Eiskalt erwischt ...

  • „So, da ist ja unser Ausreißer wieder.“, lachte der Mann und Semir erstarrte. Die Waffe war genau auf seine Stirn gerichtet. „Herr Gerkhan, sie hätten es einfach haben können, aber nun...Tja, tut mir Leid.“ „Wer...“, wollte Semir anfangen, doch sackte er dann in sich zusammen. Roman sah Ralf nur an. „So, den haben wir dann mal. Fesseln wir ihn und tragen wir ihn zum Auto.“, stieß der Mann aus, der Semir mit einem dicken Ast bewusstlos geschlagen hatte. Ralf nickte, steckte seine Waffe in den Hosenbund und holte eine Rolle Paketklebeband hervor. Schnell war Semir auf den Bauch gedreht, seine Hände auf den Rücken gezogen und mit ein paar Umwicklungen des braunen Bandes fest verschnürt. Dann waren die Füße dran und zuletzt wurde ihm ein Streifen über den Mund geklebt. „Okay...der sagt so schnell nix mehr.“, stieß Ralf aus, nahm Semir hoch und warf ihn über seine Schulter. Nun gingen sie zurück zum Wagen und verschwanden, ehe jemand etwas bemerken konnte.


    Ben wurde am frühen Morgen gleich in die Gerichtsmedizin zitiert. Wegener war mit der Leichenschau schon soweit fertig, dass der dem jungen Hauptkommissar einzelne Ergebnisse mitteilen konnte. „Morgen Ben...noch vollkommen ohne Semir?“, fragte der Pathologe. „Der hat noch zwei Tage Urlaub. Außerdem konnte ich ihn nicht erreichen.“, grinste Ben nur zurück. „Was hast du denn für mich?“, wollte er dann vom Mediziner wissen. „Tja, bei dem Typen ist es einfach. Die Kugel drang durch die Stirn und trat hinten, samt Gehirnmasse, wieder aus. Glatter Durchschuss würde ich sagen. Bei der Frau war es anders. Sie wurde mit dem Brieföffner erstochen.“, erklärte er. Ben nickte nur. „Konntet ihr irgendwas verwertbares in der Kanzlei finden?“, wollte er dann wissen. „Bisher noch nicht...also DNA war keine zu finden. Was die übrigen Spuren angeht, musst du die Typen von der KTU fragen.“, lächelte Wegener und überreichte Ben den Obduktionsbefund. Der junge Hauptkommissar nahm ihn entgegen und fuhr dann zu Hartmut in die KTU. „HARTMUT?“, schrie er durch die große Halle. Er musste schreien. Überall waren mehrere Bauarbeiter damit beschäftigt die Halle zu vergrößern und deren Maschinen waren höllisch laut. „HIER HINTEN...“, kam es nur dumpf und kaum verständlich vom Techniker. Ben folgte dem Geräusch menschlicher Stimme und war dann bald bei Hartmut in dessen sicheren und leiseren Labor. „Was ist denn bei euch wieder los?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Modernisierungsmaßnahmen...ich kann dir sagen, hier kann man nicht mal in Ruhe arbeiten.“, knurrte der Rotschopf und hielt sich wehleidig die Stirn. „Hast du dennoch was für mich?“, wollte Ben nur schnell wissen. „Ja, ich konnte die Kugeln analysieren, die mir euer Leichenschnippler zur Verfügung gestellt hat.“, erklärte Hartmut. „Ja und?“, harkte Ben nach und sah den Techniker mit ungeduldigem Gesicht an. „Die Kugeln sind identisch mit der, die wir bei dem Bordellbesitzer entfernt haben. Sie stammen aus der gleichen Waffe.“, antwortete er.


    ...

  • Ben zuckte zusammen als sein Handy klingelte. Erstaunt sah er dass es die Nummer von Andrea war. „Hallo Andrea… was gibt es denn?“, wollte er sofort wissen. „Semir….er ist…verschwunden…“, erklang die besorgte Stimme der Ehefrau seines Partners. „Was heißt verschwunden?“, harkte er nach. „Er ist wie jeden Morgen laufen gegangen und normalerweise ist er eine Stunde später wieder da. Aber nun ist es schon zwei Stunden her. Ich habe Angst, dass etwas passiert ist.“, erklärte Andrea. Ben dachte ähnlich. „Okay…soll ich zu dir kommen und ihn suchen?“, wollte er wissen. „Ja…bitte…. Ich kann mit den Kindern nicht durch den Wald gehen…es wäre schön wenn du es könntest.“, gab Andrea zu. „Ich bin so gut wie da. Am See richtig?“, wollte Ben noch wissen. „Ja…an unserem See….bitte ich habe Angst…beeile dich ja…“, bat sie inständig. „Ich bin schon unterwegs...in einer halben Stunde bin ich bei dir...“, versprach er. Noch während er aus der KTU rannte wählte er Kim Krüger an. „Chefin..ich muss zu Semir….Andrea hat mich angerufen…er ist verschwunden. Ich werde mich dort umsehen.“, gab er durch und sprang in den Wagen. „Was soll denn da passiert sein?“, wollte Kim wissen. „Keine Ahnung. Er ist seit zwei Stunden überfällig und das bedeutet nie Gutes…“, erklärte Ben. „Also gut…fahren Sie hin….aber geben Sie mir einen Bericht durch!“, befahl Kim. Ben beendete das Gespräch und fuhr rasant zum See. Andrea hatte sich sehr besorgt angehört. Als er eine halbe Stunde später am See ankam stand Andrea mit den Kindern vor dem Wagen und sahen ihn entgegen. „Ist irgendwas von Semir gekommen?“, wollte Ben sofort wissen. „Nein…Ben…es muss was passiert sein…ich habe Angst…ich…“, erklärte Andrea. Ben nickte. „Weißt du, wo er langläuft, wenn er unterwegs ist?“, harkte er nach. „Nein…ich weiß nur, dass er eine Stunde läuft und dann wieder hier ankommt.“, gab Andrea mit zitternder Stimme von sich. „Keine Angst..wenn er da im Wald ist, dann finde ich ihn…versprochen..“ lächelte Ben und lief los.


    Semir kam langsam zu sich und wollte sich an den Kopf fassen. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hände gefesselt waren und auch die Beine. Die Erinnerung setzte ein. Die beiden Männer die ihn beim Laufen abgefangen hatten. Was war das für ein Geräusch? Er horchte und stellte fest, dass er in einem Kofferraum befand. Und in einem Kofferraum befand sich meist etwas, dass man dazu nutzen konnte die Fesseln loszubekommen. Semir tastete so gut es ging mit den gefesselten Händen herum. Er drehte sich um und bewegte sich heftig hin und her. Vielleicht gelang es ihm andere Autofahrer aufmerksam zu machen. Es schien tatsächlich zu klappen, denn der Wagen bog ab. Waren sie am Ziel oder bekam er nun Besuch? Waren seine Bemühungen, die er hier tat von seinen Entführern bemerkt worden und sie wollten nun nach ihm sehen? Was konnte er unternehmen, wenn sie tatsächlich nach ihm sahen. Einem könnte er einen Tritt mit den gefesselten Beinen geben, aber damit gewann er nichts. Verdammt…er musste auf Hilfe von außen hoffen. Der Wagen stoppte und Semir hörte wie eine Tür geöffnet und zugeschlagen wurde. Nur wenig später schwang der Kofferraumdeckel auf. Semir blinzelte kurz als das Licht einbrach. „Verhalt dich still verdammt noch mal!!“, fauchte der Mann. Semir erkannte einen der Männer, die ihn aufgehalten hatten. „Mmmmhh…“, machte Semir. Der Mann lachte und hielt einen Lappen hoch. Semir schüttelte den Kopf. Er versuchte tiefer in den Kofferraum zu kriechen, was zur Belustigung des Mannes reichte. Semir sah ihn ängstlich an und schüttelte immer wieder den Kopf. Er wollte nicht betäubt werden….doch dem Mann war es ziemlich egal. Er presste Semir den Lappen auf die Nase und hielt seinen Kopf fest. „Tief einatmen! Dann ist es leichter…“ Semir bäumte sich auf und versuchte diesen Lappen weg zu bekommen, doch es gelang nicht. Langsam spürte er die Wirkung des Chloroforms und sackte weg. Der letzte Gedanke war, warum das alles geschah. Was wollten die Männer von ihm?


    Ben lief den ganzen Waldweg lang, hielt Jogger an und fragte nach Semir, zeigte ihnen sogar ein Bild von ihm. Einige kannten ihn zwar vom sehen, aber wussten nicht, wo er ist. Ben stapfte wütend mit dem Fuß auf. Das konnte doch nicht sein. Semir war ein kleiner Kerl, aber selbst er würde nicht so einfach verschwinden. Wo konnte sein Kollege und Freund nur sein? Ben suchte weiter und fand dennoch nix. Er wollte schon zurück zum Wohnmobil, als er etwas glänzendes im Moos liegen sah. Vorsichtig beugte er sich nach unten und hob das etwas auf. Das...das war Semirs Uhr. Jedenfalls ein Stück vom Armband mit einem Metallstück daran. Verdammt, irgendjemand hatte mit Semir gekämpft. War er entführt worden? Aber wer würde ihn entführen? Da fiel Ben im Moment nur einer ein...aber das konnte nicht sein. Nein, der Mann...der Mann war tot, verbrannt. Ben konnte nicht glauben, was er da dachte. Das war unmöglich. Aber was, wenn es doch wahr war? Er musste diese Möglichkeit in betracht ziehen. Schnell ging er zurück zum Wohnmobil und Andrea sah ihn schon mit großen Augen an. Doch bereits an seinem Blick konnte die Frau erkennen, dass etwas sehr schlimmes vorgefallen sein musste. „Ben, was ist mit Semir? Wo ist er?“, wollte sie wissen und sah sich kurz nach den Kindern um. Ayda und Layla waren im hinteren Teil des Wagens und hielten Mittagsschlaf. „Tja, nicht gut...das hier hab ich gefunden. Das ist doch von seiner Uhr, oder?“, wollte Ben wissen und reichte Andrea das kleine Stück Lederarmband mit Metallschnalle. Mit zittrigen Fingern nahm die das kleine Indiz in die Hand. „Das...das ist sie...Semirs Uhr.“, stammelte sie und sah Ben mit tränengefüllten Augen an. „Was...was haben die mit Semir gemacht?“, fragte sie nur und sah Ben an. „Ich weiß es nicht...Ich werde Kim und Hartmut anrufen.“, erklärte er und griff zu seinem Handy.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Roman und Ralf fuhren weiter. „Musste das sein? Kalvus wollte, dass wir ihn nicht betäuben.“, fauchte Roman seinen Freund an. „Willst du, dass er uns auffliegen lässt?“, fauchte Ralf nur zurück. „Es musste sein. Außerdem war die Dosis nicht so stark. Er wird aufwachen, ehe wir am Bunker sind.“, erklärte er und bog von der Autobahn ab. Jetzt ging es einen Schotterweg entlang und durch einen alten Steinbruch. Durch das Wackeln und Ruckeln des Wagens wurde Semir doch früher wach als erwartet. Langsam schlug er die Augen auf und stieß sofort mit dem Kopf gegen die Dachklappe. „Mmmmmhhhhmmhm...“, fauchte er nur, doch das Klebeband erstickte sämtliche Laute, die er von sich geben wollte. Wieder ein Ruck, wieder stieß er mit der Schläfe gegen die Kofferklappe. Dieses Mal aber so heftig, dass er wieder das Bewusstsein verlor. Stöhnend lag er wieder im Kofferraum und merkte nicht, wie die Fahrt wenige Minuten später endete. Roman und Ralf stiegen aus und öffneten den Kofferraum. „Oh sieh mal an...das Baby schläft noch...“, lachte Ralf und hob seine Geisel dann hoch, Roman nahm die Füße und gemeinsam trugen sie ihn in den Bunker. Kalvus stand schon am Eingang und erwartete die Beiden. „Da seid ihr ja endlich. Lysanne fragt schon andauernd, warum wir uns hier aufhalten. Ich musste ihr sagen, dass wir auf das Geld warten. Los, schafft ihn nach hinten, aber lasst ihn gefesselt und geknebelt.“, forderte Kalvus. Roman und Ralf trugen Semir nach hinten durch und ließen ihn in einen Raum fallen. „So, der wird bald aufwachen. Was sollen wir dann mit ihm machen?“, fragte Roman. „Erstmal nichts...besorgt ihr noch Vorräte und dann bringt das Geld zur Bank. Wir werden hier eine Zeit bleiben.“, meinte Kalvus. „Eine sehr lange Zeit.“


