Die Pferde sind los

  • Kim war mit ihren Beamten bereits auf dem Weg zum letzten Einloggpunkt von Semirs Handy, als ihr Telefon klingelte. „Krüger?“, meldete sie sich und hörte im nächsten Moment eine donnernde Stimme. „Frau Krüger... ich hatte ihnen doch ausdrücklich gesagt, dass sie sich aus diesem Fall rauszuhalten haben.“, stieß Findrick aus und Kim verdrehte nur die Augen. Sie legte das Handy außer Hörweite und ließ ihn einfach reden. „Was ist mit unseren Leuten? Sind alle in Stellung? Und wo ist das SEK?“, wollte sie von Hotte wissen, der mit ihr im Wagen saß. „Noch nicht... Hoffmann sagte, sie haben noch einen Einsatz und dann würden sie zu uns stoßen.“, erklärte er und Kim nickte. Dann nahm sie wieder ihr Handy in die Hand und hielt es sich ans Ohr. „Herr Findrick... es ist mir so ziemlich egal, was das BKA von uns verlangt. Für mich geht es um das Leben meiner Männer und das ist mir mehr wert, als das Fangen irgendwelcher Drogenbarone. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“, fragte sie fauchend und legte einfach auf, ohne die Antwort abzuwarten. Hotte sah sie erstaunt an. „Wow Chefin...“, meinte er nur und Kim drehte sich zu ihm um. „Das SEK soll sich beeilen, wer weiß, was diese Mistkerle mit Semir und Ben alles anstellen.“, meinte sie und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Kaffeebecher.


    Es dauerte nicht lange und die Tür öffnete sich ein zweites Mal. Semir zog sich zusammen. Er ahnte, dass nichts Gutes folgen konnte. Toni und Bernd kamen herein. „Der Boss meint, ihr könntet zu Essen vertragen…ich bin da zwar anderer Meinung aber gut… soll er seinen Wunsch erfüllt haben…“, meinte Toni nur und machte sich daran, die Fesseln zu lösen. Während dessen hielt Bernd ihm ein Messer an den Hals. „Nur zur Sicherheit.“, grinste er. Semir rührte sich nicht. Als die Fesseln gefallen waren, bekam er breite Lederriemen an die Hand- und Fußgelenke geschnürt. Er verstand den Sinn erst nicht, aber als dann auch noch eines um den Hals gelegt wurde und alles mit feinen Riemen bestückt war, ahnte er die Boshaftigkeit, die dahinter steckte. „So…und nun komm!“, befahl Toni. Er zog an dem Band, welches mit dem Riemen um Semirs Hals verbunden war. Semir stand auf. Als er seinen verletzten Fuß belasten wollte stieß er ein Stöhnen aus. Der Fuß war extrem angeschwollen. „Komm schon!!“, fauchte Toni und zerrte am Riemen. Semir taumelte aus dem Raum. „Was ist mit meinem Kollegen?“, wollte er wissen. Doch für diese Frage kassierte er einen Schlag in den Nacken. Er wurde in den Raum im Erdgeschoss gebracht. Nur wenig später folgte auch Ben. Sie saßen nebeneinander und Semir sah, das Ben genau wie er die Riemen trug. „Die haben eine Schweinerei vor.“, raunte er ihm zu. Ben nickte nur kurz. „Meine Herren… ich hoffe, wir kommen auch ohne Gewalt aus. Sie sind meine Gäste…“, lächelte der Unbekannte. „Dann dürfen wir ja wohl nach dem Essen auch gehen oder?“, stellte Semir die bittere Frage. Ein Lachen kam als Antwort.

  • „Du gefällst mir…wie heißt du?“, fragte Frederik de Ponur. „Das ist Ralf… der Große heißt Leon. Ralf ist vom anderen Ufer… so hat er sich hier jedenfalls vorgestellt. Ob das richtig ist, weiß ich nicht genau.“, erklärte Arnaud. Frederik nickte. „Nun… das lässt sich leicht herausfinden. Essen Sie meine Herren… Sie haben genau zehn Minuten Zeit.“, befahl Frederik. Semir und Ben bekamen Plastikgabeln und –Messer als Besteck. Als Semir das Stück Kartoffel zu seinem Mund führte und es gerade einschieben wollte spürte er einen Ruck am Handgelenk. Das Essen fiel auf den Teller zurück. Wütend sah Semir zu Toni der ihn breit angrinste. „Sehr witzig…“, fauchte er. Nun kam Bens Hand und fuhr durch sein Gesicht. Ben selbst war erschrocken denn mit der Bewegung die er unfreiwillig machte, hatte weder er noch Semir gerechnet. Ein Lachen ertönte am gesamten Tisch. Semir wurde wütend. Erneut versuchte er zu essen. Doch Toni schien das Spiel zu lieben. Und auch Bernd schlug in diese Sparte ein. Nach knappen zehn Minuten hatten die Beiden immer noch nichts gegessen. „Genug jetzt!“, forderte Frederik. „So wir hatten alle unseren Spaß. Essen Sie bitte und dann werden Sie Ihren Job tun…“, hängte er an. Semir und Ben taten es. Das Essen war natürlich längst kalt. „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir auch nur einen Handschlag für Sie tun!“, fauchte Ben wütend. Fredrik grinste breit. „Oh doch…Sie werden….Sie werden alles tun, was ich von Ihnen fordere…und Sie tun gut daran es freiwillig zu machen… denn sonst…“, drohte Frederik. Was dann passieren sollte, ließ er offen. Semir sah Ben an und nickte. Sie hatten keine Chance.


    Kim Krüger sah auf die Uhr. Das SEK war längst überfällig. Wie sollte sie mit den wenigen Männern das Gestüt stürmen? Warum kam es denn nicht….? Kim rief Alexander Hoffmann an. „Es tut mir Leid Kim… aber das BKA hat uns jede Einmischung verboten. Ich kann mich nicht über diesen Befehl hinwegsetzen… Auch wenn ich alles tun würde für Semir….ich…“, erklärte der Mann auf der Gegenseite. „Ich verstehe…Alex… ich würde dich nicht um Hilfe bitten, aber hier…es ist sehr ernst…ich brauche deine Hilfe wirklich…Semir und Ben brauchen dich… Sie kämpfen um ihr Leben…und vermutlich haben sie sehr schlechte Chancen…bitte…“, flehte Kim regelrecht. Sie hörte wie Alexander Hoffmann tief durchatmete. „Also gut… aber nicht heute… lass uns morgen in den Abendstunden zuschlagen…bis dahin habe ich ein paar Freiwillige für die Aktion zusammen.“, bat Alex. Kim sah besorgt zum Gestüt. Bisher war alles ruhig.

  • „Also gut….morgen Abend… aber dann wirklich…“, ermahnte sie ihn. Alex versprach es und Kim konnte nun nichts anderes tun, als zu warten. Was würden diese Männer dort mit ihren Leuten nur machen? Waren Ben und Semir am Leben? Natürlich waren sie das. Kim war erschrocken über sich selbst, als sie diesen Gedanken gehegt hatte. Bisher waren die Beiden noch aus jeder brenzlichen Situation herausgekommen. Warum sollte es ihnen hier nicht gelingen? Sie überkam ein Schüttelfrost. Hotte merkte das und griff nach hinten. „Hier Chefin, es wird eine lange Nacht und wenigstens einer von uns sollte ausgeschlafen sein.“, meinte er fürsorglich und reichte ihr die Decke. Dankend nahm Kim die Decke an sich und wickelte sie um ihre Hüfte und zog sie bis zum Kinn hoch. Langsam driftete sie in einen tiefen Schlaf ab und merkte nicht, wie Hotte ihr immer wieder die Decke zurechtzog, wenn sie sich auf die Seite drehte.


    Ben und Semir wurden von den Lederriemen befreit und in die Ställe gebracht. Draußen war es bereits dunkel und sie fühlten sich, als wären sie in einer Höhle eingesperrt. Beiden fehlte das Licht. In ihrem Zimmer war es dunkel, draußen war es dunkel und selbst der Speisesaal war nur mit Kerzen und einigen dunklen und mysteriös wirkenden Lampen erhellt. „Los... in den Stall mit euch und bitte, leistet Gegenwehr. Ich freu mich schon tierisch darauf, einen Grund zu haben, euch auseinandernehmen zu dürfen.“, lachte Bernd, der die beiden begleitete. Doch Semir und Ben sahen ihn nur an. In dessen Hand blitzte das Messer auf. Beide waren sichtlich angeschlagen und so hatten sie gegen diesen Mann kaum eine Chance. „Los, die Pferde müssen gestriegelt werden und dann die Heuballen in die Kammer gebracht werden.“, stieß er aus und stieß Semir mit dem Fuß in den Rücken, sodass dieser nach vorne strauchelte und bäuchlings auf einen Strohquader fiel. Sofort drehte sich Ben erbost um und kam ganz dicht an Bernd heran. „Pass auf, du...“, zischte er, merkte dann aber die Spitze des Messers in seiner Bauchhöhle und wie es sich langsam durch die dreckige Weste bohrte. Er machte einen Schritt zurück „Nur zu...“, kam es genüsslich von Bernd, der mit dem Messer vor Bens Gesicht herumfummelte. „Ich warte nur darauf, dass ihr euch zur Wehr setzt.“ Doch Ben wendete sich ab und half Semir aufzustehen. Beide sahen ihren Wächter erbost an. „Wir werden dir nicht den Gefallen tun.“, stieß er aus und sah nur das teuflische Grinsen auf Bernds Gesicht. Dann lehnte sich dieser genüsslich an die Stalltür und beobachtete, wie beide Kommissare sich an die Arbeit machten.


    ...

