Hypnotische Rache

  • Mit dem Blaulicht auf dem Dach fuhr Martin Stolberg mit seinem Kollegen Florian Glade und zwei weiteren Streifenwagen zu der herausgefundenen Adresse. Sofort stellten sich die Streifen quer über die Straße und die Beamten stürmten in das Haus, die Treppen hoch und standen nun vor der Tür mit dem Schild „Jäger“. Florian sah seinem Chef an, dieser nickte und zog seine Waffe aus seinem Halfter. Dann trat der Jüngere die Tür ein und sofort stürmten die sechs Beamten in die Wohnung. „Polizei...“, schrieen sie und durchsuchten mit vorgehaltenen Pistolen die Wohnung. Ben, aufgeschreckt durch das Zerbersten der Tür, schwang sich aus seinem Bett und stürmte ins Wohnzimmer, doch schon im nächsten Moment wurde er am Arm gepackt und zu Boden gerissen, drei Polizisten warfen sich auf ihn und legten ihm Handschellen an. „Hey, was soll das denn?“, fragte er entsetzt und keuchend, da das zusätzliche Gewicht auf die Lungen drückte. „Was das soll?“, fragte Stolberg und sah Ben an, der von den Polizisten wieder erhoben wurde. „Wir haben sie auf frischer Tat ertappt.“, meinte der Hauptkommissar und nahm das Schwert aus der Vase. „Würden sie mir bitte erklären, wie das hierher kommt?“, fragte er und sah, wie Ben erschrocken auf das Schwert starrte. Er wusste natürlich, was das war. Seine Leihgabe wurde ja in allen Zeitungen hoch angepriesen. „Sie haben das vor nicht einmal einer halben Stunde aus dem Museum in Köln gestohlen.“, stieß Stolberg aus. „Was? Nein, das kann nicht sein.“, kam es erschrocken von Ben. „Mitnehmen... zum Verhör.“, wies Stolberg seinen Kollegen an. Diese schafften Ben unter großen Protest und Gegenwehr zum Wagen und fuhren mit ihm zum LKA in Düsseldorf.


    Semir schreckte aus dem Schlaf auf, als das Haustelefon klingelte. Schnell huschte er aus dem Bett, wäre beinahe mit dem Läufer zur Tür rausgesegelt, und schnellte die Treppen hinunter. „Ja.... Gerkhan.“, meldete sich Semir und hörte müde zu, dann jedoch war er schlagartig wach, als Kim ihm am anderen Ende erzählte, dass Ben von Stolberg verhaftet wurde und sie auf ihn im LKA wartete. „Ich komme sofort, Chefin.“, beendete er das Telefonat. „Andrea... ich muss nach Düsseldorf. Ben ist verhaftet worden.“, rief er ins Schlafzimmer und zog sich schnell Jeans und ein Shirt über, bevor er sich seine Schlüssel nahm und überstürzt das Haus verließ. Schnell fuhr er mit seinem BMW nach Düsseldorf und stürmte die Gänge zum Büro von Hauptkommissar Stolberg entlang. Kim saß davor und erwartete ihn bereits. „Chefin, was ist mit Ben? Wieso ist er verhaftet worden?“, fragte Semir sofort und etwas außer Atem. „Semir, er ist in das Museum für asiatische Künste eingebrochen und hat das Schwert von Dschingis Khan gestohlen. Die Kollegen haben es in seiner Wohnung gefunden.“, erzählte sie. „Kann ich zu ihm?“, fragte er, doch Kim schüttelte den Kopf. „Er wird gerade von den Kollegen aus Düsseldorf verhört.“, erwiderte sie und deutete auf die Tür hinter sich.

  • „Nochmals, wo waren sie in der Nacht vom dritten zum vierten Juli?“, fragte Florian Glade mit lauter Stimme. „Ich mit meiner Freundin unterwegs.“, gab Ben kleinlaut wieder. „Wie lange? Den ganzen Abend?“, kam die nächste Frage. „Nein, wir trennten uns um etwa halb elf.“, erzählte Ben und war mit den Nerven völlig fertig. Dass das Schwert bei ihm gefunden wurde und er auf dem Überwachungsvideo sich selbst wieder erkannt. Er würde sich selbst einsperren. „Dann hatten sie genügend Zeit den Überfall auf den Kiosk zu begehen. Von ihrer Wohnung zum Tatort ist es, nach den nächtlichen Verkehrsverhältnissen, eine gute halbe Stunde. Wenn wir die Gegenüberstellung nachher machen, was meinen sie, wird er sagen?“, fragte Florian Glade. Martin Stolberg hielt sich im Hintergrund. Er beobachtete Ben Jäger genau aus den Augenwinkeln und versuchte sich ein Bild von dem Mann zu machen, den er mit so leichten Mitteln überführt hatte.


    Nur wenig später saß Semir bei Stolberg im Büro. Dieser führte ihm das Video vor und Semir saß vor dem Monitor. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Auf dem Bild war eindeutig Ben zu sehen. „Das ist ein Trick! Ein Doppelgänger oder Maskenträger... Mein Partner ist kein Dieb! ER ist reich! Warum soll er denn ausgerechnet Überfälle und Einbrüche begehen! Er kann sich alles kaufen was er will!“, verteidigte Semir seinen Freund und Partner. Stolberg lachte auf. „Das ist doch wohl ein Witz! Ihr Freund mag reich sein, aber das heißt nicht, das er keine Straftat begehen kann. Hier auf dem Video sieht man es ganz deutlich! Was denken Sie wird der Richter wohl sagen? Vielleicht brauch Herr Jäger ja diesen Adrenalinschub? Er kann sich alles kaufen? Ja sicher kann er das, aber das Schwert ist nicht käuflich. Schon mal daran gedacht, dass er es verkaufen wollte um noch mehr Geld zu haben? Diese stinkreichen Leute wollen doch immer mehr von dem Geld. Und Ihr Freund scheint die Arbeit nicht wirklich wichtig zu nehmen. Also geht er auf Diebestour. Die Überfälle können ihm auch nachgewiesen werden. Denn dieses Tattoo, was er trägt ist einmalig. Sehen Sie es ein, Gerkhan.... Ihr Freund ist ein Verbrecher...“, höhnte Stolberg. Semir sprang auf und ließ seine Faust auf Stolbergs Nase landen. Wut entbrannt verließ er das Büro. Zu Ben durfte er nicht, also musste er seine Freundin ausfindig machen. Rosa... mehr wusste er nicht und dass sie mit Ben Musik machte. ER musste in Bens Wohnung irgendwie. Sie war von der Polizei versiegelt worden, aber .... er war ja Polizist... Ein Grinsen zeichnete sich ab.


    Auch Kim versuchte mit Engelszungen auf Stolberg einzureden, doch es ging nichts. Dieser Mann war felsenfest davon überzeugt, das Ben der Täter war und Kim musste zugeben, dass es ihr sicher nicht anders ergangen wäre. Die Beweise waren eindeutig. Als sie das Büro von Stolberg verließ sah sie gerade noch wie Semir vom Hof raste. Hoffentlich macht er keine Dummheiten. Sie setzte sich in ihren Wagen und rief ihn über Funk. „Cobra 11 für Cobra 1. Semir... was haben Sie vor?“, fragte sie. „Chefin.... es ist besser wenn Sie es nicht wissen. Vertrauen Sie mir. Ich werde Bens Unschuld beweisen und seine Freundin befragen. Ich finde sie.“, hörte sie Semir sagen. „Semir... ich weiß wie es in Ihnen aussieht, aber die Beweise gegen Ben sind doch eindeutig... “, erklärte sie ruhig. „Glauben Sie auch, dass er es war?“, wollte Semir wissen. „Nein...ja...ich weiß es nicht... Ich würde an Stolbergs Stelle nicht anders handeln... Bitte versuchen Sie sich diesmal an die Vorschriften zu halten.“, bat sie inständig. „Ja sicher Chefin.... wie immer.“, kam verbittert von Semir. Kim verstand ihn sehr gut. „Semir.... beweisen Sie seine Unschuld....bitte auf legalem Weg... Ein Kollege hinter Gitter reicht...“, ermahnte sie ihn. Von Semir kam keine Antwort mehr. Viel Glück....dachte sie nur.


    Semir betrat das Studio in dem Ben immer probte. Er suchte nach Hinweisen wer diese Rosa war und vor allem wo sie wohnte. Was war nur mit Ben passiert? Wieso tat er das? Er kannte ihn nicht so... geistesabwesend, vergesslich...unkonzentriert... Irgendwas musste mit ihm geschehen sein. Er hörte wie sich die Tür öffnete und drehte sich erschrocken um. Schnell versteckte er sich in der Ecke und wartete bis die Person hinein kam. Als sie an ihm vorbei war richtete er die Waffe, die er eben schon gezogen hatte auf sie. „Keine Bewegung!“, warnte er. Die Person hob die Hände und drehte sich langsam um. Eine Frau stand vor ihm und sah ihn erschrocken an. „Bitte... nicht schießen...bitte..“, flehte sie. „Wer sind Sie?“, fragte er. „Rosa... Rosa Winter...“, sagte sie mit zittriger Stimme. „Oh... Gott sei Dank... ich suche Sie schon. Gerkhan...Semir Gerkhan... ich bin Bens Partner... Ben steckt in Schwierigkeiten und ich hoffe dass Sie mir dabei helfen können, seine Unschuld zu beweisen...“, kam es wie ein Schwall der Erleichterung hervor. „Ben? In Schwierigkeiten? Wie? Warum?“, schoss sie die Fragen ab. „Er soll Überfälle und einen Einbruch begangen haben. Die Beweise sind erdrückend. Er sagt, er war mit Ihnen zusammen, aber er kann sich nicht erinnern. Sie sind die Einzige die es kann...“, kam es regelrecht flehend von ihm. Rosa nickte. „Ich helfe selbstverständlich... wie?“ wollte sie wissen.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Wo waren Sie mit Ben am 4. Juli, am 11 Juli und gestern?“, wollte Semir wissen. „Am 4. Juli waren wir essen. Bis zehn ungefähr. Dann bin ich nach Hause gebracht worden... Ben wollte dass ich mit ihm.... aber es war für mich nicht der richtige Zeitpunkt... Am 11. Juli...da waren wir bei meinem Vater auf der Burg Falkenstein... er ist dort Puppenspieler und wir haben zusammen gegessen. Ben ist es nach dem Essen schlecht geworden und er hat sich hingelegt. Dann ist er auch so gegen zehn abgefahren. Ich wollte noch da bleiben und...Wenn ich doch nur mitgefahren wäre. Und gestern...wir haben uns gar nicht gesehen.“, sagte sie, als Semir ihr erzählte was alles passiert war. „Gott... wenn ich doch nur...“, sagte sie traurig. Semir hielt ihre Hand. „Nur keine Sorge... ich werde seine Unschuld beweisen. Helfen Sie mir?“, fragte Semir und sah sie mit seinen braunen Augen eindringlich an. „Wie kann ich helfen?“, wollte sie wissen. „Indem sie mit mir zur Polizei gehen und ihnen das sagen, was sie mir gesagt haben.“, bat Semir eindringlich. „Ich will es versuchen.“, meinte Rosa und lächelte nur kurz auf. Innerlich aber grinste sie mit teuflischer Genüsslichkeit. Das war also der Mann, der sie acht Jahre von ihrem Vater getrennt hatte und wo sie in dieses scheußliche Heim musste. Bald, schon sehr bald würde er ihre geballte Rache und die ihres Vaters zu spüren bekommen. „Kann ich Ben etwas mitbringen? Es ist ein neuer Song, den ich für ihn aufgenommen habe. Vielleicht hilft ihm das über die Zeit hinweg, die er warten muss.“, fragte sie Semir, als sie den Probenraum verließen. „Ich sehe da kein Problem.“, meinte er nur und ahnte nicht, was er mit dieser Entscheidung anrichten würde. Rosa lachte in sich hinein und hielt den kleinen Stick fest, auf dem sie den Song drauf hatte.


