Die ehrenwerte Gesellschaft

  • Wieder war Nico in einer Situation, in der sein Cousin unberechenbar zu sein schien. „Was hast du mit mir vor?“, fragte Nico mit bleicher Stimme. „Ich werde dich zu dem Rest unserer Familie nach Palermo bringen. Dort wirst du auch deinen Vater wiedersehen.“, zischte er und stieß Nico die Waffe in die Seite. Dieser ging langsam vorwärts und mit großer Mühe, unter all den umher irrenden Kugeln, die Garage. „Los, rein und abfahren.“, fauchte er und schob seinen Cousin in den Wagen hinein. Nico tat, was er verlangte und startete den Wagen. Mit schneller Fahrt durchbrach er die Sperre am Tor und fuhr Richtung Süden. „Verdammt, da entkommen uns welche.“, schrie Luigi und erkannte die Gesichter noch, bevor sie ihn fast über den Haufen fuhren, doch mit einem hastigen Sprung zur Seite konnte er sich retten. „Das sind Nico und dieser Mörder Luciano.“, fauchte er. „Sollen wir hinterher?“, fragte Philippe und sah seinen Bruder an. „Nein, wir fahren zurück und kümmern uns um die Gefangenen.“, meinte er und sah, wie seine Männer den verwundeten Don Marcello und seine anderen Männer gefesselt in die Wagen zerrten. „Die werden wir jetzt für immer ausschalten.“


    ...

  • Semir und Alessandro wurden in ein Nebengebäude des Anwesens von Don Flavia gebracht und dort eingesperrt. „So, hier werdet ihr bleiben, bis wir eure Gräber geschaufelt haben.“, lachte Luigi und zog die Tür zu. „Toll... vom Regen in die Traufe.“, dachte Alessandro und fühlte Semirs Stirn. Sie war feuerheiß und hatte eine rote Färbung angenommen. „Verdammt, halten sie durch, Semir.“, flüsterte Alessandro und musste irgendwie Ben auf sie aufmerksam machen. Es war die einzige Chance, die sie hatten. Luigi und Philippe kamen ins Haus und ließen sich auf dem Sofa nieder. „Man, was für ein Abenteuer... So ein Spaß hatte ich schon lange nicht mehr.“, meinte Philippe und nahm sich einen Drink aus dem Schrank. „Was sollen wir jetzt eigentlich mit den beiden machen, die wir da haben?“, fragte er und sah seinen Bruder abwartend an. Dieser lächelte nur und zog dann ein Messer aus seiner Hosentasche. „Wie wäre es, wenn wir den kleinen Türken mal selbst operieren? Ich wette, die Kugel ist noch drin...“, lachte Luigi und sah plötzlich zur Tür, denn Ben stand im Rahmen und sah die Beiden fragend an. „Was für zwei Gefangenen?“, fragte er und sah in die Gesichter der beiden Italiener. „Wir haben aus der Villa vom Don Marcello zwei Gefangene gemacht... darunter einen Türken.“, erzählte Luigi und grinste dabei nur zufrieden. „Einen Türken ... kann ich die beiden sehen?“, fragte Ben fordernd. Luigi und Philippe lachten auf und umringten den Freund ihrer Schwester. „Hör mal zu, nur weil unsere Schwester Gefallen an dir findet, müssen wir nicht auf dich hören.“, zischte er und stieß Ben zurück aus der Tür hinaus. Philippe schloss die Tür ab. „Verdammt, ich muss zu Paula.“, dachte Ben laut und ging zu seiner Freundin.


