere mir. Gib mir nur die Adresse dieser Frau und dann kümmere dich um nichts, als um deine Arbeit und deine Familie. Solltest du irgendwelche Fragen stellen, bist du tot.“, zischte er und schrieb sich die Adresse auf, die ihm Josh nannte. „Okay, und nochmals, unternimm nichts oder...“, Miro ließ die Frage offen und legte auf. So, also eine kleine Schlampe wollte Probleme machen?, dachte Miro laut nach und ließ seine Gedanken schweifen. Warum sollte nicht dieser Partner von Gerkhan die Drecksarbeit machen? Ja, das war es... sollte er doch diese kleine Schnüfflerin erledigen. Er ging zu Semir zurück und nahm das Handy vom Boden auf. Einen Blick auf die Geisel verriet ihm, dass Mascha sich mit ihm unterhalten hatte. Miro lachte auf. „So, du hast dich also bewegt, was?“, stieß der Mann höhnisch aus. „Wolltest wohl an das Handy ran? Tja, auf mein Frauchen ist doch Verlass. Weißt du, ich habe sie von kleinauf mit der Flasche aufgezogen. Sie ist mir treu ergeben. Du solltest es nicht versuchen, ihr zu nahe zu kommen. So, und jetzt sage mir deine Pin, wenn du nicht willst, dass ich meinem Tiger deinen Arm zu Fressen gebe.“, drohte er und packte durch die Gitterstäbe Semirs Arm.


    „NEIN!!“, schrie Semir und wollte sich wehren… er stemmte sich mit den Beinen gegen den Zug. „Wie ist der Pin?“, fragte Miro. Semir nannte sie ihm, als der Tiger sich neugierig auf ihn fixierte. Miro ließ ihn los. Er tippte die Nummer ein. Doch das Handy blieb aus. Wütend sah er Semir an. Dann öffnete er die Tür und sah zu Mascha… „Du darfst dich mal mit ihm beschäftigen…meine Süße…aber tut ihm nicht zu sehr weh…ich brauch ihn noch…“, erklärte Miro und zeigte auf Semir. Mascha ließ es sich nicht zweimal sagen und betrat den Käfig. Semir zog sich in die hinterste Ecke. „Nein….lassen Sie das…rufen Sie das Vieh zurück…bitte…“, flehte Semir. Der Tiger kam zu ihm und legte sich vor ihn hin. „Solange du dich nicht rührst, wird sie nichts tun… wie ist die Pin?“, wollte Miro wissen. Semir sah zu dem Tiger, der soeben seine Krallen ausfuhr und sich reckte. Die Krallen kamen sehr nah an Semirs Bein und wenn er in seinen Gedanken kramte, sah er Bilder vor sich, die von einem Mann stammten, der von einem Tiger angegriffen wurde. Roy…von Siegfried und Roy aus Las Vegas…das Bein war regelrecht zerfetzt und der Mann saß im Rollstuhl… „Die Pin!!“, schrie Miro. „Wenn Sie das Tier raus holen…dann…dann sag ich sie…“, forderte er leise. Den Blick immer auf das Tier gerichtet. „Mascha! Zeig ihm, was passiert wenn man mich ärgert…“, forderte er den Tiger auf. Und dieser gehorchte….sie schlug mit der Pranke zu. Semir schrie auf. „Die Pin!“, forderte Miro erneut. Semir nannte nun die richtige Nummer. Zufrieden sah Miro auf das leuchtende Display. Wieder öffnete er die Tür und ließ den Tiger raus. Semir sah sich sein Bein an. Der Tiger hatte ohne Krallen zugeschlagen, dennoch tat es höllisch weh. Es zeichnete sich direkt ein Bluterguss an der Schlagstelle an.

  • Ben zuckte zusammen als sein Handy klingelte. Er sah auf das Display. Semirs Nummer…also war es der Erpresser. Dennoch ging er nicht direkt ran. Er wollte den Mann etwas warten lassen. „Ja…“, meldete er sich nach dem fünften Klingeln. „Wenn du beim nächsten Anruf nicht schneller bist, wird dein Freund Tigerfutter…“, warnte der Anrufer. „Ich will mit Semir sprechen…!“, forderte Ben gepresst. „Oh du forderst? Meinst du wirklich in der Lage zu sein, zu fordern? Aber weißt du was…ich erfülle deinen Wunsch….warte einen Augenblick….“, meinte der Anrufer. Ben hörte ein Klirren wie von Schlüsseln. Er lauschte sehr intensiv um Geräusche im Hintergrund ausfindig zu machen. „So hier kommt er…“, kündigte der Anrufer an. Nur wenig später hörte er tatsächlich die Stimme von Semir. „Ben….ich…“, sagte sein Kollege. „Das war’s…es reicht…und hier kommt nun meine erste Forderung….“, verkündete der Mann. „Was wollen Sie?“, fragte Ben. Er hatte allein in den zwei Worten von Semir Angst gehört. Wer weiß was der Mann mit ihm anstellt, wenn Ben sich weigerte…? „Wir haben ein gemeinsames Problem…Lena Henkel…. Und du wirst das Problem lösen….mir ist egal wie, aber schaff mir die kleine Maus aus dem Weg…für immer!“, forderte der Mann. Ben lachte leise. „Ich soll für Sie einen Menschen töten?“, harkte Ben nach. „Wenn du nicht willst, dass dein Freund Besuch von meinem Tiger bekommt ja…hör jetzt mal genau hin….“, forderte der Mann auf. Ben hörte ein Quietschen und wenig später schrie Semir panisch „NEIN!! NICHT!!“, Ben schloss die Augen. „Okay!! Ich mache es…!“, stimmte er zu. „Warum denn nicht gleich so…. aber ich warne dich…wenn du dich noch einmal weigerst, dann bekommst du die ersten Teile deines Freundes….“, warnte ihn der Anrufer. „Wann lassen Sie ….hallo? Hören Sie mich?“, wollte Ben wissen. Doch der Anrufer hatte aufgelegt. Er wandte sich an Hartmut der an einem Gerät saß und ihn ansah. „Tut mir Leid Ben…aber das war zu kurz….es ging nicht…“, entschuldigte sich der Techniker. „Danke…Hartmut….schon gut….vielleicht beim nächsten Mal…“, lächelte Ben.