  • Nur widerwillig machten sich Ben und Semir an die Arbeit. Immer unter den wachsamen Augen von Bernd, der mit seinem Messer in der Hand an der Tür stand und beide gleichzeitig beobachtete. Ben warf Semir immer wieder fragende und besorgte Blicke zu, die dieser nur mit einem Nicken oder einem Kopfschütteln erwiderte. Plötzlich sahen beide auf, als Toni reinkam und mit Bernd flüsterte. Hinter ihm waren zwei weitere Männer mitgekommen und den beiden Gefangenen ahnte übles. „Okay, welchen willst du haben?“, fragte Bernd nur und deutete abwechselnd auf einen von beiden. Toni besah sich die beiden wie zwei zu versteigernde Vasen auf einer Auktion. „Nehmen wir doch mal Ralfi, der wird dem Boss schon sagen, was wir wissen wollen.“, meinte Toni lachend und wies seine beiden Begleiter an, Semir zu packen. Beide gingen auf Semir zu und streckten ihre Pranken nach ihm aus. Ben ahnte, was diese Typen wollten und sprang den Kräftigsten an. „Lasst ihn in Ruhe, ihr Schweine.“, schrie er und brachte den Schrank zu Fall. Sofort waren aber Toni und Bernd bei ihm, zogen Ben weg und stemmten ihn gegen die Stallwand. Im nächsten Moment spürte der junge Hauptkommissar das Messer mit Druck an seiner Kehle und wagte nicht einmal mehr zu schlucken. Toni wandte sich an die beiden Männer. „Los, nehmt Ralf mit. Wir werden ihn jetzt einige Fragen stellen und er sollte sie lieber beantworten oder Bernd nimmt sich seinen Freund hier vor.“, stieß er aus. Ben sah nur, wie Semir, wild um sich schlagend, von den beiden Männern weggebracht wurde. Was würden sie mit ihm machen?


    „LASST MICH LOS!!!“, schrie Semir und versuchte sich gegen die Männer zu stemmen. Aufgrund seiner Größe waren die Männer eindeutig überlegen. Er strampelte mit den Füßen und versuchte seine Gegner zu treten, doch die lachten nur darüber. „Setzt ihn da hin!“ ,befahl Arnaud, als sie im Haus waren. Semir wurde auf den Stuhl gesetzt und schon schlangen sich Seile um seinen Oberkörper. „So… Sie wollen also meine Organisation sprengen?“, fragte der Unbekannte mit einem französischen Akzent. Semir antwortete nicht. „Ralfi… es wäre besser, wenn du uns sagst, was ihr bisher raus gegeben habt…“, ermahnte Arnaud ihn und griff Semir am Hosenbund. Langsam wanderte die Hand nach unten. Semir trat aus. „Lass mich!!“, fauchte Semir wütend. „Aber… seit wann bist du denn so schüchtern?“, lachte Arnaud. „Arnaud!!“, fauchte der Franzose und sprach dann etwas mit ihm. Semir verstand kein Wort. Doch er sah das breite Grinsen als sie sprachen. Arnaud machte Gesten, die Semir auch ohne Worte deutete. Ihm standen vermutlich schlimme Stunden bevor. Doch was genau hatten sie vor? Arnaud sah ihn an. Ein sonderbares Glänzen trat in seine Augen. „Ich warne dich! Kommst du mir zu nahe, dann wirst du die Glocken läuten hören!“, drohte Semir wütend und zerrte an den Fesseln. Arnaud kam näher. „Ach Süßer… ich bekomme alles was ich will. Also mach es dir nicht zu schwer…Mein Freund hier, hat mir die Erlaubnis gegeben, dich zu beglücken…“, grinste Arnaud. Semir sah ihn erschrocken an. „Ich….“, fing er an. Arnaud legte ihm den Finger auf den Mund. „Ssscht…..nicht soviel reden….schlucken… ist wichtig…“ erklärte er leise und gefährlich. Langsam öffnete er seine Hose.


    Ben wurde von Bernd beobachtet. „Striegel meinen Piraten ja richtig!“, warnte er ihn. Ben tat seine Arbeit. Er tat sie sanft, denn das Tier konnte nichts für seine Besitzer. Eine halbe Stunde dauerte es, bis das Pferd wieder in der Box stand. Die Tiere waren fast durch. Von Semir fehlte immer noch jede Spur. Was taten sie mit ihm? Was sie wollten, war Ben klar. Informationen, was nach draußen gedrungen war. „Hey! Du sollst arbeiten!“, riss Bernd ihn aus seinen Gedanken. Ben sah ihn an. „Wie soll ich das Heu verteilen? Wo ist die Heugabel?“, wollte er wissen. Bernd lachte. „Du hast zwei gesunde Hände…noch jedenfalls…also benutze sie…“, forderte er. „Ich brauche Stunden, bis ich fertig bin!“, stieß Ben aus. Bernd nickte. „Das hoffe ich sehr. Los! Ich will, dass du in einer Stunde mit allem fertig bist!“, forderte Bernd. Ben sah ihn an. „Das schaffe ich nicht!“, erklärte er. Bernd kam auf ihn zu. „Du solltest es schaffen… denn daran hängt das Leben deines Freundes…“, drohte er ihm. „Sie werden nicht davon kommen….unsere Kollegen werden uns finden und dann….“, fauchte Ben wütend und warf eine Ladung Heu auf den Boden. „Aber….dann wird es für dich und Ralfi zu spät sein.“, lachte Bernd. „Los!! Weiter!!“, fauchte er plötzlich. Ben tat, was der Mann verlangte. Auch wenn Bernd allein war, konnte er ihn nicht überwältigen. Bis Ben an diesem Mistkerl dran war, konnte er die Waffe ziehen und schießen. Und damit wäre niemand geholfen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Josefine sah Marco an. „Ich bin froh, wenn mein Vater mich nicht mehr sucht. Er soll mich in Ruhe lassen. Einfach in Ruhe. Ich mag nicht mehr zu ihm zurück. Nur noch ein halbes Jahr und ich bin 18. Dann kann er mir nichts mehr sagen und auch nicht dazu zwingen, das zu tun, was er will. Er kann mir vor allem dich nicht verbieten.“, gurrte sie und küsste ihn innig. „Hey… er ist und bleibt dein Vater, auch wenn du es nicht willst. Er ist dein Vater und er darf dir hier in Deutschland ab 18 zwar nichts mehr sagen, aber wie ist das in Frankreich…ich meine, da zählen andere Gesetze oder nicht?“, wollte er wissen. Josefine setzte sich auf. „Mist…daran hab ich überhaupt nicht gedacht. Ich werde nicht mehr zurück nach Frankreich gehen…. Ich bleibe bei dir…“, gab sie bekannt. Marco zog sie an sich. „Das wäre schön, nur habe ich ziemliche Angst vor deinem Vater. Er hat Macht…und er hat viele Leute die für ihn arbeiten… was wenn sie mich finden? Was wenn sie dich finden? Diese Kerle sind unberechenbar.“, dachte er laut nach. „Dann gehen wir zur Polizei.. Ralf und Leon werden uns sicher helfen. Die müssten doch nun auch entkommen sein und sicher im Büro sitzen.“, meinte sie nur. Marco nickte. „Ja aber….hast du ne Telefonnummer von denen?“, wollte Marco wissen. Josefine sah ihn an. „Nein… hab ich nicht. Aber wie viele Schwule gibt es schon bei der Polizei…?“, grinste sie breit.


    Semir sah erschrocken auf die entblößte Unterhose vor sich. Schweiß stand auf seiner Stirn, als sich Arnaud immer wieder über sein bestes Stück rieb. „Na... wollen wir uns ein bisschen vergnügen oder willst du jetzt endlich reden?“, fragte Arnaud gehässig. Semir schwieg und sah angeekelt weg. „Na komm schon, du willst es doch auch.“, stieß Arnaud aus und drückte Semirs Kopf nach vorne. Doch dieser stemmte sich immer noch gegen die Fesseln und gegen Arnauds Druck. „Okay... okay... was wollen sie von mir?“, kam es wehleidig und brüchig von Semir. Sofort ließ Arnaud Semirs Kopf los und wich zurück. „Schade eigentlich, aber nun sprich... Wie ist dein Name?“, wollte er dann wissen. „Semir... Semir Gerkhan, Kriminalhauptkommissar der Autobahnpolizei.“, stieß er angewidert aus. „Und wer ist dein Freund... dein Bruder?“, wollte er wissen, packte Semirs Gesicht und stieß ihn gegen seine Unterhose. Angewidert schrie Semir auf und wollte sich losreißen. „Na na na, red schon.“, forderte Arnaud. „Er... er ist mein Partner... Ben Jäger.“, kam es nur von Semir, der sich einen Brechreiz zu unterdrücken versuchte. „Sehr schön... wirklich sehr schön und was habt ihr schon erzählt?“, wollte Arnaud wissen. „Wir... wir konnten noch nichts unseren Kollegen erzählen... das... das schwöre ich.“, stieß Semir aus, als ihm Arnaud mit zärtlichen Gesten über den Drei-Tage-Bart und durch sein Gesicht strich. Der Deutschtürke wollte sein Kopf wegdrehen, doch der Franzose hielt ihn sanft, aber bestimmend fest. „So so... und das soll ich dir glauben?“, kam es nur von Arnaud und dieser sah zu seinem Boss, Frederik de Ponur. Frederik nickte nur und dann kam Arnaud wieder auf Semir zu. „Ich werde dich noch weiter befragen... Bringt ihn in den Keller... Ich habe etwas sehr wunderbares mit dir vor.“, lachte er und geschockt sah Semir auf, als die beiden Gorillas ihm und den Stuhl packten und ihn in den Keller trugen.

  • Josefine wartete und wartete. Immer wieder wurde sie von einer Dienststelle zur anderen weitergeleitet und landete letztendlich bei einer netten, jung und freundlich klingenden Stimme. „König ... Autobahnpolizei.“, meldete sich Susanne. „Hallo... ich hätte gerne einen Ralf gesprochen.“, meinte Josefine. „Er ist Hauptkommissar bei ihnen und schwul.“ Susanne zog eine Augenbraue hoch und dachte nach. „Einen Moment bitte.“, meinte sie dann, legte den Hörer beiseite und wählte mit ihrem Handy Kim Krüger an. Es dauerte eine Weile, bis sich die Chefin meldete. „Chefin, hier ist ein junges Mädchen, dass Semirs Tarnnamen genannt hat. Sie will ihn sprechen... Was soll ich tun?“, wollte die Sekretärin wissen. Kim horchte auf, als sie das hörte. Sofort streifte sie sich die Decke vom Körper und war hellwach. „Leiten sie das Gespräch auf mein Handy um, Susanne. Ich will mit der Kleinen sprechen.“, gab Kim bekannt und Susanne legte auf. Hotte hatte ein wenig die Augen zu gemacht und sah die Chefin mit Erstaunen an. Wenige Minuten später klingelte das Handy und sofort nahm Kim ab. „Krüger?“, meldete sie sich. „Ja... man sagte mir, sie sind die Vorgesetzte von Ralf.“, hörte sie eine junge Stimme am anderen Ende der Leitung. „Das ist richtig. Ich wollte fragen, ob Ralf denn schon zurückgekommen ist.“ „Ralf... also Semir Gerkhan, so heißt er wirklich, ist noch nicht wieder aufgetaucht.“, erwiderte Kim. „Was? Aber... aber ich habe ihn und seinen Bruder doch zur Flucht verholfen. Dann haben sie ihn doch wieder geschnappt. Dann bin ich auch nicht mehr sicher... Bitte, sie müssen mir helfen.“, stieß Josefine erschrocken aus. „Ganz ruhig... wo sind sie und vor allem, wer sind sie?“, wollte Kim wissen.