    Ben saß in seiner kargen Zelle auf der Pritsche und hatte die Beine angewinkelt. Die kurze Zeit, die er hier war, hatte er nur auf diesem Holzbrett gesessen und sein Gesicht in seinen Knien vergraben. Er war völlig mit den Nerven fertig. Die Beweise gegen ihn waren erdrückend. Wieder stand er am Rande des Abgrunds und dieses Mal schien auch der Vorsprung, auf dem er stand, nachzugeben. Wer sollte ihm jetzt noch helfen? Semir... vielleicht glaubte er auch wieder, dass er schuldig war. Wie schon damals. Die Kollegen glaubten ihm ja nicht einmal. Die Gegenüberstellung ... das war seine letzte Chance eigentlich. Wenn sich die Zeugen... aber was machte er sich vor. Der Junge im Krankenhaus hatte ihn schon mehr oder weniger identifiziert und das Video der Überwachungskamera würde dem Gericht vollends genügen, um ihn zu verurteilen.

  • Die Zellentür öffnete sich und Rosa kam herein. Sofort stand Ben auf und sah sie an. Sie wartete, bis sich die Tür hinter ihm wieder schloss. „Ben... ich hab gehört, dass du in Schwierigkeiten steckst.“, meinte sie und fiel ihm in die Arme. Er nahm sie an sich, was er jetzt dringend nötig hatte, waren solche Menschen, die ihm Halt gaben. „Rosa... bitte glaub mir, ich war das alles nicht. Das ist ein schrecklicher Irrtum.“, erklärte Ben und hatte dabei einen großen Kloß im Hals, auch merkte er, wie seine Augen sich mit Feuchtigkeit füllten. Rosa sah ihn an, strich ihm eine der herunterkullernden Tränen von der Wange und küsste ihn innig. Als sie sich wieder lösten, drückte sie ihm schnell etwas in die Hand. Einer von diesen kleinen Miniatur-MP3-Playern. Ben schaute sie verwundert an. „Ich werde so immer bei dir sein können. Ich habe mit dem Beamten gesprochen... es ist okay.“, meinte sie lächelnd, drückte Ben einen Kuss auf die Wange und ging dann wieder aus der Zelle raus. Ben hielt diesen kleinen Schatz fest in seiner Hand und drückte ihn ganz fest an sein Herz. Er sollte noch nicht ahnen, dass dieses Ding seine nächsten Handlungen bestimmen sollte.


    Stolberg saß in seinem Stuhl im Büro und hatte ein Pflaster über seiner Nase, als ihm Semir und Kim gegenüberstanden. Er sagte nichts, lehnte sich nur im Stuhl zurück und hörte ihnen ohne ein Gegenwort zu. „Herr Stolberg... sie haben doch eben die Aussage von Frau Winter gehört. Ben war bei ihr.“, erinnerte ihn Semir eindringlich daran. „Aber nur bis maximal halb elf... Die Taten wurden aber alle später begangen und für gestern hat er kein Alibi... Außerdem will sie ihren Freund doch nur schützen. Würde ihre Frau nicht dasselbe für sie sagen?“, fragte er mit ruhiger Stimme und sah Semir eindringlich an. In diesem Moment musste auch er erkennen, dass es durchaus so war. Andrea würde für ihn lügen, das wusste er und auch Rosa würde es tun, wenn sie Ben wirklich liebte. Was sollte er nun machen? Für die Kollegen war Ben der Täter, auch Kim dachte so und sicher auch die Staatsanwältin. „Herr Gerkhan... dass Sie mir was auf die Nase gegeben haben, das will ich mal vergessen. Sie haben einfach überreagiert, aber ich bin verpflichtet, dem Gesetz Geltung zu verschaffen. Auch wenn Herr Jäger ein Kollege ist, so steht er nicht über dem Gesetz.“, meinte Stolberg und griff zum Telefonhörer. „Bringen sie Herr Jäger bitte in mein Büro.“, wies er einen Beamten telefonisch an. „Was wird das jetzt?“, fragte Semir immer noch wütend. „Wir werden die Gegenüberstellung vorziehen. Wenn die Opfer ihn wiedererkennen, geht der Fall an die Staatsanwaltschaft weiter.“, meinte Stolberg.


    ...

  • Kim sah Semir an und diese nickte nur. „Stolberg, ich weiß dass alles so aussieht als wäre Ben es. Aber es gibt da sicher einen Grund. Bitte... geben Sie mir eine Woche Zeit... Nur eine Woche. Ich werde beweisen, dass er unschuldig ist...bitte...“, flehte Semir. Stolberg sah ihn an. Er schien tatsächlich darüber nachzudenken. „Nein. Er ist schuldig. Die Aufnahme beweißt es und damit ist der Fall erledigt. Er wird wegen Raubüberfall mit Schusswaffengebrauch sowie Einbruch und Diebstahl in mehreren Fällen angeklagt. Ich habe übrigens bei anderen Revieren angerufen um zu erfahren, ob sie auch solche ungeklärten Überfälle haben. Dort war nichts. Somit ist klar, dass Herr Jäger scheinbar erst seit ein paar Wochen auf diesen Raubzügen ist. Und mir ist es ziemlich egal, ob er ein Kollege ist oder nicht.“, kam kalt von dem Hauptkommissar. Kim sah ihn an. „In der Schule sagten Sie mir einmal, dass jeder als unschuldig gilt, bis seine Schuld zweifelsfrei bewiesen ist. Auch wenn das Video eindeutig ist, so sind die Überfälle nicht klar Herrn Jäger zuzuordnen. Das Tattoo gibt es sicher auch als Aufkleber und die Haare... nun ja... Herr Jäger trägt doch wohl eine Frisur, die sich jeder mit einer Perücke nachmachen kann. Ich halte alles für ein Komplott gegen Herrn Jäger“, stellte sie fest. Stolberg lachte leise. „Ich bitte Sie, Kim. Das ist doch absurd. Aber gut... ich gebe Ihnen vier Tage. Solange werde ich die Staatsanwaltschaft hinhalten. Gerkhan.... ich weiß was Sie für Jäger empfinden. Aber ich rate Ihnen lassen Sie sich nicht von Ihren Gefühlen leiten. Wenn er es war, wird er dafür bestraft werden.“, erklärte Stolberg klar und deutlich.


    Ben hörte die Musik die Rosa ihm gegeben hatte. Er schloss die Augen und genoss die Melodie. Doch plötzlich wurde sie unterbrochen. „Vancouver“, hörte er eine Stimme sagen. Wie verwandelt hörte er einfach nur hin. „Vancouver“, murmelte er. Sein Blick wurde starr. „Du wirst fliehen! Du wirst aus dem Gefängnis fliehen bei der nächsten Gelegenheit. Sobald du es geschafft hast, wirst du Gerkhan zu mir bringen. In die Burg! Du gehörst mir und wirst tun was ich dir sage!“ gab die Stimme von sich. „Ich werde tun, was du sagst...“, wiederholte Ben monoton. „Du wirst mir Gerkhan bringen!“, wiederholte die Stimme. „Gerkhan bringen...ja...auf die Burg....“, murmelte Ben. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür seiner Zelle. „Jäger! Mitkommen!“, befahl der Schließer hart. Ben stand auf und verließ den Raum. Er wurde raus gebracht. Vor der Tür stand ein Wagen und der Motor lief. Ben sah sich kurz um. Niemand war zu sehen. Der Beamte war allein und hatte ihm nicht einmal die Hand und Fußfesseln angelegt. Die Gelegenheit war gut. Ben machte sich auf den Ausbruch bereit. Er schlug ohne Ansatz mit dem Ellbogen zu. Der Beamte ging geschockt zu Boden und krümmte sich. Ben rannte auf das Cabrio zu und schwang sich hinters Steuer. Er fuhr ohne auf den Verkehr zu achten los. Ein Hupkonzert begleitete die Aktion und Bremsen kreischten.


    Stolberg legte nachdem er eine Weile dem Telefonat lauschte auf. Er sah Semir und Kim eindringlich an. „Jäger ist geflohen.“, gab er bekannt. Semirs Kinnlade klappte runter. „Wie bitte?“, fragte er nach als habe Stolberg soeben eröffnet, dass er einen Sechser im Lotto hätte. „Herr Jäger hat einen Beamten niedergeschlagen und dann einen Wagen gestohlen. Das amtliche Kennzeichen lautet K- BJ 1843. Dieser Wagen stand vor dem Gefängnis mit laufendem Motor. Haben Sie dazu was zu sagen, Herr Gerkhan?“, Stolbergs Blick heftete sich an Semir. „Sie meinen...? Ich hätte....das ist doch absurd!!“, empörte sich Semir. „Ist es das? Herr Gerkhan... ich erinnere Sie gern an einem Vorfall mit einem gewissen Tom Kranich. Mit dem waren Sie doch auch aus dem Gefängnis geflohen. Die Kollegen Ihres Reviers hatten eine grandiose Hilfestellung geleistet. War es diesmal auch so?“, harkte Stolberg nach. Kim sah ihn wütend an. „Herr Stolberg. Diese Anschuldigungen sind haltlos und absurd! Ich distanziere mich davon!“, fauchte sie ihn wütend an. „Nun haben Sie ihre Chance... bringen Sie mir Jäger zurück bevor ich ihn finde.“, nickte Stolberg und verließ sein Büro. Semir sah Kim ratlos an. „Wo soll ich ihn denn suchen?“, fragte Semir mehr sich, als die Chefin. „Was ist nur in ihn gefahren? Ich meine, er ist wie ausgewechselt. So was sieht ihm gar nicht ähnlich, verdammt.“, stieß Semir aus und streunerte zwischen Tür und Schreibtisch hin und her. „Semir, finde sie ihn und ... egal, was passiert, bringen sie ihn wieder zur Vernunft.“, wies Kim ihn mit Nachdruck an. Der Deutschtürke nickte nur und lief schnurstracks zu seinem Wagen hinunter und fuhr los. Was war nur mit seinem Partner los?

