Wenn ein Engel Mutter wird [Fortsetzung von "Ben und Carla"]

  • Hier ist der dritte Teil meiner Lovestory von Ben und Carla. Erinnert ihr euch noch? Carla ist schwanger...und hier kommt die Story dazu. Diesmal als Weihnachtsgeschichte verpackt. Warum? Das werdet ihr in der Story erfahren. Diesmal habe ich diesen Teil mit Hilfe von Chris geschrieben. Also eine Gemeinschaftsstory von uns beiden. Danke dafür...und nun vile Spaß beim Lesen und Feeden.


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    Die Party ging bis weit nach Mitternacht. „Mensch…das ist klasse….wie weit ist Carla denn?“, griff Semir das Thema nach einer kurzen Weile wieder auf. „Keine Ahnung...ich weiß nur, dass sie schwanger ist.“, gab Ben zurück. „Was bist du denn für ein werdender Vater? Das ist das wichtigste...du musst doch wissen, wann die oder der Kleine kommt….habt ihr denn schon Namen?“, harkte Semir weiter nach. Ben sah ihn an. „Semir….das Kind ist doch noch gar nicht da… warum sollte ich mir denn jetzt schon einen Namen aussuchen?“, stöhnte er. „Du…die Zeit ist so schnell rum…was meinst du, wie das ist…die neun Monate hört sich viel an...und schwupp… schon ist der Krümel da…“, grinste Semir. Ben stöhnte auf. Er erinnerte sich an die Zeit als Andrea mit Layla schwanger war. Semir war so nervös als würde er das Kind bekommen. „Semir….ich denke, das schaffen wir schon…“, versuchte Ben ihn zu beschwichtigen. „Also wenn es ein Mädchen wird, würde ich sagen sie heißt Andrea...das ist ein sehr schöner Name…und ein Junge könnte Hubert heißen….oder Harald…“, grinste Semir. Ben schlug die Hände über den Kopf zusammen. „Du machst mich kirre!“, stießt er aus und suchte nach Carla. Er wandte sich zum gehen. „Wo willst du denn hin? Hör mal….wir sind die Paten oder? Andrea und ich sind Paten…von deinem Kind…. Und damit haben wir auch ein Recht auf den Namen….also wir müssen uns einigen….“, meinte Semir und rannte hinter Ben her. „Semir!!“, stieß Ben flehend aus. „Ja was denn?“ wollte dieser grinsend wissen. „Du machst mich wahnsinnig…..bitte…halt die Klappe…bitte…das hält doch keiner aus…“, stöhnte Ben gekonnt. Semir sah ihn pikiert an. „Gut…wenn du keine Ratschläge von mir hören willst…auch gut.“, kam gespielt beleidigt zurück. Ben blieb stehen und sah ihn an. „Du bist eine Nervensäge!“, fauchte er zurück und musste doch lachen. Semir stimmte ein. „Ich weiß…“, gab er zu.


    Andrea sah Carla an. „Es ist so klasse….wenn du irgendwelche Hilfe brauchst kommst du zu mir…und lass dir eins gesagt sein…wenn du dir einen Gefallen tun willst, dann schick Ben immer schnell aus dem Haus. Werdende Väter sind grausam nervig. Semir wollte die ganze Schwangerschaft über bei mir bleiben...ich wäre fast kaputt gegangen…aber er ist so süß. Was meinst du…? Wird Ben bei der Geburt umkippen? Ich meine, er ist doch dabei oder?“, wollte Andrea wissen. „Ich denke schon. Ich meine...ich würde es mir sehr wünschen, wenn er dabei wäre.“, gab Carla zu. Sie sah Ben und Semir ankommen. Sie sah auch sofort, dass Ben genervt war. „Ich glaube, wir erlösen mal meinen Mann von deinem Mann, bevor Ben ganz zusammenbricht…“, lachte Carla. Auch Andrea sah hin. „Oh….ich kann mir schon vorstellen, welches Thema dort besprochen wird. Ich gehe davon aus, dass Semir Namen vorschlägt…vermutlich Herbert, Hubert oder Herrmann oder auch Harald…das sind die Namen, die er für seinen Sohn ausgesucht hat….für Mädchen hatte er nur einen Namen...“, lachte sie. „Und der war Andrea….“, kam von Carla. Andrea nickte. „Ja…na komm… wir erlösen Ben mal..“ Gemeinsam ging sie mit Carla zu ihren Männern. „…wirklich…das ist die wunderschönste Zeit…“, hörte sie Semir sagen. „Semir? Was machst du denn….? Ben kippt gleich um, weil du ihn so belagerst…“, lachte Andrea. „Entschuldige mal…ich belagere ihn nicht, ich geben nur gute Ratschläge. Ich bin schließlich schon zweifacher Vater und habe zwei Geburten hinter mir gebracht…“, empörte Semir sich sofort. „Ja...von denen du nichts mitbekommen hast…darf ich dich daran erinnern, dass du umgekippt bist? Bei Ayda und auch bei Layla…“, lachte Andrea. Semir fing an zu schmollen. „Ich bin ja auch ein Mann…“, gab er zurück. „Nein…du bist mein Mann…und ich liebe dich, wie du bist…nur lass die Beiden doch ihre Freuden selbst herausfinden….“, gab Andrea ihm schnell einen Kuss.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Carla schlang ihre Arme um den Körper ihres Ehemannes. „Na, mein starker Mann...hat Semir dich voll gequatscht?“, fragte sie und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. Ben nickte nur. „Er will mir dauernd Ratschläge erteilen, versteht aber nicht, dass das noch nichts bringt, solange das Baby noch nicht da ist.“, klagte er und sah nach draußen. Endlich, endlich stand ihr eigenes Haus. Nur noch im Garten fehlte der kleine Pool, den sie als Teich tarnen wollten. Einen Baum hatte Ben heute beim Einweihungsfest schon gepflanzt. Erst vor einer Woche war das letzte Möbelstück erst gekommen. Ein alter und langer Esstisch aus Eiche, den Bens Opa ihnen geschenkt hatte. Der alte Einsiedler hatte Carla im ersten Moment mit einem skeptischen Blick gemustert. Ben wusste nicht, wie er reagieren würde. „Du siehst wunderschön aus...mein Enkel kann sich glücklich schätzen, so eine liebe Frau gefunden zu haben.“, gab Gregor Jäger zu. Ben war erleichtert. Und nun waren er und Carla fast allein. Das große Wohnzimmer mit eingebautem Kamin und der großen Terrasse erstrahlte in einem warmen Orange mit Stuckelementen an der Deckenlinie. „Ich liebe unser Haus. Es ist so wunderbar...genau wie du.“, hauchte Carla nur. Ben küsste sie leidenschaftlich und legte die Arme um sie, strich ihr über den Bauch. „Ich liebe euch beide...ihr seid das Beste, was mir passieren konnte.“ Ein dicker Kuss folgte noch und dann gingen sie zurück zu ihren Gästen. „Morgen ist ein besonderer Tag. Und morgen gehen wir auch in die Oper.“, kündigte Carla an.


    Kyle Thaelmann, Deutschamerikaner, sah auf das Bild, das er in seiner Hand hatte. „Oh mum...I miss you so...“, kam es nur leise von ihm. Er hatte von dem Unglück gehört, doch er konnte es nie glauben. Seine Mutter war spurlos verschwunden, während er in New York studiert hatte, am berühmten Musikkonservatorium. Immer dabei war seine Violine. Alles Üben hatte sich ausgezahlt. Seine Mutter hatte ihn immer unterstützt. Nur sein Stiefvater, dieser Mistkerl, hatte ihn immer für einen Taugenichts gehalten. Auch war er nie wirklich an Kyles Mutter interessiert, sondern nur an ihrem Geld und dem Juwelierladen. Immer wieder stritten sich die Beiden und auch Kyle geriet immer wieder in die Schussbahn des Alten. Wie froh war er, als er zu seiner Tante nach New York konnte, um dort zu studieren.

  • Sie war ein lebensfroher Mensch...so eine Frau verschwindet nicht einfach, ohne ihrem einzigen Kind etwas zu sagen. Er hatte tags darauf versucht, mit seinem Stiefvater zu sprechen, doch der wimmelte ihn am Telefon nur mit unverständlichen und fadenscheinigen Ausreden und Aussagen ab. Für Kyle war klar...dieser Mann verheimlichte ihm etwas. Er profitierte von ihrem Verschwinden doch am meisten. Alles würde ihm zufallen, nur ein kleiner Teil war dann noch für Kyle vorgesehen, da er bald ins Berufsleben einsteigen würde. Kyle musste seinen Stiefvater aus der Reserve locken, ihn zu einem Geständnis zwingen. Und das würde er mit allen Mitteln versuchen. Das war er seiner Mutter schuldig.


    Endlich waren die letzten Gäste gegangen und Ben schloss leicht aufatmend die Tür. „Man...was für ne Party...“, lachte er und ging zurück zu Carla, die schon anfing, alle Pappbecher und Pappteller einzusammeln und in die gelben Säcke zu verfrachten. „Komm, lass mich das machen...ruh du dich aus.“, bat er und strich seiner Frau durch das lange und wunderschöne Haar. Carla lachte auf. „Ben, ich bin schwanger, aber nicht krank. Ich kann auch was tun.“, meinte sie und räumte weiter auf. „Ja ich weiß… aber ich will nicht, dass du dich überanstrengst. Ab sofort ist alles untersagt, was unserem Kind gefährlich kann.“, gebot Ben. Carla lachte leise. „Und was ist damit alles gemeint?“, wollte sie wissen. Ben sah sie an und küsste sie. „Alles was ich nicht will…“, grinste er. „Das heißt… ich darf für dich kochen….für dich die Wäsche waschen, dir gefällig sein?“, harkte sie nach. Ben lachte. „So in etwa…“, gab er zu. Carla wurde nachdenklich „Ben…meinst du es ist wirklich schon die Zeit, dass wir ein Baby bekommen?“, wollte sie wissen. Ben hielt ihr Gesicht fest. „Natürlich….es ist die richtige Zeit…wirklich…ich ...warum sollte es denn nicht so sein?“, harkte er nach. „Weil...wir sind erst seit einem halben Jahr verheiratet und…vielleicht hast du noch anderes vor und willst dich nicht mit einem Kind belasten...das ist doch möglich…wir können es ja nicht bekommen und irgendwann wenn es lästig wird abgeben wie einen Hund…“, erklärte Carla. Ben zog sie zu einem Stuhl und drückte sie runter. „Hör mal mein Schatz…man sollte es auch nicht mit einem Hund machen…das Kind wird es verdammt gut haben. Wirklich…ich liebe dich mehr als mein Leben und wenn du darüber nachdenkst wann die richtige Zeit für ein Kind ist, dann ist es nie der richtige Zeitpunkt und wie kann eine solche Kleinausgabe von uns eine Last sein? Carla….ich liebe dich und das Kind kann sich keine bessere Mutter wünschen als dich…“, redete Ben auf sie ein.


