Der neue Nachbar

  • Ein frohes neues Jahr an alle Leser und fleißigen Feeder



    „Semir! Ich habe die Tochter von Arany gefunden. Sie wohnt nicht weit von hier in Düsseldorf!“, gab Susanne bekannt. Semir sprang auf. „Hast du einen Namen?“, wollte er sofort wissen. „Ja sicher… also sie heißt jetzt Pia Fresenius… das ist der Name der Pflegeeltern. Sie ist mittlerweile 19 und studiert Germanistik in Düsseldorf.“, gab Susanne die Auskunft. „Her mit der Adresse…“, forderte Semir. „Wir fahren zusammen hin…Semir!“, befahl Kim Krüger. Semir sah sie an. „Ich halte das nicht für gut.. Ich meine, noch haben wir den Auftraggeber nicht und immerhin fahren wir zu dessen Tochter.“, gab Semir zu bedenken. „Ich weiß sehr genau, dass es ein Problem ist, aber ich will mit. Noch wissen wir nicht was Arany vorhat. Er wird aber mit Sicherheit versuchen, an sie heran zu kommen.“, ließ Kim verlauten. Semir nickte. „Also gut….dann los…“, stimmte er zu. Gemeinsam mit Kim stieg er in den BMW. Sie bemerkten nicht, dass sie beobachtet wurden. „Wie geht es Ben?“, wollte Kim auf der Fahrt wissen. Semir grinste. „Er hat mich angefleht ihn abzuholen, weil ihm scheinbar sehr langweilig ist.“, sagte er. „Sie werden das aber nicht tun, oder?“, harkte Kim nach. „Nein… er hat einiges an Gas eingeatmet und die Wunden sind auch nicht zu verachten.“, erklärte Semir. Kim nickte. „Sie werden ja endlich mal vernünftig… sehr gut…“, lobte sie ihn.


    Arany glaubte nicht richtig zu sehen. Hatte Schaller nicht behauptet, Krüger sei tot? Aber sie war es nicht. Er hatte sie doch gesehen, wie sie ins Auto stieg. Diese Frau schien mehr als nur ein Leben zu haben. Also gut… Schaller hat ihn betrogen. Er hat Geld für etwas kassiert, was er nicht ausgeführt hatte. Damit war sein Ruf in der Unterwelt als Killer dahin. Dafür würde Arany sorgen. Scheinbar arbeitete Schaller mit der Polizei zusammen. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen. Doch wenn er denen jetzt folgte, würde es auffallen. Am besten wartet er noch etwas ab und dann wird er in einem guten Augenblick zuschlagen. Er musste nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten. Wenn er dann mit Pia gesprochen hatte, würde sie sicher mit ihm kommen. Sie war seine Tochter, egal wie lange sie getrennt waren. Sie war damals gerade neun Jahre alt. Sie müsste heute 18 oder schon 19 sein? Gott wie sehr er sie vermisst und wie sehr er Kim Krüger dafür hasste, dass er ihn und Pia getrennt hatte. Dafür wird sie dann später noch bezahlen… das schwor sich Arany. Seine Rache würde sehr grausam sein. Ihm war es auch egal, wie viele dabei drauf gingen. Er würde Kim Krüger zeigen, dass er nicht mit sich spielen ließ.


    Pia schloss die Tür zu ihrer kleinen Wohnung auf. Seit einem Jahr konnte sie endlich tun und lassen was sie wollte. Ihre Eltern waren einfach nur streng und uneinsichtig. Pia wusste sehr wohl, dass ihre Eltern nicht ihre wahren Eltern waren. Doch an ihren Vater konnte sie sich nicht erinnern. Sie hatte erfahren, dass er ein Verbrecher war und hasste ihn dafür. Wenn er vor ihr stände würde sie es ihm wohl auch ins Gesicht sagen. Ihre Mutter war bei der Geburt gestorben und die ersten acht Jahre hatte sie eine Oma, die sich sehr liebevoll um sie kümmerte. Doch als sie neun war, starb diese an Altersschwäche. Dann war nur noch ihr Vater Goltan Arany…. Das war sein Name, doch wie sah er noch einmal aus? Sie hatte es vergessen. Sie hatte keine Fotos von ihm. Sie wusste nichts von ihm, außer dass er im Gefängnis saß und dort gehörte er auch hin. Das war ihre Überzeugung. Ihre Eltern hatten ihr einiges erzählt und sie nie im Unklaren gelassen, warum man sie adoptiert hatte. Pia war ihnen unendlich dankbar dafür. So konnte sie zu einer sehr aufgeschlossenen, selbstständigen und stolzen Frau heranwachsen. Sie hatte ein Studienplatz angenommen... Germanistik. Viele ihre Freundinnen beneideten sie deswegen. Doch Pia wollte nur ihr Leben leben. Nichts von ihrem biologischen Vater wissen. Er war für sie gestorben.


