Eiskalt erwischt ...

  • Semir zuckte zusammen als er die Hände an seinem Hals fühlte. Was sollte nun passieren? Wollte Kalvus ihn erwürgen? Wollte er ihn jetzt… „Nur kein Sorge… so einfach mache ich es dir nicht.“, hörte er Kalvus sagen. Dann spürte er wie die Schlinge um seinen Hals gelöst wurde. Semir entspannte sich etwas. „Du kannst es bequemer haben, wenn du willst….“, schlug Kalvus vor. Semir reagierte nicht. „Gut…du willst nicht….dann solltest du dich nun langsam auf einen Tod vorbereiten… er wird sicher nicht sehr schön...aber schön schmerzhaft werden, das kann ich dir versprechen. Für das, was Lysanne passiert ist, bist du verantwortlich und dafür wirst du bezahlen…“, stieß Kalvus wütend aus. Das nächste was Semir spürte war ein heftiger Schmerz im Rücken. „Mmmhmm…“ machte er um seinen Schmerz auszudrücken. „Halt die Klappe…ich warne dich…wenn du auch nur schreist, dann werde ich anfangen, dir die Gliedmaßen abzuschneiden… mit dem kleine Finger fange ich an…“, drohte Kalvus. Semir spürte, wie der Mann seine Hand nahm und die Finger auseinander bog. „Mmmmhh…“, machte Semir. Kalter Stahl berührte seinen Finger… „Mmmmhh…“, machte Semir wieder. Kalvus lachte. „Ich muss nur noch zudrücken….das Messer ist sehr scharf..willst du, dass ich es an dir teste…?“ wollte Kalvus wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Papa….was tust du da?“, kam plötzlich eine weibliche Stimme. „Lysanne…! Geh wieder ins Haus!!“, fauchte Kalvus. Semir betete innerlich, dass die Frau es nicht tat. „Nein…das werde ich nicht…was machst du da? Das ist nicht Marvin…wer ist das?“, fragte die Frau. „Das erkläre ich dir später...geh ins Haus...du musst schlafen!“, befahl Kalvus. „Mmmmhh…“, machte Semir erneut. Ein Tritt erwischte ihn in den Rippen. „Halt die Klappe!!“, schrie Kalvus. „Papa…lass das! Warum tust du das?“, wollte die Frau wissen. „Er…ist an allem Schuld, was dir angetan wurde!! Wenn er mich nicht eingesperrt hätte, dann wäre Marvin nicht an dich ran gekommen und hätte dich auf den Strich schicken können! Er muss dafür bezahlen!! Und das wird er..glaube mir….er wird für jede Minute, die du in der Hölle verbracht hast, bereuen.“, versprach Kalvus.


    Ben starrte auf den leeren Schreibtisch von Semir. „Verdammt Partner..wo steckst du nur? Was hat der Mistkerl mit dir vor? Wo soll ich suchen?“ fragte er leise in den Raum. Kim sah auf Ben, als sie das Büro betrat. Draußen legte sich bereits die Dunkelheit über die abendliche Sonne. „Ben? Machen sie Schluss für heute...sie können eh nichts mehr tun.“, kam es nur von Kim. Doch Ben schüttelte nur den Kopf. „Ich muss Semir finden. Andrea sitzt zu Hause, wie auf glühenden Kohlen und weint sich die Seele aus dem Leib. Ich kann ihr doch nie wieder unter die Augen treten, wenn ich Semir nicht finde.“, stieß Ben aus und nahm sich wieder die Akte von Kalvus und seiner Organisation vor. Kim seufzte, warf ihren Mantel über Semirs Stuhl und ließ sich darauf nieder. „Okay, was haben sie bis jetzt herausgefunden?“, wollte sie dann wissen. „Tja, nach allem, was ich weiß, sind dieser Ralf Volbert und ein gewisser Roman Fischer die letzten von Kalvus Männer, die man nicht verurteilen konnte. Also, sollte Kalvus noch leben, dann hat er bestimmt zu diesen beiden Männern Kontakt aufgenommen.“, erklärte Ben. Die Chefin nickte und lehnte sich nach hinten. „Dann sollten wir mehr über diesen Fischer rausfinden. Hat Hartmut schon etwas über diesen Holtzer herausgefunden? Telefondaten oder so?“, harkte Kim nach. Ben suchte auf dem Schreibtisch nach den Unterlagen. „Moment, ich hab sie hier irgendwo hingelegt.“, meinte er nur und suchte weiter. Kim lächelte nur, beugte sich über den Tisch und zog ein Blatt hervor. „Ist es vielleicht das?“, lächelte sie. Dankend nahm Ben das Papier an sich.


