Spuk in der Eifel [Fortsetzung von "Eiskalt"]

  • „Ich mach dich fertig, Gerkhan...“, stieß Kalvus aus und griff nach Semirs Hals. Der Kommissar konnte nicht zurück und bewegen konnte er sich auch nicht. Er war wie gelähmt, stand mit dem Rücken zur Wand. Nirgends war Ben zu sehen. Sein Partner hatte ihn im Stich gelassen. „Jetzt wirst du bezahlen.“, knurrte der Holländer und umfasste Semirs Hals. Vor Schreck weiteten sich die Augen des Deutschtürken und seine Hände versuchten, die großen Pranken seines Gegners wegzudrücken. Doch es gelang ihm einfach nicht. Zu stark waren Kalvus Hände und je mehr er sich dagegen zu wehren schien, desto mehr schien sein Gegner zuzudrücken. Semir merkte, wie ihm die Luft knapp wurde. Er röchelte schon. Seine ganze Kehle schien zusammengedrückt zu werden. Andrea...ich liebe dich so sehr...dachte er nur und schloss die Augen. Plötzlich verspürte er einen stechenden Schmerz in seinem Bauch. Kalvus ließ von ihm ab und sah ihn nur grinsend an. „Verrecke Gerkhan...“, stieß er nur aus und ließ Semir zu Boden sinken. Der Deutschtürke merkte, wie immer mehr und mehr Blut aus der Wunde trat und seinen Pullover benetzte. Langsam driftete er weg und die Augen schlossen sich.


    „NEIN...“, schrie Semir, als er schweißgebadet aufwachte. Erschrocken blickte er sich um und tastete hastig mit seinen Händen Hals und Bauch ab. Alles war okay. „Semir...hattest du wieder einen Alptraum?“, fragte Andrea, die durch das Geschrei ihres Mannes ebenfalls aus dem Schlaf hochgeschreckt war. Als sie ihm die Hand auf den Rücken legte, merkte sie, wie er bebte. Die Ereignisse der letzten Tage waren noch nicht vergessen. Semir war seit zwei Tagen wieder aus dem Krankenhaus zurück und jede Nacht schreckte er drei-, viermal hoch und begann zu zittern und zu weinen. Semir nickte nur und Tränen kullerten seine Wangen hinunter, benetzten den Pyjama. „Andrea, ich kann einfach nicht mehr...jede Nacht sehe ich diesen Kerl vor mir, wie er mich umbringt...und das Nacht für Nacht....es hat sich in meinem Hirn eingebrannt. Ich will das nicht mehr....Ich will endlich wieder ein normales Leben führen.“, schluchzte er und kuschelte sich wie ein kleines, verletzliches Baby an seine Frau.

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  • Selbst Felix, sonst so beißwütig, merkte, dass es seinem menschlichen Freund übel ging. Schnurrend hatte er sich auf Semirs Fußende gelegt und sah der ganzen Szenerie mit großen Augen zu. „Das wirst du auch...es wird bald vorbei sein.“, beruhigte Andrea ihren Mann, doch Semir konnte sich nicht beruhigen. Wieder und wieder hatte er versucht, einzuschlafen, doch jedes Mal schossen ihm die Augen wieder auf, als er dieses Lachen hörte und das Pfeifen und Rattern der Zugräder. Vorsichtig warf er die Decke zurück und ging hinunter ins Wohnzimmer. Dort ließ er sich in den Sessel fallen und schaltete den Fernseher an oder beobachtete die Vögel, die in den Bäumen ihren Morgengesang begannen. Felix war ihm gefolgt und hüpfte auf Semirs Schoß. Den Kater krauelnd schlief der Deutschtürke doch irgendwann ein.


    Andrea stand um sechs auf. Sie sah, dass Semir bereits nicht mehr im Bett war und machte sich sofort Sorgen. Sie schwang sich aus dem Bett und stieg leise die Treppen runter .Die Kinder schliefen noch tief und fest. „Semir?“, rief sie leise durchs Haus und ging ins Wohnzimmer. Dort sah sie ihren Mann im Sessel sitzen. Er schlief tief und fest .Felix beäugte sie etwas misstrauisch. „Ich bin es nur...Felix….passt du auf meinen Schatz auf? Du bist ein sehr kluger Kater…spürst genau, dass er dich braucht nicht wahr?“, redete sie auf das Tier ein. Sie sah Semir an, der ständig zuckte. Die nervliche Belastung die er durchgemacht hatte, war zu viel. Würde er jemals wieder der Alte werden? Würde er dies irgendwann überstanden haben? Sie sah auf die Uhr. Es war viel zu früh um Ben aus dem Schlaf zu reißen, aber sie wusste sich keinen anderen Rat mehr. Semir bekam keine Ruhe. Sie wählte Ben an. „Ja….was zum Teufel…“, hörte sie den Partner ihres Mannes fauchen. „Ben...ich bin es...Andrea...ich brauche dich…Semir….er…er…“, versuchte sie zu erklären. „Andrea? Ich bin gleich da….“, hörte sie nun hellwach von dem Mann und danach vernahm sie lediglich das Besetztzeichen. Sie ließ den Hörer sinken. Es dauerte keine zwanzig Minuten bis Ben klingelte. Andrea öffnete. „Es tut mir Leid...ich wollte dich nicht wecken, aber….ich weiß nicht weiter…er hat heute Nacht dreimal geschrieen…er zittert am ganzen Körper…hast du mit deinem Opa gesprochen?“, wollte Andrea wissen.

  • Ben lächelte sie an und griff ihr sanft an die Schultern. „Schon gut…ich bin für ihn da. Ja, ich hab mit ihm gesprochen. Er ist bereit Semir für ein paar Wochen aufzunehmen. Ich werde natürlich mitfahren….du und die Kinder auch….er braucht uns alle jetzt. Wo ist er?“, wollte Ben wissen. „Im Wohnzimmer…er schläft im Sessel….“, gab Andrea von sich und wies Ben die Richtung. „Okay…ich geh zu ihm. Der Urlaub für mich ist von der Chefin bereits genehmigt. Wir können also heute noch losfahren, wenn du willst…“, schlug er vor und ging ins Wohnzimmer. Semir schlief immer noch tief und fest. „Wie lange hat er denn die Nacht geschlafen?“, harkte er nach und sah mitleidig auf seinen Partner. „Drei Stunden….wenn es hoch kommt….aber er hat geweint...Ben… er macht mich damit fertig…er hat große Angst und er flehte mich sogar an…er will wieder leben….“, kam von Andrea. Die Tränen liefen automatisch. Sie litt mit Semir.


    Gregor Jäger sah sich auf seinem Gehöft um. Es war richtig gemütlich geworden. Sein Enkel hatte ihn vor zwei Tagen angerufen und ihm erklärt, dass er und dieser Semir, den Gregor bereits kannte, samt Familie für vier Wochen aufzunehmen. Auf Besuch war er eigentlich nicht eingerichtet, aber als er hörte, was Semir durchgemacht hatte, war er sofort einverstanden. Die Natur, das wusste er genau, konnte Wunder vollbringen. So richtete er die Zimmer im Wohnhaus, die er sonst nicht nutzte her. Für eine vierköpfige Familie mit Katze war es eigentlich perfekt. Diese Etage nutze er eh nicht und sie beinhaltete immerhin vier Zimmer. Das sollte ausreichen. Gregor sah auf die Uhr. Es war schon fast neun...Zeit für seine Runde durch das Revier. Seit gut fünfzehn Jahren war er nun Förster hier und hielt sein Revier rein von Wilderern, die es auch hier immer wieder gab. Sie jagten Rotwild und Füchse, die sich hier heimisch fühlten. Gregor selbst fand es sehr gut. Es gab zu den offiziellen Jagdzeiten genügend Probleme mit dem Wild, da musste es in der Schonzeit nicht auch sein. Sein Irish Setter Sina hüpfte vor ihm her und hielt ihre sensible Nase in die Luft. „Na Sina...schnüffelst du irgendwas?“, wollte er wissen und sah sich um. Doch weit und breit war nichts zu entdecken. Doch dann erspähte er etwas kleines, graues durch das Unterholz schleichen. Sina verhielt sich ganz ruhig, legte sich auf den Boden und hielt ihre Nase weiter in die Luft. Gregor kniete sich daneben und lugte durch sein Fernglas. „Oh man...was für eine Überraschung...“, flüsterte er leise und sah sich das Tier immer wieder und wieder an. „Und das hier bei uns...Na komm Sina, lassen wir den Kerl mal seine Freiheit.“, meinte Gregor und ging mit seiner Hundedame weiter.


    ...

  • Semir wachte schweißnass auf. „Wo...wo bin ich?“, fragte er verwirrt und sah sich um. Gott sei Dank...das waren seine eigenen vier Wände, sein Zuhause. „Hey Partner...“, kam es plötzlich von einer ihm bekannten Stimme. „Ben?“, stieß Semir aus und drehte sich im Sessel um. Das fand aber wiederum Felix nicht so schön, da er nun vom Schoß springen musste. „Miau...“, kam es nur von ihm und schon verschwand er in die Küche zu seinem Frühstück, dass Andrea schon in sein Schüsselchen gefüllt hatte. „Ja, ich bin es Semir...Andrea hat mich angerufen, weil du wieder einen Alptraum gehabt hast.“, meinte Ben besorgt und Semir nickte nur. „Ja...immer wieder träume ich, dass er mich erwischt hat. Dieses Mal war es besonders schlimm.“, entgegnete Semir und schüttelte sich wieder, als er die Gedanken wach rief. „Semir, wir fahren heute zu meinem Großvater und ich hoffe, du kannst dich da einigermaßen erholen.“, gab Ben wieder. Der Deutschtürke nickte nur. „Das hoffe ich auch. Dann werde ich mal meine beiden Töchter aufwecken.“, lächelte er matt und stieg aus dem Sessel. Ben sah ihm nur nach und schüttelte den Kopf. „Andrea...ich denke, ich werde mit Semir in einem Zimmer schlafen, wenn wir bei meinem Opa sind. Es ist vielleicht besser so und du kannst dann endlich mal wieder durchschlafen.“, bot Ben nur an. „Danke, das ist lieb von dir. Ich denke, so ist es das Beste.“, entgegnete sie. Nach dem Essen war die Familie gesättigt und begann damit, die Koffer zu packen. Auch das nahm wenig Zeit in Anspruch. Nur Felix in die Transportbox zu locken, war ein Unterfangen, dass mehrere Stunden in Anspruch nahm. „Komm schon Felix...“, maulte Ben und lockte den Kater mittels eines kleinen Stücks Fischstäbchen in die Box, das war jedenfalls sein Plan. Aber der Stubenkater blieb auf seinem Kratzbaum faul liegen und guckte den Mann nur desinteressiert an. Immer wieder ging Ben dichter heran, doch der Kater blieb nur liegen.