    Semir hielt den Wagen vor der angegebenen Adresse und stieg mit Kim aus. Sie klingelten bei der entsprechenden Tür und eine junge hübsche Dame öffnete. „Ja bitte?“, fragte sie und sah den Besuch an. „Gerkhan…. Kripo Autobahn. Das ist meine Kollegin Kim Krüger….Frau Fresenius?“, wollte Semir wissen. Die junge Frau nickte. „Können wir einen Augenblick reinkommen… es geht um Ihren Vater…“, bat Kim. Pia sah sie erschrocken an. „Hatte er einen Unfall? Ich meine…wo ist er? Was ist passiert?“, kam geschockt. „Nein… kein Unfall. Ihr Vater will Kontakt mit Ihnen aufnehmen…“, erklärte Semir vorsichtig. „Kontakt? Sie sprechen von Goltan Arany?“, kam nun verwirrt von Pia, die die Tür frei gab. Semir und Kim traten ein, während Pia nach ihnen die Tür schloss. „Ja … es geht um Arany… er hat einen Auftragskiller auf Frau Krüger angesetzt und dieser hat unseren Kollegen ins Krankenhaus befördert, nachdem er ihn Tagelang gequält hatte…“, erklärte Semir. Er hatte die Frau als ziemlich stark befunden und wollte nicht lügen. „Das ist grausam. Aber wie kann ich helfen?“, wollte Pia wissen. „Wissen sie, wo ihr Vater ist?“, wollte Semir wissen, doch die junge Frau schüttelte nur den Kopf. „Ich habe ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Und ich will meinen leiblichen Vater auch nicht sehen.“, schrie sie und war ganz verzweifelt. Semir und Kim sahen sich nur an. „Frau Fresenius, wir müssen dennoch davon ausgehen, dass er bald hier auftauchen wird. Wir würden gerne, dazu bräuchten wir allerdings ihr Einverständnis, eine Streife vor ihrem Haus postieren.“, meinte Kim, doch Pia schüttelte mit dem Kopf. „Nein, das will ich nicht. Ich will meine Freiheit... Das ist mir wichtig. Ich habe dafür schwer gearbeitet.“, meinte sie selbstsicher und sah abwechselnd von Semir zu Kim und zurück. Kim sah sie nur an. „Frau Fresenius... Pia... bitte, hören sie auf uns. Es ist wirklich das Beste für sie.“, mahnte Kim, doch die junge Frau bestand auf ihre Freiheit. „Nein, bitte nicht, Frau Krüger... ich will das nicht.“, bat sie und sah eindringlich zu Semir und Kim. Sie musste nicken. „Gut, aber dann lasse ich ihnen wenigstens meine Karte hier. Rufen sie mich an, wenn sie etwas sehen.“, bat Kim eindringlich und verabschiedete sich. Semir und die Chefin kehrten zur PASt zurück.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Arany saß in seinem Versteck und überlegte sich, wie er an seine Tochter kam. Er musste mit Pia sprechen... ihr alles erklären. Und vor allem musste er ihr zeigen, dass sie immer noch das wichtigste in seinem Leben war. Doch im Moment zerbrach er sich den Kopf darüber, wie er es anstellte. Nur die Polizei konnte ihm helfen... Ja, das war die Möglichkeit. Er hatte doch diesen kleinen Polizisten heute im Bahnhof gesehen und dann vor der Station wieder. Der musste ihm helfen. Er konnte ihm nur helfen. Doch wie kam er an diesen Mann heran? Er musste ihn einfach beobachten. Aber erstmal war André Schaller an der Reihe. Er musste ihn ausschalten. Das würde eine ganz einfache Sache werden. Er würde sicherlich bald überführt werden und das war dann seine Chance. Er hatte nur diese eine Chance. Arany musste sich dieses Risiko aus dem Weg schaffen. Er hatte seinen Revolver immer bei sich und damit konnte er bestens umgehen. Und vor dem Gerichtsgebäude war sicher eine passende Gelegenheit dafür. Er sah sich den Stadtplan genau an. Da gab es eine Unterführung, die war perfekt für ihn und seine Absicht. Die Straße, die an ihr vorbeiführte, war die einzige, auf der die beiden Polizisten mit Schaller kommen konnten. Dann würde er einfach Schaller erschießen und sich davon machen... ja, das war ein sehr guter und durchdachter Plan. Goltan Arany legte sich mit dem Gedanken, dass Schaller und Kim Krüger bald tot sein würden, auf seine Pritsche und schlief alsbald ein. Das würde ein großer Tag seiner Rache werden.


    Ben saß unruhig auf seinem Krankenbett. Noch immer hatte er nichts von Semir gehört. „Warte nur, du mieser, kleiner...“, drohte Ben und sah auf, als der Arzt reinkam. „So... Herr Jäger... sie wollen uns also verlassen...Tja, daraus wird noch nichts.“, meinte er lächelnd und sah Ben an. „Hey Doc... bitte, lassen sie mich doch raus hier. Ich fühle mich schon... Hust... Hust.“, kam es nur von ihm, als er sagen wollte, dass es ihm schon viel besser ging. „Ja, klar...“, kam es nur laut denkend vom Arzt. Dann stemmte er sich auf das Krankenbett und sah den Hauptkommissar mit leicht grinsendem Gesicht an. Es war noch ein sehr junger Arzt, jünger, als Ben. „Was glauben sie eigentlich, wo ich meine Ausbildung gemacht habe? Glauben sie, ich habe ihn beim Scheibenschießen auf dem Rummel gewonnen? Sie glauben wohl, sie können ihr Leben so einfach wegwerfen, oder?“, fauchte der Arzt und Ben sah ihn erschrocken an. „Aber....?“, versuchte Ben erneut. „Kein Aber! Sie bleiben hier, bis ich Ihnen erlaube zu gehen! Haben wir uns verstanden? Sollten Sie nicht einsichtig sein, werde ich Sie fixieren!“ Der Arzt sah Ben so drohend an, dass dieser tatsächlich Angst bekam. Er zog sich die Decke bis zum Kinn und nickte. „Na also...“, grinste der Doc und verließ das Zimmer.


    Durch Bens Ausfall waren Semir und Kim gezwungen, Schaller selbst zum Gerichtstermin zu bringen. Da sie wussten, dass Arany sicher eine Gelegenheit suchte um ihn zu töten, damit Schaller nicht aussagen konnte, legten sie sich alle drei Schutzwesten an. Auf mehreren verzweigten Wegen fand dann die Fahrt zum Amtsgericht statt. Semir hielt Ausschau nach Arany, als sie am Haupteingang des Gerichtes standen. Auch wenn hier sehr viel Polizei vertreten war, gab es ihm kein gutes Gefühl. Was wenn Arany sich eine Uniform besorgt hatte und... Mehrere Schüsse rissen Semir aus den Gedanken. Sofort duckte er sich und zog Schaller mit runter. Kim lag am Boden und blutete aus einer Wunde an der Schulter. „Chefin!“, rief Semir erschrocken. „Streifschuss! Schnappen Sie sich den Mistkerl!“, stieß Kim schmerzerfüllt aus. Die uniformierten Kollegen brachten sie und Schaller in Sicherheit, während Semir versuchte den Schützen ausfindig zu machen. Und dann sah er ihn, als er gerade um die Ecke verschwand. Semir gab einige Schüsse ab und nahm dann die Verfolgung zu Fuß auf. Der Vorsprung von Arany schmälerte sich, denn Semir war viel geübter und fit für solche Sprints. Doch an dem Wohngebiet verlor er seine Spur. „Verdammt...!“, stieß Semir wütend aus und atmete erst einmal tief ein. Hier gab es 1000 Möglichkeiten wo Arany sich verstecken konnte. Vorsichtig ging Semir weiter. Er musste sehr vorsichtig sein, um nicht herumlaufende Kinder zu erschrecken. Hauseingang für Hauseingang nahm er sich vor. Und dann sah er plötzlich etwas auf einem der Flure. Ein dunkler Fleck. Semir beugte sich runter, tauchte den Finger hinein und erkannte, dass es Blut war. Hatte er Arany erwischt, als er das Feuer erwiderte? Er wollte der Spur auf jeden Fall nachgehen und klingelte bei der Wohnung wo diese Spur aufhörte. Eine alte Dame öffnete ihn. „Ja bitte...?“, fragte sie mit zittriger Stimme. „Gerkhan...Kripo Autobahn. Wir suchen eine Person und...“, fing Semir an. „Kommen Sie bitte rein....mein Herr....“, bat die Frau. Etwas an ihrer Haltung ließ Semir dieser Bitte nachkommen. Als er die Tür durchschritten hatte, bekam er einen Druck in die Seite, einen Druck, den er bereits mehrfach gespürt hatte. „Es tut mir Leid...“, sagte die alte Dame. Semir nickte leicht lächelnd und hob die Hände.