    „Papa, nein...ich will das nicht. Er...er kann doch nix dafür.“, stieß Lysanne aus und versuchte, ihren Vater von dem Mann hochzuziehen, der in ihre Richtung blickte. Die schwarze Augenbinde nahm ihm jegliche Sicht und scheinbar jegliches Gefühl für die Zeit verloren hatte. „Doch das kann er und dafür wird er zahlen. Zuerst werde ich ihm die Finger abschneiden, dann werde ich ihm die Gliedmaßen brechen und dann...“ „Papa, hör auf...“, schrie Lysanne und stieß ihren Vater zur Seite. Erschrocken blickte Kalvus seine Tochter an. „Lysanne...was machst du da?“, fauchte er und rappelte sich auf. „Lass ihn...bitte...lass uns einfach ein neues Leben beginnen. Nur das will ich...“, flehte Sanders Tochter. Dieser dachte angestrengt nach. „Also gut...ich werde ihn morgen wegbringen und dann machen wir uns auf den Weg in unser neues Leben.“, meinte Kalvus und sah mit seinen funkelnden Augen auf Semir hinunter. Dieser schnaufte nur in seinen Knebel. „Danke...Papa...“, meinte Lysanne und ging dann zurück ins Haus. Kalvus wollte ihr folgen, drehte sich dann noch einmal um, hockte sich neben Semir und packte ihn am Hals. Ängstlich stieß Semir einige Laute in das Klebeband. „Weißt du was, Gerkhan, du solltest noch einmal beten, denn das hier wird deine letzte Nacht werden.“, stieß er aus und schlug dann mit geballter Faust gegen Semirs Schläfe. Das menschliche Paket kippte zur Seite und blieb bewusstlos liegen. Kalvus erhob sich und hatte sich schon sehr genau überlegt, was er mit diesem Deutschtürken machen würde. Hier in der Nähe war das Eisenbahnkreuz und da war immer viel Betrieb. Wie gut, dass auf die Bahn doch auch mal Verlass war.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Die Nacht kam schnell und Dunkelheit legte sich über das kleine Haus. Roman und Ralf schliefen schon und auch Lysanne war scheinbar schon lange im Bett. Nur Kalvus war noch wach. Er wartete auf die richtige Gelegenheit. Vorsichtig stieg er die Treppe runter und stieß Roman an. „Was ist denn los?“, wollte dieser verschlafen wissen und sah seinen Chef an. „Wir bringen Gerkhan runter zu den Gleisen. Ich will ihn noch heute Nacht loswerden.“, zischte der Holländer und Roman nickte nur. Ralf schlief tief und fest und merkte nicht, dass die beiden Männer das Haus verließen. Sie gingen in die Scheune und hörten das leichte Atmen von Semir. „Dann werden wir ihn mal aus dem Schlaf reißen.“, lachte Kalvus und zog sein Messer hervor. Semir hörte die Schritte, die auf ihn zutraten und sofort stieg in ihm die Unruhe auf. „Ganz ruhig Gerkhan, wir werden jetzt eine schöne Reise machen.“, lachte Kalvus und löste die Seile, die Semirs Füße an den Händen hielten und die Fußfesseln. Roman stand mit der gezückten Waffe daneben und überwachte den Gefangenen. „So, dann gehen wir mal los.“, meinte Kalvus und stieß Semir vorwärts, in die pechschwarze Nacht hinaus. „Sei besser vorsichtig mit dem Kerl.“, meinte Roman und lief hinter Gerkhan. „Keine Panik, der wird bald Geschichte sein.“, lachte Kalvus.


    Semir brach bei den ersten Schritten immer wieder zusammen, doch die Männer die ihn drangsalierten, nahmen keine Rücksicht auf die Schwäche und stießen ihn immer weiter. „Hey…tragt ihn lieber...damit wir hier weg kommen…Roman…leg ihn dir über die Schultern. Die Schienen sind nicht weit!“, hörte er Kalvus sagen. Schienen? Verdammt, was hatte Kalvus vor? Wollte er ihn, wie in alten Western, auf die Schienen legen und von einem Zug überrollen lassen? „Mmmmhh…“, machte er um auszudrücken was er von der ganzen Idee hielt, doch ein Schlag am Kopf ließ ihn direkt verstummen. „Halt dein verdammtes Maul….ich werde Lysanne den Gefallen tun und dich frei lassen…und ich werde dafür sorgen, dass du niemals mehr in meiner oder in ihrer Nähe kommst…für immer und ewig…“, lachte Kalvus. Semir fühlte sich hoch gehoben und dann ging der Marsch los. Das Semir recht wenig gegessen hatte wurde ihm bei dem Geschaukel übel. Er musste würgen. Nach guten vierzig Minuten wurde er einfach auf den Boden geworfen. Leise stöhnte er auf und rührte sich nicht. „So…..und nun werden wir doch mal sehen, wie lange es dauert, bis die deutsche Bahn hier langfährt. Nach dem Fahrplan wird das in etwa vier Stunden soweit sein. Ein Güterzug... und da es hier sehr dunkel ist…wird er dich sicher zu spät sehen….schade….aber jeder weiß, dass es gefährlich ist auf den Gleisen zu schlafen.“, lachte Kalvus. Semir fühlte sich hochgehoben und wenig später spürte er die Gleise in seinem Rücken. „Mmmhmm….Mmmhmm…..“, machte er erneut. „Nur keine Angst…du wirst sicher den Aufprall mit der Lok spüren aber danach nichts mehr…. Die Kripo Autobahn wird sicher in tiefe Trauer fallen…“, beruhigte Kalvus ihn.

  • Doch Sander Kalvus hatte einen Faktor vergessen. Seine Tochter Lysanne hatte seine Gene und sie schien ihren Vater sehr genau zu kennen. Auch sie stand auf und sie beobachtete, wie ihr Vater mit Ralf und Roman in die Scheune gingen. Wenig später kamen sie mit dem Mann wieder raus, den ihr Vater hier festhielt. Wollte er ihn wirklich frei lassen? Nein…Papa hatte eine Gemeinheit vor…eine üble Gemeinheit…da war sie sich sicher. Er glaubte ja, dass sie nicht wisse, wie ihre Mutter damals ums Leben kam, aber Lysanne hatte sich in der Zeit schlau gemacht, als sie im Heim war. Ihr Vater hatte ihre Mutter umgebracht, als sie ihn bei der Polizei verraten wollte. Lysanne hatte ihn dafür gehasst, doch als sie selbst in die Hölle geriet, wusste sie, dass es nicht einfach war. Wenn sie Marvin verraten hätte, dann würde sie sicher auch getötet werden. Selbstschutz, wenn man es so will. Lysanne lief hinter den Männern her und versteckte sich im Gebüsch, als die Männer am Ziel angekommen waren. Verdammt…die banden den Mann an die Gleise fest. Sie hörte, was ihr Vater sagte und wurde extrem wütend. Das durfte nicht sein. Doch wenn sie sich jetzt ihrem Vater in den Weg stellte, dann würde sie vermutlich eingesperrt werden und dann konnte sie dem Mann nicht helfen. Sie merkte sich die Stelle und rannte zur Hütte zurück. Der Weg dauerte nicht lange und sie konnte hier her zurück kommen, wenn ihr Vater, Roman und Ralf schliefen. Sie musste diesen Mann, von dem sie immer noch nicht den Namen wusste retten. Lysanne legte sich ins Bett und tat als würde sie schlafen. Sie war tatsächlich müde, doch sie musste sich wachhalten. Irgendwie musste sie es schaffen…. Sie dachte über die Worte nach, die ihr Vater zum Schluss sagte. „Die Kripo Autobahn wird sicher in tiefer Trauer fallen…“, doch was hatte das zu bedeuten? War das ein Polizist? Ja…das musste es sein. Dieser Mann war ein Polizist…sie musste die Kollegen informieren…sie musste ihnen sagen, wo der Kollege war. Entschlossen griff sie zu ihrem Handy.