    „PAULA!!! Schnell! Ich glaube deine Brüder haben Semir und Alessandro befreit, aber halten sie hier gefangen…“, stieß er aus, als sie um die Ecke kam. „Was sagst du da?“, fragte sie erstaunt. „Sie haben von einem Türken geredet… es kann sich nur um Semir handeln… bitte…hilf mir…“, flehte Ben. Paula nickte. „Also gut… ich werde zu meinem Vater gehen und nachhören.“, sagte sie und verschwand. Ben sah ihr nach. Wo zum Teufel konnten sie Semir und Alessandro verstecken? Wie schwer war er verletzt? Was hatte Philippe gesagt oder war es Luigi? Dem Türken die Kugel operieren? Verdammt er konnte doch nicht einfach hier sitzen und abwarten. Er wollte gerade rausgehen, als Paula wieder kam. „Sie wurden in die Scheune gesperrt. Komm… wir sehen sie uns an. Vielleicht sind es ja auch Andere…“, meinte sie und zog ihn raus. Philippe kam ihnen entgegen. „Wo wollt ihr denn hin?“, fragte er sofort. „Philippe… es ist gut möglich, dass ihr seinen Partner befreit habt. Wir wollen uns die Männer nur ansehen…“, gab Paula bekannt. „Paula… wenn es wirklich sein Partner ist, dann wird er sicher nicht mehr lange leben… so wie es aussieht, hat er eine Kugel im Bauch.“, lachte Philippe. „Ich will sofort zu ihm!!“, fauchte Ben ihn an. „Bring ihn hin!“, kam hinter Philippe. „Vater?“, stieß dieser aus. „Wenn es wirklich sein Freund ist, dann haben wir das erreicht, was wir wollten. Luciano ist mit Nico auf der Flucht, aber meine Freunde von der Polizei sind bereits hinterher. Schon bald werden sie gefasst sein, wie Marcello. Und dann gibt es etwas mehr Frieden in Italien…“, meinte der alte Mann. Ben verstand nicht wirklich. Er wollte einfach zu den Gefangenen. Philippe sah ihn an. „Also gut… komm…“, maulte er und ging vor. Ben folgte ihn mit Paula. Wenig später standen sie in der Scheune. In einer der Ecken sah Ben zwei Menschen gefesselt am Boden liegen.

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  • „SEMIR!!“, stieß er aus und rannte sofort hin. „Es geht ihm nicht gut… Ben…“, sagte Alessandro. Ben löste die Fesseln und drehte Semir auf den Rücken. „Er glüht vor Fieber…“, stieß er aus. Paula sah besorgt zu ihm. Auch Don Flavia. „Er ist also Ihr Freund. Nun gut… dann rufe ich Dr. Pargoda an. Er ist nicht weit von hier.“, gab er bekannt und wandte sich an Philippe. „Bringt ihn ins Wohnhaus und behandelt ihn gut. Ich warne dich… du kannst dich an Luciano vergreifen, aber nicht an diesen beiden Männern, ist das klar?“, fauchte er ihn an. Philippe nickte leicht. Gemeinsam mit Ben und Alessandro brachte sie Semir aus der Scheune. Paula legte ihm einen kühlenden Lappen auf die Stirn. „Er hat sehr hohes Fieber…“, sagte sie leise. Semir stöhnte auf, als sie ihn das Shirt hochzogen.


    Luciano sah wütend auf Nico, der neben ihm saß. „Was ist? Deine Freunde haben dich in Stich gelassen. Du gehörst mir. Hast du gesehen…. Sie haben Don Marcello verhaftet…sie haben ihn wie ein Stück Vieh abgeführt! Daran bist du schuld! Du allein!!“, schrie er ihn an. Nico sagte nichts. „Ich hoffe du krepierst…“, sagte er nach einer kurzen Schweigezeit. Er sah in den Rückspiegel. Hinter ihnen waren mehrere Fahrzeuge. Sie schienen ihnen zu folgen. Was war mit Semir? Lebte er wirklich noch? Was wenn er… Nico wollte nicht weiter denken. „Weißt du was, Nico… ich werde dich eigenhändig töten. Ich habe mir gedacht, dass wir in die alte Villa von deinem Vater fahren. Dort kannst du dich von ihm verabschieden und dann erschieße ich dich. Für dich ist das Leben gelaufen. Du bist ein Verräter der Familie. Jedem geht die Familie über alles… du hast sie mit Füßen getreten…“, erklärte Luciano. Und auch er sah in den Rückspiegeln. „Verdammt!!! Das sind Bullen!! Woher kommen die denn?“, fauchte er wütend und trat das Gaspedal durch.


    Schnell wurde Semir ins Haus gebracht und vorsichtig auf das große Bett gelegt. Ben strich ihm vorsichtig über die Stirn und zuckte zurück. „Er ist feuerheiß.“, stieß er aus und sah zu Paula. Dann zog er vorsichtig das Shirt hoch. Die Narbe war entzündet und schien zu brennen. „Wo bleibt der Doktor?“, fragte Ben laut und sah immer wieder zu Semir, der abwechselnd die Augen öffnete und sich versuchten umzudrehen. „Semir... bleib ruhig liegen.“, bat Ben und hielt seinen Freund fest. „Verdammt, was ist nur mit ihm?“, fragte er und sah immer wieder zur Tür. Endlich kam der Arzt und ging sofort zu seinem Patienten. Ein älterer Mann mit schütterem, weißen Haar und einem ebenso weißen Schnurrbart, eine runde Brille zierte seine Nase. Da er kein Deutsch verstand, musste Paula Bens Worte für ihn übersetzen und der Arzt nickte nur. Er untersuchte die Vernarbung der Wunde und tupfte einige Tropfen Desinfektionsmittel mit einem Wattetupfer drüber, dann besah er sich die Augen von Semir. Sie waren glasig und gelb vom Fieber unterlaufen.


