Die ehrenwerte Gesellschaft

  • Stefano hatte die Beiden ankommen sehen. Das Bild kam fast gleichzeitig. Stefano schloss die Augen. Es tut mir leid, dachte er und sah den Mann auf dem Bild an, aber wenn ich es nicht mache, dann werden sie meiner Schwester sehr weh tun. Das kann ich nicht zulassen. Er griff zum Telefon und wählte die ihm bekannte Nummer. „Er ist hier. Aber nicht allein…“, gab er durch. „Der andere ist klein?“, wollte der Angerufene wissen. „Ja…“, bestätigte Stefano nur. „Was ist mit Felicia? Ich habe doch getan, was ihr wolltet... bitte lass sie gehen… bitte…“, flehte er erneut. „Schon sehr bald darfst du deine kleine Schwester wieder in den Arm nehmen. Doch erst wirst du uns noch helfen unser Problem zu beseitigen… es ist ganz einfach. Wir müssen wissen, was die Beiden vorhaben. Wenn sie das Hotel verlassen, wirst du es mir sagen. Wenn sie telefonieren, wirst du es mir sagen und wenn sie schlafen, wirst du es mir auch sagen. Wenn nicht. dann…“, drohte der Angerufene. „Ich weiß… ich tue was ihr wollt. Nur tut ihr nichts… bitte…“ Stefano hasste sich selbst für seine Angst. Was waren das für Männer vor dem Luciano solche Angst hatte? Konnten sie ihm vielleicht auch helfen? fragte er sich.


    Luciano sah seinen Großvater an. „Du hattest Recht… Luciano.. Gerkhan und Jäger sind harte Gegner. Aber hier in Italien haben sie keine Macht. Nicht über uns und nicht über die Polizei. Sie sind hier einfach Touristen. Und die können manchmal sehr gefährliche Abenteuer erleben. Ich will beide einmal kennen lernen. Und ich werde den Beiden sagen, dass sie sich zurückhalten sollen. Du wirst dich darum kümmern. Ich will keine Querelen haben. Mach es den Beiden klar. Wie, ist deine Sache.“, erklärte der Don. Luciano nickte, nahm sich ein paar Männer und fuhr mit der großen, grausilbernen Limousine den steinigen, sandigen und staubigen Weg der Berge in die Stadt hinunter, die sich im Tal des Tibers entlang der beiden Flussseiten erstreckte. „Was, wenn die nicht mit uns kommen wollen?“, fragte Pedro, der Fahrer der Limousine, seinen Chef durch den Rückspiegel. „Keine Angst ... wenn wir ihnen sagen, dass sie Nico wiedersehen werden, dann kommen sie schon von selbst mit.“, meinte Luciano nur. „Aber was, wenn doch nicht ... immerhin sind es Bullen ... die lassen sich nicht so leicht einschüchtern, geschweige denn entführen.“, gab nun Felipe zu bedenken. „Keine Sorge, dafür sind wir doch immer bestens ausgerüstet ... wisst ihr noch die letzte Ladung Waffen, die wir aus dem Hafen haben holen lassen? Dort war ein hübsches, kleines Spielzeug bei, was einen ausgewachsenen Mann mit einem Schuss in weniger als dreieinhalb Sekunden ins Reich der Träume befördert.“, lachte der Italiener und zeigte eine kleine, schwarze Pistole hoch, deren Form etwas anders war, als die, die mit normaler Munition schossen. Dennoch war sie kaum von anderen Waffen zu unterscheiden.


    Ben hatte ausgepackt und gönnte sich eine lange, ergiebige Dusche nach der Reise, während Semir den im Zimmer ausgelegten Plan der Stadt mit dessen näherer Umgebung studierte und nach potentiellen Verstecken, leerstehenden Häusern oder dergleichen Ausschau hielt. „Hey Ben, du tropfst alles voll.“, zischte er, als sein Partner im Handtuch gewickelt vor ihm kniete und ebenfalls einen Blick auf den Plan warf. Er grinste nur, schüttelte zum Spaß seine nassen Haare aus. „Hey, du kriegst gleich von mir noch eine Dusche... aber eine Kopfdusche.“, fauchte Semir und wischte sich die Wasserperlen aus dem Gesicht und von der Karte. „Ooooh, das will ich sehen.“, lachte Ben nur. „Und hast du schon was gefunden?“, wollte er dann wissen. „Sieht schlecht aus, aber ich glaube auch kaum, dass die hier so etwas ordinäres, wie ein leerstehendes Abrisshaus als Hauptquartier benutzen werden, oder?“, gab Semir zu bedenken. „Wahrscheinlich nicht, die herrschen doch wie Paschas über ihre jeweiligen Gebiete.“, meinte Ben und sah, wie Semir die Arme verschränkte. „Soll das etwa eine Anspielung gewesen sein?“, fragte er nüchtern. Ben lachte kurz auf. „Wenn du es so auffassen willst.“, erwiderte er und wich schnell mit einem Satz zurück ins Bad dem geworfenen Kissen von Semir aus.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Luciano und seine Männer kamen vor dem Hotel an. Der Wagen parkte in einer Seitenstraße, von der man allerdings einen guten Blick auf das Hotel und seinen Eingang hatte. „Wie wollen wir nun vorgehen?“, fragte Felipe und beugte sich zu Luciano vor. Dieser antwortete nicht, sondern sah nur durch die getönten Scheiben auf den Eingang des Hotels und überlegte. „Wir warten vorerst.“, meinte er nach etlichen Minuten des Schweigens. Dann griff er zum Autotelefon und wählte die Nummer der Rezeption an. „Stefano... ich bin's. Sind die Beiden auf ihrem Zimmer?“, fragte er dann und wartete. Der Mann am anderen Ende der Leitung bejahte dies. „Gut, die Zimmernummer will ich dann von dir wissen.“ „Luciano, ich ...“, stammelte Stefano am anderen Ende. „Willst du etwa, dass ich mich mit deiner Schwester unterhalte?“, drohte er mit leiser, gefährlicher Stimme. „Nein ... nein ... lass meine Schwester in Ruhe.... 507.“, gab er dann ergeben durch. „Braver Junge.“, höhnte der Mafiosi und legte wieder auf. „Okay, wir werden durch den Hintereingang rein... uns zwei Wäschekörbe besorgen und die Beiden so unauffällig aus dem Hotel schaffen.“, gab er bekannt und stieg aus. Er ging mit seinen vier Männern zum Hintereingang rein, nahmen sich zwei der großen Wäschekörbe und fuhren in den fünften Stock hinauf. Vor der Tür machten sie halt, stellten sich so hin, dass sie nicht alle gesehen wurden und Felipe, der sich eine Pagenuniform noch besorgt hatte, klopfte an der Tür.


    „Hast du was bestellt?“, fragte Semir, als es an der Tür geklopft hatte. „Eigentlich nicht.“, erwiderte Ben und ging vorsichtig zur Tür. „Wer ist da?“, fragte er dann auf englisch. „Zimmer-Service... ich bringe eine Aufmerksamkeit des Hauses.“, kam es vom Flur her. Ben tauschte mit Semir Blicke aus und fasste dann an die Klinke. Noch ehe er diese richtig heruntergedrückt hatte, sprang die Tür auf und sofort sprangen vier Leute in den kleinen Flur, zwei warfen sich sofort auf Ben, die anderen wollten sich Semir widmen.
    Semir war starr vor Schreck und wehrte sich zunächst nicht. Einer der Männer hielt ihm eine Waffe an den Kopf. „Ganz ruhig und keinen Mucks von keinem ist das klar?“, drohte der Mann über ihn. Semir sah ihn nur an und nickte vorsichtig. Sich gegen die Waffe zu wehren war mehr als leichtsinnig. Doch Ben kämpfte und Semir hätte ihm nur zu gern geholfen. Dann sah er wie einer der Männer auf Ben anlegte und schoss. „NEIN!!“, stieß er gellend aus. Vergessen war die Waffe, die der Mann ihn an die Schläfe drückte. Scheinbar wollte man sie ja lebend haben. Denn Semir hörte, dass die Waffe keine scharfe war. Ben ging wie ein Baum zu Boden. „BEN!!“, schrie Semir erneut. „Halt die Klappe!“, fauchte nun der, der geschossen hatte. Er hob die Waffe und zielte auf Semir. Dann drückte er ab. Semir hörte die Englein singen und sackte bewusstlos weg. „so ab zum Don mit den Beiden.“, lachte Fabrizio und ließ die Beiden in die Wäschekörbe packen. Stefano kam zu ihnen. „Wo ist meine Schwester… bitte lasst sie doch gehen..“, flehte er erneut. Fabrizio sah ihn an. „Stefano… du kannst uns nichts befehlen. Deiner Schwester geht es sehr gut. Wir kümmern uns sehr liebevoll um sie. Du wirst diese beiden Zimmer abschließen und dafür sorgen, das niemand hier rein kommt, klar?“, wollte Luciano wissen. Stefano nickte nur. Er musste sich der Gewalt beugen.


    Ben kam als erstes zu sich. Er fühlte sich völlig eingeengt. Doch etwas überraschte ihn. Er war nicht gefesselt. „Semir?“, fragte er vorsichtig an. Doch es kam keine Antwort. Dann spürte er ein Ruckeln. Er schien in einem Auto zu sein. Doch die Umgebung war kein Autoinnenraum. Bevor er sich mit seiner Umgebung beschäftigen konnte hielt der Wagen an. Kurz darauf spürte er wie er getragen wurde und erkannten nun auch sein Gefängnis. Es war ein Wäschebehälter. Wo war Semir? Hatten sie ihn auch mitgenommen? Ben verhielt sich ruhig. Er wusste nicht, wie viele Gegner er hatte. Wenig später spürte er, wie er gekippt wurde. Ben rollte aus dem Behälter und blieb zunächst liegen. Er wollte sich erst einmal ein Bild von seiner Umgebung machen. Viel gab es nicht zu sehen. Der Raum in dem er sich befand war dunkel. Er konnte gerade nur ein paar Umrisse sehen. Die Tür des Raumes ging auf und Ben sah für einen kurzen Augenblick, dass ein weiterer Wäschekorb gedreht wurde. „SEMIR!!“, schrie er entsetzt als er sah wer dort aus dem Korb purzelte. Sein Partner rührte sich nicht. „SEMIR!! Hey… komm schon!“, stieß Ben aus und kroch zu ihm. Sein Freund war bewusstlos. Er gab ihm leichte Klatscher ins Gesicht, doch Semir schien tief zu schlafen. Die Tür ging erneut auf. Es kamen mehrere Männer herein. „Was haben Sie mit ihm gemacht?“, fragte er wütend.


    ...

  • Nico saß in seinem Zimmer welches für ihn ein Gefängnis war. Kein Telefon. Kein Handy, Kein Computer. Das einzige was er hatte war ein Fernseher und ein Radio. Essen bekam er ins Zimmer gebracht. Wie konnte er hier weg kommen? Wo sollte er hin? Sein Onkel und Luciano hatten ihm alles abgenommen. Ausweis, Geld... einfach alles. Er saß hier fest. Ob Ben und Semir ihn retten würden? Wenn ja … Wie wollten sie es anstellen? Sie konnten nicht einfach herkommen und ihn befreien. Vielleicht sollte er so tun, als ob er doch zur Familie zurückkehren will. Und dann… wenn es die Situation ergab, fliehen. Den Gedanken verwarf er jedoch sehr schnell. Luciano würde ihm nie vertrauen. Er würde ihn gern abschießen. In den Rücken… heimtückisch… Seine Tür ging auf. „Los komm! Ich habe eine sehr schöne Überraschung für dich.“, sagte Luciano und winkte ihm zu. Nico stand langsam auf. Wenn Luciano sagte eine schöne dann war es genau das Gegenteil…


    „Er schläft.“, meinte Felipe auf und traf Semir mit einem heftigen Tritt in die Seite, sodass dieser, von den Schmerzen erwacht, sich stöhnend zusammen krümmte. „Ich korrigiere... er hat geschlafen.“, lachte Felipe und winkte dann die beiden Männer zu sich. „Los, es geht nach oben ... Don Marcello will mit euch reden.“, zischte er und zog Semir eigenhändig am Kragen hoch, was nicht schwer war, da der Deutschtürke noch immer von der Schlafdroge ziemlich benebelt war. Ben jedoch wehrte sich gegen den Griff seiner „Begleiter“, wand sich und trat aus, doch bald musste er einsehen, dass es keinen Sinn hatte. Der Griff der Beiden war einfach zu fest, als das er sich hätte befreien können.


    Don Marcello saß auf der großen, steinernen Terrasse, die einen wunderbaren Blick auf die hügelreiche Umgebung und die nicht allzu weit entfernte Stadt bot, und ließ sich sein Essen schmecken, während Luciano mit Nico im Schlepptau nach draußen trat. „Ah... setz dich mein Junge und iss mit mir... der Fisch ist frisch und ausgezeichnet.“, meinte der alte Mann und wies auf einen Platz neben ihn. Doch Nico weigerte sich. „Ich habe keinen Hunger und ich werde mich nicht neben dich setzen.“, zischte er und verschränkte die Arme wie ein bockiges Kind, doch sein Großvater gab Luciano nur einen Blick und dieser zwang Nico auf den Stuhl und presste ihn auf die Schultern am Sitzpolster fest. „Warum wehrst du dich so sehr dagegen? Du gehörst zu uns... unser Blut fließt in deinen Adern. Wehr dich nicht länger.“, riet ihm Don Marcello und sah ihn mit seinen festen Blick an, der Nico erstarren ließ und wie ein hypnotischer Blick zu wirken schien. Er konnte sich kaum dagegen erwehren, geschweige denn, diesem Blick ausweichen. Nico wich diesem Blick endlich aus, sah auf die entfernten Hügel hinaus. „Warum ... warum könnt ihr mich nicht einfach mein Leben leben und mich in Ruhe alt werden lassen?“, fragte Nico mit Verzweiflung in der Stimme. „Mein lieber Junge... du gehörst zu uns ... und du gehörst mir. Seit dem Tag deiner Geburt bist du ein Teil von mir. Dein Vater ist mein Sohn und du bist sein und irgendwann auch mein Erbe. Ich will, dass du dich dessen bewusst wirst und mich stolz machst. Aber wehe, du solltest mich hintergehen...“, drohte der Don und hielt Nico das Fischmesser symbolisch gefährlich nahe unter die Nase.