    Arany sah den Polizisten an. „So sieht man sich wieder.... und nun werden Sie mir helfen meine Tochter zu finden...“, gab er an. „Ihre Tochter will nichts von Ihnen...Sie sollten aufgeben.“, schlug der Polizist vor. „Ach Herr Gerkhan,... richtig?“, wollte Arany wissen und der Mann nickte. „Sie haben sie also schon gefunden... sehr schön.... ihre Handschellen bitte...“, forderte Arany ihn auf. Semir Gerkhan tat was er verlangte. Wenig später stand er mit auf dem Rücken gefesselten Armen im Flur. „Es tut mir so leid...“, jammerte die Frau. Arany sah sie an, schlug ihr mit dem Waffenlauf auf den Kopf. Die Frau sackte zu Boden. Sie verlor sofort das Bewusstsein. „Hätte es eh hinter sich gehabt...“, gab Arany kalt von sich. Er zog eine Brille hervor die wie eine Sonnenbrille aussah, nur das man nicht hindurch sehen konnte. Auch an den Seiten war sie geschlossen. Diese setzte er seinem Gefangenen auf und führte ihn dann nach draußen. Während sie die Straße betraten drückte er ihm die Waffe in die Seite. „Kein Wort zu niemanden....“, warnte er ihn. Semir nickte und wurde langsam von Arany vorwärts gedrückt. Fragen schossen ihm durch den Kopf. Wohin würde er wohl gebracht werden und würden ihn die Kollegen orten können? Was war mit Kim und Schaller passiert?

  • Kim sah den Arzt an, als er ihre Wund verband. „Ist nur ein Streifschuss.“, meinte er und zog den Verband fest. Kim stöhnte auf und verzerrte schmerzvoll das Gesicht. „Tut mir Leid.“, murmelte der Notarzt. Die Chefin nickte nur und sah dann zu André Schaller, der auf einer Trage lag. „Wird er es schaffen, was meinen sie?“, wollte sie von der Notärztin wissen, die bei Schaller saß. Doch sie blickte Kim nur an, ihre Augen waren leer und sie zog nur vielsagend das Tuch über den Kopf des Mannes. Er war tot. Verdammt, dachte Kim. Damit hatten sie nur noch eine Möglichkeit... sie mussten Arany stellen und verhaften und das lebend. Die aufgezeichnete Aussage von Schaller allein würde nichts bringen. Jeder gute Verteidiger würde das sofort wieder auseinander nehmen. Nein, sie brauchten Arany. Kim stand auf und hielt sich die Schulter. „Wo wollen sie denn hin?“, fragte der Arzt und wollte sie wieder auf den Stuhl zurückdrücken. „Mein Kollege ist auf der Suche nach einem Schwerverbrecher... ich muss ihm helfen. Geben sie mir eine Armschlinge und dann ist gut.“, bat Kim genervt und sah den Arzt eindringlich an. Dieser hatte sichtliche Bedenken gegen die Bitte der Polizistin, rückte aber dann doch mit der Binde heraus. Vorsichtig und mit der Hilfe des Arztes legte sich Kim die Binde an und legte ihren Arm auf die Stütze. Hotte und Dieter, die Kim nach dem Schusswechsel angerufen hatte, kamen in den kleinen Raum gestürmt, wo sie und Schaller behandelt wurden. „Haben sie eine Spur von Semir gefunden?“, wollte sie gleich wissen und steckte ihre Waffe zurück ins Halfter am Gürtel. Wie gut, dass sie Rechtshänder war und die Kugel sie an der linken Schulter getroffen hatte. „Leider nein Chefin... von ihm fehlt jede Spur und an sein Handy geht er auch nicht. Noch ist es aber eingeschaltet.“, meinte Dieter. „Gut... durchsuchen sie die Umgebung... nehmen sie sich von hier Leute mit. Ich will wissen, wo Semir abgeblieben ist. Ich selbst fahre ins Büro zurück.“, erklärte sie. „Aber Chefin, so können sie nicht fahren. Darf ich sie ins Büro zurück bringen?“, bat Hotte und Kim erklärte sich bereit dazu. Es wäre töricht diese Hilfe nicht anzunehmen. „Was stehen sie hier so rum, Bonrath? Machen sie sich auf die Suche nach Semir.“, meinte sie forsch zu dem langen Polizisten und dieser nickte nur.