    Ben und Andrea saßen auf glühenden Kohlen. Ayda saß neben Ben. „Wann kommt Papa? Wir wollen schwimmen gehen?“, fragte sie und zog an Bens Jacke. Der junge Hauptkommissar sah die Kleine nur an, hob sie auf den Arm und sah sie an. „Weißt du, der Papa musste schnell weg, aber er kommt bald, ganz bald wieder.“, meinte er und gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange. Wenige Augenblicke später hörte er wie Kim und die Kollegen vorfuhren. „Da sind sie ja endlich.“, stieß Andrea aus und lief aus dem Wohnmobil. „Warte...bleib hier bei den Kindern. Ich erkläre alles. Sie wird sowieso mit dir sprechen wollen.“, meinte Ben nur und Andrea nickte dann. Ben verschwand und Andrea sah durch das Fenster wie er sich mit Kim unterhielt. „Sie sind sich sicher, dass er entführt wurde?“, wollte Kim wissen, als Ben ihr erklärte was passiert war. „Ich bin mir fast sicher. Ich habe Semirs Uhr gefunden. Sie wurde gewaltsam abgerissen, soviel steht fest.“, bestätigte er.

  • „Warum?“, fragte Kim nach. „Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich denke, dass Kalvus dahinter steckt.“, gab Ben leise von sich. „Kalvus ist tot!!“, behauptete Kim. „Das wird immer unwahrscheinlicher. Semir hatte von Anfang an Zweifel an seinen Tod. Es ging alles viel zu schnell....zu glatt....und ich glaube mittlerweile auch, dass Kalvus dahinter steckt.“, erklärte Ben leise. „Diese Theorie ist doch wohl sehr weit hergeholt. Der Leichnam von Kalvus wurde eindeutig identifiziert....es gibt keine Zweifel an seinen Tod.“, widersprach Kim hartnäckig. „Chefin....jemand hat Semir entführt. Ist es da nicht sonderbar, dass die Tochter von Kalvus zur gleichen Zeit verschwindet?“, wollte Ben wissen. „Wir werden im Büro darüber sprechen. Andrea und die Kinder werden ebenfalls nach Hause fahren. Hat sie keinen Verdacht? Ich meine, es gibt sicher mehr als nur Kalvus, der einen Hass auf Semir hat...“, fragte sie nach. „Fragen wir sie...sie wird ja sicher bemerkt haben, ob etwas nicht stimmte.“, schlug Ben vor. Gemeinsam mit Kim ging er in den Wohnwagen.


    Semir erwachte und sah sich um. Kalte graue Wände umgaben ihn. Er versuchte sich zu bewegen, doch die Fesseln ließen dies nicht wirklich zu. Immer noch war er mit Klebeband an Händen und Füßen gefesselt. Über seinen Mund prangte ebenfalls Klebeband und verhinderte, dass er schrie. Verdammt, wo war er? Wer waren die Kerle und was wollten sie von ihm? Er verspürte Hunger und Durst. Wie spät es wohl war? Die Zeit verging im Schneckentempo und Semir hätte alles dafür gegeben aufzustehen oder sich bequemer hinzulegen. Niemand kümmerte sich um ihn. Hatte man ihn vergessen? Oder wollte man ihn mürbe machen. Er dachte an Andrea, die sich sicher schon Sorgen machte. Hatte sie Ben schon informiert? Ja sicher....Andrea hatte in einer solchen Situation einen 6. Sinn und spürte sicher, dass etwas nicht stimmte. Er schloss die Augen, denn der Kopf fing an zu schmerzen. Ein bitterer Geschmack überkam ihn. Nachwirkung der Narkose...Chloroform...verdammt einer dieser Kerle hatte ihn einen Lappen auf die Nase gedrückt. Semir versuchte sich an die Wand zu bringen. Nur langsam wie eine Schlange wandte er sich in deren Richtung. Nicht auf die Seite liegen war schon mal ein Vorteil. Das Licht hier war sehr schummerig und kam von einer kleinen nackten Glühbirne an der Seite. Direkt neben eine Stahltür. Langsam schob er sich hoch.

  • Er schloss erschöpft die Augen als er es endlich geschafft hatte. Wo zum Teufel war er hier. Keine Fenster...kein Hinweis wo er war. Der Raum, in dem er sich befand, war völlig leer. Nach einigen Stunden ging die Tür auf. Semir sah den Mann der rein kam und schluckte. Kalvus...Sander Kalvus baute sich vor ihm auf. „Guten Tag Herr Gerkhan...schön Sie wieder zu sehen...“, lachte der Holländer. „Ich denke doch, Sie erinnern sich an mich oder?“, hängte er an. Semir nickte und schloss die Augen. Er hatte also Recht. Der Tod von Kalvus war ein Täuschungsmanöver. Niemand würde nach ihm, der eigentlich tot war, suchen. Niemand? Doch...es gab jemanden....Ben...Ben würde herausfinden, dass Kalvus noch lebte und die Jagd auf ihn starten. Doch würde Ben rechtzeitig kommen. Er öffnete die Augen und sah Kalvus an, der sich nun langsam zu ihn runterbeugte. „Wir werden eine wundervolle Zeit haben...und wenn ich keine Lust mehr habe, werden Sie ihrem Partner Chris Ritter in die Hölle folgen...“, lachte Kalvus. Er erhob sich und verließ den Raum. Semir sah ihm nach.


    „Andrea....ist in den letzten Tagen etwas gewesen? Hat Semir sich anders verhalten oder sonst etwas bemerkt?“, wollte Ben wissen. Andrea dachte nach. „Ja....warte...vor zwei Tagen....es war sehr sonderbar. Er starrte auf die andere Seite des Sees. Als ich ihn frage, ob etwas sei, winkte er ab und meinte, es wäre alles in Ordnung. Aber von diesem Augenblick an, ließ er die Kinder und mich nicht aus den Augen. Er hat mir nicht gesagt, was er entdeckt hatte oder was ihn bedrückte, aber ich spürte Angst. Angst um mich und die Kinder....“, erklärte Andrea nachdenklich. Ben nickte nur. „Ich habe einen Verdacht Andrea, aber ich weiß nicht...“ „Ben, sag es...ich will wissen, wer Semir hat.“, fiel ihm die Frau ins Wort. „Ich denke, dass es Kalvus war.“, gab Ben bekannt. „Was? Aber...aber...aber er ist doch...“ „Tot, ja ich weiß...dennoch. Irgendwas sagt mir, dass dies seine Handschrift ist. Erst der Tote im Kühltransporter, dann der Tote im Bordell, die Tochter von Kalvus, sein plötzlicher Tod. Alles ist miteinander verstrickt. Da kannst du sagen, was du willst.“, meinte Ben nur. „Ich will nur eins...ich will meinen Semir wiederhaben. Bring mir meinen Mann wieder.“, forderte Andrea aufgelöst und schlug heftig gegen Bens Brust. Dieser hielt sie nur fest und strich ihr sanft über das Haar, während sie sich an seiner Schulter ausweinte. „Andrea, ich verspreche dir, ich werde alles tun, um Semir zu finden. Ich lasse nicht zu, dass dieser Teufel ihn was antut.“, meinte Ben nur und löste sich dann von ihr. „Komm, ich bring dich und die Kinder nach Hause und dann mache ich mich auf die Suche nach ihm.“, erklärte der junge Hauptkommissar.


    ...

