Gift im Becher

  • So Leute,
    ich weiß ja, wie ungern ihr wartet. ;) Daher hier die nächste Sotry von Elli und mir. Elli wird versuchen, so gut sie kann, mit ihrem Inet-Stick zu arbeiten und euch im Wechsel mit mir neue Teile on stellen ;) So, dann gehts mal los
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    Der Abend neigte sich dem Ende entgegen. Das Konzert war zu Ende und alle gingen vergnügt nach Haus. Alle? Nicht ganz. Andrea saß grummelnd auf dem Beifahrersitz und hatte die Augen zu kleinen, hässlichen Schlitzen geformt, sah damit ihren Mann an, der ganz klein auf dem Fahrersitz sah und immer wieder beteuerte, wie leid es ihm tat. „Weißt du eigentlich, wie peinlich das war?“, stieß sie wütend aus und das in einem scharfen Ton. „Andrea... bitte glaube mir, es tut mir Leid. Und ich konnte auch nicht wirklich was dafür.“, beteuerte Semir wieder und sah seine Frau mit seinem unschuldigsten Gesicht an. Normalerweise wäre sie bei diesen Augen weich geworden, doch dieses Mal war sie mehr als wütend. „Semir... wie kann man nur bei solch schöner, klassischer Musik einschlafen und vor allem, wie kann man so laut schnarchen?“, fauchte sie und Semir sah peinlich berührt aufs Lenkrad. „Ich hatte einen anstrengenden Tag, zwei Nachtschichten hinter mir. Wir hätten ja auch einen anderen Tag ins Konzert gehen können.“, fauchte er dann. „Semir... die Karten hattest du mir zu Weihnachten geschenkt. Du wusstest also seit neun Monaten, dass war in dieses Konzert gehen wollen. Da erwarte ich von dir, dass du dir deinen Dienst vorausschauend legst.“, zischte Andrea zurück. „Bei Mozart einfach einschlafen.“, knurrte sie nur. Semir platzte gleich, doch er versuchte sich zu beherrschen. „Ich wette, selbst das Orchester hat dich gehört.“ „Okay, ist jetzt gut? Ich habe einen Fehler gemacht. Keinen Grund, ihn mir für den Rest meines Lebens unter die Nase zu reiben.“, schrie Semir plötzlich. „Hör auf, mich anzuschreien.“, fauchte Andrea zurück.


    Markus Baumer, Startenor am Kölner Opernhaus, stand in der Schlange an der Tankstelle. In der Hand einen Latte Macchiato, sein Lieblingsgetränk. Das Konzert heute Abend war für ihn ein voller Erfolg. Es war sein erstes wieder in der Heimat. Jahrelang hatte er in den großen Opernhäusern dieser Welt, London, New York, Sydney, Paris, gesungen und immer wieder tosenden Beifall erhalten. Er freute sich wieder, in Köln, seiner Geburtsstadt zu sein. Doch an diesem Abend war was anderes. Es war, als hätte er einen der Zuschauer schlafen gehört. Vielleicht hatte er sich das nur eingebildet. „2,95 bitte.“, riss ihn die Kassiererin aus den Gedanken. Mit einem Lächeln legte Markus drei Euro hin und nahm das Wechselgeld entgegen. Dann verließ er die Tankstelle, setzte sich hinter das Steuer seines Passats und riss den Deckel vom Latte auf, nahm einen ersten kräftigen Schluck. Hm, irgendwie schmeckt der heute komisch. Irgendwie nach Mandeln, aber eher bitterlich. Doch Markus dachte sich nichts weiter dabei, startete den Wagen und fuhr auf die Autobahn.


    Er fuhr an einem BMW vorbei, wo sich ein Pärchen laut zu unterhalten schien. Er lächelte kurz. Das hat er noch nicht geschafft. Familie spielte in seinem Leben noch keine große Rolle. Sicher, seine Freundin war da und sie reiste auch immer mit, aber... Plötzlich wurde ihm nicht gut. Die Luft wurde ihm knapp. Er fühlte, als schnürte man ihm gerade den Hals zu. Sein ganzer Körper verkrampfte sich. Er riss das Steuer schlagartig nach links rüber und rauschte mit vollem Tempo durch die Leitplanke. Markus sank über dem Steuer zusammen. Schmerzen…Krämpfe…Gott was war denn nur los? Er spürte den harten Aufprall als der Wagen in dem Grünstreifen zum stehen kam. Er spürte, wie das Lenkrad sich in seine Brust bohrte und wie Glasscherben sein Gesicht zerschnitten. Er hätte am liebsten geschrieen. Doch dann kam die Bewusstlosigkeit wie eine Erlösung über ihn.


    Semir sah erschrocken wie der Wagen vor ihm durch die Leitplanke raste. „Andrea!! Ruf die Kollegen!!“, schrie er erschrocken und setzte sofort das Warnblinklicht. Andrea gab die Meldung durch und Semir, der den Wagen dicht an der Unfallstelle zum stehen gebracht hatte sprang raus und rannte zu dem Unfallwagen. „SEMIR!! Der Wagen….er brennt!!“, schrie Andrea entsetzt runter. Sie sah, wie Semir die Fahrertür aufriss und eine leblose Person vorsichtig aus dem Wagen zog. Mit schnellen Schritten schaffte er sie in Sicherheit. Dann folgte auch schon die Explosion. Andrea ging automatisch in Deckung obwohl sie nicht gefährdet war. Sie sah suchend nach Semir und entdeckte ihn in der Böschung. Mit seinem Körper schützte er die verletzte Person. „Verbandskasten!!“, schrie er kurz darauf. Andrea holte das Gewünschte und ging zu Semir. „Oh mein Gott…“, stieß sie erschrocken aus, als sie die Verletzungen sah. „Die Rettungskräfte kommen sicher gleich.“, sagte Andrea. Sie half ihren Mann beim Verbinden der sichtbaren Wunden. „Semir? Ist er tot?“, fragte sie besorgt. Semir prüfte den Puls. „Nein…er lebt noch… aber der Puls ist schwach...“, erklärte Semir. Schon waren die Sirenen der Einsatzfahrzeuge zu hören. Und wenig später war der Arzt bei dem Mann. Semir sah ihm zu, wie er den Verletzten versorgte und hielt Andrea im Arm.

  • „Was ist mit ihm?“, fragte Semir besorgt. „Sie haben ihn da rausgeholt und erstversorgt? Danke dafür, aber alles Andere darf ich Ihnen nicht sagen.“e der Arzt. „Doch schon, ich bin Semir Gerkhan von der Kripo Autobahn. Ab sofort bearbeiten wir den Fall. Also?“, zog Semir den Ausweis und hielt ihm den Arzt unter die Nase. „Sieht nicht gut aus. Wir müssen ihn schnell in ein Krankenhaus bringen. Wir fahren in die Uniklinik, denn nach dem Schaum vor dem Mund zu urteilen, ist er vergiftet worden. Die Frage ist nur, was es ist und ob er es überlebt. Und nun entschuldigen Sie mich bitte.“, gab der Arzt von sich. Er ließ den Schwerverletzten in den Rettungswagen bringen. Semir sah Andrea an. „Tja …. Soweit zu unseren gemeinsamen Abend… tut mir Leid…“, sagte er traurig. Andrea lächelte. „Schon gut… du bist halt ein Held… Ich bin stolz auf dich.“, hauchte sie ihm ins Ohr. „Dann ist alles wieder gut?“, wollte er wissen und schlang seine Arme um Andreas Körper. „Nicht ganz.“, kam es von ihr. „Was heißt das?“, wollte Semir wissen und sah Andrea abwartend an. „Du wirst mit mir in ein zweites Konzert gehen und dieses Mal wünsche ich, dass du durchhältst.“, forderte sie und sah ihren Mann eindringlich an. Ergeben stöhnte er auf. „Okay, und dieses Mal verspreche ich dir, dass ich den Abend nicht einschlafe.“, versicherte Semir seiner Frau. „Soll ich alleine nach Hause fahren und du wartest hier auf Ben?“, wollte Andrea wissen. „Ich denke, es ist hier nichts mehr zu tun. Fahren wir nach Hause und kuscheln noch ein bisschen.“, schnurrte er. Andrea stimmte zu. Die Kollegen in Uniform und die Spurensicherer waren ja hier und so würde Semir alles auf seinen Schreibtisch kriegen.


    Der Krankenwagen erreichte die Uniklinik und sofort sprangen die Sanitäter mit der Tragbare aus den Wagen, schoben ihn sofort in den Schockraum. Noch immer überkamen ihn Krämpfe und die Atmung setzte immer weiter aus. „Verdammt, er stirbt uns weg.“, schrie Dr. Sabrina Jung ihr Team an. Sofort wurde der junge Tenor in den Schockraum gefahren, doch es kam nur noch zu einem letzten Aufbäumen und dann brach er regungslos zusammen. „Shit... Defi... schnell.“, schrie sie und griff nach dem Gerät, setzte es auf die Brust des Mannes und entlud es. Doch es war zu spät. Die Linie war durchgezogen. Der Mann regte sich nicht mehr und sein Herz schlug nicht mehr. „Verdammt... verdammt... verdammt.“, stieß sie aus und schlug auf die Trage. Das war ihr erster Patient, den sie verloren hatte. Sie fühlte sich furchtbar. Doch dann bemerkte sie den Schaum vor dem Mund des Toten. „Schnell, toxikologische Untersuchung des Toten und dann ab in die Gerichtsmedizin. Hier liegt eine Vergiftung vor.“, stieß sie aus und sofort hatte sie eine Probe des Schaums genommen und unter ihr Mikro gelegt. Der Körper wurde von den Sanitätern wieder hochgehoben, auf eine Trage gepackt und in die Gerichtsmedizin gefahren. Was würde sie nur finden?


    Am nächsten Tag kam Semir gut gelaunt ins Büro. Fröhlich pfiff er vor sich hin und begrüßte Susanne. „Na, musstest du nicht auf der Couch schlafen?“, fragte Susanne schnippisch. Semir sah sie erschrocken an. „Woher...“, fing er an. „Ich habe mit Andrea eigentlich schon fast gewettet, dass du es entweder vergessen würdest oder aber einschläfst.“, lachte sie und sah Semir nur an. „Das ist nicht fair von euch.“, knurrte er. Ben kam dazu. „Na, gestern eingeschlafen?“, wollte er wissen und klopfte seinem Partner auf die Schulter. „Hast du etwa auch mitgewettet?“, fauchte Semir seinen Partner an. „Semir... bitte. Ich wusste, dass du null Sinn für Kultur hast.“, lachte er „Das sagt derjenige, der Artischocken für Fische hält.“, zischte Semir nur erbost. „Hey, beides kann man essen, oder?“, meinte Ben nur und ging ins Büro. Semir kam hinterher. Er ließ sich einfach auf den Stuhl fallen und wollte sich die erste Akte schnappen, als das Telefon klingelte. „Ja... Gerkhan.“, meldete er sich. „Doktor Feldmann hier. Ich habe euren Unfallkandidaten von gestern Abend aufgemacht und bin mit ihm soweit durch.“, berichtete er. „Ist gut. Wir kommen sofort.“, entgegnete Semir und legte dann auf. „Was ist?“, wollte Ben wissen. „Wir hatten gestern auf dem Heimweg einen verunglückten Fahrer. Er ist gestorben. Der Doc ist gerade mit ihm fertig.“, meinte Semir und nahm seine Jacke wieder. „Kommst du, dann können wir gleich in die Gerichtsmedizin.“ „Muss das denn immer vor dem Frühstück sein?“, knurrte Ben und folgte seinem Partner zum Wagen.


    Dr. Daniel Feldmann wusch sich gerade die Hände, als die beiden Kommissare in sein Reich traten. „Wow, war kein Verkehr oder seid ihr geflogen, dass ihr so schnell hier seit?“, fragte er lachend. „Wofür gibt’s Blaulicht.“, lachte Semir nur. „Ihr seid unmöglich.“, lachte der Pathologe und ging zum Tisch rüber. „Wann ist er gestern verstorben?“, wollte Semir wissen. „Etwa gegen halb zwölf. Die Ärztin konnte ihm nicht mehr helfen.“, erwiderte der Arzt und zog das Leichentuch vom Kopf des Opfers runter. Ben sah etwas angewidert auf den toten Körper, was dem Arzt nicht verborgen blieb. „Na na Ben, hast du noch nie einen Toten gesehen?“, wollte er wissen. „Schon, aber ich kann mich nicht an den Anblick gewöhnen.“, meinte er. Der Arzt lachte. „Weichei.“, hauchte er hustend vor sich her. „Was war das für ein Schaum vor seinem Mund?“, kam die Frage nun von Semir. „Cyanwasserstoff.“, erklärte er und lugte durch seine Brille. „Was?“, fragte Ben und sah Semir an, der ebenfalls nicht verstand, was der Doktor von ihnen wollte. Daniel lachte auf, nahm seine Brille von der Nase und putzte sie kurz an seinem Kittelsaumen. „Blausäure Jungs... oder für euch ganz einfach... Bittermandeln.“, erklärte er. „Aber... worin? Ich meine, das Zeug riecht doch sehr stark nach Mandeln, deswegen ja der Name. Womit hat er es aufgenommen?“, wollte Ben wissen. Der Pathologe reichte den Beiden seinen vorläufigen Bericht. „Na dem, was ich ermittelt habe, war er in etwas, was er vorher zu sich genommen hat. Was es war, kann ich leider nicht mehr feststellen.“, erklärte er und entließ damit Semir und Ben.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben saß Semir nachdenklich gegenüber. „Der Mann hieß Markus Baumer. Tenor im Opernhaus…Mensch Semir…. Das ist doch da, wo du gestern warst oder? Bist du da eingeschlafen?“, lachte er leise. „Könnten wir uns vielleicht mal auf den Fall konzentrieren und nicht auf meine Müdigkeit, die mich einfach überfallen hat…“, fauchte Semir zurück. Ben lachte. „Ich kann ja ne Anzeige aufnehmen….“, gab er zurück. Semir warf ein Radiergummi an den Kopf. „Aua!! Noch mal und du hast eine Körperverletzungsanzeige am Hals…“, knurrte Ben lachend. „Dazu müsste ich ja wohl was Wichtiges treffen und das ist ja wohl eher ausgeschlossen. Was haben wir denn von diesem Herren?“, wollte Semir wissen. „Also…Markus Baumer war der Startenor in der Kölner Oper. Und genau dort sollten wir dann anfangen zu recherchieren. Immerhin hat er sicher Kollegen gehabt. Er war unverheiratet, seine Eltern sind vor acht Jahren verstorben. Keine anderen Angehörigen. Na dann auf…und schlaf bitte nicht beim Verhör ein.“, murmelte Ben als er seine Jacke anzog. „Hör mal…das war ein harte Arbeitstag davor und bei der Musik…da ist es normal, wenn man dann die Augen schließt. Die Musik hilft wirklich bei der Entspannung…“, verteidigte Semir sich. Sie fuhren zum Opernhaus und wurden zum Intendanten Michael Bergdorfer gebracht.


    „Herr Bergdorfer....kannten Sie Baumer?“, wollte Ben wissen. „Ja sicher... der junge Mann ist ein absolutes Talent. Er sorgt stets für ein vollen Haus...oder besser sorgte. Gott, wie kann man so etwas tun. Mit Baumer verliert das Opernhaus einen seiner besten Künstler...“, kam völlig erschrocken von Bergdorfer. „Gibt es jemanden der Markus Baumer so hasste, dass er ihm Gift untermischte. Genauer gesagt Blausäure?“, harkte Semir nach. Bergdorfer schüttelte den Kopf. „Einen solchen Hass? Nein... absolut nicht. Ich meine okay... Markus hatte natürlich seine Ecken und Kanten und das stieß bei manchen sicher auch an. Aber umbringen....nein...das halte ich für ausgeschlossen.“, erklärte Bergdorfer. „Wer sind denn die Kollegen?“, kam die nächste Frage von Ben. „Da wären Paolo Sargas...er ist ebenfalls Tenor, aber eben nur zweitklassig. Dann die Diva Lucia de Lano, eine Möchtegernsängerin. Die war mit Markus zusammen. Vor acht Monaten glaub ich. Dann haben sie sich getrennt und sprachen kein Wort mehr miteinander.“, zählte Bergdorfer auf. „Wer würden denn nun von dem Tod profitieren?“, wollte Semir wissen. „Keiner von denen. Die Nummer wird ersatzlos gestrichen. Niemand kann Markus das Wasser reichen. Gott wie grausam ...“, schüttelte Bergdorfer den Kopf. „Wo können wir die beiden denn antreffen also diesen Sargas und Frau de Lano?“, kam die nächste Frage. „Also, Paolo müsste im Probenraum sein. Und Madame schläft um diese Zeit noch. Ich lasse Ihnen die Adresse raussuchen.“, war die Antwort.


    „Wie bitte? Markus ist tot? Wie schrecklich...“, stieß Paolo aus, als die Beiden die Nachricht überbrachten. „Wir haben Informationen, dass Sie und Baumer nicht gerade Freunde waren, stimmt das?“, wollte Ben wissen. „Ja sicher.. wir waren lediglich Kollegen. Mehr nicht. Aber ich habe ihn nicht gehasst. Ich habe ihn eher bewundert. Wirklich. Der Bergdorfer hat das gesagt, nicht wahr? Glauben Sie dem bloß nicht. Der sucht nur nach einem Grund mich raus zu werfen. Wenn ich hinter diesem feigen Mord stecken würde, dann wäre ich sicher nicht hier.“, empörte Paolo sich. Semir sah leicht lächelnd zu Ben. „Was meinen Sie, wie oft wir die Mörder schon am Tatort getroffen haben? Aber gut... wissen Sie was Baumer nach dem Konzert gestern getan hat?“, wollte er von Paolo wissen. „Ja sicher... das war ja ein großer Erfolg außer einer im Publikum hat sich jeder gefreut. Da war doch tatsächlich so ein Kerl drin, der bei Mozart eingeschlafen ist... Stellen Sie sich das vor...bei Mozarts unvollendeten pennt er ein und schnarcht den ganzen Saal zusammen. Es war für uns ein Grauen...“, empörte sich Paolo weiter. Ben lachte leise. „Ja...lassen wir mal den Gast weg. Was war danach?“, versuchte Semir den Künstler abzulenken. „Nun ja.. wir haben ein Gläschen Sekt getrunken. Das machen wir immer. Und da Markus noch fahren musste ist er kurz darauf auch heim gefahren. Ich war noch bis heute Morgen um zwei hier.“, erklärte Paolo.

