Luftlos



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    Murten, Stadt in der französischen Schweiz


    Mit brodelnder Wut in der Magengegend sah sie auf die Vorrichtung aus Eisen, die aus der Erde gehievt wurde. Die trockene Erde rieselte hinab und fand sich auf dem Boden wieder. Das dritte Opfer in drei Wochen. Und wie immer war sie nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und die Fingerknöchel traten dadurch weiss hervor. „Merde!“, fluchte sie laut und trat gegen einen morschen Überrest eines Baumes, der vor ihr stand. „Noelle?“ Ein zierlicher, bleicher Mann mittleren Alters kam auf sie zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Du hättest ihr nicht helfen können!“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Doch hätte ich“, erwiderte sie mit französischem Akzent, „und ich habe wieder versagt!“ Ihr Vorgesetzter mühte sich zu einem Lächeln ab. Es klang einfach zu niedlich, wenn sie Deutsch sprach. Ihre helle Stimme, die komplett nicht zu ihrem jungenhaften Aussehen passte, wirkte einfach nur süss. „Du hast nicht versagt! Und wenn, dann haben wir alle versagt, das Schicksal der Menschheit lastet nicht nur auf deinen Schultern. Ansonsten wären viele hier arbeitslos! Du bist jung, motiviert, aber schiesse nicht über das Ziel hinaus!“


    Der eisige Sarg wurde geöffnet und eine Frau, in ihrem Alter, wurde herausgehoben. Die Haut weiss und die Lippen blau vor Kälte. Jedoch kannte sie die genaue Todesursache genau: Ersticken. Das Opfer war qualvoll erstickt, hatte auf ihre Rettung gehofft und sie hatte es wieder nicht geschafft. „Wir haben einen neuen Hinweis!“ Sie sah ihren Vorgesetzten an und er hielt ihr einen Umschlag entgegen. „Gemäss Informanten soll er nach Köln geflohen sein – Cologne, du verstehst mich?“ Sie nickte. „Zwei Polizisten haben dort eine weitere Leiche gefunden, ich weiss nicht wie er es angestellt hat, aber es gibt zwei Opfer zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten!“ Sie nahm den Umschlag und seufzte. „Köln…ich werde mich sofort dahin begeben! Von welcher Abteilung sind die Beiden denn?“ Nun lächelte ihr Vorgesetzter anders, ungewohnt. „Das glaubst du mir nie!“, erwiderte er und sie zog eine Augenbraue hoch. „Von der Autobahnpolizei. Dorthin musst du dich begeben. Ich zähle auf
    dich Kriminalhauptkommissarin Noelle Heden!“
    „Du kannst dich auf mich verlassen!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Köln zwei Tage zuvor


    „Also noch mal von vorne“, sagte Semir und packte einen kleinen, von hand beschriebenen Zettel, der in einer Plastiktüte lag, „ein Cheeseburgermenü mit Cola für Ben, Currywurst für Hotte und Pommes rot-weiss für Dieter, Salat mit Fanta für Susanne und ein Schinkensandwich mit Mineralwasser für die Chefin ist das richtig?“ Kurzes Schweigen am Telefon. „Was denkst du denn vor mir Partner, im Gegensatz zu Hotte kann ich aufschreiben, was man mir diktiert!“ Semir wusste genau, wieso Ben diesen Seitenhieb gegen Hotte ausgeholt hatte - dieser schrieb die Bestellungen nämlich immer falsch auf. „Kein Respekt vor dem Alter die heutige Jugend“, grummelte der Angesprochene und Semir konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, zum Glück sahen dies die Anderen nicht, da er im Auto sass und per Lautsprecher des Handys mit ihnen sprach. „Wie auch immer. Ist richtig Semir! Danke dass du die Aufgabe übernommen hast!“ In Dieters Stimme schwang Erleichterung mit. Der gross gewachsene Polizist hatte mit seinem Rücken zu kämpfen, Ben war von einem Arzttermin erst gerade zurückgekehrt und konnte gerade noch die Bestellung aufschreiben und niemand wollte Hotte mit der Aufgabe betreuen. „Ich finde das wirklich eine Unverschämtheit! Nur weil ich ein paar Mal die Bestellung falsch aufgeschrieben habe!“ „Seit wann gelten eine Million als ein Paar!“ Lautes Gelächter nach Bens Satz. Semir verdrehte die Augen. „Was hat der Arzt gesagt
    Ben? Woher kommt dein Reitzhusten?“, wollte der Deutschtürke wissen.


    „Eine Infektion der Bronchien, nicht wirklich dramatisch. Muss nur Hustentabletten nehmen! Im Übrigen: Ich habe Hunger!“ „Dann ist es wirklich nicht schlimm! Ich beeile mich, ich sollte gleich…“ In diesem Moment fuhr ein Lastwagen an Semir mit einer ungeheueren Geschwindigkeit vorbei. „Hey!“, schrie er und startete die Sirene. „Sorry Jungs, dass Essen muss kurz warten!“ Ein entnervtes Stöhnen kam von der anderen Leitung. „Man dann müssen wir’s wieder in der Mikrowelle aufwärmen“, beschwerte sich Hotte. „Schnapp dir den Verkehrssünder Semir, ich versuche unseren Hungrigen zu beruhigen!“ Mit diesen Worten hängte Ben auf. Semir fuhr dem Wagen hinterher und steuerte neben die Fahrerkabine, wo ein Mann in seinem Alter sass. Doppelt so breit, mit einer Halbglatze und der Zigarette am Mundwinkel. Mit den Knien lenkte er den Wagen und in den Händen hatte er eine Zeitung. „Das gibt es doch nicht“, zischte Semir entrüstet und zog die Kelle hervor. Doch der Fahrer hielt nicht, sondern erschrak ab Semirs Ruf, verlor die Kontrolle und rammte Semirs BMW, dieser gab Gegenkraft. „Was zur Hölle?“, schimpfte der Fahrer und Semir sah ihn mit funkelnden Augen an.


    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
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  • „Halten Sie sofort ihren Wagen an!“, schrie er und der Mann fuhr sofort auf den Pannenstreifen und hielt seinen Laster an. Genervt stieg er aus. „Sag’ mal Bulle, wieso haste mir einen solchen Schrecken eingejagt?“ Semir verliess auch sein Gefährt und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ich würde mal sagen, Sie kennen den Grund.“ Der Fahrer erwiderte nichts und verschränkte bloss die Arme. Der Deutschtürke sah sich den Lastwagen an, der alt und schäbig wirkte. „Wenn wir schon dabei sind, zeigen Sie mir mal ihre Fracht!“ Der Fahrer nickte langsam, öffnete den Frachtraum und zeigte verschiedene Kasten aus Eisen. „Öffnen Sie bitte mal einen!“ Der Mann verdrehte genervt die Augen und winkte Semir hinein. Er leuchtete den Raum mit einer kleinen Glühbirne und öffnete ein elektronisches Schloss. „Da sind nur Schinken drin!“ „Dann können Sie ja beruhigt aufmachen“, erwiderte Semir mit einem Grinsen und der Mann stöhnte. „Sie geben nicht auf oder?“ Der Deutschtürke schüttelte mit dem Kopf. Der Mann tippte das Passwort ein und öffnete den Kasten. Beide schreckten zurück und der Lastwagenfahrer stiess sogar einen kleinen Schrei aus.