    „Ich bin…die Tochter von Frederik de Ponur…Mein Name ist Josefine…ich bin abgehauen, in der gleichen Nacht wie Ralfi…ich meine Herr Gerkhan.“, erklärte Josefine erschrocken. „Hören Sie Frau de Ponur…wir vermuten, dass Herr Gerkhan und sein Partner Jäger in großen Schwierigkeiten stecken. Sie müssen uns helfen. Kennen Sie das Gelände des Gestüts?“, wollte die Frau am anderen Ende wissen. Josefine wischte eine Träne weg. „Ja… ich kenne es seit ich fünf bin. Es gibt viele Wegen zur Farm…“, erklärte sie leise. „Helfen Sie mir? Ich meine bei der Befreiung von den Beiden?“, wollte die Frau wissen. Josefine sah Marco an, der bekräftigend nickte. „Ja…ich helfe Ihnen. Wo sind Sie?“, wollte Josefine nun wissen. „Wir sind in der Nähe des Gestüts. Ich hole Sie ab. Sagen Sie mir die Adresse und dann können Sie uns helfen…“, bat die Frau. Josefine nannte sie. Nur wenig später legte sie auf. „Mein Vater wird sie umbringen. Besonders Arnaud, Toni und Bernd werden sich daran ergötzen. Das sind die Schlimmsten…“, erklärte sie weinend. Marco nahm sie tröstend in den Arm. „Du tust das Richtige. Außerdem…danach darfst du sicher in Deutschland bleiben. Dein Vater im Knast…deine Mutter ist schon lange tot…wer sollte dich da noch versorgen?“, lächelte er ihr zuversichtlich zu. Josefine lachte weinend. „Ich bin froh, wenn er im Knast ist…“, sagte sie und machte sich fertig.


    ...

  • Ben sah auf, als Arnaud in den Stall kam. „Und wie geht es unserem Herrn Jäger?“, wollte er wissen und seine Brust schwoll regelrecht an, als er Bens wahren Namen heraus posaunte. Ben sah ihn erschrocken an. „Da bist du verwundert, was? Ja…. Dein Freund hat geredet… es dauerte zwar etwas, aber….ich konnte ihn mit den richtigen Argumenten überzeugen.“, lachte er und strich sich dann über die Ausbeulung der Hose. Ben schluckte. „Wo ist Semir?“, wollte er wissen. Denn das Versteckspiel hatte ein Ende. „Oh…du darfst ihn gleich sehen…er ist etwas…wie soll ich sagen… müde…?“, lachte Arnaud. Er winkte Bernd heran. „Bring ihn in den Keller…. Er wird mir ein paar Fragen beantworten…“, befahl er. Bernd nickte. „Na dann komm mein Freund…“, verhöhnte er Ben und machte einen Schritt auf ihn zu. Ben hielt still, als Bernd ihn fesseln wollte. Zumindest am Anfang. Doch ohne Ansatz explodierte der junge Hauptkommissar. Er schwang sich herum und schlug mit der Faust zu. In diesem Schlag lag die ganze Wut, die er die letzten Stunden unterdrückt hatte. Bernd ging zu Boden und Ben warf sich auf ihn. „Du verdammtes Schwein!“, stieß er aus. Allerdings vergaß er in seiner Wut, dass Arnaud noch im Stall war, der nun eingriff. Ben spürte eine Hand die in seine Haare griff und den Kopf in den Nacken zog. „Schluss jetzt!“, hörte er Arnaud fauchen. Gleichzeitig spürte er den Waffenlauf am Hals. Ben hob die Hand. Sein Atem ging stoßweise. „So... und nun ab zu unserem Freund...“, forderte Arnaud ihn auf. Doch der Mann wartete nicht, bis Ben aufgestanden war, sondern zerrte ihn an den Haaren zum Haupthaus.


    Semir wurde auf eine komisch aussehende Bank gebunden. Hände und Beine waren weit auseinander an den jeweiligen Enden angebunden. Frederik sah auf ihn runter. „Meine Deutsch ist etwas schlecht....aber ich denke....Sie können mich verstehen.“, erklärte er in einem sehr schlechten Deutsch. Semir antwortete nicht. „Diese Bank....ist aus die Mittelalter....in Frankreich wurde sie für Verräter gebraucht...“, ging es weiter. Doch nun verließen ihm scheinbar die Deutschkenntnisse und er sprach in Französisch. Dabei winkte er einen seiner Helfer herbei. „Ich werde übersetzen. Du wirst ihm nun ein paar Fragen beantworten. Und du solltest die richtig beantworten, denn sonst werden wir das Mittelteil der Bank hochfahren lassen. Der Druck auf die Wirbelsäule ist sehr schmerzhaft....und je höher sie fährt...um so schlimmer wird es für dich.“, übersetzte der Mann. „Ich hab alles gesagt! Mehr weiß ich nicht!!“, beschwor Semir, der Angst bekam. Die Fessel um seinen eh schon demolierten Fuß schmerzte stark. Der Mann übersetzte es Frederik, doch dieser war sich dessen nicht sicher. Er sagte etwas auf Französisch und der Mann neben ihm wandte sich wieder an Semir. „Das glaubt er ihnen aber nicht. Er will wissen, was ihre Kollegen wissen.“, meinte er dann und Semir sah, wie Frederik zu den Hebeln der Maschine ging und sie langsam mit seinen Fingern umfasste. Das würde gleich sehr qualvoll werden, dachte er und sah den Mann an. „Nein? Sie ersparen sich nur unnötige Schmerzen, wenn sie jetzt reden.“, gab er von sich. Semir lachte verächtlich auf. „Klar... und sie töten mich dann auch nicht.“, stieß er aus und zerrte wieder an den Fesseln. „Ich habe ihnen nichts zu sagen.“, kam es dann von dem Deutschtürken. Frederik grinste nur breit.


    Hotte hielt vor der angegebenen Adresse und schon stand dort ein junges Mädchen, dass auf die beiden Polizisten zu warten schien. Kim stieg aus und nahm sie in Empfang. „Bist du Josefine?“, wollte sie wissen. „Ja... wenn ich ihnen helfe, darf ich dann bei Marco bleiben?“, kam es sofort von der jungen Dame. Kim sah hoch und erblickte den jungen Mann, der einige Meter hinter ihm stand. „Wenn wir deinen Vater einsperren, dann... dann musst du zu anderen Verwandten, wenn es welche gibt.“, meinte Kim. „Ich habe nur noch meinen Vater... und ich hasse ihn.“, stieß Josefine aus. Kim atmete tief ein. „Bitte, ich will nicht zurück nach Frankreich. Ich will hier bei Marco bleiben.“, flehte Josefine und Kim sah abwechselnd zu ihr und dem Jungen. „Gut... ich werde mich dafür einsetzen, dass du hier bleiben kannst. Aber jetzt sollten wir los.“, meinte sie und Josefine und Marco stiegen zu Hotte und Kim in den Landrover.


    Ben wurde von Arnaud in den Keller gestoßen und prallte mit dem Kopf gegen die steinerne Mauer. „Ahhh....“, stieß er aus und fasste sich mit den Fingern gegen seine linke Augenbraue. Sofort war er benetzt mit rotem, klebrigen Blut. Arnaud achtete gar nicht weiter darauf, sondern sofort packte er Ben wieder am Kragen und stieß ihn den zweiten Teil der Treppe runter. Auch hier verlor Ben den Halt und lag, sich krümmend vor Schmerzen, neben einem großen, schweren Eichenfass. „Los, hoch mit dir...“, stieß Arnaud aus und vergrub seine Finger wieder in Bens Haaren. Wieder stieß Ben einen Schrei aus, verstummte aber sofort wieder. Diesen Triumph wollte er den Leuten nicht gönnen. Er stand auf und sah, dass sich Arnaud neben ihn befand, ihn aber nicht beachtete. Das war die Gelegenheit, dachte Ben und schmiss sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Arnaud und dieser fiel über das Metallgeländer neben ihm. Ben hörte nur noch berstendes Holz und ein dumpfen Aufschlag. Er zog sich am Geländer hoch und sah, dass Arnaud auf den Trümmern eines zusammengebrochenen Weinregals lag, dass sich eine Treppe tiefer befand. „So... jetzt hast du die Rechnung.“, knurrte er und horchte auf, als er Schritte hörte. Schnell suchte er nach einer Waffe, einem Brett oder ähnliches, womit er sich verteidigen konnte. Vergebens. So musste er schnell wieder die Hände in die Luft strecken, als man ihm eine Pistole auf die Nasenspitze setzte. Vorsichtig und mit einem kurzen, beschwichtigen Grinsen auf dem Gesicht versuchte Ben die Situation zu entschärfen. „Wow, ganz vorsichtig mit dem Ding. Ich hab nur die eine Nase.“, meinte er und schon wurde er erneut vorwärts gestoßen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah auf, als die Tür aufging und Ben von dem Dolmetscher in den Raum gestoßen wurde. „Ihr... Partner will nicht reden. Ich hoffe, sie sind besser.“, kam es stockend von Frederik, doch es reichte, um Ben die Lage verständlich zu machen. „Was wollen sie denn noch von uns?“, zischte Ben und wurde an einer Wand angekettet. Dann schlug der Dolmetscher mit beballter Wut die Faust in Bens Magen. Keuchend ging dieser zu Boden, wurde aber von den Ketten aufrecht gehalten. „Vielleicht reden sie, wenn wir ihren Kollegen nur lange genug bearbeiten.“, gab Frederik lachend von sich und zog an der Kurbel. Sofort hob sich die mittlere Platte und drückte Semirs Bauch nach oben. Immer weiter kurbelte er, bis der Deutschtürke einen alles durchdringenden Schrei ausstieß. „Ach ja... da ist ein kleines Dreieck auf der Platte, was direkt in die Wirbelsäule drückt...“, erklärte er noch und sah zu Ben, der sich wie wild gegen die Ketten stemmte. „Lassen Sie ihn!! Wir können Ihnen nichts sagen…wir sind…Robin…er war länger hier! Wir wissen nicht, was er weitergeben konnte…Ich schwöre!! Lassen Sie ihn!!“, schrie Ben laut. Doch Frederik schien immer noch nicht zu glauben, dass dies alles war. Er drehte noch etwas. Semir wurde etwas mehr durchgebogen. „BEN!!!“, schrie er laut. „Das ist alles!! Ich schwöre!!“, bekräftigte Ben. Frederik schloss die Augen. Er schien zu überlegen, ob die Männer die Wahrheit sagten. „Also gut…wer sind eure Kontaktleute?“, fragte er. Ben gab bereitwillig die Telefonnummern von Kurt und Axel bekannt.


