Rheinpiraten

  • Kim und Andrea blieben vor der Scheibe stehen und sahen, wie Semir mit grüner, steriler Kleidung die Intensivstation betrat und sich zu Ben ans Bett setzte. Die Geräte piepsten monoton vor sich hin und immer wieder hörte er das Pumpen und Zischen der Atemmaschine. Zur großen Vorsicht wurde Ben künstlich beatmet, um die Körperzellen von Ben ganz auf den Heilungsprozess einzuschießen. „Ben?“, stieß Semir aus und sah den leblosen, fahlen und bleichen Körper, der zwischen all den Geräten auf dem Bett in dem weiß-schwarz gepunkteten Krankenhausgewand lag und sich nicht rührte. „Verdammt, Ben, bitte... lass mich nicht alleine. Ich brauch dich doch. Wir sind doch so ein gutes Team. Hey, wer soll denn für meinen Sohn den Patenonkel machen, wenn nicht du?“, stieß Semir voller innerer Schmerzen und Trauer aus, wie er seinen Freund so vor sich liegen sah. Ihm stiegen die Tränen in die Augen und er spürte, wie sie ihm die Wange hinunterliefen und auf seine Hand tropften. „Bitte, Ben... lass uns nicht hängen. Vor allem, denk an deinen Vater. Der brauch dich doch jetzt.“, kam es von Semir und vorsichtig fuhr er mit seiner Hand auf der Matratze lang und ergriff Bens. Sie war kühl und regungslos. Dennoch ergriff Semir sie und hielt sie fest. „Junge, komm schon... lass mich nicht alleine.“, schluchzte er.


    Ilja hatte sich endlich Zugriff zum Haus verschafft und sah sich im Haus ganz genau um. Für so einen kleinen Bullen war das Haus ziemlich protzig eingerichtet, dachte er und machte sich daran, die ganzen Zimmer zu durchsuchen und zu verwüsten. Kein Stein blieb auf dem anderen, alles fiel Iljas Rachedurst zum Opfer. Selbst vor dem Kinderzimmer machte er nicht halt. Er musste einfach diesen Gerkhan in die Finger bekommen, doch wie lange würde es dauern, bis er hier wieder auftauchte. Nein, lange konnte er sich hier nicht aufhalten. Das, was er getan hatte, sollte reichen. Er lief wieder in den Flur hinunter und sah dann, dass der Autoschlüssel direkt vor ihm im Korb lag und der BMW in der Garage parkte. Schnell schnappte er sich den Schlüssel und startete den Wagen. Wohin?, fragte er sich nun. Noch immer waren ihm die zehn Millionen zu wenig, aber wie sollte er mehr bekommen? Egal, ihm würde schon etwas einfallen. Erstmal fuhr er los und war in wenigen Minuten auf der Autobahn, doch sofort fluchte er wieder verhalten. Vor ihm war eine Straßensperre der Polizei aufgebaut. „Shit.“, stieß er aus und dachte nach, was er nun zu tun hatte.


    „Frau Krüger….wenn Ben dort stirbt, dann werden Sie zwei Männer verlieren. Mein Mann wird dann nicht mehr weiter machen…“, erklärte Andrea. Kim nickte nur schweigend. „Wissen Sie…als Tom…starb, da stand unsere Ehe auf der Kippe. Semir war am Ende…er war völlig fertig und…“, ging es bei Andrea weiter. „Ich weiß, was Sie sagen wollen, aber ich kann nichts tun. Jäger ist robust…er wird es schaffen. Daran müssen wir glauben.“, erklärte Kim kalt. Andrea sah ihn an. „Sie zeigen wohl nie Ihre Gefühle was? Ist das Schicksal von Ben Jäger nicht ausschlaggebend?“, harkte Andrea nach, die selbst Tränen in den Augen hatte. „Mir ist es nicht egal…aber…ich ändere nichts daran, wenn ich in Mitleid vergehe…“, kam von Kim wütend zurück. „Okay… ich verstehe…aber ich finde, Sie sollten es wenigstens ab und zu zeigen, was Sie fühlen. Ansonsten zerbrechen Sie dran.“, riet Andrea leise. Kim sah sie nur an. „Sie sollten Ihren Mann mit nach Hause nehmen, aber bitte denken Sie daran, dass er kein Auto fährt. Er …“, lenkte sie vom Thema ab. Andrea nickte nur. „Schon klar….“


    Semir sah auf Ben. Die Geräte piepten eintönig und sie machten müde. Er erhob sich. „Ich komme morgen wieder. Bis dahin solltest du bitte wieder wach sein...klar? Sonst bekommst du nie wieder von mir Kekse…“, drohte Semir und musste über seinen kleinen Scherz leise lachen. „Ben…ich brauche dich…lass mich nicht allein…bitte.“, flehte er. Eine einsame Träne lief die Wange herunter. Semir dreht sich um und verließ den Raum. An der Tür drehte er sich noch einmal zu seinem jungen Kollegen um. „Komm Schatz… wir fahren nach Hause…“, riss Andrea ihn aus den Gedanken. „Ja…sicher…“, murmelte Semir und ging mit schweren Schritten neben Andrea her. Sie fuhren in die Tiefgarage, wo Susanne schon auf sie wartete. „Da seid ihr ja endlich…. Aida hat schon zu weinen angefangen… Aber jetzt schläft sie wieder…“, begrüßte Susanne sie. Semir setzte sich wortlos in den Wagen. Susanne sah Andrea fragend an. „Fährst du bitte.“, wollte Andrea wissen. „Was ist los?“, harkte Susanne nach. „Ben….wurde angeschossen…es sieht nicht gut aus.“, erklärte Andrea leise. „Oh nein…“, stieß Susanne aus. „Bitte fahr uns nach Hause…und …dann….“, bat Andrea. Susanne nickte und ließ sich hinter das Steuer sinken. Sie warf einen Blick auf Semir, der einfach nur durch die Frontscheibe sah. Er sagte nichts, er saß einfach nur da und tat nichts. Susanne ließ den Wagen durch den nächtlichen Verkehr gleiten. Es dauerte eine knappe halbe Stunde bis sie zuhause waren. Vor der Tür stiegen sie aus. „Semir! Die Tür… wir hatten sie abgeschlossen…aber…jetzt…ist sie offen…“, erklärte Andrea leise. Semir wurde nun wieder aktiv. „Ihr wartet hier!“, befahl er und ging ins Haus. Drinnen bot sich ein Chaos. Alle Schränke waren geöffnet und die Sachen lagen am Boden. Doch es schien niemand mehr hier zu sein. Dennoch ließ er die Frauen draußen im Wagen warten. Er ging Raum für Raum durch. Überall sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. „Wer zum Teufel….“, fragte er sich. Mit einem Tuch nahm er den Hörer auf und rief die Kollegen an.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ilja hielt seinen Wagen an. Okay… damit hatte er gerechnet. Doch er musste hier weg…oder sollte er zurück fahren? Vielleicht war Gerkhan noch nicht wieder zuhause und er konnte sich dort….ja…das war die einzige Möglichkeit. Und wenn die Bullen doch schon dort sein sollten, würde er warten, bis sie wieder abgefahren sind. Anschließend kann er sogar noch seine Rache durchleben. Das war doch wohl mal 1 A… dachte er bei sich. Doch wie sollte er nun hier weg kommen? Die Bullen hatten die Ausfahrten abgesperrt. Und dann fiel ihm ein, dass er doch selbst ein Bullenwagen fuhr. Er grinste leicht. Das wollte ich schon immer mal versuchen. Mit Blaulicht kam er sicher durch die Sperren. Er suchte die Funktion das Martinshorn anzustellen sowie das Blaulicht. Dann fuhr er zur nächsten Ausfahrt und tatsächlich ließen die Kollegen ihn ohne Kontrolle durch. Ilja lachte leise. Wie einfach das doch ist. Dann fuhr er nach Köln zurück. Doch als er vor dem Haus von Gerkhan war, sah er die nächste Schwierigkeit. Die Polizei war in einem großen Aufmarsch im Haus und er hatte Glück, dass er nicht entdeckt wurde. Hinter einer Hecke in einer der Seitenstraßen versteckte er den Wagen und nahm Waffe und Geldtasche an sich. Jetzt hieß es warten und dann würde er seine Rache bekommen.


    „Unsere ganzen Sachen.“, stieß Andrea aus und hob die Scherben der verdonnerten Vase ihrer Urgroßmutter auf. Susanne war mit Aida draußen geblieben und wiegte das Kind hin und her. Semir ging durch die Zimmer und sah sich nur um. „Verdammt, wie hat er das nur geschafft?“, fauchte er und sah aus dem Fenster hinaus. Er durchleuchtete mit seinen kleinen, braunen Augen die Umgebung und erstarrte dann plötzlich, als er glaubte, seinen BMW zu sehen. „Das gibt’s doch nicht.“, zischte er und war sofort mit schnellen Schritten aus dem Haus gerannt. „Semir, was ist denn los?“, schrie Andrea hinter ihm her, doch ihr Mann hörte nicht mehr. Er rannte um die Ecke und erblickte seinen BMW. „Hallo Gerkhan.“, erklang plötzlich eine Stimme und bevor sich Semir umdrehen konnte, bekam er einen Schlag in den Nacken. Benommen sank Semir zusammen und wurde zur Beifahrertür geschleppt. „Du kommst mit mir, Freundchen.“, lachte er und band Semir mit einem Seil am Türgriff und am Sitz fest. Dann musste er sich aus dem Staub machen, da die Polizei auf ihn aufmerksam wurde. „So, und jetzt weg hier.“, lachte er, stieg ein und fuhr los. „Halt, stehen bleiben.“, schrie Dieter und sprang hinter eine Hecke, als Ilja ihn mit Semirs BMW fast über den Haufen fahren wollte. „Shit.“, stieß er aus und ging zum Haus zurück. Andrea sah, wie der BMW wegfuhr und sah Dieter an. Sofort spürte sie, dass Semir etwas zugestoßen sein muss. „Dieter, wo ist Semir?“, wollte sie erschrocken wissen und sah den langen Polizisten an. „Er... er ist in seinem eigenen Wagen entführt worden.“, stieß er aus und schickte sofort die beiden verbleibenden Streifen hinterher.