    ...

  • Er wandte sich an Paula und sagte ihr etwas auf Italienisch, woraufhin sie sofort zum Telefon stürmte. Ben sah sie an, er wusste, dass dies nichts gutes heißen konnte. „Paula... was ist mit Semir?“, fragte er mit unsicherer, zitternder Stimme. „Der Doktor sagt, die Wunde hat sich entzündet... scheinbar liegt eine Blutvergiftung vor. Er muss dringend in ein Krankenhaus.“, meinte sie und sah besorgt zu Semir hinüber, der immer noch versuchte, sich zu bewegen. Der Arzt schrie etwas auf italienisch. „Ben... halte ihn mit fest. Er muss ganz ruhig liegen.“, forderte Paula im Namen des Arztes. Sofort war Ben bei Semir und drückte dessen Schultern sanft, aber fest auf das Kissen und das Bett zurück. Er sah seinen Partner an. Noch nie hatte er den Deutschtürken so fürchterlich zugerichtet gesehen. Sein Gesicht war immer noch von den Schlägen und den Angriffen der Mafiosos gekennzeichnet und jetzt kam noch diese Schusswunde hinzu, die sich entzündet hatte. Semir sah Ben mit seinen glasigen Augen an und wollte scheinbar irgendwas sagen. Ben beugte sich zu ihm hinunter, drehte sein Ohr in Richtung von Semirs Mund. Doch plötzlich fiel dieser nach hinten ins Kissen zurück und rührte sich nicht mehr. „Semir... SEMIR!!!“, schrie Ben aus.


    Alessandro wurde ebenfalls von den Flavias freigelassen und war in die Zentralüberwachung der Polizei zurückgekehrt. „Commissario... das verdächtige Auto fährt jetzt Richtung Außenring. Die Zufahrtsstraßen zur Stadtautobahn wurden bereits gesperrt.“, meldete man ihm. „Gut... sorgt dafür, dass er die Straße zum alten Steinbruch nehmen muss... dann sitzt er in der Falle.“, wies Alessandro an und nahm dann wieder seine Jacke und verschwand. Auf dem Weg nach draußen lief ihm Staatsanwalt Brussati über den Weg. „Ich habe schon gehört, dass sie den deutschen Kollegen befreien konnten.“, meinte er lobend. „Wie geht es ihm?“, wollte Alessandro wissen. „Sie bringen ihn gerade in eines unserer besten Krankenhäuser... es sieht nach Meinung der Ärzte nicht gut aus. Er hat scheinbar Fieber und eine schwere Blutvergiftung.“ „Was ist mit Pollidoro?“, wollte Alessandro dann wissen. „Er hat mich fast an die Mafia verkauft.“, erklärte er auf das fragende Gesicht des Staatsanwaltes hin. „Wir konnten ihn bisher nirgends ausfindig machen... weder bei Don Marcellos Villa noch auf dem Anwesen von Don Flavia.“, erklärte der Jurist. „Verdammt, wir müssen ihn finden.“, fauchte Alessandro und verschwand dann zu seinem Wagen.


    Nico sah mit zufriedener Miene, wie sein Cousin immer nervöser wurde, als immer mehr Straßen durch Polizeisperren abgeriegelt wurden. „Gib auf... es ist aus.“, riet er ihm, doch Luciano dachte nicht ans Aufgeben und richtete die Waffe auf Nico. „Halt die Klappe... ich habe kein Problem damit, mit einer Leiche neben mir die Flucht fortzusetzen.“, zischte er nervös und steuerte seinen Wagen auf die einzig freie Straße, direkt aus Rom hinaus. Doch er wusste nicht, dass er bereits jetzt schon in einer Falle saß.

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  • „Commissario... der Verdächtige ist jetzt auf der Straße, die direkt zum Steinbruch hinunterführt.“, schnarrte es aus dem Funkgerät in Alessandros Wagen. „Gut, sperrt die Zufahrt ab und schickt den Helikopter los. Aber auf keinen Fall eingreifen, bevor ich nicht vor Ort bin.“, wies er seine Kollegen an. „Verstanden Commissario.“ Das war's. Jetzt konnte Alessandro Rache für den Mord an seinem Partner und besten Freund nehmen. Niemand würde Luciano mehr retten können. Die andere Zufahrt zum Steinbruch war schon vor Jahren durch ein Erdbeben verschüttet worden. Alessandro setzte das Blaulicht aufs Dach und fuhr mit schnellem Tempo die Straßen Roms ab. Seine Schutzweste hatte er schon angelegt. Sicherlich würde er sie brauchen.


