Fatales Wiedersehen

  • Christopher sah in den Rückspiegel und beobachtete seinen Gefangenen. Doch dieser verhielt sich nun ruhig. So fuhren sie fast eine gute Stunde bis Christopher am Straßenrand einen Caravan sah. „Weißt du was Gerkhan…ich habe schon immer das Campen geliebt…du auch? Ja….? Dann habe ich genau das Richtige für uns gefunden.“, lachte er und hielt den Wagen am Fahrbahnrand an. Ein Blick in den Spiegel verriet ihm, dass die Straße aufgrund der Frühe unbevölkert war. Er stellte den Motor ab und wandte sich erneut an seinen Gefangenen. „Weißt du…eigentlich könnte ich dich hier zurück lassen, aber ich weiß dass deine österreichischen Kollegen sicher hinter mir her sind und … du bist nun mal die einzige Garantie, die ich habe. Aber ich werde dich in dem großen Wagen sicher etwas bequemer unterbringen. Aber nur, wenn du jetzt ganz still bist. Wenn nicht…dann….nun ja…“, drohte Christopher. Semir verstand und verhielt sich dementsprechend ruhig. Christopher stieg aus und näherte sich dem Wohnmobil. Vorsichtig lugte er durch eines der Seitenfenster. Keiner zu sehen und die Betten schienen auch unbenutzt zu sein. Seine Augen erhellten sich, als er den Schlüssel stecken sah. Schnell war die Tür aufgebrochen und der Wagen untersucht. Perfekt, dachte er. Hier hatte er alles, was er brauchte, um sich eine Weile zu verstecken und das Beste, er konnte Gerkhan so besser unter Kontrolle halten. Er ging zum Wagen zurück und packte Semir, nahm ihn auf seine Schultern und trug ihn hinüber zum Wohnmobil. „So Gerkhan, hier kannst du bleiben und so schnell wirst du mir hier nicht abhauen.“, lachte Klein, als er Semirs Hände löste, vorzog und am eisernen Tischbein des Wohnmobils wieder festband. Dann ging er vor zum Lenkrad, setzte sich dahinter und schon ging die Fahrt los. Keiner von beiden ahnte, dass sie mit Überraschungen verbunden war.


    Ricky und Ben waren mit dem Wagen unterwegs und suchten selbst nach dem Flüchtigen und seiner Geisel. Immer wieder konnte Ben die Blicke nicht von Ricky lassen, die das anscheinend nicht bemerkt. „Hast du schon was entdeckt?“, kam es dann von ihr. Sofort konzentrierte er sich auf die Straße und sah dann in einem kleineren Waldweg einen kleinen Laster stehen. „Da... da ist der Wagen vom Hotel.“, stieß Ben aus und sofort ging Ricky in die Eisen, bremste und schaltete den Rückwärtsgang ein. Schnell stieg Ben aus und untersuchte den Wagen. „Verdammt, sie sind nicht mehr hier.“, stieß er aus und sah sich um. Ricky griff nach ihrem Handy. „Hallo Zentrale... folgende Abänderung der Fahndung.... der Flüchtige Christopher Klein hat das Fahrzeug gewechselt. Bisher kann ich jedoch nicht sagen, welches.“, meldete sie und sah sich dann um. Keine Menschenseele war zu sehen, doch dann kamen zwei vollkommen aufgeregt Menschen von einem kleinen Rasthof, der nicht weit von der Stelle lag, gelaufen. „Wo ist unser Wohnmobil?“, stieß der Mann vollkommen aufgeregt aus und sah seine Frau dann an. Ricky wurde aufmerksam. „Sie vermissen ihren Wagen? Major Rebecca Weinek, Kripo Wien.“, erklärte sie und zeigte ihre Marke. „Ja... wir haben ihn hier nur kurz abgestellt um frischen Kaffee und einige Brötchen zu kaufen.“, erklärte der Mann und seine Frau blickte voller Schreck in die Leere, wo noch vor wenigen Minuten ihr Wagen stand. „Oh mein Gott, Alex ist noch im Wagen.“, keuchte sie vor Schreck und nahm die Hand vor ihren Mund. Man sah, dass sie in anderen Umständen war. Sofort war Ben bei ihr und half der Frau dabei, sich zu setzen. „Ist das ihr Sohn?“, wollte er sofort wissen und musste unweigerlich an den Fall zurückdenken, wo Klein schon einmal ein Kind in seiner Gewalt hatte. „Ja, er ist doch erst 7 Jahre alt und er freut sich doch schon so auf seinen kleinen Bruder.“, weinte sie. „Bitte, sie müssen ihn zurückholen.“, flehte der Mann.


    Ben und Ricky stiegen wieder in ihren Wagen, als eine Streife sich um die Eltern kümmerte. „Weit können sie noch nicht sein. Aber die Frage ist, was würde dieser Klein machen, wenn er merkt, dass er eine weitere Geisel hat?“, wollte sie von Ben wissen. „Er ist unberechenbar. Vor einem knappen Jahr hatte er schon einmal ein Kind als Geisel genommen und damit gedroht, es zu erschießen, wenn man ihm nicht freien Abzug gewährte.“, erklärte Ben mit schwerer Stimme und schlug auf das Armaturenbrett. Ricky musste sich eingestehen, dass sie diesen Mann unterschätzt hatte. Dass sie den ganzen Fall am Anfang als zu banal abgestempelt hatte. Doch jetzt.... jetzt war das Leben eines Kindes in Gefahr. Jetzt war alles gefragt, was man von ihr verlangte. „Stephan 23 an alle... gestohlenes Fahrzeug ist weißer Caravan mit folgendem Kennzeichen…”, gab sie durch und hoffte, dass der Wagen schnell gesichtet wurde, ehe das Kind von Christopher Klein entdeckt werden konnte. Sie legte das Funkgerät nach ihrer Meldung weg und startete den Wagen. „Und was jetzt?“, kam es knurrend von Ben. Sie sah ihn an. „Es gibt nur eine Schnellstraße, die sie von hier aus erreichen können und die führt nach Ungarn rüber.“, meinte sie und setzte das Blaulicht aufs Dach, trat das Gaspedal durch und war mit schnellen Reifen wieder auf der Landstraße. Hoffentlich wurde der Junge noch nicht entdeckt, betete sie.


    ...

  • Semir lehnte seinen Kopf gegen die Sitzbank. Wo wollte Klein mit ihm hin? Was wenn sie das Ziel erreicht hatten? Würde Klein ihn töten? Klar würde er…. Warum sollte er ihn auch leben lassen? Ein unbequemer Zeuge… Er schloss die Augen und versuchte sich etwas zu entspannen, was Angesicht seiner Gedankengänge nicht einfach war. „Hey…wo ist denn Mama.“, riss ihn eine piepsige Kinderstimme aus den Gedanken. Erschrocken riss er die Augen auf. Vor ihm stand ein ca. 7jähriger Junge. „Warum hast du denn eine Socke im Mund? Meine Mama sagt immer, dass man Socken nicht in den Mund nehmen darf.“, erklärte der Junge. „Und warum bist du angebunden? Spielt ihr hier ein Spiel? Du und der Mann am Steuer? Kann ich mitspielen?“, wollte der Junge neugierig wissen. Semir machte ihm ein Zeichen, ihn den Knebel abzunehmen. Und tatsächlich zog der Junge die Socke aus dem Mund. „Danke...Durst…“, stieß Semir heiser aus. Der Kleine nickte. „Warte ich hole dir was… ist aber kalter Kaffee…mehr hab ich nicht.“, erklärte er. Doch schon der winzige Tropfen war ein Genuss für Semir. „Danke….danke… wer bist du?“, wollte Semir wissen. „Ich bin Alexander ….Winkelhuth….“, stellte sich der Junge vor. „Ich bin Semir…gehört euch das Wohnmobil?“, fragte Semir leise. Er warf immer wieder einen Blick auf die Fahrerkabine, die bei diesem Caravan zum Glück von dem Wohnbereich getrennt war. Wenn Klein zu ihm wolle, dann musste er anhalten. Das war für Semir und auch für Alex ein Vorteil. „Hör zu Alex…. Der Mann da vorn…ist sehr böse. Er darf dich hier nicht sehen, hörst du… sobald du die Möglichkeit hast, aus dem Wagen zu kommen…dann lauf ganz schnell weg und versteck dich…und dann musst du die Polizei anrufen…versprichst du mir das?“, wollte Semir wissen. „Warum ist der Mann denn böse?“, wollte Alex wissen, nickte aber auf die Frage von Semir. Semir sah ihn an. Er konnte dem Kind schlecht erzählen, dass Klein einen Menschen getötet hatte. „Er spielt mit mir ein Spiel und eigentlich habe ich gewonnen, aber er will das nicht…“, erklärte er. „Und deshalb hat er dich festgebunden?“, wollte Alexander wissen. Semir lächelte und nickte. „Ich kann dich freimachen…“, schlug der Junge vor. In diesem Augenblick bemerkte Semir, dass die Fahrt langsamer wurde. „Alex…. Versteck dich… und denk daran, was ich dir gesagt habe…okay… sei ganz leise…..bitte…“, flehte Semir regelrecht. Der kleine Junge nickte und versteckte sich in einem Bettkasten, welches sich direkt über dem Fahrerhaus befand.