  • Konrad lag in seinem Bett und wartete der Dinge, die dort kamen. Viele Gedanken gingen ihm im Kopf herum. Immer wieder drehte sich alles um Ben. Was, wenn sein Sohn nie wieder aufwachen würde? Was, wenn er nicht wieder gesund werden würde? Nein, das durfte nicht passieren. Das kann und wollte er nicht zulassen. Julia und Peter waren gegangen und es war mitten in der Nacht, als er sich dazu entschloss, sein Zimmer zu verlassen und sich zur Intensivstation zu schleichen. Er musste einfach nach seinem Kind sehen. Ben war doch sein einziger Sohn und er wollte ihn nicht schon wieder verlieren. Langsam erhob er sich, biss die Zähne zusammen, als er die Schulter spannte. Dann schlüpfte er in seine Pantoffeln und öffnete vorsichtig die Zimmertür. Wie ein kleines Kind, dass aus dem Kinderzimmer ausbüchste, sah er sich verstohlen um und schlich dann leise zum Fahrstuhl, fuhr auf die Intensivstation. Durch das Fenster sah er seinen blässlichen Sohn an den Geräten gefesselt liegen und blickte sich wieder verstohlen um. Da im Vorzimmer die sterile Kleidung lag, warf er sich schnell, aber mit Schmerzen in der Schulter einen der Kittel um und betrat die Station. Das Piepsen der Geräte war deutlich zu hören. Ben bot einen schrecklichen Anblick. Aber Konrad ging auf seinen Sohn zu und setzte sich zu ihm ans Bett. „Ben, bitte bleib bei mir. Ich verspreche dir auch, nicht nach England zu gehen. Aber bitte... bitte, wird wieder gesund.“, flehte Konrad und nahm Bens Hand.


    ...

  • Semir kam langsam wieder zu sich und merkte, dass er sich nicht bewegen konnte. Sein Kopf und sein Nacken schmerzten ungemein und er fühlte sich, als wäre er gegen einen Dampfhammer gelaufen. „Na, kommen wir wieder zu uns.“, hörte er eine verhöhnende Stimme und sofort drehte er sich zur Seite. Erschrocken blickte er in das fies grinsende Gesicht von Ilja. „Sie?“, stieß er aus und wollte sich wehren. Doch die Fesseln hielten ihn am Griff und am Sitz fest. „Verdammt, was soll das? Machen sie mich sofort los, oder ich....“ „Oder was?“, lachte Ilja und zog seine Waffe hervor. Erst jetzt sah Semir die Wunde an dessen Schulter und der Mann schien dadurch noch gereizter zu sein und die Finger schienen sich mehr und mehr um den Abzug zu verkrampfen und Semir wusste, ein falsches Wort und es könnte sein letztes sein. „Wir werden jetzt gemeinsam dieses Land verlassen, aber vorerst werde ich mir diese Kugel entfernen lassen.“, zischte er und sah immer wieder in den Rückspiegel. „Verdammt, wo kommen die den her?“, stieß Ilja aus, als er die beiden Polizeiwagen schnell näher kommen sah. Semir leckte sich nervös über die Lippen. „Geben Sie auf….Sie können nicht entkommen…“, versuchte er seinen Gegner zu überzeugen. „Halt die Klappe!!“, schrie dieser ihn an. „Du …du wirst mir jetzt den freien Abzug verschaffen…wo geht das Funkgerät an?“, wollte sein Entführer wissen. Semir schwieg zunächst. Doch er sah auch ein, dass er keine Chance hatte, sich zu wehren. „Wo geht der Funk an?“, fauchte Ilja fragend und stieß ihn den Waffenlauf in die Wange. „Rechter Knopf.“, antwortete Semir. Ilja drehte den Knopf und griff um Mikro. „So dann wollen wir deinen Freunden mal sagen, dass es besser ist, wenn sie die Verfolgung abbrechen.“, grinste Ilja.


    Attila und Mario saßen im Funkwagen und verfolgten den BMW von Semir. „Wenn Semir mir ab und an mal gezeigt hätte, wie er es schafft den Wagen zu schrotten, dann könnte ich mich jetzt querstellen und dann…“, fauchte Mario wütend. Attila lachte leise. „Lass es lieber. Es reicht doch, wenn die Beiden den Anschiss von Krüger bekommen.“ „Hört ihr mich da hinten?“, kam plötzlich durch den Funk. Die beiden Beamten sahen sich an. „Wer ist das denn?“, fragte Attila und griff zum Mikro. „Hier spricht Cobra 17….wer sind Sie?“, wollte er wissen. „Wer ich bin? Was denkst du, wer ich bin? Ich bin der…der euren Freund Gerkhan hier hat. Ihr solltet besser aufhören, hinter uns her zu fahren, sonst bin ich gezwungen eurem Kollegen weh zu tun!!“, kam als Antwort. „Hören Sie…Sie können uns nicht entkommen…Lasen Sie unseren Kollegen frei…“, gab Attila entschlossen durch. „Ach ja…?“, hörten sie den Erpresser. Nur wenig später hallte ein Schuss. „Hey!!! Hören Sie mich?“, stieß Attila durch den Funk. „Ja…die Kugel ging sehr knapp an dem Kopf eures Kollegen vorbei…noch…aber ich kann auch direkt zielen und damit ihr merkt, dass ich keinen Spaß mache, darf euer Freund jetzt was sagen…“, erklärte der Gegner. „Sag deinen Freunden, dass ich es ernst meine...“, fauchte Ilja Semir an und hielt ihm das Mikro hin. „Hier…Semir… bleibt zurück…er scherzt nicht.“, stieß Semir durch. Noch immer saß ihm der Schreck in den Knochen, als die Kugel nur Millimeter entfernt von seinem Kopf vorbei flog. Sein Ohr pfiff leise durch das Knallgeräusch. Ilja sah in den Rückspiegel und tatsächlich blieben die Fahrzeuge zurück. „Sehr gut… und nun werden wir einen alten Freund von mir besuchen… er wird mir die Kugel raus holen…und dann werden wir unsere Flucht fortsetzen. Aber noch etwas… wo ist unser Goldjunge Jäger? Und wo der Engländer?“, wollte Ilja wissen. Semir antwortete nicht. „Wo sind sie?“, fauchte Ilja erneut. „Ben Jäger ist…tot…“, stieß Semir aus. So glaubwürdig, dass Ilja ihm es tatsächlich abnahm. „Oh…das tut mir Leid. Und dieser Engländer?“, harkte er nach. „Ich weiß es nicht. Was haben Sie vor?“, stellte Semir die Gegenfrage. „Oh…ich kenne einen Doc aus alten Tagen und der schuldet mir noch einen Gefallen….“, grinste Ilja. Semir sah aus dem Fenster. Seine Hände taten durch die ungewohnte Haltung weh. „Woran denkst du?“, riss Ilja ihn aus den Gedanken. „Das geht dich einen Scheiß an…“, fauchte Semir nur. Er sah dass die Fahrt nach Ossendorf ging.


    Andrea saß auf dem Sofa. „Gott… warum hat er Semir mitgenommen? Ich meine…er hätte doch einfach fahren können und…“, fragte sie leise. Kim nahm ihre Hände. „Wir vermuten, dass er versucht hat über die Autobahn zu entkommen, aber wir haben alle Ausfahrten gesperrt und anscheinend hatte er die Idee, Sie, Ihre Tochter und Ihren Mann als Geiseln zu nehmen. Das ist allerdings durch Semir vereitelt worden, als er seinen Wagen auf der Straße sah und hinrannte. Die Kollegen sind zwar direkt hinterher, aber…Frau Gerkhan… Sie wissen doch, wie Ihr Mann reagiert, wenn jemand sich an seinem Wagen zu schaffen macht. Da wird er zum Tier. Aber wir werden ihn finden. Wir haben seinen Dienstwagen stets unter Beobachtung. Allerdings hat der Mann damit gedroht ihn zu erschießen, wenn wir ihm weiterhin folgen. Von daher sind wir auf das GPS angewiesen…“, erklärte Kim Krüger leise. Andrea nickte. „Gott warum kann nicht einmal ein Fall ohne Probleme beendet werden? Warum können Semir und Ben sich nicht einfach amüsieren ohne in irgendeine Falle zu geraten?“, wollte sie wissen. Doch darauf wusste auch Kim Krüger keine Antwort. „Was ist mit Ben?“, fragte Andrea nach einer Weile nach. „Es gibt noch keine Veränderung… Sein Vater ist bei ihm…“, kam leise von Kim.

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  • Ilja lenkte den Wagen in eine kleine ruhige Nebenstraße. Semir sah ihn an als er angehalten hatte. „So…mein Freund… wir werden jetzt dort rein gehen und dann wird mir mein alter Freund Paul die Kugel herausholen. Du wirst nichts sagen... ist das klar?“, wollte er von Semir wissen. Dieser nickte nur. Solange er gefesselt war, konnte er sich nicht wehren, aber wenn der Mistkerl ihm die Fesseln löste, dann könnte er es schaffen…er könnte ihn überwältigen und festnehmen. Ilja ging zur Tür und klingelte. Nur wenig später wurde die Tür geöffnet. „Paul….altes Haus…“, begrüßte Ilja den Mann. „Ilja? Was tust du denn hier?“, kam die Frage. „Ich brauche dich….kann ich und mein „Spezieller“ Freund der dort im Wagen sitzt für ein paar Tage bei dir unterkommen?“, wollte Ilja wissen. Paul sah zum Wagen und bemerkte den Mann, der dort scheinbar gefesselt auf dem Beifahrersitz saß. „Wer ist das?“, fragte Paul nur. „Wie gesagt….ein spezieller Freund. Ich brauche deine ärztliche Hilfe…“, erklärte Ilja. „Oh….nun meine Privatklinik hat noch ein paar Betten frei… für gute Freunde…“, lachte Paul. „Aber der Wagen muss weg… das ist doch ein Bullenwagen… oder?“, wollte Paul wissen. Ilja sagte nichts, grinste aber vielsagend. „Okay, im Keller sind noch einige leerstehende Zimmer. Da können wir ihn unterbringen, ohne, dass ihn jemand schreien hört. Ich werde dann den Wagen persönlich weg bringen.“, erklärte Paul. Wieder nickte Ilja und ging dann zum Wagen zurück.


