Der Tod wohnt nebenan

  • Für heute hatte er Feierabend. Endlich... nach 21 harten Stunden im Dienst. Endlich Feierabend. Er wollte nur noch zurück zu seiner geliebten Familie. Hundemüde und seine ganzen Knochen spürend fuhr er die Autobahn entlang, immer im Strom der anderen Pendler mitschwimmend. Jetzt konnte ihn nichts mehr aufregen. Er ließ sich einfach treiben, hoffte, dass der stadteinwärts rollende Verkehr jetzt durch nichts behindert werden würde. Da kam auch schon seine Ausfahrt und schnell wurde der Blinker gesetzt. Geschafft... er war runter von der Autobahn, dieses, sein Jagdrevier, dass er heute wieder mit seinem Kollegen vor alle möglichen Verbrechern, Rasern und anderen Sündern verteidigen musste. Denn es war sein Beruf und den liebte und lebte er mit Leib und Seele. Er wollte auch nie was anderes machen, auch wenn er so manches Mal an den Rand des Todes geschliddert war, immer hatte er, meist dank seiner Kollegen und den hervorragenden Ärzten, die Kurve gekriegt. Doch letztes Mal, diese Sache im Kloster, sie war doch schon sehr knapp.


    Endlich erreichte er sein kleines Häuschen. Hier war seine Oase der Ruhe und des Friedens und bald schon würden hier noch mehr Kinderfüßchen zu hören sein. Seine Tochter fing jetzt langsam mit dem Laufen an und bald würde ihr Brüderchen dazu kommen. Er hoffte so sehr, dass es ein Sohn werden würde. Doch das stand noch in weiter Ferne. Als er die Tür aufschloss, hörte er schon die Stimme seiner Frau. „Semir?“, rief sie ihm fragend entgegen. Andreas Stimme klang fragend und fast schon erschrocken. Er lauschte kurz und hörte etwas rascheln. Hatte seine Frau Geheimnisse vor ihm? Kopfschüttelnd zog er sich seine Schuhe aus und schlurfte erschöpft ins Wohnzimmer. „Hallo Semir.“, lächelte ihn seine Frau vom Sofa aus an und er wusste nicht, aber sie sah aus, als hätte sie etwas zu verbergen. Er stand nur im Türrahmen und zog eine Augenbraue hoch. „Hallo mein Schatz.“, erwiderte er und zog seine Frau, als sie vor ihm stand, an sich und gab ihr einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Dann wischte er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und sah sie musternd an. „Hast du was?“, fragte sie, als sie diesen Blick spürte. Ertappt blickte Semir in ihre Augen. „Nö, alles bestens.“, gab er wieder und sah sich dann um. „Du siehst so geschafft aus.“, warf Andrea ein und löste sich aus seiner Umarmung. „Komm... ich mach dir was zu essen. Dusch inzwischen und dann können wir noch etwas türkisch kuscheln.“, lächelte sie. Das ließ sich Semir nicht zwei Mal sagen und schon war er auf dem Weg nach oben.


    David stand vor dem leblosen Körper, seine Hände waren mit ihrem Blut befleckt. Sein Atem, das Adrenalin gingen langsam wieder zurück und er sah in ihre schreckgeweiteten, starren und toten Augen. „Niemals wieder...“, flüsterte er. „Niemals wieder wirst du mich wegen eines anderen verlassen. Jetzt wird dich keiner haben.“, schrie er und fuchtelte mit seinem blutigen Zeigefinger herum. Doch dann setzte wieder die Realität bei ihm ein. Was hatte er getan? Es war doch klar, dass die Polizei ihn sofort verdächtigen würde. Es sei denn... Es sei denn, niemand würde die Leiche finden und sicher war es ein leichtes, die Spur so zu verfälschen, dass er nicht als Täter in Frage kam. Schnell machte sich der junge Mann an die Arbeit, holte eines der großen Bettlaken und fing an, die Leiche damit einzuhüllen. Dann schlug er in der Wohnung soweit alles kurz und klein. Jetzt musste er nur noch die Leiche loswerden. David wickelte den Körper in einem Bettlaken und stopfte alles in einen dichten Sack. „So…meine Liebe… du wirst jetzt deine letzte Reise antreten. Schade, dass du es nicht mehr siehst. Ich werde sehr um dich trauern… Du, die du meine Frau bist…oder besser gesagt warst… Natürlich werde ich, gleich nachdem du weg bist, die Polizei rufen… und den sorgenvollen Ehemann spielen…“, lachte er irre. Den Körper legte er in den Kofferraum und fuhr einfach weg. Auf der A 1 waren viele Parkplätze, die er kannte und er wusste, dass viele nicht mehr belebt waren. Nur eine halbe Stunde später war der Körper von Anja entsorgt. Er reinigte seinen Wagen gründlich und fuhr dann noch eine Weile herum, bevor er nach Hause fuhr. Vor dem Haus schloss er seinen Wagen ab und schaute zum Nachbarn rüber. War der nicht Bulle? Was wäre wenn….ja….David gestand es sich zwar nicht zu, aber er mochte besonders die Ehefrau von diesem Kerl. Sie war so süß und wie sie für die kleine Tochter sorgte…so musste eine Ehefrau sein.


    Semir lag in Andreas Armen und genoss die Zärtlichkeiten von ihr. „Ohhhh das tut gut…“, stöhnte er gekonnt. „Ja ich weiß…du liebst das türkische kuscheln…“, lachte Andrea und küsste ihn. „Na komm, du brauchst eine Massage…“, meinte sie dann. Sie stand auf und Semir legte sich lang auf die Couch. Andrea zog ihm das Shirt hoch und fing an den Körper zu kneten. An der Schulter war es sehr verhärtet und Andrea machte sich etwas Sorgen. „Semir… da sollte mal ein Fachmann ran. Das ist alles völlig verspannt…Bald kannst du deinen Kopf gar nicht mehr bewegen.“, gab sie zu bedenken. „du bist die beste Medizin.. Andrea… ich liebe dich…“ säuselte er. In diesem Augenblick, wo er völlig abschalten konnte, gellte ein Schrei durch den Garten. Sofort sprang Semir auf. „Andrea!! Bleib hier!!“, befahl er. Ohne sich die Schuhe oder das Shirt anzuziehen rannte er raus. Auf halbem Wege kam ihn der Nachbar entgegen. „Herr Brehmer? Was ist denn los?“, fragte er sofort und hielt den Mann der scheinbar völlig aufgelöst war fest. „Meine Wohnung….mein Haus….meine … meine Frau….ich…“, stammelte der Mann. „Ganz ruhig…. Beruhigen Sie sich…sagen Sie mir, was passiert ist..“ sprach Semir beruhigend auf ihn ein. „Mein haus…alles kaputt… und Blut…überall Blut…“, stammelte der Mann weiter. „Herr Brehmer…wo ist Ihre Frau?“, harkte Semir sofort nach. „Sie…sie…ich…weiß nicht…sie ist…nicht da…“, kam völlig verwirrt von dem Mann. „Okay.. kommen Sie erst einmal zu uns rein. Ich werde dann rüber gehen und nach dem Rechten sehen…“, schlug Semir vor. David Brehmer nickte. Semir brachte ihn zu Andrea. Diese sah den Beiden erstaunt entgegen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Was ist denn passiert?“, fragte Andrea. „Einbruch…ich geh rüber. Ruf du die Kollegen!“, befahl Semir und rannte wieder raus. „Setzen Sie sich erst einmal Herr Brehmer….Sie sehen ja schrecklich aus.“, sprach Andrea auf ihn ein. „Mein Gott… meine Frau…ich weiß nicht, wo sie ist…ich habe Angst.. Da drüben… überall war Blut. Ich habe Angst, dass es von ihr ist..“ David Brehmer schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu weinen. Andrea fühlte sich unwohl. Wie sollte sie nun reagieren? Sollte sie ihn in den Arm nehmen? Oder war es zu aufdringlich? Der Mann trauerte extrem und vielleicht tat eine Umarmung doch gut. „Hey… vielleicht ist sie nur bei einer Freundin…“, tröstete sie ihn. „Nein….sie ….ich weiß es…ich fühle es…sie ist tot…Gott wäre ich doch nur früher zuhause gewesen… Aber der Stau…ich…ich kann nicht mehr denken…“, weinte David. Der Körper schüttelte sich und der Mann schluchzte dermaßen, dass Andrea ihn nur ansah. Sie wünschte, dass Semir und die Kollegen schnell kamen. Ihr Wunsch erfüllte sich. Semir kam mit einem entsetzen Ausdruck im Gesicht zurück. „Die Wohnung ist ein Trümmerfeld.“, berichtete er. „Er sagte, dass seine Frau allein war…hoffentlich lebt sie noch.“, kam leise von ihr. „Ich muss leider sagen, dass ich Schlimmeres befürchte. Es sei denn, der oder die Täter haben sich so verletzt. Sind die Kollegen informiert?“, fragte Semir und ließ sich in den Sessel fallen. „Ja…sie kommen sicher gleich…“ nickte Andrea. „Er ist völlig fertig…“, erklärte sie, als Semir auf David Brehmer sah. „Das wäre ich auch. Hast du auch einen Notarzt bestellt?“, harkte er nach. „Ja sicher…du kennst mich doch…“, lächelte Andrea. Immer noch war das Weinen von David Brehmer zu hören.


    Die Kollegen, der Notarzt und auch Hartmut kamen schnell und gingen sofort an ihre Arbeit, als Semir ihnen zeigte, welches Haus es war. Auch die Kripo aus Köln, zwei nette Kollegen, die Semir seit der Polizeischule kannte, war an der Arbeit und befragte den Ehemann, David Brehmer zur Tat oder besser zu dem, was passiert war. Kriminaloberkommissar Thorsten Ehrenberg und sein Kollege Kriminalkommissar Lukas Riemann saßen David gegenüber und löcherten ihn mit allen möglichen Fragen. „Wie lange sind sie beide schon verheiratet?“, wollte Thorsten wissen und sah mit skeptischem Blick zu dem Mann rüber, der gerade einmal um die dreißig sein dürfte. „Anderthalb Jahre...“, schluchzte David und knetete seine Hände. „Was hat denn ihre Frau beruflich gemacht? Oder was machen sie denn beruflich?“, wollte Lukas wissen und stand etwas schräg hinter David. Dieser drehte sich um, sah mit seinen roten Augen den Kriminalbeamten an. „Was hat das jetzt mit dem Verschwinden meiner Frau zu tun?“, schrie er. „Ich will, dass sie meine Frau finden. Was interessiert es da, welchen Beruf sie hatte? Oder wollen sie damit sagen, sie suchen jetzt nur nach Berufen? Wenn es eine Bankiersfrau war, wird sie mit aufwendigeren Mitteln gesucht, als wenn sie Krankenschwester war?“, warf David den Kriminalbeamten vor. Diese ließen die harschen Worte über sich ergehen. Sie wussten aus Erfahrung, dass dies nur eine Schockreaktion war. Typisch für so einen Unglücksfall. „David, die beiden müssen ihnen solche Fragen stellen.“, beruhigte Andrea ihn und hatte ihren Arm immer noch über die Schultern des jungen Mannes gelegt, der dies, das sah sie aber nicht, sichtlich genoss.


    Semir sah sich derweil im Haus von David und Anja sehr genau um. Alles war zerschlagen, so als hätte jemand eine Mordswut gehabt. Die Schubladen waren herausgerissen und der Inhalt auf den Boden geworfen. Es sah aus, als habe hier eine Bombe eingeschlagen. „Und Hartmut... hast du schon was gefunden?“, wollte Semir wissen und merkte nicht, wie er sich gerade in den Fall der städtischen Kollegen einmischte. „Semir... ermittelst du in dem Fall?“, kam es von Lukas, der gerade hinter ihm auftauchte und antwortete, ehe Hartmut einen Piepser tun konnte. Ertappt drehte er sich zu seinem Kollegen um und sah ihn mit verschmitztem Lächeln an. „Nein, aber man kann ja mal fragen.“, lächelte er nur und trat einen Schritt beiseite, als der Kommissar sich an Hartmut wandte. „Nun, Herr Freund... was haben sie herausgefunden?“, wollte Lukas wissen und sah sich mit akribischem Blick in der Wohnung um. Hartmut sah auf und kam aus der Hocke hoch. „Wir haben sehr viele Fingerabdrücke gefunden, allerdings vermute ich, dass die meisten vom Ehepaar Brehmer stammen werden. Ansonsten... keine Einbruchsspuren, keine Kratzer am Fensterrahmen oder am Türschloss. Also für mich sieht das nicht gerade nach einem typischen Einbruch aus.“, erwiderte der Techniker und sah den Kommissar der Kripo an. Dieser nickte nachdenklich und biss sich auf die Unterlippe. Ein Verhalten, was er schon immer bei Semir beobachten konnte.


    ...

  • „Vielleicht...“, begann Riemann und massierte sich die Stirn. „Vielleicht standen die Einbrecher vor der Tür, klingelten und Frau Brehmer öffnete die Tür. Sie stießen sie hinein und der Menge an Blut zu urteilen, müssen sie ihr ziemlich zugesetzt haben.“, mutmaßte er und ging zur Tür, Semir und Hartmut folgten ihm. Sie standen vor der Haustür, die eine großzügige Glasfront hatte. „Sie müsste sie aber gesehen haben... wenn sie maskiert waren.“, gab Hartmut zu bedenken und sah Semir an. Dieser nickte nur. „Was sagt denn der Ehemann?“, kam es wieder einmischend von Semir. Lukas lachte. „Er sagt, er ist nach Hause gekommen und hat die Wohnung verwüstet vorgefunden... aber das muss er dir doch erzählt haben, oder?“, fragte Lukas gerade und brach den Informationsfluss ab. „Ja stimmt...“, lachte Semir nur und die beiden gingen dann zurück ins Haus von Semir und Andrea, wo David gerade vom Notarzt untersucht wurde. Andrea sah auf, als ihr Mann zur Tür rein kam und sofort fiel ihr dieser eindeutige Blick in den Augen ihres geliebten Göttergatten auf. Er war vielsagend. Der Abend war gelaufen. Nichts mit türkisch kuscheln oder einfach nur ausruhen und erholen, denn David Brehmer machte keine Anstalten zu gehen. „Herr Brehmer…haben Sie jemanden, der sich um Sie kümmern kann?“, wollte Semir wissen, als die Kollegen fertig waren. „Meine Schwester.. ich… ich hab irgendwo in der Wohnung…ihre Nummer..“, schluchzte der Mann. Semir nickte. „Ist es im Telefon gespeichert?“, harkte er nach. David nickte. „Ja… unter Winderburg…sie wird mich holen…“, gab er leise von sich. Das Beruhigungsmittel des Arztes schien endlich zu wirken. Semir verschwand und kam zehn Minuten später wieder. Weitere dreißig Minuten später klingelte es an der Tür. Isabelle Winderburg stellte sich vor. Nachdem Semir der Frau noch einmal alles erklärte fuhren David und Isabelle gegen zwei Uhr nachts ab. Endlich war die Nacht für Andrea und Semir angebrochen.


    Laura Vohwinkel war gegen acht am nächsten Morgen auf der A1 unterwegs. Sie hatte eine leichte Blasenentzündung und musste den nächsten Parkplatz aufsuchen um dem Bedürfnis nachzukommen. Auch wenn sie wusste, dass es eigentlich sinnlos war. Sie hielt an und stieg aus dem Wagen. Der Druck wurde schlimmer. Nur wenige Meter war das Toilettenhäuschen entfernt. Laura ging schnell mit verkniffenem Gesicht rein und erledigte die Qual. Laura wusch sich die Hände und sah das kein Papier im Spender war. „Na super…auch okay….“, stöhnte sie und schüttelte die Hände trocken. Dann betrat sie wieder den Platz. Es war ein schöner Morgen und sie hatte in den letzten Tagen wenig Zeit das Wetter zu genießen. Warum sollte sie nicht einen kleinen Spaziergang machen? Sie müsste gleich eh wieder auf die Toilette. Aber ein kleiner anregender Spaziergang war doch in Ordnung. So streifte sie an dem Grünstreifen entlang. Die Sonne stand zwar noch recht tief, aber sie wärmte schon sehr schön. Laura zog ihren Pullover aus und legte ihn sich um die Hüften. Etwas zog ihre Aufmerksamkeit an. Dort lag doch was im Gras? Hat man wieder den Müll einfach so entsorgt, obwohl der Müllcontainer gar nicht so weit entfernt war? Laura hatte etwas gegen diese Umweltverschmutzer. Sie ging näher heran und sah dann, dass sich in dem Sack sicher kein Müll befand. Ein Arm schaute heraus. Laura schlug die Hand vor dem Mund. Mit weit aufgerissenen Augen stand sie da…. Unfähig sich zu rühren. Es dauerte eine Weile bis sie wieder in die Realität zurückfand. Mit zitternden Händen griff sie zum Handy und rief die Polizei an.