    Ben lief im Krankenhausflur auf und ab. Er sah immer wieder auf die Tür hinter der sein Partner und Freund mit dem Leben kämpfte. Würde er es schaffen? Semir hatte das Bewusstsein auf dem Weg hier her nicht wieder erlangt. Und plötzlich fiel Ben ein, dass Andrea nichts von der ganzen Sache wusste. Aber sie musste es wissen, sie war Semirs Frau. Ben verfluchte den Vorschlag, jemals nach Italien gefahren zu sein. Er ging auf den Flur wo er einen Münzautomaten gesehen hatte und rief bei Andrea an. „Mensch Ben!! Endlich... weißt du eigentlich wie oft ich schon versucht habe Semir zu erreichen? Ist er immer noch sauer, weil ich wütend war? Er fliegt mit dir nach Italien um deinen Freund...“, zeterte Andrea wütend. „Andrea.... bitte hör mir einen Augenblick zu. Es ist anders als du denkst... Semir....“, versuchte Ben zu erklärten. „Was? Ist was mit Semir? Ben....bitte sag mir die Wahrheit....hat er einen Unfall gebaut? Ist er verletzt? Rede doch endlich!!“, forderte Andrea ihn auf. „Nein.... keinen Unfall...Du weißt doch, wir wollten Nico befreien... das hat auch geklappt. Aber....Semir.... ich ....er....“, stammelte Ben und suchte nach den richtigen Worten. „Was ist mit Semir!? Und hör auf zu stottern!!“, fauchte Andrea ihn durch das Telefon an. „Er liegt im San Paolo Hospital...“, kam leise von Ben. „Wie bitte? Ist er schwer verletzt? Was hat er? Ein Bein gebrochen? Was Ben?“, fragte Andrea und man hörte wie erschrocken sie war. „Nein...er... Andrea er hat einen Bauchschuss...und...Andrea? Hallo? Andrea??“, fragte Ben verwundert, als er ein Knacken hörte. Ben legte nachdenklich auf. Er wusste genau, dass Andrea sich vermutlich ins nächste Flugzeug setzte und nach Rom kam.

  • Als Ben wieder auf den Krankenhausflur kam, wurde Semir gerade aus dem OP geschoben. „Semir!!“, stieß er erleichtert aus. Doch dieser lag blass und schlafend im Bett. Er bekam über einen Tropf Medikamente und sah überhaupt nicht gut aus. Der Arzt folgte kurz darauf und Ben versuchte mit seinem Schulitalienisch heraus zu finden, was nun war. Der Arzt lächelte ihn an und nickte. „Sie können Deutsch mit mir reden. Ich habe in Heidelberg studiert und spreche Ihre Sprache...“, erklärte dieser in einem perfekten Deutsch. „Was Ihren Kollegen angeht... er wird es schaffen. Die Wunde hatte sich aufgrund von so sonderbar es auch klingen mag Tierhaaren entzündet. Eine beginnende Blutvergiftung war die Folge. Alles in Allem sollten wir nun abwarten. Über den Tropf bekommt er Antibiotika in einer sehr starken Konzentration. Er wird es schaffen....ganz sicher. Aber bis er über den Berg ist, dauert es noch ein paar Stunden. Wollen Sie zu ihm?“, lächelte der Arzt ihn an. Ben nickte. Einerseits war er erleichtert, das Semir nun in guten Händen war, doch andererseits.... es hätte nicht soweit kommen sollen. Wenig später saß er bei Semir am Bett und sprach mit ihm. „Hey.. ich hoffe du schaffst es. Sei mir nicht böse, aber Andrea....sie weiß Bescheid und....nun ja... du kennst deine Frau... sie ist auf den Weg hierher. Dann lass dir mal eine gute Erklärung einfallen... Ich werde mir jetzt Luciano schnappen...“, grollte Ben und verließ das Krankenhaus. Er rief Alessandro an und erfuhr, dass dieser bereits an Luciano und Nico dran war. „Hol mich ab!! Oder nein... wo seid ihr genau...ich werde mir hier einen Wagen nehmen und...“, sagte er wütend. „Ich stehe bereits vor der Tür. Beeile dich!“, gab der italienische Commissario bekannt. Ben fuhr mit den Fahrstuhl runter und stieg bei Alessandro ein.


    ...