    Konrad hatte die restliche Nacht an Bens Bett verbracht und hielt noch immer dessen Hand. Er war vollkommen auf dem Bett eingenickt und hatte den Kopf auf das kleine, unbesetzte Stückchen Bett gelegt, das nicht von Ben in Anspruch genommen wurde. Doch plötzlich spürte er wie jemand seine Hand drückte. Langsam öffnete er die Augen und hob den Kopf. „Ben?“, fragte er vorsichtig und sah seinen bleich gewordenen Sohn erwartungsvoll an. Tatsächlich zuckten Bens Augenlider auf und der Handdruck verstärkte sich. „Papa?“, kam es leise und kaum hörbar von dem jungen Hauptkommissar. „Ja, ja, ich bin hier. Ben, du lebst.“, stieß Konrad vor Freude aus und stand nun neben seinem Sohn. Doch ehe sich beide unterhalten konnten, kam auch schon der Arzt mit seinem Team ins Zimmer und sah sich die Werte des Verletzten an. „Herr Jäger, bitte gehen sie wieder in ihr Zimmer. Wir werden ihren Sohn zu ihnen aufs Zimmer bringen, sobald wir die Untersuchungen abgeschlossen haben.“, bat der Arzt eindringlich und Konrad wurde von einer Schwester in sein Zimmer zurück gebracht. „Mein Sohn ist wieder wach.“, stieß er immer wieder vor Freude aus und ein Unbeteiligter hätte denken können, dass der Mann vollkommen durch den Wind war. Dennoch ließ Konrad immer wieder diese Worte über seine Lippen kommen. Ben würde wieder ganz gesund werden, da war er sich sicher. In diesem Moment fiel ihm England wieder ein.

  • Semir sah, wie Ilja mit einem schwarzen Tuch zurückkam und zu seiner Seite wollte. Im nächsten Moment ging auch schon die Beifahrertür auf und der Deutschtürke blickte in den Lauf der Pistole, mit der er schon auf der Fahrt Bekanntschaft machen durfte. „Ein Ton oder eine falsche Bewegung und ich bring dich um.“, fauchte er und drückte Semir die Waffe gefährlich weit in den Bauch. Dieser stöhnte auf und nickte dann nur ergeben. Was konnte er auch schon machen? Im nächsten Moment wurden ihm die Augen verbunden und die Handfesseln abgenommen, doch sofort wieder angelegt, nachdem sie vom Haltegriff gelöst waren. In Windeseile hatte Ilja ihn wieder gefesselt, so schnell konnte Semir gar nichts unternehmen. Aber, täuschte er sich oder saßen die Fesseln jetzt lockerer, als vorher? „Los, beweg dich.“, hörte er dann die Stimme seines Entführers und im nächsten Moment wurde er einfach vorwärts gestoßen, ohne jegliche Orientierung. Doch merkte er, dass er auf Kiesboden zu laufen schien. Das Knirschen konnte er hören und einige der Steinchen waren ihm in die Schuhe gerutscht. Er wurde in ein Haus gestoßen und blieb stehen. „Hat einer was von Anhalten gesagt?“, fauchte Ilja und stieß ihn Richtung Treppe. Da Semir aber mit den Händen auf den Rücken gefesselt war und der Stoß sehr kräftig war, konnte er sich nicht halten und stürzte die schmale Wendeltreppe runter. Benommen blieb er am Ende dieser liegen und rührte sich nicht mehr.


    ...

  • Paul sah, wie Ilja mit dem kleinen Mann ins Haus ging und ihn mit Stößen und Tritten vorwärts trieb. Was dieser verrückte Kerl von ihm nur wollte, dachte er und konnte es sich schon fast denken. Schließlich hatte er in den letzten Tagen die Nachrichten und Zeitungen sehr genau studiert. Sicher würde Ilja seine Hilfe brauchen und er würde sich diese Hilfe teuer bezahlen lassen. Doch zuerst durfte dieser Wagen nicht hier gefunden werden. Doch wohin damit, dachte er nur und dann hatte er die Idee. Am Bahnhof würde er den Verdacht erwecken, dass beide mit dem Zug weiter geflüchtet sind. Keiner würde darauf kommen, dass der Wagen dort mutwillig platziert wurde. Das war die Idee und Paul setzte sie sofort in die Tat um. Er startete den Wagen und fuhr damit zum Bahnhof hinüber, suchte sich einen freien Parkplatz und stellte den BMW ab. Dann suchte er sich ein Taxi und fuhr zu seiner Praxis zurück. Auf der Rückfahrt rieb er sich die Hände und dachte, was für einen genialen Einfall er doch hatte. Doch das Lachen sollte ihm bald vergehen. Wieder zuhause ging er zu Ilja der bereits im Wohnzimmer saß. „Wo ist dein Freund?“, wollte er wissen. „Paul… hol mir die Kugel raus und du bist uns bald wieder los. Um meinen Freund mach dir keinen Kopf. Der wird erstmal nichts machen.“, grinste Ilja. „Ich habe gesehen, wie du ihn behandelt hast. Ich möchte mir den Mann gleich ansehen. Wenn du so eine Angst vor ihm hast, dann werde ich sicher was finden um ihn ruhig zu stellen.“, schlug Paul vor und tastete Iljas Schulter ab. Dieser stöhnte leise auf. „Ist nicht nötig…“, wiegelte er ab. „Das bestimme ich. Okay… die Kugel sitzt im Schulterblatt. Örtliche Betäubung?“, fragte Paul. Ilja nickte. Nur eine halbe Stunde später war die Kugel raus. Ilja bekam einen sauberen Verband um. „Du solltest den Arm mindestens zwei Wochen nicht bewegen. Solange kannst du hier bleiben…“, bot Paul an. „Danke…mein Freund…“, nickte Ilja. Er ließ sich sein Zimmer zeigen.


    Semir saß in dem Zimmer, in dem ihn Ilja untergebracht hatte war nicht groß. Nur ein Bett stand hier drin. Doch er hatte ihm die Fesseln nicht abgenommen und auch die Augenbinde saß fest. Semir saß auf dem Bett. Von dem Treppensturz hatte er eine Platzwunde an der Stirn sowie Abschürfungen am Bein und am Arm erhalten. Seine Rippen taten weh. Dennoch gab Semir nicht auf. Immer noch hatte er sein Handy und wenn er es geschickt genug anstellte, schaffte er es das Wort Hilfe oder was auch immer an Kim Krüger zu senden. Sicher wurde er schon gesucht. Semir wandte sich mit den Händen und schaffte es tatsächlich das Handy zu ziehen, doch bevor er sich mit der SMS beschäftigen konnte hörte er einen Schlüssel im Schloss. Schnell steckte er das Handy unter die Decke und tat als würde er schlafen. Es war ziemlich ungemütlich mit den gefesselten Händen. Nur mit Mühe schaffte er es die Atmung zu kontrollieren. Dann hörte er wie jemand in den Raum kam und wenig später legte sich eine Hand auf seine Schulter Semir zuckte zusammen. „Ganz ruhig… ich will mir nur die Wunden ansehen. Setzen Sie sich auf…“, bat ein Mann. Semir tat was dieser verlangte. Er redete nicht, denn er wusste nicht, ob dieser Mann allein war. Die Hände tasteten über den Körper und auch über seine Hosentaschen, die jetzt allerdings leer war. Semir flehte inständig in Gedanken, dass das Handy nicht entdeckt wurde. Als der Mann seine Rippengegend abtastete, stieß Semir ein leises Stöhnen aus. „Oh… nun die sind geprellt…aber nicht gebrochen. Sie sollten sich ruhig verhalten. Nur keine Sorge… ich werde mich um Sie kümmern. Haben Sie Hunger?“, wollte der Mann bei ihm wissen. Semir nickte. Wenig später bekam er etwas zu essen, doch weder Fesseln noch Augenbinde wurden abgenommen. „Nur keine Sorge… solange Sie in meinem Haus sind, werden Sie anständig behandelt.“, kam zum Trost. Doch auch jetzt antwortete Semir nicht.


    „Damit eines mal klar ist….die Beiden konnten nichts für diesen Übergriff, aber wenn die Sicherheitsleute ein wenig besser aufgepasst hätten, dann wären diese falschen Musiker nicht an Bord gekommen, Konrad Jäger würde nicht im Krankenhaus liegen…es wären keine drei Menschen gestorben und Ben Jäger wäre auch nicht angeschossen worden! Sie reiten hier auf die Diplomatie herum!! Herrgott noch mal!! Wie wäre es mit etwas Menschlichkeit!!“, schrie Christopher Holmes Hall an. Dieser stand nur da und knetete die Hände. Er ließ das Donnerwetter von Holmes über sich ergehen. „Aber ich wollte doch nur…“, versuchte er sich zu verteidigen. „Was? Was wollten Sie? Mich befreien? Was wäre denn, wenn die Regierung bezahlt hätte? Meinen Sie tatsächlich, dass wir frei gekommen wären? Die hätten uns als Geiseln genommen und Sie haben nichts anderes zu tun als auf der Diplomatie herumzureiten!!“, schrie Chris weiter. Er war wütend als er erfahren hatte, dass Hall nur seinen Vorteil sah. Nur Christopher Holmes war ihm wichtig gewesen. Und das war etwas, das diesem überhaupt nicht gefiel. „Gehen Sie!! Bevor ich Sie von ihrem Amt enthebe… auf solche Leute können wir gut und Gerne verzichten. Ich werde mich jetzt erst mal nach meinen Freunden erkundigen… denn das haben Sie bisher auch nicht getan oder?“, wollte er wissen Hall verneinte leise und verließ den Raum. Christopher wartete bis Hall den Raum verlassen hatte und griff dann zum Telefon. Er rief Kim Krüger an. „Frau Krüger… Holmes hier. Wie geht es Konrad und Ben Jäger?“, fragte er mit gepresster Stimme. „Herr Jäger sen. ist auf dem Weg der Besserung. Bei Ben…sah es bis vor einer Stunde sehr schlecht aus, aber er ist wach. Nun braucht er nur Ruhe…“, erklärte die Frau. „Danke… sagen Sie den Beiden, dass ich sie besuchen komme, sobald ich hier die Sachen erledigt habe…“, bat er. „Das werde ich tun…danke …ähm….Herr Holmes.. es gibt noch etwas…Semir ist verschwunden. Wir haben die Spur verloren.“, erklärte Kim Krüger leise. „Oh mein Gott…“, stieß Christopher aus und ließ den Hörer langsam auf die Gabel sinken.