    Rolf Bär ging auf der Dorfstraße entlang, wobei gehen das falsche Wort wäre. Wieder hatte er in den ganzen Abend in der Dorfschenke zugebracht und schwankte nun zu seinem alten Eisenbahnwagen, der auf den noch nicht abgetragenen Streckenabschnitt der Waldbahn stand. Er lallte etwas unverständliches vor sich her und sah dann, wie ein grelles Licht auf ihn zukam und dann neben ihn anhielt. „Na Rolf...wieder mal zu viel getankt?“, wollte Harald Grellmann wissen und lachte den Man höhnisch an, fuhr dann wieder weg. „Olles...“, grummelte Rolf und lief dann weiter. Es dämmerte schon und der Wald war nicht gerade dafür bekannt, dass er nach Einbruch der Nacht menschenfreundlich war. In letzter Zeit hörte man immer so ein dumpfes, grollendes Heulen zu hören. „So ein blödes....“, grummelte er wieder und merkte dann, wie seine Blase drückte. Er stellte sich an den Rand eines Weges, von den er einen See überblicken konnte. Er kniff ein paar Mal die Augen zusammen, doch er erkannte, einen Angler am See sitzen. „Diese ollen Fischer...holen mir die ganzen Fische raus...“, fauchte er und ließ seinem Drang freien Lauf. Wie er so am Baum stand, warf er wieder einen Blick zu dem Angler, der sich plötzlich erhob und sein Zeug zusammenpacken wollte. Rolf erblickte plötzlich einen schwarzen, kopflosen Reiter, dessen Pferd keinerlei Hufschläge verursachte, der ein leuchtendes Schwert über den Kopf schwang und damit dem Angler mit einem schrecklichen Schrei den Kopf abschlug. Rolf war wie versteinert und selbst seine Blase zog sich zusammen. Er fiel nach hinten über und rannte mit halb herunter gelassenen Hosen ins Dorf zurück.


    Gregor war von seinem nächtlichen Rundlang fast zu Hause, als ihm Rolf entgegen gelaufen kam. Das Gesicht war kreidebleich und die Hosen hingen ihm sonst wo. „Hey...du alter Suffkopf...zieh gefälligst deine Hosen hoch...“, schrie Gregor und brachte ihn mit dem entgegen gestreckten Lauf seiner Waffe zum Stehen. Erschrocken hielt der Einsiedler an und fummelte seine Kleidungsstücke wieder zurecht. „Da...da...hinten...der Angler...ein Reiter...der...hatte...hatte keinen Kopf...er hat...hat dem...dem Angler...den Kopf...“, stammelte Rolf Bär und versuchte, den alten Förster zu überzeugen. „Was sagst du da? Hast wahrscheinlich nur einen über den Durst getrunken...kopfloser Reiter...sind wir hier in Hollywood?“, fragte er spöttisch lachend. „Nein...nein...da...da hinten...komm ich zeig es dir...“, kam es nur von ihm und schon zog er den alten Jäger mit sich, doch als sie an der von Rolf angegebenen Stelle ankamen, war da weder ein Kopf noch eine Leiche...nicht einmal Blut war zu finden. „Sag mal Rolf, und hier soll also eine Leiche gelegen haben, ja?“, kam es nur verächtlich von Gregor. Sina schnüffelte auf dem Boden hin und her und roch etwas, was nur ihre Nase finden konnte. Doch dann verlor sie die Spur wieder nach einigen Metern. „Sina komm...Rolf, du bist verrückt...“ „Aber ich hab ihn gesehen...mit meinen eigenen Augen hab ich ihn gesehen.“, keuchte Rolf. „Geh in deinen Wagen und kurier deinen Rausch aus. Ich hab was anderes zu tun.“, knurrte der Förster und ging mit seiner Hündin nach Hause, wo bald sein Besuch ankam.


    Semir sah Ben bei seinem Unterfangen zu. Er lachte nicht, grinste nicht...er stand einfach da. Andrea sah dieser Nichtregung mit Besorgnis zu. Seit diesem Abenteuer hatte Semir selten fast gar nicht gelacht. Seine Spitzfindigkeit, seine Wortspiele...alles weg. Keinerlei Regung bei dem, was sein Kollege tat. „Lass mich mal...“, murmelte er ernst und sah den Kater nur an. Felix hielt den Blick kurz stand. „Rein da!“, forderte Semir mit harter Stimme auf. Felix mauzte kurz und kroch in die Box. Ben sah ihn erstaunt an. „Whow...er hört auf dich...“, versuchte er zu scherzen. Semir sah ihn an. „Klar doch...“, murmelte dieser nur und verließ den Raum. Ben schüttelte kurz den Kopf. Semir brauchte dringend Hilfe. Allein würde er nicht aus dieser Phase heraus kommen. Die Fahrt in die Eifel lief schweigend ab. Während Andrea und die Kinder auf der Rückbank saßen, starrte Semir nur gerade auf die Straße. Ben saß am Steuer. Er beobachtete Semir aus den Augenwinkeln. Auch Andrea bemerkte die Starre die ihren Mann befiel. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. Diese Berührung löste bei Semir ein Zucken aus. Erschrocken sah er seine Frau an, legte dann seine Hand auf ihre und entspannte sich wieder. Ben versuchte Blickkontakt über den Rückspiegel mit Andrea zu bekommen. Wenn alle Stricke rissen, dann würde ein Psychologe bei Semir ran müssen. Im Augenblick sah es so aus. Kalvus schien diesen starken, selbstbewussten Mann gebrochen zu haben. Doch noch gab Ben nicht auf. Er wollte seinen Freund helfen. Sie kamen nach knappen eineinhalb Stunden am Ziel an. Andrea und die Kinder stiegen aus. Mit staunenden Augen sah Aida auf den Hund, der ihr entgegenlief. Als er bellte versteckte sie sich hinter ihre Mutter. Felix fauchte wütend, als wollte er dem Hund sagen, dass seine Familie für ihn tabu wäre.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Gregor Jäger begrüßte seine Gäste herzlich. „Semir....schön Sie zu sehen...“, meinte er zu seinem damaligen Lebensretter. Dieser nickte nur kurz. Ben zog seinen Opa zur Seite. „Er ist ziemlich am Boden...nervlich... Ich hoffe die Ruhe wird ihm hier gut tun.“, erklärte er kurz. „Na...den kriegen wir schon wieder hin...“, lächelte Gregor nur. „Das Abendessen ist gleich fertig. Wildschweinbraten mit Rotkraut und Kartoffeln...“, hängte er an. Ben lächelte. Sein Oper war knorrig und ziemlich verbissen, aber innerlich ein herzensguter Mensch. Sie gingen gemeinsam in den großen Raum, den Gregor als Speisesaal nutzte. Aida musterte den alten Mann skeptisch, doch als er ihr Schokolade gab, war auch hier das Eis gebrochen. Mit dem Irish-Setter Sina freundete sich das Kind sehr schnell an. Doch auch dieser Abend ging vorbei und es war Schlafenszeit. Andrea brachte die Kinder ins Bett, während Semir und Ben ihr Zimmer bezogen. „Ich hoffe, dass Andrea jetzt zu Ruhe kommt.“, murmelte Semir. Ben sah ihn an. Das war typisch Semir...er selbst war völlig fertig, doch auch jetzt dachte er nur an seine Familie. Gegen elf gingen beide zu Bett. Semir küsste Andrea noch sanft und lächelte ihr zu. „Gute Nacht...“, hauchte sie und verschwand in dem Zimmer, wo sie mit ihren Töchtern schlief. Gregor war ebenfalls im Bett und auch Ben und Semir legten sich hin. Schnell war Ruhe im Haus eingekehrt.


    Semir sah sich gehetzt um. Er hatte es geschafft...er war von Kalvus weg....nur noch rennen...rennen. Etwas atemlos ließ er sich an einen Baum niedersinken. Die Lungen schmerzten und er sah sich gehetzt um. Alles war dunkel und er sah kaum etwas. „Hab ich dich!!“, hörte er die triumphierende Stimme. Erschrocken sah Semir die Person an. „Kalvus...nein...nein...du bist tot...du kannst mich nicht kriegen...du bist tot!!“, schrie Semir. Kalvus lachte und kam an ihn heran. Er packte ihn am Arm und schüttelte ihn. „Semir!! Ich hab dich!! Ich bin hier!!“, sagte er. „NEIN!! NEIN!!! LASS MICH!!“, schrie Semir zurück. „Semir!!! Wach auf!!! Semir!!“, hörte er ihn schreien. Er sah Kalvus an.....trat nach ihm, wollte sich losreißen, doch der Mann hielt ihn eisern fest. „SEMIR!!! WACH AUF!!! WACH AUF!!“, schrie Kalvus. Erst jetzt registrierte der Deutschtürke die Stimme von Ben. „Ben....?“, fragte er irritiert und schlug die Augen auf. Schweißgebadet und zitternd sah er in das Gesicht von Ben, welches schmerzverzerrt war. „Ben...?“, fragte er erneut. „Ja...schon gut...du hast nur geträumt....es ist alles okay....“, redete Ben auf ihn ein. Semir setzte sich auf. „Oh verdammt.... wann hat das endlich ein Ende?“, fragte Semir. Ben ließ ihn los. Noch immer zitterte Semir und sah ihn an. „Du blutest...“, murmelte er. Ben nickte. „Dein Tritt....hat meine Nase wohl gebrochen....aber ist okay...“, winkte Ben ab und putzte das Blut weg.

