Der neue Nachbar

  • und hier kommt auch schon die nächste, damit ihr hier nicht einschlaft. Diesmal hoffen wir doch mehr Gefühle eingebracht zu haben. Und natürlich haben wir auch einen Weihnachtswunsch....FEEDET! Feedet was das Zeug hält. Nur so können wir uns neue Geschichten für euch einfallen lassen. Ob im Duo oder Solo. Wir brauchen eure Feeds damit die Kreativität nicht ausfällt....ein kleiner Hinweis in eigener Sache....die nächste Story die ich gerade kreiere und die im nächsten Jahr startet wird für die Ben-Fans sicher was sein. und nun geht es los!!!
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    „Semir, sieh mal, wir kriegen einen neune Nachbarn.“, meinte Andrea zu ihrem Mann, als sie aus dem Küchenfenster auf die Straße sah. Semir kam zu ihr in die Küche und sah sich das Schauspiel ebenfalls neugierig an. „Hm, sieht aber nicht so aus, als würde er mit Familie einziehen.“, meinte Semir und ging wieder ins Wohnzimmer. „Schatz, ich muss dann auch gleich los.“, verkündete er und kam wieder in die Küche, nahm seinen Pott Kaffee und trank ihn hastig aus, stellte ihn dann neben die Spüle, wo Andrea gerade damit beschäftigt war, die Maschine auszuräumen. Ein vielsagender Blick fiel auf Semir, doch der ignorierte ihn einfach. „Wann kommst du heute nach Hause?“, wollte sie wissen und sah ihren Mann abwartend an. „Ich weiß nicht, so sieben, halb acht vielleicht. Kommt darauf an, was wir alles heute wieder an Fällen haben.“, erwiderte er und nahm seine Schlüssel. „Tschüss mein Schatz.“, meinte er und gab seiner Frau einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Andrea sah ihm nach und hörte dann, wie der BMW aus der Auffahrt fuhr und die Straße entlang brauste. Seufzend räumte Andrea die letzten Sachen ein und stellte die Maschine an. Immer wieder sah sie den Möbelpackern dabei zu, wie sie Sachen in das Haus nebenan trugen. Allesamt schienen sehr teuer zu sein. Dann wurde ein Flügel in das Haus getragen. „Oh sieh mal an. Ein Musiker.“, dachte Andrea und sah sich neugierig nach dem Besitzer um, doch dieser schien nirgends zu sein. Kommt er vielleicht später?


    André Schaller kam gerade am Hauptbahnhof an und zog aus seinem schwarzen Mantel eine Brief. „Sie finden alles zu ihrem weiteren Auftrag im Schließfach 546. Das Ganze soll in vier Tagen über die Bühne gehen. Wir verlassen uns auf prompte Lieferung.“, las er und zerknüllte den Zettel, warf ihn aber nicht weg. Er wusste, dass dies einem wie ihm den Hals brechen könnte. Er ging zu den Schließfächern im Untergeschoss und nahm den kleinen, roten Schlüssel, den er mit dem Brief mitgeliefert bekam, und holte eine schwarz-blaue Sporttasche aus dem Fach, ebenso einen dicken Briefumschlag. Er öffnete ihn und zog einige Fotos empor. Das also war sein nächstes Opfer... gar nicht so hässlich, dachte er und steckte die Fotos wieder ein. Die ganze Tasche nahm er, ging zum Taxistand und fuhr zu seinem neuen Heim. Die Möbelpacker dürften sicherlich mit dem Einräumen schon so weit fertig sein.


    „Morgen...“, begrüßte Semir seinen Partner, als dieser ins Büro kam. Ben sah auf. „Ach, kommst du auch schon?“, lachte er und biss wieder herzhaft von der Banane ab. „Hey, ich habe eine Frau... Ich kann es mir leisten zu spät zu kommen.“, erwiderte er grinsend. „Nein, das können sie nicht.“, kam es dann hinter Semir vor. Sofort drehte er sich um und sah in die Augen von Kim Krüger. „Chefin... ich ...“, fing er an, doch sie hob nur die Hand. „Würden die Herren mal bitte in mein Büro kommen.“, bat sie und beide Kommissare sahen sich nur an. „Was kann sie von uns wollen?“, fragte Ben und schmiss die leere Bananenschale in den Papierkorb. „Keine Ahnung, aber es kann nicht um unsere Wagen gehen. Wir haben seit drei Wochen keinen mehr zu Schrott gefahren.“, erwiderte Semir. „Hm, dann wird es aber mal wieder Zeit, oder?“, lachte Ben und ging mit Semir ins Büro der Chefin. „Setzen sie sich bitte.“, forderte sie und bot den beiden Kommissaren einen Platz an.


    „Chefin...warum so ernst? Die Wagen sind alle heil...“, versuchte Semir einen Scherz zu machen, doch Kim schien nicht darauf einzugehen. „Es geht um eine andere Angelegenheit... Wir haben in Kürze die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton hier und ich wurde ersucht Drei meiner besten Leute zu schicken. Sie werden die Dame über die Autobahn geleiten und für ihren Schutz sorgen. Ich muss Ihnen nicht sagen, dass es hierbei vor allem auf Diskretion ankommt. Also keine Verfolgungsjagden und vor allem keine Unfälle. Sie wird am Donnerstag in Köln-Bonn ankommen und die amerikanische Botschaft besuchen. Anschließend eine ehemalige amerikanische Kaserne in Köln. Sie wird also genau in unserem Bereich sein. Ich muss Sie, denke ich mal, nicht darauf hinweisen, worauf es ankommt.“, erklärte Kim sachlich. Semir sah Ben an. „Okay... kein Problem. Wir werden die Firstlady beschützen. Aber wer macht unsere Arbeit hier?“, wollte Ben wissen. Kim lächelte leise. „Ich denke, die Verbrecher werden sich mit Herzberger und Bonrath begnügen müssen. Und damit es auch richtig verstanden ist, werde ich Sie beide begleiten.“, gab Kim kühl zurück. „Oh...ein Einsatz mit Ihnen....ich freu mich.“, lachte Ben Kim sah ihn strafend an. „Herr Jäger... es gibt einen konkreten Verdacht, dass wir mit einem Anschlag auf Frau Clinton rechnen müssen und anlässlich dessen halte ich es nicht für angebracht, darüber zu lachen.“, sagte sie beherrscht. „So hat er es auch gar nicht gemeint. Müssen wir Frau Clinton am Flughafen abholen?“, wollte Semir wissen. „Nein....das übernimmt die Bundeswehr und Der Ministerpräsident von NRW. Wir müssen lediglich die Autobahn von Bonn nach Köln und umgekehrt sichern.“, erklärte Kim noch einmal. „Ich nehme an, Sie fahren bei der Firstlady mit?“, grinste Semir. „Nein...ich fahre meinen eigenen Wagen und sie ist nicht die Firstlady, sondern die Außenministerin...“, berichtigte Kim ihn.


    Andrea brachte Aida in den Kindergarten und fuhr anschließend zu ihrer Arbeitsstätte. Wie der neue Nachbar wohl spielte? War er ein Vollblutmusiker oder eher ein Hobbymusiker? Sie bemerkte, wie ihre Gedanken dahin gingen, den neuen Nachbarn zu besuchen und ihn zu fragen. Semir kam eh immer später. Er lebte regelrecht für seine Arbeit. Die Familie war bei ihm zweitrangig. Und das, obwohl sie doch ein weiteres Kind von ihm unter dem Herzen trug. Im vierten Monat war sie nun und alles war bestens. Semir war ein sehr liebevoller Mann, wenn er dann daheim war. Wenn....! dachte Andrea. Sie spürte, wie sie anfing darüber nachzudenken, ob sie mit Semir die richtige Wahl des Mannes fürs Leben getroffen hatte. „Frau Gerkhan?“, riss sie einer der Jugendlichen, die sie betreute aus den Gedanken. „Hallo Leon...“, lächelte sie etwas nervös. „Ist alles klar? Sie sehen so nachdenklich aus. Wo ist denn ihr tolles Lachen geblieben?“, fragte der knapp 19jährige. Andrea schmunzelte. Der Junge hatte so ziemlich alles Schlechte im Leben erlebt, was man nur erleben konnte. Er hatte ihr alles anvertraut und machte gerade seine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Andrea war stolz auf ihn. „Oh...manchmal geht es nicht ohne Gedanken... hast du etwas auf dem Herzen?“, wollte sie sofort wissen. Auch sie blühte in ihrem Job auf. Für sie war es eine großartige Bestätigung alles richtig gemacht zu haben, wenn sie den vorbestraften Jugendlichen erfolgreich geholfen hatte Fuß zu fassen. „Tun Sie es nicht.... Sie sehen immer so toll aus, wenn Sie lachen...“, kam das Kompliment von Leon. Andrea lachte leise. „Danke .... das muntert mich auf.“, nickte sie. „Haben Sie Ärger mit Ihrem Mann?“, wollte Leon wissen. „Nein... nicht wirklich... ist alles in Ordnung...wirklich...“, wiegelte Andrea ab.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • André Schaller bezog sein Haus. Er hatte es sich nur für diesen Job gekauft. Eine noble Gegend, ein nobles Haus. Die Nachbarschaft nicht unmittelbar neben sich. Hier konnte man leben. Er ließ alle Möbel aufstellen und sogar den Flügel. Das war ein kleiner Tick von ihm. Und er konnte sogar darauf spielen. So ganz ohne Nutzen war die Ausbildung in der klassischen Musik ja dann doch nicht gewesen. „Hoffentlich stört den Nachbarn mein Spielen nicht. Aber es hilft mir meine Gedanken zu sortieren und mich auf meinen Auftrag vorzubereiten.“, dachte er nur. Er sah aus dem Fenster in den Garten hinaus. Eigentlich ein schönes Fleckchen Erde, dachte er und ging in den zweiten Stock. Dort war noch eine kleine Terrasse, auf der er sein kleines Teleskop aufstellte und so die ganze Umgebung doch in relativ harmlosem Blick hatte. Er stellte sich an sein Fernrohr mit Stativ und ließ es einmal durch die Nachbarschaft kreisen. Da es aber noch Arbeitszeit war, konnte er nur einzelne Kinder mit den Haustieren in den jeweiligen Garten beobachten oder die jungen Mütter mit ihren Neugeborenen auf den Arm. Plötzlich verharrte er beim Nachbarhaus. Scheinbar war da gerade die Frau des Hauses nach Hause gekommen. „Na, aber hallo.“, pfiff er nur und stellte das Objektiv etwas schärfer und fuhr die Linse weiter aus. Er sah, wie die Frau mit großen Tüten in die Küche kam, diese abstellte und sich dann rührend um ihre kleine Tochter kümmerte. Ob sie verheiratet war, dachte er nur und ging dann wieder ins Haus, als sein Telefon klingelte. „Ja?“, meldete er sich nur, als er das Handy aus dem Jackett befreit hatte. „Sie ist auf dem Weg. Mach dich fertig.“, hörte er nur eine verzerrte Stimme und dann war es wieder still in der Leitung. Mit hochgezogener Augenbraue steckte er sein Handy ein und nahm seinen Koffer und ging zu seinem Wagen, ein unauffälliger, dennoch schneller Wagen und brauste die Straße hinunter.


    Semir, Ben und Kim fuhren zum Parkplatz vor der Ausfahrt zum Flughafen. Ab hier sollten sie den Konvoi der amerikanischen Außenministerin begleiten. Ben und Semir sahen dem Ganzen eher mit gelangweiltem Blicken entgegen. „Hm, das ist sie also.“, meinte Ben, als die Limousine mit zwei Begleitfahrzeugen des BKA und der Bundespolizei auf den Parkplatz rollte. „Tja, dann wollen wir mal unseren Job machen.“, meinte Semir und kletterte von der Motorhaube, setzte sich dann hinter das Steuer seines geliebten BMWs und startete den Wagen, als Ben sich endlich neben ihn gesetzt hatte. „Und, wie geht’s bei euch zu Hause?“, wollte Ben plötzlich wissen. „Nu ja, was soll schon sein? Wir lieben uns und ansonsten führen wir ein normales Eheleben.“, erwiderte Semir und sah Ben an. Dieser zog die Augenbraue hoch. „Semir, das hört sich langweilig an. Habt ihr keine Spontaneität in eurem Eheleben? Fahrt doch mal über das Wochenende weg... nimm dir mehr Zeit für deine Frau.“, meinte Ben und sah Semir dabei mit spitzbübigem Gesicht an. „Ben... du verstehn... ich nicht genug Geld haben, um mit Frau jedes Wochenende wegzufahren. Man, wie soll ich denn das machen? Mein zweites Kind ist jetzt auf dem Weg. Ich brauch das Geld, das ich hier verdiene.“, zischte Semir und sah grummelnd auf die Straße. „Schon klar... Man Semir, es reicht doch schon, wenn du deiner Frau ab und zu einen Strauß Blumen mitbringst oder ihr einfach sagst, dass du sie liebst.“, erwiderte Ben. „Bist du jetzt unter die Eheberater gegangen.“, kam es nur schnippisch von Semir zurück und dieser achtete weiter auf die Straße. Sie waren der letzte Wagen in der Kolonne. Die Chefin fuhr vor der Limousine und keiner ahnte von dem Unheil, dass gleich über sie hineinbrechen sollte.


    André hatte sich auf eine kaum benutzte Fußgängerbrücke gelegt und aus seiner Tasche das Präzisionsgewehr mit der Vollmantelmunition genommen und zusammengebaut. Er war einer der besten Schützen und konnte seine Attentate sehr erfolgreich durchführen. Nun war sie dran. Er legte das Magazin ein, schloss den Hahn und zielte genau. Er musste nur den Reifen treffen. Bei dieser Geschwindigkeit sicherlich kein Problem. Er zielte und ließ das Gewehr wandern. Sein Schusskanal war genau richtig und er zog den Hahn durch. Getroffen. Der Reifen wurde in Fetzen gerissen und durch sein Zielfernrohr konnte er sehen, wie der Wagen ins Schliddern geriet und langsam die Kontrolle verlor. Das war's, dachte er und packte zusammen. Mit schnellen Schritten und quietschenden Reifen verließ er den Ort seines Verbrechens. Der Wagen scherte nach links aus und dann wieder nach rechts, dann verlor er völlig die Kontrolle und überschlug sich seitlich, die hinteren Fahrzeuge der Kolonne versuchten noch auszuweichen, doch sie rasten in den Wagen hinein und schoben ihn noch einige Meter weiter, bis auch sie zum Stehen kamen. „Shit.“, stieß Semir aus, brachte seinen Wagen quer auf der Fahrbahn zum Stehen und hechtete aus der Tür, Ben tat es ihm gleich und sofort rannten sie zum Wagen der Chefin. „Ben, kümmere du dich um die Clinton.“, schrie er zu seinem Partner und sah dann den Haufen Blech, der mal der Wagen von Kim war. Mit weit aufgerissenen Augen blieb er davor stehen und sah in die Kabine hinein, doch die Chefin war nicht mehr drin. „Chefin?“, rief er und hörte dann ein leichtes Stöhnen und sah Kim mit wankenden Beinen hinter ihrem Auto hervorkommen. Sie hatte sich scheinbar nichts Ernsthaftes getan. Nur die Stirn war durch eine Platzwunde entstellt und Schrammen und Abschürfungen waren zu sehen.


    „Sind Sie in Ordnung?“, fragte Semir und sah sie prüfend an. „Ja...ich glaub schon… Mein Kopf…Gott was war das denn?“, stieß Kim leise aus. Langsam von Semir gestützt ging es zum BMW. „Setzen Sie sich, ich rufe einen Arzt!“, gab Semir bekannt. „Ich brauche keinen Arzt…ist der Reifen geplatzt?“, wollte sie wissen. Ben, der sich den Reifen näher betrachtete, kam zu ihnen. „Sieht so aus, nicht wahr? Aber da hat jemand nachgeholfen… hier!“, sagte er und zeigte eine kleine Patrone. „Es wurde auf den Wagen geschossen?“, harkte Kim erstaunt nach. „Ja…Kaliber 45 würde ich sagen.“, erklärte Ben. „Also war es eigentlich ein Anschlag auf Clinton?“, kam die nächste Frage von Kim. „Sieht ganz so aus, es sei denn Sie hätten einen Feind der Ihnen den Tod wünscht…“, dachte Semir laut nach. Kim schüttelte den Kopf „Ich doch nicht. Was ist mit den Anderen? Ist da jemand verletzt?“ „Nein…nur Blechschaden.. Chefin…wie ich schon immer sage… ich bin nicht immer Schuld, wenn es kracht. Sie sehen ja selbst wie schnell das geht…“, meinte Semir sachlich. Kim nickte. Sie schloss die Augen. Ihr Kopf tat schrecklich weh. Semir bemerkte es natürlich sofort. „Chefin? Sie sind sehr blass.“, gab er zu bedenken. „Mein Kopf…er dröhnt…mir ist schlecht…“, kam von Kim. Der Notarzt kam und untersuchte sie sporadisch. „Klink! Gehirnerschütterung und Schleudertrauma ist so schon klar. Wir müssen andere Schäden ausschließen…“, gab er bekannt und ließ Kim auf die Liege im Krankenwagen sitzen. „Semir…Ben… kümmern Sie sich bitte um Frau Clinton…“, sagte sie noch und dann schlossen sich die Türen des Notarztwagens, der sofort Fahrt aufnahm und in Richtung Köln abfuhr. Ben trat an Semirs Seite. „Tja…dann wollen wir mal unsere englischen Kenntnisse auffrischen.“, grinste er.

  • Andrea ging mit Aida auf die Terrasse. „Hier meine Kleine… kannst du etwas spielen.“, sagte sie zu Aida und gab ihr den kleinen Puppenwagen. Aida spielte sehr gern Mama und Kind. „Mama….Aida…“, brabbelte die Kleine. „Ist ja richtig niedlich die Kleine…“, hörte Andrea einen Mann von der Seite sagen. „Ja…sie ist mein Augenstern…“, lächelte Andrea stolz. „Sehr schön….ich bin der Neue…also hier in der Nachbarschaft… André Schaller…“, stellte sich der Mann vor. Andrea lächelte und ging zu ihm. „Andrea Gerkhan… nett, Sie kennen zu lernen.“, gab sie zu. „Sie wohnen allein in dem großen Haus?“, harkte sie nach. „Nun ja… ja… ich bin allein. Meine Musik wohnt mit mir und das ist im Augenblick ausreichend. Mann muss ja nicht gleich heiraten… und Sie?“, lächelte André. „Ich bin verheiratet und erwarte mein zweites Kind. Mein Mann ist sehr beschäftigt…“, erklärte sie. „Oh…Vertreter?“, wollte André wissen. „Ja…wenn Sie es so sehen…dann ist er ein Vertreter.“, lächelte sie zurück. Sie wusste nicht warum, aber sie verschwieg dem ziemlich neugierigen Nachbarn dass ihr Mann Polizist war. Noch musste er es ja nicht wissen. „Was machen Sie denn beruflich?“, harkte sie nun nach. Immer wieder sah sie zu Aida die ganz friedlich ihr Baby badete und fütterte. „Ich bin Dienstleister…wenn sie so wollen.“, gab André von sich. „Dienstleister…. Aha… und was für einen Dienst?“, wollte Andrea wissen. Sie unterhielt sich sehr angenehm mit diesem Mann. Seine Stimme war sehr herzlich und warm. „Nun…sagen wir mal so…ich löse die Probleme der Anderen…“, lachte André geheimnisvoll. Andrea sah ihn an. Dieser Mann bekam ein süßes Grübchen in den Mundwinkeln wenn er lachte.