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  • Semir wartete eine Weile und griff dann zum Handy. Er musste es einfach schaffen. In Gedanken rief er sich sein Handy vor und versuchte sich an die Anordnung zu erinnern. Ist schon ziemlich schwierig eine SMS zu schreiben, wenn man nicht sah, was man schrieb. Aber egal was er schrieb…der Empfänger wusste sicher, dass er verschwunden war. Semir schaffte es und wählte dann einfach die Wahlwiederholung. Wen hatte er denn noch mal als letztes angerufen? Er wusste es nicht. Dann versendete er die SMS. Normalerweise hätte er ja auch einfach wählen können und sprechen, doch er wusste auch, dass dann das Risiko entdeckt zu werden noch größer war. So musste es schweigend passieren. Egal wer es liest…gib es an denen weiter die mir helfen können… flehte er inständig. Dann hörte Semir, wie sich wieder der Schlüssel im Schloss drehte und eine Person in den Raum eintrat. „Na, liegen wir auch schön bequem?“, hörte er das gehässige Lachen von Ilja durch den ganzen Raum. Semir zuckte zusammen. Er wusste nicht, was dieser Kerl mit ihm noch vorhatte. Es konnte ja nichts gutes sein, wenn er sich extra dafür runter bemüht hatte. Schnell ließ Semir das Handy verschwinden. Wenn es bei ihm gefunden wurde, dann kann er mit seinem Leben abschließen. Doch das Weglegen des Handys gestaltete sich, ohne etwas sehen zu können, mehr als schwierig und im nächsten Moment war nur ein lautes Poltern zu hören. Semir zuckte zusammen. In seinen Fingern fühlte er nur noch Luft. Das würde sein Ende sein, dachte er.


    Kim fuhr ins Krankenhaus und erkundigte sich sofort beim Arzt nach Bens Gesundheitszustand. „Frau Krüger, ich sagte ihnen schon, dass, wenn er die Nacht übersteht, er gute Chancen auf Heilung hat. Nun, er hat die Nacht überstanden. Er ist zwar noch geschwächt, aber es geht ihm gut. Die Wunde verheilt zu meiner Zufriedenheit gut und auch seine Werte sind nicht mehr so gravierend gefährdet, wie noch in der Nacht.“, erklärte der Arzt und sah Kim mit einem Lächeln an. „Wo ist er denn? Haben sie ihn schon auf die Normalstation verlegt?“, wollte sie wissen, als sie die leere Intensivstation sah und dann wieder zum Arzt zurückblickte. Dieser nickte nur. „Er liegt auf dem Zimmer seines Vaters. Der Arme hat die ganze Nacht hier unten verbracht und ist nun genauso geschafft, wie sein Sohn.“, lächelte der Mediziner und ging dann seines Weges. Kim lächelte und war froh, dass Ben wieder über den Berg war. Hoffentlich würde sich das Problem mit Semir auch so leicht beheben lassen und er könnte schnell die gute Neuigkeit erfahren. Als sie vor dem Zimmer stand, hörte sie, wie sich Vater und Sohn zu unterhalten schienen. Da wollte sie doch lieber nicht stören. Lächelnd löste sie ihren Griff von der Türklinke und ging in die Cafeteria, um sich mit einem schwarzen Bohnensaft zu stärken und wenigstens den Kollegen auf der PASt die gute Neuigkeit zu erzählen.

  • Christopher Holmes saß in seinem großen Büro im Konsulat, einer großen, geräumigen Villa in einem abgeschiedenen, aber gehobenen Düsseldorfer Wohnviertel. Das kalkweiße Haus war mit einer hohen Mauer umgeben, an der sich wildwuchernder Efeu entlang hangelte und vor dessen Gartenseite britische Soldaten und Sicherheitsleute vereinzelt ihre Runden liefen. Er konnte sich kaum auf die Arbeit konzentrieren. Immer wieder musste er an die Ereignisse auf dem Schiff denken. Wie gut, dass seine Frau und sein Sohn gerade in Schottland bei seinem Vater zu Besuch waren und sie weder durch die Nachrichten noch durch die Regierung hoffentlich davon erfuhren. Immerhin war Maggie im siebten Monat schwanger und Aufregung dieser Art würde sie mit großer Sicherheit nicht vertragen. Immer wieder hielt der Engländer inne und warf seinen Füllfederhalter, mit dem er wichtige Dokumente signierte oder Korrekturen abfasste, auf die Schreibunterlage. Mehr und mehr ging er zum Fenster und sah auf den trostlosen, herbstlich gewordenen Garten hinaus. Seine Gedanken hingen bei seinen Freunden, Semir und Ben. Und bei Konrad Jäger... wieso musste er nur auf solch eine pompöse Feier auf einem Schiff bestehen? Es hätte auch der Empfang hier im Konsulat gereicht. Warum nur? Seine Gedanken wurden jäh durch das Piepsen seines Handys unterbrochen. Mit flinken Schritten war er zum Schreibtisch zurückgegangen und holte aus seinem Jackett sein Touchscreenhandy hervor. Sicher eine Nachricht seiner Frau, dachte er, doch es war anders. „Nanu?“, staunte er, als er Semirs Nummer auf dem Bildschirm sah. Schnell öffnete er die Nachricht und bekam große Augen.


    ...

  • Ben... ich... ich... wir hatten keine Zeit über das zu reden, was ich auf der Party gesagt habe.“, meinte Konrad und hatte dabei einen mehr oder weniger großen Kloß im Hals. Ben drehte seinen Kopf vorsichtig zur Seite und sah seinen Vater mit großen, braunen Augen an. „Papa, ich kann verstehen, dass du dich zur Ruhe setzen möchtest. Nur, warum gerade England?“, kam es dann von Ben und er sah seinen Papa an. „Das hat sich so ergeben. Ich meine…ich…also weißt du…“, stammelte Konrad etwas hilflos. Ben lächelte schwach. „Es ist dein Leben, Papa. Wenn du nach England gehen willst, dann tu es einfach. Du musst dich bei mir nicht erklären. Versuch einfach dein Leben zu leben.“, gab er zurück. Konrad lachte leise. „Du hast Recht… ich werde sobald du wieder fit bist nach England fahren und dort neu anfangen. Die Firma ist bei Julia und Peter in guten Händen. Ich habe meine Tantiemen und damit kann ich sehr gut leben. Ben… ich bin froh, dass du so denkst… ich bin auch froh, dass du es geschafft hast. Nun musst du nur noch gesund werden.“, meinte Konrad. „Was ist eigentlich mit Semir? Wo steckt er? Wurde er auch verletzt?“, wollte Ben wissen. Konrad sah ihn erstaunt an. „Das weiß ich auch nicht. Gott, den hab ich ja ganz vergessen.“, tadelte sich der Baulöwe. Ben schloss die Augen. „Vermutlich wartet er draußen vor der Tür und traut sich nicht rein, weil ich die Kugel abbekommen habe und nicht er.“, lachte Ben müde. Konrad merkte, dass er müde war. „Für heute reicht es erst einmal. Du solltest schlafen.“, empfahl er seinen Sohn. „Ja… du hast Recht. Ich bin ziemlich schwach. Sag Semir er soll morgen kommen, ja.“, bat Ben und schlief tatsächlich ein. Konrad stand langsam auf und verließ das Zimmer für einen Augenblick. Doch, dort war niemand zu sehen. Semir war nicht da. Als er wieder ins Zimmer wollte, sah er Kim Krüger kommen. „Frau Krüger….schön, dass Sie noch hier sind. Ben schläft. Er hat nach Semir gefragt. Wo ist er?“, wollte er von ihr wissen. Kim sah ihn an. „Semir…wurde entführt….“, erklärte sie leise. „Oh mein Gott…!“, stieß Konrad aus.


    „Was war das?“, hörte Semir den Mann fauchen. „Ich…weiß es nicht…“, kam leise von Semir. „Ja sicher… wollen wir doch mal sehen, was das war…“, kam als Antwort. Semir hörte die Schritte des Mannes. Er hielt die Hände ruhig. „Oh… die Schnalle des Bettengurtes… hey… da hab ich doch glatt ne Idee…“, kam von dem Mann. Semir atmete tief durch. Er schloss unter der Augenbinde die Augen. Wo war dann sein Handy? Der Mann verließ scheinbar den Raum. Schnell tastete Semir nach seinem Handy. Und er fand es. Es hatte sich irgendwie in der Decke verfangen. Gott….das war Glück…dachte er nur und steckte sein Handy in die hintere Hosentasche. Jetzt erinnerte er sich, dass die Tür nicht verschlossen wurde. Er hatte nicht das Schließgeräusch gehört…oder hatte er es überhört? Nein… ganz sicher nicht.


    Semir versuchte sich zu orientieren und ging mit vorsichtigen Schritten in Richtung Tür. Doch bevor er sie erreichte wurde sie geöffnet. Sofort blieb Semir stehen. „Wollten wir uns selbstständig machen?“, höhnte ihn der Mann. Er stieß ihn wieder in Richtung Bett. Semir stolperte und fiel hin. „Ilja!! Ist gut…!“, mischte sich ein zweiter ein. Semir fühlte, wie er hoch gezogen wurde. „Leg ihn auf das Bett und binde ihn an! Aber so, dass er sich nicht befreien kann!“, fauchte der Mann der Semir hier eingesperrt hatte. „Legen Sie sich hin…ich werde es Ihnen etwas bequemer machen.“, redete der zweite auf ihn ein. Semir nickte und tat, was der Mann sagte. Er spürte, wie die Fesseln gelöst wurden. Doch wenig später war eine Waffe an seinem Kopf. „Beweg dich und du hast ne Kugel im Schädel!“, warnte ihn Ilja. Semir blieb ruhig liegen. „Hast du was, dass du ihm geben kannst?“, wandte sich Ilja an den zweiten Mann. „Ich brauche ihn nichts geben. Die Gurte sind extrastark und halten ihn am Bett fest. Er kommt hier nicht weg.“, gab der zweite zurück. „Also gut… sollte er anfangen zu schreien…was dann? Sollen deine Patienten vielleicht aufmerksam werden?“, wollte Ilja wissen. „Du bist mein einziger Patient hier… also ist es unsinnig.“, widersprach der zweite. Semir hörte nur schweigend zu. Er rührte sich nicht und spürte wie Gurte um seine Handgelenke geschnallt wurden. Anschließend wurden sie festgezurrt.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Was ist das denn für ein Blödsinn!“ fauchte Christopher. Er versuchte das, was Semir ihn geschrieben hatte zu entziffern, aber es kam nichts dabei raus. Normalerweise hätte Christopher die Nachricht einfach gelöscht und vergessen. Doch er stand seinem berühmten Namensvetter in nichts nach. Vielleicht war Semir in Gefahr? Das könnte eigentlich nur Andrea seine Frau wissen, oder aber auch Kim Krüger. Christopher sah auf die Uhr. Es war fast Mitternacht. Dennoch… er hielt es für wichtig Krüger von dieser sonderbaren SMS zu erzählen. Da noch die Nummer von vorhin im Diensttelefon gespeichert war, schrieb er sie sich schnell auf ein Block und wählte Kim dann an, während er sich selbst wieder anzog. Seine Weste hatte er, während er die Buchstabenknoten entwirren wollte, abgelegt, ebenso die Krawatte, die nur noch lose an ihm herunterbaumelte. „Krüger...“, meldete sich dann die Kriminalrätin am anderen Ende der Leitung. „Miss Krüger? Hier ist Holmes, ich hoffe, ich habe sie nicht geweckt?“, wollte er vorläufig wissen. „Nein, ich war sowieso noch im Krankenhaus.“, erwiderte sie. „Gut, ich habe nämlich vorhin eine SMS von Semir bekommen. Allerdings unverständliche Buchstabensalate. Ich beherrsche zwar Deutsch recht gut, aber dennoch könnte ich ihre Hilfe gebrauchen.“, meinte der Engländer und wartete auf einen Entschluss der Frau. „Wo sind sie jetzt?“, kam es nur als Antwort von Kim. „Noch im Konsulat. Aber ich kann in einer viertel Stunde im Krankenhaus sein.“, erwiderte er. „Gut, treffen wir uns in der Cafeteria. Die ist um die Zeit zwar verlassen, aber so können wir besser arbeiten.“, meinte sie und beide beendeten das Gespräch. Schnell richtete sich Christopher Holmes wieder her und stieg dann in seinen schnellen, nagelneuen schwarzen Aston Martin DBS. Mit quietschenden Reifen verließ er das Konsulatsgelände und machte sich mit allen vollgeschmierten Notizzetteln auf den Weg ins Krankenhaus.