    ...

  • Ben sah in die Akte. „Verdammt..hier ist nichts…keine Spur…wo sollen wir denn suchen? Wo?“, schrie er und warf die Akte in die Ecke. „Man!!! Ich will Semir retten!! Aber wo soll ich suchen? Warum gibt es keine Hinweise!!! Warum nicht!!“, schrie er wütend. Er tobte regelrecht in seinem Büro. „BEN!! Es ist gut!! Beruhigen Sie sich…so helfen Sie Semir ganz sicher nicht…“, redete Kim auf ihn ein. Ben sah sie schwer atmend an. Er schnaubte nur und verkrampfte seine Hände zu einer Faust, wollte damit wieder auf den Tisch schlagen, als das Telefon klingelte. Langsam ging er auf seinen Sessel zu, ließ sich hineinfallen und blickte das schrillende Fernsprechgerät an. „Jäger...“, meldete er sich mit matter Stimme, als er auf dem Display die Nummer sah. „Ben, ich bin's...Andrea...habt ihr schon was neues?“, wollte die Frau seines Partners wissen. „Leider nein, wir wissen nicht einmal, wo sich diese Kerle aufhalten könnten. Andrea, ich versuche alles, um Semir zu finden.“, versicherte Ben nur und hörte dann, wie die zweifache Mutter am anderen Ende wieder zu weinen und zu schluchzen begann. „Ben, ich will ihn wiederhaben...wie ist mir egal, nur bring mir meinen Mann lebend wieder. Ich brauche ihn doch so sehr...seine Kinder brauchen ihn.“, schluchzte sie mit Nachdruck in der Stimme. Ben hatte einen derartigen Kloß im Hals, dass er glaubte, seine Speiseröhre würde explodieren. „Andrea, beruhige dich...ich werde ihn finden.“, versicherte er und legte dann auf, als sich die Frau seines Partners halbwegs beruhigt hatte. Wütend schlug er auf den Tisch. „Verdammt, ich muss Semir so schnell, wie möglich finden.“, fauchte er und sah Kim an.


    „Verdammt, besetzt...“, stieß Lysanne aus und steckte das Handy in die Hosentasche. Langsam schlich sie aus ihrem Zimmer und vergewisserte sich, dass alle schliefen. An dem schweren Atmen der Männer war das sehr leicht festzustellen. Vorsichtig schlich sie zur Tür und griff nach der Türklinke. Shit, abgeschlossen. Ihr Vater schien ihr nicht mehr ganz zu vertrauen. Dann musste halt das Fenster herhalten, dachte sie und ging in den hinteren Teil des Hauses, zog eines der Fenster auf und kletterte hinaus. Vorsichtig zog sie es so weit wieder zu, wie es möglich war. Dann rannte sie den Weg hinunter, den sie sich beim letzten Mal eingeprägt hatte. Wie spät es wohl war? Hoffentlich würde sie schnell...da...da vorne war ja schon die Gleistrasse und auf den Schiene lag immer noch der Mann. Er zappelte hin und her und versuchte, die Fesseln zu lösen. Scheinbar hatte Roman sie so festgebunden, dass er sie nicht ohne Hilfe aufbekam. Vorsichtig näherte sie sich dem Polizisten und ließ sich dann langsam auf die Knie fallen. Sie merkte, wie er sich verkrampfte. „Keine Angst...ich bin Lysanne. Ich will ihnen helfen. Verstehen sie?“, fragte sie und der Mann nickte nur heftig. Sie versuchte, die Fesseln an den Füßen zu lösen. Der Knoten saß aber fest und so brauchte es seine Zeit, bis sie ihn gelockert hatte und dann lösen konnte. Vorsichtig zog sie dann das Klebeband vom Mund ab. „Da...Danke...“, kam es keuchend von Semir. Dann merkte er, wie das Mädchen die restlichen Seile, die seine Hände an den Schienen hielten, löste und als letztes fiel die Augenbinde. Endlich...endlich würde Semir wieder etwas sehen können. Er blinzelte und sah sich um, versuchte sich aufzurichten. „Können sie aufstehen?“, wollte das Mädchen wissen. Semir nickte und versuchte es, doch im gleichen Moment sackte er wieder zusammen. Seine Füße...die Blutzirkulation hatte noch nicht wieder eingesetzt. „Ich...ich kann nicht.“, kam es nur von ihm. „Wir sollten erstmal von den Schienen runter...“, meinte Lysanne und half dem Mann dabei. Kaum waren sie von den Schienen runter, sah Semir das Mädchen an. „Wir...wir müssen meine Kollegen...ich bin Polizist...wir müssen meine Kollegen anrufen...“, stieß er erschöpft aus. „Das habe ich schon versucht, aber es war besetzt.“, meinte Lysanne. „Warte, ich geb dir die Nummer...meines Kollegen...Ben Jäger...ruf ihn an.“, bat Semir und tippte mit zittrigen Händen die Nummer von Ben ins Telefon ein.