    ...

  • „Ist das nicht toll…die sind kaum ein Jahr verheiratet und bekommen schon ein Baby…ist das ein Wahnsinn.“, meinte Andrea und sah Semir an. „Ja…Wahnsinn. Ich versteh nur nicht wie Ben so ruhig bleiben kann. Weißt du noch, als ich erfahren habe, dass du schwanger bist?“, wollte er wissen. „Oh ja….als wäre es gestern gewesen.“, lachte Andrea. „Na komm so schlimm war ich nicht. Ich war besorgt…..ja…da kannst du skeptisch gucken… ich war nur besorgt…“, beteuerte er. „Ja sicher…Semir…ich konnte nichts mehr tun. Ich durfte nicht mehr Staubsaugen, keine Päckchen zur Post tragen..die Wäsche machen, nicht abwaschen…..nicht einkaufen…ich war wie eine Gefangene…“, lachte Andrea. „Hey…es ist bekannt, dass die Frauen in der Schwangerschaft nichts schweres heben darf….“, erklärte Semir und beugte sich schnell zu Andrea um sie zu küssen. „Wo steht das? Im Buch „Wenn ich Vater werde...?““, lachte Andrea. „Nein…in meinem Herzen…“, gab Semir zu. „Du bist ein wundervoller Mann…mein türkischer Hengst…“, lachte Andrea nur. „Weißt du was…Ayda ist jetzt sechs, Layla wird bald eins….wie wäre es jetzt mit einem kleinen Semir?“, wollte er wissen. Andrea stutzte und sah ihn an. „Du willst noch ein Kind?“, harkte sie nach. „Ja…sieh mal…ich bin so ziemlich wehrlos, wenn meine drei Frauen mich zuhause einnehmen..ich könnte Verstärkung gebrauchen…“, kam leise von ihm. Andrea zog ihn an sich heran. „Du liebst deine Rolle als Hahn im Korb doch… sieh es doch mal von der positiven Seite… du bist der einzige türkische Mann, der in Deutschland sein Harem ohne Strafe führt…“, gurrte Andrea. Semir sah sie an. „Das ist natürlich auch noch eine Überlegung wert….aber dennoch wäre es schön, wenn ein kleiner Semir da wäre…“, wiederholte er und strich Andrea über den Bauch. „Na mal sehen….aber nicht heute…“, schlug sie nun vor. „Wir könnten aber wenigstens üben…“, schlug er nun vor. Andrea küsste ihn. „Dagegen spricht nichts…“, gab sie zu.


    Kyle stand am Flughafen und wartete auf seinen Flug nach Deutschland. Er wollte seinen Stiefvater zur Rede stellen. Er wollte von ihm wissen was mit seiner Mutter passiert ist und dazu wollte er seinem Stiefvater Aug in Aug gegenüber stehen und ihn damit konfrontieren. Der Aufruf zu seinem Flug ertönte und Kyle ging zum entsprechenden Gate um einzuchecken. Sein Flug würde über zehn Stunden dauern. Dann waren die Schwierigkeiten aber noch nicht vorbei. Zuerst musste er eine Wohnung finden und dann konnte er sich sein Vorgehen gut überdenken. Er passierte mit seiner Tasche und seiner Violine die Sicherheitszone und saß dann auf seinem Platz im Flugzeug. „So, jetzt komme ich Mum und werde dich finden. Oder ich bringe ihn um.“, fauchte Kyle nur und sah aus dem Fenster. Das mitternächtliche New York wurde kleiner und kleiner und schon nach wenigen Minuten hatte er die Wolkendecke unter sich. Kyle spürte, wie die Müdigkeit ihn übermannte und schon im nächsten Moment war er eingeschlafen. Es wurde ein unruhiger Schlaf. In Träumen sah er das alte Wohnzimmer seiner Eltern vor sich. Er schien auf dem Teppich zu liegen und sah seine Mutter, wie sie mit jemanden zu streiten schien. Plötzlich fiel sie auf den Boden und Blut lief ihr aus dem Kopf. Kyle wollte schreien, aber er konnte nicht. Dann hörte er Schritte, doch ehe sich jemand zeigte, ruckelte es plötzlich und Kyle schreckte hoch. „Holy Crap...“, fauchte er nur und dreht sich in seinem Sitz wieder rum und schloss die Augen, doch der Traum von eben war verflogen. Es wurde ein traumloser Schlaf, ehe dann das Flugzeug alsbald auf dem Rollfeld vom Köln/Bonner Flughafen landete. Kyle packte seinen Violinenkoffer und seinen großen Seesack mit seinen Klamotten und verließ nach dem Auschecken das Terminal. Ein leichter Nebel hing über dem Vorplatz, als Kyle Thaelmann in ein Taxi stieg und davonfuhr.


    Ben hob leicht den Kopf. Verschlafen sah er mit seinen Augen umher und entdeckte seine Frau noch schlafend neben sich im Bett. Das lange Haar fiel ihr leicht ins Gesicht. Lächelnd strich er ihr leicht die Strähnen zurück und fuhr mit der Hand sachte über die leicht zu groß scheinende Pyjamajacke bis zum Bauch hinunter. Da stoppte er. Hier wuchs also das Produkt ihrer gemeinsamen Liebe heran. Ben sah mit seinen großen Augen auf den sich immer wieder hebenden und senkenden Körper seiner Frau. Langsam fiel die Sonne durch die großen Fenster ins Schlafzimmer. Ben blickte auf den wunderschönen Garten und auf die kleine Ecke, wo er den Baum gestern gepflanzt hatte. Was war das für ein Fest, dachte er nur und wie überrascht alle waren, als sie verkündeten, dass Carla schwanger war. „Ben...“, kam es leise und verschlafen nach einem kurzen Seufzer von seiner Frau. „Guten Morgen Frau Jäger...“, lächelte er sie an und küsste sie leidenschaftlich. „Guten Morg...“, sie stockte und sprang aus dem Bett, rannte ins angrenzende Bad und warf die Tür ins Schloss. Einige Sekunden später hörte Ben nur ein kurzes, aber heftiges Würgen. „Oh man...ich mach mal lieber Kaffee...“, murmelte er und schwang sich aus dem Bett. Er streckte seinen nackten Oberkörper und sah an sich hinunter. Zu Carlas Pyjamajacke trug er die passende Hose. „Schatz, geht’s dir gut?“, fragte er durch die Tür, als das Husten und Würgen nachgelassen hatte. „Ja...ja...es geht schon...machst du uns Frühstück? Ich komme auch gleich.“, hörte er Carla rufen. Besorgt lauschte Ben noch einen Moment an der Tür, ging dann aber die Treppe runter und in die Küche. Neun lange Monate standen ihm bevor.

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  • Semir sah auf die Uhr, als er mit seinen Frauen am Frühstückstisch saß. „Du hast noch Zeit Schatz...“, lächelte Andrea und goss ihrem Mann noch einen Schluck Kaffee ein. „Ich weiß...“, meinte er nur und strich Layla durchs Haar. Sie sah ihren Papa mit großen Augen an und griff nach Semirs Finger. Der stolze Papa lachte auf. „Papaaaaaa...bringst du mich zum Kindergarten?“, fragte die Kleine mit ihren klaren Kulleraugen und den goldblonden Locken. „Aber klar doch...aber erst frühstücken wir fertig.“, lachte er nur und Ayda nickte heftig. Nachdem die Familie fertig gefrühstückt hatte, packte Semir seine älteste Tochter und half ihr beim Anziehen. „Okay, hast du alles? Dein Lieblingsbuch?“ Ayda nickte. „Deinen kleinen Löwen?“ Wieder ein bestätigendes Nicken. „Gut, und Taschentücher auch?“ Ayda überlegte kurz, sah in ihren Taschen nach und zog zwei Packungen Tempos hervor, hielt sie Semir dicht vor die Nase. Er lachte und strich seiner Tochter durchs Haar. „Gut, dann dein Jäckchen und ab ins Auto.“, meinte er und zog sich seine Jacke über. Ayda zog sich die kleine und dünne Strickjacke über und stiefelte hinter ihrem Papa her. Es war jetzt Mitte Juni und noch so langsam wurde es Sommer. Im Wagen machte Ayda sich selbst in ihrem Kindersitz fest. „So..du kannst fahren.“, meinte sie zu Semir als dieser einstieg. „Jawohl….Gnädigste…oh….jetzt hab ich glatt vergessen, wie ich fahren muss….“, stöhnte Semir gespielt und sah in den Spiegel. „Oooooh Papa…“, kam von seiner Tochter. „Du musst doch nur geradeaus fahren…und dann in die Berrendorfer Straße und dann ist da der Kindergarten…“, erklärte Ayda ihm. Semir war zufrieden. Mit diesem Spiel konnte er sich sicher sein, das Ayda den Weg auch nach Hause kannte. Immerhin sollte sie nächstes Jahr in die Schule gehen und die lag direkt neben dem Kindergarten. „Wenn ich dich nicht hätte…mein Schatz.“, lachte er und fuhr los.


    Carla kam aus dem Bad und setzte sich an den Frühstückstisch, den Ben gedeckt hatte. Auf ihrem Teller lag eine rote Rose. Sie strahlte. „Danke mein Schatz.“, sagte sie und küsste ihn. „Ich habe die Brötchen schon im Ofen….was magst du denn drauf?“, wollte er wissen. „Schokolade…und Quark…“, gab Carla bekannt. Ben sah sie an. „Also auf eine hälfte Schokolade und auf eine Quark?“, fragte er nach. „Nein….auf eine Hälfte beides….die andere nehme ich eine Gurke und Marmelade…“, kam von Carla. Ben verzog sein Gesicht. Die Geschichten, dass Schwangere sonderbare Geschmackswandlungen hatten schienen kein Mythos zu sein. „Alles klar….“, meinte er dann nur.

    Einmal editiert, zuletzt von Christopher007 ()

  • Tatsächlich genoss Carla die Brötchen mit dem Gewünschten. „Das ist wirklich lecker….“, lobte sie ihren Mann. „Du sag mal …. Die Übelkeit, die du so morgens hast…kann das nicht an dem liegen, was du isst?“, wollte er wissen. „Nein…das ist die Hormonumstellung. Die ist auch an dem, was ich esse schuld. Nur keine Sorge….das wird schon…“, lachte Carla. Ben verabschiedete sich nach einer guten halben Stunde von seiner Frau. „Und mach nicht so viel…“, bat er sie noch. „Keine Sorge…ich werde nachher mit Andrea in die Stadt fahren und Babykleidung kaufen….außerdem den Kinderwagen und das Kinderzimmer….welche Farbe machen wir?“, wollte Carla wissen. „Blau….das passt immer…außerdem ist da drin eh ein Junge…“, lachte Ben. „Das ist gar nicht gesagt…es kann auch ein Mädchen sein…“, widersprach Carla. „Nein…da lasse ich keine Diskussion zu…das wird ein Junge…“, kam entschieden von Ben.