    „So meine Süßen…. Ich muss mal wieder die Welt retten…“, verabschiedete Semir sich. „Vergiss nur nicht, wieder zu kommen.“, lachte Andrea und küsste ihren Mann. Doch er saß noch nicht einmal richtig in seinem Wagen als das Funkgerät bereits plärrte. „Cobra 11 für Zentrale!“, hörte er. Er lächelte gequält zu Andrea und meldete sich. „Ich höre. Was gibt es?“, fragte er. „Leichenfund bei KM 389 auf der A1. Eine Fußgängerin hat eine weiblichen Torso gefunden.“, gab der Kollege durch. „Verstanden. Was ist mit Ben?“, harkte Semir nach. „Der meldet sich nicht.“, war die Antwort. „Ich klingele ihn aus dem Bett.“, grinste Semir und freute sich bereits darauf seinem Kollegen eiskaltes Wasser ins Gesicht zu schütten. Mit diesen Gedanken hielt er dann auch vor der Tür von Bens Wohnung. Semir besaß einen Schlüssel und damit war die Überraschung auf seiner Seite. Leise schlich er die Treppe hoch und stand dann vor der Tür. Gerade als er den Schlüssel ins Schloss steckte wurde sie von innen aufgerissen. „AAAAH!!“, erschrak Semir sich was nun wieder ein breites Grinsen in Bens Gesicht zauberte. „Heute nicht… mein Lieber….“, lachte er seinen Kollegen an. „Mann…. Ich hätte einen Herzinfarkt bekommen können. Ich bin doch nicht mehr der Jüngste.“, kam empört von Semir. Doch dann musste auch er grinsen. „Okay….2:1 für mich… Wir haben eine Leiche an der A1… und ich hab eine verdammt kurze Nacht hinter mir.“, stöhnte Semir und ging mit Ben gemeinsam zum Auto

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Ohhh... hat Andrea dir etwa wieder einen Vortrag über das lange Arbeiten gehalten?“, lachte Ben und sah zu seinem Partner rüber. „Sehr witzig...“, zischte Semir nur und sah zu Ben rüber. Sein breites Grinsen war nicht zu übersehen. „Bei unserem Nachbar wurde eingebrochen und seine Frau scheint verschwunden zu sein. In der Wohnung war Blut und nun ist er zu uns gekommen und hat die halbe Nacht auf meiner Couch verbracht.“, erzählte Semir genervt, was Ben zu einem noch größeren Lachen verleiten ließ. „Siehst du, ich habe dir immer gesagt, du bist zu großmütig.“, erwiderte er. Doch dann wurde er wieder ernst. „Was meinen die Kollegen dazu?“, wollte Ben dann wissen und sah erneut zu Semir rüber. „Sie gehen davon aus, dass es Einbrecher waren, die vor dem Haus standen, klingelten und sich so Zugang zum Haus verschafften.“, erklärte Semir mit einem eher ungläubigen Blick. „Und du glaubst nicht daran?“, kam es von Ben, da er den Zweifel in Semirs Stimme hören konnte. Dieser wippte mit seinem Kopf hin und her. „Ich weiß es nicht, Ben.“, entgegnete der Deutschtürke. „Wer ermittelt denn in diesem Fall?“ „Thorsten Ehrenberg und Lukas Riemann... ich kenn die beiden schon seit der Polizeischule.“, entgegnete Semir. Ben sah ihn kritisch an. „Heißt das, die sind genauso schlimm wie du?“, stichelte Ben lachend. „Was heißt hier schlimm?“, protestierte Semir und sah Ben mit aufgerissenen Augen an. „Arbeitswütig.“, präzisierte der junge Hauptkommissar. „Ähhh...“, kam es nur von Semir und endlich erreichten sie den Parkplatz.


    Sofort ging Semir auf den Doc zu, der neben dem Leichenfund kniete, sein Klemmbrett auf dem Oberschenkel ruhend und sich alles notierte, was er auf den ersten Blick feststellen konnte. „Hallo Semir.“, meinte er, ohne sich umzudrehen. Semir erstarrte. „Wie... Woher konntest du wissen, dass ich es bin?“, stammelte er nur und kam nun an den Doc heran. „Dein typisches Rasierwasser und die Tatsache, dass der Wind es in meine Richtung weht, haben dich angekündigt.“, lachte der Pathologe und erhob sich. „Kannst du mir schon was sagen.. wie ist sie zu Tode gekommen?“, wollte der Hauptkommissar wissen und blickte sich um. Gut, die Kollegen aus der Stadt waren noch nicht zu sehen. Dann sah er wieder zum Pathologen. Dieser zog eine nachdenkliche Schnute und tippte sich mit seinem Kugelschreiber gegen sein Kinn. „Hm... also pass auf. Die Wunde auf dem Kopf lässt auf einen stumpfen Gegenstand mit Rillen schließen. Ich tippe mal, auf eine Statue mit Treppensockel oder einen Fleischerhammer. Der Täter muss ziemlich kräftig gewesen sein oder er hatte eine Mordswut auf die Frau. Zudem hat er ihr noch scheinbar mit Gewalt etwas vom Ringfinger gezogen.“, erklärte der Gerichtsmediziner und deutete auf die verblasste Stelle an der rechten Hand. Semir sah deutlich hin. „Könnte es ein Ehering gewesen sein?“, kam es von ihm. „Sicher... oder ein Verlobungsring. Eins ist sicher, er hat ihr dabei den Finger gebrochen, als er ihn abzog. Aber alles andere dann später.“, verabschiedete sich der Doc und ging an Ben vorbei, der gerade mit der Zeugenbefragung fertig war.


    „So... die Frau war nur auf Toilette und wollte dann einen Spaziergang machen. Dann ist sie hier über diesen Torso gestolpert quasi... wollte ihn aufheben, weil sie dachte, es sei Müll.“ „So hat man sie auch hingeworfen... als sei sie Müll.“, meinte Semir schwermütig und sah dann die junge Frau an. Dann hörte er das Klappen einer Autotüre und sah zur Straße hinüber. „Oh... die Kollegen aus der Stadt. So schnell hab ich sie eigentlich nicht erwartet.“, meinte er und sah Ben an. „Wie? Du willst dir den Fall wegnehmen lassen?“, fragte Ben fast entsetzt, als er das Gesicht von Semir sah. „Es ist unser Revier, Semir. Die Autobahn gehört zu uns. Schließlich heißt es, ihr Revier ist die Autobahn.“, witzelte Ben und Semir musste lachen. „Warum eigentlich nicht. Ich rede mit ihnen. Vielleicht lassen sie uns ja mitermitteln.“, meinte Semir und schritt mit Ben auf die beiden zu. „Mitermitteln?“, kam von Ben enttäuscht. „Ja sicher… ich mach das nicht allein… lass die Jungs in der Stadt machen und wir auf der Autobahn.“, lachte Semir. Schon standen sich die beiden Teams gegenüber. „Hallo Thorsten…Lukas… habt ihr also zum Tatort gefunden…“, begrüßte Semir die Beiden. Ben lachte. „Wir sind sehr versteckt…schon 500 Meter vor uns stehen drei Schilder….Semir. Das finden sogar die Kollegen aus der Stadt…“, meinte er nur und ergriff die Hände der Beiden Kollegen. „Das ist Ben Jäger… mein Lehrling….“, erklärte Semir.. „Lehrling? Bekommt er denn Gefahrenzulage?“, wollte Thorsten wissen. „Was? Quatsch…. Ich bekomme sogenanntes Nervgeld…“, lachte Semir. „So Schluss jetzt mit dem Geplänkel. Was habt ihr?“, mischte sich Lukas ein. „Leichenfund und zwar da unten. Meine Vermutung ist dahin gehend dass es sich um Anja Brehmer handelt.“, erklärte Semir und deutete in die Richtung, wo noch vor zwei Minuten er und der Doc gestanden hatten.


    ...

  • Andrea machte ihren Haushalt. Sie spürte Übelkeit aufkommen und hing schon über die Schüssel. Nach wenigen Augenblicken war es vorbei. „Man, du machst mir ganz schön zu schaffen.“, sagte sie und streichelte ihren Bauch. Noch war nichts zu sehen, aber sie wusste das dort etwas wuchs. Wie gut, dass Semir nicht wusste, was in wenigen Wochen an seinem Geburtstag passieren sollte. Nur Ben und Susanne waren eingeweiht. Ben musste schwören nichts zu verraten und meinte nur lachend, dass er demnächst am besten seinen Mund verschließen lässt. So oft wie er nun schon schwören müsste. Nichts von der Schwangerschaft verlauten lassen, nichts von der Überraschung für Semir, nichts von der Party…. Andrea sah sich um. Aida musste gleich in die Krabbelgruppe und dann konnte sie noch mal im Club vorbei schauen. Sie war an die Kinder so gewöhnt und nun musste sie es vermutlich aufgeben. Mit zwei Kindern war es sicher nicht machbar, nebenbei noch den Job zu machen. Außerdem wollte sie dann nur für die Kinder da sein. Und für Semir. Sie waren nun schon sieben Jahre verheiratet… sieben Jahre… das verflixte 7. Jahr. Andrea bekam Panik. Sagte man nicht im verflixten 7. Jahr werden 65 % der Ehen einer schweren Krise unterzogen? Sie wollte nicht, dass es in der Ehe von ihr und Semir. Gerade jetzt, wo sie so glücklich waren, wo sie doch vielleicht einen kleinen Semir erwarteten. Nicht jetzt…flehte sie regelrecht.


    David sah in den Spiegel. „Das hast du gut hinbekommen, Alter. Der perfekte trauernde Ehemann…“, lobte er sein Spiegelbild. „Hast du was gesagt, David?“, hörte er seine Schwester rufen. „Nein.. alles okay…danke…“, wiegelte er sofort ab. „Komm, das Frühstück ist fertig.“, rief Isabelle. „Ja sicher.. ich komme gleich Schwesterherz…“, rief er zurück, wusch sich und verließ das Bad. „Wie geht es dir heute?“, wollte Isabelle wissen. Sie war besorgt. „Mir geht es soweit gut…ich konnte zwar nicht schlafen, aber… ich meine…Anja…ich vermisse sie so…“, kam klagend von ihm. Sofort schossen die Tränen und Isabelle nahm ihn in den Arm. David ließ es geschehen. Seine Schwester musste davon ausgehen, dass seine Trauer echt war. „Du tust mir so leid. Ich würde dir gern helfen, aber…David…ich kann nicht. Anja war so jung und…ihr wart erst…Wo warst du gestern als es…passierte?“, wollte sie plötzlich wissen. „Ich? Ich war auf einem Termin. Gott ich wollte diesen Termin absagen, aber…Anja bestand darauf, dass ich hinfahre. Es bedeutete für uns ja auch Geld. Und ausgerechnet in dieser Zeit… war der Mistkerl…bei ihr und…und…“, erzählte er und fing an zu zittern. „Du Armer… bleib solange du willst. Ich werde für dich da sein…“, versprach sie.


    Lukas und Thorsten gingen mit Ben und Semir zur abgedeckten Leiche hinunter und Lukas hob das Tuch hoch. Angewidert drehte er sich weg und deckte das arme Mädchen wieder zu. „Man... was für ein Typ macht so etwas?“, stieß der Kripobeamte aus. Dann sah er zu den beiden Autobahnpolizisten. „Okay, was habt ihr bis jetzt?“, wollte er wissen, doch Semir und Ben sahen sich nur an. „Kommt schon Leute, ihr ward als erste hier und der Doc ist schon weg... Außerdem, wenn es sich um Anja Brehmer handelt, ist es sowieso unser Fall und damit müsstet ihr eigentlich das Feld räumen.“, kam es leicht drohend von Thorsten. Ben sah den Mann, der einen Kopf kleiner als er war nur an und lächelte gekünzelt. „Was heißt eigentlich?“, fragte Ben. „Ohhh... ich hab mich falsch ausgedrückt.... ihr räumt das Feld und überlasst alles weitere hier uns.“, forderte Thorsten und verwies Ben auf den BMW von Semir. Dieser jedoch bemühte sich erst gar nicht, zu weichen und sah Thorsten nur abwartend an. Dieser blickte zu Semir. „Scheinbar brauchte dein Lehrling ein paar Manieren.“, fauchte Thorsten und sah Ben herausfordernd an. Doch der ließ sich nicht provozieren und grinste einfach. „Ihr Stadtbullen seit einfach zu arrogant.“, lachte er und fing sich einen bösen Blick der beiden Kollegen ein. „Warum sollten wir diesen Fall nicht gemeinsam lösen können?“, fragte Semir dann, um das Ganze nicht noch aus dem Ruder laufen zu lassen und die Stadtkollegen allzu sehr zu verärgern.

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  • „Hört mal... lasst uns doch einfach unseren Ergebnissen zusammen nachgehen und dann haben wir besserer Erfolgschancen.“, meinte Semir und sah, wie es in Thorstens und Lukas Kopf zu arbeiten begann. Sie sahen sich an, verständigten sich mit den Augen, als ob die Kollegen der Autobahnpolizei von einer gegnerischen Spionageseite wären. Lukas und Thorsten nickten ihren Kollegen zu. „Gut... dann lasst mal hören.“, forderte Lukas und sah Semir mit aufgeschlossenem Blick an. „Habt ihr Sachen, Geld, Portemonnaie oder sonst etwas bei ihr gefunden?“, wollte der Oberkommissar wissen. Ben atmete tief aus. „Nein... gar nix. Der Doc hat gesagt, dass sie mit einem stumpfen Gegenstand getötet wurde. Mehr aber noch nicht. Noch nicht einmal den Zeitpunkt des Todes.“, erklärte er. Seine Wut klang langsam ab und er gewöhnte sich an den Gedanken, diese Typen nun des Öfteren zu sehen. „Also gut... dann werden wir den Ehemann halt zur Gegenüberstellung holen müssen.“, meinte Lukas und strich sich durchs blonde, gegelte Haar. „Okay, dann fahren wir jetzt auf unsere Reviere und klären alles weitere... ich würde sagen, wir treffen uns immer um die Mittagszeit und kurz vor Feierabend, um die Ergebnisse zusammenzutragen.“, erklärte Thorsten und Semir war damit einverstanden. Ben notgedrungen auch und so trennten sich die Teams, jeder fuhr in sein Büro.


    Semir und Ben kamen in der PASt an und gingen in ihr Büro. „Toll... jetzt haben wir diese beiden Stadtbullen an der Backe... Semir, ich habe keine Lust, mit diesen arroganten Kerlen zusammenzuarbeiten.“, schnaubte Ben, als er sich in seinen Stuhl fallen ließ. „Ben... es sind Kollegen.“ „Semir, für sie sind wir doch nur die Laufburschen. Ich sehe das schon kommen... wir machen die Arbeit und die streichen die Lorbeeren ein, wenn der Fall abgeschlossen ist. Darauf hab ich echt kein Bock... ob du sie nun kennst oder nicht.“, zischte er und nahm die schon halb braune Banane von seinem Schreibtisch, schälte sie und biss hinein. Angewidert verzog Semir das Gesicht. „Wie kannst du das alte Ding nur essen? Das liegt schon seit drei Tagen hier in der Sonne.“, murrte Semir und sah, wie Ben immer und immer wieder hineinbiss. „Was denn? Ich habe Hunger.“, schnaubte er. Semir schüttelte nur den Kopf und machte sich dann an die Arbeit. Er versuchte über den Computer etwas über David Brehmer und seine Frau Anja herauszufinden. Doch da fand er nur den Verweis auf den Ehevertrag und die vor anderthalb Jahren geschlossene Ehe. Beide betrieben eine Werbeagentur, die Anja auf ihren Namen führte. Plötzlich fand er eine sehr interessante Klausel, die ihn neue Möglichkeiten eröffnete und den Fall in ein anderes Licht rückte.


    „Das ist ja interessant…“, murmelte Semir. Ben sah ihn an. „Was denn?“, wollte er wissen. „Ich hab hier den Ehevertrag gefunden. Dieser David Brehmer… er und seine Frau haben ihn abgeschlossen und sie hatten eine Werbeagentur. Und die wiederum lief nur auf ihren Namen. Und hier hat sie rein nehmen lassen, dass er leer ausgeht, sollte sie von ihm betrogen werden, oder aber er sich von ihr trennen sollte.“, las Semir vor. „Ja super… nun ist sie tot, ob er sie betrogen hat, wissen wir nicht. Und ein Tod ist doch wohl eine Trennung für immer oder?“, grinste Ben. „Nun ja…nicht ganz…hier steht zum Beispiel, dass er auch leer ausgeht, wenn sie eines gewaltsamen Todes stirbt…und das ist hier passiert…“, las Semir weiter. „Ja und wo ist dann das Motiv? Ich meine, sie ist gewaltsam gestorben. Damit ist er enterbt oder was?“, grinste Ben. „Ja sicher!!“, nickte Semir. „Semir… solche Eheverträge sind Gang und Gebe… wenn du danach gehst, dann kannst du die hälfte aller Ehemänner und auch Ehefrauen des Mordes verdächtigen. Das ist einfach nur ein Klausel. Das sagt gar nichts aus. Wenn er seine Frau umbringt bekommt er nix wenn er es nicht macht und sie stirbt zum Beispiel bei einem Autounfall, dann bekommt er auch nix. Wo ist denn sein Vorteil?“, wollte Ben wissen. Semir sah ihn enttäuscht an. „Weißt du, was ich so an dir mag?“, fragte er leicht angesäuert. Ben schüttelte den Kopf. „Woher denn?“, lachte Ben denn er wusste genau was nun kam. „Du kannst mir innerhalb Sekunden zerstören, was ich mir im Minuten zusammengesponnen habe… also gut... Mr. Neunmalklug… was meinst du denn, warum sie wenn sie es ist…“, Semir stockte. „Ja genau…wenn sie es ist. Wir wissen es immer noch nicht. Wir sollten uns mal zur Gerichtsmedizin begeben und nachfragen.“, meinte Ben, schnappte seine Jacke und verließ das Büro. Semir schüttelte den Kopf. „Klugscheißer..“, stieß er leise kaum hörbar aus.


    In einem anderen Büro saßen Thorsten und Lukas sich gegenüber. „Dieser Azubi von Semir, der ist mir ehrlich gesagt etwas zu alt für einen oder?“, grinste Lukas. Thorsten schüttelte den Kopf. „Du kennst doch Semir…. Das war sein Partner…er zieht ihn damit auf, weil er viel jünger ist als Semir selbst. Hast du den Gesichtsausdruck nicht gesehen… er ist fast auf ihn los gegangen. Aber er scheint mit dem Vorschlag von Semir nicht einverstanden zu sein. So sah es wenigstens aus.“, mutmaßte Thorsten. Lukas nickte. „Ja ich auch nicht. Seit wann lässt du dir einen Fall wegnehmen und dann von der Autobahnpolizei. Das sind Trottel…außer Semir natürlich. Ich finde, er sollte zu uns wechseln. Hier hat er doch viel bessere Chancen.“, meinte dieser. „Ich habe mir den Fall nicht weg genommen, sondern wir arbeiten zusammen. Los wir fahren mal zur Gerichtsmedizin, vielleicht können die uns was über die Tote sagen. Ach ja… und wir müssen diesen Brehmer noch abholen. Wenn es seine Frau ist, dann sollte er sie doch wohl identifizieren können.“, schlug Thorsten vor. Lukas nickte. Sie fuhren nach Lindweiler um David Brehmer abzuholen. Es dauerte nicht lange bis sie vor dem Haus waren. Isabelle öffnete die Tür. „Thorsten Ehrenberg, mein Kollege Lukas Riemann… wir sind von der Mordkommission Köln. Wir möchten zu Herrn Brehmer…“, stellte Thorsten sich vor.