  • „Wo sind sie?“, fragte er sofort. „Im alten Steinbruch. Nicht weit von hier. Ich nehme an, dass Luciano sich nun an Nico rächen wird. Er ist ein Verräter der Familie.“, erklärte Alessandro und wies auf das Handschuhfach. „Die hast du aber nicht von mir...“, ermahnte er seinen deutschen Kollegen. Ben sah hinein und nach die kleine Waffe an sich. Er überprüfte sie und nickte dann. „Alles klar...“, meinte er nur und sah auf die Straße. „Was ist mit deinem Kollegen?“ wollte Alessandro wissen. „Er wird es schaffen.... die Wunde setzt ihm zwar zu, aber er wird es schaffen...“, kam überzeugt von Ben. Nur wenig später waren sie am Steinbruch und parkten hinter einem der dort stehenden blau-weißen Polizeiwagen. „Commissario... wir haben das ganze Gelände abgeriegelt. Er ist irgendwo dort unten... hinter dem zweiten oder dritten Hügel.“, meinte der vor Ort stehend Sergente und sah dann Ben an. „Wollen sie beide alleine reingehen?“, fragte er dann. „Ja, das werden wir. Es ist sicherer so.“, meinte Alessandro und gab Ben eine Schutzweste. Dieser legte sie sofort an und stieg wieder in den Wagen. Alessandro setzte sich hinters Steuer und fuhr los.


    Luciano hielt den Wagen bei einer kleinen Hütte an und stieg aus. „Los... raus, du Schwein.“, schrie der Italiener und zog Nico brutal aus dem Wagen. Dann stieß er ihn auf die Hütte zu. „Stop... los, hinknien.“, fauchte der Italiener und richtete seine Waffe auf Nico. Dieser drehte sich um und sah die zornesroten Augen seines Cousins und die zittrige Hand an der Waffe. Sie schien verwundet zu sein. Doch Nico dachte nicht daran, es seinem Cousin so leicht zu machen. „Nein... du musst mich schon dazu zwingen.“, fauchte er und stellte sich mit sicheren Beinen ihm gegenüber. „Wie du willst.“, zischte Luciano und zielte mit der Waffe und schoss. Schreiend brach Nico zusammen und presste seine Hände auf seinen linken Oberschenkel. Der Schmerz war unerträglich, doch er durfte es nicht zeigen. Nein... Schwäche war das, was Luciano nur noch mehr stärken würde. Er kam auf Nico zu und stieß mit dem Fuß den Körper herum. „So... hast du noch etwas zu sagen, bevor ich dir das Licht auspuste?“, fragte er und sah ihn mit Hass in den Augen an.


    „Da... da sind sie.“, schrie Ben aus und sofort stieg Alessandro in die Eisen. Der Wagen schlidderte noch einige Meter im Kies entlang und kam dann zum Stehen. Sofort sprang Ben raus und lief den Hügel hinunter. „Luciano...“, schrie er aus und richtete die Waffe auf den Italiener. Dieser drehte sich schlagartig um. „Waffe weg.“, fauchte Ben und umklammerte fest den Griff. Doch Luciano zog Nico hoch und presste ihn als lebenden Schild vor sich. „Nimm du die Waffe runter, Bulle oder ich töte ihn...“, zischte Luciano. „Ben... schieß. Lass dich nicht verunsichern.“, bat Nico seinem Freund zurufend. Ben zögerte und gab so Luciano eine Möglichkeit auf ihn zu schießen, doch Nico ahnte, was er vorhatte. Er riss dessen Arm an sich und biss hinein. Schreiend ließ Luciano seinen Cousin los und legte auf ihn an. „Das wirst du...“, doch dann ein Schuss. Getroffen sank der Italiener zu Boden und kippte zur Seite. Nico hatte seine Augen aufgerissen, als er die Leiche seines toten Cousins sah. Ben kam auf ihn zu, kniete sich neben ihn und nahm ihn vorsichtig in die Arme. „Alles ist vorbei.“, meinte er nur und war ebenfalls erleichtert, dass nun alles vorbei war und sie bald wieder zurück nach Deutschland konnten. „Komm, ich bring dich ins Krankenhaus. Kannst du laufen?“, fragte er und sah Nico fest an. Dieser nickte und stand vorsichtig auf. Alessandro hielt die Wagentür auf und Ben hievte Nico auf den Rücksitz. Die Fahrt ging sofort mit Blaulicht ins Krankenhaus.

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  • Andrea hatte sofort die Kleine zu Susanne gebracht, da diese ihr freies Wochenende hatte, und fuhr sofort weiter zum Flughafen. Wie Ben richtig vermutete, nahm sie die nächste Maschine nach Rom und landete einige Minuten nach vier Uhr in Rom. Sofort wollte sie wissen, in welchem Krankenhaus Semir lag, aber sie musste erstmal ein Hotel finden. So ging sie auf das erstbeste Hotel am Platz zu und schritt auf die Rezeption zu. Da sie fließend italienisch sprach hatte sie mit der Verständigung keine Probleme und bekam innerhalb kürzester Zeit das Zimmer was sie benötigte. Als sie ihr Gepäck verstaut hatte, fragte sie wie sie zum Krankenhaus kam. Der Mann an der Rezeption erklärte ihr den Weg und schon war sie verschwunden.