    Kyle suchte sich ein Hotel in der Nähe des Flughafens und wollte am nächsten Tag erst zu seinem Stiefvater fahren, der dann sicher in dem Geschäft war, dem seine Mutter und sein Vater aufgebaut hatten. Der Laden war eine richtige Goldgrube. Wenn sich das Sortiment nicht verändert hatte, dann war das der Laden in Köln wo man die besten Trauringe bekam. Die besten Uhren und den perfekten Kundenservice. Hier war der Kunde noch König. Allerdings war das zu Zeiten seines Vaters. Ob sein Stiefvater das auch so hielt wusste Kyle nicht wirklich. Doch er war sicher, dass dieser Mistkerl sicher einiges verändert hatte. Doch das würde er dann morgen sehen. Er betrat das Ambassador und trug sich ein. Sein Zimmer war angenehm. Groß und geräumig. Als Kyle das Bett sah musste er schmunzeln. Das Bett reichte für drei… und war sehr schön zugerichtet. Die Decke war in einem gelblichen Ton gehalten und die Kissen lagen oben auf. Sehr gemütlich und einladend. Auf dem Tisch stand ein Obstkorb, gefüllt mit Bananen, Trauben und Äpfel. „Das Bad ist dort…“, erklärte der Page und wies nach links. Kyle sah es sich an und nickte zufrieden. Er griff in die Tasche zog einen fünf Euro Schein heraus und gab sie dem Pagen. Dieser verbeugte sich und schloss die Tür von außen. Kyle ließ sich auf das Bett fallen und schloss kurz die Augen. Doch es brauchte nur wenige Augenblicke bis er vollständig eingeschlafen war.


    ...

  • „So, das wird ein Junge...“, kam es schnippisch von Carla. Mit ihren großen Augen sah sie Ben an. „Ja, warum denn nicht? Semir hat zwei Töchter...und wenn wir dann einen Jungen kriegen, dann...“, dachte Ben nur weiter. Carla überlegte kurz und musste dann lachen. „Du willst den Kleinen dann mit Semirs Kleinster verkuppeln?“, fragte sie nur. „Warum denn nicht? Auseinander wären sie nur ein Jahr. Außerdem wären Semir und ich dann...“, doch als er diesen Gedanken weiterdachte, hielt er inne. „Nee...das geht nicht...dann wäre ich mit Semir ja verwandt.“, kam es nur von ihm. Wieder lachte Carla und sah dann zur Tür, als es klingelte. „Wenn man vom Teufel spricht...“, grinste Ben nur. „Ich wünsch dir einen schönen Tag, mein Herz...“ Carla umschlang ihren Mann mit den Armen und küsste ihn voller Leidenschaft. „Egal, was es wird...es wird eine wunderbare Mutter bekommen. Ich bin heute Abend pünktlich. Wann geht die Oper los?“, wollte Ben wissen, während er sich die Jacke überwarf. „Um acht...du solltest um sechs Uhr hier sein, damit du dich noch umziehen kannst. Um sieben müssen wir dann los.“, erklärte Carla nur. „Kein Problem mein Schatz...hab einen schönen Tag.“, liebkoste er sie und verschwand dann zur Tür hinaus, wo wirklich schon der BMW seines Partners auf ihn wartete. Semir lehnte lässig an der Motorhaube und sah zu Ben, der in seiner neuen Haustür stand. „Irgendwie passt das nicht zu dir.“, begrüßte Semir seinen Partner. „Ich finde, ich kann mich damit abfinden. Besonders mit solch einer Frau.“, erwiderte Ben grinsend. Er stieg in den BMW und fuhr mit Semir auf die Autobahn.


    Kyle hatte sich einen Wagen gemietet und fuhr zum Haus seiner Eltern. Es sah von draußen immer noch so aus, wie er es in Erinnerung hatte. Der grüne Zaun mit der dahinter wuchernden Hecke, alles war wie in seiner Kindheit. Doch da schien sein Stiefvater nicht mehr zu wohnen. Ein junger Mann, etwas älter als er selbst, kam aus dem Haus und stieg in einen BMW. Kurz darauf kam der Postbote und ging zum Briefkasten. Kyle stieg aus und fragte ihn, was mit dem Vormieter passiert sei. „Das tut mir Leid, ich bin erst seit drei Tagen auf dieser Route. Ich kann ihnen da nicht helfen.“, entgegnete dieser nur. Der junge Geiger nickte und stieg wieder ein. Jetzt blieb ihm nur der Laden übrig. Und der war sicherlich noch dort, wo er immer war. Kyle fuhr los und erreichte die Düsseldorfer Königsallee. Da war er...sein Stiefvater. Er stieg in einen kleinen Skoda und fuhr Richtung Autobahn. „Na warte...“, fauchte Kyle nur und legte den Gang wieder ein. Es war für ihn ungewohnt mit Gangschaltung zu fahren. So brauchte er einige Minuten, konnte aber den Wagen seines Zielobjektes im Blick behalten. Endlich hatte er den Wagen im Griff und folgte seinem Stiefvater auf die Autobahn. „Wo willst du hin, du alter Sack?“, fauchte Kyle nur und fuhr dichter auf. Er wollte das Gesicht des Mannes sehen, der vom Verschwinden seiner Mutter am Meisten profitierte. Auf die anderen Verkehrsteilnehmer nahm er kaum Rücksicht. Er wollte nur wissen, was mit seiner Mutter war.


    Ben saß auf seinem Sitz und blickte immer wieder zu Semir rüber. „Was ist? Hab ich was im Gesicht? Oder hast du ne Frage?“, fragte der Deutschtürke grinsend. „Sag mal, wie war Andrea eigentlich in der Schwangerschaft? Ich meine, hat sie da auch komische Sachen gegessen?“, fragte Ben. „Nicht wirklich....es sei denn, du findest Vanilleeis mit Würstchen anstatt Waffeln als komisch. So war es jedenfalls bei Ayda. Bei Layla hat sie dann richtig zugeschlagen. Da ging es dann von Rollmops mit Nutella über Kirschtorte mit Senf bis zu Windbeutel mit Sweat-Chilli-Soße.“, erklärte Semir. Ben sah erstaunt auf. „Na hoffentlich kommt Carla nicht auf den Trip.“, meinte er und zuckte zusammen, als ein dunkler Wagen knapp vor ihnen auf ihre Spur zog. „Hey, was soll das denn?“, stieß Semir aus und stieg in die Eisen. „Mein Wagen...verdammt. Das Aas kauf ich mir.“, knurrte er und schaltete die Lichtanlage ein. Doch irgendwie kamen sie dem dunklen Wagen nicht näher. „Was denn mit dir heute los? Du bist doch sonst so der Bleifuß.“, grinste Ben nur. „Der scheint den Wagen frisiert zu haben.“, fauchte Semir und wurde regelrecht wütend. „Semir! Gib Gas…der entkommt!“, kam von Ben. Semir sah ihn an. „Ich bin dabei!!“, schrie er. „Man…niemand entkommt mir!!“, hängte er an. Tatsächlich verringerte sich der Abstand zu dem Wagen. „Siehst du...niemand entkommt mir….“, lachte er.

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  • „Was hältst du denn von diesem süßen Strampler?“, wollte Andrea wissen und hob einen lilafarbenen Babystrampler hoch mit dem Aufdruck „Sweet“ hoch. „Der ist ja niedlich…..gibt es den noch in anderen Farben?“, harkte Carla nach. „Ja..in grün….und in Sand….und hier in rot…“, nickte Andrea. „Alles in den Wagen.“, befahl Carla. Andrea sah sie skeptisch an. „So viele? Carla…die Babys wachsen gerade am Anfang sehr schnell…du solltest nicht zu viele holen, weil die niemals getragen werden können…“, gab Andrea zu bedenken. Carla sah sie an. Andrea war bereits Mutter und hatte sicher schon Erfahrung damit. „Was meinst du denn sollte ich holen? Ich meine….vielleicht bekomme ich Zwillinge…und dann muss ich alles doppelt haben…“, lachte Carla. Andrea seufzte. „Na gut….du kannst ja alles aufbewahren und wer weiß….vielleicht bekommt ihr ja noch mehr Kinder… die Sachen halten sich sehr gut…“, stimmte sie zu. Nachdem sie Jäckchen, Hemdchen, Strampler und Höschen sowie Ausgehgarnituren mit Mützchen und Schühchen gekauft hatten ging es in die Abteilung der Möbel und Kinderwagen. „Also mit dem Kinderwagen solltest du auf jeden Fall warten. Ich meine…. Wenn es eine Mehrlingsgeburt wird dann brauchst du ja eine Extraausstattung. Das gleiche für die Möbel. Dafür ist ja noch Zeit. Aber du solltest schon mal Spielzeug holen… Rasseln, Beißringe und so was….“, kam von Andrea die Empfehlung. Carla nickte. Sie ging unbewusst mit der Hand über ihren Bauch. „Du wirst es sehr schön haben…mein Kleines…“, sagte sie leise.


    „So…den haben wir…“, grinste Semir als er den Wagen endlich gestoppt hatte. „Hey…seid ihr Irre?“, fauchte der Fahrer sie an. „Nein….von der Polizei.“, knurrte Semir als er am Fahrzeug stand. „Hören Sie…ich weiß.. ich bin viel zu schnell aber meine Frau…sie bekommt ihr Baby..und…ich muss ins Krankenhaus...bitte.“, flehte der Mann am Steuer. Semir sah in den Wagen, wie eine Frau auf dem Rücksitz schrie und stöhnte. „BEN!!!“, schrie Semir. „Ja was?“ kam von seinem Partner. „Geleitschutz…..Blaulicht und Sirene…Hier ist gerade eine Geburt im Gange…“, gab Semir zurück. „Sie folgen uns!“ befahlt er dem Fahrer, setzte sich in seinen BMW und bekam dank Blaulicht und Sirene freie Bahn. Sie fuhren direkt das erste Krankenhaus an und schnell rannte Ben zu der Anmeldung. Als er erklärt hatte um was für einen Fall es sich handelt waren Ärzte und Schwestern sofort zur Stelle. Die Frau wurde in den Kreissaal gefahren. Der werdende Vater lief aufgeregt auf und ab. Er sah Semir an. „Sorry…wegen dem Ticket…ich weiß…ich werde wohl meinen Führerschein abgeben müssen, aber….es ist mein erstes Kind…“, stammelte er entschuldigend. Semir lächelte. „Schon gut….vergessen.“, meinte er mit einem Augenzwinkern. Wenige Minuten später ertönte ein Schrei. „Mein Baby!! Mein Sohn!! Er ist da!!“, schrie der frischgebackene Vater. „Gratuliere…“, lächelte Semir. „Komm Ben...wir müssen noch arbeiten.“, lachte er und verabschiedete sich. „Danke...vielen Dank.“, kam von dem strahlenden Vater. „Ob ich auch mal so ausflippe?“, wollte Ben wissen. Semir sah ihn an. „Mit Sicherheit…gerade beim ersten ist die Freude riesig.“, bestätigte er. „Na…ich kann mich benehmen. Aber schon süß wie Väter sich freuen können…“, gab Ben zu. „Da wirst du ja auch bald in den Genuss kommen.“, grinste Semir nur und schlug seinem Partner auf die Schulter. „Das dauert ja noch etwas...zum Glück.“