    Lena Henkel fuhr nach Hause. Wenn Ben Recht hatte und Josh mit den Schmugglern unter einer Stecke steckte dann würde sie nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten wollen. Mit einem Verbrecher wollte sie nichts zu tun haben. Sie fuhr in ihre Wohnung und packte ihre Sachen. Noch immer wollte sie zu ihren Eltern fahren. Schnell war alles zusammengesucht und in den jeweiligen Taschen verstaut. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ging sie zu ihrem Wagen zurück. Immer wieder sah sie sich um, lauschte nach jedem Geräusch. Du wirst schon paranoid, dachte sie und schalte sich selbst dafür. Mit einem leichten Schwung warf sie die Tasche auf die Rückbank ihres kleinen Corsas und fuhr zu ihren Eltern. „Lena... schön, dich zu sehen.“, wurde sie von ihrer Mutter an der Tür begrüßt. Die junge Frau beugte sich runter und gab der älteren Frau in dem Rollstuhl einen Kuss auf die Wange. „Wo ist Papa?“, wollte Lena wissen und schob ihre Mutter ins Haus zurück. „Er sitzt in seinem Lieblingsstuhl auf der Terrasse und beobachtet ein Eichhörnchen.“, gab sie bekannt. „Ist da wirklich ein Eichhörnchen?“ „Nein, aber er denkt, dass dort eins ist, weil wir früher doch so viele hier im Garten hatten. Und jetzt hält er schon seit dreißig Minuten mit seinem Fernglas Ausschau nach dem Eichhörnchen.“, erklärte Lenas Mutter und wurde von ihrer Tochter auf die Terrasse geschoben. Dort saß ihr Mann und Lenas Vater, das Fernglas angestrengt in beiden Händen haltend, und suchte den ganzen Gartenhorizont nach dem kleinen, possierlichen Tierchen ab. „Hallo Papa...“, begrüßte Lena ihren Vater und kniete sich neben ihm. Er drehte seinen Kopf, lächelte und strich ihr über die Wangen. „Lena... meine Kleine... wie war die Schule?“, wollte er wissen.


    Kim sah auf, als Ben zur Tür hereingestürmt kam. „Ben... gibt es was neues?“, wollte sie sofort wissen, als sie sein besorgtes und vor Schreck gezeichnetes Gesicht sah. „Allerdings und es wird ihnen nicht gefallen.“, gab er bekannt. „Ich soll eine junge Frau töten. Andererseits würden sie Semir töten.“, erklärte er ohne Umschweife und sah, wie Kim der Stift samt ihrer Fassung herunterfiel. „Was war das?“, fragte sie nach und Ben wiederholte seine Worte. „Nein Ben, das können sie nicht tun. Sie sind Polizist.“, stieß Kim aus. „Aber.... sie werden Semir töten. Wollen sie Andrea wirklich erklären, dass wir nicht alles getan haben, um ihren Mann zu retten.“, fauchte Ben wütend. Kim schwieg, ließ sich aber nicht anmerken, dass sie ratlos war. Innerlich arbeitete alles auf Hochtouren bei ihr. Es musste eine Lösung geben. Standen sie nicht schon einmal vor dem gleichen Problem? Dann schoss ihr ein Gedankenblitz durch sämtliche Gehirnwindungen. „Ich hab's. Ben, sie werden die Dame töten.“, gab sie bekannt. „Was?“, stieß er aus. „Hören sie mir zu. Sie werden diese Lena Henkel aufsuchen und sie über alles informieren. Sie muss davon überzeugt werden, dass sie nur so uns helfen kann. Dann werden wir ihren Tod vortäuschen und es in den Nachrichten und den Medien als Raubmord tarnen. Sollten die Entführer irgendwelche Beweise verlangen, dann werden wir eines von Frau Henkels Sachen, am Besten ihre Uniformbluse, mit Blut beschmieren und so präparieren, dass es aussieht, als sei sie darin ermordet worden.“, erklärte Kim ihren Plan. Ben hörte gespannt zu und nickte, als seine Chefin fertig gesprochen hatte. „Gut, ich mache mich dann gleich auf dem Weg zu Frau Henkel, um alles abzusprechen.“, erklärte er und wollte gerade die PASt verlassen, als sein Handy klingelte und Andreas Nummer auf dem Display erschien. „Oh nein, bitte nicht.“, murmelte er erschrocken und führte seinen Daumen zum grünen Knopf. „Hallo Andrea?“

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  • „Ben, was ist los mit euch? Habt ihr wieder euren Wagen zu Schrott gefahren, dass Semir nicht nach Hause kann oder müsst ihr heute Überstunden machen und mein Göttergatte hat vergessen, mir bescheid zu geben.“, knurrte Andrea ins Telefon, dass sie zwischen Schulter und Hals geklemmt hatte. Mit der einen Hand rührte sie im Kochtopf herum, während sie auf dem anderen Arm Aida hatte, die sich müde an die Schulter ihrer Mutter schmiegte. „Ähm Andrea.... ich... ich...“, stammelte Ben und sofort merkte die ehemalige Sekretärin der Autobahnpolizei, dass etwas nicht stimmte. „Ben, was ist passiert? Was ist mit Semir?“, wollte sie wissen. „Ich….Andrea ich erkläre es dir später…. Semir und ich müssen gerade hier ein paar Leute durchsuchen…ich werde aber auf ihn aufpassen…versprochen…“, lachte Ben nervös ins Telefon. Andrea hörte dennoch, dass etwas nicht stimmte. „Gib ihn mir bitte!“, forderte sie bestimmt. „Verdammt…“, hörte sie von Ben. „Ben…wenn du mir nicht sofort sagst, was los ist, dann kannst du Semir ausrichten, das er sich nie wieder hier blicken lassen braucht und ich die Scheidung einreiche!“, drohte sie. Sie würde es zwar nie machen, aber die Sorgen um ihren Mann waren zu groß. Sie musste sicher gehen, dass Semir nichts passiert war und dennoch hatte sie Angst vor der Antwort. „Es geht nicht…Semir….ist…er ist….bei den Tierschmugglern…er durfte es dir nicht sagen…“, erklärte Ben ausweichend. „Undercover? Und er hat mir nichts gesagt? Das ist unverantwortlich…!!“, stieß Andrea aus. „Ja…ich hab ihm gesagt, dass es nicht so geht, aber er wollte dich und die Kinder nicht in Gefahr bringen… und ich muss ihm Recht geben… aber ich passe auf ihn auf.“, versprach Ben leise. „Ben….ich hab Angst…du weißt, wie leicht er in Schwierigkeiten kommt…sag ihm ich liebe ihn…“, antwortete Andrea. Sie beendete das Gespräch. Auch wenn sie nicht wirklich beruhigt war, aber was sollte es…Semir hatte schon öfter solche Situationen und sie hatte sich daran gewöhnt. Sie streichelte ihren Bauch und spürte wie das Ungeborene trat. „Ist ja gut…mein Kleiner…ich weiß…er kommt bald zurück…“, lächelte sie und fing an mit Aida zu essen. Nur wenig später lag ihre Tochter im Bett und schlief.