  • „Ben....es tut mir Leid...ich wollte das nicht...aber...Kalvus...er hatte mich gejagt....er...ist immer noch hinter mir her...“, entschuldigte Semir sich. Ben nickte. Er sah, wie eine Träne an Semirs Wange hinunter lief. „Hast du irgendwas bekommen? Ich meine, hat dir der Arzt etwas zum Einschlafen gegeben?“, wollte Ben wissen. Semir verneinte. „Er meinte, ich solle mich von einem Psychiater untersuchen lassen. Vielleicht mache ich das auch.“, kam es nur leise von Semir. Ben nickte. Nachdem er sich das Blut abgewaschen hatte, legten sich beide wieder in ihre Betten und schliefen ein. Doch Semir sollte diese Nacht wieder nicht zur Ruhe kommen. Zwei Mal schreckte er wieder hoch und blieb dann in seinem Bett sitzen, bis der Morgen graute.


    Gegen acht fanden sich alle am Frühstückstisch ein und Andrea sah ihrem Mann an, dass diese Nacht auch nicht erholsam war. Ihr Blick wanderte zu Ben. Dieser schien ein blaues Auge zu haben. „Ben….was ist passiert?“, wollte sie daher wissen. „Oh...sagen wir, es war eine nächtliche Begegnung mit einem Toten….“, grinste Ben und fuhr über die gebrochene Nase. „Sie ist gebrochen...oder?“, harkte Andrea weiter nach. Ben nickte nur. Semir räusperte sich. „Ben...ich wollte das nicht…“, kam entschuldigend von ihm. „Ja ist schon klar…ist nicht so schlimm….das heilt wieder.“, lächelte Ben. „Ich bin eine Gefahr für euch…vielleicht sollte man mich nachts einsperren oder festbinden…“, meinte Semir leise. „Das ist doch Blödsinn….du brauchst nur Ruhe...und die wirst du hier bekommen…“, erklärte Ben weiter. „Junge… Junge….das wird was werden…aber, wenn du willst, dann hab ich noch Ketten im Stall hängen.“, grinste Gregor. Es brachte ihn einen warnenden Blick von Ben ein. „Entschuldige….aber weißt du was bei solch einer Anspannung hilft? Ein ausgiebiger Spaziergang durch die Natur…Ich würde gern mit dir gehen, aber die Tierärztin kommt gleich noch. Sina hat sich irgendwas in die Pfote getreten….“, erklärte Gregor. Ben sah zu Semir. „Hättest du Lust?“, wollte er wissen. Semir zuckte mit den Schultern. „Warum nicht…..“, kam von ihm.


    ...

  • Nico sah Elena an. „Wir müssen wirklich zu diesem knorrigen und knurrenden Gregor? Man…Ben kann froh sein, dass er seinen Opa nicht so oft sieht. Das ist ein verdammt schlimmer Zeitgenosse...“ knurrte er mürrisch. Elena lachte. „Hab dich nicht so….in erster Linie ist Gregor ein sehr netter Mensch. Und er ist auch jemand, der sofort zahlt. Seine Hündin hat wohl ein Problem und ich bin die Tierärztin…ich mache Hausbesuche und er hat es ausdrücklich gewünscht.“, erklärte sie und packte die Tasche. „Ja aber….du kannst doch auch allein fahren...warum muss ich mit?“, wollte Nico wissen. „Weil ich nicht weiß, wie lange die Behandlung dauert und du Mia dann abholen musst… so einfach ist das mein Schatz...und nun komm..“ lachte Elena. Nico nahm die Tasche seiner Frau und stapfte ihr voraus. Elena schüttelte nur den Kopf. Nico mochte Gregor nicht wirklich. Manchmal dachte sie er hätte Angst vor ihm. Gregor war zwar ein Brummbär, und tat unnahbar, aber in Wirklichkeit war er herzensgut. Liebevoll wenn es um die Tiere ging und angriffslustig wenn man ihm etwas abspenstig machen wollte. Er war ein Realist durch und durch. Elena mochte den alten Mann so wie er war. Als sie vor vier Jahren mit Nico und Mia hier in das Dorf gezogen waren, war nur Gregor da, der sich für sie stark gemacht hatte. „Wir brauchen aber einen Tierarzt hier!!! Und sie will hier arbeiten!! Gebt ihr eine Chance!“, hörte sie seine Worte auf der Versammlung als sie ihre Praxis eröffnet hatte. Keiner der umstehenden Bauern wollte eine Frau als Ärztin hier haben. Doch als Elena zeigte, was in ihr steckte, war jedem klar, dass sie ihr Fach verstand. Schnell fasste sie Fuß und das Vertrauen der Bewohner.


    Nach dem Frühstück räumte Andrea mit Gregor den Tisch ab. „Dein Mann scheint ziemlich fertig. Er brauch vielleicht auch Hilfe von einem Psychologen.“, schlug er vor. Andrea nickte. „Ich weiß…aber er will nicht….er hasst diese Ärzte, die ihm mit dem Erlebten konfrontieren…und ich glaube, er würde es nicht so schaffen…“, erklärte sie. „Aber es hilft auch nicht, wenn er die Wiederholungen im Traum hat. Es gibt hier im Dorf einen Psychologen, der ihm sicher helfen würde. Ich könnte ihn ja mal einladen…so ganz unverfänglich…?“, schlug Gregor vor. Andrea sah ihn an. „Semir wird es merken, wenn er anfängt ihn auszuquetschen…“, gab sie zu bedenken. Gregor lachte leise. „Mein liebes Kind…du glaubst gar nicht, wie viele Verrückte es hier gibt. Neulich hat mir einer erzählt, er hätte einen Reiter ohne Kopf gesehen…und was deine Sorge angeht….Dr. Martin hat sehr viel Erfahrung…. Er wird schon wissen wie er es machen muss….“ erklärte Gregor und streichelte Andrea sanft das Gesicht. „Danke….ich würde mich freuen, wenn es Erfolg hätte…ich muss zu meinem Mann.“, sagte sie und drehte sich um.


    Semir saß im großen Wohnzimmer und sah sich um. Das große Regal mit alten Büchern fiel ihm ins Auge. Noch immer spürte er das Zittern in den Händen und in seinem ganzen Körper. Warum sollte er sich nicht ablenken? Hoffentlich hilft’s, dachte er nur, stand auf und griff sich das erstbeste Buch heraus. Es war eine Sammlung von alten Sagen aus der Eifel. Semir blieb vor dem Regal stehen und schlug es auf. Ein auf der Seite abgedrucktes Gemälde stach ihm sofort ins Auge. Erschrocken blickte er auf den kopflosen Mann, der auf einem Pferd saß und ein großes Schwert schwang. Neugierig aber auch von Angst getrieben, las Semir sich den Text darunter durch. „Es war in dem Jahre Vier unter der napoleonischen Herrschaft, als die Bewohner des Dorfes Lasel sich einen ewig anhaftenden Fluch der Hölle aufgeladen haben. Die Tochter des Bürgermeisters liebte einen Dragoneroffizier der französischen Armee. Jeder im Dorf sah dies mit Zorn und besonders der Vater verfluchte seine Tochter und so ersann man einen Plan. Man schrieb dem Geliebten einen gefälschten Brief, lockte ihn zu einer großen, alten Eiche im Forst. Der Liebste, vollkommen allein und ahnungslos, geriet in einen Hinterhalt der Dorfbewohner, in deren Verlauf der wütende Vater dem Buhler den Kopf von den Schultern schlug. Mit seinem Pferd wurde der Franzose in der Tropfsteinhöhle eingesperrt und der Eingang mit dem schwersten Findling für immer verschlossen. Als die Liebste merkte, was ihr Vater getan hatte, stürzte sie sich in den Weiher. Doch vorher sprach sie einen Fluch über das ganze Dorf aus. Und so erschien der Reiter, kopflos und ohne Hufschlag, zu jeder Vollmondnacht und schwang sein höllisch glühendes Schwert, holte sich die Köpfe seiner Feinde, die es wagten, durch den Wald zu wandern und nahm sie mit in seine letzte Ruhestätte. Und er rächt noch heute seine Liebe an den Menschen, die sie zerstörten. Darum merket auf...bei Vollmond meidet den Wald, du braver Wandersmann.“ Semir blätterte weiter und sein Blick erstarrte, das Bild wurde Lebendig und Sander Kalvus stieg ihm aus dem Buch entgegen. Schnell warf Semir das Buch zu und ließ es zu Boden fallen, glitt an dem Schrank nach unten und krümmte sich zusammen.

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  • „Semir, ich hab deine Jacke...draußen ist es ziemlich windig. Semir?“, meinte Ben, als er ins Wohnzimmer kam, wo er seinen Partner das letzte Mal gesehen hatte. Er blickte sich in die Küche um, doch da waren nur Andrea und Gregor. Ben schritt hinter die Couch und fand dann Semir. „Verdammt Semir...alles in Ordnung mit dir?“, wollte Ben wissen und kniete sich zu seinem Partner hinunter. „Ich...ich habe ihn wieder gesehen, Ben...“, stammelte Semir und blickte seinen Freund mit verweinten Augen an. „Er...er war in dem Buch hier...“, klagte der Deutschtürke. „In dem hier?“, wollte Ben wissen und hob das Lesewerk auf, was Semir fallen gelassen hatte. Ein heftiges Nicken kam nur von Semir. Ben wollte es aufschlagen, doch Semir packte die Hand drauf. „Nein, nicht aufmachen...er ist da drin und will mich holen...“, stieß Semir vollkommen fertig aus. „Semir, das ist nur ein Buch mit alten Bildern und glaub mir, er kann dich da raus nicht holen...“, versuchte Ben seinen Freund zu beruhigen. Nur mühsam und langsam schien es zu klappen. Vorsichtig half er seinem Kollegen auf und zog ihm dann die Jacke an. „Soll ich dir ein Wasser bringen?“, wollte Ben wissen. Semir nickte nur und ließ dann sein Gesicht in seine Hände versinken. Wann würde dieser Alptraum nur vorbei sein?


