Halbstarke

  • Leon sah Karsten an. „Wann genau werden wir uns treffen?“, wollte er wissen. „Junge....wir haben noch zwei Tage Zeit...die Angaben werde ich dir morgen geben...nicht vorher. Warum willst du das wissen?“, harkte Karsten nach. „Nur so...ich muss doch sehen, dass ich dann in der Schule frei bekomme...“, erklärte Leon. Karsten lachte laut auf. „Du gehst wieder zur Schule? Was für ein Weichei bist du denn?“ „Ich bin kein Weichei!!! Ich will nicht im Knast enden!! Ich will frei sein...verstehst du? Ich will was aus mir machen!“, schrie Leon wütend zurück. Karsten kam dicht an den Jungen heran. „So, das willst du? Sag nur, du willst uns im Stich lassen? Oder willst du uns etwa an die Bullen verpfeifen?“, knurrte er. Leon wich zurück, fiel dabei fast über einen Stapel Reifen. „Nein...nein, das habe ich nicht gesagt...aber ich will das auch nicht mehr. Das hier wird mein letzter Überfall sein.“, erklärte Leon. „Junge, wenn das Ding gelaufen ist, brauchen wir keine Überfälle mehr. Wir können uns dann unsere eigene Kartbahn leisten.“, meinte Karsten und zog ihn hoch. „Komm, gehen wir zu den anderen.“ Leon nickte nur, doch etwas an Karsten ließ ihn an seinen Worten zweifeln. Würde er ihn wirklich so einfach sein Leben leben lassen?


    Thomas Kaiser sah den beiden Kommissaren kurz nach und griff dann zum Telefon. Das Tippen der entsprechenden Nummer war für seine Finger eine der leichtesten Übungen, die sie je kannten. „Ich bin's...hör zu...ihr müsst den Überfall auf die Bank abbrechen...die Bullen wollen euch eine Falle stellen...“, knurrte er nur. „Was? Wie? Woher...woher weißt du das?“, stieß eine junge Stimme am anderen Ende aus. „Ich weiß es eben...sie waren ja hier im Büro und haben mit mir ihr Vorgehen abgesprochen.“, zischte Kaiser nur. „Okay...okay...und was nun?“ „Ihr werdet einfach die Tankstelle zwei Kilometer vor der Abfahrt Jeversplatz überfallen. Die wird an diesem Morgen auch beliefert. Die Summe ist die gleiche, wenn nicht sogar noch höher...ihr wisst ja, was in einer Tanke alles zu holen ist. Sicherlich sind noch die Einnahmen der Nacht dort. Also...ach ja...passt mir auf den Fahrer auf. Das ist ein Bulle...“, stieß Kaiser aus. „Verstanden...wir werden ihn etwas beschäftigen und mit ihm eine Landpartie machen.“, lachte die Stimme am anderen Ende und legte dann auf. Thomas Kaiser sah zufrieden vor sich hin. Dieses Unternehmen würde er bald nicht mehr brauchen. Denn dann schwamm er im Geld. Und diese dummen Jungs....die würde er schon übers Kreuz legen. Denn das war sein Geld...ganz allein seins. Damit wollte er sich in die Südsee absetzen und sich dort von der Sonne so lange bräunen lassen, bis er Ähnlichkeit mit einer Kokosnuss hatte.


    Semir ließ sich gerade auf den Stuhl in seinem Büro fallen, als das Telefon schrillte. „Gerkhan, Kripo Autobahn?“, meldete er sich. Sein Gesicht formte sich sofort zu einem großen, breiten Grinsen. „Hallo Andrea...geht es deinem Vater besser?“, wollte er sofort wissen, als er die liebliche und schon ganz vergessene Stimme seiner Frau am anderen Ende der Leitung hörte. Ben horchte auf. „Schon sehr viel besser...wie geht es dir denn? Hat Ben dich schon umgebracht? Oder hast du deinen Ordnungsfimmel mal zurückgehalten?“, fragte Andrea lachend durchs Telefon. „Wir haben uns vertragen...nur Felix hat sich etwas daneben benommen.“, grinste Semir nur. „Oh ja...“, kam es zustimmend von Ben. „Dann wird es ja Zeit, dass ich nach Hause komme. Mama ist gestern Abend zurückgekommen und übernimmt nun Papa wieder. Ich bin in drei Stunden zu Hause. Meinst du, du schaffst das bis dahin?“, wollte Andrea wissen. „Sicherlich...bis dahin bin ich auch zu Hause.“, grinste Semir nur, gab seiner Frau einige Küsse durchs Telefon und legte dann auf. „Na endlich hab ich meine Wohnung wieder für mich alleine.“, grinste er. „Und ich wieder meine liebe Frau neben mir, die mir das Bettchen wärmt, wenn ich morgens mit ihr kuschele.“, konterte Semir nur. „Okay, du gewinnst. Dann machen wir also gleich Feierabend?“, lächelte Ben. Semir nickte nur und wenige Minuten später ging wirklich das Licht im Büro der Beiden aus. Beide fuhren zu Ben und Semir packte schnell alles zusammen, zog das Bett ab und versuchte, Felix in seine Transportbox zu locken. „Er will wohl hier bleiben...hier scheint es ihm zu gefallen.“, grinste Semir nur. „Nichts da...“, kam es nur von Ben. Mit einem kleinen Trick wurde Felix überlistet und schon ging die Fahrt ins angestammte Heim los.


    Er konnte es kaum erwarten seine Frau und die Kinder wieder zu sehen. Zuhause packte er alles raus und ließ Felix aus seiner Box. Sofort miaute der Kater nach Futter. „Ja doch…. warte doch mal…Ben ist ein schlechtes Vorbild für dich.“, ermahnte Semir ihn. Felix sah ihn an und ging ihm dann um die Beine herum. „Ich mach doch schon…so mein Lieber…gleich kommt die Mama wieder nach Hause und dann bist du wieder die Nr. 2 bei mir…nix mit Kraulen in der Nacht oder im Bett neben Papa schlafen...der Platz ist dann besetzt und wage es ja nicht….dich dazwischen zu drängen.. hörst du?“, warnte er den Kater. Er war so vertieft in das Zwiegespräch, dass er nicht mitbekam, wie die Tür aufgeschlossen wurde und Andrea mit den Kindern rein kam. „Papa!!!“, riss Aida Semir aus seinem Gespräch von Besitzer zum Kater. „Ayda!!! Endlich….meine Prinzessin…“, strahlte Semir und hob seine älteste Tochter hoch. Er drückte sie fest an sich und küsste sie. „Hey….das ist genug…“, lachte das Mädchen und gab ihrem Vater auch noch schnell einen Kuss. Semir setzte sie runter und sah Andrea und Layla an. „Sie schläft schon wieder?“, fragte er leise als er sah, dass Layla die Augen geschlossen hatte. „Ja…sie hat sehr viel von dir.“, lachte Andrea. Sie reichte Semir die Babytrage und dieser legte Layla in ihr Bettchen. Das kleine Mädchen wurde nicht einmal wach. Er ging wieder runter und nahm nun endlich seine Frau in den Arm. „Ich hab dich so vermisst…“, gab er zu und küsste sie innig. Auch Andrea schien es nicht anders zu gehen. „Ich liebe dich, Semir…..übrigens…Mama hat mir was für dich mitgegeben und ich denke es gefällt dir.“, lachte Andrea. „Aber bitte keine selbstgemachte Marmelade…“ stöhnte Semir. „Nein….sieh mal….das hier…!“, kam von ihr und sie hob eine Tasche hoch. Semir nahm sie etwas skeptisch entgegen und sah hinein. „Oh nein….“, stöhnte er leise.

  • Karsten legte nachdenklich auf. Diese verdammten Bullen….dachte er. Das wird dieser Fahrer, der ein Bulle war, zu spüren bekommen. Er wird an ihm den Kollegen zeigen was es heißt sich mit Karsten Rollenbeck anzulegen. Niemand sollte es wagen, sich gegen ihn zu stellen oder etwas gegen ihn zu unternehmen. Doch dann gingen seine Gedanken zu Leon. Dieser Junge schien wach zu werden und zu kapieren, dass er mit Karsten nur auf die schiefe Bahn kam. Dieser Bursche wird gefährlich werden. Vielleicht sollte er ihn und Felipe in die Tanke schicken und mit Mirko wird er dann diesen Bullen wegbringen und sich um eine anständige Bleibe für die Geisel besorgen. Ein Erdloch…oder ein Bunker. Er sah Mirko kommen und winkte ihn herbei. Mirko war der einzige, den er wirklich vertraute. Mirko war kein Feigling. Wenn Mirko sagte, er wäre dabei, dann war er das auch. „Hör mir genau zu… Der Boss hat gerade angerufen…er hat mich gewarnt, dass die Bullen uns eine Falle stellen wollen. Einer von ihnen spielt den Fahrer, während der zweite in der Bank sein wird. Wir werden deshalb die Tanke davor nehmen. Felipe und Leon gehen rein und in der Zeit schnappen wir uns den Fahrer und den Geldtransporter. Der Bulle wird merken, dass es nicht gut ist, mich als Feind zu haben. Dieser Fahrer wird es spüren. Hast du eine Idee, wo wir ihn verstecken können?“, wollte Karsten wissen. Mirko sah ihn an. „Du willst einen Bullen als Geisel nehmen? Was hast du davon? Ich meine, wenn wir das machen, dann werden alle andere Bullen Jagd auf uns machen.“, gab er zu bedenken.


    „Nur keine Sorge…wenn wir ihn haben, dann können wir seine Kollegen auch in Griff halten. Außerdem will ich ein Exempel statuieren. Wenn wir diesen Bullen nämlich zeigen was es heißt, sich mit mir anzulegen, dann werden seine Kollegen sich zurück halten. Er wird ihnen sagen, wie übel es ihm ergangen ist und die ziehen ihren Schwanz ein.“, lachte Karsten. „Okay…wir könnten ihn in dem alten Luftschutzbunker unterbringen. Du weißt schon..wo wir unsere Extesypartys gefeiert haben. Seit wir uns von der Gruppe getrennt haben, wird er nicht mehr benutzt. Wir sollten ihn uns mal ansehen.“, schlug Mirko vor. Karsten erhob sich. „Gut…fahren wir hin.“, nickte er. Gemeinsam mit Mirko fuhr er zu dem Bunker, der abgelegen lag. „Ja…dieses Gebäude…“, grinste er. „Das ist immer noch da…ich fass es nicht…wie lange ist das her?“, fragte er und sah Mirko an. „Vier Jahre…aber seit dem ist es auch verlassen. Die Bullen haben sogar ein neues Schloss dran gemacht…“, erklärte Mirko. Karsten sah ihn an. „Ist das ein Problem?“, wollte er wissen. „Wenn die Bullen hier ein neues Schloss rangemacht haben, was wissen die dann wohl?“, knurrte der Mann. „Keine Ahnung...“, erklärte Mirko nur. „Man du Depp...die Bullen wissen dann über das hier bescheid.“, entgegnete Karsten nur und schlug Mirko an die Stirn. „Hey, was soll das denn?“, stieß er aus. „Wir müssen was anderes finden...ha, ich hab's...“, kam es nur von Karsten und sofort ging er zum Wagen zurück. „Kommst du?“ Mirko rannte hinterher und sprang in den Wagen. Die Fahrt ging los und wenige Minuten später standen sie vor einem alten, burgähnlichen Gemäuer. „Ja, das ist es...“, stieß Karsten nur aus und grinste. Mirko verstand sofort. „Wir sehen uns das mal an.“


    „Gefällt es dir nicht?“, wollte Andrea grinsend wissen. Semir hielt das blau-grün-gelbe Hawaiihemd hoch und drehte es immer wieder um. „Andrea, soll ich das...das etwa tragen? Zum Dienst?“, stieß er aus und lag es dann wieder auf das Sofa. „Warum denn nicht? Mama hat es so gut gemeint. Sie sagte, ein bisschen Farbe würde dir sicherlich ganz gut tun.“, grinste Andrea und konnte sich selbst nicht vorstellen, dass ihr Mann das alberne Hemd tragen würde. „Ein bisschen Farbe ist ja okay...aber doch nicht gleich ein ganzer Tuschkasten.“, knurrte Semir nur und setzte sich dann in den Sessel. Sofort war Felix auf seinen Schoß gesprungen und legte sich lang und breit hin. „Hey, ich hab gesagt, du bist ab jetzt nur noch zweite Wahl.“, lächelte sein Herrchen und setzte das Katzentier wieder runter. Doch so einfach wollte es Felix nicht machen. Wieder sprang er auf Semirs Schoß und rieb seinen Kopf an der Handfläche von Semir. Dieser streichelte ihn dann doch und sah seine Frau an. „Andrea, ich will das Hemd nicht anziehen...“ „Okay, aber sobald meine Mama hier auftaucht, wirst du das Hemd tragen...ihr zuliebe.“, erklärte sie. Zögernd nickte Semir nur und ließ dann den Kater wieder runter. Er stand auf und zog Andrea dicht an sich ran. „Einverstanden...“, grinste er und küsste sie heiß und innig. „Komm, wir haben viel nachzuholen. Lass uns die ganze Nacht kuscheln.“, grinste er und zog Andrea mit sich die Treppe hinauf.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Die Nacht war schnell vorbei und Semir saß zufrieden am Frühstückstisch. „Miau...“, kam es plötzlich von Felix. „Was denn? Du hast doch alles zu Fresen und zu Trinken.“, entgegnete Semir nur und sah auf den Fußboden hinunter. Felix leckte sich über die Schnauze und sprang dann auf Semirs Schoß. „Ja, was ist denn? Willst du etwa Streicheleinheiten?“, grinste er nur und strich dann seinem Kater über den Rücken. Schnurrend ließ sich dieser die Streicheleinheiten gefallen. „Na komm, ich fülle dir dein Futternapf auf und dann muss ich los.“, kam es nur vom Deutschtürken. Er tat, was er vorhatte, küsste seine Frau und seine Kinder und fuhr dann zu V&V, um an der Besprechung teilzunehmen. Ben schlief sicherlich noch und würde bald auf der Matte stehen in der Bank. Semir setzte sich in eine Ecke und wartete nun auf den Anfang. Thomas Kaiser kam in den großen Raum und begrüßte die Männer, verteilte die Routen und wandte sich dann am Ende an Semir. „Herr Gerkhan...sie fahren mit Henry Fröhlich...er weiß über alles bescheid. Hier ist ihr Routenplan und die Beträge, die sie abliefern sollen.“, erklärte Kaiser. „Alles klar...“, nickte Semir nur und stieg dann in den großen Sicherheitswagen. Das Geld war schon in großen, tragbaren Eisenkisten verpackt und im Hinterteil des Wagens verstaut. „Okay, ich werde das Geld immer hineinbringen und sie bleiben im Transporter. Ich werde zwei Mal klopfen, dann wissen sie, dass ich es bin.“ „Alles klar...“, erklärte Semir nur und startete dann den Wagen. Die Fahrt ging zur ersten Tankstelle am Eifeltor. Semir öffnete die elektronische Tür und schon sprang Henry hinaus, sah sich immer wieder um und ging dann auf die Tankstelle zu. Die Übergabe war schnell getan und auch die anderen Übergaben liefen ohne Probleme ab. Dann war es kurz vor neun und nur noch eine Tankstelle war zu beliefern, ehe sie zur Bank am Jeversplatz kamen.