  • Lucia de Lano erwachte schweißgebadet aus ihrem Schlaf. Sie sah sich um und bemerkte, dass sie in ihrer eigenen Wohnung war. Gott sei Danke, dachte sie nur, es war alles nur ein Traum. Sie nahm ihren kleinen Wecker zur Hand und sah auf das Ziffernblatt. Gerade einmal halb elf. Gleich müsste sie in die Oper. Sie stand auf, nahm ihre Sachen und ging ins Bad. Schnell hüpfte sie unter die Dusche und machte sich fertig. Eine Stunde später kam sie frisch geduscht und fertig angezogen aus dem Bad, warf sich ihre Jacke über und stürmte aus der Wohnung. „Hey, können sie nicht aufpassen.“, fauchte sie, als sie mit Ben zusammenstieß. „Moment mal, sie haben mich doch umgerannt.“, zischte er zurück und sah sie erbost an. „Jetzt auch noch streiten, was? Lassen wir das, ich bin sehr in Eile.“, schnaubte sie und wollte gerade gehen, als sie von Ben festgehalten wurde. „Sind sie Lucia de Lano?“, wollte er wissen. Sie sah ihn mit noch größerem Zorn an. „Sind sie ein Fan?“, fauchte sie nur wütend und wollte sich losreißen, als Semir ihr seinen Ausweis unter die Nase hielt. „Gerkhan und Jäger, Kripo Autobahn. Wir müssten dringend mit ihnen sprechen, Frau de Lano.“, meinte er mit sanfter Stimme. Sofort war Lucia ruhig und sah die beiden Kommissare an. „Polizei?“, fragte sie erstaunt und sah Ben an. Dieser ließ ihren Arm los und nickte noch einmal zustimmend. „Wir müssen bitte mit ihnen sprechen. Können wir dazu in ihre Wohnung gehen?“, fragte Ben und sah die Sängerin an. „Es geht um Markus oder?“, kam es sofort von ihr. „Woher wissen sie das?“, wollte Semir wissen, doch sie bat die beiden Polizisten nur in ihre Wohnung.


    Lucia bot den beiden Männern Platz zu nehmen. „Frau de Lano, woher wussten sie, dass wir wegen Markus Bäumer hier sind?“, fing Semir mit der Befragung an. „Ich habe es geträumt. Irgendwas ist Markus passiert, habe ich geträumt und dass zwei fremde Männer mich besuchen würden.“, erklärte sie. Ben lachte leicht verächtlich auf. Lucia sah ihn erbost an. „Glauben sie nicht an die Kraft von Träumen?“, fauchte sie und Semir sah grinsend zu seinem Partner. „Frau de Lano, was können sie uns über Bäumer erzählen?“, fragte Semir dann. Sie sah den Deutschtürken mit ihren großen Augen an. „Ich habe ihn geliebt, aber er hat mich fallen gelassen, wegen dieser... dieser...“, sie stockte und ballte die Fäuste. Die Tasse, die sie in der Hand hatte, flog im hohen Bogen gegen die Zimmerwand und zerschellte. „Er hat mich verlassen, wegen einer Cellistin.“, schrie sie und wütete in ihrem Zimmer, wie eine Furie. „Frau de Lano...beruhigen sie sich.“, stieß Ben aus und hielt ihre Hände fest. Langsam fuhr das Mädchen den Wutpegel zurück und ließ sich geschafft auf das Sofa niederfallen. „Was wissen sie über diese Cellistin?“, fragte Ben dann etwas geschafft. „Er hat sie hier in Köln kennen gelernt. Sie ist... sie ist drei Jahre jünger, als ich und sitzt im Orchester.“, fauchte sie wieder, sah dann aber auf die Uhr. „Verdammt, ich muss in die Oper. Entschuldigen sie mich bitte.“, zischte sie und schnappte sich ihre Jacke, verließ mit Ben und Semir das Haus und brauste mit ihrem Mini davon.


    Verdammt, sie war schon wieder zu spät dran und sie hatte eigentlich noch nicht gefrühstückt. Der Intendant würde sie rauswerfen, wenn sie wieder zu spät kam, aber sie musste was essen. Schnell setzte sie den Blinker und fuhr bei der nächsten Autobahntankstelle rauf, hielt neben dem Shop und ging schnellen Schrittes durch die Reihen, holte sich eine Packung Butterkekse und einen Latte Macchiato aus dem Regal, ging zur Kasse und bezahlte mit nervöser Hand. Schnell saß sie wieder in ihrem Auto, fuhr los und futterte bei der Fahrt die Kekse in sich hinein. Dann riss sie den Deckel vom Latte und trank das Getränk mit einem hastigen Zug aus. Hm, Mandeln, dachte sie nur. Ihre Augen waren immer auf die Straße gerichtet. Doch plötzlich setzte bei ihr ein ungutes Schwindelgefühl ein und ihre Atemluft wurde knapp. Schlagartig fasste sie sich an den Hals, versuchte ruhig zu atmen, doch je mehr sie ruhiger und flacher zu atmen versuchte, desto schlimmer wurde es. Plötzlich verkrampfte sich ihr ganzer Körper, die Beine wurden steif und ihre Hände krallten sich ums Lenkrad. Der Fuß drückte unaufhörlich aufs Gaspedal. Ihr Mini machte einen berauschenden Satz nach vorne und der Anhänger eines LKWs kam immer dichter. Es passierte das unausweichliche. Der Mini schoss in die Ladefläche und katapultierte sich selbst durch die Wand des Lasters. Das Führerhaus wurde mitgerissen, kaum eine Chance auf Überleben für beide Fahrer. Der Laster schrammte an der Leitplanke entlang und fiel dann quer über die drei Spuren. Mehrere Wagen rasten noch in die Unfallstelle, bevor dann der Verkehr zum Stocken kam. Den Überlebenden bot sich ein schlachtfeldartiger Trümmerhaufen aus Blech, Metall und Gummi.

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  • Nur wenig später wurden Semir und Ben zum Unfallort gerufen. Als sie den Trümmerhaufen sahen schüttelten sie den Kopf. „Wo ist denn der Schuldige von diesem Chaos?“, wollte Ben wissen. Dieter, der gerade Aussagen zu Protokoll nahm, wies zu einem undefinierbaren Blechknäuel. „Die oder der ist da drin. Nicht mehr viel übrig davon. Der Fahrer des LKWs ist ebenfalls tot. Die Anderen zum Teil schwer verletzt. Die Feuerwehr versucht das, was über das Etwas am Steuer heraus zu finden. Geht mal hin…“, gab Dieter zurück. Semir hob die Hand und lief zu dem Feuerwehrmann. „Tja… die junge Frau war sofort tot. Viel ist von dem Gesicht nicht zu erkennen. Die Spurensicherung hat hier die Handtasche und diesen Kaffeebecher gefunden. Mehr war nicht zu machen. Die Frau muss beim Aufprall tot gewesen sein. Das ist ihr jedenfalls zu wünschen.“, murmelte der Mann völlig erschüttert von dem Zustand der Leiche. Ben sah in das Wrack. „Semir!! Sieh mal… das Ding kennen wir doch…“, kam erschrocken. Semir sah wie er einen Schlüsselanhänger hoch hob. „Oh verdammt… hatte unsere feurige Italienerin nicht so ein Ding?“, wollte Semir wissen. Ben nickte. „Ganz genau… wenn sie die Tote ist, dann können wir mit Sicherheit davon ausgehen, dass es ein Anschlag auf die Belegschaft der Oper ist.“, murmelte Ben nachdenklich. „Das ist vielleicht aber auch ein Zufall. Warten wir, bis Hartmut diesen Kaffeebecher untersucht hat und wir das Umfeld der Toten.“, schlug Semir vor. Ben war einverstanden.


    Hartmut sah auf, als man ihm das völlig verformte Etwas von Auto in die KTU stellte. „Man Leute… ich hab auch mal Feierabend…“, knurrte der rothaarige Techniker. „Ja Hartmut, du kannst dich bei Semir und Ben beschweren. Die wollen so schnell wie möglich eine Analyse. Unfallursache… also ob das Ding, was da ein Auto war, vielleicht manipuliert ist oder so…“, kam von Siggi der schnell wieder verschwand. Hartmut nickte resignierend. „Ja schon klar… die Jungs haben immer so kniffelige Aufgaben…“, murrte er und mache sich an die Arbeit. Nach drei Stunden stand fest, dass der Wagen völlig in Ordnung war. „Tja Jungs… das war ne falsche Spur… da müssen wir schon wo anders suchen. Vielleicht ist der Typ ja einfach nur am Steuer eingeschlafen…“, murmelte er sich selbst vor. Er machte sich an die Untersuchung des Kaffeebechers. Und wenig später hatte er es gefunden. Mit flinken Fingern wählte er Semirs Handy an. Es war grade fünf Uhr nachmittags. „Hartmut hier… Semir euer Blechknäuel war völlig verkehrstechnisch gesehen in Ordnung. Aber … ich habe was gefunden…. Dieser Kaffeebecher…. Da ist Blausäure drin.“, verkündete Hartmut stolz. „Hartmut? Also ist sie vergiftet worden?“, hörte er Semir fragen. „Semir… wenn das getrunken wurde, ist das ein verdammt schmerzhafter Tod. Du bekommst starke Krämpfe und…“, erklärte Hartmut. „Ja schon gut… will ich gar nicht so genau wissen. Die zweite Vergiftung… weißt du zufällig, woher der Kaffeebecher stammt?“, kam hoffnungsvoll von Semir. „Ja…das ist die Raststätte Grüne Heide…“, gab Hartmut bekannt. „Whow!!! Bist du da öfter oder woher kennst du den Becher?“, wollte Semir wissen. „Nein… ich kann lesen.“, grinste Hartmut und war enttäuscht das er Semirs Gesicht nicht sehen konnte.


    Ben erschrak als sein Handy klingelte. „Man…ich hab doch gerade Feierabend…“, knurrte er, als er sah, dass Semir ihn anrief. „Was ist?“, meldete er sich fauchend. „Brauchst dich gar nicht ausziehen… ich steh unten vor der Tür… Wir haben eine Spur.“, erklärte Semir. „OH…“, machte Ben nur, zog sich seine Jacke an und fuhr nach unten. Wenige Minuten später saß er bei Semir im BMW. „Und was für eine Spur?“, wollte er sofort wissen. „Hartmut hat in dem Kaffeebecher Blausäure gefunden. Daran ist Lucia verstorben. Er hat mir sogar erklären wollen, wie der Tod durch Blausäure eintritt. Und da dieser Kaffeebecher bei der Raststätte Grüne Heide geholt wurde werden wir genau dort ansetzen.“, erklärte Semir sachlich. „Whow… stand das auf dem Kaffeebecher?“ grinste Ben. Semir sah ihn an. „Ja sicher…. Hartmut hat es lediglich abgelesen. Was meinst du…? Ob jemand die Raststätte erpresst? Vielleicht um Schutzgeld? Oder aber es geht um die Oper. Dann müsste man aber auch davon ausgehen, dass es noch andere von der Oper erwischen kann.“, dachte Semir laut nach. „Ja oder aber auch nicht…nur dann wären zwei Opfer aus der Oper ein ziemlich großer Zufall oder?“, meinte Ben nur. Semir stöhnte. „Warum kannst du mir nicht die Hoffnung lassen, dass wir einmal einen einfachen Fall haben….“


    Erwin Reiferscheidt packte seinen Latte Macchiato in die Abstellbox am Armaturenbrett und erklomm sein Führerhaus des schweren LKWs. Bevor er losfuhr nahm er einen kräftigen Schluck seines Heißgetränks und fuhr von der Raststätte ab. Doch ehe er den Rastplatz verlassen konnte, spürte er starke Schmerzen in der Brust und im Halsbereich. Er schaffte es noch, seinen großen Sattelschlepper sicher in eine Parkbucht zurückzufahren, bevor er aus dem Fahrerhaus fiel und mit Krämpfen kämpfend und schreiend zusammenbrach. Sofort waren andere Fernfahrer bei dem Mann und wollten erste Hilfe leisten, doch alle schreckte der Schaum ab, den der Mann vor dem Mund hatte. „Ruf die Polizei, Carmen.“, meinte Bodo, der Betreiber der Raststätte zu seiner Lebensgefährtin und fühlte den Puls des Mannes. „Der arme Kerl ist tot.“, stieß er dann aus und schloss ihm die Augen.


    „Jäger?“, meldete sich Ben, als das Telefon in der Dienststelle schrillte. „Gut, wir kommen sofort.“, meinte er nur und legte wieder auf. Semir sah ihn fragend an. „Scheint, als hätte jeder heute einen Durst auf diese Latte Macchiatos. Wir haben noch einen Toten. Der Doc ist schon vor Ort.“, erzählte er. Semir lachte. „Ist halt nicht jeder so ein Kaffeetrinker, wie du.“, stichelte er. „Aber warum ausgerechnet Latte? Ich meine, da gibt es doch andere Kaffeearten, als Latte Macchiato.“, knurrte Ben und ging mit seinem Partner zum Wagen. Nur Minuten später waren sie an der Raststätte und schritten auf Doktor Feldmann zu. „Wieso muss ich eigentlich gerade euch beiden die Leichen auseinander nehmen?“, begrüßte er die beiden Kommissare. „Werden wir jetzt etwa wählerisch?“, stichelte Ben und erntete ein fieses Grinsen des Arztes. „Mein lieber Ben, für diese Bemerkung warte ich das nächste Mal mit der Obduktion, bis du bei mir im Keller stehst. Das rausfahren hier her ist mir zu anstrengend. Warum können die Leute nie in Stadtnähe sterben?“, knurrte der Arzt. „Wir werden es der nächsten Leiche vorschlagen oder sie einfach schon mal nach dem Fund in Stadtnähe transportieren lassen.“, meinte Semir mit trockener Stimme. „Hey, das wäre doch mal ein Service von euch.“ „Okay, genug gescherzt, woran ist er...“, fing Ben an. „Das gleiche, wie bei den letzten beiden. Blausäure.“, erwiderte der Arzt. „Aber genaueres morgen.“, verabschiedete er sich, reichte Semir den Bericht und verschwand dann. „Okay, dann machen wir uns auch mal an die Arbeit, was?“, meinte er zu Ben und deutete in Richtung Zeugen, die am Rand standen. „Geh ja schon.“, murrte er. „Hey, ein wenig freundlicher, sonst denken die, du beißt am ende noch.“, lachte Semir. „Ich beiß dich gleich.“, konterte Ben. Während sich Ben mit den Zeugen unterhielt, kletterte Semir ins Fahrerhaus des LKWs und fand dort eine noch angefangene Packung des Heißgetränkes, die im Becherhalter untergebracht war. Vorsichtig führte er den Becher zur Nase und roch daran. Bittermandel stieg ihm sofort in den Kopf. „Hartmut, habt ihr den Becher hier schon untersucht?“, wollte er dann wissen und reichte ihm den Techniker raus. „Semir, wenn du da raus kommst, können wir da drinnen auch unsere Arbeit machen.“, knurrte der rothaarige Techniker. „Okay. Sag mal, was ist los mit dir? Du bist seit Tagen so bissig zu allem und jedem?“, fragte Semir und sah seinen Freund mit seinen großen Augen an.

  • Rupert Mewes saß noch spät Abends in seinem Büro und ging die Verkaufszahlen des vergangenen Monats durch. Seine Firma lief gut, besonders ihr neues Produkt Latte Macchiato mit Mandeln und Caramel. Seine Kundschaft kaufte das Zeug massenhaft von den Raststätten, Tankstellen und Kiosken weg. Es war ein schneller, warm gemachter Drink für zwischendurch. „Herr Mewes? Das ist gerade bei mir abgegeben worden.“, machte sich der Pförtner bemerkbar. Der Mann sah auf und nahm den großen Briefumschlag entgegen. „Wissen sie, wer es abgegeben hat?“, wollte der Geschäftsmann wissen. „Leider nein, es steckte in meinem Türschlitz, als ich von meiner Runde wiederkam und da es an sie adressiert war, wollte ich es auf ihren Schreibtisch legen. Aber wie ich sehe, arbeiten sie ja noch so spät in der Nacht.“, lächelte der Mann und verließ das Büro wieder. Rupert Mewes nahm seinen Brieföffner hervor und ritzte die Lasche durch. Er zog ein weißes Papier hervor, auf dem ausgeschnittene Zeitungsbuchstaben zu Wörtern zusammengelegt waren. „Du bist für mein Leid verantwortlich. Jetzt richte ich dich zu Grunde. Zahle 5.000.000 Euro oder es werden weitere Unschuldige an deiner Giftbrühe sterben.“, las er mit Entsetzen auf dem Zettel.


    „Was haben wir außer den drei Toten?“, fragte Kim Krüger. „Leider nichts. Wir wissen, dass der Kaffee mit Blausäure versetzt war. Eine tödliche Dosis. Zum Glück waren nicht noch mehr betroffen und der Betreiber der Raststätte hat umgehend alle Kaffeegetränkeausgaben gesperrt. Die Lebensmittelaufsicht ist informiert und die Kollegen der Spurensicherung suchen nach verwertbaren Hinweisen. Bisher allerdings negativ. Wir haben uns die Adresse von dem Hersteller des Kaffees geben lassen, sowie Vertreiber der Automaten. Die wollen Semir und ich gleich mal abfahren.“, zählte Ben auf. Kim nickte. „Mit dem Tod des LKW-Fahrers ist zumindest ausgeschlossen, dass es ein Anschlag auf die Oper ist...“, murmelte Kim nachdenklich. „Nicht unbedingt. Immerhin sind dort zwei Opfer zu beklagen. Es kann ja auch sein, dass der LKW-Fahrer zufällig von dem gleichen Kaffee getrunken hat. Fest steht, und das hat die Verkäuferin der Raststätte ausgesagt, dass Bäumer ebenfalls dort war und sich einen Latte Macchiato geholt hatte. Wir werden auf jeden Fall auch weiter an der Oper ermitteln.“, meinte Semir nur. Kim nickte. „Also gut... dann fahren Sie aber zunächst zu dem Hersteller des Kaffees und vernehmen Sie ihn. Vielleicht bringt es uns weiter. Aber für heute ist erst einmal Schluss. Wir haben es bereits spät und Sie sollten sich auch etwas ausruhen. Morgenfrüh dann direkt zu dem Vertreiber.“, befahl sie lächelnd. Semir und Ben waren einverstanden.


    Andrea saß vor dem Fernseher und sah gelangweilt auf das flackernde Bild. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es schon wieder neun Uhr war. „Ach Semir....immer musst du so lange arbeiten...“, stöhnte sie leise und schaltete den Fernseher ab. Als sie gerade die Treppe rauf gehen wollte hörte sie den Wagen ihres Mannes. Sie lächelte müde und wartete bis er rein kam. „Hey... sorry, dass es schon wieder so spät ist.“, entschuldigte er sich sofort. „Schon gut... hat sicher seinen Grund.“, meinte Andrea nur und gähnte. „Bist du sehr müde?“, wollte er sofort wissen. „Geht so...willst du noch reden?“, kam die Gegenfrage. „Sehr gern. Nur kurz essen und dann ....gehen wir gemeinsam ins Bett.“, lächelte Semir. Andrea nickte. „Ich mach dir was warm.“, versprach sie und verschwand in der Küche. „Was ist denn das wieder für ein Fall, der dich so lange im Büro hält?“, wollte Andrea aus der Küche wissen. „Vergiftung... Jemand scheint sich mit der Oper von Köln anlegen zu wollen. Dort sind zwei Personen an Blausäure gestorben... also nicht an der Oper, sondern auf dem Weg dorthin, bzw. davon zurück. Du erinnerst dich an den Abend mit dem Unfall?“, wollte Semir wissen. Andrea lachte. „Wie kann ich das vergessen.....es war der peinlichste Abend bisher mit dir.“, erwiderte sie. „Ja ich weiß.... also der ist an Blausäure gestorben, eine Kollegin von ihm ebenfalls und heute ein LKW-Fahrer der damit nichts zu tun hat...“, zählte Semir auf. Andrea brachte ihn den Teller mit dem dampfenden Essen. „Aber wenn die alle vergiftet wurden, liegt es da nicht näher, dass etwas im Essen war?“, wollte Andrea wissen. „Kaffee... genauer gesagt Latte Macchiato... und zwar von der Raststätte Grüne Heide.... wir wissen mittlerweile, dass alle drei den Kaffee dort geholt haben. Schutzgelderpressung ist auch nicht ausgeschlossen...“, murmelte Semir und ließ den Löffel in den Mund gleiten.