    Semir sah auf, als Miro wieder zu ihm kam „So… Essenzeit….hier hast du auch was…nicht das du uns verhungerst.“, lachte er und reichte Semir Hamburger und Pommes durch die Gitter. Semir nahm es. „Hier dein Trinken…aber teile es dir ein… vor morgen gibt es nicht mehr.“, warnte ihn Miro. Semir nickte und fing an zu essen. Es war sogar noch warm. „Darf ich zur Toilette?“, bat er als er fertig war. Miro sah ihn an und dachte nach. „Klar…und weißt du was… Mascha wird uns begleiten…wage nichts verkehrtes….“, warnte Miro seinen Gefangenen. Doch Semir wusste, dass er gegen den Tiger keine Chance haben würde und nickte nur. Miro ließ ihn raus. Mit dem Rücken gegen die Stangen gelehnt ging Semir an dem Tiger vorbei, der ihn neugierig ansah. Semir übersah am Boden eine kleine Welle. Er stolperte und fiel hin. Sofort war Mascha über ihn und knurrte. Semir schlug seine Arme schützend über seinen Kopf zusammen und rührte sich nicht. „Aber Mascha….nun mach ihn doch nicht noch mehr Angst, als er schon hat…“, lachte Miro und zog den Tiger weg. „Los hoch!!“, fauchte er Semir an. Es ging zur Toilette und anschließend zurück. Semir konnte sich nicht erwehren, aber er war froh, dass zwischen ihm und dem Tiger die Gitterstäbe waren. Er zog seine Matratze in die Mitte des Käfigs so dass das Tier auf gar keinen Fall ihn mit den Pranken verletzen konnte. Er legte sich hin und versuchte zu entspannen. Miro ließ Mascha bei ihm vor dem Käfig liegen. So wollte er Semir daran hindern mutig zu werden, doch das hatte der Deutschtürke eh nicht vor. Er schlief schnell ein, doch es war ein unruhiger Schlaf, denn bei jedem Schnauben oder bei jeder Bewegung seines Wärters war Semir sofort wieder hellwach.


    Ben fuhr zu Lena. Er hatte sie angerufen und sie erklärte, dass sie bei ihren Eltern war. Ben bat sie zurück zu kommen. Lena tat es und brauche knappe zwei Stunden bis sie zuhause war. Sie erschrak denn Ben war bereits in ihrer Wohnung und mit ihm ein paar andere Leute. „Was soll das hier?“, fragte sie unsicher. „Nur keine Sorge…Lena…wir brauchen Ihre Hilfe oder besser gesagt…Semir braucht Ihre Hilfe…“, erklärte Ben. Lena sah die anderen Leute an. „Was wollen die hier? Semir ist nicht bei mir.“, versuchte Lena zu scherzen, doch es misslang. „Nein…Semir wurde entführt…das sagte ich ja bereits… die Kerle, die ihn festhalten, wollen, dass ich Sie töte… das werde ich natürlich nicht tun. Aber wenn wir es nicht so aussehen lassen, dann….dann werden die Männer Semir töten… ich hab ihn schreien hören und….“, versuchte Ben zu erklären. Lena nickte nachdenklich. „Sie sollen mich töten…warum?“, harkte sie nach. Ben lächelte. „Sie sind Josh vermutlich auf die Füße getreten. Deshalb.“, erklärte Ben weiter. „Okay… und wie soll es aussehen? Wollen Sie auf mich schießen?“, kam die nächste Frage von Lena. „Nein…ich werde Ihnen nichts tun…aber wir müssen die Männer täuschen… und Josh in Sicherheit wiegen….helfen Sie uns?“, bat Ben. Lena musste keinen Moment überlegen. „Ich tue es. Schon allein um Josh das Handwerk zu legen und ihren Kollegen zu befreien.“, erklärte sie und Ben nickte dankend. „Gut, dann gehen sie mit diesen Männern mit. Sie werden sie für die Leichenfotos präparieren und dann an einen sicheren Ort bringen.“, erklärte der Jungkommissar. Lena nickte und ließ sich dementsprechend herrichten. Ben wurde nun die schwere Aufgabe zuteil, die Wohnung so zu verwüsten, dass es nach einem fingierten Einbruch aussah. Vorsichtig zog er Schublade um Schublade aus den Schränken und ließ sie offen stehen. Er warf einige Zeitungen auf den Boden und verteilte sie großräumig.