    In dem Kasten lag ein toter Mann. Die Haut weiss und aschfahl. Die Lippen dunkelblau. Die Augen weit aufgerissen. „Heilige Scheisse!“ Der Lastwagenfahrer wich zurück und fiel auf sein Hinterteil. Sein ganzer Körper zitterte und das Maul war weit aufgerissen. „Ich wusste nichts davon…echt nicht!“, stiess er hervor und rutschte immer weiter zurück. „Das werden wir sehen…“, murmelte Semir, der langsam wieder zur Besinnung kam und nahm sein Mobiltelefon hervor. Er wählte die Nummer des Gerichtsmediziners und verlangte danach in der Zentrale Verstärkung. Anschliessend wählte eine Nummer, die er ein und auswendig kannte. „Ja Semir? Wo bleibt unser Essen?“, fragte Ben verwirrt. „Das muss leider ausfallen. Ich brauche euch hier. Wir haben eine Leiche in einem Lastwagen.“ Semir hörte genau, wie Ben seufzte. „Alles klar ich komme – wo bist du?“ Semir nannte seinen genauen Standpunkt. „Gut, gib mir zehn Minuten!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
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    Alex: WAS?!
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  • Ben, der in der Zentrale sass, stand auf und zog seine Jacke an. Hotte und Dieter sahen ihn erwartungsvoll an. „Hotte, du musst doch wohl was holen gehen. Es gab einen Zwischenfall. Dieter, hol Verstärkung – Semir braucht uns!“ Der beleibte Polizist verdrehte die Augen. „Na gut Ben! Aber wehe, ihr kommt erst wieder, wenn alles schon abgelaufen ist!“ Der junge Polizist zwinkerte mit einem Auge und verliess die PAST. Er stieg in seinen Mercedes, steckte den Schlüssel und startete den Motor. Er fuhr zu dem Standpunkt, den Semir ihn genannt hatte. Und der Deutschtürke stand bereits an der Absperrung, als Ben ausstieg und einem uniformierten Polizisten seinen Ausweis zeigt, um den Tatort zu betreten. „Du hast mich gerufen, da bin ich“, begrüsste er seinen Partner und der Deutschtürke sah ernst aus. „Stimmt was nicht?“, fragte Ben verwundert und gesellte sich neben Semir. „Der Doc ist gerade bei der Leiche.“ „Wie immer?“ Ben wusste nicht, worauf Semir hinaus wollte. Doch er sah genau, wie Semir nach Worten suchte. „Semir, was ist los?“ Der Angesprochene atmete tief durch und lief los. „Komm einfach mit!“ Sie näherten sich dem Lastwagen. „Wow ein runtergekommener Frachter. Ich zittere vor Angst!“ Semir ging gar nicht auf Bens Kommentar ein, sondern stieg in den Laderaum, wo der Gerichtsmediziner sich über den Eisenkasten gebeugt hatte. „Semir…Ben?“ Der Letztere zog eine Augenbraue hoch.


    „Nun mal raus mit der Sprache Leute: Hab ich einen Pickel im Gesicht? Geht morgen die Welt unter?“ Semir packte Ben am Arm. „Ich…nun ja…“ Ben drückte Semir leicht weg und ging zum Doc. „Eine Leiche in einem Kasten? Und, die wurde sicher Post Mortem reingelegt!“ Der Gerichtsmediziner schluckte. „Das ist ja der Punkt Ben…“ Semir gesellte sich zu den Beiden und verschränkte die Arme. „…sie…lebte noch…als sie da rein gesteckt wurde…“ Bens Augen weiteten sich. Sofort holten ihn die Bilder seines Begräbnisses ein und er schüttelte kurz mit dem Kopf. „Das war mal…“, knirschte er hervor und beugte sich über den Kasten. „Wissen wir wer das Opfer ist?“, murmelte er und Semir reichte ihm ein Blatt Papier. „Das hatte der Tote in seiner Tasche. Eine Kopie seines Ausweises!“ Ben nahm es entgegen und sah es sich an. „Jean-Paul Theler. Schweizer…“, Ben schluckte kurz, „geboren in Murten, 33 Jahre alt…“ Semir sah genau, wie das Blatt bebte, da seine Hände zitterten. „Ben?“ Der Angesprochene sah Semir an. „Ja?“, fragte er mit leiser Stimme und Semir nickte zu den Händen. „Du zitterst…“ Ben blickte auf seine Hände. „Nein…das bildest du dir ein!“ Semir nahm sich das Blatt und sah Ben ernst an. „Heb’ deine Hände und halt sie still.“ Ben tat wie ihm befohlen, doch es gelang ihm nicht. „Nun ja…“, versuchte Ben anzusetzen, doch er kam nicht weiter. „Soll ich den Fall abgeben?“ Ben hörte genau, wie sich Semir sorgte. „Nein…das Zittern wird aufhören und ich kann nicht immer wegrennen! Wie gross ist die Chance dass ich nochmals begraben werde Semir? Ausserdem wurde der Mann hier einfach eingesperrt, dass ist eigentlich was anderes!“ Semir seufzte.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • „Du sagst es, eigentlich, manchmal macht das keinen Unterschied!“ Der Doc sah die Beiden an. „Kann ich weitermachen?“ Semir nickte und atmete nochmals tief durch. „Schiess’ los“, forderte Ben auf und verschränkte die Arme, damit niemand seine Hände sehen konnte. „Wie gesagt, die
    Person lebte noch, als sie eingesperrt wurde. Und das sogar ziemlich unverletzt. Als Todesursache vermute ich ersticken, genaueres aber wieder erst nach der Obduktion.“ Semir gab ein kleines „Mhm“, von sich und liess den Gerichtsmediziner ziehen. Er und Ben verliessen kurz darauf ebenfalls den Frachtraum. „Weißt du, wo Murten liegt?“, fragte der Deutschtürke da er merkte, dass Ben abwesend war. „Keine Ahnung…jedenfalls in der Schweiz. Aber wo? Ich bin ziemlich schlecht in der schweizerischen Geografie!“ „Dann ruf’ doch Susanne an, ich hole mal unseren Feuerpinsel, der geduldig an der Absperrung steht!“ Mit Feuerpinsel meinte Semir Hartmut, der mit seinem Gefolge wartete. Als der Deutschtürke loslief konnte sich Ben ein Grinsen nicht verkneifen und wählte die Nummer der Kriminalbeamtin, die nach einmal Läuten bereits abnahm. „Ja Ben, womit kann ich dienen?“ „Susanne, wir brauchen Informationen, und zwar über einen Jean-Paul Theler, wohnhaft in Murten, in der Schweiz.“


    „Ach du meine Güte, wo ist denn das?“, fragte sie verwundert und Ben rollte mit den Augen. „Wieso meinst du, frage ich dich das?“ „Gut, ich werde es herausfinden. Melde mich!“ Sie hängte auf und Ben fragte sich, ob er zu grob zurückgefragt hatte. Er ging auf Semir zu, der Hartmut die Absperrung aufhielt und der rothaarige KTU-Beamte, lächelte Ben zur Begrüssung kurz zu und entfernte sich dann. „Susanne wird’s für uns herausfinden“, sagte er und Semir nickte. „Gut, fahren wir zurück. Deinen oder meinen Wagen?“ Ben begutachtete Semirs BMW, der eine Beule aufwies. „Willst du den wirklich der Krüger zeigen?“ Semir zog eine Schnute. „Nicht wirklich, nehmen wir deinen Mercedes!“ Ben zuckte mit den Augenbrauen. „Eine gute Wahl!“ Sie stiegen in den Wagen und begaben sich zur PAST.


    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • Köln, zwei Tage nach dem Leichenfund



    Ben sass an seinem Schreibtisch und strich sich über das Gesicht. Sein Herz klopfte heftig gegen den Brustkorb und der kalte Schweiss lief ihm über die Stirn. Er war eingeschlafen gewesen, da er die ganze Nacht gearbeitet hatte. Der Fall hatte hohe Priorität. Es stellte sich nämlich heraus, dass dieser Theler der Sohn des schweizer Polizisten war. Jedoch wollte das Land selbst den Fall nicht annehmen. Irgendwas stimmte da nicht. Und das wollten Semir und Ben herausfinden.