    Ben sah Ricky an. „Wo sollen wir anfangen?“, wollte er wissen. Ricky lächelte. „Wir warten ab. Was denken Sie wird Klein unternehmen, wenn er den Jungen findet?“, fragte sie im Gegenzug. „Ich weiß es nicht, wenn der Junge sich wie die Winkeluths es sagten im hinteren Bereich befand, dann hoffe ich, das Semir bei ihm ist. Er wird versuchen ihn zu schützen. Ob es klappt…da können wir nur hoffen. Wie geht es den Eltern?“, kam leise von Ben. „Sie sind ziemlich fertig. Aber sie verlassen sich auf die Polizei und das ist gut so.“, meinte Ricky nur. „Stephan 17 an Stephan 23. Das gestohlene Fahrzeug wurde auf der Landstraße gesichtet. Höhe dicht an der Grenze von Ungarn. Die Kollegen an der Grenze wissen Bescheid und werden den Wagen nicht durchlassen!“, hörten sie über Funk. Ricky nahm das Mikro. „An Alle… nicht eingreifen! Es besteht Gefahr für die Geiseln! Wagen durchlassen und beobachten!“, forderte sie. Ben sah sie an. „Wieso sollen die den Wagen nicht stellen?“, wollte er wissen. „Wenn Klein wirklich so gefährlich ist, dann sollten wir ihn erst einmal in Sicherheit wiegen. Ich will kein Blutbad. Ich meine… wenn der Wagen steht, gelingt es deinem Kollegen und dem Jungen vielleicht zu fliehen…“, dachte Ricky laut nach. Ben nickte. „Klar…. das wäre eine gute Gelegenheit…nur befürchte ich, dass du Klein total unterschätzt. Er wird schon wissen, wie er Semir ruhig stellen kann. Da wird auch kein 7jähriger was verhindern können.“


    Christopher fuhr auf den Rastplatz raus. Es war fast Mittag. Zeit zum essen. Und auch Gerkhan sollte was bekommen…. Ist ja schon ne Weile her, dass der Junge was gegessen hatte. Er stellte den Motor ab und stieg aus. Dann ging er um den Wagen herum. Hoffentlich hatten die Besitzer genügend eingekauft, dachte er bevor er den hinteren Teil des Wagens betrat. Er musste sich erst an das schummrige Licht gewöhnen, hatte er doch noch alle Vorhänge zugezogen, bevor er in die Fahrerkabine gegangen war. „Na Gerkhan, uns war wohl langweilig, was?“, meinte er höhnisch und deutete auf die am Boden liegende, von Semirs Speichel getränkte Socke. Erschrocken fuhr der Hauptkommissar zusammen. „Hast du ein Glück, dass ich sie dir sowieso rausnehmen wollte. So erspare ich mir jetzt unnötige Arbeit.“, lachte Klein und ging an die Kochplatte. „Klein, lassen sie mich gehen... bitte... ich flehe sie an...“, stieß Semir aus und versuchte, durch seine Spucke seinen Mund mehr und mehr zu befeuchten. Er versuchte, seinen Entführer irgendwie zur Aufgabe zu bewegen. Doch damit lag er weit neben der Zielstrecke. Sofort wandte sich Christopher an seine Geisel, hatte dabei ein kleines Messer in der Hand und hielt es Semir direkt mit der Schneide ins Gesicht. „Hör zu Gerkhan, wenn ich vorhabe, mit dir zu reden, dann werde ich das dir schon mitteilen. Und jetzt, halt die Klappe, wenn du nicht wieder die Socke in den Mund gesteckt bekommen willst.“, fauchte er und wandte sich wieder der Herdplatte zu. Semir blickte inzwischen zu dem Bettkasten hinauf, wo ein kleiner Blondschopf hervorlugte und versuchte, sich so leise wie möglich aus dem Staub zu machen. Langsamen Schrittes war er fast schon an der Tür, als das Unglück seinen Lauf nahm.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ricky und Ben fuhren in diesem Moment am Rastplatz vorbei. Keiner der Beiden Polizisten sah sich zur Seite um. Ben war mit seinen Gedanken vollkommen bei Semir und Andrea. Man, er hatte sich diesen Urlaub für die Beiden eigentlich ganz anders vorgestellt. Romantisch und beschaulich sollte es werden. Beide sollten sich vom stressigen Alltag in Köln erholen und nun? Nun war Semir mal wieder in einen großen Schlamassel hineingeraten, den es nur gab. Ben schien es, als ob Semir das Unglück immer magisch anzog und eigentlich nichts dafür konnte. War dem so? „Ben, alles in Ordnung?“, riss Ricky ihn aus den Gedanken. „Was?“, kam es erschrocken von ihm. „Du warst eben vollkommen weggetreten. Alles in Ordnung?“, fragte sie erneut. „Ja oder besser nein. Ich hatte mir das alles ganz anders für die beiden vorgestellt.“, meinte er und sah dann betrübt aus dem Fenster. „Da vorne ist die Grenze. Er muss hier lang kommen und dann können wir ihn erwischen. Doch, wenn er erstmal in Ungarn ist...“, kam es prophezeiend von Ricky. „Was... was ist dann?“, wollte Ben erschrocken wissen. In der Stimme der Beamtin war etwas, was ihn erschaudern ließ. „Mit Ungarn gibt es im Moment nur einen Pauschal-Auslieferungs- und Unterstützungsvertrag.“, meinte sie. „Was... was heißt das?“, wollte der deutsche Jungkommissar von ihr wissen. „Wenn dein Mann über die Grenze ist, können wir ihn nicht mehr verfolgen. Die ungarische Polizei ist dafür zuständig und auch, wenn sie ihn festnehmen sollten, muss dein Land die Auslieferung beantragen. Wir können das im Namen der Deutschen Regierung nicht tun.“, erklärte sie. „Das heißt, Semir wäre so oder so verloren. Verdammt, wir müssen ihn vor der Grenze stoppen. Er darf nicht nach Ungarn.“, stieß Ben aus und schlug wieder auf das Armaturenbrett.


    Andrea saß im Hotelzimmer und hielt einen Pullover fest in der Hand. Es war Semirs Pullover. Noch immer hatte sich Ben nicht gemeldet. Ob sie Semir schon gefunden hatten oder war er... Nein, nein, diesen Gedanken wagte sie nicht auszusprechen. Er musste einfach wiederkommen. Schließlich trug sie sein Kind, das Zeichen ihrer gemeinsamen Liebe unter dem Herzen und zu Hause wartete Aida auf ihren Papa. Nein, Semir würde seine Familie nicht verlassen. So nicht... aber, was, wenn dieser Kerl ihm nun doch schon etwas... Wieder rügte sie sich und stand auf. Schnell sah sie sich um. Plötzlich klopfte es an der Tür. Max trat herein und sah Andrea kurz an. „Die Hoteldirektion lässt fragen, ob wir etwas für sie tun können?“, wollte er mit kleinlauter Stimme wissen. „Nein, danke Max, aber im Moment kann keiner.... Ahhhhhhhhhhhh.“, stieß Andrea plötzlich aus, fasste sich am Bauch und ließ sich aufs Bett fallen. Sofort war der vollkommen erschrockene Junge bei ihr. „Oh mein Gott…was ist denn mit Ihnen?“, wollte Max wissen. „Nichts…oh….ich….mein Baby…“, stöhnte Andrea. Langsam ließ sie sich auf das Bett nieder und atmete hechelnd. „Bitte nicht…. Es ist viel zu früh….viel zu früh…“, flehte sie. Sie war gerade mal Ende des sechsten Monats. Das Baby hätte keine Überlebungschance. „Holen Sie einen Arzt bitte…mein Baby….mein Baby.“, weinte sie. Max nickte und verschwand sofort. Es dauerte nicht lang bis er mit einem Doktor zurückkam. „Dr. Pinsel….mein Name…“, stellte sich der Arzt vor und untersuchte Andrea. „Wie weit sind Sie?“, wollte er wissen. „Ende sechster Monat..“, stieß Andrea schwer atmend aus. „Ganz ruhig…. Haben Sie im Augenblick sehr viel Stress?“, harkte der Arzt nach. „Mein Mann…wurde…entführt…ich…habe Angst…“, nickte Andrea.