    Kyle fuhr dem Wagen seines Stiefvaters bis zur Abfahrt Düsseldorf Nord nach, dann bog er ab. „Wusste ich es doch...“, knurrte der junge Mann nur und folgte seinem Ziel. Schließlich erreichten sie die Königsallee. Der Laden lag direkt an einer günstigen Stelle. Die Wagen stoppten, Kyle parkte seinen Audi in einer Seitenstraße und ging dem Mann hinterher. Dann sah er den Laden, den seine Mutter so über alles geliebt hatte. „Komm schon, ich weiß, dass du sie irgendwo versteckst.“, zischte er nur, als er sah wie sein Stiefvater im Juweliergeschäft verschwand. Irgendwie musste er den Mann aus der Reserve locken oder wenigstens die neue Adresse rausfinden. Doch jetzt musste er sich erstmal eine eigene Wohnung suchen. Er stieg wieder in seinen Audi und fuhr zurück zu seinem Hotel und checkte via Internet die Wohnungsanzeigen. „Drei-Raum-Wohnung mit Terrasse dicht am Rhein gelegen...“, las er und sah dann eine Handynummer. „Das wäre es doch“, dachte er nur und schrie sich gleich die Nummer auf. Da er gleich heute Abend in die Oper musste, nahm er sich vor, morgen die Nummer anzurufen. Das wäre geschafft, doch nun musste er sich noch eine Möglichkeit einfallen lassen, wie er seinem Stiefvater auf die Schliche kommen konnte. Oder war es dann nur ein Irrtum und seine Mutter würde wieder auftauchen? Nein, dann hätte sie sich doch bei ihm gemeldet. Nein, nein, nein...er war schuld, dass seine Mutter verschwunden war und Kyle würde es beweisen.


    Ben und Semir fuhren zurück ins Revier und machten sich an die Arbeit. „Hey, ihr Beiden...die Chefin würde euch gerne sprechen.“, erklärte Susanne, als sie die Autobahnkommissare zur Tür reinkommen sah. „Hm, warum denn das? Die Wagen sind doch noch vollkommen in Ordnung und ein Chaos haben wir auch nicht angestellt.“, kam nur von Semir. „Tja, schauen wir doch einfach mal, was die Chefin von uns will.“ Sie gingen direkt auf die Tür zu, klopften an und betraten dann das Büro. „Ah Semir, Ben...da sind sie ja...ich habe da ein Anliegen.“, fing Kim Krüger an. Die beiden Hauptkommissare setzten sich ihr gegenüber und sie seufzte kurz. „Um was geht es denn, Chefin?“, fragte Ben nur. „Sie wissen doch sicherlich, dass es in letzter Zeit immer wieder Fälle von Carnapping gegeben hat.“ Semir nickte. „Die Diebe verschaffen sich Zutritt zu den Autos, verstecken sich darin und wenn die Besitzer losfahren, haben sie schon eine Waffe im Genick. Sie werden gezwungen, in ein Waldstück oder einen verlassenen Parkplatz zu fahren, wo sie gefesselt und geknebelt zurückgelassen werden.“, erklärte der Deutschtürke nur und sah Kim an. „Ganz genau. Ich möchte sie bitten, dass sie in den nächsten Tagen besonders auf den Rast- und Parkplätzen Patrouille machen. Das auch in den späten Abendstunden. Am Besten fangen sie heute Abend damit an.“, ging es bei Kim weiter.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben schluckte. „Heute Abend? Ähm Chefin, das...das geht nicht...meine Frau und ich wollen heute Abend in die Oper und ich...das...das kann ich ihr nicht vermiesen.“, kam es von Ben. Semir grinste nur. „Da wirst du dich dran gewöhnen müssen.“, raunte er ihm nur zu. „Tut mir Leid Ben, aber ich denke, ihre Carla wird es verstehen.“ „Moment Chefin, ich finde, das kann ich auch mit Dieter und Hotte machen. Ben sollte mit Carla in die Oper gehen können.“, wandte Semir ein. Kim nickte. „Also gut….und wie wollen Sie das anstellen? Es wird immer Patrouille zu zweit gemacht und Sie wären dann drei…“, harkte sie nach. „Nur keine Sorge…ich passe auf Dieter und Hotte auf.“, grinste Semir breit. Kim sah ihn mahnend an. „Und wer passt auf Sie auf, Semir?“, wollte sie wissen. „Na Dieter und Hotte.“, grinste er. „Nein...ich denke, ich werde Carla schon irgendwie klar machen, dass Oper halt nicht geht…“, kam leise von Ben. „Ben...das kommt gar nicht in Frage! Du gehst in die Oper….und ich gehe mit Dieter und Hotte auf Streife...“, befahl Semir. Kim nickte. „Also gut…aber nicht, dass es zur Gewohnheit wird. Ihre Frau muss sich an Ihre Arbeitszeiten gewöhnen, Ben.“, lächelte Kim. „Danke Chefin…“, strahlte Ben „Okay… Semir…Sie werden mit Herzberger und Bonrath diese Rast- und Parkplätze überprüfen….die sind an der A1, A3 und A4. Hier an diesem sind die meisten Überfälle gewesen. Bisher immer mit einem guten Ausgang...ich denke dort ist es das Beste, die Patrouille zu starten.“, befahl Kim. Semir sah sich auf dem Plan die Plätze an und nickte. „Alles klar..“ stimmte er zu.


    Ben fuhr nach Hause um sich für den Opernbesuch fertig zu machen. Carla wartete bereits auf ihn und sah auf die Uhr. „Mensch...du bist fast zu spät…“, stieß sie aus. „Sei froh, dass ich überhaupt hier bin… das war nämlich verdammt knapp und wenn Semir sich nicht dafür eingesetzt hätte, dann würde ich jetzt Dienst auf irgendwelchen Parkplätzen machen…“, erklärte Ben. Carla sah ihn prüfend an. „Wieso?“, harkte sie nach. Ben lachte leise. „Nein…es wird nicht über den Job gesprochen. Jetzt ist Feierabend und wir gehen in die Oper. Wie geht es denn meinem Sohn?“, wollte Ben wissen und strich Carla über den Bauch. „Dem geht es denke ich sehr gut. Er hat sich noch nicht beklagt….oder sie?“, meinte Carla. „Das ist ein Junge….ganz sicher…“, lachte Ben. „Es könnte aber auch ein Mädchen sein. Noch ist gar nichts sicher. Ich bin jetzt im dritten Monat und….ich weiß, dass man es schon sehr bald vorher wissen kann, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Aber ich weiß nicht, ob ich es vorher wissen will…ich meine…es ist eine Überraschung und unsere Ausstattung können wir ja so anlegen, dass es für beide Geschlechter passt…“, schlug Carla vor. Ben küsste sie. „Darüber machen wir uns Gedanken wenn es soweit ist. Außerdem ist es mir egal, was es ist. Hauptsache gesund und ein Junge.“, grinste Ben. Carla lachte hell auf. Für Ben war dieses Lachen schöner als jede Musik. „Lass uns fahren, sonst fangen die ohne uns an…“, meinte sie dann. Ben nickte, zog sich um und nur wenig später standen sie an der Opernkasse und warteten auf Einlass.

  • Semir sah sich am Parkplatz um. „Also so wie wir das machen, können wir lange warten, bis die Typen zuschlagen. Euer Streifenwagen fällt doch auf…“, meinte er zu seinen Kollegen. „Na wie sollen wir es sonst machen?“, knurrte Hotte. „Wir werden den Kerlen eine Falle stellen. Mein BMW ist zivil...er fällt nicht auf. Wie wäre es wenn ihr euch beide mit dem Streifenwagen verkrümelt und ich bleib hier stehen. Ich tu so, als würde ich eine Pause machen…sobald die Typen auftauchen, werdet ihr zuschlagen und die Typen schnappen. Ruhm liegt bei euch…“, schlug Semir vor. „Das ist doch viel zu gefährlich. Was wenn die Typen herausfinden, dass du Polizist bist? Die bringen dich um….“, gab Dieter zu bedenken. Semir grinste. „Ich werde schon aufpassen… außerdem seid ihr ja auch da. Und es ist nicht gesagt, dass sie zuschlagen werden….also…macht euch nicht in die Hosen und versteckt euch. So werden wir es Platz für Platz durchziehen. Die Nacht ist kurz und wir haben gut vierzig Parkplätze zu überprüfen…“, lachte Semir. „Die Chefin hat das sicher anders gemeint, als sie sagte, dass wir die Plätze abfahren und überprüfen sollen.“, gab auch Hotte zu bedenken. „Sicher...aber sie ist ja nicht hier...also dann. Da hinten ist eine Nische. Fahrt mit dem Wagen da hinein. Von dort solltet ihr einen guten Blick haben.“, erklärte Semir nur und fuhr mit dem BMW dann weiter auf den Rastplatz vor. Er nahm sich kurz die Akte in die Hand. Alle Opfer wurden nach einem Toilettengang in ihrem Auto aufgelauert. Scheinbar hatten sie es zu eilig, um den Wagen zu verriegeln. Das würde Semir jetzt auch machen. „Hotte, Dieter...ich fahre jetzt vom Rastplatz, wende und komme dann wieder. Sollte irgendwas vorgehen, meldet ihr euch sofort.“


    ...

  • Benjamin Klaasen sah sich um. Gleich würde er wieder zuschlagen, gleich würde er es wieder spüren. Das Adrenalin. Oh, wie brauchte er diesen Kick. Immer wieder suchte er den Nervenkitzel, etwas verbotenes zu machen. Immer in der Angst leben, erwischt zu werden. Das war eine Art Sport für ihn. Seit einem Monat überfiel er hier Autofahrer in ihren Wagen, überwältigte sie und setzte sie am nächsten Rastplatz gefesselt und geknebelt wieder aus. Er wollte niemanden etwas tun und stehlen wollte er auch nicht. Das Fahrzeug stellte er dann einfach wieder in einen nahe gelegenen Wald oder einfach auf einem Parkplatz in der Stadt ab. Sein schwarzer Sportanzug mit der schwarzen Kapuze lag hauteng an seinem Körper, als er sich zu seinen dunklen Laufschuhen hinunterbückte, um die Schnürsenkel noch einmal zu richten. Immer wieder sah er zu dem Toilettenhäuschen hin und schlich dann langsam an die hintere Fassade. In seiner behandschuhten Hand hatte er einen kleinen Störsender. Dieser unterbrach den Kontakt für die Zentralverriegelung und der Wagen blieb offen, für ihn zugänglich. Benjamin holte aus seiner Hosentasche eine Maske und knetete sie leicht in der Hand. Schon merkte er, wie ihm der Schweiß auf der Stirn stand. Dann sah er wieder zur Toilette und erblickte einen silbernen BMW, der rasend auf den Rastplatz fuhr. „Ein Kunde...“, lachte Benjamin nur, zog sich die Maske auf, die Kapuze drüber und betätigte den kleinen Störsender. Jetzt musste alles ganz schnell gehen.