    ...

  • David hörte seinen Namen und kam sofort zur Tür. „Hallo…. Was gibt es denn?“, fragte er nervös. „Herr Brehmer… Sie müssten uns begleiten… ähm….zur Gerichtsmedizin…“, kam leise von dem Polizisten. „Was?.... Warum?“, wollte David wissen und wirkte verstört. „Wir …also die Kollegen von der Autobahnpolizei…die haben eine Frauenleiche an einem der Rastplätze gefunden und…nun ja.. es lässt darauf schließen, dass es Ihre Frau sein könnte….Herr Brehmer...es ist nicht sicher, die Frau hatte keine Papiere bei sich, aber…es stimmt einiges und nur Sie können uns helfen…Fühlen Sie sich stark genug?“, fragte der Polizist. David nickte. „Ja sicher….aber … ich muss…sie mir ansehen?“, kam die bange Frage. „Ja das lässt sich leider nicht vermeiden… Wir müssen die Gewissheit haben.“, kam nun von dem zweiten Polizisten. David sah Isabelle an. „Ich weiß nicht….ob ich es schaffe.. ich meine…wenn sie es wirklich ist…ich …ich weiß nicht wie ich ….“, weinte er plötzlich. Sofort nahm Isabelle ihn in den Arm. „Darf ich vielleicht mitfahren?“, bat sie. Die Kommissare sahen sich nur an und dann wieder zu Isabelle. „Meinetwegen....“, entgegnete Thorsten und geleitete die beiden zum Wagen. Schnell setzte er sich auf den Beifahrersitz und Lukas ans Steuer. Kurz darauf befanden sie sich schon auf dem Weg in die Pathologie. Sie parkten den Wagen vor dem grauen Gebäude und gingen dann mit David und Isabelle in das Innere.


    Der Pathologe, Dr. Daniel Feldmann, ein junger, zynischer Kollege aus Halle, stand am Waschbecken und reinigte sich seine Finger. Auch wenn er Handschuhe trug, so war es ihm doch immer ein dringliches Bedürfnis, sich nach jeder Untersuchung die Hände zu waschen. „Ah... die Herren aus der Stadt bemühen sich ins Totenreich herab, um mich um Rat zu fragen.“, ging es los, als Dr. Feldmann die beiden Polizisten sah, doch dann erblickte er die beiden Besucher und sofort verstummte sein Zynismus. „Dr. Feldmann, das hier sind David Brehmer und Isabelle Winderburg. Wir wollen die Frauenleiche von heute Morgen zur Identifizierung sehen.“, forderte Lukas. David dachte, er hätte sich verhört. Frauenleiche von heute morgen... so banal war es für diese beiden Kommissare, dass seine Frau tot war. Sicher, er hatte sie umgebracht, aber immerhin war es doch seine Frau, die er drei Jahre lang umworben und dann für anderthalb Jahre ausgehalten hatte. Aber er hatte sie geliebt, wenn auch nur für kurze Zeit, doch er hatte sie geliebt. „Okay, mit der bin ich gerade fertig geworden...“, meinte Dr. Daniel Feldmann und ging mit den vier Personen zum Tisch rüber, wo unter einem flaschengrünen Tuch die Silhouette einer Frau zu erkennen, nicht mal ihr Kopf war erkennbar, sondern verdeckt. „Können wir dann?“, wollte der Pathologe wissen und sah in die Runde. Die Kommissare sahen zu David. Dieser starrte mit steinernem Blick auf die Decke und dachte, dass sie sich im nächsten Moment heben könnte.


    David sah den Pathologen an und dann wieder auf die verdeckte Frau. Im nächsten Moment wurde das Tuch vom Kopf gezogen und der Körper bis zu den Schultern frei gegeben. David erstarrte. Er musste jetzt gut schauspielern... hoffentlich bemerkte keiner was. „Ist das ihre Frau?“, wollte Thorsten wissen und beobachtete den Mann genau... seine Reaktionen, das war Polizeischule Lektion Eins, waren ungemein wichtig für den Kriminalbeamten, denn schließlich waren 70 Prozent aller Morde Beziehungstaten. Warum sollte es hier was anderes sein? „Ja... ja, das ist sie.“, schluchzte David und vergrub sein Gesicht wieder in seinen Händen. Man hörte nur noch das Schluchzen. Sofort nahm ihn Isabelle wieder in den Arm und drückte ihn fest an sich. Dr. Feldmann zog der Toten das Tuch wieder über den Kopf und ließ sie von zwei Pflegern in die Kühlkammer bringen. Thorsten bat Lukas, die beiden rauszubringen, damit er sich ungestört mit dem Doc unterhalten konnte. „Und?“, fragte der Kölner Kommissar. „Was und? Ach, du willst von mir die Ergebnisse haben.“, erwiderte der Pathologe. „Na für den Wetterbericht bist du ja wohl nicht zuständig.“, grinste Thorsten und hörte dann schon eine ihm vertraute Stimme vom Flur in die Halle dröhnen. „Oh nein, da sind ja schon die Kollegen.“, dachte er nur und drehte sich Richtung Tür um.


    „Ah Thorsten... ihr seid ja schon am arbeiten.”, begrüßte Semir den Kollegen. Ben nickte nur mit einem aufgesetzten Lächeln. „Allerdings... kann sich ja nicht jeder eine verlängerte Mittagspause so wie ihr leisten.“, stichelte er und sah Ben dabei etwas komisch an. „Was soll das denn heißen?“, fauchte dieser nur und tat einen Schritt auf Thorsten zu. „Ben... war doch nur ein Scherz.“, beruhigte Semir ihn und trat zwischen die Beiden, bevor der Doc noch zwei Opfer auf seinem Tisch hatte. „Wollt ihr jetzt wissen, woran sie gestorben ist oder euch lieber prügeln?“, fauchte er und hielt das Klemmbrett mit seinen Ergebnissen hoch. „Ich hatte meine Mittagspause nämlich noch nicht und würde dann gerne auch was essen gehen wollen.“ „Okay, dann lass doch mal hören.“, forderte Semir, um eine weitere Konfrontation Bens mit Thorsten zu vermeiden. „Also, wie ich euch bereits am Tatort sagte, ist ihr der Schädel eingeschlagen worden. Ich fand Porzellanstaub und kleine Reste in der Wunde. Mit der Statue lag ich also gar nicht so falsch.“, erklärte er. „Todeszeitpunkt?“, fragte Ben und sah auf die verdeckte Silhouette der Frau. „Etwa zwischen acht und neun Uhr gestern Abend. Noch etwas...“, meinte der Pathologe und ging etwas dichter an die Kommissare ran.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah den Arzt an. „Und was? Ich hab keinen Bock auf Rätselraten..“ murmelte er. „Die junge Frau hatte vor ihrem Ableben noch Sex…allerdings geschützt. Keine DNA zu finden. Gut…ist jetzt nichts besonderes, aber ich wollte es euch nur mitteilen.“, grinste Feldmann. „Danke Doc…“, murmelte Semir und sah seine Kollegen an. „Ach Moment...Abwehrverletzungen? Ich meine könnte sie vergewaltigt worden sein?“, wollte er noch wissen. „Nein…alles deutet darauf hin, das der Sex freiwillig vollzogen wurde.“, kam vom Doc, der sich ein Leberwurstbrötchen nahm und herzhaft reinbiss. Die Polizisten drehten sich angewidert um. „Wie kann man hier nur essen…?“, stöhnte Ben. „Hey… du isst doch auch an deinem Schreibtisch oder?“, maulte Feldmann. „Ja, aber da liegen keine Gedärme herum…“, konterte Ben. Semir grinste breit… „Außer die Fliegenleichen….“, lachte er. „Aber gut…. dann hat sie freiwillig Sex gehabt mit ihrem Mörder. Vielleicht hat der Mord dann doch….“, murmelte Ben nachdenklich um von seinem Schreibtisch abzulenken. Auch Thorsten und Lukas konnten sich dem Gedanken nicht entziehen.


    „Dürfen wir gehen?“, mischte sich Isabelle ein. Thorsten nickte. „Ja sicher… die Kollegen fahren Sie sicher gern nach Hause…nicht wahr, Semir?“, wandte sich Thorsten an den Deutschtürken. „Ja sicher…“, gab Semir zurück. Ihm eröffnete es die Möglichkeit sich mit David Brehmer zu unterhalten. Ben murrte zwar, aber er stieg mit ein. „Herr Brehmer….wann genau waren Sie zuhause?“, harkte Semir während der Fahrt nach. „Ich weiß nicht genau. Um Zehn oder so….Gott, dann war sie schon eine Stunde tot…meine geliebte Anja…wie soll es denn nun weiter gehen?“, weinte er. Semir warf Ben kurz einen Blick zu. „Herr Brehmer….wir müssten Ihren Wagen noch einmal untersuchen….“, bat Ben direkt. „Was? Warum? In dem Wagen war doch nur ich…“, kam verständnislos von David. „Es ist reine Routine.“, redete Semir sich raus und sah Ben fragend an. Was zum Teufel wollte er mit dem Wagen anstellen? Er hielt vor dem Haus von Winderburg. Isabelle stieg aus und David folgte ihr. „Ich ….ich werde morgen wieder zuhause sein…dann…wenn Sie wollen… können Sie sich den Wagen anschauen.“, erklärte er leise. Die Trauer war ihm anzusehen. Semir und Ben bedankten sich. Semir fuhr los. „Was willst du mit dem Wagen?“, fragte er Ben. Dieser grinste und sah aus dem Fenster. „Na sag schon!!“, forderte Semir ihn auf.


    Am Abend saß David im Wohnzimmer seiner Schwester. Er war so nervös. „Isabelle…ich fahre noch einmal kurz weg. Darf ich deinen Wagen haben? Ich muss raus…bitte.“, flehte er. Isabelle sah ihn an. „Ja sicher…aber bist du dir so sicher, dass du fahren kannst?“, wollte sie besorgt wissen. „Ja … ich ..ich will nur an den Rhein…ich will dort hin wo ich …mit Anja…wo ich sie kennen gelernt habe.“, stammelte er. Isabelle verstand ihn. „Ja sicher…du tust mir so unendlich Leid, David. Ich wünschte ich könnte dir helfen.“, kam leise von ihr. „Du tust es schon. Du lässt mich hier leben, du bist für mich da…ich liebe dich mein Schwesterherz…“, lächelte er ihr zu. Nach dem Abendessen fuhr er los. Erst fuhr er rastlos umher und stellte sich anschließend auf dem Parkplatz des Blücher Parks. Er stieg aus und ging zunächst ziellos umher. „Du hat mich doch betrogen!!“, hörte er plötzlich einen Mann sagen. „Nein…ich habe nichts getan…er hat…er hat mich…gezwungen…“, entgegnete eine Frau. Und genau dieser Satz war auch bei seiner Frau gefallen… kurz bevor er sie erschlug. Das Gesicht von David verfinsterte sich. Frauen…..sie sind so einfältig…dachte er verächtlich. David hatte nicht bemerkt, wie er verfolgt wurde. Langsam ging er einfach durch den Park... ziellos, doch immer wurde er verfolgt.


    Irgendwann ließ er sich auf eine Parkbank nieder. Er sah einfach vor sich her, merkte nicht, wie sich ein Mann zu ihm setzte und ihn ansah. „Herr David Brehmer.“, sprach er ihn an und sofort erschrak der Angesprochene, ruckte mit dem Kopf rum und sah in ein ziemlich fies grinsendes Gesicht. „Wer sind sie? Was wollen sie?“, fragte er und sah den Mann an, musterte ihn mit seinen erschrockenen Augen. Der Mann vor ihm trug einen schwarzen Rollkragenpulli, ein ebenso schwarzes Jackett und eine blaue Jeans, eigentlich sehr seriös wirkender Mann mit gestylten, dunkelbraunen Haaren. „Wer ich bin, wird ich ihnen sagen.“, fing der Mann an und holte aus seiner Tasche eine Schachteln Zigaretten, steckte sich eine in den Mund und suchte nach dem Feuerzeug. Schnell hatte er den Glimmstängel entzündet und sah David wieder mit seinen dunklen Augen an. David saß einfach da und wartete auf eine Erklärung des Mannes. „Ich bin derjenige, der für sie mehr als unangenehm werden kann, wenn ich nicht zufrieden gestellt werde.“, fing er an zu erklären und nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette. „Ich versteh nicht ganz.“, murmelte David und sah den Mann immer noch an. Seine Augen verrieten ihm jedoch, dass es nichts gutes war, was er von ihm wollte. „Sie verstehen gleich sehr gut. Ihre Frau... Anja... ich habe sie gekannt. Und nicht nur ich... ihre Kunden waren ganz zufrieden mit ihr. Die fragen sich allerdings, warum Anja nicht mehr kommt.“, meinte er leise und rutschte dichter an David heran. „Was...“ „Man, deine Puppe hat bei mir angeschafft.“, stieß der Fremde wütend aus und packte David am Kragen. „Und jetzt horch genau zu. Deine Anja hat Schulden bei mir gehabt... sie hat sie versucht abzuarbeiten, aber es fehlen noch 10.000 Euro. Machen wir es doch ganz einfach... du zahlst die Schulden deiner Frau und für mein Schweigen noch mal die gleiche Summe. Das wären dann 20.000 Euro.“, lachte der Mann und warf seinen Stummel achtlos auf den Weg ohne ihn auszutreten. „Was... Aber... Aber ich habe keine 20.000 Euro. Die Agentur läuft gerade nicht so gut, wie wir es uns vorgestellt hatten.“ „Ist das mein Problem? In drei Tagen will ich mein Geld oder die Polente kriegt einen heißen Tipp von mir, ist das klar?“, fauchte er und sah David mit funkelnden Augen an. Dieser nickte nur. „Gut... und damit du weißt, dass ich es ernst meine.“, zischte er und schlug mit seiner geballten Faust in David Magen. Dieser krümmte sich und ging stöhnend zu Boden. „Vergiss nicht... zu niemandem ein Wort.“, drohte der Mann und verschwand.

  • Thorsten und Lukas standen an ihrem Lieblingsstand und hatten einen to-go-Becher mit Kaffee vor der Nase. „Weißt du, vielleicht hat Ben recht und es war eine Beziehungstat.“, meinte Lukas und schlürfte aus seinem Becher. „Wenn, dann hat der Mann uns ein falsches Alibi genannt. Er war doch um zehn Uhr zu Hause und da war die Frau schon mindestens eine Stunde tot.“, erwiderte Thorsten und kratzte mit seinem Holzstäbchen den letzten Rest Milchschaum aus seinem Pappbecher. Immer nahm er lieber einen Latte Macchiato, als einen normalen Kaffee, so wie sein Partner. „Man, wieso trinkst du keinen normalen Kaffee, anstatt dieses italienische Gesöff?“, stichelte Lukas. Thorsten grinste nur. „Damit ich länger was davon habe. Außerdem kriege ich davon bestimmt kein Herzflimmern.“, lachte er und zog genüsslich den Schaum mit seinen Lippen vom Stäbchen. Lukas lachte nur und schüttelte den Kopf. „Wie gehen wir nun weiter vor?“, wollte er dann wissen. „Erst mal sollten wir die finanziellen und materiellen Gegebenheiten der beiden Eheleute überprüfen. Ich bin mir sicher, dass die Lösung des Falles irgendwo bei der Frau zu suchen ist.“, meinte er.


    Ben und Semir saßen in ihrem Wagen und warteten nun. „Okay, was denkst du und warum willst du den Wagen untersuchen?“, forderte Semir von seinem Partner. „Ich weiß nicht, aber irgendwas stört mich an diesem Kerl... Seine Trauer, ich meine... da stimmt was nicht Semir.“, meinte Ben nur. „Aha... und sonst geht’s dir gut, ja?“, fragte der Deutschtürke. „Semir... ich weiß, der Mann hat seine Frau verloren und ich weiß auch, dass jeder Mensch anders mit Trauer umgeht, aber ich will einfach auf Nummer sicher gehen. Kannst mich ja bei ihm absetzen und nach Hause fahren. Das schaff ich dann schon alleine.“, meinte Ben. Semir wollte gerade was erwidern, als sein Handy klingelte. Andreas Nummer und Bild erschien auf dem Display. „Andrea? Ist was passiert?“, fragte er sofort. „Nein….. ich wollte mich nur für die wunderschönen Blumen bedanken. Du lässt dir aber auch was einfallen…“, lachte Andrea. Semir sah zu Ben. „Ach so….die Blumen…na wenn sie dir gefallen…dann freut mich das…“, kam etwas verwundert von Semir. Er hatte seiner Frau noch nie Blumen geschenkt…warum auch… die verblühen und landen im Müll. Da kann man sie doch eher auf der Wiese betrachten, so dachte er jedenfalls darüber. „Ich liebe dich…bis später mein Schatz…“, verabschiedete er sich bei ihr.