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  • Rosa kam in die Burg zurück und wurde sofort von ihrem Vater erwartet. „Und hast du ihm das Ding gegeben?“, fragte er und seine Tochter bejahte dies durch Kopfnicken. „Er wird schon auf der Flucht sein... Ich hab ihm meinen Wagen stehen gelassen... mit laufendem Motor und er hat es doch prompt als Fluchtfahrzeug benutzt.“, lachte Rosa. „Sehr gut, dann wird er bald schon mir Gerkhan bringen und dann bekommen wir unsere Rache.“, freute sich Anton und spielte dabei mit einem Messer zwischen den Fingern. „Was willst du mit ihm machen?“, fragte Rosa. „Mit Gerkhan... da wird mir schon was ganz perfides einfallen... er wird sich wünschen, mir nie begegnet zu sein.“, erwiderte Anton. „Nein, ich meine eigentlich, was du dann mit Ben Jäger vorhast, nachdem er für dich alles getan hat?“, fragte sie ihren Vater. „Ganz einfach... er wird als der Mörder von Semir Gerkhan verhaftet und verurteilt werden und er wird nicht einmal wissen, warum er im Gefängnis sitzt.“, lachte er und umarmte seine Tochter, drückte ihr einen innigen Kuss auf die Stirn. „Niemand soll sich je wieder zwischen uns drängen, Kleines.“, hauchte er ihr ins Ohr, während er durch ihr Haar seine Finger streichen ließ.


    Ben fuhr zielorientiert durch die Stadt. Immer wieder baute er Beinahe-Unfälle und erregte so die Aufmerksamkeit der Autofahrer. Sein Ziel lenkte ihn zum Probenraum, wo Semir sich sicher als erstes umsehen würde, das war klar. Mit starr nach vorne gerichtetem Blick blieb er inmitten des Zimmers stehen und wartete. Semir raste durch die Stadt. Er kannte nun mittlerweile einige Orte, wo sich sein Partner verstecken könnte, darunter seine Wohnung und den Probenraum seiner Band. In die Wohnung würde er mit Sicherheit nicht gehen. Die Leute von Stolberg hatten da sicherlich eine Streife zu stehen und würden ihn sofort einkassieren. Blieb also nur noch der Bandprobenraum. Und tatsächlich... Der Wagen, mit dem Ben die Flucht angetreten hatte, stand davor. „Verdammt... Junge, du bist mir einige Erklärungen schuldig.“, schrie Semir, als er mit Wut im Bauch in den Probenraum gestürmt kam. Abrupt bremste er ab. Zwar stand das Auto davor, aber kein Ben war zu sehen. Erschrocken sah er sich um, als ein hämisches Lachen aus eine der Ecken kam, aber so von den Wänden getragen wurde, dass Semir nicht sagen konnte, aus welcher Ecke das Lachen kam. „Ben, lass den Quatsch... Komm raus und lass uns reden.“, rief Semir in den Raum hinein und drehte sich immer wieder um sich selbst. Ihm war nicht wohl bei der Sache. Hier stimmte etwas überhaupt nicht, das sagte ihm sein Bauchgefühl.

  • Plötzlich schlang sich ein Arm um seinen Hals und drückte ihm die Luft weg. Erschrocken riss Semir die Hände an den Arm und versuchte den Griff zu lösen. Doch die Panik verflog und schnell schlug er mit dem Ellbogen dem Angreifer in den Magen. Dieser stöhnte auf, löste den Griff und Semir konnte sich befreien. Er war starr, als er sah, dass Ben ihn angegriffen hatte und ihn immer noch angreifen wollte. „Ben, was ist los mit dir?“, fragte Semir und behielt seine Hände in Verteidigungsstellung. Doch Ben schien wie von Sinnen, er kam auf Semir zu und vollführte einen Rundumschlag mit seinem Fuß. Getroffen fiel Semir zu Boden, doch rappelte er sich schnell wieder auf. Er wackelte kurz an seinem Unterkiefer, doch das gab Ben genug Zeit für eine neue Attacke. Dieses Mal jedoch wich Semir aus und verpasste Ben einen Kinnhaken der sich gewaschen hatte. Taumelnd wich der junge Hauptkommissar zurück und ergriff dann eine der hölzernen Gitarren und zog sie Semir über dne Rücken. Getroffen blieb der Deutschtürke auf dem Boden liegen und regte sich nicht mehr. Ben nahm den leblosen Körper und die Handschellen, die aus dem Halfter gefallen waren, fesselte seinen Partner und Freund und trug ihn zu dem Wagen, mit dem er hergefahren war. Mit wenigen Handgriffen war Semir im Kofferraum verstaut und Ben fuhr los. Er schien völlig die Kontrolle über sich verloren zu haben. Schnell war er aus der Stadt raus und steuerte den Wagen auf der Waldstraße direkt die Burg Falkenstein an.


    Anton sah Rosa an, als der Wagen vorfuhr. „Da ist er. Dann wollen wir unseren Freund mal in Empfang nehmen. Denk daran…er steht immer noch im Trance…. Sobald du das Wort „Blue“ erwähnst wird er aufwachen und wieder der Alte sein. Aber erst wird er Gerkhan in den Kerker werfen…anketten, wie in der guten alten Zeit, und dann gehst du mit ihm in den ersten Stock. Das Zimmer ist für ihn vorbereitet. Die Lautsprecher die ihn zur Marionette machen sind bereits installiert und warten auf ihren Einsatz.“, grinste Anton. Rosa nickte und ging zur Tür bevor es geklingelt hat. „BEN!!“, tat sie erschrocken. Ben sah sie an. Der Blick war starr und konzentrierte sich auf Anton. „Bring ihn mir!“, forderte er ihn auf. Ben nickte und ließ Semir, der mittlerweile wieder wach war, auf den Boden fallen. „Guten Abend Herr Gerkhan.“, grinste er seinen Gefangenen an. „Anton Pfeifer!“, stieß Semir aus. „Ja… Pfeifer…du weißt, wer ich bin… sehr schön.“, grinste er. Nun trat auch Rosa vor ihm. „Frau Winter!! Helfen Sie mir!“, bat Semir und sah dann auch Ben. „BEN!! Was haben Sie mit ihm gemacht?“, fauchte Semir wütend und zerrte an den Handfesseln. „Oh nichts weiter… er steht unter Hypnose… das ist alles. Und er wird Sie unter Hypnose töten… wenn ich es will… aber erst werde ich dir zeigen wie schlimm Gefangenschaft sein kann. Besonders wenn man Einzelhaft hat. Ben! Bring ihn in den Kerker!!“, forderte Anton auf. Ben nickte und packte Semir am Kragen.


    ...

  • „BEN!! Werde wach!! Der Kerl benutzt dich nur!! Ben!!“, versuchte Semir seinen Freund zu wecken. Rosa lachte. „Sie werden ihn nicht wach bekommen. Dazu benötigt man ein Schlüsselwort. Und das wissen nur ich und mein Vater..“, erklärte sie. „Ihr Vater?“, fragte Semir verwundert. „Ja…. Anton Pfeifer ist mein Vater. Der Vater, den Sie mir vor acht Jahren genommen haben. Wegen Ihnen musste ich die letzten Jahre bis zur Volljährigkeit im Heim leben. Ich legte den Namen Pfeifer ab, weil man ihn mit einem Mord zusammenbrachte. Und ich nannte mich Winter…. Als ich Ben kennenlernte wusste ich, dass ich meinem Vater die Rache geben kann, die er braucht um endlich wieder ein normales Leben zu führen. Ben….bring ihn dort rein!“, befahl sie und wies auf ein großes Loch im Boden. Darüber befand sich ein Gitter und an der Wand waren diverse Ketten befestigt. Ben zog ihn am Kragen zu der Leiter die runter führte. „NEIN!! BEN!!! NICHT!!“, stieß Semir aus und versuchte sich zu wehren. Doch Ben schulterte ihn einfach und stieg die Leiter runter. Auch Rosa kam nach. „Mach ihn mit der Kette fest!“, befahl sie. Ben tat alles was Rosa ihm sagte. Als Semir fest gekettet war verließ Ben mit Rosa das Loch. Das Gitter fiel darüber. „BEN!! HILF MIR!!“, schrie Semir und zerrte an den Fesseln. Ben sah ihn nicht mehr an.