    Ben ging in die Küche und nahm ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit kaltem Wasser aus der Leitung. Andrea sah ihm an, dass etwas nicht stimmte. „Ben, ist etwas mit Semir?“, wollte sie wissen. „Er...er hat gelesen...in deinem alten Sagenbuch, Opa...und meinte, darin Kalvus gesehen zu haben, wie er ihn holen wollte.“, erklärte Ben mit Besorgnis in der Stimme. „Wir sollten ihn an die frische Luft bringen.“, meinte Gregor. Ben nickte und sah seinen Großvater an, als es an der Tür klingelte. „Erwartest du noch mehr Besuch?“, wollte er wissen. „Nein…das heißt doch…die Tierärztin wollten noch nach Sina sehen. Sie hat sich wohl was in die Pfote getreten. Da ich nicht zu ihr komme, tut sie es…“, grinste Gregor. Ben kannte seinen Großvater sehr genau und wusste, wie bequem ist. Er lachte leise. „Ich geh dann mal hin…“, verkündete er und öffnete nur kurz darauf die Tür.

  • Mit einem freundlichen Lächeln sah er in das Gesicht...nein…die Gesichter. „NICO!!“, rief er freudig und umarmte den Mann. „Das ist ja eine Überraschung!!“, hängte er an. „Ben? Altes Haus….was machst du denn hier in der Einsamkeit?“, kam die Gegenfrage. „Ich….? Was machst du hier?“, lachte Ben. „Ich hatte das Großstadtleben satt und sagte mir….Nico….geh in die Natur…tja…und da bin ich.“, grinste sein ehemaliges Bandmitglied. „Erzählt doch keinen Quatsch….wie kommst du hier her?“, wollte Ben wissen. „Okay….Elena hatte vor vier Jahren ein Angebot bekommen, die Stelle des Tierarzt zu übernehmen. Und da haben wir zugeschlagen. Okay...ist nicht ganz das, was ich wollte aber….dennoch…ich wohne hier mittlerweile sehr gern. Jeder kennt jeden…..jeder hilft jeden...nicht so wie in der Großstadt, wo man auch mal tagelang verletzt in der Wohnung liegt und niemand sich um die Anderen kümmert.“, erklärte Nico. „Hallo Ben…“, begrüßte auch Elena ihn. „Elena…whow...du bist ja noch hübscher als damals…sag mal, wie lange ist es denn jetzt schon her?“, wollte Ben wissen.


    Georg Krenz sah seinen Vater an. „Papa…warum bist du nervös? Niemand außer dir kann den Job des Bürgermeisters besser machen ….Auch Fritz nicht…niemals….warum hast du den Angst vor dem?“, wollte er wissen. Sein Vater Harald lief im Arbeitszimmer nervös auf und ab. „Du hast keine Ahnung Georg…Fritz hat auch seine Wähler….niemand kann verhindern, dass ich abgewählt werde. Ich bin seit über elf Jahren hier der Bürgermeister und…ich dachte wirklich, ich könnte es für immer sein. Aber nun…Fritz hat die besseren Argumente….“, stöhnte Harald. „Das ist doch nicht das A und O….mein Gott…er will mehr Parkplätze schaffen…mehr Grünflächen und Naherholungsgebiete…Papa...wir leben in einem Dorf…um uns herum ist nichts….wo will er denn das machen?“, lachte Georg. „Das wo ist nicht die Frage…sonder wer ihm glaubt. Und alle, die ihm glauben…sind seine Wähler!“, stieß Harald aus. „Ja und? Dann werden wir etwas dagegen stellen. Du hast doch auch gute Ideen… wie wäre es, wenn du versprichst dass es weniger Autos im Dorf geben soll...oder das die Bauern ab sofort von uns unterstützt werden…nein…nein…es muss einfach sein….“, dachte Georg laut nach. Harald schüttelte den Kopf. „Es ist leider nicht so einfach, mein Sohn…aber danke für deine Hilfe…“, meinte der Bürgermeister. Georg sah seinen Vater an. „Papa…du bist besser als Fritz Reuther….was soll er schon machen? Du kannst ihn schlagen…wir müssen uns ein Konzept ausdenken….oder besser noch…ich bin dein Wahlkampfmanager….was hältst du davon? Ich hab im Augenblick eh Semesterferien.“, grinste Georg. „Wenn du willst…..von mir aus. Aber ich denke nicht, dass es erfolgreich ist.“, nickte Harald. „Wir sollten uns damit anfreunden, dass wir dieses schöne Haus bald verlassen müssen…“, hängte er an und ging wieder seiner Arbeit nach. „Ich bin in meinem Zimmer.“, verkündete Georg. Doch sein Vater bekam es nicht einmal wirklich mit.


    ...

  • Georg schloss die Tür. So deprimiert hatte er seinen Vater noch nie gesehen. Er dachte nach. Als Student hatte er jede Menge an Büchern. Und da er Geschichte und Technik studierte, war er auch mit den alten Sagen vertraut. Schon seit einigen Tagen machte er sich einen Spaß daraus, Leute zu erschrecken indem er ein Hologramm erscheinen ließ. Einen kopflosen Reiter. Die Technik war nicht einmal schwer zu besorgen. In den Großstädten konnte man alles bekommen, was man brauchte. In einer Stelle im Wald nahe der Forststation hatte er ein Drahtseil gespannt an dem eine Spiegelfolie hing. Sie war so dicht an dem kleinen Berg, der das Gebiet beherrschte, gespannt, das man ihn nicht einmal wahr nahm. Doch wenn Georg den kleinen Projektor anwarf, dann entstand ein Bild….der kopflose Reiter, der sein Unwesen trieb. Der Sage nach, brachte er in jeder Vollmondnacht einen Menschen um, den er mit in sein Reich nahm. Die Alten hier im Dorf hatten extremen Respekt vor diesen Legenden. Vielleicht konnte man das dafür nutzen um seinen Vater zu helfen. Vielleicht war es möglich, Fritz mit diesem Geist in die Flucht schlagen? Nein…nein…das war keine gute Idee….Fritz war hier geboren und kannte die Legende. Er hatte sicher keine Angst. Aber was wenn er….nein…nicht er…wenn sein Vater etwas gegen den Geist unternahm? Natürlich erfolgreich am Ende….ja…das war eine gute Idee….er würde den Geist spielen und sein Vater wird ihn jagen…ihn erlösen und der Fluch hatte ein Ende. Er würde wieder gewählt werden und alle wären glücklich…ja…das war ein genialer Plan. Nun musste er ihn nur noch durchführen.


    „Fast vier Jahre Ben...“, lachte sie und ging mit der Tasche nach hinten. Nico umarmte seinen Freund und ging mit Ben nach hinten, wo Semir und Andrea in der Sitzecke in der Küche saßen und aufsahen, als die Tür aufging und der Besuch eintrat. Andrea war die erste, die aufstand und den Besuch begrüßte. „Nico, schön euch zu sehen...“, rief sie erfreut aus und umarmte Beide. „Hallo Andrea...wie geht es dir?“, wollte die Tierärztin wissen und küsste sie auf beide Wangen. „Nun ja...es geht...“, meinte sie und deutete kurz auf Semir, der wie benommen in seiner Ecke saß und vor sich hinstarrte. „Was ist denn passiert?“, wollte Elena wissen, doch Gregor kam dazu. „Elena bitte, mein Hund...zuerst die Arbeit und dann kannst du gerne alles bei einem Kaffee erfragen.“, brummte er nur und zeigte auf den Korb, der in der Ecke stand, wo seine Hündin drin lag und traurig auf die Personen hochsah. Elena lachte auf, während Nico nur die Augen verdrehte. „Okay...okay...dann seh ich mir die Patientin einmal an.“, grinste sie, nahm ihrem Mann die Arzttasche ab und begab sich dann zu der Hündin, untersuchte sie ganz genau. Nico hingegen setzte sich zu Semir und sah seinen Freund an. „Semir, ganz ehrlich gesagt, du siehst Scheiße aus.“, gab Nico von sich, doch Ben knuffte ihn kurz in die Seite. „Oh Sorry...war nicht so gemeint.“ „Schon in Ordnung...ich sehe im Moment wirklich beschissen aus.“, gab er von sich. „Wir wollten spazieren gehen. Vielleicht bringt ihn die Waldluft auf andere Gedanken.“, meinte Andrea. Nico und Elena nickten gleichzeitig. „Das denke ich auch.“, meinte Bens Freund. „Würdet ihr inzwischen auf die Kinder aufpassen?“, bat Andrea. „Klar, kein Problem.“, meinte Nico augenzwinkernd.