    In seinem Schlaf hatte Ben von seinem Erlebnis im Sarg geträumt gehabt. Ein lautes Klopfen an der Türe weckte ihn aus seinem Alptraum auf. Es war Semir. "Alles in Ordnung?", fragte dieser besorgt und Ben nickte. "Ja...bin nur eingeratzt. Was gibt's denn?" Semir setzte sich an seinen Schreibtisch. "Heute kommt diese romandie Ermittlerin. Die aus Murten." Ben erinnerte sich. "Die, die Susanne kontaktiert hat, nachdem sie eine ähnliche Mordserie in Murten gefunden hat?" Semir nickte. "Genau, sie telefonierte ja mit dem Chef der Mordkommission. Dieser findet unseren Verdacht bestätigt. Und die Kleine scheint heftig an der Sache dran zu sein. Sie sollte uns eine grosse Hilfe sein...sofern du nicht wieder was mit ihr anfängst..." Ben rollte mit den Augen. "Au mann...kannst du das nicht sein lassen?" Semir grinste. "Tut mir leid, fällt mir sehr schwer!" Ben lächelte leicht und wusch sich der Schweiss von der Stirn. Die Tür öffnete sich. Es war Hotte. "Leute, dass müsst ihr euch ansehen, da fährt gerade eine scharfe Harley vor!" Semir und Ben, getrieben von ihren Genen, rannten mit Hotte hinaus und sahen das Gefährt. Eine wunderbare Harley Davidson-Rocker mit 240er Hinterreifen. Das klare Weinrot schien im Sonnenlicht.



    "Geile Maschine!", sagte Ben und stiess einen bewunderndswerten Pfiff aus, "Der Kerl hat bestimmt Eier in der Hose!" Semir rollte mit den Augen. Der Fahrer stieg von der Maschine und war erstaunlich Klein. Für einen Mann zumindest. 1.70 vielleicht ein wenig grösser. Das Gesicht war durch einen Helm verdeckt und erst beim Heben der Arme, spannte sich die Jacke und die Männer staunten. "Das ist ja...eine Sie!", sagte Semir und der Helm wurde abgezogen. Die Frau wirkte jungenhaft, hatte kurzes Haar. Jedoch achtete sie auf ihr Aussehen. Sie hatte geschminkte Augen und rund drei Ohrlöcher befanden sich in je einem Ohrläppchen. Die Kleidung bestand aus einer Lederjacke, einem T-Shirt mit dem AC/DC-Logo, Jeans mit Nietengürtel und Lederstiefel. Sie sah die Männer mit verwundertem Blick an. "'allo.", sagte sie mit einem Lächeln und heller Stimme. Der französische Akzent war zwar zu hören, doch er war nicht allzustark ausgeprägt. "Die Hauptkommissaren Jäger und Gerk'an?" Semir und Ben hoben die Hand, ohne ein Wort. Sie lief auf die Beiden zu. "Mein Name ist Noelle 'eden. Ihre Kollegin 'atte mit meinem C'ef telefoniert." "Semir...", sagte der Deutschtürke knapp und Ben erwähnte seinen Namen auch nur knapp. "Darf ic' reinkommen?"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • "Natürlich, kommen Sie rein", ergriff Hotte das Wort und die Schweizerin lächelte dankend, er führte sie in die PAST und liess Ben und Semir zurück. "Das war eine Frau...", murmelte Ben und Semir kam langsam wieder zu sich - musste auf Bens abwesenden Blick lächeln. "Ich glaube nicht, dass die zu dir passt", murmelte er und entfernte sich. Ben schüttelte kurz mit dem Kopf und rannte Semir hinterher. "Das meinte ich doch gar nicht...", sagte er stotternd und zeigte auf die Harley. "Aber hast du dir dieses geile Teil angesehen?" Semir nickte nur. "Ich möchte dich mal sehen wenn aus einem Mini, so ein riesiger Rocker steigt." "Wenns ihm gefällt", Semir öffnete die Türe. Gemeinsam gingen sie zu Susannes Schreibtisch, wo die Kriminalbeamtin mit der Kommissarin sprach. Und Semir fiel etwas auf. Irgendwas stimmte mit Noelles Blick nicht. Sie sah Susanne nicht wie eine Kollegin an - da begriff er. "Nun WEISS ich, dass die nicht für dich ist..." Semir puffte Ben an und zeigte ihm Noelles Blick, und der junge Polizist verstand sofort. "Oha...", sagte Ben dann und verschränkte die Arme. "Ein Feind das am selben Ufer fischt wie ich...", fügte er mit einem Grinsen zu und Semir nickte. "Noelle?" Die Angesprochene sah auf Bens Satz hoch, "Kommen Sie?" Sie nickte und schritt mit den Beiden ins Büro. "Hatten Sie eine gute Reise?", fragte Semir und Noelle lächelte. "Ziemlich viele Baustellen im Moment. Finden Sie nischt?" Semir nickte. "Momentan schon. Nervt auch ziemlich!" Ben ging schnell hinaus um einen Stuhl für Noelle zu holen. Dort hielt ihn Susanne kurz auf. "Du...bin ich das oder..." Der Angesprochene begriff sofort. "Tja...sieht aus, als hätte die Kleine ein Auge auf dich geworfen!" Susannes Augen weiteten sich. "Nichts gegen...aber ich?" Ben zuckte mit den Achseln und betrat das Büro.


    Er stellte den Stuhl so hin, dass Noelle gerade mit Beiden am Tisch diskutieren konnte. Er bat den Platz an und Noelle setzte sich. "Merci", sagte sie mit einem Lächeln und Ben erwiderte es. "Avec plaisir", entgegnete er und setzte sich ebenfalls. Noelle, stellte eine Ledertasche mit Nietengürtel auf den Tisch und packte eine dicke Akte aus. "Ich war erstaunt, als mein Chef von I'ren Erlebnissen erzä'lt 'at", begann sie und klappte die Akte auf, um sie Semir zu überreichen, "denn gestern Nac't, 'aben wir eine weitere Leic'e gefunden." Semir blätterte bis zum letzten Eintrag, wo schon Fotos eingetragen waren. "Allerdings...bisher schon 4 Opfer, mit unserem 5...", sagte er dann und fragte Noelle, wie die Opfer getötet wurde. Und Noelle erzählte. Die Opfer wurden immer niedergeschlagen, in diesen Eisensarg gelegt und anschliessend begraben oder in einen verlassenen Raum gestellt. Der Eisensarg wurde so präpariert, dass die Opfer immer weniger Luft bekamen, und ebenfalls dem Erfrierungstode nahe waren. Ben wurde es zuviel. Die Bilder seines Begräbnisses kamen wieder hoch und ihm wurde schlecht. "Darf ich kurz raus...?", bat er und Noelle nickte. Sie sah sofort das bleiche Gesicht ihres Kollegen. Ben ging im hastigen Schritt hinaus. Semir seufzte. "Stimmt was nic't?", fragte Noelle besorgt und Semir begann zu erzählen.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • Nach einer kurzen Zusammenfassung entschuldigte Semir sich und Noelle liess ihn ziehen. Sie hatte die Lage sofort begriffen. Der arme Kerl, dachte sie, kein Wunder, sah er so schlecht aus. In diesem Moment kam Susanne herein und schluckte kurz. „Frau Heden?“, begann sie zögerlich und Noelle kannte dieses Verhalten. „Machen Sie sisch keine Sorgen, Frau König, ich bin’s gewohnt.“ Susanne atmete aus. „Gott sei Dank…bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe keine Probleme das Sie lesbisch sind.“ „Ich habe auch keine Probleme, dass Sie hetero sind“, erwiderte Noelle mit einem Grinsen und Susanne spürte, wie sich die Anspannung löste. „Ich danke Ihnen…das wollte ich nur loswerden!“ Susanne wollte gerade los, als Noelle sie aufhielt. „Frau König…Herr Gerkhan hatte mir eine Kurzversion erzählt, was mit Herrn Jäger wiederfa’ren ist…und…wird Herr Jäger das durchschtehen? Was meinen Sie?“ Susanne seufzte und drückte die Türe zu. „Um ehrlich zu sein, ich weiss es nicht…Ben hat diese Ereignis immer verdrängt…aber…er ist ein sturer Bock…so schnell werden Sie ihn nicht los…“ Noelle verschränkte die Arme. „Ich hoffe, die Beiden wissen, was sie tun. Ich mische mich da nicht ein…“