    „Was machen wir am Dienstag?“, wollte Andrea wissen. „Dienstag? Was ist denn Dienstag?“, erwiderte Semir fragend und schöpfte einen neuen Teller voll Suppe. „Na, dein Geburtstag. Jetzt sag nur, du vergisst schon deinen eigenen Geburtstag.“, lachte Andrea und sah, wie es in Semirs Kopf schaltete. Sie hatte insgeheim schon mit Ben alles vorbereitet. Ben würde ihn Sonntag mit verstellter Stimme anrufen, unter einen Vorwand zu einem verlassenen Fabrikgelände lotsen und ihn ein wenig beschäftigen, während Andrea hier die Gäste empfing und alles für die Überraschungsparty vorbereitete. „Eigentlich ist es ja dieses Jahr nichts besonderes. Ist ja nicht einmal ein runder Geburtstag.“, meinte Semir lapidar und hatte den letzten Rest vom Teller gekratzt. „Wie wäre es, wenn wir uns einfach ganz schick machen, Aida bei Ben abladen und in einem Super-Restaurant essen gehen?“, schlug er vor. Andrea lächelte nur und nickte dann. Semir küsste sie und brachte den Teller in die Spüle. „Ich dusche schnell und dann können wir kuscheln.“, meinte er und strich seiner Frau zärtlich über die Wange. Sie lauschte schnell, ob er tatsächlich in der Dusche war, dann nahm sie das Telefon und stellte sich in eine entlegene Ecke des Wohnzimmers. „Ben, ich bin's... Andrea.“, flüsterte sie ins Telefon. „Andrea... ist was mit Semir?“, wollte Ben verschlafen wissen. „Nein, oder doch. Ben, er will seinen Geburtstag nicht feiern.“ „WAS? Ne, nachdem wir alles vorbereitet haben. Ob er will oder nicht, er kriegt seine Überraschung.“, fauchte Ben empört. „Das hab ich auch gedacht. Ben, du musst ihn unbedingt am Dienstag so lange beschäftigen, bis hier alles vorbereitet ist.“, flüsterte Andrea erneut. „Kein Problem Andrea. Das ist eine meiner leichtesten Übungen.“, lachte der junge Hauptkommissar durchs Telefon und Andrea konnte richtig das Grinsen auf seinem Gesicht sehen. „Okay, dann bis Dienstag.“, meinte sie und legte auf, als sie Semirs Schritte auf der Treppe gehört hatte. „Können wir kuscheln gehen?“, fragte er mit schelmischem Grinsen. „Na komm, ich massier dich auch.“, fügte er hinzu und zog Andrea mit sich nach oben.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Rupert Mewes saß zu Hause und hatte sich ein Feuer im Kamin gemacht. Noch immer konnte er den Brief nicht vergessen, den er soeben bekommen hatte. Er hielt ihn in den Händen. Das Feuer sah verlockend aus, verlockend, die Probleme einfach in Rauch aufgehen zu lassen. Ohne es kontrollieren zu können, näherte sich der Brief den Flammen und landete in den nächsten Minuten in der heißen, gierigen Flamme, die das Geschriebene sofort zunichte machte und damit auch die momentanen Probleme für ihn aus der Welt schaffte. Doch damit war es nicht getan. Das wusste er, aber sein Vater hatte diese Firma aufgebaut, er selbst diese Marktlücke entdeckt und erschlossen. Er würde sich diese durch niemanden kaputt machen lassen und kein Erpresser kam zwischen ihm und seine Firma. Das Telefon klingelte. „Mewes?“, meldete er sich. „Chef? Es ist etwas Furchtbares passiert. Überall werden unsere Produkte aus den Regalen genommen. Die Polizei meint, dadurch wären schon drei Leute ums Leben gekommen.“, berichtete ihm sein Vorarbeiter. „Was? Wie konnte das passieren?“, wollte Mewes empört wissen. „Wir sind daran, das Problem zu finden, aber die Polizei durchsucht die Firma... jedenfalls ist sie in der Abfüllabteilung.“, erwiderte der Vorarbeiter. „Bringen sie das so weit wie möglich in Ordnung. Ich komme gleich morgen zu ihnen und dann will ich Ergebnisse sehen oder sie können sich auf dem Arbeitsamt in die Schlange für Hartz IV stellen.“, fauchte Mewes und knallte den Hörer auf.


    Robert Mendes saß in seiner Werkstatt und zog die Spritze wieder mit der löslichen Blausäure auf. Vorsichtig spritzte er es in eine Palette mit den Latte Macchiatos und verschloss die Löcher wieder unsichtbar für das bloße Auge. Danach würde er diese wieder unter die Lieferungen für die Raststätte mischen. Sie sollten zahlen... zahlen dafür, dass seine kleine Tochter nicht mehr lebte und dafür, dass ihn seine Frau verlassen hatte. Ihm war es egal, ob dabei Unschuldige starben oder nicht. Er wollte nur eines... Rache und Geld, ja, sie sollten zahlen. Für seine Schmerzen, die er seit dem Verlust ertragen musste. Das war ihm die ganze Sache wert. Vorsichtig ließ er das Glas mit der Flüssigkeit und die Spritze in einem Schrank verschwinden, schloss ihn ab und ging in sein Bett. Gleich vor Morgengrauen würde er die Palette zur Raststätte bringen. Er kannte die Touren der Lieferanten, war er doch selbst einer von ihnen, seitdem er seinen Job bei diesem Blutsauger, diesem Menschenfresser verloren hatte, den es nur um den blanken Profit ging. Menschenschicksale interessierten ihn einen Dreck. Geld, Geld und Geld, das waren die Worte, die sein Leben bestimmten. Dagegen würde Mendes mit seinen Mitteln kämpfen. Auch wenn er verlieren sollte, so würde es dennoch ins öffentliche Bewusstsein rücken.


    Seine Gedanken gingen in die Vergangenheit. Er sah sie wieder vor sich….ein so hübsches Mädchen war seine kleine Laura. Blondes Haar, braune Augen und als sie drei wurde schlug das Schicksal zu. Laura wurde sterbenskrank. Sie litt an der Greisenkrankheit. Keine Heilungschance und viel zu wenig Wissen in Deutschland. Er hatte gehört, dass in Amerika die Krankheit angehalten werden könnte, aber die Behandlung kostete eine Menge Geld. Alles kein Problem. Schließlich hatte er einen Job und war Kreditwürdig. Alles war schon fertig. Der Kreditantrag geschrieben und der Betrag von fast 70.000 Euro bewilligt. Er musste nur noch die Verdienstbescheinigung des Arbeitgebers bekommen. Alles kein Problem dachte Mendes, doch anstatt der Bescheinigung bekam er die Kündigung. Fristgemäß sechs Wochen später. Natürlich wurde der Kredit nicht mehr bewilligt. Und nur acht Monate später starb Laura an Altersschwäche im Alter von 5 Jahren. Robert spürte wie die Tränen liefen. Es tat so weh. Selbst der Gedanke an seine Prinzessin, die er selbst dann noch innig liebte, als sie schon aussah wie eine 90jährige. Auch Doris litt unter dem Tod. Sie konnte keine Kinder mehr bekommen und sah es als Strafe an. Strafe von Gott. Denn es schien tatsächlich, dass der Herr sie mit Kinderlosigkeit bestrafe. Robert hatte versucht, sie von diesem Glauben weg zu bekommen, doch für Doris war es zu viel. Nur drei Monate nach dem Tod von Laura stürzte sich Doris von der Deutzer Brücke in den Rhein. Sie schlug auf einen der harten Betonfüße auf. „Ich werde euch beide rächen. Ich werde euch beide rächen…“, wiederholte er leise. Denn für ihn war klar, wenn man ihm den Job nicht gekündigt hätte, dann würde seine Tochter und auch seine Frau noch leben. Nun war er allein. Doch er wollte, dass auch der Schuldigte dafür büßte.


    Am nächsten Morgen stand Semir leise auf. Er wollte Andrea diesmal schlafen lassen. Denn er hatte noch nicht vergessen, dass sie etwas im Keller versteckt hatte. Es musste in diesem alten Schrank sein. Was zum Teufel versteckte Andrea dort vor ihm. „Hey… warum sagst du denn nichts…“, murmelte Andrea als er gerade das Zimmer verlassen wollte. „Oh ähm…. Ich wollte dich nicht wecken…“, sagte er und ging noch mal zurück ins Bett. Er küsste Andrea auf die Wange. „Schlaf doch noch…. Ich mach mir selbst Kaffee und dann fahr ich ins Büro.“, sagte er ihr ins Ohr. „Nee… ich muss Aida doch gleich in die Krabbelgruppe bringen und dann zur Untersuchung. Du willst doch nicht, dass deinem Sohn was fehlt, oder?“, lachte sie leise. „Mein Sohn? Wie dem fehlt was? Andrea… es ist doch alles in Ordnung oder?“, kam sofort ängstlich von Semir. „Ja, mein Held… alles in Ordnung…“, lachte Andrea und warf die Decke zur Seite. Sie schwang sich aus dem Bett und machte für Semir Frühstück. Auch wenn Semir es gefiel, das Andrea ihn bediente, hätte er nur zu gern im Keller geschnüffelt. Nur eine Stunde später fuhr er zu Ben, um ihn abzuholen. Dieser stand sogar vor der Tür. „Guten Morgen…“, murmelte Semir. „Ja….dir auch…“, knurrte Ben und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. „Oh…nicht gut geschlafen?“, harkte Semir nach. „Nee… gar nicht. Ich hab Zahnschmerzen….muss mal zum Zahnarzt…“, gab Ben müde von sich. „Du musst auf eine Gewürznelke beißen, das hilft… und dann würde ich den Termin auch nicht zu lange hinausschieben oder hast du Angst?“, fragte Semir und fing an breit zu grinsen. „Ich habe keine Angst vor dem Zahnarzt.“, lachte Ben. Doch Semir fuhr nicht zum Büro. „Wo fahren wir hin?“, wollte Ben deshalb wissen. „Zu einen gewissen Rupert Mewes. Seine Firma stellt diese Latte Macchiato her. Das ist dieses komische Gesöff, an denen die letzten drei Menschen gestorben sind. Hast du das nicht mitbekommen?“, lachte Semir. „Semir… ich bin nicht dumm. Ich habe nur Zahnschmerzen.“, knurrte Ben.

  • Dein Wunsch Elina, ist mir Befehl...also fast...hier kommt die Fortsetzung....unserer Story. Allerdings hat es bei Chris einen Mord im Haus gegeben...genauer gesagt in seiner Wohnung. ...sein Router wurde umgebracht...und der Arme ist ohne Internet....;) deshalb heute und morgen von mir die Teile und dann ist eh bist Sonntag schluss.... FAntreffen


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    Rupert Mewes fuhr zeitig zum Betrieb. Er hatte die halbe Nacht nicht geschlafen wegen dem Ärger mit der Polizei. Peter Schwindel stürzte auf ihn zu. „Herr Mewes…. Die Polizei wartet in Ihrem Büro.“, sagte er aufgeregt. Rupert nickte nur. „Ja schon gut… ich komme ja…“, maulte Rupert. Er hasste es, wenn es bereits am Morgen so hektisch war. Seine Sekretärin begrüßte ihn freundlich. „Frau Tempel…haben Sie die Herren von der Polizei bereits einen Kaffee gebracht?“, wollte er unfreundlich wissen. „Ja selbstverständlich… Herr Mewes…“, gab sie beherrscht zurück. Sie war lange genug im Betrieb beschäftigt um mit den Launen des Mewes umgehen zu können. Mewes betrat sein Büro und begrüßte die beiden Männer, die in der Besucherecke seines Büros saßen. „Herr Mewes?“, fragte der Kleinere von beiden. Rupert nickte. „Mein Name ist Semir Gerkhan, mein Kollege Ben Jäger.“, stellte sich Semir vor und sah, dass der Mann etwas zusammengezuckt war. „Um was geht es und wie kann ich der Polizei helfen?“, wollte er wissen und bat die beiden wieder Platz zu nehmen. „Wir untersuchen eine Reihe von Todesfällen, die im Zusammenhang mit einem ihrer Produkte stehen.“, erklärte Ben und hielt sich die Wange, nachdem er einen Schluck vom heißen Kaffee getrunken hatte. „Ist ihnen nicht gut?“, wollte Rupert Mewes wissen. Ben schüttelte den Kopf. „Nur Zahnschmerzen... sprechen sie ruhig weiter.“ „Beachten sie ihn gar nicht. Er ist ein Jammerlappen.“, meinte Semir nur und wurde von Ben dafür in die Rippe geknufft. „Herr Mewes, es geht um ihren Latte Macchiato... damit wurden bisher drei Leute umgebracht. Haben sie eine Erklärung dafür?“, fragte Semir und sah den Geschäftsmann eindringlich an. „Nein, ich bin selbst geschockt, aber müssen sie wirklich alle meine Produkte aus dem Verkehr ziehen?“, fragte er nur. „Ja, um weitere Leben zu schützen. Das verstehen sie sicherlich.“, entgegnete Ben und sah auf. Mewes nickte, doch so richtig zufriedenstellend war die Antwort nicht für ihn. „Herr Mewes, haben sie in den letzten Tagen irgend eine Erpresserbotschaft erhalten? Irgendwas, was darauf hinweißt, dass sie erpresst werden oder werden sie überhaupt erpresst?“, wollte Semir wissen. „Tut mir Leid, meine Herren, doch ich kann ihnen nicht helfen. Ich werde nicht erpresst, nein.“, erwiderte er, doch so richtig glaubten ihm Ben und Semir nicht. „Wir würden dennoch gerne eine Liste all ihrer Mitarbeiter haben, auch der ehemaligen.“, bat Semir freundlich. Mewes nickte und eine viertel Stunde später war die Liste fertig. Ben und Semir fuhren zurück zur Wache.


    „Du kannst sagen, was du willst, aber ich glaube, dieser Typ hat uns nicht die Wahrheit gesagt.“, schnaubte Ben und fühlte mit seiner Zunge nach seinem Zahn. Er verzog das Gesicht, als der Schmerz durch sein ganzes Gesicht fuhr. „Ben, geh endlich damit zum Zahnarzt. Was es auch ist, es könnte sich entzünden.“, meinte Semir führsorglich. „Ja, Papa.“, stöhnte sein junger Partner nur auf und verdrehte gekonnt die Augen. „Aber ich muss dir Recht geben. So ganz koscher kommt mir dieser Mewes auch nicht vor. Na, hoffentlich finden wir was heraus, wenn wir die Namen durch den Computer jagen.“, fügte Semir hinzu und bog auf den Parkplatz der PASt ein. „Schnell Dieter, da ist Semir. Weg mit dem Geschenk.“, stieß Hotte aus, als er den kleinen Türken zur Tür reinkommen sah. Schnell verschwand das Päckchen unter dem Tisch, was von der Chefin mit Argusaugen beobachtet wurde. Auch sie war natürlich in die kleine Verschwörung durch Ben eingeweiht worden. „Und, meine Herren, gibt es was neues?“, fragte sie sofort, als sie sah, dass Semir seine Blicke zu Dieter schweifen ließ und an ihm verharrte. Semir drehte sich zu Kim. „Wir waren gerade bei Herrn Mewes, aber sehr kooperativ hat er sich nicht gerade verhalten.“, erklärte der Deutschtürke und reichte ihr die Liste mit den Namen. „Das sind die Namen der Mitarbeiter, die in der Abfüllabteilung arbeiten oder gearbeitet haben.“ „Sie meinen, dass einer von ihnen der Täter ist? Gibt es ein Erpresserschreiben?“, wollte Kim wissen und sah abwechselnd zwischen den beiden Kommissaren hin und her. „Mewes sagt, es gibt keines, aber wir haben den Verdacht, dass er lügt.“, entgegnete Ben mit leicht zittriger Stimme. „Gut, dann überprüfen sie die Namen und hoffen wir, dass es keine weiteren Toten gibt.“, meinte Kim und ließ dann ihre Beamten an die Arbeit gehen. Ihre Hoffnung sollte sich nicht erfüllen.


    Annett Reeder fuhr mit ihrem kleinen Käfer über die Autobahn. Die Studentin hatte es sehr eilig und musste vor Vorlesungsbeginn noch ihre kleine Tochter zu Annetts Mutter bringen, da die KiTa wegen einer Maserepidemie vorübergehend geschlossen wurde. „Mama, ich habe Durst.“, quengelte die Kleine und rutschte in ihrem Sitz hin und her. „Bei Oma kriegst du was zu trinken. Jetzt nicht, Schätzchen.“, erwiderte die Mutter genervt und kramte blind in ihrem Handschubfach nach ihrem letzten Becher Latte. Sie nahm einen guten, aber kleinen Schluck davon. „Ich will auch davon. Wieso darfst du das trinken?“, protestierte die Kleine und riss am Arm der Mutter. „Lass das, Jasmin.“, fauchte sie und wollte sich losreißen, verschüttete dabei das Meiste. „Verdammt.“, schrie sie aus, als die heiße Masse auf ihrer Hose landete. „Kannst du nicht hören, wenn man was zu dir sagt.“, fauchte die überforderte Mutter ihre Tochter an und lenkte den Kleinwagen auf den nächsten Rastplatz. Sie stieg aus und ging auf die Toilette, um sich zu säubern, den Rest des Latte-Bechers warf sie in einen Papierkorb. Sie stand vor dem Spiegel und versuchte mit Wasser und den Papiertüchern den Fleck soweit zu entfernen, dass er nicht mehr sichtbar war, als sie plötzlich heftige Atemnot verspürte. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie kippte nach hinten weg, der Reinigungskraft in die Arme. „Oh mein Gott...ruft einen Arzt schnell!!“, schrie Beate Furch zu ihrer Kollegin als sie die junge Frau auffing. „MAMA...... MAMA.....“, weinte ein kleines Mädchen. Sofort war die Kollegin mit ihrem Handy da, rief die Rettung und versuchte das kleine Mädchen zu beruhigen. Es dauerte nicht sehr lang bis der Notarzt da war. Doch er konnte für Annett nichts mehr machen. Schaum trat aus ihrem Mund. Er sah erschrocken zu dem Kind, was dem Sterben der Mutter zu gesehen hatte. „Was für ein ...“, fauchte er wütend. Dann rief er die Polizei.