    Semir, Andrea und Ben gingen durch den nahe gelegenen Wald. Die frische Luft und der beruhigende Gesang der Vögel schien wirklich beruhigend auf Semir einzuwirken, denn das erste Mal, seit seinem Abenteuer umarmte er Andrea und ließ auch zu, dass man ihn berührte, ohne, dass er zu zittern anfing. „Ist das nicht herrlich hier?“, fragte Andrea und küsste ihren Mann auf die Wange. „Ja, das ist es...“, meinte Semir und atmete tief ein. Ben ging hinter ihnen her und beobachtete Semir genau. Langsam schien sich sein Partner wieder zu entspannen und die Luft immer wieder einatmete. Plötzlich raschelte etwas im Gebüsch. Alle drei blieben stehen. Andrea merkte, wie sich Semir sofort wieder verkrampfte und sich dicht an Andrea drängte. Sie nahm ihn sofort in den Arm und merkte, wie er wieder zitterte. Doch die Angst war unbegründet...ein kleiner Hase kam es dem Gebüsch, sah sofort die Menschen und verschwand wieder unter dem Gebüsch auf der anderen Seite der Schneise. „Oh man...was für ein kleines, süßes Ding.“, stieß Andrea aus und sah dann zu Semir. Auch Ben hatte dieses Verhalten von Semir bemerkt. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. „Alles okay?“, fragte er besorgt. „Ja...klar....verdammt Ben...ich bin ein Wrack....ich erschrecke mich wenn ein Hase im Gebüsch läuft....wie soll das werden, wenn wir....wenn wir auf Streife gehen...ich...ich....“, kam klagend von Semir. Ben sah ihn fest an. „Semir....du kannst es schaffen... lass dir helfen...Weißt du, hier im Ort gibt es einen guten Psychologen hat mir Bens Opa erzählt. Sprich doch mal mit ihm.“, schlug Andrea vor, die hinzugekommen war und alles mitangehört hatte. Semir nickte. „Okay...wenn wir zurück sind...“, nahm er den Vorschlag an.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Während die Drei einen Spaziergang machten, kümmerte Nico sich um die Mädchen von Semir. „Die sind echt süß...“, strahlte er und sah Elena an. Diese lachte laut. „Nein...noch nicht....wir warten noch etwas...ein Jahr...bitte....dann hab ich mir hier was aufgebaut und....dann können wir über einen kleinen Nico nachdenken.“, lächelte sie und küsste ihn sanft. Aida lachte als sie das tat. Elena sah sie erstaunt an. „Warum lachst du denn?“, wollte sie wissen. „Das macht Mama auch mit Papa...“, erklärte die Kleine. Elena sah Nico an und musste nun ebenfalls lachen. „Süß.“, bestätigte sie dann. Aida sah sie neugierig an. „Weißt du was....?“, fing sie an. „Nein...was denn?“, harkte Elena nach. „Der Papa....der weint in der Nacht....immer wieder...und er schreit.....manchmal hab ich dann ganz viel Angst....“, erklärte Aida. Elena sah zu Nico. „Warum weint er denn?“, wollte Elena wissen. „Ich weiß nicht...ich hab Mama gefragt und sie hat gesagt, das Papa böse geträumt hat. Papa lacht auch nicht mehr so viel.....ich will aber das Papa lacht....und wieder mit mir spielt. Verstecken...das hab ich so gern mit ihm gemacht, aber letztes mal hat er mit mir geschimpft...“, kam etwas empört von Aida. „Warum hat er denn mit dir geschimpft?“, fragte Elena. „Weil ich ihn erschreckt habe...er ist richtig zusammen gezuckt...ich hab gelacht und er....hat mich ganz böse angeguckt und geschimpft....“, erklärte das fünfjährige Mädchen traurig. Elena beugte sich zu ihr runter. „Weißt du, vielleicht hat der Papa was ganz Böses erlebt und ist deshalb erschrocken. Meinst du das hilft, wenn ich ihm sage, dass du Angst vor ihm hast?“, wollte sie wissen. Aida überlegte kurz. „Vielleicht....hilft das...aber ich weiß das nicht....ich will meinen Papa zurück....“, klagte sie. Elena strich ihr über den Kopf. „Das wirst du...“, lächelte sie zuversichtlich. Verletzte Kinderseelen waren schlimm. Besonders, wenn ein Kind nicht begriff warum sich geliebte Menschen so verändern.


    Sie sah Nico an. „Ich werde mit Semir sprechen. Er muss Hilfe von einem Psychologen bekommen... ich kenne da einen sehr guten Freund und der ist Psychologe. Ich werde ihn einfach herbestellen, wenn Gregor damit einverstanden ist...“, schlug Elena vor. Gregor kam in diesem Augenblick herein. „Womit soll ich einverstanden sein? Wollt ihr mir was aufschwatzen?“, fragte er knurrig. „Nein... wir wollen Semir helfen...“, entgegnete Nico. „Da bin ich dabei...“, grinste Gregor. Elena lächelte „Du kennst doch Martin…der Psychologe hier auf dem Dorf…ich würde ihn gern anrufen und herkommen lassen.“, erklärte sie und griff zum Telefon. Gregor legte seine Hand auf die Gabel. „Das hab ich schon getan. Er wird gleich hier sein. Ah…die Drei kommen zurück. Sag Ben und Andrea, was wir planen…“, erklärte Gregor, als er durch das Fenster die Drei sah. Nico lächelte seine Frau an. „Gregor scheint tatsächlich kein schlechter Typ zu sein. Nun müssen wir nur noch Semir überzeugen...und das ist ein hartes Stück Arbeit.“, murmelte er. „Das werden wir auch schon schaffen....“, gab Elena von sich.

  • In diesem Augenblick betraten Ben, Andrea und Semir wieder das Haus. Elena sah, dass es Semir nicht gut ging und nahm sich Andrea und Ben zur Seite, während Semir zur Toilette ging. „Ich bin wie gesagt nur Tierärztin, aber wenn er sich niemanden anvertraut und darüber spricht, dann zerbricht er...“, gab sie zu verstehen. „Ich weiß...aber er will einfach keine Hilfe von einem Psychodoc...wie er die Leute nennt haben. Elena...ich bitte dich, versuch du es....“, kam leise von Ben. „Gregor und ich hatten die gleiche Idee. Dr. Martin Friedlich ist ein sehr erfahrener Psychologe. Er wird gleich herkommen und vielleicht vertraut Semir sich ihm an. Wenn er da ist, werde ich ihn kurz zur Seite nehmen. Es wäre schön, wenn ihr beide dabei seid, damit ihr ihn darüber informieren kann, was bei Semir im Argen liegt…“, schlug Elena an. Ben sah zu seinem Opa und formte das Wort „Danke“. Gregor lächelte und nickte nur. „Danke...“, hauchte Andrea und sah ihren Mann an, der soeben wieder ins Wohnzimmer kam.


    Alle Augen richteten sich auf Semir, der eben wieder ins Wohnzimmer kam. „Warum starrt ihr mich so an?“, wollte er wissen. Elena räusperte sich. „Semir….ich…habe dich beobachtet…vermutlich tun das eh alle hier. Aber…mir ist aufgefallen, dass du sehr müde aussiehst….Andrea und Ben haben mir erzählt, was passiert ist und ich denke du solltest psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.“, erklärte sie vorsichtig. Zum Erstaunen aller nickte Semir. „Ich brauche wirklich Hilfe…“, bestätigte er. „Die wirst du erhalten. Gregor hat Dr. Martin Friedlich herbestellt. Er ist ein sehr erfahrener Psychologe und…ich denke ein Gespräch mit ihm wird dir helfen. Wir müssen jetzt los und Mia abholen…“, meinte Elena und küsste den Deutschtürken rechts und links auf die Wange. Ebenso machte sie es mit Ben und Andrea. Nico umarmte seine beiden Freunde und küsste Andrea ebenfalls. „Wartet mal...“, rief Gregor und gab den Beiden eine Schachtel mit.

  • „Frische Frühstückseier...“, meinte er zwinkernd. „Danke Gregor...und bitte...sei freundlich zu Martin.“, bat Elena nochmals. „Bin ich das denn nicht?“, grinste er nur und schloss dann die Türe hinter sich. Er sah mit Sorgenfalten zu Semir hinüber. Dieser ließ sich einfach auf die Couch vor dem großen, flackernden Kamin im Wohnzimmer fallen und sah in die Flamme hinein. „Opa, wo willst du hin?“, fragte Ben, als er sah, dass Gregor seine grüne Weste überwarf und das Gewehr aus dem Schrank nahm. „Was wohl? Ich bin Förster und will nach meinen Tieren sehen, wenn’s dem Herren genehm ist.“, knurrte er und verließ die Beiden. Ben drehte sich zu Andrea um. „Ich bringe mal die Kinder ins Bett.“, meinte sie und wollte Aida hoch nehmen, die mit Felix in einer hinteren Ecke des Zimmers spielte. Das kleine Mädchen ging aber schnurstracks auf ihren Papa zu, tippte ihn an. Semir drehte seinen Kopf zu seiner Tochter. „Papa...bitte werde ganz schnell wieder gesund...ich will meinen alten Papa wiederhaben...“, meinte sie und gab Semir dann einen Kuss auf die Wange, bevor sie aus dem Zimmer ging. Wie versteinert sah Semir ihr nach, wagte nicht, sich zu rühren. „So weit ist es schon gekommen...ich mache selbst meinen eigenen Kindern angst.“, fauchte Semir und schlug sich gegen die Stirn. „Ich brauche wirklich diesen Psychodoc...“, knurrte er und sah auf, als es klingelte.


    Ben öffnete die Tür. „Hallo, ich bin Martin...Dr. Martin Friedlich.“, stellte sich der Mann vor. Ben musterte ihn kurz. Der klare Blick der tiefblauen Augen schienen vollkommene Ruhe und Selbstbeherrschung auszustrahlen. Die kaum sichtbaren Friedlichsprossen auf und um der Nase ließen ihn ein jugendliches Aussehen geben und die braunen, schulterlangen Haare waren zu einem kleinen Zopf verbunden. „Der Freund von Elena?“, fragte Ben nach. „Ganz recht...“ „Dann kommen sie mal rein...ihr Patient sitzt gleich hier.“, gab der junge Hauptkommissar nur bekannt und ging ins Wohnzimmer vor. Martin betrat das Wohnzimmer und sah den Mann auf dem Sofa sitzen. Die Augen waren müde und von dunklen Rändern untermalt. „Wie lange geht das schon?“, wandte er sich an Ben. „Seit einigen Tagen…ähm…ich will nicht zu viel vorgreifen, er hat ein ziemlich übles Abenteuer hinter sich und….ich denke den Rest sollte er Ihnen erzählen.“, schlug Ben vor. „Gut…dann lassen Sie mich doch bitte mit ihm allein...“, bat Martin. Andrea sah ihn an. „Darf ich nicht dabei sein? Ich bin seine Frau….“, flehte sie. „Nein..Bitte Andrea…lass mich mit ihm allein…ich will allein mit ihm reden...“, kam leise von Semir. Andrea akzeptierte den Wunsch ihres Mannes. Mit Ben verließ sie den Raum und schloss die Tür.


    ...