    Karsten sah Mirko an. „Du wirst mit dem anderen Wagen schon mal vorfahren und wie besprochen abstellen.“, flüsterte er ihm zu. Mirko nickte und verschwand. Felipe und Leon sahen ihn an. „Wo geht er denn hin?“, wollte Felipe wissen. „Das ist egal.....ich habe mit ihm nach dem Coup noch was vor...“, erklärte Karsten lapidar. Für Felipe und Leon reichte es aus. „So...es gibt eine Änderung...Ihr beide werdet diesmal rein gehen und die Kasse plündern, während Mirko und ich uns den Wagen vornehmen.“, gab Karsten bekannt. Felipe und Leon nickten. Dennoch war es ihnen nicht ganz geheuer, dass sie diesmal diese ehrenwerte Aufgabe hatten. Karsten drückte ihnen die Waffen in die Hände. „Und denkt daran...nur im Notfall...“, ermahnte er die Beiden. Dann ging es los. Die Karts waren am Vorabend bereits verladen worden und nun hieß es die Tankstelle zu erleichtern. Karsten wartete bis Mirko wieder kam. Dann fuhren sie los. Sie stellten die Karts auf einen Parkplatz hinter der Tankstelle ab und gingen wie normale Besucher auf die Tankstelle zu. Hinter dem Werttransporter nickte Karsten Leon und Felipe zu. Diese rannten in die Tankstelle und zogen sich während sie rannten die Masken über. Karsten und Mirko taten dies hinter dem Transporter. Dann ging Mirko auf die Beifahrerseite und klopfte zweimal. Ein leiser Summton ertönte. Sofort sprangen Karsten und Mirko in den Wagen und hielten dem Fahrer die Waffe ins Genick. „Ganz ruhig Bulle...“, fauchte Karsten ihm ins Ohr. „Fahr los...!“, befahl er. Doch der Fahrer tat es nicht. In diesem Augenblick kam auch der Kollege zurück. Karsten nickte Mirko zu und dieser richtete seine Waffe auf den Kollegen. „Wenn du nicht fährst, knallt mein Freund den Mann ab... willst du das?“, fauchte er den Mann an. Der Polizist startete den Motor und fuhr an. „HEY!!!! WAS SOLL DAS!!“, hörte man den Kollegen rufen. „Und nun den Sender und das Mikro weg!“, forderte Karsten. Der Mann am Steuer folgte dem Befehl. „Gib es mir!“, kam der nächste Befehl, der brav befolgt wurde. Karsten nahm den Sender und steckte den Knopf ins Ohr. „Semir? Was ist los?“, hörte er sagen. Er grinste breit sagte jedoch nichts.


    Ben wartete in der Bank auf den Werttransporter und machte sich innerlich auf den Überfall bereit. Doch als er ein Knacken im Ohr hörte, wurde er aufmerksam. „Semir? Was ist los?“, fragte er deshalb. Von seinem Kollegen kam nichts. „Semir? Hörst du mich?“, fragte er erneut. Es kam keine Antwort. Ben machte sich noch nichts draus. Die Typen werden ja erst an der Bank zuschlagen. Der einzige, der wusste, dass sie an Bord waren, war Kaiser und dieser war ja von jedem Verdacht befreit. Ben sah auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde.... dachte er. Die Minuten liefen und Ben sah aus dem Fenster. Noch war nichts von Semir und dem Transporter zu sehen. Dafür kam Wunderlich in die Bank. „Guten Morgen Herr Jäger...alles in Ordnung?“, wollte der Bankdirektor wissen. „Ja sicher...Sie sollten sich gleich aber nur noch hinten aufhalten. Am Liebsten wäre mir, wenn Sie sich außerhalb der Bank aufhielten, denn dann sind Sie sicher...“, gab Ben zu verstehen. „Ja sicher...ich werde jetzt eh noch zur Tankstelle gehen und dann ins Restaurant gegenüber... Sie sagen mir aber Bescheid, wenn es durch ist oder?“, wollte Wunderlich wissen. Ben nickte nur. Wunderlich verließ die Bank erneut und lief zu der Tankstelle, die etwa 500 m von der Bank entfernt war. Ben hatte keinen Blick auf die Tankstelle und wartete auf den Transporter. Er ahnte nichts von der Gefahr, in die sein Kollege und Freund steckte. Dass Semir sich nicht über den Sender meldete, lag sicher daran, dass er in einem Panzerwagen saß und die Übertragung nicht so klappte, so dachte er.


    Oliver Wunderlich sah das sich im Verkaufsraum der Tankstelle etwas merkwürdiges abspielte. Er sah die Männer mit den Masken auf dem Kopf und versteckte sich in einer Nische. Die Männer kamen gerade raus und rannten über den Parkplatz. Wunderlich versuchte sich die Größe zu merken und sonstige Auffälligkeiten. Dann ging er in den Verkaufsraum, wo der Verkäufer am Boden lag. „Oh mein Gott...“, stieß er aus und ging mit langsamen Schritten auf den Mann zu. „Sind Sie soweit in Ordnung?“, fragte er als er sah, dass der Mann lediglich gefesselt war. Dieser nickte. Oliver befreite ihn und half dem Mann auf die Beine. „Haben...haben sie die Kerle gesehen?“, wollte der Tankwart wissen und rieb sich seine Handgelenke. „Sie sind gerade raus auf den Parkplatz gerannt? Was ist passiert?“, wollte Wunderlich wissen. „Diese Kerle sind einfach hier rein gestürmt, haben mich auf den Boden geworfen und gefesselt. Dann haben sie die Kasse und den Tresor geleert. Zwei andere haben den Wachmann überfallen und ihm das ganze Geld abgenommen.“, erklärte der Kassierer, während Oliver Wunderlich die Polizei rief. „Keine Sorge, Hilfe ist unterwegs...schaffen sie es, aufzustehen?“ Der Mann nickte nur.

  • Semir verkrampfte sich, als er die Waffe im Genick spürte. Verdammt, er war aufgeflogen...also musste der Insider bescheid gewusst haben. Aber wer? Wer war es?, donnerte es immer wieder in seinem Kopf herum. „Du dachtest wohl, du kannst uns so einfach überlisten was? Aber nicht mit uns. Wir werden jetzt einen schönen Ausflug machen. Keine Angst, noch brauchen wir dich...“, hörte Semir die Stimme des Mannes. Als er in den Rückspiegel sah, blickten ihn durch die schwarze Maske nur zwei eiskalte Augen an. „Hören sie...ich...“ „Schnauze halten Bulle...fahr einfach die Autobahn entlang. An der nächsten Abfahrt raus und dann nach links...“, knurrte sein Entführer nur. Semir nickte und fühlte immer noch das kalte Metall in seinem Nacken. Er fuhr die Ausfahrt raus und dann nach links durch eine lange, schier endlose Waldstraße. „Jetzt nach rechts...“, zischte der Mann. Wieder nickte Semir und fuhr in einen düsteren Waldweg hinein. Es dauerte nicht lange und sie standen vor einem kaum zerfallenen, burgähnlichen Gemäuer, dessen Steine schon grün angelaufen und mit allerlei Moos und Efeu bedeckt waren. „Halt...los, aussteigen und die Hände gegen den Wagen...“, fauchte Karsten nur. „Und eine falsche Bewegung und ich blase dir deinen Schädel weg...“ Semir nickte. Was konnte er auch gegen zwei Bewaffnete schon anstellen? Er hoffte nur, dass Ben bald merken würde, was passiert war. Eine andere Chance hatte er nicht. Oder doch?


    Ben sah auf die Uhr. Schon zwanzig Minuten über der Zeit. „Mensch Semir, wo bleibt ihr denn?“, fragte er über seinen Knopf im Ohr. Doch keine Antwort. „Semir? Hallo, man lass diese dämlichen Scherze...“, knurrte er nur. Aber es kam keine Reaktion. Plötzlich kam Oliver Wunderlich in die Bank gestürmt. „Herr Jäger, kommen sie schnell...die...die Räuber haben die Tankstelle unten überfallen und den Geldtransporter samt Fahrer entführt.“, stieß der Geschäftsführer vollkommen atemlos aus. „Shit...“, fluchte Ben nur. Sie hatten ihn vollkommen gelinkt. Verdammt, dieser Plan war nach hinten los gegangen. Was hatte der Mann gerade gesagt? Geldtransporter samt Fahrer? Dann war Semir also in Gefahr. So eine...fluchte er nur und rannte dann mit dem Geschäftsführer nach unten, wo schon die Kollegen standen und alles aufnahmen. „Jäger, Kripo Autobahn...was ist hier passiert?“, wollte er wissen und drängte sich durch die Masse der Schaulustigen. Dieter musste nur grinsen. „Ben, was haben sie denn mit dir angestellt?“, lachte der große Polizist. „Dieter, klappe zu...jetzt sag mir endlich, was hier vorging?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Komm mal mit...“ Dieter führte Ben in den hinteren Raum zu den Überwachungskameras. „Die haben ihre Karts scheinbar hinter der Tankstelle positioniert, außerhalb der Kameras ihre Masken aufgezogen dann sind sie rein. Zwei sind sofort zum Geldtransporter und haben ihn mitsamt dem Fahrer entführt.“, erklärte Dieter. „Wir müssen unbedingt den Transporter finden. Semir ist der Fahrer.“, stieß Ben aus. „Was? Verdammt.“


    Leon und Felipe fuhren in ihr Versteck zurück. Bevor sie die Karts wieder auf die Bahn ließen, war nun saubermachen und umspritzen angesagt. „Hey, wo sind Mirko und Karsten?“, stieß Leon aus, als er sah, dass die anderen beiden Karts noch nicht da waren. „Keine Ahnung...aber sie kommen sicherlich noch. Wir sollten schon einmal anfangen und die Beute gut verstecken...ehe Goldfinger nach uns sucht...“, knurrte er. Leon nickte nur und schon fingen sie an, die Karts abzukleben und abzuspritzen. Nach einer halben Stunde waren die beiden Karts fertig, doch von den anderen war noch nichts zu sehen. „Ich versteh das nicht….die müssten doch längst hier sein…“, murmelte Felipe. Leon nickte nur. „Felipe….denkst du, die werden den Fahrer umbringen?“, fragte er. „Keine Ahnung…aber bisher gab es nie Tote. Warum sollte Karsten diesmal eine Ausnahme machen?“, wollte Felipe wissen „Ich weiß nicht….ich meine….diese ganzen Überfälle…es ist nicht mein Ding...ich will nicht im Knast enden und ich denke, du auch nicht. Das hat deine Mutter nicht verdient. Sie ist eine wundervolle Frau und….“, erklärte Leon leise. „Ich weiß, was du meinst…aber wir können nicht so einfach aussteigen. Das wird Karsten nicht zulassen…“, gab Felipe zu verstehen. „Dann hauen wir jetzt ab….“, grinste Leon. „Und das Geld? Nehmen wir unseren Anteil und dann hauen wir ab? Das kann ich meinen Eltern nicht antun…das hast du doch selbst gesagt.“

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Los rein da!!“, fauchte Karsten und stieß Gerkhan in das dunkle Gebäude. „Hören Sie…Sie kommen hier nicht raus…das Ding ist ne Nummer zu groß und...aaaaaaaaaaaahhh“, stieß Gerkhan aus. „Halt deine Klappe…!“, fauchte Karsten erneut und hatte Semir am Hals gepackt. Er drückte fest zu. „Noch ein Wort und es ist dein Letztes, ist das klar?“, wollte er wissen. Gerkhan hatte die Augen geschlossen und versuchte dem Schmerz Herr zu werden. Er nickte leicht. Karsten ließ los. „Und nun da rein!“, forderte Karsten ihn auf. Gerkhan tat, was der Mann verlangte. Der Griff tat auch wenn er nicht mehr da war, immer noch weh. Karsten stieß Semir in den nächsten Raum. „Da hinten rein!“, forderte er ihn auf und stieß ihn auf eine Kammer zu. „Aufmachen!“, kam der nächste Befehl. Gerkhan tat es mit langsamer Bewegung. Zu langsam für Karstens Geschmack. Er stieß dem Polizisten die Waffe ins Genick. „Hey...komm her und mach die Tür auf!“, forderte er Mirko auf ,ohne dessen Namen zu nennen. Gerkhan verhielt sich ruhig. Der Raum hinter der Tür war stockfinster. „Mach Licht an!“, befahl Karsten. Mirko ließ das Licht aufflackern. Im Raum selbst war nicht viel zu sehen. Auf dem Boden lag eine Matratze. Verschimmelt und dreckig. Vermutlich sehr oft von Junkies benutzt worden. Gerkhan drehte sich angewidert weg. Der Gestank, der von der Matratze ausging, war kaum auszuhalten. „Boah…stinkt das Ding...bring es raus…er braucht sie nicht!“, forderte er Mirko auf. Mirko nickte und tat was Karsten befahl. Dann stieß er Gerkhan brutal in den Raum. Dieser fiel auf die Knie und stand langsam auf. „Stell dich an das Rohr da!“, befahl er weiter. Gerkhan kam diesen Befehl nur langsam nach. Karsten schnellte auf ihn zu und schlug ihm mit der Faust in den Magen. Mit einem Aufschrei ging Gerkhan zu Boden und krümmte sich. Karsten grinste Mirko an und nickte. Dieser holte eine Kette mit zwei Schellen hervor. Eine der Schellen schloss sich um das linke Handgelenk.


    Semir versuchte Luft zu holen. Sein Magen wollte nach dem harten Schlag rebellieren. Bisher war er passiv und wollte sich nicht wirklich wehren. Denn dieser Mann war unberechenbar, doch als sich die Schelle um sein Handgelenk schloss kam wieder Leben in ihn. Er trat aus und traf den zweiten Mann empfindlich. Die Kette die an der Schelle war diente nun als Schlaghilfe. „Jetzt werde ich dir mal zeigen, was unfair ist.“, stieß er aus und trat als erstes die Waffe aus der Hand. Sie schlidderte aus dem Raum raus. Dann holte Semir mit der Kette aus und hielt sich den Anführer so vom Hals. Er wollte raus hier…raus aus dem Raum. „Du kommst hier nicht raus…“, warnte der Mann ihn. „Ach nein? Ich denke, meine Chance sind gerade um einiges gestiegen…“, grinste Semir und holte aus. Er wollte den Mann einschüchtern, doch dieser ließ sich davon nicht beirren. Semir war auf den Anführer so fixiert, dass er den zweiten, den er mit einem Tiefschlag von den Beinen geholt hatte, völlig vergaß. „Du verdammter Mistkerl!“ brachte er sich wieder in Erinnerung und Semir drehte sich erschrocken um. Die beiden Männer umkreisten ihn. Semir ließ die Kette schwingen und versuchte mit dem Rücken zur Tür zu kommen. Die Männer grinsten ihn an und verunsicherten ihn extrem. Immer wieder wechselten sie sich ab und reizten ihn. „Ihr könnt eure Strafe für die Sache verringern, wenn ihr aufgebt…“, ermahnte Semir die Beiden. Doch außer einem breiten Grinsen kam nichts von den Verbrechern. Semir ließ die Kette kreisen und erwischte einen der Beiden, doch dieser war schnell, packte die Kette und zog den Polizisten mit ganzer Kraft an sich. Semir versuchte, sich dagegen zu stemmen, doch so war er auch unaufmerksam und vergas, den zweiten Mann hinter sich. Dieser sprang nun Semir ins Kreuz und würgte ihn. Sofort ließ er die Kette los und versuchte sich, den Klammeraffen vom Hals zu halten. Jetzt war er aber in der Falle.