    „Komm mein Schatz… ich werde dich in dein Zimmer bringen .Aber du musst dich ruhig verhalten… niemand darf wissen, dass du hier bist. Ich werde dir regelmäßig Essen bringen. Und wenn keine Gäste da sind, werden wir uns schöne Abende machen.“, säuselte Rosa in Bens Ohr. Das Zimmer, welches für Ben bestimmt war, war funktionell eingerichtet. „So…hier kannst du dich verstecken. Niemand darf wissen wo du bist…verstanden… du darfst es Niemanden sagen.“, lächelte sie und strich ihm durch die Haare. Sie küsste ihn. „Blue…Baby… Blue…“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Ben sah sie irritiert an. „Rosa!! Wo bin ich?“, fragte er und sah sich um. „Ben… es war dumm… du bist abgehauen… du hast einen Wagen gestohlen… und du …“, erzählte sei aufgeregt. „Was? Oh man… nun wird Semir mir auch nicht mehr glauben. Rosa… bitte hilf mir… ich war es nicht… ich bin Polizist…ich will nicht ins Gefängnis…bitte hilf mir…“ Ben fing an zu weinen, so verzweifelt war er. Rosa nahm ihn in den Arm. „Schon gut… wir helfen dir… Vater und ich werden dir helfen… versprochen. Komm erst einmal zur Ruhe. Leg dich hin und versuch zu schlafen. Du kannst hier in der Burg bleiben… niemand wird dich hier vermuten. Ich werde den Wagen entsorgen und dann führt keine Spur zu uns.“, versprach sie. Ben sah sie an. „Ich muss Semir anrufen… er muss wissen…“, versuchte er zu erklären. „Nein… Semir wird dich vermutlich auch verhaften. Denk doch mal… du bist geflohen… du stehst unter Verdacht und…“, erklärte sie. Ben nickte. „Du hast Recht… ich kann ihn nicht anrufen. Was soll ich denn tun?“, wollte er wissen. „Bleib hier... bei mir. Wir werden es uns gemütlich machen.“, säuselte Rosa und nahm Bens Hand. Dieser sah mit verschnieften Gesicht zu seiner Freundin. „Meinst du wirklich... Aber ich muss meine Unschuld beweisen.“, meinte er und wollte aufstehen. „Aber Ben... wenn du da rausgehst, dann wirst du doch sofort wieder ins Gefängnis gesperrt.“, erwiderte Rosa und hielt Ben am Arm fest. Er sah sie eindringlich an und nickte dann. „Du hast recht. Ich muss hier bleiben.“


    Semir saß in seinem Loch und zerrte an den Fesseln. Also das war die Erklärung für Bens Verhalten. Sicher musste er auch die Überfälle unter Hypnose begehen. Er überlegte, wie er hier rauskommen konnte. „Na, geht es dir gut da unten?“, rief Anton herunter und Semir sah auf. „Sie verdammtes Schwein... machen sie mich los und lassen sie mich und meinen Kollegen frei.“, schrie Semir vor Wut und stemmte sich in die Eisen. „Aber... aber, wer wird denn so erbost sein. Ich glaube, da muss ich dich bestrafen.“, lachte Anton, schob das Gitter beiseite und stieg runter. Bei sich hatte er ein Schüreisen und unten stand eine kleine Feuerstelle. „Wollen doch mal sehen, was du so aushältst...“, lachte der Mann, riss Semir das Hemd auf und entblößte dessen Brust. „Da die ganzen Gäste weg sind und sich dein Partner zehn Meter über uns und hinter dicken Mauern befindet, kannst du beherzt schreien und glaub mir, du wirst schreien.“, damit entzündete Anton die Feuerstelle, stocherte ein bisschen in der Kohle herum. Dann legte er ein Brandmarkeisen in die feurige Hitze und ließ es durch das Feuer erhitzen. Semir ahnte, was der Mann vorhatte und riss an seinen Fesseln, doch es war zwecklos. Entsetzt sah er, wie das Feuer das Eisen immer roter werden ließ, ein Zeichen, dass es gleich seinen Hitzepunkt erreicht hatte.

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  • „So, dann wollen wir doch mal.“, meinte Anton gehässig und nahm das Eisen aus der Glut, hielt es Semir dicht unter die Augen. Er konnte wirklich die Hitze spüren, die von dem Eisen ausging. „Hast du noch was zu sagen, bevor ich anfange?“, fragte er und formte seine Augen zu kleinen, gehässigen Schlitzen. „Sie werden niemals damit.... AAAAAHhhhhhhhhhhhhhhh.“, schrie Semir auf, als das Eisen auf seine Brust gedrückt wurde. Seine ganze Brust brannte und der Geruch seines verbrannten Fleisches stieg ihm in die Nase. „Hast du genug?“, fragte Anton und drückte das Eisen auf eine andere Stelle der Brust wieder tiefer ins Fleisch. Wieder schrie Semir auf und wandte sich in seinen Fesseln. Doch Anton hörte nicht auf. Ein drittes Mal wurde das immer noch heiße Eisen auf Semirs Brust gedrückt und wieder stieß der Hauptkommissar einen Schrei aus. Der Schmerz war stark, stärker als er und so driftete er bald in den Nebel der Ohnmacht ab. „Was denn? Du wirst doch nicht schon genug haben?“, fauchte Anton und schlug Semir auf beide Wangen. Dieser regte sich langsam wieder und sah seinen Peiniger mit Schmerztränen in den Augen an. „Lassen sie mich.“, forderte Semir leise. „Nein, wir haben gerade erst angefangen.“, stieß Anton aus und nahm dann eines der alten Folterinstrumente in die Hand. „Wissen sie, was das ist?“, fragte er und hielt einen mit kleinen Spitzen versehen Lederriemen in der Hand. „Das wird ihnen heute den Rest geben.“, lacht er und holte aus. Dann schlug er mit voller Wucht zu. Die Spitzen bohrten sich nicht tief in die Haut, sie wirkten wie Nadeln, doch der Schmerz brach erst beim schnellen Herausziehen durch. Wieder schrie Semir auf und bei jedem weiteren Schlag schrie er, was seine Lungen hergaben. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Anton ab. „Das soll für heute reichen. Ich komme morgen wieder.“, drohte er und stieg die Leiter wieder hinauf. Semir ließ sich einfach in seinen Fesseln hängen und versuchte, die Schmerzen auf seiner Brust zu ignorieren.

  • Ben hörte von dem was im Kerker vor sich ging absolut keine Laute. Er war mit sich selbst beschäftigt. Was war mit ihm los? Warum war er geflohen? Glaubte Semir ihm? Suchte er ihn schon? Wie würde Semir sich verhalten, wenn er vor Ben stand? Würde er… „Hey…. Was ist denn?“, riss Rosa ihn aus den Gedanken. „Oh…nichts… ich … ich bin verzweifelt. Rosa, wenn ich es war, warum kann ich mich nicht daran erinnern? Ich meine…ich weiß gar nicht was ich in den Nächten getan habe. Was wenn ich es doch war? Was wenn ich schlafwandle oder so?“, kam verzweifelt von ihm. Rosa strich ihm durch die Haare. „Gräme dich doch nicht so…. es wird sicher bald Licht ins Dunkle kommen. Du musst nur etwas Zeit haben. Und du wirst hier deine Ruhe haben. Lass dir einfach Zeit…“, sagte sie säuselnd und küsste ihn. Ben legte sich auf die Couch. „Du bist so gut zu mir. Ich bin froh, dass du zu mir hältst. Aber ob es Semir auch macht? Vielleicht jagt er mich schon. Ich meine… es ist doch möglich, dass er…dass er denkt ich wäre es…ich will...“, versuchte Ben einen klaren Gedanken zu fassen. Rosa lachte leise. „Nein…. Ben bitte… denk doch nicht daran. Ich habe Semir kennen gelernt. Er weiß dass du unschuldig bist. So und nun versuch etwas zu schlafen. Du siehst sehr müde aus. Komm schließ für ein paar Augenblicke die Augen und versuche zu Ruhe zu kommen…“, redete sie auf ihn ein. Ben nickte. Er brauchte wirklich Ruhe. Nur wenig später schlief er tief und fest.


    Stolberg sah Kim an. „Gerkhan ist mit Jäger auf der Flucht! Das war der Plan. Er hat ihn sogar zur Flucht verholfen! Sie sollten wirklich nicht lügen!! Die Staatsanwaltschaft hat bereits Haftbefehl für beide ausgestellt. Wo sind sie?!“, fauchte er sie an. Kim zuckte die Schultern. „Ich weiß es wirklich nicht. Nachdem wir bei Ihnen weg sind, hat Semir sich sofort auf den Weg gemacht Jäger zu suchen. Er ist…“, erklärte sie. „Suchen?? Er braucht ihn nicht suchen und wissen Sie warum? Weil er wusste, wo er war!! Und ich bin mir sicher, Sie wissen es auch! Also wo? Wollen Sie wirklich erst, dass Frau Schrankmann anfängt zu wühlen? Ich weiß von ihr, das Gerkhan sich äußerst selten an den Vorschriften hält!!“, schrie Stolberg wütend von sich. „Hören Sie… es ist absolut absurd, was Sie hier vom Stapel lassen. Herr Gerkhan mag ja sonderbare Ermittlungsmethoden haben, aber bisher gibt es nicht ein Fall, den er nicht gelöst hat. Und das Gleiche gilt für Herrn Jäger. Er ist ein sehr guter Polizist und ich weigere mich zu glauben, dass er ein Verbrecher ist!“, schrie nun auch Kim wütend. „Mir ist es ziemlich egal, was Sie glauben oder was nicht! Ich will beide haben und ich verspreche Ihnen…ich bekomme beide! Darauf können Sie Gift nehmen. Sie werden die Beiden nicht retten können. Sie gehen für ein paar Jahre in den Knast!“ Stolberg drehte sich um und verließ das Büro. Kim sah ihm nach. „Verdammtes Arsch….“, den Rest schluckte sie runter.


    ...

  • Für Semir gab es keine Ruhe. Die Schmerzen in der Brust waren stark. Auch wenn er schwach war, versuchte er die Ketten zu lösen. Es ging nicht. Er konnte sich nicht ohne Hilfe befreien. Hypnose….Hypnose… Die Worte klangen in seinem Kopf. Er versuchte sich von den Schmerzen abzulenken, indem er nach der Begründung suchte. War ein Mensch wirklich unter Hypnose fähig zu morden? Bisher hatte er immer gehört, dass sobald etwas Unrechtes passierte die Person aus der Hypnose erwachte. Aber Ben war Polizist…er tat unter Hypnose etwas das gegen seine Überzeugung sprach. Würde er ihn töten unter Hypnose? Würde er wirklich soweit gehen? Semir schloss die Augen. Die Schmerzen waren unerträglich. Zwar bluteten die Wunden nicht mehr, aber Semir ahnte dass dies nur der Anfang war. Pfeifer würde nicht aufhören. Nicht solange er lebte…


    Pfeifer beobachtete Semir genau und zwar durch eine kleine Kamera, die er in den Fels gegenüber seinem Gefangenen versteckt hatte, und weidete sich an dessen Furcht in den Augen. In seinen Gedanken überlegte er sich schon, was er als nächstes mit Semir anstellen konnte, ohne ihn dabei zu töten. Dann fiel ihm der alte Brunnen im Hof ein. Dieser war noch immer mit Wasser gefüllt und hatte einen Hebearm, um daran einen Eimer zu befestigen. Aber es eignete sich auch prima als Senkarm, wenn man einen Mann daran festband. Teuflisch grinsend ging er nach draußen und überprüfte das alte Holzgestell. Es war noch gut erhalten und der Brunnen, trotzt warmer Jahreszeit, doch recht kühl und das Wasser würde sicherlich nicht mehr so sauber sein. Die Wunden von Gerkhan würden doppelt schmerzen, wenn sie in kaltes, schmutziges Wasser getaucht werden würden. Ja, das war die Idee und daran würde er sich gleich morgen um sechs Uhr machen. Vor neun kam sowieso nie einer und die Besucher erst um zehn. Eine gute Gelegenheit Rache an diesem kleinen türkischen Polizisten zu nehmen.