    Als sie wieder ins Zimmer kam, musste Ben staunen. Die Maskenbildner hatten großartige Arbeit geleistet. Lena legte sich, nach Anweisungen des Fotografen so hin, dass sie einigermaßen eine überzeugende Leiche darstellen konnte. Wieder staunte Ben und musste an die doch inzwischen zahlreichen Menschen denken, die er schon in dieser Pose liegen gesehen hatte, nur mit dem Unterschied, dass sie, wie Lena, nicht mehr aufstehen konnten, nachdem der Polizeifotograf den Schauplatz des Verbrechens abgelichtet hatte. Ben sah Lena an. „Okay… wir werden nun natürlich noch ein paar Zeugen aufwarten lassen….keine Sorge…das sind Kollegen. Sie werden bezeugen, dass Sie tot sind…“, grinste er. Lena sah an sich herunter. „Muss das mit der vielen Farbe sein?“, wollte sie wissen und wies auf den großen roten Fleck auf ihrer schönen weißen Bluse. „Sie sind immerhin tot….“, meinte Ben. Lena lachte nun auch. „Ist schon klar…“, entgegnete sie. „Also gut….Sie legen sich hin und dann machen die Fotografen ein paar Aufnahmen. Versuchen Sie bitte wirklich tot auszusehen…..“, bat Ben leicht lächelnd. „Ich habe mal in einer Schauspielschule ein Praktikum gemacht… vielleicht hab ich es ja noch nicht verlernt…“, meinte Lena. Sie brachte sich in Position und legte sich hin. Die Augen riss sie weit auf. Ben nickte anerkennend. Wenn er nicht genau wusste, dass Lena noch lebte, dann hätte er sie für tot gehalten. Die Frage ist nur, ob der Erpresser dies auch glaubte. „Okay, sie werden jetzt für die Dauer des Einsatzes in eine unserer Schutzwohnungen gebracht.“, erklärte Ben. Lena nickte, packte das Nötigste zusammen und verließ ungesehen ihre Wohnung mit den beiden Beamten.

  • Miro ging vor dem Hof auf und ab. In seiner Hand das Handy von diesem Gerkhan. Er zögerte, es einzuschalten. Jeder in seiner Branche wusste doch, dass man Handys orten kann, sobald sie eingeschaltet sind und bestimmt haben die Bullen schon eine Fangschaltung installiert. Doch er musste einfach wissen, wie weit dieser Jäger war und ob er sich an die Abmachungen hielt. Mit schnellen Fingertippsen hatte er den Pin eingegeben und rief gleich darauf Ben Jäger an. „Hast du die kleine Schlampe schon erledigt?“, fauchte er ins Telefon, als der Mann sich am anderen Ende der Leitung meldete. „Sie... sie ist gerade gestorben.“, meinte Ben nur zögerlich. Miro hörte sofort, dass da etwas nicht stimmte. „Lügst du mich auch nicht an? Du weißt, wem es dann schlecht ergehen wird.“, zischte er und sah in Richtung Semir, den er durch die offen gelassene Tür gut sehen konnte. „Hören sie, ich habe gerade einen Menschen getötet. Was wollen sie? Einen Beweis, dass ich es getan hab?“, hörte er Jäger am anderen Ende der Leitung fluchen. Eigentlich gar keine schlechte Idee, dachte Miro und grinste fies. „Ja, den will ich haben. Sollte in den Nachrichten oder in der Zeitung nichts zu diesem Verbrechen stehen, schicke ich dir morgen den abgenagten Arm deines Kollegen zu. Und das ist keine leere Drohung.“, fauchte er und legte auf, schaltete schnell das Handy wieder aus und ging zurück in den Innenraum der Scheune. Semir saß kauernd auf seiner Matratze und beobachtete den schlafenden Tiger im Nachbarkäfig, dessen Rute sich dennoch hin und her bewegte. Der Deutschtürke sah auf, als sein Entführer und Peiniger zu ihm an die Käfigstäbe kamen. „So, sollte mir dein Kollege einen Beweis liefern können, dann hast du vorerst nichts zu befürchten.“, grinste er. Semir erwiderte nichts. Er wusste nich, was er von diesem Kerl halten sollte. Was hatte er nur von Ben verlangt?


    Horazio hatte es sich vor seinem Kamin gemütlich gemacht und zählte sein Geld, dass er heute verdient hatte. Eigentlich würde es noch viel mehr sein, wenn der Deal mit dem Luchs zustande gekommen wäre. Verdammt, was war da nur schief gegangen? Wieso hatte die Polizei plötzlich Wind von der Sache bekommen? Er musste Miro anrufen. „Miro, ich bin's. Wie sieht’s aus? Hast du den Luchs schon wieder?“, wollte er wissen. „Noch nicht, Boss, aber ich arbeite dran. Es kann nicht mehr lange dauern. Die Polizei arbeitet für uns an der Sache.“ Deutlich konnte er Miro durchs Telefon grinsen hören. „Die Polizei? Hast du etwa einen Bullen entführt?“ „Ja, das habe ich. Mascha passt auf ihn am alten Bauernhof auf.“, erwiderte der Mann. „Das reicht nicht. Pass auf... bring ihn her. Wir wollen unseren Gast doch wenigstens gut behandeln und hier kann er auch nicht raus. Wir werden ihn mit Salomon in das große Zimmer oben im dritten Stock sperren. Von da ist es auch viel zu hoch, um zu springen. Er würde sich alles brechen. Und Salomon könnte dann seine Krallen und kleinen Zähne an ihm ausprobieren. Mascha kann vor der Doppeltür Wache halten.“, lachte Horazio. „Also, schaff ihn her.“, beendete er dann das Gespräch. „Sofort?“, wollte Miro wissen. „Klar doch!! Verdammt ich will ihn heute hier haben!!“, fauchte Horazio ihn an. „Ja okay…Boss….wir sind in einer Stunde da…“, gab Miro kleinlaut wieder. Horazio legte auf. „TIMO!!“, schrie er durch seinen Raum und wenig später kam ein älterer Mann herein. „Ich bekomme gleich noch Besuch...richte das große Zimmer im dritten Stock her!“, befahl er. Der Mann nickte und verschwand wieder.