    Kim wurde eingehend untersucht. „Und was ist?“, wollte sie anschließend wissen. „Nun….gebrochen ist nichts… Aber Sie sollten sich für heute und morgen ins Bett legen. Schleudertrauma und Gehirnerschütterung. Ihre Herren müssen für eine kurze Weile wohl ohne Sie auskommen.“, gab Dr. Wintherhub von sich. Kim nickte. „Mir ist schlecht…ich werde mich abholen lassen und dann zuhause bleiben…“, erklärte sie. „Sie können auch hier zur Überwachung bleiben. Es wäre mir ehrlich gesagt sogar lieber…“, kam von dem Arzt. Kim sah ihn an. „Aber ich habe doch gar nichts mit… kein Pyjama, keine Hygieneartikel.“, gab sie zu bedenken. „Das ist nicht weiter schlimm. Lassen Sie sich was bringen. Für heute haben wir alles für Sie bereit.“, war die Antwort. Kim nahm das Angebot an. Im Gegensatz zu Ben und Semir ließ sie es nicht unbedingt darauf ankommen zusammen zu brechen. „Keine Sorge, Frau Krüger. Morgen können wir sie wieder entlassen.“, meinte der Arzt und ließ sie dann alleine. Sie blieb gleich auf dem Bett sitzen, griff zum Telefon und rief Susanne an. „Susanne... Krüger hier. Hören sie, ich brauche unbedingt einige Sachen aus meiner Wohnung. Meinen Pyjama, meinen Morgenmantel und meine Schminktasche. Könnten sie das für mich holen bitte? Ach, und sagen sie Semir, dass vorerst er die Station leitet. Allerdings nur für drei Tage.“, bestimmte Kim und legte dann, nach einer Zustimmung von Susanne wieder auf. Sie sah auf ihre Hand, über deren Handrücken eine dicke Schramme verlief. Sie zitterte leicht und je mehr sie versuchte, die Hand ruhig zu halten, desto stärker wurde das Zittern.


    Ben und Semir geleiteten Hillary Clinton in ihrer Limousine zu ihrem Zielort und fuhren dann Richtung Station zurück. „Also, was haben wir? Die Kugel, die in Frau Krügers Wagen einschlug und den Reifen verfetzte.“, fing Semir an aufzuzählen und Ben nickte zustimmend. „Hm, ist bereits bei Hartmut, der kann uns morgen aber erst näheres sagen.“, präzisierte Ben. „Dann die Attentatsdrohung. Der Sekretär meinte, sie kam per Email an Miss Clinton.“ „Ich glaub kaum, Semir, dass uns die Amerikaner in ihre Akten Einsicht nehmen lassen. Die wollen den doch nur finden und nach Cuba verfrachten.“, meinte Ben mit bissigem Ton. „Ich hoffe es doch, ansonsten kann ich sehr, sehr ungemütlich werden.“, funkelte Semir mit seinem Augen und Ben musste sich anhalten, um das Lachen zu unterdrücken. „Klar... apropos ungemütlich... was willst du nun zur Aufpäppelung deines Ehelebens unternehmen?“, wollte Ben dann wissen. „Hör mal, das geht dich nichts an, du Single.“, lachte Semir nur und Ben grinste ihn nur an. Er wusste, dass er es sowieso erfahren würde, wenn etwas schief läuft in Semirs Privatleben. Er war und wird auch immer ein Sturkopf bleiben. Zurück in der Station wollten Ben und Semir zur Chefin, doch Susanne hielt sie auf. „Die Chefin fällt die nächsten drei Tage aus.“, meinte sie. „Was? Sie bleibt im Krankenhaus?“, staunte Semir, denn er wäre noch gleich am Unfallort wieder von der Trage gesprungen. „Ja, ich hol ihr nachher ein paar Sachen aus der Wohnung und du sollst die nächsten drei Tage den Chef mimen.“, erwiderte die Sekretärin. „Was? Semir als Chef? Das wird grausam.“, murrte Ben nur und bekam einen bösen Blick seines Kollegen zugeworfen. „Tja, wenn das so ist... Dann werde ich für heute mal Feierabend machen.“, lachte der Deutschtürke und Ben und Susanne sahen ihm nur nach. „Toll jetzt haben wir die nächsten drei Tage hier einen Napoleon rumlaufen.“, knurrte Ben und Susanne lachte ihn an. Wie recht Ben aber doch behalten sollte.


    Semir fuhr zum nächsten Blumenladen und kaufte Andreas Lieblingsblumen. Ben hatte irgendwie doch Recht. Im Moment gab es nur Arbeit, Arbeit, Arbeit in Semirs Leben. Das wollte er nun ändern. Wenn dieser Fall abgeschlossen war... wie oft hatte er sich das schon vorgenommen. Immer die gleichen Worte... wenn dieser Fall abgeschlossen war. Manchmal fragte er sich, warum Andrea bei ihm blieb, wenn er nie zu Hause war. Er parkte seinen BMW in der Auffahrt und schloss die Haustür auf. „Andrea... Schatz, ich bin zu Hause.“, rief er durch das Haus, doch er bekam keine Antwort. „Andrea?“, rief er erneut, doch dann hörte er ein Kichern, dass er sofort seiner Frau zuordnete, doch auch ein dumpfes Lachen. Diese Stimme kannte er nicht. Sofort ging er geradewegs ins Wohnzimmer und dem Lachen nach. Wer auch immer hier war, keiner lachte mit seiner Frau. „Guten Abend…Störe ich? Soll ich wieder gehen?“, fragte er bissig. Andreas Kopf ruckte herum. „Semir!! Schön das du endlich zuhause bist. Unser neuer Nachbar… André Schaller.. André das ist mein Mann…Semir Gerkhan…“, stellte Andrea ihn vor. Nur argwöhnisch reichte Semir dem Mann die Hand. „Was hast du denn da?“, fragte Andrea und sah hinter den Rücken ihres Mannes. „Der…ist für dich…“, sagte er und drückte Andrea den Blumenstrauß in die Hand. „Whow… der ist so schön…womit hab ich den denn verdient?“, wollte sie wissen. Semir lächelte nur und dachte gleichzeitig, das wüsste ich auch gern. Am liebsten hätte er sofort gefragt, was zwischen ihr und André lief. Doch er riss sich zusammen. „Hast du Hunger?“, fragte Andrea als sie aus der Küche kam und die Vase mit dem frischen Blumen auf den Tisch stellte. „Ja gern…können wir mal kurz in die Küche?“, bat er. Andrea sah ihn etwas irritiert an. „Ja sicher…“, nickte sie und ging vor Semir in die Küche.

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  • „Kannst du mir mal verraten was das soll? Ich will mit dir einen gemütlichen Abend machen, nach einer langen stressigen Zeit und du vergnügst dich direkt mit dem neuen Nachbarn?“, fauchte er sie leise in der Küche an. „Semir….ich vergnüge mich nicht, ich unterhalte mich… das ist alles. Er ist sehr nett, aber er ist nicht mein Typ…bist du etwas eifersüchtig?“, wollte Andrea wissen. „Bin ich nicht!! Aber ich mag es nicht, wenn du …“, versuchte Semir und kramte vergeblich nach dem Wort was er meinte. „Semir! Ich habe mich lediglich unterhalten. Und das auch erst seit knapp zehn Minuten. Was machst du denn so einen Aufstand?“, wurde nun auch Andrea lauter. „Ich machte überhaupt kein Aufstand….!!!“, verteidigte Semir sich sofort. Andrea schloss die Augen und hob die Arme kurz an. „Okay… wir beruhigen uns jetzt und werden unseren Gast freundlich hinaus bitten… Und danach werden wir uns unterhalten.“, sagte sie gepresst. Semir sah sie an. „Rauswerfen? Wo bleibt denn die Gastfreundschaft? Das können wir nicht machen!!“, behauptete Semir nun. Andrea rollte die Augen. „Was willst du eigentlich? Du willst nicht, dass ich mit ihm spreche und lache, du willst nicht pünktlich Feierabend machen, du willst nicht mit mir allein sein, du willst nicht…“, zählte Andrea wütend auf. „Hey…gut jetzt!! Du weißt genau, dass ich als Polizist nicht immer pünktlich Feierabend machen kann!! Die Verbrecher halten sich nämlich nicht an einen Acht-Stunden-Tag!! Die machen auch nachts weiter!!“, schrie Semir zurück. Die Beiden bemerkten nicht, dass ihnen jemand bei dem Streit zuhörte.


    André war eigentlich nicht neugierig, aber der Mann von Andrea schien nicht begeistert gewesen zu sein, dass sie Besuch hatte. Er spürte die Kühle der Begrüßung sofort. So wunderte er sich auch nicht, als der Mann von Andrea mit ihr in die Küche ging. Doch die Unterhaltung wurde lauter und André war aufgestanden. Er zuckte zusammen, als er hörte dass der Ehemann seiner Nachbarin ein Polizist war. Doch vielleicht konnte man das auch als Vorteil nutzen. Er musste nur Andrea noch etwas bearbeiten. Was er bisher mitbekommen hatte deutete darauf hin, dass der Mann doch ziemlich eifersüchtig war. Und das ließ sich keine Frau wirklich gefallen. „Ähm…entschuldige Andrea, aber ich denke es ist besser wenn ich jetzt gehe…ich störe doch scheinbar.“, sagte er vorsichtig. Die Köpfe der beiden Streithähne wandten sich ihm zu. „Ja…ist besser ich bringe dich zur Tür…“, sagte Andrea, doch der Mann ging dazwischen. „Das mache ich!!“, fauchte er wütend und drängte André regelrecht zur Tür. André war nicht ganz aus der Tür, als sie zuschlug. Tadelnd schüttelte er den Kopf. Was für ein Armleuchter… so eine tolle Frau und der Mann wusste es nicht zu würdigen.


    „Semir, das war sehr unhöflich von dir.“, kam es sofort von Andrea, als Semir zurück ins Wohnzimmer kam. „Unfreundlich? Meine Frau lacht mit einem fremden Kerl auf meiner Terrasse und ich bin unfreundlich?“, fauchte er sie sofort an. Andrea sah ihn erbost an. „Hör mal, das ist unser neuer Nachbar... du solltest deine Eifersucht etwas mehr unter Kontrolle halten. Und außerdem, wenn du öfters zu Hause währest, dann würde unsere Tochter auch mehr von uns haben. Ich sage dir nur eins, Semir Gerkhan. Wenn unser zweites Kind da ist und du noch immer dieses Arbeitspensum an den Tag legst, dann...“, drohte sie mit erhobener Stimme. „Was dann?“, wollte Semir herausfordernd wissen und stellte sich vor seine Frau. Doch das hätte er besser nicht getan. „Dann kannst du dir eine neue Familie suchen.“, schrie sie und verschwand nach oben, ließ Semir mit offenem Mund im Wohnzimmer stehen. Dieser wusste nicht, was er sagen sollte, als er diese Worte von seiner Frau, seiner eigenen Frau hörte. Und wieder waren sie beim Streiten. Konnten sie auch ein Mal, ohne, dass sie sich anbrüllten? Semir sah die Treppen hoch, ging zur ersten Stufe und setzte an, um nach oben zu gehen. Doch sofort machte er wieder auf der Treppe kehrt, zog sich seine Schuhe an und verließ das Haus. Den Wagen ließ er stehen. Er brauchte jetzt frische Luft um einen klaren Kopf zu bekommen. Die Worte hatten sich wie ein heißes Eisen in seinen Kopf gebrannt. Würde Andrea ihre Drohung wahr machen? Arbeitete er wirklich zu viel?


    Ziellos lief er durch die Straßen und warf immer wieder einen Blick in die Häuser, an denen er vorbei kam. Hier wohnten die Hennings, sehr nette Leute und gerade frisch verheiratet. Der Mann war Arzt und auch in der Situation von Semir. Das erste Kind war schon da und die Frau schien, so hatte es Andrea mal erzählt, auch zu Hause zu bleiben. Warum klappte es dort und nicht bei ihnen? Nach einem kurzen Verweilen ging er weiter die Straße entlang und stand irgendwann am Wasser. Hier war er öfters und hier wollte er später immer mit seinem Sohn hin, angeln oder einfach nur Steine über die Oberfläche springen lassen. Was, wenn Andrea ihn wirklich verlassen würde? War ihre Liebe nicht für ewig bestimmt? Aber, das hatten sie sich doch bei der Hochzeit geschworen... für immer und ewig, bis, dass der Tod sie scheidet. Nein, Semir durfte es nicht so enden lassen. Er musste sich und seine Eifersuchtsattacken besiegen. Aber wie brachte man einem Bullen bei, nicht mehr misstrauisch zu sein? Egal, Semir musste es versuchen und er wollte es versuchen. Schon um seine Ehe und seine beiden Kinder zu retten. Gleich morgen würde er zu Kim ins Krankenhaus gehen und mit ihr über eine geregelte Arbeitszeitstelle reden. Was, wenn er sich in den Innendienst versetzen ließe? Das hatte er immer zu Andrea gesagt, um sie nach gefährlichen Abenteuern zu beruhigen. Doch würde er das wirklich machen? War Semir wirklich bereit dazu, seinen geliebten Job für seine große Liebe aufzugeben?

  • André stand am großen Fenster in seinem Schlafzimmer und schaute auf die Straße. Er sah, wie der Mann von Andrea, Semir hieß er, die Straße mit wutgeladenem Bauch entlang ging. Das hatte ihn gerade noch gefehlt. Sein neuer Nachbar war einer dieser Gesetzesfanatiker. Toll, dachte er sich, aber das konnte er durchaus zu seinem Vorteil ausnutzen und das würde er auch definitiv machen. Aber erstmal würde er sich mit den beiden so weit es möglich war anfreunden und dann, wenn sie von ihm nicht mehr von Nutzen waren, aber bisher hatte jeder Mensch einen Nutzen erfüllt, auch wenn André dies etwas anders auslegte. Lächelnd ging er zum Klavier zurück, ließ sich auf seinen Schemel fallen und nahm ein Notenblatt aus seiner Sammlung. Hm, Bach machte sich eigentlich immer gut. Die Toccata mit Fuge... das war das Stück, was ihm eigentlich immer am Besten für einen Auftrag aufputschte oder ihn von der vollendeten Arbeit wieder auf den Boden holte. Gerade, als er zum Spielen angesetzt hatte, die ersten Töne und Takte mit seinen Fingern aus den Saiten des Flügels gezaubert hatte, klingelte sein Handy. „Ja Schaller?“, meldete er sich, ohne von seiner Musik abzulassen. Doch, als er die metallene Stimme hörte, lösten sich sofort seine Finger wieder von der Musik. „Sie haben ihren Auftrag nicht ordnungsgemäß ausgeführt. Wir sind sehr unzufrieden mit ihnen.“, kam es schnarrend durchs Telefon. „Moment mal... ich habe geschossen. Sie kann gar nicht überlebt haben. Das ist nicht möglich. Sie müssen sich irren.“, stotterte der junge Mann und saß schlagartig gekrümmt am Flügel. „Ausflüchte. Sorgen sie dafür, dass sie ihren Auftrag ausführen oder wir finden einen anderen, der erst die Frau und dann sie ausknipst.“, kam es von der Metallstimme. Dann war es still in der Leitung. André hielt das Handy nur noch in der Hand und merkte gar nicht, dass es inzwischen auch unten an der Tür geklingelt hatte.


    Er kam aus den Gedanken und hechtete die Treppen hinunter zur Tür. Mit wundernden Augen erblickte er den Mann von Nebenan, der mit nachdenklichem, wehleidigem Gesicht vor seiner Tür stand. „Guten Abend…Herr Gerkan…“, lächelte er als er die Tür öffnete. „Herr ….“, fing der Nachbar an. „Schaller…André Schaller…“, kam von André. „Ich… ähm…also ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen…“, erklärte der Nachbar. André lächelte. „Kommen Sie rein…mögen Sie ein Bier?“, bot er an. Der Nachbar nickte. „Ja gern…also das eben… ich meine, ich wollte Sie nicht…“, erklärte er umständlich André grinste leicht. „Nur keine Sorge… Herr Gerkhan… Bei einer Frau wie Ihrer würde ich auch ausrasten. Ich beteuere jedoch, dass ich mich lediglich mit Ihrer Frau unterhalten habe…“, bestätigte André der den Mann wirklich verstand. Wieso bekamen die Bullen die schönsten Frauen? „Ich … nun ja… ich arbeite sehr viel und…“, redete Semir weiter. „Semir… ich darf Sie doch Semir nennen oder?“, wollte André wissen. Er machte sich den Streit zu Nutze. Vielleicht konnte eine Freundschaft zwischen ihm und Semir Gerkhan sehr nützlich sein. Und vielleicht konnte er ihn sogar dazu bringen … „Ja sicher… André… sagen Sie… was machen Sie beruflich?“, kam die Frage von seinem Nachbarn. Typisch Bulle….dachte sich André und nickte. „Ich bin Musiker…. Ich spiele zwar eher zum Leidwesen meiner Nachbarn mehr schlecht als Recht aber es lohnt sich zuzuhören. Nein… ich bin Dienstleister…. Oder eher gesagt Problemlöser…Für alle Fälle. Semir… wenn Sie meinen Rat hören möchten, dann lassen Sie Andrea nicht zu oft allein. Frauen kommen dann meist auf dumme Gedanken.“, riet er. Die Unterhaltung ging noch bis tief in die Nacht.


    Andrea stand am frühen Morgen auf. Semir lag auf der Couch. Traurig sah sie zu ihm. Was für ein blöder Streit…nur wegen dem Nachbarn… dachte sie und entschloss sich den ersten Schritt zur Versöhnung zu machen. Sie gab Semir einen Kuss und weckte ihn sanft. „Hey… Schatz… du musst aufstehen…“, sagte sie leise. Semir öffnete nur schwerfällig die Augen. „Andrea….ich liebe dich…“, kam verschlafen von ihm. Andrea nickte. „Ich weiß…komm, ich mach dir Kaffee…“, lächelte sie zufrieden. Ein Streit zwischen ihnen hielt meist nicht länger als wenige Stunden. Während Semir duschte, machte Andrea Frühstück und holte auch Aida an den Tisch. Wenig später verkündete Semir sein Vorhaben mit dem Innendienst. Andrea lachte leise. „Semir… das wirst du nie bringen. Du bist kein Schreibtischhengst und genau das liebe ich an dir. Nur versuche wenigstens um sechs daheim zu sein, oder am Wochenende. Ich will auch was von dir haben…“, bat Andrea und biss in ihr Brötchen. „Wo warst du denn gestern Abend noch nach dem Streit?“, wollte sie wissen. „Ich war bei André…ein sehr netter Mann…“, gab Semir zu. Andrea sah ihn an. „Was habt ihr denn gemacht?“, fragte sie erstaunt. „Nun…wir haben geredet und er hat mir, wenn du so willst, die Augen geöffnet. Deshalb ja auch das mit dem Innendienst...ich meine… ich vernachlässige euch wirklich und…“, erklärte Semir. Doch Andrea spürte genau, dass es nicht das war, was er wollte. „Semir… gestern was ich gesagt habe… ich meine mit dich verlassen und so…ich …es war dumm.. Ich liebe dich so wie du bist.“, lächelte sie und küsste ihn innig. Aida sah ihre Eltern an. „Mama…Papa…lieb…“, sagte sie leise. Die Beiden schauten auf die Dreijährige. „Ja… du hast Recht… Mama hat den Papa sehr lieb.“, lachte Andrea.