  • Martin setzte sich Semir gegenüber in einen Sessel. „Wollen Sie es mir so erzählen?“, fragte er an. Semir nickte. „Dann bitte…“, forderte Martin ihn auf und Semir atmete tief ein. „Alles fing so harmlos an….ein Toter im Kühlwagen…ich bin Polizist und…ich hab…diesen Fall bearbeitet wenigstens am Anfang. Alles zu schildern ist ziemlich langweilig….Ich weiß nicht einmal, ob man den Mörder bekommen hat…“, fing Semir an. Martin wartete ab. Er beobachtete seinen Patienten sehr genau. „Was ist dann passiert?“, wollte er wissen. „Ich….bekam Urlaub und…fuhr mit meiner Familie campen….alles war so friedlich und ruhig….einfach klasse… Und dann…ich hab einen Mann gesehen, der kurz zuvor verstorben war…“ Semir machte eine Pause. „Sie haben doch sicher öfter mit Toten zu tun….warum hat Sie das erschreckt?“, fragte Martin nach. „Weil dieser Mann lebte…obwohl er laut einem Gutachten verbrannt war…aber er lebte…und…er…“, Semir fing an zu zittern. Martin griff Semirs Hand. „Wir sollten es vielleicht unter Hypnose versuchen. Die Erinnerung an dieser Sache scheint Sie nervlich zu sehr anzugreifen…“, schlug er vor. „Nein…ich will keine Hypnose!! Niemals!!“, fauchte Semir wütend. Martin ließ seine Hand los. „Also gut….was geschah dann?“, fragte er nach. „Ich habe auf meine Familie geachtet…wollte nicht, dass der Mann an sie herankommt…und mir das nimmt, was mir das Wertvollste ist.“, erzählte Semir weiter. „Das ist doch klar… aber was ist dann passiert?“, forderte Martin ihn auf weiter zu erzählen. „Die Tage vergingen, ohne, dass ich den Mann wieder gesehen habe und ich vergaß ihn…ich genoss die Tage mit meiner Familie und ging morgens sogar laufen… und….als ich…im Wald war…da kamen zwei Männer auf mich zu…die drückten mir die Waffe in den Bauch und…ich wehrte mich…bin ihnen entkommen, doch…sie fingen mich ein und brachten mich zu dem Mann, der eigentlich tot war…er hatte die ganze Sache eingefädelt und…er….wollte sich an mir rächen…“, erzählte Semir stockend weiter. Das Zittern wurde immer stärker. Martin stand auf und ging zu der kleinen Bar, die Gregor in seinem Wohnzimmer hatte. Er goss in einem Glas Cognac ein und stellte es Semir hin. „Alkohol beruhigt die Nerven…wenn man es in Maßen genießt…trinken Sie…“, befahl er sanft.


    Gregor ging durch den frühmorgendlichen Wald und sog die frische Waldluft durch seine Nase ein. Das Gewehr hatte er sich um die Schulter geschnallt und ging langsam durch sein Revier. Er hörte das Schnaufen und Graben der Wildschweine. Leise stieg er auf einen kleinen Hügel und lugte durch sein Fernglas. „Na, das ist doch eine Überraschung...“, stieß er aus und sah eine ganze Rotte mit kleinen, erst vor Kurzem geborenen Frischlingen, die sich vollkommen ruhig und nach Wildschweinmanier in einem Erdloch hin und her wälzte. „Na, ihr seid mir eine willkommene Abwechslung...“, meinte Gregor und ging dann weiter. Sein Revier war groß und so ging er weiter, kam nach einem Fußmarsch von etwa 45 Minuten an dem alten Eisenbahnwagen an, den der alte Rolf Bär bewohnte. Dieser war gerade dabei, bei seinem Waldbienen nach dem Rechten zu sehen. „Na Rolf, heut schon den Kopflosen gesehen?“, begrüßte Gregor den alten Mann. Dieser blickte ihn nur wütend an. „Ihr glaubt mir alle nicht, was? Aber ich habe ihn gesehen...er...er schwang sein Schwert und hieb dem Fischer genau den Kopf von den Schultern.“, stieß der alte Trunkenbold aus. „Ja sicher...und das, nachdem du im alten Dragoner wieder zu viel gebechert hast.“, kam es nur verächtlich von Gregor. „Du kennst doch die Legende...bei jeder Vollmondnacht wird der Kopflose herauskommen und mit seinem Geisterpferd nach denjenigen jagen, die ihn nach dem Leben trachteten.“, kam es zähneklappernd von Rolf. „Dann solltest du nicht hier draußen bleiben, sonst bist du wahrscheinlich das nächste Opfer.“, lachte Gregor und ging wieder seines Weges. „Du wirst dich noch wundern...ihr alle werdet euch noch wundern.“, schrie er dem Förster hinterher.


    Andrea und Ben saßen in der Küche. „Hast du die Blicke gesehen, die Semir zu Aida geworfen hatte, als sie ihm sagte, er soll der alte werden. Es hat mir fast das Herz gebrochen. Aida versteht nicht, was mit ihrem Vater ist….und Semir….der sie über alles liebt, kann nicht über ….“, gab Andrea leise von sich. „Nur keine Sorge…dieser Friedlich scheint sein Beruf zu können…Semir brüllt noch nicht…und er ist noch drin...“, grinste Ben. Andrea lächelte bitter. „Ich habe Angst…Semir war noch nie so fertig….was wenn er es nicht packt? Was wenn er….?“, fragte sie leise. Ben nahm ihre Hände. „Semir ist ein Kämpfer…er lässt sich nicht so einfach in einen Sack stecken und fertig. Er tritt um sich und wird sich wieder fangen…da bin ich mir ganz sicher…“, versprach er. Andrea lehnte sich an ihn. „Ich wünschte, du hast Recht. Er ist nicht mehr derselbe Mann, den ich so liebte…ich liebe ihn immer noch…aber…er ist so…so…“, Andrea suchte nach den richtigen Worten. „Ich verstehe dich. Warten wir einfach ab, was Dr. Martin Friedlich herausbekommt und mit ihm macht…“, schlug Ben vor. Er strich der Frau seines Freundes und Partner über den Kopf. „Ich bin davon überzeugt, dass alles gut wird….“, lächelte er nur. Andrea nickte und beide sahen zur Tür, als Gregor wieder reinkam. „Na Opa, hast du deine Runde beendet?“, wollte Ben wissen. „Ja und dabei etwas ganz tolles gesehen...eine Bache mit Frischlingen...“, erklärte der Förster stolz. „Wow, Wildschweine hab ich schon lange nicht mehr in freier Wildbahn gesehen...nur auf dem Teller.“, grinste Ben. „Dann wird es mal wieder Zeit. Ich sollte dich und deinen Kollegen mal mit auf die Nachtpirsch nehmen.“, grinste Gregor nur. Ben blieb vor Schreck die Spucke weg.

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  • Semir nahm das Glas und führte es mit zitternder Hand zum Mund. Der goldbraune Saft ergoss sich in seine Kehle und der schwere Geschmack von Alkohol machte sich auf seiner Zunge breit. „Was passierte dann?“, wollte Martin Friedlich wissen und sah seinen Patienten mit aufmerksamen Blicken an. „Er...er...er hat mir...die Augen verbunden und gefesselt...“, kam es nur langsam von Semir. „Die...die Dunkelheit...ich...ich hatte das schon mal...“ „Was fühlten sie damals?“, wollte Martin wissen und registrierte jegliche Regung des Deutschtürken. „Ich...ich hatte Angst...habe tagelang nicht geschlafen, wie jetzt...aber Kalvus...er...er hat mich in Todesangst versetzt...hat mich auf einen wackeligen Stuhl gestellt und mir eine Schlinge um den Hals gelegt. Ich...ich...der Stuhl wackelte hin und her und ich...irgendwann...da bin ich abgestürzt...“, kam es von Semir, dessen Augen langsam sich mit Tränen füllten. „Und dann...dann hat er mich in einen Raum gestürzt...wieder hatte ich Panik, dass es ein tiefes Loch ist, aber...da...da waren Skelette und...und...und Ratten...eine...eine hat mich gebissen....“, kam es schluchzend von Semir. Martin hörte genau zu. Er konnte nicht fassen, was dieser Mann ihm erzählte. „Was passierte dann?“, fragte Martin nach und musste schlucken. „Ich...ich wurde auf...auf die Schienen gebunden...er...er wollte mich überrollen lassen...und immer...immer diese Augenbinde...“ „Aber ihr Kollege hat sie gerettet.“, schlussfolgerte Martin. „Ja...ja, das hat er...Aber immer noch verfolgt mich dieser...Mann...ich seh ihn in meinen Träumen...er...er tötet mich jede Nacht...“, kam es schniefend von Semir. „Okay...ich denke, ich kann ihnen helfen, aber sie müssen mir vertrauen.“, bat Martin und sah eindringlich in Semirs Augen. Dieser nickte nur. „Wie Doc, wie wollen sie mir helfen?“, wollte Semir wissen.


    „Ich denke wir sollten mit etwas einfachem anfangen. Aber nun erzählen Sie erst einmal weiter…“, bat Martin. Semir nickte. „....als ich auf den Schienen lag...die Vibrationen des herannahenden Zuges spürte...ich...hab abgeschlossen....mit dem Leben...ich dachte, ich würde meine Familie nie wieder sehen...nie wieder...verstehen Sie?“, wollte Semir wissen. Martin nickte. „Ich verstehe Sie sehr gut...Herr Gerkhan....wenn Sie meine Hilfe wirklich wollen, dann müssen Sie zunächst zur Ruhe kommen. Abstand von ihrem Beruf....vermutlich für einen Zeitraum von mindestens acht Wochen. Ich werde bei Ihnen das autogene Training einsetzen. Ganz ohne Medizin wird es allerdings nicht gehen. Schlaf ist das Wichtigste, was der menschliche Körper braucht und genau das ist ein Problem. Ich muss Ihnen ein etwas stärkeres Medikament verschreiben, damit Sie abschalten können....was allerdings auch eine Abhängigkeit einschließt.“, erklärte Martin.

  • Semir nickte. „Also entweder lebe ich mit den Alpträumen weiter, oder aber werde abhängig von Schlafmitteln...eine tolle Wahl....“, stieß er stöhnend aus. „Leider sehe ich keinen anderen Ausweg. Die zweite Möglichkeit wäre ein Aufenthalt in einer Klinik für psychosomatische Beschwerden...was ich Ihnen allerdings nicht nahe legen möchte...“, kam von Martin. Semir sah ihn an. „Ich soll in die Klapse???“, fragte er empört nach. „Ich sagte doch…dass ich es ihnen nicht nahe legen werde. Fangen wir mit dem autogenen Training an….aber das geht nicht hier….“ gab Martin zu bedenken. Er stand auf. „bin gleich wieder da…“ lächelte er und verließ den Raum.


