Der Tod wohnt nebenan

  • Ben zuckte zusammen, als der Schuss hallte. Was zum Teufel war passiert? War David tot oder hatte er jemanden erschossen? Was war nur passiert? Ben sah aus dem Fenster. Er konnte Semir nicht entdecken und ihm kam ein schrecklicher Gedanke. Sollte Semir von David hier im Hause erwischt worden sein? Galt ihm der Schuss? Wenn ja... hatte David getroffen? Die Frage wurde ihm kurz darauf beantwortet. David schien etwas hinter sich her zu schleifen. Ben versuchte zu erhaschen, was es war. Und dann sah er das. „SEMIR!!!“, schrie er. Doch das Seil um den Hals hielt ihn am Fenster fest. „Halt die Klappe!!“, fauchte David wütend. „Lassen Sie mich zu ihm... bitte....er blutet.“, stieß Ben aus, als David Semir direkt vor seinen Füßen legte. „Dieser verdammte Mistkerl wollte dich befreien...das ist ...das ist....“, fauchte David wütend und trat dem bewusstlosen Semir gegen die verletzte Schulter. „Lassen Sie ihn!!“, schrie Ben und versuchte nun seinerseits Tritte gegen David anzubringen, doch David lachte nur. Er nahm das Ende des Seils und zog kurz daran. Ben fing an zu röcheln. Das Seil war lang und so konnte er mit dem anderen Ende Semir die Hände auf dem Rücken fesseln. „Ist das genial? Wenn er versucht sich zu befreien, dann bringt er dich um. Ich bin genial... ich kann alle Bullen besiegen... ihr seid mir ausgeliefert...“, lachte David irre.


    Thorsten sah zu Lukas als der Schuss viel. „Verdammt!,“ stieß er aus. Lukas nickte. „Ich sagte doch... Autobahnpolizisten können so was nicht... wenn Semir jetzt angeschossen ist, dann hat der Kerl zwei Geiseln... dann können wir gar nichts mehr machen...“, erwiderte Lukas. „Ja wenn... aber wenn nicht und er Brehmer erschossen hat, dann wäre er schon draußen. Vielleicht hat sich ja...“, dachte Thorsten nach, doch er stockte direkt, als er durch das Fernglas sah. Ben Jäger stand nach wie vor im Fenster, doch er starrte auf etwas das vor ihm lag. „Er steht da wie erstarrt. Verdammt, ich glaube du hast Recht...Brehmer sehe ich nicht. Dieser Feigling versteckt sich hinter Jäger. So kommen wir nicht ran. „HEY IHR DA DRAUSSEN!!“, hörte er plötzlich Brehmer rufen. „Ich höre Sie!“, gab Thorsten zurück. „Das war ein verdammt dämlicher Plan mit Gerkhan... nun liegt er hier mit einer Kugel im Leib...also!!! Erfüllt meine Forderungen und ich haue mit Jäger ab!! Gerkhan schenke ich euch zum Abschied!!“, lachte Brehmer. „Brehmer...geben Sie auf!!!“, versuchte Lukas. Ein Schuss hallte. Lukas hörte die Kugel vorbei sirren. „Ich werde nicht aufgeben!! Tun Sie was ich fordere, oder Gerkhan stirbt!!“, schrie Brehmer zurück. Lukas zog den Kopf ein „Verdammt er ist durchgedreht... was machen wir.. stürmen?“, wollte er wissen. „Dann sind die Beiden tot... nein wir müssen ihn in Sicherheit wiegen. Wir lassen ihn fahren. Wir wissen nicht, wie schwer Semir verletzt ist und Jäger scheint nicht gerade nach einem Taugenichts auszusehen. Er wird schon auf sich aufpassen können.“, mutmaßte er. „Wie habt ihr euch entschieden? Braucht ihr eine Entscheidungshilfe? Könnt ihr haben!!“, schrie Brehmer und erneut hallte ein Schuss. „NEIN!!“, schrie Ben Jäger. In diesem Schrei lag Angst.... Angst und Verzweiflung.


    Thorsten und Lukas sahen auf. „Scheiße, was war das?“, fragte er und sah zum Fenster auf. Lukas Hände umklammerten das Mikro. „Verdammt, wo bleibt das SEK?“, zischte er durchs Mikro. Doch da quietschten hinter ihm schon die Reifen und Türenklappen war zu hören. „Alexander Hoffmann, SEK-Leiter.“, stellte er sich vor und fragte, was hier los sei. Die beiden Kripobeamten erklärten, was eben vorgefallen ist. „Wie sieht das Gelände aus?“, wollte er wissen und sah zum Haus mit dem Fernglas auf. „Ben Jäger steht dort im Fenster. Soweit wir erkennen konnten, hat dieser Brehmer ihm ein Seil um den Hals gebunden und nun ist Semir auch noch in seiner Gewalt, vermutlich verletzt.“, erklärte Thorsten und deutete rüber zum Fenster. Alex sah mit seinem Fernglas zum Haus hinüber. „Was haben sie jetzt vor?“, wollte der Einsatzleiter wissen und sah Thorsten an. „Besorgen sie mir ein Boot mit Kabine, aber ein schnelles. Wir müssen diesen Brehmer in Sicherheit wiegen.“, beschloss Thorsten und Alex nickte. „Das wird aber Zeit brauchen. Wir müssen das Boot erst besorgen. Können wir ihn irgendwie vorher ablenken?“, wollte Alex wissen. Doch Thorsten wusste keinen anderen Rat. Er sah nur zu dem Fenster hoch. Was war da nur vorgefallen? Ging es Semir gut?

  • Ben versuchte sich um zu drehen, doch das Seil behinderte ihn daran. „Was haben sie mit Semir gemacht?“, fragte Ben wütend und versuchte sich zu drehen, doch das ging nicht. „Halt die Klappe oder ich kneble dich.“, stieß David wütend aus und trat Ben in die Kniekehlen. Dieser klappte zusammen, doch sofort tat das Seil seine Wirkung und Ben wurde erneut die Luft abgeschnitten. Schnell fasste er wieder Fuß und versuchte, sich um zu drehen. „Semir!“, schrie Ben, doch David war wieder da. „Hältst du jetzt die Klappe?“, schnaubte er und schlug Ben mit dem Gewehrlauf in den Magen. Und wieder klappte er zusammen, die Schlinge schnürte ihn wieder zu. Röchelnd versuchte er dem Schmerz stand zu halten und sich wieder aufzurichten. David legte das Gewehr weg und ging zu Semir, der noch immer bewusstlos am Boden lag. Er hatte ihn in der Schulter und im Bauchbereich getroffen. David besah sich die Wunden. Eigentlich wollte er nicht noch ein Leben auf dem Gewissen haben, zumal er wusste, dass dieser Mann Familie und eine wunderbare Frau hatte. Vorsichtig betastete er den Hals des Mannes... Puls war noch da und sein Herz schlug auch. Okay... ganz ruhig bleiben. Er brauchte ihn noch, also musste zuallererst die Blutung gestoppt werden. David machte sich an den Schubladen zu schaffen und fand wirklich noch einige Tücher. Schnell legte er eines, zusammengeknüllt, unter Semirs Kopf, drückte das andere auf die Bauchwunde und verband es mit einem dritten Tuch. „David Brehmer, wir haben ihr Boot. Lassen sie unseren Kollegen frei.“, kam es von draußen. David sah auf, nahm sich die Waffe und ging zum Fenster.


    Thorsten und Lukas sahen zum Fenster. „Verdammt Thorsten, wir müssen doch irgendwas tun. Semir ist vielleicht getroffen und verblutet vielleicht.“, stieß Lukas aus. „Hey, wir kriegen ihn da wieder raus, okay?“, kam es selbstsicher von Thorsten und packte seinen Kollegen an der Schulter. Dieser nickte. „Was ist mit dem Boot? Kriegen wir es?“, wollte Lukas wissen. „Ich hoffe es. Notfalls klau ich mir eins und werde es ihm selbst vor das Haus stellen.“, fauchte der Oberkommissar, doch dann kam Alex Hoffmann zu ihnen gelaufen. „Wir haben das Boot bekommen. Ich hätte da auch einen Vorschlag, wie wir die beiden da raus bekommen.“, meinte er und sah die Kommissare an. Thorsten und Lukas erwiderten dessen Blick mit Interesse. „Was haben sie vor?“, wollte Thorsten wissen und sah den SEK-Leiter an. „Ganz einfach... wir werden das Boot so präparieren, dass wir einige Leute an Bord verstecken und wenn der Geiselnehmer mit Jäger aufs Schiff geht, schlagen wir zu. Das ist vielleicht unsere einzige Chance, die wir haben.“, meinte Hoffmann. Lukas sah zu Thorsten. „Ein Versuch ist es wert.“, stimmte Lukas zu. „Aber wenn es nicht klappt, haben wir die Arschkarte gezogen und zwei Menschenleben auf den Gewissen.“, knurrte Thorsten und griff zum Megafon. „David Brehmer, wir haben ihr Boot. Lassen sie unseren Kollegen frei.“, rief er ins Haus hinüber.