    Karsten sah, wie Mirko den Mann ansprang. Hoffentlich verliert der Dummkopf nicht seine Maske, dachte er nur und schnellte auf Semir zu, verpasste ihm einen starken Kinnhaken und förderte ihn zu Boden. „Man, der Typ hat es aber auch...“, keuchte Mirko nur und richtete seine Maske wieder zurecht. „Allerdings...auf den müssen wir höllisch aufpassen. Ich hab eine Idee...hilf mir mal.“, stieß Karsten aus und zog Semir in die Mitte des Raumes. Er warf die Kette über einen Flaschenzug und fesselte Semir die Handgelenke mit den Schellen. Dann zog er ihn so hoch, dass er nur noch mit den Fußspitzen den Boden berührte. „So kann er bleiben...da wird er uns vorerst keinen Ärger machen und wir haben ihn besser unter Kontrolle.“, grinste Karsten nur und sah sich dann um. „Wir sollten ihm aber die Augen verbinden oder wir müssen immer mit unseren Masken herumlaufen, wenn wir hier sind.“, erklärte er. Mirko nickte nur und zerriss sein T-Shirt in Fetzen, nahm eines und verband Semir damit die Augen. „Knebeln müssen wir ihn nicht, außer, er geht uns auf die Nerven. Hier unten wird ihn niemand finden. Junkies sind hier schon lange nicht mehr gewesen. Fahren wir also erstmal zurück zu Leon und Felipe.“, erklärte Karsten nur und Mirko nickte. Sie nahmen sich die Masken ab und versteckten den Geldtransporter weiter weg im Wald. Danach liefen sie zur nächsten Haltestelle und fuhren in die Stadt zurück.


    Leon und Felipe sahen auf, als Mirko und Karsten ins Versteck kamen. „Wo wart ihr denn und was habt ihr mit dem Fahrer gemacht?“, wollte Leon sofort wissen. „Geht dich nichts an...habt ihr eure Karts schon umgespritzt?“, fragte Karsten nur. Leon nickte und zeigte auf die beiden Flitzer. „Gut, dann werden wir noch unsere umspritzen und dann bringen wir die Beute an einen abgelegenen Ort.“, erklärte er nur. „Was habt ihr mit dem Fahrer gemacht?“, wollte dann aber Felipe wissen. Karsten kam auf ihn zu. „Hör zu, das hat dich nichts anzugehen, ist das klar? Er ist in guten Händen, sagen wir es so.“, meinte er dann grinsend. „Karsten...damit wollen wir nichts zu tun haben...du kannst sogar unseren Anteil behalten...“, knurrte Felipe nur. Karsten lachte verächtlich auf. „Ihr wollt aussteigen?“, knurrte er nur, packte dann Felipe am Kragen. Doch er überlegte sich etwas. Warum sollten die beiden nicht aussteigen? Sagen würden sie schon nichts...immerhin würden sie dann selbst in der Scheiße sitzen. „Okay, nehmt dennoch euren Anteil und verschwindet, wenn ihr wollt.“, entgegnete Karsten. Mirko sah ihn unverständlich an. „Du...du willst sie gehen lassen?“, zischte er nur und sah seinen Freund an. „Keine Sorge, ich weiß, was ich tue...“, lächelte er nur. „Na gut, du bist der Boss.“, meinte Mirko, warf sich ein neues Shirt über und sah dann, wie Felipe und Leon aus dem Versteck verschwanden.

  • Ben ging im Büro auf und ab wie ein Tiger. Noch immer hatten sie nichts von Semir gehört. „Verdammt, ich kann doch hier nicht so einfach herumsitzen.“, knurrte er nur und schlug dann auf den Tisch. Dann fiel es ihm wie Groschen von den Augen. Die einzigen, die von diesem Plan wussten, waren doch nur er, Semir, die Chefin und... „Dieter, Hotte...kommt, ich brauche euch sofort...“, schrie er und rannte aus dem Großraumbüro hinaus. Sofort waren die beiden Autobahnpolizisten hinter ihm und preschten mit dem Porsche hinter Bens Mercedes her. Die Fahrt ging zur V&V Sicherheitsfirma. Kreischend kamen die Bremsen zum Stehen und die Wagen hielten. Sofort sprang Ben raus und rannte in das Gebäude hinein. „Wo ist Thomas Kaiser?“, schrie er die Sekretärin an. Diese zuckte fast zusammen, als sie die Polizisten vor sich sah. „Er...er...ist in der Kantine.“, stieß sie aus. „Wo ist die?“, harkte Ben nun in einem leiseren Ton nach. Katrin Krüger wies in die Richtung. Ben, Dieter und Hotte rannten in den länglichen Gang. Doch in der Kantine war keine Spur von Kaiser. Ben sah sich jede Person, die dort saß, an. Doch Kaiser war definitiv nicht darunter. „Okay...seht in der Toilette nach und in der Küche!“, befahl Ben. Dieter und Hotte nickte und folgten diesem. Weder auf der Toilette noch in der Küche war eine Spur von Kaiser. „Okay...gehen wir noch in sein Büro und dann in die große Halle. Er muss ja irgendwo sein.“, knurrte Ben. Ihm überkam ein merkwürdiges Gefühl. Wenn Kaiser wirklich mit der Bande unter einer Decke steckte, dann konnte sich der Kerl auch schon abgesetzt haben. Er ging zur Sekretärin zurück. „Wo steckt Kaiser? Sie tun sich keinen Gefallen, wenn Sie ihn decken.“, gab er zu bedenken. „Decken? Warum...ich meine...er hat mir gesagt, dass er in der Kantine ist... und das er gleich zurück ist...“, kam leise von Krüger. „Wann war das?“, wollte Ben wissen. Katrin Krüger sah auf die Uhr. „Oh....das ist ja schon fast zwei Stunden her...“, kam erstaunt von ihr. Ben schloss die Augen. Kaiser hatte sich also abgesetzt... dachte er nur.


    Semir kam langsam zu sich. Doch die Dunkelheit lichtete sich nicht. Auch fühlte er keinen Boden unter den Füßen. Hatten die Kerle ihn über ein Loch gehängt? Er spürte die Schellen an seinen Gelenken und hörte die Kette rasseln. Verdammt....was hatten die Männer vor? Sein gesamtes Gewicht wurde von den Armen getragen und bereiteten ihm Schmerzen. „Hey?!“, rief er. Doch er hatte schon geahnt, dass ihn niemand hören wird. Er versuchte seine Hände zu bewegen, doch lösen konnte er seine Fesseln nicht. Aber vielleicht schaffte er es sich hochzuziehen und die Augenbinde los zu werden. So war er wenigstens nicht mehr blind. Klimmzüge konnte er doch sonst auch. Doch Semir machte die Rechnung ohne seinen Körper. Er hing hier schon einige Zeit und das machte sich nun auch bemerkbar. Ein Ziehen in den Schultern ließ ihm sein Vorhaben schnell vergessen. Mit den Füßen versuchte er festzustellen ob er überhaupt Boden erreichen konnte. Ohne etwas zu sehen, war er verloren. Er streckte seinen Fuß aus und stieß tatsächlich gegen etwas Hartes. Doch das konnte alles sein...ein Balken über ein Loch, oder harter Boden. Er musste etwas sehen.....nur wie sollte er die Augenbinde weg bekommen? „HEY!!!“, rief er erneut und horchte. „HILFE!!“ Nichts passierte. Er war tatsächlich allein. Irgendwo im Wald. Vermutlich sogar in einem schalldichten Raum. Ja klar...man hatte ihn ja ziemlich tief in das dicke Gemäuer gestoßen. Der Bunker...verdammt... das war der alte Bunker.....Semir erinnerte sich, dass sie vor einiger Zeit hier mal einen Drogentoten gefunden hatte. Deshalb kam ihm das Gebäude so bekannt vor. Er versuchte erneut, die Fesseln zu lösen. Hier wollte er nicht sterben...nicht so...


    Felipe und Leon fuhren nach Hause. Doch sie gingen nicht rein. Vor der Tür setzten sie sich auf den kleinen Spielplatz, der von dem Vermieter angelegt wurde. „Felipe...ich habe Angst, dass Mirko und Karsten den Fahrer töten. Wir müssen herausfinden, wo er ist...“, gab Leon zu bedenken. Felipe warf den kleinen Stein, den er in der Hand hatte und drehte seinen Fuß im Sand hin und her. „Verdammt, wenn die das tun, dann hängen wir mit drin. Aber was sollen wir machen? Selbstanzeige? Mit dem Bullen sprechen?“, wollte Felipe wissen. Leon sah ihn an. „Warum nicht? Das Geld...geben wir zurück....ich will nicht in den Knast...das kann ich deiner Mutter nein...unserer Mutter nicht antun...und du auch nicht.....lass uns diesen Jäger anrufen. Er machte doch einen vernünftigen Eindruck...wenn wir ihm erklären, dass wir Mitläufer sind, dann ..... wir könnten uns als Kronzeugen zur Verfügung stellen... dann kommen wir mit einer Bewährungsstrafe davon....“, schlug er vor. „Leon...du hast auf einen Menschen geschossen....das ist versuchter Mord...“, widersprach Felipe. „Aber ich wollte das doch nicht...es war ein Unfall...verdammt die Kugel hat sich gelöst....ich.....ich werde es erklären und wenn es sein muss, werde ich für meinen Fehler büßen...aber nun heißt es, ein Leben zu retten....hilf mir Felipe....lass uns reinen Tisch machen....bitte...“, flehte Leon regelrecht. Felipe atmete tief ein und stand dann auf. Er reckte sich etwas und nickte dann. „Du hast Recht....aber wir gehen erst zur Polizei, wenn wir wissen wo der Fahrer ist.“, schlug er vor. Leon dachte kurz nach und nickte dann ebenfalls. „Einverstanden....wo wollen wir suchen?“, wollte er wissen. Felipe zuckte mit den Schultern auf. „Ich hab, ehrlich gesagt, keine Ahnung...vielleicht haben sie ihn in die alte Ruine im Wald gebracht. Da haben wir doch letztes Jahr die Halloween-Party gefeiert.“, stieß der Deutschspanier dann aus. „Jaaa...“, kam es nur zustimmend von Leon. „Ein Anfang ist es sicherlich wert.“, erklärte er. Beide einigen sich darauf, nach dem Essen dort vorbei zu schauen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Karsten und Mirko fuhren zurück ins Versteck. Sie wollten dort auf den Verbindungsmann warten. „Ich werde also endlich erfahren, wer der Mann ist, dem wir das ganze Geld verdanken?“, grinste Mirko nur. Karsten nickte. „Allerdings solltest du, wenn er kommt, deine Maske aufhaben. Vielleicht ist diesem Mann nicht zu trauen und dann will ich nicht, dass er dich anschwärzen kann.“, entgegnete Karsten nur. Mirko nickte und sah dann nach draußen. Ein Wagen fuhr vor. „Da...da kommt jemand...“, stieß er aus. „Jap, das ist er dann...“, entgegnete Karsten nur. Schnell kramte Mirko in seiner Hosentasche nach seiner Maske und setzte sie auf. Die Tür schwang auf und ein Mann Mitte 40 betrat den Raum. „So, ihr habt es also tatsächlich geschafft.“, fing er an und lächelte. Karsten trat einen Schritt auf ihn zu. „Ich nehme an, du willst deinen Anteil haben?“, fragte der Junge nur. Wieder lächelte der Mann und stand dann gefährlich nahe vor Karsten. „Meinen Anteil? Ich will alles haben, hast du verstanden? Alles...es ist mein Geld...meins, hörst du...damit werde ich mich auf Kuba zur Ruhe setzen.“, lachte er nur, verstummte dann aber sofort, als er kaltes Metall an seinem Hals verspürte. „Hab ich es doch gewusst...du wolltest uns linken...aber nicht mit mir, mein Lieber...“, knurrte Karsten und hielt Thomas Kaiser die Waffe unters Kinn. Langsam hob dieser die Hände. „Los, fessle ihn und dann kann er dem Bullen da drinnen Gesellschaft leisten.“, stieß Karsten aus. Thomas sah sich um. Ein Mann, dessen Gesicht von einer Maske verhüllt war, trat zu ihm, drehte ihm die Arme auf den Rücken und ließ zwei Schellen um die Handgelenke schnappen. Danach wurde ihm alles abgenommen, sein Handy an der Wand zertrümmert und mit seiner Krawatte ihm auch die Augen verbunden. Brutal wurde er in den Raum gestoßen und fiel fast nach vorne. Mirko presste ihn gegen die Wand und fesselte ihn mit einer weiteren Schelle an einen dicken Eisenring. „Dieses Arschloch wollte uns verladen...was machen wir jetzt mit ihm?“, fauchte er, als er zurück zu Karsten ging. „Nur keine Sorge...ich hab da schon eine Idee..“, grinste Karsten nur.


    Ben, Hotte und Dieter fuhren zur PASt zurück, allerdings nicht, ohne die Firma V&V observieren zu lassen. Kim wartete schon auf den jungen Hauptkommissar. „Ben, was ist nun mit Semir?“, wollte sie sofort wissen und ging mit ihm ins Büro der beiden Kommissare. „Bisher habe ich nichts...Semir ist verschwunden...“, stieß er aus. „Auch dieser Kaiser ist weg und ich fürchte, er ist der Grund, warum Semir entführt wurde.“ „Erklären sie mir das.“, forderte Kim nur und ließ sich in Semirs Stuhl fallen. „Semir hatte doch die Idee, dass wir diesen Gangstern auf ihren Karts eine Falle stellen sollten. Dafür mussten wir aber auch Thomas Kaiser einweihen. Nun haben die Kerle nicht die Bank sondern eine Tankstelle davor überfallen und Semir entführt. Der Einzige, der von dem Plan wusste, war Thomas Kaiser...“, erklärte Ben und ließ sein Gesicht in seine Hände versinken. Kim verstand sofort. „Wir müssen diesen Kaiser ausfindig machen...lassen sie die Firma überwachen, vielleicht lässt er sich da noch einmal blicken und dann fahren sie zu seiner Wohnung. Irgendwo muss ja der Kerl auftauchen.“, knurrte sie. Ben nickte nur und machte sich dann sofort auf den Weg. Die Chefin hatte recht. Dieser Kerl musste doch irgendwo sein. Und wenn nicht in der Firma, dann vielleicht schon auf dem Weg zum Flughafen oder sonst wo hin. Vielleicht traf er sich auch mit den Gangstern. Das wäre ein großer Glücksfall für Ben. Er bremste vor der Wohnung ab und rannte die Treppen hinauf. Mit einer Wucht warf er sich gegen die Tür und war im Nu in der Wohnung. Doch sie war verlassen. „War ja auch klar...“, knurrte Ben nur und begann damit, die Sachen zu durchsuchen. Irgendwo musste sich ja ein Hinweis finden lassen und wenn es nur ein beschmierter Hemdsärmel war.