  • Semir stand immer noch an der Wand und blickte auf, als Kalvus mit einem Stuhl wieder ins Zimmer kam. „So Gerkhan, jetzt werde ich dir zeigen, was Angst bedeutet.“, lachte er nur und stellte den Stuhl direkt unter einen Haken, der in der Decke eingelassen war. Dann kam er auf Semir zu und sah ihn mit teuflischen Augen an, dass es dem Deutschtürken eiskalt den Rücken hinunterlief. „Bevor der Spaß jedoch beginnt werde ich dir deine Henkersmahlzeit geben...wenn du schreien willst, ruhig zu...diese Kammer ist schallisoliert.“, lachte er und zog Semir das Klebeband mit einem Ruck von den Lippen. Ein spitzer Schrei entwich dem Hauptkommissar. Er hatte das Gefühl, sein ganzer Bart würde sich nun an dem kleinen Streifen Paketband befinden und seine Haut gleich mit. „Kalvus, sie mieses, sadistisches...“, fing Semir an, verstummte aber sofort, als ihn die geballte Faust von Kalvus in den Magen fuhr. Vor Schmerz sich beugend, kippte Semir leicht nach vorne, wurde dann aber von Kalvus wieder an die Wand gedrückt. „Gerkhan, ich weiß, sie lieben es, mich zu sehen. Aber, sie sollten ihre Kräfte sparen. Sie werden sie gleich noch brauchen. Hier essen sie...“, forderte der Holländer und hielt Semir eine Wurststulle hin. Noch von der Schmerzwelle nicht ganz erholt, biss Semir in die karge Köstlichkeit vor seiner Nase und schlang gierig jeden Bissen runter. „So ist’s fein...hier trinken sie das.“, kam es mit leiser Stimme von Semirs Peiniger und dann hielt er ihm eine Flasche hin. Wieder trank Semir und schlang alles gierig hinunter. „Sehr gut...jetzt bist du gestärkt und ich kann anfangen.“, lachte Kalvus und stellte alles an der Tür ab. „Sie werden mich nicht schaffen Kalvus...MICH NICHT...“, schrie Semir und musste aufpassen, dass er nicht nach vorne überkippte, da seine Füße immer noch gefesselt waren. „So, das werden wir ja sehen.“, lachte der Holländer und zog die Rolle Klebeband wieder hervor, riss zwei Stücke ab und verklebte Semir den Mund damit in X-Form. „Mmmmmmpppffhhhhh...“, fauchte der Deutschtürke nur. „Ganz ruhig bleiben.“ Kalvus zog eine schwarze Augenbinde hervor und verband Semir die Augen. Dunkelheit umhüllte den Kommissar. Was würde dieser Wahnsinnige nun mit ihm machen? Dann wurde das Klebeband an den Füßen gelöst und Semir vorwärts geführt. „Los, rauf auf den Stuhl.“, forderte Kalvus nur. Langsam kam Semir der Aufforderung nach und merkte, wie der Stuhl zu wackeln begann. Er war nicht sehr stabil und eines der Beine schien extrem gelockert worden zu sein. „So, jetzt bin ich gespannt, wie lange du dich im Gleichgewicht halten kannst.“, hörte er Kalvus lachen und im nächsten Moment spürte er, wie ihm eine Schlinge um den Hals gelegt wurde. „Mmmmhhhhhh...“, stieß der Deutschtürke vor Angst aus. „Zapple nicht so, sonst ist dein Leben gleich vorbei...das wollen wir doch nicht...“, lachte er nur. Dann wurde eines der hinteren Beine weggetreten und Semir merkte, wie der Stuhl nachgeben wollte. Schnell brachte er sich in eine Position, die eine gewisse Balance versprach, aber für wie lange. Er hörte nur das kalte, teuflische Lachen von Sander Kalvus. „Nicht schlecht...mal sehen, wie lange du durchhältst...“ Dann fiel die Tür ins Schloss und Semir war vollkommen alleine auf einem wackeligen Stuhl in einer Todesfalle.


    Er versuchte das Gleichgewicht zu halten, doch nach einigen Minuten fühlte er wie die Kraft nachließ. Nein…..nicht…bitte….versuchte er sich selbst aufzumuntern. Er versuchte aufzustehen, doch das ging nicht. Die Schlinge….zog sie sich nicht enger? Verdammt… er bekam kaum richtig Luft. Die Anstrengung ließ das Adrenalin in seinem Körper steigen…die Atmung wurde schneller und anstrengender. Er musste verhindern, dass die Schlinge sich ganz zuzog. Was würde er dafür geben, sich entspannen zu können. Nur wenige Augenblicke….vielleicht sollte er sich einfach fallen lassen…dann war es wenigstens vorbei… Semir versuchte langsamer zu atmen. Es klappte nur mit großer Mühe. Nein….nicht jetzt..bitte...nicht jetzt….flehte er in Gedanken, als er spürte wie seine Beine müde wurden. Er würde wegknicken und die Schlinge…sie wird sich zuziehen…er würde sich erhängen…. Das Kribbeln wurde immer schlimmer und das linke Bein fing an zu zittern. Semir konzentrierte sich darauf, es nicht einfach wegsacken zu lassen. Doch er wusste genau, dass er es nicht mehr lange machen würde. Andrea…ich liebe dich…pass auf unsere Engel auf…und….. dachte er und schluckte. Tränen befeuchteten die Augenbinde. Und…bleib nicht allein…such…dir…einen neuen…Mann…Semir weinte leise. Er würde hier nicht mehr lebend rauskommen. Warum sollte er sich noch anstrengen. Lass dich fallen….Semir dann hast du es hinter dir…lass dich fallen… hörte er in Gedanken. Nein…gib dich nicht auf….Ben wird dich finden…halte durch…nicht aufgeben…kämpfe…kämpfe….ertönte sein Überlebenswille. Doch Semir konnte nicht mehr. Langsam sackte er weg. Die Schlinge zog sich um seinen Hals zu.


    „Wenn es wirklich Kalvus ist, dann hat der Gerichtsmediziner aus Holland gelogen. Wir müssen die Überreste von „Kalvus“ bekommen und dann hier untersuchen…“, gab Ben zu verstehen. Kim nickte. „Ich werde mich direkt mit den Kollegen in Venlo kurzschließen…Sie kramen alles raus, was Sie über Kalvus in Erfahrung bringen können. Vielleicht hat er Semir zu einem uns bekannten Versteck gebracht…“, schlug Kim vor. „Das denke ich weniger…Kalvus ist nicht dumm. Sein angeblicher Tod war sehr gut geplant und das kann er nicht allein gemacht haben. Er muss Komplizen gehabt haben. Hartmut soll sich die Asche ansehen…vielleicht findet er Substanzen, die man …“, dachte Ben laut nach. „Es ist nur noch Asche….da kann man nichts nachweisen. Wir haben doch nicht einmal eine DNA von Kalvus.“, gab Kim zu verstehen. „Wir müssen alles in Betracht ziehen…alles… jede noch so kleine Spur… ich werde zu diesem Bordell fahren, wo seine Tochter war. Die Mädels werden mir vielleicht was erzählen können.“, schlug Ben vor. „Das wird wenig bringen… die Mädchen die dort waren, sind nicht mehr da. Sie waren hauptsächlich aus der Ukraine und sind zurück geschickt worden. Die Philippininnen werden Sie nicht verstehen, aber ich lasse sie herbringen und besorge einen Dolmetscher. Was ist mit dem See und der Umgebung wo Semir angeblich etwas gesehen haben will?“, wollte Kim wissen. „Hartmut ist noch vor Ort…“, antwortete Ben. „Er soll sich beeilen. Wer weiß, was der Teufel mit Semir anstellt...“, knurrte Kim. Ben nickte und wählte Hartmut an.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Hartmut zuckte zusammen als sein Handy klingelte. „Freund!“, meldete er sich. „Ben hier...Hartmut…hast du was gefunden?“, wollte Ben Jäger wissen. „Ja und nein…also auf der gegenüberliegenden Seite von Semirs Wohnmobil stand ebenfalls eins. Ein kleineres Model. Ich würde sagen ein Hymer… Die Leute die hier gecampt haben, hatten sich ein Feuer gemacht und Fisch gebraten…die Überreste zeigen es ganz deutlich. Es waren mindestens zwei…dabei war auf jeden Fall eine Frau…“, zählte Hartmut auf. „Wie kommst du denn darauf?“, harkte Ben nach. „Weil ich einen Damenschuh gefunden hab…genauer gesagt ein Mokassin…und zwar in der Größe 38, also für einen Mann zu klein…“, erklärte Hartmut weiter. „Ja…schon gut…aber der kann doch jeden dort gehören…“, warf Ben ein. „Nein..eben nicht….und ich sag dir auch warum…“, Hartmut machte eine kurze Pause. „Na, sag schon...“, forderte Ben grummelnd. „Platz und Wagen werden immer vom Platzwart gereinigt, wenn sie abgereist sind. Aber der Platzwart liegt seit vier Tagen mit Sommergrippe im Bett.“, gab Hartmut bekannt. „Ist das alles?“, wollte Ben wissen. „Nein noch nicht...einige der Gäste haben einen weißhaarigen Mann mit einem jungen Mädchen gesehen.“, erklärte er. „Hast du etwa die Zeugen befragt?“, kam es überrascht von Ben. „Ja, wenn keiner von euch hier ist.“, kam es nur als Antwort zurück. Ben grummelte und fasste sich an die Stirn. „Okay, mach einfach weiter und schick mir die Ergebnisse zu.“, forderte Ben einfach und legte auf. Er musste nun erstmal die Frauen befragen. Vielleicht sollte er aber danach noch auf den Campingplatz fahren.


    Semir versuchte zu schreien, doch der Knebel verhinderte alles. Komischerweise fühlte er nicht, dass er starb. Im Gegenteil, er hatte nur einen starken Schmerz im Hintern. War er am Leben? Die Augenbinde ließ ihn nichts sehen. Dennoch konnte er den muffigen und stickigen Geruch des Raumes wiedererkennen, in dem er gefangen gehalten wurde. Also war er doch am Leben. Erleichtert ließ er sich zur Seite fallen und weinte. Er weinte vor Glück. Scheinbar hatte Kalvus die Schlinge nicht richtig fest gemacht. Was für ein Glück. Oder war es überhaupt ein Zufall? War es nicht sogar von Kalvus beabsichtigt? Semir dachte angestrengt nach, nachdem die Tränen versiegt waren. Doch er sollte gar nicht so weit kommen. Schon hörte er, wie die Tür aufgezogen wurde.

  • „So, hat dir meine kleine Inszenierung gefallen?“, lachte Kalvus und kam auf Semir zu. Der Deutschtürke zuckte und robbte auf dem Boden herum. „Na komm, komm...so schlimm war es doch gar nicht?“, lachte Kalvus und trat nach Semir, traf ihn in dessen Magengrube. Er schrie auf, soweit es das Klebeband erlaubte. „Wie? Hat ihnen das nicht gefallen?“, lachte Kalvus nur und schlich um Semir herum. „Na, wie ist es, wenn man Angst hat? Angst um sein eigenes Leben? Das wirst du in den nächsten Tagen noch sehr oft verspüren. Und die Dunkelheit wird dich begleiten. Die Dunkelheit und ich, wir werden dein schlimmster Feind sein. Jetzt werde ich dich alleine lassen. Aber sei versichert, ich komme bald wieder und dann wird das nächste Spiel gespielt.“, lachte Kalvus teuflisch, trat Semir noch einmal und verschwand dann aus dem Raum heraus.