    Semir ging auf die Toilette und drehte sich langsam um. Er drückte die Fernbedienung für die Zentralverriegelung. „So, dann mal sehen, was unsere Falle macht...“, dachte er nur laut und griff zum Funk. „Hotte...Dieter...seid ihr auf Position?“, wollte er wissen. Doch es kam nur ein Rauschen aus dem Gerät. Verdammt, was war denn nun los?, dachte er nur und holte sein Handy hervor. Doch auch hier war kein Empfang. Oh man...dachte Semir nur und ging zu seinem Wagen zurück. Hoffentlich funktionierte der Funk im Wagen, dachte er und drückte wieder auf die Fernbedienung. Schnell schwang er sich hinters Steuer, doch ehe er zum Funk greifen konnte, packte ihn plötzlich eine schwarze Hand und drehte seine nach hinten. „Hey, was soll der Scheiß?“, stieß Semir aus, doch im nächsten Moment presste sich ein Lappen auf das Gesicht des Deutschtürken. „Mhmmm...Mhmmmm“, keuchte er nur, doch schon atmete er einige tiefe Züge des Chloroforms ein. Die Augen flackerten und langsam driftete der Deutschtürke weg. „So ist es gut...schlaf schön.“, lachte Benjamin nur und zog den Mann nach hinten. „Oh shit...“, stieß er aus, als er das Halfter und die Waffe am Gürtel sah. Ein Bulle...schoss es ihm durch den Kopf. Erschrocken riss er sich die Kapuze und Maske vom Kopf, wischte sich durch das schweißnasse Haar. Verdammt, was sollte er nun machen? Zurück konnte er jetzt nicht mehr. Der Bulle hatte ihn nicht gesehen. Das war sein Glück. Er würde einfach den Bullen jetzt fesseln und knebeln und dann mit seinem Wagen am nächsten Rastplatz oder Waldweg stehen lassen. Ja, das war die beste Lösung. Schnell hatte Benjamin die Hände und Füße des Polizisten mit mehreren Lagen des silbernen Klebebandes umwickelt und wickelte dann noch mehrere Bahnen über den Mund und um den Kopf des Mannes. Er setzte sein Opfer neben sich auf den Beifahrersitz. Somit hatte er bei der Fahrt wenigstens etwas Kontrolle über ihn. Benjamin zog sich die Maske wieder übers Gesicht und fuhr los.


    „Semir? Was ist denn jetzt? Wo steckst du denn?“, fragte Hotte über Funk. Von Semir kam nichts. „Also mir reicht es jetzt…wir fahren zum Platz und sehen nach…“, bestimmte Dieter und fuhr mit dem Wagen aus seinem Versteckt. Sie kamen am Rastplatz an und sahen….nichts… keine Spur von Semirs BMW. „Wo ist er denn?“, fragte Dieter. „Keine Ahnung...ich rufe ihn über Funk…ich meine, er fährt und dann muss er sich auch melden…“, knurrte Hotte und tat was er wollte. „Semir!! Wo steckst du? Verdammt die Chefin reißt uns den Kopf ab, wenn du….Semir? Cobra 11!!“, rief er durch. Nichts…keine Antwort. „Hotte..weißt du, wie das für mich aussieht?“ wollte er wissen. „Sag es nicht….du denkst das Semir ein weiteres Opfer ist?“, kam von Hotte. Dieter nickte. „Oh verdammt…das ist übel…wir müssen ihn suchen. In den Akten steht, dass die Opfer meistens auf den nächsten Parkplatz abgestellt, samt gestohlenem Fahrzeug. Vielleicht macht er das mit Semir auch.“, schlug Dieter vor. Hotte war einverstanden. „Dann aber mit Musik...wer weiß, was der Kerl mit Semir macht….wenn der erfährt, dass Semir von der Polizei ist.“, prophezeite Hotte. „Ich hab doch gesagt, dass die Chefin es anders meint mit der Überprüfung...aber Semir hört ja nicht. Eins sag ich dir du….wenn die Chefin uns zur Sau macht, dann sage ich diesmal wie es war…den Anpfiff soll er sich mal schnell selbst abholen.“, kam von Dieter. Hotte nickte nur. „Ich decke Semir aber. Jeder kann mal in diese Situation geraten… das macht er doch nicht mit Absicht….ich denke auch das hier sollte eigentlich nicht so sein…“, murmelte der alte Polizist. „Nicht mit Absicht!?! Ja, wer ist denn daran schuld, dass er in der Klemme sitzt? Wir etwa? Nee…diesen Schuh ziehe ich mir nicht an. Ich nicht..!“, erklärte Dieter energisch.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
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  • Semir kam langsam zu sich. Er öffnete die Augen und bemerkte die Fesseln und den Knebel. Um ihn herum war es dunkel. Die Erinnerung kam. Er war diesem Carnapper in die Falle gegangen. Dabei wollte er doch dem Carnapper eine Falle stellen. Verdammt wieso hat er sich überrumpeln lassen. Er bewegte vorsichtig den Kopf. Das Klebeband welches um seinen Kopf gewickelt war zwickte in den Haaren. Zumindest steht das Fahrzeug. Und er war allein im Auto. So wie es in den anderen Fällen auch war. Nur wo war er hier? Bis er die Fesseln abbekam vergingen sicher Stunden. Um Hilfe rufen konnte er nicht und an den Funk kam er auch nicht. „Semir verdammt…melde dich endlich, sonst mache ich eine Vermisstenmeldung bei der Chefin! Was dann los ist, kannst du dir ja wohl vorstellen! Ich warte nicht mehr lange!!“, hörte er Hotte über Funk. Semir schloss die Augen. Tu es doch einfach….dachte er nur und zerrte an den Fesseln. Wenn er es doch nur schaffen würde, dieses verdammte Klebeband loszuwerden. Aber er scheuerte sich lediglich die Handgelenke wund. Ohne Hilfe kam er hier nicht raus. „Okay…Semir..du willst es nicht anders… ich werde jetzt dein Handy orten lassen und du weißt was das heißt. Die Chefin wird das mitbekommen und dann hast du ein Donnerwetter am Hals!“, fauchte Hotte wütend. Semir rollte die Augen. Das Donnerwetter wird vermutlich ziemlich übel ausfallen, aber er würde wenigstens befreit werden. Irgendwie würde er es schon erklären.


    Kim stand gerade in der Zentrale als der Ruf über Funk von Hotte kam. „Ihr sollt Semirs Handy orten! Was ist denn daran miss zu verstehen?“, hörte sie Herzberger sagen. „Herzberger? Krüger hier… wieso muss Semirs Handy geortet werden? Wo ist er?“, harkte sie sofort nach. „Chefin…wir…also Semir wollte….ähm….er hat sein Handy verlegt…“, kam unglaubwürdig von Hotter über Funk. „Wo ist Semir?“, harkte sie nach. „Chefin…er hat sich auf die Lauer gelegt und ist vermutlich selbst in die Fänge des Kerls geraten. Wir suchen ihn schon. Bisher ohne Erfolg.“, ertönte nun Bonraths Stimme. „Er hat was? Ich sagte doch, Sie sollen die Plätze überprüfen!!“, fauchte Kim wütend. Gleichzeitig nickte sie dem Kollegen zu, um das Handy zu orten. „Sie können Herrn Gerkan schon mal ausrichten, dass er sich umgehend bei mir zu melden hat!“, gab sie bekannt. „Geht klar Chefin...“, kam es nur geknickt von Hotte. „Frau Krüger...ich hab ihn...zwei Kilometer vom Standort Herzberger/Bonrath entfernt auf dem Rastplatz Geismühle.“, erklärte der Beamte. Sofort gab Kim es über Funk an die beiden Beamten weiter. „Danke Chefin, wir fahren sofort hin.“, erklärte Hotte nur.

  • Semir drehte sich um, als er ein Licht auf den vollkommen verwaisten Parkplatz kommen sah. „Mmmmmhmmmppffffff...!!!“, schrie er in den Knebel und stapfte mit den Füßen gegen das Armaturenbrett und das Handschubfach. Es war laut, aber war es auch laut genug, um denjenigen, der da auf den Parkplatz kam, auf sich aufmerksam zu machen? „Mensch Semir...endlich...“, hörte er die brummende Stimme von Hotte, der die Beifahrertür aufzog und den Gefesselten dort sitzen sah. Erleichtert ließ der Hauptkommissar einige Töne durch den Knebel fließen. „Warte, gleich bist du frei.“, erklärte der dickliche Beamte und zerschnitt Semir die Fesseln. Das Klebeband um den Kopf und den Knebel machte sich der Deutschtürke selbst ab, doch auch selbst bei ihm verursachte es unangenehme Schmerzen. „Da...Danke...“ „Man Semir...was machst du denn für Sachen? Wir haben dich eindringlich gewarnt, nicht allein zu gehen.“, zischte Dieter nur und half seinem Kollegen aus dem Wagen. „Ich weiß, ich wollte euch auch über Funk und per Telefon rufen, doch irgendwas hat den Empfang gestört.“, erklärte Semir leicht geschwächt. Noch immer war ihm durch das Chloroform mehr als schwindelig. „Ist wenigstens noch mal gut gegangen, aber wir mussten die Chefin anrufen und ihr sagen, was passiert, um dein Handy zu orten.“, erklärte Hotte nur. „Oh man...das wird ein Donnerwetter geben.“, stöhnte Semir nur. Doch innerlich schwor er sich, diesen Autokidnapper zu finden und zu verhaften. Jetzt musste er aber erstmal den Krach und die Strafpredigt von Kim Krüger anhören und sicher eine zweite Predigt von seiner Frau, wenn er nach Hause kam.


    ...