    Leon und Felipe fuhren zu der Stelle wo sie den alten Bunker wussten. „Hey…sieh dir mal den Typen dort an...was will der denn hier?“, fragte Leon leise. „Keine Ahnung….aber wenn Mirko und Karsten hier sind, dann werden sie sicher hier auch den Fahrer versteckt halten. Nur wie kommen wir da rein?“, wollte Felipe im Gegenzug wissen. „Ja aber was wenn nicht? Wir müssen diesen Jäger anrufen…..komm lass uns nach Hause fahren und dann werden wir diesen Bullen anrufen und ihn fragen, ob wir das richtige tun…oder wir fragen Mama…“, schlug Leon nun vor. „Mama? Nein…die darf das erst wissen, wenn wir alles wieder ins Reine gebracht haben. Nicht vorher.“, ermahnte Felipe sofort. Leon nickte. „Okay…also wie gehen wir vor….?“, wollte er wissen. „Pass auf...wenn wir jetzt den Bullen anrufen, dann wird er uns sicher direkt festnehmen….aber das würde Mama das Herz brechen. Wie wäre es, wenn wir bis morgen warten…ich wette der Kerl taucht bei der Kartbahn auf…und dann können wir ihn ja sagen, dass wir etwas entdeckt haben...ihn aber erst heute...also morgen anrufen wollten…und…“, stammelte Felipe. „Das ist doch viel zu spät. Bis dahin können die den Fahrer schon umgelegt haben…lass uns zur Kartbahn fahren. Ich wette die Bullen stellen dort schon alles auf dem Kopf. Wir müssen es ihm sagen und ihn dann hier her führen.“, ermahnte Leon. „Also gut...dann ab…“, nickte Felipe nun. Sein Freund nickte. Sie fuhren zur Kartbahn zurück ohne zu ahnen, dass sie damit zwei Menschen in großer Gefahr brachten.


    Semir hörte, dass mehrere Personen in den Raum kamen. Rumoren. Er selbst wagte sich nicht zu bewegen. Vielleicht ließen sie ihn dann in Ruhe. Doch es war ein Trugschluss. „Und du? Bist du wach und spielst toter Mann?“, fauchte ein Mann rechts von ihm. Semir antwortete nicht und kassierte dafür einen Schlag in die Rippen. Er schrie auf. „Ach… wir sind doch wach…du hast einen Zimmernachbarn bekommen…. Er wollte mich auch linken…und nun wird er mit dir sterben….Schicksale liegen so nah beieinander nicht wahr…“, hörte er die höhnische Stimme des Mannes. „Sie werden Ihrer gerechten Strafe nicht entgehen.“, stieß er stöhnend aus. „Oh…wir werden wieder frech? Soll ich dich höher hängen...ein Seil um den Hals? Willst du aufmucken oder was?“, fauchte die Stimme. Semir schwieg. „Warum lassen Sie es nicht auf einen fairen Kampf ein? Haben Sie so eine große Angst vor mir?“, wollte Semir wissen. Ein Lachen ertönte. Doch es dauerte nicht lange. Eine Hand griff an seinen Hals und drückte ihm die Luft ab. Semir trat aus und registrierte zufrieden, dass er getroffen hatte. Das äußerte sich in dem Aufschrei ganz deutlich. „Hey!!! Lass das!!“, fauchte eine zweite Stimme. Ein Ruck ging durch die Kette die Semir an der Decke hielt. Der Zug ließ plötzlich nach. Da Semir nichts sah stürzte er schwer zu Boden. Doch bevor er sich aufrichten konnte wurde er an der Kette an die Wand gezogen und die Kette schlang sich um seinen Hals. „So…nun versuch noch einmal zu treten.“, hörte er die Stimme. Die Kette zog sich eng um seinen Hals. Er fing an zu röcheln. „Na…was ist…tritt zu…komm tritt zu!!“, forderte die Stimme auf. Semir versuchte den Druck an seinem Hals zu mindern. Langsam spürte wie seine Sinne schwanden. „Los! Tritt zu!! Tu es endlich!!“, schrie der Mann ihn an.

  • Ben fuhr mit Dieter und Hotte zur Kartbahn. „Wir werden hier alles auf den Kopf stellen!“, befahl er als sie ausgestiegen sind. Zwei der jungen Leute sah er gerade ankommen. „Hey!!! Kommt mal her!! Na los!! Ich hab nicht ewig Zeit!!“, forderte er die Beiden harsch auf. Sie sahen sich an und wurden unsicher. „Los doch!! Hört zu…ich weiß das die Räuber, Karts benutzen…alle anderen Kartbahnen konnten nachweisen, dass sie nicht darin verwickelt sind...nur eure Bahn nicht…also und labert keine Scheiße….es geht diesmal nämlich um Entführung…also?“, forderte Ben die beiden auf .Er hatte vor, mit offenen Karten zu spielen um den Jungs zu zeigen, dass es kein Spiel mehr war. Felipe blickte zu Leon und dieser wieder zu ihm zurück. Das Schweigen ging eine ganze Weile, was Ben mehr und mehr auf die Nerven ging. Er packte Felipe an genau der Schulter, wie er vorher das Tattoo hatte. „Ahhh...“, stieß dieser aus und ging in die Knie. Die Narbe war doch noch nicht ganz verheilt. Sofort ließ Ben los, wollte dann aber auch die Gründe des Schmerzes erfahren und riss dem Jungen den Kragen seines Pullovers soweit zur Seite, dass der rote Fleck deutlich sichtbar war. „Ich rate jetzt einfach mal ins Blaue hinein...da war mal ein Spinnentattoo?“, fauchte Ben nur. Zögerlich nickte Felipe. „Okay...dann mal los...wollt ihr mir vielleicht was erzählen?“, stieß er aus und sah die beiden Jungs an.


    „Wir...wir haben nur mitgezogen...wir wollten nicht, dass jemandem etwas passiert.“, erklärte Leon sofort und wimmerte herum. „Das mit dem Wachmann...das...das wollte ich nicht...bitte, glauben sie mir...“ Felipe nickte nur heftig. „Wir wollten das Geld eigentlich nicht für uns...wir wollten Goldfinger eins auswischen und dann...dann hat aber Karsten uns immer mehr in die Scheiße geritten.“, erklärte der Deutschspanier nur und sah dann betreten zu Boden. Ben sah die Beiden nur an. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber irgendwie hatte er Mitleid mit den Beiden. Immerhin waren es ja irgendwie noch Kinder und wenn das mit dem Wachmann wirklich ein Unfall war, konnte man da etwas tun. Aber erstmal war es wichtig, Semir zu finden. „Wo ist mein Kollege? Wenn ihr irgendwas wisst, dann müsst ihr mir helfen. Jungs bitte...der Mann hat zwei Kinder und eine Frau...es kann sich nur strafmildernd auswirken, wenn ihr mir helft.“, erklärte Ben. Sofort sahen Leon und Felipe sich an, als ob sie das geahnt hätten. „Karsten und Mirko halten ihn mit einem anderen Mann im Waldbunker gefangen. Wir haben es gesehen. Sie werden ihn umbringen...die sind skrupellos.“, stieß Leon aus. Ben nickte nur. „Okay, ich lasse euch aufs Revier bringen und ihr macht dort eure Aussage...“, erklärte er und ließ sich dann eine Wegbeschreibung geben. Die beiden Jungs wurden weggebracht und Ben nahm sich fest vor, ihnen einen guten Anwalt zu besorgen. Irgendwie meinte er, dass diese Jungs etwas Besseres als den Knast verdient. Vielleicht...vielleicht konnte Ben da was tun. Doch erst war Semir dran. „Chefin, ich brauche das SEK am alten Waldbunker nahe Hürth...“, erklärte der junge Hauptkommissar nur. „Haben sie Semir gefunden?“, wollte Kim wissen. „So in etwa...zumindest weiß ich jetzt, wo er ist...zwei von den Jungs haben geplaudert...sie haben mir verraten, wo Semir ist. Chefin, bitte kümmern sie sich um die Beiden...sie haben geholfen, das sollten wir berücksichtigen.“ Kim versprach es und benachrichtigte sofort das SEK. Ben fuhr los und hoffte, dass er nicht zu spät kam.


    Karsten sah dem ganzen Treiben von Mirko einige Zeit zu, doch dann ging er dazwischen. „Hey, lass das...wir brauchen ihn noch...“, stieß Karsten aus und zog Mirko von dem Bullen weg. „Aber...er...er...“, knurrte dieser nur. „Ja, ich hab's gesehen...Man, jetzt mach schon...fessle ihn an den Eisenring und dann können die beiden hier stehen, bis sie sauer werden.“, fauchte Karsten nur. „Ich will schleunigst hier weg.“ Mirko nickte nur und schnallte Semir fest. Dieser röchelte nach Luft. Sein ganzer Hals schrie nach einer Erfrischung und seine Beine schmerzten, besonders das linke. Scheinbar war irgendein Knöchel verstaucht, als er unsanft auf dem Boden aufgeschlagen war. Er hörte aber noch ein Atmen ganz in seiner Nähe. Vorsichtig versuchte er zu registrieren, wer oder was da war. Waren die Typen etwa doch nicht raus? Semir versuchte, die Augenbinde an der Wand abzuscheuern. Tatsächlich schaffte er es, sie ein Stück nach oben zu schieben. Jedenfalls so weit, dass sein rechtes Auge etwas frei war. Vorsichtig blickte er sich nach dem Atmen um und sah dann, dass noch jemand rechts neben ihn an der Wand gefesselt war. Sieh mal an, dachte der Deutschtürke nur, als er sah, wer da neben ihm stand. Das ist doch Herr Kaiser... Dann leuchtete es Semir ein. Natürlich...er war der Mittelsmann und er hatte den Jungs auch ihren Plan verraten. Wegen ihm stand er hier und musste dem Tod entgegen sehen. Dieses Arschloch...dachte Semir nur und hörte dann schnelle Schritte auf ihn zukommen. Was war da los?

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Die Tür knallte gegen die Wand und wurde danach direkt wieder geschlossen. Heftiges Atmen war zu vernehmen. „Verdammt die Bullen....!! Wie haben die uns so schnell gefunden?!“, hörte er einen seiner Peiniger sagen. Nun kam auch Leben in Kaiser. „Mach mich los...Karsten...komm schon...lass uns doch den kleinen Streit vergessen...mach mich los und wir hauen ab!“, hörte Semir von Kaiser. „Ihr könnt es vergessen.“, kam heiser von ihm. „Halt dein Maul!!“, wurde er angeschrieen. Semir schwieg. Er wollte nicht noch einmal gewürgt werden. „Karsten...bitte...hey...das war ein Scherz von mir...wirklich...nur ein Scherz.“, stieß Kaiser aus. „Karsten...was machen wir denn nun? Wir müssen hier weg....die umstellen den Laden...verdammt...ich will nicht in den Knast!!“, schrie ein Weiterer dazwischen. Semir genoss diese Hilflosigkeit etwas. „Ein Scherz? Ein Scherz? Dass die Bullen draußen sind, ist auch nur ein Scherz oder? Haben wir dir das zu verdanken Kaiser? Wolltest du uns ans Messer liefern um dann mit der Beute abzuhauen?“, schrie der Mann, den alle mit Karsten ansprachen. Semir konnte die Stimme dieser Person auch blind zuordnen. Die Augenbinde war wieder über beide Augen gerutscht. Bis jetzt konnte er die Gesichter der Männer nicht sehen. „Sie können nur Vorteile sammeln, wenn Sie aufgeben... ich kann ein gutes Wort für Sie einlegen...“, versuchte er erneut. Immer noch war seine Stimme etwas kratzig. „Halt deine verdammte Schnauze!! Mirko....stopf sie ihm!“, kam der Befehl. Semir zuckte zusammen. Er kannte beide Namen... Mirko und Karsten.... doch was konnte er jetzt damit anfangen. Er hörte wie jemand auf ihm zukam und nur kurz darauf hatte er ein Knebel im Mund. „Ruhe jetzt..!“, raunte ihm die Stimme zu. „Was machen wir jetzt?“, wollte der Mann wissen der mit Mirko angesprochen wurde. „Jetzt .... werden wir mit unserer wertvollen Geisel abhauen.“, hörte er Karsten sagen. „Dann mach mich endlich frei verdammt!! Ohne mich hättet ihr nie soviel Geld gemacht!!“, fauchte Kaiser dazwischen. „Du willst frei sein? Das kannst du haben....!“, hörte Semir Karsten sagen. Nur wenige Augenblicke ertönte das Geräusch eines sich spannenden Waffenhahn und Sekunden danach kam der Knall. Semir zuckte zusammen. Er hörte ein Stöhnen und konnte es einwandfrei Kaiser zuordnen. Nur kurz darauf fiel ein Körper zu Boden. Semir schloss die Augen. Er war mit den eiskalten Mördern allein in diesem Raum.


    Ben ging mit dem SEK durch das alte Gemäuer. „Sie müssen hier irgendwo sein! Durchsucht alles...und Vorsicht...die Kerle machen von der Waffe gebrauch.“, ermahnte er die Kollegen. In diesem Augenblick ertönte der Schuss. „Verdammt! Woher kam das?“, fragte er. „Da hinten...aus dem Gang.“, kam von einem der SEK-Männern. „Dann los! Ich will nicht, dass sie Semir als Geisel nehmen!“, ermahnte Ben. Er ahnte, dass sein Freund und Partner in großer Gefahr schwebte. Oder war er schon tot? Galt der Schuss ihm, Semir? Er stürmte in den Gang. Auch hier waren viele Türen und jeder Raum wurde intensiv durchsucht. Doch keine Spur. „Hier geht eine Treppe runter!“ hörte er von Markus, den er vom LKA kannte. Er nickte ihm zu und ging mit ihm die Treppe runter. Es gab hier nur eine Tür. Erneut nickte er und holte tief Luft. „POLIZEI!! GEBEN SIE AUF UND KOMMEN SIE MIT ERHOBENEN HÄNDEN RAUS...... DANN PASSIERT IHNEN NICHTS!!“, forderte er die Männer hinter der Tür auf. „VERSCHWINDET!!! SONST IST EUER FREUND HIER AUF DEM WEG IN DIE HÖLLE!!!!“, kam zurück. „Los sag ihm dass ich nicht scherze!! Los...mach dein Maul auf!!“, hörte Ben einen der Verbrecher schreien. „Ben....sie...scherzen nicht...“, kam nur kurz darauf von Semir. Ben schloss die Augen. Seine Befürchtung ist also wahr geworden....Semir fungierte als Geisel. Er sah Markus an. „Wir können die beiden nicht gehen lassen.“, gab dieser zu bedenken. „Ich weiß...aber ich kann auch nicht zulassen das die Kinder von Semir ohne ihn aufwachsen....“, erklärte Ben. „OKAY..... WAS WOLLEN SIE?“, fragte er an die Verbrecher gewandt. „Freier Abzug....und keine Sender....außerdem 500.000 Euro!!!“, kam zurück. Ben schüttelte den Kopf .Die Kerle hatten schon einige Tausend Euro zusammen geraubt und wollten noch mehr. „Okay....einen besonderen Wunsch, was den Wagen angeht?“, harkte er nach. „Ja....verspiegelte Fenster!! Keine Sender!! Keine Mikros!!! Der Wagen ist sauber!!! Wenn nicht, werde ich deinen Freund Stück für Stück zusammenschießen!!“, drohte einer der Verbrecher.