    Miro legte wütend auf. Was dachte sich der Boss eigentlich….? Er war doch nicht dämlich und konnte auf den Bullen schon aufpassen. Aber wie der Chef will… Er stapfte in die Halle, wo der Polizist im Käfig schlief. Mascha lag davor und beobachtete ihn mit trägem Blick. „Mascha!!“, rief Miro seinen Tiger. Sofort war die Tigerdame aufgesprungen, was den Polizisten direkt weckte. „Weg da…..wir müssen unseren Freund hier woanders hinbringen…und du wirst aufpassen, dass er keine Dummheiten baut…“, meinte Miro und kraulte den kräftigen Nacken des Tieres. Er schloss die Käfigtür auf. „Los Raus!!“, fauchte er den Polizisten an, der etwas verschlafen drein blickte. Langsam kam der Mann hoch und verließ den Käfig. „Wir werden unser Domizil jetzt tauschen…du wirst draußen in den Lieferwagen auf die hintere Ladefläche gehen und dich friedlich in die Ecke setzen. Mascha wird mit dir dort bleiben, bis wir das Ziel erreicht haben… Keine Tricks…Mascha kann sehr böse werden…ist das klar?“, wollte Miro von seinem Gefangenen wissen. Dieser nickte nur. Zwischen Miro und Mascha ging es zum Lieferwagen. Miro öffnete die Türe. Der Polizist stieg ein. Er kroch in die hinterste Ecke. „Mascha! Pass gut auf ihn auf!“, forderte Miro das Tier auf, welches wie zur Antwort knurrte. Miro lachte leise und schloss die Türen zu. Er vergaß nicht die Verriegelung einrasten zu lassen.


    Semir sah wie Mascha dicht zu ihm kam. Er versuchte sich noch kleiner zu machen, doch es gelang ihm nicht. Der Tiger legte sich direkt auf seine Beine. Semir spürte das Gewicht auf ihnen. Er betete inständig, dass das Tier ihn nicht mit einem Kratzbaum verwechselte und er das ihn zugedachte Ziel auch erreichte. Die Fahrt ging los. Semir wagte sich nicht zu bewegen. Seine Hände hielt er dicht an seinem Körper und atmete flach. Er wollte das Tier schließlich nicht reizen. Woher sollte er auch wissen, wie ein Tiger reagiert…. Sein Bewacher schien seine Angst zu spüren, denn wie sonst sollte sich erklären, dass der Tiger fast regelmäßig das Maul aufriss und ihre schönen scharfen Zähne zeigte. Jedes mal zog eine Gänsehaut über Semir hinweg. Er schloss die Augen und dachte nur nicht anschauen…sonst greift das Vieh doch noch an… verdammt wo bin ich hier nur wieder rein geraten… Der Wagen fuhr schnell das hörte er am Fahrgeräusch, also waren sie auf der Autobahn, doch wohin sollte die Fahrt gehen? Wer erwartete ihn dort, wo er hingebracht werden sollte? Nur fünfzehn Minuten und eingeschlafenen Beinen später spürte er wie das Auto langsamer wurde. Er spannte sich innerlich. Wer ihn erwartete wird er sicher gleich erfahren, dachte er nur.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Miro parkte den Wagen und stieg aus, öffnete die Ladefläche und gab Mascha ein Zeichen, dass sie von der Ladefläche springen soll. Der Tiger tat, was sein Herrchen wollte und verließ Semir. Eine Pranke stellte sich jedoch so unglücklich auf Semirs Kronjuwelen, dass dieser aufstöhnte. Der Deutschtürke biss auf die Lippen und versuchte nicht zu schreien. Endlich war der Tiger von Semir runter und dieser krümmte sich vor Schmerzen. Miro lachte auf. „Ohhh hat dir Mascha weh getan?“, lachte Miro und zog Semir von der Ladefläche. Langsam ließ der Schmerz nach und vorsichtig richtete sich Semir auf und versuchte, einige Schritte zu gehen. Sofort war Miro bei ihm und stieß ihn vorwärts. „Beweg dich.“, forderte er und sah, wie Semir auf den Kies fiel, sich sofort wieder aufrichtete und auf seinen Peiniger los wollte, doch Mascha brüllte einmal kurz, bleckte mit den Zähnen und fauchte. Miro lachte auf und packte Semir am Kragen. „Weißt du, vielleicht ist es besser, wenn ich dich ins Haus trage.“, lachte er und holte mit der Faust aus, schickte Semir ins Reich der Träume. Der Deutschtürke sackte zusammen und wurde danach von Miro ins Haus geschleift. „Horazio, hier ist der Gast. Wo soll er hin?“, wollte er wissen. „In den dritten Stock...“, entgegnete der Chef und Miro nickte. Er packte sich Semir über die Schulter und schleppte ihn nach oben. Mascha folgte und blieb vor dem Zimmer liegen, in das Miro verschwand .Unsanft ließ er den Deutschtürken auf ein paar Kissen am Boden fallen und verließ den Raum wieder, schloss jedoch zwei Mal ab. Nun saß Semir in der Falle. Er konnte noch nicht ahnen, dass er nicht alleine in dem Zimmer war.


    Josh saß in seinem Haus vor dem Fernseher. Bianca brachte gerade die Kinder zu Bett. „Kommen wir nun zu einem grausamen Fund. In Bonn wurde gegen achtzehn Uhr die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Allem Anschein nach wurde die Zollbeamtin von einem Einbrecher überrascht und niedergestochen.“, hörte er plötzlich die Nachrichtensprecherin eines privaten Kölner Senders. Josh blickte auf, als er das hörte. Was war das?, dachte er und stellte einige Striche lauter. „Die Polizei geht von einem Raubmord aus. Die Wohnung der Toten ist vollkommen durchwühlt worden, aber auch eine Beziehungstat kann nicht ausgeschlossen werden. Kurz vor ihrem Tod soll sie Besuch von einem jungen Mann gehabt haben. Die Ermittlungen der Polizei dauern noch an...“ Josh schaltete den Fernseher aus. Das... das konnte doch nicht wahr sein. Sollte Lena wirklich tot sein? Warum? Warum musste seine junge Kollegin sterben? Nein, das wurde ihm zu viel. Er musste aufhören, bevor er der nächste Tote war. Dieser Kerle machten doch vor nichts halt. Josh fiel dazu nichts mehr ein. Der Zöllner hatte inzwischen genug Geld zusammen, dass es für die nächsten Jahrzehnte reichte. Doch was nutzte ihm das? „Schatz, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Bianca, als sie sich neben ihren Mann setzte. Dieser sah sie erschrocken an. „Wie... nein, ich... ich muss noch einmal weg.“, stieß er aus, schnellte von der Couch auf und rannte, die Wagenschlüssel noch greifend, aus dem Haus und stieg in seinen Wagen. Bianca sah ihrem Mann vom Fenster aus nach. Was hatte er jetzt nur wieder vor?