    Semir und Ben saßen im Büro und warteten auf die Ergebnisse, als sie den Anruf einer weiteren Toten bekamen. Sofort rasten sie los. Ben vergaß seine Zahnschmerzen und Semir, dass er Hotte und Dieter fragen wollte, was sie da vorhin versteckt hatten. Sie kamen auf der Raststätte an und wurden direkt in die Toilettenräume gebracht. Ein kleines Mädchen saß auf dem Stuhl bei einer der Rettungsassistenten, während der Notarzt gerade die Leiche einer Frau abdeckte. „Hallo Doc.... das Gleiche?“, fragte Semir nur. Der Arzt nickte. „Wer ist die Kleine?“, wollte Ben wissen. „Vermutlich ihre Tochter. Die Tote heißt Annett Reeder. Die Kleine heißt Jasmin. Sie hat vermutlich mit angesehen, wie ihre Mutter starb. Bittermandel oder wie ihr sie auch kennt Blausäure. Wann zum Teufel schnappt ihr euch endlich den Mistkerl?“, ranzte der Arzt die Polizisten an. „Wir sind dran. Leider gibt es nur sehr wenige Hinweise, aber wenn du mir den Namen verrätst, verspreche ich dir, dass ich ihn heute noch verhafte...“, giftete Ben ihn an. „Entschuldige... aber es ist so...ich meine... die Kleine dort... sie musste sehen, wie ihre Mutter unter Krämpfen starb.“, versuchte der Arzt seine Situation zu erklären. Ben nickte nur. „Schon gut...ich versteh dich.“, sagte er. „Wir haben übrigens die Oma informiert. Die Kleine sagte, sie wollten zu ihr fahren, weil die Mama arbeiten musste. Sie wird sicher gleich hier sein.“, erklärte einer der umstehenden Polizisten. „Das hier... haben wir gefunden.“, er hob einen Latte Macchiato Becher hoch. Semir griff ihn und sah Ben an. „Wir werden Mewes noch einmal besuchen komm!“, befahl er hart.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • So, ich melde mich zurück. ;) Der Mord am Router ist aufgeklärt. Es war das Netzteil. Es wurde sofort entsorgt. :D Und jetzt bin ich wieder für euch da ;)
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    Ruppert Mewes stand am Fenster seines Büros, als seine Sekretärin rein kam. „Herr Mewes... es ist ein Brief für Sie abgegeben worden. Es steht kein Absender drauf...“, erklärte sie. Ruppert nahm ihn und las. „Hat es dir gereicht? Das waren vier Tote.... willst du noch mehr?“, stand dort. Der Hohn sprang ihn aus diesen Zeilen an. Ruppert legte das Papier auf den Tisch, als die Tür wütend geöffnet wurde. Er erschrak. „So Herr Mewes!! Jetzt werden wir mal Tacheles reden und kommen Sie uns nicht, dass Sie nichts wissen!! Es hat eine junge Mutter getroffen!!“, fauchte ihn der kleine Polizist von heute morgen an. Mewes sah ihn an. „Ich....ich...“, fing er an. „Hören Sie auf zu stottern? Sie werden erpresst richtig?“, fauchte der Mann ihn fragend an. „Ja... ich werde erpresst!!“, stieß Mewes wütend aus. „Aber ich dachte nicht, das der Erpresser es ernst meint!!“, verteidigte er sich. „Vier Tote sind ernst, finden Sie nicht? Wer erpresst Sie und seit wann?“, wollte Gerkhan wissen. „Seit gut einer Woche bekomme ich Erpresserschreiben. Nichts konkretes. In dem einen stand, dass er 5 Millionen will. Aber es gibt keine Namen.“, antwortete Ruppert. „Ach und Sie halten das alles für Spaß oder was? Fragen Sie doch mal das kleine Mädchen, gerade fünf Jahre alt, was sie davon hält dass ihre Mutter jetzt tot ist. Dass sie mit ansehen musste wie sie unter Krämpfen der Blausäure starb.“, fauchte Jäger wütend. Mewes sah beide erschrocken an. „Was?“, stammelte er hervor und ließ seinen Blick zum Brief schweifen, den er gerade bekommen hatte. „Das ist ein Alptraum... ein furchtbarer Alptraum.“ „Ein Alptraum, dem schon vier Menschen zum Opfer gefallen sind. Sie haben sie mit zu verantworten, wenn sie uns nicht sofort Rede und Antwort stehen.“, fauchte Semir und knallte mit der Faust auf den Tisch.


    Mewes drehte sich zu beiden um, ließ sich geschafft in den Stuhl fallen und reichte den beiden das Schriftstück, was er bekommen hatte. „Ist das von heute?“, wollte Semir mit gedämpftem Ärger wissen. Mewes nickte. „Wo ist das, wo von 5 Millionen gesprochen wird?“, fragte Ben und nahm das Papier vorsichtig an einer Ecke zwischen Daumen und Zeigefinger, holte eine Tüte hervor und packte das Beweisstück gut weg. „Ich... ich habe es verbrannt.“, gab Mewes mit hängendem Kopf zu. „Was? Das kann doch wohl nicht wahr sein.“, fauchte Semir und in diesem Moment klingelte das Telefon. Der Geschäftsmann hob ab Sein Gesicht wurde plötzlich kreidebleich. Er hielt die Sprechmuschel des Hörers zu. „Es ist der Erpresser. Er will, dass ich ihn auf Lautsprecher schalte.“, stammelte Mewes. Ben und Semir sahen sich nur an. „Tun sie, was er will.“, meinte Semir dann und begriff nicht so recht, was der Erpresser damit bezweckte. Mewes legte den Hörer vorsichtig auf das Telefon, betätigte im nächsten Moment den Lautsprecherknopf. Eine metallisch verzerrte Stimme kam den Dreien entgegen. „Ich wusste, dass die Polizei heute bei ihnen ist, Mewes. Es ist besser, wir klären unsere Angelegenheit in ihrem Beisein.“, erklang es aus dem Telefon. „Was wollen sie?“, fragte Ben mit unterdrückter Wut. „Immer mit der Ruhe. Vorerst werden sie mir sagen, mit wem ich spreche. Wir wollen doch trotzt allem höflich bleiben.“, klang es mit verzerrter Stimme höhnisch aus dem Apparat. Semir sah Ben an. Auch sein Gesicht war von Wut und Zorn gegen diesen Mann gezeichnet. „Ich warte...“, kam es nach einigen Sekunden aus dem Telefon. „Hauptkommissare Semir Gerkhan und Ben Jäger, Autobahnpolizei.“, gab Semir mit knirschenden Zähnen von sich. „Sehr erfreut. Ich hoffe, wir werden besser zusammenarbeiten, als Herr Mewes es mit mir vorhatte. Sie werden sicherlich einen Beamten mit allerlei Technik an das Telefon von Herrn Mewes klemmen. Ich werde mich morgen um die gleich Zeit wieder melden und meine Forderungen durchgeben. Noch etwas... die vergifteten Latte Macchiatos werden auch weiterhin in Umlauf kommen. Auch wenn sie alle aus dem Verkehr ziehen, werden sie es nicht schaffen, dass bis zur Geldübergabe weitere Menschen sterben. Sie sollten mich nicht unnötig reizen.“, kam es drohend von der Stimme. Dann war es still.


    „Was sollte das denn? Sonst fordern doch Erpresser, dass man die Polizei raushält und er? Er lädt uns förmlich ein.“, regte Ben sich auf, doch Semir schien zu erkennen, was der oder die Täter wollten. „Wenn er das fordert, dann kann es nur eins bedeuten... er hat nichts mehr zu verlieren. Haben sie eine Idee, wer der Mann sein könnte?“, wollte der Deutschtürke von Mewes wissen, doch dieser verneinte. „Die Stimme war verzerrt, wie sollte ich da jemanden erkennen.“, ranzte Mewes nur. Semir nickte. „Wir werden einige Kollegen zu ihnen schicken, die ihre Telefone anzapfen. Wir fahren zurück ins Büro und hoffen, dass wir was unter den Namen finden.“, gab Semir bekannt und damit verließen sie den Geschäftsmann wieder. Auf der Fahrt zum Revier ließ der Telefonanruf die beiden nicht los. „Was bezweckt er damit?“, wollte Ben auf einmal wissen und versuchte, hinter die Psyche des Täters zu steigen. „Ich meine, er spielt uns ja förmlich in die Hand, dass er geschnappt werden will.“ „Wenn ein Täter so etwas macht, ist er entweder sehr gerissen oder zu allem entschlossen. Ich glaube, dass unser Täter zu allem entschlossen ist. Du hast ja gehört, auch wenn wir alle Raststätten überwachen, an denen das Zeug verkauft wird, wird es dennoch zu weiteren Opfern kommen.“, meinte Semir und sah nachdenklich auf die Straße. „Ich frage mich, wie er das anstellen will.“, knurrte Ben und wurde durch das Klingeln des Telefons aus den Gedanken gerissen. Susannes Nummer erschien auf dem Display.


    „Semir! Ich habe hier etwas sehr interessantes herausgefunden. Bei Mewes hat ein gewisser Robert Mendes gearbeitet. Der wurde entlassen und nur kurz drauf verlor er seine Tochter, die an die Progeriea diese unheilbare Greisenkrankheit litt. Wenige Monate später nahm sich seine Frau das Leben indem sie von der Deutzer Brücke in den Rhein sprang. Sie schlug allerdings nicht auf dem Wasser auf, sondern auf den Pfeiler. Keine Rettung möglich. Herr Mendes hatte kurz vor der Entlassung einen Kredit aufnehmen wollen, der seiner Tochter das Leben retten sollte. Doch nach der Kündigung ist der Kredit natürlich nicht mehr durch gegangen.“, erzählte sie. Semir sah Ben an. „Ein 1A-Motiv…“, meinte er nur. „Ja und genau deshalb halte ich ihn nicht für den Täter…“, gab Ben zurück. „Warum denn nicht? Er hat seine Frau und seine Tochter verloren, da kann man dann schon ausrasten.“, kam von Semir. „Ja sicher… aber meinst du nicht, dass es etwas einfach wäre, sich dort einzuschießen?“, wollte Ben wissen. „Wir können ihn doch wenigstens überprüfen…“, schlug Semir vor. Ben nickte „Also gut…dann überprüfen wir ihn.“, stimmte er zu. „Susanne…hast du ne Adresse von diesem Mendes?“, wollte Semir wissen. „Er wohnte damals in der Hub-Stevens-Strasse 8 in Köln Bickendorf. Aber, ob er dort noch wohnt, ist fraglich. Immerhin ist seine Tochter dort verstorben.“, erklärte die Sekretärin. „Danke Susanne.“, Semir beendete das Gespräch. Er sah Ben an. „Was machen denn die Zahnschmerzen?“, wollte er wissen. „Die sind noch da….am Dienstag…ach so…Semir… es hört sich jetzt etwas dämlich an…aber….also weißt du…“, erklärte Ben. Semir grinste breit. „Ich soll dich begleiten….du hast Angst vor dem Zahnarzt…gib es zu…“, lachte er .Ben nickte. „Ja… ich habe Angst… aber bitte verbreite das nicht so. Also du müsstest nur bis ins Wartezimmer mitkommen… bitte.“, flehte Ben. Semir lachte. „Also gut…der Papa kommt mit. Aber Händchenhalten ist nicht…“, prustete er raus. Sie fuhren zurück zur PAST.

  • Andrea fuhr gegen neun los, um zur PAST zu fahren. Unterwegs hielt sie kurz an einer Raststätte tauchte gegen zehn in der PAST auf. Sie kam gerade rein, als Susanne mit Semir telefonierte. Susanne sah sie an. „Und?“, fragte sie. „Ich hoffe es klappt….Ben will ihn ablenken, damit wir am Dienstag alles vorbereiten können. Er will gar nicht feiern. Ich bin so gespannt wie er reagiert….Wo ist er denn?“, wollte Andrea wissen. „Vernehmung eines Verdächtigen. Wegen dieser Vergiftungssache….stell dir vor… da ist die Mutter von einem fünfjährigem Mädchen vor deren Augen gestorben.“, erzählte Susanne entsetzt. „Oh mein Gott….das arme Kind.“, sagte Andrea und kramte in ihrer Tasche. Sie hatte ein Kaffee to go in der Hand. „Latte Macchiato…das ist das beste Getränk… und so toll zum mitnehmen…“, meinte Andrea und wollte gerade trinken als Dieter ihr den Becher wegnahm. „Andrea… das solltest du besser nicht trinken…. Das ist nämlich genau das Gesöff an dem die Anderen gestorben sind.“, erklärte er und stellte den Becher sofort auf den Tisch. „Jürgen! Bring das Ding doch mal zu Hartmut…er soll es untersuchen .Andrea wo hast du das Ding gekauft?“, wollte Dieter wissen. „Ich? ….an der Tanke… der Mann hat gesagt, dass es der beste Latte wäre den er je fertig gekauft hätte…. Du glaubst doch nicht…oder doch?“, fragte Andrea entsetzt. Sie wurde blass im Gesicht. In diesem Augenblick kam Semir ins Büro. „Andrea? Was ist los?“, stürzte er auf sie zu. „Semir….ich…Dieter hat mir …“, stammelte Andrea nur. Sie konnte es scheinbar nicht begreifen, was eben vor sich ging. Semir sah zu Dieter. „Was zum Teufel ist hier los?“, wandte er sich an ihm.


    Robert Mendes lachte leise. Im Hinterraum sah er kalt auf den Leichnam des Mannes, der bis vor wenigen Stunden hier noch gearbeitet hatte. Robert hatte ihn eiskalt erschossen und dessen Arbeitsdress angezogen Nun zog er den Arbeitsdress der Tankstelle aus, nachdem die junge Frau gegangen war. Wieder ein Latte Macchiato weg. Die Frau wird sicher innerhalb der nächsten Stunden sterben. Schade eigentlich…sie sah nicht schlecht aus. Robert interessierte es nicht im Geringsten, dass er Unschuldige tötete. Fröhlich pfeifend verließ er die Tankstelle und fuhr wieder nach Hause. Er hatte sich alles genau überlegt. Morgen würde er wieder bei Mewes anrufen und alles für die Übergabe klar machen, doch sie würde anders verlaufen, als sich dieses selbstsüchtiges Arschloch vorstellen konnte. Dafür würde er schon sorgen. Er schloss sich wieder in seine Werkstatt ein und bastelte an der Überraschung, die er für Mewes und die Polizei bereithalten würde. Das würde seine Rache erheblich beschleunigen. Robert sah auf das Bild seiner Tochter, was er immer bei sich hatte. In seinen Augen bildeten sich Tränen der Verzweiflung. Warum? Warum musste sie sterben? Er hätte sie doch retten können. Dafür würde Mewes büßen. Nicht nur mit seinem Geld, sondern auch mit seinem Leben. Robert würde ihm sehr, sehr weh tun.


    „Andrea, was ist passiert?“, wollte Semir wissen und sah seine Frau abwartend an. „Semir, ich... ich habe an der Tankstelle mir einen Latte Macchiato gekauft. Wollte ihn hier trinken, aber Dieter hat ihn mir weggenommen. Er meinte, er könnte vergiftet sein.“, stammelte Andrea und sah Semir an. „Andrea... wo ist der Latte?“, wollte ihr Mann wissen. „Auf den Weg zu Hartmut.“, gab Dieter von sich. „Andrea... ich... wie...“, kam es verwundert von Semir. „Ich hab dir doch von diesem Fall berichtet. Wie kannst du nur so unvernünftig sein?“, fragte Semir fauchend und sah seine Frau eindringlich an. „Semir, es ist ja nichts passiert und woher sollte sie wissen, dass die Dinger vergiftet sind?“, mischte sich Ben ein und wollte einen Streit verhindern, doch das schien nach hinten loszugehen. „Ben... ich habe ihr von den Fall erzählt. Da kann ich doch wohl verlangen... Verdammt, ich mach mir nur Sorgen um meine Frau und unser neues Familienmitglied.“, zischte Semir und strich seiner Frau sanft über die Schulter. Andrea konnte nichts erwidern. Wenn da wirklich Gift drin gewesen wäre, dann wäre sie jetzt nicht mehr zu retten gewesen. „Semir, ich... es tut mir Leid.“, kam es vorsichtig und fast nicht hörbar aus dem Mund von Andrea. Semir ging dicht an seine Frau, umarmte sie und küsste sie nur. „Ich liebe dich und deshalb möchte ich nicht, dass dir und unseren Kindern etwas zustößt.“, flüsterte er und zog sie dicht an sich. „Komm, ich hol dir einen Kaffee, ohne Gift.“, grinste er und ging in die Küche.


    Ben kam auf Andrea zu. „Wo hast du den Latte Macchiato denn gekauft?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „An der Tankstelle... kurz vor der Station. Ein sehr netter Mann meinte, es wäre der beste Macchiato, den man trinken kann.“, erklärte sie. Ben nickte nur. „Wir fahren mal zu der Tankstelle.“, gab er bekannt, als Semir zurück in den Raum kam. „Jetzt sofort?“, wollte Semir wissen und gab seiner Frau den Kaffee. „Ja, jetzt sofort.“, erwiderte Ben und zog den Deutschtürken mit sich davon. Beide stiegen in den Wagen und waren nur wenige Minuten später bei der Tankstelle. Mit eiligen Schritten gingen sie in den Raum rein und sahen, dass niemand an der Kasse war. „Hallo? Ist hier jemand?“, rief Semir und sah sich um. „Ausgeflogen.“, meinte Ben nur und sah sich um. Dann ging er nach hinten in den Raum für die Angestellten. „Oh mein Gott... Semir, komm!! Ich hab den Angestellten gefunden.“, rief Ben nach vorne und sofort schnellte Semir um die Ecke. „Verdammt... ist er?“ „Er ist es, tot. Kopfschuss.“, bestimmte Ben nur und schloss dem armen Kerl, er dürfte so um die 28 gewesen sein, die Augen. „Verdammt Semir, wir müssen den Kerl schnappen. Er hat fünf Menschen auf dem Gewissen.“, fauchte Ben und schlug mit der Faust gegen das Regal. „Wir werden ihm bei der Geldübergabe eine Falle stellen. Dieser Täter muss unschädlich gemacht werden.“, fuhr es aus Semir heraus. Normalerweise hasste er so was, doch dieses Mal war es mehr, als nötig. Sein Telefon klingelte. Hartmut war dran. „Hartmut, sag mir bitte, dass ihr die Technik eingerichtet habt?“, schnaubte der Deutschtürke. „Ja, das haben wir und wir konnten in orten... also nicht direkt... also mehr oder weniger...“ „Hartmut, habt ihr ihn jetzt oder nicht?“, fauchte Semir zurück. „Nein, leider nicht.“, gab Hartmut bekannt und legte dann auf.
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    So Leute, da ich morgen nicht da bin, gibt es erst am Sonntag wieder einen Teil, wenn Elli da ist. ;) Ein schönes Wochenende euch allen.