    Ben sah seinen Partner an. „Du schenkst deiner Frau Blumen? Seit wann das denn?“, wollte er wissen. „Ja…das frag ich mich auch. Ich habe es nämlich nicht getan. So ein Unkraut will ich nicht in meinem Haus haben…“, murmelte Semir nachdenklich. „Ja, warum hast du dann gesagt, dass du es doch getan hast?“, harkte Ben nach. „Taktik….und Erfahrung…ich werde schon noch herausfinden, wer Andrea Blumen schickt… darauf kannst du dich verlassen… ich bin schließlich bei der Polizei!!“, empörte Semir sich. „Ja, stell dir vor, ich auch… also wie wollen wir es jetzt machen? Du suchst nach dem Verehrter deiner Frau und ich untersuche den Wagen?“, wollte Ben wissen. „Nein…der Blumensender muss warten. Wir werden uns das Auto gemeinsam ansehen. Aber ich denke, da werden wir nichts sehen.“, lachte Semir und lenkte in die Straße, wo er sofort vor seinem Haus hielt. Ben sah ihn verwundert an. „Und nun?“, fragte er verdutzt. „David Brehmer wohnt in der Nebenstraße. Das schaffst du doch sicher zu Fuß oder?“, lachte Semir und stieg aus. „Also….was für ein eifersüchtiger Kerl.“, murmelte Ben. Doch dann machte er sich auf den Weg. „Ich bin in einer halben Stunde wieder da!“, versprach er. Semir hob nur die Hand. Er schloss die Tür auf und wollte mit Andrea reden. Ob sie einen Liebhaber hatte? Sie war doch schwanger… betrog sie ihn? War das Kind am Ende gar nicht von ihm? Die Eifersucht schaukelte sich hoch. „Ganz ruhig…“, ermahnte er sich selbst.


    David blieb noch etwas sitzen, als der Mann gegangen war .Wie war das? Anja war eine Nutte? Eine dreckige Nutte? Konnte sie ihm das wirklich so gut verheimlichen? Er war ständig unterwegs und sie war allein. Ja sicher… das würde auch erklären, warum sie immer so abweisend zu ihm war. Er war lediglich ihr Alibi für ein anständiges Leben. Er war nur ein Hampelmann. Aber woher soll er nun die 20.000 Euro nehmen? Das Erbe bekam er nicht, solange die Polizei den Mord nicht aufgeklärt hatte. Und dann würde er auch leer ausgehen, weil er in den Knast kam. Dieser Kerl…was sagte er? Für da Schweigen 10.000 Euro. Die kann er sich sonst wo hin stecken. Wo zum Teufel kam der Kerl her? Er musste ihm gefolgt sein. Woher kannte er…ach ja… wenn er bei Anja war, dann hat er dort ein Bild gesehen. So muss es gewesen sein. Genau so… Also gut mein Freund… wir werden ja sehen wer am Ende gewinnt, dachte David sich. Dann machte er sich auf den Weg nach Hause. Erst zu seiner Schwester und die sollte ihn dann zu seinem Haus bringen. Er musste dort wohnen. Er war dort zuhause und er würde dort sicher auch etwas finden. Etwas aus Anjas Leben… aus ihren dreckigen Leben. Der Hass glühte in ihm. Wie konnte ihn seine eigene Frau so betrügen? David ging den Weg zurück, den er gekommen war, und stieg in den Wagen seiner Schwester. Mit gemischten Gefühlen fuhr er den ganzen Weg zurück. Er stellte den Wagen seiner Schwester ab und bat sie darum, dass sie ihn in sein Haus brachte. Sie ließ sich nicht lange darum bitten und beide kamen etwa zeitgleich mit Ben an.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • zu ostern ein weiterer Teil von mir:


    „Herr Brehmer... ich möchte jetzt gern ihren Wagen untersuchen.“, fing Ben an, als er aus dem Mercedes stieg. David sah ihn genervt an. „Muss das jetzt sein?“, murrte er und sah zu seiner Schwester. „Bitte Herr Jäger, mein Bruder braucht seine Ruhe... Hat das nicht noch Zeit bis morgen?“, fragte sie und nahm David schützend in den Arm. „Ja, das muss heute sein. Verstehen sie mich nicht falsch, aber sonst gehen uns etwaige Spuren verloren.“, erklärte Ben und schon zog er sich seine weißen Handschuhe an. Auf der Fahrt hierher hatte er Hartmut angerufen und dieser kam auch nur wenige Minuten später. „Okay, wo steht der Wagen?“, fragte Ben dann und ließ sich von David in die Garage führen. Hartmut folgte den beiden und brachte seine ganzen Utensilien mit. „Kann ich sie wenigstens alleine lassen? Ich fühle mich nicht so gut.“, meinte David und ließ sich von seiner Schwester ins Wohnzimmer bringen. „Okay Hartmut, dann fang mal an.“, forderte er vom rothaarigen Techniker. „Wonach soll ich denn suchen?“, wollte er wissen. „Alles... einfach alles, was in diesem Wagen war, will ich haben und du sollst es für mich finden.“, erwiderte er. „Okay, dann mach ich mich mal an die Arbeit.“, meinte Hartmut und fing an, das Auto mit Klebebandstreifen Zentimeter für Zentimeter abzukleben, während Ben sich im Schlafzimmer des Ehepaares umsah.


    Semir schloss seine Haustür auf und ging den Flur entlang, direkt ins Wohnzimmer, wo Aida auf dem Sofa saß und ihn mit ihren großen Augen ansah. Sie konnte zwar noch nicht sprechen, aber sie sah ihren Papa brabbelnd an. Beide, Semir und Andrea, rechneten jeden Tag damit, dass Aida anfing, zu sprechen. „Hallo mein Augenstern.“, meinte er liebevoll, nahm sie hoch und küsste seine Tochter auf die Wange. Sie gluckste zufrieden und griff nach Semirs Ohrläppchen. Grinsend sah sich Semir um und entdeckte sie dann... die Blumen. Nein, es waren Rosen. Zwölf Rosen standen dort in einer großen Vase auf dem Esstisch. „Na... wer Mama die wohl geschickt hat?“, fragte er seine Tochter und ging auf die Rosen zu. Aida griff mit der Hand nach den Blumen, doch Semir zog sie zärtlich zurück. Er selbst sah hinein. Hm... keine Karte, keine Hinweise auf sonst irgendwas. „Andrea?“, rief er dann durchs Haus und sah sich um. Doch keine Antwort. „Andrea?“ Wieder keine Antwort. Semir ging die ganzen Zimmer ab. Aber Andrea war nicht da. „Hm, seltsam... lässt uns Mama denn heute ganz alleine?“, fragte er seine Tochter und hörte dann etwas im Keller poltern. „Andrea?“, rief er runter und ging mit seinem kleinen Mädchen auf dem Arm in den Keller runter. Er sah um die Ecke und erblickte seine Frau dabei, wie sie etwas im großen Bauernschrank ihrer Großmutter versteckte. „Was machst du da?“, fragte er schnippisch. Sie erschrak und drehte sich um, stellte sich schützend vor den Schrank. „Semir? Man, du kannst mich doch nicht so erschrecken.“, lächelte sie ertappt, doch Semir sah sie mit einem eher skeptischem Blick an. Was versteckte seine Frau vor ihm?


    David saß nervös auf seiner Couch und dachte über das nach, was gerade hier passierte. Ein Polizist, das hörte er, war oben in seinem Schlafzimmer und sah sich um. Doch das war nicht das, was ihm im Kopf rum gingen. Dieser Mann im Park... wie kam Anja an solch einen Mann? Es konnte nur einer aus ihrer Zeit vor David sein. Was hatte sie damals erzählt? Sie wäre aus einem schlimmen Elternhaus gekommen? Ob das stimmte oder war es nur ein Tarnname dafür, dass sie schon immer anschaffen gegangen war? Er wusste noch genau, wie er seinen Schwiegereltern vorgestellt wurde. Beide erfolgreiche Unternehmer. Sie hatten David nie ganz akzeptiert, doch was würden sie sagen, wenn sie von der dunklen Seite ihrer Tochter erfahren würden? Ließe sich daher nicht das Geld besorgen? Das war es... sein Schwiegervater hatte ihnen auch das Geld für die Werbeagentur gegeben. Warum nicht auch bei ihm um einen Vorschuss erbitten. „David? Ist was mit dir?“, wollte Isabelle wissen und strich David vorsichtig über die Schultern. Dieser erschrak, völlig in Gedanken versunken. „Was? Nein... alles... alles gut.“, erwiderte er und stand auf. Gerade, als er gehen wollte, kam Ben die Treppe runter, hielt ihn am Arm fest. „Wo wollen sie hin?“, fragte er mit harschem Ton. „Was ich? Raus, was dagegen?“, schnaubte David zurück. „Allerdings.“, erwiderte der junge Hauptkommissar. Dann fiel der Blick des jungen Witwers auf das, was Ben dort in der Hand hatte. „Schauen sie... das habe ich im Wandschrank hinter den Kleidern ihrer Frau gefunden.“, meinte er und hielt eine Plastiktüte mit einer Menge Geldscheinen hoch.


    David sah sich das an. „Was soll das? Ist das Falschgeld?“, fragte er verwundert. „Nein… so sieht es nicht aus. Herr Brehmer…. Es lag ziemlich versteckt im Schrank. Vielleicht wusste der Einbrecher davon und wollte es haben. Das wäre ein sehr guter Grund, dass er sich mit ihrer Frau beschäftigte…“, mutmaßte Ben. Er beobachtete David sehr genau. Doch dieser zeigte keine Reaktion. „Woher sollte meine Frau denn soviel Geld haben…?“, fragte er verwirrt. „Das weiß ich nicht, aber wir sollten auf jeden Fall dieses Geld als Mordhintergrund betrachten. Sagen Sie… die Agentur, die Sie und Ihre Frau geleitet haben, lief oder läuft ja nicht besonders gut. Also können wir ausschließen, dass das Geld daher stammt. Soweit sind wir uns doch sicher einig oder?“, fragte Ben. David nickte. „Ich verstehe es nicht…ich meine das sind…es sieht zumindest verdammt viel aus.“, murmelte David nur. Ben nickte. „Ja…schätzungsweise sind es an die zwanzigtausend Euro. Aber genau ist es nicht abzuschätzen. Sie haben also keine Ahnung woher das Geld stammt?“, harkte Ben nach. „Nein… wirklich nicht…was passiert denn mit dem Geld? Ich meine, normalerweise würde es doch nun in meinen Besitz gehen oder?“, kam hoffnungsvoll von David. Ben lächelte. „Leider nein. Solange die Herkunft des Geldes geklärt ist, wird es sich es in der Asservatenkammer bequem machen. Sollte es sich herausstellen, dass alles in Ordnung ist wird es in die Erbmasse einfließen. Wie das Erbe aussieht und wer es erbt… nun ja… das wird dann ein Notar übernehmen.“, erklärte Ben weiter. Er nahm die Tasche und wandte sich zum gehen. „Herr Brehmer…Sie sollten auf jeden Fall erreichbar bleiben. Es könnte sein, das wir noch Fragen haben…“, lächelte Ben ihn an und verschwand.

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  • Andrea zog Semir zur Treppe hoch. „Na komm…hast du die Rosen gesehen...die sind sooo schön…absolut klasse… und sie duften…du bist einfach super…“, freute sich Andrea. „Was hast du denn da im Schrank gemacht?“, fragte Semir argwöhnisch. „Was? Ich? Nichts... ich hab nur was gesucht... aber hier ist es leider nicht…komm ich hab Hunger.“, lächelte Andrea und küsste ihn. „Ich muss gleich wieder raus. Wir sind gerade dabei, David Brehmer zu vernehmen.“, erklärte Semir etwas verwundert. Er war sich sicher, dass Andrea etwas versteckt hatte. Heute Abend würde er sich hier auf jeden Fall umsehen müssen. Was hatte Andrea zu verbergen? „Kommst du?“, rief Andrea ihn aus den Gedanken. „Ja sicher…. Aber ich hab nicht viel Zeit. Ben wartet und….“, meinte er weiter. Immer noch sah er zum Keller runter. Andrea bemerkte das natürlich. „Was hast du denn?“, lachte sie. „Nichts…alles gut…alles gut…“, wiegelte Semir ab. Er musste herausfinden, was dort los war….er musste wissen, was Andrea dort gemacht hatte. Musste er sich Sorgen machen? War sie ihm untreu? Woher kamen die Rosen? „War keine Karte in den Rosen?“, wollte er beiläufig wissen. „Nein… nur die Rosen. Sie riechen so schön.“, lachte Andrea. Es klingelte. „Ich geh schon…“, murmelte Semir und schlurfte zur Tür. „Ach Ben…“, kam von ihm. „Hier… hab ich gefunden…im Schrank bei Anja Brehmer.“, meinte sein Partner. Semir sah hinein. „Hmmm…ne ganze Menge Geld.“, murmelte Semir und sah sofort wieder zu dem Schrank in dem Andrea etwas versteckte. „Tja…David Brehmer kann nicht sagen, woher das Geld stammt. Es kann aber das Mordmotiv sein. Vielleicht wusste der Einbrecher von dem Geld und wollte es sich holen.“, mutmaßte Ben nachdenklich. „Ja könnte sein…“, kam von Semir. „Ich habe den Wagen von Brehmer in die KTU bringen lassen. Da muss was sein…Hartmut wird es sicher finden…“, versprach Ben. Semir nickte nur. „Ja sicher…..“, murmelte er. „Semir... hast du was?“, fragte sein Partner und sah dann, dass Semir immer wieder in Richtung Kellertür starrte. „Was... Nein, alles gut.“, erwiderte er nur und ging dann Richtung Haustür. „Kommst du?“, fragte er zu Ben. „Ähm, ich geh mal noch schnell...“, meinte Ben und deutete in Richtung Bad. „Okay, weißt ja, wo alles ist.“, kam nur von Semir und schon war er aus der Haustür verschwunden.


    Ben sah Semir hinterher und ging dann zu Andrea in die Küche. „Glaubst du, er ahnt etwas?“, fragte er leise flüsternd, als er neben ihr stand. Schelmisch grinsend sah Andrea Semirs Partner an. „Ich glaube, er ahnt etwas... er hätte mich beinahe mit seinem Geschenk überrascht.“, erwiderte sie und sah Ben an. „Hm, vielleicht solltest du es woanders verstecken. Dein Mann ist doch einer der neugierigsten Menschen, denen ich je begegnet bin und ich wette, er wird heute nacht auf Entdeckungstour gehen.“, mutmaßte Ben. Andrea nickte. „Du hast bestimmt Recht. Ich werde es gleich hoch auf den Dachboden bringen. Da sieht er nie nach. Die Spinnen sind ihm nicht geheuer.“, lachte sie. Ben grinste und ging dann zum Wagen zurück, ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und schnallte sich an. „Na, auch gut die Hände gewaschen?“, wollte Semir wissen. Der junge Hauptkommissar grinste nur. „Sicher doch... oder willst du es nachprüfen?“, fragte Ben und hielt Semir seine Hände vor die Nase. „Lass mal... also, wohin jetzt?“, wollte er wissen. Ben dachte nach. „Vielleicht zu unseren Kollegen. Mal gucken, was die schon rausgefunden haben.“, meinte Ben. Semir nickte und startete den Wagen.


    Thorsten und Lukas saßen in ihrem Büro und hatten die ganzen Vermögenswerte der Familie Brehmer auf dem Tisch zu liegen. Jeder einzelne Beleg der letzten Jahre drehten die Kommissare einzeln um, manche sogar zwei Mal, um ganz sicher zu gehen, dass sie nichts übersehen hatten. Selbst die einzelnen Versicherungsdokumente waren vor den Augen der Polizisten nicht sicher. Dabei machte Lukas eine interessante Entdeckung. „Thorsten, sieh mal hier... Ich hab hier die Lebensversicherungspolice der Frau gefunden.“, meinte er und sah dann zur Tür, als Ben und Semir ins Büro eintraten. „Hallo Jungs... na, fleißig beim Schnüffeln?“, lachte Ben mit einem leicht verächtlichen Unterton. Thorsten und sein Kollege sahen auf, grinsten nur und taten, als ob sie den Kommentar eben überhört hätten. „Kollege Ben... was führt euch denn zu uns in die Stadt. Ist doch nicht ganz euer Revier oder habt ihr euch verfahren?“, konterte Lukas genauso gut. Doch Thorsten hielt ihn weiter zurück. „Wir wollten hören, was ihr gefunden habt.“, mischte sich dann Semir ein, ehe Ben sich um Kopf und Kragen redete. „Und ob wir was gefunden haben... aber was ist mit euch?“, wollte Lukas wissen und sah Semir abwartend an. „Okay, dann machen wir einen Informationsaustausch... ihr sagt uns, was ihr wisst und wir sagen euch im Gegenzug, was wir herausgefunden haben.“, schlug er vor, obwohl er mit seinen Gedanken noch immer bei Andrea und den Blumen war. Wer konnte seine Frau nur Blumen schicken und dazu noch ein Dutzend Rosen? Schließlich waren das mit Abstand die teuersten Blumen.


    „Okay, also ich habe hier gerade die Lebensversicherung vor der Nase. Anja Brehmer hat eine Lebensversicherung über jegliche Art des Todes und über die stolze Summe von 125.000 Euro abgeschlossen.“, erklärte Lukas und sah, wie die drei Kollegen vor Erstaunen die Augen aufrissen. „Wow, das ist ja wirklich ein ganz schöner Batzen Geld.“, meinte Semir und sah, wie Ben angestrengt nachdachte. „Ben?“, fragte er seinen Kollegen. „Ich frage mich gerade, wie das jetzt im Zusammenhang mit dem Geld steht, was ich gefunden habe.“ „Du hast Geld gefunden? Wo?“, wollte Thorsten sofort wissen. „Bei Frau Brehmer im Schlafzimmerschrank, allerdings gut versteckt.“, erwiderte er. „Hm... sehr merkwürdig.“, kam es nur von Thorsten. „Ich frage mich, ob Herr Brehmer von der Versicherung wusste.“, mutmaßte Lukas. „Keine Ahnung, aber eins steht fest. Wir müssen einiges mehr über unser Opfer herausfinden. Bisher ist sie nur eine Frau, die erschlagen wurde. Wir wissen nichts über ihr Leben oder über die Ehe der Beiden. Wir sollten mit den Schwiegereltern anfangen.“, erwiderte Thorsten. „Gute Idee... Ben und ich hören uns mal bei Freunden des Ehepaares und in der Werbeagentur um. Irgendwie müssen wir ja weiterkommen.“, schlug Semir vor und genauso trennten sich die beiden Teams wieder.