    Hartmut wollte gerade zusammenpacken, als Ben auf den Campingplatz gefahren kam. „So Hartmut, dann zeig mir doch mal den Wagen, der so auffällig leer steht.“, forderte der junge Hauptkommissar und der Techniker verwies ihn nur auf einen Hymer, der unter einer Baumgruppe, nahe am See stand. Ben ging auf das Fahrzeug zu und sah durch die hintere Scheibe. Das Fahrzeug war verlassen. Umsehen kostet nichts, dachte sich Ben und durchschnitt das Siegel, was Hartmut erst angebracht hatte. Vorsichtig sah er sich um, ob ihn auch niemand beobachtete. Dann stieg er vorsichtig hinein und näherte sich dem Bett. Etwas orangenes lugte unter dem Bett hervor. Mit Handschuhen über seinen Fingern griff Ben danach und förderte einen orangefarbenen Gefangenenoverall zutage. „Na, das ist doch...“, stieß er aus und griff zu seinem Handy. „Hartmut, ich dachte, du hast den Hymer gründlich untersucht?“, wollte er mit Engelszungen wissen. „Habe ich auch...warum?“, wollte der Techniker nur wissen. „Weil ich hier was gefunden habe, was du Nase übersehen hast...und zwar einen Gefängnisoverall. Komm sofort zurück und nimm ihn mit. Ich will wissen, ob der von Kalvus ist.“, fauchte Ben wütend und legte auf. Binnen weniger Minuten war Hartmut da, nahm das Beweisstück kleinlaut mit und fuhr dann ins Labor zurück. Ben stand vor dem Hymer und sah sich um. Semir, wo bist du nur, rief er in Gedanken zum Himmel. „Entschuldigen sie, sind sie von der Polizei?“, riss ihn plötzlich die Stimme eines kleinen Mädchens aus den Gedanken. Ben sah zur Seite und blickte das rothaarige Kind von scheinbar acht Jahren an. „Ja, ich bin Polizist und wer bist du?“, fragte Ben nach. „Ich heiße Emilie...ich hab was gesehen, was ich dir unbedingt erzählen muss.“, meinte die Kleine und zog an Bens Jacke.


    ...

  • „Weißt du…aber…das darfst du nicht meinem Papa sagen….der ist dann nämlich böse mit mir…“, forderte sie von Ben. Dieser machte ein ernstes Gesicht, was bei dem Kind doch ziemlich schwierig war. Er hockte sich hin und sah sich verschwörerisch um. „Also gut…..ich kann Geheimnisse für mich behalten...der Papa ist aber jetzt nicht in der Nähe oder?“, wollte Ben wissen uns sah sich ängstlich um. „Nein…der schläft gerade...das macht er immer um diese Zeit...“, erklärte Emilie. „Da hab ich dann ja richtig Glück…also was willst du mir erzählen?“, wollte Ben wissen. „Also…vor einem Tag….das ist gestern oder?“, harkte Emilie nach. Ben nickte ernst. „Da war ich etwas weiter weg von unserem Platz hier und bin in den Wald gelaufen….das mache ich immer, wenn ich allein sein will und nachdenken muss…“, erklärte das Kind. Ben hörte ihr geduldig zu. „….Da hab ich gesehen, wie zwei Männer einen anderen Mann in ein Auto gelegt haben….in den Kofferraum….“, endete die Erzählung von Emilie. Ben sah sie an. „Ist das wirklich so gewesen? Hast du den Mann, der in den Kofferraum gelegt wurde, auch gesehen?“, wollte Ben wissen. Emilie schüttelte den Kopf. „Nein….aber ich hab das Kennzeichen von dem Auto!“, strahlte das Mädchen. „Whow….das ist klasse…das ist wirklich verdammt gut….willst du mal zur Polizei?“, wollte Ben wissen. Emilie schüttelte den Kopf. „Ich werde Tierärztin…“, gab sie bekannt. „Okay….du wirst sicher eine sehr gute Tierärztin. Und wie ist das Kennzeichen?“, harkte Ben nun nach. „Das war Ne….das ist für Neuss….das weiß ich von Papa… und dann kam TP… und 4513…“, gab Emilie nachdenklich von sich. „Ne- TP 4513…bist du dir da ganz sicher?“, fragte Ben nach. Emilie dachte noch einmal kurz nach. „Ja….das war das Kennzeichen….ich spiele immer mit meinem Papa das Kennzeichenspiel…das muss man die Kennzeichen nennen, die man sieht….und sich natürlich merken...“, erklärte Emilie. Ben nickte. „Das ist ein verdammt gutes Spiel…..sehr gut…Emilie…du hast mir sehr viel geholfen. Aber sag mal…hast du die Männer auch von vorn gesehen? Weißt du wie sie aussehen?“, wollte Benn wissen. Emilie schüttelte den Kopf. „Nein…ich hatte Angst…der Mann, den die in den Kofferraum gelegt haben, hatte Klebeband an den Händen und an den Füßen….das hab ich gesehen und dann hab ich mich einfach geduckt...“, kam traurig von Emilie. Ben legte ihr die Hand auf die Schulter. „Du hat mir wirklich sehr gut geholfen….jetzt kann ich meinen Freund nämlich finden…Danke schön...und weißt du was…wenn ich ihn gefunden habe, dann bekommst du von mir ein ganz großes Geschenk. Aber dafür muss ich deinen vollen Namen wissen….“, schlug Ben vor. Emilie sah ihn an. „Wirklich? Ein Geschenk?“, harkte sie strahlend nach. „Ja…ein ganz großes Geschenk…also wie heißt du?“, lächelte Ben. „Ich bin Emilie Wagner…und ich wohne in der Lipizzaner Straße 3 in 50737 Köln….das ist an der Rennbahn…deshalb heißen die Straßen auch nach Pferden…“, erklärte Emilie stolz. Ben schrieb sich die Adresse auf. „Okay… und was möchtest du haben?“, harkte Ben mit ernster Miene nach. „Ich möchte sooooo gern ein Barbiepuppen Haus mit Barbieauto und Barbiepferd und…..“, zählte Emilie auf. Ben schrieb natürlich mit und schwor sich, dem Kind alles zu kaufen was den Namen Barbie trug, wenn er Semir gefunden hatte.


    Semir lag einfach am Boden und rührte sich nicht. Die Augenbinde hatte Kalvus ihm natürlich nicht abgenommen. In der Dunkelheit zu liegen, ohne sich orientieren zu können. Semir kamen Gedanken aus der Vergangenheit hoch. Damals…als er von seinem angeblichen Freund entführt wurde und tagelang eine Augenblinde trug. Nichts zu sehen…ist das Schlimmste. Seine Füße waren nicht mehr gefesselt, wenn er es geschickt anstellte, dann könnte er den Raum erkunden und fand vielleicht etwas, womit er die verdammte Augenbinde abbekam. Irgendwas….und er konnte sich vielleicht sogar von den Fesseln befreien. Dann würde Kalvus sein blaues Wunder erleben…dieser Mistkerl….er spielte mit der Angst seines Gefangenen. Langsam robbte Semir in eine Richtung und stieß alsbald mit dem Kopf gegen die harte Betonmauer. Er stöhnte auf, drehte sich aber gleichzeitig um und versuchte, sich an der Wand hochzuziehen. Langsam wuchs er immer weiter in die Höhe und stand dann vollkommen gerade an der Mauer. Jetzt musste er nur noch etwas finden, was er zum Aufschlitzen der Fesseln nehmen konnte. Langsam ging er an der Wand entlang und merkte, dass die glatt und vollkommen rein war. Nichts stand hervor...gar nichts, wo er die Fesseln hätte mit durchtrennen können. Immer wieder ging er an der Wand entlang, doch nichts...nicht, was ihm weiterhelfen konnte. Vollkommen erledigt ließ Semir sich auf den Boden und weinte vor sich hin.


    Kalvus und Roman saßen vor der Kammer, in der sie ihren Gefangenen eingesperrt hatten. „Was hast du als nächstes mit ihm vor?“, wollte der Mann wissen. Kalvus sah ihn nur an, biss dabei in ein Brot hinein, dass er sich gemacht hatte. „Ich denke, ich werde ihn weiter zu Tode erschrecken. Er soll sehen, dass er mir vollkommen ausgeliefert ist. In einem alten Stollen hab ich einige alte Handgranaten gefunden. Die werde ich zusammenbinden und als Zeitzünder benutzen. Natürlich nur, um diesen Gerkhan vollkommene Angst zu machen. Er soll leiden und tausend Tode sterben. Außerdem hab ich das hier.“, meinte er und hob ein Stofftier hoch. „Ein Plüschlöwe?“, kam es irritiert von Roman. „Nicht nur irgendein Plüschlöwe. Das ist der von Gerkhans jüngster Tochter. Jedenfalls ein so ähnlicher. Er jedoch wird denken, ich hätte seine kleine Tochter.“, grinste Kalvus und Roman nickte nur. „Wo ist eigentlich meine Lysanne?“, wollte der Mann dann wissen. „Ralf ist mit ihr in die Stadt gefahren. Sie wollten noch einige Konserven und frische Lebensmittel kaufen. Und dann wollte Ralf das Geld unbeobachtet zur Bank bringen.“, erklärte er nur. Kalvus nickte. „Dann werde ich mich gleich mal um unseren Gast kümmern. Ich bringe ihn tiefer in den Berg hinein. Da hinten gibt es Ratten...und die haben bestimmt Hunger.“, lachte er und nahm den Schlüssel zum Raum, wo er Semir eingesperrt hatte. Was hatte dieser Verrückte nur mit Semir vor?

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben ließ sofort das Kennzeichen überprüfen und fuhr dafür in die nächstgrößere Stadt. Direkt gegenüber einer Bank war ein Imbiss. Bis die Ergebnisse vorlagen und er sinnlos im Auto saß, konnte er sich auch gleich eine Curry-Wurst oder Pommes rotweiß holen, dachte er nur und stieg aus. „Was kann ich dir gutes tun, Junge?“, fragte die stämmige Verkäuferin und lächelte Ben freundlich an. „Einmal Curry-Wurst mit einer großen Portion Pommes rotweiß, bitte.“, verlangte Ben mit wassergefülltem Mund und sah dabei zu, wie die Frau die Wurst auf den Grill haute und die Pommes in die Fritöse warf. Langsam stieg ihm der genüssliche Geruch in die Nase und für den Bruchteil einer Sekunde war die Sorge um seinen Partner gedämpft vorhanden. „So bitte...“, meinte die Frau dann. Ben nahm die Portion an sich und legte der Dame einen Fünf-Euro-Schein hin. „Stimmt so.“, wiegelte er nur ab. „Danke junger Mann...“, hörte er nur, während er sich auf einen Stein in der Nähe seines Wagens setzte und die Blicke schweifen ließ. Vor der Bank stand ein dunkler Audi, doch drinnen saß niemand. Sein Blick wanderte auf das Kennzeichen. Ne- TP 4513...das kam ihm doch bekannt vor. Langsam richtete sich Ben auf, schob sich dabei die letzte Pommes in den Mund und warf das kleine Pappschächtelchen in den Mülleimer. In diesem Moment kam Ralf aus der Bank und erblickte Ben sofort.