    Ben atmete auf und sah nach draußen. Schnell griff er zum Handy und orderte den Wagen an. Dann rief er Kim an. „Chefin, wir haben die Gangster gefunden...sie haben Semir als Geisel genommen...sie...sie verlangen eine halbe Million Euro...“, erklärte Ben nur und wartete dann ab, was Kim sagen würde. „Verdammt...okay...ich versuche, das Geld aufzutreiben...aber das dauert seine Zeit. Es wird schwer werden, die zuständige Staatsanwältin von dieser Dringlichkeit zu überzeugen...“, meinte sie und legte auf. Isolde Maria Schrankmann...alles hing nun an ihr fest. Wieder einmal. Verdammt, dachte Ben und sah Markus an. „Sie besorgt den Wagen, aber das Geld muss von der Staatsanwaltschaft genehmigt werden...und ich kann schon hören, was sie sagt...die Justiz darf sich nicht erpressen lassen und ein Polizist darf nicht Opfer einer Erpressung werden...“, äffte Ben die Stimme von Schranke nach. Markus lachte kurz auf, drehte sich dann aber zu seinem Freund und Kollegen um. „Wir müssten einen anderen Eingang zu diesem Bunker finden...dann könnten wir das SEK reinschicken und ihn befreien.“, meinte der LKA-Beamte. Ben wusste erstmal keinen anderen Rat. Das mit dem Geld und dem Wagen konnte dauern. „Okay...alle anderen bleiben hier...komm, suchen wir den Eingang.“, stieß Ben aus und sofort rannten sie um das Ding herum, sahen auf den Boden und stachen mit langen Stangen im Boden herum. Unter dem dichten Waldboden waren Steinplatten und führten weit von dem Bunker weg.

  • Isolde Maria Schrankmann ging vom Fenster zu ihrem Platz zurück. „Frau Krüger...sie verlangen von mir, dass ich ihnen eine halbe Million Euro zur Verfügung stelle, damit sie Herrn Gerkhan freikaufen können?“, stieß sie aus und ließ sich wie ein Habicht in ihren Stuhl nieder und beäugte die Autobahnpolizeichefin. „Frau Schrankmann...es geht hier um das Leben von einem meiner fähigsten Beamten, einen Familienvater mit zwei Kinder. Also, genehmigen sie mir das Geld?“, zischte sie nur und beugte sich weiter vor. Schrankmann atmete tief durch und sah sich dann um, nahm ihre Brille und setzte sie auf die Nasenspitze. „Das hier ist nicht für Herrn Gerkhan...sondern für seine Familie...ich denke, diese ist wichtiger, als meine persönlichen Differenzen mit...diesem Herren...“, knurrte sie nur und reichte Kim das Stück Papier. „Danke...“, meinte sie nur und rannte, nachdem sie das Büro verlassen hatte, zur Zahlstelle hinunter. Die Frau schaute nur kurz, zahlte aber dann die 500.000 Euro aus. Mit dem Koffer in der Hand verließ Kim das Gebäude und fuhr zum Fuhrpark zurück. Sie suchte einen Wagen aus, packte das Geld in den Kofferraum und ließ sich von Hartmut einen Sender geben, den sie unter das Fahrgestell packte. „Ben...ich habe den Wagen und das Geld. Wie weit sind sie?“, wollte Kim wissen. „Wir haben noch keinen zweiten Eingang gefunden.“, erklärte Ben. „Sagen sie bescheid, dass ich unterwegs bin...“, erklärte Kim und startete den Wagen.


    Ben und Markus gingen zum Haupteingang zurück. „WO BLEIBT DER WAGEN?“, hörten sie schon von drinnen rufen. „DER WAGEN IST GLEICH DA.“, entgegnete Ben nur. „Was ist mit meinem Kollegen?“, wollte er dann durch das Megafon wissen. „Dem geht es gut...noch...sie sollten sich allerdings beeilen...“, stieß einer der Entführer aus und Ben sah sich um. Hoffentlich kam Kim gleich, denn lange würden sich diese Kerle nicht mehr hinhalten lassen, das wusste er. „Ben...da...“, stieß Markus aus und sofort drehte sich der Angesprochene um. Da kam ein grausilberner Audi A8. Da das Ding verspiegelte Scheiben besaß, konnte man nicht sehen, wer am Steuer war. Der Wagen hielt neben den beiden Kommissaren und Kim stieg aus. „So, dann wollen wir doch mal Semir austauschen.“, stieß sie aus und Ben nickte nur. Dieser nahm dann das Megafon und rief den Entführern zu, dass der Wagen da war. „Sehr gut...dann kommen wir jetzt raus...und wehe, eure Bullen haben einen nervösen Finger...“, stieß der Entführer aus und im nächsten Moment wurde es still. Markus wies die SEK-Leute an, sich so zu verteilen, dass sie alles gut überblicken können. Kim und Ben sahen mit nervösen Blicken zum Eingang hinüber. „Verdammt, warum brauchten sie denn so lange?“, knurrte Ben nur und stieß einen Stein von sich.


    „Hast du ihn endlich soweit?“, fauchte Karsten und sah Mirko an, der mit Semir beschäftigt war. Dieser wehrte sich verzweifelt, doch Mirko schaffte es ihm die Kette erneut um den Hals zu legen und mit den Handschellen zu verbinden. „Ja...jetzt…“, stieß er etwas atemlos aus und zerrte Semir auf die Beine. „Okay…dann knebel ihn. Ich will keine Unterhaltung mit den Kerlen da draußen.“ Semir sah ihn an. „Sie werden nicht weit kommen….“, stieß er noch aus, bevor der Knebel seinen Mund verschloss. Karsten trat auf ihn zu. „Weißt du…ich denke, wir werden sehr weit kommen, denn du wirst uns begleiten. Du und ich werden uns hinten reinsetzen und mein Freund hier wird uns durch NRW fahren. Wenn ich sehe, dass auch nur ein Wagen folgt, dann werde ich dich ganz langsam umbringen…“, drohte Karsten ihm. Semir glaubte ihm aufs Wort. Er trug keine Augenbinde mehr und auch die beiden Verbrecher hatten ihre Masken abgelegt. Semir wusste genau was das für ihn hieß. Es war ein Spiel auf Leben und Tod. Karsten griff in die Kette und dadurch zog sie sich um seinen Hals enger. Semir war gezwungen die Bewegungen zu machen, die Karsten bestimmte. „Und nun geht es los.“, raunte er ihm zu. Ein leichter Druck im Genick ließ Semir die ersten Schritte machen. Hoffentlich gab es einen der Schützen, die den Dreckskerl abknallte, dachte er nur. Mirko öffnete die Tür während Karsten Semir die Waffe gegen den Hals drückte.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben sah wie sich die Tür öffnete und blickte zuerst in Semirs Augen die die Hilflosigkeit ausdrückte die er auch verspürte. Er hob die Hände. „Okay….Das Geld ist im Auto und ihr könnt abhauen…lasst meinen Kollegen gehen.“, bat er. Der Mann, der Semir in der Gewalt hatte, lachte laut. „Er wird uns begleiten. Wenn ich sehe, dass niemand folgt, darf er gehen. Wenn nicht, dann stirbt er!“, kam harsch. Ben sah erneut zu Semir. Dieser war geknebelt und gefesselt. Zu allem Überfluss hatte er eine Kette um den Hals. Diese Mistkerle schienen große Angst vor ihm zu haben. „Wann lassen Sie ihn frei und wo?“, wollte Ben wissen. Seine Stimme klang gepresst. „Wenn ich weit genug bin und nun mach den Weg frei!“, fauchte der Mann. Um seinem Befehl Nachdruck zu verleihen, zerrte er an der Kette, die um Semirs Hals lag. Sofort fing Semir an zu röcheln. „Okay….okay….nur nicht nervös werden.“, stieß Ben aus und ging einige Schritte zurück. So hatten die Männer freien Weg zum Wagen. Einer von ihnen stieg über den Beifahrersitz auf den Fahrersitz und ließ den Motor aufheulen, während der zweite Semir auf die Rückbank zerrte. Doch der Mann ließ die Kette nicht los. Semir lief bereits blau an. „Lösen Sie die Kette…Sie bringen Ihn um!“, stieß Ben aus. „Willst du mir befehlen? Hau ab!!! Los!!!! Oder ich knall ihn ab!!“, fauchte der Mann ihn an. Ben tat was der Mann wollte. Der Wagen fuhr ab ohne das die Scharfschützen des SEKs auch nur einen Schuss abgaben. Kim Krüger kam zu Ben. „Wie sieht es aus?“, wollte sie wissen. „Sie haben ihn mitgenommen und…es …geht ihm nicht gut….“, stieß Ben aus. Er ging in den Raum in dem Semir gefangen gehalten wurde. „Und hier haben wir die Verbindung…Kaiser…ist tot…“, erklärte er und wies auf die Leiche des Unternehmers.


    Mirko sah in den Rückspiegel. Die Geisel hatte die Augen geschlossen. „Wohin?“, wandte er sich an Karsten. „Erst mal weg hier…fahr auf die Autobahn. Ist der Tank voll?“, wollte Karsten wissen. „Ja…randvoll..zumindest wenn ich der Anzeige vertrauen kann.“, meinte Mirko. Karsten zog an der Kette und sofort riss die Geisel die Augen auf. „Was meinst du… haben deine Kollegen uns gelinkt?“, harkte Karsten bei ihm nach. Mirko sah die Angst in den Augen des Kommissars. „Ich werde es an der nächsten Tankstelle überprüfen.“, schlug er vor. „Mach das….wenn deine Kollegen mich linken, wirst du zu leiden haben…ich hoffe, das ist den Andren klar…“, wandte Karsten sich an seine Geisel. „Hey…lass ihn doch….er ist lebend viel wertvoller.“, versuchte Mirko seinen Freund zu beruhigen. „Du hast Recht….aber ich lasse mich nicht verarschen. Er wird sicher ganz friedlich sein. Und auf der Tankstelle wird er auch keine Tricks machen. Ach ja…bring was zu essen mit…ich habe Hunger.“, befahl Karsten als Mirko an die Tankstelle fuhr. Dieser nickte nur und parkte den Wagen etwas abseits und außerhalb der Kameras. Immer wieder sah er sich um, als er den Tank begutachtete. Mit dem Ersatzkanister holte er ein bisschen Benzin und füllte es dann in den Tank ein. Er schwabbte über, ein Zeichen dafür, dass er vollgetankt war. „Der Tank ist voll...ich kauf uns jetzt mal was zu essen...“, rief Mirko nach innen und ging dann in das Gebäude hinein, holte ein paar belegte Brötchen und zwei Flaschen Cola. Semir blickte mit gierigen Augen auf die Köstlichkeiten. Karsten bemerkte dies und kommentierte es mit einem höhnischen Grinsen. „Sieh mal an...unser Bulle hat auch Hunger... Was meinst du, sollen wir ihm was geben?“, grinste der Mann böse.


    Ben ging nervös hin und her. „Ich muss hinterher...ich muss wissen, wo die Kerle mit Semir hin wollen...“, stieß er aus. „Ben, sie können nicht hinterher...sie würden in ihrem Wagen doch auffallen...“, meinte sie nur. „Gut, dann hole ich meine Harley...das Wetter ist genau richtig dafür und so kann ich ihnen auch überall hin folgen.“, zischte er nur und verschwand dann, um seine Maschine zu holen. Kim atmete tief ein und fuhr dann selbst zum Revier zurück. Dort saßen immer noch Felipe und Leon. „Haben sie ihren Kollegen gefunden?“, wollte der junge Spanier wissen. „Was wird denn nun aus uns?“, fragte der andere nach. Kim sah von einem zum anderen. „Ihr habt uns geholfen...das wird sich strafmildernd auf euch auswirken...doch jetzt ist mein Kollege in Gefahr. Könnt ihr mir sagen, wie die anderen Beiden heißen, mit denen ihr die Überfälle begangen habt?“, wollte die Kommissarin wissen. „Das...das sind Karsten und Mirko...“, erklärte Felipe. „Wisst ihr ihre vollen Namen?“, harkte sie nach. „Karsten Schumann und Mirko Mahler...“, entgegnete Leon. „Danke Jungs...ich lasse euch dann gleich nach Hause bringen...“ Die Beiden nickten und Kim verschwand in ihrem Büro. Vorher wies sie Susanne an, alles über diese beiden Namen heraus zu finden. Sie ließ sich in ihren Stuhl fallen und sah zum Telefon. Wieder musste sie diese schmerzvolle Aufgabe übernehmen. Sie wollte zum Hörer greifen, ließ ihn jedoch sofort wieder auf die Gabel sinken. Nein, persönlich war immer besser. Außerdem konnte sie so schon die arme Frau trösten und ihr beistehen. „Susanne, ich bin unterwegs...leiten sie die Daten auf mein Handy um, wenn sie etwas haben.“, befahl sie schroff, als sie an der Sekretärin vorbei rauschte.

  • Ben rauschte mit seiner Maschine durch den Verkehr. Er musste diesen Wagen finden. Wo konnten sie nur sein, dachte er und sah dann durch Zufall den Audi an einer Tankstelle stehen. Sofort nahm er die Ausfahrt, verringerte die Geschwindigkeit und bremste hinter einem Lastzug ab. Vorsichtig beobachtete er den Wagen. Verdammt, Semir schien immer noch bei ihnen zu sein. Er musste dichter ran, sonst verstand er nichts...aber das würde Semir nur noch mehr gefährden. Nein, Verfolgung und Observierung...das war das Einzige, was er im Moment machen konnte. Er musste den richtigen Augenblick abpassen, wenn einer der beiden Gangster das Auto verließ. Das war dann die Chance, ans Auto heran zu kommen. Ja, das war eine gute Idee. „Susanne...ich bin's Ben...ich stehe hier auf dem Rastplatz Frechen Süd...die beiden Gangster und Semir sind genau vor mir...sie scheinen Richtung Grenze zu wollen. Habt ihr da alles abgeriegelt?“, wollte er wissen. „Ja Ben...sie können nur noch innerhalb von NRW bleiben...aber da gibt es genug Möglichkeiten, sich zu verstecken.“, entgegnete die Sekretärin. „Deswegen bleibe ich ja auch an ihnen dran...okay, sie fahren los...ich melde mich wieder.“, stieß Ben aus, legte auf und riss sich das Headset vom Kopf. Schnell war der Helm wieder aufgestülpt und die Maschine gestartet. Der Audi fuhr langsam vom Rastplatz und beschleunigte dann auf ein rasantes Tempo. Für Bens Maschine war es keine Mühe, den Abstand konstant zu halten und dabei den Wagen nicht außer Sicht kommen zu lassen. Wie es wohl Semir ging, fragte er sich immer wieder und konnte nur ahnen, was für eine Tortur sein Kollege durchleben musste. Ben hatte die Leiche von Kaiser gesehen. Diese Typen fackelten nicht lange, wenn es um ein Menschenleben ging.


    Karsten lachte leise und biss genussvoll ins Brötchen. Auch Mirko grinste Semir an. Dieser sah aus dem Fenster. „Er hat richtig Hunger…“, lachte Mikro. „Na gut...wir wollen mal nicht so sein….geben wir ihm doch etwas...“, erklärte Karsten. Er löste den Knebel und hielt ihm sein angebissenes Brötchen hin. „Na los….oder magst du nicht?“, verhöhnte Karsten ihn. „Ich hätte gern ein frisches Brötchen.“, kam leise von Semir. „Ach der Herr hat Sonderwünsche…“, lachte Mirko. „Entweder du isst das hier, oder gar nichts…ist das klar...also was ist? Willst du oder willst du nicht?“, wollte Karsten nun wissen. Semir sah ihn an und biss dann doch endlich rein. „Na also….“, lachte Karsten. „Bekomme ich etwas zu trinken?“, bat Semir. „Ach auch noch….man du bist doch hier nicht im Hotel!“, fauchte Karsten. „Sie können mich ja auch an der nächsten Ecke raus lassen. Meine Kollegen folgen uns sicher nicht…“, versuchte Semir weiter. „Halt die Klappe!“, fauchte Karsten. Semir schwieg und sah zu Boden. „Brav so…“, lobte ihn sein Peiniger. „Karsten….an uns klebt schon seit wir von der Raststätte abgefahren sind ein Motorrad….“, kam von Mirko. Karsten drehte sich um und auch Semir sah nach hinten. Er erkannte sofort Bens Maschine und zuckte leicht zusammen. Karsten bemerkte dies. „Du kennst den Kerl oder?“, harkte er nach. Semir schüttelte den Kopf. Karsten griff in die Kette und drehte sie. „Lüg mich nicht an! Wer ist das?“, harkte er nach. Semir röchelte. „Ich…weiß…nicht.“, stieß er aus. „Du lügst…du kennst den Kerl...ist das dein Kumpel?“, fragte Karsten weiter. Semir spürte wie er langsam die Besinnung verlor. Bevor es soweit war, ließ Karsten los. Er holte pfeifend Luft. „Mirko…fahr die nächste Ausfahrt raus...mal sehen ob er wirklich folgt, oder weiterfährt...“, befahl er. Semir hatte die Augen geschlossen. Wie sollte er hier aus dieser Falle raus kommen?