  • hier gibt es schon mal was...hallo...Forum...melde mich zurück...;)


    Semir sah sich in der Tankselle um. „Der Gute hat einen Fehler gemacht…“, lachte er plötzlich. Ben kam zu ihm. „Wieso?“, wollte er wissen und Semirs Finger ging nach oben. Dort hing ziemlich versteckt eine Kamera. „Ich wette wir haben ihn drauf. Und damit können wir dann endlich nach diesem Mistkerl suchen, der mir fast meine Frau genommen hat.“, knurrte Semir wütend. Ben spürte, dass er vor Wut kochte. „Hey…. Sei froh, dass Dieter ihr den Kaffee weggenommen hat.“, legte er ihm die Hand auf die Schulter. „Ja sicher…. Nur was, wenn sie ihn irgendwo unterwegs getrunken hätte…Ben wir müssen diesen Mistkerl finden. Er muss einen Vorrat haben oder es war absichtlich, dass er ihn Andrea verkauft hat.“, mutmaßte Semir. „Dann müsste er wissen, dass du mit Andrea verheiratet bist. Nein….ich denke, es ist wirklich ein Feldzug gegen Mewes…“, widersprach Ben. „Vermutlich hast du Recht…“, murmelte Semir als sein Handy klingelte. „Hartmut? Was ist mit dem Kaffee von Andrea?“, wollte er sofort wissen, als er sah wer anrief. „Der Kaffee war tatsächlich mit Blausäure versetzt. Da hat Andrea wirklich Glück gehabt.“, gab der Techniker von sich. „Danke Hartmut… das weiß ich…“ murmelte Semir nur und beendete das Gespräch. Er sah Ben an. „Das war eine Kriegserklärung mir gegenüber…“, stieß er wütend aus. Die Spurensicherung sowie der Arzt trafen ein. Nur wenig später kam der Arzt zu ihnen. „Tja…die Todesursache muss ich sicher nicht erläutern. Der Arme wurde regelrecht hingerichtet.“, erklärte er. Semir nickte. „Komm Ben. ..wir werden Mewes noch einmal einen Besuch abstatten.“, knurrte er und verschwand mit Ben.


    Mewes hob gerade den Hörer ab, als Semir und Ben ins Büro stürmten. „Verdammt ja…ich hab das Geld…“, stieß er aus. Sofort stoppten die Beamten. „Ja…ja…sie sind hier…“, gab er durch und reichte den Hörer an Semir weiter. „Ja?“, meldete er sich. „Ich habe Sie zum Boten auserkoren. Sie dürfen sozusagen die Glücksfee für mich spielen…“, hörte der Hauptkommissar den Erpresser sprechen. „Verdammt noch mal…hören Sie auf mit diesem Spiel. Es sterben Menschen, die nichts mit Ihrem Schicksal zu tun haben, Mendes…“, stieß Semir wütend aus und wagte einen Schuss ins Blaue. Der Erpresser schwieg erschrocken doch es dauerte nicht lange, bis er scheinbar wieder gefasst war. „Sie werden mir das Geld zum ehemaligen Rastplatz Eifeltor bringen. Ich warne Sie…. Wenn Sie auch nur einen Trick versuchen, wird es für weitere Menschen tödlich enden!“, warnte ihn der Mann. „Okay…ich tu was Sie sagen…“, ging es beherrscht mit Semir weiter. Er atmete tief durch und sah zu Ben. „Wann?“, fragte er weiter. Der Techniker hob die Hand, dass es fast soweit war, und er ihn geortet hätte, doch dann knackte es im Hörer. Semir ließ ihn sinken. „Aufgelegt…“, gab er bekannt. Er wandte sich an Mewes. „Sie glauben wirklich, dass Mendes dahinter steckt?“, wollte dieser wissen. „Das war eine Vermutung. Bisher haben wir ihn noch nicht gefunden. Aber es ist gut möglich. Sagen Sie mir bitte was über Mendes? Warum wurde er gekündigt?“, forderte Semir auf.


    Mendes legte auf, denn er sah auf die Uhr während er telefonierte. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass die Polizei Gespräche orten konnte und er war noch nicht soweit. Vor ihm auf dem Tisch lag ein kleines Bündel mit Dynamit. Wie einfach es doch war über den Schwarzmarkt an Sprengstoff zu kommen, dachte er. Doch für ihn war es nicht wichtig. Er präparierte Rohre mit Nadeln, Glassplitter, Schrauben, Steine. Dann verschloss er es und befestigte das Dynamit daran. Nun musste er nur noch einen geeigneten Platz finden. Und den hatte er schon im Auge. Rastplatz Drei Eichen… dort hielten einige Autos an und machten eine Pause. Hier sollte das tödliche Ding hochgehen. Mendes war es ziemlich egal ob er unschuldige Menschen tötete, denn auch seine Laura war unschuldig und musste sterben. Nur weil einer der reichen Männer dachte Schicksal zu spielen und ihn in ein Loch zu stürzen. Er griff erneut zum Telefon und rief Mewes an. „Geben Sie mir doch noch einmal Herrn Gerkhan…“, forderte er auf. „Ja…?“, hörte er kurz darauf. „Herr Gerkhan…. Sie werden sich um 15 Uhr auf dem alten Rastplatz einfinden. Ich warne Sie erneut….sollten Sie einen Trick versuchen, dann werden Sie viele Menschen damit verletzen…halten Sie sich an meine Vorgaben und wir werden alle ein schönes Leben genießen können….“, drohte er. „Okay… ich tu was Sie wollen…“, war die Antwort. Dann war wieder das Klacken zu hören. Wieder wanderte Semirs Blick zu Hartmut. „Wieder nichts Semir. Tut mir Leid.“, erwiderte der Techniker. Mit aufgestauter Wut ließ Semir den Hörer sinken und sah Mewes an. „Was können sie uns über Mendes erzählen?“, fragte der Deutschtürke wieder. „Schwieriger Mann... er war mal ein guter Arbeiter, aber ich musste ihn wegen betriebsinterner Angelegenheiten entlassen.“, erklärte Mewes. Ben lachte verächtlich auf. „Klar... das heißt, er hat sie zu viel gekostet und sie haben ihn einfach prompt auf die Straße gesetzt. Ist doch so, oder?“, fauchte der junge Hauptkommissar und sah den Mann herablassend an. Aus der Firma seines Vaters kannte er solche Methoden nur zu gut. „Herr Jäger, ich glaube nicht, dass ich mit ihnen über personaltechnische Dinge debattieren muss, oder?“, schnauzte Mewes Ben an. „Der Mann hat durch die Kündigung seine schwer kranke Tochter verloren und seine Frau. Was glauben sie, warum er so wütend auf sie ist?“, schrie Ben zurück und ging wutentbrannt auf Mewes zu, doch Semir packte ihn und schob ihn aus dem Büro raus.


    „Ben, beruhig dich.“ „Beruhigen? Semir, wie soll ich mich beruhigen. Dieses Arschloch ist doch mitverantwortlich dafür, dass fünf Menschen sterben mussten. Und ich wette, er wird das unter einkalkuliertes Finanzrisiko führen.“, fauchte Ben und strich sich nachdenklich über den Kopf. „Was machen wir jetzt?“, wollte er von seinem Partner wissen. Dieser tippte schon auf seinem Handy herum und wählte Susanne an. „Jetzt? Jetzt fahren wir zu diesem Robert Mendes und fühlen ihm ein wenig auf den Zahn.“, meinte Semir und ließ sich von Susanne noch einmal die Adresse nennen. Wenige Minuten später saßen sie im Wagen und steuerten ihn in die Hub-Stevens-Strasse 8. „Hier wohnt der?“, fragte Ben, als sie ausstiegen. Sie standen vor einen heruntergekommenen Hochhaus. „Ich glaube, wenn du alles im Leben verlierst, was du liebst, ist dir das Leben nicht mehr so wichtig.“, philosophierte Semir nur und ging mit Ben zum Eingang. Die Namen auf den Klingelschildern waren alle entweder mit Graffiti übersprüht oder kaum noch lesbar. „Verdammt, wie sollen wir denn da wissen, wo Mendes wohnt?“, grummelte Ben und klingelte jetzt einfach bei irgendwem. „Jaaa?“, kam es genervt aus der Sprechanlage. „Paketdienst... können sie mal bitte öffnen?“, fragte Ben mit fester Stimme. „Okay.“, erklang es dann gleichgültig zurück und im nächsten Moment ertönte der Summer. „Fangen wir oben an und arbeiten uns nach unten durch?“, schlug Semir vor. Ben nickte zustimmend. Sie ahnten nicht, dass Robert Mendes sich in diesem Moment im Keller befand und dort in seiner kleinen Werkstatt an seiner Überraschung bastelte.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Das Haus hatte acht Etagen. Semir und Ben arbeiteten sich schnell nach unten durch. In der fünften blieb der Deutschtürke vor der Wohnung mit dem Schild „Mendes“ stehen. „Ben, ich hab ihn gefunden.“, rief Semir seinen Kollegen auf dem Handy an. „Okay, ich komme gleich rüber.“, erwiderte dieser und keine zwei Minuten später stand Ben neben Semir. „Und jetzt? Klingeln oder Klopfen?“, wollte Ben wissen. Semir zog seine Waffe und entsicherte die Pistole. „Klopfen.“, stieß er aus, zog sein Bein an und trat mit voller Wucht die Tür ein. Sofort durchsuchten sie die Räume nach Mendes, doch der Vogel schien ausgeflogen zu sein. „Verdammt, vielleicht hat der uns kommen sehen.“, murrte Ben und ließ seine Waffe ins Halfter zurückgleiten. Semir nickte und machte sich daran, die Wohnung zu durchsuchen. Sie war spärlich eingerichtet. Nur das nötigste stand in den jeweiligen Räumen. Die Umzugskartons waren noch nicht einmal ausgepackt. An einen stieß Semir und dieser fiel polternd zu Boden. Erschrocken drehte sich der Deutschtürke um und fand dann in den Wäschestapel die Uniform des Tankstellenangestellten. „Ben, ich hab hier was gefunden.“, rief Semir seinen Kollegen zu. Plötzlich hörten sie Schritte auf dem Flur, die abrupt stehen blieben. „Das ist Mendes. Wetten?“, flüsterte Semir. „Ein Zehner?“, erwiderte Ben nur. „Geht klar.“, schlug Semir ein und beide gingen vorsichtig zum Flur.


    Mendes sah dass seine Tür aufgebrochen wurde. Er stoppte davor. Wer sollte denn bei ihm einbrechen? Er hatte doch nichts mehr… absolut gar nichts mehr…alles was ihm Lieb und Teuer war… war weg…einfach alles weg… Dann sah er in dem Spiegel, den er im Flur hängen hatte, zwei Männer. Mendes schloss kurz die Augen und schlich dann die Treppen runter. Doch er hatte kaum den ersten Absatz hinter sich hörte er sie auch schon brüllen. „MENDES!!! BLEIBEN SIE STEHEN!!“, kam von oben. Robert rannte weiter. Im Keller waren genügend Möglichkeiten sich zu verstecken. Er nahm drei Stufen auf einmal und erreichte mit einem recht guten Vorsprung die Tür. Er versteckte sich links in dem langen dunklen Gang. Verdammt… die Tasche, die er bei sich trug…wog scheinbar doch mehr, als er dachte. Doch abstellen wollte er sie nicht. Dann hörte er, wie sich die Tür öffnete. Mittlerweile hatte er eine Eisenstange in der Hand. Egal, wer nun um die Ecke kam, er würde für eine ganze Weile ins Traumland gehen. Schon hörte er die Schritte näher kommen. Doch dann stoppten sie wieder. Robert glaubte ein Flüstern zu hören und lachte leise. Sie werden sich aufteilen. Einer wird den linken Gang nehmen ein anderer den Rechten. Damit hatte er einfaches Spiel. Robert machte sich bereit den niederzuschlagen, der seine Nase um die Ecke steckte. Und dann würden die Bullen für diesen Trick teuer bezahlen… sehr teuer bezahlen.


    Semir sah Ben an. „Also gut… du rechts ich links?“, schlug er vor. „Ja gut… aber Semir… pass auf…“, ermahnte Ben ihn. „Gleichfalls...“, gab dieser zurück. Semir schlich los. Er sah sich sorgfältig um. Dieser Mendes konnte überall stecken denn hier im Keller gab es Nischen ohne Ende. Er kam zur ersten Ecke und presste sich an die Wand. Blitzschnell warf er sich um die Waffe in der Hand und ausgestreckt um diese Ecke. Doch hier war niemand. Also gut... auf zur nächsten...dachte er und ging vorsichtig weiter. Mit Ben konnte er sich nicht verständigen. Er hoffte jedoch, dass Mendes nicht entkam. Die nächste Ecke stand an. Auch hier war Semir äußerst vorsichtig. Doch das Ergebnis war das Gleiche. Hier war niemand. Diesmal ging er lockerer weiter. Scheinbar hatte Mendes sich im Gang versteckt den Ben genommen hatte, so dachte Semir und umwand die nächste Ecke. Diesmal weniger vorsichtig. Das nächste was er bemerkte war eine schnelle Bewegung hinter sich und einen heftigen Schlag auf die Waffenhand. Semir schrie vor Schreck und Schmerzen auf. Er hielt sich das Handgelenk und drehte sich zu dem Mann um. Dieser richtete eine Waffe auf ihn. „Das war ein großer Fehler Gerkhan. Sie sind Schuld am Tod vieler Menschen!“, stieß Mendes aus. „Geben Sie auf...“, erwiderte Semir mit schmerzverzerrter Stimme. „Ihr werdet mich nicht bekommen..... rein da!!“, forderte Mendes ihn auf und wies in einen dunklen Raum. Semir sah ihn an, rührte sich aber nicht. Mendes zielte mit der Waffe auf sein Knie. „Ich habe keine Probleme abzudrücken.“, warnte Mendes ihn. Semir glaubte ihm jedes Wort. „Okay...“, versuchte er den Mann zu beruhigen und ging in den dunklen Raum. Doch kaum war er drin bekam er einen Schlag in den Nacken. Mit einem Stöhnen ging er zu Boden und blieb benommen liegen. Mendes zog die Tür zu. Nur kurz darauf war der Schlüssel zu hören. Semir war eingesperrt.


    Ben schlich weiter durch den Gang. Bisher keine Spur von Mendes. Doch er fand etwas Anderes. Etwas, das viel mehr seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, als er wollte. In einem der Räume war ein Tisch aufgebaut mit vielen Kleinteilen die wie Zubehör für eine Bombe aussah. „Fuck...“, stieß Ben aus. Er musste Semir das zeigen. Doch dann hörte er Schritte und versteckte sich hinter der Tür. Nur wenig später sah er einen Schatten an sich vorbei gehen. Ein kurzer Blick auf seine Waffe und dann auf die Person die ihm den Rücken kehrte. Er beobachtete die Person und stellte fest, dass es von der Größe her nicht Semir war. Der Mann hantierte mit den Sachen, die auf dem Tisch lagen und bemerkte Ben nicht. Mit einem schnellen Sprung brachte Ben sich in seinem Rücken und drückte ihm die Waffe in den Nacken. „Keine Bewegung!“, warnte Ben die Person. Diese kam der Aufforderung nur langsam nach, hoch vorsichtig die Hände und drehte sich dann zu Ben vorsichtig um. Der junge Hauptkommissar sah nicht, dass die Person was in der Hand hatte. „Bitte tun sie mir nichts.“, flehte er in gebrochenem Deutsch und dann sah Ben, dass er halbes Kind vor sich hatte. Ein junger Osteuropäer mit pechschwarzen Haaren und großen, runden, schwarzen Knopfaugen stand vor Ben. „Bitte... nicht schießen.“, kam es wieder von ihm. Langsam nahm Ben die Waffe runter, doch dann kam ihm eine Flüssigkeit entgegengeflogen, die in seinem Gesicht landete. Ben schrie auf. Sein ganzes Gesicht, die Augen brannte höllisch und er konnte kaum was sehen. Er hörte, wie der Junge aus dem Keller verschwand und die Tür zuflog. Langsam richtete sich Ben auf und tastete nach einem Lappen oder ähnliches, um sich seine Augen zu reinigen. Doch er konnte nichts finden. Mit blinden Händen zog er aus seiner Tasche sein letztes Taschentuch hervor und wischte sich die Augen aus. Doch er konnte alles nur noch sehr verschwommen, wie durch eine Nebelwand erkennen. Verdammt, was war das für eine Flüssigkeit, die er abbekommen hatte? Langsam und benommen tastete er sich den Weg an der Wand entlang, dem Ausgang entgegen. Er hoffte, dass Semir bald zu ihm kommen würde. Dieses Mal musste er in ein Krankenhaus.

  • Semir kam langsam wieder zu sich. Er sah, dass er in einem der Kellerräume eingesperrt war. „Au verdammt.“, stieß er aus, als er seine Hand befühlte. Sicher war sie gebrochen und gerade seine rechte Hand, seine Aktionshand, mit der er alles tat. Die war nun einige Zeit sicher nicht zu gebrauchen. Vorsichtig versuchte er sie ruhig zu halten. Sie schmerzte höllisch. Das Handy. Sofort fiel ihm sein Handy ein. Warum musste er es nur immer in die Gesäßtasche packen? Er versuchte mit der linken Hand an seine rechte Gesäßtasche und dem darin befindlichen Handy zu gelangen. Doch er schaffte es nicht. „Dann eben mit der rechten...“, dachte Semir nur und biss die Zähne zusammen, als der das Handgelenk verdrehte, doch schnell ließ er davon ab. Die Schmerzen waren zu stark. „Ben!!“, schrie er, doch niemand kam. Sicher war Ben schon zu weit durch den Gang weg, als das er Semir hören konnte. Der Deutschtürke ging zur Tür. Sie war aus Holz und schien nicht sonderlich stabil zu sein. „Einen Versuch ist es wert.“, dachte er, sammelte seine ganze Kraft und trat gegen die Querverstrebung. Mit einem Krachen ging die Tür auf und Semir war frei. Vorsichtig nahm er seine Waffe in die linke Hand und ging zum Ausgang. Verdammt, Mendes war sicherlich schon weg. Doch wo war Ben? Als er diesen Gedanken hatte, hörte er auf einmal Schritte an der Gabelung, wo sich er und sein Partner getrennt hatten. Ein zweites Mal wollte er sich nicht überrumpeln lassen. Semir presste sich an die Wand und horchte auf. Die Schritte kamen immer näher und der Deutschtürke machte einen Satz um die Ecke, ließ jedoch sofort die Waffe wieder sinken. „Verdammt Ben... ich hätte dich beinahe erschossen.“, fauchte er wütend. „Semir, bist du das?“, fragte dieser verwirrt und ängstlich zugleich. „Ja sicher. Ben, erkennst du mich nicht mehr?“ „Semir... ich... ich kann nichts mehr sehen.“, stieß er aus und fiel Semir in die Arme.