    David sah zu Semir. „So ....damit schaffen wir es...“, sagte er und ging zu Ben. „Du wirst deinen Freund tragen. Wir werden alle zusammen das Haus verlassen und mit dem Boot fahren, ist das klar?“, fauchte er Ben an. „Lassen Sie ihn hier... bitte... er muss in ein Krankenhaus... Sie haben doch mich... Bitte David... wollen Sie noch einen Mord auf sich nehmen?“, versuchte Ben ihn zu überreden. „Das... läuft hier irgendwie alles aus dem Ruder... ich wollte niemanden umbringen auch meine Frau nicht... ich wollte niemanden verletzen... aber.... ich habe meine Wut nicht unter Kontrolle...ich kann sie nicht beherrschen. Hey.... du willst mich einlullen... das klappt nicht!! Ich hab genug... von deinem Gefasel!! Vielleicht ist es besser, wenn ich nur Gerkhan mitnehme...!!“, schrie David plötzlich. Ben sah ihn an. Der Mann war völlig durchgedreht... Schizophren. Er verlor den Hang zur Realität oder hatte ihn bereits verloren. „Okay...hören Sie...David... lassen Sie Semir hier. Er muss in ein Krankenhaus... er hat Familie. Von mir aus nehmen Sie mich mit... bitte... David... warum wollen Sie sich mit einem Verletzten belasten?“, versuchte Ben in einem ruhigen Ton. Und tatsächlich schien David nachzudenken. Er sah auf Semir, der scheinbar zu sich kam. Sofort war er bei ihm. „Gerkhan...ich wollte das nicht... ich hab mich... erschrocken...bleiben Sie ruhig liegen...“, ermahnte er ihn vorsichtig. Ben versuchte erneut sich zu drehen, doch es ging nicht.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Thorsten sah Lukas an. „Ich habe das dumpfe Gefühl, dass der Einsatz aus dem Ruder läuft. Was wenn er Jäger hier lässt und Gerkhan mitnimmt. Der kann nichts machen, um sich zu wehren, falls er verletzt ist. Brehmer wird es ausnutzen, dass er ihm hilflos ausgeliefert ist und ihn sicher eiskalt abknallen.“, gab Lukas zu verstehen. Thorsten nickte. „Stimmt...das ist eine Gefahr, die wir nicht unterschätzen dürfen. Hoffmann... gibt es noch einen anderen Weg?“, wollte er vom Einsatzleiter wissen. „Höchstens die aus der Luft. Aber dann müsste es wirklich nur eine Geisel sein. Eine, die sich auch wehren kann, wenn erforderlich ist. Wenn er Semir mitnimmt, hat nicht nur er verloren sondern auch wir.“, ermahnte der SEKler. „Schon verstanden...also gut... wir werden das Boot präparieren und sobald er drin ist, zuschlagen, sofern er nicht Semir mitnimmt.“, stimmte Thorsten endgültig zu. Hoffmann gab das „Go“ für seine Leute. Nur wenige Minuten dauerte die Aktion bis nur die für diesen Einsatz geeigneten Männer darunter Hoffmann selbst, auf dem Boot versteckt waren. „Brehmer!! Was ist nun mit dem Boot?“, fragte Thorsten erneut. „Ich will es nicht mehr!! Ich will ein schnelles Auto!!! Mit verspiegelten Fenstern!!“, schrie Brehmer zurück. Thorsten sah erneut zu Lukas... „Der spinnt doch wohl... glaubt er, er kann uns herumkommandieren?“, fauchte er wütend. „Sie wollten ein Boot und Sie haben eins! Also kommen Sie raus und lassen Sie unsere Kollegen frei!!“, schrie Thorsten zurück. „NEIN!!! Ich knalle Gerkhan ab!!! Sie haben genau eine halbe Stunde!!! Die Zeit läuft!!!“, kam als Antwort. „Verdammter Mist...“, stieß Lukas aus.


    David hatte Semir die Fesseln gelöst, denn der wusste genau, dass Semir ihm nicht gefährlich werden konnte. Semir sah David an. „Geben.....Sie ....auf.“, stöhnte er. Die Wunden brannten höllisch und er fühlte, dass es sicher nicht mehr lange dauern würde, bis er erneut in die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit abdriftete. „Ich will hier nur weg... niemanden wird was passieren, wenn die da unten tun, was ich sage...“, versprach David. Semirs Hand fuhr zur Wunde am Bauch. „David....bitte....“, stieß er mit schmerzerfüllter Stimme aus. „Nur keine Sorge...Sie werden bald in ein Krankenhaus kommen. Aber erst müssen wir hier weg.“, versprach David weiter. Semir glaubte ihm nicht. Er war jedoch nicht in der Lage irgendwas zu unternehmen. „David...wenn...wenn... Sie jetzt....aufgeben....dann....dann legen wir....für Sie...ein gutes Wort...ein...“, kam leise von Semir. „Nein!!! Ich will hier weg!!!“, schrie David. „Brehmer!!! Der Wagen ist da!!“, kam endlich von draußen. „Seht ihr...es klappt alles wunderbar.“, lachte David irre. „Fahrt mir die Karre vor der Tür!! Und macht alle Türen auf!!!“, schrie David zurück. Er sah aus dem Fenster wie seine Bedingungen erfüllt wurden. „Dann kann es losgehen...Ich warne dich Jäger...einen Fehler und Gerkhan beißt ins Gras. Ich habe nichts mehr zu verlieren...gar nichts mehr...verstehst du?“, fauchte er seine unverletzte Geisel an. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, schlug David mit dem Kolben des Gewehres Ben in den Rücken. Dieser krümmte sich vor Schmerzen, konnte sich aber auf den Beinen halten. „Ich binde dich jetzt los.“, versuch ja keine Tricks oder Gerkhan hat ein weiteres Loch im Körper.“, fauchte David, stellte das Gewehr beiseite und schloss die Handschellen auf. Dann nahm er das Seil um Bens Hals weg und griff sich Semirs Pistole. Mit der konnte er mehr ausrichten, als mit einem alten Gewehr. „Los, heb ihn auf.“, fauchte David und fuchtelte mit der Pistole in Semirs Richtung. Ben sah auf seinen schwer verletzten, am Boden liegenden Kollegen. „Semir... bleib ganz ruhig... ich heb dich jetzt hoch. Sag mir bitte, wenn ich dir weh tue.“, flüsterte Ben seinem Partner zu. „Keine Unterhaltung... Los, heb ihn hoch... ich will hier keine Wurzeln schlagen.“, zischte Brehmer und sah Ben erneut wütend an. Er war außer Kontrolle. Wenn die da draußen einen Fehler machten, war es aus, aus mit Semir und aus mit ihm.


    Thorsten, Lukas und Alexander Hoffmann sahen auf. „Habt ihr wenigstens einen Sender am Wagen präpariert, damit wir sie wiederfinden?“, wollte Thorsten wissen. „Wir sind keine Anfänger.“, stieß Alex aus und sah durchs Fernglas. „Ich hoffe, Semir ist nicht allzu schwer verletzt.“, murmelte Lukas und alle drei sahen, wie sich die Tür des alten Hauses öffnete. „OKAY, SOLLTE EINER HIER EINEN NERVÖSEN ZEIGEFINGER HABEN, SIND DIE BEIDEN TOT.“, schrie David vor sich her. „Habe freies Schussfeld... finaler Rettungsschuss möglich.“, kam es aus dem Funkgerät von Hoffmann. Sofort sah dieser Thorsten mit bestimmendem Gesicht an. „Haben sie gehört? Soll ich bestätigen?“, wollte er vom Kommissar aus Köln wissen. Doch dieser sah nur durch sein Fernglas, schätzte die Situation genau ab. „Thorsten, das ist vielleicht unsere einzige Chance.“, kam es nun flehend von Lukas. „Das ist mir zu riskant.“, meinte der erfahrene Beamte. „Wir lassen sie fahren und versuchen an einer besseren Stelle zuzuschlagen.“, bestimmte Thorsten und sah Alex an. Dieser nickte und gab Befehl, nichts zu unternehmen, was die Geiseln gefährden könnte. Die drei mussten zusehen, wie Semir von Ben auf die Rückbank gelegt wurde, sich die Türen schlossen und Ben auf der Fahrerseite Platz nahm. David setzte sich neben Ben und hielt ihm die Waffe unters Kinn.


    Der Wagen, eine schnelle Mercedeslimousine, fuhr an den Polizisten vorbei und verließ das Grundstück mit einem Affenzahn. „Und wohin jetzt?“, fragte Ben, als sie einige Kilometer auf der Landstraße gefahren waren. „Frag nicht... ich sag dir dann schon, wenn du abfahren sollst.“, zischte David und nahm die Waffe von Bens Kinn. Endlich konnte er wieder seinen Kopf bewegen, doch nicht seine Hände. David hatte erst die rechte Hand mit Bens Handschellen und dann die linke Hand mit Semirs Handschellen ans Lenkrad gebunden, sodass Ben nur lenken konnte, da das Auto ein Automatikgetriebe hatte. So war David sicher vor etwaigen Übergriffen seitens Ben. Dieser sah immer wieder in den Rückspiegel und bemerkte, wie sich Semir vor Schmerzen wandte. „Bitte... David... lassen sie meinen Kollegen wenigstens in ein Krankenhaus bringen. Sie haben noch immer mich... Bitte.“, flehte Ben aufrichtig, doch er stieß damit auf taube Ohren. „Nein, das werde ich nicht.“, schrie David und sah immer wieder in den Rückspiegel. Die Polizei schien ihm nicht zu folgen. Das kam ihm merkwürdig vor, doch er konzentrierte sich mehr auf seine verletzte Geisel. Immer wieder warf er bedenkliche Blicke nach hinten. „Bitte... wenn er nicht versorgt wird, stirbt er. Wollen sie das wirklich riskieren? Wollen sie noch einen Mord auf ihre Schultern laden?“, fragte Ben erneut und sah David mit eindringlichen Blicken an. Bevor David antworten konnte, stöhnte Semir auf. „David...geben... geben... sie... endlich... auf.“, stieß Semir aus. „Es... es... vorbei.“, kam von ihm, dann fiel sein Kopf zur Seite. „Scheiße.“, schrie David und kletterte nach hinten, befühlte den Puls. „Verdammt.“ „Lassen sie ihn in ein Krankenhaus bringen.“, fauchte Ben noch einmal und schien damit bei David wirklich durchzukommen. „Fahren sie die nächste rechts ab und dann am Kreisverkehr die erste raus.“, befahl er.

  • Ben sah ihn an. „David…geben Sie auf…wir werden für Sie…“, versuchte Ben erneut, während er den Befehl ausübte. „Halt die Schnauze, sonst bring ich dich um, aber erst…wird er da hinten sterben…also los!!“, fauchte David wütend. Ben nickte Er schwieg nun. „Die nächste raus! Da ist ein Krankenhaus. Aber ich lege ihn nur dort ab!“, fauchte David erneut. Ben nickte. Vor der Klinik war nicht viel los. Keine Besucher gar nichts… „Dann sagen Sie wenigstens Bescheid…damit er Hilfe bekommt…bitte…“, flehte Ben. Im Rückspiegel sah er, dass Semir bewusstlos war. „Bitte…“, flehte er erneut. David dachte nach. „Also gut… aber du wirst nichts tun…wenn doch, dann knall ich ihn da drin ab!“, fauchte David. Ben schloss erleichtert die Augen. Damit war Semir wenigstens aus der Schusslinie. So dachte er jedenfalls. Doch er ahnte nicht, was David tatsächlich vorhatte. Als Ben angehalten hatte stieg David aus. Brutal zog er Semir von der Sitzbank und legte ihn weit vom Eingang weg. Ben sah ihn wütend an. „DAVID!! NEIN!!“, schrie er. Niemand schien von dem Vorfall etwas mitzubekommen. Ben sah, wie David Semir sogar noch bedeckte. Was es war, sah er jedoch nicht. Dann stieg David wieder ein. „Ab!“, befahl er. „David…. Wenn er hier liegen bleibt, dann stirbt er… bitte… geben Sie ihm eine Chance… bitte…“, flehte Ben. „Fahr los!“, wiederholte David und drückte Ben die Waffe in die Seite.