    Christopher drehte sich genau in diesem Moment zu Semir um und entdeckte den Jungen. „Verdammt! Wo kommst du denn her?“, fauchte Christopher fragend. Der Junge zuckte zusammen und sah erschrocken zu Semir. „NEIN!!! ALEX LAUF!!“, schrie Semir. Der Kleine stieß die Tür auf und wollte gerade raus springen, als Christopher ihn packte. Mit einer wütenden Bewegung stieß er den Jungen aufs Bett. So heftig, dass das Kind anfing zu weinen. „Lassen Sie den Jungen, Klein!!“, schrie Semir und zerrte an den Fesseln. „Halt du dich da raus!! Hörst du!! Halt ja die Schnauze!!“, fauchte Christopher ihn an. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen trat er Semir in die Rippen. Dieser schrie leise auf und krümmte sich. „Und du mein kleiner Freund wirst mir jetzt sagen….warte….warte…. deinen Eltern gehört der Wagen hier nicht wahr?“, wollte er wissen. Alexander nickte ängstlich. Christopher ließ sich neben Alex auf das Bett nieder. „Tja… dann werden die Kollegen von ihm da sicher schon nach dir suchen…und dann werden sie die Grenzen schon dicht gemacht haben…verdammt… ich muss den Wagen erneut tauschen… also gut…“, dachte er laut nach. Dann sah er Alex an. „Du wirst ganz lieb sein! Am Besten binde ich dich auch fest…ja…das ist besser…“, grinste er und suchte nach einem Seil. Er fand eine Wäscheleine und band Alex die Arme und Beine zusammen. Dass der Junge dabei weinte, interessierte ihn nicht im Geringsten. „Klein…lassen Sie das… es ist nicht nötig…“, versuchte Semir erneut. „Halt deine Klappe!“, schrie Chris zurück. Und dann hörte er draußen einen Wagen auf den Platz fahren. Sofort griff er nach einem Handtuch und knebelte Semir. Alex sah er nur warnend an. „Keinen Ton!“, fauchte er. Der Junge nickte eingeschüchtert.


    ...

  • „Whow… siehst du so einen Caravan werde ich uns auch mal kaufen…nicht so einen kleinen umgebauten alten VW-Bus…der fast auseinander fällt…“, meinte Marko der mit Janina, seiner Freundin, gerade auf Urlaubsreise nach Ungarn war. Kurz vor der Grenze wollten sie noch eine kleine Rast machen und fuhren auf einen ziemlich wild bewachsenen Parkplatz. Und dort stand sein Caravan…sein Traumcampingwagen. „Ich sehe ihm mir nur kurz an…bleib du sitzen…“, bat er sie. Janina nickte. Marko stieg aus und ging zum Wagen. Er versuchte durch das Fenster zu sehen, doch es war nicht möglich. „Gefällt dir das?“, riss ihn eine männliche Stimme aus seiner Bewunderung. Marko drehte sich erschrocken um. „Ich…entschuldigen Sie…ich…ich …“, stammelte er. „Schon gut… magst du den Wagen wirklich?“, wollte der Mann wissen. „Ja sicher…ich meine, das Ding ist echt stark…“, lachte Marko. Der Mann legte ihm den Arm freundschaftlich auf die Schulter. „Weißt du was, mein Junge… mir ist der Wagen zu groß… was hältst du davon, wenn wir tauschen?“, schlug er vor. Marko sah ihn erstaunt an. „Das ist ein Witz!“, stieß er aus. „Nein…kein Witz… ich tausche nicht nur, sondern ich möchte, dass ihr mit dem Wagen eine Weile herumfahrt. Über die Grenze nach Ungarn…Erst, nachdem ihr die Grenze passiert habt, dürft ihr in den hinteren Teil sehen. Das ist die Bedingung…“, forderte der Mann. „Das ist alles? Ich meine, wir müssen unser spärliches Gepäck dann ja hinten rein tun und….“, stammelte Marko, der sein Glück nicht fassen konnte. „Das tue ich für dich und deine Süße. Hier… du bekommst noch dreihundert Euro.. da hinten ist ein tolles Restaurant. Ihr geht essen und ich regele das mit dem Gepäck.“, schlug der Mann vor. „Einverstanden!!“, strahle Marko. Er verschwand mit Janina, die etwas mehr Skepsis aufbrachte ins Restaurant.


    Claudia sah Michaela an. Es waren nun zwei Tage vergangen. Keine Spur von Christopher Klein, dem Exfreund ihrer Freundin. „Vermutlich hat er das Land verlassen..“, gab sie beruhigend von sich. Michaela nickte. „Ja scheint ganz so. Wir sollten auch anfangen unser Leben wieder zu leben. Ich will keine Angst mehr haben. Keine Furcht mehr spüren. Morgen gehen wir wieder in den Kindergarten und vergnügen uns mit den Anderen… Weißt du eigentlich, das Andrea mit ihrem Mann nach Österreich ist. Sie hat es mir letztens erzählt, als sie Aida abholte. Die Kleine ist bei den Großeltern… für zwei Wochen. Und das zweite kommt auch schon in drei Monaten….ich freu mich so für sie.“, lachte Michaela. Claudia nickte nur. So erleichtert hatte sie Michaela die letzen zwei Tage kaum gesehen. Andrea Gerkhan, war mittlerweile eine richtige Freundin für sie und Michaela geworden. Sie half, wo sie konnte und das obwohl sie ihr zweites Kind erwartete. „Wir könnten sie doch eigentlich mal anrufen…ich hab ihre Handynummer hier.“, schlug Michaela vor. „Ja sicher… sie wird sich bestimmt freuen..“, lachte Claudia. Michaela zückte das Handy und wählte Andreas Nummer. Doch sie meldete sich nicht. „Na…vielleicht sitzen sie ja gerade in der Oper…“, meinte sie nur. „Du hast Recht…gönnen wir ihr die paar Tage….“, lachte Claudia. Michaela steckte das Handy wieder weg. Wenn die beiden geahnt hätten wie es ihrer Freundin ging wären sie vermutlich sofort nach Österreich geflogen um ihr zur Seite zu stehen.


    Christopher wartete bis das junge Pärchen verschwunden war und ging dann wieder zu Semir, der ihn nur ansah. „So…wir wechseln wieder… und du kommst mit…“, gab er bekannt und nahm Semir den Knebel ab. „Lassen Sie den Jungen hier…bitte…“, versuchte er erneut. Christopher nickte. „Du hast Recht… am Besten knalle ich ihn ab…“, grinste Christopher. Semir zuckte zusammen. Er traute diesem Kerl alles zu. Christopher ging auf den kleinen, wimmernden Jungen zu, der auf dem Bett lag und sich in seinen Fesseln wand. Er blickte diesen Mann mit weinerlichen Augen an und flehte mit seinen Blicken. Christopher stand einfach da und sah den Jungen an, dann blickte er sich wieder zu Semir um. Wie sollte er diesen kleinen Jungen nur töten? Er sah genauso aus, wie das Kind, dass er sich mit Michaela immer gewünscht hatte. Hatte er wohl Skrupel das Kind zu töten? Regte sich so etwas wie ein schlechtes Gewissen bei ihm? Nein, das konnte nicht sein. Dennoch... „Du hast Glück, Gerkhan.“, meinte Klein nur und kam dann auf Semir zu. „Ich werde das Kind leben lassen. Aber.... solltest du beim Wechsel irgendwelche Fisimatenten machen, dann schneid ich dem Kind die Ohren ab.“, drohte er und Semir nickte nur. Er wollte nur, dass Alex nichts passierte. Widerstandslos ließ er sich die Fesseln abnehmen und auf dem Rücken wieder zusammenbinden. „Los, hoch mit dir und den Wagen gewechselt.“, fauchte Klein und stieß Semir vorwärts. Dieser warf noch einen letzten Blick auf Alex, der immer noch regungslos auf dem Bett lag und mit seinen großen, weinerlichen Augen zu Semir sah. Der Deutschtürke lächelte und nickte kurz, bevor er von Christopher dann entgültig aus den Wagen gestoßen wurde. Klein sah sich erst um, als sie draußen an der frischen Luft waren. „Los, und keine unvorsichtigen Bewegungen oder das Messer bohrt sich tief in deinen Rücken.“, zischte er. Semir verstand und machte einen Schritt nach dem anderen. Für ihn war es im Moment wichtiger, dass das Kind unbeschadet aus der Sache raus kam. Schnell war Semir hinten verstaut und festgebunden, zur Sicherheit auch wieder geknebelt. Christopher lud in Windeseile das Gepäck der jungen Leute um und achtete darauf, dass er auch nichts übersah. Zufrieden schloss er die Tür des VW-Busses und wartete auf das Pärchen.