    Robert Mendes war sicher aus dem Kellergang rausgekommen, doch was war mit Laszlo? Plötzlich kam ihm der Junge von etwa 16 Jahren entgegen. „Wo warst du denn verdammt?“, fauchte Mendes ihn an. Der rumänische Junge blickte ihn erschrocken an. „Großer Mann... wollte mich erschießen... hab ihn Flüssigkeit in Augen gekippt.“, keuchte er nur und machte große, feuchte Augen. „Schon okay... komm, wir haben viel vorzubereiten für morgen. Die Bullen werden sich wünschen, dass sie uns nie gefunden hätten.“, stieß Mendes aus. Laszlo war als kleiner Waise zu ihm und seine Familie gekommen. Nach dem Tod seiner kleinen Tochter und dem Selbstmord seiner Frau hatte Robert nur noch ihn. Für ihn sorgte er und für ihn machte er das eigentlich. Doch in erster Linie ging es ihm um Rache. Keiner wusste was von Laszlo und so konnte er ihn gut schützen. Vor jedem, der ihm zu nahe kam. „Komm, wir müssen von hier weg.“, begehrte Robert auf und zog seinen Ziehsohn mit sich. „Wohin wir gehen?“, wollte dieser wissen. Er wusste, was Robert alles widerfahren war und er war bereit, seinem deutschen Papa zu helfen. Denn es war auch seine Familie, die dort gestorben war. Seine richtige Familie starb, als er noch ganz klein war und so hatte er hier in Deutschland ein neues Leben gefunden. Das war nun zerstört durch die Machenschaften eines ruchlosen und geldgeilen Konzernbesitzers. Laszlo wusste nur nicht, dass Robert andere Menschen teilnahmslos tötete.


    Semir schrie auf, als er Ben mit der rechten Hand halten wollte. „Au….verdammt….“, stieß er aus. Ben versuchte ihn zu fixieren. „Was ist denn? Bist du verletzt?“, wollte er wissen. „Dieser Mistkerl hat mir vermutlich das rechte Handgelenk gebrochen…“, kam als Erklärung von Semir. „Oh nicht gut…. Wie sollen wir denn fahren? Du kannst nicht lenken und ich kann nichts sehen…“, fragte Ben nach. „Die Kollegen müssen uns abholen…na komm… verlassen wir erst einmal den Keller. Was ist mit deinen Augen?“, harkte Semir nach. „Ich sehe alles wie durch Nebel. Sie brennen ganz fürchterlich…“, gab Ben von sich. Auf der Straße ließ Semir dann durch Ben sein Handy raus holen. „Chefin…. Wir sind von Mendes außer Gefecht gesetzt worden. Ben kann nichts sehen und meine Hand…sie ist vermutlich gebrochen. Ich brauche einen Fahrer…“, erklärte Semir. „Was ist mit dem Dienstwagen?“ harkte Kim Krüger nach. „Chefin…in brauche nur einen Fahrer…dem Wagen geht es gut. Aber wenn Sie wissen wollen wie es uns geht, dann…“, fauchte Semir durch das Handy, doch Kim schien bereits aufgelegt zu haben. Nur wenig später waren Hotte und Dieter vor Ort. „Oh man… Ben…du siehst ja schrecklich aus.“, stieß Hotte aus als er Ben sah. Dieter griff Semir ans Handgelenk. „Das ist gar nicht gut…Semir…scheint gebrochen…“, erklärte er während Semir laut aufschrie. Die beiden wurden in die Klinik gebracht.


    Dr. Neuhäuser sah sich Semirs Gelenk an. Er hatte bereits Röntgenaufnahmen machen lassen und stand kurz darauf vor dem kleinen Bildschirm, auf dem die Bilder zu sehen waren. „Nun…. Es scheint nicht gebrochen zu sein. Keine knöchernen Verletzungen zu sehen. Aber sehr stark geprellt. Wir werden das Gelenk ne Weile ruhig stellen müssen. Ein Gipsverband ist das Beste was ich Ihnen verordnen kann.“, murmelte der Arzt. „Was? Das Beste? Ich bin Rechtshänder und…wie soll ich denn damit ne Waffe halten?“, maulte Semir leise. „Sie werden für einige Zeit keine Waffe halten können. Dann muss Ihr Kollege halt schießen. Besser wäre sowieso, wenn man überhaupt nicht schießt.“, knurrte der Arzt. „Ach und was mach ich wenn die auf mich schießen? Soll ich denen Wattebäusche hinterher werfen oder was?“, grinste Semir. „Nein… alle Waffen gehören verboten…“, erklärte der Arzt. „Ja sicher… ohne Waffen wäre es eine tolle Gesellschaft. Dann schlagen wir uns alle tot…ist doch egal.“, knurrte Semir und war etwas verärgert über die Einstellung des Arztes. „Was ist mit meinem Kollegen?“, harkte Semir nach, als der Gipsverband angelegt wurde. „Das wird gleich in Angriff genommen. Erst einmal Sie und dann der Kollege.“, lächelte der Arzt leicht. Semir besah sich sein verbundenes Gelenk und versuchte die Finger zu krümmen. Der Arzt sah ihn warnend an. „Würden Sie das bitte lassen? Der Gips muss erst einmal trocknen…“, fauchte ihn die Schwester an. „Entschuldigung…ich wollten nur testen wie weit ich sie bewegen kann… Mein Leben hängt davon ab.“, gab Semir zu verstehen. „Wenn der Gips trocken ist, dann werden Sie die Finger gar nicht bewegen können. Für drei Wochen.“, erklärte der Arzt. „Drei Wochen? Hey… das ist viel zu lange!!!“, empörte Semir sich. „Ich werden Sie für drei Wochen nur bedingt dienstfähig schreiben.“, gab der Arzt bekannt. „Na super….ganz tolles Geburtstagsgeschenk…“, knurrte Semir. In drei Tagen hatte er Geburtstag und durfte mit Gipsarm zu hause sitzen. Da hätte er dann auch ne Party steigen lassen können, dachte er bei sich.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben lag auf der Behandlungsliege und wartete auf den Arzt. Das Brennen hatte aufgehört und es schien auch als könne er wieder mehr sehen. Er sah zur Tür, als diese aufging. Eine Schwester kam herein, so deutete er es wenigstens. Mehr wie ein verschwommenes in weißer Kleidung erkannte er nicht. „Herr Jäger?“, hörte er die Stimme fragen und sie klang alles andere als weiblich. „Ja…wer sind Sie?“, harkte er deshalb nach. „Dr. Norrow. Dr. Niehäuser hat mich informiert, dass man Ihnen etwas in die Augen gespritzt hat. Was können Sie mir darüber sagen?“, wollte der Arzt wissen. „Tja… ich kann nicht viel sagen. Es war flüssig und es brannte direkt.“, erklärte Ben. „Nun das ist nicht viel? Wissen Sie was es war?“, kam nun vom Arzt. Ben schloss die Augen. Diese dämliche Frage, dachte er nur. „Nein…ich habe leider versäumt hinzusehen, als die Flüssigkeit meine Augen traf.“, knurrte er. „Sehen wir es uns mal an….ich denke es war keine Säure, denn dann wären von Ihren Augen nicht viel übrig gewesen. So wie es ausschaut ist es eine Lauge…weniger gefährlich, aber sehr effektiv. Sehen Sie überhaupt etwas?“, wollte nun der Arzt wissen. „Nicht wirklich viel. Alles verschwommen. Doc…spülen Sie mir die Augen und dann geht das schon wieder…. Ich hab heute noch was zu tun…“, knurrte Ben ungeduldig. „Damit ist es aber nicht getan, Herr Jäger. Ich muss ihre Augen gründlich untersuchen.“, gab Dr. Norrow bekannt und fing an, Bens Augen abzuleuchten, um zu überprüfen, ob die Pupillen reagierten. Sie taten es. „Gut... die Netzhaut ist nicht beschädigt worden.“, meinte der Mediziner und knipste die kleine Lampe wieder aus. „Was heißt das?“, wollte Ben wissen und richtete sich vorsichtig auf. Er sah den Arzt nur leicht verschwommen. „Das heißt, dass dieser Zustand des nebligen Sehens nur vorübergehend ist. Es kann einige Tage dauern, bis sich ihre Augen wieder ganz erholt haben. Sie müssen es aber von alleine schaffen, deswegen werde ich ihnen nicht die Augen ausspülen können. Da ich nicht weiß, was das für eine Chemikalie war, könnte sie sich beim Kontakt mit Wasser auf die Netzhaut legen und sie dadurch schädigen.“, erklärte der Arzt. „Und... und was soll ich dann machen?“, fragte Ben mit zittriger Stimme. Er hatte Angst, Angst, dass er nicht mehr sehen konnte. „Einige Tage?“, fragte Ben wieder mit zittriger Stimme. „Oder mehrere Wochen... es sollte aber nicht länger, als anderthalb Monate dauern.“, versuchte der Arzt ihn zu beruhigen. „Anderthalb Monate?“, stieß Ben aus.


    Semir wurde entlassen und ging mit seiner Gipshand den langen Krankenhausflur entlang. Und da saß Ben, zusammengesunken. Die Hände vors Gesicht geschlagen und vollkommen aufgelöst. „Ben?“, sprach Semir seinen Partner vorsichtig an und dieser sah auf, er blickte sich verwirrt um, versuchte die Stimme zu orten. „Semir, wo bist du?“, fragte er mit zittriger, fast kindlicher Stimme. „Hier, zu deiner rechten Seite.“, erwiderte Semir und sofort ruckte Bens Kopf herum. „Semir, ich kann dich kaum sehen. Der Arzt hat gesagt, meine Augen werden von alleine wieder ganz normal werden, doch das braucht Zeit. Er meinte was von einigen Tagen bis anderthalb Monaten.“, wieder schluchzte Ben auf. „Ben, ich...“, fing Semir an, hielt jedoch sofort wieder inne, als er sah, dass Ben ihn kaum ansehen konnte. „Semir, ich will dieses Schwein haben.“, fauchte er und auch Semir nickte. „Komm, lass uns fahren.“, meinte er und stand auf, zog dabei vorsichtig an Bens Ärmel. „Wie denn? Du kannst nicht lenken und ich nicht sehen.“ „Wir werden uns ergänzen. Du lenkst, ich sehe.“, lachte Semir und sofort zauberte sich ein kleines, wenn auch schwaches Lächeln auf Bens Lippen. Hotte und Dieter standen vor dem Wagen und sahen, wie lädiert die beiden Jungs aus dem Krankenhaus zurück kamen. „Mensch Jungs, was macht ihr nur wieder für Sachen.“, fragte Hotte. „Keinen Kommentar bitte... fahr uns einfach ins Büro zurück.“, meinte Semir und half Ben beim Einsteigen, doch ohne, dass sich dieser den Kopf stieß, ging es dann doch nicht.


    Kim sah auf, als sich die Bürotür öffnete und Hotte und Dieter Semir und Ben ins Büro brachten. Semir führte Ben, doch dieser lief mit seiner Schulter gegen den Türrahmen. „Verdammt Semir.“, schimpfte er. „Machst du das mit Absicht?“ „Sorry, war ein Versehen.“, meinte der Deutschtürke sofort und geleitete Ben zum Stuhl. Kim sah dem Schauspiel interessiert zu. Das Krankenhaus hatte sie natürlich informiert, anders ging es gar nicht. „Meine Herren, was gedenken sie nun zu tun?“, wollte sie von den beiden wissen und sah Semir und Ben nun mit strengem Blick an. „Wir werden weiter am Fall arbeiten. Dieser Mendes muss gestoppt werden.“, gab Semir sehr sicher wieder. Kim lachte auf. „Sie haben eine lädierte Hand, ihre rechte Hand, wo sie doch Rechtshänder sind und Ben kann nichts mehr sehen. Sie müssen für ihn den Blindenhund spielen. Das soll ich wohl unter eingeschränkter Arbeitsfähigkeit verbuchen, was?“, fragte sie und sah beide Kommissare an. „Frau Krüger, der Wahnsinnige muss gestoppt werden. Wer soll es denn sonst machen? Etwa das LKA?“, fragte Semir mit erboster Stimme. Kim sah ihn wütend an, wies ihn nur durch den Blick schon zurecht. „Entschuldigung. Aber Chefin… Mendes hat gesagt, dass ich Schuld sei, wenn jetzt Menschen sterben….ich muss außerdem die Übergabe machen.“, kam leise von Semir. „Ja ich weiß….Aber Sie können nicht fahren…Ben kann nicht sehen… wie soll das gehen?“, wollte sie resigniert wissen. „Nun ja…. Ich meine wir könnten…also Ben am Steuer und ich…“, fing Semir an. „NEIN!!!“, stieß Kim sofort aus. „Sie und Ben werden ganz sicher kein Auto lenken oder auch nur irgendwie bewegen!! Sie sind bis auf weiteres Beurlaubt. Außerdem…Semir… Sie haben morgen Geburtstag und ich denke Sie sollten Beide für heute Schluss machen. Herzberger wird Sie beide nach Hause bringen…“, legte Kim fest. Semir nickte und zog Ben hoch. „Na komm…. Ich bin dein Blindenhund…“, knurrte Semir. Hotte wartete bereits vor der Tür. Die Türen des Autos standen bereits offen.

  • Andrea sah aus dem Fenster als der Wagen vorfuhr. Erschrocken bemerkte sie, dass Semir einen Gips trug. Sofort war sie vor der Tür. „Semir??? Was ist denn mit dir passiert?“, fragte sie und sah ihren Mann besorgt an. „Ist nur ne schwere Prellung… Hilfst du mir mal mit Ben? Er kann im Augenblick nichts sehen. Aber sonst sind wir okay..“, erklärte Semir. Andrea sah erschrocken zu Ben. „Wie bitte?“, kam erstaunt von ihr. Sie nahm Ben am Arm. „Was ist denn zum Teufel passiert?“, wollte sie wissen. „Das erkläre ich dir, wenn wir drin sind. Danke Hotte… den Rest schaffen wir ohne dich!“, rief Semir seinem Kollegen zu. Dieser nickte, hob die Hand und fuhr wieder los. Wenig später im Wohnzimmer. Semir ließ sich auf die Couch fallen. Er hielt seine eingegipste Hand fest. „Tut es sehr weh?“, wollte Andrea wissen. „Geht so….es ist einfach nur dumm gelaufen…“, gab er zu. „Was ist passiert? Was ist mit Bens Augen?“, harkte Andrea nach. „Ben hat etwas in die Augen gespritzt bekommen. Der Doc weiß aber nicht was und so müssen die Augen selbst damit fertig werden, weil die nicht wissen wie das Zeug mit Wasser reagiert. Mir hat der Mistkerl ne Stange aufs Handgelenk geschlagen. Aber es ist nicht gebrochen. Tja… und nun haben wir beide Zwangsurlaub. Ben muss hier bei uns bleiben. Er kann nichts sehen und allein kann er nicht bleiben.“ Semir sah seine Frau an. „Das ist doch selbstverständlich…habt ihr schon was gegessen?“, wollte Andrea wissen. Die Männer verneinten es. „Gut… dann koche ich etwas für euch…“ lächelte sie. Semir legte sich lang aufs Sofa. „Andrea… kannst du mich mal bitte zur Toilette begleiten?“, bat Ben.


    „Was machen wir denn nun? Semir und du können nicht arbeiten. Damit ist die Party morgen nicht machbar…“, sagte Andrea nur wenig später als sie in der Küche standen. „Ja sicher…. Ist ziemlich dumm gelaufen. Aber gut… dann feiern wir halt ne kleine Party… die Anderen kommen morgen auf jeden Fall. Ich muss aber jetzt wirklich….sorry, wenn ich dir jetzt viel Arbeit mache…aber ich meine…mit der Toilette…also ähm….ich weiß nicht…ob…ob ich treffe…“, kam leise von Ben. Andrea lachte leise. „Dann gebe ich dir mal einen Tipp…. Setzt dich einfach hin. Dann klappt das auch mit dem Treffen…“, schlug sie vor. „Ha...ha….sehr witzig….“, knurrte Ben nur. Doch dann lachte er auch. Die Situation hatte schon irgendwie eine Komik an sich. Er ging zur Toilette. Es dauerte etwas lang bis die Spülung zu hören war. Kurz drauf schepperte es und Ben fluchte verhalten. „Ben?“, rief Andrea erschrocken als sie es hörte. „Ist alles in Ordnung?“, hängte sie an. „Ja sicher… ich habe nur…nicht gesehen, dass auf dem Spülkasten etwas stand… nun liegt es vermutlich auf dem Boden und ist kaputt…es tut mir Leid…Andrea… ich wollte das wirklich nicht…“, entschuldigte Ben sich. Andrea hörte wie er nach dem Schlüssel tastete. „Na komm….setzt dich zu Semir und iss. Ich mach das eben schnell sauber…“, lächelte Andrea sanft und brachte Ben ins Wohnzimmer zu Semir. Dieser sah auf, als seine Frau seinen blinden Partner ins Wohnzimmer führte und in den Sessel setzte. „Semir, es tut mir Leid, dass ich euch so viel Umstände mache.“, entschuldigte sich Ben und sah in irgendeine Richtung, wo er seinen Partner vermutete. „Schon okay, Partner... du kannst ja nichts dafür.“, erwiderte Semir und reichte Ben eine Flasche Bier. „Hier, Vorsicht.“, mahnte Semir und Ben versuchte die Flasche ohne Hilfe zum Mund zu führen. Doch es ging aufs Hemd. „Verdammt...“, schrie Ben und wollte die Flasche wieder abstellen. Semir nahm sie ihm ab und wischte ihm schnell die Flecken vom Hemd. „Semir... ich bin zu gar nichts mehr zu gebrauchen.“, stieß Ben aus und vergrub das Gesicht wieder in seinen Händen. „Komm, das wird schon... wir müssen einfach Geduld haben. Ben, du solltest dir einfach helfen lassen.“, meinte Semir und sah seinen Partner an. Dieser lachte verächtlich auf. „Semir... ich seh nichts mehr. Verdammt, ich kann nix sehen. Was soll ich nur machen?“, schrie Ben vor Verzweiflung und wollte aufstehen, stolperte jedoch über Semirs Füße, die er nicht schnell genug zurückziehen konnte. Fast wäre Ben in den Glastisch gefallen, doch Semir fing seinen Partner noch auf. „Komm... setz dich. Ich hol dir erstmal ein Bier im Glas mit Strohhalm.“, meinte Semir und ging in die Küche. „Na ganz toll.“, knurrte Ben und ließ seinen Kopf nach hinten fallen.