  • David saß auf seiner Couch, seine Schwester war wieder gegangen, er war allein. Noch immer wunderte er sich über das Geld, was dieser Polizist bei ihm gefunden hatte. Waren das Anjas Einnahmen von ihren Freiern? War das die Bezahlung dafür, dass sie sich jede Nacht fremden Männern hingab? Seine Gedanken überschlugen sich. Er konnte keinen klaren Griff mehr tun. Die Hände zitterten vor Nervosität. Plötzlich klingelte sein Telefon. Erschrocken blickte er zur Telefonstation. „Ja….?“, meldete er sich zaghaft. „Hast du das Geld?“, hörte er den Anrufer fragen. Und genau jetzt fasste er einen Plan. „Ja…hab ich.“, sagte er mit fester Stimme „Sehr gut… wir werden uns morgen früh um fünf an der Bank treffen, wo du heute schon einmal warst. Wage es nicht, mich aufs Glatteis zu führen. Du würdest es bitter bereuen.“, warnte ihn der Anrufer und legte auf. „Du wirst dich wundern….und wünschen, es wäre nur Eis…“, murmelte David in den Hörer und legte ebenfalls auf. Dann ging er in den Keller, wo er in einer kleinen Schublade in einem Geheimfach eine Waffe liegen hatte. Er überprüfte die Waffe und nickte zufrieden. Sechs Kugeln sollten ausreichen. Er steckte die Waffe ein und machte sich bereit, dem Erpresser gerecht zu werden. Wenn der Bulle das Geld nicht genommen hätte, dann wäre alles gut… aber David wusste auch, dass wenn er den Erpresser bezahlen würde, dann käme morgen die nächste Drohung und die nächste Summe. Dann lieber einen Schlussstrich ziehen.


    „Guten Abend…Frau Siefers….es geht um Ihre Tochter…wir …“, erklärte Semir als er mit Ben, Thorsten und Lukas bei den Eltern der Toten auftauchte. „Kommen Sie rein. Ich weiß zwar nicht, ob wir Ihnen helfen können, aber wir könnten es versuchen.“, kam von Karin Siefers. Sie gab die Tür frei. Semir ging an ihr vorbei. Ben ließ anschließend der Hausfrau den Vortritt. So wurde es immer gemacht um einen Hinterhalt zu verhindern. Im Wohnzimmer saß Wolfgang Siefers auf seiner Couch und las in der Zeitung. „Wolfgang…die Polizei…“, kam leise von Karin. „Was können wir für Sie tun?“, wollte Wolfgang wissen. Seine Stimme klang schwermütig. „Wir würden gern wissen wie Sie sich mit Ihrer Tochter verstanden haben und was Sie uns von ihr erzählen können.“, bat Thorsten. „Was soll ich Ihnen sagen…Anja…sie war unser ein und alles. Sie hat Biologie studiert… eigentlich eine tolle Karriere vor sich und dann….dann hat sie diesen David kennen gelernt. Von da an ging es nur bergab…“, kam traurig von Karin. Semir sah Thorsten an. „Sie mögen ihren Schwiegersohn nicht?“, wollte er sofort wissen. „Nein… er ist ein ganz netter. Aber…als Werbefachmann eine Niete. Er hat für Anja alles getan. Er war stets lieb zu ihr.“, verteidigte sie ihn sofort. „Das ist ein Taugenichts!!“, fauchte Wolfgang dazwischen. „Der hat ihren Tod verschuldet… Er ist Schuld…das…das mein Engel tot ist…er hat es zu verantworten.“, murmelte er weiter. Semir sah zu seinen Kollegen. „Hören Sie nicht hin. Mein Mann weiß nicht, was er sagt. Er und David sind sich nicht grün.“, lächelte Karin nervös. Semir nickte Thorsten zu. „Herr Siefers…könnten wir uns vielleicht mal unter vier Augen unterhalten?“, bat er. Wolfgang nickte und ging gemeinsam mit Thorsten in die Küche.


    Andrea ging, nachdem Semir abgefahren war, in den Keller und holte das große Geschenk von Semir aus den Schrank. Sie schleppte es auf den Dachboden und stellte es in die hinterste Ecke, die sie fand. Davor stellte sie dann alte Kisten und Säcke mit alter Kleidung. Sie grinste insgeheim über seine Eifersucht, denn sie ahnte was er dachte. „Mein kleiner Held... wann merkst du eigentlich, dass ich nur dich liebe…“, sagte sie leise. Anschließend ging sie wieder in den Keller. Sie suchte eine kleine Tasche und tat dort nutzloses Zeug hinein. Schließlich wollte sie nicht das Semir nichts fand. Dann war er wenigstens beruhigt. Sie ging wieder ins Wohnzimmer, wo sich Aida gerade daran machte, die Schokolade zu verputzen. „Aber….mein Engel…nicht so viel… Du bekommst ja Bauchweh…“, tadelte sie die Kleine die mit völlig verschmiertem Mund auf dem Sofa saß. Auch die Hände waren voll mit der süßen Versuchung. „Na…da ist doch wohl ein Bad fällig…“, lachte Andrea, nahm die Kleine und brachte sie ins Bad. Aida gluckste zufrieden und leckte sich alle Finger ab, als Andrea sie hoch hob und mit ihr ins Bad verschwand.


    Herr Siefers führte Thorsten in die Küche und bot dem Kommissar einen Hocker an der Küchenbar an. „Herr Siefers... was meinten sie damit, dass David ihre Tochter umgebracht hat?“, wollte der Oberkommissar wissen und ließ sich auf dem Barhocker nieder. Doch der Mann war zu aufgebracht, um sich zu setzen. „Dieser... dieser... David.“, fing er an und fuchtelte mit den Händen vor seinem Kopf herum. „Er hat meine Tochter nur ihres Geldes wegen geheiratet. Er... er hat sie verführt, da war sie gerade in ihrem dritten oder vierten Semester. Sie war so eine gute Studentin. Doch dieser Mistkerl hat sie schamlos ausgenutzt, ihr diesen Floh von wegen eigener Werbefirma ins Ohr gesetzt.“, fluchte er und schlug mit seiner flachen Hand gegen den Chromkühlschrank. „Herr Siefers, ich bitte sie... bleiben sie ruhig.“, bat Thorsten. Der Mann schien langsam wieder von seinen aufgebrachten Gefühlen runter zu kommen. „Können sie mir etwas über ihren Schwiegersohn erzählen? Wo kam er her?“, wollte Thorsten wissen. Wolfgang Siefers sah den Polizisten an, zog seine Augenbrauen zusammen und dachte dann nach. „Ja Moment... als wir ihn das erste Mal kennen lernten, sagte er, seine Familie lebte in Hamburg. Ich habe sie nie zu Gesicht bekommen.“, erklärte der Mann. „Nicht einmal bei der Hochzeit?“, fragte Thorsten. „Nicht einmal da.“, entgegnete Siefers. „Okay, was wissen sie noch über ihren Schwiegersohn?“ „Bitte nennen sie ihn nicht so.“, fauchte der Mann fast schreiend. „Er ist ein Schmarotzer der übelsten Sorte. Er hat mein Mädchen nie geliebt und ich wette, er hat eine Affäre mit seiner Sekretärin oder der Praktikantin gehabt.“, fauchte Siefers. Der Kommissar stutzte. „Wie kommen sie darauf?“, wollte er wissen. „Ich weiß es einfach. Unsere Tochter war immer ein lebenslustiges Mädchen, doch seit sie mit diesem David zusammen war, seit sie diese Agentur hatten, war sie wie ausgewechselt. Sie lachte nur noch selten. Ließ sich nicht mehr von mir umarmen, vermied jeden körperlichen Kontakt.“, erzählte er. „Wenn das nicht Anzeichen von todunglücklicher Liebe sind.“

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben, Semir und Lukas saßen derweil im Wohnzimmer und befragten Frau Siefers über ihre Tochter. „Meine Anja, sie war ein so herzensguter Mensch. Sie hatte David wirklich nötig.“, meinte sie voller Tränen und Trauer. „Er tat ihr so gut. Nach all dem, was sie erlebt hat.“ „Können sie uns sagen, was das war, Frau Siefers?“, wollte Semir wissen und sah die Frau mit einem mitfühlenden Gesicht an. „Meine Tochter hatte die Uni schon verlassen, als die David noch nicht kannte. Sie nahm Drogen, prostituierte sich. Es war eine furchtbare Zeit. Dann lernte sie David kennen, einen jungen BWL-Absolventen aus Hamburg und schlagartig wollte sie sich ändern, wollte wieder alles richtig machen.“, erzählte Karin und tupfte mit einem Taschentuch die Tränen und die zerlaufende Wimpertusche von ihren Wangen. „Was ist dann passiert?“, wollte Ben nun wissen und sah sich dabei die Bilder auf dem Kamin an. „Wir haben den Beiden zur Hochzeit das Startkapital für ihre eigene Firma gegeben... auf Anjas Namen, mein Mann wollte es so.“, erklärte sie und sah sich zu Lukas um, dieser machte sich schweigend seine Notizen, sah die Frau nicht einmal an. Semir registrierte dies, gab aber keinen Kommentar dazu ab. „Können sie uns was über die Ehe der beiden erzählen? Waren sie glücklich?“, wollte Semir wieder wissen und holte sich die Aufmerksamkeit der Frau zurück. „Nun, am Anfang noch ja... aber dann... Anja veränderte sich mit der Zeit. Sie ließ keinen mehr an sich ran. Aber sie wollte auch keinem etwas sagen.“, meinte die Frau und sah in die Runde der Polizisten.


    David fuhr in die Firma. Dort im Tresor lag etwas Geld. Das wollte er nehmen und in einen Umschlag stecken. Um diese Zeit war niemand mehr an seinem Arbeitsplatz. Es war schon recht spät, doch er war der Chef. Keiner vom Wachpersonal würde es ihm verdenken, wenn er noch etwas aus dem Büro holte. David war gerade an der Tür, als ihn jemand ansprach und in Schrecken versetzte. „Herr Brehmer, was tun sie denn zu so später Stunde hier?“, wollte einer der Wachmänner wissen und leuchtete mit seiner Taschenlampe dem Mann ins Gesicht, als sich dieser zu ihm umgedreht hatte. „Ich muss noch mal ins Büro... dauert nicht lange.“, gab er von sich und betrat das Büro, was er mit Anja teilte. Der Wachmann sah ihm nach. Im Büro öffnete David den Tresor und entnahm das Geld. Er zählte es kurz und nickte zufrieden. Für ein Täuschungsmanöver dürfte es reichen. Dieser Mistkerl wird ihn nicht noch einmal erpressen. Er wird den nächsten Tag nicht mehr erleben. David steckte das Geld in die mitgebrachte Aktentasche und verließ die Firma wieder. Vielleicht sollte er doch diesen Bullen... diesen Ben Jäger oder Semir Gerkhan informieren. Dann würden sie ihn verhaften und...ja und dann? Wenn der Typ aussagt, dass Anja...eine Nutte war...das würde ihn dann wieder in Verdacht bringen. Das geht nicht... Nein...er musste selbst tätig werden.


    „Tja...das hat dann ja sehr viel gebracht. Aber gut... wir überprüfen unseren Freund Brehmer dann mal komplett. Ich werde noch mal in das Haus gehen.“, meinte Semir, als sie sich im Büro der PAST unterhielten. „Wir sollten auch mal das Umfeld der Frau Brehmer durchleuchten. Vielleicht finden wir dort einen Grund warum sie nicht mehr lebt...“, mutmaßte Ben. „Ja stimmt. Bisher haben wir uns nur auf die Lebenden fixiert. Aber was ist mit der Toten? Ich meine, sie könnte auch...gut...machen wir... Ich sag Susanne Bescheid und dann fahren wir Beide zum Haus von Brehmer und schauen dort mal nach dem Rechten... Oh...fast Feierabend... wie schön.“, grinste Ben noch. Nur noch wenige Tage und Semirs Geburtstag war da. Er freute sich schon auf den Gesichtsausdruck, wenn Andrea ihm das Geschenk überreicht. Susanne wurde beauftragt, die Eheleute Brehmer intensiv unter die Lupe zu nehmen. „Na komm fahren wir mal.“, meinte Semir und erhob sich. „Ach so... wir machen danach Schluss... meine Frau wartet mit dem Essen auf mich.“, verabschiedete Semir sich. Thorsten und Lukas fuhren ebenfalls ab. Als Ben und Semir im Wagen saßen sah Ben sehr nachdenklich aus. „Was hast du?“, wollte Semir wissen. „Ich weiß nicht... Semir...das ist alles so undurchschaubar.. ich meine... diese Anja wird ermordet. Nichts weist auf einen Täter hin. Die Fingerabdrücke....nur von David und Anja... keine Fremden. Okay... es könnten Handschuhträger gewesen sein, will ich nicht abstreiten. Aber, wir haben auch keine Mordwaffe. David Brehmer behauptet das nichts Wertvolles fehlt. Das Geld war ja auch noch da.. Wo liegt das Motiv....wo?“, fragte er nachdenklich. „Wir könnten diesen David ja mal überwachen. Du heute Nacht und ich morgen in der Früh oder zusammen?“, schlug Semir vor. Ben überlegte nur kurz.


    Thorsten und Lukas waren unterwegs nach Köln. „Weißt du was... ich denke dieser Brehmer hat seine Frau erschlagen. Vielleicht hat er sie in Flagranti entdeckt und hat sie im Affekt erschlagen.“, mutmaßte Thorsten. Lukas schüttelte den Kopf. „Dafür gibt es keine Hinweise. Die Trauer halte ich allerdings für ziemlich übertrieben, nachdem was du von dem Vater der Frau erzählt hast. Vielleicht hat er es nicht selbst getan. Wir könnten ja mal bei dem Kunden anfragen, den er angeblich besucht hat. Der könnte dann wenigstens bezeugen, dass Brehmer bei ihm war. Wenn nicht, dann hätte er Erklärungsnot.“, murmelte er. Thorsten nickte. „Also gut... die Kollegen überprüfen die Brehmers und wir das Umfeld. Das nenne ich doch mal Kooperation...“, lachte er. Lukas hielt den Wagen auf dem Parkplatz der Polizeistation. „Was müsste passieren, damit du mal so richtig ausrastest?“, wolle Lukas plötzlich wissen. Thorsten zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht... also wenn du meinst, dass es eine Beziehungstat ist, dann müsste einiges passieren. Wenn ich meine Frau mit einem Anderen erwische...dann könnte ich mir schon vorstellen....aber wenn es so wäre... also bei Brehmer, dann hätten wir fremde Fingerabdrücke gefunden. Das war nicht... und wir hätten den Liebhaber auch gefunden. Das ist der Haken an deinen Gedanken. Nein... da steckt was Anderes dahinter.“, murmelte er.


    ...

  • „Okay Semir, so machen wir es. Ich werde heute Nacht die Wache bis morgen... sagen wir um fünf übernehmen und du löst mich ab.“, stimmte Ben dem Vorschlag seines Kollegen zu. „Gut, aber wie wirst du bloß die Nacht überstehen?“, fragte er schnippisch und sah Ben an. „Keine Sorge... das schaffe ich schon.“, meinte er und griff dann zu seinem Handy, als es klingelte. „Susanne, was gibt’s? Hast du schon was interessantes herausgefunden?“, wollte Ben wissen und sah erwartungsvoll zu Semir rüber. „Bisher habe ich nur herausgefunden, was ihr nicht schon wisst. Ihr Studium hat sie vor zwei Jahren abgebrochen und dann David Brehmer geheiratet. Allerdings, gibt es einige Vorstrafen im Leben von Anja Brehmer.“, erklärte sie. Bens Augenbraue hob sich nachdenklich. „Was für Vorstrafen sind das?“, wollte er wissen. „Überwiegend wegen Drogenbesitzes und Ladendiebstahls. Sie wurde in eine Besserungsanstalt eingewiesen. Nach ihrer Entlassung kommt drei Monate später die Heirat mit diesem David Brehmer.“, erklärte Susanne und legte dann auf, nachdem sich Ben bedankt hatte. „Hm, ein bisschen überstürzt, diese Heirat, findest du nicht?“, meinte der junge Hauptkommissar zu Semir. Dieser sah ihn an und musste zustimmen. „Wir sollten morgen unbedingt mit David Brehmer reden.“, meinte er und fuhr von der Autobahn runter.


    David saß einsam in seinem Wohnzimmer, vor ihm, neben drei geleerten Bierflaschen, das Hochzeitsalbum. Er mit seiner Frau. Warum? Warum hatte sie ihm nicht reinen Wein eingeschenkt? Dann wäre sie jetzt noch am Leben und er nicht ihr Mörder. Tränen liefen ihm über die Wangen und sammelten sich zu einer Pfütze auf dem Teppich. „Anja... warum?“, schluchzte er immer wieder und sah plötzlich zum Fenster. War da was auf der Straße? Ihm kam es so vor, als ob dort ein Geräusch gewesen war? Vorsichtig ging er hin und hob die Gardine ein Stück zurück. Erleichtert atmete er auf, als er sah, dass es nur die nette Frau, Andrea, war. Ob sie seine Blumen bekommen hatte? Sie war wirklich ein Engel und verdiente doch sicherlich was besseres, als diesen kleinen Polizisten mit seinem mageren Gehalt. Gut, seine Firma lief im Moment auch nicht so, aber sicherlich würde sich das ändern und dann konnte er ihr ein besseres Leben bieten. Er sah ihr dabei zu, wie sie den abendlichen Einkauf ins Haus trug und dann, wie ein zweiter Wagen die Auffahrt hinauffuhr. Sein Blick verfinsterte sich, als er sah, dass es der Ehemann war. Wie gern würde er diese Frau für sich gewinnen. Vielleicht... ja, das war die Idee. Gleich morgen würde er sich um sie kümmern, wenn alles andere erledigt war.