    Andrea saß zu Hause und weinte immer noch vor sich hin. Die Kinder spielten draußen mit ihrer Mutter. Wenigstens sie sollten nichts von der Situation mitbekommen. Wo war Semir nur? Was war mit ihm und wie ging es ihm? Hatte Ben recht? War Kalvus der Mann, der hinter Semirs Entführung steckte? Wieder dieser Teufel...wieso musste er ihnen so das Leben zur Hölle machen? „Miau...“, kam es plötzlich von Felix, der vor der Couch stand und mit seinen großen Katzenaugen zu Andrea aufsah. „Ach, mein kleiner Stubenkater...“, schluchzte sie nur und mit einem Satz war der Tiger auf die Couch gesprungen, legte sich bei Andrea auf den Bauch und schmiegte sich an sie. „Ach Felix...du vermisst ihn auch, nicht wahr? Was sollen wir nur tun? Was können wir tun?“ fragte sie weinend. „Miau....“, machte der Kater und sah sie mit schiefem Kopf an als würde er sagen, „ich weiß es leider nicht, aber ich bin für dich da...“. Andrea streichelte ihn. „Wenn du könntest, würdest du ihn vermutlich raus holen...ich weiß...“, interpretierte Andrea das Miauen. „Wenn Ben ihn nicht oder zu spät findet...dann....ich weiß nicht, was ich tun soll....Felix...ich habe Angst...“, gab Andrea zu. Der Kater rieb seinen Kopf gegen Andreas Arm, als würde er sie trösten wollen. Scheinbar spürte das Tier die Verzweiflung, die sein Frauchen fühlte.

  • „Verdammt..!“, stieß Ralf aus und stieg schnell ein. Lysanne saß bereits drin und sah ihn an. Auch sie sah Ben. „Ralf...das ist doch einer von den Bullen, die im Bordell waren...was wollen die hier? Ob die mich suchen? Hat dieser Mistkerl von Marvin sie geschickt? Ralf ich hab Angst!!“, kam ängstlich von ihr. Ralf lächelte. „Nur keine Sorge...Marvin hat ihn sicher nicht beauftragt und auch der Typ aus dem Bordell nicht....aber er scheint tatsächlich Interesse an uns zu haben. Halt dich fest Kleine.....den werden wir ganz schnell los...“, versprach Ralf und raste davon. Doch der Polizist ließ sich nicht so einfach abschütteln. Auf der Autobahn kam er immer näher heran. „Lysanne...halt dich fest...wir werden nun ein kleines Chaos veranstalten, welches ihn sicher zurück wirft.“, warnte er die Tochter seines Bosses. Lysanne duckte sich auf dem Beifahrersitz und sah ängstlich auf die Straße. Ralf raste ohne Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer über die Autobahn. Er zog von rechts nach links und wieder nach rechts. Einige Autofahrer waren so erschrocken, dass sie das Lenkrad verrissen und sich querstellten. Andere fuhren in das quer stehende Auto und es kam zu einem Massenunfall. Der Wagen des Polizisten war mitten drin. „Ha....das war’s für dich....du Bulle!“, stieß Ralf aus und fuhr von der Autobahn runter. Lysanne sah ihn nur an. Immer wieder drehte sie den Kopf um zu sehen, ob der Polizist tatsächlich aufgegeben hatte. Sie konnte ihn nicht entdecken.


    ...

  • „FUCK!!“, stieß Ben aus und ging in die Eisen, als der Wagen vor ihn sich quer stellte. Gerade noch rechtzeitig bevor der Mercedes in den kleinen Ford raste. Er griff zum Funk und gab seine Position durch. Außerdem veranlasste er sofort eine Fahndung nach dem Fahrzeug und musste unverrichteter Dinge zur PAST zurück fahren. „Susanne...hast du den Kerl schon gefunden?“, wollte er direkt wissen. „Ja...Ralf Volbert...heißt der Mann, gebürtiger Holländer.“, gab die hübsche Sekretärin von sich. „Und haben wir sonst noch was über ihn?“, harkte Ben nach. „Oh ja....er soll zu den Anhängern von Sander Kalvus gehört haben, bis dieser verhaftet und eingesperrt wurde. Volbert hat bereits drei Morde auf sich genommen, die ihm nicht nachgewiesen werden konnten, Körperverletzung, Raub, Drogenhandel und Erpressung....allerdings hat ein Anwalt und zwar ein gewisser Herr Holtzer immer wieder rauspauken können...“, erklärte Susanne. „Holtzer? Das ist der Anwalt von Kalvus...also steckt er dahinter...klar....so kann er sich an Semir rächen, ohne, dass man es ihn anhängen kann...ein Toter kann ja niemanden mehr schaden.“, dachte Ben laut nach. „Kalvus? Aber der ist doch tot....ich meine....die Leiche wurde doch eindeutig identifiziert...“, war erstaunt von Susanne zu vernehmen. Ben nickte. „Ja... bisher dachte ich das auch...Semir hatte von vornherein Zweifel an den Tod....Susanne... versuch mal bitte heraus zu finden, wo man sich verstecken kann. Es muss in der Nähe des Campingplatzes sein....die können nicht stundenlang mit Semir durch die Gegen gefahren sein.....irgendwas....ein verlassenes Gelände oder unbewohnte Gebäude...ich brauch alles....“, befahl er freundlich. „Bin schon bei der Arbeit...“, gab Susanne von sich und machte sich ran. Ben ging nachdenklich ins Büro. Doch kaum saß er klingelte das Telefon. „Hartmut? Hast du was gefunden?“, fragte er sofort nach. „Ja....der Tote ist nicht Sander Kalvus...das steht schon mal fest....“, erklärte der KTU-Mann. „Woher weißt du das denn? Hast du die Autopsie gemacht oder was?“, harkte Ben nach. „Nein...aber Dr. Wegener hat dich wohl nicht erreicht und deshalb hier angefragt. Und da hab ich die Aufgabe übernommen dich zu informieren...“, erklärte Hartmut. „Danke... ich ruf Wegener direkt an.“, versprach Ben und legte auf.


    Semir zuckte zusammen, als die Tür erneut aufging. „So....und nun werden wir doch mal einen anderen viel gemütlicheren Raum für dich suchen...AUFSTEHEN!!“, befahl Kalvus und half nach, indem er Semir auf die Beine zerrte. Noch immer hatte Semir die Augenbinde auf den Kopf und so stolperte er mehr oder weniger durch die Gänge, in die Kalvus ihn immer weiter schupste. Das Klebeband über seinem Mund saß bombenfest und so konnte er nur undefinierbare, schimpfende Laute von sich geben. „Oh, sie wollen was sagen? Tut mir Leid, keine Sprechstunde heute...“, lachte Kalvus und stieß Semir gegen eine der viele Betonmauern. Es erwischte die Schläfe und eine riesige Platzwunde bildete sich. Blut rannte neben dem Augen entlang und benetzte bald die Wange. Semir drehte sich um, horchte nach den Schritten. Sollte er sich zur Wehr setzen? Was würde das nützen? Er sah ja sowieso nichts und Kalvus würde ihn eher niederschlagen, als dass er etwas ausrichten könne. Kalvus merkte, wie Semir innerlich arbeitete. „Du willst wohl, dass ich dir die Augenbinde abnehme, was?“, fauchte er nur und sah, wie Semir nickte, bettelnd nickte. „Das kannst du vergessen.“, höhnte ihn sein Feind aus und stieß ihn erneut vorwärts. Plötzlich hörte Semir wie Kalvus eine alte, eiserne Tür aufzog. „So, das hier ist dein neues Zuhause...mach es dir gemütlich...“, lachte er und führte Semir vorwärts. Der Deutschtürke erstarrte. Vor ihm hörte der Boden auf. Sein ganzer Körper verkrampfte sich, wollte nicht weitergehen. „Na, wirst du mal...“, fauchte Kalvus und stieß Semir durch die Tür. Er wollte versuchen zu schreien, aber das Klebeband verhinderte sämtliche Laute. Er hatte vollkommen den Boden unter den Füßen verloren. Doch dann stach ein großer Schmerz ihn durch seine Schulter. Er war auf etwas hartem gelandet und das harte war verborsten. Erschrocken richtete sich Semir auf. Er schien nicht sehr tief gefallen zu sein. Denn noch immer schien Kalvus ihn mit dem Fuß erreichen zu können. Mit einem tief donnernden Lacher verhöhnte Kalvus ihn anscheinend auch noch. „Hast du gedacht, dass ich es dir so einfach mache? Keine Sorge, dein Ende kommt noch, aber erstmal werden sicher die Ratten ihren Spaß an dir haben.“, stieß der Holländer aus und zog dann die Tür zu. Semir sah sich panisch um. Was, Ratten? Nein, nein um alles in der Welt nicht diese Viecher...Dieser Teufel...Hoffentlich würde Ben ihn bald finden. War er überhaupt auf der Suche nach ihm?


    Ben griff zum Telefon und wählte die Gerichtsmedizin an. „Wegener?“, meldete sich der Gerichtsmediziner vom anderen Ende der Leitung. „Ben Jäger hier...Hartmut sagte mir, dass du was für mich hast.“, kam Ben gleich zur Sache. „Ja, das hab ich .... auf dem Overall, den Hartmut mir ins Labor geschickt hat, sind DNA-Spuren, die eindeutig von Sander Kalvus stammen. Außerdem hab ich mir den Obduktionsbefund aus Holland kommen lassen. Mein dortiger Kollege hat eindeutig geschlampt. Das war nicht Kalvus, sondern irgendein anderer armer Teufel.“, meinte Wegener. Ben hörte aufmerksam zu. „Und wer war der Mann oder habt ihr das noch nicht rausgefunden?“, wollte er dann wissen. „Leider nein, bisher weiß ich nur, dass er zwischen 45 und 51 Jahre alt gewesen sein muss und er starb eines natürlichen Todes.“, erklärte der Pathologe. „Danke dir, meld dich, wenn du was neues hast.“, meinte Ben und beendete das Gespräch. Gerade, als er sich wieder seiner Arbeit widmen wollte, kam Susanne ins Büro. „Ben, ich glaube, ich habe da etwas gefunden.“, stieß sie aus und kam zu ihm an den Schreibtisch. „So, was ist es?“, wollte er sofort wissen. „Ein alter Bergbunker, noch aus der Kriegszeit. Da drin soll überwiegend Munition fabriziert worden sein. Er ist jetzt verlassen, aber immer noch intakt und unversehrt.“, erklärte Susanne nur und Ben nickte. „Weißt du, wo er liegt?“ „Gleich hinter dem alten Granitsteinbruch...etwa vierzig Kilometer vom Campingplatz entfernt.“, entgegnete die Sekretärin. Sofort sprang Ben aus seinem Stuhl und lief zur Chefin. „Frau Krüger, ich weiß, wo Kalvus Semir gefangen hält.“, stieß er aus. Kim sah ihn nur an.