    Kim sah Josefine an. „Wie können wir das Gelände betreten, ohne das wir gesehen werden?“, wollte sie wissen. „Das ist nicht schwer. Aber nicht von hier. Da Drüben…da können wir ungesehen auf das Gelände. Aber nicht alle…das fällt dann schon auf. Ich kenne sogar einen Weg ins Haupthaus. Das ist echt cool…die Tür ist sehr versteckt und niemand außer mir kennt sie.“, erklärte Josefine stolz. Kim sah zu Alex Hoffmann. „Was denkst du?“, wollte er wissen. „Ich ? Alex… ich überlege wie ich meine Leute dort raus bekomme…mehr nicht.“, gab Kim zu. „Kim…. Ich kenne dich. Dieser Blick sagt mir dass du etwas vorhast, wo mir die Haare zu Berge stehen werden. Also, bevor du hier irgendwas wagst, rede mit mir.“, ermahnte er sie. „Ja schon gut… Also pass auf. Josefine hier kennt einen Weg, wie wir reinkommen. Wir sollten versuchen nach und nach dort aufzulaufen und dann zuschlagen. Josefine… wie viele kannst du auf einmal reinbringen?“, wandte Kim sich an das Mädchen. „Ich? Ich geh da nicht hin…ich zeige nur den Weg. Mein Vater wird alles versuchen um mich wieder zu bekommen!“, kam ängstlich von ihr. Kim lächelte beruhigend. „So hab ich es auch nicht gemeint… wie viele Männer könnten gleichzeitig durch diese Tür dort hinkommen, ohne das es auffällt?“, stellte Kim die Frage etwas anders. „Ach so… nun ja.. drei Mann aber dann wird es schon riskanter…“, erklärte Josefine. Kim sah Alex an. „Bring deine Männer in Stellung. Wir gehen zu zweit. Die ersten vier werden uns den Weg frei räumen. „Josefine….wo könnte dein Vater die Beiden festhalten?“, wollte Kim wissen. Josefine deutete auf ein großes solides Haus. „Im Haupthaus… dort im Keller, der ist so schalldicht, dass man schreien kann soviel man will. Niemand hört es.“, kam von dem Mädchen.


    „Noch einmal! Wo ist meine Tochter?“, wiederholte Frederik seine Frage. Ben sah auf Semir, der bewusstlos war. „Wir wissen es nicht! Ich schwöre…lassen Sie ihn bitte….lassen Sie ihn…“, flehte Ben. Frederik schien genug zu haben. Er drehte die Kurbel und Semirs Körper senkte sich wieder. Doch er ließ ihn nicht ganz runter. „Also gut… Ihr Freund schläft gerade… aber sicher nicht lange und dann werde ich einen letzten Versuch unternehmen. Weißt du…ich finde Mut sehr gut…aber nicht wenn er an falscher Stelle zum Ausdruck kommt. Also….wo ist meine Tochter hin?“, fragte er. „Wir wissen es nicht…Ihre Tochter hat uns den Weg in den Wald gezeigt und….mehr nicht.. sie ist in eine andere Richtung…vielleicht zu ihrem Freund…“, versuchte Ben zu erklären. „Freund? Josi hat keinen Freund… sie ist 17 Jahre alt!!!“, fauchte Frederik. Semir kam langsam zu sich. „Semir?“, fragte Ben. „Ben….hilf mir…“, kam als Antwort. „Er kann dir nicht helfen…oder doch eigentlich schon, aber er will nicht… ich will von ihm wissen, wo meine Tochter ist…weißt du das?“, wiederholte Frederik. Semir schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht….Sie ist nicht…aaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhh….“, stieß Semir aus, denn Frederik drehte die Kurbel erneut nach oben. „Ich weiß, dass ihr es wisst. Soll ich noch weiter drehen?“, schrie er und wieder drehte er. Semir lag da, sein Körper hatte die Form eines Flitzebogens. „Ich weiß es nicht.“, schrie er und weinte vor Schmerzen. Ben stemmte sich gegen die Fesseln und zerrte an den Ketten. „Hören sie auf... Aufhören...“, stieß er aus und wandte sich immer hin und her.


    Die ersten vier Mann des SEKs waren schon über den Zaun und sahen sich mit ihren Nachtgeräten um. „Gruppe 1 an Einsatzleiter... der Hof ist frei. Rücken jetzt auf den Stall vor.“, hörte Alex nur durch sein Funkgerät und sah Kim an. Sie nickte nur und entsicherte dann ihre Waffe. „Los gehen wir.“, meinte sie und Alex folgte ihr. Beide schwangen sich mit seinem Satz über den Zaun. Die zweite Gruppe folgte im sicheren Abstand. „So, wo ist jetzt das Haupthaus?“, wollte Kim wissen und Alex deutete nur auf ein Gebäude, wo im Untergeschoss Licht brannte. „Das dürfte es sein. Wie sollen wir vorgehen?“, wollte er wissen. „Wir gehen rein und durchsuchen alle Räume.“, stieß Kim aus und ging mit der ersten Gruppe vorwärts. Alex nahm den Weg mit der zweiten Gruppe am Stall vorbei und um die Scheune herum, zum Hintereingang des Hauses. Als alle in Stellung waren, merkte Kim erst, wie nervös sie war. „Wir sind in Position, Kim, und warten.“, hörte sie Alex nur sagen. „Gut... Zugriff... Zugriff.“, stieß sie aus und sofort schlugen die vermummten Männer des SEKs die Türen ein und griffen sich jeden überraschten Helfer, der im Speisesaal saß. „Polizei... auf den Boden.“, schrieen die Männer. Die zweite Gruppe stürmte durch die Küche in den Saal und nagelten die restlichen Burschen am Boden fest. „Wo sind meine Kollegen?“, fauchte Kim einen verschreckten Mann an. „Im... im Keller... die zweite Tür links und dann die Treppe runter.“, stieß er aus. Kim nickte Alex zu. Sofort machte sich dieser mit der zweiten Gruppe auf den Weg und gingen langsam und vorsichtig den Kellergang runter. Hoffentlich würden sie Semir und Ben rechtzeitig finden.

  • Josefine stand mit Marco am Zaun und sah nur die Polizisten vorwärts schleichen. „Ich hoffe, es ist alles bald vorbei.“, stieß sie aus und schmiegte sich an Marcos Schulter. Dieser nahm sie vorsichtig in seine Arme und streichelte ihr sanft über den Rücken. „Weißt du was? Ich habe vorhin mit meiner Mutter gesprochen. Sie sagt, wenn du willst, kannst du im Zimmer meines Bruders wohnen. Er wohnt ja sowieso jetzt in Hamburg und ansonsten würde das Zimmer leer stehen.“, gab er bekannt. Mit ihren großen Augen sah sie in sein Gesicht und fing an zu strahlen. „Ist das dein Ernst?“, wollte sie wissen. „Klar, warum nicht? Wir gehören doch zusammen. Für immer und ewig.“, lachte er und wollte sie küssen, als er von einer starken Hand an der Schulter gepackt wurde. „So, du bist ja schon wieder da.“, stieß Bernd aus, der sich von hinten an die Beiden herangeschlichen hatte. Erschrocken blickte Marco in das blutüberlaufene Gesicht des Mannes und war starr vor Angst. Bernd holte mit seiner Faust aus und schlug den Jungen zu Boden. Regungslos blieb dieser liegen. Josefine schrie auf. „Lass ihn in Ruhe... Du verdammter Mistkerl.“, stieß sie aus und sprang mit einem Satz auf Bernds Schultern, versuchte ihn zu schlagen. Doch dieser packte sie nur und warf sie ebenfalls zu Boden. Marco kam in diesem Moment wieder zu sich und sah, wie dieser Affe seine Freundin durch die Gegend warf, wie eine Bananenschale. „Du Orang-Utan.“, schrie er und stürzte sich auf Bernd. Beide rangelten mit einander. Der ausgewachsene Mann bekam den jungen, flinken Marco nicht zu fassen, der wie ein Wirbelwind um seinen Körper herumtanzte und ihn Schläge der unterschiedlichsten Stärke versetze. Doch dann reichte es Bernd und er holte mit seinem Arm aus und stieß den Jungen gegen den Weidezaun. Benommen keuchte Marco und spürte dann die bärigen Hände an seinem Hals und wie sie langsam immer fester zudrückten. War das sein Ende?