    Langsam machte sich Andrea Sorgen. Wieso meldete sich Semir nicht? Stand er unter ständiger Beobachtung oder wollte er einfach nicht ans Telefon gehen. Sie hatte mindestens drei Simsen geschickt, doch bisher hatte ihr Mann keine beantwortet. Sollte sie Ben anrufen? Ja, das war das Beste. Wieder griff sie zum Telefon, ungeachtet der vorangeschrittenen Uhrzeit und wählte dessen Nummer. Doch auch auf dem Handy von Ben meldete sich niemand und ebenso stumm blieb das Haustelefon. Die elektronische Ansage des Anrufbeantworters soufflierte Bens Nummer herunter und dann ertönte dass allgemeine Piep. Andrea fluchte verhalten. Wieso meldete Ben sich denn auch nicht? fragte sie sich. „Okay….dann werde ich halt Krüger fragen…die wird ja wohl wissen, was da los ist…“, sagte sie sich und wählte Kim Krüger an. „Krüger!“, hörte sie „Hier ist Andrea Gerkhan….Frau Krüger ich würde gern wissen, wo mein Mann ist und wie es ihm geht!“, erklärte Andrea ruhig. „Frau Gerkhan….ich hoffe es geht Ihnen gut…Ihr Mann…er…er ist im Einsatz. Wir können ihn im Augenblick nicht erreichen, aber es ist alles in bester Ordnung…“, hörte sie die unsichere Stimme. Andrea schloss die Augen. Also tatsächlich… „Sie wissen also nicht wie es ihm geht, wo er gerade ist und ob er überhaupt noch lebt…“, stieß sie aus. Sie kannte es mittlerweile genügend Ausreden und wusste wann Krüger log und wann nicht. „Frau Gerkhan…wir….wir …“, versuchte Krüger es. „Sparen Sie sich die Worte….aber sagen Sie mir wenigstens was passiert ist…bitte… Ich möchte wissen, ob ich auf meinen Mann….“, Andreas Stimme versagte. „Ihr Mann wurde vor zwei Tagen entführt….man erpresst Jäger mit ihm….aber wir finden ihn….ich verspreche….“ Andrea legte auf. Sie weinte leise. Verdammt Semir…warum musst du immer solche Sachen machen…dachte sie bei sich.

  • Semir wachte auf. Er sah sich um und richtete sich auf. Das Zimmer stank erbärmlich nach Katze. Semir rümpfte die Nase und sah sich weiter um. Dabei war er sehr vorsichtig, da er nicht wusste, ob Mascha nicht auch hier sein Nachbar war. Doch die Angst war umsonst. Er lächelte leicht. Zumindest war er hier allein…dachte er. Der Raum war recht groß und überall lagen Kissen. Irgendwas stimmte nicht….Semir hatte das starke Gefühl nicht allein zu sein. Doch er konnte nichts entdecken. Er ging zur Tür und rüttelte daran. Sie war verschlossen, das verwunderte Semir nicht wirklich. Aber was waren das für Spuren an der Tür? Sie sahen aus wie Kratzer von Krallen…scharfen Krallen. Erschrocken sah er sich erneut um. Vielleicht war dies hier ein Raum, welches die Schmuggler für die Großkatzen als Behausung nutzten…aber konnte er sicher sein, dass hier keiner war? „Guten Tag Herr Gerkhan…ich hoffe Sie haben sich eingelebt… nur keine Sorge…Sie sind derzeit allein. Der zweite Benutzer dieses Raumes, hat gerade Ausgang….aber ich denke Sie kommen sehr gut mit ihm zu Recht.“, hörte er plötzlich eine Stimme. „Wer sind Sie?“, fragte Semir. Es kam keine Antwort auf seine Frage. „Sie dürfen sich glücklich schätzen hier bei mir zu sein. Ist doch gemütlichere als ein Käfig oder? Ach ja….wir essen um vier….Sie werden dann geholt, aber denken Sie nicht, dass Sie dann eine Chance haben, denn ich habe Mittel, die Sie dazu bringt, alles zu tun, was ich fordere…“, erklärte die Stimme. Semir sagte nichts darauf. Warum auch, scheinbar wollte sein Wärter nicht mit ihm sprechen.


    Die Tageszeitung schlechthin berichtete über den Tod einer jungen Zöllnerin, die erstochen wurde. Das war auch das Tagesgespräch in allen Kneipen und die Berichte in den Nachrichten ließ Miro zufrieden grinsen. Der Bulle hatte es tatsächlich getan. „Boss….er hat es gemacht…ich finde wir sollten ihn nun damit konfrontieren, dass er uns den Luchs bringt.“, schlug er vor. Horazio nickte. „Ja sicher….morgen wird es soweit sein. Und bis dahin genieße ich das Schauspiel, was sich hier gleich bieten wird. Salomon wird sicher gleich seinen Raum aufsuchen und den Eindringling bemerken. Du kennst den kleinen Kerl…er kann sehr ausfallend werden, wenn es darum geht sein Revier zu verteidigen. Aber Timo steht bereits mit Verbandzeug bereit.“, lachte Horazio. Miro nickte. „Was wenn er zubeißt? Er ist zwar jung, aber eine tote Geisel nützt uns nichts…“, gab er zu bedenken. „Nur keine Angst.“, entgegnete Horazio lachend. „Salomon hat doch gerade mal seine Milchzähne, wenn man das bei einem Tiger so nennen kann.“, lachte er. „Er wird unseren Gast nur ein bisschen annagen und das wird er verschmerzen können. Sollte er allerdings frech werden, können wir ihm ja Mascha aufs Zimmer schicken.“, grinste der Boss. Miro nickte. „Bereite schon alles für den Luchs vor. Er wird dann gleich an unseren Kunden weiter geliefert. Dieser wartet schon ungeduldig auf seine Ware. Und bisher hab ich immer geliefert.“, knurrte Horazio. Wieder ein Nicken seines Helfers und Miro verließ das Zimmer. Jetzt war es an der Zeit, Jäger auf den Luchs anzusetzen.