    Semir saß stillschweigend auf seinem Bett und sah nichts. Immer wieder hatte er in den letzten Stunden, wie lange lag er eigentlich schon hier, versucht, die Riemen von sich abzuschütteln, doch das war unmöglich. Er wollte sich aber um keinen Preis seinem Schicksal hingeben. Wer weiß, was Ilja noch mit ihm anstellen würde und was würde der andere Mann machen? Er konnte ihn nicht immer beschützen. Wieder zerrte Semir an den Fesseln und hörte plötzlich das Klacken einer Luke oder Klappe und versteifte sich vollkommen. War da jemand gekommen? Semir hörte nichts, obwohl er wie ein Luchs die Ohren gespitzt hatte. Dann ein lautes Knurren. Was war das? Semir verkrampfte sich noch mehr und im nächsten Moment spürte er nur, wie ihm etwas auf den Bauch sprang und ein beruhigendes Schnurren. „Hey...“, stieß er erleichtert aus und merkte, dass sich ein Stubentiger auf seinen Bauch legte. „Na sag mal, ich bin doch kein Schlafkissen.“, knurrte der Deutschtürke, doch der Katze schien es egal zu sein. Ruhig und wärmend blieb sie auf Semir liegen und rührte sich keinen Zentimeter.

  • Kim sah auf, als sie das Quietschen von Reifen auf dem Parkplatz hörte. Sie sah durch das Cafeteriafenster, welches genau zum Parkplatz ging, und sah dann einen mit englischem Kennzeichen ausgestatteten Aston vor dem Eingang zum Krankenhaus stehen. „Miss Krüger, ich grüße sie.“, meinte Christopher Holmes und setzte sich zu ihr. „Okay, wollen wir keine Zeit verlieren. Wer weiß, was dieser Kerl alles mit Semir anstellt.“, meinte sie und sofort machten sie sich an die Arbeit. Christopher reichte Kim sein Handy mit der aufgerufenen SMS. „Was soll das denn sein? Bsin gn Gdfajr – hdjdt mgr. Hamdw gqt nmac am. S.“, las sie vor. „Das habe ich mich auch gefragt, aber bei der Fahrt fiel mir dann ein. Wenn Semir nicht auf sein Handy sehen konnte, wenn er blind tippen musste, dann kann das nur herausgekommen sein.“, erwiderte Christopher. „Gut, was haben sie schon entschlüsselt?“, wollte sie wissen und sah, wie der Engländer zu grinsen anfing. „Ich denke, ich habe es soweit entschlüsselt.“, meinte er und reichte ihr dann einen in einer saumäßigen Handschrift geschriebenen Zettel. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihn an. „Ist gar nicht so einfach auf der Fahrt was zu schreiben, wenn man dauernd nach vorne sehen muss und mit der einen Hand das Lenkrad festhält.“, erklärte er. „Bin in Gefahr – helft mir. Handy ist noch an. S.“, las Kim vor. „Sein Handy ist noch an. Jetzt können wir ihn orten und finden.“, stieß sie vor Freude aus, als sie plötzlich merkte, dass ihr Handy klingelte. „Ja, Krüger?“, meldete sie sich mit einem erfreuten Tonfall, doch sofort verfinsterte sich ihr Blick wieder. „Man hat Semirs Auto am Bahnhof in Ossendorf gefunden. Wenn die den Zug genommen haben, sind die wer-weiß-wo.“, stieß sie aus und fuhr sich durch ihre Haare. Christopher sah entmutigt in die Gegend umher, doch dann durchfuhr in ein Gedankenblitz. „Moment mal... die Bahnsteige und das Bahnhofsgelände werden doch videoüberwacht, oder?“, wollte er wissen. Kim bejahte dies. „Dann brauchen wir doch nur die Videobänder durchzusehen und schon wissen wir, ob Semir mit diesem Gangster im Zug weiter gefahren ist.“, meinte er. „Verdammt, sie haben recht.“, fauchte Kim und schellte sich für ihre momentane, langsame Denkweise. „Kommen sie, wir nehmen meinen Wagen.“, meinte Holmes und schon im nächsten Moment flogen sie die Straße hinunter.


    ...

  • Ilja trank einen Schluck von dem Bier. „Was hast du mit dem Bullen unten vor?“, wollte Paul wissen. „Oh… er wird mich begleiten. Nur keine Sorge…er wird nichts tun. Ist sehr folgsam. Wenn nicht….nun ja… du weißt, dass ich keine Skrupel habe. Ich werde gleich noch mal nach ihm sehen. Hat sicher Hunger.“, grinste Ilja. Paul sah ihn an und nickte. „Vermutlich… hör zu… du legst dich hin und ruhst dich aus. Ich kümmere mich um den Jungen dort im Keller.“, schlug Paul vor. Ilja sah ihn prüfend an. „Was willst du mit ihm machen?“, harkte er nach. „Ich werde ihm was zu essen geben und dann wird er schlafen. Er wird ruhig sein.“, versprach Paul. „Du willst ihm was spritzen?“, grinste Ilja. „Quatsch….warum denn? Er ist doch ruhig. Ich denke mal, du hast ihm alles abgenommen, womit man ihn finden kann oder?“, kam nachdenklich von Paul. „Ja sicher… er hat nichts bei sich. Also gut…. Mach du das. Ich bin müde und will schlafen.“, murmelte Ilja und erhob sich. „Ich leg mich hin…bis morgen dann…“ Paul sah ihm nach, als Ilja die Treppen nach oben schlurfte. Er stand auf und ging in die Küche. Er machte ein paar Brote fertig. Außerdem kochte er einen Tee, stellte Zucker und Milch auf das Tablett und ging anschließend mit diesem in den Keller. Er schloss die Tür auf und musste lachen, als er sah, dass Felix sich ins Zimmer geschlichen hatte. „Na hast du dir ein schönes Plätzchen ausgesucht?“, fragte er den Kater, der auf den Mann lag. „So mein Freund… das Abendessen…komm…. Du darfst was essen, aber bitte versuch keine Tricks… ich kann das gar nicht ab, ist das klar?“, wandte er sich an Semir, der still auf dem Bett lag. „Hey…keinen Hunger oder was?“, harkte Paul nach. Wieder kam keine Reaktion. Paul wurde skeptisch. Er ging zu dem Gefangenen und zog ihm die Augenbinde runter.


    Semir blinzelte ins Licht. „Hey… das ist nur Felix. Mein Kater ist eigentlich sehr eigenwillig und mag nicht jeden. Also fühlen Sie sich geehrt…“, grinste der Mann ihn an. „Helfen Sie mir bitte…“, flehte er leise. Der Mann sah ihn an. „Wissen Sie… ich kenne Ilja schon sehr lange. Der Junge ist ziemlich explosiv, aber er hat sicher nicht vor, Sie zu töten…wenn Sie das meinen.“, erklärte er. „Er hat drei Menschen erschossen. Warum sollte er dann Skrupel davor haben, mich zu erschießen?“, wollte Semir wissen. Der Mann löste eine der Schnallen. Semir sah ihn an. „ Bevor Sie auf dumme Gedanken kommen…ich habe den schwarzen Gürtel in Karate. Bevor Sie die Tür erreicht haben, liegen Sie wieder am Boden.“, warnte ihn der Mann. Semir glaubte ihm das ungesehen. Er fing an zu essen. Ich muss hier raus, dachte er. Vielleicht schaffte er es, wenn er zur Toilette durfte. Eine halbe Stunde dauerte es, bis er fertig war. „Darf ich zur Toilette?“, bat er. Der Mann nickte. „Gut… aber noch einmal … keine Tricks!“ Semir nickte. Er hatte gehofft etwas unternehmen zu können, doch die Toilette stand im gleichen Raum. In der hintersten Ecke mit einem kleinen Holzvorbau vom Raum abgetrennt. Der Mann löste die zweite Schnalle und zeigte Semir wo er hin musste. Semir ging mit steifen Schritten hin. So war ein Entkommen nicht möglich. Als Semir fertig war, wurde er wieder ans Bett gebunden. Doch diesmal blieb die Augenbinde runter. „Du kannst eh nichts machen…“, kam von dem Mann. Dann verließ er den Raum. Semir legte sich hin. Er konnte sich nicht befreien. Warum sollte er dann die Nacht durchwachen. War es überhaupt Nacht? Hier gab es kein Fenster um das zu erkennen. „Miau…“, kam leise aus einer Ecke. Semir hob den Kopf. „Wenigstens du leistest mir Gesellschaft, Felix… na komm…kannst dich wieder bequem legen…“, lockte er das Tier.