    Keine zehn Minuten später war sie am Krankenhaus und fragte sich zu Semir durch. Und wieder etwas später saß sie an seinem Bett. Tränen liefen ihr an der Wange runter. Ihr Mann war so blass und atmete etwas schwer. „Hey…. Schatz….was hast denn diesmal wieder gemacht….“, tadelte sie ihren schlafenden Mann. Die Tür ging auf und der Arzt kam auf sie zu. „Sie sind Frau Gerkhan?“, sprach er sie mit seinem perfekten Deutsch an. Andrea nickte nur und hörte dem Doc zu als er sich zu dem Zustand von Semir ausließ. „Wird er bald wach werden?“, wollte sie am Ende wissen. „Natürlich….gestern Abend war er schon wach, das Fieber ist derzeit in einer akzeptablen Höhe und ich denke, er weiß auch, dass Sie hier sind. Sicher wird er gleich mal die Augen öffnen…“, lächelte der Mann. Er ging zu Semir und untersuchte ihn noch. Dabei merkte er, dass Semir nur so tat, als schliefe er. Ein leichtes Schmunzeln fuhr über seine Lippen. „Frau Gerkhan…. Ich denke Sie können ganz beruhigt sein….es geht ihm gut und jetzt wo Sie da sind, wird es schnell besser gehen.“, nickte er und verließ das Zimmer.

  • Was Andrea nicht wusste, Paula und ihr Vater waren ebenfalls auf dem Weg zu Semir. Auch wen Paulas Vater der Mafia angehörte, er war einer der wenigen, die wussten, dass man mit Gewalt nicht alles bekam und so hatte er seine Bezirke mit seiner geschäftlichen Umsicht gut im Griff. Egal wann die Polizei bei den angeblich Schutzgeldzahlenden Geschäften nach ihn fragten, niemand würde sich äußern, von ihm irgendwie bedroht zu werden, was auch für die Brüder von Paula Mario und Philippe galt. Sie betraten das Zimmer und Paula zuckte zusammen, als sie Andrea bemerkte. „Guten Tag….“, sagte sie vorsichtig. Andrea drehte sich um. „Haben Sie sich im Zimmer geirrt?“, fragte sie mit einem merkwürdigen Blick. „Nein….ich wollte wissen ob Signore Gerkhan gut geht…“, erklärte Paula. „Ach…Sie kennen meinen Mann?“, fragte Andrea nach und betonte die Wörter „Meinen Mann“ sehr deutlich. „Ja… ich also wir…haben ihn herbringen lassen…“, kam leise von Paula. „Oh…ich bin Andrea…. Danke….es geht ihm denke ich gut. Und zwar so gut, dass er mich schon wieder ärgert. Er meint, ich merke es nicht, aber ich weiß dass er schon seit einer Stunde wach ist.“, grinste Andrea. „Das ist nicht wahr!!“, kam aus dem Hintergrund von Semir leise und schwach. Sofort ruckten alle Köpfe herum. „Schatz!! Was ist nicht wahr?“, wollte Andrea sofort wissen. Semir öffnete die Augen und sah sie an. Immer noch waren seine Augen recht fiebrig und als er die Brüder von Paula sah, zuckte er zusammen. „Nur keine Sorge… Meine Söhne werden Sie nicht anfassen, Signore Gerkhan…Es tut mir Leid, wenn Sie brutal von ihnen angefasst wurde. Wir dachten, Sie gehören zu Luciano…“, erklärte Paolo Flavia mit Hilfe von Paula als Übersetzung. Semir nickte nur. „Andrea….ich…“, fing er an. Doch Andrea legte ihm einfach nur die Finger auf den Mund. „Du brauchst mir nichts zu erklären…ich verstehe dich…“, lächelte sie und küsste ihn. „Wo ist Ben?“, wollte Semir wissen und richtete sich auf. Doch die Schmerzen im Bauchraum schienen ihn eines besseren zu belehren, denn er ließ sich wieder fallen.


    ...