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  • Semir kauerte auf den Boden und versuchte, sich aufzurichten. Er hatte herausgefunden, auf was er gelandet war. Mit seinen Händen hatte er ein menschliches Skelett ertastet. Zuerst war er vor Ekel zurückgeschreckt, doch dann dachte er, die Knochen als Messer für die Fesseln benutzen. So saß er da und versuchte, mit einem Unterkiefer und dessen Zähne, die Fesseln zu durchtrennen. Doch schon hörte er ein zischendes Fiepen. Ratten... Er zog sich zusammen. Er versuchte sich mit den gefesselten Händen hochzustemmen und packte etwas Weiches. Kurz darauf durchzuckte ihn ein heftiger Schmerz. Dieses Weiche floh quiekend. Eine Ratte hatte ihn in die Hand gebissen und Semir spürte wie das Blut aus der Wunde lief. Verdammt..Ratten waren Aasfresser…sie würden ihn auffressen….wenn er schlafen wollte, würden diese Parasiten über ihn herfallen. Schreien konnte er nicht, sich wehren konnte er nicht…nur treten, doch wohin…er sah doch nichts. Semir griff nach dem Knochen, den er immer noch unter sich spürte und machte sich an das Klebeband, was seine Hände zusammen hielt. Der Knochen war spitz, doch er schien schon lange hier zu liegen. Er brach immer wieder ab, wenn Semir den Druck ausübte, dennoch glaubte er, das sich das Klebeband löste. Er arbeitete emsig weiter. Nicht ahnend, dass man ihn bei seiner Mühe beobachtete. Immer wieder schien sich eines der Tiere an ihn heran zu trauen. Eines setzte sich auf sein Bein und Semir spürte wie die Nase des Tieres an seinem Bein hoch ging. Hau doch ab…lass mich in Ruhe….dachte er und bewegte das Bein. Das Tier sprang runter, doch es dauerte nicht lange, bis es wieder da war.


    Kim ließ sich von Ben erklären was er vermutete. „Ben…das ist ziemlich vage. Der Bunker ist doch sicher unter Verschluss…. Das Ministerium hat doch über alle Bunker das Sagen….ich kann mir nicht vorstellen, dass Kalvus es uns so leicht macht…“, gab sie zu bedenken. „Wir müssen irgendwo anfangen. Und ich finde das für einen verdammt guten Anfang. Andrea dreht durch. Ihre Mutter ist bei ihr, aber ich weiß nicht wie lange sie die Nerven behält. Sie ruft mich jeden Abend an und fragt mich. Soll ich ihr sagen, dass wir aufgeben? Soll ich ihr sagen, sie soll ihren Mann vergessen?“, fragte Ben. Kim sah ihn an. „Natürlich nicht…aber ich denke nicht, dass ich das SEK dahin bekomme.“, erklärte sie leise. „Dann werde ich allein hinfahren und mich umsehen. Wenn ich Spuren finde, die darauf hinweise, kann kein Staatsanwalt dagegen was sagen.“, meinte Ben. Kim schüttelte den Kopf

  • „Sie werden ganz sicher nicht allein gehen…ich werde mitgehen. Kalvus könnte Sie sehen und dann ebenfalls gefangen nehmen. Wir werden außerdem Herzberger und Bonrath mitnehmen. Dann haben wir eine vierfache Chance…hoffentlich finden wir Semir…“, stieß sie aus und zog ihre Jacke an. Ben stand auf und rannte ins Büro. „Hotte…Dieter…macht euch bereit, ich brauch euch oder besser Semir braucht euch..ich hab eine Spur!“, rief er und schon waren auch die Beiden aufgesprungen. „Das ist gut…Semir…. Wir kommen…“, stieß Dieter aus. Gemeinsam mit Kim fuhren sie im Mercedes zu dem Bunker, dessen Auffinden sich jedoch als schwieriger erwies. „DA!!! Ich hab ihn!!“, rief Dieter und wies in eine Richtung. Ben ging mit gezogener Waffe auf die offene Tür zu. Dieter, Hotte und Kim taten es ihm nach, doch sie wurden enttäuscht. Außer eine Übernachtungsstelle von Obdachlosen fanden sie nichts. Ben steckte die Waffe weg und wollte den Bunker verlassen. „Verdammt..das wäre eine Idee gewesen…aber es hätte mich wirklich gewundert...“, stieß er enttäuscht aus.


    „Hey!!! Das ist mein Heim!! Raus hier!!“, schrie plötzlich jemand. Ben sah den Mann an. Er war ca. 45 Jahre alt und stank wie eine ganze Garnison von Ratten. „Jäger, Kripo Autobahn! Sind Sie schon lange hier?“, wollte Ben von dem Mann wissen. „Ich habe mein halbes Leben hier verbracht.“, bestätigte der Mann. „Wer sind Sie? Haben Sie hier noch andere gesehen? Gibt es noch mehr solcher Bauten?“, schoss Kim die Fragen ab. „Der Reihe nach Mädchen…..also…ich bin Frank…..Nachnamen hab ich schon lange vergessen…gesehen, ja...hab ich…vor ungefähr zwei Tagen…Neue Nachbarn...obwohl es nicht die Sorte ist, die man sich als Nachbar wünscht…. Und der Berg ist voll mit solchen Bauten. Da hinten ungefähr….100 Meter weiter…gibt es noch einen in der Richtung..und 200 Meter in diese Richtung auch..außerdem weiter oben…und auch weiter unten….einen unterirdischen soll es hier auch geben…aber ich hab ihn noch nicht gefunden. Wisst ihr..in solchen Gebäuden sind viele Ratten zuhause…ha…ha…ich bin auch eine….“, lachte der Mann. Ben zog hundert Euro aus der Tasche und hob sie hoch. „Die gehören Ihnen, wenn Sie mir die anderen zeigen.“, bot er an. Frank sah den jungen Mann vor ihm skeptisch an, nahm dann aber den Schein und rannte los. „Hier lang...hier lang...“, meinte er nur und sah sich um. Ben und Kim folgten, Hotte und Dieter waren dicht hinter ihnen. Jetzt hoffentlich, fanden sie Semir bald wieder. „Diese Gänge sind sehr verwinkelt...sie müssen höllisch aufpassen, wo sie hintreten.“, rief Frank nach hinten. Ben ahnte, dass irgendwas noch passieren würde.


    ...

  • Semir arbeitete weiter. Noch immer blutete die Hand und er spürte, wie die Ratten immer näher und näher kamen. Geht weg ihr verdammten Viecher, dachte Semir und schlug wie wild mit den Beinen um sich her. Für einen Moment ließen sie von ihm ab und gerade, als er seine Fesseln fast durchtrennt hatte, hörte er, wie die Tür aufging und jemand runtersprang zu ihm. Die Ratten fiepsten und kreischten durcheinander. Er wurde hochgehoben. „So Gerkhan, jetzt wollen wir mal ein bisschen umziehen...wir kriegen nämlich Besuch, wie es mir scheint“, hörte er die Stimme von Kalvus. Ben, dachte Semir sofort und wollte sich gegen den Mann zur Wehr setzen, doch dieser verpasste ihm nur einen Schlag in den Nacken und schon sank Semir bewusstlos zusammen. Roman half seinem Chef dabei, den bewusstlosen Gefangenen aus seinem Loch zu ziehen. „Und, wo bringen wir ihn hin, Chef?“, wollte der Mann dann wissen. „Ich hab, als wir herkamen, ein altes Haus an den Gleisen gesehen. Da nisten wir uns ein...Ich hab so das Gefühl, als ob uns bald Jäger mit seiner Truppe auf den Pelz rücken wird.“, entgegnete Kalvus. „Aber wie sollen die uns denn finden?“, wollte Roman wissen. „Ralf hat angerufen...Jäger hat sein Auto verfolgt und dabei sicherlich das Kennzeichen abgefragt. Er ist nicht dumm. Sicherlich wird er die Verstecke in der Gegend überprüfen lassen. Wir müssen weiter weg. Richtung Grenze am Besten und dann raus aus Deutschland.“, stieß Kalvus aus. „Bring du unseren Gast in den Wagen und sorg dafür, dass er nich zu früh aufwacht. Ich hole Lysanne...“, stieß er aus und ging in einen anderen Raum der Bunkeranlage. Lysanne saß auf ihrem Bett und blickte auf, als ihr Vater ins Zimmer trat. „Komm, mein Kleines...wir müssen hier weg...“, stieß Kalvus aus und zog seine Tochter am Arm von der Ruhestätte auf. „Wo gehen wir denn hin?“, wollte sie wissen. „Wieder nach Hause...nach Holland, aber erstmal müssen wir hier weg.“, meinte er nur und strich ihr mit dem Handrücken über die Wange, sah ihr in die strahlenden Augen. Sie nickte nur und genoss die Nähe ihres Vaters. „Komm...“


    „Ahhh...“, stieß Kim plötzlich aus, als der Boden unter ihren Füßen nachgab. Krampfhaft krallte sie sich an der Bodenplatte fest. Ben und die anderen drehten sich erschrocken zu ihr um. „Schnell...“, stieß der junge Hauptkommissar aus und packte den Arm seiner Chefin. Hotte nahm den anderen und beide zogen kräftig. Nach wenigen Minuten hatte Kim wieder festen Boden unter den Füßen. „Sind sie in Ordnung, Chefin?“, wollte Ben dann wissen. „Ja...ja...es geht mir gut...“, meinte sie, noch vollkommen erschrocken. Der Schock über das eben saß ihr noch tief in den Gliedern. „Los...los...wir müssen weiter.“, kam es nur von Frank, der wie ein Gnom auf und ab hüpfte. „Gehen sie voraus...wir kommen nach.“, knurrte Ben nur und half dann Kim beim Aufstehen. Immer weiter rannten sie den schwarzen Gang entlang und bald tat sich ihnen ein Licht auf. „Tageslicht...“, stieß Dieter aus und wollte gerade einen Schritt nach vorne machen, als er einen starken Schmerz in der unteren Bauchseite verspürte. „Ahhh...“, stieß er aus und fiel Hotte in die Arme. „Dieter, was ist denn?“, fragte dieser sofort besorgt. Zitternd hob der lange Polizist seine Hand und alle konnten es sehen, Blut. Auch in der Dunkelheit schimmerte es mit tödlicher Röte. „Verdammt, die schießen auf uns...“, fauchte Ben und sprang sofort mit der Chefin hinter einer Ecke in Deckung. Hotte zog seinen verwundeten Freund hinter ein großes, heruntergestürztes Betonteil und versuchte, die Wunde notdürftig zu versorgen. „Wie sieht es aus?“, wollte Ben wissen. „Streifschuss..nicht gefährlich….“, gab Hotte von sich und kümmerte sich um Dieter. „Das bringt mich nicht um..ich will Semir helfen...also Hotte mach hin.“, stöhnte Dieter leise. Ben schüttelte den Kopf. „Sobald der Verband sitzt, geht ihr zurück und fahrt ins Krankenhaus..das ist ein Befehl!“, gab er bekannt. „Aber...Semir…er braucht mich doch...“, beklagte Dieter sich. „Wenn wir ihn finden wollen, dann müssen wir schnell machen….Dieter sei vernünftig…du gehörst ins Krankenhaus...“, kam von Hotte besorgt. Dieter sah ihn an. „Also gut…ihr habt gewonnen.“, gab Dieter klein bei.