    Christopher und Kim ließen sich die Bänder aushändigen und sahen sich diese bei der Bundespolizei am Bahnhof an. Es dauerte eine ganze Weile bis der BMW von Semir auf dem Band zu sehen war. „Das ist nicht Semir!“, stieß Kim Krüger aus. Christopher sah ebenfalls hin. „Nein.. der Typ ist viel älter und auch größer. Aber er scheint allein zu sein. Sehen Sie…er schließt den Wagen ab und steigt dann in ein Taxi. Wenn wir die Taxinummer hätten, dann könnten wir auch herausfinden wohin der Kerl gefahren wurde. Ich wette, dass dort, wo der Mann ist, auch Semir sein wird. Aber so erkennen wir die Taxinummer nicht. Kann man das nicht vergrößern?“, wollte Christopher wissen. „Dafür kenne ich nur einen. Kann ich dieses Band mitnehmen?“, wandte sich Kim an den Leiter der Bahnpolizei. „Ja sicher… wenn Sie Verstärkung brauchen Frau Kollegin… wir stehen Ihnen zur Seite, wenn es sein muss.“, bot sich der Mann an. „Danke…aber ich hoffe inständig, dass wir es ohne Gewalt schaffen…“, lächelte Kim. Schon war sie mit Christopher unterwegs zur KTU. Als sie dort ankamen schloss Hartmut Freund gerade die Türen ab. „Herr Freund, ich hab hier noch schnell was.“, meinte Kim, als der Wagen noch nicht einmal zum Stehen gekommen war. Entgeistert sah Hartmut die Frau an und hatte noch den Schlüssel in der Hand. „Frau Krüger.... ich hab Feierabend, bitte. Ich bin schon mit der Spurenauswertung von dem Schiffsüberfall stark in Anspruch genommen.“, klagte er, doch Kims Gesicht duldete keinerlei Entschuldigung. „Es geht um Semir. Wir wissen sonst nicht, wer uns helfen kann.“, meinte sie. „Semir? Das ist was anderes.“, entgegnete Hartmut, schloss die Tür wieder auf und schaltete das Licht an. „Hier, auf diesem Band ist ein Taxi zu sehen. Wir brauchen unbedingt die Nummer des Taxis.“, erklärte sie. „Ist das alles?“, lachte Hartmut. „Können sie es nun oder nicht?“, fauchte Christopher ungeduldig und stemmte sich auf den Tisch vor. „Ja, das dürfte kein Problem sein.“, meinte Hartmut nur, legte das Band ein und spulte bis zu der Stelle vor, wo das Taxi zu sehen war. Er machte ein Standbild, projizierte alles auf seinen Computer und hatte innerhalb weniger Minuten eine scharfe Vergrößerung des Bildes. „Bitte sehr, das Taxi hat die Nummer 537 und stammt von dem Fuhrunternehmen Gerke.“, erklärte er dann nach exakt fünf Minuten und dreiundvierzig Sekunden. „Danke, Herr Freund. Nehmen sie sich die nächsten drei Tage frei.“, meinte Kim und ging mit Christopher zum Wagen zurück. „Und wohin jetzt?“, wollte der Engländer wissen. „Zu diesem Gerke. Ich will Semir noch heute Nacht befreit haben.“, stieß Kim aus und ließ sich von Susanne, die mit Andrea im Büro saß und auf Nachricht wartete, die Adresse raussuchen..

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  • Cedric Gerke saß hinter seinem Funkgerät in seiner Taxizentrale, als er einen lauten Motor aufheulen hörte. „Was soll denn das? Sie versperren mir ja die Hofeinfahrt. Fahren sie sofort ihre Höllenmaschine weg.“, fauchte er und kam wutentbrannt aus seinem Haus gestürmt und wollte mit drohender Faust auf Kim losgehen, doch Christopher packte die Hand und drehte sie dem Mann schmerzhaft auf dessen Arm um. „Herr Gerke, mein Name ist Kim Krüger von der Autobahnpolizei. Ich brauche von ihnen nur eine Auskunft und dann sind wir schon wieder weg.“, meinte sie freundlich und verlor keinen Ton über die rauen Methoden des Engländers. „Dann pfeifen sie ihre Bulldogge zurück.“, stieß er vor Schmerzen aus. Kim sah Holmes kurz an. Dieser ließ dann auch los, postierte sich aber hinter dem Taxiunternehmer. Gerke sah ihn nur missmutig an und blickte dann in Kims Gesicht. „Was wollen sie wissen? Ist einer meiner Jungs mal wieder zu schnell gefahren oder hat falsch geparkt?“, lachte er, doch das ernste Gesicht der Kriminalrätin brachte ihn schnell wieder zum Schweigen. „Herr Gerke, wer fährt bei ihnen das Taxi mit der Nummer 537 und hat heute um halb zwölf einen Fahrgast am Ossendorfer Bahnhof aufgenommen?“, wollte sie wissen. „Moment, das war Micha.“, erwiderte er prompt. „Micha?“, kam es nachfragend von Christopher. „Ja, mein Sohn. Er verdient sich einige Euros bei mir dazu. Er ist hinten im Wohnzimmer. Sie können ihn gerne fragen.“, schlug er vor. Kim nickte eindringlich und alle gingen gemeinsam in das Haus des Taxiunternehmers.


    Ben hatte einen unruhigen Schlaf. Er träumte, er stand in einem großen, dunklen Zimmer, welches nur durch eine schwache Glühbirne an der Decke beleuchtet war. Am Boden sah er etwas liegen. Langsam ging er auf das Etwas zu und erkannte, dass es ein Körper war. Seine Schritte hallten in seinem Kopf wider und er sah einen roten, großen Fleck auf dem Boden und um das Etwas herum. Blut. Das war Blut. Er beugte sich langsam zu dem Etwas herunter und packte es, drehte es zu sich herum. Es war Semir. Kreidebleich und voller Schmerzen in seiner Brust schoss Ben aus dem Bett auf und fiel sofort wieder in das Kissen, als er merkte, wie weh ihm diese Aktion gerade tat. „Ahhh...“, stieß er aus und weckte damit seinen Vater, der mit ihm im gleichen Zimmer schlief.

  • „Ben? Alles in Ordnung?“, fragte Konrad besorgt, doch er sah, dass mit Ben nicht alles in Ordnung war. Sofort drückte er den Notrufknopf und im nächsten Moment kamen zwei Schwestern und der Nachtarzt ins Zimmer gestürmt. Konrad stand auf und ging zu seinem Sohn. „Junge… sag doch was….!“, flehte er regelrecht. „Papa…ich…ich hab Semir….ich muss ihn sehen…bitte…“, kam von Ben schwach. Die Schwestern überprüften die Vitalfunktionen. „Sie müssen vor allem schlafen, Herr Jäger…. Ihr Freund wird sicher morgen herkommen, für Sie ist Ruhe angesagt… ich werde Ihnen etwas geben, damit Sie schlafen können.“, lächelte die Schwester ihn an. „Ich…ich hab meinen Freund gesehen… Blut… ich will ihn sehen...oder wenigstens hören…bitte….“, flehte Ben weiter. Doch wenig später war er eingeschlafen. Konrad sah die Schwester dankbar an. „Ich brauche bitte ein Telefon.“, sagte er. „Herr Jäger… wir haben es weit nach Mitternacht. Sie können jetzt niemanden anrufen…Schlafen auch Sie jetzt… es tut Ihnen gut.“, gab die Schwester zurück. Konrad nickte. Sie hatte Recht. Er konnte Gerkhan doch nicht einfach aus seinem Schlaf reißen, nur weil Ben einen Traum hatte.


    Micha Gerke sah auf, als die Frau ins Wohnzimmer traf. „Whow… so was schönes am Abend?“, lachte er. „Herr Gerke… es geht um Ihre Fahrt heute vom Ossendorfer Bahnhof…“, erklärte die Frau. „Vom Ossendorfer Bahnhof?“, fragte der Mann verwirrt. „Ja... Sie haben dort einen etwas sechzigjährigen Mann aufgelesen. Wir würden gern wissen wohin Sie ihn gebracht haben…“, gab sie an. „Also…der Typ…ja warten Sie… ich hab ihn nach Ehrenfeld gebracht. War so ein wenig durcheinander…“, grinste Micha. „Wo in Ehrenfeld?“, harkte die Frau nach. „Warum sagen Sie mir nicht einfach, warum Sie das wissen wollen? Ich meine, ich hab doch auch Datenschutz und kann nicht jeden sagen, wohin ich die Leute bringe…“, kam nun ziemlich Weise von Micha. „Mir schon…ich bin von der Kripo Autobahn. Der Mann, den Sie gefahren haben, steht im Verdacht einen Kollegen festzuhalten. Und Sie können sich bestimmt vorstellen, das dieser nach Hause möchte… Also wohin?“, fauchte die Frau ihn an. „Oh….ähm… das ist natürlich was Anderes. Der Mann ist in der Mayenhofer Strasse 3 ausgestiegen. Das ist so ne private Klinik glaub ich…zumindest ist das ein ziemlich großes Gemäuer.“, erinnerte sich Micha. „Hat der Mann einen Namen genannt?“, wollte die Frau wissen. „Nein….aber ich glaub, da wohnen nicht so viele… wie gesagt.. sah mehr aus wie ein Krankenhaus…“, wiederholte Micha die Aussage. „Danke….vielen Dank.“, verabschiedete sich die Frau und schon waren sie und der Mann wieder raus. Cedric Gerke sah Micha an. „Mann… wenn du da wirklich beigetragen hast ne Entführung aufzuklären, dann könnten die in der Zeitung erwähnen, dass Gerke dabei war…“, lachte er. Er griff zum Hörer und wählte die größte Tageszeitung an. „Was machst du denn?“, wollte Micha wissen. „Ich informiere die Presse… du wirst sehen.. die drucken heute noch ein Blatt um diese Neuigkeiten zu erfahren.“, lachte Gerke.


    ...