    Ben und Andrea sahen auf, als Martin zu ihnen in die Küche kam, seinen Koffer auf den Tisch stellte und nach etwas suchte. „Wie geht es meinem Mann, Herr Friedlich?“, wollte Andrea wissen und sah den Psychologen nach einer Antwort flehend an. „Nun, ich will ehrlich sein...eigentlich müsste ich ihn in ein Sanatorium einliefern lassen, wo er einfach mal abschalten kann, aber das ist nicht im Interesse meines Patienten und auch bestimmt nicht in ihrem Interesse.“, meinte Martin lächelnd. Zeitgleich schüttelten Andrea und Ben den Kopf. „Gut, dann müssen sie mir ein bisschen helfen. Ich verschreibe ihm ein Mittel, damit er endlich mal wieder durchschlafen kann...sie müssen bitte drauf achten, dass er nur anderthalb Pillen pro Tag vor dem Schlafen gehen nimmt. Halten sie diese ansonsten unter Verschluss.“, meinte der Psychologe streng und reichte sie an Andrea weiter, nachdem er die entsprechende Packung gefunden hatte. „Sie meinen, er könnte abhängig werden?“, wollte sie erschrocken wissen. „Es könnte durchaus sein. Bis die Behandlung anschlägt können etwa drei bis vier Tage vergehen. Schwer zu sagen, wie lange er die Tabletten nehmen muss.“, meinte Martin und nahm dann seinen Koffer und seine Jacke. „Sie können jetzt zu ihm.“ Dann ging er aus der Küche und verließ dann das Haus. Andre sah Ben an und hielt das Mittel krampfhaft fest. „Keine Sorge, ich werde Semir diese Nacht wieder bei mir übernachten lassen.“, meinte er und beide gingen ins Wohnzimmer, wo Semir zusammengekauert auf er Couch lag und sich nicht rührte.


    ...

    Einmal editiert, zuletzt von Christopher007 ()

  • „Semir? Ist alles in Ordnung?“, wollte Andrea sorgenvoll wissen und ließ sich langsam neben ihrem Mann nieder, strich ihm vorsichtig über Die Schulter und merkte, wie er zusammenzuckte. „Andrea? Ich...ich hab Angst...dieser Mensch hat gesagt, dass ich, um vollkommen gesund zu werden, wahrscheinlich tablettensüchtig werden muss.“, stieß der Deutschtürke aus. „Nein...nein, das wirst du nicht...Herr Friedlich hat mit uns gesprochen...wir passen auf dich auf...Hast du gehört, Semir? Du bist nicht allein?“, fragte Andrea und nahm ihren Mann fest bei den Schultern. Langsam richtete er sich auf und sah seine Frau an. „Da...Danke...“, kam es leise schluchzend von Semir. Ben konnte es kaum ertragen, seinen Freund und Kollegen so zu sehen. Hoffentlich schlägt die Heilung bald an. Semir musste einfach wieder der Alte werden. Ein kurzes Schlagen der Tür ließ Bens Kopf nach hinten schnellen. „So, ich mache uns jetzt mal Mittagessen.“, gab Gregor bekannt und hatte dafür einen schon gerupften und vollkommen ausgenommenen Vogel in den Händen. „Ich helfe...“, kam es leise von Semir und langsam stahl er sich an Andrea und Ben vorbei. Gregor nickte nur und alle gingen dann in die Küche zurück.


    Nach dem Mittagessen hatte Ben eine Idee. Angeln beruhigte doch die Nerven, hatte ihm sein Opa mal beigebracht und so holte er vom Speicher das alte Angelgerät, überprüfte alles und stieg dann wieder runter ins Wohnzimmer, wo Semir vor dem Kamin saß und sich den Bauch hielt. Er schien zu schlafen, doch er hatte nur die Augen geschlossen. „Ich weiß, dass du mich beobachtest, Ben.“, kam es nur kurz von Semir, der dann wieder die Augen aufschlug und seinen Partner ansah. „Ähm Semir, ich wollte dich nicht stören, aber vielleicht würde dir eine kleine Nervenberuhigung ganz gut tun.“, meinte Ben. „Das wäre schön, nur leider wüsste ich nicht, was ich hier zur Beruhigung meiner Nerven tun könnte.“, kam es nur knapp von Semir zurück. Doch Ben grinste und hob die Angeln hoch. „Komm, lass uns fischen gehen.“, meinte er und streckte seinem Partner eine der Ruten hin. „Ich soll...Oh nein, ich bin kein Angler...“, kam es nur abweisend von Semir zurück. „Versuch es doch wenigstens mal...vielleicht hilft es dir.“, entgegnete Ben nur und hielt immer noch die Angel fest, sah Semir mit einem eindringlichen Blick an. „Na schön, aber es wird nichts werden...ich werde nichts fangen.“, gab der Deutschtürke von sich und ging mit Ben zum Weiher hinunter, der inmitten des Waldes lag. Beide ließen sich auf zwei Baumstämme nieder und beide machten ihre Köder bereit. „Dann mal los...“, meinte Ben nur und warf die Angel aus. Semir tat es ihm gleich und wartete dann.


    Andrea und Gregor saßen derweil im Wohnzimmer, wo Gregor den beiden Kindern seiner Gäste beim Spielen zusah. „Du hast echt liebe Kinder...“, meinte er zu Semirs Frau. Diese lächelte und sah nur zu Felix und Sina, die auf dem Boden lagen. Felix sah die Hündin immer wieder mit misstrauischen Augen an, als diese sich nähern wollte. Ein Mal hieb er mit seiner Pfote nach ihrer Nase. „Hey, der Kater ist ja ganz schön angriffslustig. Ist wohl ein Kampfkater, was?“, lachte Georg und Andrea stimmte in das Lachen mit ein. Es tat ihr auch mal gut, nicht an diese Sache erinnert zu werden. Doch das würde sie noch früh genug. „Gregor, ich danke ihnen so sehr, dass sie uns bei sich wohnen lassen. Obwohl wir doch sicher ihren ganzen Alltag durcheinander bringen.“, meinte Andrea entschuldigend. „Wie kommen sie denn da rauf? Ich freue mich, endlich mal wieder Besuch zu haben. Mein Sohn besucht mich ja eher selten und meine beiden Enkel haben auch mehr mit sich zu tun. Da ist es schon in Ordnung, wenn es mal ein bisschen lebhafter im Haus ist.“, lächelte er und sah dann weiter den Kindern beim Spielen zu. Aida und Layla schoben sich gegenseitig die Bauklötze zu und Layla versuchte sich mit ihren noch nicht vorhandenen Zähnen daran, während Aida einen hohen Turm versuchte, der irgendwann Felix Aufmerksamkeit erregte. „Nein Felix...nicht...“, kam es nur von der Fünfjährigen, doch schon hatte der Kater mit seiner Tatze ausgeholt und schreckte dann hinter die Couch zurück, als die Klötzer mit einem lauten Knall umfielen und sich in der ganzen Gegend zerstreuten. Andrea und Gregor mussten laut lachen.

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  • „Ben, ich hab einen...ich hab einen...bei mir beißt etwas...“, schrie Semir aus, als sich seine Angelsehne spannte und die Schnur wie wild abging. Ben sah mit großen Augen auf seinen Partner, der sich gegen die Angel stemmte und versuchte, den Fisch einzuholen. „Man Semir, lass ihn nicht entwischen. Das ist unser Abendessen heute.“, stieß er nur aus und half seinem Partner dabei, die Beute an Land zu holen. „Keine Sorge...das werde ich nicht. Ich weiß genau, was ich tue.“, knurrte Semir nur und biss sich auf die Lippe vor lauter Anstrengung. Die Angel wurde immer straffer und straffer und bald kam wirklich der Fisch an Land. „Wow...was für ein Prachtexemplar...“, staunte Ben, als er den großen Hecht sah, den Semir ganz alleine an Land gezogen hatte. „Allerdings...er hat sich gut gehalten, aber ich...ich habe ihn bezwungen...“, stieß Semir wie im Rausch aus und Ben wusste im Moment nicht, ob das Freude oder Wahnsinn bei seinem Kollegen war. „Na komm, lass uns zurückgehen und den Fisch für heute Abend vorbereiten.“ Semir nickte und warf sich dann das Prachtstück über die Schulter und gemeinsam ging es dann zurück zum Hof, wo Gregor gerade seine Tiere, zwei Enten und acht Hühner versorgte. „Hey…Partner…das war eine geniale Idee mit dem Angeln….ich hab endlich mal wieder etwas Positives erlebt…“, lachte Semir. Ben sah ihn an. Semir schien es tatsächlich ernst zu meinen. Für ein paar Augenblicke hatte er ihn wieder lachen sehen. Endlich…er war auf dem richtigen Weg. Ben ahnte noch nicht, dass es ein Anfang war dessen Ende noch sehr weit in der Zukunft lag.


    Georg sah auf den Kalender. In vier Tagen gab es die nächste Vollmondnacht. Er musste sich so langsam ein neues Opfer suchen. Erst vor kurzem hatte er eine alte Filmaufnahme von seinem Vater mit dem kopflosen Reiter kombiniert und es kam eine tolle Idee heraus. Als er diese Aufnahme über die Anlage laufen ließ projizierte er einen Mord….es sah aus als würde der kopflose Reiter den Angler köpfen und mitnehmen. Genial zusammen geschnitten. Wie gut, dass er damals in der Schule die AG „Foto und Film“ gewählt hatte. Einiges ist sogar hängen geblieben….lachte er leise. Er nahm sich ein paar Videos vor, die er im Internet fand um eine Inspiration zu bekommen. Er gab als Suchbegriff „Morde“ ein.