    Kim wurde gegen sechs geweckt. „Wie geht es Ihnen heute, Frau Krüger?“, fragte die Schwester. „Danke…es geht mir soweit gut… nur die Übelkeit, wenn ich mich aufrichte, aber sonst geht es.“, erklärte Kim. „Was ist mit Kopfschmerzen?“, kam die nächste Frage. „Die sind auszuhalten. Ich werde heute Nachmittag eh die Klinik auf eigener Verantwortung verlassen. Ich muss unbedingt wieder arbeiten und …“, sagte Kim. Die Schwester lächelte. „Sie sollten heute noch hier bleiben. Wenigstens noch den heutigen Tag. Morgen wird es sicher noch besser werden und dann können Sie eh nach Hause…“, meinte die Schwester nur. „Bitte, ich muss etwas tun.“, meinte sie und sah die Schwester an. „Der Arzt wird gleich da sein. Er kann entscheiden und nur er.“, lächelte sie vielsagend und verließ dann das Zimmer. Kim ließ sich ins Kissen zurückfallen und sah zur Decke hoch. Doch da klopfte es an der Tür. Kim drehte den Kopf und sah zwei grinsende Gestalten in der Tür stehen. „Na Chefin, wie geht’s ihnen?“, wollte Ben wissen und hielt einen kleinen Blumenstrauß in der Hand. Semir stand daneben und hatte eine Schachtel Konfekt in der Hand. „Sind die für mich?“, wollte die Chefin mit überraschter Stimme wissen und richtete sich auf. Ben und Semir nickten und kamen näher ans Bett. Sie übergaben die Sachen an Kim. „Wie geht es ihnen, Chefin?“, wollte Semir wissen und sah Kim mit besorgtem Gesicht an. „Es geht. Ich hoffe, dass ich gleich entlassen werde.“, erwiderte sie. „Chefin, das ist aber nicht gut. Sie sollten sich richtig auskurieren, bevor sie zu der Truppe zurückkommen.“, meinte Ben und Kim sah ihn grinsend an. „Das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder? Sie selbst springen von jeder Trage eines Krankenwagens noch ehe der Arzt ihre lädierten Wunden versorgt hat und da sagen sie mir, ich soll mich auskurieren?“, lachte sie und sah auf, als der Arzt reinkam.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „So, Frau Krüger, ihre Werte...“, fing er an und sah auf das Klemmbrett vor sich. „Ihre Werte sind recht gut. Ich werde jetzt noch den Blutdruck messen und dann denke ich, dass sie nach Hause können.“, gab Dr. Winterhub bekannt und sah auf, nahm das Messgerät aus seiner Tasche und setzte es an Kims Arm an. Er pumpte die Armbinde auf und maß den Druck des Blutes, dann entließ er die Luft wieder und sah sie an. „Blutdruck ist normal.“, verkündete er und nahm dann noch seine kleine Taschenlampe in die Hand, leuchtete in die Pupillen der Chefin. „Wie fühlen sie sich denn? Die Schwester sagte, dass sie noch Kopfschmerzen und Übelkeit verspüren.“ „Das stimmt, aber das geht schon. Kann ich dann gehen?“, wollte sie wissen und warf die Decke zurück. „Moment, Moment, Frau Krüger. Es ist wirklich besser, wenn sie wenigstens noch bis morgen unser Gast blieben.“, mahnte der Arzt und sah die beiden Besucher an. „Ihre Kollegen sind sicher auch ganz froh, wenn sie mal einige Tage noch Ruhe vor ihnen haben, könnte ich mir vorstellen.“, lachte er und Ben und Semir mussten schmunzeln. Kim sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Könnten sie uns einen Moment alleine lassen.“, bat die Chefin und der Arzt nickte nur. „Was haben sie herausgefunden?“, wollte Kim wissen und zog sich die Decke weiter über die Beine. Grinsend sahen Semir und Ben zu ihr, zogen sich dann zwei Stühle heran und setzten sich ans Bett ihrer im Krankenhaus bleibenden Chefin.


    „Wir konnten nicht wirklich viel herausfinden. Hartmut untersucht das Projektil noch und die Amerikaner haben uns noch keine Akteneinsicht gewährt.“, meinte Semir und sah zu Ben, der verächtlich auflachte. „Semir, du glaubst doch nicht wirklich, dass sie uns wirklich Einsicht gewähren? Das sind die stursten Hunde, die ich je gesehen habe.“, schnaubte er und verschränkte die Arme. „Gut, dann machen sie mit der Waffe weiter. Gehen sie alle Register durch und finden sie heraus, was es für eine Waffe war und welche Profikiller diese Waffe benutzen.“, gab die Chefin bekannt und die Kommissare nickten, verließen dann das Zimmer und machten sich an die Arbeit. Während Ben und Semir den Gang des Krankenhauses hinuntergingen, sah Semir sehr nachdenklich auf den Boden. „Semir, wenn du laut denken würdest, wäre das echt ein Vorteil.“, knurrte Ben leicht und sah zu seinem Partner hinüber. „Ich glaube, dass die amerikanische Ministerin nicht das eigentliche Ziel des Killers ist.“, murmelte er und sah zu Ben an. Beide blieben stehen. „Du glaubst, er hatte es auf einen anderen abgesehen?“, kam es erstaunt von Ben. „Wäre doch möglich. Denk doch mal nach. Ein Profi schaltet doch sein Opfer direkt aus. Warum hat er dann nicht auf die Limousine geschossen?“, wollte Semir wissen. „Äh... weil das eine gepanzerte Limousine ist. Selbst die Reifen sind aus einem Spezialgummi, der nicht zerschossen werden kann. Er musste einen anderen Wagen ausschalten, um die Limousine in einen Unfall zu verwickeln.“, erklärte Ben. „Halte mich für verrückt, aber ich glaube dennoch, dass ein anderer gemeint war.“, erwiderte Semir und Ben lachte auf. „Aha, dein Bauch mal wieder ja? Komm, alter Mann, wir gehen Mittagessen.“, lachte der junge Hauptkommissar.


    André stand an seinem Schreibtisch und spielte gefährlich mit seinem Brieföffner auf der Unterlage umher. Er war sich nicht sicher, was oder wie er nun weitermachen sollte. Irgendwie musste er an sein Opfer herankommen. Da kam ihm die Idee. Wieso spannte er nicht einen Ahnungslosen in sein Vorhaben mit ein. Aber wen? Wen konnte er für seine Zwecke missbrauchen? Es musste jemand sein, der unbemerkt an diese Person heran kam, ohne, dass es auffiel. Gut… dann musste er nun das Umfeld der Person herausfinden. Dort wird er sicher jemanden dazu überreden können, sich für seine Zwecke einspannen zu lassen. André lachte leise. Das riecht nach Arbeit…stöhnte er nur kurz in Gedanken. Doch er wusste genau, dass er ohne diese Arbeit nicht weiter kam. Er setzte sich an den PC und fing an diverse Seiten zu hacken. Das war eine seiner leichtesten Übungen und es dauerte nur wenige Augenblicke bis er auf der Seite war, wo er hin wollte. Hier erfuhr er alles was er wissen musste. Nach weiteren zehn Minuten stieß er auf die Personalakten und sah sie durch. Mit einem schelmischen und zufrieden wirkenden Grinsen verließ er die Seite wieder. Er hatte gefunden, was er suchte. Nun konnte nichts mehr schief gehen. In spätestens zwei Tagen würde dieser Job erledigt sein. Wie immer zur vollen Zufriedenheit seiner Kunden. Er überlegte sich den nächsten Schritt, denn sicher musste er seinen unfreiwilligen Mitarbeiter noch sehr eingehend überreden. Und das sollte bereits heute Abend anfangen.


    „Das war sehr gut…“, stieß Semir aus, als er das letzte Stück Schnitzel in den Mund steckte. Ben schüttelte den Kopf. „Semir… das waren Schnitzel und Pommes…was bitte ist daran gut? Ich meine, wenn es jetzt Schweinelendchen im Speckmantel mit einer leckeren Champignonsoße gewesen wäre okay.. aber das…nee… das muss nicht sein.“, grinste er. Semir sah ihn an. „Du hast es doch auch gegessen!!“, beschwerte er sich sofort. „Ja, aber nur, weil ich Hunger hatte... und weißt du was…jetzt gibt es noch Nachtisch…was möchtest du?“, wollte Ben wissen. „Einen Schokopudding mit Vanillesoße…“, gab Semir bekannt. Ben verschwand und kam nur kurz darauf mit der kleinen Leckerei wieder. „Sieht verdammt gut aus.“, nickte Semir und leerte die kleine Schüssel. Ben hatte einen Fruchtcocktail gewählt. „Du bist im Augenblick wohl auf deinem Gesundheitstrip was?“, lachte Semir. „Nein… aber nach dem Obst bleibt noch Platz für das hier…als Wegzerrung.“, grinste Ben und hob eine Rolle der Doppelkekse hoch, die er so liebte. „Du platzt bald aus allen Nähten, wenn du das süße Zeug in dich rein steckst… ich gebe dir noch drei Monate und dann kannst du nicht mal hinter einen schwerbehinderten Verbrecher her rennen.“, prophezeite Semir ihm. „Ha Ha…sehr witzig… dich hänge ich doch auch locker ab…“, konterte Ben und stand auf. „So…auf die Autobahn der Herr!“ lachte Semir und schon verschwanden die Beiden.

  • Kim packe ihre Sachen und entließ sich doch. Sie wolle arbeiten. Sie konnte nicht nur hier liegen und gar nichts tun. Das war nicht ihr Ding. Sie ließ sich ein Taxi kommen und zur PAST fahren. Die Köpfe ruckten herum als sie das Büro betrat. „Chefin!! Sie sind ja schon wieder raus! Wie geht es Ihnen denn?“, wollte Herzberger sofort wissen und nahm ihr den Koffer ab. „Danke…es geht… würden Sie mir den Koffer bitte ins Auto packen?“, bat sie ihm. „Ja sicher… selbstverständlich…“, nickte Herzberger und verschwand. Kim ging in ihr Büro. Die Post stapelte sich auf ihrem Schreibtisch und Susanne brachte die heutige gerade rein. „Wo sind Semir und Ben?“, wollte Kim wissen. „Sie sind auf Streife…werden sicher gleich reinkommen…“, lächelte Susanne. „Kann ich Ihnen noch was bringen?“, wollte sie wissen, als sie das Büro verlassen wollte. „Ja sehr gern…einen starken Kaffee wäre nicht schlecht…“, nickte Kim. Sie ließ sich in ihrem Stuhl zurück sinken und schloss die Augen. Vielleicht wäre sie doch lieber im Krankenhaus geblieben… Doch als sie so nachdachte hörte sie plötzlich einen lauten Knall… Eine Explosion. Sofort sprang sie auf und rannte raus auf den Parkplatz woher der Knall kam. Eine dunkle Rauchsäule stieg gen Himmel. Sie sah ihren kohlrabenschwarzen Wagen, der in Flammen stand und daneben, am Boden liegend, der große, beleibte Hotte, bewusstlos und mit einer großen Wunde im Bauchbereich. „Hotte.“, schrie Dieter aus und ging sofort zu seinem Freund. Kim stand wie angewurzelt da und sah auf den am Boden liegenden Kollegen. „Ruft doch jemand einen Krankenwagen.“, schrie Dieter zu den umher stehenden Kollegen und einige reagierten sofort. Siggi griff zu seinem Telefon und alarmierte die Rettung. Nur innerhalb von wenigen Minuten waren die Sanitäter vor Ort, untersuchten die Wunde des immer noch bewusstlosen Hotte. „Ein Metallsplitter steck in seinem Bauchbereich. Er muss sofort ins Krankenhaus und operiert werden.“, stieß er aus und winkte seine Sanitäter zu sich. Diese hievten Hotte auf die Trage und fuhren mit ihm und unter Polizeibegleitung ins Krankenhaus. Kim stand noch immer unter Schock. Ihr wurde schlagartig klar, wer nun mit dem Attentat auf der Autobahn gemeint war... Sie. Jemand wollte sie aus dem Weg räumen. Aber warum?


    Ben und Semir waren gerade von der Raststätte weg und auf Streifenfahrt, als Bens Handy klingelte. „Oh Hartmut... Hallo Hartmut, sag bitte, du hast was gefunden?“, meldete sich Ben mit gewohnt ungeduldigem Ton. „Sonst würde ich nicht anrufen.“, erwiderte der Techniker und lachte kurz auf. „Könntet ihr bitte zu mir in die KTU kommen.“, bat er. „Sind schon auf dem Weg.“, entgegnete Ben und legte auf. Semir sah kurz rüber zu seinem Partner, dachte aber nach, was er heute nach Feierabend machen würde. Sollte er den neuen Nachbarn zu einem Versöhnungsessen einladen? Das wäre an sich eine gute Gelegenheit, um ihn näher kennen zu lernen und um Andrea zu zeigen, dass Semir auch noch anderes kann, als arbeiten. „Semir? Hallo?“, holte ihn Ben zurück zu den Tatsachen. „Was?“, fragte dieser erschrocken und ertappt zur gleichen Zeit. Ben lachte schallend auf. „Wo warst du denn gerade? Auf dem Mond?“, fragte Ben nur. Semir sah ihn erbost an. Sonst war Ben es, der tagträumte und nicht Semir. „Ja, ja, lach du nur. Ich denke nur nach, was ich in meinem Eheleben verbessern kann.“, gab Semir zu. „Und da ist dir jetzt was eingefallen? Respekt, sonst brauchst du ja immer erst eine gedankliche Ohrfeige, um zu merken, dass etwas schief läuft.“, konterte der junge Hauptkommissar und wich Semirs Hand aus. „Nicht so frech, noch bin ich hier der Ältere von uns beiden.“ „Daran wird sich auch kaum was ändern.“, kam es wieder von Ben. „Grünschnabel.“, schimpfte Semir nur und schwieg für den Rest der Fahrt.


    Hartmut saß in seinem Labor und wartete schon geduldig auf die beiden Kommissare. „Hallo, da seid ihr ja endlich.“, lachte Hartmut und kam gleich auf Ben und Semir zugelaufen. „Hartmut, was hast du herausgefunden? Ich hoffe doch, es ist was gutes.“, meinte Ben gleich und ließ die Händen in seine Hosentasche verschwinden. „Nun sicherlich hab ich was.“, erwiderte er und ging mit Beiden zu seinem Computer, schaltete ihn ein und deutete auf den Bildschirm. „Das ist das Projektil von gestern morgen... und das...“, er deutete auf einen anderen Bildschirm. „...ist ein Vergleichsstück aus der Asservatenkammer. Fällt euch was auf?“, wollte Hartmut wissen und strahlte förmlich über beide Wangen. Semir sah mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm und die beiden Bilder. Ben sah dies mit einem großen Grinsen. „Brauchst du eine Brille?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen und klopfte Semir kurz auf die Schulter. „Sehr witzig.“, zischte dieser nur und nun sahen beide auf die Bilder. „Hartmut sag uns, was wir sehen sollen.“, forderte dann Semir nach einer Weile. Der Techniker lachte auf und gesellte sich dann hinter die beiden Kommissare. „Also, die Kugeln stammen aus derselben Waffe.“, erklärte Hartmut dann. „Was? Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“, knurrte Ben und ruckte mit dem Kopf nach hinten. „Weil ihr nicht gefragt habt.“, erwiderte er nur grinsend. „Okay Hartmut, also die Waffe wurde schon einmal verwendet. Weißt du auch, bei was für einem Verbrechen?“, wollte Semir wissen und sah den Techniker ungeduldig an. „Nun, die zweite Patrone stammt aus dem Jahre 1998 und wurde in dem toten Körper von Gregorio Petrovic gefunden.“, erwiderte Hartmut. „Etwa der Petrovic, der Besitzer der Nachtclubs und Amüsierbetriebe in Köln und Düsseldorf?“, staunte Ben. „Genau der und jetzt ratet mal, wer damals den Drahtzieher des Mordes verhaftet hat.“, meinte Hartmut und deutete auf den Namen des ermittelnden Beamten. Semir und Ben staunten nicht schlecht. „Die Krüger?“, riefen beide erstaunt aus.


    „Sehr gut Jungs…. Der kriminalistische Sinn ist ja vorhanden. Ganz genau… Kim Krüger hat dessen Mörder festgesetzt und das Beste ist… oder auch nicht… der Typ ist vor sechs Wochen geflohen.“, verkündete Hartmut und sah stolz auf die Beiden. „Ach, woher weißt du das denn?“, wollte Semir wissen. Hartmuts Hoffnung mal ein Lob von denen zu hören schwand immer mehr. „Ich habe recherchiert…“, gab er leicht angesäuert zurück. „Dann ist es möglich, dass der Anschlag gar nicht der First Lady galt, sondern unserer Chefin?“, dachte Semir laut nach. Hartmuts Kopf ruckte hoch. „Die Frau des Präsidenten ist in Köln und keiner sagt mir Bescheid?“, fragte er enttäuscht. „Nein… die Außenministerin Clinton….Hartmut…ich brauche alles über den damaligen Fall… und dann müssen wir…“, fing Semir an, als sein Handy klingelte. „Das ist Susanne…“, murmelte er. „Ja Susanne, was gibt es denn?“, wollte er wissen und hörte eine kurze Weile zu. „WAS!!!!“, schrie Semir so laut, das Ben erschrak. „Ja…wir kommen…ja…welches?“, fragte Semir hektisch. Ben ahnte, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Vielleicht war Andrea etwas zugestoßen? Warum sollte Semir sonst so aufgeregt sein? dachte er. Endlich beendete er das Gespräch und sah Ben und Hartmut an. „Hotte…er… er liegt im…Krankenhaus… Eine Bombe…im Wagen von Krüger…“, stammelte er völlig fassungslos. „Komm!! Ich fahr!!“, befahl Ben und zog Semir mit. Er sah ihn eindringlich an und erkannte Tränen in den Augen.