    Der Deutschtürke wusste genau wo Ben sich befand. Er öffnete die Türe zu der Männertoilette und hörte bereits die würgenden und hustenden Geräusche seines Partners. „Ben…?“ Semir näherte sich der Kabine und ein schwaches, „Bin hier…“, erreichte seine Ohren.„Geht’s wieder?“, fragte er besorgt und die Spülung wurde betätigt. Ben öffnete die Kabine und Semir hielt ihm ein Papiertaschentuch hin, doch Ben lehnte dankend ab, begab sich zum Waschbecken und nässte sich mit eiskaltem Wasser, mit dem er sich auch den Mund ausspülte. Im Spiegel sah er Semir, und sein blasses Ich. „Ich frage dich ein letztes Mal“, begann Semir, näherte sich und legte eine Hand auf Bens Schulter. Doch er kam nicht weiter. „Auf keinen Fall!“, sagte Ben bestimmend und trocknete sich mit einem Handtuch ab, „Ich laufe nicht weg Semir, selbst wenn mich der Kerl noch einmal einbuddeln sollte! Ich will nicht weglaufen!“ Semir wusste nicht, was er von diesem Entscheid halten sollte. Zwar fand er es bewundernswert, dass Ben sich seiner Angst stellen wollte, andererseits machte er sich auch ziemliche Sorgen. Jedoch lächelte. „Gut, können wir wieder zurück?“ Ben nickte. „Danke Partner…“, sagte er leise und Semir munterte Ben mit einem kurzen Drücker auf.

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  • Noelle bereitete per dem PC von Semir, der Susanne ihr zur Verfügung gestellt hatte, eine Präsentation der Akte vor, um ihre Kollegen zu informieren. Schliesslich hatte sie auch alles auf einem USB-Stick gespeichert gehabt, und dies machte es leichter, alles zu visualisieren.
    In diesem Moment traten die Beiden Männer wieder rein. Der Jüngere wirkte ziemlich bleich, anscheinend hatte er sich auf der Toilette übergeben. "Ge't es I'nen besser?", fragte Noelle und Ben nickte. Er setzte sich auf seinen Stuhl und Semir tat es ihm gleich. "Wie haben Sie...?", fragte der Deutschtürke und wies auf den Bildschirm mit Touchscreen, wo bereits Noelles Akte erschienen war. "I're Kriminalbeamtin hatte mir ge'olfen.", antwortete sie und schritt zum Bildschirm. "Kann isch anfangen?" Semir und Ben nickten synchron und Noelle tippte kurz auf die Fläche. "Wie schon erwä'nt, 'aben wir fünf Opfer. Die ersten Vier waren bei uns in der Schweiz aufgefunden worden. Die letzte Person 'aben bekanntlich Sie entdeckt..." "...entdeckt...gutes Wort...", murmelte Semir und Noelle sah ihn verwirrt an. Er erklärte ihr kurz, wie er zum Leichenfund kam. "Verste'e...jedenfalls, vermuten wir nun dass er sisch 'ier einquartiert hat. Wir haben keinen An'altspunkt...die Opfer ste'en auch in keinem Zusammen'ang miteinander." Semir verschränkte die Arme. "Soll heissen..." "...der Typ ist ein Genie...", funkte Ben, Semir ins Wort und dieser sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Natürlich ist der Kerl ein Schwein", verbesserte sich der Jüngere dann, "aber...trotzdem...fünf Opfer und keinen einzigen Anhaltspunkt? Hoffen wir, dass Hartmut noch was genaueres findet, denn unser Doc konnte uns ja auch nicht helfen..."


    Noelle schaltete den Schirm aus und seufzte. "Dieser Fall raubt mir den letzten Nerv....", begann sie mit leiser Stimme, "Isch komme nicht weiter..." In diesem Moment klingelte ihr Handy und sie entschuldigte sich. "Was meinst du?", fragte Semir und Ben zuckte mit den Achseln. "Habe ich ja gerade gesagt...der Typ ist genial...leider..." Er strich sich kurz über die Augenlider und hustete kurz. "Deine Bronchien?", fragte Semir und Ben zuckte mit den Achseln. "Sobald ich meine Tablette genommen habe, gehts wieder..." "Aber tu's ansonsten kann das 'ne eklige Bronchitis werden!" Ben salutierte und gab ein kurzes "Ja Papa", von sich. "Das darf doch nischt wa'r sein!", zischte Noelle und hängte auf. "Probleme?", fragte Semir und die Angesprochene nickte. "Allerdings. Das 'otel, wo isch gebucht habe, hat sisch vertan und die Anderen sind überfüllt...isch muss wohl in einer Busstation liegen..." Ben stand auf. "Sie können sonst bei mir wohnen, sofern Sie wollen..." Noelle verschränkte die Arme. "Das dürfschte ich?" Ben nickte. "Aber natürlich..."

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  • „Und das isch lesbisch bin…haben Sie doch gemerkt…stört Sie…“ Ben winkte ab. „Stört mich kein bisschen!“, erwiderte er mit einem Lächeln und wies auf die grosse Umhängetasche. „Sind hier Ihre Sachen drin?“ Noelle nickte. „Gut, es wird sowieso dunkel, bis Morgen können wir nichts ausrichten. Ich fahre sonst mit dem Auto vor und Sie kommen mit dem Motorrad hinterher. Es gibt eine Abstellhalle bei dem Appartementhaus in dem ich wohne, dort können Sie Ihr Gefährt abstellen!“ Semir sah den Beiden leicht amüsiert zu. Auch wenn Noelle nicht an einem Mann interessiert war, so schien Ben es an ihr zu sein. Nicht dass er eine sexuelle Anziehung ausstrahlte, nein – sondern eher ein Interesse wie es wohl ist mit einer Frau klar zu kommen, die am exakt gleichen Ufer unterwegs war.
    „Dann gehen wir mal“, Ben nahm seine Jacke und sah Semir an, „und du?“ Semir stand auf und tat es ihm gleich. „Ich mach‘ mich auch auf die Socken!“ Gemeinsam gingen sie aus der PAST und stiegen je in ihre Fahrzeuge. Als sie bei Bens Wohnung ankamen, hupte Semir noch kurz zum Abschied und Ben parkte seinen Wagen auf einer der Parkplätze vor dem Appartementhaus. Er stieg aus und ging auf Noelle zu, die noch immer auf ihrer Harley sass. „Einfach hinters Haus“, wies er an, „dort sehen Sie eine Einfahrt, Sie können es nicht verfehlen!“ Noelle bedankte sich und verschwand.