    Semir wurde von Arany immer weiter vorwärts gestoßen. Er ließ sich förmlich schieben, wollte an den Geräuschen erkennen, wo es hinging, doch er hörte nur Kindergeschrei, dann das Brausen von Autos und das Kreischen der Straßenbahn, typische Geräusche der Großstadt. Keine Fixpunkte, an denen man sich orientieren konnte. Doch Semir gab nicht auf, bis er plötzlich gegen einen Metallkörper gestoßen und eine Tür geöffnet wurde. „Los, rein mit dir.“, hörte er Arany sagen. „Wie, wenn ich nichts sehe.“, erwiderte Semir und hoffte, dass ihm diese Brille abgenommen wurde, doch darauf hoffte er vergebens. „Wenn du nicht willst...“, hörte er Arany nur und verspürte dann einen harten Schlag im Nacken. Stöhnend sank Semir zusammen, wurde gepackt und in den Laderaum eines kleinen, weißen Transporters verfrachtet. Schnell ließ der Mann die Tür wieder ins Schloss fallen und stieg auf der Fahrerseite ein. Mit startendem Motor und quietschenden Reifen fuhr er davon. Dass Arany dabei am Amtsgericht vorbei musste, hatte er nicht bedacht. „Scheiße.“, stieß er aus, warf die Waffe schnell unter den Beifahrersitz und hoffte, dass er ungesehen durchkam. Und vor allem, dass der Bulle hinten im Laderaum so lange bewusstlos blieb, bis er wenigstens von hier weg war. Vorsichtig fuhr er an den Kontrollpunkt der Polizei heran und war schon sicher, dass er durchkommen würde, als ihn plötzlich die rote Kelle herauswinkte. „Scheiße.“, dachte er nur wieder und trat das Gaspedal durch, versetzte dabei einen Polizisten einen Schlag mit dem Außenspiegel. Sofort waren mehrere Einsatzwagen hinter ihm her.


    Semir kam zu sich und wollte sich aufrichten, gerade als Arany einen Schlenker machte. Da er sich nicht festhalten konnte, wurde er auf der Ladefläche hin und her geworfen. Auch die Brille verlor ihren Halt und rutschte ihm runter. Endlich war er nicht mehr blind, aber es brachte ihm nicht wirklich viel, denn er war in dem Ladebereich durch ein kleines Fenster von Arany getrennt. Dennoch ging er zu dem Fenster hin, als die Fahrt ruhiger wurde. „Arany! Geben Sie auf!“, forderte Semir wütend. Arany sah ihn durch den Spiegel an. „Leg dich hin!!“ befahl er und beschleunigte. Semir wurde durch diese Aktion zu Boden geschleudert. Er stand erneut auf. Wieder drückte Arany das Pedal durch und schleuderte Semir so zu Boden. Nach dem dritten Mal blieb Semir einfach sitzen. „Die Kollegen bekommen Sie eh…geben Sie einfach auf…“, wiederholte Semir. „Wo ist meine Tochter?“, wollte Arany wissen. „Sie will nichts von Ihnen wissen. Das sollten Sie akzeptieren. Ihre Tochter hat sich ihr eigenes Leben aufgebaut.“, erklärte Semir und lehnte sich an die Wand. „Wohin bringen Sie mich?“, wollte er nach einer kurzen Schweigeminute wissen. „Das ist egal…du wirst den Ort nicht lebend verlassen, wenn meine Tochter nicht zu mir kommt.“, gab Arany bekannt.


    Kim sah Herzberger an. „Wir müssen das Handy endlich orten…. Schaller ist tot. Diese Pia will ihren Vater nicht wieder sehen, was ich ihr nicht verdenken kann. Ich nehme nicht an, das Semir noch hinter ihn her rennt….“, dachte sie laut nach, als sie über Funk gerufen wurden. Kim meldete sich. „Die Kollegen haben die Anwohner beim Amtgericht befragt. Dabei sagte eine leicht verletzte ältere Dame aus, dass sie von einem Mann, auf dessen die Beschreibung von Arany passt, bedroht wurde und der ist dann wenig später mit einem Polizisten, den sie in die Wohnung locken musste, verschwunden. Sie sagt aus, dass er gefesselt war. Dann wurde sie niedergeschlagen.“, erklärte Susanne die am Funk in der Station saß. „Dann hat er Semir als Geisel und ich denke ich weiß auch was er will… er will seine Tochter.“, stieß Kim aus. Sie lehnte sich nach hinten. Der Arm tat ihr mehr weh, als sie es zugab. Hotte sah sie besorgt an. „Sie sollten vielleicht doch besser ins Krankenhaus fahren…“, bat er regelrecht. „Nein… Jäger liegt doch schon dort und…fahren Sie mich ins Marien.“, forderte Kim plötzlich auf. Hotte nickte und wendete den Wagen in einem riskanten Manöver. „Lebend bitte!!“, fauchte Kim als das Hupkonzert anfing. „Entschuldigung…“, murmelte Hotte.

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  • Ben stand am Fenster seines Zimmers. Er verstand nicht, warum er nicht gehen durfte. Es war alles in Ordnung. Er atmete ganz normal. Die Verletzungen waren auch nicht so schlimm. Aber das was ihm am meisten wurmte, war das Semir ihn hier nicht raus holte. Das wird der Kleine noch büßen….dachte Ben gerade als die Tür aufging. Kim Krüger mit einer Armschlinge trat ein. „Frau Krüger? Was ist passiert?“, wollte er sofort wissen. „Arany… er hat Schaller vor Gericht erschossen. Semir ist hinter ihm her und…so deuten alle Spuren, ist jetzt in der Gewalt von Arany…“, erklärte Kim. Ben grinste. „Alles klar! Ich bin einsatzbereit!“, gab er bekannt. Kim nickte .Sie konnte nicht ohne Bens Hilfe weiterkommen. „Aber das ist nur eine Ausnahme… normalerweise…“, ermahnte sie ihn. „Ja schon klar…. Normalerweise lassen Sie sich ja auch nicht anschießen… Hier ist gerade ein Bett frei geworden.“, grinste Ben verschmitzt. Auch über Kims Gesicht huschte ein leichtes Lächeln. „Danke für das Angebot… aber erst einmal müssen wir Semir finden…“, gab sie zurück. „Okay, dann holen sie den Arzt und verklickern sie ihm, dass sie mich hier rausholen.“, meinte er und in diesem Moment ging die Tür auf und der Arzt kam ins Zimmer. „Herr Jäger... was machen sie denn hier?“, wollte er von Kim wissen. „Ich brauche die Hilfe von Herrn Jäger und ich denke, er kann entlassen werden.“, gab Kim wieder. „Nun, das sehe ich anders... die Gasvergiftung ist zwar abgeklungen, aber die Verbrennungen durch den Elektroschocker sind noch nicht soweit abgeklungen, dass...“ „Ich brauche Herrn Jäger... und zwar jetzt.“, fauchte sie und nahm Ben am Arm, ging am Arzt vorbei und ließ Ben den Entlassungswisch unterschreiben. „Kommen sie.“, meinte Kim nur und stieg dann wieder zu Hotte in den Wagen. Ben setzte sich auf die Rückbank und ließ sich, nachdem Kim bei der Station abgesetzt wurde, zu seiner Wohnung fahren, um sich umzuziehen.