    Frederik hatte die Kurbel immer noch nicht losgelassen. Er wollte Semir unter allen Umständen zum Sprechen bringen. „Sag schon, wo ist meine Tochter oder ich breche ihm das Kreuz.“, schrie er Ben an. „Ich weiß es nicht.“, erwiderte er und horchte auf, als er Schritte auf dem Flur zu hören glaubte. War das nur Einbildung oder kamen endlich die Kollegen zu Hilfe? Doch auch Frederik hörte die Schritte. „Wer ist das?“, fragte er. Ben grinste ihn an. „Unsere Kollegen werden dir in den Arsch treten…“, sagte er leise. Er hoffte inständig, dass der Franzose die Worte nicht verstand. Doch diesmal irrte Ben sich. Frederik hatte jedes Wort mitbekommen. „Oh…wenn das so ist…dann sollte ich Schluss machen…nicht wahr?“, grinste er und drehte erneut an der Kurbel. Semir schrie laut auf. „Sag deinen Freunden sie sollen draußen bleiben…oder er hat einen Rollstuhl nötig…“, drohte er. Ben sah ihn erschrocken an. „Geben Sie auf!!“, forderte er ihn. „Oh….ich schätze meine Chance sehr gut ein….und ich habe gute Chance hier weg zu kommen…“, grinste Frederik. „Sie ….werden hier nie…rauskommen.“, stieß Semir nun aus. „Oh ich sehe das anders….Also Jäger…ruf ihnen entgegen!“, forderte Frederik und ließ noch einmal eine Drehung der Kurbel ausführen. Semirs Körper beugte sich noch mehr. Blut war an der Wunde am Fuß bereits ausgetreten und tropfte vom Tisch runter. Ben wusste genau, dass es keinen Sinn machte, aber er musste tun, was Frederik verlangte, wenn er Semir das Leben retten wollte. Eingreifen konnte er nicht.


    Kim sah Alex an. „Hier scheinen wir genau richtig…“, meinte sie. Und das nächste was sie hörte war ein Schrei. „Das ist Gerkhan!“, kam erschrocken über ihre Lippen. Alex nickte und wies die Männer an, rechts und links der Türe in Stellung zu gehen. „Warte…ich gehe erst rein.“, befahl Kim. „Spinnst du? Wenn die bewaffnet sind, bleibt nichts mehr von dir übrig!“, erklärte Alex. „Wer immer da draußen ist!! Bleibt dort! Er bringt Semir um!“, hörten sie plötzlich auch Ben Jäger sprechen. „Jäger! Hier ist Kim Krüger….was soll das?“, fragte sie laut und vernehmlich. „Chefin! Er hat Semir in seiner Gewalt und bricht ihm das Kreuz, wenn Sie auch nur einen Fuß in den Raum setzen!“, warnte Jäger sie. „Also gut…die Forderungen?“, harkte Kim nach. Doch nun kam wieder Schweigen auf. „Was sind die Forderungen für die Freilassung von Ihnen und Gerkhan?“, wiederholte Kim die Frage. „Freier Abzug und Auslieferung von Josefine Ponur!“, kam von Jäger. „Das Mädchen will nicht weg! Sie will in Deutschland bleiben!“, erklärte Kim. Sie sah Alex an. „Verdammt was machen wir?“, wollte sie wissen. „Wir werden den Täter erst einmal in Sicherheit wiegen.“, raunte er ihr zu. Kim nickte. „Sind Sie verletzt, Jäger?“, wollte sie wissen. „Nein...ich nicht…aber Semir! Er blutet am Fuß!“, erklärte Jäger. „Schnauze!!!“, kam nun eindeutig von einem Franzosen. „Ich sage was ich will!! Ich forderte einen Wagen für mich, meine Tochter und ich werde einen von den Beiden hier als Pfand für den freien Abzug mitnehmen!“, erklang mit Akzent. „Das ist nicht akzeptabel!“, gab Kim zurück.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „LASS IHN LOS!!“, schrie Josefine Bernd an und trat zu. Mit einem Urschrei ging Bernd in die Knie. Marco holte japsend Luft. Und im gleichen Augenblick kamen einige der Polizisten dazu. Die drehten Bernd die Arme auf den Rücken und führten ihn ab. Dieter Bonrath sah sich Marcos Hals an. „Das wird sicher ein paar Tage schmerzen, aber danach ist es wieder okay.“, beruhigte er ihn. Marco nickte und küsste Josefine. „Danke mein Engel.“, sagte er heiser. „So…ihr werdet euch jetzt ins Auto begeben und dort sitzen bleiben… das ist gleich nämlich sehr gefährlich…“, ermahnte Dieter sie. Marco und Josefine gehorchten ohne Widerworte. „Brave Kinder…“, lobte Dieter sie leise. Er sah den Beiden nach und wandte sich dann an die Kollegen bei ihm. „Also…dann wollen wir hier mal aufräumen…“, meinte er nur und machte sich auf den Weg zum Haupthaus. Doch kurz davor wurde er von Kim Krüger aufgehalten. „Wir müssen einen Wagen direkt vors Haus bringen!“, erklärte sie. „Was? Wieso?“, fragte Dieter nach. „Ein Mann Namens Ponur droht damit, Semir das Rückrad zu brechen, wenn wir nicht seinen Forderungen nach einem Fluchtwagen, seiner Tochter und freien Abzug statt geben.“, kam leise von ihr. „Oh mein Gott…“, stieß Dieter aus. Kim sah zum Wagen rüber, wo Josefine saß. „Sie muss uns helfen.“, meinte sie dann und ging auf den Wagen zu.


    Josefine riss ihre großen Augen auf. „Nein... niemals... das mach ich nicht. Ich will nicht zu ihn zurück. Ich will ihn nie wieder sehen.“, stieß sie aus, als Kim ihr die Bitte angetragen hatte, sich für den Zugriff als Lockvogel zur Verfügung zu stellen. „Josefine... bitte, es geht um das Leben zwei meiner Kollegen. Ich brauche ihre Hilfe.“, bat Kim die junge Dame. Doch sie weigerte sich und sah erschrocken zu dem Haus hinüber, wo noch immer das SEK stand. „Frau Krüger... ich will nicht, dass ihre Kollegen getötet werden, aber ich will auch nicht zu meinem Vater zurück. Wenn da nur etwas schief geht, dann fährt er mit mir davon und wird nicht eher Ruhe geben, bis er Marco gefunden und getötet hat.“, erklärte sie. „Haben sie eine bessere Alternative, als sich in den Wagen zu setzen?“, wollte Kim dann wissen und sah, wie das Mädchen mit dem Kopf nickte. „Den habe ich... passen sie auf...“, meinte sie und steckte dann ihren Kopf mit dem von Kim zusammen. Niemand der umherstehenden konnte hören, was diese beiden Frauen zu besprechen hatten. Dieter und auch Marco warteten auf eine Entscheidung. Dann endlich drehte sich Kim um, ein Lächeln schien über ihr Gesicht zu huschen und sie nahm ihr Funkgerät in die Hand. „Alex, Kim hier. Pass auf, wir machen folgendes...“, und dann erzählte sie, was sie vorhatte. „Josi, was hast du vor?“, wollte Marco von seiner Freundin wissen. Sie lächelte nur und küsste ihren geliebten Freund. „Hab keine Angst, wenn alles gut geht, sind wir schon bald erlöst von ihm.“, lächelte sie und strich durch sein schwarzes Haar.


    Frederik de Ponur hatte die Kurbel langsam zurückgedreht und nun lag Semir wieder in seiner ursprünglichen Lage vor ihm. Alles schmerzte und jede Bewegung tat ihm weh, soweit er sich bewegen konnte. „Sie... sie... kommen... niemals hier... weg.“, stieß Semir aus, als er das triumphierende Gesicht seines Gegners sah. „Das würde ich nicht sagen.“, meinte er dann und ließ Semir dann einfach auf den Tisch liegen. „Ich würde sagen, ich nehme mir ihren Kollegen hier und werde mit ihm eine Reise zum alten Steinbruch machen. Dort entsorge ich ihn dann und werde nach Frankreich zurückkehren. Deutschland ist doch nicht das richtige für mich und ich weiß, dass die Drogensüchtigen in Frankreich dankbarer sein werden, als ihr.“, lachte er und tätschelte Semir das Gesicht. Dieser versuchte nach ihm zu schnappen, doch sofort zischte sein Kopf von der verpassten Ohrfeige zur Seite und Semir spürte, wie ihm das Blut aus der aufgeplatzten Lippe lief. „Lassen sie ihn zufrieden.“, stieß Ben aus und zerrte wieder an seinen Fesseln. Er hatte den ganzen Plan mit angehört, doch so einfach wollte er es diesem Schwein nicht machen. „Sei ruhig... du bist gleich dran.“, erwiderte der Franzose und ging auf Ben zu, löste ihm die Fesseln, schlug ihn jedoch sofort bewusstlos, als dieser zu Semir eilen wollte. „Hoffen wir, dass uns die Polizei nicht verarscht.“, stieß er aus und wies seinen Übersetzer an, Ben die Arme auf den Rücken zu fesseln. Dann ging de Ponur wieder zu Semir. „Du kannst von mir aus hier unten verrotten. Deine Kollegen sollten dich schon finden und dein Partner werden sie nur als Leiche finden.“, lachte er und verließ den Raum.


    „Okay, wir sind in Position.“, gab Alex durch und Kim sah Josefine an. Sie nickte nur und stieg aus dem Wagen vor dem Haupthaus aus. „de Ponur... wir haben ihre Tochter und den Wagen... jetzt lassen sie meine Kollegen frei.“, rief Kim durch ein Megafon nach drinnen und musste dann warten. Immer wieder sah sie zu dem Mädchen, das neben der geöffneten Tür des Wagens stand. Hoffentlich klappte das nur, dachte Kim und sah dann auf, als Frederik de Ponur, ein weiterer Mann und Ben aus dem Haus kamen. Sofort versteifte sie sich vor Anspannung und ging schrittweise vom Wagen zurück. „Hallo mein Schatz, endlich hab ich dich wieder.“, stieß de Ponur aus und wollte Josefine in den Arm nehmen, doch sie wich zurück. Immer weiter und weiter, bis das Auto es unmöglich machte. Sie hoffte, ihren Vater weit genug von dem Polizisten wegzulocken, der vollkommen fertig neben einem der Helfer stand und von diesem im Schwitzkasten gehalten wurde. Jetzt war der geeignete Augenblick für den Zugriff, dachte sie und gab das vereinbarte Zeichen... sie streckte beide Arme aus.