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  • Marko und Janina kamen zufrieden und mit vollen Bäuchen zurück und gingen direkt auf ihren Wohltäter zu. „Okay, hier sind die Schlüssel und nun wünsche ich euch viel Spaß mit eurem neuen Wagen. Aber denkt dran, erst hinter der Grenze in den hinteren Teil sehen.“, lachte der Mann und reichte Marko die Schlüssel. Nur dessen Freundin sah den Mann skeptisch und sehr misstrauisch an. Warum sollten sie erst hinter der Grenze in den Wagen sehen? War da was, was sie für ihn tun sollten? Waren sie ausgesuchte Bauernopfer? Gleich nach Beginn der Fahrt würde sie nach hinten gehen und das Geheimnis lüften. „Danke, und ich hoffe, sie kommen mit unserem Wagen klar.“, meinte Marko zum Abschied, als der Mann sich hinter das Steuer des VWs setzte und losfuhr. Er winkte ihm nach und merkte nicht, wie seine Freundin sich langsam zur hinteren Tür schlich. „So Janina, dann können wir jetzt auch weiter, oder?“, fragte er und sah entsetzt, wie seine Freundin die Tür aufriss. „Halt, was machst du denn da?“, stieß er aus und rannte zu ihr. Beide blickten mit Entsetzen auf das kleine, wimmernde Kind, dass auf dem Bett lag und sich kaum zu rühren wagte. „Da... da hast du es.“, fauchte sie und ging hinein. „Marko, du hast dich sauber übers Ohr hauen lassen. Jetzt ruf die Polizei.“, stieß sie aus und löste die Fesseln des Jungen. „Aber... aber...“, kam es nur verwirrt von Marko. „Nun mach schon oder hast du das Handy etwa in unserem Wagen gelassen?“, wollte sie wissen. „Ja... ich lauf zum Restaurant zurück und rufe die Polizei.“, stieß er aus.


    Ben und Ricky warteten an der Grenze. „Achtung, der gestohlene Caravan wurde zwanzig Kilometer vor der Grenze gefunden. Das gesuchte Kind befand sich im Inneren, gesund und wohlauf.“, kam es durch den Funk. Sofort sahen sich Ricky und Ben an. Beide wollten in den Wagen springen. „Fahr du, Ben. Dann kannst du mir mal zeigen, wie ihr in Deutschland Verbrecher jagt.“, meinte sie lächelnd. Ben grinste nur und setzte sich hinter das Steuer des Alfa Romeos. Mit Blaulicht und quietschenden Reifen fuhr er los und kam fünf Minuten später auf dem Rastplatz an, wo sich schon eine Streife um den Wagen und das Kind kümmerte. „Major Rebecca Weinek, Kripo Wien.“, stellte sich Ricky kurz vor, als der Wagen endlich zum Stehen gekommen war. Der zuständige Beamte sah sie an und erklärte dann die Sachlage. Ben ging zu dem Kind und versuchte, ihm einige Fragen zu stellen. „Hey Cowboy…geht es dir gut?“, fing er behutsam an. Der Kleine nickte. „Du bist der Alex richtig?“, meinte er weiter. Wieder ein Nicken. „Sag mal…Alex… kannst du mir erzählen, was passiert ist?“, bat er lächelnd. „Der Mann ist böse…!“, stieß der Junge aus. „Ja sehr böse…sag mal…hat der Mann dir was getan?“, fragte Ben und hatte Angst vor der Antwort. „Nein….der hat mir nichts getan…aber er hat Semir wehgetan…ganz doll… der hat ihn getreten und…Semir hat mir gesagt, ich soll schnell raus springen, wenn der Mann nicht aufpasst. Aber der hat aufgepasst… ganz tüchtig.“, klagte Alex. Ben lächelte. „Ja und was ist dann passiert?“, kam die nächste Frage. „Dann hat der Mann mich gesehen und er hat mich festgebunden…das hat richtig wehgetan…ich hab geweint, aber das war dem ja egal….Semir hat mich angeguckt, aber er kann nichts sagen, weil er einen Lappen im Mund hatte. Und dann sind die Beiden weg…“, endete der Kleine. Das die Erzählung keinen wirklichen Zusammenhang hatte, war Ben von vornherein klar. „Das ist sicher ein ganz großes Abenteuer für dich gewesen nicht wahr?“, lächelte er Alex an. Der Junge nickte. „ALEX!!!“, hörte man kurz darauf eine Frauenstimme schreien. „MAMA!!“, rief der Junge zurück und sprang der Frau, die gerade in den Wagen kam in die Arme. „Danke…oh Gott…Danke…Danke….“, weinte sie vor Freude. Ben sah ihr sanft lächelnd zu. „Es ist alles in Ordnung…der Kleine ist nicht verletzt…“, meinte er dann. Sie sah ihn an. Tränen schimmerten in ihren Augen.


    Semir hatte die Augen geschlossen. Er war unglaublich hungrig und durstig, doch Christopher Klein schien das nicht zu berühren, so dachte er jedenfalls. Durch den Knebel wurde der Durst noch mehr verstärkt. Seine Arme waren nun hinten festgebunden und damit war die Möglichkeit sich selbst des Knebels zu entledigen nicht gegeben. „So….dann werden wir wohl Österreich über die Schweiz verlassen….diesen Wagen sucht keiner so schnell… was bin ich doch genial…“, lachte Christopher und sah in den Rückspiegel. Semir saß so, dass Christopher ihn beobachten kann. „Hast du Hunger?“, wollte er wissen. Semir sah ihn an und nickte leicht. „Ja….ich auch….also gut… Hamburger ist drin…ich werde uns welche holen, wenn du ganz friedlich bist, bekommst du auch was ab…und trinken…Cola?“, harkte er nach. Wieder nickte Semir. Egal, was er bekam, Hauptsache die Übelkeit verging. „Also gut… ist gebongt…“, grinste der Mann am Steuer. Semir wusste nicht, ob er ihm trauen konnte oder nicht. Warum spielte er auf freundlich? Was versprach er sich, ihn durch ganz Österreich zu schleppen? Bisher waren die Kollegen vermutlich mit dem jungen Pärchen an der Grenze beschäftigt. Er spürte wie der Wagen von der Straße abfuhr. Da der Wagen hinten keine Fenster hatte, konnte Semir nicht erkennen wo sie sich befanden. Seine Gedanken gingen zu Andrea, die sich sicher sehr sorgte. Wie lange waren sie schon unterwegs? Wie lange würden sie zur Schweizer Grenze brauchen? Würden sie dort durchkommen? Er sah wie Christopher ausstieg. Nun kam es darauf an, ob er ihm etwas zu Essen mitbrachte. So ganz glaubte Semir nicht daran.


    ...

  • Andrea lag im Bett und schlief. Sie hatte eine Beruhigungsspritze von dem Arzt bekommen. „Sie dürfen sich nicht so aufregen…“, hörte sie die ermahnenden Worte des Doktors. Der hatte gut reden… es war ja auch nur ihr Mann, der in den Händen von Unbekannten war. Oder wie Ben sagte…in Händen von Christopher Klein. Andrea dachte an diesen Mann, der ohne Rücksicht handelte. Sogar ein Kind als Geisel nahm, um sein Ziel zu erreichen. Warum hatte Semir ihn nicht damals erschossen? Dann wäre das was nun passierte nicht gewesen. Gegen Abend kam Ben kurz ins Zimmer. „Hey… du solltest nach Deutschland zurück fliegen. Es ist besser wenn du in ärztlicher Aufsicht kommst.“, sagte er besorgt. „Hast du was von Semir gehört?“, wollte Andrea wissen. Ben nickte. „Es geht ihm soweit gut.“, log er. „Wo ist er denn?“, harkte Andrea nach. Ben sah sie verzweifelt an. „Ihr wisst es nicht oder? Ihr habt keine Ahnung, wo sich Klein mit Semir aufhält… hab ich Recht?“, fuhr sie ihn an. Wieder spürte sie ein Ziehen. „Andrea… ich werde ihn finden… ich schwöre es dir… aber bitte… versuch dich zu entspannen. Bitte… du schadest dem Kind damit und Semir würde es sicher nicht wollen, dass seinen Goldstücken etwas passiert…“, gab Ben leicht lächelnd zurück. Andrea nickte. „Ja, du hast ja Recht…aber…ich…habe Angst… um ihn…verstehst du mich nicht…?“, wollte sie leise wissen. „Ich verstehe dich sehr gut. Aber wir werden ihn schon bald haben und dann können du und Semir den Urlaub hier beenden.“, lächelte er und streichelte sanft das Gesicht der Frau seines Partners. Andrea hielt die Hand fest. „Danke Ben….“, sagte sie leise.