  • „Hey Ben...“, flüsterte Carla nur und ruckelte an ihrem Mann, während die Musik lief. Er schreckte auf. „Was...was ist?“, wollte er wissen. „Du bist eingeschlafen...mein großer Held.“, lächelte sie und küsste ihn liebevoll auf die Stirn. „Entschuldige, aber ich bin etwas müde. Der Dienst war doch sehr anstrengend.“, rechtfertigte er sich. „Ich verstehe...komm, versuch dich mal ein bisschen zusammenzureißen und lass ein bisschen Kultur in dein Raser- und Autoherz hinein.“, grinste sie nur und küsste ihn innig. Ben versprach es durch ein Nicken und versuchte sich auf die Musik und das Orchester zu konzentrieren. Ihm fiel der junge Geiger in der ersten Reihe auf, der sich angespannt auf sein Spiel, den Stab des Dirigenten und die Noten konzentrierte. Der junge Hauptkommissar sah, wie die Finger und der Bogen über die Saiten der Violine schnellte. Wow...dachte Ben nur und musste gestehen, dass dieser Mann ein Genie war. „Wirklich außergewöhnlich...“, meinte er zu Carla. „Ja, der Mann scheint ein wahres Wundertalent zu sein.“, entgegnete sie nur und liebkoste ihren Mann am Hals, bis zum Dreitagebart hinauf. „Hmm, das ist gut, aber wir sind nicht allein...“, hauchte er angeheizt. Sie lachte kurz auf, was ihnen ein „Shhhhht“ aus sämtlichen Richtungen einbrachte. „Ist ja gut...Wir machen zu Hause weiter...“, grinste sie nur und schmiegte sich zur romantischen Musik von Carmen an ihren Ben ran. Immer wieder sahen sie zu dem jungen Violinisten, der so konzentrisch spielte. Ben wusste noch nicht, dass er diesen Violinisten in einigen Monaten wiedersehen sollte.


    Benjamin Klaasen sah sich verschwitzt um. Die Maske hatte er noch in seinen mit Handschuhen verborgenen Hand. Was sollte er jetzt tun? Er wollte doch nur ein bisschen Nervenkitzel und nun das. Vielleicht sollte er doch wieder mit Bungeejumping anfangen. Das war genau so nervenkitzelig und war obendrein noch legal. „Nein, ich mache das nicht mehr...ich...ich werde mich stellen.“, sagte er zu sich und zog die Karte des Polizisten vor, die er hatte mitgehen lassen. Noch einmal atmete er tief ein und aus und wählte die Nummer. „Gerkhan…“, meldete sich der Mann. „Entschuldigen Sie bitte Herr Gerkhan..ich hoffe Sie haben die kleine Narkose gut überstanden. Ich …ich wollte Sie nicht verletzen, aber ich hab den Kopf verloren, als ich gesehen habe, dass Sie ein Polizist sind….“, erklärte Benjamin. „Bitte was? Sie sind der Kerl der….wo sind Sie? Wenn Sie was für sich tun wollen, dann stellen Sie sich! Machen Sie eine Selbstanzeige.“, schlug Gerkhan vor. „Na…so einfach wollen wir es uns nicht machen..Nehmen Sie meine Entschuldigung an?“, harkte Benjamin nach.. „Wenn Sie mir die persönlich geben ja…wir können uns auch treffen.“, schlug Gerkhan vor. Benjamin grinste. Der Mann war wirklich pfiffig, aber in den Knast wollte er nicht. Benjamin beendete das Gespräch.


    Kim Krüger sah auf, als Semir ins Büro kam. „Semir!! Was bitte ist an meinem Befehl nicht zu verstehen? Ich sagte, Sie sollten die Parkplätze überprüfen! Nicht dem Kerl eine Falle stelle!“, fauchte sie sofort los. „Chefin….“, versuchte Semir. „Nein...Sie werden mir jetzt zuhören…Ab sofort verlange ich von Ihnen, dass Sie sich an die Anordnungen, die ich Ihnen gebe halten… und zwar 100%ig! Ist das diesmal angekommen?“, ging es bei Kim weiter. „Ja…Chefin...ich kann es erklären.“, kam der zweite Versuch von Semir. „Ich weiß genau was passiert ist! Im Gegensatz zu Ihnen halten sich Herzberger und Bonrath an die Vorschriften und Anweisungen. Sie können sich eine Scheibe davon abschneiden!“, erklärte Kim. Die Stimme senkte sich bereits in der Lautstärke. „Ja Chefin…ich entschuldige mich. Aber ich dachte wirklich, dass ich ihn so bekomme. Dass er mich selbst matt setzt ist mein Fehler gewesen. Ich konnte nichts gegen das Chloroform tun…“, gab Semir nun endlich zu. „Nun…ich hoffe, Sie haben aus dem Vorfall gelernt und halten sich künftig an die Befehle. Können Sie den Kerl beschreiben?“, wollte Kim wissen. „Leider nein. Er hat mich von hinten gepackt und den Lappen ins Gesicht gedrückt…keine Chance. Als ich aufwachte, war er weg. Aber er hat mich eben noch angerufen und sich entschuldigt. Leider hat er seine Telefonnummer unterdrückt.“, erklärte Semir weiter. Kim sah ihn an. „Er hat Sie angerufen?“, fragte sie erstaunt nach. Semir nickte. „Ich werde den Kerl dingfest machen, das schwöre ich Ihnen. Es wird Zeit das der Kerl aus dem Verkehr gezogen wird…“, versprach Semir. Kim lächelte. „Aber an die Vorschriften halten.“, ermahnte sie ihn erneut. Semir verbeugte sich tief. „Jawohl!!“, grinste er. „Machen Sie Feierabend...“, lachte Kim. Semir verschwand. Er ahnte nicht, das vor der Haustür bereits Besuch wartete, mit dem er nicht rechnete.


    Ben war froh, als das Konzert endlich vorbei war. Carla sah ihn an. „Du bist ganz schön müde, was?“, fragte sie. „Ja etwas…aber für dich würde ich sogar die Nacht durchmachen. Was macht mein Sohn?“, grinste Ben. „Meine Tochter…Ben…du hast heute Morgen gefragt und heute Mittag und am Abend...du kannst mich tausend Mal am Tag fragen.. ich kann dir nichts sagen, weil ich noch nichts spüre. Aber das wird sich ändern. Wenn der Bauch wächst und das Kind anfängt zu treten. Dann darfst du sogar deinen Kopf auf meinem Bauch betten und mit ihr sprechen…“, lachte Carla. Ben sah sie an. „Mit ihm… meinst du wohl…. Wir müssen uns noch Namen ausdenken….du für das Mädchen und ich für den Jungen…“, schlug Ben fragend vor. Carla lachte. „Ben…. Wir haben doch alle Zeit der Welt….es ist gerade mal der dritte Monat….und wir haben noch ein ganzes halbes Jahr Zeit um uns Namen auszudenken. Ich würde sagen, wir machen das wenn wir wissen was es ist. Hältst du noch drei Monate aus?“, wollte Carla wissen. „Ich sterbe vor Neugier. Wann hast du denn die nächste Untersuchung? Kann ich dabei sein?“, bat Ben. Carla nickte. „Ja sicher….auf dem Ultraschall kannst du schon die Ärmchen sehen und die Beinchen… Es sieht zwar noch nicht aus wie ein Mensch, aber der Doc hat mir gesagt, dass es völlig normal ist…“, erklärte Carla. Ben hielt ihr die Tür des Autos auf und wartete bis sie saß. „Du bist ein echter Kavalier…“, strahlte sie. Ben beugte sich zu ihr und küsste sie. „Nur für dich. Nur für die schönste Frau der Welt…für meine Frau…“, lachte er leicht.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Der BMW bog von der Kreuzung in die Wohnsiedlung hinein. Die Nacht lag schwer über der Stadt und den vielen Häusern mit Gärten. Müde hing Semir mit einem Arm auf dem Türrahmen und lenkte sein geliebtes Auto dann die Auffahrt hinauf. Seine Armbanduhr zeigte schon kurz nach zwölf an, als er leise die Tür zufallen ließ. Auf keinen Fall wollte er Andrea oder die Kinder wecken. Sie würde sicher morgen wieder fragen, wo Semir so lange geblieben war. Erschöpft und noch etwas mit Übelkeit vom Chloroform geplagt, schlich er zur Haustür. Er merkte nicht, dass sich im Gebüsch neben ihm etwas bewegte. Er stoppte in seinem Schritt und sah auf das Gebüsch. Seine Hand ging zum Gürtel, doch er merkte, die Waffe hatte er im Revier zurückgelassen. In Semir stieg langsam die Nervosität. Er suchte nach etwas, womit er schlagen konnte. Doch nichts war in Reichweite. „Kommen sie raus. Sofort...“, stieß er dann aus und versuchte, seine Stimme energisch klingen zu lassen. Das Rascheln verschwand. Semir wartete einige Augenblicke und wollte dann weiter, als er einen Schatten neben sich auftauchen sah. „Bitte...ich will ihnen nichts tun, Herr Gerkhan.“, kam es abwehrend vom Schatten, als Semir in Nahkampfstellung ging. „Wer sind sie?“, knurrte der Deutschtürke nur und verharrte in seiner Angriffposition. „Ich...ich...ich habe sie vorhin angerufen. Ich war es auch, der sie heute Abend...nun ja...Schachmatt gesetzt hat.“, erklärte die Gestalt. Semir verharrte, ließ aber für einen Moment die Hände sinken. „Was?“, stieß er nur aus. „Was wollen sie hier? Warum lauern sie mir auf?“ „Ich will nur reden. Bitte, hören sie mir zu und lassen sie mich erklären. Danach können sie mich immer noch verhaften.“, bat der Schatten.


    Kyle legte seine Violine zurück in den Koffer. Endlich war es vorbei. Das Konzert war vorbei und für ihn begann nun der Feierabend. „Hey Kyle, hast du Lust auf einen Absacker?“, wollte Henry, einer der Trompeter wissen. „Eigentlich müsste ich mir erstmal eine Wohnung suchen. Ich wohne immer noch im Hotel.“, erklärte der Deutschamerikaner und warf sich seinen Mantel über. „Ach was...komm schon...du bist doch neu in der Stadt oder?“, meinte der andere Musiker nur und lächelte freundlich. Kyle lachte. Eigentlich wollte er nicht so schnell Freundschaft schließen, aber der Kerl schien ganz in Ordnung zu sein. Doch er durfte vorerst nicht sein eigentliches Ziel aus den Augen verlieren. Das Wiederfinden seiner Mutter. Aber was sprach schon nach so einem gelungenen Konzert gegen einen Absacker? „Okay Henry, dann zeig mir mal dein Köln.“, grinste der Mann nur und schnappte sich seinen Violinenkoffer. „Das ist doch ein Wort.“, grinste Henry nur und ging mit seinem neuen Freund quer durch die Kneipen am Rheinufer. Die Beiden tranken zusammen und verstanden sich auf Anhieb gut. Doch irgendwie wurde Kyle das Gefühl nicht los, dass Henry etwas mehr wollte, als nur einen zu Trinken.