    „Halt an…die bleiben gerade stehen. Und zwar in der Merheimer Straße“, stieß Thorsten aus. Lukas stoppte. „Wo will der nur hin?“, murmelte er. „Vielleicht lässt er Semir am Krankenhaus raus. Dann ist es sicher ernst um ihn bestellt.“, vermutete Thorsten. „Wie kommst du auf Krankenhaus?“, harkte Alexander Hoffmann nach. „Weil in der Ecke, wo der steht, dass St. Vinzenz Hospital ist. Allerdings auf der Seite so gut wie tot. Das ist eine Baustelle, die sicher nicht vor morgen früh betreten wird. Wir müssen dort hin... sobald er weg ist.“, ermahnte Thorsten die Beiden. Lukas nickte. „Verdammt du hast Recht. Dann müssen wir warten bis er… hoffentlich reicht das für Semir noch ….“, murmelte Lukas. Thorsten sah mit verfinsterter Miene auf den kleinen Monitor. „Er fährt wieder….“, gab er nach wenigen Minuten bekannt. Lukas nickte und fuhr ebenfalls los. Kurz darauf waren sie vor dem Krankenhaus. Doch nichts war zu sehen. Kein Semir, kein Ben. „Was hat er gemacht wenn er hier stand?“, fauchte Thorsten und sah sich suchend um. Links von ihm war eine kleine Bank. Ein Haufen Blätter lag darauf. Thorsten drehte sich um in Richtung Gebäude. Die Türen waren natürlich verschlossen. „THORSTEN!!! AUF DER BANK!!“, schrie Lukas plötzlich. Thorsten sah sich die Bank an. „Verdammt! Semir!!“, sagte er, als er die Blätter entfernt hatte und das leichenblasse Gesicht von Semir sah. Er war ohne Bewusstsein und blutete aus einer Wunde an der Schulter und einer im Bauch. „Holt mir einen Arzt!!“, stieß er nach hinten aus und zog Semir vorsichtig von der Bank. Ein tiefes Stöhnen kam von ihm. „Ganz ruhig Semir…du bist in Sicherheit…bleib einfach liegen…okay?“, fragte er besorgt. Semir nickte nur leicht. „Ben….?“, fragte er mit schwacher Stimme.


    Dr. Lindström stand gerade an der Anmeldung in der Ambulanz und flirtete mit Schwester Irmgard. Plötzlich stürmte ein Mann heran. „Kommen Sie!! Schusswunde!! Schnell!!“, stieß er atemlos aus und Dr. Ingolf Lindström hörte sofort, das die Situation ernst war. „Irmgard!! Schnell meine Tasche!!“, rief er. Wenig später rannte er mit dem Mann raus. Vor einer Bank bei der Baustelle sah er einen Mann liegen. „Oh mein Gott…rufen Sie die Polizei!!“, stieß er aus. „Wir sind von der Polizei…“, sagte der Mann bei dem Verletzten. „Er auch… Schusswunde im Bauch und eine in der Schulter. Vor ca. drei Stunden.“, erklärte der Mann, der sich als Thorsten Ehrenberg auswies. „Okay… extremer Blutverlust…wissen Sie seine Blutgruppe?“, harkte Lindström nach. Ehrenberg schüttelte den Kopf. „Okay…“ Der Arzt ließ eine Bahre kommen. Vorsichtig legten sie Semir darauf und fuhren ihn zum Eingang. „OP 1... ich brauche Dr. Hinder und Dr. Vießbach sowie drei OP-Schwerstern. Blutgruppenbestimmung umgehend und dringend! Dann Blutkonserven und …“, forderte er, während der Tour zum Eingang. Irmgard nickte und verschwand. Nur zehn Minuten später wurde Semir operiert. Thorsten und Lukas standen im Gang. „Wollen wir die Verfolgung nicht wieder aufnehmen?“, fragte Lukas. Thorsten schüttelte den Kopf. „Ich muss Andrea anrufen. Seine Frau…sie muss Bescheid wissen…“, sagte Thorsten leise. Lukas sah ihn an. Er sah eine Träne im Gesicht seines Kollegen. „Du magst ihn sehr nicht wahr?“, harkte er nach. „Ja…sehr sogar.“, meinte Thorsten und wählte die Nummer von Andreas Handy an, die er in Semirs Handy gefunden hatte.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Andrea kam gerade zurück ins Haus, als ihr Handy klingelte. „Gerkhan?“, meldete sie sich und streifte dabei ihre Jacke ab. „Andrea, ich bin's Thorsten.“, meldete sich der alte Freund von Semir. „Thorsten, hallo. Suchst du nach Semir?“, fragte sie und sah sich um. „Nein... nein. Andrea... du musst bitte nach Rees kommen. Es... Semir, er liegt im Krankenhaus.“, gab Thorsten mit schwerer Stimme bekannt. Andrea hielt inne. Wieder war ihr Mann im Krankenhaus gelandet. Bei einem Einsatz verwundet worden, vielleicht sogar schwer. Thorstens Stimme klang danach. Sie wollte ihm antworten, doch sie konnte nicht. „Andrea?“, fragte er und holte sie zurück in die Realität. „Andrea, bist du noch dran?“ „Ja... ja Thorsten. Wo liegt er und wie schwer ist er verletzt?“, wollte sie dann wissen und wischte sich eine Träne aus dem Auge. „Die Ärzte haben ihn gerade im OP und operieren ihn. Andrea... es ist besser, du kommst her.“, meinte Thorsten, ohne genau zu sagen, was Semir fehlte. Er wollte Andrea und ihr ungeborenes Kind, denn das hatte Semir ihm bei einem Bierchen vor einer Woche erzählt, nicht zu sehr belasten, doch Andrea wollte wissen, was mit ihrem Mann ist. „Thorsten, bitte sag mir, was mit meinem Semir ist.“, forderte sie eindringlich durchs Telefon. „Er hat eine Schusswunde an der Schulter und im Bauchbereich. Der Blutverlust ist ziemlich stark. Aber er ist im OP und die Ärzte kümmern sich um ihn.“, entgegnete er. Andrea schloss die Augen und ließ einfach die Tränen über ihre Wangen laufen. „Ich komme... wo liegt er?“, wollte sie dann schluchzend wissen. „In Rees... Im St. Vinzenz Krankenhaus.”, erwiderte Thorsten und hörte das Tuten in der Leitung. Andrea hatte aufgelegt. Doch sofort griff sie wieder zum Handy und wählte die Nummer von Kim.


    Kim saß in ihrem Büro und schrieb ihre Bemerkungen zu den Berichten, als das Telefon klingelte. „Krüger.“, meldete sie sich und ließ sofort den Stift fallen, als sie Andreas aufgeregte Stimme hörte. „Frau Gerkhan, bitte beruhigen sie sich. Was ist mit ihrem Mann?“, wollte sie wissen und ließ sich alles erklären. „Warten sie auf mich. Wir fahren zusammen nach Rees.“, stieß sie aus, hängte auf und schnellte aus ihrem Büro. Wenige Minuten später stand sie mit ihrem Wagen vor dem Haus von Andrea und Semir, sie brauchte nicht einmal zu klingeln, Andrea stand schon vor der Tür. Aida war bei einer Freundin und so konnte die Fahrt schnell weitergehen. Aufgelöst sah Andrea immer wieder aus dem Fenster und ließ die Landschaft achtlos an sich vorbeiziehen. Was jetzt wichtig war, war ihr Mann. Wie schwer er wohl verletzt war? Würde er... Nein, daran wollte sie nicht einmal denken. Semir durfte nicht sterben. Über diesen Gedanken hinweg, brach sie wieder in Tränen aus. Kim war dies sichtlich unangenehm. Sie konnte sich vorstellen, was für Gefühle in dieser Frau gerade vorgingen. Sie hatte Angst... Angst um ihren Mann. Das war verständlich. Kim hoffte, sie würde einer Erklärung von den Kollegen kriegen, wenn sie vor Ort waren, denn die war bitternötig.


    Die Ärzte im OP hatten alle Hände voll zu tun, um Semir am Leben zu erhalten. „Verdammt, die Kugel steckt tief in der Schulter.“, zischte Dr. Lindström und fummelte mit seiner Pinzette in der Wunde herum. „Sie scheint hinter einen Knochen gerutscht zu sein.“ „Doktor, sie müssen schneller machen. Der Patient flimmert und sein Druck fällt ab.“, stieß die Schwester aus. „Was ist mit der Bauchwunde?“, fragte der Oberarzt seinen Kollegen Dr. Hinder, der die zweite Wunde behandelte. „Sie blutet wie verrückt. Ich komm nicht an die Kugel ran... Verdammt Schwester... saugen... saugen.“, schrie er immer wieder und die Schwestern wuselten um die Mediziner wie kleine Wichtelzwerge herum, bereit ihnen jeglichen Wunsch zu erfüllen. „Bringen sie mir noch mehr Blutkonserven her... schnell.“, schrie Hinder und schaltete die Stirnlampe ein. „Ich seh sie... Pinzette bitte.“, fauchte er unter seinem Mundschutz hervor. Die Schwester reichte sie ihm und er begann, die Kugel langsam zu greifen und zu entfernen. „Ich hab sie.“, hauchte er, doch in diesem Moment spielten sämtliche Geräte verrückt. „Druckabfall... er flimmert... Herzstillstand steht bevor.“, schrie die Schwester. „Scheiße, das ist nicht gut. Okay, Defi her und noch mehr Blutkonserven. Komm schon Junge, halt durch.“, stieß Dr. Lindström aus. Doch plötzlich war ein bestialisches, endgültiges Piepsen zu hören.