  • Ben und Alessandro saßen in der Notaufnahme, wo die Schusswunde von Nico behandelt wurde. Ben war nervös und das bemerkte auch der italienische Commissario. „Na geh schon….. Nico und ich kommen nach…“, lachte der sympathische Mann. Ben sah ihn an, nickte und verschwand. Als er dann bei Semir ankam, war er sehr erstaunt, das sein Partner so viel Besuch hatte. „Darf ich auch noch dazu kommen?“, fragte er vorsichtig. Andrea sah ihn an und sprang ihn um den Hals. „BEN!!! Gott sei Dank….du bist unverletzt. Was ist? Habt ihr deinen Freund gefunden?“, wollte sie sofort wissen. „Ja….wir haben es geschafft. Nico wurde angeschossen aber….“, erklärte Ben und sah das Semir wach war. „Hey Partner…“, sagte er leise. „Semir… wie geht es dir?“, wollte Ben wissen und trat ans Bett. „Danke… ich erhole mich. Paolo hat mir gesagt, was passiert ist und seine Söhne haben ein schlechtes Gewissen, weil sie mich nicht Statusgemäß behandelt haben. Ich hab versucht ihnen zu erklären, dass ich ihnen nichts nachtrage, aber….“, lächelte Semir leicht. Er war immer noch erschöpft. „Du musst italienisch lernen…genau wie ich.“, meinte Ben und sah Paula an. „Hallo Ben….“, hauchte sie. Ben nahm sie in den Arm und küsste sie vor der versammelten Mannschaft. Ein Raunen ging durch den Raum. Paula löste sich etwas unbeholfen und sah ihre Brüder an, die auf Italienisch tuschelten. „Was denn? Ich bin…also ich habe…es verbindet nun mal…“, entschuldigte sie sich. Ihr Vater antwortete ihr ebenfalls etwas auf Italienisch. „Paula ... Penso che proprio perché la famiglia per informarli che si desidera sposarsi ...”, grinste er. “N. papà .... io amo lui, ma non sposarsi ... ... ma io non ...”, empörte sich Paula. Ben sah sie an. “Was ist denn?”, wollte er wissen. Paula sagte ihm, was ihr Vater dachte. „Oh nein….ich heirate nicht….ich bin froh, wenn ich wieder in Deutschland bin.. Paula… hast du keine Lust Urlaub in Köln zu machen? Es ist ein wunderschöne Stadt… und…“, fing er an. Paula nickte und zog ihn nun an sich. „Egal was meine Familie sagt….ich liebe dich, Ben Jäger…“, flüsterte sie ihm ins Ohr.


    Auch Alessandro und Nico kamen ins Zimmer. Doch nun wurde den Ärzten das Zimmer zu voll. Der Besuch wurde bis auf Andrea, Ben und Nico, der hier als Patient eingebettet wurde aus dem Zimmer komplimentiert. „Das war verdammt knapp, Semir…aber jetzt, wo Andrea hier ist, wirst du sicher schnell wieder auf den Beinen sein…“, meinte Ben und sah seinen Partner an. „Das denke ich… Ben… wir müssen doch nicht sofort zurück, oder? Ich meine, wir könnten doch noch ein paar Tage anhängen… ich würde gern mit Andrea noch nach Venedig fahren…“, meinte Semir leise. Andrea sah ihn freudig an. „Ja…eigentlich haben wir glaub ich noch ein paar Tage. Außerdem musst du erst wieder ganz gesund sein. Ich denke, das krieg ich hin. Das ist eine sehr gute Idee… du und Andrea und ich mit Paula an der Seufzerbrücke… in einer Gondel und einer der Gondoliere singt O Sole Mio…“, lachte Ben. Alessandro sah die Beiden an. „Hört mal… ich muss noch schnell was erledigen… ihr kommt hoffentlich ohne mich zu Recht…oder?“, fragte er nervös. Ben sah ihn an. „Was hast du denn vor?“, wollte er sofort wissen. „Meine Familie… ich darf sie endlich auch mal wieder in die Öffentlichkeit bringen. Jetzt wo Don Marcello samt Konsorten hinter Gittern sitzen und Luciano tot ist, bedroht uns keiner mehr…“, erklärte Alessandro und verschwand.