    Hotte und Dieter fuhren die ganzen Gegenden ab. Sie hofften, Semir und Ben zu finden, denn auch der Deutschtürke war mit seiner Meldung überfällig. Die beiden glaubten, ebenso wenig wie Kim, dass Semir Ben zur Flucht verholfen hat. „Mensch Dieter, irgendwo müssen die beiden doch sein. Die können sich doch nicht in Luft auflösen.“, stieß Hotte aus und sah immer wieder aus dem Fenster. „Hotte, weißt du, wie viele Versteckmöglichkeiten Ben kennt? Ich meine, Semir kennt bestimmt welche, aber wie viele hat Ben nun wirklich...“ „Denkst du etwa, dass der Junge die Überfälle begangen hat?“, fragte der beleibte Polizist erschrocken. „Nein, ich sage ja auch nur, dass Ben... Moment, da... da steht Semirs Wagen.“, stieß er aus und lenkte den Polizeiporsche zum Parkplatz vor dem Probenraum von Ben. „Hier haben sich beide also versteckt, aber wieso meldet sich Semir dann nicht?“, fragte Hotte, als beide langsam aus den Wagen stiegen und auf die Halle zugingen. „Das werden wir gleich wissen.“, meinte Dieter.


    „Semir, Ben... wir sind’s... Hotte und Dieter.“, rief Dieter durch den Raum, als sie im Innern standen, aber keiner zu sehen war. „Seltsam, sein Wagen steht doch vor der Tür.“, murmelte Dieter und sah sich in den anderen Räumen um. Hotte jedoch verweilte kurz, als er einen kleinen, roten, eingetrockneten Fleck auf dem Boden fand. „Dieter...“, rief er seinen Kollegen zu sich und tauchte seinen Finger in den Fleck hinein. „Was ist das?“, wollte der lange Polizist wissen. „Blut.“, meinte Hotte besorgt und zerrieb es zwischen seinen Fingern. „Blut... du meinst, hier hat ein Kampf stattgefunden?“, fragte Dieter. „Sieht so aus, fragt sich nur wer... Moment.“, dann entdeckte er die zerborstene Gitarre. „Ist das nicht Bens Gitarre?“, fragte er und Dieter nickte. „Wir müssen die Chefin und Hartmut anrufen... wer weiß, was hier passiert ist.“, meinte Hotte und griff zu seinem Telefon.


    Die Nacht war kurz für Ben, denn er hörte Schritte vor seiner Tür. Erschrocken fuhr er auf, fiel aber wieder erleichtert zusammen, als er sah, dass es nur Rosas Vater war. „Wie geht es ihnen?“, fragte er und brachte das Frühstück. „Schlecht.“, meinte Ben nur und merkte seinen verspannten Nacken, aber dann tat ihm auch sein Unterkiefer weh, so als ob er einen Faustschlag abbekommen hätte, doch er konnte sich nicht daran erinnern. „Dann essen sie erst mal, ich habe ihnen frische, selbstgebackene Brötchen, etwas Wurst und Marmelade mitgebracht. Den Kaffee bringt meine Tochter gleich.“, meinte er und sah mit einem versteckt teuflischem Lächeln auf Ben hinüber. Ben nahm vorsichtig das Brötchen und schnitt es mit dem Messer auf, doch zum Essen sollte er nicht kommen. Rosa trat kurz darauf ein. „Hallo mein Schatz...“, säuselte sie und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Oh.. Rosa... guten Morgen...“, begrüßte auch Ben sie. Er wollte gerade sein Brötchen zum Mund führen als Rosa ihm „Vancouver“ ins Ohr. Sofort veränderte sich sein Blick wieder. Anton sah zufrieden auf ihn. „Komm mit!“, befahl er kühl. Ben nickte, legte das Brötchen weg und folgte Anton nach unten. Vor dem Gitter zum Kerker blieben sie stehen. „Hol ihn hoch und bring ihn nach draußen!“, kam der nächste Befehl von Anton. „Ja....“, gab Ben nur von sich und stieg hinunter.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah seinen Freund an. „Ben.....hilf mir...bitte...“, stieß er aus. Ben kam auf ihn zu und befreite ihn tatsächlich von den Ketten. Langsam und unsicher stand Semir auf. Er rieb sich die Handgelenke. „Ben...sieh mich an.....“, bat er. Ben sah ihn an, aber Semir bemerkte dass dieser Blick abwesend war. „Bring ihn mir hoch!“, hallte die Stimme von Anton. „Ben... er ist ein Teufel! Du musst mir helfen...zu fliehen!! Bitte..“, versuchte Semir zu Ben durch zu kommen. Doch Ben griff ihn und stieß ihn zur Leiter hin. „Vergiss es Gerkhan... er gehört mir!“, lachte Anton von oben. Semir trat aus. Er traf Ben in den Bauch und dieser ging zu Boden. „Wehr dich! Mach ihn gefügig!!“, schrie Anton der aus Angst das Gitter fallen ließ. Ben stand langsam auf und ging auf Semir los. Dieser ging in Abwehrhaltung und konnte die ersten Schläge abwehren, doch dann wurde Ben unfair. Er drängte Semir an die Wand und stellte sich vor ihm. Dann hob er das Knie und traf Semir empfindlich. Semir hockte mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Ben zog ihn hoch und schulterte ihn. „BEN!! WERDE ENDLICH WACH!!! HILF MIR!!“, schrie Semir wütend und trat um sich. Doch Ben war tief in Trance.


    Anton sah zufrieden zu. „So werden aus Freunden Feinde...“, lachte er, als Ben Semir oben auf den Boden warf. „Ich werde Sie ...“, fing Semir wütend an. Anton sah ihn an. „Du wirst gar nichts... oder doch.... du wirst sterben.... ich hoffe du kannst lange die Luft anhalten...“, lachte Anton und befahl Ben Semir so festzuhalten, dass er nicht fliehen oder sich wehren konnte. Ben wandte den Polizeigriff an. Gegen diesen schmerzhaften Griff konnte selbst Semir nichts machen. Anton zog die Handschellen hervor. „Leg sie ihm an!“, befahl er kalt. Ben führte jeden Befehl aus und fesselte Semirs Hände nach vorn. Anschließend musste er Semir zu Boden werfen und Anton band ein Seil an den Zwischenstück fest. „Sie werden ihn nicht dazu bringen...mich zu töten...“, fauchte Semir wütend. Ben hob ihn auf einen Wink von Anton hoch und ließ ihn langsam in den Brunnen hinab. „Zu deiner Information... der Brunnen ist gut sechs Meter tief. Das Wasser etwa zweieinhalb bis drei. Seit Jahren nicht mehr benutzt und dementsprechend nicht mehr wirklich trinkfähig. Aber du sollst es ja nicht trinken, sonder daran ersaufen. Ben! Wirf ihn rein!“, befahl Anton mit einem höhnischen Grinsen. Ben tat es. Anton hielt die Kurbel fest, damit Semir nicht sofort in dem Wasser versank. Er wollte es langsam und genüsslich machen. „Viel Vergnügen...“, lachte Anton und drehte die Kurbel. Semir fuhr abwärts. Er versuchte sich an den Wänden irgendwie abzustützen aber es ging nicht. Wenige Augenblicke später bekam er den ersten Kontakt mit dem Wasser. Es war in der Tat eiskalt und ließ ihn tief durchatmen. Als das dreckige Wasser an die Wunden kam schrie Semir auf. Es brannte höllisch.


    ...

  • Ben sah teilnahmslos zu, was Anton mit Semir anstelle. Immer wieder schrie dieser auf, stieß Flüche aus und schnappte nach Luft. Anton machte sich einen Spaß daraus, die Tortur des Tauchens immer länger andauern zu lassen. Doch scheinbar wurde es ihm irgendwann langweilig und er kurbelte bis Semir wieder am Rand war. „Na... hat es gefallen?“, fragte er höhnisch. Semir sah ihn an. „Bitte...aufhören....bitte....ich kann nicht mehr...“, flehte er. „Ich weiß.... aber ich bin noch nicht am Ende... du wirst Blu...“, stieß Anton und verschluckte sich und musste husten. Ben zuckte zusammen. „SEMIR!!“, stieß er direkt aus und wollte seinem Freund zur Hilfe kommen. Er tat zwei Schritte auf Anton zu und dieser wich zurück, er ließ die Kurbel los. Semir rauschte mit einem Schrei nach unten in den Brunnen. Doch bevor Ben wirklich tätig wurde, schrie Anton hysterisch das Wort „Vancouver“. Ben blieb stehen. Sofort war er wieder im Trance. „Verdammt!“, fauchte Anton und griff sofort zur Kurbel, um den verhassten Polizisten wieder nach oben zu holen. „Hilf mir!“, befahl er Ben. Gemeinsam zogen sie Semir nach oben. Wie ein nasser Sack hing der Deutschtürke an dem Seil. Er war ohne Bewusstsein.


    „Scheiße.“, stieß Anton aus und weis Ben an, Semir auf den Boden zu legen. Anton fühlte den Puls seines Opfers... er war nicht da. Doch so leicht wollte er es Gerkhan nicht machen. Er setzte sich auf dessen Oberkörper und massierte das Herz des Deutschtürken, gab ihm Mund zu Mundbeatmung. Dies immer im Wechsel. Ben stand wie eine Salzsäule daneben. Nach einer Weile hustete Semir und spuckte Wasser en mas. Anton zog ihn hoch. „Bring ihn in sein Loch zurück.“, fauchte Anton Ben an. „Ja...“, murmelte dieser nur, packte den nassen Semir und kettete ihn wieder an. Dann befahl er Ben in sein Zimmer zu gehen und ging mit. „Was mache ich nun mit dir? Ich habe das Lösungswort gesagt. Wenn ich bis drei gezählt habe, wirst du aufwachen und dich nur an dein Aufwachen erinnern. EINS – ZWEI – DREI...“, meinte Anton und schnipste dann wirklich mit den Fingern. Ben schüttelte sich und sah ihn mit verwirrtem Blick an. „Wie spät ist es?“, fragte er und sah sich um. Das Tablett mit dem Frühstück stand immer noch auf dem kleinen Tisch. „Oh Frühstück.“, kam es als nächstes von Ben und sofort setzte er sich ran und futterte los. Anton grinste zufrieden und machte sich dann für die Besucher fertig. Vorher ging er noch einmal zu Semir, um zu sehen, wie es ihm ging.