    „So, wir sind da.“, kam es plötzlich von Arany und Semir spürte, wie der Wagen stoppte. Dann wurde die Tür aufgezogen und Aranys Gesicht erschien auf der Ladefläche, in der Hand den Revolver, mit dem er auf Kim und Schaller geschossen hatte. „Los, raus mit dir und keine Tricks.“, fauchte Goltan Arany und zog Semir an den Füßen nach vorne. Jetzt oder nie, dachte er und trat aus. Arany schrie auf, als ihm die Waffe aus der Hand getreten wurde und im hohen Bogen nach hinten flog. Sofort war Semirs Kampfgeist geweckt. Er hatte die Schellen nicht ganz fest geschlossen und so zog er geübt die Hände nach vorne und trommelte, trotzt gefesselter Hände, auf Arany ein. Doch der kam schnell wieder zu sich und packte Semirs Arm, hielt ihn im festen Griff und schlug mit der geballten Faust und aller Kraft zu. Der Kinnhaken hatte genau gesessen und Semir schlug mit dem Kopf auf die Ladefläche auf, blieb dabei bewusstlos liegen. Blut trat aus seiner Wunde. „So, du glaubst also, du könntest gegen mich bestehen, ja? Das hilft dir nur nicht viel.“, fauchte Arany etwas außer Atem, schulterte Semir und trug ihn in sein Versteck. Eine alte, verlassene Bauruine. Er ließ Semir in eine Ecke fallen und sah sich die Kopfwunde an. Notdürftig wurde sie von ihm verbunden und dann durchsuchte er Semirs Taschen. Er nahm ihm das Handy und den Schlüssel für seine Handschellen ab, schloss sie auf und zog Semir zu einem alten Stützpfeiler, kettete ihn dort wieder an. Das Handy ließ er ohne Beachtung einfach auf den Tisch fallen. Er wusste nicht, dass es noch eingeschaltet war. Allerdings schien der Akku nicht mehr lange zu halten. Würde das ausreichen?


    Ben kam wieder in die Station und alle waren aufgeregt an der Arbeit. „Habt ihr schon irgendwas?“, wollte der Hauptkommissar wissen, doch Susanne schüttelte nur mit dem Kopf. „Leider noch nicht, Ben.“, erwiderte die Sekretärin und sah auf dem Bildschirm. „Aber wir wissen, dass Semirs Handy eingeschaltet ist.“, fügte sie hinzu. Ben nickte. „Wo ist die Chefin?“, wollte er dann wissen. „In ihrem Büro. Sie versucht, die Tochter von Arany zu erreichen, doch bisher ohne Erfolg.“ Ben nickte nur und ging dann zur Tür. Er klopft vorsichtig und ging dann hinein. „Ben... da stimmt etwas nicht... wir sollten zu ihr fahren.“, meinte Kim, als sie ihren Kollegen in der Tür erscheinen sah. Dieser nickte nur und sofort gingen sie zum Wagen. Kim hatte ein besorgtes Gesicht. War der Kleinen auch etwas zugestoßen? Was hatte Arany mit Semir gemacht? Ben sah, dass sie die Sache von damals beschäftigte. „Chefin, wollen sie nicht darüber reden, was damals passiert ist?“, fragte er vorsichtig. Kim lächelte nur und schüttelte den Kopf. „Nehmen sie es mir nicht übel, Ben, aber ich kann und will darüber noch nicht reden.“, meinte sie und sah den jungen Kommissar an. Dieser nickte nur und der Wagen hielt dann vor der Adresse von Pia Fresenius.


    Pia stand an ihrer Kommode und fummelte hinter dem Schrank herum. Sie holte eine kleine Schatulle hervor und öffnete sie. Das war genau der richtige Schutz gegen ihren Vater. So hoffe sie es jedenfalls. Plötzlich hörte sie Geräusche vor der Tür. Schnell holte sie sich das kleine Ding aus der Kiste und drückte sich an die Tür. Da sie keinen Spion hatte, konnte sie nur ahnen, wer vor ihrer Wohnung stand. Sie hielt die kleine Dose fest in der Hand. Pfefferspray war immer wirksam. „Frau Fresenius?“, hörte sie einen Mann fragen. Doch sie antwortete nicht. Seit die Polizisten hier waren, hatte sie Angst. Angst davor, dass ihr Vater sie besuchen würde. Wusste er wo sie wohnte? Wenn ja...woher? Sie trug den Namen Arany schon lange nicht mehr und das wussten nur ihre Zieheltern und die Polizei. „Frau Fresenius.... machen Sie bitte auf. Ich bin Ben Jäger von der Kripo Autobahn.... Wir wollen Ihnen helfen bzw. benötigen Ihre Hilfe...bitte...“, forderte die Stimme. Pia atmete tief durch. „Schieben Sie mir Ihren Ausweis durch den Briefschlitz!“, forderte sie mit fester Stimme. Wenig später fiel tatsächlich ein Ausweis auf den Boden. Pia hob ihn auf und sah ihn sich genau an. Es schien alles richtig zu sein. Sie öffnete dennoch zögerlich und hielt das Pfefferspray fest. „Danke....“, sagte der junge Mann vor der Tür. Hinter ihm stand die Frau, die sie schon kannte. Sie ließ die beiden in die Wohnung.