    „Okay...halt an!!“, sagte David und stieß Ben die Waffe in die Seite. „Hier?“, fragte dieser irritiert, denn hier war nichts außer Wald. „Ja hier...!“, fauchte David zurück. Ben zuckte mit den Schultern und tat was David Brehmer wollte. Er war mit den Gedanken bei Semir. Ob er gefunden wurde? Und wenn, war es dann noch rechtzeitig? „Hey, träum nicht!!“, riss David Stimme ihn aus den Gedanken. „Was?“, wollte Ben irritiert wissen. „Ich sagte Aussteigen!! Aber ganz vorsichtig!“, kam von David. Er zog den Schlüssel ab und stieg selbst aus. Ben blieb sitzen. Immerhin war er noch mit dem Lenkrad verbunden. „Was haben Sie denn nun vor?“, wollte Ben wissen. „Zeig ich dir schon noch... raus jetzt!“, fauchte David wütend und riss Ben raus. Er nahm den Schlüssel und wollte gerade die Handschellen aufmachen, als er Stimmen hörte. Sofort stieß er Ben die Waffe in den Bauch und riss ihn an sich. Er tat, als würde er ihn in den Armen halten. Ben war das mehr als unangenehm. David brachte seinen Mund dicht an Bens Ohr. „Wenn du nicht mitspielst, dann werde ich dich umlegen und dann die Beiden die gerade da herkommen, ist das klar?“, flüsterte er ins Ohr. Ben nickte. Er wollten keine Unbeteiligten in Gefahr bringen. Nur wenig später war das junge Pärchen, welches im Wald scheinbar einen Spaziergang gemacht hatte, an ihnen vorbei. Die Frau kicherte albern und sah noch einmal zu Ben. Dann sprach sie mit ihrem Freund oder Mann. „Die Beiden lieben sich halt auch...“, hörte Ben von dem Mann, als das Pärchen vorbeiging. „Sehr gut....und nun werde ich dir die Fesseln aufmachen. Du wirst nichts unternehmen klar?“ Ben nickte nur.

  • Andrea und Kim kamen im Krankenhaus an und wurden zur Ambulanz gebracht. Hier hieß es erst einmal warten. Andrea bemerkte die Hektik, die hier herrschte und hatte große Angst. War das wegen Semir? Sie sah Kim an. „Schon gut... wir erfahren sicher gleich was mit ihm ist...“, versprach sie. Zwei Männer kamen auf sie zu. „Thorsten!! Was ist mit Semir? Wo ist er?“, überfiel Andrea den größeren Mann. „Hallo Andrea... ich weiß es noch nicht... er wird noch operiert. Schade, dass wir uns unter diesen Umständen wiedersehen.“, meinte er besorgt. Kim sah ihn an. „Kim Krüger... Sie sind Thorsten Ehrenberg?“, fragte sie kühl. Thorsten nickte „Wir waren gerade dabei David Brehmer wegen Mordes zu verhaften, als wir weggerufen wurden. Ben Jäger hat die Verhaftung allein gemacht und wurde überwältigt. Dann hat Brehmer sich mit Ben aus dem Staub gemacht. Wir haben ihn in einer Bootshütte gestellt, wo er sich verschanzt hatte. Semir wollte sich anschleichen und ist auch bis ins Haus gekommen. Dann fielen Schüsse und...“, berichtete Thorsten. „...und Semir wurde getroffen....“, kam leise von Andrea. „Ja... aber wir wussten das noch nicht sicher. Als Brehmer dann für sich und seine Geiseln ein Boot forderte, haben wir alles gemacht. Dennoch schoss er ein zweites Mal auf ihn und ...Andrea es tut mir Leid...wirklich.“ Thorsten senkte seinen Blick. „Schon gut... wie lange ist er schon da drin?“, wollte Kim nun wissen. „Eine Stunde... vielleicht sogar zwei... ich... weiß es nicht...“, gab Thorsten zu. Andrea nickte. Sie stellte sich an die Tür und versuchte einen Blick in den OP zu erhaschen, doch dort war nur Gewimmel von Schwestern und Ärzte auszumachen. War es überhaupt der OP-Saal wo Semir lag?


    David hatte Ben die Hände nun auf den Rücken gefesselt und stieß ihn durch den Wald. „Was wollen Sie nun machen?“, fragte Ben und stolperte vorwärts. „Erst einmal werde ich dich sicher unterbringen. Ich habe da was ganz tolles. Nicht sehr bequem, aber immerhin trocken...“, lachte David. Der Weg führte ins dichtere Gefilde und Ben bekam so langsam aber sicher ein sehr ungutes Gefühl. Wohin wollte Brehmer ihn bringen? Nicht sehr bequem aber trocken...hallten die Worte seines Entführers in den Ohren. Das konnte überall und nirgends sein. „Soll das heißen, dass Sie Ihre Flucht ohne mich fortsetzen?“, fragte er. „Du hast es erfasst. Ich schaffe es jetzt ganz allein. Niemand kann mich aufhalten.“, lachte David irre. Dann standen sie vor einem alten Bunkerschacht, der mit einem Gitter gesichert war. „Bleib da stehen und wenn du auch nur eine falsche Bewegung machst...“, knurrte David und hob das Gitter hoch knarrend öffnete es sich und mit einem Fuchteln seiner Pistole deutete er Ben an, dass er reinspringen sollte. „Los, rein da.“, stieß David wütend aus. Doch Ben weigerte sich. „Rein da oder ich...“ „Oder was? Sie töten mich? Dann tun sie es doch endlich.“, schrie Ben seinen Entführer an. Er hoffte ihn, so in die Enge zu treiben. David lachte nur. „Das werde ich nicht. Ich weiß schon, wie ich dich da rein kriege.“, lachte der Mann irre, ging hinter Ben und schlug mit dem Knauf der Waffe zu. Benommen ging Ben zu Boden und David rollte ihn in den Schacht, der gute drei bis fünf Meter tief war. „So, hier kannst du schreien, wie du willst. Hier hören dich nur die Nachteulen.“, lachte Brehmer, schloss das Gitter und sicherte es mit einem Vorhängeschloss. Dann ging er Richtung Wagen zurück. Ben wachte langsam wieder aus seiner Ohnmacht auf und stemmte sich an der kalten, metallenen Wand hoch. „David... bleiben sie hier... BREHMER!!“, schrie er, doch David reagierte nicht mehr.


    „Verdammt, er stirbt uns weg, wenn wir ihn nicht stabilisieren können.“, schrie Dr. Hinder und pumpte auf Semirs Herz herum. Noch immer fielen die Werte drastisch ins Bodenlose. „Wo bleiben die Blutkonserven?“, schrie er nach hinten und schon kam eine Schwester, schloss eine neue Tüte an den Tropf an, der die Blutzufuhr regelte. „Er hat eine Art Schock... wir müssen schnell machen... Wie weit sind sie Lindström?“, wollte der Mediziner von seinem Chef wissen. Dieser fummelte noch immer in der Schusswunde an der Schulter und zog dann die Pinzette heraus. „Ich hab sie.“, stieß er aus. „ Jetzt schnell stabilisieren und zumachen.“, keuchte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Doch so schnell, wie es sich der Doktor wünschte, ging es nicht. Noch immer waren die Werte sehr, sehr kritisch. „Verdammt, was hat er denn? Er stabilisiert sich kaum... Haben wir alles entfernt?“, wollte er wissen und sah in die Petrischale, wo die beiden Kugeln in einer Desinfektionslache lagen. „Ja Doktor.“, erwiderte die Schwester. „was ist mit der Bauchwunde? Blutung gestoppt?“ harkte der Doktor nach. „Nein…ich kriege sie nicht…“ fluchte der Assistenzarzt. „Machen Sie hier weiter...ich sehe mir die Wunde an!!“ gab Lindström zurück. Der hinter ihm stehende Arzt nickte. Er verschloss die Schulterwunde während Lindström sich die Bauchwunde vornahm. „Kein Wunder..da…die Ader ist verletzt. Klemme!!“ schrie er nach hinten. Schon wurde ihm das gewünschte gereicht. „So….“ meinte er und setzte die Klammer an. Schnell klemmte er die Arterie ab und nähte mit einem Laser vorsichtig die Wunde, so gut es ging. „Ich hoffe, er kriegt jetzt keinen Blutsturz und die Narbe hält dem Druck stand.“, dachte Dr. Lindström laut und sein Kollege nickte nur. Langsam löste er die Klemme und vorsichtig strömte das Blut wieder wie es sollte durch die Adern.. „Sie haben es geschafft, Doktor. Puls und Blutdruck normalisieren sich wieder. Herzfrequenz auf normalem Niveau.“, berichtete die Schwester und beide Ärzte wischten sich den Schweiß von der Stirn. Fast sieben Stunden hatten sie im OP gestanden und operiert. „Das war verdammt knapp.“, stieß der Oberarzt aus.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Andrea saß auf der Bank vor dem OP und knetete ihre Hände. Langsam hatte sie sich beruhigt. Doch diese Ungewissheit machte sie fertig, zehrte an ihren Nerven. Kim saß neben ihr und zählte innerlich jede Sekunde, die sie schon da saßen. Thorsten kam den Gang entlang und hatte für beide einen Kaffee in seiner Hand. Dankend nahm Andrea ihn entgegen und sah immer noch zur OP-Tür hinüber. „Er wird es schaffen, Andrea. Da bin ich mir sicher. Dein Mann war schon auf der Polizeischule ein Kämpfer und das ist er noch immer.“, versuchte Thorsten sie aufzubauen und strich ihr vorsichtig über die Schulter. Sie nickte nur, doch dann überkamen sie wieder die Tränen. „Ich habe solche Angst um ihn. Warum muss er immer in solche Situationen kommen?“, fragte sie. Thorsten wollte gerade antworten, als die OP-Tür sich öffnete und ein Team von drei Ärzten auf die Gruppe auf der Bank zukam. „Frau Gerkhan?“, fragte einer der Männer in Weiß. Andrea nickte. „Was ist... wie geht es meinem Mann?“, wollte sie sofort wissen. „Ich muss zugeben, dass es manchmal nicht gut um ihn stand, aber er hat es überstanden. Nun muss er absolute Ruhe haben und sich von der anstrengenden OP erholen.“, erklärte der Doktor. „Frau Gerkhan… er wird gleich auf die Intensivstation gebracht. Wir tun alles was in unserer Macht steht….“, versprach der Arzt als Andrea zum Bett wollte, worin Semir lag und über den Gang geschoben wurde. Der Arzt hielt Andrea sanft fest. „Lassen Sie ihn für heute…fahren Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus.“, schlug er vor. Die Worte schienen Andrea nur mit Verspätung zu erreichen. Langsam sah sie ihn an. „Nach Hause? Ich soll nach Hause fahren und mich ausruhen? Mein Mann liegt hier und stirbt vielleicht, aber ich soll nach Hause fahren?“, fing sie an zu fauchen. Die Stimme hörte sich sehr wütend an. Kim nickte dem Arzt zu. „Ich kümmere mich um sie…“, sagte sie nur und zog Andrea vom Bett weg.