    Semir sah sich in dem Zimmer ganz genau um. Außer den vielen Kissen auf dem Boden fand er noch diverses verkautes Spielzeug und einen großen Kratzbaum. Solch einen kannte er, hatte er doch für Felix auch einen gekauft, damit dieser nicht immer Semirs Bauch oder die teure Ledercouch dafür nahm. Doch dieser Kratzbaum war klein und der vor Semir war fast so groß wie er selbst. Was für ein Tier lebte hier in diesem Zimmer? Semir ging weiter und entdeckte eine Hundeklappe. Leider war sie nicht groß genug für ihn. Dennoch warf er einen Blick hindurch und konnte kleine weiß-schwarze Füße erkennen, die in seine Richtung getrappelt kamen. Schnell wich Semir von der Klappe zurück und hörte schon ein leises Fauchen. Im nächsten Moment kam ein Tiger durch die Klappe und sah sich um, die Nasenflügel bewegten sich deutlich. Semir merkte von seinem Versteck aus, dass es noch ein junger Tiger sein musste, zwar kein Baby mehr, aber auch noch nicht ausgewachsen. Was würde gleich passieren? Wieder fauchte das Tier, blieb aber regungslos stehen, drehte nur den Kopf ab und zu zur Seite und sah in die Richtung, wohin sich Semir verkrochen hatte. Doch jetzt bewegte er sich und kam vorsichtig auf Semir zu, das Maul aufgerissen und die Schnurrhaare angespannt. Immer wieder blieb er stehen und schnupperte. Dann duckte er sich und schlich weiter. Semir konnte aus dem Berg Kissen sehen, wie der Tiger davor verharrte, sich keinen Zentimeter bewegte, doch dann machte er einen Satz und schnellte mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Deutschtürken zu. Semir stieß einen kurzen Schrei aus und merkte, wie er von dem Tiger mit dessen Pranken umarmt wurde. „Bitte... friss mich nicht.“, stieß er ängstlich aus. Doch die Sorge war unbegründet.


    Ben hatte die Nachrichten an. Jetzt wusste er, dass Kims Plan geklappt hatte. Hoffentlich würden die Entführer das auch schlucken. Immer wieder sah er auf sein Handy. Hätte er die Anrufe von Andrea nicht ignorieren sollen? Hätte er ihr sagen müsse, wie es um ihren Mann steht? Dass er schon wieder entführt und als Druckmittel missbraucht wurde? Nein, das konnte Ben nicht. Andrea war schwanger. Wer weiß, wie solch eine Nachricht sich auf das Kind auswirken konnte. Nein, er musste die Fassade aufrecht erhalten. Ben wollte gerade den Fernseher ausschalten, als sein Handy klingelte und die Nummer von Semir sichtbar wurde. Sofort griff er danach und nahm den Anruf entgegen. „Hallo?“, meldete er sich. „Pass gut auf, Bulle... bis morgen Abend hast du Zeit, uns den Luchs zu besorgen. Oder andernfalls wird dein Kollege zu Tierfutter verarbeitet. Hast du mich verstanden?“, fauchte die Stimme. „Ich will mit meinem Kollegen sprechen.“, forderte Ben und versuchte, jegliche Angst aus seiner Stimme zu nehmen. Angesichts der Drohung des Unbekannten war dies aber so gut wie unmöglich. Ein Lachen durchdröhnte die Leitung. „Was willst du? Hör mal, ich glaube, du bist kaum in der Lage, Forderungen zu stellen. Ich gebe dir 48 Stunden Zeit. 48 Stunden, hast du kapiert? Ich melde mich, sobald du den Luchs hast. Dann erfährst du, wo du ihn hinbringen sollst.“, meinte der Mann am anderen Ende und legte auf. Verdammt, dachte Ben, wieder konnte er nicht mit Semir sprechen. Was sollte er nun tun, dachte er. Am Besten, er rief Kim an und erklärte ihr, dass sich die Entführer gemeldet hätten. Dann würde er sich zu diesem Josh Schmitz aufmachen und aus ihm alles an Informationen herausprügeln, was Semir nur im Geringsten helfen könnte. Ben war sich sicher, dass dieser schmierige Zollbeamte etwas mit dem Verschwinden seines Kollegen zu tun hatte.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah das Tier genau ins Auge. Doch dieser wollte ihn nicht beißen, er schlug ihm die scharfen Krallen in die Seite. Semir schrie auf und ging sofort mit der Hand zu der Stelle. Das Shirt war zerrissen und Blut trat aus den fünf Kratzern hervor. Semir ging in die Knie und krümmte sich. Der Tiger fauchte wütend. Die Wunden brannten extrem. Semir hörte wie das Tier fauchte und sah vorsichtig unter seiner Deckung hervor. Er hob einen Arm, damit das verdammte Vieh nicht sein Gesicht zerkratzte doch dieses schlug die Krallen in den Arm. Wieder schrie Semir auf. „Verdammt lass mich!!“, schrie er das Tier an, welches tatsächlich zurück zuckte. Semir hielt sich den Arm. Auch hier floss das Blut. Wie sollte er sich gegen das Tier wehren? Er hatte nichts….Langsam stand er auf und ging in eine der Ecken um sich auszuruhen, doch der Tiger folgte ihm. „Hör mal…..lass uns doch versuchen zusammen klar zu kommen….ich bin hier nicht freiwillig...“, sprach er beruhigend auf das Tier ein. Es schien tatsächlich zu wirken. Das Tier legte sich vor ihm ihn. Semir ging in die Knie und somit auf Augenhöhe des Tieres. Irgendwo hatte er gelesen, dass es besser war um dem Tier die Angst zu nehmen. Nur ahnte er nicht, dass man dies bei Raubtieren niemals machen sollte, weil es sich dann wieder als Rudelführer fühlte und somit den Rangniedrigeren in seine Grenzen wies. Semir musste es schmerzhaft feststellen, als die Krallen diesmal in sein linkes Bein gingen. Semir bekam Tränen in die Augen. „Hör doch auf!! Es ist genug!!“, schrie er in der Hoffnung das Tier würde aufgeben, doch er irrte sich.