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  • André war nicht weit von seiner Bombe entfernt gewesen, als sie hoch ging. Doch er sah auch, dass es wieder nicht die Person getroffen hatte, die er treffen wollte. Verdammt… so langsam wird es ungemütlich…. dachte er bei sich. Immer mehr freundete er sich mit dem Gedanken an, jemand Anderen für den Job zu engagieren. Mittlerweile hatte er ja die Personalakten durch und wusste, das Semir Gerkhan, sein Nachbar, ein direkter Kollege seines Opfers ist. Den Bullen wird er sicher überreden können ihm zu dienen. Was würde er wohl alles tun, um seiner Frau und seiner Tochter das Leben zu retten. Und wenn er etwas Überredungskunst brauchte… auch kein Problem. Dann würde er es eben machen. Doch jetzt erst einmal die Freundschaft pflegen…dachte er und lachte leise. Er fuhr nach Hause zurück und besorgte unterwegs noch einen großen Strauß Blumen. Wenn Andrea da wäre, würde er ihr den sofort überreichen, aber er wollte ja nicht mir ihr anbändeln, sondern ihren Mann für seine Dienste nutzen. Also durfte er auf gar keinen Fall die Eifersucht bei Gerkhan auffüllen. Vielleicht schaffte er es ja auf die Borg-mir-Zucker-Nummer. Zumindest wollte er es versuchen. Er stellte sein Auto ab und stellte die Blumen in eine Vase. Wie sollte er das Vertrauen von Gerkhan bekommen? So was ging nur über Andrea. Hmm….. ja… jetzt hatte er es… es war so einfach….so genial….dachte er plötzlich


    Semir und Ben kamen im Krankenhaus an und fragten sich durch. Auf dem Flur vor dem OP saßen Kim Krüger und Dieter Bonrath der seine Hände nervös knete. „Chefin, Dieter…was ist mit Hotte?“, fragte Semir sofort. „Er wird noch operiert… er hat…Blech im Bauch… es war schrecklich… ihn da liegen zu sehen…überall Blut…“, kam leise von Dieter. Semir ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Hey… Dieter… Hotte schafft das… er ist doch wie ein Ochse…er schafft das…“, sprach er beruhigend auf ihn ein. Dieter weinte leise. „Aber…er hat doch nichts getan…Warum hat man das getan…warum er?“, wollte Dieter wissen. Doch auf diese Frage hatte Semir keine Antwort. „Chefin…wir wissen oder besser wir vermuten wer dahinter steckt. Hartmut hat die Waffe zu der Kugel gefunden…Sagt Ihnen der Name Gregorio Petrovic etwas?“, wollte er von Kim wissen. Sie sah ihn an. „Das war mein erster großer Fall.“, erwiderte sie erschrocken und dachte an die Zeit als junge Kriminalkommissarin zurück. Ihre Gedanken wanderten in die Vergangenheit zurück und sie sah sich vor sich, am Tatort neben der Leiche von Petrovic stehen. „Er war ein russischer Einwanderer, der russische und polnische Mädchen, junge Dinger, zur Prostitution gezwungen hat.“, fing sie an zu erzählen und lehnte mit dem Kopf gegen die Wand. „Wir haben damals schnell einen Verdächtigen gehabt, doch wir konnten ihm nichts beweisen. Doch dann bekamen wir einen anonymen Hinweis, der auf einen Konkurrenten von Petrovic hinweist. Goltan Arany, ein rumänischer Geschäftsmann. Wir ermittelten verdeckt gegen ihn und ich war eine der verdeckten Ermittlerinnen. Ich stand in der Bar und habe alle Geschäfte und Gespräche von Arany mitbekommen und aufgezeichnet. Dann schlugen wir zu. Arany wollte fliehen, doch ich habe ihn angeschossen. So konnten wir ihn verhaften.“, erklärte Kim und sah Ben und Semir an. „Dann könnte es doch gut möglich sein, dass er sich an ihnen rächen will.“, mutmaßte Semir und Kim sah beide an.


    Goltan Arany saß in einem baufälligen Haus, am Rande von Düsseldorf und ließ das Handy in seiner Hand kreisen. Seit einigen Wochen war er frei und nun wollte er sich rächen. Rache für das, was ihm diese Schlampe angetan hatte. Er hatte alles verloren, sein Geld, sein Haus und, was viel wichtiger war, seine Tochter. Seine jetzt sechszehnjährige Tochter. Janine hatte sicherlich auch schon Sehnsucht nach ihrem Vater. Sie war in einer Pflegeeinrichtung untergekommen, aber sie wollte sicherlich zu ihrem Vater zurück, da war er sich sicher. André sollte herausfinden, wo seine Tochter war und sie zu ihm bringen, wenn er mit Krüger fertig war. Das würde für ihn noch einen Extra-Bonus bringen. Er griff zu seinem Handy, hielt den Metallverzerrer davor und wartete. „Ja hallo?“, meldete sich André und Goltan fing an. „Hören sie zu. Ich will, dass sie mir noch etwas bringen.“, forderte er. „Und was soll das sein? Sie wissen aber, dass sich dadurch der Preis erhöht, oder?“, kam es von André als Antwort. „Sicher... sie kriegen, was sie wollen, wenn sie beide Aufträge erledigt haben.“, meinte Goltan und legte wieder auf. Endlich, endlich würde er nach elf Jahren seine Tochter wiedersehen. Er sah auf das Foto, die einzige Erinnerung, die ihm im Gefängnis geblieben war. Dann hatte er noch diverse Zeitungsausschnitte. Alle befassten sich mit der steil ansteigenden Karriere von Kim Krüger. „Ich werde dich fertig machen Mädel... bis du nicht mehr weißt, wer du bist.“, schrie er und zündete ein Portrait von Kim an. Genüsslich sah er dabei zu, wie das Papier sich zu Asche verwandelte und sich krümmte. Er ließ es zu Boden fallen und ließ die Flammen sich von selbst erlöschen.


    „Das ist möglich.“, gab Kim zu bedenken und stand auf, als der Arzt zu ihnen kam. Sofort war Dieter aufgesprungen und sah den Arzt erwartungsvoll an. „Was ist mit unserem Kollegen?“, wollte er sofort wissen. Der Arzt sah sehr pessimistisch aus. „Ich will ehrlich sein. Wir konnten den Splitter entfernen, aber er hat sehr viel Blut verloren. Wir mussten ihn in ein künstliches Koma legen. Wann er wieder aufwachen wird, wissen wir nicht.“, erwiderte er. „Können wir zu ihm?“, wollte Semir wissen und der Arzt nickte nur. „Aber nur ganz kurz.“, kam es mahnend vom Arzt. Alle vier gingen in grünen Kitteln gekleidet auf die Intensivstation und sahen den an die Geräte gefesselten Hotte an. Kim überkam ein Weinkrampf. „Es ist alles meine Schuld.“, schluchzte sie. „Weil Sie einem Verbrecher das Handwerk gelegt haben? Nein... Sie haben keine Schuld Chefin....es hätte jeden treffen können. Aber wir werden den Mistkerl kriegen...das verspreche ich ihnen.“; drohte Ben wütend. Er wusste nicht genau, wie er sich Kim Krüger gegenüber verhalten sollte. Doch in diesem Augenblick hätte er sie gern in die Arme genommen. „Frau Krüger.... niemand gibt Ihnen die Schuld. Wir werden die Akten durchgehen und versuchen heraus zu finden, wo wir diesen Arany finden können.“, versprach auch Semir. „Tun Sie das....hoffentlich schafft Herzberger es...“, sagte sie nur leise und trocknete ihre Tränen. „Wir fahren Sie jetzt zunächst einmal nach Hause. Dort packen Sie und dann kommen Sie in eine Schutzwohnung.“, legte Semir fest. Kim gab keine Widerworte. Sie wusste sehr genau, dass sie auf der Abschussliste stand und es keine andere Möglichkeit gab, sie zu schützen.

  • Andrea sah zu wie Aida auf der Einfahrt spielte. „Komm mein Schatz...der Papa kommt gleich nach Hause und wir müssen doch kochen...“, sagte sie sanft. Doch Aida schien es anders zu sehen. Sie wollte noch etwas spielen. Andrea zog sie sanft hoch. „Also gut... aber nur fünf Minuten...“, ermahnte sie die Kleine lachend und ließ sie noch etwas laufen, da ihr Handy klingelte. Sie sah auf dem Display, dass es Semir war und ließ Aida ein klein wenig aus den Augen. „Semir? Was gibt es denn?“, wollte sie wissen. Semir erzählte ihr was passiert war. Geschockt über den Vorgang sah Andrea zu Aida. „Oh mein Gott... wie geht es Hotte denn?“, wollte sie wissen. In diesem Augenblick hörte sie Bremsen kreischen. Als ob eine Eingebung sie ermahnen wollte drehte sie sich zur Straße. Aida war nirgends zu sehen. „AIDA!!“, schrie sie. Das Mädchen stand direkt auf der Straße und sah sich um. „MAMA!!“, gab sie zurück. „NEIN!!!“, schrie Andrea entsetzt als sie sah wie das Auto auf sie zuraste. „AIDA!!!“, sie ließ ihr Handy fallen und rannte los. Doch sie wusste genau, dass sie ihre kleine Tochter nie erreichen konnte. Nicht vor dem Auto.


    Semir hörte den entsetzten Schrei und das Kreischen von Bremsen. „Oh mein Gott!! Nein...bitte nicht...“, stieß er aus. Ben sah ihn an und auch Kim warf ihm einen Blick zu. „Was ist?“, wollte Ben wissen. „Andrea...sie...hat laut nach Aida geschrieen... und...ich habe Bremsen kreischen gehört...wir müssen sofort hin....wir müssen ...“, stammelte er. Ben nickte und gab Gas. Mit Blaulicht und Sirene kamen sie schnell voran und erreichten Semirs Haus innerhalb von zehn Minuten. Ein Wagen stand vor dem Haus quer auf der Straße, Kollegen der Stadtpolizei und ein Krankenwagen. Mitten in der Gruppe sah er Andrea stehen. „Nein...bitte nicht...“, kam entsetzt von Semir und er stieg mit weichen Knien aus. Langsam wie von Fäden gezogen ging er zur Unfallstelle. Eigentlich wollte er nicht hinsehen, aber er musste... er musste Gewissheit haben. Und dann sah er Andrea, die Aida fest an sich drückte und weinte. Neben ihr stand André Schaller, der neue Nachbar. Er versuchte Andrea zu beruhigen, was bei Semir wieder eine Eifersucht aufsteigen ließ. Nun ging er mit festen Schritten auf die Drei zu. „Was ist passiert?“, fragte er heiser und versuchte seine Eifersucht im Zaun zu halten. „Semir.... André.... er...er hat Aida gerettet...er unserem Engel das Leben gerettet...“, stieß Andrea weinend aus. Semir sah zu André. „Ich...ich hab gesehen, wie Ihre Frau telefonierte und...die Kleine auf der Straße...das Auto...der Kerl hatte viel zu viel drauf und ich bin dann also .... ich hab...die Kleine gepackt und bin dann zur Seite... Der Typ hat sich erschrocken und ist dann in das Auto dort gekracht...“, erzählte der Mann. Semir sah ihn ungläubig an. André schien den Blick nicht richtig deuten zu können. War es nun Freude oder war es schon wieder Eifersucht? „Danke.“, kam es dann stockend von Semir. „Danke, dass sie meine... unsere Tochter gerettet haben. Wie kann ich ihnen das jemals danken?“, kam es freudig von Semir und auch er fing an, eine Träne zu vergießen. „Nicht... nicht der Rede wert.“, meinte André und musste schlucken. Donnerwetter, da hatte er mal, statt Leben auszuknipsen, ein Leben gerettet. Ließe sich daraus nicht etwas machen?


    Ben sah der ganzen Szenerie angelehnt am Wagen zu. Er war froh, dass Aida nichts passiert war. Doch irgendwas störte ihn an diesem Nachbar, aber er konnte nicht sagen, was es war. Dennoch machte er sich Sorgen, doch Semir kam auf ihn zu. „Ben... fahr bitte mit der Chefin zu ihr und dann in die Schutzwohnung. Ich komme später nach.“, meinte er über glücklich und Ben nickte nur. Doch Semir sah auch, dass Ben seine Stirn in nachdenkliche Falten geschlagen hatte. „Was hast du?“, wollte Semir wissen, als er sah, dass sein Partner zu seinem neuen Nachbar, dem Retter seiner Tochter, mit skeptischem Blick ansah. „Ich weiß nicht, aber mir kommt es so vor, als habe ich diesen Kerl schon irgendwo einmal gesehen.“, meinte Ben dann und blickte André dann direkt in die Augen. Irgendwas war in diesen Augen, dass es Ben eiskalt den Rücken runterlaufen ließ. „Ach komm, fahr die Chefin jetzt zur Schutzwohnung.“, bat Semir und Ben nickte dann. Er stieg in den Wagen und fuhr mit Kim davon. Semir ging zu seiner kleinen Familie zurück und sah André nun mit vollkommen anderen Augen. Für ihn ging nun einmal die Familie über alles und da André seine über alles geliebte Tochter gerettet hatte, war aller Groll gegen ihn vergessen. „André, was halten sie davon, wenn sie heute Abend unser Gast sind?“, wollte Semir wissen. Der Musiker lächelte. „Sehr gern, aber nur, wenn wir uns dann duzen.“, lachte er und reichte Semir die Hand. Dieser nahm sie dankend an.


    Ben und Kim waren schnell in der Schutzwohnung angelang. Noch immer grübelte Ben darüber nach, woher er diesen Typen kannte. Doch er schob die Gedanken erst mal beiseite. Jetzt war das Leben seiner Chefin wichtiger. „Es ist zwar nicht so komfortabel, aber für die nächsten Tage wird es reichen.“, meinte er dann und ließ den Koffer auf den Boden fallen. Kim sah sich um. Gemütlich war etwas ganz anderes, dachte sie bei sich. Das LKA spart aber auch an allen Ecken und Enden, waren ihre nächsten Gedanken. „Hm, dann werde ich mal auspacken.“, meinte sie, nahm ihren Koffer und ging in das große Zimmer, während es sich Ben im gegenüber liegenden Zimmer bequem machte. Vorher prüfte er aber die Türen und Fenster. Alles war zu und einbruchssicher, so hoffte er. Mit Adleraugen suchte er die Umgebung ab. Da sie sich im achten Stock befanden, lagen sie höher, als die anderen Häuser der unmittelbaren Umgebung. Dennoch, ein guter Scharfschütze konnte auch aus über einem Kilometer Entfernung treffen und nach allem, was Hartmut erzählt hatte, wurde Petrovic nicht einfach nur erschossen. Er wurde regelrecht hingerichtet. Die Kugel trat in den Hinterkopf ein und auf der anderen Seite wieder aus. Eine ungeheure Durchschlagskraft. Wenn er sich vorstellte, dass die Chefin womöglich auch .... nein, das wollte er nicht denken. Das durfte er nicht denken. Er ging an Kims Zimmertür vorbei und hört ein leises Schluchzen. Einen Moment verharrte Ben und wusste nicht, was er tun sollte.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • André ging in sein Haus zurück und machte sich für den Abend fertig. Da hatte ihm der Zufall wieder einmal mehr geholfen. So war es viel leichter an Geheimnisse zu kommen. Jetzt würde sich Semir mehr als dankbar erweisen und André konnte sich frei bei Semir und Andrea bewegen. Sicherlich würde er dort einige interessante Dinge finden. Heute Abend würde er sich kurz entschuldigen und nach Hinweisen suchen. Er hatte noch nie einen Auftrag fallen gelassen, doch er musste auch zugeben, dass seine Gefühle im Moment zweigespalten waren. Für einen Profi wie ihn ein echtes Problem. Auf der einen Seite war da seine guten Gefühle. Konnte er wirklich diese kleine Familie, vor allem nach dem eben erlebten, zu seinen Zwecken benutzen? Wollte er das überhaupt noch? Nein, es musste sein. Dann kamen wieder seine dunklen Gefühle, die dunkle Seite, hoch und übernahmen die Kontrolle über ihn. Er hatte einen Auftrag auszuführen und das würde er machen. Da kam ihm plötzlich eine Idee. Warum lud der die Gerkhans nicht zu sich ein? Da ließ es sich dann leichter plaudern und er konnte sich noch mehr mit ihnen anfreunden. Die Musik würde sicherlich dabei helfen. Er wollte Semir erst einmal über seinen Beruf ausquetschen und dann ganz langsam sich an sein Opfer heranfragen. Ja, das war ein guter Plan. Sofort rannte er die Treppen hinunter und sah in den Kühlschrank. Er war reichlich gefüllt, verhungern würden sie also nicht. Schnell griff er zum Telefon und sagte Andrea bescheid, dass sie nichts kochen brauchte. Sie war einverstanden und verabredeten sich zu acht Uhr.


    Semir hielt Aida in den Arm. „Mäuschen… das darfst du nie wieder machen… nie wieder hörst du…“, sagte er sanft zu ihr. „Aida…lieb…“, kam von der Kleinen. Semir drückte sie fest an sich. „Gott… ich weiß nicht, was ich ohne dich gemacht hätte….“, sagte er leise und es floss sogar eine Träne. Aida sah es und lächelte ihren Vater an. „Papa…aua?“, fragte sie. „Nein… Papa hat kein Aua….“, lachte Semir. „André hat angerufen… wir sollen rüber kommen, er kocht…“, meinte sie erstaunt. „Oh…. Ein Mann, der kochen kann…nun gut… hast du Magentropfen da?“, wollte Semir wissen. „Semir… es gibt Männer die kochen können und von daher sollten wir ihm eine Chance geben… komm….“, befahl Andrea mit einem leisen Lachen in der Stimme. Sie nahm Semir Aida ab, damit er sich anziehen konnte. Pünktlich um acht standen sie bei André vor der Tür. Semir klingelte. Nur wenig später wurde geöffnet und André ließ die Drei in sein Reich. „Geht einfach gerade durch…“, sagte er und verschwand noch einmal in der Küche. Semir nickte Andrea zu, während er sich André anschloss. „André…ich würde gern…also ich möchte Ihnen... ich meine dir…danke sagen. Du hast das Liebste, was ich habe, gerettet…Wenn du mal Probleme hast… dann… dann scheu dich nicht mich anzusprechen okay?“, fragte er. André nickte „Mach ich gern Semir… aber nun setzt dich…das Essen kommt sofort…“, lachte er nur. Semir nickte und verschwand. André sah ihm nach. „Wenn du wüsstest, wie du mir helfen wirst…“ sagte er noch leise. Doch Semir schien es nicht zu hören.