    Christopher Klein ging zum nächsten Fastfoodrestaurant und holte für sich und seinen Gefangenen genügend Essen. Kurz, bevor er den Wagen öffnete, sah er sich immer wieder um und bekam große Augen, als sich eine Polizeistreife dem Parkplatz näherte und hinauffuhr, kurz vor dem Restaurant hielt und die Beamten ausstiegen. „Oh Shit.“, stieß er aus und riss die hintere Wagentür auf, sprang ins Innere und sah durch den kleinen Spalt nach draußen. Semir blickte ihn erschrocken an. „Halt ja die Klappe.“, fauchte Klein ihn nur an und sah dann, dass die beiden Polizisten ins Restaurant verschwanden. Er atmete auf und blickte Semir dann an, der sich kauernd in die hinterste Ecke des Kleinbusses zurückgezogen hatte. „Okay, jetzt können wir essen. Ich werde dich erst füttern und dann selbst essen.“, gab er bekannt und packte die mitgebrachte Tüte aus. Mit einem kurzen Ruck zog er Semir dichter an sich heran und hielt ihm das mitgebrachte Essen hin. Erst zögerlich biss er hinein und schluckte dann eilig den Bissen hinunter. Christopher lächelte zynisch. „Schon lange nichts mehr gegessen, was? Tja, ich war schon immer ein schlechter Gastgeber.“, lachte er. Mit einem bösen Blick auf den Augen, sah Semir sein Gegenüber an. „Wenn ich nicht gebunden wäre, dann...“, fauchte er und wollte erneut hineinbeißen, doch Christopher zog ihm den Hamburger vor der Nase weg. „Willst du etwa frech werden?“, zischte er und schlug ihn mit der flachen Hand gegen die Stirn. Blinzelnd flog Semirs Kopf zurück und er merkte, wie aus seiner Nase Blut schoss, die Lippen benetzte und weiter seinen Hals hinunterlief. „Bist du friedlich, bekommst du den Rest vom Essen.“, meinte er nur und hielt den Hamburger Semir wieder hin. Dieser schwor sich Rache an diesem Kerl zu nehmen für den Hieb und für die Vermiesung seines Urlaubs.


    „NEIN!!!“, schrie Andrea und wachte schweißgebadet auf. Sofort war Ben bei ihr. „Andrea, alles in Ordnung?“, wollte er wissen und sah sie besorgt und mit großen Augen an. Wieder lagen ihre Hände auf den Bauch. „Ich... ich hatte einen Alptraum. Es geht schon wieder.“, meinte sie keuchend und streichelte sich über ihren Bauch. Mit schweißgebadetem Gesicht lächelte sie Ben an. „Es geht schon wieder, Ben. Nur, bring mir meinen Mann zurück.“, bat sie und sah ihn an. Schwer schluckend nickte er und sah auf, als Ricky ins Zimmer kam. „Wir haben vielleicht eine Chance, ihn zu finden.“, meinte sie und sofort regte sich Hoffnung in Andreas Gesicht. „Welche? Welche Chance gibt es für meinen Mann?“, wollte sie wissen und sah die Wiener Kommissarin an. „Der Mann, dem der VW-Bus gehört, hat mir gerade erzählt, dass er sein Handy im Handschubfach liegen gelassen hat. Seiner Meinung nach ist es gut aufgeladen und eingeschaltet.“, gab Ricky bekannt. Bens Augen weiteten sich und sofort war er aufgesprungen. „Na los, holen wir uns diesen Kerl.“, fauchte er und ging mit seiner Wiener Kollegin zurück zum Wagen. „Soll ich fahren?“, fragte Ricky. Ben nickte nur und im nächsten Moment ging die Fahrt los. Keiner von beiden ahnte, welchen Ausgang diese Fahrt nehmen würde.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Christopher hielt Semir wieder den Burger hin und lächelte wieder mit diesem falschen Grinsen. Doch dieses Mal biss Semir mit voller Kraft zu und erwischte dabei die Finger des Mannes, der ihn fütterte. „Ahhhhhhh.“, stieß dieser aus und riss seine Hand zurück. Zwischen dem Daumen und seinen Zeigefinger hatten sich tiefe Bisshämatome gebildet, die anfingen, zu bluten. „Du mieses, kleines ...“, fauchte Christopher Klein und formte seine Augen zu fiesen, kleinen Schlitzen. Erschrocken fuhr Semir zurück. Was hatte er getan? War das seine persönliche Rache dafür, dass er einen Hieb auf die Nase bekommen hatte? Sofort war die Hand von Klein am Messer und er hielt es Semir unters Kinn. „Wie hättest du es gerne... Langsam und spürbar oder schnell und schmerzlos?“, fragte Klein und drückte das Messer leicht an Semirs Hals. Dieser wagte nicht einmal seine Spucke hinunter zu schlucken sondern blickte in die voll Hass und Wut gefüllte Augen. „Na, soll ich dich abstechen, wie ein Schwein und dich ausbluten lassen oder willst du leben? Dann winsle um Gnade...“, fauchte Christopher und sah in Semirs Augen. „Nicht…bitte….“, gab Semir leise von sich. Christopher sah ihn höhnisch an. „Wie war das?“, harkte er nach. „Bitte … nicht….“, wiederholte Semir etwas lauter. „Du willst leben?“, kam höhnisch die nächste Frage von Christopher, dem es sichtlich Spaß machte Semir zu quälen. „Ja…ich will … leben…ich…“, erklärte Semir leise. „Und ich soll aufhören?“, lachte Christopher. „Ich…kann Sie…nicht zwingen…aber…ja…hören sie auf.“, stieß Semir aus. Die Wut stieg erneut in ihm hoch. Christopher zog das Messer langsam über Semirs Hals. Es war scharf und Semir spürte wie das Blut am Hals entlanglief. Es war nicht viel aber es reichte um in ihn die Angst aufsteigen zu lassen. Die Angst, die eh schon bei ihm war und nun noch größer wurde. Plötzlich war das Messer verschwunden. Christopher stand auf. „Du hast Recht…ich könnte dich noch gebrauchen… und nun wirst du weiter essen. Noch einen Trick und es ist vorbei…klar?“, wollte er wissen. Semir nickte leicht. „Gut….die letzte Chance….die Pommes und die Cola kannst du allein essen. Übe mal wie ein Hund zu fressen.“, lachte Christopher, riss die Pommestüte auf und ließ den Inhalt vor Semir auf den dreckigen Boden fallen. Die Cola mit dem Strohhalm stellte er vor ihn hin. Wenigstens hier konnte Semir ohne Hilfe trinken. Christopher lachte gehässig…. „Und nun suchen wir uns ein gemütliches Plätzchen für die Nacht.“, verkündete er. Die Fahrt ging weiter.