    Kurz danach kam sie wieder und gemeinsam betraten sie das Haus. Als sie in Bens Wohnung ankamen, staunte Noelle nicht schlecht. „Wunderschön“, lobte sie und Ben lächelte. „Nicht schlecht oder?“ Er zog seine Jacke aus und half Noelle bei der ihrer. Dabei hustete er nochmals und drehte sich von ihr weg. „Erkältet?“, fragte sie und Ben schüttelte mit dem Kopf. „Nein, Infektion der Bronchien…“, krächzte er und hängte die Jacken in der Garderobe auf. „Ich kenne einen guten Tee dagegen. Wenn ich dürfte, würde isch gerne I’nen als Dankeschön einen aufsetzen.“ Ben zuckte mit den Achseln und beschrieb den Weg zur Küche. „Ich beziehe in der Zwischenzeit Ihr Bett!“ Noelle bedankte sich und war sogleich verschwunden. Dabei hatte sie die Tasche am Boden liegen gelassen. Ben hängte sie sich über die Schulter und ging ins Gästezimmer, wo er sie abstellte und aus einem Schrank das nötige Bettzeug holte. Wie versprochen zog er das Bett an und begab sich danach in die Küche, wo es nach Thymian und Pfefferminze roch. Ben sah, wie Noelle frische Kräuter aus dem Wasser heraus siebte und den Tee stehen liess. „So, wir müssen noch ein wenig warten, danach haben Sie einen guten Tee für Ihre Bronchien!“

    Semir: Du blutest übrigens!
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    Semir: Alex...
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    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
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    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • [align=justify]Ben setzte sich an den kleinen Küchentisch und bat Noelle ebenfalls, sich zu setzten. Sie tat es und im Hintergrund dampfte der Tee in der Tasse noch leicht. „Isch bin I’nen wirklic‘ dankbar.“, sagte Noelle mit einem Lächeln und Ben winkte ab. „Unter Kollegen hilft man sich doch“, er stand auf, „haben Sie Hunger?“ Noelle bejahte dies mit einem Grinsen und Ben ging zum Kühlschrank. „Nun ja, ich hätte noch Pasta…mögen Sie das?“ „Wer tut das nic‘t?“, erwiderte Noelle und zwinkerte dabei mit einem Auge. Ben nickte zustimmend und begann, die Pasta zu kochen. Dabei plauderten er und Noelle ein wenig über ihre sexuelle Neigung und Ben erfuhr, dass ihre Eltern sie deswegen verstossen haben. Mitleid, keimte in ihm auf, doch sie wirkte nicht wie eine Frau, die dieses Mitleid wollte sondern gut damit leben konnte.
    Als Ben mit der Pasta beinahe fertig war, bereitete er noch eine Tomatensosse vor und tischte danach die Mahlzeit auf. „Wollen Sie auch ein Bier dazu?“ „Da kann isch schlescht nein sagen!“ Sie nahm die grüne, handliche Flasche entgegen und begann, zusammen mit Ben, an dem kleinen Tisch das Abendessen zu verspeisen.


    „Haben Sie denn noch Geschwister?“ Noelle schüttelte auf Bens Frage mit dem Kopf. „Isch bin ein…wie sagt man…?“ „Einzelkind?“, schlug Ben vor und Noelle schnipste mit dem Finger, „genau, Einzelkind! Isch ‚atte mir immer einen Bruder gewünscht…scheint als ‚ätte isch schon damals, gewisse Neigungen gezeigt!“ Ben prostete kurz und trank, einen Schluck seines Biers. Noelle drehte sich um. „Oh, I’r Tee scheint bereit zu sein. Haben Sie Honisch?“ Ben nickte auf den Kühlschrank und Noelle holte ein Glas der beliebten Süssigkeit hervor.
    Sie rührte etwas davon in den Tee und reichte ihn Ben. „Das ‚at mir mal meine Ex-Freundin gezeigt. Etwas Gutes, was isch aus der Bezie’ung mitne’men konnte.“ Ben trank einen Schluck. Der Tee wirkte zwar, obwohl Honig mit beigemischt war, etwas würzig, doch tat er in der Kehle gut. „Nicht schlecht“, murmelte er und hörte ein leises Kichern von Noelle. „Daschte isch mir, dass es I’nen hilft…“ In dem Moment klingelte es und Ben sah verwundert zur Tür. „Erwarten Sie noch Besuch?“, fragte Noelle und Ben schüttelte mit dem Kopf. „Eigentlich nicht…“, sagte dieser und begab sich zum Telefon, mit dem er sah, wer vor der Türe stand. Doch nichts. „Das gefällt mir gar nicht…“ Er ging in sein Zimmer, wo er seine Waffe abgelegt hatte und Noelle verstand. Auch sie holte aus ihrer Tasche ihre Pistole und entsicherte sie. Doch in dem Moment schlug die Türe auf und ein maskierter Mann zeigte mit einem Gewehr auf sie. „Ne pas bouge!“, zischte er und sie verstand. Sie legte die Waffe auf den Boden und hob die Hände. In dem Moment kam Ben hinzu und hatte die Waffe im beidhändigen Anschlag. „Waffe runter!“, schrie er doch der Maskierte machte keine Anstalten, sondern riss Noelle an sich und drückte ihr den Lauf des Gewehrs in den Hals. Hinter ihm tauchte eine zweite, maskierte Person auf und hatte ebenfalls ein gewaltiges Gewehr in den Händen. „Waffe runter“, sagte diese mit klarem Deutsch und Ben musste aufgeben.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Er legte seine Waffe zu Boden und hob die Hände. Dabei sah er in Noelles Gesicht, dass vor Furcht verzerrt war. „Tout va bien…“, formte er mit den Lippen und ihm wurde das Gewehr in den Rücken gedrückt.
    „Also, dann nehmen wir den Jungen mit. Für ihn hast du dir ja ein wunderschönes Modell ausgesucht“ Noelle schaltete sofort. Nein – nein das konnte sie nicht zulassen. „No! No! Prennez-moi!“ Der eine Maskierte sah sie an und begutachtete sie genauer. „Das wäre genial…willst du das wirklisch auf disch ne’men?“ Noelle blickte zu Ben, der seine Augen weit aufgerissen hatte und mit dem Kopf schüttelte. „Nimm misch…es ist mir egal…“ Der Mann drückte den Gewehrlauf unter das Kinn und nickte seinem Partner zu, dieser verstand und schlug Ben mit dem holzigen Ende der Waffe nieder. Bewusstlos fiel dieser auf den Boden und Noelle konnte nur einen undefinierbaren Laut von sich geben. Ihr maskierter Kerl packte sie und zerrte sie durch die Terrassentür nach draussen. Der Andere, setzte Ben auf einen Stuhl und band ihn mit Hanfseilen fest. Mit einem Küchentuch, knebelte er den bewusstlosen Polizisten und folgte seinem Kollegen. Ein schwaches Rinnsal Blut floss von einer Platzwunde an der Stirn die Wangen hinunter.


    Noelle wurden die Hände hinter den Rücken gefesselt und sie wurde brutal auf den Rücksitz eines dunklen Vans geworfen. Mit Müh und Not konnte sie sich aufrichten und sah noch, wie die Maskierten vorne einstiegen und losfuhren. Noelle sah zurück, hoffentlich würde Bens Partner – dieser Semir, ihn finden. Denn die Männer hatten die Terrassentüre offen gelassen – das hatte sie gesehen. Bei einer Infektion durfte man mit solch einer kleinen Unachtsamkeit nicht spassen. „Sehr lieb von dir Noelle Heden!“ Der Beifahrer zog seine Maske aus. Noelle meinte, dass ihr Herz stehen geblieben wäre. Ihr Mund riss sich weit auf und jegliche Sehne an ihrem Körper begann zu zittern. „Toi…?“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Die Sonne stand schon weit oben am Zenit, als Semir vor Bens Türe stand und die Klingel betätigte. Es war zehn Uhr morgens. Zwei Minuten wartete Semir und versuchte es nochmals, doch wie beim ersten Mal, kam keine Antwort. „Ben…?“, rief der Deutschtürke und in diesem Moment ging die Türe einer Nachbarswohnung auf. Eine Frau der älteren Generation kam heraus und sah Semir an. „Sie wollen zu Herrn Jäger?“ Der Angesprochene nickte. „Nun ja…ich will ja nicht unverschämt klingen aber…diese Frau, die er gestern mitgenommen hatte…scheint, als hätte diese ziemliche schmutzige Dinge mit ihm getrieben!“ Semir zog eine Augenbraue hoch. „Na…da hat’s einen ziemlichen Radau gegeben. Und die Frau hat gestöhnt! Ach, aber ich bin’s mir von diesem Jüngling auch nicht anders gewohnt!“ Mit diesen Worten entfernte sie sich und Semir war noch komplexer. „Ben und…Noelle?“ In diesem Moment schaltete er. „Oh nein…“, murmelte er und zog seine Waffe hervor. „Sorry wegen der Tür…“ Mit einem Bein holte er aus und trat die Türe auf. Eisige Kälte ergriff seinen Körper. „BEN!“, schrie Semir und sah das Chaos von dreckigen Schuhabdrücken am Boden – zwar war sein Partner unordentlich, aber kein Schmutzfanatiker. „BEN!“ Ein leises Stöhnen, dass ziemlich dumpf klang, erreichte seine Ohren. Semir konnte seinen Namen leicht heraushören und so folgte er dem Geräusch. Er fand Ben, noch immer gefesselt in der Stellung, wie ihn die Entführer alleingelassen hatten. Von der Platzwunde der Stirn herab lief eine Blutspur bis zum Halse. Die Haut war bleich und schweissüberströmt. Mit weit aufgerissenen Augen sah Ben, Semir an. „Mein Gott Ben…“, keuchte Semir und löste als allererstes den Knebel.