    „Kommen Sie, Andrea… lassen Sie ihn schlafen. Er ist hier in guten Händen. Kommen Sie…“, redete sie auf die Frau des Kollegen ein. „Aber er braucht mich…ich kann doch nicht einfach nach Hause fahren.“, widersprach Andrea und sah dem Bett nach. „Heute Nacht wird er hier sehr intensiv behandelt werden. Wir müssen auch an Ayda denken und an Ihren Zustand…Es ist nicht gut für das Baby und Semir würde das nicht wollen.“, meinte Kim sanft. Andrea sah ein, dass Kim Recht hatte. Andrea sah den Arzt an. „Bitte…tun Sie alles…er wird gebraucht…bitte.“, weinte sie leise. „Soll ich Ihnen was geben, damit Sie schlafen können?“, wollte Dr. Hinder. „Nein… ich bin schwanger…ich will nichts…“, entgegnete Andrea sofort. „Dann regen Sie sich nicht weiter auf…Es wird alles gut…“, lächelte der Arzt und verschwand. Kim, Andrea, Thorsten und Lukas gingen zum Ausgang, als das Handy von Thorsten klingelte. „Ja Ehrenberg!“, meldete er sich. „Alex Hoffmann… wir haben den Wagen von Brehmer vor uns. Er steht an der Grenze und will nach Belgien abhauen!“, hörte er den SEK-Mann sagen. „Wo genau?“, harkte Thorsten nach. Wut stieg in ihm auf, wenn er an Semir dachte, der fast gestorben war. „A 3 bei Lichtenbusch…Wir stellen ihn!“, gab Hoffmann durch. „Mach ihn von mir aus kalt... ist Ben bei ihm?“, wollte Thorsten wissen. „Nicht zu sehen. Er scheint allein! Mist, er hat uns bemerkt und rast wie ein Irrer!!“, kam plötzlich von Hoffmann. „Passen Sie auf, dass Sie ihn nicht verlieren… nur er weiß wo Jäger ist!“, fauchte Thorsten. Er beendete das Gespräch und sah Kim an. „Wir haben Brehmer… er ist auf der Flucht A3 an der Grenze!“, stieß er aus. Kim nickte. „Dann schnappen Sie sich den Kerl und bringen Sie mir Ben wenigstens lebend zurück!“, sagte sie nur.


    Ben sah sich in seinem kleinen Gefängnis um. Er wusste nur, dass er hier ohne Hilfe nicht raus kam. Dafür sorgte allein schon die Fesselung. Ben ließ sich einfach auf den Boden sinken. Wenigstens war es trocken und sicher kam irgendwann auch jemand vorbei. Irgendwann? Verdammt Ben….du kannst hier verrecken…. Spornte er sich selbst an etwas mehr für seine Befreiung zu tun. Es war als würden sich zwei Bens hier im Loch unterhalten…gedanklich gesehen, denn nun meinte der Andere dass es nichts bringt sich die Seele aus dem Leib zu schreien, wenn niemand da ist. Außer dass man dann Durst bekam war nicht viel drin. Na super….jetzt dreh ich schon durch….schoss es Ben durch den Kopf. Er spürte Hunger und Durst. Doch daran hatte David Brehmer nicht gedacht. Hoffentlich finden die mich, bevor die Würmer mich gefressen haben….ging es in Gedanken weiter. Ben sah zum Himmel auf. Die Wolken zogen sich immer mehr und mehr zu. Es sah aus, als ob es gleich zu regnen beginnen würde. „Oh nein, bitte nicht schon wieder.“, stieß er aus und sah panisch zum Himmel. Noch einmal diese höllische Panik durchmachen, das Wasser in der Lunge spüren, wie die Luft knapp wird, das konnte er nicht. „HILFE!!“, schrie er aus voller Kehle in den Wald hinaus.

  • Dein Wunsch ist mir Befehl, Elina....;)


    David sah in den Rückspiegel. „Verdammt.“, stieß er aus und sah, dass er verfolgt wurde. Er stand in der dritten Reihe an der Abfertigungsstelle der Grenzkontrolle. Schnell riss er sein Lenkrad rum und schnellte aus der Schlange. Er durchbrach die Leitplanke und fuhr auf der anderen Seite zurück. „Shit, er haut ab.“, stieß Alex aus und griff zum Funkgerät. „An alle Einheiten. Sofort hinterher... wir müssen ihn stellen.“ „Alles klar.... sind an ihm dran.“, kam es aus dem Funk zurück. Drei schwarze BMWs folgten dem Wagen von David und nahmen mit heulenden Sirenen die Verfolgung auf. „Shit...shit...shit.”, stieß David aus und lenkte seinen Wagen durch die Fahrzeuge. Diese hupten und gaben Lichthupe. Doch die Polizei blieb am Ball, immer mehr Fahrzeuge, auch vom Zoll, beteiligten sich an der Verfolgung. „Verdammt… verdammt… verdammt.“, stieß David aus und sah einen Augenblick nicht nach vorne. Ein Kleintransporter kam immer dichter. David sah ihn zu spät. „Ahhhhhhhhhh.“, schrie er, konnte nicht mehr ausweichen und flog durch das Heck des Transporters auf die Grünfläche. Der Wagen überschlug sich mehrmals frontal und landete dann auf dem Dach. „Oh verdammt.“, stieß Alex Hoffmann aus und ließ seinen Fahrer auf den Grünstreifen parken. David krabbelte vorsichtig und benommen aus dem Wagen. Sein Kopf war mit Schnitten und einigen Platzwunden übersät und noch immer hatte er die Waffe in seiner Hand.


    „Brehmer, geben sie auf und legen sie die Waffe weg.“, schrie Hoffmann und sofort waren Kollegen da, richteten ihre Pistolen und Maschinengewehre auf den benommenen Mann, der noch immer nicht seine Waffe abgelegt hatte. „Nehmen sie die Waffe runter.“, schrie Hoffmann wieder und richtete die Waffe auf Brehmer. David blinzelte und sah nur alles sehr verschwommen. Das Blut war in seine Augen gelaufen und nahm ihm das Sichtfeld. „Ich gehe nicht in den Knast.“, schrie er und hob seine Waffe, zielte ungenau, doch im nächsten Moment knallte es mehrmals und Kugeln schlugen in David Körper ein, traten wieder aus seinem Körper aus. Er wurde fünf Mal getroffen und sackte noch immer nicht zusammen, nur die Waffe fiel ihm aus der Hand. Er sah in den Himmel und fiel zur Seite um. Die Beamten rückten näher und sicherten die Waffe. „Verdammt, jetzt wissen wir immer noch nicht, wo Ben ist.“, stieß Hoffman aus und sah den Wagen. Da drinnen würden sie sicherlich keine Hinweise mehr finden. Der Wagen brannte völlig aus. Da drinnen war nichts mehr. „Verdammt.“, fauchte Alex.


    Ben sah zum Himmel auf. Langsam zog es sich immer mehr zu. Donner war schon in weiter Ferne zu hören. „Na toll… zuerst werde ich geduscht und dann auch noch gebadet.“, knurrte Ben und fühlte schon den ersten Tropfen auf seinem Gesicht. „HILFE!!“, schrie er wieder und wieder. Doch keiner schien ihn zu hören. Nur das Heulen des Abenduhus war zu vernehmen. Ben hörte, wie sich die Blätter bewegten und dann dieses Rauschen, doch es kam kaum Wasser in den Schacht. Die Bäume über ihm schienen viel abzuhalten. Ben schöpfte Hoffnung, lachte auf. „Ha, ich trotze selbst dem Gewitter.“, schrie er aus dem Schacht hinaus. „Niemand lässt mich ersaufen.“ Das jedoch schien jemanden nicht wirklich gefallen. Es fing plötzlich an Elefantentränen zu regnen. Innerhalb weniger Augenblicke war Ben nass bis auf die Haut. „Ja ist ja gut jetzt!!“, fauchte er wütend. Er sah zu Boden und erschrak. Dort bildete sich bereits eine kleine Pfütze. Mittlerweile war er lange genug in Nordrheinwestfalen gewesen um sicher zu sein, dass wenn es hier regnet über einige Stunden ging. „HEY!!! Schluss!!!“, schrie er wütend. Wenn es die nächsten Stunden so weiter ging, dann war es aus… ohne Hilfe der Hände konnte er sich nicht über Wasser halten. David Brehmer war sehr schlau. Er hatte hier in diesem Loch alles mit Blech ausgelegt. Kein Regentropfen konnte in dem Erdboden verschluckt werden. „Wie super.. hab mir immer schon ein eigenes Pool gewünscht.“, knurrte Ben sarkastisch.

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  • Alexander Hoffmann stand vor dem Wrack. „Verdammt…“, stieß er erneut aus. Wenn Ben Jäger im Kofferraum war, dann war er auch tot. Plötzlich legte sich eine Hand auf die Schulter. Alex sah seinen Kollegen an. „Hey.. vielleicht war er nicht hier drin.“, munterte Oliver ihn auf. „Ja vielleicht…nur dann ist er auch verloren. Wir haben keine Ahnung, wo er ihn dann untergebracht hat. Vermutlich gefesselt und ohne Nahrung…“, stieß Alex verzweifelt aus. Wie sollte er das Semir erklären? Das erste Mal, wo er die Beiden nicht rettete? Nein…! Nein…! Der Ehrgeiz kam auf. Er sah die Feuerwehr an. „Im Kofferraum könnte noch jemand gelegen haben! Vermutlich gefesselt!“, sagte er. „Nun dann dürfte davon nicht viel übrig sein. Außer vielleicht Handschellen…“ grinste der Feuerwehrmann und nur unter Aufgebot aller seiner Nerven ließ Alex seine Faust nicht im Gesicht dieses Idioten versenken. „Machen Sie den Kofferraum auf! Das ist alles was ich will klar? Keine dämlichen Kommentare, oder Sie haben einen Feuerwehrmannjob gehabt…“, drohte er. Der Feuerwehrmann nickte erschrocken und öffnete den Kofferraum. Hier lag nichts. Etwas unsicher sah Alex zu dem Arzt der gerade kam. „Doc… wenn ein Mensch…also wenn er verbrennt…bleibt dann etwas übrig, was man sieht?“, fragte er ängstlich. „Ja… das Gerüst… der menschliche Körper an sich besteht ja nur aus Wasser und Mineralien… bei einem Feuer wie bei diesem hier, würde man die Silhouette eines Menschen aber immer noch erkennen. So wie den Fahrer... man sieht dass es noch ein Mensch war.“, erklärte der Arzt. Alexander schloss die Augen. Dann gab es auch noch Hoffnung für Ben Jäger.