    Thorsten und Lukas saßen noch im Büro und arbeiteten, als das Telefon schrillte. „Ja Ehrenberg?“, meldete er sich, nickte ein paar Mal und lächelte dann. „Was ist?“, wollte Lukas wissen. „Das war gerade eine ältere Dame. Sie hat etwas gefunden, woran Blut klebt. Und jetzt rate mal, wo sie wohnt?“, kam es mit einem spitzbübischen Grinsen vom Oberkommissar zu seinem Kollegen. „Nun spann mich nicht so auf die Folter.“, knurrte Lukas nur. „Zwei Querstraßen weg von Brehmers Haus.“, entgegnete er und Lukas verstand. „Ach du meinst, er hat seine Frau erschlagen und dann die Tatwaffe entsorgt.“ Thorsten nickte. „Auf alle Fälle sollten wir uns das ansehen.“, meinte er und schon waren beide auf dem Weg zur alten Dame. „Hier, sehen sie.“, meinte Frau Rüders empört, als sie den Kommissaren die Mülltonne zeigte und den Deckel anhob. Der Kommissar griff, nachdem er sich seine Untersuchungshandschuhe übergestreift hatte, in die Tonne und holte eine Porzellanstatue heraus. Vorsichtig hielt er sie Thorsten hin. Dieser warf einen Blick darauf. Deutlich waren die Abschürfungen des Porzellans und das Blut erkennbar. „Gut, danke, dass sie uns gerufen haben, Frau Rüders.“ „Und was ist nun damit?“, wollte die Dame wissen. „Keine Sorge, sie haben nichts damit zu tun. Sicherlich ein dummer Scherz eines Nachbarkindes.“, beruhigte Lukas sie. „Ein sehr geschmackloser Scherz, wenn sie mich fragen. Eine alte Dame so zu erschrecken.“, fauchte sie und ließ die Kommissare stehen. „Bringen wir sie zu Feldmann. Er kann sie sicher mit den Porzellanresten vergleichen, die er in der Wunde auf dem Kopf der Toten gefunden hat. Und ich wette, dass wir darauf David Brehmers Fingerabdrücke finden.“, mutmaßte Thorsten. „Verhaften wir ihn gleich?“ „Nein, erst will ich hundertprozentig sicher sein.“, kam es bestimmend von Lukas Kollegen.


    David wachte auf. Sein Wecker schrillte um vier Uhr. Mit erschrockenem Blick sah er sich um. Er hatte gar nicht in seinem Bett, sondern auf der Couch im Wohnzimmer geschlafen. Nein, er konnte das Ehebett einfach nicht mehr benutzen. Nicht, nachdem Anja ihm so etwas angetan hatte. Schnell zog er sich an, griff seine Waffe und überprüfte sie noch ein letztes Mal. Schwer atmend öffnete er die Haustür, doch dann verharrte er, als er das Auto sah, schräg gegenüber seiner Einfahrt. Schnell schloss er die Tür wieder. Beschattete man ihn? War es die Polizei? Er musste aber hier weg. Wie sollte er das nur machen, ohne gesehen zu werden? Dann fiel es ihm ein. Hinter dem Nachbargrundstück lag eine Bushaltestelle und die Linie führte genau am Park vorbei. Das war es... so würde er zum Treffpunkt und zurück gelangen, ohne, dass jemand etwas merkte. Er kam schnell am Übergabeort an und wartete auf den Mann. Mit einem leichten Stöhnen ließ er sich auf die Bank nieder. „Hast du das Geld?“, hörte er plötzlich hinter sich. „Ja.“, sagte er und versuchte seine Stimme ängstlich klingen zu lassen. Mit der linken Hand hob er die Tasche hoch und seine rechte Hand glitt unter seine Jacke. Er holte die Waffe hervor. „Hier... ist das Geld.“, sagte er. Der Mann griff die Tasche und sah hinein. „Ich spare mir das Nachzählen...“, lachte er und wollte sich umdrehen, als David die Waffe hob und auf ihn richtete. „Das kannst du auch...“, knurrte er und drückte ab. Anschließend nahm er die Tüte und verschwand wieder nach Hause.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben gähnte herzhaft und rieb sich die Augen, als die Tür aufging. „Mann...endlich...ich bin müde...“, stöhnte er als Semir einstieg. „Und? Was Besonderes passiert?“, wollte dieser nur wissen. „Mich haben zwei Mücken gestochen, die Nachbarin von gegenüber sieht immer in den Mülltonnen nach und der Hund aus Haus 14 ist in Wirklichkeit eine Katze.... Nein... die Nacht war ruhig. Vermutlich haben alle gepennt außer ich. Das hole ich jetzt nach. Darf ich das Gästezimmer benutzen?“, wollte Ben wissen und klimperte mit den Augenlidern. „Spare dir das... ich wecke dich in drei Stunden einverstanden?“, lachte Semir und nickte nur. „Nur drei? Semir!!! Du hattest auch fünf Stünden. Die brauche ich auch, sonst bin ich zu nichts zu gebrauchen...“, maulte Ben. „Vier...mehr ist nicht drin.“, schlug Semir nun vor. „Also gut.. du bist echt ein Sklaventreiber...“, knurrte Ben und verschwand. Semir schüttelte nur den Kopf. Dann hieß es das Haus von David Brehmer zu beobachten. Nach zwei Stunden wurde Semir langweilig. „Ich hasse Überwachungen...“, stöhnte er und legte seinen Kopf nach hinten. Gab es nicht noch irgendwas, was er an seinem Auto nicht entdeckt hatte? Vielleicht eine Taste, die er noch nie gedrückt hatte? Nein...das kannte er alles. Das Radio plärrte auch nur wenig gute Musik. Semir sah auf die Uhr. Gerade mal neun Uhr. Gleich konnte er Ben wieder wecken.


    Sein Handy klingelte. „Gerkhan...“, meldete er sich. „Thorsten hier... hör mal Semir... wir haben die Mordwaffe gefunden und weißt du was ...die Fingerabdrücke stammen alle von David Brehmer. So wie es aussieht hat er seine Frau erschlagen. Den Grund müssen wir nun herausfinden. Wir sind gleich da...“, gab Thorsten durch. „Ja okay... dann wecke ich mal das Schneewittchen...“, meinte Semir nur und beendete das Gespräch. Er stieg aus und weckte Ben, indem er ihm einfach die Decke weg zog. Doch dadurch wurde Ben nicht wach. Er knurrte nur und drehte sich um. Semir nahm den Zipfel eines Kissens und ließ diesen an Bens Nase entlang laufen. Mit einem Schnauben schlug Ben um sich und sprang auf. „Mann!!!“, stieß er wütend aus. „Aufstehen.“, lachte Semir. „Kannst du mich nicht anders wecken?“, wollte Ben wissen. „Doch kann ich... aber das macht mir keinen Spaß. Thorsten hat mich gerade angerufen. Die Tatwaffe wurde gefunden und das Gute ist... es sind Fingerabdrücke von David Brehmer darauf zu finden...“, verkündete Semir. Ben sah ihn erstaunt an. „Oh... also doch eine Beziehungstat.“, meinte Ben. „Sieht ganz so aus. Okay, wir warten auf die Kollegen und gehen dann rein.“, erklärte Semir und sah seinen Kollegen an. Ben nickte und blickte dann wieder auf die Straße hinaus. „Hm, hast du irgendwas gesehen, als du hier Wache gesessen hast?“, wollte Ben wissen, doch Semir verneinte nur. „Scheinbar muss der heute nicht zur Arbeit. Oder seine Firma ist wegen Trauerfeier geschlossen.“, meinte Semir nur und sah dann auf, als der Wagen der Kollegen vorfuhr.


    Thorsten und Lukas stiegen aus, gingen auf den Wagen der Kollegen zu und begrüßten die Beiden. „Na Leute... gut geschlafen?“, wollte Lukas wissen und hatte eine Plastiktüte in der Hand. „Sehr witzig...“, knurrte Ben verschlafen. „Und... was habt ihr herausgefunden?“, wollte Semir wissen. „Also, die Statue hier... ist die Tatwaffe, so sagen die Techniker und die Fingerabdrücke passen zu David Brehmer. Ich habe außerdem einige Kollegen zum Kunden geschickt, wo er in der Tatnacht gewesen sein will. Sie werden uns bescheid geben, wenn es sich bestätigt.“, meinte Lukas und sah zum Haus rüber. „Okay, wir gehen rein und stellen ihn zur Rede.“, wollte Semir vorstürmen und stieg aus. Ben, Thorsten und Lukas kamen hinterher, alle vier standen dann vor der Haustür, als Thorstens Handy klingelte. „Ehrenberg?“, meldete er sich und sah dann in die Runde. „Gut... Okay, wir kommen.“, meinte er dann und sah in die Runde. Seufzend legte er auf. „Was ist denn?“, wollte Semir wissen und sah, dass Thorsten angestrengt in die Runde sah. „Es gab einen Leichenfund im Blücherpark. Wir müssen hin. Könnt ihr das hier übernehmen?“, fragte er und sah Ben und Semir bittend an. „Klar, kein Problem... mit dem Kleinen werden wir schon fertig.“, lachte Ben, doch Semir sah ihn strafend an. „Ähhh, also der Kleine da.“, berichtigte sich Ben und deutete auf die Tür des Hauses. „Schon klar.“, entgegnete Semir, nahm die Plastiktüte entgegen und klingelte. Ben stand neben ihm und wartete.


    David fuhr erschrocken auf, wieder hatte er sich auf die Couch gelegt. Sein Blick fiel auf die Waffe, die noch immer auf dem Couchtisch lag. Er steckte sie in den Hosenbund, warf das Hemd rüber und blickte in Richtung Tür. Verdammt, die Silhouetten kannte er doch. „Ja, wer ist da?“, fragte er mit zittriger, nervöser Stimme. „Gerkhan und Jäger, Kripo Autobahn... Herr Brehmer, bitte machen sie die Tür auf und lassen sie uns rein.“, rief Semir nach innen. David überlegte, was er nun tun sollte. Sie waren zu zweit, womöglich würden noch Kollegen draußen auf ihn warten. Er konnte nicht anders. Er musste die Tür öffnen. So schritt er langsam den Flur entlang und öffnete die Tür. Ben und Semir sahen ihn an. „Was wollen sie denn am frühen Morgen von mir?“, wollte er mit gespielter, verschlafener Stimme wissen. „Herr Brehmer... wir müssen uns mit ihnen kurz unterhalten.“, fing Semir an und ging mit Ben ins Wohnzimmer. David wurde einfach beiseite geschoben und musste die Kommissare rein lassen. „Worüber wollten sie denn mit mir sprechen?“, fragte David und blieb im Türrahmen stehen. Die beiden Kommissare drehten sich um. „Wissen sie, was das ist?“, wollte Semir wissen und hob den Beutel in die Luft. David sah die Statue erschrocken an. Und wie er sie kannte. Bevor David antworten wollte, klingelte Semirs Telefon. „Andrea? Schatz, was gibt es?“, wollte der Deutschtürke wissen. „Semir, ich muss jetzt zur Schwangerschaftsuntersuchung. Könntest du bitte mit Aida zum Kinderarzt fahren. Sie muss heute unbedingt ihre Impfung bekommen.“, bat seine Frau ihn. „Liebling, ich bin mitten in der Arbeit.“ „Semir, bitte.“, kam es nachdrücklich von Andrea und dann legte sie auf. Ergeben nickte Semir nur und drückte Ben die Tüte in die Hand. „Ich muss kurz weg. Mach du das bitte.“ „Was? Hör mal, ich...“, fauchte Ben, doch Semirs Blick wollte keine Diskussion zulassen. „Okay, das kriege ich ja noch hin.“, meinte Ben und Semir klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Was würde ich nur ohne dich machen?“ „Tja, dafür hab ich einen Wunsch frei.“, grinste Ben nur. Semir nickte und verschwand. Keine so gute Idee, hätte er gewusst, was gleich passieren würde.


    ...

  • Thorsten und Lukas erreichten den Blücherpark und sahen sich um. „Okay, wo ist die Leiche?“, wollte er von einem Polizeibeamten wissen. „Leiche, wieso Leiche?“, fragte dieser erstaunt. „Uns wurde gemeldet, dass hier eine Leiche liegen würde. Also los... wo ist sie?“, wollte Lukas wissen. „Wir haben einen Angeschossenen. Der Arzt hat ihn gerade ins Krankenhaus gebracht. Es sieht übel aus, aber er meinte, der Mann würde durchkommen.“, erklärte der Streifenbeamte. „Aber es wurde doch ein Leichenfund gemeldet.“, stöhnte Thorsten und wischte sich genervt über die Stirn. „Ein Fehler eines Frischlings.“, meinte er nur knapp. „Das ist doch wohl...“, knurrte Thorsten wütend. „Wie heißt der Mann und in welcher Klinik wurde er gebracht?“, hängte er an. Der Streifenbeamte sah auf einen Zetteln. „In die Uniklinik.“, gab er bekannt. „Dann werden wir uns dort mal durchfragen. Was ist mit einer Patronenhülse?“, wollte Lukas wissen. „Ja wir haben eine gefunden. Sie ist bereits zur Untersuchung gegangen.“, nickte der Beamte. „Danke... wir sind dann wieder weg...“, murmelte Thorsten und wandte sich an Lukas. „Na dann lass uns mal abziehen.“ Lukas nickte. Sie fuhren ins Krankenhaus.


    „Herr Brehmer....an der Tatwaffe waren lediglich Ihre Fingerabdrücke. Können Sie mir das erklären?“, bat Ben und sah David an. „Was? Das ist mein Eigentum. Natürlich sind dort meine Fingerabdrücke drauf! Ich habe sie sicher tausendmal in der Hand gehabt!“, empörte David sich. „Ja sicher … das letzte Mal, als Sie ihre Frau erschlagen haben, nicht wahr?“, kam von Ben. „Was? Nein...!!! Das ist nicht wahr. Es waren Einbrecher hier ...die haben meine Frau umgebracht. Ich war das nicht!!“, fauchte David wütend. „Ja sicher... was haben Sie denn dabei gefühlt?“, harkte Ben nach. „Ich? Aber, ich war es doch nicht.“, David fing an zu weinen und Ben bekam etwas Gewissensbisse. Und ausgerechnet jetzt machte er einen Fehler der ihn in unsägliche Gefahr brachte. Er drehte David den Rücken zu um eine andere Statue im Flur zu betrachten. „Die sieht der Figur sehr ähnlich. War sie baugleich?“, wollte er wissen. Doch im nächsten Augenblick bekam er einen schweren Ascher ins Genick geschlagen. Ben ging mit einem Stöhnen zu Boden und drehte sich um. Verschwommen sah er, wie David vor ihm stand und er hörte ihn sagen: „Du wirst es niemanden sagen...dafür werde ich sorgen....“, Ben versank in der Dunkelheit.


    David sah auf den Mann, der reglos am Boden lag. Nun musste er ihn nur noch verstecken und dafür sorgen, dass er keinen Lärm machte. Und er musste sich was ausdenken, warum er nicht mehr bei ihm war. Aber das war kein Problem. Dafür gab es 1000 Gründe. „Wie schön das er ohne Wagen war...“, lachte David. Er packte den bewusstlosen Mann und schleppte ihn in den Keller. Wie gut, das niemand wusste, dass er hier im Keller einen kleinen, fast unsichtbaren Raum hatte. Niemand kannte den Eingang. Nicht einmal Anja. Warum er ihn damals gebaut hatte wusste er nicht einmal. Aber jetzt zeigte er sich als sehr nützlich. Er drehte den Mann auf den Bauch und nahm ihm die Handschellen ab. Dann fesselte er ihm die Arme auf den Rücken. Als nächstes zerrte er ihn hoch und warf ihn über die Schultern. David brachte ihn in den Keller. Der Raum war gerade mannshoch und hatte Platz für drei höchstens vier Personen. David fesselte den Mann an einem der kleinen Träger. Dann suchte er einen Knebel, um den Polizisten am Schreien zu hindern. Seine Kollege würden sicher gleich wieder hier sein und dann musste er verhindern, dass er schrie. So nahm er kurzerhand ein Stück alten, in Öl getränkten Stoff und presste es ihn in den Mund. Ein kleines Seil hielt den Knebel an Ort und Stelle. David verließ den Raum und schloss ab. Nun musste er sehen, dass er weg kam. Irgendwohin...die Bullen hatten eine Spur aufgenommen. Sie schossen sich auf ihn ein. David wusste genau, dass es nur auf Knast für ihn ausging und dort wollte er nicht hin. Aber wo sollte er sich verstecken?


    Thorsten und Lukas kamen im Krankenhaus an. „Wie sieht es aus mit der Schusswunde?“, fragte er den behandelnden Arzt. „Nun....er hat großes Glück gehabt. Die Kugel ist dicht am Herzen vorbei gegangen. Nun entscheidet eine Stufe höher, ob er es schafft, denn der Blutverlust war extrem. Vor Donnerstag ist keine Befragung Ihrerseits drin.“, kam von dem Arzt. „Sie sagten doch, dass er großes Glück hatte und nun reden Sie davon, dass er doch sterben kann?“, kam erstaunt von Lukas. „Wenn sein Kreislauf nicht zusammenbricht, dann hat er gute Chance auf ein langes Leben. Wo auch immer. Aber das können wir nie im Voraus sagen.“, erklärte der Arzt ruhig. Thorsten sah in die müden Augen. Dieser Mann hatte sicher schon mehr Überstunden gemacht, als er in zwei Tagen. „Danke Doc... Sie informieren uns, wenn der Mann aufwacht?“, bat er den Arzt. Dieser nickte nur. „Ich muss leider... die Patienten warten.“, entschuldigte er sich und verschwand. Lukas sah Thorsten an. „Ich weiß nicht, aber irgendwie kommt mir dieser Mann bekannt vor.“, meinte er, nachdem er durch das Zimmerfenster gesehen hatte. „Dir etwa nicht?“, wollte er dann von seinem Kollegen wissen. Thorsten sah in das Zimmerfenster hinein, mit einem durchdringenden Blick sah er den Patienten an. „Du hast Recht, er kommt mir auch bekannt vor. Aber bis wir ihn nicht befragen können, sollten wir lieber zu Semir und Ben zurückfahren.“, meinte Thorsten und Lukas nickte nur.