    Ricky erschrak, als das Telefon klingelte. Es war schon 19:00 Uhr und so langsam spürte sie die Müdigkeit. Auch wenn sie nach ihrem Gefühl gerade fünf Stunden geschlafen hatte. „Major Weinek.“, meldete sie sich müde. „Wir haben das Handy geortet. Das Fahrzeug bzw. das Gerät befindet sich etwas dreißig Kilometer vor der schweizerischen Grenze.“, gab der Anrufer durch. „WAS!!!“, schrie Ricky und weckte Ben mit ihrem Aufschrei. „Wir haben ihn!!“, erklärte sie. Schnell war Ben hellwach. „Wo?“, fragte er sofort. „Danke….ich melde mich...sagen Sie den dortigen Kollegen Bescheid… Sie sollen das Fahrzeug beobachten, aber nicht eingreifen!“, befahl sie durch das Telefon und legte auf. „Ich forderte den Hubschrauber an. Dreißig Kilometer vor der Grenze zur Schweiz wurde der Wagen geortet. Mit dem Heli können wir in zwanzig Minuten da sein.“, erklärte sie rasch und zog ihre Jacke an. Nur wenig später waren sie in der Luft. „Haben die Kollegen den Wagen bereits in Sicht?“, wollte Ben während des Fluges wissen. „Ich habe angewiesen nicht einzugreifen, sondern nur zu beobachten.“ Wieder klingelte ihr Handy. „Ja?“, fragte sie. Dann hörte sie schweigend zu. „Gut… wir sind gleich da. Bis dahin weiter beobachten!“, wiederholte sie ihren Befehl. „Er ist an einem MacDonalds Drive In gesehen worden. Die Kollegen haben so getan, als würden sie ebenfalls essen gehen. Allerdings haben sie keine Hinweise, ob dein Kollege ebenfalls im Wagen war. Vor zehn Minuten ist er abgefahren.“ gab sie an Ben weiter. „Ich hoffe es sehr, dass er noch bei ihm ist… und unverletzt…“, stieß Ben aus und sah erneut aus dem Fenster. Der Flug dauerte ihn einfach zu lang. Wer weiß wie es Semir ging…


    ...

  • Christopher lenkte den Wagen durch einen kleinen Wald. Hier musste es doch irgendeine Möglichkeit geben bequem zu übernachten. Wenigstens für ihn. Gerkhan kann hier im Wagen pennen. Und dann endlich sah er eine kleine Hütte. Schien ziemlich verwildert zu sein, aber in seiner Situation brauchte er keinen Komfort. Ein weiches Bett reichte. Und um eventuelle Nachtwanderer nicht auf ihn und Gerkhan aufmerksam zu machen, konnte er seinem Gast ja einen Knebel anlegen. Aber…vielleicht sollte er Gerkhan einfach in der Hütte anbinden…das wäre besser, wenn die Kollegen von dem Bullen vielleicht doch schon eine Spur aufgenommen. Dieses dumme Pärchen war sicher schon in die Mangel genommen worden und konnte das Kennzeichen durchgeben. Ja…besser wenn Gerkhan bei ihm ist…ganz nahe bei ihm. Er sah in den Rückspiegel. Gerkhan saß friedlich in seiner Ecke und hatte die Augen geschlossen. Schlief der etwas? Dann schien er sich ja wohl zu fühlen. Christopher hielt an und stieg aus. Die Tür schlug er so heftig zu, dass er durch das Fenster sehen konnte wie Gerkhan sich erschrak. „Los, wir sind für heute am Ziel.“, lachte er, als er die hintere Tür geöffnet hatte und Semir hervorzog. Der Hemdskragen war vollkommen von Blut verschmiert, aber die Wunde am Hals war wieder geschlossen. „Na komm...“, fauchte Klein und zerrte Semir raus, stieß ihn dann zur Hütte und ließ ihn vorerst in der nächtlichen Kälte stehen, um die Hütte sich genauer ansehen zu können. Ganze fünf Minuten musste Semir im Schnee und in der Kälte ausharren, bevor er dann in die Hütte gebracht und an einen Ring, dicht am Kamin gefesselt wurde. „So, hier wirst du schlafen. Morgen früh geht es weiter und ich rate dir... mach ja keine Dummheiten und weck mich vor allem nicht.“, fauchte Christopher und sah sich dann an den Fenstern noch einmal um. Es war stockfinster draußen und kaum etwas zu sehen. Hierher würde sich keiner verirren, dachte er und legte sich beruhigt schlafen. Doch ruhig war es sicherlich nicht.


    Semir sah immer wieder zu Christopher hinüber und versuchte, sich geräuschlos die Fesseln zu öffnen. Immer wieder merkte er, wie er vom Knoten abrutschte, doch sein Wille, hier rauszukommen, war stärker. Mehrere Male zog er am Knoten und merkte, wie es sich lockerte. „Komm schon.“, dachte Semir und sah immer wieder zum Feldbett hinüber. Klein schien einen festen Schlaf zu haben. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit konnte Semir den Knoten endlich lösen und schüttelte die restlichen Seile von sich. Die Beinfesseln waren auch schnell gelöst und vorsichtig kniete er sich hin, sah immer wieder zum Bett hinüber. Der Mann rührte sich nicht. Langsam krauchte der Deutschtürke zur Tür und hoffte, dass sie nicht abgeschlossen war. Vorsichtig streckte er die Hand zur Tür aus und horchte, ob noch immer der gleichmäßige Ton des Atmens da war, den Christopher Klein von sich gab. Er war da und langsam drückte Semir die Klinke runter. Kein verräterisches Knarren erklang, als er die Tür aufzog, durch den kleinen Spalt schlüpfte und sie wieder hinter sich zuzog. Jetzt war er draußen, doch schon war ein neues Problem da. Wie sollte er von hier weg kommen? Den Schlüssel vom Wagen hatte sicher Klein in seiner Tasche und sicherlich würde Semir ihn sich nicht holen. Er musste zusehen, dass er eine Straße erreichte und ein Auto anhalten konnte. Schnell stapfte er los, immer wieder sah er sich um und mit jedem Meter, den er ging, vergrößerte sich sein Abstand zu seinem Entführer. Schon bald würde er Andrea wieder in die Arme schließen und mit ihr den restlichen Urlaub, immerhin noch 8 Tage, in Wien verbringen können. Sicherlich machte sie sich mehr als nur große Sorgen. Er hoffte inständig, dass es ihr und dem Baby gut ging. Was war das? War da ein Geräusch am Himmel?

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  • „Da... ich sehe ihn. Das da unten ist Semir...“, stieß Ben aus, als er mit der Lichtbildkamera die Gegend absuchte. Ricky sah aus ihrem Fenster und entdeckte eine mit den Armen wedelnde Person. „Woher willst du das wissen?“, fragte sie skeptisch. „Ich weiß es einfach.“, erwiderte Ben und sah Ricky bittend an. „Hier können wir nicht landen, aber weiter unten ist ein Parkplatz, der sollte groß genug sein.“, meinte sie und gab dem Piloten die Anweisung. Ben atmete erleichtert auf. Endlich... sie hatten Semir gefunden und wie es schien, konnte er sich selbst befreien. Semir sah dem Hubschrauber nach und rannte in die Richtung, in der er abdrehte. Schnell war er am Wagen vorbei und hatte den Rastplatz erreicht, auf dem der Hubschrauber gelandet war. „Ben... endlich.“, stieß er keuchend aus und ließ sich fast in die Arme seines Freundes und Partners fallen. Die letzten Tage waren sehr erschöpfend für ihn und am liebsten wäre er gleich eingeschlafen. „Semir, wir haben dich. Geht es dir gut?“, wollte Ben wissen und sah seinen Partner besorgt an. „Soweit ganz gut. Bring mich nur schnell hier weg.“, flehte Semir und sah Ben mit trüben Augen an. „Oh man, was hat dieser Mistkerl dir nur angetan?“, fragte er fauchend. Doch Semir ließ sich einfach in den Sitz sinken und wollte eigentlich nur noch einschlafen. Ricky sah Ben an und dann Semir. „Ich lasse ihn nach Wien bringen. Kümmern wir uns inzwischen um den Entführer.“, meinte sie. Ben nickte und zog seine Waffe. „Holen wir uns das Schwein.“, fauchte er. Ricky gab dem Piloten ein Zeichen und mit lautem Getöse startete der Hubschrauber, erhob sich laut in die Luft.