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  • Semir und Ben wurden unsanft die Treppenstufen des Kellers hinaufgeschafft und ebenfalls auf die Terrasse gestoßen, wo sie Nico das erste Mal wiedersahen. „Nico.“, stieß Ben sofort aus und wollte zu ihm, doch Luciano versperrte ihm den Weg. „Ben, du lebst.“, schrie Nico aus und sprang aus seinem Stuhl hoch, wurde aber sofort vom Don wieder hinuntergezogen. „Bleib sitzen.“, fauchte dieser nur, stand dann aber selbst auf und trat vor die beiden deutschen Polizisten. „So? Sie sind also diejenigen, die meinen Geschäftspartnern in Deutschland das Leben so schwer machen?“, höhnte der Mann und ging mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor Ben und Semir auf und ab, die von den Männern des Mafiosos, mit auf den Rücken verdrehten Armen, festgehalten wurden. „Allerdings... und es wäre besser, sie würden uns Nico sofort wieder mit nach Deutschland geben, ansonsten...“, weiter kam Ben nicht. Der grauhaarige, aber noch sehr kräftige Mann rammte ihm ungewarnt seine Faust in den Magen, sodass Ben wie ein Klappmesser zusammensackte, aber schon im nächsten Augenblick wieder brutal hochgezogen wurde. „Ihr seid hier in meinem Land... glaubt ihr wirklich, ihr könntet Forderungen stellen? Glaubt mir, ihr macht mir keinerlei Schwierigkeiten.“, lachte der Mann und sah Semir mit eisernem Blick an. „Sie sind keine Gefahr für mich. Die Polizei hier ist schwach ... und die, die es mit uns aufnehmen wollen, haben eine sehr kurze Lebensdauer.“, lachte er und war sich seiner Sache sehr sicher. „Wenn sie uns auch töten wollen, werden sie mächtig Probleme haben.“, zischte Semir und trat einen Schritt auf den Mann zu. „Töten? Ich sie? Dazu fehlt mir die Zeit. Ich habe wichtigeres zu tun. Ich gebe ihnen nur einen guten Rat... verlassen sie Italien. Morgen Mittag geht das nächste Flugzeug zurück nach Deutschland... ich rate ihnen beiden, diese Maschine nicht zu verpassen, wenn sie nicht wollen, dass ihnen und ihren Familien etwas geschieht.“, drohte er und sah, wie die Augen der beiden Männer sich mit Entsetzen weiteten. „Ich habe überall meine Augen und Ohren. Denken sie immer daran. Vergessen sie Nico... er gehört zu uns. Wir sind seine Familie. Los, schafft sie in ihr Hotel zurück.“, wies er seine Männer an, die die beiden Kommissare brutal von der Terrasse zerrten und sie in den Kofferraum der Limousine stießen.


    Stefano saß in seiner kleinen Kammer und dachte nach. Es ging so nicht weiter. Er musste etwas tun. Er musste etwas gegen diese „ehrenwerte“ Gesellschaft unternehmen. Vielleicht kann Paula helfen. Sie war freie Journalistin und… sie war eine Frau, die sich nicht so einfach den Mund verbieten ließ. Paula hatte sich in Rom einen Namen gemacht und wurde sogar von der Mafia geachtet. Sie hatte schon einigen Anführern der „ehrenwerten“ Gesellschaft gezeigt, dass sie sich nicht einfach mundtot machen ließ. Drei große Bosse hatte sie schon auffliegen lassen. Alle Mafioso wussten, dass sie der Polizei den Tipp gegeben hatte, aber keiner tat was gegen sie, denn ihr Vater war ein Mitglied der ehrenwerten Gesellschaft und als großer Boss in Sizilien sehr einflussreich. Wenn man gegen Paula etwas unternahm, dann tat man das direkt gegen Don Giovanni. Und das war ein Todesurteil für die ganze Familie. Doch es gab noch einen Vorteil, von dem niemand wusste. Paula sammelte Informationen gegen Don Marcello und Stefano hatte Neuigkeiten. Er würde Paula einen Handel vorschlagen. Sie sorgt dafür, dass die Polizei sich intensiv um Don Marcello und Luciano kümmerte und er bekam Felicia zurück. Das war der Deal. Stefano wählte mit fliehenden Fingern die Nummer von der Redaktion wo Paula arbeitete. Nur wenig später hörte er ihre wohlklingende Stimme. „Ich bin es Stefano… Paula… willst du was Neues über Don Marcello wissen?“, fragte er. Paula legte mit einem siegessicheren Grinsen den Hörer auf. „So so…. Marcello hat ein großes Problem mit einem Familienmitglied… das ich das noch erleben darf. Der Junge sollte wirklich ausgezeichnet werden.“, sagte sie leise zu sich. Jetzt brauchte sie nur noch ihren Freund bei der Polizei zu stecken, dass Don Marcello jemanden aus Deutschland entführt hat und aus dem Hotel zwei deutsche Kollegen. Nur wer eignet sich dafür? Wer ist wagemutig genug sich gegen Don Marcello zu stellen? Vielleicht Alessandro? Der hatte eh Wut auf Don Marcello, weil dieser seinen Partner Philippe umbringen ließ. Ja… Alessandro war genau der Richtige. Sie wählte seine Nummer.
    „Salute… Alessandro… hier ist Paula. Ich wollte dich fragen, ob du bereit wärest einen schönen guten Schlag gegen Don Marcello zu führen?“ sagte sie als er sich meldete. „Paula… da corto!! Natürlich…. Ich will das gerne machen. Was hast du?“, wollte er wissen. „Nicht am Telefon. Lass uns treffen. Wie immer im Venezia. Sagen wir in zwei Stunden?“, bat sie. „Ich werde da sein.“, versprach er. Paula packte einige Sachen ein und fuhr eine Stunde später zum Treffpunkt.


    Felipe zerrte Semir aus dem Kofferraum während sich Toni mit Ben beschäftigte. „So… was ist? Sollen wir euch beim Packen helfen? Ich warne euch noch einmal sehr deutlich… das Flugzeug geht morgen, seid ja pünktlich oder ich werde mich persönlich darum kümmern, dass ihr nur noch in einem Sarg nach Hause kommt!“, drohte er vernehmlich. Dann fuhr er und Toni einfach weg und ließen Semir und Ben vor der Tür des Hotels stehen. „Diese verdammten Idioten…“, stieß Ben wütend aus. Semir nickte nur. „Komm… wir gehen in unser Zimmer ich muss duschen…“, stöhnte er. Ben sah ihn an. „Also gut… und was dann?“ wollte er wissen. Semir zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht… noch nicht. Aber ich hasse es so behandelt zu werden.“, grollte Semir wütend. Sie gingen zur Rezeption und forderten ihren Schlüssel. Der junge Mann hinter dem Tresen starrte sie an. Er nahm die Schlüssel vom Board und überreichte sie. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er. Semir und Ben nickten nur. Sie gingen in ihr Zimmer und duschten erst einmal ausgiebig. „Wenn der glaubt uns so einfach los zu werden, dann ist der aber falsch gewickelt, das schwör ich dir.“, fauchte Ben wütend. Semir sagte nichts.


    ...

  • Alessandro Borsellino saß in einer Ecke des Cafés Venezia, unweit des Colosseums, und trank ein Glas Rotwein, während er auf Paula wartete. Nervös tippte der Mann mit dem dichten Drei-Tage-Bart und der markanten, kurzen Narbe über der linken Augenbraue mit seinen Fingern auf dem runden Tisch herum, spielte ab und zu mit dem leeren Weinglas herum und sah immer wieder auf sein Handy. Er hatte in seinen 36 Lebensjahren und den 8 Jahren als Commissario beim Direzione Investigativa Antimafia, des Kriminalamtes zur Bekämpfung der Mafia und des Organisierten Verbrechens allgemein, gelernt, dass überall, selbst in diesem, seinen Lieblingscafé, die Mafia gegenwärtig sein kann. Es verging in Rom kein Tag, wo man nicht wenigstens die Leiche eines Informanten fand, entweder ein Mafia- oder ein Polizeispitzel. Meist wurden beide von der Mafia ermordet, weil der Spitzel bei der Polizei von den Beamten aufgedeckt wurde und dadurch eine Gefahr für die Mafiosos wurde. Selbst die Staatsanwälte, jedenfalls die meisten, und auch die Richter und Anwälte waren vor den Anschlägen der „ehrenwerten Gesellschaft“ nicht sicher. Diejenigen, die den Mut aufbrachten, Anklage gegen die verhafteten Bosse zu erheben, wurden von den Anhängern dieser Familie ohne Wimpernzucken unschädlich gemacht. Das Volk hatte schon lange genug von diesen Anschlägen, doch die Zweige der Familien reichten bis in die Justiz und Politik hinauf. „Ciao Alessandro.“, kam es plötzlich hinter ihm hervor. Er drehte sich um und sah in die vorwitzigen, blauen Kulleraugen der kleinen, zierlichen Reporterin mit dem langen, blonden Haaren mit den schwarzen Strähnen am Haaransatz. Er stand auf und küsste seine Bekannte auf beiden Wangen. „Ciao Paula.“, erwiderte Alessandro und bot ihr seinen Stuhl ansetzte sich ihr gegenüber. Sie grinste vorwitzig und nahm den restlichen Schluck aus Alessandros Weinglas, der sich noch auf dem Boden befand. „Guter Geschmack.“, meinte sie und bestellte sich auch einen und dazu ein kleines Wasser. „Also Paula, was hast du für mich?“, wollte der Commissario wissen und zupfte an seinem Bart herum, während er auf den Kellner wartete und sich in der Umgebung, sie saßen auf der Straßenterrasse, umsah. „Alessandro, ich habe gerade mit einem Informanten gesprochen... er behauptet, dass er etwas gegen Don Marcelleo für die Polizei hat.“, fing sie an und wartete dann, bis der Kellner wieder weg war. „Sein Name ist Stefano... er will mit uns sobald wie möglich sprechen.“, meinte Paula. Alessandro ließ sie ausreden, fuhr aber dann dazwischen. „Moment... was hat er denn herausgefunden? Bevor ich mich da in ein Abenteuer stürze, will ich wissen, worum es geht.“, meinte er und nippte an seinem Weinglas, das nun wieder gefüllt war. „Na gut, pass auf.“, meinte sie und fing an zu erzählen. „Don Marcello hat seinen Enkel aus Deutschland entführen lassen und dessen Freunde, zwei deutsche Kollegen, sind hier, um ihn wieder zurückzubringen. Anscheinend waren sie gestern bei dem Don oben in seiner Villa und zwar nicht freiwillig.“, erklärte sie und sah den Commissario nun abwartend an, dessen Unterkiefer hin und herging, weil er nachdenklich mit den Zähnen knirschte. „Hm, dann sollten wir mal wirklich mit den beiden Kollegen aus Deutschland reden und zwar, bevor sie wieder Besuch von Don Marcellos Männern kriegen.“, meinte Alessandro und warf einige Euro-Münzen auf den Tisch, nahm Paula an der Hand und führte sie zu seinem Wagen, der etwas abseits in einer Seitenstraße geparkt war. Er hoffte inständig, dass dieses Gespräch nicht belauscht worden ist, denn in Rom war man nie sicher... und so konnte er es auch dieses Mal nicht sein.


    Semir hatte ausgiebig geduscht und trat wieder ins Zimmer, wo Ben nachdenklich im Sessel saß und aus dem Fenster sah. „Hey... na komm, lass den Kopf nicht so hängen.“, meinte der Deutschtürke und setzte sich neben seinen Partner. „Semir, ich habe Angst ... Angst um uns und um Nico. Diese Männer sind hier noch unberechenbarer, als bei uns.“, murmelte Ben und seine Augen strahlten tiefe Besorgnis über den Vorfall von heute Nachmittag aus. „Wir brauchen Hilfe...“, kam es von Semir. „Aber wie? Wir kennen hier niemanden. Wir sind hier für die doch wie Freiwild. Wenn wir über die nächste Straße gehen, können die uns locker über den Haufen schießen.“, erwiderte Ben. „Hey, mach dir den Kopf nicht so schwer. Komm, lass uns erstmal im Hotelrestaurant essen gehen. Ich hab einen Bärenhunger.“, meinte Semir lächelnd. Ben nickte zustimmend und hörte dann, wie sein Magen laut knurrte. Beide lachten laut und verließen ihr Zimmer.


    Im Restaurant des Hotels suchten sie sich einen Tisch aus, von dem man alles überblicken konnte. Semir bestellte ein Hühnchengericht, während Ben eine Pizza nahm. „Weißt du… wenn wir es richtig anstellen, dann können wir auch gewinnen..“, meinte Semir kauend. Ben nickte nur und biss in die Pizza. „Wirklich… wir sollten zur Polizei gehen und denen sagen, das und dieser Marcello entführen ließ. Die Kollegen werden ihn verhaften und gut ist.“, grinste Semir. Ben nickte nur. „Das ist etwas schwieriger als Sie denken, meine Herren…“, kam plötzlich eine Stimme hinter Semir. Mit einer schnellen Bewegung ruckte er herum. Er konnte sich nicht von Angst freisprechen, als er den hochgewachsenen Mann sah. „Wer sind Sie? Was wollen Sie?“, fauchte Semir sofort. „Ich will lediglich mit Ihnen reden. Aber nicht hier. Auf Ihrem Zimmer wenn Sie nichts dagegen haben.“, bat der Unbekannte. Semir sah zu Ben. Dieser zog die Schultern hoch. „Sind Sie allein?“, fragte Semir heiser. Angst, dass dieser Mann von der Mafia war, schien sehr groß zu sein. „Nein nicht ganz. Ich habe noch eine weibliche Begleitung. Ich will Ihnen nichts tun, aber ich finde wir sollten reden.“, bat der Mann erneut. Semir aß fertig und nickte dann. „Okay… reden wir.“, meinte er dann.

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  • „Ich bin Alessandro Borsellino. Commissario bei der Direzione Investigativa Antimafia. Ich bekämpfe die Mafia seit gut 8 Jahren und freue mich immer wieder wenn ich Beweise gegen die ehrenwerte Gesellschaft finde. Man sagte mir, dass Sie mir vielleicht helfen könnten.“, lächelte der Mann freundlich als sie im Zimmer waren. Mit diesem Mann kam eine kleine recht drahtig wirkende Frau ins Zimmer. „Das ist Paula… sie gehört auch einer Mafia an, allerdings eine, die in Sizilien ein sehr gutes Ansehen hat. Paula ist Reporterin und aufgrund ihrer Zugehörigkeit ein Heiligtum der anderen Mafiosen. Also was führt Sie nach Italien?“, wollte der Mann wissen. „Unser Freund wurde entführt. Er hat sich von seiner Familie losgesagt, weil er nichts mit den Verbrechen zu tun haben wollte. Uns ist man angegangen, weil wir ihm helfen wollten. Jeder hat bereits Besuch von den Mistkerlen bekommen und wurde entsprechend bearbeitet. Wir geben allerdings nicht so gern auf und sind hier um ihn zu befreien. Bis gestern war auch alles okay. Bis dann diese Kerle hier eindrangen und uns entführten.“, erzählte Ben. Alessandro nickte. „Für Exmitglieder der Mafia ist es nicht einfach. Sie stehen zwischen den Fronten. Kein einfacher Stand das kann Paula sicher bestätigen. Also gut… der Mafioso, der Sie hat entführen lassen, ist ein gewisser Marcello… Don Marcello um genauer zu sein. Er ist sehr brutal und weiß wie er sich in Pose zu setzen hat. Sie können froh sein, dass er Sie wieder gehen ließ.“, meinte Alessandro nur.