  • Semir kam langsam zu sich. Doch bewegen konnte er sich nicht wirklich viel. Seine Hände taten ihm weh, denn Arany hatte ihm die Handschellen eng zusammen gedrückt. Er merkte den Verband am Kopf. Semir sah sich um. Doch viel gab es nicht zu sehen. Schon gar nicht mit einem Pfeiler vor der Nase. „Sind wir wieder wach?“, hörte er Arany fragen und sah ihn an. „Geben Sie auf....was wollen Sie denn?“, fragte er leise. „Meine Tochter!“, verkündete Arany. „Sie will mit Ihnen nichts zu tun haben. Warum akzeptieren Sie es nicht einfach!!“, fauchte Semir wütend. Arany machte sich über einen Hamburger her. Auch Semir verspürte Hunger, doch er sagte nichts. Arany beobachtete ihn sehr genau. „Sorry mit der Wunde... aber wenn du nicht getreten hättest, wäre es nicht soweit gekommen... Hast du auch Hunger?“, fragte er höhnisch. Semir wusste nicht genau, was er davon halten sollte, aber er nickte. „Tja... wie willst du essen? Ich mache dich garantiert nicht los...“, lachte Arany. Doch er wurde schnell ernst. Mit einem neuen Hamburger in der Hand ging er zu Semir und hielt ihm das Produkt vor den Mund. „Na los! Ich füttere dich.“, grinste Arany. Semir biss zu. Wenig später bekam er auch etwas zu trinken. „So... und nun verrate mir, wo meine Tochter ist...“, forderte Arany auf. Doch Semir schwieg. „Du machst es dir unnötig schwer. Sag es mir oder ich werde ungemütlich!“, warnte Arany. Semir sah ihn nur an.


    „Mein Vater hat Ihren Kollegen in seiner Gewalt? Warum? Ich meine, warum kommen Sie damit zu mir?“, wollte Pia erstaunt wissen. „Weil wir annehmen, dass es wegen Ihnen ist. Ihr Vater will Sie sehen. Er wird uns vermutlich unter Druck setzen und einen Austausch fordern. Sie gegen unseren Kollegen. Ihr Vater hat vor einigen Jahren jemanden umgebracht. Und er hat es diesmal auch wieder getan. Vor dem Gerichtsgebäude. Wir müssen Ihren Vater wieder einsperren!“, redete Kim auf die junge Frau ein, die völlig überfordert war. Zu viele Ereignisse prallten seit einer kurzen Zeit auf sie ein. „Aber wie? Ich meine, wie kann ich Ihnen helfen?“, wollte sie wissen. „Sobald sich Ihr Vater bei uns meldet... und das wird er tun, müssen wir ihn in eine Falle locken. Wir müssen ihn stellen.“, schlug Ben vor. Pia nickte. „Werde ich danach wieder Ruhe vor ihm haben?“, fragte sie leise. „Wir werden Sie beschützen...“, versprach Kim. „Also gut.... ich helfe Ihnen...“, nickte Pia. „Hören Sie mir genau zu. Wenn Ihr Vater fordert sich mit Ihnen zu treffen, dann müssen Sie einwilligen. Aber Sie fordern, dass er unseren Kollegen mitbringt und frei lässt. Ansonsten werden Sie nicht kommen. Es ist wichtig, dass Sie es bestimmen und zwar so, dass er es Ihnen auch glaubt. Nur so können wir sicher gehen, dass unser Kollege...“, versuchte Ben und wurde durch sein Handy unterbrochen. „Eine MMS von Semir...?“, sagte er erstaunt und öffnete die Bildnachricht. Sofort stockte Ben, als er Semirs blutüberströmten Kopf sah. „Chefin...“, stammelte er und reichte sein Handy weiter. „Oh mein Gott. Wir müssen ihn da schnell rausholen.“, meinte Kim und sah Pia eindringlich an. „Ich werde ihnen und ihren Kollegen helfen.“, kam es dann bestimmend von ihr. Kim und Ben atmeten erleichtert auf. „Ich will endlich wieder Ruhe haben vor diesem.... diesem Monster.“, fauchte sie.


    Arany hatte Semir mit seinem bloßen Fäusten bearbeitet. Das Gesicht des Kommissars war aufgeschwollen, die Lippen aufgeplatzt und die Nase blutete. Schramme um Schramme zeichnete sich in Semirs Gesicht ab, als der Mann wieder mit dem Schlagring auf ihn einprügelte. „Sagst du mir jetzt endlich, wo meine Tochter ist oder soll ich dich weiter bearbeiten?“, wollte Arany wissen, als er Semirs Haare packte und dessen Kopf in den Nacken zog. „Sie... sie können mich mal...“, stieß Semir vor Schmerzen aus und hatte die Augen geschlossen. „Oh, das wird dir noch sehr leid tun, mein Lieber. Verlass dich drauf.“, kam es nur drohend von Arany zurück. Einige Momente ließ er von Semir ab, aber nur um in einen Nebenraum zu gehen und etwas zu holen. Semir ließ seinen geschundenen Kopf hängen und ergab sich dem Schmerz. Sein ganzer Körper durchfuhr ein stechender Schmerz und er fühlte, dass in ihm etwas aufgebrochen war. Seine Augen wurde ganz glasig und sein Blick fing sich langsam an zu trüben. War das hier sein Ende? Würde Ben ihn je finden? Er sah nicht auf, als Arany wiederkam. „Schau mal, was ich hier nettes für dich habe.“, lachte er nur und riss Semirs Kopf so nach oben, dass der Deutschtürke auf das Ding schauen musste, was Arany dort angeschleppt hatte. „Was wollen sie damit?“, wollte Semir wissen. „Damit werde ich dir die Augen rausblasen, wenn du mir nicht sagst, wo meine Tochter ist.“, fauchte Arany und hielt den kleinen Luftschlauch des Kompressors hoch. Semir wusste, er würde ernst machen. Vielleicht war es besser, wenn er die Nummer des Mädchens herausrückte. „Okay, ich sag ihnen die Nummer.“, kam es dann von Semir. „Warum nicht gleich so.“, fauchte Arany, griff sich Semirs Handy und wählte dann die Nummer, die er ihm ansagte.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben und Kim horchten auf, als das Haustelefon von Pia klingelte. Zögernd sah sie zwischen Telefon und den beiden Polizisten hin und her. „Gehen sie ran... es könnte ihr Vater sein.“, meinte Kim, als sie das verunsicherte Gesicht sah. Pia nickte, nahm ihren ganzen Mut zusammen und drückte den Hörer ans Ohr. „Hallo?“, meldete sie sich zaghaft. „Hallo Pia? Hier ist dein Papa…”, meldete sich Goltan Arany. Sofort stellte das Mädchen den Lautsprecher an. „Was willst du?“, fauchte sie sofort. „Ich will dich... bitte komm zu mir zurück.“, hörte sie den Mann flehen, den sie ihr ganzes Leben nicht gesehen hatte und ihn deshalb dafür verfluchte. Am Liebsten hätte sie sofort wieder aufgelegt, doch sie wusste, dass ein unschuldiges Leben von ihrem Verhalten abhing. „Papa... ich ... ich weiß, dass du einen Polizisten entführt hast. Ich werde dich treffen, jedoch nur unter einer Bedingung... du bringst den Mann mit und lässt ihn dann frei.“, forderte Pia und sah immer wieder zu Kim und zu Ben. Beide nickten nur und deuteten ihr an, dass sie weiter auf ihren Vater einreden sollte. „Nein, mein Schatz, das kann ich nicht machen.“, erwiderte Arany nur. „Du wirst tun, was ich sage, oder ich komme gar nicht.“, fauchte Pia ihren Vater an. Einen Moment war es still. „Gut... dann treffen wir uns an der Autobahnraststätte Nord und komm alleine oder ich muss dem Mann hier sehr, sehr weh tun.“, kam es von Arany und dann legte er auf. Geschafft ließ Pia das Telefon sinken und sah Ben an, der auf sie zukam. „Das haben sie gut gemacht. Jetzt haben wir eine Chance meinen Kollegen zu befreien.“, meinte er und Pia nickte nur. Sie ahnten ja nicht, was für ein Teufel Arany war.