    Robert Mendes war bereits auf dem Rastplatz, wo die Übergabe in zwei Tagen stattfinden sollte. Er sah sich immer wieder um. Es war dunkel und der Rastplatz war, bis auf einige schlafende LKW-Fahrer in ihren Fahrzeugen, verlassen. Er legte die präparierte Nagelbombe so hin, dass es bei der Explosion möglichst viele Leute treffen würde. Er hatte sie in einem Papierkorb versteckt. Sie sah sowieso aus, als wäre es ein weggeworfenes Fresspaket. Er hatte alles vorbereitet. Das würde seine Rache vollenden. Die Polizei würde alle Hände voll mit der Explosion zu tun haben und nicht mehr auf Mewes achten. Dann konnte er sich diesen Geschäftsmann krallen und ihn woanders fertig machen, ihn bestrafen, für alle das, was er ihm angetan hatte. Für den Verlust von Roberts und Laszlos Familie sollte Rupert Mewes büßen. Er würde ihn töten, doch vorher würde dieser Kerl leiden und das nicht zu wenig. Schnell stieß Robert wieder zu seinem Ziehsohn ins Auto und drückte ihm eine Fernbedienung in die Hand. „Pass auf... wenn ich dir über das Walky-talky Bescheid gebe, drückst du auf den grünen Knopf. Aber nicht vorher... Hast du mich verstanden?“, wollte Robert wissen. Der Junge nickte nur und Robert wuschelte ihm mit der Hand vorsichtig durch das Haar. „Sehr gut... komm, wir fahren nach Hause.“, meinte er und startete den Wagen. Doch Laszlo sah aus dem Fenster. Was war mit dem Mann passiert, den er heute die Lauge ins Gesicht geschüttet hatte? War er jetzt blind? Noch nie hatte er einem Menschen Schmerzen zugefügt. Doch was war jetzt? Er wusste es nicht.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Der nächste Tag brach für Semir und Ben mit der brutalen Wahrheit an. Ben schlief im Gästezimmer und versuchte die Augen zu öffnen. Es brauchte eine Weile, bis die Strahlen der Sonne ihm genug Licht spendeten, dass er seine Umgebung erkennen konnte. „Verdammt.“, stieß er aus und sah sich um. Noch immer konnte er nur Umrisse erkennen. Doch zumindest sah er nicht mehr alles, wie durch einen Nebel. Er stand auf und tastete sich langsam vorwärts. „Semir?“, rief er und ging vorsichtig durch das Haus. Er lauschte kurz und hörte das gleichmäßige, schwere Atmen aus dem Zimmer von Semir und Andrea. Das konnte nur Semir sein, dachte er sich grinsend und tastete sich weiter vorwärts in die Küche, wo schon Andrea werkelte. „Morgen...“, knurrte er und sah die Umrisse von Andrea an. „Hallo Ben... wie geht’s dir?”, wollte sie wissen. „Tja, ich kann Umrisse erkennen. Hilft das?“, fragte er zynisch. Andrea sah ihn mitleidig an. „Komm... setz dich. Der Kaffee ist gleich fertig. Semir schläft zum Glück noch.“, meinte sie und sah auf die Uhr. Der Duft von selbstgebackenem Kuchen zog durchs ganze Haus. „Mmmmhhh….das riecht lecker…Du kannst wirklich toll backen. Schade, dass die Überraschungsparty nicht klappt.“, meinte Ben. „Du…ich denke er wird sich trotzdem freuen. Hotte, Dieter und die Krüger sowie all die anderen Kollegen kommen gegen zwei zu uns. Semir wird sich freuen. Auch wenn es keine Überraschung wird. Du wirst sehen. Hast du Hunger? Einen Kaffee?“, wollte Andrea wissen. „Ja…sehr gern. Ich würde ja helfen, aber…“, entschuldigte Ben sich. „Schon gut… setz dich einfach hin. Wenn du Umrisse erkennen kannst, dann wird das sicher nicht lange dauern bis du wieder sehen kannst.“, sprach Andrea ihm Mut zu. „Bin gleich wieder da… hole nur das Geschenk vom Dachboden…“, versprach sie und verschwand.


    Semir schlug die Augen auf, als Aida zu ihm ins Bett kam. „Hallo meine Prinzessin…“, begrüßte er sie. „Papa aua?“, fragte Aida und wies auf Semirs Hand. „Das ist nicht schlimm…“, lächelte Semir und liebkosten seine Tochter, die anfing zu quieken, als er sie mit seinem Bart kitzelte. „Guten Morgen ihr zwei…“, lachte Andrea, die das Lachen natürlich bis nach unten hörte. „Alles Gute zum Geburtstag…Schatz…“, küsste sie Semir. „Oh…ja…heute…danke….“, kam von Semir und er zog seine Frau zu sich ins Bett. „Was bekomme ich denn geschenkt?“, grinste er. Andrea befreite sich sanft. „Das im Augenblick nicht… Vergiss nicht, dass Ben da ist…“, lachte sie und küsste ihn. „Wie geht es ihm?“, harkte Semir sofort nach. „Er sagt, er kann Umrisse sehen. Das ist wenigstens ein Vorteil. Und was dein Geschenk angeht…. Wenn du aufstehst, dann siehst du es. Ich habe es bereits im Wohnzimmer aufgestellt. Also raus aus dem Bett…. Muss ich dir beim Anziehen helfen?“, wollte sie wissen. „Nein…. Das schaffe ich schon. Ist ja nur die Hand…“, lachte Semir und warf die Decke zur Seite. Was bekam er wohl von Andrea? Mit einigen Schwierigkeiten wusch er sich und zog sich an. „Komm Aida…. Wir schauen uns mal das Geschenk an, was die Mama dem Papa heute macht…“, forderte er seine Tochter auf. Gemeinsam gingen sie die Treppe nach unten. Doch Ben hielt ihn auf. „Komm erst einmal frühstücken…“, bat dieser. „Wie geht es dir?“, wollte Semir wissen und sah seinen Kollegen besorgt an. „Danke…geht schon. Was macht deine Hand?“, kam von Ben die Gegenfrage. Das Handy klingelte. Ben zog es aus der Tasche und gab es Semir. „Hier… ist sicher für dich…“ grinste er. „Natürlich ist es für mich…. Es ist mein Handy.“, kam von Semir zurück. „Ja Gerkhan hier!“


    Mendes stand am Grab seiner Tochter. Direkt daneben das seiner Frau. „Hey…ihr Beiden… ich werde bald zu euch kommen. Ich will so nicht leben. Aber vorher zeige ich dieser Welt, dass es noch anderes gibt als Geld. Ich werde euren Tod rächen. Es werden viele Menschen sterben, weil man mir damals nicht die Gelegenheit gab, dir meine kleine Laura zu helfen. Mewes wird dafür tausendfach bezahlen. Er hat unser Glück zerstört. Nur er ist an dem Leid schuld, was nun viele Menschen mit mir teilen werden… die Trauer um einen geliebten Menschen. Ich muss um zwei geliebte Menschen trauern. Niemand kann ermessen was dieser Schmerz wert ist. Niemand kann mir bezahlen, dass ich euch nicht mehr bei mir habe…“, knurrte er leise. Er pflegte die Gräber sehr intensiv. Jeden Sonntag stellte er frische Blumen hin und entfernte das Unkraut. Bevor er ging streichelte er über die Bilder, die am Grabstein befestigt waren. „Ich liebe euch…“, weinte er. Dann ging er zurück. Er durfte nicht vergessen, dass er noch jemanden hatte. Und auch für ihn musste er sorgen. Laszlo musste auch versorgt werden. Nur noch einen Tag…. Wenn die Bullen noch einmal einen Trick versuchen, dann werden sie ein blaues Wunder erleben. Sollte Gerkhan nicht allein am Treffpunkt sein, wird er die Bombe zünden. Von Gerkhan dürfte dann nicht mehr viel übrig sein.


    Es waren Semirs Schwiegereltern, die anriefen. Mit leicht verzogenem Gesicht nahm der Deutschtürke die Glückwünsche entgegen. Innerlich hoffte er, dass sie heute nicht hier auftauchen würden, denn das würde wahrscheinlich nicht gut ausgehen. Doch dann erinnerte er sich, dass die Beiden ja seit drei Tagen auf Teneriffa waren, einem Reiseziel, wo Andrea auch immer hin wollte, doch Semir lenkte dann immer wieder vom Thema ab, wenn sie mit ihrer Bitte kam. Erfreut über diese Glückwünsche legte er auf und sah Ben an. „Na, wer war das wohl?“, fragte er nur und grinste sich, denn die Stimme seiner Schwiegermutter kannte Ben noch von den Anrufen wegen Aidas Taufe, die dann doch verschoben wurde. „Frag lieber nicht. Ein Glück können die beiden heute nicht herkommen.“, lachte der Deutschtürke und sah dann rüber ins Wohnzimmer, wo er schon das Paket auf den Tisch stehen sah. „Na dann will ich aber jetzt mal wissen, was ich von meiner Frau geschenkt bekomme.“, lachte er und ging mit Ben und Aida ins Wohnzimmer, ließ Ben vorsichtig in den Sessel nieder und setzte ihm Aida auf den Schoß. „So, dann wollen wir mal.“, meinte er und ließ kurz die Hände knacken, bevor er das doch recht große Paket anfing, auszupacken. Mit großen leuchtenden Augen, beobachtete Aida ihren Papa dabei.


    Rupert Mewes saß in seinem Haus und wartete. Es war ein zerdrückender Nervenkrieg, der stattfand und er hätte alles drum gegeben, dass dieser Alptraum schnellstmöglichst vorbei war. Doch, was wenn dieser Mann mehr wollte, als nur sein Geld? Was, wenn er seine Existenz vernichten wollte. Alles, was er und seine Familie in den Jahren und Jahrzehnten aufgebaut hatten. Das konnte Mewes nicht zulassen. Morgen würde die Übergabe stattfinden. Er wusste, dass es damit nicht vorbei sein würde. Dieser Kerl würde immer mehr und mehr fordern. Mewes musste etwas unternehmen... Die Waffe seines Großvaters. Das war es. Er würde die Waffe seines Großvaters mitnehmen und diesen Bastard von Erpresser dann einfach erschießen, wenn er ihn sah. Er ging zum Tresor, drehte das Zahlenschloss, hoffentlich hatte er die Kombination nicht vergessen, und zog die schwere Tür auf. Da lag sie... die Luger P08 seines Großvaters und eine Schachtel mit Munition. Er nahm sie heraus und ließ sie in seinen Mantel verschwinden. Morgen würde alles vorbei sein. Dann hoffentlich kehrten seine Produkte zurück in die Läden und an die zahlende Kundschaft, denn das war es, was ihm wichtig war. Sein Geld und wie er es vermehren konnte.

  • Semir ging um das groß wirkende Paket herum und riss langsam das Geschenkpapier auf, während Ben und Aida ihm dabei zusahen. Ben wurde fast wahnsinnig, als er das langsam auspacken hörte, doch da er nicht genug sehen konnte, wollte er jetzt nicht aufstehen und Aida womöglich noch dabei sonst wohin setzen. „Man, Semir, willst du das Papier etwa bügeln und wiederverwenden? Reiß es auf...“, knurrte Ben nur. Semir sah zu seinem Partner. „Hey, das ist dann immerhin wiederverwertbar.“, kam es nur von ihm. Er merkte nicht, wie Andrea hinter ihm mit der Kamera stand und auf das Gesicht wartete, wenn Semir sein Paket öffnete. Endlich hatte Semir alles aufgeknotet und wickelte das Papier ab. Dann zog er den Deckel ab und erblickte im ersten Moment nur Styropor. „Was ist denn ...“, dann entdeckte er etwas Rotes in all dem cremefarbenen Abfall. Sofort griff seine Hand rein und zog eine Landkarte hervor, die aber noch an etwas gebunden war. Er fischte danach und zog ein tragbares Navigationssystem hervor. „Sag mal Cheeeeeeese.“, rief Andrea ihm zu und fotografierte das überraschte Gesicht ihres Mannes. „Was .... Andrea war das...“, fragte er und zeigte auf das Navigationssystem. „Ben hat den Anstoß gegeben. Er meinte, euer letzter Ausflug zum Klettern wäre beinahe ins Wasser gefallen, weil ihr weder Karte noch Navi bei euch hattet und jetzt hast du beides. Ich will dich ja nicht im Wald suchen müssen.“, lachte sie und küsste ihren überraschten Mann, der langsam anfing zu grinsen. Denn die Idee war gar nicht so schlecht. Endlich hatte er wieder was zu basteln und eine Karte könnte man ja immer gebrauchen. „Danke Schatz.“, meinte er und küsste seien Frau liebevoll und zärtlich. „Ich hoffe, du gibst mir keinen Kuss.“, lachte Ben und war mit Mühe aus seinem Sessel aufgestanden, hatte aber noch Aida auf dem Arm.


    „Nein…du kommst davon…“, lachte Semir und schlug Ben auf die Schulter. „Das war eine sehr gute Idee… nun verfährst du dich nie mehr in der Stadt…“, grinste Semir. „Ich? Semir… ich bin ein wandelndes Navigationsgerät….“, erklärte Ben. „Ja sicher….was machen deine Augen?“, wollte Semir wissen. „Ich sehe immer noch alles sehr verschwommen aber genug um zu sehen, dass du verdammt breit grinst…“, erklärte Ben leise. „Ja sicher…. Ich darf mich doch mal freuen oder?“, lachte Semir. Andrea rief die Beiden in die Küche zum frühstücken. „So…Ben…soll ich dir was fertig machen, oder schaffst du das allein?“, wollte Andrea wissen. „Nein…das geht schon…mach du mal was für unser geflügelkrankes Geburtstagskind…“, gab Ben zurück und tastete nach dem Messer. Es klappte wunderbar. Genussvoll biss er in das Brötchen und war sogar etwas stolz auf sich, dass er es allein gemacht hatte. Seine Finger hatten zwar einiges an Butter abbekommen, doch das war kein Beinbruch. „Das klappt ja toll, Ben.“, lobte Semir ihn. Dennoch war ein höhnischer Unterton zu hören. „Ja…mach du dich nur lustig. Versuch du es mit deiner Hand doch mal…“, schlug Ben vor. „Hört auf euch gegenseitig zu sticheln…“, ermahnte Andrea die beiden wie kleine Kinder.


    Am Nachmittag machen sich Hotte und Dieter sowie Kim und Susanne auf den Weg zu Semir. „Was meinst du? Wir der sich über unser Geschenk freuen?“, wollte Hotte wissen und streichelte das kleine Paket auf seinem Schoß. „Ich denke schon… obwohl ich ja eher die Krawatte vorgezogen hätte. Nun ja… Hauspantoffeln kann er ja auch gebrauchen.“, meinte Dieter nur. „Ja sicher, aber meinst du nicht, wir hätten auf das plüschige verzichten sollen? Und dann noch in Rosa….“, meinte Hotte nachdenklich. „Das wird ihm schon gefallen. Er steht auf solche Sachen….denk doch mal nur daran, dass er rote Socken zum dunklen Anzug getragen hat. Das sah doch zum schießen aus… das gefällt ihm….“, nickte Dieter. Er hielt den Porsche direkt vor der Tür. Hartmut kam mit seiner Lucy an. Auch er hatte ein großes Geschenk dabei. Nur wenige Minuten nach ihnen kamen Kim und Susanne mit ihren Autos angefahren. Gemeinsam gingen sie zur Tür und klingelten. Semir öffnete und erschrak als er die gesamte Mannschaft sah. „Gibt es hier was umsonst?“, fragte er grinsend. Dieter überreichte ihm das Geschenk. „Alles Gute zum Geburtstag.“, strahlte er und zwängte sich an Semir vorbei. Auch Hotte gratulierte. Dann waren Kim und Susanne dran und der Schluss wurde von Hartmut gemacht. Der Gabentisch wurde immer höher und Semir hatte beim Auspacken die Hilfe seiner Tochter in Anspruch genommen. Aida war mit großer Begeisterung dabei.


    Mendes lag in seinem Bett. Er hatte das Bild seiner Tochter in der Hand und streichelte es sanft. „Mein kleiner Engel…bald können wir wieder zusammen spielen. Der Papa kommt zu dir…“, weinte er leise. Er schloss die Augen. Nur morgen… und dann hätte er keine Sorgen mehr. Nie wieder. Dann konnte er seine Frau und seine Tochter wieder in die Arme schließen. Er sah auf die Uhr. Es war gerade mal 18 Uhr. Vielleicht sollte er mal etwas essen? Oder auch etwas schlafen. Morgen musste er fit sein. Es durfte kein Fehler passieren. Gerkhan wird für ihn kein Problem sein. So wie er das Handgelenk getroffen hatte, dürfte es gebrochen sein. Dieser Jäger war durch die Flüssigkeit von Laszlo blind. Auch dieser war kein Problem. Somit waren alle Gefahren ausgeschaltet. Und wenn doch…dann würden die Polizisten erst mal mit der Bombe genug zu tun haben. Er nahm sich vor, Gerkhan zu warnen, wenn er was unternehmen sollte. Noch wenige Stunden und dann war seine Rache vollzogen. Mendes richtete sich auf. „Weißt du was Laura…. Ich werde euren Mörder mitbringen. Du kannst ihm dann sagen, was du davon gehalten hast…wie wäre es? Er wird mich zu dir und Mama begleiten… er wird sterben….genau wie er euch getötet hat, werde ich ihn töten.“

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah entgeistert aus, als er das Paket von Dieter und Hotte öffnete. „Was ist das denn?“, wollte er wissen und hob die rosa plüschigen Hausschuhe hoch. „Nun ja… falls du länger zuhause bist, da sind sie doch sehr bequem und…“, erklärte Hotte grinsend. Ben, der leider nicht viel sah, wusste nicht, warum gelacht wurde. Er sah lediglich, dass Semir etwas in der Hand hatte. „Was ist das denn?“ wollte er wissen. „Plüschpantoffeln…in Rosa…“, knurrte Semir angesäuert. „Na…das passt zu dir.“, lachte Ben glucksend. Dann machte Semir das Paket von Kim auf. Es kam eine Handyhalterung fürs Auto zum Vorschein. „Danke… sehr nett. Meins ist gerade kaputt gegangen…hat den letzen Unfall nicht ganz schadenfrei überstanden…“, bedankte Semir sich. Susanne hatte ihm ein feines Rasierwasser geschenkt und zum Schluss machte er Hartmuts Geschenk auf. „Was ist das?“, fragte Semir und sah das Ding an, was er gerade aus der Schachtel gezogen hatte. Es war ein dunkles, flaches Teil, was Semir dort in der Hand hatte. Hartmut lächelte und nahm es in die Hand. „Das... das ist die neueste Überwachungstechnik. Ein Handy mit hochauflösender Kamera und Nachtsichtgerät.“, meinte der Techniker stolz und gab Semir das I-phone wieder zurück. „Boah.“, staunte er und sah sich das neue Spielzeug an. Doch so richtig wusste er damit nichts anzufangen. Er war doch froh, dass sein altes Handy funktionierte. Es waren einfach klasse Geschenke und der schönste Tag, den Semir hatte.