  • Ilja wachte gegen zwei Uhr auf. Er hatte Durst. Nach fünf Minuten stand er auf und zog sich die Schlappen an. Die Betten hier bei Paul waren wirklich sehr bequem. Ob Gerkhan sich auch wohl fühlte? Er wurde von Paul behandelt als sei er ein Patient. Dabei ist Gerkhan doch gar nicht verletzt… wieso muss Paul denn so eine soziale Seele haben? Na, mal sehen wie es dem Bullen geht…, dachte er und stieg die Treppen in den Keller. Er drehte den Schlüssel und machte das Licht an. Gerkhan lag da und hatte keine Augenbinde mehr. Verdammt… hatte der Bulle sich das Ding abgerissen? Warum hatte Paul ihm nicht gesagt, dass er das getan hatte? Er hätte den Bullen schon gezeigt, was er darf und was nicht. „Bist du mutig geworden oder was?“, fauchte er wütend. Gerkhan öffnete die Augen und sah ihn erschrocken an. Sofort hob er die Hände, die von den Gurten festgehalten wurden. „Ich sagte, die Augenbinde bleibt drauf!! Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“, wollte Ilja wissen und wollte gerade zuschlagen, als ihm ein Fauchen davon abhielt. Erst jetzt bemerkte er den Stubentiger der neben dem Bullen im Bett lag. Die Katze buckelte sich und stellte das Fell auf. „Felix!! Verpiss dich!!“, fauchte Ilja den Kater an und wollte zu ihm greifen. Doch das Tier schien sich von ihm nicht anfassen zu lassen. Mit einem Fauchen schlug es ihm die Krallen in die Hand. Ilja schrie leise auf. „Verdammtes Mistvieh!!“, schrie er. Er packte den Kater am Kragen und schleuderte ihn weg. Das Tier prallte gegen die Wand und blieb zunächst am Boden liegen. Ilja sah auf Gerkhan „So…. und nun werden wir dir erst einmal die Augenbinde wieder aufsetzen.“, grollte er. Blut lief aus den Kratzern. „Sie können sich auch nur gegen kleinere Wesen einsetzen, was?“, wollte Gerkhan wissen. „Halt lieber die Klappe!“, fauchte Ilja. „Das Tier hat Ihnen nichts getan…!“, gab Gerkhan zu verstehen. „Halt die Klappe verdammt!“, schrie Ilja und ließ seine Faust in Gerkhans Magen krachen. Dieser stöhnte gepresst auf und wollte sich krümmen. Doch die Riemen hielten ihn fest. „Na, noch eine Kostprobe?“, fauchte Ilja und wollte wieder ausholen, als ihn plötzlich etwas fauchend ansprang und mit dem Krallen in den Rücken fuhr. „Ahhhhhhhhhh.“, stieß Ilja aus und riss den gesunden Arm nach hinten, versuchte, den Kater zu packen zu kriegen. Doch erfolglos. Mit Genugtuung sah Semir, wie das kleine, geschundene Katzentier den großen, gefesselten Semir verteidigte.


    „Was machen wir jetzt?“, wollte Christopher wissen und stand angelehnt an seinem Aston. Kim sah ihn an. „Haben sie eine Waffe bei sich?“, fragte sie und sah den mit Semir gleichaltrigren Engländer an. Christopher lächelte und deutete auf das Handschubfach. „Immer griffbereit. In meiner Position kann man nicht vorsichtig genug sein.“, meinte er und holte sie hervor. Es war eine Armeewaffe des Typs Sig Sauer P226. „Jetzt fragen sie nicht, ob ich damit umgehen kann. Nur so viel... ich war vierzehn Jahre im Armeedienst.“, meinte er, als er das skeptische Gesicht von Kim sah. „Gut, dann fahren wir los. Ich informiere das SEK.“, entgegnete sie und beide stiegen ein. Mit heulendem Motor fuhr Chris los. Mit schnellem und rasantem Fahrstil kam er gut voran und war binnen weniger Minuten in Ossendorf und hatte die Adresse schnell gefunden. „Ich parke etwas abseits, damit man meinen auffälligen Wagen nicht sieht.“, lächelte er und versteckte seinen Aston in einer kleinen Einbahnstraße. Sofort stiegen Kim und Christopher aus, gingen in die Nähe der angegebenen Adresse. Sie sahen sich das Haus von draußen an. „Scheint wirklich eine Privatklinik zu sein.“, meinte Holmes und wollte sich eine Pfeife stopfen, als Kim ihn anstieß. „Kommen sie... wir sehen uns nur mal um.“, meinte sie und ging mit gezückter Waffe vorwärts. „Na kommen sie schon.“, zischte sie und Christopher ging mit seiner gezogenen Waffe hinterher. „Was für eine Spannung.“, dachte er nur laut und folgte der Polizistin. Beide sahen sich um. „Hier ist ein Eingang ins Haus und sie sehen sich nach einem anderen um.“, meinte Kim und drückte vorsichtig die Klinke herunter. Christopher ging um das Gebäude herum und fand eine Kellerluke. „Gerade so.“, dachte er nur und trat mit dem Fuß gegen das Gitter. Scheppernd fiel es zu Boden und der hochgewachsene Engländer schlüpfte hindurch wie eine geschmeidige Katze.

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  • Ilja hörte das Scheppern, war aber immer noch mit dem in seinen Rücken verhakten Kater beschäftigt. Doch dann bekam er ihn endlich zu packen und warf ihn zur Tür raus. Das geschundene Katzentier landete auf seinen Pfoten, suchte aber schnell das Weite. Ilja sah dem Tier nach, hörte dann aber Schritte, die den Kellergang entlang zu kommen schienen. „Verdammt, die haben mich gefunden.“, stieß er aus und sah zu Semir. Doch den Schritten nach schien es nur einer zu sein. Wenn er es richtig anstellte, dann könnte er diesen Gegner mit Hilfe von Semir ausschalten. Schnell suchte er etwas, womit er Semir knebeln konnte. Semir sah ihn an. „Sie sollten….aufgeben.“, stieß er leise aus. Ilja presste ihm die Hand auf den Mund. „Halt die Klappe!!“, fauchte er ihn an. Sein Opfer versuchte die Hand weg zu bekommen, denn Ilja hielt ihm Mund und Nase zu. „Du bringst nur Unglück!!“, fauchte er wütend. Während sein Opfer um Luft kämpfte, suchte Ilja mit der anderen Hand nach etwas zum Knebeln. Doch er ließ in seiner Aufmerksamkeit nicht nach. Er sah nicht wie sein Opfer immer schwächer wurde bis er endlich eine Mullbinde fand. Er ließ den Druck auf Mund und Nase leicht nach. Sofort versuchte sein Opfer Luft zu holen. Panik war in den Augen zu sehen. „Ganz ruhig klar?“, fauchte er erneut. Die Schritte kamen näher an die Tür. Er brauchte keine Angst zu haben, dass sein Opfer um Hilfe schrie, denn er hatte genug zu tun, Luft in die Lungen zu ziehen. Er nahm die Mullbinde und wickelte sie um Semirs Kopf. Er zog sie fest und Semir stöhnte leise auf. „Keinen Ton!!“, fauchte er erneut. Er griff dass gewickelten Mull und zerrte den Kopf hoch. Mit der anderen Hand zog er aus der Lade des kleinen Nachttischs ein rostiges Skalpell hoch und drückte es Semir an die Kehle. „So und nun werden wir beide unser kleines Domizil verlassen. Du wirst keine Tricks versuchen…. Ist das klar?“, wollte er wissen. Semir nickte nur. Er spürte die Spitze des Skalpells und spürte auch wie Blut dem Hals runter lief. Ilja löste das Fesselmaterial was Semir am Bett festhielt.


    Christopher ging durch den Gang. Hier lag ein Zimmer neben dem andren. Wenn er jemanden verstecken wollen würde, dann hier. Mit der Waffe in der Hand ging er an jede Tür und versuchte sie zu öffnen. Alle ließen sich öffnen. Bis auf eine. Christopher grinste leicht. Verschlossene Türen verbergen meistens ein Geheimnis…Ich liebe Geheimnisse, dachte er nur. Er ging zur gegenüberliegenden Seite und trat mit voller Wucht gegen die Tür. Diese flog auf und Christopher sprang hinein. Doch hier war niemand. „Verdammt…“, fauchte er wütend. Vielleicht war Semir doch nicht hier, dachte er. „Miau…“, erklang plötzlich hinter ihn. Christopher drehte sich erschrocken um.

  • Vor ihm saß ein Kater der seine Pfoten leckte. „Hey.. Mieze… weißt du, wo mein Freund ist…der ist fast so klein wie du…“, fragte er das Tier. Der Kater sah ihn interessiert an und schlich dann um seine Beine. Christopher nahm das Tier mit einem geübten Griff hoch und kraulte ihr den Rücken. „Na…dich hat einer aber besonders lieb gehabt was…“, murmelte er. Der Kater fing an zu schnurren. „Hey… jetzt mal zurück zu meinem Freund…hast du ihn nicht zufällig gesehen?“, fragte er wieder. Das Tier fauchte leise und sprang wieder runter. „Blödes Vieh…“, murmelte Christopher und sah dem Kater hinterher. Dieser ging in die Richtung, die Christopher noch vor sich hatte. Immer wieder sah der Kater sich um. Dann blieb er stehen, sah Christopher an und ging weiter. Christopher bemerkte es und dachte kurz nach. Irgendwie schien das Tier ihn was zeigen zu wollen. „Quatsch…das ist ne Katze und kein Hund!“, schellte er sich. Ein Miauen riss ihn aus den Gedanken. Der Kater saß mitten im Flur und schaute ihn an. „Also gut… es klingt verrückt, aber ich folge dir…“, versprach Christopher und ging dem Tier nach.


    Kim ging in die erste Etage. Dort durchsuchte sie einen Raum nach dem Anderen und kam schließlich in den Raum in dem Paul im Bett lag. Sie presste ihm die Waffe an den Kopf. „Ganz ruhig...ich könnte jede Bewegung von Ihnen als Angriff werden und abdrücken.“, warnte sie den Mann, der erschrocken die Augen aufschlug. „Ich…hab kein Geld…“, stieß er aus. „Krüger…Kripo Autobahn…Wo ist mein Kollege?“, wollte Kim wissen. „Ich…ich weiß nicht, was Sie meinen…“, erklärte Paul. „Das denke ich nicht…Wir haben Sie aufgenommen, als Sie den BMW am Bahnhof abgestellt haben! Also kommen Sie mir nicht mit der Ausrede! Ich fordere Sie auf, mir umgehend den Aufenthaltsort meines Kollegen zu nennen, denn sonst könnte ich …“, drohte sie, ließ aber offen was sie könnte. Paul reichte es. „Er….er ist im Keller….es geht ihm gut...wirklich…ich…“, stammelte er. „Aufstehen! Ganz langsam!“, forderte Kim von ihm. „Aber…gute Frau...ich…ich schlafe nackt und…“, erklärte Paul grinsend. Kim sah ihn an und zog sich etwas zurück. Aber sie zielte immer noch mit der Waffe auf ihn. „Nun dann bekomme ich wenigstens was zu sehen… keine Tricks!“, warnte sie erneut. Der Mann stand langsam auf und zog sich an. Kim beobachtete ihn sehr genau. Als er fertig war nickte sie. „So und nun werden wir in den Keller gehen…denken Sie aber daran, dass ich auf jeden Fall schneller mit der Waffe bin, als Sie mit Ihren Füßen!“, warnte sie ihn erneut und wies auf die Tür. Paul ging vor ihr her. Die Hände leicht erhoben stapfte er die Treppen runter.