  • Irgendein merkwürdiger Glanz lag in den Augen des jungen und mit einer natürlichen Attraktivität ausgestatteten Trompeters, dem er sich nicht so ohne weiteres entziehen konnte. Aber Kyle hatte im Moment andere Sorgen. Außerdem war für Kyle noch immer die Suche nach seiner Mutter wichtig. „Na Kleiner...“, lallte Henry etwas, als der Violinist von der Toilette wiederkam. „Hör mal...meine Bude ist gleich hier um die Ecke. Wie wäre es, wenn du einfach, bis du eine Wohnung gefunden hast, bei mir pennst? Da sparst du ne Menge Geld und ich wäre auch nicht mehr so alleine.“, grinste der Trompeter verschmitzt. Kyle entzog sich etwas dem nach Alkohol riechenden Atem des Mitmusikers. „Hör mal Henry...ich...ich finde es zwar nett, dass du mich zu dich einlädst, aber vielleicht hast du eine falsche Vorstellung von mir.“, fing Kyle an. „Aha? Und was für eine Vorstellung hab ich von dir?“ „Nun ja...du denkst, dass ich schwul bin...ich muss dich leider enttäuschen.“ Henry lachte auf. „Das weiß ich doch...du bist es ganz sicher nicht...ich auch nicht...ich wollte einfach meine große Wohnung mit dir teilen.“, lallte er etwas und schüttete sich dann den Rest vom Cocktail in die Kehle. „Dann...dann nehm ich dein Angebot gerne an.“, grinste Kyle nur und schien etwas erleichtert zu sein. Nun konnte er die Suche nach seiner Mutter starten. Er ahnte nicht, dass er im Laufe der nächsten Monate eine böse Überraschung erleben sollte.


    Semir musterte den Mann erneut. „Wie heißen Sie?“, fragte er. Ablehnend und immer noch auf Vorsicht getrimmt sah er den Mann an. „Benjamin Klaasen.“, gab der Mann von sich. „Sie wollen Reden...dann reden Sie!“, forderte Semir den Mann auf. „Können wir ….“, bat Klaasen. „Nein...Sie werden sicher nicht in mein Haus kommen. Wir können uns hier auf die Stufe setzen.“, lehnte Semir sofort ab. „Ich verstehe sehr gut, dass Sie mir nicht trauen. Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Aber ich will Ihnen erklären warum ich es getan habe. Ich…“, erklärte sich Klaasen. „Sie haben die Autofahrer nicht beraubt…gibt es dafür einen bestimmten Grund?“, wollte Semir wissen, der sich den Fall ins Gedächtnis holte. „Ich liebe diesen Kick…die Autofahrer haben Angst…und schnelle Autos….wenn ich mit ihnen fahre...dann…fühle ich mich….wohl…ja…richtig wohl….“, kam von Klaasen.

  • „Herr Klaasen….es ist und bliebt ein Verbrechen. Sie verwenden Betäubungsmittel und begehen Diebstahl. Außerdem ist es auch Freiheitsberaubung... warum suchen Sie sich nicht ein anderes Hobby?“, wollte Semir wissen und setzte sich neben Benjamin Klaasen. „Ich weiß… ich habe schon vieles probiert. Freeclimbing… Bungeejumping, Fallschirmspringen alles…aber es brachte mir nicht den Kick…das mit den Autos schon…“, gab er zu. „Was wollen Sie nun tun? Wollen Sie den nächsten Autofahrer in die Enge treiben? Und was wenn Sie einen Unfall machen? Wollen Sie das Risiko eingehen, einen hilflosen Menschen in Gefahr zu bringen?“, bohrte Semir weiter. Klaasen zog die Schultern hoch. „Was für eine Wahl habe ich? Ich meine…Sie sind Polizist und…Sie müssen mich verhaften…vermutlich werde ich in den Knast gehen, weil ich an die 30 Autos in meine Gewalt gebracht habe…Sie haben Recht….es ist verboten und ich weiß es. Sie können mich also verhaften, wenn Sie wollen...“, schlug Benjamin Klaasen vor und legte seine Hände über Kreuz. Er streckte sie Semir entgegen.


    Ben strich Carla über den Bauch. „Hey…Junior…wie geht es dir da drinnen?“, fragte er und legte seinen Kopf auf den Bauch. „Echt?.. das ist ja cool… weißt du was…deine Mutter sagt, du bist ein Mädchen…aber das glaube ich nicht….sag mir was du bist…“, forderte Ben auf. Carla musste lachen. „Du bist unverbesserlich…Ben…ich liebe dich.“, antwortete sie. „Moment..mein Schatz…ich führe gerade ein Männergespräch. Also Junior...ich würde dir den Namen…warte…wie wäre es mit Carlo…oder….Mathies…oder….Leon….? Wie… gefällt dir… Carlo Mathies Leon…Jäger…das hört sich gut an oder?“, harkte Ben nach und horchte weiter. Carla stöhnte leise. „Männer…warum müssen die immer so ausflippen..wie Andrea schon sagte….“, gab sie leise von sich. Ben sah sie grinsend an. „1. Wir Männer müssen uns mit dem Thema sehr intensiv auseinandersetzen. Immerhin sind es unsere Gene, die dort in euch wachsen. Und so hab ich das irgendwo mal gehört, man muss die Vater-Sohn-Beziehung schon früh fördern.“, erklärte er. „Ach und was ist mit der Vater-Tochter-Beziehung?“, wollte Carla wissen. Ben zog die Schultern hoch. „Warum sollte ich mich mit einem Problem belasten, was keins ist. Er ist ein Junge.“, grinste Ben bestimmend. „Ben…bitte...ich will schlafen...du musst doch morgen auch zum Dienst…willst du auf der Fahrt mit Semir einschlafen?“, tadelte Carla ihn müde. „Wenn Semir fährt…wäre es fatal einzuschlafen.“, gab Ben bekannt und legte seinen Kopf neben den ihren. „Ich liebe dich…“, hauchte er und küsste sie. „Ich dich auch…“, lächelte sie. Nur wenig später waren beide eingeschlafen.

  • Kyle sah sich in der großen Wohnung um. „Du hast vier Zimmer?“, harkte er bei seinem neuen Freund nach. Henry lächelte. „Ja…Eigentum…aber ich bewohne eigentlich nur zwei… das Wohnzimmer und mein Schlafzimmer. Die anderen Zimmer stehen leer. Wir können uns ja über die Miete unterhalten. Such dir ein Zimmer aus.“, schlug Henry vor. „Das ist wirklich genial…ich nehme das dort hinten…“, schlug Kyle vor. Henry zog die Schultern hoch. „Dann willkommen in deinem Reich.“, lächelte er. Kyle nickte dankend und ließ seine Violine auf den Tisch nieder. Henry blieb in der Tür stehen, lehnte sich lässig gegen den Rahmen und beobachtete seinen neuen Mitbewohner. „Du kannst auch beide haben. Sind ja miteinander verbunden. Gestalte dir die Räume, wie du möchtest. Ist kein Problem. Die Zimmer sind ja groß genug.“, erklärte er nur. Kyle nickte und schritt durch die Schiebetür, die ins angrenzende, zweite Zimmer führte. Fast wie eine eigene kleine Wohnung, dachte er nur und war begeistert. Vergessen war fürs Erste der Stress und sein Plan. Er ließ sich erschöpft auf die Matratze fallen, die im Zimmer lag und sah zur Decke hoch. „Bettwäsche bringe ich dir gleich. Dein Zeug kannst du morgen holen und dann reden wir über alles andere.“, meinte Henry nur.


    Semir musterte den Mann. Laufen lassen konnte er ihn nicht, dafür würde ihn die Chefin doch glatt strafversetzen. Aber bisher war doch niemand zu schaden gekommen und für ihn schien es wirklich ein Schock zu sein, dass er von der Polizei gejagt wurde. Langsam hob er die Hände und legte die dann auf die von Benjamin Klaasen. „Wissen sie was? Sie scheinen ihre Lektion gelernt zu haben. Wenn sie mir versprechen, sich professionelle Hilfe und einen fordernden Job zu suchen, dann werde ich dafür sorgen, dass sie nichts mehr von uns zu befürchten haben.“, erklärte Semir nur und der Mann sah ihn nur an. „Wirklich? Sie...sie lassen mich gehen?“ „Ja...und sie sollten jetzt verschwinden, ehe ich es mir anders überlege.“, meinte der Deutschtürke nur und stand auf. Schon im nächsten Moment machte der Mann einen Satz nach vorne, auf die Straße. „Das...das werde ich ihnen nicht vergessen. Ich verspreche ihnen, sie werden es nicht bereuen.“ Damit war Semir dann wieder allein vor seinem Haus. „Das hoffe ich.“, musste er sich eingestehen. „Wie erkläre ich das aber jetzt der Chefin?“ Müde und abgeschlafft ging er in sein Haus, warf sämtliche Sachen von sich und legte sich leise zu Andrea ins Bett. In fünf Stunden war die Nacht wieder vorbei und er brauchte noch seinen entspannenden Schlaf.


    Drei Monate später hatte Kyle sein kleines Reich stilvoll eingerichtet. Dunkelhölzerne Möbel zierten beide Räume. Ein großes, geräumiges Bett stand im Nebenraum und eine große Schrankwand daneben. Henry war ihm in all den Wochen und Monaten ein guter Freund und fairer Vermieter geworden. Immerhin waren sie Musiker und auch noch in einem Orchester. Was galt da mehr, als der Zusammenhalt. Doch immer wieder war Kyle unterwegs und suchte Freund und Bekannte seiner Eltern auf. Eine von ihnen war Helga Friedrichsen. Sie lebte etwas außerhalb von Köln. In einem kleinen Außenbezirk von Hürth lag ihr Häuschen umgeben von Bäumen. Kyle mietete sich einen Wagen und fuhr zu ihr. Schon lange hatte er mit ihr telefoniert, doch nie konnten sie sich zu einem Treffen durchringen. Jetzt endlich war es soweit. Kyle ließ sich vom Navi leiten und stand nach einer Fahrtzeit von anderthalb Stunden etwas aufgeregt und mit wackeligen Knien vor dem Brust hohen Gartenzaun, der das Grundstück umgab. Er sah sich um. Keine Klingel, kein nichts zu sehen. Doch unangemeldet wollte er das Grundstück nicht betreten. „Hallo? Frau Friedrichsen? Hier ist Kyle Thaelmann...“, rief er, bekam aber keine Antwort. Er entschloss sich dann doch, das Grundstück so zu betreten. Langsam drückte er die Klinke hinunter und machte einen Schritt auf die Steinplatten. Einige Meter waren es nur bis zur Tür. Er sah sich den schön gepflegten und herbstlichen Garten an. Die Sonne war diesen Sommer überaus großzügig, schien fast jeden Tag mit erträglichen Temperaturen. Nun war aber der Oktober da. „Sind sie Kyle?“, fragte plötzlich eine Stimme. Der Musiker drehte sich erschrocken um. Zu sehr war er in den Garten vertieft. „Ja, ja, der bin ich...sind sie Frau Friedrichsen?“ „Du kannst ruhig Helga zu mir sagen. Ich kenn dich doch schon seit du so warst.“, lachte sie und zeigte mit ihrer Hand neben ihr Knie. Kyle musste lächeln und war gespannt, was ihm diese Frau über das Verschwinden seiner Mutter erzählen konnte.