    Ben sah dass der Wagen sich zur Abfahrt einreihte. „Chefin…die scheinen mich bemerkt zu haben. Sie fahren die Ausfahrt Lüdenscheid raus….“, gab Ben über Funk durch. „Gut…Bonrath steht mit seinem Privatfahrzeug bereit. Er übernimmt….Sie fahren weiter bis zur nächsten Ausfahrt und steigen dann in ein Auto um. Es ist alles bereit!“, erklärte Kim Krüger. „Okay…ich fahre weiter gerade aus…“, bestätigte Ben. Er sah den Wagen mit seinem Kollegen abfahren. „Ich hol dich da raus…das versprech ich dir…“, schwor er und fuhr an der Ausfahrt vorbei. Nun hieß es erst einmal die Geiselnehmer in Sicherheit zu wiegen. Vielleicht ließen sie Semir ja auch in der nächsten Ortschaft frei. Ben schüttelte leicht den Kopf. Das war Wunschdenken. Vermutlich werden sie Semir weiter mitschleppen und ihn quälen…ihn drangsalieren bis zum geht nicht mehr. Wusste er bereits die Namen? Hatte er die Gesichter gesehen? Wenn ja, dann war sein Leben kein Pfifferling mehr wert. Die Gangster werden ihn sicher nicht laufen lassen, wenn er die Gesichter gesehen hatte und nach der Freilassung zur Jagd auf die Beiden blies. „Ben…Dieter hier….ich habe die Verfolgung aufgenommen. Sie fahren auf der B 230 und ich denke, ich weiß genau, wohin die wollen. Es gibt ja nicht viel auf dieser Strecke….warte…nein..die fahren jetzt wieder auf die Autobahn. Ich hänge mich ran.“, hörte er Dieter sagen. „Verstanden….ich werde das Fahrzeug wechseln und die Verfolgung wieder aufnehmen. Bleib außer Sichtweite.“, bat Ben. „Klar...ich bin doch kein Anfänger. Ich werde mit auf die Autobahn fahren. Hotte steht mit seinem Wagen am nächsten Rastplatz und wird die Verfolgung aufnehmen, wenn ich an ihm vorbei bin. Dann können die Typen sich nicht verfolgt fühlen.“. meinte Dieter nur. „Semir wird es euch danken….ich mache mir ziemlich große Sorgen um ihn. Wer weiß was die Kerle mit ihm anstellen.“, kam nachdenklich von Ben. „Semir macht das schon….du weißt doch wie er ist.“, versuchte Dieter ihn zu beruhigen. „Ja ich weiß. Deshalb sag ich das ja.“, stieß Ben aus.


    „Siehst du….alles umsonst. Die ganze Aufregung war umsonst… es war lediglich ein harmloser Verkehrsteilnehmer…“, lachte Karsten. Semir hatte die Augen geschlossen. Erleichtert stieß er in Gedanken ein Dankgebet aus. „Es hätte aber sein können. Gut...wir sind auf der Autobahn, aber es hätte ein Verfolger sein können.“, erklärte Mirko. „Ja…sicher…. Aber es war nicht so….na egal…“, grinste Karsten. Langsam sah er sich um. „Mirko, fahr Richtung Grenze...ich will hier raus aus diesem Land.“, knurrte er dann. Mirko nickte nur und steuerte den Audi vorbei an Lkws und anderen Kraftwagen. Immer wieder sah er in den Rückspiegel, doch dieses Mal war nichts Auffälliges dran. Plötzlich bemerkte er jedoch, wie die Autos vor ihm immer weniger wurden. „Karsten...ich will ja nicht unken, aber die Autos...“ „Was ist denn damit?“, knurrte der Mann von der Rückbank. Doch dann merkte er es selbst. „Verdammt, die wollen die Autobahn dicht machen. Gut, dann eben nach Norden...versuchen wir es anderswo...vielleicht oben in Niedersachsen.“, stieß er aus. Der Fahrer nickte nur. Semir schloss ergeben die Augen. Was sollte das nur werden? Eine Odyssee des Schreckens? Er musste schnellstens hier raus oder diese Kerle würden ihn umbringen. Ben war hinter ihm her, also konnten die Kollegen auch nicht weit sein. Die Frage war nur, würden sie etwas unternehmen können oder war das hier das Ende? Sein Ende?

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben war in seinen Wagen umgestiegen und wartete etwas abseits der letzten Auffahrt vor der Grenze. Hotte meldete sich. „Ben...die Kerle fahren jetzt vor der Grenze ab. Anscheinend wollen sie wieder zurück.“, erklärte er. „Danke Hotte...ich übernehme...fahr du weiter und dann zurück zur PASt. Mal sehen, wo die hin wollen...“, knurrte der junge Hauptkommissar und hängte dann den Funk auf. Er sah, wie der Audi auf sein Versteck zukam und dann an ihn vorbei fuhr. Er ließ den Herren einen gewissen Vorsprung, bevor er dann selbst die Verfolgung übernahm und hinterher fuhr. Wo wollten sie hin, fragte Ben sich selbst und sah immer wieder nach vorne. Der Audi schnellte über die Landstraße und überholte immer wieder riskant. Auch als von vorne eine große Landmaschine kam, preschte der Audi nach vorne und scherte vor einem Kleintransporter wieder ein. Ben hatte die Augen geschlossen, öffnete sie jedoch sofort wieder, als er das Kreischen von Blech und einzelne Funken hörte. „Verdammt, das war knapp...“, stieß er aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Jetzt sah er sein Ziel nicht mehr. In diesem kurvenreichen Wald konnte er auch nicht wirklich überholen, aber immer wenn sie um eine Kurve fuhren konnte er die Rücklichter noch erkennen. Wo wollt ihr hin, verdammt...knurrte Ben nur und überholte dann den Kleintransporter. Endlich hatte er wieder Anschluss gefunden und sah nur noch, wie der Wagen abbog. Was nun, dachte Ben. Die Verfolger wechseln konnte er nicht mehr und würde er weiterhin dran bleiben, dann wäre das zu auffällig. Aber es ging hier um Semir. Er musste ihnen folgen. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, einen der Beiden auszuschalten.


    „Hey... ich fahr mal auf die nächste Tankstelle raus...ich muss mal...“, stieß Mirko aus und sah immer wieder durch den Rückspiegel. Karsten nickte nur und blickte zu seinem Gefangenen. Semir saß da und blickte stumm nach vorne. „Hey, was ist mit dir? Hast du etwa Angst?“, höhnte der junge Mann und zerrte kurz an der Kette. Semir stöhnte auf, antwortete aber nicht. Mirko fuhr auf die nächste Tankstelle und hielt an. „Okay, geh austreten...ich passe auf unseren Freund hier auf.“, meinte Karsten. Mirko nickte und ging nach hinten. Keiner von beiden merkte, wie ein anderes Auto auf den Parkplatz fuhr und hinter einem großen Transporter in Deckung ging. Ben sah durch den Rückspiegel und witterte seine Chance. Einer der Kerle stieg aus und ging in die Tankstelle hinein. Wenn Ben es richtig anstellte, dann konnte er den einen ausschalten und sich dem Wagen nähern. Langsam verließ er den Mercedes und schlich Mirko hinterher. „Bitte...wo ist hier die Toilette?“, wollte er nur vom Pächter wissen. „Den Gang entlang und dann nach rechts...“, erklärte der Kassierer. Ben stand am Zeitungsstand und blätterte die Magazine durch. Doch aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Mirko im Gang verschwand. Das war die Chance...dachte er nur und sah sich um. Noch immer schien im Wagen der andere zu sitzen. Ben musste diesen Typen ausschalten. Er hörte die Tür klappern und schnell sprintete er hin, zog seine Waffe und machte sich für den Zugriff bereit. Alles musste schnell und leise gehen.


    Mirko betrat die Kabine und ließ seinem Bedürfnis freien Lauf. Er stand mit dem Gesicht zum Spiegel und konnte sehen, dass sich die Tür langsam öffnete. Sein sechster Sinn ermahnte ihn zur Vorsicht. Schnell machte er sich fertig und stellte sich dann hinter die Tür. Dabei summte er ein Lied, damit es für den Typen, der nun rein kam, so anhörte, als würde er in einer der Kabinen stecken. Und dann kam er rein. Der Bulle, der bereits auf der Kartbahn bei ihm war. Na warte…. dachte Mirko nur und machte sich bereit. Der Mann schlich durch die Tür und horchte an den Kabinen. Mirko musste grinsen, doch dann erinnerte er sich daran, dass er auf der Flucht war. „Suchst du mich?“, fragte er und wartete auf den Augenblick, wo der Kerl sich umdrehte. Dieser tat es und sah ihn erschrocken an. Bevor er sich von dem Schreck erholte, schlug Mirko zu. Die Faust wanderte mitten ins Gesicht des Polizisten, der benommen zu Boden ging. Mirko war wütend. Dieser Kerl wagte es wirklich ihn anzugreifen, obwohl sein Freund in der Gewalt von ihm und Karsten war? Was dachte der Mistkerl, wer er ist? Mirko schlug erneut zu. Doch dann ging der Polizist in Gegenwehr über. Er trat mit den Füßen aus und traf Mirko. Doch dieser verbiss sich den Schmerz. Mit einem Ruck nahm er den Handtuchhalter von der Wand und schleuderte ihn dem Polizisten entgegen, der nur knapp dem Wurfgeschoss entgehen konnte. Jetzt schlug Jäger zu. Mirko ging mit einem Stöhnen zu Boden. „So…. du bist schon mal matt gesetzt.“, stieß Jäger atemlos aus. Mirko grinste und wartete bis der Polizist ihm die Handschellen anlegen wollte. Als er das tat drehte Mirko auf. Er riss seinen bereits gefesselten Arm hoch und schlug mit dem anderen zu. Unglücklich getroffen ging der Polizist zu Boden. Mirko hob beide Hände und ließ sie ins Genick von Jäger rasen. Ein Stöhnen war zu hören und dann streckte sich der Bulle auf den Fliesen. Mirko wischte sich das Blut aus dem Gesicht und verließ den Raum.


    Karsten sah im Rückspiegel und wartete auf Mirko. „Irgendwas stimmt hier nicht… findest du nicht auch, dass es hier extrem nach Bullen riecht?“, wandte er sich an Semir. Dann griff er das Ende der Kette und machte diese am Haltegriff fest. Wenn sich Gerkhan nun zu sehr bewegte, würde er sich selbst strangulieren. Karsten lachte leise als er sein Werk betrachtete. Doch dann bemerkte er, wie zwei Wagen auffällig dicht an ihn heran fuhren. Auch hier warnte der Instinkt vor Gefahren. Er stieg aus und tat als würde er sich recken. Mirko kam aus der Toilette und Karsten sah direkt, dass er was eingefangen hatte. Karsten bekam Panik, ließ sich auf den Fahrersitz fallen und raste ohne seinen Komplizen davon. Dieser fluchte wild und fuchtelte mit den Armen. Karsten sah, bevor er den Platz verließ, das Mirko von den Männern angegangen wurde, die eben noch neben ihm standen. „Deine Kollegen scheinen keine Rücksicht auf dein Leben zu nehmen.“ wandte er sich an seinen Gefangenen. „Aber keine Sorge…wir werden deinen Freund noch zeigen, dass es nicht gut ist, sich mit mir anzulegen. Und du wirst es als Erster spüren.“, versprach Karsten. Dann konzentrierte er sich auf die Autobahn. „Sie sollten besser aufgeben.“, kam leise von seiner Geisel. „Klappe!“, fauchte Karsten. „Ihr Komplize wird meinem Kollegen sagen, wohin Sie wollen…und dann werden Sie gejagt werden. Auch wenn ich sterben sollte werden meine Kollegen Sie jagen und Sie auch bekommen….“, stieß Gerkhan aus. Karsten machte einen heftigen Schlenker mit dem Wagen. Sein Gefangener wurde durch diese Aktion hin und her geschleudert. Die Kette zog sich zusammen. „Uops…das tut mir aber jetzt leid!“, lachte Karsten. Gerkhan versuchte die Kette zu lösen und setzte sich dicht an die Tür. Karsten sah es natürlich und ließ die Kindersicherung einrasten. „Nicht, dass du noch rausfällst…während der Fahrt ist das doch sehr gefährlich nicht wahr?“, lachte er weiter. Gerkhan stemmte sich gegen den Beifahrersitz und schaffte es, dass sich der Druck etwas löste. „Wenn du noch mal deine Klappe aufreißt werde ich auf die Bremse steigen und dann kannst du sie nicht mehr lösen…aber ich denke es ist besser wenn du neben mir sitzt nicht wahr?“, wollte Karsten wissen. Doch von Gerkhan kam keine Antwort.

  • Karsten sah in den Rückspiegel, doch er schien keine Verfolger zu haben. Schnell fuhr er von der Autobahn runter in ein kleines Waldstück und zog Semir nach vorne. Dieser sah nun seine Chance für einen Fluchtversuch gekommen. „Los, aufstehen...“, knurrte sein Entführer nur. Langsam tat Semir, was er wollte. Die Kette war gelöst und er hatte somit etwas Spielraum. Karsten stand nun direkt vor ihm. Blitzschnell rammte Semir seinen Kopf in die Magengrube seines Peinigers. Dieser ging keuchend zu Boden und versuchte wieder aufzustehen. Doch Semir schlug nur mit der Fußspitze zu und sah, wie Karsten bewusstlos niedergestreckt wurde. Jetzt hieß es, weg von hier und diese Kette loswerden. Er musste zur Straße kommen. Die Kette rasselte hinter ihm her und verfing sich in manchem Ast. Semir röchelte und fiel nach hinten. „Blöde Kette...“, fauchte er nur und löste sie wieder. Die Fesseln saßen immer noch an seinen Handgelenken. So schnell er konnte lief er weiter. Doch er wusste, dass die Zeit knapp bemessen war. Vielleicht war Karsten schon wieder hinter ihm her. Durch die Schwäche war sein Schlag wahrscheinlich nicht hart genug. Wenn er diesen Wahnsinnigen wieder in die Hände fiel, dann war er tot, das wusste er. Diese Sorte von Irren kannte er genau. Sicherlich war dieser nicht unterzukriegen. Da...da war die Straße. Nur noch wenige Meter und er hatte es geschafft.