    Horazio sah vergnügt zu, wie der Polizist sich gegen Salomon wehrte. Er blutete bereits aus einigen Wunden, doch noch hielt er es nicht für notwendig einzugreifen. Scheinbar hatte Salomon nicht so richtig Lust den Eindringling zu vertreiben. „Timo!!“, rief Horazio und wenig späte stand der Gerufene vor ihm. „Salomon ist heute irgendwie friedlich….was ist mit ihm?“, wollte er wissen. Timo sah auf den Bildschirm. „Er ist etwas träge….vielleicht hat er zuviel gefressen…“, mutmaßte der Mann für alles. „Dann bekommt er heute nichts mehr…“, fauchte Horazio. „Unser Gast scheint sich verletzt zu haben…“, murmelte Timo. „Ja….er hat die Pranken von Salomon zu spüren bekommen. Meiner Meinung nach nicht oft genug aber… wir wollen es ja nicht übertreiben. Du darfst ihn, sagen wir, in einer halben Stunde raus holen…..wir essen dann auch….“, befahl Horazio. Timo nickte. „Dann richte ich das Essen her…“, gab er bekannt und verließ das Zimmer. Horazio sah wieder auf den Bildschirm und sah, wie der Tiger wieder nach seinem unfreiwilligem Spielzeug schlug. Er lachte auf. „Ja…so ist das gut….du scheinst dich ja köstlich zu amüsieren…“, lachte er. Nach zehn Minuten hatte er erst einmal genug von dem Schauspiel und schaltete den Monitor aus. Er nahm sich eines seiner Bücher und las. „Das Essen ist fertig…soll ich den Mann nun rausholen und verarzten?“, wollte Timo wissen, der ziemlich pünktlich nach dreißig Minuten wieder ins Zimmer trat. „Bring ihn erst zu mir…..dann verarzten wir ihn hier und essen dann gemeinsam. Anschließend darf er dann auch mal mit seinem Kollegen sprechen. Ich bin doch kein Unmensch…“, grinste Horazio und legte das Buch beiseite.


    Ben sah Kim an. „Frau Krüger…ich wollte mit Semir sprechen, aber der Mistkerl hat es abgelehnt…sie wollen von mir jetzt einen Luchs haben. Ich habe Angst, dass Semir gar nicht mehr lebt….ich meine….warum sollte ich sonst nicht mit ihm sprechen dürfen….“, murmelte Ben verzweifelt. „Weil dieser Typ genau weiß wie er Sie bekommt….wie er Sie unter Druck setzen kann. Ich nehme an, dass dieser Mann Sie damit in Schacht hält. Er weiß, dass Sie Angst um Semir haben….nur was würde passieren, wenn wir uns weigern…..wird er Semir dann wirklich töten?“, wollte Kim wissen. „Ich gehe davon aus, aber ich werde mich auch nicht zu einem Werkzeug machen lassen. Er wird das Tier erst bekommen, wenn ich mit Semir sprechen konnte…und dann nicht nur ein Wort…“, fauchte Ben wütend. Kim nickte. „Aber denken Sie daran, dass dieser Mann von dem wir nichts wissen, am längeren Hebel sitzt…egal, wie wir es drehen und Semirs Leben ist uns wichtiger als der Artenschutz…. Ich habe mit dem Polizeipräsidenten bereits gesprochen. Der zoologische Garten in Köln wird uns einen Luchs geben. Auch wenn sie es nicht gern tun, aber sie helfen uns….natürlich verlangen Sie von uns auch eine Rückgabe des Tieres…natürlich unversehrt….“, erklärte Kim. Ben nickte. „Da habe ich eine Idee.“, murmelte er und grinste. Kim sah ihn nur an. „Und was für eine?“, wollte die Chefin wissen. „Das erzähle ich ihnen nachher. Jetzt muss ich erst einmal zu Hartmut und alles vorbereiten.“, meinte er und ging aus dem Büro hinaus, schnellte an den Kollegen vorbei und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Kim sah ihm nur nach und wunderte sich über nichts mehr.


    Semir atmete schwer und sah sich die Wunden an. Sein halber Körper war mit diversen Kratzern, Bissen und Narben übersäht. Der Tiger lag vor ihm, hechelte und leckte sich die Tatze ab. „Du bist ganz schön ruppig für dein Alter, weißt du das.“, knurrte Semir und schon im nächsten Augenblick stand der Tiger wieder auf, ging auf den Eindringling zu und schnupperte an ihm. „Was soll das jetzt werden?“, kam es unentschlossen vom Deutschtürken und schon holte der Tiger erneut aus, schlug Semir ohne Krallen gegen die Schulter. Semir flog auf die Kissen zurück. „So, jetzt reicht es mir.“, knurrte der Deutschtürke und warf sich auf den jungen Tiger. Dieser dachte, dass es eines der Spiele wäre, die junge Tiger mit ihren Eltern spielten, um die Instinkte zu schärfen. Sofort wollte er sich rumwerfen, riss das Maul auf und knurrte Semir an. „Boah, mach die Klappe zu. Du hast Mundgeruch.“, stieß der Deutschtüre aus und schnappte nun selbst zu. Der Tiger quietschte vergnügt. Semir hatte ihn am Ohr erwischt und sich festgebissen. Nach wenigen Minuten löste er sich und stieg vom Tiger runter. Dieser stand ebenfalls auf und sah Semir direkt in die Augen. Beide blickten sich minutenlang in die Augen, bis der Tiger dem Deutschtürken mit seiner rauen Zunge quer übers Gesicht fuhr. „Boah neee...“, stieß Semir aus und drehte sich angewidert weg, doch der Tiger machte weiter. Doch dann ging die Tür auf und ein fremder Mann trat ein. Das Tier ließ von Semir ab und ging auf den Mann zu. „Kommen sie...“, forderte er und half Semir auf. Gemeinsam verließen sie das Zimmer. Nur der Tiger blieb im Raum zurück.

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