    ...

  • Ilja ging mit Semir immer weiter und stellte sich dann hinter eine Ecke. „So, wer auch immer da jetzt kommt. Er wird sich wünschen, er hätte nie nach dir gesucht.“, fauchte Ilja und sah Semir mit diabolischem Blick an, dass es dem Deutschtürken eiskalt den Rücken runterlief. „Umdrehen.“, forderte Ilja und Semir drehte sich langsam um. Was kam nun?, dachte er. Angstschweiß stieg ihm auf die Stirn und rannte ihm das Gesicht hinab. „Schlaf gut.“, fauchte Ilja und ließ seinen Handkanten in Semirs Nacken hinabfahren. Wie ein nasser Sack ging Semir zu Boden und blieb regungslos liegen. Ilja zog den Kommissar ein wenig in den Gang hinein und stellte sich wieder hinter die Ecke. Da... da waren sie wieder die Schritte. Immer mehr drückte er sich in die Wand hinein und hielt das Skalpell fest in seiner Hand. Plötzlich tauchte der Stubentiger auf und ging auf Semir zu, setzte sich auf dessen Brust und blieb dort demonstrativ sitzen. „Semir... oh my goodness.”, stieß Christopher aus und rannte auf den am Boden liegenden Körper zu und legte seine Waffe neben sich. Mit schnellen Griffen nahm er seinem deutschen Freund die Mullbinde ab, hatte aber keine Ahnung, was hinter ihm vor sich ging. Felix sah dies jedoch und fauchte laut. Sofort sah sich Christopher um und sah etwas aufblitzen, bevor dieses blitzende Stück Metall in seine Schulter einfuhr. Der Engländer schrie auf, konnte aber seinen Angreifer von sich wegstoßen und zog sich, mit verbissenem Gesichtsausdruck, das Skalpell aus der Schulter. „Du schon wieder.“, stieß Ilja aus und wischte sich das Blut vom Mund, dass nach dem Kinnhaken von Holmes aus der aufgeplatzten Lippe lief. Christopher und Ilja warfen gleichzeitig einen Blick auf, die in der Mitte der beiden Männer lag. Sofort stürzten sich beide auf die Waffe und rangelten darum. Ilja hatte mit seiner gesunden Schulter einen klaren Vorteil, doch Christopher ließ sich nicht davon abbringen. Immer wieder packte er die Hand und versuchte sie zu drehen. Plötzlich löste sich ein Schuss.


    Kim und Paul gingen langsam vorwärts und kamen in das Zimmer, wo Semir, nach Pauls Denken, festgehalten wurde. „Was soll das?“, fauchte Kim und sah Paul erbost an. Dieser blickte sie erschrocken an. „Ich...ich kann mir das nicht erklären. Hier war er immer eingesperrt. Ich habe ihn gut behandelt.“, stammelte Paul und sah Kim an. „Okay, wo ist er hin? Und vor allem, wo ist der, der mit meinem Kollegen hergekommen war?“, wollte die Kriminalrätin wissen und sah Paul mit großen, funkelnden Augen an und stieß ihm die Waffe in den Bauch. „Los, sie werden ihn jetzt mit mir suchen und wehe ihnen, wir finden meinen Kollegen in einem senkrechten, verletzten Zustand.“, knurrte Kim und ging mit Paul den langen Gang entlang. Nach einer Weile kamen sie an die Stelle, wo vor wenigen Minuten der Kampf stattgefunden hatte. „Semir? Herr Holmes?“, stieß Kim aus und sah Paul an, der erschrocken sich das Schlachtfeld ansah und nur einen kleinen, rotweiß getigerten Körper auf einem dunklen Flecken sitzen sah. Kim nahm ihre Handschellen hervor und kettete den alten Arzt an ein Heizungsrohr an und ging dann langsam vorwärts. Mit einer kleinen Taschenlampe leuchtete sie in den dunklen Kellergang, die drei Lampen schienen kaputt zu sein, hinein und entdeckte das Blut auf dem Boden, was sich in einer Spur bis um die Ecke zog. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend schlich sie mit Taschenlampe und Waffe um die Ecke.


    „Chefin, endlich.“, stieß Semir aus und erhob sich, die Hände voller Blut. Das erleichterte Gesicht von Kim war sofort in einen entsetzten Ausdruck umgeschlagen. Als Semir zurückgewichen war, sah sie den an der Wand lehnenden Engländer Christopher Holmes, dessen Mantel, Hemd und Weste vollkommen mit Blut eingesaut war, seinem eigenen. „Oh großer Gott.“, stieß sie aus und kniete sich sofort neben den Mann. „Wie ist das passiert?“, wollte sie wissen. „Tja, Miss Krüger, ich hab mich wohl etwas zu sehr auf Semir konzentriert.“, meinte er. „Das hätte dich das Leben kosten können.“, tadelte Semir besorgt. Christopher lächelte. „Nicht so sehr, wie es ihm gekostet hat.“, stieß der Engländer aus, hob seinen blutverschmierten Finger und deutete auf die Leiche von Ilja, die einige Meter vor ihm lag. „Sind Sie unverletzt?“, wollte Kim wissen und sah Semir prüfend an. Dieser lächelte etwas abwesend. „Ich…glaub schon… mir ist nur etwas übel und schwindelig…aber…“, lallte Semir und brach zusammen. „SEMIR!!“, schrie Christopher. Sofort ging er zu seinem Freund. Dieser lag bewusstlos in der Ecke. „Semir? Hey.. .hörst du mich…..? Was ist denn los?“, fragte er und tastete den Körper ab. Als er die Hand von der Brust zurückzog war sie voller Blut. „Gott…ich brauche einen Arzt!! Sofort!“, schrie Christopher in Kims Richtung, die sofort zum Handy griff. „Hören Sie… Sie können gern einen Arzt rufen, aber bis er hier ist, ist von dem Jungen nicht mehr viel übrig. Wenn ich die Blutmenge so sehe. Ich bin Arzt…lassen Sie mich ihm helfen…bitte.“, kam von dem Festgenommenen. Kim sah ihn skeptisch an. Dann wandte sie sich zu Christopher. „Er braucht schnell Hilfe…“, nickte er. „Also gut… aber sollen Sie auch nur einen Trick versuchen, dann…“, drohte sie, als sie ihm die Handfessel löste.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Paul ging zu dem bewusstlosen Mann und drehte ihn auf den Rücken. Dann öffnete er das Hemd. Er sah eine Stichverletzung knapp unter dem Herzen. „Ich brauche sauberes Mull.. Gehen Sie in die obere Etage…ganz links ist mein Lager…dort finden Sie alles… aber machen Sie schnell…“, forderte er Kim auf. Wieder sah sie zu Holmes, der die Waffe in der Hand hielt. „Tun Sie es…ich passe auf…“, nickte er. Kim verschwand. „Wie es aussieht, hat der Stich eine Hauptader getroffen. Wir müssen verhindern dass er verblutet. Ich werde auf die Wunde drücken. Können sie ihm die Beine hoch halten?“. wollte Paul wissen. Christopher tat es. Er sah sehr genau zu, was Paul tat. „Wie sieht es aus?“, wollte er wissen. „Sobald ich die Blutung stoppen kann, hat er Chancen das zu überleben. Aber dazu brauche ich schnell Unterstützung.“, knurrte der Arzt. Christopher schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Kim Krüger kam zurück. Sie trug eine Arzttasche und noch einen Karton mit Mull zu dem Arzt. „Sehr gut. Sie müssen mir helfen. Ich weiß, dass es nicht gerade eine tolle Umgebung ist, aber ich brauche ihn auf einer Trage und dann muss ich versuchen das Loch zu stopfen…“, befahl er. „Was kann ich tun?“, wollte Kim wissen. „Holen Sie mir eines der Betten aus den Zimmern. Wir müssen ihn darauf legen. Ich werde ihm einen Druckverband mit Hilfe von diesem Herrn hier anlegen. Und anschließend bringen wir ihn mit dem Fahrstuhl nach oben, wo ich die Wunde im OP nähen kann…“, erklärte der Arzt. Kim tat, was er wollte. Nur eine halbe Stunde später war Semir auf der Trage und im Fahrstuhl. „Beten Sie zu Gott, dass er nicht stecken bleibt….“, meinte Paul nur. „Was soll das heißen?“, fragte Christopher sofort. „Das Haus ist alt und manches funktioniert nicht mehr…“, gab er zu. „Okay.. wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er stecken bleibt?“, harkte Christopher nach. „Bei zehn Fahrten bleibt er ungefähr sechsmal stecken…“, grinste Paul etwas verlegten. „Das hier ist kein Spaß. Wir werden ihn nach oben tragen!“, fauchte Christopher. „Also gut… dann nehme ich ihn.“, murmelte Paul. Er legte Semir den Druckverband an und trug ihn dann die Stufen nach oben.


    Ben sah Semir über sich gebeugt. „Hey.. wie geht es dir?“, fragte Ben leise. „Ich sterbe…“, grinste Semir nur und fiel um. „SEMIR!!“, schrie Ben und setzte sich auf. Doch er sackte direkt wieder zusammen. „Ben….ganz ruhig… was ist denn…? Was ist mit dir?“, hörte er seinen Vater sprechen. „Ich muss zu Semir… er ist in Gefahr…er stirbt…er hat es mir gesagt…und...“, stammelte Ben. „Ganz ruhig… du kannst nicht so einfach gehen. Ben du bist selbst schwer verletzt. Semir geht es gut. Wenn du willst ruf ich ihn an und du kannst mit ihm sprechen…okay?“, wollte Konrad wissen und hielt Bens Kopf mit den Händen so fest, dass dieser ihn ansehen musste. „Okay… ja…ruf ihn an.“, bat Ben. Langsam holte er Luft. „Verdammt… das war so echt… ich dachte wirklich das Semir…hier ist…hier bei mir.“, stieß er aus.

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