    Kim sah aus dem Fenster. Wie trostlos diese Gegend doch war. Ben kam mit den ganzen Akten zurück. „So… hier sind die ganzen Akten…wo wollen wir anfangen?“, fragte er. Kim sah ihn an. „Geben Sie mir einfach eine… Petrovic wurde damals erschossen… eine Kugel ging ihm durch den Kopf gerade als er…mir …Wir hatten Goltan Arany gestellt. Der Mistkerl hat im großen Stil gedealt. Wir hatten ihn in die Enge getrieben und….nun ja… wir haben ihn aber bekommen und er wurde verurteilt. Seine damals 5jährige Tochter wurde in eine Pflegefamilie gebracht. Das Mädchen tat mir damals so Leid, aber… nun ja… darüber hat sich Arany ja wohl keine Gedanken gemacht. Er hat Petrovic erschießen lassen. Mir hat er damals vor Gericht noch Rache geschworen, aber das ist…11 Jahre her… ich dachte wirklich dass er…das er …“ Kim suchte nach Worte. Ben nickte. „Sie dachten, dass er es vergessen hat…tja… so wie es ausschaut nicht. Aber er wird nicht an Sie herankommen. Wissen Sie…Sie sollten mir und Semir vertrauen.“, meinte er nur. Kim nickte. „Ich habe wohl kaum eine andere Chance oder?“, lachte sie bitter. Ben dachte kurz nach. Dann grinste er breit. „Nein… nicht wirklich…“, gab er zu.


    „Und du bist Kriminalhauptkommissar?“, fragte André und tat erstaunt. „Ja… bei der Autobahnpolizei. Ist ein wahrer Traumjob… so schnell fahren, wie man will. Böse Jungs jagen… es gibt nichts Schöneres, als über die Autobahn zu rasen…“, schwärmte Semir nach dem Essen. Andrea war bereits nach Hause gegangen, um Aida ins Bett zu bringen. „Du liebst Andrea und Aida sehr oder?“, fragte André wie beiläufig. Semir nickte. „Ja… sie sind das wichtigste in meinem Leben und außerdem werde ich bald zum zweiten Mal Vater.“, verkündete Semir stolz. André nickte anerkennend. „Ich nehme an, du würdest auch alles tun um sie zu schützen, oder?“, harkte er weiter nach. Semir nickte erneut. „Ja sicher… wie gesagt…“, fing er an. „Sie sind das Wichtigste in deinem Leben… ich weiß… Wie ist das denn mit deinen Kollegen? Hast du einen Partner oder machst du deinen Dienst allein? Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass Polizisten meistens im Duo auftreten. Böse Zungen behaupten sogar aus Angst.“, lachte André. „Das ist nicht aus Angst, sondern zur Sicherheit. Wenn man zu Zweit ist, dann passt man automatisch auf den Anderen auf.“, erklärte Semir. „Aha.“, kam es nur von André und dieser hob dann seine Bierflasche an. Mit prüfendem Blick spähte er hinein. Sie war leer, genau wie Semirs Bier. „Möchtest du noch eins?“, wollte er wissen uns das seinen neu gewonnenen Freund mit etwas schielendem Blick an. „Nein danke, meine Frau wartet ja auch auf mich und dann habe ich morgen wieder Dienst.“, erwiderte Semir und machte sich daran, das Haus zu verlassen. André begleitete ihn zur Tür und sah seinen Nachbarn kurz an. „Du solltest wirklich gut auf deine Frau und deine Tochter aufpassen. Du hast einen nicht ungefährlichen Beruf.“, meinte er zum Abschied und reichte Semir die Hand. „Keine Bange, das werde ich. Machs gut... war ein netter Abend mit dir. Das nächste Mal kommst du zu uns.“, lachte Semir und verließ André, ging über die Straße und schloss seine Haustür auf. „Pass gut auf die beiden auf...“, warf der Musiker in Gedanken hinterher und schloss dann selbst seine Tür.

  • Kim saß mit Ben im Wohnzimmer der Schutzwohnung und ging die Akten durch. „Verdammt, hier finden wir nicht wirklich was.“, schimpfte sie, warf den Ordner auf den Boden und stand auf. Sie ging zum Fenster und starrte in die pechschwarze Nacht hinaus. Ihr überkam ein schockartiger Schüttelfrost, dabei war die ganze Wohnung geheizt. „Chefin, ist alles in Ordnung mit ihnen?“, wollte Ben wissen und stand plötzlich neben ihr. Sie sah ihn an und verspürte plötzlich das Bedürfnis nach menschlicher, zärtlicher Nähe. Sie sah Ben mit schmachtenden Augen an. Dieser wusste nicht, wie ihm geschah, als er ihre Hand an seinem Arm spürte. „Frau Krüger... bitte.“, bat er vorsichtig und erst jetzt realisierte sie, was sie tun wollte. „Tschuldigung.“, meinte sie und nahm von Ben wieder Abstand. Wo waren wir?“, wollte sie dann wissen und ging wieder zu den Akten. „Ich habe mir mal die Protokolle des Ausbruchs dieses Goltan Aranys durchgelesen. Laut Aussage des Wärters hat er sich scheinbar die Pulsadern versucht aufzuschneiden und ist dann auf dem Weg ins Krankenhaus geflohen.“, meinte Ben und Kim sah ihn an. „Und dann?“, wollte sie wissen. „Tja, er hat den Krankenwagen gekapert und dem Justizbeamten die Waffe geklaut. Die Fahndung hat nichts ergeben.“, erwiderte Ben und stand dann auf. „Ich muss noch einmal kurz in die PASt, bin aber gleich wieder da.“, meinte er und ging zur Tür. Kim nickte und sah Ben hinterher. Jetzt war sie ganz allein, dachte sie, als die Tür ins Schloss fiel.


    Ben fuhr schnurstracks zur PASt und wollte etwas über diesen André Schaller herausfinden, so hatte Semir ihn doch genannt, dachte Ben und parkte seinen Mercedes. Schnell ging er ins Büro und schaltete den Computer an. Was war noch mal sein Passwort? Ah ja... genau. Schnell wanderten seine Finger über die Tastatur und tippte den Namen André Schaller in das Suchregister ein, doch es ließ sich kein Ergebnis finden. Ben stutzte. Keine Vorstrafen, kein nichts, aber er kannte diesen Typen doch, jedenfalls dachte er das. Hm, mal im Melderegister schaun, war sein nächster Gedanke. Sofort huschten die Finger wieder über die Tastatur und auch hier war alles negativ. Ben stutzte erneut. Gab es diesen Namen überhaupt? Wer war der Typ dann und warum wohnte er neben Semir? Fragen über Fragen schossen Ben durch den Kopf. Diese Fragen konnte ihm nur einer beantworten und so beschloss er, zu diesem André Schaller zu fahren. Er verließ die Station wieder und war einige Minuten später vor der Haustür des vermeintlich nicht existierenden Mannes und klingelte, obwohl schon alles dunkel war. Er sah dann, wie das Licht im Flur anging und dumpfe Schritte waren auf der Treppe zu hören. „Was wollen sie zu nachtschlafender Zeit?“, fauchte André, als er die Tür aufmachte und Ben sich sofort ins Haus drängte. Das hätte er mal besser sein gelassen.


    „Was soll das denn jetzt?“, fauchte der junge Musiker und wusste nicht, wie ihm geschah, als Ben ihn am Kragen packte. „Wer sind sie?“, fragte er drohend. „Was? Ich bin André Schaller.“, meinte dieser und sah in zwei entschlossene Augen. War er enttarnt worden? Wusste Semir davon? Verdammt, das Risiko musste er ausschalten. Ben ließ von ihm ab und sah sich im Wohnzimmer um. Das hätte er besser nicht getan. André sah sich um und packte dann ein schweres Buch und zog es Ben mit einer brachialen Wut über den Schädel. Sofort sackte dieser benommen zusammen und verschwand im Dunkeln der Bewusstlosigkeit. André sah sich um. Er musste diesen Störenfried irgendwo hinbringen, wo er keinen Schaden anrichtete und vor allem, wo er niemanden von ihm erzählen konnte. Da hatte er die Idee. „So mein Freund.... erst einmal in den Keller mit dir... dort ist es zwar ungemütlich, aber immer noch besser, als wenn du mir den Job versaust.“, knurrte André und schulterte Ben. Das Haus, was er hier hatte, war schön groß und André liebte besonders die stabilen Türen. Doch wenn er den Kerl hier eh knebelte und fesselte, konnte er sich nicht bewegen. Allerdings musste er bedenken, dass sein Auto vor der Tür stand und das seine Kollegen ihn sicher suchen würden. Er war der Kollege von Semir.... vielleicht bedeutete er ihm doch mehr... wie wäre es....? Ja....viel Besser als Frau und Kind in der Gewalt....er würde Semir zwingen für ihn die Krüger zu erschießen....wenn nicht, dann ist der Kerl hier dran... dachte André. Er ließ Ben ziemlich unsanft zu Boden und nahm seine Handschellen heraus. Dann fesselte er ihn mit dem Rücken an einem sehr stabilen Rohr. Zum Schluss brachte er ein Stofffetzen den er als Knebel benutzte. Mit einer alten Wäscheleine, die auch noch Draht beinhaltete band er diesen so fest, das Ben ihn nicht ausspucken konnte. Nun musste er nur noch den Wagen verschwinden lassen. Aber das war ein Leichtes.


    Semir sah Andrea an. „Weißt du... ich glaub, der André ist gar nicht so schlecht. Immerhin hat er unserem Engel das Leben gerettet. So was ist absolut nicht zu verachten.“, gab er zu. Andrea nickte. „Ja und du wirst direkt eifersüchtig, weil er mich anschaut...“, lachte sie leise. „Na hör mal.... du gehört zu mir und ich werde dich behüten wie ein teurer Schatz... du bist für mich unbezahlbar und das gleiche zählt für Aida... dass ich dann misstrauisch werde, weil du dich mit anderen Männern vergnügst...dann...“, fing Semir an. „Vergnügen? Semir, ich habe mich nur mit ihm unterhalten. Und du hast es ja auch getan.... Was ist mit Hotte?“, wollte Andrea wissen. Semir zog die Schultern hoch. „Wir können nur abwarten. Dieter ist tag und Nacht bei ihm. Die Chefin hat ihn vom Dienst frei gestellt. Ich hoffe, der wird wieder.... Ich kann mir die PAST nicht ohne unseren Brummbären vorstellen.“, kam leise von Semir. Andrea spürte, dass er sich sorgte. „Ich werde direkt morgen früh mal hinfahren und schauen.“, versprach sie. Semir nickte. „Das ist eine sehr gute Idee... so und nun sollten wir schlafen... immerhin haben wir es ja schon nach Mitternacht.“, lachte Semir und trug seine Frau die Treppen ins Schlafzimmer hoch. „Oh...hat da jemand Lust auf türkisch Kuscheln.“, gurrte sie ihm ins Ohr. Ein verschmitztes Grinsen von Semir zeigte, dass sie damit genau richtig lag.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Kim wurde gegen drei Uhr nachts wach. „Herr Jäger?“, fragte sie, als sie durch die Wohnung ging. Doch der Kollege schien nicht da. „Sonderbar...“, murmelte sie. Jedoch machte sie sich noch keine Sorgen. Bisher wusste niemand, dass sie hier in der Schutzwohnung war und auch hatte sich keiner an sie heran getraut. Ben Jäger wollte noch etwas überprüfen, doch er sagte ihr nicht was oder wen. Wenn es mit diesem Arany zu tun hatte, könnte sie ihm ja vielleicht helfen. Oder wollte er vielleicht die Tochter ausfindig machen? Immerhin war sie nun erwachsen. Wo sie wohnte wusste niemand. Das LKA hatte dem Kind eine Pflegefamilie vermittelt und den Namen ändern lassen. Zum Wohle des Kindes natürlich. Kim machte den Fernseher an, doch es war nichts interessanten zu sehen. Eine halbe Stunde später ging sie wieder zu Bett. Ben Jäger war schließlich auch alt genug, auf sich aufzupassen, sagte sie sich. Doch wirklich ruhig schlafen konnte sie nicht. Um sechs war die Nacht dann vollends vorbei und sie duschte schnell. Einen Blick in das Gästezimmer, welches Ben Jäger bezogen hatte, zeigte ihr, dass er nicht gekommen war. Sie rief Semir an. „Sagen Sie...wissen Sie wo Ben Jäger steckt?“, wollte sie wissen. „Guten Morgen Frau Krüger. Nein...er sollte doch bei Ihnen sein...“, gab Semir zu bedenken. „Er ist nicht hier. Er wollte etwas überprüfen aber er hat mir nicht gesagt, was oder wen. Ich mache mir Sorgen. Denn er geht auch nicht an sein Handy...“, erklärte sie sachlich und kühl. „Ich komme gleich zu Ihnen und dann fahren wir zu ihm nach Hause...vielleicht hat er ja verschlafen oder er ist schon im Büro...“, meinte Semir. Kim hörte jedoch die Unsicherheit aus der Stimme heraus.


    Ben kam langsam zu sich und spürte die Fesseln sowie den Knebel. Er stöhnte mit tiefer Stimme und versuchte sich zu erinnern. Er wollte André Schaller überprüfen, doch weder im Computer noch im Meldesystem gab es diesen Mann und dann...er war hingefahren und...au verdammt... dieser Mistkerl hatte ihn niedergeschlagen. Ben zerrte an den Fesseln, doch er spürte, dass hier ohne Hilfe nicht viel zu machen war. Der Kopf pochte extrem und so schloss er die Augen für einen Augenblick. Er wusste genau, das Semir ihn suchen wird. Und er wird ihn mit Sicherheit finden. Immerhin hatte er sein Auto ja direkt vor dem Haus von Schaller abgestellt. Handy war im Handschuhfach und so konnte es auch geortet werden. Wie spät es wohl war? Es drang kein Licht ein, Entweder hatte der Raum kein Fenster oder aber es war noch tief in der Nacht. Vorsichtig sah sich Ben um, doch angesichts der Dunkelheit konnte er nicht viel erkennen. Er versuchte dann, wenigstens den Knebel loszuwerden, doch dieser saß fest an seinem Platz und rührte sich nicht. Er konnte nur hoffen, dass Semir ihn schnell finden würde. Sicherlich war dieser André nicht ungefährlich und wenn er herausfand, dass Semir ein Bulle war, dann... Was war mit Andrea und Aida, waren sie in Gefahr? Und was wollte dieser Typ hier? Steckte er hinter den Anschlägen auf die Chefin? In Bens Kopf drehte sich alles vor Fragen und Übelkeit durch den Schlag. Er musste irgendwie hier raus, doch da er mit seinen eigenen Handschellen gefesselt war, war dies fast so gut wie unmöglich. Ben stemmte sich dennoch gegen die Fesseln, zog mit aller Kraft an den Handschellen und an dem Rohr, doch nach einigen Minuten musste er aufgeben.


    Semir kam schnell an der Schutzwohnung an und Kim öffnete ihm, als er vor der Tür stand. „Was ist passiert, Chefin? Wo ist Ben hin?“, wollte er wissen und sah sich um. „Er wollte gestern nur noch mal in die PASt fahren, um jemanden zu überprüfen. Wen, das hat er mir nicht gesagt.“, erwiderte sie und Semir nickte. „Gut, wir fahren jetzt erstmal ins Büro zurück und lassen dann das Handy von Ben orten. Dann werde ich zu seiner Wohnung fahren. Ich bin sicher, dass es für all das eine logische Erklärung gibt.“, meinte er mehr zur eigenen Beruhigung, als zu der von Kim. Sie nickte nur und beide gingen zum BMW. Nur eine halbe Stunde später waren sie auf der PASt und Susanne veranlasste, auf Semirs Bitten hin, die Ortung von Bens Handy. Danach fuhr Semir gleich wieder los und kam kurz darauf an Bens Wohnung an. Er klingelte Sturm, denn an sein Handy ging Ben nach wie vor nicht. Langsam machte sich Semir echte Sorgen und immer wieder sah er am Haus hinauf. Dann reichte es ihm. Er nahm den Schlüssel, den Ben ihm gegeben hatte und verschaffte sich so Zutritt zum Haus. Mit schnellen Schritten stiefelte er die Treppe hinauf und hämmerte an Bens Wohnungstür herum. „Ben mach auf.“, schrie er, doch nichts rührte sich in der Wohnung. Wieder nahm Semir seinen Schlüssel vor und schloss auch diese Tür auf. Er durchsuchte alle Räume. Überall war zwar das übliche Singlechaos erkennbar, aber das Bett war nach wie vor gemacht. Semirs Partner hatte also diese Nacht nicht hier geschlafen. Wo konnte Ben dann aber sonst stecken? In der Schutzwohnung war er nicht und nicht in seiner Wohnung. Das Klingeln seines Handys riss Semir aus den Gedanken. „Semir, wir haben Ben orten können. Er ist im alten Gewerbegebiet hinter der Eisenbahnbrücke.“, kam es von Susanne. „Danke, ich fahr gleich hin.“, meinte er und legte auf. Was konnte Ben in solch einer verlassenen Gegend wollen?


    André nahm vorsichtig seine kleine Pistole aus dem Versteck unter dem Bücherregal im Wohnzimmer und packte sie mit einem schnell geschossenen Foto vom bewusstlosen und gefesselten Ben in ein Paket. „So Semir, nun kannst du mir einen großen Gefallen tun.“, lachte er und dachte nach, wie er das Paket ohne viel Aufsehen Semir zukommen ließ. Da hatte er die Idee. Er würde einfach sagen, es sei bei ihm abgegeben worden. So würde keiner Verdacht schöpfen, sollten die Bullen nach Fingerabdrücken suchen. Das war ein guter Plan. Schnell besorgte er sich die nötige Adresse, schrieb alles fein säuerlich auf, klebte noch die passende Marke drauf und wartete nun, bis Semir nach Hause kam. Einen Zettel mit den Anweisungen, was Semir zu tun hatte, hatte er mit beigelegt. Was hatte er geschrieben? „Wir haben ihren Partner. Sollten sie nicht das tun, was wir wollen, wird er zu leiden haben. Sollten sie mit jemandem darüber sprechen, ist ihr Partner tot. Wir beobachten sie genau.“ Ja, das waren gute Worte. So konnte sich André zurücklehnen und sich seiner Musik hingeben. Das Päckchen legte er auf die kleine Anrichte im Flur und würde es gleich, wenn Semir in der Hofeinfahrt auftauchte, rüberbringen. Er setzte sich zufrieden an den Flügel und begann zu spielen. Ob der Bulle im Keller das Spielen hörte, war ihm vollkommen egal. Er brauchte es im Moment, denn alles lief nach Plan.