    Auf der Intensivstation des St. Vinzenz-Hospital kehrte langsam Ruhe ein. Schwester Traudel, eine sehr erfahrene Person hatte die Aufsicht über Semir. Sie sah ihn an und überprüfte die Funktionen. „Das wird schon wieder.“, murmelte sie und streichelte dem Mann, der im künstlichen Koma lag über den Arm. Sie wusste aus Erfahrung das die Personen es fühlten, dass man für sie da war und das half auch dem Heilungsprozess. Das Piepen der Geräte erfüllte den Raum. Eigentlich war es ein nervtötendes Geräusch, aber es war notwendig um den diensthabenden Personen zu zeigen, dass alles in Ordnung war. Sobald sich das Geräusch veränderte standen sie parat und taten alles um den Patienten zu behalten. Doch heute war es ruhig. Traudel sah zu Elise hin, die sich gestikulierend äußerte eine Zigarette rauchen zu wollen. Traudel, selbst starke Raucherin, nickte. Sie konnte sich bestimmt auch Zeit für eine Zigarette nehmen und einen Kaffee. Die Patienten waren alle sehr gut versorgt. So dachte sie und verließ das Intensivzimmer, um am Ende des Ganges im Schwesternzimmer zu rauchen. „Mein Gott der arme Kerl… zwei Kugeln haben die ihn heute rausgeholt…“, erzählte Traudel ihrer Kollegin als sie beim Kaffeetrinken waren. „Und meinst du, er schafft es?“, wollte Elise wissen. „Ja das hoffe ich sehr. Seine Frau bekommt ein Baby.“, erzählte Traudel weiter. „Dann tu dein Bestes…“, lächelte Elise, als es plötzlich Alarm gab.


    Sofort rannten die beiden Schwestern zurück auf die Intensivstation und sahen auf die Instrumente. Der Blutdruck des Patienten stieg von Sekunde zu Sekunde und die Herzfrequenz war unregelmäßig, der Puls sackte vollkommen ins Bodenlose ab. „Nein, er stirbt uns weg... Doktor Lindström.“, schrie Traudel über den Gang und keine zwei Sekunden später stand der Arzt an Semirs Bett. „Verdammt, er hat eine Art Schockzustand. Wir müssen ihn sofort stabilisieren... 20 ml Adrenalin.“, stieß er aus und sah auf die Instrumente. Hatten die Schüsse doch mehr angerichtet, als die Ärzte zunächst gesehen hatten? „Hier Doktor.“, meinte Elisa und reichte ihm die Spritze. Sofort landete die Nadel in Semirs Arm und er schien sich langsam zu stabilisieren. „Wir müssen ihn noch einmal aufmachen. Ich muss wissen, was mit ihm los ist.“, stieß der Oberarzt auf und sofort wurde Semir in den OP zurückgeschoben. Ein Notfallteam war sofort zur Stelle und wieder ging die Schnippelei von vorne los. Semir wurde geröntgt, doch es war nichts Auffälliges auf den Bildern zu erkennen. „Moment, da ist was...“, stieß der Arzt aus und sah auf das Bild. Er sah, dass eine Rippe angebrochen war und scheinbar auf eine der zum Herz laufenden Arterien drückte. „Schnell, wir müssen ihn operieren. Wer weiß, wo er sich die zugezogen hat.“, stieß Lindström aus.


    Ben wich immer weiter zurück, sah zum Himmel auf. Es regnete immer noch. Sein Haar klebte schon an seinem Gesicht fest und das Wasser stand ihm schon bis zu den Knöcheln. Verdammt, wenn ihn nicht bald jemand finden würde, würde er jämmerlich wie eine Ratte ersaufen. Dieser Gedanke schmeckte ihm gar nicht und er versuchte es erneut. „HILFE!!! HILFE!!!“, schrie er aus voller Lunge, aber es schien ihn keiner zu hören. Er hoffte noch immer, dass da draußen sich irgendwo einer herumtrieb, der ihn hörte. Doch da schien er vergebens zu hoffen. Er versuchte, seine gefesselten Hände durch die Beine nach vorne zu kriegen. Dafür musste er sich zwar zu Boden fallen lassen, aber nass war er ja so schon. Das Loch bot nicht wirklich viel Platz zum Ausstrecken, doch den brauchte er nicht. Die ersten Versuche schlugen fehl, doch er versuchte es immer weiter. Denn mit den auf seinen Rücken gefesselten Händen würde er hier verrecken. Und so lange er noch Kraft hatte wollte er jede sich bietende Chance nutzen. Endlich schaffte er es und er konnte seine Hände wieder sehen, doch befreit war er dadurch nicht wirklich. Jetzt konnte er aber versuchen, das Gitter zu bewegen. Er machte einen Sprung und bekam das Gitter zu fassen. Doch was war jetzt? „HILFE!!“, schrie er wieder und streckte einen Arm soweit hinaus, wie es die Handschellen zuließen. „HILFE!!“

  • Franz Wolf, Förster in diesem Gebiet, war auf seinem nächtlichen Streifzug, da er am Tage doch einige merkwürdige Tierspuren in den Sandbahnen der Waldwege entdeckt hatte. Mit seiner Irish Red Setter-Hündin Flocke neben sich lief er vorsichtig durch den Wald, nahm immer wieder sein Nachtfernglas in die Hand und spähte in die Weite. Da waren sie... ja, er hatte sie gefunden. Was für eine Sensation, dachte er bei sich und kniete sich vorsichtig hin. So eine Entdeckung hatte er in seinem Revier noch nie gemacht. Eine kleine Luchsfamilie jagte Feldmäuse auf einer kleinen Lichtung. Flocke machte keinen Laut, sondern hielt nur ihre Nase in die Luft. „Schau mal Flocke, was für eine Sensation.“, lachte der ältere Mann und strich seiner Hündin sanft durchs Fell. Flocke saß ruhig neben ihm, doch plötzlich vernahmen ihre gut ausgeprägten Ohren ein entferntes Rufen. Sie drehte den Kopf und ging einige Schritte, horchte wieder und bellte dann. Die Luchse nahmen sofort Reißaus. Erschrocken fuhr Franz herum und sah, dass seine Hündin aufgeregt bellte und ihn ansah. „Was hast du, meine Kleine?“, fragte Wolf und stand wieder auf. Flocke bellte aufgeregt und lief dann los. „Hey Flocke, bleib hier.“, schrie er und rannte seiner Hündin hinterher, was in der Dunkelheit nicht so einfach war. Doch seine Stirnlampe und die Lampe an Flocke, die sich immer einschaltete, wenn sich Flocke bewegte, gaben ihm eine Orientierung, wenn auch nicht sehr viel. Immer wieder hörte er das Bellen seines Jagdhundes. „Flocke!! Warte doch mal… wo steckst du denn?“, rief er seiner treuen Hündin nach. Und dann sah er sie. Sie saß einfach dort und schien irgendwas gefunden zu haben. „Was hast du ….oh mein Gott…was machen Sie denn da unten?“, stieß er aus, als er sah was seine Hündin da hatte. „Helfen Sie mir…dann erzähle ich es Ihnen…“, stieß der Mann aus, der bis auf die Haut nass zu sein schien. „Warten Sie hier…ich rufe Hilfe…das muss mit Werkzeug gemacht werden…“, erklärte Franz Wolf. „Ja sicher….machen Sie nur schnell. Ich stehe hier schon ein paar Stunden im Wasser und….es ist kalt….“, stieß der Mann aus. Franz Wolf hörte an den Worten, dass er zitterte.


    „Gut…saugen!! Ich bin gleich dran. Das scheint ein Knochenstück zu sein…vermutlich Schulter oder von der Rippe. Das drückt oder besser drückte auf die Arterie. So ich hab sie….saugen!! Saugen Sie doch!!“, schrie Dr. Lindström. Die Schwester hielt den kleinen Schlauch in die Wunde. „Sehr gut… so mein Junge… das wäre auch geschafft. Also wer so kämpft wie du, hat sicher einen sehr guten Grund…“, lächelte der Arzt zufrieden, als er die Wunde wieder verschließen konnte. „Er wird bald Vater.“, erklärte die Schwester. „Oh… das ist ein besonderer Grund noch besser auf ihn aufzupassen.“, nickte der Arzt. „Er kommt wieder auf die Intensiv. Aber diesmal dürfte es keine Probleme mehr geben.“, hängte er an und verließ den OP. Nur wenige Minuten später wurde auch das Bett mit Semir wieder aus dem Raum gefahren. Er war wieder an den Überwachungsgeräten angeschlossen und Schwester Traudel nahm einen feuchten Lappen. Sie wischte über die Stirn des schlafenden Mannes um ihn etwas zu kühlen. „Und nun werden wir weiter kämpfen, ist das klar…? Ich bin seit sechs Jahren hier und ich habe noch keinen hier verloren. Du wirst sicher nicht den Anfang machen, mein Lieber… ich warne dich…“, sagte sie leise.