    „Semir“, Bens Atem pfiff und er klang total heiser, „Sie haben Noelle! Wir….wir….“ Er kam kaum zu Atem. Nach Semir, klang er wie ein Asthmatiker in einem Anfall. Die Infektion hatte sich also in eine Bronchitis verwandelt. Kein Wunder: Denn die Terrassentür stand offen. Und das, war sie anscheinend schon lange gewesen.
    Schnell packte er mit beiden Händen Bens Gesicht, berührte dabei das Blut an der Wange und sah ihm direkt in die Augen. „Ganz ruhig Kumpel“, sagte er und tat langsame, laute Atemzüge – zählte immer wieder beim Einatmen auf drei, bevor er ausatmete.. Ben verstand. Er nickte kurz und tat es Semir gleich. Nachdem Bens Atem einigermassen normal klang, schluckte Semir kurz. „Okay…und nun nochmal, aber langsam“, er stand auf und begab hinter Ben um die Fesseln zu lösen, „was ist passiert?“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Ben erzählte die Geschichte und rieb sich sich die geschundenen Handgelenke. Dabei verzog er leicht das Gesicht und als er die Augen wieder öffnete, stand Semir vor ihm und begutachtete die Wunde. "Scheint nicht schlimm zu sein...das kriege ich allein hin...hast du irgendwo einen Erste-Hilfe-Kasten?" Ben nickte und wies zum Badezimmer, wo Semir auch hin ging. Schnell hatte er den roten Kasten gefunden und als er zurückkam, sass Ben bereits auf seiner Couch. Mit einer Hand hatte er ein Tuch auf die Kopfwunde gepresst, mit der anderen, hielt er das Telefon. Der Wortwahl zufolge, schien er mit der Chefin zu sprechen - wenn auch in heiserem Ton. "Ja...danke Frau Krüger..." Mit diesen Worten hängte auf und blickte zu Semir. Dieser kam auf ihn zu und setzte sich neben ihn. "Das KTU kommt gleich...", krächzte Ben und Semir nickte kurz. Er trug eine Salbe auf Bens Wunde auf und dieser zuckte kurz. "Sorry..." Semir zog ein Pflaster hervor und klebte es auf die blutige Stelle. "So...als Nächstes bring ich dich zum Arzt!" Semir wollte aufstehen und Ben sah ihn entsetzt an. "Was? Nein!" Semir drehte sich um und sah Ben direkt in die Augen. "Wieso nicht?" "Weil Noelle entführt wurde! Verdammt, so wie es scheint wollen diese Typen sie begraben, und das kann ich nicht zulassen!" Nach diesem Satz verfing er sich in einem Hustenanfall. "Das bestreite ich auch gar nicht", begann Semir sanft und legte Ben eine Hand auf die Schulter, "aber du...dein Husten...du könntest eine Bronchitis eingefangen haben?" Ben atmete tief durch. "Na und? Was ist schon dabei?" Semir klatschte mit einer Hand in sein Gesicht und stöhnte genervt. "Dann bitte ich den Gerichtsmediziner darum! Aber du lässt dich untersuchen! Wir fahren kurz zu ihm und dann gehen wir zur PAST!" Ben seufzte. "Meinetwegen."


    Noelle wurde in einen Keller getreten und fiel brutal zu Boden. Dabei riss ein Stück des rechten Jeanshosenbeins auf und die Haut wurde aufgeschürft. Sie keuchte kurz und konnte sich, trotz gefesselten Händen, aufrichten. Mit grossen, aufgerichteten Augen sah sie auf den Mann, dem sie immer vertraut hatte, immer ihr Herz ausgeschüttet hatte - der wie ein Vater für sie war. Sie spürte die aufkommenden Tränen, doch wollte sie sie verstecken. Ihm, wollte sie nun keine Schwäche mehr zeigen! "Wie konntest du nur?", fragte sie und lehnte sich gegen eine Wand. "Ach meine süsse Noelle", er beugte sich zu ihr und wollte ihr übers Haar streichen, doch sie wich zurück, "du würdest es nicht verstehen, und nun...sei ein braves Mädchen..." Noelle spuckte ihm ins Gesicht. Er holte mit der Faust aus und traf sie an der Wange. Ihre Lippe platzte auf und sofort erfüllte sich ihr Mund mit kupfrigem Geschmack von Blut. "Du Mistkerl..." zischte sie und als sie aufsah, traf sie die Faust mitten ins Gesicht und sie verlor das Bewusstsein.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Der Gerichtsmediziner staunte nicht schlecht, als Semir mit Ben eintrat und dieser ein riesiges Pflaster auf der Stirn hatte. „Jesses Maria, was ist dir denn passiert Ben?“ Semir erläuterte die Geschichte und der Doc nickte. „Verstehe, und weil Ben sich weigert zum Arzt zu gehen, muss ich hinhalten!“ Semir nickte und der Gerichtsmediziner nickte. „Meinetwegen, ich bin ja auch Arzt!“ Er tätschelte auf den Seziertisch und Ben setzte sich darauf. Fachmännisch untersuchte er den Kommissar und seufzte. „Tja Ben, sieht aus als hätten Sie sich eine Bronchitis eingefangen. Am liebsten würde ich Sie zwingen ins Bett zu gehen, aber erstens bin ich kein Arzt im Dienst und zweitens würden Sie eh nicht auf mich hören.“ Ben lächelte spitzbübisch und Semir verdrehte die Augen. „Am besten nehmen Sie ein Mittel namens Ambril. Und schonen Sie Ihre Stimme, auch wenn es Ihnen schwer fällt.“ Mit diesen Worten verabschiedete man sich und die Beiden Kommissare stiegen in Semirs Wagen.