    Roman hatte Semir in den Kofferraum gelegt und drückte dem bewusstlosen Mann einen Lappen mit Chloroform auf die Nase. Dann schloss er ihn. Kalvus und Lysanne saßen bereits im Wagen auf der Rückbank und Kalvus drückte seine Tochter an sich. Roman sah Bewegungen aus dem Bunker kommen. Verdammt… dachte er, zog seine Waffe und schraubte den Schalldämpfer drauf. Dann drückte er ab. Ein leiser Schrei ließ ihn vermuten, dass er getroffen hatte. Die würden sich jetzt nicht mehr raus trauen. Schnell stieg er ein und fuhr los. Die Fahrt dauerte fast zwei Stunden. Lysanne hörte über ihren MP3 – Player Musik. Kalvus drehte sich ständig zu ihr um. Sie schlief ein. „Ich finde es schön, wenn sie so relaxen kann. Mein Engel hat so viel durchgemacht. Wie lange wird Gerkhan noch schlafen?“, wollte er von Roman wissen. „Ich befürchte, dass er bereits wach ist. Ich hab ihn zwar betäubt aber das hält sicher nicht lange an. „Gut…solange wir fahren, kann er eh nichts tun.“, meinte Kalvus nur. „Was hast du mit ihm noch vor? Wenn dieser Jäger tatsächlich hinter uns her ist, werden wir nicht lange sicher sein…“, gab Roman zu bedenken. „Nun….ich werde ihm noch etwas Angst einjagen….auf die Schienen legen.... ihn erschrecken… Angst ist ein schlimmer Feind. Besonders, wenn man nichts sieht und sich nicht wehren kann.“, lachte Kalvus leise. Sie kamen nach zwei Stunden und fünfzehn Minuten an der Hütte an. Lysanne schlief tief und fest und Kalvus trug seine Tochter ins Haus.

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  • Ben und Kim gingen durch den Bunker. „Verdammt die sind weg…. Und sie haben Semir sicher bei sich.“, stieß er aus. Kim nickte. „Wir werden sie finden….und damit auch Semir…. Haben Sie das Kennzeichen sehen können?“, wollte sie wissen. „Nein….ich hab mich geduckt..ich weiß nur, dass es ein Cherokee war...Blau….aber das ist zu wenig… verdammt..so finden wir Semir nie...“ Ben stapfte mit dem Fuß auf, wie ein trotziges Kind. „Wenn Sie so schnell aufgeben dann sicher nicht…. Los weiter… wir müssen ihnen folgen...und dann festsetzen...“, gab Kim bekannt. „Ja sicher.. und wo? Die können überall hin…wir müssen uns an diesen Ralf hängen… Der wird sicher wissen wo Kalvus ist….“, erklärte Ben. Kim nickte. „Semir war auf jeden Fall hier… so viel ist klar…“, bestätigte sie. „Wir fahren zurück und werden den Wagen von diesem Ralf überwachen. Nur überwachen…und wenn Sie recht haben, dann führt er uns zu Kalvus… Sobald er sich sicher fühlt...also sorgen Sie dafür, dass er sich sicher fühlt.“, befahl Kim als sie zurück gegangen sind. Sie kamen am Wagen an, wo Dieter immer noch im Fahrzeug saß. „Ihr solltet doch ins Krankenhaus fahren!“, fauchte Ben wütend. „Ich wollte ja, aber Dieter wollte warten. Und als ich losfahren wollte, raste so ein dämlicher Cherokee vorbei….der hat uns fast gerammt.“, fauchte Hotte zurück. Ben sah ihn an. „Hast du das Kennzeichen?“, wollte er wissen. „Nein….oder du Dieter?“, wandte Hotte sich an seinen Partner. „Ne- IN 78 und noch zwei Zahlen, aber die konnte ich nicht so schnell lesen.“, stöhnte Dieter und hielt sich immer noch den Wundbereich. „Verdammt…dann fehlen uns zwei Zahlen…eine Ahnung…was das für eine gewesen sein kann?“, kam von Kim. „Nein…die waren so verwaschen, dass man die Umrisse kaum erkennen konnte. Tut mir Leid Chefin…aber…“, entschuldigte Dieter sich. „Schon gut…ist okay… wir werden sie finden.“, versprach Kim.


    Sie kehrten zur PASt zurück und sofort machten sich Ben und Hotte, nachdem Dieter ins Krankenhaus gebracht wurde, auf den Weg, um den Wagen von diesem Ralf Volbert zu überwachen. Susanne hatte ihnen die Adresse genannt, wo sich Volbert aufhalten sollte. „Hoffentlich schafft Dieter das.“, meinte Hotte nur und sah besorgt auf die Straße. „Klar schafft er das...er hat schon schlimmeres als das durchgestanden.“, entgegnete Ben und klopfte dem dicklichen Polizist auf die Schulter, als sie vor dem Haus standen und den Wagen beobachteten. „Okay, ich gehe jetzt rüber und werde diesen kleinen Peilsender am Wagen anbringen. Wenn sich irgendwas im Haus tut, klingelst du mich an.“, bat Ben und stieg aus. Hotte nahm sein Handy hervor und beobachtete das Haus genau.

  • Ben schlich sich rüber, kniete sich unter den hinteren Teil des Wagens und befestigte den Peilsender unterhalb des Kofferraums. Vorsichtig sah er sich wieder um, als er zurückkam. „So, das wäre erledigt. Jetzt fahren wir ein bisschen um den Häuserblock und dann sehen wir mal, ob er sich bewegt.“, meinte Ben und startete den Motor. Hotte hielt den kleinen Bildschirm fest, auf dessen Karte von Köln ein roter und ein schwarzer Punkt aufleuchteten. Der schwarze Punkt markierte Bens Mercedes, der rote das Zielobjekt. „Komm, wir warten hier und holen uns was zu futtern.“, kam es plötzlich von Ben, als er einen Imbiss an der Rheinstraße entdeckte. „Da sag ich nicht nein...“, gab Hotte nur freudig bekannt und schon war der Mercedes geparkt und beide Hungrigen stiegen aus.


    Ralf kam aus seinem kargen Appartement, dass er sich für die kurze Zeit gemietet hatte und brachte seine wenigen Sachen, alle in einer Sporttasche verpackt, runter zum Wagen. Er musste zu Kalvus und das besonders vorsichtig. Sicher waren ihm die Bullen schon dicht auf den Fersen. Er musste seinen Wagen unbedingt kontrollieren, bevor er die Fahrt antrat. Schnell war die Tasche auf den Sitz geworfen, doch zur Sicherheit ging er noch einmal um das Auto rum und legte sich drunter. Schien alles in Ordnung zu sein. Halt...was war das? Ein kleiner Kasten unter seinem Kofferraum. Sollte er den entfernen oder besser dranlassen? Eigentlich...halt, die Bullen konnten doch nur in seiner Nähe sein. Schnell nahm Ralf den Kasten, entfernte ihn und sah sich um. Da, die Müllabfuhr. Jetzt würde er erstmal diesen Jäger ein bisschen verarschen und dann zu Kalvus fahren. Die kleine Box war schnell im Schlund des Müllfahrzeuges verschwunden. So, jetzt sucht mich mal...dachte er nur und startete den Motor seines Wagens. Schon war er unterwegs zu seinem Chef. Roman hatte ihn noch in der Wohnung angerufen und gesagt, wo sie nun zu finden seien. Das Eisenbahnkreuz war eigentlich ein perfektes Versteck. Ruhig, abgelegen und vollkommen uneinsichtig. Er sah sich um und erblickte den Wagen des Bullen an einem Imbiss stehen. Schnell duckte er sich und fuhr lässig weiter.


    ..

  • „Ben, es tut sich was...“, stieß Hotte plötzlich aus, nachdem er von seiner Wurst abgebissen hatte. Ben drehte sich um, schob sich einen Pommes in den Mund und ging dann zu Hotte, der vor dem Bildschirm klemmte. „Man, der fährt Richtung Innenstadt.“, zischte Ben und warf dann seine restlichen Kartoffelstäbchen in den Müll. „Komm Hotte...“, knurrte er und zog den beleibten Polizisten mit sich. „Aber...mein Würstchen...“ „Nix da...wir müssen Semir retten.“, zischte Ben nur und schon im nächsten Moment saßen beide im Mercedes und fuhren los. „Okay...er biegt nach links in die Teufelstraße ab.“, kam es von Hotte. „Führt die nicht zum alten Frachthafen?“, wollte Ben wissen. „Ein gutes Versteck, wenn du mich fragst...“, stieß der dickliche Polizist dann aus. „Allerdings.“ Sie fuhren weiter, hielten aber genügend Abstand zum Fahrzeug und merkten so gar nicht, dass Volbert sie vollkommen verarschte. Das Fahrzeug biegt jetzt zur Müllverbrennungsanlage ab.“, kam es dann von Hotte. „Was?“, stieß Ben aus und legte eine scharfe Vollbremsung hin. „Mensch!! Pass doch auf!!“, schrie Hotte und hielt sich krampfhaft fest. „Ja was soll ich denn tun, wenn der plötzlich….verdammt?“, Ben sah Hotte mit großen Augen an. „Keine Ahnung…der Kerl scheint aber keine Anstalten zu machen anzuhalten...sieht aus, als würde er …siehst du…jetzt fährt er in Richtung Kiesgrube…das ist doch…der will uns abhängen..aber nicht mit dem alten Hotte Herzberger..nicht mit mir!!“, schwor Hotte. Ben nickte und fuhr wie Hotte es ihm sagte.