    David lief in seinem Haus auf und ab. Die Polizei war ihm auf der Spur. Wo sollte er sich nur verstecken und wie sollte er vor allem der Polizei entkommen? Da gab es nur eine Möglichkeit... wie oft hatte er schon in Krimis gesehen, dass sich eine Geisel immer gut machen würde. Und jetzt hatte er doch eine. Sein Wagen stand in der Garage. Also würde keiner von der Straße aus sehen, dass er diesen Bullen in sein Auto verfrachten würde. Ja, das war ein guter Plan. Schnell lief er wieder in den Keller runter, schloss den Raum auf und hoffte, dass der Bulle noch bewusstlos war. Er war es. Schnell löste er die Fesseln, doch den Knebel ließ er drin. Mit aller Kraft zog er Ben die Stufen hoch, ging durch den Flur in die Garage und öffnete die Beifahrertür. Er setzte Ben auf den Beifahrersitz, löste seine Handschellen, die Schlüssel waren schnell gefunden, und ließ sie hinter dem Sitz wieder ans Handgelenk einrasten. Den Knebel brauchte er eigentlich auch nicht, aber noch wollte er ihn nicht lösen. Das würde er erst machen, wenn sie außer Sicht- und Reichweite seiner Kollegen waren. Vorsichtig hob er das Garagentor an, keiner war zu sehen. Erleichtert ließ er sich in den Fahrersitz fallen, doch er zuckte zusammen, als er ein Klingeln hörte. Er blickte zu Ben rüber und entdeckte dann, dass es vom Handy des Polizisten kam. Schnell griff er in dessen Tasche und beförderte es aus dem Wagen. „Damit sie dich auch gar nicht finden, Freundchen.“, knurrte David und startete den Wagen. Er musste erst mal weg von hier. Warum nicht nach Rees? Dort hatten ihm seine Großeltern immer noch ein funktionierendes Kleinhäuschen mit angrenzendem Bootshaus hinterlassen. Keiner wusste davon... nicht einmal Anja. Ja, da würde er sich verstecken und von da konnte er auch leicht abhauen. Das war ein guter Plan.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Mensch Ben... meld dich doch mal.“, schnaubte Semir und hielt mit einer Hand seine Tochter auf seinem Schoß fest. Noch immer saßen sie beim Kinderarzt im Wartezimmer, das selbst zu so früher Stunde schon sehr gut besucht war. „Hier ist die Mailbox von Ben Jäger. Bitte hinterlassen sie mir eine Nachricht, da ich gerade verhindert bin.“, ertönte Bens aufgenommene Ansage. „Ben, Semir hier. Ich wollte dir nur sagen, dass es doch etwas länger dauert. Wir treffen uns dann im Büro, wenn du mit Brehmer fertig bist.“, sprach Semir ihm aufs Band und legte dann auf. Aida sah ihren Papa mit großen Augen an. „Na mein Schatz...“, meinte er und küsste sie auf ihre Haare. „Herr Gerkhan und Aida.“, rief dann die Schwester aus der Tür und lächelte die Beiden freundlich an. „Na komm, wir sind dran.“, meinte Semir, doch er spürte, dass Aida ein wenig Angst vor der Spritze hatte. „Hast du Angst?“, fragte er dann und seine Tochter nickte heftig. „Weißt du was, wenn du ganz, ganz tapfer jetzt bist, dann gibt es heute einen großen Pudding, ganz für dich alleine.“, meinte Semir und sofort sah er, wie die Augen seiner Tochter zu leuchten anfingen. „Na komm.“ Beide gingen ins Behandlungszimmer, wo der Doktor schon auf beide wartete. „Hallo Semir, Hallo Aida.“, begrüßte der ältere Herr, Doktor Nickel, die Beiden. „Hallo Doktor.“, erwiderte der Deutschtürke und half seiner kleinen Tochter auf der großen Behandlungsliege Platz zu nehmen. Er war einen kurzen Blick in seine Unterlagen. „Gut... Impfung... gegen Grippe und gegen Masern. Hatten sie schon die Masern, Semir?“, wollte der kauzige Arzt wissen. Der Deutschtürke sah ihn an und überlegte. „Ich glaube... nein, die hatte ich noch nicht.“, meinte er. Der Doktor überlegte. „Soll ich sie dann gleich mit impfen?“, wollte er wissen. „Das ist doch nur eine Kinderkrankheit. Die wird mich doch nicht erwischen.“, prahlte Semir nur und rief beim Arzt einen lauten Lacher hervor.


    „Das sollten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es gibt auch Erwachsene die an Kinderkrankheiten leiden. Und das ist dann viel Schlimmer. Außerdem ist es nur ein kleiner Piecks...“, lächelt Dr. Nickel. Semir sah zu Aida. „Papa auch...?“, fragte sie ängstlich. „Seien Sie ein gutes Beispiel für Ihre Tochter... Aida weint sicher weniger, wenn sie sieht das der Papa keine Angst vor der Spritze hat.“, überredete der Arzt ihn. Semir grinste leicht gequält. „Das ist Erpressung...“, murmelte er machte jedoch den Arm frei. „Papa auch!!“, freute sich Aida. „Sehen Sie...schon ist die Kleine lockerer. Achtung, der Piecks...“, grinste der Arzt und setzte Semir die Impfung. Tatsächlich weinte auch Aida nicht. Ganz stolz zeigte sie Semir ihr Pflaster und wies auf Semirs Arm. „Papa auch...!“, strahlte sie. „Ja hast Recht mein Schatz...der Papa hat auch ein Pflaster und ein Piecks...“, lachte Semir und nahm die Kleien auf den Arm. „So, und nun werden wir Onkel Ben mal wecken der scheint nämlich eingeschlafen zu sein...“ meinte er nur. „Onkel Ben....“ nickte Aida. Semir setzte sie in den Kindersitz und schnallte seine Tochter an. Dann fuhr er zurück nach Hause. Andrea war bereits da und nahm ihm Aida wieder ab. Sie sah das Pflaster an seinem Arm. „Was hast du denn gemacht?“, fragte sie erstaunt. Aida lachte. „Papa auch!“, brabbelte sie. „Was Papa auch?“, wollte Andrea von ihrer Tochter wissen. „Aida... Piecks... Papa auch...“, erzählte Aida. Andrea sah Semir an. „Ja... ich hab auch ne Impfung wegen Masern bekommen...“ murmelte Semir leise. Andrea küsste ihn. „Mein Held....“, lachte sie leise und verschwand mit Aida im Haus, während Semir zu David Brehmer ging. Er klingelte, doch es öffnete keiner. Dafür stand die Garage auf. Semir sah interessiert hinein. Als er am Boden plötzlich das Handy von Ben entdeckte. „Scheiße...“, stieß er aus.


    Thorsten und Lukas fuhren ebenfalls zu Brehmers. „Tja... bin ja mal gespannt, ob unsere Freunde der Autobahnpolizei was aus Brehmer herausbekommen haben. Was denkst du?“, wollte Lukas wissen. In seiner Stimme klang etwas verächtliches mit. „Du glaubst es nicht, aber es gibt keinen Fall, den Semir bearbeitet hat, der nicht gelöst war. Er ist ein Ass. Was seinen jungen Kollegen angeht...der wird auch was. Ich denke, die Beiden sind ein sehr gutes Team.“, murmelte Thorsten nur. „Ja sicher....wie wir. Nur die sind von der Autobahnpolizei. Das sind Idioten! Gut, mag sein, dass Semir eine Ausnahme ist, aber ansonsten kannst du die Leute dort vergessen. Weißt du, es würde mich nicht einmal wundern, wenn wir jetzt diesen Brehmer nicht einmal erwischen, weil er diesem Ben entwischt ist.“, prophezeite Lukas. „Quatsch...“, murmelte Thorsten nur. Er mochte die Einstellung von Lukas nicht. Sicher, er war auch mal auf diesem Trip und hatte sich was eingebildet. Darauf, dass er in der Stadt war und nicht bei der Autobahn. Aber mittlerweile hatte er seine Ansicht geändert. Semir hatte ihm das Leben gerettet. Und das vergaß er nie. „Wir sind gleich da. Ruf doch mal diesen Semir an und warne ihn vor.“, grinste Lukas. „Fahr einfach und lass die dummen Sprüche...“, knurrte Thorsten wütend.


    Ben kam langsam zu sich. Er stöhnte auf und wollte mit der Hand zu seinem Nacken. Aber es ging nicht. Er riss die Augen auf und fand sich in einem Auto wieder. Den Knebel bekam er nicht ohne Hilfe raus. Erst jetzt realisierte er, dass sich der Wagen bewegte und drehte seinen Kopf in Richtung Fahrersitz. David Brehmer sah konzentriert auf die Fahrbahn. „Mmmmhh...“, machte Ben. „Na... ganz ruhig wir sind gleich da...“, grinste er und zog Ben mit einer Hand den Knebel raus. „Sind sie eigentlich völlig wahnsinnig geworden?“, fauchte Ben im nächsten Moment, wo er diesen Lappen los wahr. David sah ihn nicht an. „Also haben sie ihre Frau umgebracht.“, stellte Ben mit einem verächtlichen Laut fest. „Ich wollte es aber nicht.“, schrie David und sah den Kommissar wütend an. „Ja, schon klar... sie haben ihr die Statue eiskalt über den Kopf gezogen.“, erwiderte Ben und sah sich um. „Wo fahren wir hin?“, wollte er dann wissen, doch David schwieg. „Hören Sie, Sie können ihre Situation nur verbessern, wenn sie anhalten und mich losbinden.“, versuchte er auf den Mann einzureden, doch dieser schwieg weiter. „Herr Brehmer... David... sie machen es nur noch schlimmer.“ „Noch schlimmer? Ich hab meine Frau umgebracht und einen Mann erschossen. Was kann denn noch schlimmer sein?“, fragte er und merkte, wie ihm wieder die Tränen die Wangen hinunter liefen. „David, lassen sie mich gehen. Wir können darüber reden und sicher zu einer Lösung kommen. Aber binden sie mich verdammt noch mal los.“, schrie Ben ihn an und versuchte sich zu befreien, doch plötzlich spürte er einen Gegenstand in seiner linken Seite. „Hören sie auf, oder ich drück ab.“, stieß David nervös aus. „Okay, ich... nehmen sie die Waffe weg.“, versuchte Ben, doch es half nichts. „Halten sie sofort die Klappe.“, schrie David und stieß die Pistole weiter in Bens Seite. Dieser stöhnte auf und hoffte, dass David jetzt nicht durchdrehen würde. Er war sichtlich nervös und wenn jetzt irgendwas passierte, was ihn außer Kontrolle geraten ließ, würde es ein Blutbad geben. Verdammt, warum wollte er auch das unbedingt alleine machen und hat nicht auf Semir gewartet?

  • Der Citroen von Thorsten und Lukas bog in die Auffahrt von Brehmers ein. „Sag mal, ist das nicht Semir, der dort in der Garage kniet?“, fragte Thorsten seinen Partner. „Hm, scheinbar hat der was verloren.“, erwiderte Lukas und beide Polizisten stiegen aus. „Semir? Alles in Ordnung?“, wollte er von seinem Freund und Kollegen wissen. Dieser sah ihn mit aufgerissenen Augen an. „Das... das ist Bens Handy.“, meinte er. „Wo ist Brehmer?“, wollte Thorsten wissen. „Abgehauen. Ich hab im Haus nach den beiden gesucht, doch da war keiner.“, erwiderte Semir. „Shit... siehst du Thorsten, das kommt davon, wenn man so einen wichtigen Fall den Hilfssheriffs von der Autobahn anvertraut.“, stieß Lukas verächtlich und wütend aus. Das reichte Semir jetzt. Urplötzlich ließ er das Handy fallen und ging auf seinen Stadtkollegen los. „Jetzt hör mal zu, du aufgeblasener Grünschnabel... während ihr euch in der Stadt den Arsch breit sitzt, sind wir unterwegs und jagen jede Menge von Gangstern, die uns manches Mal umbringen wollen. Was meinst du, wie oft meine Familie, das Leben meines Kollegen oder meines schon bedroht wurde, du arroganter Schnösel?“, fauche Semir und war drauf und dran, Lukas eine zu knallen. „Semir... beruhig dich.“, stieß Thorsten aus und zog seinen Kollegen von Lukas weg. Dieser blickte ihn erschrocken an. Damit hatte er gar nicht gerechnet. „Wir müssen jetzt erst mal Ben und diesen Brehmer wiederfinden.“, versuchte Thorsten zu schlichten. Semir nickte, er hatte sich weitgehend wieder unter Kontrolle. Was jetzt zählt war, Ben zu finden und das so schnell wie möglich. „Okay, fangen wir im Haus an. Irgendwo müssen doch Hinweise auf das Verbleiben von Brehmer sein. Lukas, du suchst oben... ich und Semir nehmen und die Erdetage vor.“, bestimmte Thorsten und alle drei gingen los. Hoffentlich finden wir was, dachte Semir und steckte sich Bens Handy in die Tasche.


    David fuhr die nächste Abfahrt runter und dann durch Rees. Er kannte die Stadt. Hier hatte er immer seine Ferien verbracht. Das Bootshaus lag sehr abseits der Stadt und in einer ruhigen Vorortsgemeinde. David parkte den Wagen direkt vorm Haus und ging um das Auto herum. Er machte die Beifahrertür auf und hielt Ben die Waffe unter die Nase. „Machen sie ja keine Dummheiten, wenn ich jetzt die Fesseln aufschließe oder es gibt hier eine sehr hässliche Schweinerei im Wagen.“, zischte David. Ben nickte nur, was konnte er auch anderes tun, als zuzustimmen. Doch dann sah er, dass David mit seiner Aufmerksamkeit hinter dem Sitz war, um die Handschellen zu öffnen. Das war eine sich bietende Gelegenheit für Ben, sobald die Dinger aufgeschlossen waren. David schloss auf und sah ihn an. „Raus!“, befahl er nur. Ben tat, als würde er dem Befehl Folge leisten. Mit erhobenen Händen stieg er vorsichtig aus. Doch bevor er ganz draußen war, trat er aus. Er traf David und trat ihm die Waffe aus der Hand. David fluchte laut. Ben sprang ihn an und zwängte ihn zu Boden. Mit einem Satz schaffte Ben es David am Boden fest zu nageln. „So und nun drehen wir den Spieß um. Ich verhafte Sie, David Brehmer wegen des Mordes an Ihrer Frau. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles was Sie nun tun...gegen Sie...“, sprach Ben seinen Text, als David seine Hand losreißen konnte und zu einem Stein griff. Mit einer beachtlichen Geschwindigkeit ließ er diesen gegen Bens Kopf knallen. Dieser sah ihn zunächst nur an und kippte anschließend zur Seite.


    Semir fluchte. Sie hatten das ganze Haus auf den Kopf gestellt, doch von Ben und David fehlte jede Spur. „Das gibt es doch nicht.“, stöhnte er. Thorsten legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wir finden ihn...“, versprach er. Semir nickte nur. Auch Lukas kam dazu. „Semir...das was ich eben sagte...es tut mir Leid...ich meinte das nicht so...“, entschuldigte er sich. Semir nickte. „Schon gut...ich weiß ja, dass die Autobahnpolizei keinen guten Ruf hat. Aber ich will verdammt noch mal den Fall lösen. Danach können wir Trübsal blasen. Was ist mit den Schwiegereltern? Vielleicht wissen die, wo Brehmer steckt?“, meinte Semir nachdenklich. „Das wäre durchaus möglich. Wir sollten jede Möglichkeit in Betracht ziehen. Also fahren wir hin.“, lächelte Thorsten ihn aufmunternd an. Semir nickte. „Ja und ich werde Susanne anrufen und sie bitte diesen Brehmer zu durchleuchten.“, meinte er nur und rief die Sekretärin der Dienststelle an. Nun hieß es, die Schwiegereltern vernehmen und auf die Informationen warten. Semir ließ auch recherchieren, ob die Eltern von David Brehmer noch lebten. Vielleicht kamen sie so auf einen Hinweis wo Ben sein könnte. Bei den Schwiegereltern kam nichts heraus und auch die Eltern von David waren bei einem Unfall ums Leben gekommen. Irgendwo während eines Urlaubs in Rees. Das lag allerdings schon einige Jahre zurück und somit fiel das gänzlich raus. Semir ließ sich auf seinen Stuhl sinken, als sie im Büro saßen. „Wo zum Teufel kann er ihn hingebracht haben?“, fragte er leise.


    David erhob sich mit blutender Nase. „Du verdammter Mistkerl...ich sagte doch keine Schwierigkeiten.“, stieß er schwer atmend aus. Mit schnellen Griffen war der Mann vor ihm wieder gefesselt. Blut floss aus einer Wunde an der Stirn. David hob seine Waffe auf und schleppte Ben in das Boothaus. Hier war allerdings ein Problem... wo sollte er den Bullen festmachen? Auf dem kleinen Hausboot, was sicher schon bessere Tage gesehen hatte? Dort war eine Kabine die sich bestimmt dafür benutzen ließ. Er brachte Ben runter. Hier stand jedoch auch schon Wasser knöcheltief im Gang. Es war David egal. Was machte der Bulle auch Probleme. Ziemlich kalt ließ er Ben auf die modrige Koje nieder und fesselte ihn am Gestell. „Einen schönen Aufenthalt wünsche ich...“, knurrte er und verschwand wieder. Bevor er jedoch den Raum verließ erlangte seine Geisel das Bewusstsein wieder. „Hey...David...hören Sie auf... bitte...das bringt doch nichts.“, stöhnte der Polizist und ließ David sofort wieder in Wallung geraten. „Halt deine verdammte Schnauze!!“ stieß David wütend aus. „Wenn Sie mich jetzt gehen lassen, dann kann das zu Ihren Gunsten gerechnet werden. Überlegen Sie es sich doch....“ redete Ben auf den Mann ein. Doch David war nicht umzustimmen. „Sie werden mir als Schild dienen. Und jetzt seien sie still, oder ich kneble sie wieder.“, stieß David wütend aus, trat Ben in die Seite. Dieser stöhnte auf und fiel zur Seite, ins Nass hinein. Er erschrak, als er das Nass am Körper spürte. „Hey, lassen sie mich hier nicht absaufen.“, schrie er nach oben, doch David kam nicht mehr zurück. Er war draußen, zerzauste sich das Haar, denn er wusste nun nicht, was er tun sollte. Dieser Bulle da unten... er könnte jetzt einfach abhauen und seinen Kollegen einen Hinweis geben. Doch er würde ihn vielleicht noch brauchen. Was würde er nur mit ihm machen? David zerriss sich fast seine Gehirnstränge darüber. Er musste etwas unternehmen. Aber was?