  • Semir fuhr sofort zu der Fundstelle. Tatsächlich stand Bens Wagen da, doch von Ben fehlte jede Spur. Verdammt….. wo steckst du denn? Fragte er sich in Gedanken. „Susanne! Ich bin bei der Fundstelle. Bens Wagen steht hier, aber er ist nicht da. Hier ist gar nichts … nur Walachei…. Ich brauche die Spurensicherung sofort hier… scheinbar ist Ben entführt worden.“, gab Semir über Funk durch. Susanne versprach Hartmut und seine Leute umgehend zu schicken. Es dauerte fast eine ganze Stunde, bis die Spurenleute eintrafen. „Hartmut… endlich… Also, ich hoffe ihr findet etwas. Der Wagen muss anschließend in KTU….“, befahl er. Hartmut nickte. „Du fährst denke ich mal schon ins Büro oder?“, wollte er wissen. „Warum?“, kam etwas irritiert von Semir, der eigentlich nicht vorhatte so schnell hier weg zu fahren. „Weil du störst…. Außerdem hat die Chefin nach dir verlangt…“, gab er bekannt. „Oh…. Ja also…okay… ich bin über Handy zu erreichen…“, meinte Semir und stieg in seinen BMW. Mit einem kurzen Hupen verabschiedete er sich. Hartmut hob kurz die Hand und machte sich an die Arbeit. Semir kam eine Stunde später ins Büro. Kim sah ihn an. „Haben Sie eine Spur?“, wollte sie wissen. „Leider nein… der Wagen ist nicht aufgebrochen, also muss Ben dort hin gefahren sein. Aber ich verstehe nicht warum. Ich werde mir mal seinen PC vornehmen, vielleicht finde ich dort etwas…“, murmelte Semir. Kim nickte. „Tun Sie das…“, nickte sie. Doch bevor Semir etwas machen konnte, klingelte sein Handy. „Hartmut! Hast du schon was?“, fragte er hoffnungsvoll. „Nein…. Sorry Semir… aber ich hab vergessen dich zu fragen, was mit Hotte ist…?“, kam von dem Techniker. Semir sah Kim an, die den Kopf schüttelte. „Nein Hartmut… es gibt leider nichts Neues…“, gab Semir leise durch.


    Ben zerrte wie verrückt an den Fesseln. Er spürte wie das Blut an den Handgelenken herunter lief. Nach fast eineinhalb Stunden gab er aus. Die Luft wurde ihm knapp und er spürte Hunger und Durst. Doch scheinbar war es Schaller oder wie immer der Kerl auch hieß egal. Wenn wenigstens der Knebel nicht wäre, dann ….Ben wurde aus den Gedanken gerissen, weil die Tür sich öffnete. Schaller kam herein. „Schade… du bist mir ziemlich neugierig. Hat deine Mama dir nicht beigebracht, dass so etwas nicht gesund ist? Aber du hast mir auch eine Freude gemacht. Denn sonst hätte ich Andrea und die süße Aida hier einsperren müssen. Da bist du doch besser hier aufgehoben findest du nicht?“, fragte Schaller ihn. Ben sah ihn nur an. „Ach… ich vergaß… du kannst ja nicht antworten… tja… ich würde dir gern was zu essen geben, aber ich denke mal … wenn ich den Knebel löse, schreist du los oder?“, grinste Schaller. Ben schüttelte den Kopf. „Nein… soll ich dir das glauben? Bullen lügen nur. Aber weißt du was… ich gebe dir die Chance das Gegenteil zu beweisen. Denk daran… wenn du quer schießt, dann sitzen Andrea und Aida in diesem kalten ungemütlichen Raum…. Willst du das?“, wollte Schaller wissen. Wieder schüttelte Ben den Kopf. Er würde alles auf sich nehmen um Andrea und Aida zu schützen. Schaller löste den Knebel. „Durst….“, stieß Ben heiser aus. „Ja sicher….“, murmelte Schaller und hielt Ben eine Flasche Wasser an den Mund. Gierig trank der junge Kriminalhauptkommissar. „Was wollen Sie… Schaller oder wer immer Sie sind…?“, wollte Ben wissen. „Oh, haben wir schon angefangen zu schnüffeln… tja… so spielt das Leben.. Mein Name tut nichts zur Sache… ich habe einen Auftrag und den werde ich erfüllen… mit Hilfe von Semir Gerkhan….“, lachte Schaller. „Semir wird Ihnen auf die Schliche kommen…“, versprach Ben und ließ sich von André Schaller füttern.


    Semir fuhr am Abend nach Hause. Keine Spur von Ben. Keinen Hinweis. Er stellte den Wagen auf die Einfahrt und stieg aus. Doch bevor er ins Haus ging kam André heraus. „Semir!! Hast du mal kurz Zeit?“, bat er. „Sorry André aber…ich bin etwas im Stress… ich…“, fing Semir an. „Es dauert nicht lange…. Ich habe ein Päckchen für dich angenommen. Andrea war wohl nicht daheim, als der Briefträger klingelte…“, lächelte André und hob ein kleines handliches Päckchen hoch. Semir stutzte und ging zu ihm. „Danke…“, meinte er, nahm das Päckchen und sah es sich an. „Kein Absender…? Sonderbar…Danke André…“, murmelte Semir und verschwand im Haus. Er sah nicht, wie André fies grinste und sich umdrehte. Semir legte seinen Schlüssel auf den kleinen Tisch und schüttelte das Päckchen. „Hallo Schatz… Was hast du denn da?“, fragte sie sofort. „Ist das für mich?“, hängte sie an. „Nein… André hat es mir eben gegeben. Scheinbar war der Bote hier, als du nicht da warst und….“ murmelte Semir nachdenklich und öffnete das Päckchen. „Als ich nicht da war? Ich war den ganzen Tag zuhause…“, erwiderte Andrea erstaunt. „Dann hat der Bote vielleicht nicht fest genug auf die Klingel gedrückt... ist auch egal…. Mal sehen was drin ist…“, meinte Semir leise und öffnete das Päckchen. „Oh mein Gott…“, stieß er aus als er den Inhalt sah. „Ist was?“, rief seine Frau ihm aus dem Wohnzimmer entgegen und wollte zu ihm kommen. „Nein, nein... alles in Ordnung.“, meinte Semir knapp und sah auf das Foto, das dem Zettel beigelegen hatte. Es zeigte Ben, doch er war bewusstlos. Was sollte das? Semir sah wieder in das Päckchen. Eine kleine Waffe lag dort gut sichtbar. Er öffnete den Zettel. „Wir haben ihren Partner. Sollten sie nicht das tun, was wir wollen, wird er zu leiden haben. Sollten sie mit jemandem darüber sprechen, ist ihr Partner tot. Wir beobachten sie genau.“, las er und erstarrte vor Angst. Was wollten diese Typen von ihnen und wieso hatten sie Ben entführt? Seine Gedanken überschlugen sich und er hörte nicht, wie sein Handy klingelte. „Ja Gerkhan?“, meldete er sich und hörte eine ihm fremde Stimme am anderen Ende der Leitung.


    André horchte auf, als sich Semir am anderen Ende des Apparates meldete. Sein Talent seine eigene Stimme unkenntlich zu machen war jetzt sehr hilfreich. „Wie ich sehe, haben sie unser Paket bekommen?“, meinte er voller Hohn und sah, wie sich Semir umsah. „Wer sind sie und was wollen sie von mir?“, fragte der Hauptkommissar vorsichtig und schien sich irgendwo im Haus vor seiner Frau zu verstecken. „Zu aller erst wollen wir, dass du unsere Bedingungen genau einhältst, ansonsten ist dein Freund tot. Verstanden?“, fragte André mit tiefer, dumpfer Stimme. „Ja... ja, ich tu, was sie wollen.“, gab Semir wieder. „Braver Junge. Du wirst unser Werkzeug sein. Hast du verstanden? Mit der kleinen Pistole wirst du deine liebreizende Chefin vor den Augen aller Kollegen erschießen.“ Semir blieb stumm. Er konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. „Hey, hast du verstanden oder soll ich deinen Partner fragen, ob du verstanden hast?“, fauchte André und sah durch sein kleines Fernglas nach drüben. Er hatte Semir genau im Blick, doch dieser schien sich nicht zu rühren. „Hallo?“ „Ja, ich bin da… das können sie nicht verlangen.”, meinte Semir dann. „Oh doch, das können wir und wir werden es. Du solltest den Auftrag schleunigst erledigen oder dein Partner muss leiden.“, lachte André und beendete dann das Gespräch. „Hey, Hallo... nicht auflegen.“, stieß Semir aus, doch die Leitung war schon tot. Was sollte er jetzt tun?

  • Semir stand im Flur, das Handy noch immer in der Hand haltend, und fragte sich, was er tun sollte. Die Chefin erschießen... das konnte er doch gar nicht. Gut, am Anfang hatten sie so ihre Differenzen und er hatte sie immer eine Klapperschlange genannt, aber das war jetzt vorbei. Seitdem sie ihm und Ben bei der Sache mit Pandora den Rücken gestärkt hatte, sah er sie mit anderen Augen. Er konnte doch nicht einfach... „Semir, alles in Ordnung?“, fuhr ihm Andrea in die Gedanken. „Was? Ja, alles in Ordnung.“, meinte er schnell. Zum Glück war der Deckel des Paketes geschlossen, sonst hätte Andrea Angst bekommen. Doch sie sah, dass nicht alles in Ordnung war. „Semir, ich seh doch, dass dich etwas beschäftigt. Bitte sage mir doch, was es ist.“, forderte sie, doch Semir blieb eisern. „Ich muss noch einmal weg.“, meinte er und schnappte sich Schlüssel und Jacke und stieg in den Wagen. Er musst die Chefin von dem Ganzen unterrichten, auch auf die Gefahr hin, dass diese Typen ihn wirklich beobachteten. Semir hatte noch nie einen Unschuldigen erschossen. Das wollte er auch nicht riskieren. Zumal er das noch vor den Augen der Kollegen tun sollte. Sie würden sich doch sofort auf ihn stürzen oder ihn selbst gleich erschießen. Nein, er musste mit Kim sprechen und zwar schnell.


    André sah zu spät, dass ein Wagen wegfuhr, aber Semir konnte es nicht sein. Den hatte er doch gerade gehörig Angst eingejagt, dachte er. Er begab sich wieder in den Keller runter, wo er Ben gefangen hielt. Dieser saß ganz ruhig in seiner Ecke und sah auf, als die Tür wieder aufging. „Na, wie geht es uns?“, fragte André und Ben sah ihn nur genervt an. Wieder war der Knebel in seinem Mund und hinderte ihn so am Sprechen. André beugte sich zu ihm und nahm den Knebel ab. „Na… wie ist es?“, wollte André wissen. „Was wollen Sie, Schaller? Glauben Sie wirklich, dass mein Kollege Ihnen nicht auf die Schliche kommt? Sie haben einen Fehler gemacht. Und Semir wird dahinter kommen…“, stieß Ben wütend aus. „Du bist ganz schön vorlaut… aber weißt du was… ich muss dich enttäuschen. Es gibt keinen Fehler… ich bin Fehlerlos…“, tönte André selbstsicher. Ben lachte auf. „Ja klar…. Ein Genie…Sie haben schon einen Fehler begangen…Sie haben sich mich zum Feind gemacht.“, meinte Ben. André glaubte nicht richtig zu hören. Er ballte die Faust und hätte sie sicher am Liebsten Ben ins Gesicht geschlagen, doch er hielt sich zurück. „Was….? Denken Sie nach, wie Sie den Fehler wieder gut machen können…? Ich kann Ihnen helfen… stellen Sie sich…und schon vergebe ich…“, grinste Ben. André holte aus. Mit der flachen Hand schlug er Ben so heftig ins Gesicht, dass die Nase anfing zu bluten. „Halt die Klappe!!“, fauchte André ihn an und knebelte ihn wieder. Ben trat aus. Er traf André am Knie und dieser knickte ein. Mit einem wütenden Blick sah André ihn an. „Das war ein sehr grober Fehler von dir…“, versprach er. Ben ahnte dass er den Bogen überspannt hatte.


    Semir stellte seinen Wagen ab. Er ging in die Schutzwohnung, wo Kim ihn erschrocken ansah. „Haben Sie herausgefunden, wo Jäger ist?“ fragte sie sofort. „Ja… Chefin…wir haben ein Problem.“, erklärte er, etwas außer Atem. Kim setzte sich. „Was genau?“, wollte sie wissen. „Ben…er wurde entführt. Die Kerle verlangen von mir… das ich Sie…töte…“, stieß Semir leise aus. Kim sah ihn erschrocken an. „Wie war das?“, fragte sie erstaunt nach. „Ich soll Sie töten. Aber damit nicht genug… er verlangt, dass ich Sie vor den Augen der Kollegen erschießen soll. Er will das ganz groß in der Presse sehen….“, Kim nickte. „Sie werden das natürlich nicht tun… was ist dann?“, harkte sie nach, obwohl sie ahnte wie die Antwort lautete. „Dann ist Ben tot…“, nickte Semir. „Also gut… Sie sagten, dass Sie beobachtet werden. Wissen die Leute dann auch, dass Sie hier sind?“, kam von Kim die nächste Frage. „Ich weiß es nicht… ich habe das Handy hier und…Hartmut sollte es…überwachen… ich meine, dann finden wir den Entführer und…“, meinte Semir hoffungsvoll. „Das ist eine gute Idee… Ich rufe ihn an.“, nickte Kim und griff zum Telefon.


    Hartmut biss gerade in sein Brötchen, als das Telefon klingelte. „Hartmut Freund KTU!“, meldete er sich. „Kim Krüger hier. Hartmut, ich möchte, dass Sie folgendes Handy überwachen… einen Moment… die Nummer ist….0171… 32245412. Ich möchte, dass Sie jeden Anruf an diese Nummer überwachen. Wir müssen wissen, wo der Anrufer sitzt. Es geht um Leben und Tot…“, befahl Kim. „Ja schon klar… also gut… ich werde den Provider anzapfen. Frau Krüger… was ist denn los? Ich meine, falls jemand mich fragt warum…?“, wollte Hartmut wissen. „Wenn Sie jemand fragt, dann verweisen Sie auf mich… ich übernehme die volle Verantwortung…“, kam von Kim Krüger. „Gut…. Dann mache ich mich direkt an die Arbeit… Ach ja… wenn Ben bei Ihnen ist, dann richten Sie aus, ich hätte das, was er wollte, gefunden…“ ließ Hartmut verlauten. „Was wollte Ben denn?“, fragte Kim sofort nach. „Nichts Besonderes…. Ich sollte ihm nur ein paar alte Akten heraussuchen….also…ganz legal…“, bekräftigte Hartmut. „Schon gut… Hartmut… ich weiß, was Sie meinen. Lassen Sie die Akten in Semirs Büro bringen, er wird sich ihrer annehmen…“, befahl Kim. „Aber Ben hat gesagt…“, widersprach Hartmut. „Hartmut… es ist okay… Ben wäre damit einverstanden…“, kam leise von Kim. Hartmut hatte das dumpfe Gefühl, das nicht alles in Ordnung war. Doch er fragte nicht nach und gab dann an, sich darum zu kümmern.


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    So Liebe Leser,
    ich weiß nicht, ob ich es an den folgenden Feiertagen schaffe, immer etwas reinzustellen. Deshalb wird es den nächsten Teil erst am 27. Dezember wieder geben. Dann sicherlich wieder von Elli. Bis dahin wünschen Wir euch ein frohes Fest, besinnliche Feiertage und viele, viele Geschenke. Habt dennoch viel Spaß beim Lesen und Feeden ;)


    LG Elli und Chris

  • Auch hier wietergeht's


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    Semir sah zu Kim, als sie auflegte. „Was wollen wir machen? Wie wollen wir vorgehen?“, wollte er wissen und sah sie an. Kim wusste nicht so recht, was sie antworten sollte. Schließlich ging es hier um ihr Leben und nun sollte Semir sie erschießen. Sie sah vor sich hin und schwieg. Semir wusste, dass sie das immer machte, wenn sie sehr intensiv nachdachte und dabei durfte man sie nicht unterbrechen, weil meist eine geniale Idee am Schluss dieser Überlegung stand. Plötzlich zauberte sich ein Lächeln auf Kims Gesicht und Semir wurde stutzig. „Chefin, was soll dieses Grinsen bedeuten?“, wollte er wissen und sah sie dabei etwas herausfordernd an. „Ganz einfach...“, meinte sie nur und erläuterte ihren Plan. Semir hörte gespannt zu und beide waren sich darüber im Klaren, dass dies zwar ein unsagbares Risiko war, es aber nötig sein musste, um Ben zu retten und diesen Kerl und die Drahtzieher aus der Reserve zu locken.


    André saß immer noch vor Ben, aus dessen Nase Blut lief und ihn über die Lippen rannte. „So, wollen doch mal sehen, wo deine Schmerzgrenze liegt.“, lachte er und zog ein kleines Messer hervor. Ben wollte schlagartig zurückweichen, doch er konnte nicht. „Wagen sie es nicht...“, fauchte er und schluckte. Sehr überzeugend klang er dabei nicht. „Oder was? Wollen sie mich verhaften?“, lachte André und stand auf. Ben folgte ihm mit den Augen und wollte austreten, sein Gegner stand gerade in der richtigen Position dafür. Ein fieses Grinsen huschte über das Gesicht des jungen Hauptkommissars und dann, ohne eine Vorwarnung trat er André in den Schritt. Dieser ließ schlagartig das Messer fallen, fiel zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Er wimmerte wie ein kleines Mädchen. „So, hast du genug, du Arschloch?“, fauchte Ben und zerrte weiter an seinen Fesseln, doch sie ließen sich immer noch nicht lösen. Verflucht, bald würde dieser Typ wieder zu sich kommen. Als André langsam seinen Kopf hob, trat Ben mit seinem Fuß zu, traf mit voller Wucht das Kinn und schickte seinen Gegner ins Reich der Träume. „So, und nun?“, fragte Ben sein regungslosen Gegner. Er sah sich im Keller um, denn er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Wenn dieser Schaller wieder aufwachen würde, dann wäre es vielleicht Bens letzte Aktion gewesen. Suchend sah er sich um. Würde er was finden?


    Semir machte sich nach der Besprechung ins Büro auf, wo Hartmut die Akten hatte hinbringen lassen, die sich Ben durchsehen wollte. Vorher informierte er Andrea, dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht. Mit einem Grummeln akzeptierte Semirs Ehefrau die Entschuldigung ihres Mannes und Semir machte sich sofort an die Arbeit. Es waren überwiegend Akten zu den damaligen Ermittlungen von Kim. Sie war als Undercover-Bardame bei Arany beschäftigt gewesen und konnte ihn durch eine eigens eingeschleuste Abhörwanze überwachen. Die aufgezeichneten Gespräche lieferten den Hinweis, dass Arany den Auftrag zum Mord an Petrovic erteilt hatte, doch keines der Bänder lieferte den entscheidenden Hinweis auf den damaligen Attentäter. Doch eines fiel Semir sofort ins Auge. Drei Wochen vor dem Mord kam ein junger Mann in das Umfeld von Petrovic, der sehr musikalisch gewesen sein soll und in dem Etablissement des Russen als Barpianist die Leute unterhalten hatte, während sie den Showeinlagen der Mädels zusahen. Sicher nichts ungewöhnliches, dachte Semir bei sich und blätterte dann weiter. Er stutzte, als er ein Foto des Mannes sah. War das etwa... Nein, das konnte nicht sein... oder doch? Er wusste nicht mehr ein oder aus. Was sollte er davon halten. Er schnappte sich das Bild und ging damit zu Roland, dem Phantomzeichner und einem wahren Künstler am Computer. „Roland, ich brauche deine kreative Hilfe.“, meinte Semir, als er das etwas abgelegene Büro des Zeichners betrat.