    „Du hast’s gehört, Stimme schonen Ben!“ Der Angesprochene verdrehte die Augen und zog sein Handy hervor. Er tippte eine Nachricht und zeigte sie Semir, der einen kurzen Blick riskierte. „Du darfst weiterarbeiten“, antwortete auf die Frage, die in der Nachricht stand, „du würdest dich wegen einer Bronchitis sowieso nicht aufhalten!“ Mit einem Lächeln nickte er und klopfte Semir auf die Schulter.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Als Noelle wieder zusich kam, war alles dunkel. Sie konnte kaum was sehen und die Augen hatten mühe, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Die Luft fühlte sich dick und unerträglich in der Lunge an. Ihr Feuerzeug! Hoffentlich hatten es diese Typen nicht aus ihrer Tasche geklaut. Als sie sich aufrichten wollte, kam sie nur ein paar Zentimeter weit und schlug mit der Stirn gegen eine Wand. "Merde!", fluchte sie und tastete den Raum. Er war eng - sehr eng um genau zu sein. Sie konnte sich kaum bewegen. "Non...oh non...mon dieu..." Sie kramte mit Müh und Not ihr Feuerzeug aus der Hosentasche, die Männer hatten es drinnen gelassen, und nun wusste sie warum. Als die Flamme entfachte und sich alles ein wenig erhellte, war das erste, was Noelle erblickte, einen Regenwurm der sich durch die Erde schlängelte. Das Licht des Feuers schimmerte an den Wänden. Kein Stahl - pures Plexiglas. Sie hatten es also getan, sie hatten sie vergraben. Noelle konnte es nicht fassen. Sie begann heftig zu atmen und zu schreien. Tränen, dicke Tränen flossen über ihre Wangen und ihr Körper zitterte - sie hatte Angst. Sie hatte Angst, war enttäuscht und wollte nur noch schreien. "An deiner Stelle, würde isch das lassen...", erklang eine mechanische Stimme und Noelle hörte abrupt auf. "Du...du verdammtes Arschloch!", zischte sie und die Stimme lachte hämisch. "Noelle, isch weiss du bist enttäuscht aber...als Vater einer Polizistin konnte isch mit dem Gesetz umgehen wie isch will. Und da es einige Leute gab, die misch schlescht behandelt haben, habe isch das getan, was nötig war!" Noelle schlug mit geballten Fäusten gegen ihren Plexiglassarg. "Noelle - sei ein artiges Mädschen!" Doch Noelle dachte nicht daran. "Lass misch gehen! Du gemeiner Bastard!", schrie sie und die Tränen der Angst wichen der Tränen der Wut.


    "Noelle isch warne disch!", sagte die Stimme nochmals doch Noelle weigerte sich. "Du hast den armen Polizisten verprügelt! Er ist krank! Vielleischt geht es ihm nun noch schleschter!" "Das ist sein Problem" Noelle biss sich auf die Unterlippe - so lange, bis sich ihr Mund mit dem metallenen Geschmack von Blut füllte. "Noelle, isch zähle bis drei und dann will isch folgenden Satz hören..."Isch bin ein braves Mädschen und gehorsche dir" - klar?"
    "Isch denke gar nicht daran!", erwiderte Noelle und schloss ihre Augen. Das konnte nur ein schlimmer Alptraum sein - anders, konnte sie es sich gar nicht erklären, ihr eigen Fleisch und Blut. "Na gut...1..." Noelle machte keinen Wank, "...2..." , sie dachte gar nicht daran, niemals würde sie so jemandem gehorchen, "und drei! Gut Noelle, du wolltest es so!" In diesem Moment erfüllte ein schwaches Rieseln Noelles Ohren und sie richtete die Flamme ihres Feuerzeuges in die Richtung, wo der Sarg endete. Aus einem kleinen Loch, rieselte schneeweisser Sand. "Deine Zeit beginnt abzulaufen, mein kleines Töschterschen!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Kim Krüger stand in dem Büro der beiden Autobahnpolizisten und zog eine Augenbraue hoch, als die Türe aufging und die Beiden hereintraten. Besonders Ben Anblick, weckte ihr Interesse. "Herr Jäger...", setzte sie an doch dieser winkte ab. "Noelle Heden wurde entführt. Ich konnte die beiden Verbrecher nicht sehen, da ich niedergeschlagen wurde." Sie nickte kurz und verschränkte die Arme. Sie hob einen Umschlag und reichte ihn den Beiden. "Das lag heute Morgen in der Post." Semir nahm ihn entgegen und öffnete ihn. Ein schwarze Platte kam hervor. Sie war schmal und leicht. "Was ist denn das?", fragte der Deutschtürke verwundert und verzog den Mund. "Das ist ein I-Pad!", mischte sich Ben ein und nahm es entgegen. "Du musst hier an der Seite den Knopf nach oben schieben." Kaum hatte er es gesagt, demonstrierte er es und der Bildschirm flackerte kurz auf. Ein silbliger Balken erschien der sagte "Touchez-moi!". "Mein Französisch ist ein wenig eingerostet!", murmelte Semir und Ben grinste kurz. Semir konnte gar kein Französisch. "Berühr mich", murmelte Ben und drückte den Knopf. Noch einmal flatterte der Bildschirm. Ein Stream wurde sichtbar. Alles flackerte leicht und Noelle wurde sichtbar. Ihr Körper, mit Sandkörnern übersäht. Ben kannte ihr Verhalten. Er kannte es genau, weil er es selbst schon hatte. "Ein Plexiglassarg...", sagte er mit einem Kloss im Halse und schüttelte kurz mit dem Kopf. "Heilige Scheisse", stiess Semir hervor und legte das Tablett auf den Tisch. "Perfekt gemacht, ein I-Pad dient nur zum Spass im Internet, kaum Verbindungen und Verfolgungen. Trotzdem werde ich das KTU benachrichtigen lassen." Mit diesen Worten ging sie aus dem Büro.


    "Das arme Mädchen...", murmelte Semir und Ben nickte zustimmend. "Wir müssen sie finden Semir, ihre Zeit läuft. Entweder killt sie der Sand oder der Verstand. Und ich will nicht das eines der Beiden passiert." Semir sah dem Mädchen zu. Schützend hielt sie ihre Hand vor der Flamme ihres Feuerzeuges. Tränen liefen über ihr schweissüberströmtes Gesicht. An ihrer Schläfe waren Hämatome zu sehen, also wurde sie geschlagen. Panisch, sah sie immer wieder um sich und biss sich auf die Unterlippe. "Genau wie du...", murmelte Semir und Ben richtete sich auf. "Sie hat Angst, dass ist logisch!" Ben wusste eines, er würde mit Semir dieses Mädchen retten. Das war er ihr Schuldig. Schliesslich hatte sie ihn davor bewahrt, dass er seinen schlimmsten Alptraum, nochmal durchleben musste.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Noelle spürte, wie das Atmen ihr immer mehr schwerfiel. Sie hatte Angst. Immer wieder, fiel auch das Feuerzeug aus und sie befand sich in absoluter Dunkelheit. Dazu noch das leise Rieseln des Sandes, langsam konnte sie nicht mehr. Alles war nur noch ein Alptraum. Sie wusste, dass sie das Richtige getan hatte, aber in diesem Moment, spielte ihr Verstand verrückt. Sie spürte, wie weitere Tränen ihr über die Wange flossen und wie ihr Schluchzen noch weiteren Atem raubte. "Noelle?" Sie nahm ihr Feuerzeug und entfachte eine weitere Flamme. "Wie geht es dir?" Noelle erwiderte nichts. Sie fühlte sich nackt. Vor ihrem eigenen Vater ausgezogen und missbraucht. Er hatte es ihr angetan. Sie hatte gewusst, dass er sie wegen ihrer sexuellen Einstellung nicht mochte, aber gleich so hasste? "Mein Schätzschen, isch habe das alles für disch getan - und auch für misch. Alle meine Wiedersascher sind weg und du hast einen guten Fall. Was willst du mehr? Isch habe nosch eine Bitte an disch, dann lasse isch disch frei..." Noelle war neugierig. "Que-ce que tu veux?", fragte sie auf Französisch und er fuhr auf Deutsch weiter. "Lasse die Mädschen in Ruhe und verspresche mir, dass du ab nun nur nosch Männer nimmst! Dann lasse isch disch frei!" Noelle hatte geahnt, dass es dazu kommen würde. Ihr Vater war so erbärmlich. Warum konnte er sie nicht so akzeptieren, wie sie war? "Isch denke im Traum nischt daran!", erwiderte sie und schaltete ihr Feuerzeug aus. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und begann bitterlich zu weinen. Lange, würde sie das nicht mehr aushalten. "Bitte, Ben...Semir...holen Sie misch da raus!"