    Arany sah Semir an, der sich versuchte zu erholen. „Dann mach dich mal fein…“, grinste er und löste Semir die Handschellen. Er hatte keine Bedenken, dass der Polizist sich irgendwie zur Wehr setzte, dafür hatte er gesorgt. „Los! Da kannst du dich waschen!“, fauchte er und stieß seinen Gefangenen zu einem Waschbecken. Semir tat es und drehte den Wasserhahn auf. Auch wenn das Wasser dreckig war, genoss er die Erfrischung. Doch besser sehen konnte er nicht und deshalb bekam er auch nicht mit wie Arany hinter ihn trat. „Das reicht!“, befahl er und zerrte Semir die Arme auf den Rücken. Dabei ging er nicht gerade sanft mit ihm um. Er legte die Handschellen wieder an. Semir stöhnte leise auf. „Und nun werden wir uns auf dem Rastplatz gemütlich machen…“, lachte er. Mit einer brutalen Bewegung stieß er Semir durch die alte Halle zum Auto. „Steig freiwillig ein!“, forderte er Semir auf. Dieser setzte sich auf die Ladefläche und legte sich anschließend hin. Er war froh wenn er nur hier weg kam. Die Fahrt ging los.


    Kim sah Ben an. „Jäger… mir geht es nicht so gut… der Arm…kommen Sie auch alleine klar?“, wollte sie wissen. Ben sah sie besorgt an. „Sie sollten sich hinlegen…es wäre besser für Sie. Um mich machen Sie sich mal keine Sorgen… wenn ich Alex Hoffmann und seine Truppe bekomme, dann machen wir das mit links.“, lächelte er ihr zu. „Den sollen Sie haben…Danke…“ Kim schloss die Augen. Pia sah sie an. „Ich kann Ihnen einen Arzt rufen… wenn Sie wollen.“, bot sie an. Kim schüttelte den Kopf „Das ist nicht nötig. Pia… sie sollten sich fertig machen. Ich denk, Ihr Vater wird direkt nach dem Telefonat losgefahren. Wir müssen die Falle aufstellen. Sie tragen die Schutzweste sowie Mikrofone. Wir hören alles was Sie sagen. Sobald Sie wissen, wo unser Kollege ist, sagen Sie „Haftverschonung“. Versuchen sie irgendwie das Wort in Ihrem Gespräch so einzubringen, dass Ihr Vater keinen Verdacht schöpft. Es ist wichtig, dass er sich sicher fühlt. Ihnen kann nichts passieren…“, erklärte Ben. Pia nickte. Sie wurde von einer Kollegin verkabelt. Anschließend zog sie eine Schutzweste unter ihren Pullover. Wenig später war alles bereit. Es ging zur Raststätte. Ben fuhr mit Pia im Mercedes. „Glauben Sie, dass mein Vater Ihren Kollegen gehen lässt? Er kann ihn identifizieren und…mein Vater ist ja nicht dumm…“, gab sie zu bedenken. „Deshalb ist es wichtig auszumachen, wo Semir steckt. Wir müssen ihn befreien, während Sie mit Ihrem Vater sprechen…“, erklärte Ben leise. Er wusste sehr genau, dass es ein Vabance-Spiel war.


    Alexander Hoffmann hatte bereits Stellung bezogen. Seine Leute spielten normale Autofahrer, die Pause machten oder hat nur am Essen waren. Einige saßen im Restaurant, einige waren auf den Bänken und spielten mit Polizistinnen Liebespärchen. Alles war perfekt. „Ben… wir sind bereit.“, gab Alex durch. „Okay… wir auch.“, gab dieser zur Antwort. Nun hieß es warten. Es dauerte eine gute halbe Stunde bis ein Transporter auf den Rastplatz fuhr und etwas abseits von allen Anderen parkte. „Er ist scheinbar da…“, gab Alex weiter. Ben nickte. „Gut, wir werden warten, bis Pia das Zeichen gibt.“, erwiderte er und sah durchs Fernglas auf den Platz hinaus. Pia stand mit steifem Blick da und sah auf den Transporter. Ein ihr völlig fremder Mann stieg aus und sah sich nach allen Seiten um. Dann kam er auf die junge Frau zu. „Pia?“, fragte er mit sanfter Stimme und die Frau nickte. Was sollte sie auch anderes machen. Nur nicht verraten, dachte sie und versuchte ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. „Pia... endlich habe ich dich wieder.“, meinte Goltan Arany und nahm seine Tochter in den Arm. Hoffentlich merkt er jetzt nichts vom Mikro und der Weste, dachte Pia und sah zu dem Versteck von Ben hinüber. Dieser linste nur durch sein Fernglas und tat nichts. Sie musste mit Arany vorerst alleine fertig werden. Als er sie wieder abgesetzt hatte, sah er sie mit tränenerfüllten Augen an. „Meine kleine Pia... endlich habe ich dich wiedergefunden.“, meinte er lächelnd. „Hör zu, wo ist der Polizist? Ich hoffe, du lässt ihn frei.“, fing sie mit ausweichenden Blicken an. „Ich werde ihn frei lassen, wenn du versprichst mit mir zu kommen.“, kam es von Arany. Pia sah ihn entsetzt an. War er verrückt? Er kam hier doch nicht mehr lebend heraus, wenn sie das Codewort... das Codewort. Sie musste es irgendwie jetzt sagen, dann war der ganze Spuk vorbei. „Bitte... hör auf damit. Lass mich die Polizei rufen und du erklärst alles, dann bekommst du vielleicht sogar...“ „Sogar was? Haftverschonung?“, fauchte er.