    Ben kam aus der Toilette und rieb sich den Nacken. Man, dieser kleine Mistkerl...warum musste da auch ein Spiegel sein, dachte er nur und rannte nach draußen. Er sah den Wagen nicht mehr. Klasse...dachte er. Die Chance, Semir zu befreien, war verpasst. „Ben, wir haben hier was für dich.“, meinte Dieter nur und sofort sah Ben zur Seite. Im Wagen saß Mirko und wurde von Hotte und Siggi bewacht. „Ihr...ihr habt ihn? Sehr gut...sofort zur PASt und in den Verhörraum.“, stieß er nur aus. Dieter nickte nur und fuhr dann zurück zur PASt. Ben blieb noch vor Ort, sah sich die Überwachungsbänder an. Verdammt, wo wollte dieser Kerl nur hin? Ben schüttelte nur mit dem Kopf, denn deutlich war die Eisenkette um Semirs Hals erkennbar. „Verdammt.“, fluchte er nur und fuhr dann zurück zur PASt. Mirko war schon im Verhörraum und sah auf, als Ben die Tür hinter sich schloss. „Ich hoffe, sie haben ihren Kollegen gefunden.“, gab er höhnisch wieder. Ben preschte auf ihn zu und packte ihn am Kragen. „Sagen sie mir lieber, wo mein Kollege ist, oder ich drehe ihnen eigenhändig den Hals um.“, fauchte Ben nur und stieß den Mann dermaßen kräftig zurück, dass Mirko mitsamt dem Stuhl nach hinten über fiel. Erschrocken sah er auf Ben, doch dieser kam nur auf ihn zu, zog ihn wieder hoch und stieß ihn auf den Stuhl zurück. „So, und ich will jetzt eine Antwort auf meine Frage...wo will er hin?“, fauchte Ben nur. „Er...er wollte an einen anderen Grenzübergang...er wollte Deutschland verlassen. Mehr weiß ich nicht...“, stieß Mirko erschrocken aus. Dieser Bulle war in seiner Wut zu allem fähig. „Das ist alles? Willst du mich verarschen? Du weißt mehr...los, mach das Maul auf...“, schrie Ben wütend und warf Mirko gegen die Trennscheibe. „Ben...beruhigen sie sich...“, stieß Kim aus, die in den Raum gestürmt kam. „Er weiß was und ich will wissen, was...“, fauchte er nur, ließ aber Mirko eine Minute los. Kim löste den Griff und schickte den jungen Hauptkommissar dann nach draußen. Dann packte sie Mirko zurück auf den Stuhl und setzte sich ihm gegenüber. „Los, erzählen sie schon...oder soll ich ihn wieder rein holen?“


    Karsten kam langsam wieder zu sich und sah sich um. „Scheiß Bulle...“, schrie er und rannte los. Doch das war nicht so einfach...immerhin gab es hier...nein, der Bulle wollte sicherlich zur Straße. Und da er etwas gehandicapt war, würde er doch nicht weit kommen, dachte sich Karsten und lief los. Tatsächlich erblickte er an der Straße eine Gestalt, dessen Umrisse eindeutig zu Gerkhan passten. Diesen Fluchtversuch würde er ihm heimzahlen. Hier ganz in der Nähe war doch eine Burg. Da würde er ihn hinbringen und dann vom höchsten Turm stürzen. Ja, das war eine gute Idee. Langsam schlich Karsten auf die Gestalt zu. Er musste leicht lachen, denn Gerkhan versuchte seine gefesselten Hände nach vorn zu bekommen und hatte sich ins Gras gesetzt. Karsten sah dem Spiel nur kurz zu und stürmte dann auf Gerkhan los. Bevor dieser wieder auf den Beinen war, sprang Karsten ihn an. „Aua….“, schrie Gerkhan als Karsten ihm sein Knie in den Rücken drückte. „Hast du echt gedacht, dass du so einfach abhauen kannst, was?“, fauchte Karsten. Er griff die Kette und zerrte die Arme nach oben. „Und nun versuch noch einmal zu entkommen… na los! Tu was…“, forderte er seinen Feind auf.


    Semir stöhnte leise. Das Knie drückte auf seine Wirbelsäule und ließ ihn keine Chance. „Was ist….willst du nicht abhauen….was?“, fauchte Karsten und drückte seine Arme hoch. Semir stöhnte gepresst. Er würde vor diesem Kerl sicher nicht schreien. „Und nun werden wir fein aufstehen und ganz brav mitkommen, ist das klar?“, fauchte Karsten in sein Ohr. Semir nickte leicht. „Sehr gut…keinen Ton…egal, wer uns entgegenkommt. Wir werden nun zum Wagen gehen und wieder einsteigen. Du wirst friedlich neben mir sitzen, sonst….werde ich dir die Kette so eng um den Hals legen, dass du dir wünscht nie geboren worden zu sein…und nun hoch mir dir!“, fauchte Karsten weiter. Semir spürte die Entlastung, als das Knie verschwand, doch dafür wurde er an der Kette die seine Hände fesselten hochgezogen. Nun schrie er auf. Er hatte das Gefühl, das seine Arme ausgekugelt wurden. „Los mach schon!“, fauchte Karsten. Semir blieb nichts anderes übrig als dem Zug zu folgen. Mühsam kam er auf die Beine. Karsten wickelte ihn die Kette um seinen Hals und zog zu. Er sah Semir in die Augen. „Und nun werden wir gemeinsam gehen….und dann bekommst du für den Fluchtversuch die Strafe…“, drohte er. Unvermittelt ließ Karsten los und stieß Semir davon. Mit Mühe konnte er sich auf den Beinen halten. Er stolperte vorwärts. Karsten hielt ihn kurz, damit er nicht noch einmal etwas unternehmen konnte. Sie gingen zum Wagen zurück und Karsten stieß ihn auf den Beifahrersitz. „So…und nun…werden wir dich mal etwas festbinden…nur keine Sorge...jeder, der uns sieht, wird nichts merken…aber du wirst es merken...glaube mir…du wirst…“, lachte Karsten. „Wo wollen Sie denn hin? Geben Sie auf…“, versuchte Semir. „Ich bin ein Gewinner…ich verliere nie…ist das klar?“, fauchte Karsten und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Semir spürte wie die Nase blutete und die Lippe aufplatzte. „Du hältst jetzt besser den Rand…sonst werde ich ungemütlich.“, drohte Karsten. Er band Semir mit Hilfe des Abschleppseils am Sitz fest und stieg dann selbst ein. Die Fahrt zur Burg konnte losgehen.

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  • „Verdammt reden Sie endlich!!“, schrie Ben wütend. Kim sah ihn verschärft an. „Ben…reißen Sie sich zusammen…. Wir bekommen das schon hin.“, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Klar doch….wenn Semir von diesem Mistkerl umgebracht wurde. Der hat seine Maske runter!! Semir ist so gut wie tot….Und der Kerl hier schweigt. Mirko….hast du dir schon mal überlegt, dass Karsten gar nicht teilen wollte…nie? Hast du dir nicht überlegt, wie er dich töten würde? Karsten ist einer der Sorte, die nie genug bekommen. Er hätte dich nach meinen Kollegen beseitigt. Dabei hast du doch sicher genauso viel gearbeitet wie er oder? Weißt du eigentlich, dass Geld aus den Überfällen auf Mallorca aufgetaucht sind? Hat er da nicht erst vor kurzem Urlaub gemacht? Man Junge…sei doch nicht dämlich…Karsten hat sich ein Luxusurlaub gegönnt, während ihr hier für ihn schuftet? Hältst du das für gerecht?“, wollte Ben wissen. Er hatte sich auf dem Tisch abgestützt und sah Mirko an. „Das ist nicht wahr….Karsten ist mein Freund…er würde...er hätte….ich….“, kam von ihm. „Ja…so langsam macht es klick nicht wahr? Er hat doch diesen Kaiser auch abgeknallt….wo ist er mit meinem Kollegen hin?“, wollte Ben wissen. Mikro sah ihn an. „Ich weiß es wirklich nicht…verdammt, er hat mich hängen lassen. Er hat doch auf dem Rastplatz gesehen, dass ich in Schwierigkeiten war…er ist einfach abgehauen…“, stieß Mirko plötzlich aus. „Was meinst du denn, wer uns informiert hat? Er hat im Bunker eine Nachricht hinterlassen, dass er mit dir abhaut und das du sicher auch ne Pause machst…es war gar nicht so schwer an euch dran zu bleiben…er hat dich gelinkt…und du hältst immer noch zu ihm….“, tadelte Ben. Er log, dass sich die Balken bogen. Doch er merkte auch, dass Mirkos Fassade bröckelte.


    „Das...das hat er nicht...das...das ist...“, stieß Mirko aus. „Doch, das ist wahr...“, meinte Kim und hielt kurz ein beschriebenes Blatt Papier hoch. „Verdammt...“, stieß Mirko aus und schlug mit den Fäusten auf den Tisch. „Also, sagst du uns, wo er hin wollte oder nicht?“, zischte Kim nur. „Er...er hat mal auf einer Burg hier in der Nähe gearbeitet...“, erklärte Mirko nur und sah sich um. Ben blickte zu Kim. „Die liegt doch auf der Strecke nach Niedersachsen. Was, wenn er Semir da beseitigen will...ich meine, möglich ist doch alles, oder?“, stieß Ben aus. Kim nickte nur und ging dann mit Ben aus dem Verhörzimmer. „Hey, was ist denn jetzt mit mir?“, schrie Mirko hinter den beiden Polizisten her, doch die waren schon hinter der Trennscheibe verschwunden. Der junge Hauptkommissar blickte zu Kim. „Was haben sie ihm eigentlich gezeigt?“, wollte er mit einem erschöpften Grinsen wissen. „Das war meine Einkaufsliste...“, grinste sie nur und ging dann mit Ben wieder nach vorne. „Also, sie nehmen sich Bonrath und Herzberger und fahren zu dieser Burg. Sollte dieser Kerl da Semir irgendwie gefangen setzen oder schlimmeres...“ Sie stockte. „Ich hoffe, dass ich ihn vorher finde.“, meinte Ben und fuhr mit den beiden Polizisten los. Kim hatte Andrea benachrichtigt. Sie war verzweifelt, hatte Angst um ihren Mann und wollte sofort in die PASt kommen. „Susanne, benachrichtigen sie mich bitte, wenn Andrea hier auftaucht...“, bat sie die Sekretärin. „Da kommt sie schon.“, meinte sie nur und Kim drehte sich um. „Was ist mit meinem Mann, Kim?“, wollte die ehemalige Polizeisekretärin wissen. „Komm bitte mit in mein Büro...“, bat sie. Seit einem gemeinsamen Betriebsausflug verstanden sich die Frauen ganz gut. Andrea nickte nur und folgte der Chefin ins Büro.


    Karsten sah immer wieder auf seinen Gefangenen rüber. Semir schwieg und sah stur gerade aus oder zur Seite aus dem Fenster. „Hey, was ist mit dir? So schweigsam...“, stieß Karsten knurrend aus. Semir stöhnte auf, als der Ellenbogen dieses Mannes in seine Seite gerammt wurde. „Du kannst ja doch was sagen.“, grinste der Peiniger dann und sah auf, als er die Burg vor sich da. „So, da ist sie...dein Grab...“, lachte er und bremste ab, als sie vor den Toren standen. Semir blickte auf. Imposant ragte der hohe Turm in die Luft hinein und sah obendrein noch bedrohlich aus. „Los komm...“, fauchte Karsten, nachdem er die Seile gelöst hatte. Die Kette um Semirs Hals war verschwunden. Doch dafür nahm der Kerl das lange Abschleppseil mit und stieß Semir zum Tor. Dann wurde das Tor aufgestoßen und beide betragen den leergefegten Burghof. Karsten zog Semir mit sich und blickte dann zum Turm hoch. „Da oben geht’s für uns beide rauf...und für dich auf einem anderen Weg hinab.“, lachte Karsten nur und ging dann mit Semir auf den Turm zu. Semir wusste, was dies bedeutete und stemmte sich gegen das Ziehen seines Peinigers. „Nun beweg dich schon oder ich schlag dich k.o. und trag dich selbst den Turm rauf.“, fauchte Karsten nur und schlug Semir wieder in den Magen. Dieser keuchte und sackte auf die Knie, doch sein Peiniger hatte kein Mitleid mit ihm. Wieder wurde er brutal hochgezogen und vorwärts gestoßen. „Hören sie...sie machen einen großen Fehler...“, versuchte Semir wieder, doch es war zwecklos. „Halt die Klappe...oder warte...“, zischte Karsten und nahm das dicke Seil und presste Semir ein Stück in den Mund. In Nacken zog er es zu und hielt es fest. So ging er mit seinem Gefangenen weiter die Treppen hinauf.


    Ben fuhr so schnell er konnte zu dieser Burg. Hoffentlich war Semir noch in einem Stück. Dieser Karsten war doch zu allem fähig und das wusste Ben auch. Er hatte gesehen, was mit Kaiser passiert war. Wenn auch nur einer diesem Kerl zu nahe kam, dann würde er doch Semir sofort das Licht ausblasen. „Dieter, Hotte...seid ihr noch da?“, wollte er per Funk wissen. „Wir sind direkt hinter dir...nicht zu verfehlen.“, erklärte der lange Polizist nur. „Sehr schön...wir sind bald da...ihr sucht die Gebäude ab und ich nehme mir den Hof und den Turm vor.“, erklärte er dann. Sie erreichten die alte Burg und sahen sich den doch sehr hohen Turm an. „Verdammt….Ben….das Auto..ist das der Fluchtwagen?“, wollte Dieter wissen als er das Fahrzeug sah. Ben nickte. „Ich gehe direkt in den Turm. Der Wagen steht ja nicht umsonst hier. Sucht ihr das andere Gebäude ab.“, befahl er und überprüfte seine Waffe. Sie war funktionsfähig. Langsam stieg er die Treppen hoch und horchte auf ob er Geräusche vernahm. Die Treppe endete nach einem kurzen Stück in einer Zwischenetage. Hier gab es Nischen wo sich jemand sehr gut versteckten konnte. Ben ging daran vorbei und zuckte zusammen, als eine Fledermaus aufgeschreckt an ihn vorbei. Bens Herz schlug bis zum Hals. Er lehnte sich gegen die Wand und atmete heftig ein und aus. Nur langsam beruhigte sich der Puls. „Weiter geht es.“, ermutigte er sich auf.

  • „Los mach nicht schlapp!“, fauchte Karsten der das Dach des Turms erreicht hatte. Er stieß Semir gegen die Burgmauer. Das Seil aus seinem Mund löste sich. Vorsichtig leckte er sich über die durch das Seil in Mitleidenschaft gezogenen Mundwinkel und schmeckte Blut. „Rauf da! Dein Fahrstuhl kommt.“, lachte Karsten. „Sie sollten…sich überlegen, ob Sie es wirklich machen. Meine Kollegen werden bereits in der Nähe sein und…“, der Rest ging in ein Stöhnen über. Karsten hatte mit der Faust zugeschlagen. Vor Schmerzen windend lag Semir am Boden. „Los und laber nicht soviel!“, stieß er aus. Er zerrte Semir hoch und sah ihn fest in die Augen. „Ich bin ein Gewinner und ich werde immer gewinnen. Wenn du jetzt nicht sofort auf die Mauer gehst, werde ich dich eigenhändig über die Mauer werfen…“, drohte er. Semir sah ihn an. Er nahm dem Mann alles ab. Seine Drohungen würde er ohne mit der Wimper zu zucken wahr machen. Langsam stieg Semir auf die Mauer und sah in die Schwärze unter ihn. Es ging sicher 15 oder 20 Meter runter. Doch dann sah Semir etwas, das ihn erleichterte...das war die Chance….wenn er das schaffte, würde er sich aus den Fängen von Karsten befreien können. Sicher war Ben schon auf dem Weg hier her. „Na los! Verdammt ich hab nicht den ganzen Abend Zeit!“, fauchte Karsten. Semir stellte sich auf. „Und nun, sag Lebewohl.“, grinste Karsten. Er stellte sich hinter Semir und gab ihm einen Stoß. Semir schrie vor Schreck auf und verlor den Boden unter den Füßen. „NEIN!!! SEMIR!!“, hörte er im Fall.