    Hartmut klopfte kurz bevor er das Büro seiner Kollegen betrat und sie begrüsste. "Hallo Hartmut", grüsste Semir zurück und wies auf seinen Schreibtisch. "Setzt dich, du wirst nämlich eine Menge zu tun haben!" Hartmut tat, wie ihm befohlen. "Ich weiss, die Chefin hat mich informiert!" Er hatte einen silbrigen Koffer bei sich, der er auf Semirs Schreibtisch stellte und öffnete. Ein Laptopt und diverser, technischer Schnick-Schnack wurde sichtbar. Der Rothaarige blickte auf das I-Pad. "Die Typen denken zwar sie sind gut, aber sie haben nicht mit mir gerechnet!", sagte er selbstsicher und begann das I-Pad mit seinem Laptop zu verkabeln, dabei richtete er kurz einen Blick auf die beiden Kommissare. "Keine Sorge, euer Mädel wird bald wieder auf der Matte stehen!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • "Noelle", sang die Stimme ihres Vaters, doch sie reagierte nicht, "isch wüsste, wie du deinem Leiden ein Ende bereiten kannst!" Ein Klackern war zu hören und Noelle machte ihr Feuerzeug an. Sie folgte mit der Flamme dem Geräusch und erblickte eine Kleine Öffnung, die mit einem Rohr verbunden war. Es klackerte ein paar Mal und ein schwarzer Gegenstand kam auf sie zu. Sie merkte sofort was dies war. Eine Kleinkaliber. Ein kleiner, schwarzer Revolver. Sie nahm ihn in die Hand und spürte die blanke Wut in sich aufkommen. "Du bist dosch krank!", schrie sie und begann bitterlich zu husten. Der Sand reichte ihr inzwischen schon bis zu der Hüfte und er begann immer schneller zu rieseln. "Du müsstest dann nischt ersticken. Es wäre besser für disch, mein Schatz!" Er hatte in diesem Punkt recht. Lange würde sie es nicht mehr aushalten, wieso also dieses Leiden nicht verringern? Aber, sie würde ihm dann seinen Erfolg gönnen und das wollte sie wiederum auch nicht. Nein - sie musste ihren Kopf abschalten. Überlege mit dem Herzen Noelle, dachte sie sich und schaltete das Feuerzeug aus und drückte die Pistole an ihre Brust. Der Lauf, zeigte aber von ihr weg. Die Angst war zu gross. Sie konnte doch nicht. Die Anderen würden bestimmt nach ihr suchen. In diesem Moment begann es mehr zu rieseln. Immer mehr. Ausserdem spürte sie ein Kribbeln an ihrem Körper. "Wovor hattest du nochmals am meisten Angst meine Süsse?", klang erneut die Stimme ihres Vaters und sie leuchtete nochmals mit der Flamme. Kleine, kleine schwarze Dinger krabbelten ihren Körper hinauf und sie begann zu schreien. Panisch zu kreischen und zu weinen. Spinnen! Kleine, achtbeinige Spinnen, krabbelten ihren Körper hinauf und begannen, sie zu beissen.


    Ben und Semir hörten Hartmuts kleinen erschreckenden Laut. "Scheisse", stiess der Rothaarige hervor und hatte die Finger von der Tastatur. "Hartmut was machst du denn da?", fragte Semir entrüstet und Ben stimmte ihm mit einen Nicken zu. Beide hatten sich über die Akte Noelles gebeugt gehabt und sie studiert. Doch ohne Erfolg. "Leute...das ist echt krank...", stotterte Hartmut und wies auf den Bildschirm seines Laptops. Ben und Semir gingen auf ihn zu und sahen direkt auf das Szenario. Semir hielt sich vor Schock die Hand vor den Mund und Bens Augen rissen ins Unermessliche auf. "Oh mein Gott", krächzte Ben und sah Semir an. "Wir müssen sie sofort finden Semir!" Der Deutschtürke bejahte Bens Satz und klopfte Hartmut auf die Schulter. "Feuerpinsel! Gib Stoff, na los! Finde unsere arme Schweizerin!" Ben stockte und zeigte wieder auf den Bildschirm. "Semir! Verdammt!", schrie er und die Angst ergriff alle Herzen der Leute, die sich in dem Raum befanden.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Mit Entsetzen mussten die Drei Männer sehen, wie Noelle die Waffen unter ihren Kieferknochen gepresst hatte und ihr dabei die Tränen über die Augen liefen. "Tu es nicht!", krächzte Ben und grif dabei den Bildschirm von Hartmuts Laptopt und der gab ein entrüstetes "Hey", von sich. Er klackerte wie wild auf den Tasten herum. Eine Landkarte erschien und wie wild begann ein Kreis zu blinken. "Der Typ muss mit ihr sprechen. Ich kann ihn durch das Bluetooth der Sprechanlage verfolgen und da weiss ich wo Noelle ist." Der Kreis wurde immer ruhiger und landete in einem abgelegenen Industriegebiet. "Das kenn' ich", stiess Semir hervor und packte seine Jacke. Er winkte Ben zu sich und dieser sah noch kurz zu Hartmut. "Kannst du versuchen..." In diesem Moment starb seine Stimme und Hartmut nickte. "Ich weiss Ben. Ich werde mich einklinken. Ich werde versuchen, das Mädchen davon abzubringen!" Ben klatschte die Hände zusammen als Zeichen des Dankes und rannte Semir hinterher. Dieser sprang in seinen silbernen Bmw und wartete nur noch auf seinen Partner, bevor er sein Handy schnappte. Er rief ein SEK-Team und informierte die Krüger hastig über den Stand der Dinge. "Alles klar", sagte diese dann, "ich werde nachkommen. Holen Sie die Kleine da raus!" Schon in selbem Moment hörten die Beiden das Heulen von Sirenen hinter sich. Dieter und Hotte, kamen ihnen hinterher und gemeinsam fuhren sie zu dem Gelände. Ben holte sein Handy hervor, wo Hartmut eine Verbindung mit der Karte hergestellt hatte, er winkte die Leute den richtigen Weg entlang und sie ranten in ein altes Fabrikgebäude. Semir wies auf eine Stelle, wo die Erde umgegraben wurde. Sie wirkte dunkler wie die restliche, die schon durch den einsamen Verfall des Gebäudes vertrocknete. "Da muss sie sein!" Dieter reichte den Beiden Schaufeln, die er mitgenommen hatte. Semir sah einen Schreibtisch, der erst vor kurzem verlassen wurde. Ben tippte ihn an und wies auf ein Rohr. Der Deutschtürke verstand sofort.


    Noelle wollte abdrücken, als eine dumpfe Stimme ihr Gehör erreichte. Träumte sie? "Tu's nicht Noelle!", schrie eine bekannte Stimme und sie liess die Waffe fallen. Der Sand hatte inzwischen schon ihren ganzen Körper eingedeckt, nur noch ihr Kopf ragte raus. "Helfen Sie mir!", schrie sie verzweifelt. "Keine Sorge Kleines", kam es nun von jemand anderem, "gleich bist du draussen!" Noelle schloss die Augen, und liess den Dingen seinen Lauf.
    Semir und die Anderen und gruben mit voller Kraft. In dieser Zeit begann der Sand, Noelle immer weiter zu vergraben und in sich zu nehmen. Immer wieder musste sich die Schweizerin nach oben stemmen, um noch ein wenig Luft zu holen. Einige Sandkörner fanden ihren Weg durch die Luftröhre und Noelle hustete immer wieder, bis ihre Kraft endgültig zuende war und sie sich fallen liess, in die unbarmherzige Schwärze, die sie einholte.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
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    Alex: WAS?!
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