    Der Wecker riss Familie Jäger aus den Träumen. Ben war zuerst wach und sah seine Frau an. „Guten Morgen ihr zwei…“, sagte er leise und küsste sie. Dann fuhr er mit seiner Hand über den stark gewölbten Bauch. Carla war nun im sechsten Monat und Ben schien es, als ob sein Sohn ein Riese zu werden drohte. „Wie passt der eigentlich da rein?“, wollte er wissen. „Ben…wir müssen zum Arzt….heute ist Vorsorge und heute erfahren wir mehr…“, kam müde von Carla. „Ja..ja..das hab ich nicht vergessen. Heute sehe ich dann das Ultraschall….und meinen Sohn…“, strahlte Ben, warf die Decke zur Seite und ging duschen. Auch Carla quälte sich aus dem Bett. Sie stöhnte als sie sich erhob. „Du bist ganz schön schwer…“, sagte sie und ging mit der Hand über ihren Bauch. Heute war also der Tag wo sie erfuhren was sie bekamen. Carla hoffte inständig dass es ein Junge wurde. Allein um Ben glücklicher zu machen wäre es ihr Recht. „Du kannst rein!“, kam aus der Dusche. Carla ging duschen. „Es ist verdammt schwer mit so einem Bauch.“, lachte sie leicht als sie sich in die Kabine quälte. „Bald ist es soweit…nur noch drei Monate…ich bin so gespannt wie er aussieht… ob er nach mir geht? Oder nach dir? Oder die Großelternseite einschlägt….ist das nicht fantastisch?“, strahlte Ben. Für ihn gab es nur noch das Thema „Sein Sohn“. Als Carla fertig war fuhren sie los. Ben begleitete sie in die Praxis und sie brauchten nicht einmal warten. Zunächst ging es zur Blutabnahme und zur Gewichtskontrolle. Dann kamen Blutdruck und alle anderen Untersuchungen die erforderlich waren. Dann endlich kam das Ultraschall an. „Herr Jäger…wenn Sie hier her kommen, dann sehen Sie etwas…“, schlug der Arzt vor. Carla sah ihren Mann an. Als der Arzt das Kontrastgel auf den Bauch hatte ging die Vorführung los.


    Ben sah angestrengt auf den kleinen Monitor. „Wo ist da etwas?“, fragte er. „Nun...ich erkläre es Ihnen...hier sehen Sie das Köpfchen..es ist genau so groß wie es sein sollte… das kann ich hier mit den Pfeilen feststellen…hier sind die Ärmchen und dort die Beinchen….das Herz schlägt sehr regelmäßig…“, erklärte der Arzt geduldig. „Und was ist das da?“, wollte Ben wissen und zeigte auf dem Monitor. Der Arzt sah hin. „Ähm….Moment…das…Herr Jäger….Frau Jäger…das ist mir noch nie passiert….ich habe...ha...ich habe ein Baby übersehen…das sind zwei!“, stieß der Arzt aus. „Zwei? Zwillinge?“, kam erstaunt von Ben. „Zwillinge sind immer zwei…“, lächelte der Arzt. „Mir wird schlecht.“, stieß Ben aus und schon kippte er um. Der Arzt sah Carla an. „Das passiert öfter als Sie denken. Das zweite Kind scheint sich hinter dem ersten zu verstecken….“, lächelte er etwas verlegen, während er sich um Ben kümmerte. Carla sah ihn an. „Zwei Kinder…wie schön…kann man sehen was es ist?“, wollte sie wissen. Ben kam zu sich und richtete sich mit Hilfe von Dr. Braunnagel auf. „Whow…das war wie ne Holzhammernarkose...“, lächelte Ben verlegen. „Das passiert nicht nur Ihnen. Ich kenne Väter, die zusammenklappen wenn sie ein Kind sehen…von daher…ist es okay.“, lächelte der Arzt nur. „Zwei Söhne…ist das nicht klasse..Carla…ich werde Vater von zwei strammen Söhnen.“, freute sich Ben und stellte sich auf seine noch recht wackeligen Beine. „Ben…wenn du jetzt schon zusammen klappst. Wie soll es dann bei der Geburt werden.“, lachte Carla. „Entschuldige mal…das ist….das ist…“ Ben suchte nach den richtigen Worten. „Etwas Großartiges…“, lachte Carla. „So…nun wollen wir mal sehen was uns die Kinder verraten…“, murmelte der Arzt. Sofort hatte er die volle Konzentration der werdenden Eltern.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir fuhr gegen acht zur PAST. Dort wartete Susanne auf ihn und sah ihn an. „Wir haben einen Überfall…auf ein Auto.“, gab sie bekannt. „Was? Wieso? Es war doch gute drei Monate ruhig.“, kam verwundert von ihm. „Nun...diesmal ist es anders… es gibt einen Toten.“, erklärte Susanne und reichte ihm einen Zettel. „Super...und Ben sitzt beim Frauenarzt.“, stöhnte Semir und machte direkt wieder kehrt. Mit dem BMW fuhr er zu der angegebenen Stelle um sich den Tatort anzusehen. Hotte und Dieter sperrten die Strecke ab und winkten Semir durch, als er mit seinem BMW angebraust kam. „Morgen ihr Beiden...wo ist sie?“, fragte der Hauptkommissar nur und suchte mit den Augen nach der Leiche. „Dort hinten...Wegener ist auch schon bei ihr.“, meinte Dieter nur und deutete auf eine entlegene Ecke des Parkplatzes. Semir ging hin und zog sich im Gehen ein Paar Einweghandschuhe an. „Hallo Doc...was hast du denn diesmal für mich?“ Der Arzt drehte sich um und gab damit den Blick auf die Leiche frei. „Oh nein...“, stieß Semir aus, als er das Gesicht des Mannes sah. Vor ihm, mit Würgemahlen am Hals, hing Benjamin Klaasen aus dem Wagen. „Tja Semir, der arme Kerl wurde brutal erdrosselt. Es kam so überraschend für ihn, dass er sich kaum gewehrt hat.“, erklärte der Mediziner. Semir nickte nur kurz und drehte sich weg. Er winkte einen der Polizisten heran. „Wem gehört der Wagen? Ist das sein Wagen? Habt ihr Papiere bei ihm gefunden?“, löcherte der Hauptkommissar den noch recht jungen Streifenbeamten mit seinen Fragen. Dieser sah ihn etwas verstört an, erwiderte dann aber nach einer kurzen Bedenkzeit, dass Papiere und Fahrzeugschein auf einen Benjamin Klaasen ausgestellt waren. Dankend nickte Semir nur. Er drehte sich nochmals zur Leiche um. Vielleicht hätte ich ihn doch verhaften sollen, dachte er nur schwermütig und ging dann zur Spurensicherung.


    Kyle ließ sich auf das große Sofa im Wohnzimmer fallen und sah sich den Raum genau an. Er war mit allerlei Erinnerungen eingerichtet. Gemalte Bilder, Fotografien und Bleistiftzeichnungen hingen an der Wand. Über ihm war ein Bild des Kölner Domes und auf der anderen Seite eine Zeichnung mit einem heulenden Wolf. „Hast du die Bilder alle gezeichnet und gemalt?“, wollte er wissen, als Helga wieder mit einem Tablett zurück ins Wohnzimmer kam. Sie lächelte kurz. „Ja...seit meinem Ruhestand komme ich endlich dazu.“; erklärte sie nur und goss einen stark aussehenden Kaffee in zwei selbstgetöpferte Tassen. Kyle dankte und nahm die eine Tasse in seine Hand, trank aber nicht. Zu viele Fragen schwirrten ihm in seinem Kopf herum.

  • „Helga, was ist mit meiner Mutter passiert? Ist sie wirklich ohne ein Wort zu sagen verschwunden?“, fragte er und sah die Frau eindringlich an. Diese hielt kurz inne und sah ihren Besuch an. „Deine Mutter und ich haben uns immer wie Schwestern verstanden. Ich kann und will nicht glauben, dass sie so einfach verschwunden ist.“, fing sie an und stellte die Tasse wieder ab. „Als ich eine Weile nichts mehr von ihr hörte, rief ich bei deinem Stiefvater an und fragte, wo sie sei. Doch er wich mir aus, sagte, sie sei spontan in den Urlaub gefahren.“ Helgas Stimme klang verächtlich und abwertend. Kyle klebte an ihren Lippen. „Einige Tage später bekam ich eine Postkarte aus Andalusien...“ Sie stand auf und ging zu einer kleinen Schublade und holte etwas raus. Kyle sah neugierig auf ihre Hand, als sie zurückkam. „Das ist sie...mein Junge, irgendwas stimmt da nicht. Es...es ist nicht ihre Handschrift.“, erklärte Helga nur. Kyle nahm die Karte und rief sich die Handschrift seiner Mutter ins Gedächtnis. Sie hatte Ähnlichkeit mit ihr, aber sie war es nicht. Da war er sich sicher. Das konnte nur eins bedeuten.


    Wie gebannt starrte Ben auf den Bildschirm und sah, wie die Konturen seiner Kinder immer schärfer und schärfer wurden. „Doktor, nun machen sie es nicht so spannend. Was sind es? Welches Geschlecht haben sie?“, fragte er ungeduldig und hielt streichelnd Carlas Hand. Vergessen war die Minute der Ohnmacht, jetzt wollte er das erste Mal seine Kinder sehen. Der Arzt und auch Carla mussten lachen. „Nur Geduld, Herr Jäger...ich bin gleich soweit. Sehen wir doch mal.“, meinte Dr. Braunnagel und führte den UV-Leser über Carlas Bauch. Ben sah nur Schatten und Licht, aber der Arzt schien mehr zu sehen. Sein Grinsen wurde breiter und breiter. „Ich darf ihnen gratulieren...sie haben von jedem Geschlecht eins.“, grinste der Urologe. „Wie? Ein Junge und ein Mädchen...“, staunte Ben. „Freu dich doch...so hat jeder seinen Wunsch erfüllt.“, lächelte Carla. „Freuen? Ich bin begeistert...eins von jeder Sorte...das...das ist...das ist...GENIAL!!!“, schrie Ben und machte einen Luftsprung. Carla sah ihn an. „Du bist verrückt…“, lachte sie leise. Ben sah sie an. „Du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt… bin gespannt, was Semir dazu sagt. Er hat zwei Anläufe gebraucht und hat nur Mädchen..“ grinste er. „Da wird er staunen. Musst du nicht zum Dienst?“, harkte Carla nach. „Erst wenn du wieder zuhause bist…du trägst einen großen Schatz unter dem Herzen und darauf muss ich aufpassen…“, sagte er ernst. „Du … ich werde von hier eh zu Andrea fahren…das schaffe ich mit dem Bus. Du musst nicht warten, aber Semir wartet sicher schon auf dich...fahr und erzähle ihm von deiner Leistung…“, lachte Carla. Ben nickte. „Also gut…ich fahre...aber du passt mir auf meine beiden Schätze darin auf…ja?“, forderte er seine Frau auf. „Ich passe auf sie auf, als wären sie meine…“, versprach sie lachend.

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