    Nico starrte einfach aus dem Fenster. Er würde alles dafür tun, das Semir und Ben heil aus Italien wieder heraus kamen. Doch wie konnte er den Beiden helfen. Sein Onkel ließ ihn ja nicht einmal zu ihnen. Dennoch war er froh dass Ben noch lebte. Er hatte sich also nicht getäuscht. Ben war am Flughafen gewesen. Erleichtert und doch besorgt darüber was seine Familie den Beiden böses antun konnte legte er sich ins Bett. Er musste auch einmal schlafen. Seit er hier war, hatte er kaum ein Auge zugetan. Ständig die Angst das Luciano zu ihm kam und etwas von ihm verlangte, was er nicht tun wollte. Die Angst, zu hören, dass man einem seiner Freunde etwas antat, weil er nicht gehorchen konnte. Die Angst sich nicht gegen diese Verbrecher zu wehren…. Er fand tausend Gründe Angst zu haben. Doch keiner dieser Gründe sagte ihm warum es so war.


    Was er befürchtet hatte, sollte sich gleich bewahrheiten. Draußen hörte er die schnellen Schritte eines sehr ungeduldigen Mannes. Er wusste genau, dass nur Luciano so die Stufen hoch eilen konnte. Schon als Kind war er ungeduldig und aufbrausend gewesen. Er riss die Tür auf und zerrte seinen Cousin an der Schulter gepackt nach unten. „Los, dein Großvater will dich sofort sprechen.“, zischte er und ehe sich Nico versah, stand er vor Don Marcello, der ihn mit enttäuschten Gesicht ansah. „Nico, was soll ich mit dir nur machen?“, fragte er und sah auf seine Blumen, die er mit der einen Hand berührte und mit der anderen einige überstehende Blätter abschnitt. „Mich freilassen... zum Beispiel.“, kam es verächtlich und ziemlich selbstsicher von dem Deutschitaliener. Doch ein kurzer Blick seines Großvaters zu Luciano, dessen Hieb in Nicos Magengrube und der stechende Schmerz danach sagten ihm, dass dies die falsche Antwort war. „Mein Junge... wieso schleppst du mir die Polizei ins Haus?“, fragte der Don und legte dann Schere und Gartenhandschuhe beiseite. „Ihr habt mich entführt.“, stieß Nico keuchend aus und sah zu seinem Großvater auf. „Wann wirst du es endlich einsehen? Du gehörst zu uns... du bist ein Teil dieser Familie.“, fauchte Luciano hinter seinem Rücken und riss ihn an den Haaren nach oben, sodass wieder ein markerschütternder Schrei aus Nicos Lippen wichen. „Luciano... raus.“, schrie der Don dann auf einmal und sah seinen Enkel böse an. Dieser verstand nicht ganz, gehorchte dann aber trotzdem.


    Nachdem die Beiden nun alleine waren, kam der Don auf Nico zu, hob sein Kinn und sah ihn in seine Augen. „Nico, mein lieber Junge... du bist ein Teil von uns. Sieh das doch endlich ein. Oder soll ich mir deine Freunde vornehmen?“, fragte er drohend und sah, wie sich die Augen von Nico erschrocken weiteten. Mit ihm konnten sie anstellen, was sie mochten, doch er konnte es nicht verantworten, dass seinetwegen Unschuldige starben, die ihm nur helfen wollten. „Das wagst du nicht.“, meinte er, wusste aber insgeheim, dass sein Großvater zu allem fähig war. „Ach nein? Soll ich mir die Frau von diesem Gerkhan... Andrea heißt sie oder ... mal vornehmen? Oder ich bin sicher, dass seine Tochter noch nie in Italien war.“ „Du bist ein Teufel... Ich hasse dich.“, stieß Nico aus und formte seine Augen zu kleinen Schlitzen. „Du weist doch genau, dass ich alles ernst meine, was ich sage.“, erwiderte Don Marcello und lachte auf. Nico war sich sicher, dass er seine Drohung wahr machen würde. Was blieb ihm anderes übrig? „Was willst du, dass ich tue?“, fragte er schließlich ergeben. „Ah... endlich wirst du vernünftig. Bravo.“, stieß der Don aus und rief dann Luciano wieder herein. Dieser kam schnell, als ob er nur vor der Tür gewartet hätte. „Nico ist einverstanden.“, meinte Marcello kurz und ging dann zu seinem Schreibtisch, holte eine Waffe hervor und drückte sie Nico in die Hand. „Ich hoffe, du weißt noch, wie man damit umgeht?“, fragte er. „Luciano erklärt dir auf der Fahrt, was du zu tun hast. Nur so viel... benutze sie nur im Notfall. Einige unser Restaurantbesitzer wollen mal wieder nicht ihr Schutzgeld zahlen. Mehr muss ich wohl nicht sagen, oder?“, fragte der Don. Luciano schüttelte den Kopf, während er Nico mit sich nach draußen zog, der immer noch auf seine Waffe starrte.


    ...

  • „Was können wir nun gegen diesen Don Marcello tun?“, fragte Ben den Commissario und sah mit seinen Augen immer wieder zu der Reporterin hinüber, die ihn ebenfalls flirtend anlächelte. „Ehrlich gesagt... ist es ziemlich schwierig, ihn da wieder rauszuholen, ohne, dass man nicht eine direkte Verbindung in die höheren Kreise der Familien hat.“, erklärte Alessandro und sah die ganze Sache ziemlich pessimistisch, doch Semir wollte sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben. „Es muss doch eine Möglichkeit geben, den Jungen dort wieder rauszuholen und die ganze Familie ins Kittchen zu stecken.“ „Das ist hier nicht so einfach... hier herrschen andere Gesetze, als in Deutschland. Hier haben die Familien mehr Einfluss auf Justiz und Politik, als in anderen Ländern. Selbst die Polizei ist vor ihren korrupten Methoden und Einschüchterungsterror nicht sicher.“, erwiderte Alessandro mit bitterer Stimme und musste unweigerlich an seinen toten Partner denken.


    „Dann müssen wir diese Leute eben aus der Reserve locken!“, meinte Semir nachdenklich. Alessandro sah ihn an. „Wie wollen Sie das bitte machen? Wollen Sie ihn nach Deutschland entführen? Sie kommen an diesen Nico nicht mehr ran. Lassen Sie ihn einfach hier und fahren wieder nach Hause. Es wäre sicherer und gesünder für Sie.“, empfahl Alessandro. Doch er tat dies um zu testen wie ernst es den Beiden mit ihrer Idee war. „Darauf können Sie lange warten! Ich werde Nico nicht diesen Schweinen überlassen. Er ist nicht wie sie. Er will nicht töten!!“, fauchte Ben wütend. Alessandro lächelte leicht. „Es ist Ihnen also ernst. Gut… dann können Sie mit meiner Hilfe rechnen. Ich warte schon lange auf die Gelegenheit Don Marcello in den Arsch zu treten.“, nickte er.


    Semir sah Ben an als Alessandro gegangen war. „Was hältst du von ihm?“, wollte er wissen Ben zuckte mit den Schultern. „Er schient genau wie wir darauf erpicht zu sein, diesem Don eins auszuwischen. Macht einen sehr vernünftigen Eindruck.“, nickte Ben. „Ja das denke ich auch. Mal im Ernst… was wollen wir machen?“, wollte Semir wissen. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich es Nico schuldig bin… Er darf nicht hier bleiben.“, sagte Ben leise und sah aus dem Fenster. Und dann hatte er die Idee. „Was hältst du davon, wenn wir ihm Konkurrenz machen?“ fragte er plötzlich. Semir sah ihn erstaunt an. „Konkurrenz? Worin?“, harkte Semir nach. „Schutzgeld… wir kassieren Schutzgeld von den Leuten die an Don Marcello zahlen. Was meinst du wie lange er zusehen wird?“, grinste Ben. „Ben… der Kerl knallt uns ab! Das ist Wahnsinn!! Absoluter Wahnsinn!“, begehrte Semir auf. „Ja ich weiß… aber …“, kam nun wieder von Ben. „Ben… das ist zu gefährlich. Was meinst du wohl wo seine Leute morgen sind? Die werden das Hotel beobachten und darauf warten, das wir abfliegen. Das ist was die tun. Wenn wir nicht fliegen, dann werden Sie uns vielleicht ne Bombe schicken oder schlimmer noch… sie werden sich Andrea und Aida vornehmen!!“, meinte Semir besorgt. „Semir… Andrea und Aida sind sicher. Die werden sich an uns halten. Und das ist auch schon schlimm genug.“, stöhnte Ben leise.


    Nico sah den zitternden Mann der vor ihm auf dem Boden kniete an. „Bitte… tut mir nichts… ich habe doch keine Geld mehr… ich bin pleite… bitte… verschont uns…mich und meine Familie… bitte… ich habe doch alles getan…“, weinte der Mann. Nicht weit von ihm saßen seine Frau und zwei Kinder, von denen eins gerade mal ein Jahr als war. „Du hast eine schöne Frau! Schick sie auf den Strich! Verkauf deine Kinder! Don Marcello will Geld sehen! Er ist sehr ungehalten über deine Zahlungsunfähigkeit. Aber er ist gnädig. Nur ich bin nicht er…“, lachte Luciano und drückte dem Mann die Waffe an den Kopf. Es knallte und Nico zuckte zusammen. Die Frau weinte lautlos und sah Luciano erschrocken an. Ihr Mann war tot. Luciano sah sie an. „Wo ist euer Geld?“, fragte er sie nun. Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Gut… dann such dir das Kind aus was nun sterben soll!“, forderte Luciano die Frau auf. Diese sah die beiden Männer mit wimmernden Blicken und bebenden Lippen an. Fest drückte sie die beiden Kinder an sich.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Luciano, lass sie in Ruhe.“, fauchte Nico und griff nach dem Arm seines Cousins. Dieser zog erschrocken den Arm dermaßen herum, dass sich ein Schuss löste, der quer durch den Raum schlug. Plötzlich ein Aufschrei von der Mutter und das kleine Mädchen begann sofort schrecklich zu weinen. Die Kugel hatte die Halsschlagader des siebenjährigen Jungen durchschlagen. Blut schoss mitsamt der Kugel auf der anderen Seite wieder raus und sofort waren Boden und die Kleider der Beiden mit dem Blut bedeckt. Wie angewurzelt stand Nico da und starrte auf den toten Körper des Jungen. „Du hast ihn ermordet.“, schoss es ihn sofort durch seinen Kopf. Nein... das durfte nicht sein. Er wollte das nicht. Verdammt... wieso musste er auch hier sein.


    „Sei ruhig.“, schrie Luciano die Frau und das Kind an, fuchtelte dabei bedrohlich mit der Waffe vor deren Augen herum. Doch die beiden Menschen konnten sich nicht so einfach beruhigen. „Schnauze.“, befahl er erneut und drückte dem Kind die Waffe auf die Stirn. Wieder schoss er und dann legte er auf die Frau an. Ein vierter Knall durchzog die Luft und nun war alles still. „So, das habt ihr davon.“, meinte der Italiener und sah mit erbostem Blick zu seinem Cousin, der immer noch angewurzelt und mit Ekel im Gesicht auf den toten Jungen blickte. „Los, verschwinden wir von hier.“, rief Luciano dann und zog Nico mit sich, als er die Sirenen der Carabinieri schon in der Nähe hörte.


    Semir grübelte immer noch über eine Idee und wie sie diesen Mafiosos morgen entkommen wollten. Dann ging ihm ein Licht auf. Er ging zum Telefon und rief nach dem Pagen, der ihnen ihre Koffer hinaufgetragen hatte. „Was hast du denn vor? Willst du uns noch einen Mitternachtsimbiss kommen lassen?“, fragte Ben, der mit einer Zeitung auf seinem Bett lag und las. „Quatsch, umquartieren und zwar so, dass es keiner merkt.“, meinte Semir und öffnete dann die Tür, als es klopfte. „Mario ist ihnen wie immer zur Stelle.“, meldete sich der junge Mann freundlich und, da er des Deutschen mächtig war, in Semirs und Bens Landessprache. Er konnte kaum älter als zwanzig sein. Jedenfalls ließ das der kaum zu erkennende Bartwuchs zu. „Mario... wir müssten unserer Geschäfte wegen ein anderes Hotel beziehen. Wie kommen wir hier raus, ohne gesehen zu werden?“, fragte Semir und schloss die Tür wieder hinter dem Jungen. Dieser sah die Beiden mit seinen großen Augen an und musste letztendlich grinsen. Scheinbar war er ein aufgewecktes Bürschchen und schien zu wissen, welchem Berufsstand die beiden Deutschen angehörten.
    „Oh da gibt es viele Wege, wenn man sie kennt.“, grinste der Junge. Semir lächelte. „Mir reicht einer…“, gab er leise zurück. „Also gut… um hier raus zu kommen, ohne gesehen zu werden, können Sie den Dienstboteneingang benutzen, den kennen aber außer Ihnen ein paar Herren der sogenannten ehrenwerten Gesellschaft die schon mal des Öfteren hier gastieren und das Personal natürlich. Oder ich bringe Sie durch meinen privaten Ausgang raus. Dazu dürften Sie dann aber nicht zu zimperlich sein, was bei Ihrem Berufsstand sicher kein Problem ist.“, erklärte Mario langatmig. „Wir sind hart im Nehmen. Wo ist der Geheimgang?“, wollte Ben wissen. „Also gut… ich zeige es Ihnen, aber es bleibt unser Geheimnis… einverstanden?“, bat Mario. Semir nickte. Mario öffnete die Tür und verbeugte sich. „Wenn die Herren mir dann mal folgen würden?“, bat er höflich. Semir sah kurz zu Ben und grinste. Der Junge gefiel ihm. „Wir müssen die Treppe hoch!“, erklärte Mario und wies nach oben. Sofort waren Semir und Ben auf den Stufen und stiegen ins oberste Geschoss des Hotels. Doch hier waren keine Zimmer mehr. Eine kleine Kammer war das einzige. „Hier lebst du?“, fragte Semir erstaunt als er das Drecksloch sah. Mario zuckte mit den Schultern. „Zum Schlafen reicht es alle male…“, meinte er nur.