    Francesca sah auf, als Alessandro den Raum betrat. Etwas an seiner Haltung sagte ihr, dass es vorbei war. Dennoch stand sie nur zögerlich auf und nahm ihn in den Arm. „Es ist vorbei….wir haben sie alle gestellt…“, sagte er leise. Francesca sah ihn an. Ihre Hände fingen an zu zittern und streichelten sein Gesicht. „Ist das wahr? Ist das wirklich wahr?“, fragte sie nach. Alessandro nickte und drückte sie fest an sich. „Si… es ist wahr… wir haben alle hinter Gitter gebracht. Luciano ist tot… und… Francesca…ich bin so glücklich…endlich können wir auch ein normales Leben führen. Unsere Kinder können wieder draußen spielen, ohne das wir Angst haben müssen, dass sie entführt werden oder erschossen…wir können wieder eine Familie sein.“ Francesca fing an zu weinen. Sie weinte vor Glück. Endlich war dieses düstere Kapitel abgeschlossen. Seit vier Jahren wartete sie darauf, ein normales Familienleben zu führen. „Wie? … ich meine, wie hast du das geschafft?“ wollte sie schluchzend wissen. „Ich habe gute Freunde gefunden und mit ihnen war es irgendwie ein Kinderspiel.“, lachte er und wischte ebenfalls eine Träne weg. Francesca nickte nur. „Das sind gute Freunde…“, stieß sie aus. Die Tage jedoch vergingen viel zu schnell und der Tag des Abschieds kam. Alle versammelten sich auf dem Flughafen. Alessandro kam mit seiner Frau und seinen Kindern zum Abschied. Semir war fast vollständig genesen beugte sich zu den Kindern. „Du hast eine tolle Familie.“, sagte er und streichelte den Kindern über den Kopf. „Nein… nicht nur… ich habe auch tolle Freunde gefunden. Danke…. Ihr habt mir geholfen, meinen schlimmsten Feind zur Strecke zu bringen, auch wenn es bei euch nicht ganz ohne Schaden zuging. Semir… schone dich die nächsten Tage…“, meinte Alessandro und verabschiedete sich von seinem neuen Freund mit einer brüderlichen Umarmung. Auch Paula und Ben sahen sich an, dass hier der Abschied länger dauerte, war klar… wenn Verliebte sich verabschieden, musste man sehr viel Zeit mitbringen. Ben bekam die Blicke, die Andrea und Semir austauschten, nicht wirklich mit, denn er war zu sehr mit sich und Paula beschäftigt.

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  • Zurück in Köln. Nico konnte sich in seine Wohnung zurückziehen und die letzten Tage Revue passieren lassen. Auf dem ganzen Flug hatte er geschwiegen, obwohl Ben ihn immer wieder angesprochen hatte. Doch jetzt, auf dem Flughafen war es dann nicht mehr zu halten. Mit einigen Tränen in den Augen, fiel er den beiden Polizisten um den Hals. „Danke Freunde... ihr habt mir mein Leben gerettet und mich vor der Hölle bewahrt.“, meinte er schluchzend. „Nico, kein Thema...“, meinte Ben nur und klopfte seinem Freund und Musikerkollegen auf die gesunde Schulter. „Sehen wir uns auf der nächsten Probe?“, wollte der junge Hauptkommissar dann wissen. „Ich glaube kaum, dass ich so eine Gitarre halten kann... geschweige denn auf ihr zu spielen.“, meinte Nico lachend und knuffte Ben mit der Faust gegen die Schulter. „Ich melde mich, versprochen.“, meinte er dann und ging seiner Wege. Die beiden Polizisten und Andrea sahen ihn noch kurz nach. „Toller Kerl... er war es wert, dass wir unser Leben riskiert haben.“, meinte Semir. „Ja, das ist er wirklich. Ich bin gespannt, was die Krüger zu unserer Aktion sagen wird.“, dachte Ben laut. „Wollen sie das wirklich wissen, meine Herren?“, erklang plötzlich eine ihnen wohl bekannte Stimme hinter ihnen. Sofort ruckten die Köpfe rum und Andrea, Ben und Semir sahen in das nicht gerade freundliche Gesicht von Kim Krüger. „Meine Herren, ich dachte mir, ich hole sie persönlich ab.“, meinte sie nur. „Chefin... welche... Ehre.“, stammelte Semir und sah hilfesuchend zu seiner Frau. „Keine Angst, die römische Polizei hat mir bereits eine Kopie ihres Berichtes zukommen lassen. Auch wenn ich diese Art des Vorgehens nicht gerade gut heiße, so muss ich doch sagen... gut gemacht, meine Herren. Wann hebt man schon mal eines der gefährlichsten Mafianester in ganz Oberitalien aus.“, lobte sie ihre Kommissare, denen bei diesen Worten der Mund offen stand. „Ich erwarte sie dann ...“, sie sah auf die Uhr mit Datumsanzeige. „Heute ist Donnerstag... am Montag in alter Frische wieder.“, befahl sie und verließ dann den Flughafen. „Wow, war das ein Lob?“, fragte Ben und konnte es nicht glauben. „Semir... ich glaube, die ist irgendwann noch stolz auf uns.“ „Eher findet Hotte die Frau fürs Leben.“, grummelte Semir und sah der Giftschlange noch kurz nach, bevor sich die Drei auf den Weg nach Hause machten.




    Ende!

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