  • Schon wenig später hatte er eine lange Liste von Kurzvideos durchzusehen und fand eines, wo eine junge Frau durch den Wald lief. Sie sah sich ängstlich um und….Georg konnte es nicht glauben…hinter dieser Frau war ein kopfloser Reiter her. „Das passt ja wie die Faust aufs Auge.“, lachte er und lud sich den Film runter. Nun musste er ihn nur bearbeiten und dann konnte die Jagd losgehen…in vier Tagen wird er es testen…in der nächsten Vollmondnacht… Hoffentlich wird auch jemand zusehen. Jemand, der die Polizei informiert und dann feststellen muss, dass man ihm nicht glauben würde. Ohne Leiche war auch kein Mord zu sehen. Es würde kein Blut fließen…gar nichts…wieder würde die Legende Einzug in die Realität halten und niemand würde dem armen Kerl glauben, was er behauptete. Georg hatte erst vor kurzem gehört, dass sein erster Auftritt mit dem kopflosen Reiter von dem Säufer Rolf beobachtet wurde. Auch hier gab es nur Gelächter… Vorwürfe nicht so viel zu saufen, oder den Stoff aus dem Kopf zu lassen, musste Rolf sich gefallen lassen. Georg hatte einen Lachkrampf nach dem Anderen.


    Semir hob seinen Fisch. „Ich hab das Abendessen gefangen!!“, freute er sich. Andrea und Gregor sahen ihn an. „Whow…das ist ja ein prachtvoller Bursche.“, lobte Gregor ihn. „Ja...und ich…ich habe ihn besiegt….siehst du…er sieht sogar Kalvus ähnlich...Andrea...ich habe Kalvus besiegt...er wird mir nie wieder etwas tun…nie wieder...“, lachte Semir. Andrea sah besorgt zu Ben, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. Er nahm sie zur Seite, als Semir Gregor erzählte wie er das Tier an Land zog. Dabei übertrieb er wie es seine Art war. „Er ist so euphorisch…was ist passiert?“, wollte sie wissen. „Keine Ahnung, aber das ist mir etwas suspekt…ich meine...es ist toll, dass er dieses Erlebnis hatte und er freut sich wirklich…nur, dass er dem Fisch eine Ähnlichkeit von Kalvus andichtet…das gerät mir aus den Fugen…Er scheint….“, Ben unterbrach sich, als Semir zu ihnen kam. Dieser nahm seine Frau und drückte sie fest an sich. „Ich liebe dich!!“, stieß er aus. Andrea befreite sich sanft. „Semir…du tust mir weh...komm du musst deine Medizin nehmen.“, bat sie ihn. „Ja sicher…entschuldige…ich…ich…“, stammelte Semir. Gregor bereitete den Fisch zu und ließ die Gäste am Tisch Platz nehmen. Semir schluckte seine Tabletten und genoss das Essen. Er wurde müde. Die Tabletten schienen schnell zu wirken. „Ich…bin müde…ich…leg mich hin…“, gab er von sich, als er fertig war. „Soll ich dich hoch bringen, oder schaffst du es allein?“, wollte Andrea sofort wissen. „Nein…geht schon…“, lehnte er ab und stand auf. Langsam mit schweren Schritten stieg er die Treppe hoch und setzte sich aufs Bett. Mit fahrigen Bewegungen entledigte er sich seinen Klamotten und ließ sich einfach nach hinten fallen. Binnen weniger Minuten war er eingeschlafen. Trotz der Tabletten bildeten sich Bilder der Angst in seinem Kopf. Doch dann legte sich eine Art Nebel auf die Gedanken. Es war ein schützender Nebel, denn Semirs Alptraumbilder blieben ihm erspart und zum ersten Mal seit einer Woche konnte er wieder genüsslich und in Ruhe durchschlafen.


    ...

  • „Kikeriki...“, schrie der Hahn über den Hof und weckte damit alle im Haus. Ben war der erste, der grummelnd seine Augen aufschlug. „Blödes Vieh...“, zischte er nur und sah dann zu Semir hinüber. Dieser lag noch friedlich und seelenruhig schlummernd im Bett. „Wenigstens einer der schlafen kann.“, grinste Ben und stieg unter die Dusche. Was für ein Hochgenuss, dachte er, als das Wasser über seinen Körper und durch die Haare lief. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Gleich...“, gab Ben nur zurück und trocknete sich dann ab, wickelte das Handtuch um seine Hüfte und schloss die Tür wieder auf. Semir stand vor ihm, zwar verschlafen aber sichtlich erholt. „Hast du gut geschlafen?“, wollte Ben wissen, während seine Haare ihm noch ins Gesicht hingen. Semir nickte lächelnd. „Ja, seit Tagen endlich mal wieder. Die Tabletten haben echt gut getan.“, gab er bekannt und grinste. „Fein, dann kannst du ja deine Familie wecken. Sicher hat mein Opa schon das Frühstück fertig.“, lächelte Ben und ging dann wieder ins Bad. Semir nickte nur und ging auf den Flur hinaus. „Miau...“, machte es hinter ihm. Semir stoppte seinen Gang und drehte sich um. „Hey, noch ein Frühaufsteher.“, lachte er, als er seinen Kater auf dem Pfosten des Treppengeländers sitzen sah. „Na, willst du mit mir das Frauchen aufwecken?“, wollte Semir wissen und grinste den Kater an. Felix verstand sofort und dieser sprang seinem Herrchen in die Arme, schnurrte und ließ sich von dem Deutschtürken ordentlich kraulen. Lachend ging Semir nur weiter und öffnete vorsichtig die Tür.


    Andrea schreckte auf, als sie von jemandem geküsst wurde. „Hmmm...Semir?“, kam es nur von ihr. „Hallo mein Schatz...guten Morgen...“, lachte er nur und küsste sie innig, während er Felix aufs Bett absetzte. „Wie geht es dir?“, wollte Andrea dann wissen und stützte sich in ihrem Kissen ab. „Sehr gut...ich habe keine Alpträume gehabt. Und ich hab endlich wieder durchschlafen können.“, grinste er und sah auf Layla, die in ihrer Wiege neben dem Bett lag. „Wo ist Aida?“, wollte Semir wissen und sah sich um. „Die schläft noch...nebenan.“, entgegnete Andrea und stand auf, nahm den Kater hoch und ging ins Bad. „Dann weck ich sie auf. Sicher ist schon das Frühstück fertig.“, erklärte Semir und ging ins Nebenzimmer. Seine älteste Tochter lag noch friedlich im Bett und schlief, doch auch sie wurde sanft von ihrem Vater aufgeweckt. „Papa...“, stieß sie sofort aus. „Das piekt...“, lachte Aida und Semir strich sich über den piekenden Bart. „Stimmt...Komm Frühstück ist bestimmt schon fertig.“, meinte er und nahm seine Tochter vorsichtig hoch. Andrea hatte sich inzwischen umgezogen und nahm Layla auf den Arm. „Felix...komm, es gibt unten Fresschen...“, rief sie dem Kater zu und dieser folgte.


    Harald Krenz sah auf seinen Hund, als dieser vollkommen lustlos am Boden lag. „Flocke...was ist denn mit dir los?“, wollte er wissen und kniete sich neben dem Jagdhund. Dieser sah ihn mit traurigen Augen an. „Dir geht es nicht gut, was? Da holen wir mal lieber die Doktorin.“, meinte er und griff zu seinem Handy. „Hallo? Elena? Ja, hier ist der Bürgermeister...ich brauche dich mal...Flocke, mit Flocke stimmt irgendwas nicht...Kannst du schnell herkommen?“, bat der Mann. „Mache mich gleich auf den Weg.“, kam es nur von der Tierärztin. Eine halbe Stunde später war sie beim Bürgermeister im Haus und untersuchte den Hund. „Hat sie was Falsches gegessen? Wie lange ist sie denn schon so?“, wollte Elena wissen und drückte immer wieder den Unterleib des Hundes. „Sie ist erst seit heute morgen so.“, erklärte der Bürgermeister und rieb sich nervös die Hände. „Hm, mal sehen, was ihr fehlt.“, kam es nur von der Tierärztin und schon nahm sie ihr Stethoskop und horchte den Hund ab. Georg kam dazu. „Hallo Elena.“, begrüßte er die Tierärztin. „Hallo Georg...sind denn schon Semesterferien?“, wollte sie lächelnd wissen. „Ja und ich bin schon seit einer Woche wieder hier…“, nickte Georg. „Wie läuft es denn so im Studium?“, harkte Elena nach. „Danke kann nicht klagen...und was machen die Tiere?“, stellte Georg die Gegenfrage. „Ach weißt du…manchmal sind die Tiere nicht das größte Problem. Bei all dem was uns beschäftigt, vergisst man oft den Menschen.“, erklärte Elena. Georg sah sie ernst an. „Du hast doch keine Probleme in der Familie oder?“, kam etwas erschrocken von ihm. „Nein…nicht ich….der alte Gregor….der hat gerade Gäste und einem davon geht es ziemlich übel…nervlich….ich hab ihm Dr. Friedlich empfohlen…mal sehen ob es hilft…“, gab Elena von sich. „Oh….ähm…ein guter Freund von dir?“, wollte Georg weiterhin wissen. „Ja und nein…eher ein Freund von Nico…aber nun ja…Gregor sagt zwar nichts, aber es geht ihm ziemlich gegen den Strich, weil er den Mann wohl näher kennt….nun ja…so….nun wollen wir mal schauen….Hans….ähm….hat sie normal gefressen?“, wandte sich Elena an den Vater. „Ja…ganz normal…keine übergroße Portion nichts Besonderes…ist es ernst?“, kam besorgt von Hans. „Nun...um das zu erkennen, müsste ich sie röntgen….also mitnehmen…“, gab Elena von sich und erhob sich. In diesem Augenblick würgte die Hundedame etwas hervor. Elena sah hin und lächelte. „Okay….das war wohl der Übeltäter…..sieht aus wie ein Stück Holz…“, kam nachdenklich von ihr. Flocke jammerte leicht. „Ja…ist gut….ist gut…meine Süße…ich würde sie gern mitnehmen...Hans…nur zur Sicherheit…ich lass sie röntgen, aber so wie es ausschaut ist es das dort gewesen. Ich will nur sicher gehen… wenn sie heute Abend wieder fit ist, ruf ich dich an.“, schlug Elena vor. Hans sah auf seine treue Hündin. „Hilf ihr bitte...“, nickte er. Mit Georgs Hilfe wurde Flocke ins Auto von Elena gebracht die umgehend in die Praxis fuhr.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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