    Nico saß wie erstarrt neben Luciano im Auto… „Warum?“, fragte er leise. „Was warum?“, grinste Luciano. „Warum hast du die Frau und die Kinder getötet?“, wiederholte Nico die Frage. „Ich habe sie nicht getötet… Du hast sie getötet.“, grinste Luciano und hob die Waffe hoch mit der er geschossen hatte. Erst jetzt bemerkte Nico das Luciano Handschuhe trug. Ihm kam ein Gedanke in den Kopf. Er hatte die Waffe ohne Handschuhe angefasst. Seine Fingerabdrücke waren darauf. „Es arbeitet richtig in dir… sehr schön. Ja du hast Recht… deine Fingerabdrücke sind hier drauf. Du hast die Frau und zwei unschuldige Kinder erschossen. Wie grausam du doch bist…“, tadelte Luciano seinen Cousin lachend. „Du verdammtes…“, fauchte Nico hielt sich dann jedoch zurück. Luciano sah ihn warnend an. „Dein Großvater wird sehr stolz auf dich sein. Wer Kinder erschießt, der ist reif für die Führung. Eigentlich hätte ich den Platz einnehmen sollen. Ich bin der Bessere!“, grollte er. Nico sah ihn erstaunt an. „Du kannst ihn haben… ich schenke ihn dir. Ich würde es sogar unterschreiben. Ich würde alles dafür tun…“, versprach Nico. Er schöpfte Hoffnung, dass Luciano vielleicht so umgestimmt werden konnte und ihn gehen ließ. „Würdest du auch dafür sterben?“, wollte Luciano wissen. Nico sah ihn an. Er verstand sofort was Luciano damit sagen wollte. Erst wenn er tot war, würde Luciano an die Reihe der Nachfolge kommen.


    ...

  • Semir und Ben stiegen über Säcke mit alter Wäsche und alte Möbel. Der Dachstuhl dieses Hotels schien kein Ende zu nehmen. „Wo ist denn der Ausgang?“, stöhnte Semir wütend. Mario lachte. „Wir sind doch schon da.“, sagte er und wies auf eine Tür im Boden. Semir sah ihn erstaunt an. „Wo genau sind wir jetzt?“, wollte er wissen. „Wir sind zwei Häuser weiter. Italien ist sehr schön, was die Baustruktur angeht. Hier werden Häuser miteinander verbunden. Und vor allem die Dachstühle. Wenn ihr hier durch geht, dann seid ihr weit vom Hotel weg und doch nicht so weit.“, grinste Mario über seine Wortgewandtheit. „Danke… du hilfst uns sehr damit. Könnten wir uns hier auch einrichten? Ich meine wir müssten dann mit Lebensmittel versorgt werden und so?“, wollte Ben wissen. Mario nickte. „Klar… ich bin froh, wenn ich Gesellschaft habe. Wohne ja gleich nebenan..“ grinste der Junge. Semir musste lachen. „Also gut… du holst unsere Sachen morgen hier hin. Es muss so aussehen, als seien wir weg. Verstehst du?“, wollte Semir wissen. Mario nickte. „Ja sicher… ihr seid hinter Marcello her, nicht wahr?“ wollte er wissen. Semir sah zu Ben. Jeder schien hier Bescheid zu wissen. „Ja…“, sagte Ben nur knapp. „Wollt ihr wissen, wie ihr ihn packen könnt?“, harkte der Junge nach. Semir und Ben waren sofort mit offenen Ohren dabei.


    „Wie?“, wollte Ben wissen und kroch etwas näher zu Mario hin. Dieser grinste nur. „Don Marcello hat eine entscheidende Schwachstelle, doch es ist schwer, an diese heran zu kommen.“, erzählte Mario und die beiden Deutschen steckten nun noch mehr die Köpfe mit dem Italiener zusammen, als es bisher der Fall war. „Welche denn?“, fragte Semir und ließ sich die Spannung nicht nehmen. „Er ist sehr gründlich in seiner Arbeit. Alles bei ihm muss aufgeschrieben und abgespeichert sein. Ich weiß von meinem Vetter, dessen Freund hat einen Bruder, der zu Don Marcellos Leuten gehört, und der hat erzählt, dass er alle seine wichtigen Dokumente in einem Safe in seiner Villa aufbewahrt. Dabei soll auch ein kleines schwarzes Büchlein sein, wo etliche Namen von Politikern, Staatsanwälten und Polizisten drin verzeichnet sind, die im Solde der Mafia stehen.“, erzählte der kleine Page und sah sich dann um, als er ein Geräusch vernahm. Sofort schreckten Semir und Ben auf. „Ist nichts, sicherlich nur eine Maus.“, meinte er. „Okay, also dieses Buch... wie sollen wir da ran kommen, wenn es im Haus von Don Marcello liegt?“, fragte Ben und tat die Sache schon als verloren ab. „In einigen Tagen gibt der Don einen seiner berühmten Empfänge... alles, was in Rom Rang und Namen hat, wird anwesend sein. Der Clou ist, dass sehr viele Dienstboten und Kellner gebraucht werden. Vielleicht kann ich euch reinschleusen und ihr könnt euch das Buch auf diesem Weg holen.“, meinte Mario.


    Alessandro kam am Tatort an und sah die Leichen der Familie noch unabgedeckt am Boden liegen. Die Carabinieres, die den Tatort absperrten, sahen betroffen und mit Wut im Bauch auf die kleinen, toten Kinderkörper und auch Alessandro, selbst Vater von zwei süßen Jungs, konnte den Anblick nicht lange ertragen. Wutentbrannt schlug er mit der Faust auf den Chromherd und hätte beinahe eine Beule hineingeschlagen. „Ich will alles. Jede einzelne Spur... jeden noch so kleinen Fingerabdruck.“, schrie er die Männer der Technik an und ging dann nach draußen, wo einer der Carabinieres auf ihn zukam. „Commissario, laut Aussagen einiger Zeugen aus den benachbarten Häusern, fuhr im 22 Uhr ein Wagen vor, zwei Männer im Anzug, der eine mit Handschuhen, stiegen aus und gingen geradewegs in das Restaurant. Die Nachbarn konnten sehen, wie der Wirt mit den Beiden aufgeregt sprach, bevor er geschlagen und in die Küche gezerrt wurde.“, endete der Vortrag des Polizisten. „Sicherlich wieder Schutzgeld. Verdammt, dieses Mal werde ich Marcellos Leute erwischen und sie mit meinen bloßen Händen töten.“, stieß der Römer aus und ballte wieder seine Fäuste. Diese Mafiapaten schreckten vor nichts zurück, wenn es darum ging, das fehlende Geld einzutreiben. Einige Restaurantbesitzer konnten zahlen, aber nur, weil sie an den wichtigen Touristenfallen drapiert waren. Ein Laden, wie dieser hier, in einer Seitenstraße, noch dazu einer stark befahrenen, war nur etwas für Stammkunden, Anwohner und Liebhaber der rustikalen Küche. Er warf genug ab, um davon leben zu können und die Rechnungen zu bezahlen, aber für Schutzgeld reichte es kaum.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Da Chris für ein paar Tage ausfällt...setze ich die Fortsetzung rein...


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    „Alessandro... was ist hier passiert?“, fragte Paula sofort, die mit ihrer Fototasche am Tatort eingetroffen war und sah, wie fertig der Polizist war. „Was willst du denn hier?“, fragte er schroff, was aber an dem gerade gesehenem lag. „Hast du wieder mal den Polizeifunk abgehört?“, kam es dann vorwurfsvoll. Sie erschrak vor den harten Worten ihres guten Freundes, doch als sie einen kurzen Blick in die blutüberströmte Küche erhaschen konnte, wusste sie, warum er so reagierte. „Alessandro, bitte lass mich dir helfen. Nur wir beide gemeinsam können Don Marcello und seinen Mördern das Handwerk legen.“, meinte sie aufmunternd, doch er lachte nur verächtlich. „Wir beide? Nein, selbst wir beide nicht. Da brauchen wir schon etwas mehr Hilfe.“ „Dann nehmen wir doch die beiden Deutschen dazu. Sie wollen doch genauso wie wir, dass Don Marcello hinter Gittern landet. Wieso tun wir uns dann nicht zusammen und arbeiten gemeinsam gegen die Mafia in Rom?“, fragte sie und sah, wie Alessandro über die eben gehörten Worte nachdachte.


    „Don... er hat es getan.“, rief Luciano aus, als sie die Villa wieder betraten und sein Großvater aufsah. „Er hat soeben seinen ersten Familienmord begangen... zwei Kinder waren auch darunter.“, erzählte Luciano, als wäre das Massaker von vorhin so etwas wie ein Sport in seinen Kreisen. Der Don lächelte erfreut. „Was? Mein kleiner Nico hat zu sich selbst wieder gefunden? Bravissimo.“, stieß er aus und wollte seinen Enkel umarmen, dieser jedoch rannte raus und musste sich in die Blumenkübel erbrechen. Er ekelte sich über sich selbst. Die Beiden hatten ein Monster aus ihm gemacht.


    Don Marcello sah ihm leicht grinsend nach. Doch dann verschwand sein Lächeln. „Was ist mit den beiden Deutschen?“, wollte er schroff wissen. „Ich habe von Stefano erfahren, dass sie noch heute ausgecheckt haben. Die haben sehr große Angst vor uns.“, lachte Luciano. Der Don nickte zufrieden. „Das ist sehr gut. Nico wird es auch wegstecken. Hast du es überprüft? Ich meine dass die Beiden am Flughafen sind?“, harkte Marcello nach. „Nein… aber ich tue es sofort!“, kam leise von Luciano. „Lass das machen. Ich brauche dich für meinen jährlichen Empfang. Ich hatte da im letzten Jahr einen kleinen Jungen aus dem Hotel, der als Bedienung viel Flair in den Empfang gebracht hat. Mario heißt er. Ich will ihn auch in diesem Jahr haben.“, legte Marcello fest. Luciano nickte. „Ich werde den Jungen schon überreden“, drohte er. „Du wirst ihm sagen, dass ich es wünsche. Solltest du den Jungen anfassen, dann töte ich dich!“, warnte ihn Marcello. „Si Don….Entschuldigung…. das ist nicht so gemeint gewesen…“, kam kleinlaut von Luciano. Don nickte wohlwollend. „Das will ich auch gehofft haben. So und nun geh… ich muss den Empfang vorbereiten.“, befahl Don Marcello. Luciano verließ das Zimmer.


    Die Tage vergingen und Mario erzählte, dass Don Marcello ihn als Bedienung haben wollte. „Also gut… wie willst du uns reinbringen?“, wollte Semir wissen. „Das ist einfach... wenn die Leute empfangen werden, sind alle Hunde in den Zwingern. Die Bewachung ist verringert und so könnt ihr über das Gelände auf den Balkon vom Arbeitszimmer des Dons kommen. Niemand wird euch sehen, dafür werde ich sorgen… nur keine Angst das krieg ich schon hin. Wenn ihr im Zimmer seid sucht nach dem Tresor und verlasst das Haus auf dem gleichen Weg. Ihr müsst aber schnell machen, denn der Empfang selbst ist sehr schnell und sobald alle Gäste da sind, werden die Tiere wieder frei herum laufen und glaubt mir… das sind Bestien. Wenn sie dich haben, dann hast du keine Chance…“, prophezeite Mario. Semir sah Ben an. „Kling ja sehr verlockend. Also gut… um acht werden wir uns auf das Gelände schleichen und nach dem Buch suchen. Ich wollte schon immer mal nach dem berühmten schwarzes Büchlein suchen…“, grinste er. Ben nickte „Es wird kein Spaziergang. Wir haben keine Waffen, schon mal daran gedacht?“, gab er zu bedenken. Mario lachte leise und kroch zu einer kleinen Kiste. Er öffnete sie und holte zwei Pistolen raus. Semir sah ihn erschrocken an. „Woher hast du die?“, wollte er wissen. „Von Don Luciano… er hat sie mir geschenkt und meinte, wenn ich will kann ich sie auch benutzen um Nebenbuhler bei meiner Freundin auszustechen. Aber ich habe es nie getan… werde es auch nie tun. Ich will nämlich eigentlich zur Polizei…“, lachte der Junge offenherzig.

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  • Der Abend war schnell da und somit auch der Einsatz für die beiden Ersatzeinbrecher. Semir und Ben machten sich fertig. Sie waren schon seit einiger Zeit direkt an der Mauer zum Grundstück von Don Marcello. Immer wieder warfen sie einen Blick über die Mauer. Noch liefen die Hunde über den Hof und es war viel zu gefährlich hinüber zu klettern. Dann endlich war es soweit. Die Hunde wurden eingesperrt und alle Bewacher abgezogen. „Die werden sich jetzt die Birne zuknallen und wir können uns in aller Ruhe umsehen.“, grinste Semir und ahnte nicht dass er sich da gewaltig irrte. Ben überprüfte die Waffe noch einmal. „Bist nervös?“, wollte Semir wissen. „Nein... nur vorsichtig. Hör zu... wir können es so machen, dass sobald wir das Buch haben, Nico hier raus bringen. Über den gleichen Weg verstehst du... dann hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“, überlegte Ben. Semir nickte. „Lass uns erst einmal reinkommen...“, ermahnte er ihn. Schon ging es los. Geräuschlos gelangten sie bis zum Haus. „So hier das Gitter rauf!“, meinte Semir und fing an zu klettern. Auch das klappte hervorragend. Endlich standen sie auf dem Balkon, dessen Tür nur angelehnt war. „Ist das ne Einladung?“, grinste Semir und betrat das Büro. Auch der Tresor war schnell gefunden. „Das ist ja ein Kinderspiel... und so was ist Boss der Mafia...“, tadelte Semir den Don. „Mach hin!!“, ermahnte Ben. Semir öffnete den Tresor ohne große Mühe und fand das Buch. „So... da ist das Korpus Delicti...“, grinste er und gab es Ben. „Steck du es ein... in deinen Taschen ist es sicherer...“, empfahl er. Ben nickte. „Gut... dann werden wir jetzt mal den Nico suchen....“, meinte Ben nur. „Ja mach du das.. ich will mir hier noch was anschauen... ich glaube wir haben hier noch was ganz Besonderes im Tresor...“, grinste Semir. Ben stöhnte leise auf und verschwand. Die oberen Gänge des großen Hauses waren völlig leer. Dennoch war der ungebetene Besuch von Semir und Ben nicht unbemerkt geblieben. Schon waren drei Mann unterwegs zum Büro des großen Dons. Allen voran Luciano.


    „Wie kommen die Beiden überhaupt hier rein?“, fragte der Italiener und stiefelte mit seinen beiden Begleitern geradewegs die Treppe hinunter. „Die Kameras haben sie erst erfasst, als sie bereits im Büro des Dons waren.“, erwiderte Luca und holte seine Waffe aus seinem Halfter. Luciano und der andere taten es ihm gleich. „Okay, dann schnappen wir uns mal diesen kleinen Schnüffler... und kein Wort zum Don. Um den werde ich mich persönlich kümmern.“, fauchte Luciano und nahm die Klinke in die Hand. Jeden Moment würde er diesen kleinen, schnüffelnden Mistkerl vor sich haben und mit der gleichen Waffe niederstrecken, die er schon beim ersten Mal benutzt hatte.