    Kalvus wachte von seinem eigenen Schnarcher auf. Und plötzlich war ihm auch irgendwie kalt. Langsam stand er auf und ging nachsehen, woher die kühle Nachtluft kam. Da...ein Fenster stand weit offen. Verdammt, warum...dann dämmerte es ihm. Sofort rannte er zurück und kontrollierte Lysannes Zimmer. Seine Tochter war aber nicht mehr da. „Shit...“, stieß er aus und ging zurück zu Roman und Ralf. Er konnte sich denken, was seine Tochter vorhatte. Sicher war sie ihnen gefolgt. Er musste nachsehen, ob Gerkhan noch immer auf den Schienen lag. Er weckte die beiden Männer und unterrichtete was passiert war. „Das war so klar….du hättest auf diese verdammte Rache verzichten sollen! Wir müssen weg!! Deine Tochter hat dich verraten…die wird die Bullen anrufen und sagen wo wir zu finden sind!!“, schrie Ralf wütend. Kalvus holte aus und schlug ihm die flache Hand ins Gesicht. „Oh nein….das wird sie nicht. Sie ist eine Kalvus...und sie wird zu mir halten. Sie weiß, was ihre Pflicht ist. Und nun hört auf, mit dem Geschrei und kommt! Wir müssen verhindern, dass sie Gerkhan befreit….ich hätte ihn gleich erschießen sollen…los….los!!“, trieb Kalvus die Beiden an. Sie liefen die Strecke entlang. In der Dunkelheit streckte sich allerdings die Zeit, denn sie mussten aufpassen wohin sie traten. Der Weg war nicht einfach.

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  • Semir hielt mit klammen Fingern das Handy ans Ohr. Es war ein Freizeichen zu hören. „Ben Jäger...“, hörte er. Semir schloss erleichtert die Augen. „Ben….ich bin es…Semir…ich bin….“, gab er durch. „SEMIR!!! VERDAMMT WO BIST DU???“, schrie Ben so laut vor Erleichterung ins Handy, das Semir sich das Gerät von Ohr halten musste. „Ich weiß es nicht…warte… wo sind wir hier?“, wollte Semir von Lysanne wissen. So langsam bekam er wieder Gefühl in den Beinen. „Solange Sie nicht laufen können wird das nichts. Wir sind hier in Hürth…glaub ich…das liegt bei Köln. Als wir hergefahren sind, hab ich das Schild gesehen. Aber wo genau weiß ich nicht. Die Hütte ist ne Jagdhütte die wohl nicht mehr genutzt wird.“, gab Lysanne von sich. Er gab es weiter an Ben. „Ich bin schon unterwegs…“, gab sein Freund durch. Lysanne sah ihn an, als er das Gespräch beendet hatte. „Jetzt kann es sicher nicht mehr lange dauern, oder? Wer sind Sie eigentlich?“, wollte sie wissen. „Mein Name ist Semir…“, stellte er sich seiner Retterin vor. „Ich bin Lysanne Kalvus…mein Vater…ist…er…“, versuchte sie zu erklären. „Schon gut…Lysanne…ich muss aufstehen..bitte hilf mir….hoch...“, bat Semir. Lysanne nickte und versuchte ihn nach oben zu ziehen. Es klappte nicht sofort. Plötzlich hörten sie ein Knacken. Semir drehte sich erschrocken um und sah Sander Kalvus vor sich stehen. Dieser holte mit dem Bein aus und trat ihn gegen das Kinn. Semir flog zurück und verlor das Bewusstsein. „PAPA!! NEIN!!“, schrie Lysanne. „Mein liebes Kind…du bist böse...du gehorchst nicht…das ist nicht gut.“, tadelte Kalvus sie. Lysanne kniete sich neben Semir. „Du bringst ihn um…er hat nichts getan…außer dich einzusperren. Meinst du, ich bin dumm?! Ich weiß, dass du Mama hast umbringen lassen!! Sie wollte dich verlassen und dich verraten!!“, schrie Lysanne ihre Wut heraus. Sander Kalvus sah sie erschrocken an. „Lysanne….lass dir erklären…das mit deiner Mutter…es war….ein Unfall…ich schwöre…ich wollte sie nicht töten…aber….“, versuchte er zu erklären.


    Als Ben ins Handy schrie, sprang Kim regelrecht von ihrem Stuhl hoch. „Ja…ich bin schon unterwegs!!“, gab Ben durch und beendete das Gespräch. „Schnell...SEK nach Hürth….dort in einem Wald soll Semir sein...er hat...ich…er…“, stammelte Ben erleichtert. „Ben…beruhigen Sie sich. Wo genau in Hürth?“, wollte Kim wissen. Ben sah sie an. „Verdammt….das weiß ich nicht… Ich werde ihn anrufen…ich…muss…ich hab total vergessen…“, kam von Ben. Er wählte die Nummer an, die er in der Anrufliste gesehen hatte, doch es meldete sich keiner. „Wir werden eine Ortung einrichten…schnell…geben Sie die Nummer an Susanne weiter!“, befahl Kim. Ben rannte raus und übergab Susanne die Arbeit. „Schnell…Susanne…ich weiß nicht, was mit ihm ist…aber…ich brauche schnell eine Richtung…“, trieb er sie an.