    Semir wachte auf und versuchte sich zu bewegen. Es ging nicht ganz so einfach wie es aussah. Die Augen waren nach wie vor verbunden. Scheinbar hatten die Kerle aber seine Handfesseln nicht erneuert, also konnte er sich befreien….ja…er musste es schaffen…und dann konnte er sich auch einen Überblick über seinen Aufenthaltsort machen. War es wohl schon dunkel draußen? Wo war er hier? Egal..es schienen wenigstens keine Ratten da zu sein. Es roch auch frischer…nach Heu….frische Luft…Langsam richtete er auf. Ob er wohl allein war? „Na…wieder munter?“, wurde seine Frage beantwortet. Semir konnte nicht antworten. Denn immer noch war der Mund verklebt. „Hast du Hunger? Oder Durst?“, wollte die Stimme wissen. Es war nicht die von Kalvus, soviel hatte Semir schon festgestellt. Er nickte leicht. „Gut…du wirst gleich was bekommen, aber ich warne dich… keine Tricks, sonst bekommst du das hier…“, warnte der Mann und hielt Semir etwas unter der Nase. Semir zuckte zurück, als er den Geruch von Chloroform wahrnahm. „Das wird nicht nötig sein oder?“, wollte der Mann wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Sehr gut…braver Junge…“, lachte sein Wärter. Nur einige Minuten später wurden ihm die Handfesseln gelöst. Semir stöhnte leise auf, als der Blutfluss wieder einsetzte. „Und nun der Knebel...keinen Ton....absolut keinen Ton...klar?“, forderte der Mann. Auch jetzt nickte Semir wieder. Das Klebeband wurde langsam entfernt. Semir hatte das Gefühl, dass ihm sämtliche Barthaare heraus gezogen wurden. „Hier...nimm!“, forderte der Mann ihn auf, doch seine Hände wollten nicht. Es war kein Gefühl darin. „Ich...kann nicht.“, kam leise von Semir. Die ersten Worte seit er in der Gewalt von Kalvus war und geknebelt wurde. Der Mann ließ das Brot achtlos ins Stroh fallen. „Gut...dann nicht...“, meinte er nur und zog die Klebebandrolle wieder aus der Tasche. „Nein...bitte...warten Sie...bitte....ich.....das Gefühl...in den Händen....ich...brauche etwas Zeit...bitte...“, flehte Semir regelrecht. Der Mann sah ihn an. „Also gut...du bekommst fünf Minuten....mehr ist nicht drin...“, nickte er.


    Lysanne sah ihren Vater an. Dieser lag auf der Couch und schlief. Sie wollte etwas raus gehen... Die Umgebung erkunden und öffnete fast lautlos die Tür. Mit leichten Schritten trat sie auf. Der Waldboden vor der Hütte war weich und sie fühlte als würde sie auf Wolken laufen. Dann entdeckte sie etwas abseits eine Scheune. Mal sehen was da so steht...dachte sie und schritt darauf zu. Die Tür stand leicht offen und als Lysanne sie gerade aufziehen wollte, hörte sie Stimmen. Eine gehörte Roman, die erkannte sie sofort. Neugier packte sie und sie zwängte sich durch den kleinen Spalt. „So...nun wirst du wieder versorgt....und keine Tricks...ich warne dich.“, hörte sie Roman sagen. Die Stimme klang hart und angsteinflößend. Mit wem sprach der ihr so sympathische Mann nur so hart? Sie schlich sich vor und sah das Roman in einer der alten Boxen stand. Er hatte sich drohend aufgebaut und starrte auf etwas vor sich. Was bzw. wen konnte Lysanne nicht sehen. Roman beugte sich vor und schien etwas zu tun. „Mmmmhhh...“, kam plötzlich. Lysanne zuckte zusammen. Dieses Geräusch hatte sie auch schon mehrmals gemacht. Dann, wen Marvin sie fesselte und knebelte und auch Fabian hatte es zur Strafe getan. Hatten ihr Vater und Roman hier etwas Marvin in ihrer Gewalt? Wenn ja, dann fand sie das als nur gerecht. Dieser Mann hatte sie wie ein Stück Vieh behandelt und verkauft. Fabian war nicht besser gewesen, aber der war doch tot. Ralf hatte auf ihn geschossen und....sie hatte es doch gesehen. Nur die Stimme eben hörte sich auch nicht nach die von Marvin an. Wer also war es, der von Roman dort bedrängt wurde? „Lysanne, was machst du denn hier?“, zischte der Mann, als der das Mädchen plötzlich sah. Erschrocken blickte sie ihn an. „Ich...ich wollte nur ein wenig frische Luft schnappen.“, meinte sie und versuchte einen Blick auf den Mann zu erhaschen, der dort im Stroh lag. Aber Roman hatte sich direkt in ihren Blickkanal gestellt. „Dein Papa wird nicht begeistert sein, wenn er dich hier sieht.“, kam es nur mahnend von dem Freund. „Wer ist das? Ist das Marvin?“, fragte sie nach. „Besser, du weißt es nicht. Und jetzt geh ins Haus zurück. Wenn ich hier fertig bin, können wir uns im Wald die Füße vertreten.“, meinte er und schloss die alte Pferdebox wieder. Lysanne nickte nur und ging zurück ins Haus. Doch die Wortes des Mannes ließen sie noch neugieriger werden.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir versuchte, sich aufzurichten und nach der weiblichen Stimme zu lauschen. Doch dieser Roman hatte ihm, zusätzlich zu dem neuen Knebel, seine Hände mit Seilen fest an seine Füße gebunden, sodass er sich kaum bewegen konnte, geschweige denn, sich wenigstens hinsetzen konnte. Doch das war nicht das Schlimmste. Ein Seil war als Schlinge um seinen Hals gelegt. Wenn er sich auch nur allzu viel bewegte oder herumstrampelte, dann würde er sich selbst erwürgen. Wieder waren die Gefühle da. Wie damals, konnte er weder was sehen und hatte auch noch eine Schlinge um seinen Hals. Jede Bewegung, die er machen würde, würde ihn töten, wenn er nicht bald befreit werden würde. Seine Gedanken schweiften zu Andrea. Ach Andrea...gib unseren Kindern einen Kuss von mir, stieß er in Gedanken aus und Tränen kullerten ihm aus den Augen und auf die Augenbinde. Langsam stiegen in ihm die Todesängste auf. Kalvus würde ihn nicht mehr gehen lassen und, wenn er Semirs überdrüssig geworden ist, würde er ihn grausam töten. Semir wusste das. Sein Lebenswille drohte fast zu erlöschen, doch dann kamen ihm die Bilder seiner kleinen Layla in den Kopf. Seine kleine Tochter mit den großen Knopfaugen und auch Ayda würden ihn schrecklich vermissen. Layla würde ohne Vater aufwachsen. Nein...das wollte Semir nicht zulassen. Er wollte, nein, musste kämpfen...für seine Töchter und für Andrea. Kalvus den Sieg überlassen? Nein, daran wollte er nicht denken. Aber wie aus diesen Fesseln kommen, ohne Hilfe?


    Ben und Hotte folgten dem Signal und bekamen nach einer Weile Sichtkontakt zu dem verfolgenden Fahrzeug. „Sag mal, Hotte...stimmt das Signal?“, fragte Ben skeptisch, als er vor ihnen ein Müllfahrzeug der Stadtreinigung entdeckte. „Ja, eigentlich schon...Ziel ist ungefähr 250 Meter vor uns.“, kam es nur von Hotte. Ben schlug aufs Lenkrad. „Verdammt...der hat uns verarscht. Ich wette, der hat den Sender in das Müllauto geworfen...“, zischte Ben nur, schaltete die Lichtanlage ein und drückte das Pedal runter. Der Mercedes schnellte nach vorne und überholte alsbald das Müllfahrzeug. Ben zog die Handbremse und mit qualmenden Reifen stellte sich das Fahrzeug quer. „Ahhhh...“, stieß Hotte aus, als der orangefarbene Laster immer dichter und dichter kam. Ein bedrohliches Zischen war zu hören und schon keifte der Müllfahrer los.

  • „Ey, mach die Straße frei mit deinem Blechhaufen oder ich schieb dich zur Seite...“ Ben stieg einfach aus und zückte seinen Dienstausweis. „Jäger, Kripo Autobahn...kippen sie sofort ihren Müllwagen aus.“, forderte Ben. „Ich soll was?“, fauchte der Fahrer. „Sie haben mich schon richtig verstanden. Sie sollen den Müll hier direkt auf die Straße kippen...Nun machen sie schon.“, zischte der junge Hauptkommissar und ging selbst nach hinten, warf die Luke hoch und sah hinein. Im Dunkeln konnte er das Leuchten des Peilsenders genau erkennen. Da der Fahrer dem Befehl nicht nachkam, kletterte er selbst hinein und durchwühlte den Müll. Die Müllleute standen nur daneben und sahen verständnislos in das Innere des Fahrzeugs. Hotte kam dazu und sah nur noch, wie Bens Hand hochschnellte. „Ich habe ihn.“, stieß er aus und kam wieder aus dem Schlund des Fahrzeugs hervor. „Sind sie dann zufrieden? Können wir dann weiterfahren.“, fauchte der Mann. „Ja, das können sie...“, stieß Ben nur wütend aus. Dieser Volbert hatte ihn total an der Nase herumgeführt. Verdammt, jetzt wussten sie noch immer nicht, wo Semir war und die Zeit rannte ihnen davon.


    Ralf fuhr an der Hütte vor und stieg mit einem breiten Grinsen aus. Kalvus hörte, wie er in die Hütte kam und setzte sich auf. „Ralf? Verdammt…hast du den Bullen abhängen können?“, fragte er leise. „Was dachtest du denn? Die jagen einen Müllwagen.“, lachte Ralf. „Was macht dein Freund?“, hängte er an. „Nun…er fühlt sich nicht wohl, aber Roman hat ihn bereits für die Nacht versorgt. Lysanne hat ihn wohl dabei gestört. Sie ist sehr neugierig und wir müssen aufpassen. Nicht das sie uns am Ende verrät.“, murmelte Kalvus. Lysanne war bereits in ihrem Zimmer. „Dann sollten wir uns überlegen, ob es nicht besser ist, wenn wir uns von Gerkhan trennen…“, murmelte Ralf. Kalvus sah in mit zusammen gekniffenen Augen an. „Oh nein… so schnell werde ich ihn nicht erlösen. Für das, was er Lysanne angetan hat, wird er leiden…“, fauchte er wütend. „Schon gut…ich meine nur, dass es gefährlich ist…kannst du dir der Loyalität deiner Tochter sicher sein? Sie war Jahrelang von dir getrennt….das sollte dir immer klar sein. Sie ist kein kleines Kind mehr.“, ermahnte Ralf ihn. „Halt dich aus meiner privaten Sache raus. Lysanne ist meine Tochter und sie liebt mich…“, fauchte Kalvus. Ralf nickte und verzog sich. Sander Kalvus verließ die Hütte und ging in die Scheune. Er wollte sich noch einmal richtig mit Gerkhan unterhalten, bevor es Schlafenszeit war. Er öffnete die Scheunentür und trat ein. Nicht weit in einer alten Pferdebox lag sein Gefangener. „Guten Abend Gerkhan…fühlst du dich wohl?“, wollte er wissen. Der Mann im Stroh rührte sich nicht. Kalvus sah die Schlinge um seinen Hals. „Dieser Idiot..“ stieß er aus und ging zu seinem Gefangenen. Dieser zuckte zusammen als er die Hände spürte. „Nur keine Sorge… so einfach mache ich es dir nicht.“, erklärte Kalvus und nahm ihm die Schlinge ab.


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