    Während Josefine den Wink gab, lag Semir immer noch gefesselt auf der Bank. Er hatte die Augen geschlossen. Sein Kreuz schmerzte, der Fuß brannte und die Handgelenke schienen wie abgestorben. Noch kam keiner zu ihm. Doch Semir fand es nicht so schlimm. Er hatte genug durchgemacht, als sich darüber zu sorgen, wann man ihn endlich befreite. Erst gute zehn Minuten später standen Dieter und Hotte bei ihm. „Semir? Hey… warte…mein Gott was haben die mit dir gemacht?“, wollte Hotte wissen und löste die Seile. Semir sah ihn an. „Hotte…endlich….“, stieß er aus. „Komm wir gehen raus.“, empfahl Dieter und wollte Semir von der Bank ziehen, doch kaum hatte er ihn etwas bewegt schrie Semir auf. „NEIN!! AUA!!! Lass los!!! Dieter Lass los!!“, kam von ihm. Erschrocken ließ Dieter Semir los. „Was ist denn?“, wollte er wissen. Er kam sich etwas schuldig vor. „Ich weiß nicht…aber…ich kann mich nicht bewegen…ich….mein Rücken….“, stieß Semir aus. Tränen liefen ihm über das Gesicht. „Pass auf Dieter…ich hole besser einen Arzt… der soll ihn sich mal ansehen. Wenn wir ihn bewegen könnten wir ihm mehr schaden, als wir eigentlich wollen.“, erklärte Hotte fürsorglich. „Rede nicht, als sei ich schon tot…“, fauchte Semir leise. „Aber…du bleibst liegen!“, ermahnte Hotte ihn. Schon lief er los einen Arzt zu holen.

  • Ben versuchte Augenkontakt mit Kim Krüger zu bekommen. Und endlich…sie sah ihn an und nickte. Ihr Mund formte lautlos das Wort „Countdown“. Ben schloss die Augen zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Langsam zählte er von zehn abwärts und gab dem Druck seines Bezwingers nach. Nichts deutete darauf hin, dass gleich etwas passieren würde. Und als er bei Null angekommen war, sackte Ben zusammen. So unverhofft, dass sein Bezwinger ihn völlig erstaunt losließ. Ben rollte sich sofort weg, während die Scharfschützen sofort loslegten. Auch Frederik Ponur wurde überwältigt, bevor er richtig kapierte was hier überhaupt passierte. Eine Kugel traf ihn in die Schulter. Er schrie und versuchte an Josefine zu kommen, doch Marco riss sie weg. „Du verdammter Bastard!! Du bekommst sie nicht!! Niemand bekommt sie!! Sie gehört mir!! Josi…komm zu mir!! Komm mein Schatz… niemand darf uns trennen….komm zu mir…“, befahl er weinerlich während er die Hand auf seine Wunde presste. Doch zu seiner Verwunderung kam seine Tochter nicht zu ihm. „Josie? Du verrätst mich?“, kam erstaunt von ihm. „Ich verrate dich nicht….ich hasse dich!! Papa…ich hasse dich!!!“, schrie Josefine ihn an. Frederik schüttelte den Kopf. „Aber Josie….du kannst doch nicht….du bist doch meine Tochter…du bist mein ein und alles…!“, stieß er aus. Langsam kam er auf die Beine und ging auf seine Tochter zu, die wiederum einen Schritt zurück machte. „Josie! Komm her!!“, schrie er plötzlich und streckte die Hände aus. Bevor er jedoch seine Tochter greifen konnte fiel ein Schuss. Nur Sekunden später sah man ein Loch direkt zwischen den Augen. Frederik ging zu Boden.


    Der Arzt stand vor Semir an der Bank. „Herr Gerkhan….Wir müssen Sie mit einer Spezialtrage von diesem Folterinstrument holen. Ich vermute, dass Sie eine Verletzung an den unteren Wirbeln davon getragen haben und jede Bewegung könnte ernste Verletzungen mit sich bringen. Allerdings ist das Umbetten extrem schmerzhaft für Sie und damit Sie nichts spüren, werde ich Ihnen eine Spritze geben. Sie werden nicht schlafen, aber Sie bekommen von der Prozedur nichts mit.“, erklärte der Arzt. „Aber…ich habe ihn versucht herunter zu ziehen und…er hat geschrieen…nicht dass ich jetzt… also ich meine…“, erklärte Dieter. Der Arzt sah ihn an. „Das werden wir im Krankenhaus feststellen. Wir werden ihn röntgen und dann weitersehen.“, meinte er und setzte Semir die Spritze. Er stieß einen kurzen Schrei aus, biss sich aber auf die Unterlippe und zog die Zähne zusammen. „Auf drei... Eins...zwei...drei.“, gab der Arzt seinem Sanitäter bekannt und schnell zogen sie Semir von der Maschine auf die Trage. Er spürte nur einen stechenden Schmerz in seinem Fuß, als dieser etwas unsanft auf die Trage fiel. „Ahhh.“, stieß er aus und fuhr mit dem Oberkörper auf. „Ist ja schon vorbei.“, gab der Notarzt nur bekannt und ließ dann die Trage nach draußen und in den RTW schaffen.


    Ben, endlich von seinen Fesseln befreit, ging auf Semir zu, als dieser aus dem Haus getragen wurde. „Hey Partner, wie geht es dir?“, wollte er wissen und sah mit besorgtem Gesicht zu Semir hinunter. „Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen... alles schmerzt. Ben, ich bin ein Krüppel.“, stieß Semir voll Trauer und Wut aus. Ben sah ihn mit sorgenvoller Stirn an. „Semir... das wird schon wieder. Glaub mir, in wenigen Wochen kurven wir schon wieder über die Autobahn und werden unseren beiden BKA-Freunden für diesen ungefährlichen Einsatz den gehörigen Dank verpassen.“, lächelte er und strich seinem Partner kurz über die Schulter. „Andrea... sie kommt heute von Schwiegereltern zurück. Ben, bring es ihr schonend bei. Hörst du, sie darf sich nicht aufregen.“, rief Semir ihm entgegen, als er in den RTW geschoben wurde und die Türen sich schlossen. „Wo bringen sie hin?“, wollte Kim wissen. „Ins Marienhospital... ich denke, wir operieren noch heute.“, gab der Arzt bekannt und stieg mit ein. Ben wollte mit hinein, doch Kim hielt ihn fest. „Ben... bleiben sie hier. Wir werden gleich hinterher fahren.“, meinte sie und Ben nickte nur. „Ich hoffe, Andrea regt sich nicht zu sehr auf.“, gab er bekannt und drehte sich zu Josefine um. „Danke... sie haben meinem Kollegen und mir das Leben gerettet.“, bedankte sich Ben bei dem Mädchen. „Wer weiß, was ihr Vater mit uns noch gemacht hätte.“ Josefine nickte nur und sah dann auf den verdeckten Leichnam hinüber. „Ich bin froh, dass alles vorbei ist.“, meinte sie und ging dann zu Marco, der sie lächelnd und mit offenen Armen empfing. Dann stiegen beide in einen bereitstehenden Streifenwagen und wurde von den Beamten nach Hause gefahren. Seufzend sah Ben dem jungen Paar nach. Dann sah er zu Kim. „Wollen wir los?“, wollte er wissen und sah in die dunkle Nacht hinaus, dort hin, wo der Krankenwagen verschwunden war. „Wollen sie nicht erstmal Semirs Frau anrufen?“, erwiderte Kim. Ben nickte und wollte gerade Kims Handy in die Hand nehmen, als es wie von Zauberhand klingelte.


    „Hallo?“, meldete sich Ben und ahnte schon, wer am anderen Ende der Leitung war. „Hallo Ben, ich versuche schon dauernd dich und Semir auf euren Handys zu erreichen. Sagt mal, hat er wieder vergessen, den Akku aufzuladen oder ist es bei einem seiner spektakulären Unfälle wieder abgebrannt?“, scherzte Andrea am anderen Ende der Leitung. Ben atmete tief ein und erklärte, was in den letzten Tagen vorgefallen ist und warum ihr geliebter Mann schon wieder im Krankenhaus gelandet ist. „Andrea, bitte reg dich nicht auf. Semir ist ins Krankenhaus gebracht worden. Er... seine Beine... er kann sie nicht bewegen.“, erzählte Ben und hatte dabei einen Kloß im Hals. „Was? Ben, sag mir bitte, dass das nicht wahr ist.“, kam es erschrocken von Andrea. „Bitte, ich hol dich gleich ab und dann fahren wir gemeinsam ins Krankenhaus.“, schlug Ben vor. Andrea stimmte zu und fasste sich schlagartig an den Bauch. Warum? Warum musste sie wieder dieses Gefühl beschleichen? Das Gefühl, dass sie ihren Mann in einem völlig schwebenden Zustand zwischen Leben und Tod vorfinden würde? Sie ließ das Handy sinken und ging zu Aida ins Zimmer. Der kleine Engel schlief tief und fest. „Mein kleiner Schatz.“, strich sie ihrer Tochter nur liebevoll über den Kopf und spürte, wie dabei eine Träne über ihre Wange hinunterlief. Nur eine halbe Stunde später saß sie bei Ben und Kim im Wagen und sie fuhren mit ihr ins Krankenhaus.

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  • Semir sah den Arzt an, als er ihn untersucht hatte. „Nun... es ist nichts gravierendes...wie ich mir schon dachte. Sie sind überdehnt. Das heißt Sie bzw. Ihr Rücken braucht Entspannung. Das geht mit Wassergymnastik und natürlich auch sanften Krankengymnastikübungen wieder weg.“, lächelte er beruhigend. „Warum kann ich meine Beine nicht bewegen oder auch nur spüren?“, wollte Semir wissen. „Okay... durch die Überdehnung haben sich die Wirbel zusammengedrückt, so seltsam es sich auch anhört....aber dadurch sind auch die Nervenbahnen, die durch diese Wirbel laufen, stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie müssen sich das so vorstellen.... also diese drei Wirbel hier... das ist die Stelle...“, erklärte der Mediziner anhand eines Modells, „Sind bei Ihnen durch diese Folter insbesondere dem kleinen Dreieck stark überdehnt worden.... so in etwa....“ Der Arzt drückte das Modell zusammen. Schon allein bei dem Anblick verzog Semir das Gesicht. „Die Nerven darunter werden, so können Sie es hier sehr gut sehen...dieses Band stellt die Nerven dar....eingeklemmt und schalten sich quasi ab. Wenn wir nun die Wirbel in die andere Richtung beugen...so in etwa.... dann bekommt der Nerv oder besser die Nerven wieder Platz und regenerieren sich. Das dauert allerdings eine Weile...so etwa zwei bis drei Wochen, weil wir ja nicht wie dieser Gangster mit brachialer Gewalt daran gehen. Sie werden bis Donnerstag zunächst einfach nur liegen. Danach fangen wir mit der Wassergymnastik an. Anschließend, ich denke es wird dann ab dem 23. beginnen, kommt die Krankengymnastik hinzu. Versuchen Sie bitte nicht mit Gewalt wieder Gefühl zu bekommen, das geht schief.“, ließ der Mediziner seinen Vortrag enden. Semir schloss die Augen. „Ich soll noch drei Tage so liegen? Können wir nicht direkt mit den Übungen anfangen?“, wollte er wissen. „Das geht schon aber....“, kam von dem Arzt nachdenklich. „Aber was?“, fragte Semir.