    „NEIN!! SEMIR!!“, schrie Ben, als er das Dach erreicht hatte und sah, wie Karsten Semir vom Turm stieß. Er legte an und schoß den Gegner Kampfunfähig. Dann rannte er zur Mauer und sah hinunter. Von Semir war nichts zu sehen. Er war zu spät gekommen…zu spät… Langsam ließ er sich an der Mauer entlang auf den Boden senken. Was sollte er nun Andrea sagen? Wie sollte er ihr erklären, dass er zu spät gekommen war… seinen Partner nicht retten konnte? Wie sollte er Ayda und Layla in die Augen sehen können und dabei wissen, dass er ihren Vater in den Tod getrieben hatte? Ein Stöhnen riss ihn in die Wirklichkeit. Er sah wie Karsten versuchte sich humpelnd aus seiner Reichweite bringen wollte. Ben stand langsam auf und sah dem vergeblichen Treiben des Verbrechers zu. „Willst du noch eine Kugel? Ich kann dir das Knie zerschießen und dann bist du immer noch besser dran, als mein Partner. Du kannst nämlich dein verdammtes unnützes Leben hinter Gitter fortsetzen…aber die Kinder und die Frau meines Partners werden es mir immer übel nehmen….und das macht mich sauer...und wenn ich sauer bin, dann werde ich verdammt unangenehm.“, stieß er aus. Er stellte sich vor Karsten und sah ihn ins Gesicht. Die Wut die in ihm aufgestaut war, entlud sich mit einem Faustschlag in das Gesicht des Mannes. Karsten flog zurück und schlug schwer auf dem Boden auf. Ben griff in das T-Shirt und riss den Mann hoch. „Willst du auch das Fliegen lernen? Ich kann behaupten, dass du einfach die Mauer übersehen hast und gestolpert bist….“, drohte er ihm. „Nein…nein…ich..ich will nicht…sterben..das…das dürfen sie nicht….das ist Mord.“, stieß Karsten aus. „Mord? Na und? Mord an einem Mörder? Siehst du hier irgendwelche Zeugen die das bestätigten können? Ich nicht….“, stieß Ben aus. Er schien den Hang zur Wirklichkeit zu verlieren und drängte Karsten immer weiter gegen die Mauer.


    Dieter und Hotte hörten den Schrei und liefen sofort zum Turm hin. „Oh verdammt...schnell, such eine Leiter...“, stieß Dieter aus, als er sah, was sich da in den Baunetzen verfangen hatte, die rings um den Turm angebracht waren. Sofort rannte der dickliche Polizist in einen der Schuppen rein und kam mit einer großen Holzleiter wieder. Sofort wurde sie gegen das Netz gelegt und Dieter erklomm das wackelige Teil. „Semir...Hey Semir, alles in Ordnung mit dir?“, wollte er wissen und tätschelte die Wangen des bewusstlosen Hauptkommissars. Doch keinerlei Reaktionen. Vorsichtig nahm Dieter den leblosen Körper über seine Schulter und stieg die Leiter hinab. Unten angekommen nahm Hotte seinen Kollegen Semir ab und legte ihn vorsichtig auf den Steinboden. „Junge, komm schon...wach auf...“, forderte auch dieser. „Ich hole mal Wasser...“ Dieter ging zum alten Ziehbrunnen, ließ den Eimer hinab und füllte ihn mit dem kühlen Nass. Mit kraftvollen Bewegungen zog er den vollen Eimer wieder nach oben. Schnell löste er ihn von der Kette und ging zurück zu Semir. „Hotte...weg da...“, meinte er nur und leerte dann das ganze Ding mit einem Schwall auf Semirs Gesicht aus. Dieser prustete sofort los und richtete sich erschrocken auf. „Ganz ruhig Semir...wir sind hier...“, stieß Hotte aus und löste die übrigen Fesseln vom Körper seines Kollegen. Nickend dankte ihm Semir. Sagen konnte er nichts. Er war nur heilfroh, dass er lebte. „Wo...“, versuchte er und sah dann in die Richtung von Dieter. „Wo ist...“ „Ben?“, beendete Dieter Semirs Satz. Dieser nickte nur. „Er ist noch oben auf den Turm und verhaftet diesen Karsten.“, erklärte Dieter nur. Semir nickte.


    „Nein, bitte nicht...“, stieß Karsten immer wieder aus, als sie sich an der Brüstung befanden. Ben stieß ihn weiter dagegen. „Du hast meinen Partner eiskalt da hinunter gestoßen. Warum sollte ich mit dir Mitleid haben? Glaub mir, danach fühlen wir uns beide sehr viel besser.“, fauchte der junge Hauptkommissar und lehnte Karsten schon über die Brüstung, fasste nach seinem Bein und wollte ihn über die Zinnen hebeln, als er plötzlich jemanden rufen hörte. „Hey Ben...wir haben Semir...er lebt...er lebt...hast du gehört...“, schrie Dieter von unten den Turm hinauf. In Bens Kopf hallten die Worte immer wieder...Semir lebt...Semir lebt. Er sah nach unten und erblickte wirklich seinen Partner, der sich an Hotte abstützte und ihm leicht entgegenwinkte. Zögerlich erwiderte Ben diese Geste. Ben sah, warum Semir nicht tot war. Diese dicken Baunetze schienen ihn aufgefangen zu haben. Der junge Hauptkommissar sah Karsten an und fing an zu grinsen. „Das ist heute dein Glückstag...Und weißt du was, du wirst jetzt auf den schnellsten Wege nach unten kommen.“, meinte Ben und hebelte Karsten dann über die Mauer. „AAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHH...“, hörte er nur, bevor er selbst über die Brüstung sprang. Seine Jacke flatterte im Wind und die Haare nahmen torpedoförmige Ausmaße an. Plötzlich wurde er weich aufgefangen und wippte noch einige Male auf und ab, bevor er dann sah, dass auch Karsten weich in den Netzen gelandet war. Das Gesicht des Jungen war kreidebleich und wurde langsam grün. „So, das war dafür, dass du meinen Kollegen runtergeschmissen hast.“, knurrte Ben nur und ließ ihn dann von Dieter über die Leiter hinunter tragen. Danach stieg Ben selbst hinunter und ging sofort auf Semir zu.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Hey Partner, wie geht’s dir?“, wollte er wissen. „Ging schon mal besser.“, erwiderte der Deutschtürke nur lädiert und hielt sich die Handgelenke. „Sag mal...musste das sein?“, wollte Dieter dann wissen. Ben blickte nur unschuldig zur Seite. „Was meinst du, Dieter?“ „Musstest du ihn da runterschmeißen? Was, wenn die Netze nun nicht gehalten hätten oder er vorbei gesegelt wäre?“, wollte der lange Polizist wissen. Ben zuckte nur mit den Achseln. „Was wäre dann schon passiert? Ein Verbrecher, der beim Entzug vor der Justiz in den Tod gestürzt wäre.“, erklärte Ben nur und rief dann einen Rettungswagen für Semir. Doch damit sollte die Sache noch nicht ausgestanden sein. Die Rettungskräfte kamen schnell und Semir wurde provisorisch versorgt. Doch er wollte nicht fahren, ehe er mit Ben Zwiesprache gehalten hatte, über das, was er da getan hatte. „Du weißt schon, dass das eben nicht in Ordnung war, oder?“, fing er an. Ben sah ihn unschuldig an. „Weißt du, was ich für Angst ausgestanden habe? Als ich gesehen habe, dass du über die Mauer runter bist!!! Verdammt, ich konnte doch nicht ahnen, dass darunter ein Netz ist.“, fauchte Ben wütend zurück. Er war sich keinem Fehler bewusst. „Ich habe es gesehen…dennoch hat der Fall mich etwas aus der Bahn geworfen, aber was du getan hast, das war…unverantwortlich. Dieter hatte schon Recht. Was, wenn das Netz nicht gehalten hätte? Was, wenn der Mann daneben gefallen wäre….es wäre Mord, egal wie du es nennt. Oder wenn du daneben gefallen wärest…verdammt das war leichtsinnig und Dumm! Du hättest deine Marke abgeben können…Ich lebe und …na komm…ich bin ziemlich müde.“, lächelte Semir. Seine Wut war genauso schnell verflogen, wie sie gekommen war. „Deine Frau wartet sicher auch schon auf dich…die ist ganz schön nervös.“, kann von Ben. Er war einfach nur froh, dass sein Partner diese Strapaze überlebt hat. „Was ist eigentlich mit dem anderen Kerl...diesem Mirko?“, wollte Semir wissen. „Der bekommt seine Strafe…die anderen waren übrigens Leon und Felipe…aber sie beiden haben mir sehr geholfen. Ohne die hätte ich dich nicht gefunden…“, erklärte Ben. Semir nickte nur. „Okay..dann wollen wir mal zu meiner Frau…“, meinte Semir und wollte den Rettungswagen verlassen. „Oh nein…Der Sturz, den Sie durchgemacht haben, könnte noch andere Verletzungen ausgelöst haben. Verletzungen, die man jetzt nicht sieht…Sie werden mit ins Krankenhaus fahren..!“, befahl der Notarzt.


    Semir sah den Mann an. „Mir geht es gut…ich habe Hunger und Durst und will schlafen...mehr nicht.“, fauchte er den Mann an. „Semir…ich werde mit Andrea ins Krankenhaus kommen…tu, was der Doc gesagt hat, außerdem….es sieht danach aus, als hättest du Kopfschmerzen.“, meinte Ben. Semir sah ihn an. „Nun ja…etwas schon, aber die habe ich ja öfter und das ist sicher kein Grund…“, maulte er. „Du fährst mit ins Krankenhaus…Schluss und Ende der Diskussion!“, befahl Ben. Er drückte Semir auf die Trage und nickte dem Arzt zu. „Nehmen Sie ihn mit!“, lächelte er. „Ben…du bist nicht mein Vorgesetzter! Ich will nach Hause und…Ben….Ben…!“, rief Semir, als er aus dem Wagen sprang und der Arzt die Türen schloss. „Im Marien…“, gab er bekannt und fuhr dann los. Ben lachte leise. Er wandte sich an Karsten, der gerade von Hotte und Dieter abgeführt wurde. „Versuchter Mord….vollendeter Mord…. Und Raub…Freiheitsberaubung…oh Man… Junge, du wirst für eine ganz lange Zeit gesiebte Luft atmen...“, tadelte er. „Ich habe ihm nichts getan...Ihrem Kollegen….aber er hat versucht mich zu treten und er hat auch mehrmals getroffen...das ist Körperverletzung und das, was Sie getan haben, ist auch nicht erlaubt...ich werde Anzeige gegen Sie und Ihrem Kollegen erstatten!“, fauchte Karsten. Ben tat einen Schritt auf ihn zu. „Du …wirst einwandern….und zwar für immer…vor dir habe ich sicher keine Angst.“, gab Ben leise fauchend von sich. „Schafft ihn weg...ich hole Andrea und bringe sie zu Semir.“, befahl er den Kollegen. Hotte und Dieter nickten und taten, was er wollte. Ben fuhr zur PAST um Andrea die gute Nachricht zu überbringen.


    Andrea lief auf und ab. „Andrea…setz dich doch….es ist sicher alles gut gegangen...du wirst sehen, Semir wird gleich reinkommen und alles ist in Ordnung.“, versuchte Kim sie zu beruhigen. „Ich habe Angst, Kim…ich kann das bald nicht mehr…er…immer gerät er in die Gewalt von irgendwelchen Verbrechern. Was ist, wenn es eines Tagen keine Rettung mehr gibt? Was, wenn er einfach erschossen wird? Ich weiß ja, dass es immer passieren kann, aber jedes Mal vergehe ich vor Angst. Was ist das für ein Kerl, in dessen Gewalt er ist?“, wollte Andrea wissen. Ben trat ein und hörte die letzten Worte. „War….Semir ist im Krankenhaus…es geht ihm aber sehr gut und er hat mich schon angefaucht.“, erklärte er schnell. Andrea schnappte sich ihre Jacke und sah ihn an. „Worauf warten wir? Los doch...ich will zu ihm!“, befahl sie. Ben nickte und salutierte vor ihr. Gemeinsam fuhren sie ins Marien und fragten sich nach Semir durch. „Der Patient liegt auf Zimmer 102.“, erklärte die Schwester am Empfang und schon waren sie auf den Weg in den ersten Stock. Andrea wartete nicht, sondern stürmte gleich in das Zimmer hinein. „Andrea Schatz...was machst du denn hier?“, wollte Semir wissen, als er sich aufrichtete. „Was ich hier mache? Ich mache mir Sorgen um dich...du wirst entführt und fast getötet. Was soll ich da sonst machen?“, knurrte sie und schlug kurz auf die Brust ihres Mannes. Er stöhnte kurz auf. „Entschuldige, aber ich habe nun einmal Angst um dich. Das wirst du doch verstehen. Wenn ich bedenke, dass Layla und Aida ohne ihren Vater aufwachsen sollten. Wie sollte das gehen?“, meinte sie mit Tränen in den Augen. „Shhhhhhhht...nicht dran denken. Es ist ja noch mal alles gut gegangen.“, versicherte Semir nur und strich seiner Frau eine Träne aus den Augen. Ben lächelte und ging nach draußen auf den Flur. Es war also geschafft. Dieses Mal war es knapp, fast zu knapp. Semir hätte sterben können. Doch die Schutzengel hatten wieder Überstunden gemacht.


    Einige Wochen später war die Verhandlung gegen die vier Karträuber. Alle vier mussten, da sie unter 21 waren, nach dem Jugendstrafrecht abgeurteilt werden. Karsten und Mirko wurden mit 8 Jahren zu der höchsten Strafe, während Leon und Felipe, aufgrund von Bens Aussage, zu eineinhalb Jahren auf Bewährung verurteilt wurden. Nach der Verhandlung wartete Ben vor dem Gericht und sah auf, als die beiden Jungs das Gericht verließen. Assunta kam sofort auf ihre Jungs zugestürmt. „Was macht ihr denn nur für Sachen...“, zischte sie und verpasste jedem eine Ohrfeige. „Mama, wir haben doch nur...“, versuchte Leon, doch als er die bösen Augen seiner Ziehmutter sah, schwieg er. Ben ging auf die Gruppe zu und nahm Assunta beiseite. „Hören sie, ich nehme mich den beiden Jungs an. Ich werde ihr Bewährungshelfer sein. Die Jungs werden schon wieder auf die Füße kommen. Das ist klar...es ist besser, wenn sich ein Außenstehender da mit drum kümmert. Leon und Felipe haben meinen Kollegen gerettet, mehr oder weniger, so lassen sie mich dann diese Schuld abtragen.“, bat Ben. Assunta nickte nur. Sie war damit einverstanden. „Ich denke, eine starke männliche Hand kann den Jungs nichts schaden, wo ihr Vater so selten da ist.“, meinte Assunta nur und Ben nickte. Die Jungs sahen den Kommissar nur an. Jetzt waren sie also auf ihn angewiesen. Ob das so gut gehen würde?




    Ende.

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