  • „Okay, er hat das Wort gesagt... war zwar anders geplant, aber egal... Zugriff... Zugriff.“, stieß Ben in sein Mikro und sofort stürmten die schwarzvermummten SEK-Leute auf den Platz und umringten Arany. „Polizei... Waffe weg... Legen sie die Waffe auf den Boden.“, schrieen sie, als dieser seine Waffe zog und sie seiner Tochter an den Kopf hielt. „Ihr nehmt eure Waffen weg.“, schrie er. „Papa, was tust du da?“, schrie Pia entsetzt auf. „Keine Bange, mein Schatz, ich werde dir nichts tun. Ich bring dich nur hier raus.“, meinte er und küsste ihr lockiges Haar. Sie ekelte sich davor. „Arany geben sie auf... sie haben keine Chance, hier lebend weg zu kommen.“, kam es von Ben, der seine Waffe genau auf Aranys Stirn gerichtet hatte. „Verschwinden sie... oder ich schieße.“, schrie er wieder und schien die Kontrolle zu verlieren. „Wollen sie wirklich auf ihre einzige Tochter schießen? Wollen sie wirklich ihr einziges Kind töten? Geben sie auf.“, forderte Ben und sah immer wieder in die Runde. Die SEK-Leute standen sichtlich angespannt da. Jeder von ihnen hatte den Mann mit seinem Laservisier im genauen Blick und sie warteten nur darauf, dass er einen Fehler machte. „Geben sie auf und lassen sie ihre Tochter gehen.“, schrie Ben erneut. Immer wieder sah er zum Lieferwagen hinüber. War Semir da drin? Wie schwer war er verletzt worden? Fragen über Fragen schossen ihm durch den Kopf, doch er musste sich jetzt auf Arany konzentrieren. „Erschießen sie mich doch. Ich geh nicht wieder in den Knast. Das schwör ich ihnen.“, erwiderte Arany wütend und zog seine Tochter mit sich zum Lieferwagen. „Habe freies Schussfeld... Rettungsschuss?“, knarrte es aus Bens Funkgerät. Jetzt war Ben am Zug. Er musste eine Entscheidung fällen.


    „Schussfreigabe... ich wiederhole... Finaler Rettungsschuss los.“, erwiderte Ben dann und sofort sackte Arany getroffen zusammen. In seiner Stirn ein großes, blutendes Loch. Pia schrie auf, wurde von ihrem Vater zu Boden gerissen. Sofort waren zwei Polizisten bei ihr und zogen sie hoch. „Alles in Ordnung mit ihnen?“, wollte einer von ihnen wissen. Sie nickte nur und sah immer wieder auf den toten Körper ihres Vaters. „Kommen sie... der Notarzt wird sich gleich um sie kümmern. Ben rannte zum Kleintransporter und zog die Tür auf. Dort lag Semir... sein Partner, ohne Bewusstsein und mit blutender Kopfwunde. „Semir.“, schrie Ben und sprang in den Transporter. Er untersuchte seinen Freund, doch dieser rührte sich nicht. „Wo ist der Arzt?“ schrie er verzweifelt. „Semir komm schon…hey… wach auf…“ redete er immer wieder auf ihn ein. Nur langsam kam Leben in den geschundenen Körper von Semir. Ben löste ihm die Handschellen und Semirs Hand fuhr zum Kopf. „aua…“ stieß er leise aus. „Hey….. weißt du dass ich es nicht gut finde, wenn ich alle Arbeit allein machen muss? Das macht immer so hungrig..“ grinste Ben ihn an. „Schön…dich zu sehen…“ stieß Semir aus und richtete sich auf. Doch Ben drückte ihn wieder runter. „Bleib liegen…dein Kopf sieht aus wie eine große Wunde…“ ermahnte er seinen Freund. Semir tat es tatsächlich, was Ben doch ziemlich erstaunte. War sein Freund schwerer verletzt als es den Anschein hatte? Der Arzt untersuchte Semir und stellte keine weiteren Verletzungen fest. „Ab in die Klinik! Wir kriegen ihn schnell wieder hin…“ lächelte der Arzt, verband die Handgelenke sowie die Kopfwunde.


    Wenig später stand er vor Pia und bedankte sich bei ihr. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Es tut mir Leid, dass das Wiedersehen mit Ihrem Vater in so einem Fiasko endete…“ sagte er leise. Pia sah ihn kühl an. „Ich muss mir gestehen, dass ich ihn nie wieder sehen wollte. Und so wie es aussieht hat er Ihnen sehr übel mitgespielt. Doch nun habe ich für immer Ruhe. Er schmort hoffentlich in der Hölle. Für all das was er getan hat gehört er dort hin.“ Sagte sie und in diesen Worten lag der ganze Hass den sie für ihren Vater empfand. Semir nickte nur. Er verstand die junge Frau. Mit Ben fuhr er zur PAST wo er sofort von Kim in Beschlag genommen wurde. „Semir? Wie geht es Ihnen?“ wollte sie wissen. Immer noch trug sie den Arm in der Schlinge. „Danke der Nachfrage…mein Dickschädel hält einiges aus. Was ist mit Ihnen?“ stellte Semir die Gegenfrage. „Ein Streifschuss… heilt wieder. Nun dann meine Herren. Sie kennen den Termin…18 Uhr liegt der Bericht auf dem Tisch.“ Sagte sie und drehte sich um. Semir und Ben sahen sich erschrocken an. „Aber Chefin…! Der Arzt hat gesagt, ich soll mich hinlegen und es ist jetzt schon 16 Uhr und…“ fing Semir an. Kim drehte sich mit einem Lächeln im Gesicht um. „Semir… es war ein kleiner Scherz. Sie haben Beide bis morgen frei. Um zwölf morgen ist Dienstbeginn…“ sagte sie grinsend und ließ die Beiden einfach stehen.


    Ende

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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