    „Ben! Gott....wo ist er?“, fragte Andrea, als sie im Krankenhaus ankamen. „Er wird untersucht. Andrea... es ist wirklich nichts Schlimmes...ich meine...er wird sicher bald wieder laufen können...“, versuchte Ben es herunter zu spielen. „Ben.....was zum Teufel ist passiert? Ich meine, das er auf einmal nicht mehr laufen kann, ist sicher nicht einfach so passiert oder?“, harkte Andrea nach. „Nein...also...wir waren ja auf diesem Gestüt und...“, fing Ben an. Er sah Kim dabei Hilfe suchend an. „Frau Gerkhan...Ben und Semir sind aufgeflogen..... dann wurde Ihr Mann und Ben gefoltert. Bei Semir wurde eine Folterbank eingesetzt, die die Wirbelsäule sehr stark belastete, um ihn zum Sprechen zu bewegen. Aber ich teile die Meinung, dass er sicher bald wieder in Ordnung ist. Vielleicht muss er am Rücken gar nicht operiert werden. Der Fuß ist allerdings auf jeden Fall fällig für das Messer.“, meinte Kim leise. „Der Fuß? Was ist mit dem Fuß?“, kam sofort von Andrea. „Der Fuß war in einer so genannten Bärenfalle. Bei einem Fluchtversuch vom Gestüt ist Semir da rein getreten und....sie schnappte zu. Vermutlich ist der Knochen angebrochen, was dann bei der Fesselung nicht gerade sehr hilfreich war.“, setzte Ben nach. Andrea ließ sich auf den Stuhl fallen. „Also nicht nur der Rücken sondern auch der Fuß....na super.... das wird ja was werden.“, stöhnte sie leise. Der Arzt kam heraus und sofort sprang Andrea auf. „Frau Gerkhan nehme ich an.“, lächelte er sie an. Andrea nickte. „Was ist mit meinem Mann?“, wollte sie sofort wissen. „Es ist nichts Schlimmes.... seine Wirbel sind etwas überdehnt, das bekommen wir mit Wasser- und Krankengymnastik sehr schnell wieder in den Griff. Der Fuß wird morgenfrüh operiert. Auf dem Röntgengerät war ein kleiner Riss im Gelenk zu sehen. Aber auch das ist kein großes Problem. Wir müssen den Fuß nur etwas richten, da er sehr lange ohne Behandlung war.“, kam von dem Doc. „Wie lange wird es dauern bis er wieder hergestellt ist?“, kam von Andrea. „Nun....ich denke nicht länger als vier Wochen. Allerdings befürchte ich, dass bei Ihrem Mann auch die Psyche etwas gelitten hat. Sie müssen ihn auf jeden Fall aufmuntern mitzumachen. Nicht, das er sich aufgibt... denn das hat er mir eben schon deutlich gemacht. Er hat Angst dass es so bleibt. Ich bin mir allerdings sicher, dass er nur erschöpft ist, was nach der Tortur kein Wunder wäre. Am Besten lassen Sie ihn schlafen...“, lächelte der Halbgott in Weiß. Andrea nickte. Nur kurz darauf wurde Semir aus dem Untersuchungsraum gebracht. Sein Fuß steckte in einem engen Verband. „Hey... Schatz.“, sagte er etwas schläfrig. „Wir haben ihm ein Mittel gegeben, damit er schlafen kann.“, erklärte der Arzt sofort. Andrea beugte sich über ihren Mann und küsste ihn sanft.


    Kurt und Axel erfuhren natürlich, was sich auf dem Gestüt ereignet hatte. „Diese Idioten!! Ich sagte doch, dass Krüger sich raus halten soll! Verdammt noch mal...nun sind die Typen tot.... das ist nicht der Ausgang den wir wollten... wir müssen wieder von vorn anfangen.“, fauchte Kurt wütend. „Hey... wichtig ist doch das Ben und Semir da raus sind.“, beruhigte Axel ihn. „Und was ist mit Robin? Wo ist er? Wir fahren ins Krankenhaus und fühlen Semir auf den Zahn. Soll er mir mal erklären, warum er nicht auf den Jungen aufgepasst hat. Schließlich haben wir sie dafür ja abgestellt...“, fauchte Kurt weiter, schnappte sich seine Jacke und verließ wütend das Büro. Axel rannte hinter ihm her. „Jetzt warte doch mal... ich will ja auch wissen, was passiert ist, aber meinst du nicht, es hat Zeit, bis Semir aus dem Krankenhaus wiederkommt. Ich meine, die Nachforschungen können wir immer noch anstellen. Immerhin ist die Spurensicherung jetzt auf dem Gestüt und wird die Drogenanlage sicherlich finden.“, gab Axel nachdenklich von sich, als beide im Auto saßen. „Wir hatten eine Verantwortung für den Jungen. Immerhin ist er der Sohn des BKA-Chefs. Wie sollen wir dem Alten erklären, dass wir die Verantwortung an zwei Autobahnpolizisten abgegeben haben, weil wir uns zu fein dafür waren? Ihm darf einfach nichts passiert sein.“, erwiderte Kurt mit einem zähneknirschenden Unterton. „Hast ja Recht. Ich mag gar nicht denken, was passiert, wenn dem Jungen irgendwas zugestoßen ist.“, meinte Axel und versuchte wieder und wieder Robin auf dessen Handy zu erreichen. „Verdammt, er meldet sich immer noch nicht. Dabei müssten die ihn doch auch gefunden haben.“, stieß er aus und parkte den Wagen auf dem Parkplatz des Krankenhauses.

  • Ben, Andrea und Kim saßen in der Cafeteria des Krankenhauses und schwiegen vor sich hin. Ben hatte Semirs Frau einen Kaffee zur Beruhigung gebracht. Er musste ihr alles erzählen und er tat es. Andrea hatte ein Recht, die Wahrheit zu erfahren und sie schien es einigermaßen verkraftet zu haben. „Andrea... es tut mir Leid, aber wir konnten dir nichts sagen. Wir durften es einfach nicht.“, meinte er und fuhr über den Tisch, legte seine Hand auf Andreas Handrücken und strich sanft darüber. Die Frau nickte nur. „Ich möchte nur wissen, wer euch dazu überredet hat. Das war doch eine vollkommene Unverantwortung, euch einen unerfahrenen Kollegen an die Seite zu stellen.“, gab Andrea von sich und ahnte nicht, dass sich eben jene Kollegen hinter ihr aufgebaut hatten. „Das war es allerdings... wir hätten erfahrenere Kollegen als euch nehmen sollen.“, stieß Kurt erbost aus und erschrocken fuhr Andrea rum. „Müssen sie mich so erschrecken?“, stieß sie wütend aus und auch Ben war über das Benehmen der Beiden mehr als ungehalten. „Was soll das heißen?“, fauchte er und war von seinem Stuhl aufgestanden. Kurt kam mit seiner Nase dicht an die von Ben, sodass sich beide fast berührten. Ihre Blicke stachen in den anderen wie ein Messer förmlich hinein. „Das heißt, ihr Burschen habt eure Arbeit nicht ordentlich gemacht. Wir wollten Mitterand und de Ponur lebend und jetzt sind beide im Leichenschauhaus.“, fauchte er knurrend und stieß Ben von sich weg. Jetzt fuhr Kim aus ihrem Stuhl auf und stellte sich neben den jungen Hauptkommissar. „Herr Körber... sie haben uns um Amtshilfe gebeten. Wer konnte ahnen, dass meine Männer so schnell auffliegen. Wir sind uns keiner Schuld bewusst.“, zischte Kim und nahm Ben förmlich in Schutz. „Ach ja... es wird eine Untersuchung der Sachlage geben und ich hoffe für sie, dass wenigstens Robin die Sache gut überstanden hat oder sie können sich schon mal im Osten nach einer schönen Wohnung nahe der polnischen Grenze umsehen.“, stieß nun auch Axel aus.


    „Robin ist tot. Mitterands Leute haben ihn eiskalt erschossen.“, erklärte Ben mit lauter Stimme. Sofort wurde er von Axel gepackt. „Sag mir, dass das nicht wahr ist.“, fauchte er und unterschätzte den jungen Hauptkommissar. Dieser packte blitzschnell Axels Hand und drehte sie ihm schmerzvoll auf den Rücken. „Ahhhhh...“, stieß dieser aus. Kurt wollte ihm zu Hilfe kommen, doch Ben stieß Axel seinem Kollegen entgegen. „So, jetzt hört mal zu... ich war von Anfang an dagegen, dass wir diesen Einsatz machen. Nur, weil Semir euch vertraut hat, hab ich mich einverstanden erklärt. Und jetzt kommt ihr Mistkerle hier her und schiebt uns den schwarzen Peter zu. Wisst ihr was, lasst den Fall ruhig untersuchen, dann wird sich ja herausstellen, dass ihr geschlampt habt. Unsere Tarnung, die ihr uns aufgezwungen habt, war doch für den...“, Ben stockte, als sich schon die Schwestern und die Besucher der Cafeteria nach der Gruppe umdrehten. „Ihr habt den Mist verzapft, jetzt löffelt die Suppe auch gefälligst aus. Semir und ich wurden euretwegen gefoltert. Ihr habt verdammtes Glück, dass wir hier in einem Krankenhaus sind und ich noch ein wenig Kinderstube besitze.“, zischte er und hatte schon seine Hände zur Faust geballt. Axel rieb seinen schmerzenden Arm. „Unhaltbare Vorwürfe…..Robins Tarnung und auch eure waren einwandfrei. Ihr müsst euch verraten haben und damit habt ihr die gesamte Operation gefährdet…nein ihr habt sie vernichtet. Drei Jahre Arbeit…. Drei Jahre… das ist absolut unmöglich.“, stieß er wütend aus.