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Thorsten und Lukas sahen sich genau um. Nochmals blätterten sie die Akten durch, wollten sichergehen, dass sie nichts übersehen hatten. „Verdammt Thorsten, wir haben nichts... gar nichts.“, meinte der junge Kommissar niedergeschlagen. Semir sah ihn nickend an. „Wir müssen die beiden finden. Verdammt, es geht hier um Ben, meinen Partner und Freund. Der Typ hat seine Frau umgebracht. Wer weiß, wozu er unter Stress fähig ist.“, murrte Semir und sah dann in eine Akte, die ihn stutzig werden ließ. „Moment mal, da ist doch was.“, stieß er aus und ließ sich auf den Stuhl von Lukas fallen. „Was hast du gefunden?“, wollten beide wissen. „Hier... die Großeltern haben David Brehmer ein Grundstück in Rees vermacht. Ein Wassergrundstück. Mit dem Schiff über die Grenze. Wer denkt schon daran.“, zischte er und rannte zum Wagen. „Okay, wir informieren die Kollegen in Rees und schalten das SEK ein. Wir werden Ben da raus holen.“, meinte Thorsten aufmunternd. Lukas schnappte sich seine Waffe und versicherte sich, dass das Magazin geladen war. Schnell saßen sie im Citroen der Stadtbeamten und fuhren, mit dem Blaulicht auf dem Dach, Richtung Rees. „Susanne, ich bin's. Pass auf, wir haben vielleicht eine Spur. Ich brauche sofort das SEK in Rees. Ich geb dir die Adresse durch.“, meinte Semir und nannte der Sekretärin die Adresse. Thorsten fuhr wie ein Wilder über die Autobahn. „Man... du fährst, wie einer von uns.“, lobte Semir seinen Stadtkollegen. „Ist das eine Beleidigung?“, fragte er gespielt beleidigt und grinste Semir nur an. Dieser streckte ihm kurz die Zunge raus. Lukas lachte nur. „Wieso kommst du nicht zu uns, Semir?“, wollte er wissen. „Was?“, fragte der Deutschtürke erstaunt. „Wieso wechselst du nicht zur Mordkommission... Dann bist du auch wenigstens pünktlich am Abend zu Hause, bei deiner Familie.“, argumentierte Lukas. Semir lächelte. „Und nur mit Leichen zu tun haben? Neee, da werde ich ja irgendwann selbst zu einer Leiche.“, lachte er und lehnte das Angebot ab.


    David horchte auf, als Sirenen zu hören waren. Sie näherten sich ihm. „Jetzt kommen sie.“, sprach er vor sich her und zog seine Waffe. Er musste sich mit seiner Geisel verschanzen. Aber wo? Das Hausboot war zu unsicher... zu unübersichtlich. Aber das Haus, dass er von seinen Großeltern geerbt hatte, bot einen guten Blick über den Garten und da waren auch noch die alten Försterwaffen seines Großvaters drin. Ja, das war gut. Schnell ging er ins Hausboot, in die Kabine runter und sah, wie Ben sich in seinen Fesseln wand. „Los, hoch und wenn du einen falschen Trick machst, bring ich dich um.“, fauchte David und Ben nickte nur. Wieder war er da, der nervöse Zeigefinger bei David. Er hatte Angst davor, dass er hier in einem halb gesunkenen Kahn den Tod finden würde. „Okay, nur keine Nervosität.“, versuchte Ben wieder zu schlichten, doch um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schlug David mit dem Waffenknauf auf Ben ein. Dieser stöhnte und fühlte, wie sein Nasenbein gebrochen wurde. „Verdammt.“, stieß Ben vor Schmerzen aus und wollte sich an die Nase fassen. Verschwommen merkte er nur, wie David ihn von der Koje befreite, die Hände aber sofort wieder auf den Rücken zusammen fesselte. „Los, hoch mit dir und raus.“, schrie er, stieß Ben die Waffe in den Rücken. Als sie oben waren, hörte Ben die Martinshörner. Das war das Zeichen, dass seine Kollegen nicht mehr weit waren. „David, geben sie auf. Sie haben keine Chance.“, versuchte Ben noch einmal, doch David war nicht mehr umzustimmen. „Halt die Klappe.“, fauchte er und schloss die Tür zum Haus auf, stieß Ben in eine Ecke im oberen Stock und holte Gewehre und Munition. Er sah auf die Straße, wo sich die ersten Streifenwagen zeigten und sich vor der Einfahrt quer stellten. „Wenn deine Kollegen auch nur ein Fuß auf das Grundstück setzen, bist du tot.“, stieß er zu Ben aus und holte sich das erste Gewehr und ging ans Fenster.


    Semir und Thorsten sahen sich um, als sie ausgestiegen waren. „Verdammt groß...“, murmelte Lukas. „Ja und ich vermute, dass er ,wenn er hier ist, weiß, dass wir hier sind.“, kam von Semir. „Wenn...also gut...wir sollten uns umsehen.“, schlug Thorsten vor. „Lukas...du bleibst beim Wagen und wartest hier auf das SEK...“, befahl er noch, bevor er mit Semir losging. Doch kaum hatten sie das Grundstück betreten schlugen Kugeln neben ihnen in den Boden. Mit einer Hechtrolle brachte Semir sich in Sicherheit und sah zu Thorsten, der es ihm gleich getan hatte. „Ich sag doch...der wartet auf uns.“, stieß Semir aus. „BREHMER!!! GEBEN SIE AUF!! DAS GRUNDSTÜCK IST UMSTELLT!!“, schrie er aus voller Brust. „HAUT AB!!! ICH KNALLE EUREN FREUND AB, WENN ICH AUCH NUR EINEN BULLEN HIER SEHE!!!“, kam es aus dem Haus zurück. „LASSEN SIE BEN GEHEN!!! ER KANN IHNEN NICHT HELFEN!!!“, schrie Semir zurück, obwohl er genau wusste, dass das auf gar keinen Fall passieren würde. „Thorsten...wir müssen da rein....der ist zu allem fähig...“, sagte er zu seinem Kollegen von der Mordkommission. „Wir warten auf das SEK. Semir... das ist besser...die wissen genau, wie sie zugreifen müssen, um Ben da lebend raus zu holen... wir müssen ihn hinhalten.“, empfahl dieser. Semir überprüfte seine Waffe. „Ich hole Ben da raus und wenn es sein muss allein.“, zischte er, steckte sich die Waffe in den Hosenbund und suchte nach etwas ähnlich aussehendem. Er fand ein Stück Holz, was wie eine Waffe aussah und erhob sich. Mit erhobenen Händen stellte er sich genau in den Schusskanal. „DAVID!!! HÖREN SIE MIR ZU.......... BITTE.......... ICH KOMME JETZT ZU IHNEN......... OHNE WAFFE.......... SEHEN SIE........ ICH WERFE SIE WEG!!!!“, rief Semir gen Haus.
    David sah zu Ben, der reglos in der Ecke saß. „Der denkt er kann mich linken...so nicht... ganz sicher nicht.“, prophezeite er seiner Geisel. „Sie sollten sich wenigstens anhören, was er Ihnen anzubieten hat.“, schlug Ben vor. Seine Nase tat ihm ziemlich weh und sie war bläulich verfärbt. „Der kann mich mal... Los! Er wird sehen, wie ich dich abknalle!!“, fauchte David und zerrte seine Geisel brutal zum Fenster. Mit einer Hand griff er in die Haare von Ben und zerrte ihm den Kopf in den Nacken. Dann öffnete er das Fenster und platziere sich so hinter Ben, das keine Kugel ihn treffen konnte. Anschließend presste er Ben die langläufige Waffe ans Kinn und schrie aus dem Fenster. „GERKHAN!! WENN SIE AUCH NUR EINEN SCHRITT NÄHER KOMMEN, EGAL OB MIT ODER OHNE WAFFE, DANN KNALL ICH IHN AB!!!“, schrie David aus dem Fenster. „David....geben Sie auf...“, stieß Ben leise aus. „Halt die Klappe!!“, schrie dieser ihn an und zerrte noch mehr an den Haaren. Ben stieß ein leises Stöhnen aus. „Wenn du noch ein Wort sagst, dann knall ich dich ab!!“, drohte David. Ben spürte, dass David die Beherrschung verlor. „Okay...beruhigen Sie sich...alles wird gut...“, sagte er deshalb leise. „Ich sagte, halt die Klappe!!“, schrie David erneut. Er sah sich um. „Okay...ich werde hier stehen bleiben.“, kam nun von Semir. „Das ist eine weise Entscheidung. Ich werde nur mit Ihnen verhandeln!! Wenn jemand Anderer was sagt, dann ist er tot!!“, schrie David zurück und unterstrich seine Warnung mit einem Zug an Bens Haare.


    Semir sah zu Thorsten. „Der dreht durch, wenn wir nicht tun was er sagt.“, gab er zu. Thorsten nickte. „Die Schwierigkeit wird sein, ins Haus zu kommen. Der knallt Ben ab, ohne mit der Wimper zu zucken. Wir sollten uns mit dem Einsatzleiter des SEKs unterhalten und dann einen Weg aus dieser vertrackten Situation finden.“, schlug er vor. Semir war einverstanden. Was Anders konnten sie nicht tun. Sie gingen zum Fahrzeug zurück. Das SEK schien auf sich warten zu lassen. Semir wurde nervös. „Wir sollten ihn wenigstens nach seinen Forderungen fragen.“, schlug er nach einer knappen viertel Stunde vor. „Warte ab...“, kam von Thorsten. Nach weiteren zehn Minuten griff Semir zum Funk. „Wo zum Teufel bleibt das SEK!?!“, fauchte er ins Mirko. „Semir... es ist unterwegs....“, gab Susanne ruhig durch. „Mach denen Dampf... der Kerl hat Ben und... er ist zu allem fähig!!“, erklärte Semir so ruhig, wie er nur konnte. „Okay...“, war das einzige, was Susanne zurück gab. Semir warf das Mirko auf den Beifahrersitz. Wütend schnaubend, sah er Thorsten und Lukas an. „Das sind alles Schildkröten... die fahren wie ne alte Oma und denken nicht daran, dass hier ein Leben in Gefahr ist...“, stieß er aus. Thorsten legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Semir... schon deshalb ist es wichtig, dass wir einen kühlen Kopf behalten...beruhige dich...okay?“, fragte er. Semir atmete tief ein. „Okay....ich versuche es...“, versprach er und sah wieder zum Haus.

  • Auch Ben sah zu der kleinen Gruppe. David hatte ihn zwar los gelassen und er stand nun allein am Fenster. Aber den Waffenlauf hatte er immer noch im Rücken. Er hörte, wie David hantierte und plötzlich legte sich ein Seil um seinen Hals. Ben bekam Panik, doch er bewegte sich nicht. Er sah wie David das andere Ende des Seils nahm und an der in der Wand eingelassenen Stange wickelte. Er zerrte kurz daran. Sofort spürte Ben den Druck auf seinem Kehlkopf. David hielt das Ende des Seils fest. „So... wenn die mich erschießen, dann lynchen die dich direkt mit...ist das genial?“, lachte er irre. „Sie sind wahnsinnig.“, stieß Ben aus. David zog am Seil, sofort röchelte Ben und bekam kaum noch Luft. „Sehen sie das wirklich so?“, fauchte der Mann und lehnte mit seinem Kopf auf Bens Schulter. Ben lief rot an und die Luft wurde ihm knapp. David schien Spaß daran zu haben, das Seil fester und fester um Bens Hals zu ziehen. „Hören... Hören... sie... auf.“, röchelte Ben und keuchte nur noch. „Warum sollte ich das? Ich habe zwei Morde auf meine Schultern geladen. Glauben sie, ich habe Angst vor einem weiteren? Ihre Kollegen da draußen werden auf mich so oder so schießen.“, stieß er aus und sah Ben an, hielt aber immer noch das Seil straff und fest in seiner Hand. Wieder und wieder spürte Ben die Festigkeit des Seils um seinen Hals. „Bitte... bitte... Lassen... sie mich...“, flehte Ben und dann ließ wirklich der Druck nach. David hatte das Seil losgelassen und wie ein nasser Sack fiel der junge Hauptkommissar zu Boden. Röchelnd und hustend schnappte er nach Luft. Seine Hände waren noch immer auf den Rücken gefesselt. Er konnte sich nicht an den Hals fassen. Es schmerzte so, seine ganze Lunge, sein ganzer Körper japste nach Luft. „Und, willst du noch mal?“, fauchte David und zog Ben wieder auf. „Bleib hier stehen oder ich knall dich nieder.“, zischte er.


    Thorsten, Semir und Lukas standen vor einem Haufen Holzscheite und beobachteten das Haus. „Was machen wir jetzt? Wenn wir hier weiter nur rum stehen, dann wird er irgendwann durchdrehen und Ben töten.“, meinte Semir und sah sich um. Noch immer war vom SEK nix zu sehen. „Wir sollten ihn nach seinen Forderungen fragen.“, meinte Lukas und sah zu Thorsten und Semir. Dieser stimmte zu, sah sich aber um. Da entdeckte er auf dem Nachbargrundstück ein altes Ruderboot. Da kam ihm auch gleich eine Idee. „Ich hab’s.“, meinte er und sah seine Kollegen an. „Was hast du vor?“, fragte Thorsten. „Passt auf... ich will ihn überraschen. Aber dafür müsst ihr ihn ablenken.“, meinte Semir. „Nochmals... was hast du vor?“, fragte Thorsten und sah, wie Semir zu grinsen begann. „Seht ihr den Kahn da drüben?“, wollte der Deutschtürke wissen. Thorsten und Lukas sahen sich um und erblickten den Kahn. „Okay und was willst du damit machen?“, fragte Lukas nun. „Ich werde mich mit Hilfe dieses Wasserfahrzeugs hinter das Haus begeben, mich rein schleichen und David so überwältigen, bevor er Ben was tun kann.“, schlug Semir vor. Die beiden Kripobeamten sahen sich abwartend an. „Gut, wir werden ihn ablenken. Aber Semir... pass auf dich auf, Junge.“, meinte Thorsten nur. Semir nickte und flitze wie ein Wiesel hinter dem Haufen hervor, hechtete über den nicht sehr hohen Gartenzaun zu den Nachbarn und schlich, außer Sichtweite bleibend, zum Wasser runter.


    „DAVID BREHMER, HIER IST OBERKOMMISSAR EHRENBERG. HÖREN SIE, WAS SIND IHRE FORDERUNGEN?“, wollte Thorsten wissen und wartete ab, blickte dabei immer wieder zum Fenster. David warf nur einen kurzen Blick raus und entdeckte einen Mann, der mit einem Megafon neben den Holzansammlungen stand und auf eine Antwort wartete. „ICH WILL FREIEN ABZUG. ICH WILL EIN BOOT HIER HABEN, MIT DEM ICH UND MEINE GEISEL VERSCHWINDEN KÖNNEN. SIE KRIEGEN IHREN KOLLEGEN WIEDER, WENN ICH MIR SICHER BIN, DASS MIR KEINER FOLGT.“, schrie David zurück. Thorsten überlegte, was er nun antworten könnte. Er sah zu seinem Kollegen. „Geh darauf ein, aber verschaff dir Zeit. Semir ist sicher gleich hinter dem Haus und das SEK ist bestimmt auch gleich da.“, meinte Lukas und hielt sich versteckt. Thorsten nickte. Es war die einzige Chance, die sie hatten. „OKAY DAVID, SIE KRIEGEN, WAS SIE WOLLEN. ABER WIR BRAUCHEN ZEIT, DAS ALLES ZU ORGANISIEREN.“, rief er zurück. „SIE HABEN EINE STUNDE. DANACH ERSCHIEßE ICH IHN.“, schrie David und presste wieder den Waffenlauf an Bens Hals, wo auch das Seil deutlich zu sehen war, jedenfalls durch das Fernglas. „Verdammt, er ist wahnsinnig geworden. Ich hoffe nur, dass Semir es schafft.“, knurrte Thorsten und griff zu seinem Handy, veranlasste das nötigste.


    Semir war inzwischen am Ruderboot angekommen, löste die Verankerung und ruderte vorsichtig und geräuschlos zum Nachbargrundstück zurück, griff nach dem Steg, der dort war und vertaute die kleine Nussschale wieder. Leise schlich er mit gezogener Waffe die Treppen zum Haus hinauf, fasste an die Hintertür. Sie war nicht verschlossen. Langsam glitt er durch den kurzen Spalt und schlich vorsichtig weiter. Er sah sich um. Niemand war zu sehen und scheinbar hatte David Brehmer es nicht gehört. So dachte er wenigstens. Vorsichtig steig er die Treppen hoch. Er hoffte inständig dass keine der Stufen knarrte. Und tatsächlich kam er fast lautlos im 1. Obergeschoss. Er sah sich in den Räumen um und sah aus einem der Fenster um sich einen Überblick zu verschaffen. Er müsste jetzt direkt unter Ben und David sein. Also nur noch ein paar Stufen. Semir verließ den Raum und ging zur Treppe zurück. Doch nun schlug das Schicksal zu. Denn der Zufall wollte das genau zu diesem Augenblick David am Treppenabsatz erschien. Er sah den Schatten und als Semir sich gerade daran machte sie zu erklimmen schoss David. Semir spürte den Einschlag der Kugel in der linken Seite. Er starrte David erschrocken an und sackte wie in Zeitlupe zusammen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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