    Während Semir nichts von der drohenden Gefahr ahnte, durchstöberte Ben die anderen Zimmer, um nach Nico zu suchen. „Nico?“, rief er in jedes Zimmer hinein. Als dann aber nichts wieder kam, verließ er den Raum und ging zum nächsten Zimmer weiter. Letztendlich jedoch fand er etwas. „Ben?“, frag plötzlich eine heisere Stimme aus einer dunklen Ecke in einem Zimmer. Ben blieb abrupt stehen und sah noch einmal in das Zimmer hinein. „Nico?“, fragte er erneut und wartete auf Antwort. „Ja... hier. Ben hilf mir.“, stöhnte Nico aus. Sofort suchte Ben nach dem Lichtschalter, knipste das Licht an und fand seinen Freund völlig verstört in einer Ecke kauernd, seine Arme um seine Füße geschlungen und auf die Waffe starrend, die noch immer vor ihm lag. „Nico... alles in Ordnung?“, fragte Ben und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. Dieser sah ihn mit verweinten Augen an. „Ben... sie haben ... ich wollte nicht... sie.... die Familie.... ich.“, stammelte er und verfing sich wieder in einem Anfall von Tränen und Schluchzen. In Ben kochte es. Er wusste nicht, was diese Familie seinem Freund angetan hat, aber er schwor sich, diesem Ganzen ein Ende zu machen. „Komm, ich bring dich hier raus.“, meinte er und zog seinen Freund hoch. Schnell verließen sie das Zimmer und gingen den langen Flur entlang, zurück zur Terrasse und über den Zaun, in die Freiheit. Doch der Weg war bereits versperrt.


    Luciano stieß die Tür auf und zielte auf Semir. „Okay, weg vom Tisch.“, schrie er, als er den kleinen Deutschtürken am Schreibtisch des Dons überraschte. Dieser sah ihn mit großen, entsetzten Augen an. „Scheiße.“, stieß er aus und wollte durch das offene Terrassenfenster springen, doch Luciano war schneller und drückte ab. Es machte Plopp und schon im nächsten Augenblick spürte Semir, wie er langsam abdriftete, erst sein linkes Bein, dann sein rechtes Bein nachgaben und er wegrutschte. Er kämpfte tapfer gegen das Betäubungsmittel, doch die Dosis war stark und so driftete er in die Unweiten der Bewusstlosigkeit ab. „Los, schafft ihn in meinen Wagen und dann in das alte Landhaus am See mit ihm. Dort wird ihn keiner suchen.“, meinte Luciano und ging mit seinen Männern und Semir in Schlepptau zu seinem Wagen hinaus.


    In diesem Moment kam Ben mit Nico um die Ecke und rannte fast der Gruppe in die Arme. „Scheiße... da ist ja der andere. Los, bringt den Kleinen in den Wagen. Ich kümmere mich persönlich um ihn“, schrie Luciano und zog seine Waffe und schoss. Ben stieß Nico hinter einen großen Landhausschrank und ging selbst dahinter in Deckung. „Verdammt, die stehen uns im Weg.“, stieß er aus und sah sich um, um die Mafiosos irgendwie von der Tür wegzulocken. Da wanderte sein Blick zum Schrank hinauf. Er war ziemlich groß und schwer und wenn er es schaffte, ihn umzuwerfen, müsste Luciano ihm ausweichen und er und Nico hätten genug Zeit, um zu entkommen. „Nico, hilf mir mal...“, meinte Ben und warf sich mit aller Kraft gegen den Schrank. Nico verstand den Wink und stieß mit. Der Schrank war schwer, aber er bewegte sich und fiel auf Luciano zu. Mit großem Getöse zerbarst der Schrank und setzte eine starke Staubwolke frei, Luciano hustete und Ben verpasste ihm schnell einen Kinnhieb. Benommen ging er zu Boden und Nico und Ben rannten über die Terrasse und kletterten über die Mauer, in die Freiheit. Er hatte nicht mitbekommen, dass Semir noch nicht am vereinbarten Treffpunkt war. Das sollte er aber schneller merken, als es ihm lieb war. Doch er hatte, was sie holen wollten und er hatte obendrein noch Nico gefunden und befreit.


    ...

  • Ben und Nico kamen ungesehen vom Gelände. Doch als sie die Mauer passiert hatten fiel Ben ein, dass er jemanden vergessen hatte. „Scheiße!!! Semir ist noch drin!!!“, stieß er leicht atemlos aus. Nico sah ihn entsetzt an. „Ben… wenn …wenn Luciano das weiß, dann ist er bereits tot…“, kam leise. Ben warf noch einmal einen Blick auf das Gelände. Überall herrschte große Aufregung. Jetzt noch einmal da rein zu gehen, war mit einem Selbstmord zu vergleichen. „Hoffentlich ist er es nicht….ich muss mir Hilfe holen. Aber erst bringe ich dich weg!“, meinte Ben und zog Nico in das Auto, was sie sich geliehen hatten. Ben fuhr zu Alessandro, doch der hatte jede Menge Arbeit und so musste er, was nicht ganz unangenehm war, zu Paula fahren.


    Das Herz mache einen Freudenhüpfer als er vor ihr stand. „Hallo Paula…“, begrüßte er sie. „Ben… schön, Sie zu sehen. Wen bringen Sie mit und wo ist Semir?“, wollte sie wissen. „Dürfen wir erst einmal rein? Es ist wirklich dringend…“, erklärte Ben und sah sich um. Paula nickte und gab die Tür frei. „Was gibt es?“, wollte sie wissen. „Das ist Nico. Semir und ich wir waren heute Nacht in Don Marcellos Haus und haben Beweise gesichert. Ich habe Nico befreit, während Semir sich noch im Tresor einiges ansehen wollte. Nico und ich konnten gerade noch entkommen.“, berichtete Ben. Paula sah ihn an. „Ihr seid in die Villa von Don Marcello eingebrochen?“, fragte sie erstaunt. Ben nickte. „Ihr seid doch …“, fauchte sie. „Wusstet ihr denn nicht, dass dort alles Videoüberwacht wird? Mann… Marcello hat auch Leute bei der Polizei. Die können Sie verhaften, weil Sie einen Einbruch gemacht haben! Wir müssen Alessandro Bescheid geben. Was für Beweise?“, harkte sie nach.


    Semir erwachte langsam. Die Erinnerung kam mit dem ersten Augenaufschlag. Sofort schnellte er in die Höhe, das heißt er wollte, aber erst jetzt spürte er die Fesseln. Was zum Teufel…Betäubung… oh verdammt… den Einstich spürte er jetzt noch. „Na bist du wieder wach?“, wurde er gefragt. Semir drehte sich langsam um. In einer Ecke stand Luciano und sah auf ihn hinab. Semir bemerkte dass er scheinbar eine ziemlich große Beule an der Stirn hatte und aufgeplatzte Lippen. „Wer hat mir denn da vorgegriffen?“, fragte Semir höhnisch und bereute es auch gleich wieder. Luciano rannte auf ihn zu und traktierte ihn mit Tritten. „Du hast eine verdammt große Klappe für einen Bullen, der gleich sterben wird. Ich will dir mal was sagen. Dein Freund ist mit Nico abgehauen und ich stehe als Versager vor dem Don da! Das ist überhaupt nicht gut. Wo sind sie?“, fauchte Luciano ihn an. Semir zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht…“, sagte er ehrlich. „Ach tatsächlich…mal sehen wann du es weißt. Packt ihn auf den Stuhl!!“, befahl er seinen Leuten. Diese zogen Semir brutal hoch und ließen ihn auf einen Stuhl fallen. Semir sah sich aufmerksam um. „Dieser Stuhl ist was ganz besonderes. Er ist elektrisch! Ja… da guckst du was? Das ist ein Stuhl der früher für Exekutionen benutzt wird. Man muss nur die richtigen Freunde an der richtigen Stelle sitzen haben, dann bekommt man auch das. Macht ihn fest!!“, kam der nächste Befehl. Semirs Arme wurden an die dafür vorgesehenen Lehnen gefesselt, die Beine am Boden. Dann wurde der Kopf fixiert. „Weißt du… ich bin nicht so brutal und jage dir gleich die volle Ladung durch. Langsam werden wir das erhöhen. Ich werde alles aus dir herauskitzeln wenn du es so willst. Also wo sind die Beiden?“, wiederholte Luciano. Semir sah ihn an. „Ich weiß es nicht!“, wiederholte auch er. Luciano nickte und trat an den Schaltpult. „Also gut… fangen wir mit einem kleinen Kribbeln an.“, meinte er und tippte etwas ein.


    Semir spürte etwas und zuckte zusammen. Es war nicht schmerzhaft, dennoch erschrak er sich. „Wo sind sie?“, kam zum dritten Mal die gleiche Frage. „Ich weiß es nicht!“, war die Antwort. Es wurde stärker. Semir spürte wie sich seine Nerven zusammenzogen. „Was habt ihr aus dem Tresor geholt?“, harkte Luciano nach. Semir antwortete nicht sofort. Der Strom der durch seinen Körper floss ging eine Stufe höher. Diesmal schmerzte er etwas. Semir verzog sein Gesicht.. „Wir haben nichts gefunden!“, log er. „Das glaub ich dir nicht! Was hast du auf dem Tisch gelegt!!“, schrie Luciano und betätigte erneut die Tasten. Semir schrie auf. „Was habt ihr gefunden?“ Semir bäumte sich auf. Die Schmerzen waren extrem. „Ein schwarzes Buch!!“, stieß er aus. Luciano schaltete die Maschine aus. „Ein schwarzes Buch? Verdammt….“, fluchte er. Er stellte sich vor Semir hin, der ihn ansah. „Wo ist es?“, wollte er wissen. Semir bekam wieder Oberwasser und grinste nur. „Wo ist es?“, wiederholte Luciano. „Dort, wo du es nie finden wirst…“ fauchte Semir. Luciano zog seinen Schlagring aus der Tasche und stülpte ihn über die linke Hand. „Wo ist es?“, kam erneut die Frage. „Weg!“, grinste Semir. Luciano holte aus. Der Schlagring riss bei Semir die Wange auf. Er stöhnte kurz auf und wollte mit der Hand die immer noch mit dem Stuhl verbunden war, sich wehren. Luciano beugte sich zu ihm. „Du bist mir ausgeliefert. Es wäre wirklich klüger wenn du dich unterordnest und mir alles sagst…ich habe noch nicht wirklich angefangen, also wo ist Nico und wo ist das schwarze Buch?“, kam wütend von Luciano.

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  • Alessandro kam gegen zwei Uhr nachts zu Paula. Sie hatte ihn informiert was Ben und Semir entwendet hatten, als Ben es ihr erzählte. Nico schlief. Er war völlig am Ende und hatte Ben und auch Paula erzählt, was Luciano mit ihm gemacht hatten. Als Alessandro es hörte, wurde er wütend. „Luciano wird der erste sein, den ich die Handschellen anlege.“, drohte er. „Ich habe die Familie gesehen. Die Kinder waren grausam zugerichtet…vier sinnlose Morde…vier!!“ Alessandro war wütend. „Was ist mit Semir?“, wollte er dann wissen. „Das weiß ich nicht. Ich wollte zurück, aber überall waren die Wachleute und Hunde. Außerdem hatte ich Nico dabei. Er kann als Kronzeuge gegen die Mafia aussagen.“, schlug Ben vor. Alessandro nickte. „Er wird ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Jetzt ist es wichtig dass wir Semir da raus holen. Er wird vermutlich sowieso schon tot sein. Außer ….warten Sie… wenn das schwarze Buch alle Informationen enthält, dann ist es durchaus möglich, dass er Semir als Druckmittel einsetzen wird. Er will das Buch und vermutlich auch Nico zurück. Dann wäre Semir auf jeden Fall noch am Leben. Geben Sie mir das Buch!“, forderte Alessandro ihn auf. Ben schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht ob ich Ihnen vertrauen kann. Wer sagt mir dass Sie nicht auch mit der Mafia im Bunde sind?“, wollte Ben wissen. Alessandro sah ihn wütend an. „Don Marcello und Luciano haben mir meinen besten Freund und Partner genommen. Von denen lasse ich mich nicht bezahlen! Dann sterbe ich lieber!!“, fauchte Alessandro zurück. Ben nickte. „Gut… das reicht. Hier… aber es steht nur italienisches drin.“, murmelte er und gab das kleine Buch an Alessandro.


    „Sehr gut, jetzt habe ich endlich die Beweise, die mir fehlen. Nun muss ich es nur noch auswerten und dann habe ich endlich meine Vendetta gegen diesen Schweinekerl.“, zischte Alessandro und sah mit feurigen Augen in die Runde. Paula erkannte in diesem Augenblick ihren langjährigen Freund nicht wieder. „Alessandro... bitte... nimm die Sache nicht persönlich.“, bat sie, doch er ließ sich in diesem Moment nicht erweichen. „Paula... endlich habe ich hier das langersehnte Beweisstück, mit dem ich die ganze, verhasste Mafia aus Rom und Umgebung auslöschen kann, ihre Mittelsmänner verhaften und ihre Spitzel enttarnen kann. Denkst du nicht, wir sind es den Opfern dieser Familie schuldig, dass wir es persönlich nehmen. Und jetzt, wo sie bestimmt schon wissen, dass wir das Buch haben, werden sie Jagd auf jeden einzelnen von uns machen.“, erklärte er und ließ seine Blicke zu Nico und Ben schwenken, der seinem Freund die Decke leicht über die Schultern zog. „Die Beiden sind in Gefahr... Wo willst du sie hinbringen?“, fragte Paula. Er überlegte kurz. „Können sie einige Tage bei dir bleiben? Hier werden die Männer von Don Marcello es niemals wagen und sie sind bei dir in sicheren Händen, bis ich eine andere Lösung gefunden habe.“, bat der Polizist die Journalistin. Sie lächelte und warf einen vielsagenden Blick zu Ben hinüber. „Wieso nicht? Ein wenig Gesellschaft wird mir gut tun.“, meinte sie lächelnd.


    Semir wurde von Luciano nur so als Sparringpartner missbraucht, doch einer, der sich nicht wehren konnte. Er hatte den Schlagring nicht abgelegt und bearbeitete Semirs Gesicht damit wie mit einem Pflug. „Raus mit der Sprache, dann erleichtere ich dir deinen Abgang.“, zischte der Italiener und riss Semirs lädierten Kopf an den Haaren nach hinten, was dieser mit einem kurzen Schrei kommentierte. Er sah furchtbar aus. Das linke Auge war bereits zugeschwollen, über dem rechten klaffte eine tiefe Wunde, das Blut lief ihm ins Auge. Seine Wangen waren von Schrammen und Schnitten gekennzeichnet und auch seine Lippen ähnelten mehr einem Stück abgehangenem, ausblutenden Stück Fleisch. Er schluckte kurz, sah den Italiener selbstsicher an und spuckte ihm dann seinen mit Blut gemischten Speichel mitten ins Gesicht. „Du kannst mich mal.“, stieß er mit allerletzter Kraft aus. Angewidert wich Luciano zurück und wischte sich das Gemisch aus seinem Gesicht. Die Wut, die ihn beherrschte, steigerte sich jetzt mehr und mehr in einen blutdürstenden Wahn. Er legte den Ring weg und nahm vom Tisch ein langes Messer, zog die Scheide ab und kam auf Semir zu. Der Deutschtürke sah mit entsetztem Ausdruck auf das blitzende Messer. Sollte das jetzt das Ende seines Lebens sein? Hier, in Italien, weit weg von der Heimat und ohne seine Andrea und Aida wiedergesehen zu haben, in irgendeinem vermoderten Kellerloch zu sterben? Die Bilder seines Lebens zogen im Schnelldurchgang an ihm vorbei. „Das war's, du schöne Welt. Lebe wohl. Oh Gott, beschütze meine Frau und meine Tochter und sag ihr, dass ich sie immer geliebt habe.“, dachte Semir in seinen letzten Gedanken und schloss dann die Augen.