    ...

  • Dieser hing keuchend in seinen Fesseln und zitterte vor sich hin. Die nassen Klamotten zogen sich eng an seinen Körper und die Wunden waren wieder aufgebrochen und schienen sich durch den Schmutz entzündet zu haben. Er war sicher, hier würde er sterben, sollte nicht bald Hilfe kommen. Ben... warum half Ben ihm nicht? Diese Hypnose musste doch irgendwie zu durchbrechen sein. Angestrengt überlegte Semir, wie er es schaffen könnte, das zu bewerkstelligen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Sein ganzer Körper schmerzte und die Brust brannte wie Feuer. „Na Gerkhan... wie ist das werte Befinden?“, höhnte es von oben auf ihn herab. „Pfeifer... ich bringe sie um, sollte ich hier rauskommen.“, stieß Semir aus. „Oh, wollen sie etwa schon wieder so unvernünftig sein? Soll ich erst wieder mit dem Brandeisen kommen?“, drohte er. Semir schwieg, denn noch einmal diese Schmerzen wollte und konnte er nicht ertragen. „Sie werden nie wieder die Sonne sehen, Gerkhan. Dafür werde ich schon sorgen. Verlassen sie sich drauf und ihr Kollege wird für den Mord an ihnen ins Gefängnis wandern.“, lachte Anton laut auf. „Sie... sie sind wahnsinnig... Ben würde niemals... Dazu kriegen sie ihn nie.“, schrie Semir nach oben und riss an seinen Fesseln, den Schmerz dabei ignorierend. „Wollen wir wetten?“


    Hartmut und seine Kollegen, sowie Kim trafen bei Dieter und Hotte im Probenraum ein. „Chefin, also wenn sie mich fragen, hier hat ganz offensichtlich ein Kampf stattgefunden.“, meinte Hotte und deutete auf den kleinen Blutfleck und die zerschlagene Gitarre am Boden. Kim sah sich das Chaos an. Die Gitarre, umgeworfene Trommeln und Basskästen. Offensichtlich hatte hier ein Kampf stattgefunden. „Und der Wagen von Semir steht draußen... haben sie sonst noch was gefunden?“, wollte sie wissen. Dieter und Hotte schüttelten den Kopf. Kim nickte und wählte Semirs Nummer an. Es klingelte, aber das Klingeln war im Raum zu hören. Alle sahen sich suchend um und hörten nach dem Klingeln. Dieter ging dem Geräusch nach und fand es, unter einer umgestürzten Trommel liegend. „Chefin...“, meinte er und hielt das Handy von Semir hoch. „Okay, irgendwas ist hier passiert und ich will sofort wissen, was.“, meinte sie zu Hartmut und ließ ihn an die Arbeit gehen. Sie ging raus und sah in den morgendlichen Himmel hinauf. Wo könnten die beiden Jungs nur stecken und was war mit ihnen passiert? Denn, so wie es da drinnen aussah, scheinen die beiden nicht freiwillig mitgegangen zu sein.


    Stolberg hörte dem zu, was Kim ihn berichtete. „Sie haben also den Wagen von Herrn Gerkhan gefunden. Vor dem Probenraum des Kollegen Jäger. Damit ist doch wohl klar, dass Gerkhan Jäger geholfen hatte. Warum sollte sonst sein Wagen dort stehen!“, fauchte er die Frau an. Kim holte tief Luft. „Sie vergessen das ich auch erwähnte, dass das Handy von Herrn Gerkhan unter einer Trommel lag und das ganze Studio nach einem Kampf aussieht!“, wies sie ihn zurecht. „Das ist doch alles Theater! Das Handy liegen lassen, um nicht geortet zu werden. Die Unordnung, um eine falsche Spur zu legen. Wo ist denn die Freundin von Jäger? Sie ist auch verschwunden. Die Drei stecken unter einer Decke… Die Sache wird Frau Schrankmann sicher sehr gefallen.“, meinte er und griff zum Hörer. Kim sah ihn an. „Herr Stolberg…ich weiß dass alles so aussieht als wenn…“, versuchte sie ihn zu beruhigen, aber Stolberg war nicht mehr zugänglich. „Frau Schrankmann…. Stolberg hier, Kripo Düsseldorf. Es geht um Herrn Jäger und Herrn Gerkhan von der Kripo Autobahn….“, erklärte er am Telefon. Kim stand auf und verließ das Büro. Sie wollte nicht hören wie ihre beiden Beamten in den Dreck gezogen wurden. Schrankmann würde eh zu ihr auf die Wache kommen oder aber sie zu sich zitieren.


    Semir saß einfach nur da. Er wartete darauf das sich jemand um ihn kümmerte und tatsächlich kam Anton zu ihm. Er stellte einen Teller vor ihn hin, auf dem zwei Brötchen lagen und eine Flasche mit Wasser. „Ich will doch nicht, dass du verhungerst. Ich will dass du qualvoll stirbst. Nicht, das unser Freund Ben Jäger Zweifel aufkommen…“, lachte er und wollte gehen. „Wie soll ich an das Essen kommen?“, wollte Semir leise wissen. Anton sah ihn an. „Das ist dein Problem… aber du hast Recht… ich werde dir eine Hand losmachen. Du kommst eh nicht hier raus.“, nickte er und löste die Schelle an der linken Hand. Semir tat nichts. Er hatte eh keine Chance gegen Anton etwas zu unternehmen. So nahm er das Brötchen und aß langsam. Anton verließ das Gefängnis. „Ach ja…. Morgen wird sich dein Freund mit dir beschäftigen…. Ich werde zusehen, wie er dich zu Brei verarbeitet.“, lachte er von oben auf seinen Gefangenen. „Das werden wir ja sehen…“, murmelte Semir und überlegte, was heute passiert war. Er wurde fast ertränkt, aber er konnte sich daran erinnern, dass Ben ihm plötzlich helfen wollte. Aber was war der Schlüssel? Warum war er plötzlich wieder der Alte? Was musste passieren? Er spürte, wie er müde wurde. Es war einfach zu viel. Wie sollte er hier wieder rauskommen? Fragen über Fragen gingen ihn durch den Kopf. Dann schlief er tatsächlich ein. Die Strapazen des Tages forderten ihren Tribut.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Frau Krüger! Warum haben Sie mich nicht informiert? Sie hätten mir sagen müssen, dass das Herr Gerkhan nun auch verschwunden ist, nachdem Herr Jäger geflohen ist! Ich dachte wirklich dass die Arbeitsweise von Anna Engelhardt hier keinen Einfluss mehr hat, aber da habe ich mich wohl sehr getäuscht. Aber eines verspreche ich Ihnen… das war die letzte illegale Aktion, die sich Herr Gerkhan erlaubt hat. Sobald er wieder da ist, kann er seine Koffer packen und nach Hallig Hooge fahren. Dort darf er dann die Fische verhaften!“, schrie Schrankmann wütend durch Kims Büro. „Frau Schrankmann…“, versuchte Kim ihr ins Wort zu fallen. „Hören Sie auf mir irgendwas erklären zu wollen! Ich glaube nichts davon!! Dass das Handy von Gerkhan im Probenraum lag, ist kein Beweis, dass ihm etwas passiert ist. Das Auto von Gerkhan zeigt nur, dass er seine Spuren verwischt!!“, keifte Schrankmann weiter. Kim schüttelte nur den Kopf .Sie kam an diese Frau nicht ran. Allerdings sah sie, als sie durch das Fenster in das Großraumbüro sah, ein weiteres Problem auf sich zukommen. Andrea Gerkhan betrat die PAST. „Oh nein…“, stieß sie aus. Andrea sah sich nach ihrem Mann um, doch dieser war nicht da. Kim kam aus ihrem Büro raus und nahm sofort Andrea beiseite. „Frau Krüger, wo ist mein Mann... Er sollte Aida heute von der Tagesmutter abholen.“, meinte sie leicht wütend und dachte Semir würde schon wieder an einem wichtigeren Fall sitzen, der sein Privatleben mal wieder ausblendete. „Frau Gerkhan... Andrea.“, fing Kim an und Andrea sah sie verwundert an, denn sonst war diese Frau eher distanziert und kühl zu ihr gewesen. „Ihr Mann... Ben und er sind verschwunden.“, erklärte Kim mit ruhiger Stimme. „Was? Aber warum?“, wollte sie wissen. „Ich habe keine Ahnung, aber wir haben sein Handy im Probenraum von Ben gefunden. Scheinbar hat dort ein Kampf stattgefunden. Wir haben einige Blutflecken auf dem Boden gefunden.“, erklärte Kim. „Frau Krüger... ich war noch nicht mit ihnen fertig.“, schimpfte Schrankmann durch das ganze Büro.


    Kim und Andrea drehten sich zu der Frau um. „Frau Krüger, sorgen sie für die Festnahme der beiden oder sie können gleich mit packen gehen.“, zischte sie und verschwand dann. „Was... was ist denn passiert? Wen sollen sie festnehmen?“, fragte Andrea. „Kommen sie bitte... ich erkläre es ihnen.“, meinte Kim, zog Andrea in das Büro von Semir und Ben und erklärte ihr die Sachlage. „Das ist doch absurd... Ben würde niemals... Und Semir doch auch nicht. Das hat er nur ein einziges Mal gemacht, aber da war er selbst mit betroffen und falsch angeklagt.“, stieß Andrea wütend aus. „Was unternehmen sie, um die beiden zu finden?“, fragte sie dann Kim. „Die Kollegen sind dran... Herr Herzberg und Herr Bonrath fahren die äußere Gegend von Köln ab und suchen nach dem Wagen. Die Düsseldorfer Kollegen sind wie Bluthunde auf die Fährte ihres Mannes und Ben angesetzt. Ich hoffe, dass wir sie vor denen finden.“, bat Kim mehr zum lieben Gott, als dass es für Andreas Ohren bestimmt war.