    Ben stand bis zu den Knien im Wasser. „Könnten sie vielleicht mal das Wasser abstellen?“, fragte er mit zittriger Stimme. Franz Wolf sah ihn an. „Den Regen? Nein…das geht nicht… aber warten Sie….die Feuerwehr ist sicher gleich da…“, erklärte der Mann. Ben nickte nur. Er zitterte am ganzen Körper und so langsam spürte er, wie er langsam die Kraft verlor. „Ich höre sie schon…warten Sie, ich hole sie nur hier her… gleich sind Sie hier raus mein Junge.“, kam von Wolf. Ben nickte erneut. „Ich hoffe es wirklich.“, stieß er aus. Es dauerte ganze fünf Minuten und das Wasser stieg immer weiter. „Hey!!! Ich bin immer noch hier!!“, schrie er. „Alles klar…wir sind da und gleich haben wir Sie auch raus hier!! Die Kollegen der Kripo Köln sind ebenfalls unterwegs…“, erklärte der erste Feuerwehrmann, der sich über das Loch beugte. „Danke….sehr freundlich...holen Sie mich endlich raus…ich kann nicht mehr…“, stieß Ben aus. Der Feuerwehrmann nickte und zog gelassen die Zange aus der Tasche. „So und schnipp…“, sagte er und trennte das Schloss auf. Mit schnellen Griffen wurde das Gitter geöffnet und Ben wurde heraus gezogen. Sofort hüllte man ihn in eine Decke. „Danke…“, stieß er auch und rollte sich regelrecht in die Decke ein. „Kommen Sie…wir haben da vorn den Rettungswagen stehen. Dort können Sie sich die nassen Klamotten ausziehen….“, sagte der Sanitäter. Ben nickte und ließ sich zum Wagen bringen. Darin war es warm. „Sch-önnnn…“ zitterte seine Stimme. „Ja…Ihnen wird gleich warm. Haben Sie irgendwelche Verletzungen?“, wollte der anwesende Arzt wissen. „Nein…. Ich hab Hunger…und Durst….brrrrr und…brauche vielleicht Schlaf…“, erklärte Ben. „Dennoch fahren wir Sie ins Krankenhaus… reine Routine…das wissen Sie…“, gab der Arzt bekannt. Ben war es ziemlich egal…Hauptsache es war warm.

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  • Thorsten schreckte auf als das Handy klingelte. „Ehrenberg…“, meldete er sich. „Hallo….hier ist Ben….ich bin…im Krankenhaus… was ist mit Semir?“, hörte er Jäger fragen. „Oh… das ist gut….das ist sehr gut.. Sie glauben gar nicht, wie sehr ich mich freue. Wo sind Sie genau?“, wollte er wissen. „Ich bin im St. Vinzenz Hospital. Was ist mit Semir?“, wiederholte Jäger. „Ich komme direkt ins Krankenhaus und werde ihnen dann Rede und Antwort stehen. Brehmer ist übrigens tot. Wir dachten wirklich, dass wir Sie nicht mehr finden.“, erklärte Thorsten. Lukas kam gerade ins Büro und sah ihn erschrocken an. „Ist das Jäger?“, fragte er. Thorsten nickte nur. „Geht es ihm gut?“, wollte der junge Polizist wissen. „Das wissen wir erst, wenn wir hingefahren sind.“, erwiderte Thorsten und schnappte sich seine Jacke. Lukas machte sofort wieder kehrt, legte nur schnell die Akten auf den Tisch. „Wo haben sie ihn gefunden?“, fragte Lukas im Laufen zum Citroen. „In einem Waldloch. Er wäre fast ertrunken. Er liegt im gleichen Krankenhaus wie Semir.“, meinte Thorsten und startete den Motor. „Ich muss mein Urteil über die Autobahnpolizei revidieren.“, fing Lukas an. Sein Kollege sah ihn an. „Inwiefern?“, wollte Thorsten wissen und sah seinen Kollegen an. „Semir und Ben... sie... sie sind gute Menschen und gute Kollegen.“, kam es aus seinem Mund. Thorsten lachte auf. „Und das aus deinem überheblichen Mund. Was bewegt dich zu dieser Aussage?“, wollte Thorsten wissen. „Sie sind ganz gute Polizisten, genau wie wir. Und sie haben uns doch gut zur Seite gestanden.“, erwiderte Lukas und lachte.


    Ben lag in seinem Zimmer und hatte sich die Decke bis zum Kinn hochgezogen, genoss den heißen Tee, der ihn von einer attraktiven Schwester gereicht worden war. Mit einem Lächeln und einen Blick auf ihr Hinterteil sah er zur Tür, als diese aufging. „Hallo Ben... wie geht es ihnen?“, kam gleich von Thorsten und sah auf Ben, der schmunzelnd hinter seiner Tasse hervor lugte. Die beiden sahen mit vielsagenden Blicken ebenfalls der Krankenschwester hinterher. „Wie wäre es, wenn wir endlich zum Du übergehen?“, meinte er mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Okay, dann einfach Thorsten und Lukas.“, stellte Thorsten sich und Lukas vor. „Okay, also wie geht es dir?“, kam es erneut von Thorsten. „Abgesehen davon, dass ich eine Gratis-Dusche bekommen hab und dass ich fünf Stunden in einem kalten Loch fest saß, geht es mir gut.“, meinte Ben und lachte auf. Thorsten und Lukas grinsten nur. „Was ist mit Semir?“, wollte Ben wissen. Thorsten atmete kurz auf. „Er wurde gestern operiert und liegt hier auf der Intensivstation. Wir wissen nicht, ob er durchkommt.“, meinte er mit schwerer Stimme. Ben ließ sich in seinen Kissen zurückfallen und sah zur Decke. „Verdammt... Wenn Brehmer nicht tot wäre, dann... dann...“, schnaubte Ben und ballte die Faust, schlug dann auf die Matratze. „Ben, es tut mir Leid. Wir hätten zuschlagen sollen, als ihr vom Krankenhaus weg wart.“, entschuldigte sich Thorsten. „Nein, du hast keine Schuld. Dieser Mann war einfach wahnsinnig... geisteskrank und verzweifelt. Manchmal konnte ich die Reue sehen, doch dann überwog wieder die gestörte Wut. Vielleicht hätte ich ihn überreden können.“, meinte Ben nachdenklich. Er drehte seinen Kopf zum Fenster und sah einfach in den aufkommenden Morgen hinaus.


    Andrea sah auf die Intensivstation. Sie war gleich früh ins Krankenhaus gefahren und hatte Aida nur schnell zu Susanne gebracht. Sie stand vor der Trennscheibe und hatte schon den grünen Kittel an. Der Doktor kam an ihr vorbei. „Frau Gerkhan? Wie geht es ihnen?“, wollte Dr. Lindström wissen. „Ich habe kaum geschlafen... Wie geht es meinem Mann?“, kam die Gegenfrage. Der Arzt atmete tief ein. „Wir mussten... es gab einige Komplikationen, wir mussten ihren Mann noch einmal operieren und ihn stabilisieren.“, erklärte der Oberarzt und sah, wie die Frau mit erschrockenen Augen auf ihren Mann blickte. „Wird er wieder gesund?“, wollte Andrea wissen. Der Arzt legte sich nicht präzise fest. „Tut mir Leid... wir müssen noch abwarten. Das künstliche Koma lässt ihn vorerst gut regenerieren, aber es ist auch sehr gefährlich.“ „Wie meinen sie das, Doktor?“, kam es erschrocken von Andrea und sie sah ihn mit verweinten Augen an. „Je mehr wir ihm im Koma lassen, desto mehr kann es sein, dass seine Funktionen ...“, er suchte nach den richtigen Worten. „Es könnte sein, dass er sich nach dem Aufwachen an manche Dinge nicht erinnert, wenn wir ihn noch länger im Koma lassen. Das Dumme ist, er braucht noch immer drei Tage, bis die Wunden soweit verheilt sind, dass wir ihn zurückholen können.“, erklärte der Arzt. „Was, wenn sie ihn jetzt aufwecken?“, kam es mit Schrecken von Andrea. „Die Wunden würden nie richtig verheilen. Die äußeren ja, aber uns machen eher die inneren Verletzungen Probleme.“ Andrea sah den Arzt an. „Sie wollen von mir eine Entscheidung?“, fragte sie. Der Arzt nickte. „Ich würde ihn fragen, aber er kann mir ja nicht antworten. Frau Gerkhan… ich weiß, dass es eine sehr schwere Entscheidung ist, aber…einer muss sie treffen. Aus der ärztlichen Sicht würde ich sagen, wir lassen ihn noch zwei oder drei Tage im Koma liegen, oder aber wir wecken ihn und….“, erklärte Lindström. Andrea nickte. Sie sah zu dem Bett in dem Semir lag. „Wie sicher ist es, dass er Erinnerungen verliert?“, wollte sie wissen. „Das kann man nie sagen. Die einen Patienten vergessen gar nichts und andere vergessen, dass sie verheiratet sind oder Kinder haben.“, erklärte Lindström weiter.


    Andrea trat an das Bett ihres Mannes. „Was soll ich tun Semir... Ich will nicht dass du vergisst, aber ich will auch nicht, dass du ….ich muss mich entscheiden. Für dich. Ich weiß nicht, ob du vergisst wenn du länger im Koma bleibst, aber für deinen Körper ist es besser. Ich brauche dich Semir… Dein Sohn braucht dich und deine Tochter.“, sagte sie und küsste ihrem Mann die Stirn. Anschließend drehte sie sich zu Lindström um. „Er wird nicht zurückgeholt. Noch nicht. Lassen Sie ihn noch zwei Tage oder besser noch drei Tage im Tiefschlaf. Ich weiß, dass er es will. Wenn er dann vergisst, dann müssen wir ihn wieder daran erinnern.“, legte sie fest. Lindström sah sie erstaunt an. „Frau Gerkhan… das ist eine schwere Entscheidung aber sie ist gut. Für ihn.“, nickte er zufrieden. „Doktor Lindström… ich habe gehört, dass Ben Jäger auch hier ist. Können Sie mir sagen wo?“, bat Andrea. „Ja Zimmer 209, zweiter Stock. Er hat ne Unterkühlung und sich vermutlich einen Schnupfen eingefangen.“, nickte der Arzt. Andrea sah noch einmal auf Semir und ging dann zu Ben. „Hey… hallo Ben…“, sagte sie leise als sie das Zimmer betrat. Thorsten und Lukas sahen sie an. „Andrea…? Wie geht es Semir?“, wollte Thorsten sofort wissen. „Sie haben ihn noch einmal operiert und nun wird er noch drei Tage im Koma liegen. Sie werden ihn dann aufwecken und dann können wir nur hoffen, dass er nicht zu viel vergisst. Das ist nämlich das Risiko bei diesem Koma…er könnte mich vergessen, seine Freunde, seine Tochter alles…“ Andrea fing an zu weinen. Ben nahm sie in den Arm. „Hey… ich werde schon dafür sorgen, dass er nichts vergisst.“, versprach er.