  • Susanne tat ihr Bestes, dennoch dauerte es gute fünfzehn Minuten bis sie das Gerät geortet haben. „Es ist an…hier Hürth-Karlscheuren…das müsste dann hier….warte….ja…hier an den Gleisen des Güternahverkehrs sein…“, gab sie bekannt. Schon waren Ben und Kim unterwegs. Da Ben ziemlich aufgewühlt war, fuhr Kim. Auch sie konnte das Gaspedal durchtreten. Mit Blaulicht und Sirene kamen sie sehr schnell voran. Halte durch Partner… wir holen dich raus…halte durch…dachte Ben nur. „Chefin, ich brauch das SEK.“, bat Ben Kim nur. „Okay, ich veranlasse das Nötigste. Machen sie sich auf den Weg. Wer weiß, ob dieser Irre Semir nicht wieder findet.“, meinte Kim und schon war Ben aus dem Büro verschwunden.


    Langsam kam Semir wieder zu sich, doch im nächsten Moment hatte er schon den Lauf einer Pistole im Gesicht. „Keine Bewegung, Bulle...“, fauchte Roman nur und drückte Semir mit dem Fuß zu Boden. Er stand genau auf Semirs Lunge, sodass er kaum Luft holen oder atmen konnte. „Lass ihn gehen, Papa...“, forderte Lysanne nur und machte einen Schritt auf Kalvus zu. „Nein....das kann ich nicht. Und das werde ich auch nicht. Er soll für alles büßen, was er mir angetan hat.“, zischte er und gab Ralf ein Zeichen. Dieser packte das Mädchen von hinten und umschlang ihren Körper mit seinen starken Armen. „NEIN...lass mich...lasst mich los.“, fauchte sie und trat um sich, doch Ralf ließ nicht locker. „Tut mir Leid...“, flüsterte er nur. Doch Lysanne ließ sich darauf nicht ein. „Lasst ihn in Ruhe...“, fauchte sie nur. „Bring sie in den Wagen...“, befahl Kalvus nur und sah dann auf Semir hinunter. „Ich werde dich jetzt töten und das...sehr, sehr schmerzvoll.“, zischte er und gab Roman ein Zeichen. Dieser packte Semir nur und zog ihn hoch, dann schlug er ihn mit dem Knauf der Waffe in den Nacken. Benommen sackte Semir zusammen und fand sich im nächsten Moment wieder an den Schienen gefesselt wieder. Augenbinde und Knebel waren auch wieder an Ort und Stelle. „Okay, machen wir, dass wir von hier weg kommen.“, meinte er und sah auf seine Uhr. „Der erste Zug kommt in einer halben Stunde und bis Jäger hier ist, ist der da schon Matsch.“, lachte der Holländer und stieg in seinen Wagen. Semir wollte nun, da er wusste, dass Ben kam, nicht so einfach aufgeben. Er zurrte und zerrte an den Fesseln. Doch es hatte keinen Sinn.


    ...

  • Ben fuhr schnell und heizte über die früh morgendliche Autobahn. Sein Motor heizte und er schraubte die Drehzahl immer mehr hoch. „Los, macht schon Platz...ich hab's eilig.“, fauchte Ben die anderen an und hupte nur wie wild. Schon machten die anderen Platz und Ben schnellte mit seinem Mercedes nach vorne. Immer wieder musste er vor langsam rüberfahrenden Fahrzeugen abbremsen und neu anfahren. „Man ey...ich muss zu meinem Partner.“, stieß er aus und sah in die vorbeifahrenden Fahrzeuge. „Schlaft ihr alle noch, oder wie?“, fauchte er nur und griff dann zum Funk. „Susanne, wo ist er genau?“, wollte er dann wissen. „Ich checke es gerade...in der Hütte scheint er nicht mehr zu sein. Er muss aber ganz in der Nähe sein.“, gab die Sekretärin bekannt. „Okay... ich bin gleich an der Hütte...was ist mit dem SEK?“, fragte er dann nach. „Das ist noch auf dem Weg, aber ihr müsstet Zeitgleich eintreffen.“, antwortete sie und dann hängte Ben den Funk wieder zurück. Er fuhr noch schneller und bog dann ab. „Semir, ich bin gleich bei dir.“, meinte er und fuhr weiter.


    Kalvus startete den Motor und wendete den Wagen. „Lasst mich los.“, fauchte Lysanne, die neben ihm saß und noch immer von ihrem Vater festgehalten wurde. Doch dann ließ er sie los, holte mit der and aus und schlug ihr ins Gesicht. „Hör endlich auf...“, zischte er und beschleunigte den Motor. Lysanne wischte sich das Blut der aufgeplatzten Lippe ab und griff ihren Vater direkt an. „Hey, was soll das? Lass sofort los?“, zischte er und versuchte, sie wegzudrücken. Doch er verlor alsbald die Kontrolle über den Wagen. „Pass auf...“, schrie Ralf und Kalvus schreckte auf, als ein Baum direkt auf ihn zuraste. „Ahhhhhhhhhh...“, schrie er und schon im nächsten Moment knallte der Wagen mit aller Kraft gegen die stämmige Tanne. Da Kalvus nicht angeschnallt war, durchbrach er die Scheibe und schlug mit dem Kopf noch gegen den Baum. Ralf und Roman wurden gegen die Sitze geschleudert und lagen benommen und mit Schürfwunden im Fußraum. Einzig Lysanne war unverletzt und stieg aus dem Wagen. Lysanne sah auf ihren Vater, der mit gebrochenen Augen vor ihr lag. „Papa…es…tut mir Leid….“, sagte sie und rannte den Weg zurück. Sie sah die Gleise auf denen gerade ein Güterzug an ihr vorbei fuhr. In die Richtung, in der ihr Vater Semir an die Gleise gebunden hatte. „NEIN!!!“, schrie sie, denn sie wusste, dass sie niemals vor dem Zug an der Stelle sein wird. „Nein…bitte….nicht…bitte…“, weinte sie. Sie rannte zurück zur Hütte. Dort konnte sie Hilfe holen…vielleicht waren die Kollegen ja auch schon da.