    Christopher Klein wurde von einem Geräusch wach. Erschrocken fuhr er auf und sah sich um. Nur noch die Stricke lagen in der Ecke. „Verdammt. Gerkhan, dafür bring ich dich um.“, fauchte er und schwang sich aus dem Bett. Schnell war er wieder in seinen Schuhen und rannte vor die Hütte. Doch schon im nächsten Moment blieb er stehen, als er vier Schatten vom Parkplatz auf die Hütte zukommen sah. „Shit.“, stieß er aus, rannte zum Wagen und durchsuchte das Handschubfach. Er griff sich das Handy, das dort lag und die kleine Pistole. Scheinbar hatte das Pärchen mit ungarischen Straßenräubern gerechnet. „Klein, bleiben sie stehen.“, hörte er schon im nächsten Moment aus der Ferne. Doch jetzt dachte er nicht daran, stehen zu bleiben. Nur noch dreißig Kilometer und er war ein freier Mann. Das würde er schaffen. Notfalls auch zu Fuß. Im Zickzack rannte er durch den Wald. „Verdammt!! Gerkhan!!! Ich werde dich fertig machen!!!“, schrie er seine Wut heraus. Wenn er den Bullen noch hätte, dann wären seine Kollegen nicht jetzt hinter ihm her. Christopher stolperte über eine Wurzel, die aus dem Waldboden herausragte. Er schlug hin und verlor die Waffe. „Stehen bleiben!!“, hörte er wieder „Du kannst mich mal…ich geh nicht wieder in den Knast…ich nicht…“ stieß Christopher aus. Er zog das Handy heraus und rief Sarah an. „Sarah….ich…ich möchte mich bei dir entschuldigen...ich hab dir Ärger gemacht…ich …ich bitte dich verzeih mir…“, weinte er regelrecht ins Handy. „Chris…wo bist du? Lass dir doch helfen…bitte….ich tue alles für dich.“, hörte er Sarah. Christopher rannte weiter. Doch plötzlich war der Weg zu Ende. Er blieb stehen und sah ca. 6 Meter in die Tiefe. Gehetzt sah er sich um. „Sarah…ich liebe dich….vergiss mich nicht!“, stieß er durch das Handy. Dann beendete er das Gespräch und sprang in die Tiefe.


    Ben hatte Christopher fast eingeholt, als er plötzlich verschwunden war. Ben stoppte gerade noch am Abhang, bevor auch er abrutschte. Weit unten sah er den seltsam verdrehten Körper des Verbrechers. „Oh verdammt…“, stieß er aus und suchte einen Weg nach unten. Dann sah er etwas weiter eine Art Stufen im Waldboden, die nach unten führten. Ben stieg sie vorsichtig runter. Er rief Ricky via Handy an. „Richy….er ist abgestürzt… sieht nicht gut aus… ich brauche einen Notarzt etwas 7 km von der Hütte entfernt. Da ist ein Abhang…also die sollen vorsichtig sein. Christopher Klein ist abgestürzt.“, gab er durch. „Alles klar.. wir kommen sofort!“ kam von Ricky. Ben erreichte den unteren Abschnitt. Vorsichtig berührte er Christopher am Hals um den Puls zu fühlen. Er schlug nur schwach. Ein schwaches Stöhnen kam aus dem Mann heraus. Er schien schwer verletzt zu sein. „Bleiben Sie liegen….ganz ruhig.. Hilfe ist unterwegs.“, erklärte er beruhigend. „Nicht…. einmal… ster… ben…. kann….. ich… ver… nünf… tig…“, stieß Christopher Klein aus. „Ist doch besser so…“, knurrte Ben. Er sah Semir vor sich, müde, verletzt, erschöpft…drei Tage in der Gewalt dieses Mannes, der nun völlig am Ende war. Der Arzt kam und untersuchte Klein. „Er muss umgehend ins Krankenhaus gebracht werden. Aber ich befürchte….das wir ihm nicht helfen können. Nach dem, was ich hier schon sehen kann, hat er mehrere Knochenbrüche…bei der Höhe mit Sicherheit auch innere Verletzungen!“, erklärte er und orderte den Helikopter zur Bergung des Mannes an.


    ...

  • Semir wurde von dem Piloten geweckt, als sie auf dem Dach des Krankenhauses in Wien landeten. „Was?“, schreckte er auf. Er wollte sofort in Abwehrhaltung gehen, erkannte dann jedoch, dass er in Sicherheit war. „Wir sind da…und werden Sie jetzt erst einmal untersuchen lassen. Die Wunden müssen behandelt werden!“, erklärte der österreichische Kollege, der mit geflogen war. Semir nickte und ließ sich bereitwillig in das Gebäude bringen. Er war müde und eigentlich wollte er einfach nur schlafen. Am liebsten bei Andrea. Einer der Ärzte kümmerte sich sofort um Semir. Er reinigte die Wunde am Hals und besah sich den Schaden, der hier entstanden war. „Der Schnitt ist nicht besonders tief und heilt sicher schnell. Ich lege Ihnen eine Verband mit Salbe an.“, lächelte der Doc. „Danke…ich bräuchte nur noch ein Bad und dann ein Bett….“, gab Semir zurück. „Bleiben Sie hier eben liegen…eine Schwester wird sich gleich um Sie kümmern.“, bat der Arzt und verschwand. Semir schloss die Augen. Nur wenige Minuten später schlief er tief und fest. Er wachte auf, als jemand ihn berührte. „Semir…“, hörte er Andreas Stimme. Er öffnete die Augen und staunte nicht schlecht, als er sich in einem Krankenzimmer wieder fand. „Andrea…Schatz….geht es dir und dem Kleinen gut? Wieso liege ich hier? Ich war doch…im Behandlungszimmer…“, kam etwas verwirrt von ihm. Andrea lächelte. „Das mein Lieber war gestern Abend… seit dem liegst du hier und hast einen verdammt tiefen Schlaf gehabt. Wie geht es dir?“, wollte sie wissen. „Ich fühl mich schon besser. Was ist mit Klein?“, harkte Semir nach. Andrea schüttelte den Kopf. „Jetzt ist nichts mit Arbeit… wir sind im Urlaub schon vergessen…?“, lachte sie sanft. Sie strich Semir über die Wange. „Ich hatte unglaubliche Angst… um dich…“, weinte sie. Semir zog sie an sich. „Shhhhht…. Denk an unser Kind….Aufregung ist nicht gut und du weißt doch…. Ich bin ein Held…. Ich darf nicht sterben…“, scherzte er und küsste sie sanft.


    Ben wartete vor dem OP in dem Christopher gebracht wurde. Es dauerte für ihn ewig, bis endlich ein Arzt kam. „Was ist mit dem Mann?“ fragte Ben. „Nun….er hat schwere innere Verletzungen. Wir haben die Blutung soweit wir sie entdecken konnten, gestoppt. Nun zeigt sich ob der Herr Gott im Himmel Gnade mit ihm hat. Das werden wir sehen. Sollte er noch Angehörige haben, dann sollten Sie sie herbringen…“, empfahl der Arzt. Ben nickte und sah sich um, als Ricky und Sarah den Gang entlang kamen. „Wo ist mein Bruder?“, wollte die kleine Chefköchin wissen und sah den Arzt mit verweinten Augen an. Der Arzt sah die Frau an. „Sie sind die Schwester von Herrn Klein?“, fragte der Mann im weißen Kittel. Sarah nickte nur und der Arzt brachte sie dann auf die Intensivstation. Dort lang Chris in einem weißen Kittel gekleidet und mit allerlei Schläuchen durchzogen. Seine Augen waren geschlossen, dennoch drehte er den Kopf, als er die Tür hörte. „Sarah? Schwesterchen?“, kam es kaum hörbar von ihm. Sarah wagte sich kaum zu rühren, blieb an der Tür stehen, doch dann machte sie einige Schritte auf das Bett zu und sah, wie Chris den Arm nach ihr ausstreckte. „Ja... ja, ich bin hier.“, meinte sie und ergriff die geschundene und eingeschiente Hand ihres Bruders, setzte sich zu ihm ans Bett und strich durch das mit Blessuren und Schrammen verziertem Gesicht. „Ich habe alles falsch gemacht. Verzeihst du mir?“, kam es hustend von Christopher und sein ganzer Körper krümmte sich vor Schmerzen, die ihn durchzogen. Sarah weinte und musste unweigerlich schlucken, als sie ihren Bruder sah. „Bitte Sarah, verzeih mir... ich hab ... hab dein ... Leben... hab dein Leben vollkommen durcheinander gebracht... Bitte... ich wollte nie... nie dir Schwierigkeiten... machen....“, kam es hustend von ihm. Sarah hörte weinend zu und strich ihrem Bruder über die Wange. „Ich... ich verzeihe dir. Wie könnte ich dir böse sein.“, weinte sie und merkte dann einen kurzen Druck an ihrer Hand. Sie riss die Augen auf und sah, wie ihr Bruder sich aufbäumte. „Verzeiht mir...“, schrie er und fiel dann ins Bett zurück. Erschrocken blickte Sarah auf die Nulllinie der Geräte und dann zum Fenster, wo Ben und Ricky standen. „Was für ein...“, fauchte Ben, doch Ricky sah ihn nur an, schüttelte dann den Kopf. „Komm, lass uns gehen. Wir haben hier nichts mehr zu tun.“, meinte sie. Ben nickte und folgte ihr.