    „Luciano... Stopp.“, schrie auf einmal der Don, der mit einigen Männern am oberen Ende der Treppe erschienen ist und die Szenerie still beobachtet hatte. Semir atmete erleichtert auf. Dieses Mal war er dem Tod wieder von der Schippe gesprungen. Doch wie lange würde es dauern, bis er für die Mafia nur noch lästig wurde? „Don... ich“ „Lass ihn. Er wird für uns lebendig mehr wert sein, als tot.“, meinte Don Marcello und kam die Stufen hinuntergestiegen, stellte sich vor Semir und neben Luciano auf. „Er wird unser Pfand für die Wiederbeschaffung von Nico und dem Buch sein.“, lachte er nur auf. „Aber wo sollen wir danach suchen?“, fragte Luciano und der Don sah ihn an. „Es gibt zwei Menschen in Rom, für die dieses Buch von Nutzen sein kann. Unsere liebreizende Reporterin Paula Flavia und unsere korrekter Commissario Alessandro Borsellino. Du weißt doch, sie versuchen mich schon jahrelang hinter Gitter zu bringen.“, meinte er und packte dann seine Hand auf Lucianos Schultern. Er lachte und sah, wie Semir erschrocken zu ihm aufsah. „Ja... ich bin bestens informiert.“, meinte er nur. „Was machen wir wegen seinem Partner?“, wollte Luciano wissen. „Schalte unsere liebe Freunde bei der Polizei ein und sage ihnen, derjenige, der mir Nico, das Buch und die Leiche von diesem Jäger bringt, bekommt eine Million Livres.“, wies Don Marcello Luciano an.


    ...

  • Kapitel 4
    Der Kampf beginnt


    Alessandro fuhr mit seinem Alfa nach Hause, das kleine Buch sicher an seinem Herzen gehalten. Endlich hatte er die Beweise, die ihm fehlten, um die ganze Mafia aus Rom und dem Umland zu verjagen. Endlich... nach dem Tod von Franco war er ein ganzes Stück näher auf der Fährte seiner Mörder gekommen. Er sah die Bilder wieder vor sich... Die Autobombe, die seinen Partner in Stücke riss, weil er erfolgreich einen der vielen von der Mafia betriebenen Geldwäscher- und Drogenschmugglerringe aufgedeckt hatte. Die Mafia hatte ihm mit dem Tode gedroht, doch Franco ließ sich von niemand einschüchtern. Er hatte schon immer einen Sturkopf. All die Jahre hatten beide gegen die Mafia, korrupte Polizisten und gekaufte Staatsanwälte arbeiten müssen, bevor sie diesen Coup landen konnten. Doch die Beweise, die sie all die Jahre gesammelt hatten, verbrannten mit Franco im Wagen und Alessandro stand nun wieder alleine und ganz am Anfang seines langen, harten Kampfes gegen das organisierte Verbrechen in Italiens Hauptstadt.


    Er dachte über die Worte von Ben nach. Sie hatten ihn schwer getroffen, doch wie sollte ein Außenstehender auch das verstehen, was nicht einmal die meisten Italiener zu verstehen vermochten. Die Mafia war ein Staat im Staate. Sie herrschte wie eine zweite, offene Macht über Italien. Alles glitt durch ihre Finger und in jedem größeren Geschäft hatte sie die Finger mit im Spiel. Das war das Italien von heute, doch die meisten Italiener wünschten sich ein anderes, ein besseres Italien, wo man nicht alle zwei Tage auf Leichen stieß, die grausam verstümmelt und hingerichtet wurden. Während der Fahrt zu seiner Wohnung, die in den neueren Stadtteilen der Ewigen Stadt lag, bemerkte er ein Fahrzeug hinter sich, ein schwarzes Fahrzeug, das ihm auffällig zu verfolgen schien. „Da sind sie ja schon.“, dachte er und wusste sofort, dass es nur Don Marcellos Leute sein konnten. Doch wie hatten sie ihn so schnell gefunden? Er wechselte doch alle Woche das Auto und die Automarke? Wieder ein Spitzel im Polizeipräsidium, sogar in seiner Abteilung? Er konnte es sich nicht anders erklären. Dann war seine Familie auch in höchster Gefahr. So schnell wie möglich musste sie aus Rom hinausgeschafft werden. Das galt vor allem für seine schwangere Frau und seine beiden Söhne. Wenn ihnen etwas passieren sollte, würde er, obgleich er dabei getötet werden würde, Don Marcello mit seiner eigenen Waffe erschießen und es dabei noch genießen. Er musste die Verfolger vorerst abschütteln, damit er etwas Zeit gewinnen konnte.


    Don Marcello sah Semir an, der immer noch auf dem Stuhl saß. „Luciano…. Du solltest dich wirklich etwas zurückhalten.“, tadelte der große Mann seinen Enkel. „Er sollte mir sagen, wo das Buch ist! Ich hätte es sicher bald erfahren.“, meinte Luciano. „Na… er ist hart und hätte dir gar nichts gesagt. Toni!! Kümmere dich um unseren Gast und sorge für sein Wohl.“, befahl der Don einem seiner Begleiter und wandte sich an Semir. „Sie tun gut daran sich zu fügen. Ich kann noch brutaler sein, als Luciano… und, ganz ehrlich, das wollen wir doch nicht oder?“, fragte er und hob Semirs Kopf an. „Sie können mich mal…“, stieß dieser aus. Don Marcello lachte leise. „Siehst du.. Luciano… ein ganz harter. Toni! Er bekommt sein Zimmer im obersten Stock. Von dort kann er nicht abhauen! Und du, Luciano, wirst ihn nicht anpacken, klar?“, warnte der Don. Luciano nickte. Er hatte großen Respekt vor Marcello und hoffe immer noch in dessen Fußstapfen zu treten. „Glaubst du wirklich, dass Nico mit dem Buch zurückkommt weil er hier ist?“, wollte er abfällig wissen und sah wie Toni Semir losmachte und raus brachte. Doch dabei ging er nicht ganz sanft mit dem Polizisten um.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir stöhnte leise auf, als der Mann ihn vom Stuhl zog. Er fühlte sich elendig und hatte wackelige Beine, dennoch versuchte er angestrengt auf den Beinen zu bleiben. Diese Schwächer würde er nicht vor diesen Männern zeigen. Der Mann bog ihm den Arm auf den Rücken und drückte ihn hoch. „Wir werden nun ins Auto steigen und keinen Stress machen, klar?“, warnte ihn der Mann, den der Don Toni nannte. Semir nickte nur. Was sollte er denn tun? Er setzte sich in den Wagen auf die Rückbank und schloss die Augen. Er hatte Schmerzen ohne Ende. Das Gesicht fühlte sich völlig aufgequollen an. Die Tür wurde erneut geöffnet und der Don stieg ein. Er setzte sich neben Semir und beobachtete ihn. „Herr Gerkhan… es tut mir wirklich Leid, dass ich Luciano nicht davon abhalten konnte, aber er ist einfach ein wahrer Italiener… impulsiv wie ein Südländer sein muss. Sie sind ja selbst einer dieses Schlages. Aber ich werde Sie nachher verarzten lassen. Sobald wir beide uns etwas unterhalten haben und Sie mir versichern, dass Sie nichts unternehmen werden. Denn dann werde ich ungemütlich und das wollen wir doch beide nicht oder?“, lächelte der Mann Semir an. Dieser sah ihn mit halb zu geschwollenen Augen an. „Was haben Sie vor?“, fragte er nuschelnd. „Nun ich habe für besondere Gäste ein Zimmer. Vergitterte Fenster, keine Türklinke innen aber alle Annehmlichkeiten die das Leben erträglich machen. Allerdings keine Verbindung zur Außenwelt. Sie verstehen doch sicher, dass ich Sie nicht laufen lassen kann. Das schwarze Buch ist sehr wichtig für mich.“, erklärte der Don. Semir schloss die Augen erneut. Er antwortete nicht.


    Die Fahrt endete erneut an der Villa von Don Marcello. Toni zerrte Semir aus dem Wagen und brachte ihn ins obere Geschoss. Das Zimmer war tatsächlich sehr komfortabel eingerichtet, doch Semir mochte sich nicht daran erfreuen. Toni stieß ihn auf das Nebenzimmer zu. „Wasch dich!“, fauchte er ihn an. Semir betrat das kleine Badezimmer. Alles war sehr sauber und angenehm kühl. Semir wusch sich das Gesicht und sah in den Spiegel. Viel war von seinem Gesicht wirklich nicht mehr zu erkennen. Die Nase war blau und geschwollen, der große Riss an der Wange glühte rot. Das linke Auge war völlig zu geschwollen und unter dem rechten Auge zierte eine weitere Wunde sein Gesicht. Der Mund war dick und die untere Lippe blutete immer noch. Langsam fuhr er mit der Zunge über die Lippen. Alles war rau und tat weh. Der tupfte sich das Gesicht ab und ging in das Zimmer zurück. Toni sah ihn an. „Shirt aus! Im Schrank hängt ein Neues. Und dann wirst du dich auf das Bett legen!“, befahl der Mann. Semir tat was er sagte. Er war froh liegen zu dürfen. „Der Arzt kommt in einer Stunde… bis dahin kannst du schlafen.“, meinte Toni und verließ das Zimmer. Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Semir erhob sich noch einmal und ging zum Fenster. Ein Gitter zierte das Fenster. Doch selbst wenn es nicht wäre. Hier konnte man nicht einfach raus springen. Das Zimmer lag im zweiten Stockwerk und jeder Sprung würde schwere Verletzungen einbringen.


    Alessandro sah seine Verfolger immer noch in seinem Rückspiegel, obwohl er schon einige riskante Manöver unternommen hatte. Da kam ihm die Idee. Er schwang das Steuer rum, bog in die nächste kleinere Gasse ein und raste mit enormem Tempo durch. Im Rückspiegel konnte er noch erkennen, wie ihm der Wagen nachfolgte. „So Freunde, jetzt werdet ihr eine Überraschung erleben.“, dachte er nur und verriss abermals das Steuer und war wieder auf der Straße, von der er abgebogen war. Er sah, dass seine Verfolger ihm nicht so schnell nachkommen konnten, da ihr Wagen für diese engen Gassen doch zu groß war und sich so an zwischen zwei Hauswänden verkeilte. Alessandro lachte triumphierend auf. Wie gut, dass er in Rom schon sein ganzes Leben lang wohnte und lebte und so kannte er auch die Tücken dieser großen italienischen Stadt.


    Endlich kam er zu Hause an, schnell stieg er die Stufen hinauf und schloss die Tür seines kleinen Hauses auf. „Francesca? Gino? Aurelio?”, rief er nach seiner Familie. Nach einigen Sekunden hörte er schon die kleinen, munteren Füße seiner beiden Zwillinge auf der Treppe und mit einem Satz sprangen sie ihm in den Rücken. „Ha, wir haben dich.“, schrieen beide aus und warfen ihren Papa fast zu Boden. „Okay, okay... ich ergebe mich.“, lachte er und versuchte sich auf den Rücken zu drehen, doch seine beiden Jungs, beide um die zehn Jahre alt, dachten nicht daran, von ihrem Vater hinunter zu gehen. Erst, als ihre Mutter in den Flur kam. „Runter von eurem Vater, ihre Lausejungs.“, rief sie aus und zog die Beiden am Kragen hinauf. „Los, ab nach oben und die Hände gewaschen.“, wies sie mit energischer Stimme die kleinen Wirbelwinde an. „Si Mama.“, riefen beide im Chor aus. „Ciao Alessandro.“, meinte sie dann und küsste ihren Göttergatten lange und innig. „Ciao Francesca.“, erwiderte er, nachdem er sich gelöst hatte, und sah sie dann mit einem niedergeschlagenen Blick an. Francesca kannte diesen Blick genau, schon einige Male hatte sie diesen Blick bei ihrem Mann gesehen und immer war entweder er oder ihre Familie in Gefahr, weil der Commissario sich zu sehr mit der ehrenwerten Gesellschaft angelegt hatte. „Nein... sag mir, dass wir nicht schon wieder weg müssen?“, fragte sie niedergeschlagen und entsetzt zugleich. Er sah betroffen zu Boden. „Leider doch... ich habe endlich Beweise gegen Don Marcello gefunden, doch ich muss erst mit einem zuverlässigen Staatsanwalt reden, der sich dieser Sache annimmt. Bis dahin bitte ich euch zu deiner Schwester nach Mailand zu fahren.“, bat er seine Frau und sah sie eindringlich an. Sie wusste, dass der Beruf ihres Mannes einer de gefährlichsten in ganz Italien war, wenn man auf der richtigen Seite stand und dort auch stehen wollte.


    ...

  • „Gut, aber lass uns erst gemeinsam essen.“, bat sie dann und küsste ihren Mann auf die behaarte Wange. Er nickte nur und holte seine Jungs nach unten. Alle setzten sich um den großen Esstisch herum und ließen sich das Hühnchen Toskana munden. Die Jungs waren stolz auf ihren Papa und verstanden, dass sie ihn manchmal alleine lassen mussten, auch wenn sie ihm gerne helfen würden. So brach die Familie im Schutze der Nacht mit dem kleineren Wagen, den Kindern und einigen Gepäck nach Mailand auf. Zurück blieb ein leeres Haus und ein Commissario, der nun ein gutes Versteck für das kleine schwarze Buch suchen musste, denn es war sicher, dass irgendwann die Leute von Don Marcello bei ihm einsteigen und danach suchen würden.


    Derweil sah Ben vom Türrahmen Paula dabei zu, wie sie in der Küche stand und ein typisches, italienisches Essen zubereitete. „Kann ich ihnen etwas helfen, Paula?“, fragte er dann und sah, wie sie die Scampis klein schnitt und in die mit Olivenöl gefüllte Pfanne warf. „Ben... ich finde, da wir hier einige Tage zusammen bleiben müssen, sollten wir uns duzen.“, meinte sie und reichte ihm die Hand. Er nickte, ergriff sie und wurde sofort von ihr herangezogen und auf beide Wangen geküsst, so wie es in Italien nun einmal üblich war, wenn man sich duzte. Etwas verwundert sah er auf, beide Blicke trafen sich und sofort spürte er, wie sein Herz wie wild zu schlagen anfing. Auch Paula spürte eine elektrische Spannung zwischen diesem gut aussehenden Deutschen und ihr, der taffen Journalistin. Sie konnte nicht umher, ihre Blicke von diesen attraktiven Mann zu lassen, der immer noch ihre Hand hielt. Irgendwas kontrollierte nun völlig ihren Körper und sie merkte, wie ihr Kopf sich seinem näherte und auch sein Kopf sich langsam auf sie zu bewegte. Vorsichtig trafen sich ihre Lippen und verfingen sich in einem Spiel der starken, emotionsgeladenen Gefühle.