    Ben kam an der Hütte an. Sie stürmten mit gezogenen Waffen hinein. Doch sie stellten sehr schnell fest, dass die Hütte leer war. In nicht weiter Ferne hörte man einen Zug fahren. „Mir kommt ein übler Gedanke...“, stieß Ben aus und wollte aus der Hütte raus, als eine junge Frau hineinstürmte. „Sind….sind…Sie…die Kollegen…von…von Semir?“, fragte sie atemlos. Ben nickte. „Wir müssen uns…beeilen…Semir….er…mein…Vater…er….er…hat ihn…auf…die Gleise…. gebunden… schnell…der Zug…er kommt schon….“, stieß sie aus. Ben sah sie erschrocken an. „Wo?“, wollte er wissen. „Kommen Sie…hier lang…!“, kam von der jungen Frau und schon rannte sie wieder los. Ben und Kim rannten hinterher. Sie schafften es innerhalb weniger Minuten. „SEMIR!!!“, schrie Ben, als er die Gestalt auf den Gleisen sah. Der Zug war fast angekommen. „Wir schaffen das nicht!! Ben!! Schnell!!“, schrie Kim. Der Zug war keine hundert Meter mehr entfernt. Die junge Frau rannte zu Semir und riss an den Fesseln, doch sie bekam sie nicht auf. „Da hinten ist eine Weiche!!!“, schrie sie und zeigte auf ein Stück vor ihr. „Schnell!!! Er kommt!!“, schrie Kim. Ben versuchte alles, doch die Weiche ließ sich nicht bewegen. „Das geht nicht!! Bindet ihn los!!!“, schrie Ben zurück und drückte weiter gegen den Hebel, der scheinbar ziemlich eingerostet war. Der Zug näherte sich und plötzlich wurde er weg gerissen. Der Zug raste vorbei. „NEIN!!!!“, schrie Ben und sah wie der Zug unaufhaltbar auf Semir zuraste.

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  • Semir hörte den Lärm. Das war es nun….aus..aus und vorbei..ging es in seinen Gedanken. Er machte sich auf den letzten Schmerz bereit. Ich liebe dich Andrea…. dachte er noch als er die kreischenden Bremsen des Zuges hörte. Sein Körper bäumte sich auf. Alles Kämpfen brachte nichts. Lysanne schaffte es nicht einmal die Fesseln zu lösen und hatte sich zurück gezogen, als der Zug anrollte. Semir konnte es ihr nicht verdenken. Ihr war er nicht böse….Er hörte noch wie Ben schrie. Das war es also..sein Leben. Lieber wäre er auf der Autobahn gestorben. Oder aber alt geworden…er hätte gern gesehen, wie Aida und Layla aufwachsen und….nun….vorbei…vorbei…alles war vorbei… Er spürte die Vibrationen in den Gleisen. Gleich musste es soweit sein…gleich würde der Zug ihn überrollen…gleich… würde er für immer die Augen schließen. Dann spürte er den Luftzug. Es ratterte über seinen Kopf….Wind zerrte an den wenigen Haaren die seinen Kopf bedecken. Erst realisierte er es nicht, wartete auf den Schmerz doch dann…nach einigen Minuten… wusste er was passiert war. Der Zug war nur wenige Zentimeter an ihm vorbei gefahren. Nur wenige Zentimeter trennten ihn von dem Tod. Semir zitterte am ganzen Körper. Er war noch einmal davon gekommen..er war noch einmal davon gekommen…er lebte….und….er wollte leben... „Semir!!“, hörte er Lysanne fragen, die sich nachdem der Zug vorbei war, neben ihn fallen ließ. „Ich habe Hilfe geholt...dein Kollege…er ist da…er kommt schon….bitte..gleich bist du wieder frei..bist du okay?“, wollte sie wissen. Von Semir kam nichts. Lysanne zog ihm die Augenbinde runter. Semir regte sich nicht. Er starrte einfach in den Himmel. Auch als der Knebel runter war, sagte er nichts. Gar nichts. „Semir…sag doch was? Bitte…ich…ich wollte dir helfen, aber…es ging nicht…ich…ich …“, weinte Lysanne.


    Ben rannte hin. „SEMIR!!“, stieß er aus, als er bemerkte, dass der Zug auf ein Nachbargleis gefahren war. Sofort ließ er sich neben Semir fallen und zerschnitt die Fesseln mit seinem Taschenmesser. Langsam hob er Semir hoch. Er spürte das Zittern. „Hey..es ist alles gut…alles gut..hörst du…alles ist gut….sieh mich an…bitte…sieh mich an..“ redete er auf seinen Partner ein. Von Semir kam keine Reaktion. Ben griff den Kopf von Semir und zwang ihn dann ihn anzusehen. „Semir… es ist vorbei….hörst du….du bist gerettet…“, sprach er eindringlich. Dieser Worte schienen bei Semir endlich anzukommen. Er fing an heftig zu zittern und plötzlich liefen die Tränen. Er schluchzte heftig. Ben drückte ihn an sich. „Schon gut…ist schon gut…“, sagte er leise und ließ seine Hand über den Kopf von Semir gleiten.

  • Semir ließ sich nicht beruhigen. Kim griff zum Handy und ließ den Arzt, der an der Hütte geblieben war, kommen. Nur wenig später lag Semir im Krankenwagen. Dr. Hufberg hatte ihm eine starke Beruhigungsspritze verabreicht, da Semir nur am zittern war. Ben und Kim sahen mit Lysanne dem Wagen nach, als dieser abfuhr. Dann wandte sich Ben an Lysanne. „Danke…Sie haben meinem Partner vermutlich das Leben gerettet.“, stieß er aus. „Nein…ich hätte viel früher merken müssen, dass mein Vater ein Verbrecher war…aber…“, entschuldigte Lysanne sich. „Wo ist Ihr Vater?“, wollte Kim wissen. „Er ist tot…dort hinten…er ist gegen den Baum gerast… Ralf und Roman sind auch dort...zumindest waren sie dort…verletzt…aber von mir aus können die auch krepieren…“, stieß sie verächtlich aus. „Ich informiere Andrea jetzt darüber, dass ihr Mann lebt und im Krankenhaus liegt.“, kam von Ben. Kim nickte.