    Kim sah Kurt und Axel an. „Das Krankenhaus ist sicher nicht der richtige Ort, um den Fall zu diskutieren. Vor allem nicht in Gegenwart von Frau Gerkhan, die wie Sie sicher sehen können sich in anderen Umständen befindet.“, erklärte sie. „Wo ist Semir denn?“, wollte Axel wissen und sah sich um. Ben sah ihn wütend an. „Er liegt drei Etagen höher und kann seine Beine nicht mehr bewegen, weil Ponur ihn foltern musste.“, fauchte er wütend. Nun sah Axel betreten zu Boden. „Das….das wollte ich nicht…“, kam leise von ihm. „Ja sicher…. Wir haben nur eine Amtshilfe geleistet, weil man uns gebeten hat und jetzt sind wir die Dummen nicht wahr…so einfach machen wir es Ihnen nicht. Wenn …“, fauchte Ben wütend weiter. „Jäger… es ist genug…. Wir sollten wirklich Rücksicht nehmen.“, ermahnte Kim ihn und sah auf Andrea. „Ich gehe zu Semir….er wird sicher wach sein…“, erklärte Andrea und stand auf. Ben sah sie an. „Soll ich mit dir kommen?“, wollte er wissen. Andrea nickte. „Chefin… ich muss hier raus…“, erklärte Ben. Kim nickte nur. Ben stand nun ebenfalls auf und verließ mit Andrea, die er in den Arm nahm, die Cafeteria. Axel und Kurt sahen ihnen nach. „Meine Herren…ich habe die größte Lust Ihnen beide den Hals umzudrehen..“, fauchte Kim als Ben und Andrea außer Hörweite war. „Frau Krüger… wir können doch nichts für die Inkompetenz Ihrer Leute.“, widersprach Kurt. Doch damit hatte er Kim auf dem falschen Fuß erwischt. Sie atmete tief durch.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben und Andrea betraten das Zimmer von Semir. Dieser sah sie an. „Hey….“, sagte Semir leise. „Schatz…wie geht es dir?“, wollte Andrea wissen und küsste ihn sanft. „Was willst du hören? Ich kann meine Beine nicht spüren. Ich habe so starke Schmerzen im Rücken, das ich glaube, ich breche gleich auseinander. Mein Fuß ist kaputt….“, klagte Semir leise. Doch es klang tonlos. „Wo habt ihr denn die Krüger gelassen?“, wollte er wissen. „Die faltet Axel und Kurt gerade zusammen….“, grinste Ben. „Oh….die beiden tun mir jetzt schon Leid. Ich will die Beiden nicht sehen. Sonst raste ich nämlich auch. Diese verdammte….“, fauchte Semir wütend. „Ich weiß Semir… aber die Beiden legen leider alles anders. Sie sagen, wir haben Schuld, dass die Aktion aufflog.“, erklärte Ben. „Wie bitte? Die bringen uns fast um, knallen den Jungen ab und dann sind wir Schuld? Das ist doch wohl nicht wahr…na warte… sobald ich hier raus bin, dann bekommen die Beiden von mir auch die Meinung gesagt…das schwöre ich dir!!“, schimpfte Semir wütend. Andrea sah zu Ben und lächelte. „Aber jetzt wirst du dich erst einmal erholen. Ich werde dir dabei helfen schnell wieder auf die Beine zu kommen.“, versprach Andrea. Semir hielt ihre Hand fest. „Ich weiß….ich kann mich auf dich verlassen. Aber ich habe nicht vor, mich aufzugeben. Niemand wird das schaffen…niemand…“, schwor er leise. „Na warte mal ab…wenn Krüger mit den Beiden fertig ist, kommen die angekrochen.“, lachte Ben. Semir grinste verschmitzt. „Stimmt…“, meinte er dann nur.


    „Herr…..Reifner….Herr Körber… Sie tun sich einen großen Gefallen, wenn Sie diesen Tisch umgehend verlassen, denn sonst könnte es sein, dass ich die Beherrschung verliere und Sie werden dann merken, wie gut sich nette Kontakte zur Oberstaatsanwaltschaft auszahlen. Sie haben uns um Amtshilfe gebeten und Sie wollten Gerkan und Jäger haben. Das sollten Sie nie vergessen. Wer sagt Ihnen dass nicht dieser Robin einen Fehler gemacht hat? Wer sagt Ihnen, dass diese Bande nicht einen Kontakt in Ihren Kreisen hatte? Wer sagt, dass Semir und Ben Fehler gemacht haben?“, wollte sie wissen. Ihre Stimme war leise und hörte sich drohend an. Axel räusperte sich. „Frau Krüger… es ist alles möglich. Daher halte ich eine Untersuchung für gerechtfertig. Also wir sollten hier nichts mehr besprechen. Jäger und Gerkhan werden sich für Ihre Fehler verantworten müssen, das können Sie nicht verhindern.“, gab er gepresst von sich. „Dem Untersuchungsausschuss sehe ich sehr gelassen entgegen. Die Frage ist, ob Sie das auch können…. Schönen Tag noch!“, erklärte Kim und stand demonstrativ auf. Axel und Kurt entfernten sich und gingen zu ihrem Wagen zurück. Kim sah ihnen nach und nahm aus ihrer Tasche das Handy in die Hand. Sie sah sie sich um und als sie sich sicher war, dass sie von den Ärzten nicht gesehen wurde, wählte sie schnell eine ihr sehr gut bekannte Nummer.


    „Herr Oberstaatsanwalt... ich grüße sie.“, begann Kim das Gespräch und sofort hörte sie die freundliche Stimme von Albert Dreysen, dem direkten Chef von Staatsanwältin Schrankmann. „Frau Krüger, was kann ich für sie tun? Es muss ja sehr wichtig sein, wenn sie mich auf meinem Privatapparat anrufen.“, meinte er lächelnd, was Kim natürlich nicht durchs Telefon sehen konnte. „Tut mir Leid, dass ich sie an ihrem Feierabend störe, aber es ist sehr wichtig...“, und dann fing Kim an, zu erzählen und Dreysen hörte genau und aufmerksam zu. „Ich verstehe...“, meinte er dann. „Ich werde ihnen helfen. Die beiden sogenannten BKA-Beamte sind schon so gut, wie strafversetzt. Ich weiß, dass ihre Männer sehr zuverlässig sind. Gleich morgen ist diese Sache erledigt.“, meinte er und Kim bedankte sich. Nun konnte sie nur hoffen, dass Dreysen auch wirklich Wort hielt. Sie sah zur Anzeigetafel hinauf und stieg dann in den Lift, fuhr damit in die dritte Etage und zu Semirs Zimmer hinauf. Sie klopfte und trat ins Zimmer ein. „Chefin, was... wie... was ist nun mit dem BKA?“, wollte der Deutschtürke wissen und auch Ben und Andrea sahen die Kriminalrätin mit interessiertem Gesicht an. „Ich denke, die beiden dürften uns keinerlei Schwierigkeiten machen. Ich habe gerade mit dem Oberstaatsanwalt gesprochen und er sieht das Versäumnis klar beim BKA. Weder Sie, Semir, noch Ben haben etwas zu befürchten.“, erklärte sie und Andrea lächelte zufrieden. „Was bin ich froh, wenn diese beiden Mistkerle endlich weg sind und du wieder ganz gesund bist.“, meinte Andrea und strich ihrem Mann aufmunternd durch sein Gesicht. Dieser verzog die Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln. „Ich hoffe nur, ich schaffe das auch.“, meinte er und küsste seine Frau innig.


    Die nächsten Tage und Wochen wurden sehr anstrengend für Semir. Auch wenn er es langsam anging, so schmerzte doch jegliche Bewegung, die er vollziehen sollte. Selbst das nächtliche Umdrehen auf die andere Schlafseite ließ ihn vor Schmerzen aufschreien und war unmöglich. Dennoch kämpfte er und nach anderthalb Wochen stellten sich erste Erfolge ein. Semir spürte seine Füße wieder und konnte die ersten Schritte wieder machen. Dies zwar vorerst nur am Stock, aber immerhin. Natürlich wurde er von Ben damit aufgezogen. „Na alter Mann, wie geht es uns heute?“, lachte der junge Hauptkommissar, als er seinen Partner über die Mittagszeit besuchte und mit ihm in der Cafeteria aß. „Lach du nur... pass auf, wenn ich wieder hundertprozentig wieder hergestellt bin. Dann kannst du was erleben.“, schimpfte Semir lachend. Die Tage vergingen schnell und bald war auch der Rücken soweit hergerichtet, dass Semir entlassen werden konnte. Natürlich holten Andrea und Ben ihm aus dem Krankenhaus ab. „Und, was hat der Arzt gesagt?“, wollte sie sofort wissen und sah ihren über alles geliebten Mann liebevoll an. „Och, er ist ganz zufrieden mit mir. Er meinte, ich solle mich noch zwei Tage ausruhen und dann kann ich schon wieder arbeiten.“, flunkerte Semir und sah erschrocken auf, als Ben und Andrea zu lachen anfingen. „Schon klar Semir, wir haben vorhin mit dem Arzt gesprochen und er meinte, du solltest dich noch zwei Wochen lang schonen. Und das wirst du tun. Ich werde dich schon umsorgen und Ben wird dir jeden Tag was zu essen und die neuesten Infos aus der PASt bringen.“, meinte Andrea und schob ihren Mann zum Wagen.


    Die Anhörung ging so zu Ende, wie Kim es erwartet hatte. Ihre beiden Beamten wurden von jeglicher Schuld freigesprochen und dem BKA wurde unterstellt, das Leben von Polizeikollegen unzulässigerweise aufs Spiel gesetzte zu haben. Die beiden BKA-Agenten Axel Reifner und Kurt Körber wurden degradiert und vom BKA ausgeschlossen. Jetzt mussten sie sich neue Wohnungen an der polnischen Grenze suchen. Sie wurden zur Bundespolizei versetzt und mussten nun Schmuggler und sonstige Kleinkriminelle jagen. „Das geschieht diesen falschen Schlangen nur recht.“, zischte Andrea, als sie das hörte und auch Semir war froh, dass er sich an diesen beiden nicht mehr selbst die Hände schmutzig machen musste.





    Ende.

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