    Roland Kuhnert sah ihn an. „Hey.. Semir…was kann ich denn für dich tun?“, wollte der Zeichner wissen. „Hier… ich habe hier ein altes Bild. Und ich würde gern wissen, wie dieser Mann dort am Flügel aussieht wenn es heute aufgenommen worden wäre.“, gab Semir bekannt. Roland nahm das Foto. „Ohhhh…. Eine schlechte Qualität…also 100 % schaffe ich aber nicht, dennoch denke ich, dass es ausreicht…“, meinte Roland als er es sich ansah und machte sich an die Arbeit. „Wo ist denn dein Zwilling?“, wollte er wissen. „Ben…? Der ist---verhindert.“, redete Semir sich raus. Er wollte Roland nicht psychisch unter Druck setzen. „Also gut… Semir….in zwei Stunden hast du es. Ich kann es dir dann per Mail schicken…“, schlug Roland vor. Semir war damit einverstanden und verschwand wieder. Doch auf dem Weg zur PAST überlegte er sich dass, wenn André tatsächlich damit zu tun hatte, Andrea und Aida in Gefahr waren. Als hätte seine Frau es geahnt klingelte das Handy. „Semir….ich bin es… Hör mal… Mama hat gerade angerufen und…sie hat sich ein Bein gebrochen… Papa braucht mich jetzt. Hast du was dagegen, wenn Aida und ich hinfahren und…“, wollte sie wissen. „Nein…das ist gut…fahr…ich komme schon klar…“, unterbrach Semir sie. Er sah in Gedanken, wie Andrea stutzte. „Was ist denn mit dir? Alles in Ordnung? Hast du eine Spur von Ben?“, harkte sie nach. „Nein… noch nichts… aber es wird sicher nicht mehr lange dauern. Soll ich dich fahren, oder willst du allein fahren?“, wollte er wissen. „Ich fahre gleich schon los. Meine Sachen sind gepackt… Ich liebe dich mein Held…“, säuselte sie. „Ich dich auch.. Fahr vorsichtig.“, ermahnte Semir seine Frau. Er war seiner Schwiegermutter irgendwie dankbar, dass sie sich das Bein gebrochen hatte, so blieb es ihm erspart, Andrea zu überreden weg zu fahren.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • André kam langsam wieder zu sich und baute sich vor Ben auf. „Du hältst dich wohl für sehr schlau was…?“, stieß er schmerzerfüllt aus. „Zumindest schlauer als du…“, gab Ben zurück. André holte aus und schlug ihm die Faust so heftig ins Gesicht, das Bens Kopf gegen das Rohr knallte. Blut schoss aus der Nase. Ben schloss die Augen. Doch er schrie nicht auf. Diese Freude mache er seinem Peiniger nicht. André beugte sich tief zu ihm runter. Er griff Ben in die Haare und zerrte daran. „Ich mache dich fertig…schon in wenigen Augenblicken wirst du mich anflehen…“, drohte er. Ben sah ihn an. „Da…rauf kannst…du lange…warten…“, stieß er aus. André ließ die Haare los und verließ den Raum. Doch nur wenig später stand er mit einem Elektroschocker vor Ben. „Weißt du diese Dinger sind sehr schmerzhaft….glaub mir…sehr schmerzhaft. Aber du wirst es spüren…“, versprach er und setzte das Gerät an. „Oh…warte….ich muss nur verhindern dass du schreist…“ lachte er und zog das Gerät zurück. Wenig später war Ben geknebelt. Und dann ging es los. Ben bäumte sich auf und stieß erstickte Schreie aus, als das mörderische Gerät an seinem Bein, seinem Hals, seiner Schulter angesetzt wurde. Nach einer guten Stunde hörte André auf. Ben lag wimmernd und verkrümmt an dem Rohr. Er stieß leise Geräusche aus. „Du wirst mich nicht noch einmal treten…. Und nun wird es Zeit deinem Freund zum Tun zu drängen…“, lachte er und verschwand. Er griff zum Handy und rief Semir an. „Ja….?“ hörte er in fragen. „Morgen ist es soweit…du wirst sie erschießen….wenn nicht…dann wirst du deinen Freund irgendwo tot auffinden…“, drohte er und beendete sofort das Gespräch.


    Semir ließ das Handy sinken und sah Kim an. „Morgen….soll ich Sie erschießen…“, sagte er leise. „Gut dann werden wir unsere beiden Helden Herzberger und Bonrath doch mal damit vertraut machen. Ist Andrea weg?“, fragte Kim. Semir nickte. „Ja… ein Zufall hat dafür gesorgt, dass sie zu ihrer Mutter fährt… Wir müssen nur verhindern, dass sie es in der Zeitung liest…oder in den Nachrichten…“, gab er zu bedenken. „Das bekommen wir hin, Wir lassen es nur durch die hiesige Presse gehen… keine Nachrichten darüber…“, versprach sie. „Und wie soll es aussehen?“, fragte Semir. „Das erzähle ich wenn die Beiden hier sind…“ lächelte Kim. In diesem Augenblick kamen Herzberger und Bonrath von der Streife. „Jungs, ihr sollt sofort zur Chefin kommen.“, gab Susanne den Beiden bekannt. Dieter und Hotte sahen sich nur an. „Was will denn die Chefin von uns?“, wollte Hotte wissen und sah Susanne fragend an, doch sie zuckte nur leicht mit den Schultern. „Geht rein, dann wisst ihr es.“, meinte sie nur und deutete in Richtung Kims Büro. Unsicher näherten sich die beiden Streifenbeamten der Tür, klopften und traten dann ein. „Ah, da sind sie ja... kommen sie rein. Ich habe etwas sehr dringendes mit ihnen zu besprechen.“, meinte Kim und schloss hinter den beiden die Tür, ließ zeitgleich die Jalousien runter, sodass keiner einen Blick in das Büro erhaschen konnte.


    Nach wenigen Minuten kamen sie wieder aus dem Büro, mit Semir im Schlepptau. „Habt ihr alles verstanden?“, raunte er ihnen zu und die beiden nickten nur. „Gut, dann geht das Morgen über die Bühne.“, kam es erneut von Semir und die beiden Polizisten gingen dann wieder an ihre Arbeit. Sie ließen sich nichts anmerken, waren verschwiegen wie ein Grab, was bei beiden ungewöhnlich war. Roland kam aus seinem Zimmer und schritt auf Semir zu. „Semir... hier, ich hab das Foto, was du haben wolltest.“, meinte er und hielt eine Zeichnung hoch. „Danke Roland, du hast mir einen großen Gefallen getan.“, meinte der Hauptkommissar sofort, nahm die Zeichnung und verschwand zu seinem Wagen. Das war er... wenn er die beiden Fotos verglich, fiel ihm sofort die Ähnlichkeit ins Auge. Das war André Schaller. Semir stieg in seinen Wagen. Er konnte das nicht ungeklärt lassen. Semir musste André fragen. Seine Gedanken kreisten um diesen Mann... eigentlich wusste er gar nichts über ihn. Nur, dass er Musiker war und anderer Leute Probleme löste, doch mehr nicht. Zugegeben, er hatte seine Tochter gerettet. Dafür würde Semir ihn auch ewig dankbar sein, aber er konnte deswegen nicht seine Arbeit ignorieren. So fuhr er wenige Minuten später bei André vor, stieg aus und klingelte.


    André ließ von Ben ab, als er die Klingel hörte. Sofort registrierte auch Ben, dass dort oben jemand war, doch dank der Elektroschocks konnte er sich kaum rühren. „Ein Mucks und du bist tot.“, zischte André und richtete den Schocker erneut auf Ben. Dieser sah ihn nur mit großen, schmerzerfüllten Augen an und nickte. André schloss den Raum und ging nach oben. Mit unsicheren Schritten kam er aus dem Keller in den Flur und sah die kleine Silhouette vor der Tür stehen. Das konnte doch nur Semir sein, dachte er bei sich und schritt langsam auf die Tür zu. „Semir, was führt dich denn her?“, fragte er und ließ dabei seine Stimme so sicher und freundlich wie möglich klingen. Doch Semir setzte seine dienstliche Miene auf und kam gleich zur Sache. „André, kennst du das Foto?“, wollte er wissen und hielt die alte Aufnahme aus den Akten dem Mann entgegen. Dieser sah auf die Fotografie und musste lachen. „Mein Gott, sah ich damals beschissen aus.“, lachte er los und bat Semir rein. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. „Aber sag mal, woher hast du das Foto?“, wollte der Musiker dann wissen. „Ich habe es in einer alten Akte gefunden.“, gestand Semir nur ein. „Was hast du denn bei einem Menschenhändler und Zuhälter verloren?“, wollte er dann von seinem Nachbarn wissen, als beide im Wohnzimmer saßen. „Hey, das Musikstudium war teuer und Jobs fallen nicht gerade vom Himmel. Ich musste einfach nehmen, was ich kriegen konnte.“, erwiderte André und plötzlich hörten beide ein Poltern. „Was war das?“, wollte Semir wissen, als er sah, wie erschrocken sich André nach dem Geräusch umgedreht hatte. „Keine Ahnung... sicher nur die Nachbarskatze.“, erwiderte er, klang dabei aber nicht sehr überzeugend. „Soll ich mal gucken?“, bot Semir an, doch André verneinte. „Nein... das fehlte noch, dass du mich vor einer Katze beschützen musst.“, lachte er und drückte Semir sanft zurück in den Sessel. In diesem Moment klingelte Andrés Handy.

  • „Hallo?“, meldete er sich mit unsicherer Stimme. Semir versuchte dem Gespräch lauschend zuzuhören, doch André ging ans andere Ende des Zimmers. „Arany, ich habe doch gesagt, sie sollen nicht anrufen. Ich rufe an, wenn es etwas neues gibt.“, zischte er leise. „Schwachsinn... ich bin der Auftraggeber und ich allein entscheide, was sie tun. Haben sie schon meine Tochter gefunden?“, wollte Arany wissen. „Noch nicht... aber das handelt sich nur noch um eine Frage von wenigen Tagen.“, erwiderte André und sah zu Semir. „Sie haben keine Tage mehr... Wenn sie den Auftrag in zwei Tagen nicht erledigt haben, sind sie ein toter Mann. Ich dulde keine Fehler.“, schrie der Mann und legte auf. Dann ging er zurück zu Semir. „So… also ähm… Sorry war meine Mutter. Die ist manchmal ziemlich aufdringlich.“, entschuldigte er sich. Semir nickte. „André… wie hieß der Mann, für den du damals gespielt hast?“, wollte Semir wissen und sah hinaus. Das mit der Katze war gelogen. Semir kannte die Gegend und er wusste auch, dass hier keine Katze herumlief. Außerdem kam das Geräusch aus dem Keller. „Oh…weißt du, wie lange das her ist? Ich kann mich nun wirklich nicht an den Namen erinnern. Warum willst du das überhaupt wissen?“, harkte nun André nach. Semir entging nicht, dass er nervös wurde. „Ist reine Routine. In einem Fall. Ich meine ich bearbeite einen Fall und wir kommen halt nicht wirklich weiter. Von daher haben wir Akten und gehen sie durch. Darin war das Bild und ich wollte einfach wissen, was für einen Hintergrund das hat.“, lächelte Semir leicht. Er horchte weiter. Vielleicht würde die „Katze“ ja noch einmal Krach machen, doch es schien vergebens. Nach wenigen Minuten verabschiedete Semir sich. Er nahm sich vor André zu beobachten.


    Ben atmete tief ein. Seine Wunden die durch den Elektroschocker entstanden sind brannten. Er war von André geknebelt und warf einen kleinen Eimer um. Dieser schepperte und er war sich sicher, dass, egal wer Schaller besuchte, würde es hören. Und wenn Semir es war, dann würde er sicher sofort anfangen zu suchen, so gingen seine Gedanken. Doch niemand kam. Zunächst nicht. Als sich die Tür öffnete stand Schaller vor ihm. „Ich sagte doch, dass du dich ruhig verhalten sollst…Jäger warum kannst du dich nicht daran halten? Weißt du denn nicht, dass es bestraft wird, wenn du dich weigerst das zu tun, was ich verlange..?“, fragte er tadelnd und zog Ben den Knebel raus. „Meine… Kollegen…werden Sie festnehmen….“, stieß er leise aus. „Oh meinst du…soll ich dir was verraten… das eben war dein Kollege. Ich habe ihm gesagt, dass eine Katze den Lärm gemacht hat und er hat es mir abgekauft….so einfach ist das…und nun werde ich ihn anrufen und du wirst ihm ein paar Takte sagen. Ein falsches Wort, und du bist tot….haben wir uns verstanden?“, wollte Schaller wissen. Ben nickte. Schaller rief Semir an. „Ich habe deinen Freund hier….du kannst ihn hören…“, sagte er nur und drückte Ben das Handy mit einer Hand ans Ohr während er mit der anderen den verdammten Elektroschocker an seinen Hals hielt. Ein hämisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. „Semir…. Ich bin es…ahhhhhhhhhhhhhaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhh.“ stieß er aus. Schaller hatte das Gerät aktiviert.


    Semir hielt das Handy vom Ohr, als der Schrei ertönte. „BEN!!“, schrie er zurück. „Hast du nun kapiert, dass ich nicht scherze?“, hörte er fragen. „Ja… ich tu was Sie sagen…lassen Sie ihn bitte in Ruhe…bitte…“, flehte Semir. Er hatte Tränen in den Augen. Aber er hörte etwas, im Hintergrund was er vor kurzen bereits gehört hatte. Es war kein Zweifel mehr da… es war Schaller, der am Telefon war und es war Schaller der Ben in seiner Gewalt hatte. Nun mussten sie schnell handeln. Semir hörte, wie das Gespräch beendet wurde. Am liebsten wäre er sofort mit dem SEK losgestürmt und hätte Ben aus den Fängen von André befreit. Doch er musste auf die Forderungen eingehen und dann, würde er freie Hand haben. Sicher würde André schon alsbald einen Fehler machen und dann... dann war Semir zur Stelle. Es musste einfach nur schnell und aufsehenerregend über die Bühne gehen. Semir würde dann verschwinden und konnte Ben befreien. Ja, das war ein guter Plan. Schnell fuhr er zur PAST zurück, um alles mit Kim noch einmal durchzusprechen. „Semir, ist was passiert?“, wollte sie wissen, als der Deutschtürke mit völliger Verzweiflung im Gesicht in ihrem Büro auftauchte. „Ich weiß, wer Ben hat und wo er ist.“, stieß er aus. „Was... erzählen sie.“, forderte Kim und Semir erzählte alles, was er wusste, und Kim hörte aufmerksam zu. Dann, als Semir mit den Erklärungen fertig war, rutschte sie auf ihrem Stuhl nach vorne. „Chefin, wir können das Ganze ohne jegliches Schauspiel durchziehen.“, meinte Semir und sah, dass Kim gar nicht begeistert davon war. „Nein Semir, es muss so vonstattengehen, wie wir es besprochen haben. Wir müssen auch den Auftraggeber bekommen und das schaffen wir nur durch dieses Täuschungsmanöver.“, erklärte Kim. Semir nickte, doch zufrieden war er mit der Antwort nicht. „Chefin, dieser Schaller ist zu allem fähig. Wir müssen Ben da raus holen, nachdem das Ganze passiert ist. Wer weiß, ob dieser Kerl ihn überhaupt laufen lässt, nachdem ich getan habe, was er von mir verlangt hat.“, erwiderte Semir und Kim nickte nur. „Wir werden heute Nacht das SEK in ihrem Haus aufstellen und sobald sie geflohen sind, werden sie zu ihrem Haus fahren und sich Schaller schnappen. Wir müssen herausbekommen, wer der Auftraggeber ist.“, meinte Kim und Semir nickte. So war alles vorbereitet.


    Ben sah André mit schmerzerfülltem Gesicht an. „Sie... sie werden ihr... ihr Ziel niemals erreichen.“, stieß Ben mit schmerzerfülltem Gesicht aus. André lachte nur auf. „Das glaube ich nicht. Sieh mal, wenn er seinen Auftrag erfüllt hat, bist du frei.“, erwiderte er. „Das glauben sie doch selbst nicht.“, keuchte Ben erneut und sah auf. André stand da und sah auf den gefesselten Mann hinunter. „Du glaubst mir wohl nicht? Das kann ich dir nicht verübeln, aber ich stehe zu meinem Wort. Wenn Semir den Auftrag durchführt, dann wirst du dieses Haus verlassen... als Leiche.“, lachte er und ging aus dem Raum hinaus, ohne Ben zu knebeln. André sah sich inzwischen nach einer geeigneten Tötungsmethode um. Da hatte er eine Idee. Warum vernichtete er seinen Gast nicht mitsamt dem Haus? Ein Gasleck... das passierte doch in letzter Zeit immer öfter und Unfälle im Haus waren doch an der Tagesordnung. Ja, das war der perfekte Plan. Er musste nur alles vorbereiten und dann... dann würde er Ben so anziehen, als wäre er André und dann ... tja, den Rest würde die Feuerwehr und die Polizei der Stadt übernehmen. André bereitete im Haus alles vor. Die kleinen Brandsätze platzierte er geschickt und sobald das Gas genug im Haus verströmt war, würde er per Fernzündung das Haus sprengen und sich mit dem hinterlegten Geld aus dem Staub machen. Keiner würde ihn so schnell wiederfinden. Während seinen Vorbereitungen merkte er nicht, wie sich im Haus von Semir Gerkhan mehrere Personen versammelten, dann aber außer Sichtweite gingen. Alles, was André in die Hand nahm, machte er mit großer Perfektion.

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  • Am nächsten Tag war Semir bereits im Büro, die kleine Waffe hatte er unter seinem Tisch versteckt und wartete. Er würde warten, bis Kim ins Büro kommt. Dann wollte er sie unter einem Vorwand in ihr Büro locken. Dort sollte es zum Streit kommen und er würde abdrücken. Er sah auf, als Kim in die PASt kam. Langsam stand Semir auf, die Waffe in den Hosenbund gesteckt und ging auf seine Chefin zu. „Frau Krüger... kann ich sie einen Moment sprechen... Allein.“, bat er und sah sie an. Kim nickte nur und beide gingen in das Büro von Kim. Susanne sah ihnen hinterher und widmete sich dann wieder ihrer Arbeit. Nur kurz sah sie auf, als Hotte und Dieter zur Tür reinkamen. „Hier, das Frühstück und einen Kaffee für unsere kleine Büromaus.“, meinte Dieter und reichte die Tüte und den Becher an Susanne weiter. Sie sah erfreut auf. Dann ein Schuss und noch einer. Alle blickten sich erschrocken zum Büro von Kim um. Sofort rannten Hotte und Dieter los. Auch Susanne rannte hinterher. Sie wurde von Dieter und Hotte zurück gedrängt, als sie sahen dass Kim Krüger am Boden lag. Blut schoss aus einer Wunde und die aufgerissenen Augen zeigten, dass sie tot war. Susanne stieß einen leisen Schrei aus und ihre Augen wanderten zu Semir, der mit gezogener Waffe im Raum stand. Völlig verwirrt starrte er selbst auf das, was dort passiert war. Doch nur kurz dauerte seine Erstarrung an. Er rannte zum Fenster, riss es auf und sprang hinaus. „SEMIR!! Bleib stehen!!“, schrie Dieter und rannte hinterher. Er nahm den Ausgang. Susanne stand im Türrahmen und sah nur auf den toten Körper von Kim Krüger. Sie beugte sich langsam hinunter. Es schien, als habe Semir Kim Krüger getötet. Aber warum?