    Andrea sprang vom Sofa auf, als das Telefon klingelte. „Gerkan.“, meldete sie sich leise. „Ich bin es Ben…Andrea….wir haben ihn gefunden….hörst du...Semir…wir haben ihn gefunden.“, kam von Ben. Andrea stand da…den Hörer in der Hand, ans Ohr gepresst. „Ist…er….tot?“, fragte sie leise. „Nein…er lebt…er lebt….er wird gerade ins Krankenhaus gebracht...ich komme gleich zu dir und dann fahren wir zu ihn hin...“, versprach Ben. „Danke…Ben…“, hauchte Andrea. Sie legte auf und ließ ihren Tränen freien Lauf. Margot kam ebenfalls zu ihr. Als sie die Tränen sah, glaubte sie, dass Semir tot war. „Mein Kind….es tut mir so leid….wir werden für dich da sein…hörst du…wir werden für dich sorgen…“, versuchte sie Andrea zu trösten. „Er lebt…er lebt…..er lebt…“, wiederholte Andrea immer wieder. Margot sah sie an. „Wirklich?“, harkte sie nach. „Ja…er wird ins Krankenhaus gebracht….ich muss zu ihm...ich muss zu ihm…bitte…bleibst du bei den Kindern? Ja? Bitte?“, flehte Andrea. „Ja natürlich….aber wie kommst du hin?“, wollte Margot wissen. „Ich…Ben holt mich ab….er wird gleich hier sein…“, erklärte Andrea. Margot hielt sie fest im Arm. „Ich freu mich mit dir…“, gab sie zurück. Andrea sah auf die Uhr. Ben müsste doch schon hier sein…wo blieb er denn nur? Endlich nach einer guten dreiviertel Stunde klingelte es an der Tür. Andrea öffnete und fiel Ben regelrecht in die Arme. „Lass uns schnell fahren…schnell...ich muss zu ihm…bitte…“, flehte sie. Wieder liefen die Tränen. Ben nickte und schon ging es zum Krankenhaus.


    ...

  • Semir lag in einem Bett und schlief tief und fest. Die Schwester, die an seinem Bett stand, kontrollierte alle Werte der Geräte und wechselte den Tropf, an dem Semir hing. „Sie müssen was mitgemacht haben.“, stieß sie nur leise aus, als sie die Schürfwunden und Blessuren an Semir sah. Der Biss war ordnungsgemäß verbunden und auch sonst zierten einzelne Pflaster oder Mullverbände Semirs Körper. Schwester Helga ging aus dem Zimmer und sah auf den Flur, wie eine Frau auf sie zugerannt kam. „Bitte Schwester, wo finde ich Semir Gerkhan?“, wollte sie vollkommen aufgelöst wissen. „Sind sie seine Frau?“, kam nur die Gegenfrage. Die Frau nickte nur. „Und wer sind sie?“, fragte Helga den jungen Mann mit den Wuschelhaaren. „Ich bin der Partner von Herrn Gerkhan. Er ist mein Kollege. Bitte, wir müssen wissen, wie es ihm geht?“, fragte Ben nach. „Gehen sie rein, ich schicke gleich einen Arzt zu ihnen. Aber bitte...er schläft im Moment. Der Arme scheint eine Menge mitgemacht zu haben.“, kam es nur von der Schwester. Dankend nickten Ben und Andrea und betraten das Zimmer. Langsam näherten sie sich dem Bett und sofort ließ Andrea sich auf einen daneben befindlichen Stuhl fallen. „Oh mein Semir...du bist bei mir...“, schluchzte sie, während Ben an der Tür stehen blieb. Er wollte erstmal die Beiden alleine lassen. Doch dann ging er an Andrea heran und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ich danke dir, Ben, dass du ihn gefunden hast.“, meinte sie und hatte sich zu ihm umgedreht. „Sein Schutzengel hat wirklich großes geleistet, dass ich ihn noch rechtzeitig finden konnte.“, meinte er und beide drehten sich um, als die Tür klapperte.