    Nico stürmte in die Küche und sah die Beiden eng umschlungen. „BEN!!!“, rief er aufgeregt und wurde rot. “Oh…. Entschuldigung…ich also…ich wollte nicht stören… aber ich…”, fing er an. Ben und Paula lösten sich. „Schon gut... was gibt es?“, fragte Ben. „Ich hab ne SMS von Luciano...! Er sagt dass ich zurück kommen soll und das schwarze Buch mitbringen muss, sonst würde es Semir schlecht ergehen. Ben... Luciano scherzt nicht. Wenn er Semir in die Mangel nimmt, dann wird nicht viel von ihm übrig bleiben. Ich will nicht, dass er...“, erklärte Nico aufgeregt. „Schon gut.... zeig mir die SMS...“, bat Ben. Nico reichte ihm das Handy. Ben sah sofort, dass es eigentlich nicht das alte war. „Hast du ein Neues?“, fragte Ben erstaunt. „Nein...ja... Luciano hat es mir geschenkt. Ich kann nur empfangen. Was machen wir denn jetzt?“, kam nervös von Nico. „Vor allem nicht die Nerven verlieren.“ meinte Ben und las sie SMS. Dann nickte er. „Okay... mag für Semir sehr unangenehm sein, aber solange sie dich und das Buch nicht haben, werden die ihn nicht töten. Soviel ist klar. Wir müssen uns einen Plan überlegen. Was meinst du...? Wo könnten die Semir festhalten?“, wollte Ben wissen. Nico sah ihn an. „Wenn Don Marcello Semir tatsächlich am Leben lässt, dann vermutlich im obersten Stockwerk. Dort gibt es ein Zimmer wo es kein Entkommen gibt, wenn man erst einmal da drin ist. Die Fenster sind vergittert. An der Tür fehlt die Klinke und das Schlüsselloch ist von innen verschlossen. Nur von Außen kann man sie öffnen. Aber es ist sehr gut eingerichtet. Du hast alles dort was du brauchst. Nur eben keine Möglichkeit das Zimmer zu verlassen.“, erzählte Nico.


    Paula hörte schweigend zu und schüttelte dann den Kopf. „Ben... das was du denkst kannst du vergessen. Seit ihr in der Villa ward hat Don Marcello garantiert die Wachen erhöht. Du wirst nicht an deinen Freund ran kommen. Luciano wird sich bestimmt mit ihm beschäftigen. Er wird ihn nicht töten, aber in den Händen dieser Familie zu sein, ist schlimmer als der Tod. So wie ich Don Marcello einschätze, wird er deinen Freund foltern. Luciano hat sich bestimmt schon ein paar perfide Spiele ausgesucht, die er mit ihm veranstalten kann. Die Hunde sind scharf und wenn Luciano befiehlt dass sie ihn beißen, dann tun sie das auch. Wenn er beispielsweise dort im Zwinger eingesperrt wird, dann kannst du froh sein, wenn er ihn lebend verlässt. Du hast zwar Recht, dass sie ihn solange sie nicht das Buch und Nico haben töten werden, aber das heißt nicht, dass es keine Hölle auf Erden gibt. Warte bis Alessandro wieder da ist und dann können wir gemeinsam einen Weg finden, diesen Mistkerl zu überfallen.“, sagte sie warnend. Ben sah sie an. „ich kann doch nicht einfach zusehen wie sie Semir...“, begehrte er auf. „Das sollst du ja auch nicht. Aber überstürztes Handeln kann nur noch mehr schaden.“, ermahnte sie ihn. „Also gut... wir warten bis Alessandro da ist.“, stimmte Ben zu. Er wusste im Grunde genommen sehr wohl, das Paula Recht hatte.

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  • Semir lag auf dem Bett seines Gefängnisses und hatte die Augen geschlossen. Er hörte nach einer geraumen Zeit den Schlüssel und erhob sich schwerfällig. Die Augen waren etwas abgeschwollen dennoch sah er nur verschwommen, wie zwei Männer herein kamen. „Du siehst Carlos... Luciano hat mal wieder etwas übertrieben.“, hörte er Marcello sagen. „Ja sieht aber nicht so schlimm aus. Ich werde die Wunde behandeln und in ein paar Tagen ist er wieder okay. Ist das ein neuer Mann von dir?“, wollte der zweite wissen. „Nein... ein Gast.“, kam von Marcello. „Sie wissen genau, dass ich kein Gast bin. Ich bin ihr Gefangener!“, stieß Semir nuschelnd aus. „Ein Gast mit ziemlich großen Fantasien. Kümmere dich nicht um das, was er erzählt Carlos. Irgendwie scheint sein Geist verwirrt zu sein.“, grinste Marcello. „Wie heißen Sie?“, wollte der zweite Mann wissen. Semir antwortete nicht. „Er heißt Gerkhan und kommt aus Deutschland.“, kam deshalb von Marcello. „Also gut... Signore Gerkhan... legen Sie sich bitte hin, damit ich die Wunden behandeln kann.“, bat der zweite Mann. „Sie brauchen mich nicht behandeln. Ich gehe zu einem Arzt dem ich vertrauen kann!“, fauchte Semir zurück. Marcello machte einen Schritt auf ihn zu und schlug mit der flachen Hand zu. Semir stöhnte leise auf. „Tu was er sagt!“, befahl er. „Marcello... lass das! Herr Gerkhan... ich will Ihnen nichts tun. Ich will nur die Wunde behandeln. Wenn sie sich entzündet, dann haben Sie noch mehr Schmerzen als jetzt schon. Legen Sie sich bitte hin... bitte...“, kam fürsorglich vom Arzt. Semir fügte sich. Zum einen hatte der Mann recht, denn die Wunde tat höllisch weh und zum Anderen blieb ihm eh nichts anderes übrig, als zu tun, was der Mann verlangte.


    Carlos Marrone nahm aus seiner Tasche ein wenig Jod und ein recht großes Pflaster. Er ließ etwas der Flüssigkeit auf einem Tupfer fließen und ging dann über die Wunde an der Wange von Semir entlang. Dieser zuckte zusammen und stieß leise Flüche aus. „Nur keine Sorge... ist gleich vorbei.“, murmelte der Arzt dabei. Dann machte er etwas von einer Salbe auf die Wunde und legte den Verband darüber. „So... in zwei Tagen werde ich noch einmal vorbei schauen. Dann sollte es auf jeden Fall besser sein.“, lächelte Carlos und erhob sich. „Du solltest Luciano nicht so viel Leine geben. Der Mann schlägt alles kurz und klein.“, ermahnte Carlos Marcello. „Nur keine Sorge... Herr Gerkhan wird das schon verkraften. Außerdem ist es seine eigene Schuld, dass er hier ist. Wenn er getan hätte, was wir verlangt hätten, wäre er jetzt wieder im schönen Deutschland bei seiner Familie.“, lächelte der Mafioso. Carlos nickte und verschwand. Marcello wartete, bis er hörte wie der Arzt die Treppen herunterstieg und wandte sich an Semir. „Gerkhan... du solltest mich nicht reizen. Ich kann auch andere Seiten aufziehen. Sie dürfen gleich Ihren Freund anrufen und meine Forderung durchgeben.“, gab er bekannt. „Sie können mich mal...“, murmelte der deutsche Polizist. Marcello stellte sich neben das Bett und legte seine Hand an den Hals des Mannes. Er drückte zu. Mit beiden Händen versuchte sich der vor ihm liegende Mann sich Luft zu verschaffen, doch Marcello hatte große Kraft und so fing der Polizist an zu röcheln. Marcello ließ unvermittelt los. Gerkhan hustete und versuchte seine gepeinigten Lungen mit Luft zu füllen. „Das nächste Mal lasse ich nicht mehr los. Ist das angekommen?“ drohte Marcello. Sein Gefangener nickte nur.


    Alessandro fand ein wirklich gutes Versteck. Im Innern des Kamins seines Hauses fehlte ein Stein, sodass sich eine kleine Nische gebildet hatte. Darin versteckte er das Buch und ließ es dort zurück. Er wusste nicht, ab die dort suchen würden, doch es war sicherer, als es die ganze Zeit bei sich zu haben. Jetzt musste er nur noch in dieser Stadt einen Staatsanwalt finden, der sich dieser Sache annahm. Da kam ihm die Idee... ein guter Bekannter seiner Frau war einer der führenden Mafiastaatsanwälte und hatte schon in Sizilien die Camorra in Angst und Schrecken versetzt, einen großen Teil dieses Mafia-Clans auffliegen lassen und hinter Schloss und Riegel gebracht. Jetzt war er in Rom und wollte die Hauptstadt von dieser mordenden Brut von geldgierigen Ratten säubern. Alessandro griff schnell zum Telefon und wählte die Nummer des Bekannten seiner Frau. „Brussati?“, meldete es sich am anderen Ende der Leitung. „Hallo? Staatsanwalt Giorgio Brussati? Hier ist Alessandro Borsellino, Commissario bei der Direzione Investigativa Antimafia.”, stellte sich Alessandro vor und wartete auf die Antwort des Staatsanwaltes. „Ah, ich erinnere mich an sie... wie geht es ihrer Frau?“, wollte der Mann sofort wissen. „Danke... ich musste sie heute nach Mailand schicken. Deswegen rufe ich an... Ich brauche ihre Hilfe.“, meinte der Commissario. Der Staatsanwalt wollte gleich vorbeikommen und persönlich mit ihm sprechen.


    Semir saß wieder auf seinem Bett und starrte an die Decke. Die Zeit wollte gar kein Ende nehmen, bis sich wieder etwas rührte. Dann hörte er Schritte auf der Treppe, die schnell näher kamen, der Schlüssel drehte sich im Schloss und die Tür sprang auf. Luciano stand vor ihm und sah ihn mit bösem Grinsen an. „Los, der Don will mit dir sprechen.“, fauchte er und zog Semir am Arm hoch, doch dieser wollte nicht. Zu frisch waren noch die Wunden. „Lass mich.“, zischte er und sah den Italiener böse an. Doch dieser duldete keine Widerworte. „Wenn du nicht willst, ich kann auch anders...“, fauchte er und holte mit dem Ellbogen aus und schlug auf Semirs Nase ein. Dieser ging benommen zu Boden und wurde nun von Luciano am Kragen gepackt. „Der Don hat gesagt, ich soll dich zu ihm bringen... er hat nicht gesagt, dass du selbst gehen sollst.“, meinte er und zog Semir die ganze Treppe hinunter, wobei sein Nacken immer wieder auf die Stufen aufschlug. Schon bald hatte Semir das Bewusstsein verloren und merkte gar nicht, wie er noch weiter in einen Keller gezogen wurde. Dort wurde er erstmal liegen gelassen, doch die Ruhe sollte nicht von langer Dauer für ihn sein.


    ...

  • Plötzlich verspürte er einen eiskalten Schwall Wasser auf seiner Haut. Semir schreckte auf, spie einen Schwall Wasser aus und sah sich um. Er war an einem Stuhl gefesselt und sah vor sich einige Leuchter aufgebaut, die mit ihrem grellen Licht ihm direkt ins Gesicht schienen. „Was soll das?“, stieß er aus und zerrte an den Seilen, doch die saßen fest und er somit unbeweglich auf dem Stuhl. Don Marcello kam mit einem Handy auf ihn zu. „Ich habe Nico durch Luciano ein Handy geben lassen... Sicher hat er es schon ihrem Kollegen gezeigt. Wir werden ihn jetzt anrufen und sie werden ihm sagen, dass er mit Nico und dem Buch aufs Forum Romanum kommen soll... und zwar genau um Mitternacht. Sollte er sich weigern... Nun ja, als Polizist erübrigt sich dann wohl die Erklärung, oder?“, lachte der Don und ließ Luciano neben Semir stehen, der vielsagend mit einem Klappmesser vor ihm herumfuchtelte. Semir schluckte kurz, wollte etwas erwidern, sah dann aber die rasiermesserscharfe Klinge und schluckte seine Worte buchstäblich hinunter. Der Don wählte und hielt dann Semir das Handy ans Ohr.


    Nico zuckte zusammen, als das Handy vibrierte und auch Ben vernahm das leise Summen. Nico sah auf die Nummer die im Display angezeigt wurde. „Das ist Marcello oder Luciano...ich kenne die Nummern.“, sagte Nico leise. „Dann melde dich...!“, forderte Ben auf. Nico nickte und nahm das Gespräch an. „Hallo?“, fragte er leise an. „Nico...Semir hier....gib mir Ben... bitte...“, hörte er seinen Freund reden. „Semir!! Wie geht es dir? Bist du okay?“, stieß Nico etwas erfreut aus. Sofort war Ben bei ihm und nahm ihn das Handy weg. „Semir!! Wo bist du?“, fragte er sofort. „Ben...du sollst... du sollst das schwarze Buch und Nico zum Forum Romanum bringen... um Mitternacht...“, sagte Semir nur. „Semir? Kannst du reden?“, wollte Ben wissen. „Nein.. ich...“, kam von Semir. Nur wenig später erklang das Besetztzeichen. Ben sah Nico an. „Das ist ein Problem. Paula!! Ruf Alessandro an. Es ist wichtig!“, befahl Ben und Paula nickte nur. Nico ließ sich auf die Couch fallen. „Endlich... er lebt. Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen...“, stieß er erleichtert aus. „Ja... nur hörte er sich nicht gerade gut an. Dieses Forum Romanum ... was ist das?“, wollte Ben wissen. „Das ist der älteste Platz in der Geschichte Roms. Dir alles zu erklären wäre ziemlich zeitaufwendig. Was wollte Marcello?“, harkte Nico nach. „Er will dich... und das schwarze Buch. So sagt Semir. Um Mitternacht. Natürlich soll ich mit dir allein dahin.“, erklärte Ben leise und sah aus dem Fenster. Was sollte er tun? Würde der Don Semir zur Übergabe mitbringen?