    Semir sprang in seinen Wagen und raste davon. Er musste zu Ben…er musste ihn endlich befreien. Sein Handy klingelte. „Die Zeit ist abgelaufen!“, hörte er den Anrufer sagen. „Ich weiß…sie ist tot…ich…habe ein Foto gemacht.“, stieß Semir aus. Und in diesem Augenblick kam ein Funkspruch. Semir hatte sein Funkgerät extra laut gestellt und war sicher, das Schaller es genau hörte. „Achtung ….eine Durchsage an alle…gesucht wird Kriminalhauptkommissar Semir Gerkhan wegen Mordes!“, ertönte aus dem Lautsprecher. Semir hörte ein leises Lachen über das Handy. „Das hast du sehr gut gemacht. Heute Abend wirst du erfahren, wo dein Freund abzuholen ist.“, der Anrufer beendete das Gespräch. Semir gab über Funk seinen Standort durch. „Ich brauche das SEK vor dem Haus in der Kantstrasse 7. Bitte ohne Blaulicht und Sirene!“ „Semir…. Wir sind in wenigen Augenblicken vor Ort…“, gab Alexander Hoffmann durch. Ein guter Freund von Semir leitete also den Einsatz. „Danke Alex…. Mein lieber Nachbar wird keinen Verdacht schöpfen, da ich als Mörder gesucht werde. Wie gut das Andrea nichts von all dem weiß.“, stieß Semir aus. Er hielt auf dem Standstreifen an und schloss für wenige Augenblicke die Augen. Inständig hoffte er, dass dieses Schauspiel bald ein Ende hat.


    André lachte leise auf. Er rief seinen Auftraggeber an. „Sie ist tot…“, gab er durch. „Wie haben Sie das gemacht? Wo ist der Beweis?“, wollte der Angerufene wissen. „Ich hatte einen guten Helfer. Sie bekommen gleich ein Foto per MMS gesendet. Das ist der Beweis. Das Geld wird wie immer übergeben. Am Bahnhof in Köln.“, befahl André und beendete das Gespräch. Nun ging er in den Keller. Ben saß nach wie vor an dem Rohr gefesselt und sah ihn an. „So…es wird Zeit adieu zu sagen. Ich wünsche einen guten Flug…“, meinte er nur und stellte den Zeitzünder der Bombe auf 40 Minuten. „Ich möchte dir genügend Zeit geben dich auf dein Ende vorzubereiten.“, lachte er. „Jetzt können Sie noch lachen, aber mein Kollege wird Sie fassen…. Und dann werden Sie für den feigen Mord büßen.“, stieß Ben wütend aus. André sah ihn grinsend an. „Weißt du…du gefällst mir… bis zur letzten Stunde eine große Klappe. Nun denn… ich muss sehen, dass ich zum Bahnhof komme. Immerhin wird es hier doch gleich sehr heiß… Mach es gut und vergib mir…“, lachte André und verließ den Raum. Diesmal schloss er ihn nicht ab und knebelte Ben auch nicht.


    Ben sah auf die Uhr. Die Zeit lief unaufhaltsam. Er zerrte an den Fesseln. Doch die Erkenntnis sie nicht ohne Hilfe öffnen zu können hatte er bereits seit Stunden. Warum hatte er nicht sofort den Verdacht gegenüber André Semir mitgeteilt? Wusste Semir bereits, dass Schaller dahinter steckte? Hatte er Kim Krüger wirklich erschossen? Nein… sicher war das alles nur eine Scharade. Ein Spiel…aber konnte er sich darauf verlassen? Sollte er um Hilfe schreien? Die Uhr hing genau vor seinen Augen. Er konnte die Sekunden nur dahinfließen sehen. Immer wieder stemmte sich Ben gegen die Fesseln und scheuerte sich die Gelenke noch mehr durch. Es nutzte nichts. Plötzlich nahm er einen beißenden Geruch wahr. Was war das? „Shit.“, stieß Ben aus, als er erkannte, was und woher der Geruch kam. Dieser Irre ließ das Haus voll Gas laufen. Ein Funke würde genügen und die ganze Bude würde in die Luft fliegen. Er fing schon an zu husten. Langsam stieg ihm das Gemisch zu Kopf und benebelte seine Sinne. Ben versuchte dagegen anzukämpfen, nicht zu atmen, seine Nase in der Schulter zu vergraben. Aber langsam merkte er, wie er immer benommener wurde. Hoffentlich fand ihn schnell jemand, bevor ihm alles hier um die Ohren flog.

  • Susanne war nach draußen gegangen, um etwas durchzuatmen. Als sie wieder reinkam, sah sie in das Büro von Kim. Der große Blutfleck war auf dem Boden deutlich zu sehen, doch von der Leiche keine Spur mehr. Verwirrt sah sie sich um. Weder die Kollegen der Spurensicherung noch Sanitäter oder Bestatter waren an ihr vorbei gekommen. Langsam schritt sie auf die Tür zu, schob sie weiter auf und sah Kim auf dem Sofa sitzen, die Beine von sich gestreckt und die Augen geschlossen. Susanne fing an zu zittern und verstand gar nichts mehr. Wie konnte sich eine Leiche bewegen. Plötzlich ruckte Kims Kopf herum und die lebendigen, braunen Augen sahen die Sekretärin an. Sie erschrak. „Susanne, würden sie mir bitte einen Kaffee bringen und dann die Reinigungsfirma bestellen. Sie sollen das Blut aus meinem Teppich waschen.“, bat Kim, doch Susanne stand immer noch wie versteinert in der Tür und rührte sich nicht. „Chefin... aber .... wie ... Semir hat....“, stammelte sie und hatte Mühe sich bei Bewusstsein zu halten. Kim stand auf und zeigte ihr nur kurz die umgeschnallte Weste mit den präparierten Blutkonserven. „Keine Angst Susanne, Semir ist kein Mörder. Wir mussten das nur inszenieren, um Ben zu retten.“, erklärte sie. Zögernd näherte sich Susanne nun Kim. Die Chefin lächelte nur und ging einen Schritt auf sie zu. „Bitte entschuldigen sie, dass wir sie nicht haben eingeweiht, aber so war es sicherer. Wir wussten nicht, ob die Erpresser hier keine Wanzen versteckt hatten.“, erklärte sie. „Ich bring ihnen dann mal den Kaffee.“, kam es nur verwirrt von Susanne und unsicher verließ sie das Büro.


    Semir fuhr seine Auffahrt hinauf und parkte den Wagen neben dem schwarzen Mercedes von Alex Hoffmann, dessen Leute schon im Garten auf Semir warteten. „Da bist du ja.“, begrüßte der SEK-Leiter den Kommissar. „Sorry, ging nicht schneller. Hotte und Dieter wollten mich doch länger verfolgen, als nötig.“, erklärte er und zog sich dann die schusssichere Weste an, die ihm Alex hin hielt. „Okay, meine Männer sind in Position. Bist du sicher, dass dein Nachbar keinen Verdacht schöpfen wird?“ „Absolut... wir gehen sofort rüber. Am Besten teilen wir die Männer auf. Eine Gruppe durch den Keller, eine vorne und eine über die Terrasse.“, schlug Semir vor. „Gut, so sind wir bereits aufgestellt. Brauchst nur noch das Signal zu geben.“, meinte Alex und Semir nickte nur. „Los, holen wir ihn uns.“, fauchte er und ging mit der Gruppe mit, die durch den Keller eindringen sollte. Die Gruppe stand vor der Tür, bereit sie einzutreten. „Alex, wir sind in Position. Wie sieht es bei euch aus?“, wollte Semir wissen. „Wir sind auch bereit. Ich warte nur auf dein Zeichen.“, erwiderte der Mann per Funk im Ohr von Semir. „Okay, Zugriff... Zugriff!!“, stieß Semir aus und sofort trat einer der schwarz vermummten Männer die Tür zum Keller ein. Von oben war das Geschrei der anderen Männer zu hören. Keiner nahm den Geruch vom Gas wahr und so wusste niemand von der drohenden Gefahr.


    Semir sah sich immer wieder um, riss jegliche Tür auf. Plötzlich ließ er seine Waffe sinken. „Ben... verdammt.“, stieß er aus und schnellte zu seinem in den Fesseln hängenden, ohnmächtigen Kollegen. „Semir... Schaller ist ausgeflogen.“, hörte er über Funk von Alex. „Verdammt, gebt sofort eine Fahndung nach ihm raus...“, stieß Semir aus, löste dabei die Fesseln von Ben, der ihm sofort in die Arme fiel. „Ben... hey Ben, hörst du mich?“, versuchte Semir seinen Kollegen zu wecken, doch nichts half. Da nahm er den beißenden Geruch wahr. „Verdammt... das ist Gas. Alle sofort raus hier.“, schrie er und sah dann auch die Zeitzünder an der Gasleitung hängen. „Shit.... Alex, das Haus ist vermint und Gas strömt aus. Schaff deine Leute sofort hier raus.“, schrie Semir durchs Funk und schnappte sich, mit Hilfe eines weiteren SEKlers Ben und zerrte ihn nach draußen. Die Uhr tickte unaufhörlich, doch einer der Polizisten machte sich daran, das Ding zu entschärfen. Würde er es rechtzeitig schaffen können?


    Semir ließ Ben ins Gras sinken. „Hey… Ben…komm schon…!“, stieß er aus und gab Ben leichte Schläge ins Gesicht. Dank der frischen Luft kam er zu sich. Verwirrt öffnete er die Augen und sah in Semirs Gesicht und richtete sich auf. Doch sofort drückte Semir ihn wieder runter. „Bleib liegen…der Arzt ist gleich da…“, sagte er sanft. „Semir…die Bombe…die Bombe.“, stieß Ben aus. „Ja ich weiß. Die Kollegen sind bereits dabei…“, beruhigte Semir ihn. In diesem Augenblick kamen die Männer aus dem Haus. „Das war gar nicht so schwer…“, grinste einer der Entschärfer. Semir sah ihn an. „Habt ihr alles durchsucht?“, wollte er wissen. „Ja soweit schon… aber er ist weg.“, gab der Mann von sich. „Ich weiß…auch wo…“, stieß Ben schwer atmend aus. „Wohin?“, wollte Semir sofort wissen. „Bahnhof….hust---hust…Köln….“, kam von seinem Partner. Semir richtete sich auf. „Alex!! Wir müssen zum Bahnhof….!“, rief er dem Mann vom SEK zu. „Nimm…mich mit…Semir…“, stieß Ben aus. Ein leichtes Lächeln huschte über Semirs Gesicht. „Vergiss es… du wirst ins Krankenhaus gebracht.“, befahl er. Schon war der Arzt bei Ben und untersuchte ihn. „Scheint ja einiges mitgemacht zu haben….“, murmelte er und ließ Ben sofort in den Rettungswagen bringen. Er sah kurz zu Semir. „Marienhospital…aber heute keine Besuche…“, gab er bekannt. Semir hob die Hand und nickte. Dann war er verschwunden.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • André wartete an den Schließfächern im Kölner Hauptbahnhof auf Arany. Doch dieser schien sich diesmal Zeit zu lassen. Er lief auf und ab, sah auf die Uhr und ging dann eine Runde um die Schließfächer. „Sie scheinen ziemlich nervös. Hier ist die erste Hälfte des Geldes. Die Zweite gibt es, wenn Sie mir meine Tochter gebracht haben.“, hörte er Arany und drehte sich um. „So war das nicht ausgemacht…“, fauchte er ihn an. Er nahm das Geld. „Wenn Sie meine Tochter gebracht haben, dann dürfen Sie sich auch zu Ruhe setzen… Herr…Schaller… so nennen Sie sich doch oder?“, lachte Arany. „Ja und? Also gut… in drei Tagen weiß ich, wo Ihre Tochter steckt.“ versprach André und drehte auf dem Absatz um. Er verließ das Gebäude durch die große Tür direkt zum Dom. Aus Erfahrung wusste er, dass er hier am schnellsten weg kam. Doch diesmal hatte er sich geirrt. Denn kaum war er durch die Tür, legte sich eine Hand auf seine Schulter. Ein Druck in die Seite ließ ihn erstarren. „Herr Schaller…. Es wäre mir ein Vergnügen, wenn Sie versuchen würden zu fliehen. Es ist einfach, dann abzudrücken.“, hörte er Semir Gerkhan sagen. „Semir… was tust du hier?“, wollte er erstaunt wissen. „Mein Kollege liegt im Krankenhaus. Ich finde es nicht gut, dass Sie ihn in die Luft jagen wollten. Ihn und ein paar sehr netter Menschen….das wird Ihnen das Genick brechen.“, versprach Gerkhan. „Hör mal… wir sollten alles vergessen… okay.. das mit Jäger war vielleicht eine dumme Idee…. Aber ich…also…ich …ich stell mich als Kronzeuge zur Verfügung.“, stieß André plötzlich aus.


    Susanne meldete sich, als das Telefon schellte. „Ja danke… ich werde es weiter geben…danke…“, sagte sie, legte auf und rannte schnell zu Kim Krüger ins Büro. „Ben wurde gefunden und ist derzeit im Krankenhaus. Er hat einige Wunden und war kurz ohne Bewusstsein. So der Arzt. Allerdings macht er schon Theater und will entlassen werden.“, erklärte sie kurz. Kim schloss die Augen. „Gott sei Dank…. Gut… Sie und ich fahren ins Krankenhaus. Ich weiß ja nicht, ob man uns nicht beobachtet. Sie werden fahren während ich mich auf die Rückbank lege.“, schlug Kim vor. Susanne nickte. Nur wenige Minuten später waren sie im Krankenhaus. Es gab keinen Verfolger. Sofort wurden sie zu Ben gebracht. „Verdammt…mir geht es gut… wo ist der Wisch, den ich unterschreiben muss…?“, fauchte Ben wütend. Kim lachte leise und betrat das Zimmer. „Sie werden hier bleiben, Herr Jäger. Und zwar so lange bis der Arzt es erlaubt zu gehen…“, befahl sie. „Frau Krüger….! Semir braucht mich…dieser Schaller…er war mit einem gewissen Arany zusammen…ich wette…“, fing Ben sofort an. Kim nickte. „Wissen wir. Wir vermuten Arany hinter den Anschlägen auf mich. Aber Sie können ja schon mal den Bericht schreiben, denn der Streifendienst wird Ihnen erst einmal versagt bleiben.“, erklärte Kim sachlich. Sie beobachtete Ben genau. „Also…. Chefin.. das mit dem Bericht… also ich meine den kann Semir ja schreiben… ich habe immerhin einiges durchgemacht und…“, versuchte er zu erklären, dass er darauf überhaupt keine Lust hatte. „Ich wusste doch, dass Sie vernünftig sind.“, nickte sie und verließ mit Susanne den Raum.


    Goltan Arany sah von seinem Versteck im Bahnhofsinneren, dass sein Killer von der Polizei umringt war. „Scheiße.“, dachte er nur und musste sich etwas einfallen lassen. Schaller würde sicherlich reden, um seine eigene Haut zu retten. Arany musste weg von hier. Sicher war es das Beste, wenn er Köln für immer verließ. Das Geld von damals war sicher versteckt, doch ohne seine Tochter konnte und wollte er nicht gehen. Er musste sie finden. Die Rache hatte er schon bekommen. Wie er es anstellte, wusste er zwar noch nicht, aber er würde schon einen Weg finden. Jetzt war erst mal wichtig, herauszufinden, wohin die Bullen diesen Schaller brachten. Langsam und sehr, sehr vorsichtig näherte sich Goltan dem Ausgang zum Dom. Er konnte jedoch nur noch sehen, wie Schaller in eine Streifenwagen gesteckt wurde und dieser mit eingeschaltetem Blaulicht abfuhr. Hatte der Mann schon geredet oder würde er es noch tun? Fragen über Fragen gingen durch Aranys Kopf. Sein Blick erstarrte plötzlich, als ein kleiner Mann direkt in seine Richtung sah und auf das Bahnhofsgebäude zu ging. Goltan senkte seinen Blick und versuchte im Menschengewirr unterzutauchen. Das war kein Problem, da am Bahnhof zu dieser Zeit immer sehr viel Betrieb herrschte. Schnell war er in einer Nische verschwunden und beobachtete den Eingangsbereich genau. Da kam der kleine Mann und sah sich wieder um. Verdammt, dachte Arany, er steht mir im Weg. Arany musste zur U-Bahn und dabei an diesem kleinen Mann vorbei, der mit großer Sicherheit ein Bulle war. So einen erkannte Arany schon von Weitem. Er musste da einfach runter.


    Semir sah sich um. Ihm war so, als würde er von diesem Mann beobachtet werden, als er André Schaller die Handschellen angelegt hatte. Doch als er im Bahnhof stand war er verschwunden. Vielleicht hatte er sich doch geirrt und es war nur ein neugieriger Tourist, ein Schaulustiger, von denen es viele gab. Noch einmal sah sich Semir um. Die Person war weg. Auch gut, dachte sich Semir und ging wieder zu seinem Wagen. Unterwegs klingelte sein Handy. „Andrea, mein Schatz, wie geht es deiner Mutter?“, wollte er sofort wissen, da Andreas Bild auf dem Display erschien. „Schon viel besser, aber ich werde noch einige Tage bleiben. Ist das okay für dich?“, fragte sie ihren Ehemann. Semir lächelte nur. Er war froh, dass die Gefahr aus der Nachbarschaft nun vollkommen vorüber war. „Das schaffe ich schon... Notfalls gibt es ja den Pizza-Service.“, lachte er nur. „Wann kommst du wieder?“, kam dann die Frage von Semir. „Ich denke, so am Freitag... Dann können wir ein sehr entspanntes Wochenende verbringen.“, lächelte sie und gab ihrem Mann einen Kuss durchs Telefon. „Ich liebe dich, mein Schatz.“, säuselte Semir nur und legte dann auf. Dann fuhr er zur PAST und wollte gleich André Schaller verhören, als wieder sein Telefon klingelte. „Gerkhan?“, meldete er sich. „Semir... ich bin's... Hol mich hier doch bitte raus.“, hörte er Ben flehen. Semir lachte schallend los. „Ben... nein, der Arzt hat vollkommen recht. Du hast Gas geschnüffelt. Das ist nicht ganz ungefährlich.“, mahnte Semir. „Hey, deswegen bin ich keine Gefahr oder, dass man mich hier in einem Einzelzimmer für drei Tage festhalten will.“, kam es beleidigt von Ben zurück. „Tut mir Leid, Partner, aber dieses Mal bleibst du da, wo du bist.“, meinte Semir mit einem Grinsen auf den Lippen. „Na warte, das kriegst du wieder.“, knurrte Ben und legte dann auf. Semir ließ diese Drohung völlig kalt. Wenn er doch geahnt hätte, dass diese sich aber bald bewahrheiten sollte, hätte er Ben nicht im Krankenhaus zurückgelassen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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