    „Guten Abend...ich bin Dr. Benjamin Fuchs, ich habe ihren Mann untersucht.“, erklärte ein junger, hochgewachsener Arzt. Ben und Andrea drehten sich zeitgleich um und blickten ihn an. Sein markeloses Gesicht zierte, außer einer Brille, ein kurz gestutzter Vollbart. Die braunen, nackenlangen Haare waren hinter den Ohren festgesteckt. „Doktor, was ist mit meinem Mann? Ist er schwer verletzt?“, wollte Andrea sofort wissen und sah den jungen Mediziner an. „Nun, nach meinen Untersuchungen ist er äußerlich, bis auf ein paar kleinere Blessuren, gesund. Was mir mehr Angst macht, ist sein psychischer Zustand. Als wir ihn untersuchten, konnten wir Fesselungsmerkmale an Händen und Füßen feststellen. Außerdem scheint er wenigstens ein Mal stranguliert worden zu sein.“, erklärte der Arzt und sah Ben an. „Nach Aussagen eines der Festgenommenen war mein Kollege die ganze Zeit gefesselt und hatte die Augen verbunden.“, kam es nur leise von Ben. Der Arzt nickte. „Das erklärt, warum er vorhin wie wild herumgezappelt ist. Er scheint vorübergehend panische Angst vor der Dunkelheit zu haben.“ „Mein Mann wurde mehrere Tage gefangen gehalten, mit verbundenen Augen und dabei hat man ihm eine Schlinge um den Hals gelegt. Das ist aber schon einige Jahre her.“, erklärte Andrea. „Nun, dann wird es ein Rückfall sein. Auf jeden Fall muss er sich die nächste Zeit erholen, seelisch und körperlich. Ich werde ihn für vier Wochen krank schreiben und er sollte dringend zum Psychiater.“, empfahl der Arzt und verließ dann das Zimmer.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Ben, Semir wird es vier Wochen zu Hause nicht aushalten. Er wird doch sofort wieder arbeiten wollen.“, kam es von Andrea. Ben überlegte kurz. „Vielleicht sollte ich mit Semir die vier Wochen einfach Urlaub machen. Weißt du, mein Opa hat einen Hof in der Eifel. Vielleicht würde es Semir gut tun, einfach mal die Stadt zu verlassen und in Ruhe auszuspannen. Er muss sich von der ganzen Strapaze doch erstmal erholen.“, meinte er nur. Andrea überlegte kurz. „Eigentlich keine schlechte Idee. Wenn wir ihn dabei unterstützen, dann kann er das ohne Psychiater schaffen.“, meinte Andrea zustimmend. „Gut, dann muss er nur noch aufwachen, damit wir es ihm sagen können.“, kam es von Ben und fast wie aufs Stichwort flatterten Semirs Augenlider und er begann wieder wie verrückt zu zittern. „Nein...lassen...lassen sie mich...“, kam es leise von ihm und er wälzte sich sofort im Bett hin und her. „Semir...Semir, ich bin es...Andrea...Ganz ruhig...“, sprach seine Frau auf Semir ein und sanft nahm sie seinen Kopf, zwang ihn, sie anzusehen. „Andrea? Bin ich im Himmel?“, kam dann die Frage. Mit Tränen in den Augen musste sie kurz lachen. „Nein, nein...du bist im Krankenhaus. Ben hat dich gerettet. Erinnerst du dich nicht?“, wollte sie wissen. Langsam beruhigte sich Semir, das Zittern ging zurück und der Atem wurde ganz flach und regelmäßig. „Ja...nein....ich...Kalvus...der Zug...er...er hat...hat mich an die Schienen gebunden...“, kam es von Semir. „Semir, du bist in Sicherheit. Kalvus ist tot. Entgültig. Wenn du hier raus bist, dann machen wir drei einen langen, vierwöchigen Urlaub.“, gab Ben bekannt. Beruhigt nickte Semir und fiel dann ins Kissen zurück. „Komm, lassen wir ihn schlafen. Er braucht Ruhe.“, meinte Andrea und ging mit Ben nach draußen. Keiner von beiden ahnte, wie lange Semir an die Ereignisse wirklich noch zu knabbern haben würde.


    Ben fuhr am nächsten Morgen zum Toys R Us nach Bergisch Gladbach und suchte dort die Barbieabteilung auf. Doch als er da vor den Regalen stand, sah er sich einer wahren Flut von Barbie gegenüber. „Tja..und was hole ich jetzt?“, stöhnte er leise. „Kann ich ihnen helfen?“, wollte eine Verkäuferin wissen. „Ja..ich suche für eine kleine Freundin von mir…Barbieauto, Barbiepferd, Barbiekutsche….und vieles mehr…aber ich weiß nicht was ich holen soll… das sieht alles gleich aus.“, murmelte Ben verlegen. „Nun…was gefiele denn Ihrer Tochter?“, lachte die Verkäuferin. „Nein..nein…nicht Tochter…nur eine kleine Freundin…wissen Sie was…packen Sie von allem etwas ein!“, entschied er sich. „Aber das ist nicht gerade billig…“, ließ sie verlauten. „Das ist egal…packen Sie mir alles ein…bitte…“, lächelte Ben sie an. Die Verkäuferin tat, was er verlangte und binnen weniger Augenblicke war sein Wagen nicht nur im Kofferraum mit Barbie vollgepackt.

  • So ging es nach Köln-Weidenpesch, wo er an der entsprechenden Tür klingelte. Eine junge Frau öffnete die Tür. „Ja bitte…?“, fragte sie. „Ich suche Emilie…“, erklärte Ben. „Emilie? Was wollen Sie von meiner Tochter?“ harkte die Frau misstrauisch nach. „Oh…pardon…Ben Jäger… Kripo Autobahn. Ihre Tochter hat mir einen sehr wichtigen Hinweis in einem Fall gegeben und mir ihre geheimen Wünsche erzählt. Und da ich ihr gesagt habe, dass ich sowas wie ein Weihnachtsmann bin, wollte ich mein Versprechen einlösen.“, lächelte Ben. Es war ihm etwas peinlich. „Ach…sie erzählte mir, dass sie einem Polizisten Hinweise gegeben hat…kommen Sie doch rein.“, nickte die Frau. Ben betrat kurz darauf die Wohnung. „Hey..du bist doch der Polizist!! Hast du deinen Freund gefunden?“, wollte die kleine Emilie wissen. „Ja…dank deiner Hilfe…das war eine ganz tolle Sache…und ich wollte mich bedanken…“, erklärte Ben und reichte ihr die Hand. Emilie sah ihn skeptisch an. „Aber du hast doch gesagt, dass du mir meinen Wunsch erfüllst…“, kam etwas enttäuscht von dem kleinen Mädchen. „Oh….ja…ähm…nun ja.“, stammelte Ben und grinste leicht. „Komm mal mit.“, lachte er dann. Die Mutter von Emilie schien immer noch nicht zu verstehen. Doch als sie Emilie von draußen schreien hörte rannte sie sofort raus. Ben lud alles aus, was er eingekauft hatte. Bei jedem Geschenk kreischte Emilie was ihre Lungen hergab. „Aber….was ist das denn?“, stöhnte sie. „Das ist mein Dankeschön an Emilie….“, erklärte Ben und trug alle Barbiesachen ins Haus.





    Ende.

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