    Dieser saß immer noch auf dem Stuhl. Don Marcello sah ihn an. „Signore Gerkhan... Sie sollten doch nur sagen, dass er zum Forum kommen sollte. Nicht mehr. Und was tun Sie? Das geht so nicht....“, tadelte er seinen Gefangenen. „Sie plaudern mit Ihrem Freund. Wie soll ich Sie nun bestrafen?“, hängte er an. Semir sah ihn fest an. „Ich habe lediglich Ihre Forderungen weiter gegeben! Mehr nicht!!“, fauchte er zurück. Marcello lächelte leicht. „Das ist auch so eine Art an Ihnen, die ich nicht mag. Sie geben ständig Widerworte... Vielleicht sollte ich Luciano doch einmal ein paar Minuten mit Ihnen allein lassen... was meinen Sie?“, grinste er. Semirs Blick ging zu Luciano der dicht bei ihm stand und mit der Messerspritze die Fingernägel reinigte. Dabei sind sein höhnischer Blick zu dem gefesselten Polizisten. „Ich könnte Sie nicht davon abhalten...“, erklärte er leise. Marcello lachte auf. „Das ist richtig. Aber ich finde, dass Sie es doch eigentlich recht gut haben, oder? Ein Zimmer mit Ausblick. Fernsehen, Computer...alles was Sie brauchen. Das kann ich Ihnen auch wegnehmen und gegen ein Zimmer hier unten austauschen.“, drohte der Don. Semir sagte nichts und sah ihn nur an. „Don...! Lass mich nur fünf Minuten mit ihm und dann wird er dich genauso achten wie ich!!“, versprach Luciano. Don Marcello sah ihn warnend an. „Luciano... ich weiß deine Fähigkeiten den Leuten Angst einzuflößen zu schätzen. Aber Signore Gerkhan ist unser Gast. Und er wird so behandelt. Auch von dir! Es sei denn, er macht etwas, was mich ärgern könnte. Dann darfst du es ihm natürlich zeigen, dass es nicht erlaubt ist. Aber ich denke doch, dass er sich ganz friedlich verhält. Nicht wahr Signore Gerkhan...?“, wieder war ein drohender Klang zu vernehmen. „Ich habe Hunger...“, kam leise von Semir. „Ja sicher... Sie dürfen gleich mit uns dinieren. Und auch da gilt... keine Unterhaltung für Sie.... essen, trinken und dann wieder in Ihr Zimmer.“, befahl Marcello. Semir nickte nur.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Wenig später saßen sie am Tisch. Semir saß direkt zwischen Luciano und Marcello. Das Essen wurde von Bediensteten aufgetragen und eine junge Frau reichte Semir das Fleisch. Er sah sie an und kurz ging der Blick zu Luciano der warnend den Kopf schüttelte. „Danke...“, murmelte Semir leise und nahm sich ein Stück. So ging es weiter mit den Nudeln. Das Essen war gut und eine Stunde später brachte Luciano Semir wieder in sein Zimmer. Bisher hatte er die Schmerzen durch den Schlag auf der Nase unterdrückt. Auch sagte er nichts davon, dass ihm die Rippen wehtaten, was wohl von den Treppen herrührte. Als er allein in seinem Zimmer war, zog er sich das Shirt hoch und sah den blauen Fleck, der sich abzeichnete. „Dich mach ich fertig, du verdammtes ....“, fluchte er und dachte an Luciano. Er legte sich auf das Bett und versuchte etwas aus zu ruhen. Wer weiß wie lange die Leute ihn hier diese Ruhe gönnten. Nur wenig später war er tatsächlich eingeschlafen. Als er aufwachte war es später Nachmittag. Der Schlüssel drehte sich wieder im Schloss. Semir setzte sich auf und sah der Person entgegen, die herein kam. Es war Dr. Carlos Marrone. Waren tatsächlich zwei Tage vorbei gegangen? „Guten Abend...Signore....Gerkhan richtig?“, fragte er. Semir nickte nur. „Wie geht es Ihnen? Oh... ich sehe schon. Die Nase ist ziemlich geschwollen, wenn nicht sogar gebrochen. Wer war das? Ach was frage ich ... Luciano... dieser Heißblut... nun ja... Ich möchte Sie noch einmal untersuchen. Hat er Ihnen nur die Nase gebrochen oder noch mehr?“, wollte der Arzt wissen. „Wenn Sie so fragen... er hat mich ziemlich brutal die Treppen runter geschliffen. Warum wollen Sie das denn wissen?“, harkte Semir nach. „Nun... nennen Sie es berufliche Neugier. Also gut... ziehen Sie bitte das Shirt aus. Ich nehme an, dass Sie auch in dem Bereich einige Probleme haben, oder?“, lächelte der Mann ihn freundlich an. Semir wusste, dass wenn er nicht tat, was der Arzt sagte, würden Luciano oder Marcello zu ihm kommen und es ihm zeigen, dass es besser war, sich zu fügen. Also tat er es. „Oh.... das sieht übel aus. Haben Sie Probleme beim Atmen?“, wollte der Arzt wissen. Semir verneinte es. „Gut... dann sind sie wenigstens nicht gebrochen. Die Wunden im Gesicht heilen recht gut ab. Wir machen noch einmal einen Salbenverband und dann denke ich, wird es sich erledigt haben.“, meinte Dr. Marrone nur. Semir ließ alles über sich ergehen.


    Ben lief in Paulas Wohnung auf und ab. „Wo bleibt Alessandro denn?“, knurrte er. Paula lächelte. „Ben... du solltest dich etwas gedulden.... er kommt gleich.“, gab sie bekannt. „Das hast du doch schon vor zwei Stunden gesagt. Uns läuft die Zeit davon!“, fauchte er. „Du musst wirklich sehr viel lernen. In Italien gehen die Uhren etwas anders. Und wenn du gegen die Mafia kämpfst dann musst du deine Zeit sehr gut einteilen. Alessandro wird gleich hier sein.“, wiederholte die hübsche junge Frau. Ben nickte nur. „Semir würde sicher gern nach Hause. Also sollten wir uns so langsam mal einen Plan zurecht legen. Ich weiß nicht einmal ob die „ehrenwerte“ Gesellschaft ihn zum Austausch mitbringt...“, stöhnte Ben leise. Paula nahm ihn in den Arm. „Du hast Angst um ihn, nicht wahr?“, fragte sie. Ben nickte. „Er hat Familie. Eine Frau und eine Tochter und ich würde der Kleinen sehr ungern erklären müssen, dass ihr Vater nicht mehr heimkommt.“, kam als Erklärung. „Das wird nicht passieren. Alessandro und seine Vertrauensleute werden ihn befreien. Ich kenne Alessandro sehr gut und er wird sicher nichts tun, was Semir in Gefahr bringt. Nur ihr hättet euch vorher mit ihm absprechen sollen. Die ganze Situation ist einfach ziemlich schwierig. Nicht nur für dich und Semir....oder für Nico. Alessandro wird sicher gleich einen Weg wissen, wie wir ihn unbeschadet dort herausholen.“, sprach sie ihm Trost zu. Sie ahnte genauso wenig wie Ben, dass die Übergabe in einem Chaos enden sollte.


    Giorgio Brussati kam nach wenigen Minuten Fahrt beim Haus des Commissarios in seinem gepanzerten Wagen an, ließ seine Leibwächter die Gegend sichern und stieg dann aus seinem Wagen aus. Vorsichtig ging er zur Tür und klingelte. Sofort hörte er Schritte und dann ging die Tür auf. „Signore Staatsanwalt Brussati... kommen sie rein.“, hauchte Alessandro und trat zur Seite. Der Staatsanwalt trat ein und ging ins Wohnzimmer. Im Garten und rund um das Haus hatten die Leibwächter des gut bewachten Staatsanwalts Stellung bezogen und sahen sich mit ruhigen Augen in der Umgebung um. „Alessandro... was haben sie für mich?“, fragte er mit ruhiger Stimme. Alessandro trat an den Kamin, bückte sich und holte das schwarze Buch hervor. Er reichte es dem Staatsanwalt. „Hier, damit können sie die ganze Bande von Don Marcello einbuchten und für ewig auf die Insel sperren lassen.“, meinte Alessandro und lächelte den Staatsanwalt an. Dieser nahm das Buch, schlug es auf und erkannte sofort die Handschrift von Don Marcello. „Endlich habe ich diesen zahnlosen Wolf.“, stieß er aus und hielt das Buch wie eine Trophäe über seinen Kopf. „Damit werde ich die Mafia aus Rom ein für allemal verjagen.“, rief Brussati aus und Alessandro nickte nur zustimmend. Plötzlich klingelte sein Telefon. „Ah Paula... was gibt es?“, fragte er in einem Schwall von Freude. Dann hörte er, dass seine Freundin irgendwie sauer klang. „Alessandro... wir warten hier schon einige Stunden auf dich und das Buch. Semir hat angerufen. Er musste die Forderungen von Don Marcello durchgeben.“, meinte sie mit wütendem Unterton. „Warte mal, ich stelle auf Lautsprecher um.“ Alessandro schaltete den Lautsprecher an und sah, wie der Staatsanwalt mit nachdenklicher Miene den Worten zuhörte. „Semir musste durchgeben, dass wir Nico und das Buch auf dem Forum Romanum an die Mafiosos übergeben sollen. Andernfalls würden sie ihn umbringen.“, gab Paula durch. „Wer ist das... Semir?“, fragte Brussati. „Ein deutscher Kollege, der, zusammen mit seinem Partner, hier ist, um diesen besagten Nico zurück nach Deutschland zu bringen. Er wurde von Marcellos Leuten hierher verschleppt.“, erzählte der Commissario und der Staatsanwalt nickte. „Wann soll die Übergabe stattfinden?“, wollte der Jurist wissen. „Um Mitternacht.“, erwiderte Paula. „Dann haben wir nicht mehr viel Zeit zum Vorbereiten.“, meinte Brussati und griff nach seinem Handy. Sofort hatte er eine gute Spezialeinheit der Armee angefordert und traf weitere Vorbereitungen, die Mafia auf einen Schlag zu kassieren.“, rief er freudig aus und fuhr mit dem Buch weg, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. „Signore Brussati... das Buch.“, rief Alessandro ihm nach, doch es war zu spät. Der Wagen mit ihm und den Leibwächtern war schon wieder weg. „Verdammt.“, stieß er aus und fuhr dann mit seinem eigenen Wagen zu Paula und den anderen.
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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Marcello und Luciano bereiteten alles für die Übergabe vor. „Los... hol unseren Gast. Wir werden ihn jetzt mit uns nehmen.“, meinte der Don. „Wollen wir ihn wirklich gegen das Buch und Nico eintauschen?“, fragte Luciano. „Ich meine, er wäre doch eine gute Garantie für die Zukunft.“ „Mein lieber Enkel... man muss sich auch von seinem Gast trennen können. Los, hol ihn runter.“, wies Marcello mit Nachdruck an. Sofort machte sich Luciano auf dem Weg und stieg die Treppe hinauf.


    Semir hörte den Schlüssel im Schloss drehen und setzte sich auf. Noch ehe er es richtig realisieren konnte, wurde er am Arm gepackt und die Stufen nach unten geführt. „So Signore... wir werden jetzt eine kleine Sightseeing-Tour machen.“, lachte Marcello und ließ Semir in seine große Limousine bringen. Die Nacht war dunkel, aber nicht völlig undurchsichtig. So konnte er sehen, dass es Richtung Stadt ging, aber leider wurden ihm vor den ersten Straßenzügen die Augen verbunden. „Was soll das?“, fragte er, aber ihm wurde nicht geantwortet. Es gelang ihm nur schwer seine Angst zu verbergen, denn er fragte sich, was nun mit ihm geschah? Immerhin war es fast 21 Uhr. „Na... hast du Angst?“, verhöhnte Luciano ihn. Semir antwortete nicht. „Lass ihn! Er denkt angestrengt nach. Man kann es richtig hören. Luciano.... ich hoffe sehr, dass diese Übergabe funktioniert. Wenn nicht, dann wirst du es weitermachen, ist das klar?“, kam fordernd von Marcello. „Ja sicher Don.... nur keine Angst... es wird funktionieren. Die Leute werden sicher keinen Versuch unternehmen, um uns eine Falle zu stellen. Dafür wird unser deutscher Freund auch sorgen.“, meinte Luciano siegessicher. Und Semir ahnte schon, dass es vermutlich für ihn eine Höllenfahrt werden würde.


    Nach zwei Stunden Fahrt rollte der Wagen aus. Semir wurde raus gezogen ohne das ihm die Augenbinde abgenommen wurde. „So mein Freund... nun kommt dein großer Auftritt.“, lachte Luciano und zog ihm die Augenbinde runter. „Willkommen im Forum Romanum. Es ist eine große Ehre für dich, denn nun wird es auch in deine Geschichte eingehen. Als Ort, an dem du stirbst...“, erklärte er mit stolzen Worten. Dann stieß er Semir auf einen weißen Transporter zu und öffnete die Laderaumtür. Semir zuckte zusammen als er die roten Dynamitstangen sah. Er sah Luciano an. „Einsteigen!“, befahl er lediglich. Semir tat es zögerlich. An der Wand waren zwei Ketten angebracht die mit Handschellen versehen waren. „Setz dich!!“ kam der nächste Befehl. „Was soll das?“, wollte Semir wissen, während er dem Befehl nachkam. „Nun du hast sicher schon gesehen, was wir an diesen Wänden angebracht haben oder? Es ist ganz einfach. Du wirst hier die Übergabe abwarten. Sollte dein Freund etwas unternehmen, dann fliegst... du ein letztes Mal. Wenn nicht, dann darf er dich raus holen so einfach ist es. Ich halte die Fernbedienung in der Hand. Wagt er es vor der Übergabe etwas zu tun, dann drücke ich den berühmten roten Knopf. So einfach ist es. Aber ich will nicht, dass du ihm irgendwas sagen kannst, also.... werde ich dich knebeln.“, erklärte Luciano seinen perfiden Plan. „Also setz dich hin!“, wiederholte er den Befehl. Semir sah ihn an. Er musste etwas unternehmen. Er konnte nicht zulassen, das Ben in die Falle lief, denn selbst wenn die Übergabe funktionieren sollte, Luciano und Marcello werden weder ihn noch Ben laufen lassen können.


    Nur kurz war die Überlegung und dann ging er in den Angriff über. Luciano war allein und Semir nutzte die Gunst der Stunde. Er rammte seinem Feind den Ellbogen in den Magen und sprang aus dem Auto. Er rollte sich über den Boden ab und rannte in Richtung Hecke, die diesen Platz säumte. Doch er kam nur wenige Meter weit, denn plötzlich schlugen Kugeln dicht vor ihm ein. Semir duckte sich. Als eine der Kugeln an seinem Kopf vorbei sirrte, wusste er dass er bereits verloren hatte. Nur wenig später wurde er von zwei Männern angesprungen und zu Boden gedrückt. Semir versuchte sich immer noch zu befreien, aber er ahnte genau dass die Chance zu entkommen vertan war. Mit auf dem Rücken gedrehten Armen wurde er zum Wagen gebracht. Luciano sah ihn wütend an. Dann schlug er mehrmals zu. Semir sah nach wenigen Minuten nur noch die Schwärze der Bewusstlosigkeit auf sich zukommen. Doch die dauerte nicht lang. Als er die Augen wieder aufschlug war er an der Wageninnenwand angekettet. Ein Klebeband verhinderte jeden Hilferuf. Er sah Luciano an, der sich vor ihm aufgebaut hatte. „Das war ein sehr schwerer Fehler.“, stieß er wütend aus und drehte sich um. Anschließend verschloss er die Türen. Für Semir hörte sich das zuschlagen an, als würde sich sein Sarg schließen. Er zerrte an den Fesseln obwohl er genau wusste dass er hier ohne Hilfe nicht rauskommen konnte.

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