  • Anton ging zu Ben in die Kammer hinauf und betrat das Zimmer. Ben lag auf dem Bett und hatte sich etwas ausgeruht, als er hoch schreckte. „Nur keine Angst... ich bin es.“, meinte Anton mit Engelszungen. Ben nickte nur und sah dann zum Fenster. „Wie spät ist es?“, wollte er wissen und sah auf den Burghof raus. „Kurz nach fünf Uhr... Vancouver.“, meinte Anton dann und sofort stand Ben kerzengerade vor ihm. „Los, komm mit.“, befahl er und Ben folgte dem Mann. Schon bald standen sie vor dem Kerkerloch, wo Anton Semir gefangen hielt. „Steig runter und kümmere dich um Gerkhan... prügle ihn windelweich.“, befahl Anton und öffnete das Gitter. „Ja...“, kam es nur murmelnd von Ben. Er kletterte die Leiter runter und Semir sah ihn an. „Ben...“, bekam er nur raus, dann folgte auch schon der erste Hieb in die Magengrube. Semir keuchte auf und ging, so es die Kette an seinem Arm zuließ, in die Knie. Als er sich wieder aufrichtete, bekam er das Knie von Ben gegen seinen Kiefer geschlagen und biss sich dabei in die Lippe. Benommen kippte er an die Wand und rutschte mit den Füßen weg. Doch die Kette hielt ihn in entsprechender Höhe fest. Anton genoss das Schauspiel, doch irgendwas lenkte seine Aufmerksamkeit ab. „Mach ihn fertig, aber lass ihn leben. Er muss noch einiges aushalten.“, rief er runter und ließ das Gitter fallen, schloss es aber nicht ab. Das sollte ein fataler Fehler sein.


    Ben sah starr auf Semir runter, der keuchend seinen mit Blut durchtränkten Speichel ausspuckte. „Boah, ist Blu...“, er musste husten, weil er sich verschluckt hatte. Ben schüttelte sich und setzte einen erschrockenen Gesichtsausdruck auf. „Semir!“, stieß er aus und kniete sich zu seinem Partner runter. „Semir? Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er vorsichtig und der Deutschtürke sah seinen Partner mit großen Augen an. „Ben? Du erkennst mich?“, fragte er etwas ungläubig. „Na ja, abgesehen davon, dass du im Moment eher scheiße aussiehst ... ja, du bist zu erkennen.“, scherzte Ben etwas. „Ha, danke. Ben, weißt du was mit dir passiert ist?”, fragte Semir, als er sich aufrichtete. Dieser schüttelte nur den Kopf. „Anton Pfeifer…er hat dich hypnotisiert. Er benutzt irgendein Wort…um dich…aua….um dich in Trance…zu setzen… konzentrier dich auf mich…bitte…ich…ich kann nicht mehr…“, stieß Semir unter Stöhnen aus. Er musste verhindern, dass Ben wieder in Trance fiel. Wie…wie sollte er das machen. „Er macht was?“, kam irritiert von Ben. „Er hypnotisiert dich….Ben…bitte…hilf mir…“, kam leise von Semir. „Aber Semir… er ist der Vater von Rosa…ich meine…sie ist meine Freundin und…“, versuchte Ben zu erklären. „Ben…er hat….er hat dafür gesorgt…das du…au Verdammt…Überfälle machst…er hat …dich dazu gebracht…mich so zu zurichten…Ben…er sieht uns….zu…“, stieß Semir müde aus. „Dann werden wir ihm mal etwas vorspielen…kannst du noch etwas lauter stöhnen?“, fragte Ben und zog seinen Freund vorsichtig auf die Beine. Semir nickte nur. „Mach ihn fertig!!“, hörte er in diesem Augenblick Anton, von oben schreien.


    ...

  • Anton trat wieder an den Kerker und sah, wie sich Ben über seinen Freund hermachte. Man hörte die Schläge und das Stöhnen. Er freute sich, doch dann sah er wie Semir am Boden lag und nichts mehr tat. Für Anton war es ein sicheres Zeichen dafür, dass er bewusstlos war. Die letzten Schläge, die Ben gegen Semir ausgeführt hatte waren gespielt. „Komm es reicht!!“, befahl er. Ben ließ noch einmal einen Tritt gegen Semir los. Anton lachte glücklich. Er spürte nicht, dass Ben längst nicht mehr in der Trance war. Langsam stieg Ben die Leiter hoch, während Anton auf Semir sah. „Das war sicher dein Ende… komm du gehst in dein Zimmer und legst dich hin…“, befahl er Ben, als er oben stand. Das Gitter fiel. Ben tat was Anton wollte. Im Zimmer angekommen sah Anton Ben an. „Blue…“, sagte er. Ben verstand erst nicht doch dann tat er intuitiv genau das richtige. „Anton… wie sieht es draußen aus? Weiß die Polizei, dass ich hier bin?“, wollte er wissen und tat völlig erschrocken. „Nein… das wissen die ganz sicher nicht. Rosa wurde auch nicht vernommen. Leg dich hin... du siehst müde aus.“, lächelte Anton. Ben nickte. Anton verließ zufrieden das Zimmer. Die Tür schloss er schon lange nicht mehr ab. Ben Jäger stand ganz unter seiner Fittiche und tat alles, was er wollte. Und morgen wird er Gerkhan den Gnadenstoß geben. Anton stieg die Treppe runter und zündete sich eine Zigarette an. „Das ist der schönste Abend meines Lebens. Meine Rache ist vollkommen.“


    Ben wartete, bis Anton die Tür geschlossen hatte und griff dann in seine Brieftasche. Dieser verdammte Mistkerl… er musste versuchen die Chefin zu informieren. Semir sah grausam aus und hatte vermutlich schlimme Verletzungen. Doch erst einmal musste er diesen Anton ausschalten. Die Frage war nur, wie er verhinderte wieder in die Hypnose zu fallen. Er hatte einige Semester lang das Thema mal gehabt. Schlüsselwörter… richtig… es gab Schlüsselwörter.. .die musste man hören. Also mussten die Ohren ausgeschaltet werden. Ihm fiel ein, dass er stets Ohrenstöpsel in der Brieftasche hatte. Semir hatte sich schon oft darüber aufgeregt, wenn er die Dinger auf den Schreibtisch legte, aber diesmal kamen sie ihn gerade Recht. Er steckte sie ins Ohr und hörte nichts mehr. Er verließ das Zimmer und suchte Anton. Im Wohnzimmer saß er auf dem Sofa. Ben schlich weiter. Er musste ein Telefon finden. Er musste irgendwo hier ein Telefon haben. In einem der Räume im unteren Stockwerk fand er eins. Noch einmal sah er zu Anton, der friedlich auf der Couch lag. Ben zog sich einen der Stöpsel heraus und griff zum Hörer. Freizeichen…. Gott sei dank. Mit fliegenden Fingern wählte er Kim Krüger an. „Chefin… ich bin es, Ben…Semir und ich…sind auf der Burg Falkenstein… wir brauchen Unterstützung und einen Arzt für Semir… schnell…“, gab er nur durch, als sie sich meldete und legte wieder auf. Dann verschloss er sein Ohr wieder. Er suchte in der Küche eine Waffe, um sich gegen Anton verteidigen zu können. Doch hier war nichts. Mist verdammter… fluchte er in Gedanken. Als er durch den langen Gang zurück zu seinem Zimmer ging, sah er den Degen an der Wand hängen. „Na... alt aber sicher noch ausreichend.“, murmelte er leise und nahm die Waffe von der Wand. Dann ging er ins Wohnzimmer zurück. Bisher war Rosa nicht da und die Chance musste er nutzen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Chefin und die Kollegen auftauchten. Außerdem musste er noch Semir aus dem verdammten Loch holen.


    „Hey.“, schrie Ben so laut er konnte, denn durch die Ohrenstöpsel konnte er nichts hören. Erschrocken fuhr Anton zusammen und schrak von der Couch auf. „Du?“, fragte er und sah dann auf den Degen. „Vancouver.“, schrie er, doch Ben reagierte nicht. „Den Schlüssel für den Kerker.“, forderte Ben und kam mit der Waffe bedrohlich nahe. Erschrocken wich Anton immer weiter zurück. „Vancouver... Vancouver... Vancouver.“, immer wieder stieß er dieses Wort aus, doch Bens Gesicht veränderte sich nicht. „Die Schlüssel... sofort.“, schrie Ben mit wütender Stimme. Ohne jegliche Gegenwehr händigte Anton ihm die Schlüssel aus. „Und jetzt...“, meinte Ben ließ den Degen sinken und holte aus. Der Kinnhaken beförderte Anton über das Sofa und ins Land der Träume. Vorsichtshalber schloss Ben den Kerl auch noch ein und ging dann mit den Schlüsseln zu Semir zurück.