  • Die Tage vergingen. Andrea saß jeden Tag an Semirs Bett. Endlich war der Tag des Erwachens gekommen. Sie sah, wie die Ärzte alles taten um Semir aufzuwecken. „So…nun dauert es ca. zwei Stunden bis er die Augen aufschlägt… Sicher wäre es gut, wenn Sie dann hier sind…“, lächelte Dr. Lindström. „Ich werde keine Sekunde von seiner Seite weichen.“, kam von Andrea. Sie nahm seine Hand und hielt sie fest. Die Stunden vergingen. „Ich liebe dich Semir…“, sagte sie nach einer ziemlichen Weile und küsste die Hand. In diesem Augenblick spürte sie einen leichten Gegendruck. Sie lächelte nervös. Tränen flossen über ihr Gesicht. „Hey… Schatz….Semir….“, weinte sie. Doch ihr Mann schlug die Augen nicht auf. „Semir…. Ich brauche dich…bitte werde gesund…bitte.“, flehte sie regelrecht. Dr. Lindström kam erneut herein. „So dann wollen wir doch mal sehen wie weit unser Patient ist .Die Wunden sind übrigens sehr gut verheilt. Es sollten keine Komplikationen mehr auftreten.“, sagte er zufrieden. Andrea nickte ihn zu. „Danke Doc…“, antwortete sie nur. Die Tür ging erneut auf und diesmal kamen Ben, Thorsten und Lukas herein. „Ist er schon wach?“, fragte Ben. Andrea schüttelte den Kopf. „Nein noch nicht, aber der Arzt meint, es dauert nicht mehr lange.“, erklärte sie. „Gut… dann kann ich ihm noch was sagen. Denn ich habe gehört, dass die letzten Worte im Koma sehr viel bewirken können. Das würde ich aber gern allein machen…bitte…“, meinte Ben leise. Thorsten und Lukas verschwanden. Andrea gab Semir einen Kuss und verließ ebenfalls den Raum.


    Ben ließ sich am Bett seines Freundes nieder. „Man, hast du Scheiße gebaut. Semir… ich dachte echt, du wärst erfahren genug, um zu wissen, dass man Psychopaten nicht so einfach überwältigen kann. Na was soll's, Brehmer ist tot und du hat es auch fast geschafft. Nur bevor du deine Augen öffnest, will ich dir noch was sagen. Ich warne dich… angeblich sollen 70 % der Komapatienten ihr Leben hier vergessen haben, wenn sie aufwachen. Ich sagte dir eins… du hast eine Frau eine Tochter und wirst in Kürze Vater. Also blamier mich nicht und halt deine Göttin in den Armen, klar? Vergiss sie nicht… Andrea ist wirklich eine Göttin. Deine Göttin. Sie ist die wundervollste Person, die ich kenne und ehrlich gesagt, du hast sie nicht verdient. So leichtsinnig, wie du mit dem Leben umgehst. Aber gut… sie liebt dich und du liebst sie. Ach ja… ich bin Ben...dein Partner und dein bester Freund. Außerdem hab ich die Kollegen Thorsten und Lukas bei mir. Was gibt es noch? Nun….die Chefin, die Kollegen alle warten nur auf dich. Von daher… mach die Augen auf und sei verdammt noch mal der Alte.“, redete Ben ohne Pause. Andrea kam zurück. „Ist er wach?“, war sie es nun, die fragte. „Nein… aber es scheint, als ist er gerade dabei. Er hat eben gezuckt…mit dem Lidern. Das macht der immer, wenn er wach wird... das weiß ich aus einigen Fällen, wo wir das Schlafzimmer geteilt haben… Da hab ich ihn nämlich beobachtet und das war ziemlich lustig…“, meinte Ben nur und räumte den Platz an Semirs Bett. Andrea ließ sich nieder und griff die Hand. „mmmh…..“, machte Semir und schlug die Augen auf. Andrea sah erfreut zu Ben und dann zurück zu Semir. „Hey.. Schatz…“, sagte sie. Die Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Hallo….schöne….Begrüßung….“, kam von Semir. Als Andrea ihn küssen wollte zuckte er zurück. „Danke….das reicht… wer sind Sie?“, wollte Semir wissen. Andrea sah ihn erschrocken an. „Ich? Ich bin Andrea…deine Frau und die Mutter deiner Tochter und deines ungeborenen Sohnes…“, erklärte sie. Semir schloss die Augen und sah kurz zu Ben. „Nein….das sind Sie nicht…schöne Frau…Sie sind nicht meine Frau…“, widersprach Semir. Andrea sah Hilfe suchend zu Ben. Dieser hob die Schultern. „Aber ich bin deine Frau…Semir…. Du kannst mich nicht vergessen haben…bitte… das halte ich nicht aus…“, weinte Andrea bitterlich.


    Semir sah sie an. „Du bist Andrea, das weiß ich… aber … du bist nicht meine Frau… Du bist meine Göttin… Ich liebe dich…“, kam leise von ihm. Andrea verstand nichts mehr. „Du hast mich nicht vergessen? Du erkennst mich?“, fragte sie irritiert. „Ja sicher… das da hinten sind Ben, Thorsten und Lukas. Du bist meine Göttin und die Mutter meiner Tochter und meines ungeborenen Sohnes.“, nickte Semir müde. Dr. Lindström kam herein. „Oh…es scheint als findet hier gerade eine Party statt und wieder mal ohne mich…“, lachte er, als er sah, dass Semir wach war und die anderen regelrecht aus dem Häuschen waren. „Doc…er hat uns nicht vergessen. Er weiß, wer wir sind…“, freute sich Andrea und ließ den Tränen freien Lauf. Dr. Lindström lächelte zufrieden. „Dann wollen wir uns doch mal dem Patienten widmen. Wie geht es Ihnen, Herr Gerkhan?“, fragte er und überprüfte die nervlichen Funktionen von Semir. „Danke soweit gut… ich hatte einen Unfall oder?“, wollte Semir wissen. Dr. Lindström sah zu Andrea und Ben. „Ja…. Einen Unfall. Aber die Schäden sind behoben und Sie können sicher morgen schon auf die normale Station…“, lächelte er. „Frau Gerkhan… darf ich Sie mal kurz sprechen?“, bat er Andrea raus. „Ja sicher…“

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Frau Gerkhan, es scheint, als hat Ihr Mann die Erinnerungen an dem Vorfall vergessen. Das ist nicht weiter schlimm und ich halte es in diesem Fall sogar für sehr sinnvoll. Ich denke auch, wir sollten ihm nicht sagen, was vorgefallen ist, denn es könnte ihn zurückwerfen und den Heilungsprozess verlangsamen.“, ermahnte er sie. Andrea nickte. „Ja sicher… darf ich wieder rein?“, bat sie. „Ja sicher… ich muss eh noch die Wunden betrachten.“, meinte er und ging mit Andrea zurück. „… dieser Brehmer wurde auf der Flucht getötet…“, hörten sie gerade Thorsten reden. Erschrocken sah Andrea zu Dr. Lindström. „Dann bin ich angeschossen worden und Ben war stundenlang in einem Loch gefangen. Mann… da hatte ich ja wohl dann den besseren Part. Ich lag im weichen Bett…“, antwortete Semir und schloss die Augen. „Meine Herrschaften. Das reicht für heute… unser Patient muss sich noch etwas ausruhen. Außer seiner Frau bitte ich alle zu gehen.“, gebot der Arzt. Sofort standen die Männer herum auf und verließen den Raum. Nachdem Dr. Lindström die Untersuchungen abgeschlossen hatte ging auch er um sich den anderen Patienten zu widmen. Semir sah Andrea an. „Wie geht es meiner Göttin?“, fragte er leicht lächelnd. Andrea bemerkte dass er sehr erschöpft war. „Mir geht es sehr gut… und unserem Kleinen auch. Semir…komm bald wieder nach Hause... wir vermissen dich…“, sagte sie. „Ich möchte gern mit dir reden, aber… ich bin auch müde und…“, fing Semir an. Andrea nicke. „Schlaf du nur… ich bin nachher wieder bei dir.“, lächelte sie, küsste ihn und verschwand.


    Nach weiteren drei Wochen wurde Semir entlassen. Er ließ sich von Ben abholen und wurde zunächst in die PAST gebracht, wo alle Kollegen auf ihn warteten. Mit einen großen Band über der Tür auf dem „Herzlich Willkommen“ stand war seine Rückkehr perfekt. Kim Krüger stand wenige Meter vor ihm. „Semir…. Ich hoffe es geht Ihnen gut…“, sagte sie. „Ja danke… ich bin noch nicht ganz fit, aber für den Bürodienst reicht es.“, lächelte Semir leicht. „Das denke ich nicht. Sie sind weiterhin beurlaubt. Ich möchte Sie hier nicht vor dem nächsten 1. sehen. Also in drei Wochen. Erholen Sie sich und lassen Sie sich verwöhnen.“, lächelte Kim. „Aber Chefin… das sind drei Wochen…. Das ist zu viel…wirklich…“, stöhnte Semir, der scheinbar schon wieder voller Tatendrang war. „Nein sind es nicht. Sie werden sich vollständig auskurieren! Ende der Diskussion. Ben, Sie fahren Semir nach Hause und nehmen ihm die Autoschlüssel ab. Seine Frau darf und wird ihm keine geben.“, befahl Kim, drehte sich um und ging in ihr Büro. Semir sah flehend zu Ben. „Das tust du nicht, oder?“ fragte er zweifelnd. „Doch… weil ich habe die letzten Wochen hier einen Anschiss nach dem Anderen bekommen. Noch einen will ich nicht.“, grinste Ben. Nur murrend ließ Semir sich tatsächlich nach Hause fahren. Auch wenn er es nicht zugab, er genoss die Fürsorge die ihm Andrea zu Teil werden ließ mit vollen Zügen.


    „Andrea? Wo bist du denn? Ich habe Durst…“ klagte Semir als er zuhause auf dem Sofa lag. „Ja doch…gleich….“ Gab Andrea zurück. Semir sah wie sie in den Keller ging. Als sie zurück kam, hatte sie ein Geschenk in der Hand. „Was ist das denn?“ fragte Semir neugierig. „Das mein Schatz…ist mein Geschenk an dich…zu deinem Geburtstag, den du leider verschlafen hast..“ lächelte Andrea und reichte es ihm. „Whow…danke…“ Semir gab ihr einen dicken Kuss. Er packte es aus und hielt es hoch. Es war ein Modell seines BMWs. „Sieht klasse aus…“ strahlte er. Und dann las er was auf der Motorhaube stand. „Ich liebe dich über alles…pass immer auf dich auf…deine Andrea….“ las er vor. „Du bist die beste Frau für mich..“ strahlte Semir. Er zog Andrea an sich heran und küsste sie innig.



    Ende

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