    Der Abend neigte sich langsam und immer mehr wurde Semir bewusst, dass er morgen wieder sein Leben aufs Spiel setzen musste. Er saß mit Ben zusammen, als alle gegangen waren und trank eine Flasche Bier mit seinem besten Freund. „Und, warst du sehr überrascht?“, wollte Ben wissen und konnte nun langsam wieder mehr und mehr erkennen. Zwar noch keine Gesichter, aber immer mehr nahm er wahr. Heute Morgen waren es Umrisse, dann am Nachmittag Farben und schließlich konnte er langsam wieder die Gesichter erkennen, wenn er nur nahe genug bei den Leuten stand. „Allerdings... es war ein schöner Tag.“, erwiderte Semir und nahm die Flasche an den Mund und trank. Ben tat es ihm gleich und verfehlte dieses Mal nicht. „Wow, du kannst ja schon trinken.“, lachte Semir und wich nur Bens Flaschenkorken aus, den er nach dem Deutschtürken warf. „Ich geb dir gleich.“, lachte er nur. „Wenigstens hab ich keine rosa Plüschfußwärmer zum Geburtstag bekommen.“, lachte Ben und deutete auf Semirs Füße. „Hey, die sind aber kuschelig warm.“, gestand er, obwohl er es eigentlich nicht wahr haben wollte. „Oh, magst du sie doch, ja?“, lachte er und stand auf. „Morgen wird ein schwerer Tag. Wir sollten jetzt in die Federn verschwinden.“, meinte Ben und hievte sich hoch. Semir nickte und kam seinem Freund sofort zur Hilfe. „Nein, lass... ich schaff das alleine.“, meinte er und stieß Semir sanft weg. Das Gästezimmer war im ersten Stock und Ben krabbelte vorsichtig die Stufen rauf. Semir folgte ihm im gewissen Abstand und beobachtete das Treiben seines jungen Kollegen. „Du kommst ja schon alleine die Treppe hoch.“, lachte er und sah Ben an. Doch dieser erwiderte nichts, verschwand nur in seinem Zimmer, knurrte ein „Gute Nacht“ und zog dann die Tür zu. Semir grinste, tat es ihm gleich und verschwand im ehelichen Schlafzimmer. Nach wenigen Minuten war aus beiden Zimmern ein gleichmäßiges Schnarchen zu hören.


    Der nächste Tag begann früh und Semir stand auf, ging aus dem Zimmer und über den Gang. „Ben?“, fragte er und klopfte an die Tür. Doch von Ben war noch nichts zu hören. „Hey, Ben, wir müssen ins Büro.“, meinte Semir und öffnete die Tür. Ben saß auf dem Bett, die Sachen hatte er schon am Körper. „Lass es dunkel, Semir.“, meinte Ben nur, als Semir nach dem Lichtschalter greifen wollte. „Ben, was ist los?“, wollte er wissen. Doch Ben kam auf ihn zu und er sah, dass seine Augen klarer waren, als es gestern war. „Ich seh dich.“, lachte er und tastete nach Semirs Gesicht. „Und ich sehe, dass du noch nicht rasiert bist.“, kam es erneut von Ben. Semir strahlte. Sein Partner konnte wieder sehen. „Wow, Ben ich bin begeistert.“, kam es nur vom Deutschtürken. Ben trat näher ins Licht und sah auf Semirs Füße. Er lachte schallend los. „Was denn?“ „Du trägst rosa Plüschschuhe.“, lachte er nur. „Ja, ja... Komm, wir müssen dann auch los.“, knurrte Semir und verließ dann das Zimmer. Ben atmete erleichtert auf. Die Lauge... was auch immer es war, es schien nicht so stark zu sein, wie von den Ärzten angenommen wurde. Er war glücklich, dass er endlich wieder sehen konnte. Ein leichter Nebelzustand war dennoch da. Zwar nur noch auf große Entfernung, aber fahren konnte er damit noch nicht.


    Pünktlich trafen sie bei Mewes ein, der bereits nervös im Büro auf und ab lief. „Gott sein dank...was ist denn mit Ihnen passiert?“, fragte er erstaunt, als er Semirs Hand sah. „Ein kleiner Zusammenstoß mit Mendes. Der gute Mann hat uns seine böse Seite gezeigt, wenn Sie so wollen. Haben Sie das Geld vorbereitet?“, wollte Semir im Gegenzug wissen. Mewes nickte und wies auf den Koffer. „Wie er es wollte...ich habe es persönlich überwacht. Kein Sender, keine Markierung nichts...soll er glücklich werden mit dem Geld.“, stieß Mewes verächtlich aus. „Herr Mewes....ich denke, wir werden direkt zuschlagen, wenn er sich das Geld holt. Nur keine Sorge... er wird keine Zeit bekommen, das Geld auszugeben.“, versprach Semir, nahm sich den Koffer und wollte gerade das Büro des Geschäftsmanns verlassen, als das Telefon anschlug. Mewes meldete sich. „Ja....ja...einen Moment.“, sagte er kurz und knapp und wies Semir mit dem Hörer an, zu ihm zu kommen. „Das ist Mendes...“, raunte er ihm zu. Semir nickte und meldete sich. „Gerkhan.... hören Sie mir genau zu...ich weiß, dass Sie kein Auto fahren können und das Ihr Kollege nichts sieht....aber ich will keinen Anderen hier haben. Lassen Sie sich was einfallen. Ich werde nur Sie als Bote akzeptieren!“, gab Mendes durch. „Dann hätten Sie nicht so fest zuschlagen dürfen. Ich habe einen Gips am Arm und darf nicht fahren. Mein Kollege sieht nicht viel. Wie bitte soll es dann abgehen?“, fauchte Semir wütend in den Hörer. „Lassen Sie sich was einfallen. Entweder Sie oder es geht eine Bombe hoch. Sie dürfen wählen...“, lachte Mendes und legte auf.

  • Semir ließ den Hörer langsam sinken. „Ich fass es nicht....dieser verdammte ...Mistkerl fordert mich auf zu kommen. Und zwar nur ich! Ihm ist es egal wie... Ich soll ihm das Geld bringen und Ben soll fahren...wie stellt er sich das vor?“, fragte er in die Runde. „Gut…ich mache es….aber der verdammte Gips stört. Meinst du Hartmut könnte ihn mir abnehmen? Ich meine nur für die Zeit der Übergabe…?“ wandte er sich an Ben. „Wir könnten ihn fragen. Aber das muss schnell gehen.“ mahnte Ben ihn. Semir nickte. In diesem Augenblick kam auch Kim Krüger rein. „Semir....das wird nicht funktionieren... Sie dürfen nicht fahren...selbst wenn Sie den Gips abhaben. Das Handgelenk ist verletzt und Sie haben so kein Auto im Griff...“, ermahnte sie, denn die letzten Worte hatte sie mitbekommen. „Aber Chefin... er hat gedroht eine Bombe zu zünden, wenn ich nicht komme...Eine Bombe bringt mehr Tote als...“ Semir suchte nach Vergleichen. „Ich kann Sie so nicht fahren lassen!“, begehrte Kim auf. „Dann fahre ich....ich kann soweit wieder sehen...nur auf weite Entfernung habe ich Probleme.“, erklärte sich Ben bereit. Kim sah von einem zum Anderen. „Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache....ich werde es mir überlegen.“, gab sie bekannt. „Chefin.... wir haben keine Zeit mehr... wir müssen gleich los...“, erinnerte Semir. Kim schloss die Augen. „Herr Gott noch mal...also gut... aber Sie fahren vorsichtig...bitte....“, flehte sie regelrecht. Ben nickte. „Solange ich am Steuer sitze, ist es in Ordnung...“, versprach er lächelnd. Semir nahm den Koffer und stieg ins Auto. Ben setze sich hinter das Lenkrad. „Wohin?“, wollte er wissen. „Erst zu Hartmut. Er soll mir den Gips abnehmen, damit ich wenigstens eine Waffe tragen kann.“ Knurrte Semir und gab ihm dann den Treffpunkt durch. Sie ahnten nicht, dass sie direkt in die Hölle fuhren.


    Mendes lag bereits auf der Lauer. Er wollte eine super tolle Falle für die Bullen aufstellten, damit er sich mit Mewes treffen konnte. Doch wie sollte das von Statten gehen? Die Bombe wurde von Laszlo gezündet. Der Junge war okay... doch er wollte die Polizisten nicht ernsthaft verletzen... nur so, dass sie ihm nicht folgen konnten. Nur dann konnte er Mewes direkt bekommen. Wie dämlich die Bullen doch waren. Was sollte er mit Geld? Er wollte seine Rache... mehr nicht. Er musste den richtigen Zeitpunkt abpassen. Hier werden Gerkhan und Jäger warten bis zum Nimmerleinstag, während er mit Mewes ein privates Treffen arrangierte. Irgendwie an diesem Ort gebunden.... so wollte er die beiden Bullen hier sehen. Sie durften hier nicht weg. Zumindest nicht so schnell, doch wie sollte er es anstellen? Die Bombe enthielt genügend Kleinteile um viele Menschen zu verletzen. War es seine Rache wirklich wert? Plötzlich war es als höre er die Stimme seiner verstorbenen Frau. „Lass es...wir lieben dich...“, glaubte er zu vernehmen. Doch er wusste auch, dass es lediglich seine Gedanken waren, die er glaubte zu hören. „Vergiss die Rache...sie ist es nicht wert.“, das war neu...solche Gedanken hatte er noch nie gehabt. „Nein.... Mewes wird dafür büßen, was er uns angetan hat. Ich werde ihn töten.“, sagte er zu sich selbst und fing an seinen perfiden Plan umzusetzen. Als er fertig war überprüfte seine Waffe und fuhr zum eigentlichen Treffpunkt. Dort angekommen griff er zum Handy „So...Mewes... und nun zu uns. Ich will dein Geld nicht, aber wenn du nicht willst, dass ich die beiden Bullen töte dann komm zu mir...ich will dir Aug in Aug gegenüber stehen und sagen, was ich von dir halte. Komm allein zum Alten Bauernhof in Much. Du weißt welchen ich meine...ich werde dort auf dich warten. Solltest du auch nur einen Trick machen, dann werden wir zwei Tote zu beklagen haben. Ich warne dich...in einer Stunde.....und wehe du bringst mehr mit als deinen erbärmlichen Geist...“, drohte Mendes und legte wieder auf.


    Mewes sah in den Hörer und hörte das unerbittliche Tuten der toten Leitung. Was sollte er jetzt tun? Die beiden Beamten waren schon auf dem Weg zur Übergabe. Wie sollte er nun vorgehen? Da fiel ihm wieder die Pistole seines Großvaters ein. Ja, er würde kommen und ihn einfach umlegen. Niemand konnte ihm einen Vorwurf daraus machen. Klar, es würde eine Untersuchung geben, aber wenn er die Leiche verschwinden ließe, würden alle immer noch denken, Mendes stolziere draußen herum und gab das Geld in vollen Zügen aus. Und wer würde ihn schon vermissen? Familie hatte er doch keine mehr und sein Tod würde für ihn doch nur eine Erleichterung sein. Rupert Mewes schnappte sich seine Jacke und steckte die Pistole in die Innentasche. Dann verschwand er zu seinem Wagen und fuhr zu dem besagten Bauernhof nach Much. Es war bereits etwas kühler und die Blätter der Bäume fielen schon von den Bäumen. Ein eisiger Wind wehte über die kahle Ebene und Rupert Mewes sah sich immer wieder um, die Hand dabei auf die Pistole gelegt. Doch hier war keiner. Hatte er sich in der Zeit geirrt? Nein, er war pünktlich, doch noch war keiner zu sehen. „Mendes... ich bin hier. Nun kommen sie schon. Bringen wir es hinter uns.“, schrie er und drehte sich immer wieder im Kreis, sah auf die Eingänge der verfallenen und verlassenen Gebäude, doch keiner war zu sehen. Langsam kam in ihm der Gedanke hoch, dass er geradewegs in eine Falle gelaufen war. Dieser Gedanke sollte sich alsbald als berechtigt herausstellen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben fuhr sehr vorsichtig, hielt sich auf der rechten Spur und passte die Geschwindigkeit dem Verkehrsstrom an. Semir rutschte nervös auf seinem Sitz hin und her, sah immer wieder auf die Uhr. „Nervös?“, fragte Ben nur und sah immer wieder in den Rück- und Außenspiegel, so als ob sie einen Verfolger hätten, doch dem war nicht so. „Nun ja, wie würdest du dich fühlen, wenn du weißt, du musst eine Übergabe an einen Verrückten machen, der damit droht einen ganzen Parkplatz zu sprengen, wenn du dich nicht an seine Anweisungen hältst.“, stieß Semir leicht knurrend aus. „Ich hoffe nur, er blufft mit der Bombe.“, kam es dann von ihm, doch so recht glauben konnte er seinen eigenen Worten selbst nicht. „Semir, wir sollten ihn ernst nehmen. Immerhin hat er fünf Menschenleben auf dem Gewissen und er schreckt vor nichts zurück.“, mahnte Ben. „Was ist mit deiner Hand?“ hängte er an. Semir lächelte und sah auf seine unverbundene Hand. „Geht…es schmerzt zwar aber es geht…Du hast Recht.“, kam es von Semir, als sein Handy klingelte. „Ja Gerkhan.“, meldete er sich. „Gleich kommt die Ausfahrt zum Rastplatz...“, hörte er Mendes Stimme, „an einem Baum ist eine weiße Schürze gebunden. Wer auch immer bei ihnen ist, sie kommen allein. Sie legen Waffe und Mikro und Handy in die Tasche der Schürze. Ein kleiner Weg führt zu einer Bank inmitten des Waldes. Dort legen sie das Geld in den dort abgestellten Korb. Sie haben zehn Minuten Zeit. Haben sie das verstanden?“, fauchte Mendes. „Okay, ich tue, was sie wollen.“, erwiderte Semir und hörte dann das Klacken am anderen Ende der Leitung. „Verdammt, er weiß, was er will und scheint uns genau zu beobachten.“, stieß Semir aus und sah dann schon die weiße Markierung, als sie auf den Rastplatz fuhren. Ein ungutes Gefühl stieg in beiden auf. Es sollte nicht unbegründet sein.


    „Okay, versuch die Umgebung im Auge zu behalten. Ich weiß, er ist hier irgendwo.“, mutmaßte Semir. „Keine Angst, soweit ich was erkennen kann, kannst du dich auf mich verlassen.“, erwiderte Ben lässig und Semir stieg aus. Er ging langsam auf die Schürze zu, legte seine Waffe und sein Handy hinein. Einen Sender hatte weder er noch das Geld und ein Mikro hatte auch keinen Sinn gemacht. Langsam ging er den kleinen Waldweg hinein und entfernte sich immer mehr vom Wagen. Bald war kaum noch die Straße erkennbar geschweige denn Bens Mercedes. Da erblickte er den Korb und darin einen schwarzen Stoffbeutel und einen Zettel. Semir nahm den Zettel in die Hand. „Ziehen sie sich den Beutel über den Kopf und fesseln sie sich die Hände auf den Rücken.“, las er. „Was soll der Quatsch?“, dachte er und sah sich um, doch er konnte keinen entdecken. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Forderungen des Erpressers Folge zu leisten. Er legte den Koffer mit dem Geld in den Korb, nahm den Beutel und zog ihn sich über den Kopf, dann fesselte er sich mit seinen eigenen Handschellen selbst. Was sollte das Ganze, dachte er bei sich und blieb einfach stehen. Plötzlich horchte er auf. Deutlich waren Schritte zu hören. „Sie haben sich also an meine Anweisungen gehalten.“, hörte er eine Stimme. „Wie schade...“, lachte er und schlug Semir in den Nacken. Mit einem Ächzen ging der Hauptkommissar zu Boden und Mendes legte ihn sich über die Schulter. Einen Bullen kann man immer gebrauchen, dachte er sich, nahm das Geld und verschwand mit Semir und dem Koffer.


    Ben wartete. Immer mehr verbesserte sich seine Sehfähigkeit. Und dann sah er auf die Uhr. Semir war jetzt schon fast ne halbe Stunde weg. So lange konnte der Kerl ihn doch nicht aufhalten. Nach weiteren zehn Minuten stieg Ben aus. Er nahm seine Waffe und ging in die Richtung in der auch Semir verschwunden war. Er fand die Schürze und sah Semirs Waffe und sein Handy. „Verdammt.“, stieß er aus und steckte beides ein. Er sah sich um. Wo zum Teufel war Semir jetzt? Ben versuchte herauszufinden wo Semir lang gelaufen sein könnte und sah nur wenige Meter vor ihm jemanden im Gebüsch hocken. „Warum versteckt er sich denn da?“, fragte er sich leise, denn er konnte nicht erkennen, wer dort war. Von der Größe her konnte es ohne weiteres Semir sein. Ben schlich sich vorsichtig an. Vielleicht hatte Semir etwas gesehen und verhielt sich deshalb so. Unbemerkt kam er zu der Person und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Buh…“, machte er und grinste breit. Erschrocken drehte sich die Person um. Ben erkannte den Jungen, dem er das Problem mit seinen Augen zu verdanken hatte. Sofort richtete er die Waffe auf den Jungen und hielt ihm gleichzeitig die Hand fest in der er eine Fernbedienung sah. „Ganz ruhig…ich hab zwei gute Gründe dir eine Kugel in den Kopf zu jagen….hast du mich verstanden? Gib mir das Ding!“, forderte Ben fauchend. Der Junge nickte erschrocken und gab ihm die Fernbedienung. Ben legte dem Jungen die Handschellen an. „Wo ist mein Kollege?“, fragte er barsch. Doch der Junge schwieg. „Gut… dann bist du dran….wegen mehrfachen Mord oder zumindest Beihilfe. Ist dir das klar?“, wollte er wissen. Der Junge sah ihn nur an. Ben rollte die Augen. „Ich mache dir einen Vorschlag… Du sagst mir, wo Mendes und mein Kollege ist. Dafür lege ich ein gutes Wort beim Richter für dich ein.“, gab Ben dem Jungen zu denken, doch dieser schien einfach nur auf Stur zu schalten.


    Mit einem leichten Stöhner ließ Mendes Semir in den Kofferraum fallen. Noch war der Polizist in tiefer Bewusstlosigkeit, aber Mendes wusste genau, dass es nicht immer dabei bleiben würde. Er zog ihm die Tasche vom Kopf und legte dafür ein Klebeband auf den Mund. Dann kam der Beutel wieder auf den Kopf. Dann nahm er ein Seil und band ihm die Beine zusammen. Mit einem harten Knall warf er den Kofferraum zu und fuhr zum Treffpunkt mit Mewes. Nun kam seine Rache…. Seine endgültige Rache war nun fast vollendet. Er fuhr auf den Parkplatz und wartete auf Mewes. Dieser hatte noch zehn Minuten. Mendes ging noch einmal zum Kofferraum und öffnete ihn. Der Mann darin bewegte sich zunächst, doch dann lag er ruhig da. Mendes nahm die Waffe und presste sie ihm an den Kopf. „Bleib ruhig liegen, klar?“, warnte er den Mann. Dieser nickte nur und rührte sich nicht mehr. Mendes war zufrieden und schlug den Kofferraumdeckel wieder zu. Er nahm seine Waffe und ging zum Treffpunkt. Sein Auto stand nicht weit davon. Nur wenige Minuten später sah er Mewes vor dem Bauernhof stehen. Er hob seine Waffe und legte an. Mit diesem Mörder wollte er keine Worte wechseln. Noch einmal überprüfe er sein Ziel und drückte eiskalt ab. Von seinem Standort aus sah er wie Mewes zusammen sackte.

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