    Semir hing wirklich am Boden und hörte, wie sich das Schloss des Verließ umdrehte. „Bitte nicht... Ben?“, fragte er geschwächt. „Ja, ich bin's. Semir, ich hol dich da raus.“, meinte er und stieg die Leiter hinunter. Den Degen hatte er oben gelassen. Es war unwahrscheinlich, dass Anton zu ihnen kam. Die Tür war ziemlich dick und er würde sich nicht so schnell vom Kinnhaken erholen. „Geht’s?“, fragte er seinen Partner. „Jaaa... sind die Kollegen informiert?“, fragte Semir geschwächt. „Ja, jetzt bringen wir dich erstmal nach oben.“, meinte Ben und half Semir dabei, sich an die Wand abzustützen. Vorsichtig legte er seinen Partner sich über die Schulter und kletterte langsam die Leiter wieder hinauf. Bei jedem Wanken stöhnte Semir auf. Die Schmerzen waren unerträglich geworden. Sein ganzer Körper, nicht nur die Brust und die Handgelenke... nein, der ganze Körper schmerzte und ihm war kalt, so dermaßen kalt, dass er einfach nur noch schlafen wollte. „Hey Partner, bleib wach.“, bat Ben, als er bemerkte, dass Semir abdriftete, und schüttelte sich kurz. Ein kurzes Stöhnen zeigte ihm, dass Semir wieder da war. Endlich waren sie aus dem Loch raus und Ben nahm wieder den Degen an sich. Beide machten sich schnellstens auf den Weg nach draußen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Anton wachte wieder aus seiner ungewollten Ohnmacht auf und sah auf dem Bildschirm, dass die Beiden sich aus dem Loch befreit hatten. „Warte nur Bürschchen.“, fauchte er und nahm einen der Degen von der Wand, die über dem Sofa hingen. Doch die Tür war abgeschlossen. Er hämmerte dagegen und hoffte, dass Rosa ihn hören würde. Tatsächlich drehte sich der Schlüssel um. „Papa, was ist passiert?“, fragte sie irritiert. „Ben... er ist aus der Hypnose aufgewacht und scheint resistent gegen das Aktivierungswort zu sein.“, fauchte Anton und rannte mit gezückter Waffe Richtung Kerker. „Jäger, bleib stehen.“, schrie er, als ihm beide auf dem Wehrgang begegneten, der vom Verliesturm zum Wohnturm führte, wo man entlang musste, um auf den Hof zu gelangen. Ben sah auf. „Verdammt... Semir, bleib wach, bitte.“, stieß er aus, als er seinen Kollegen kurz an der Mauer absetzte und mit ausgestreckter Waffe auf Anton zuging. „Ich werde euch beide töten. Dich zuerst.“, schrie Anton und näherte sich mit schnellen Schritten dem jungen Hauptkommissar. Klirrend kreuzten sich die Klingen und die beiden schlugen aufeinander ein, parierten die Schläge des anderen. Antons Wut schien ihm mehr Kraft zu verleihen, denn die letzten beiden Schläge kamen gefährlich nahe an Bens Körper und einmal sah er seinem Gegner direkt in die Augen. Hass und tiefe Rachegefühle konnte er darin nur lesen. Beide drehten sich und Ben stand nun mit dem Rücken zur Brüstung. Keuchend und mit zitternden Händen hielt er den Degen fest. Das nutzte Anton aus, schlug Ben die Waffe aus der Hand, die scheppernd über die Brüstung in den Hof fiel. „Das ist dein Ende.“, schrie er und schlug erneut zu. Ben federte den Schlag mit seinem Unterarm ab und schrie auf. Eine tiefe Schnittwunde zeichnete sich ab und tropfte auf den großen Feldstein, mit dem der Wehrgang ausgelegt war. „So und jetzt...“, meinte Anton und kam mit großen Schritten auf Ben zu, den Degen bereit zum Zustechen. Er dachte schon, er hätte gewonnen, doch Ben ließ sich im rechten Moment nach unten fallen und warf Anton über die Brüstung. Ein kurzer Schrei und dann war nur noch ein dumpfer Schlag zu hören. Ben sah runter. Dort lag Anton, sein Schädel war auf dem Pflasterhof aufgeschlagen wie ein rohes Ei. Rosa kam kreischend zu ihm gerannt und saß erstarrt vor dem toten Körper ihres Vaters, der sie mit leeren Augen ansah.

  • Ben ging zurück zu Semir, der am Boden lag und die Augen geschlossen hatte. Er zog sich die Stöpsel raus und kniete sich neben ihn. „Hey… hörst du mich?“, fragte er und drehte Semir vorsichtig auf den Rücken. Doch Semir reagierte nicht. „Semir… komm schon… sieh mich an…bitte…“, flehte er. Semir gab ein leises Stöhnen von sich. „Ben…ich…ich bekomme….keine Luft…“, stieß er aus. „Okay… was kann ich tun? Willst du sitzen?“, harkte Ben etwas hilflos nach. „Jaa….“, war die Antwort. Doch als Ben seinen Partner hochzog spuckte Semir Blut. „Das sieht nicht gut.. aus…verdammt was hat der Kerl mit dir gemacht?“, stieß Ben wütend aus und verfluchte das Anton tot war. Wo bleiben nur die Kollegen…..dachte er. „BEN! SEMIR!!“, hörte er genau in diesem Augenblick. „HIER!!!“, rief er zurück. Nur wenig später standen Kim, Hotte und Dieter vor ihm. „Mein Gott Semir…!“, stieß Kim aus. „Er muss in ein Krankenhaus… ich vermute innere Verletzungen…“, erklärte Ben. Kim nickte. „Der Notarzt ist gleich da. Ben… ich muss Sie verhaften…ich…es tut mir Leid…“, sagte sie leise. „Chefin… lassen Sie es mich erklären… bitte… ich stand unter Hypnose… Semir hat es mir erzählt. Dieser Anton und seine Tochter Rosa haben mich benutzt, um an ihn ran zu kommen. Semir hatte Pfeifer wohl mal verhaftet… Rosa ist auf der Flucht… aber Semir kann sie nicht fassen… er ist fast gestorben… und ich bin vermutlich sogar mit daran schuld…“, versuchte Ben sie zu überreden. „Wenn Sie wirklich unter Hypnose gehandelt haben, dann ist es mir klar, wie Sie…aber wir müssen der Staatsanwaltschaft informieren. Schrankmann führt den Fall und Sie kennen die Frau…“, erklärte Kim. Semir sah sie an. „Ich…..bin…Zeuge…“, stieß er mühsam aus. „Sie haben Pause…. Sobald der Arzt hier ist, werden Sie für eine Weile im Krankenhaus sein.“, kam von Kim. Endlich kam der Arzt. „Oh mein Gott…“, stieß dieser aus und untersuchte Semir vorsichtig.


    ...

  • Nur wenig später waren sie im Flur der Ambulanz des Marienhospitals. „Ben… was genau ist passiert? Woran können Sie sich erinnern?“, wollte Kim wissen, während sie auf den Arzt warteten, der Semir gerade untersuchte. „Ist Andrea schon informiert?“, stellte Ben die Gegenfrage. „Ja sicher… sie kommt bestimmt gleich. Also was ist passiert?“, wiederholte Kim. „Ich weiß es nicht. Aber alles fing an mit Rosa… Ich weiß nicht, wie sie es gemacht hat, aber je öfter ich mit ihr zusammen war… umso weniger konnte ich mich an die Nächte erinnern. Wenn Semir wirklich Recht hatte, habe ich die Einbrüche und Überfälle von denen Sie mir erzählten unter Hypnose gemacht. Das Problem was ich sehe, die Schrankmann wird es nicht glauben…“, kam leise von Ben. Kim nickte. „Wir müssen einen Beweis haben, dass Sie tatsächlich hypnotisiert waren. Und ich weiß auch wie… Ein guter Freund von mir ist Psychologe und der beschäftigt sich auch mit Hypnose. Wenn er Sie untersucht, dann kann er ein Gutachten erstellen und dann… kann Ihre Unschuld bewiesen werden.“, meinte Kim. Ben nickte. Er sah zur Tür hinter der Semir behandelt wurde. Hatte er mit dem ernsten Zustand seines Kollegen auch zu tun? War er daran beteiligt? Hatte er selbst zugeschlagen? Die Fragen quälten ihn. „Wo ist er!?!“, hörte er Andrea die ihn aus den Gedanken riss. „Er wird untersucht…“, sagte er leise und nahm die Frau seines Freundes in die Arme. „Es sieht nicht gut aus…“, erklärte er. „Was soll das heißen?“, wollte Andrea wissen. Auch Kim kam zu ihr. „Andrea…es sieht aus, als habe er innere Verletzungen. Er hat Blut gespuckt und…“, versuchte sie so ruhig wie möglich zu erklären. Andrea sah sie geschockt an.


    Rosa weinte…. Die Tränen liefen so heftig, dass sie den Wagen nicht mehr steuern konnte. Ihr Vater war tot. Ermordet von ihrem eigenen Freund. Tat er es unter Hypnose? Oder war er schon wach. Aber warum war er wach? Ihr Vater wollte doch, dass Ben seinen Kollegen tötete. Es hatte doch alles geklappt? Was war schief gelaufen? Sie weinte heftig und einige Minuten lang. Doch plötzlich veränderte sich ihre Verfassung. „Du wirst dafür sterben Ben Jäger und deinen Freund werde ich auch töten… Keiner von euch beiden wird mich jemals wieder verletzen…“, drohte sie hasserfüllt. Dann startete sie wieder den Motor und fuhr nach Hause. Auf der Fahrt überlegte sie, wie sie sich an Ben Jäger rächen könnte. Dann hatte sie es. Sie würde ihn terrorisieren... mit allem möglichen Sachen. Hm... vielleicht eine Schlange in einem Päckchen oder eine dieser giftigen Spinnen? Er sollte merken, dass es für ihn nicht vorbei war. Und dann, wenn er es nicht erwartete, würde sie ihn holen und ihn langsam und qualvoll töten. Ihre Rache würde grausam sein, denn jetzt hatte sie niemanden mehr und dafür würden die beiden Bullen büßen.


    Stolberg und Frau Schrankmann kamen mit wütendem Gesicht in das Krankenhaus gestiefelt und sahen schon von weitem Kim und Ben auf einer Bank sitzen. Dieser wich erschrocken zurück, als er die Staatsanwältin sah. „Ben Jäger... ich verhafte sie wegen schweren Raubes in mehreren Fällen.“, verkündete Frau Schrankmann und faltete den Haftbefehl auseinander. „Nein... ich war das nicht... ich stand unter Hypnose.“, stieß er aus und wollte sich gegen die beiden Kollegen wehren, die ihn an den Armen packen wollten. Kim sprang jedoch auf und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ben... es wird sich alles klären, aber gehen sie erst mal mit den Herren mit. Ich werde den Psychologen anrufen und sie untersuchen lassen.“, ging Kim dazwischen. „Wozu, Frau Krüger... Jäger ist schuldig.“, stieß Frau Schrankmann aus. „Das denke ich nicht und so lange es nur einen Zweifel an der Schuld eines Menschen gibt, muss alles unternommen werden, um diese auch zu beweisen.“, meinte sie energisch und schien damit bei Schrankmann Erfolg zu haben. „Wie sie meinen... aber um den da drin kümmere ich mich auch noch.“, schimpfte sie. Doch dann trat der Arzt aus dem Zimmer raus. „Was ist denn hier für ein Geschrei... der Patient braucht Ruhe.“, knurrte er die Gruppe an. „Nun... die äußeren Wunden machen mir soweit nicht allzu schwere Sorgen, jedoch scheint Herr Gerkhan schwere innere Verletzungen, die durch Schläge und Tritte herrühren zu haben. Wir konnten gerade noch rechtzeitig einen Riss in der Milz stopfen, sonst wäre er an inneren Blutungen gestorben. Er wird jedoch einige Wochen hier bleiben müssen. Und sie bitte ich, absolute Ruhe zu halten oder ich muss sie des Hauses verweisen.“, stieß er wütend aus. Frau Schrankmann sah Kim mit kleinen Augen an. „Frau Krüger... das alles wird ein sehr großes Nachspiel für sie und ihre gesamte Abteilung haben.“, zischte sie und ging mit Ben und den Kollegen davon.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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