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  • Semir und Andrea lagen, Arm in Arm, im Krankenhausbett, als die Tür aufging und Ben und Ricky hineinkamen. „Hey Partner, wie geht’s dir?“, wollte der Jungkommissar sofort wissen. Semir lächelte nur. „Wie du siehst, ganz gut.“, erwiderte er und hielt seine Andrea fest in den Armen. „Hallo, ich bin Rebecca Weinek, Kripo Wien.“, stellte sich Ricky vor. „Sie haben meinem Kollegen geholfen? Und, hat er versucht, sie einzuladen?“, kam es gleich spitzbübig von Semir. Sofort gab ihm Ben einen Hieb mit der Faust gegen dessen Oberarm. Ricky lachte. „Nun, er hat es versucht und wir waren auch essen, aber dann hat ihre Frau angerufen. Somit ist er mir eigentlich das Essen auch noch schuldig.“, meinte sie und sah Ben vielsagend an. Dieser hob erstaunt die Augenbraue. „Wie geht es eigentlich Felix?“, wollte Andrea dann wissen. Erschrocken sah Ben die Frau seines Partners an. „Och, ich denke doch, es geht dem kleinen Racker gut. Immerhin kümmert sich Susanne um ihn.“, meinte er. Andrea lächelte. „Dann werde ich sie gleich einmal anrufen.“, kam es von ihr und sie verließ dann das Zimmer. Ricky sah ihr hinterher und dann zu Ben. „Wie wäre es, wenn wir das Essen heute Abend nachholen? Treffpunkt vor dem Polizeipräsidium?“, fragte sie und sah den deutschen Kommissar mit ihren blauen Augen liebevoll an. „Okay, ich werde so gegen sieben da sein.“, meinte er und sah Ricky nach, als sie das Zimmer verließ. Semir grinste nur breit, als sein Partner sich wieder ihm zuwandte. „Was?“, kam es knurrend von Ben. „Nix... ich sehe aber, dass dies ein hartes Stück Arbeit für dich wird.“, lachte er. „Wird nicht frech oder ich bring dich gleich in die Hütte und binde dich wieder am Kamin fest.“, lachte Ben. Dann wurde Semir wieder etwas ernster im Gesicht. „Gott Ben, das waren Höllentage. Wenn ich hier raus bin, werde ich ihn umbringen.“, stieß er wütend aus und ballte die Fäuste. „Das musst du nicht mehr.“, kam es dann nur von Ben zurück. Nichts verstehend, sah der Deutschtürke auf und blickte Ben fragend an.


    „Wie meinst du das?“, wollte Semir wissen. „Er ist, als wir ihm durch den Wald verfolgten, einen Abhang runter gestürzt. Die Verletzungen waren so extrem, dass er eben verstorben ist.“, erklärte Ben. Man merkte es ihm an, dass er mit dem Ausgang der Verfolgung nicht zufrieden war. „Das ist übel…Aber vermutlich gerecht.“, meinte Semir leise. „Nein… es ist nicht gerecht. Es wäre gerecht gewesen, wenn er seine Strafe hätte absitzen können.“, warf Andrea ein. „Das siehst du falsch…er ist zwar ein Verbrecher, aber…er war auch ein Mensch…“, erklärte Ben. „Ja schon…aber für das was er Semir angetan hat…das…“, verteidigte Andrea ihre Gedanken. „Ben hat Recht…. Er hat mir zwar einiges angetan aber…ich habe es überlebt und…ich werde auch wieder gesund.“, lächelte Semir. Es klopfte an der Tür und Sarah trat ein. Sie hatte verweinte Augen. „Herr Gerkhan….ich…ich möchte mich…entschuldigen…“, kam leise von ihr. Semir sah sie lächelnd an. „Sie müssen sich nicht entschuldigen…“, gab er zurück. „Aber...es war mein Bruder, der Ihnen das angetan hat…und…er ist nun tot. Er hat mit seinen letzten Worten um Vergebung gebeten…ich….ich habe ihn vergeben. Und damit er…damit er…“, weinte sie leise. Andrea nahm sie in den Arm. „Sie können nichts für die Taten Ihres Bruders… mein Mann ist wieder da und er ist nicht schwer verletzt. Von daher….ist es erledigt. Ihr Bruder wird sich vor einem anderen Gericht verantworten müssen.“, erklärte sie sanft und leise. Sarah sah sie an. „Ich schäme mich so für ihn. Ich dachte wirklich, dass Sie und er befreundet waren. Mir fiel es erst auf, als Ihr Kollege hereinkam…“, erklärte Sarah, die sich langsam beruhigte.


    Claudia schaltete den Fernseher ein. Es liefen gerade die Nachrichten. „...wurde uns bekannt, dass während einer Verfolgung in einem Waldgebiet in Wien zu einem tödlichen Unfall gekommen. Der geflohene und gesuchte Ausbrecher Christopher Klein ist, während er auf der Flucht vor der Polizei war, einen Abhang hinabgestürzt. Christopher Klein verletzte sich bei dem Sturz derart, dass er nur wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Der Polizist, der sich in der Gewalt von Klein befand, konnte sich kurz zuvor selbst befreien und fliehen. Er befindet sich ebenfalls im Krankenhaus. Und nun zum Sport….“, hörte sie die Sprecherin. Claudia starrte auf den Bildschirm. „Das glaub ich jetzt nicht…“, stieß sie aus. In diesem Augenblick kam auch Michaela ins Wohnzimmer. „Was glaubst du nicht?“, wollte sie wissen. „Christopher ist tot…“, erklärte Claudia. „Wie bitte?“, harkte Michaela nach. „Er ist tot…Michi…es ist vorbei…du musst nie wieder Angst haben…“, versuchte Claudia ihrer Freundin zu erklären. „Aber… das kann doch auch ein Trick sein… ich meine…müsste uns Herr Jäger nicht Bescheid geben?“, wollte Michaela wissen. „Er wird auch in Österreich sein. Warte es nur ab…. Sobald er hier ist, wird er uns auch Bescheid geben. Aber es ist wahr….Christopher ist tot… und damit sind deine Probleme weg… Du kannst wieder in deine Wohnung und dein Leben leben….“, strahlte Claudia. Erst jetzt schien auch Michaela zu begreifen was passierte. „Solange ich es nicht mit eigenen Augen sehe und höre, glaube ich es nicht…“, gab sie mit ein wenig Zweifel von sich.


    ...

  • Der Tod von Christopher machte die Runde und so erführ auch Kim Krüger von Ben das Semir befreit und auf dem Wege der Besserung war. Sie war sichtlich erleichtert, dass Semir leicht verletzt war und ließ es sich nicht nehmen im Krankenhaus noch mit ihm zu sprechen. „Ja Frau Krüger…ich werde meinen Urlaub fortsetzen. Immerhin sind es noch acht Tage, die ich hier entspannen kann und dann bin ich auch wieder vollkommen einsatzfähig.“, hörte sie Gerkhan sprechen. „Herr Gerkhan….ich freu mich, dass Sie das Abenteuer überstanden haben. Wir haben uns große Sorgen gemacht…“, gab Kim durch. Semir lächelte durch das Telefon. „Danke Chefin... ich wusste manches Mal nicht, ob er mich umbringen würde oder ob er nur mit meiner Angst spielte. Aber jetzt ist zum Glück alles wieder in Ordnung.“, meinte Semir. „Schön, dass ihnen nichts passiert ist.“, verabschiedete sich Kim und beide legten dann auf. Lächelnd ließ Semir den Hörer zurück in die Gabel gleiten und bereitete sich dann auf seine Entlassung vor. Andrea und Max, der Hoteljunge, holten ihn vom Eingang ab und fuhren dann mit einem glücklichen Gesicht zurück ins Hotel. „Ich hab einen Riesenhunger. Lass uns gleich was essen gehen.“, meinte er zu seiner Frau. Lachend stimmte Andrea zu. „Mein armer Mann, du musst ja umkommen vor Hunger.“, antwortete sie auf den Blick ihres Semirs. „Ohhhh ja.“ Schon im nächsten Moment saßen beide im Restaurant des Hotels, wo alles angefangen hatte und sahen sich die Speisekarte an. „Ich denke, ich nehme ein Wiener Schnitzel und...“, plötzlich stockte er, als er sah, wie Sarah von jemanden in Grund und Boden geschrieen wurde. Andrea drehte sich ebenfalls um und sah nur noch, wie Semir mit schnellen Schritten auf die Beiden zuging.


    „...dass ein Gast unseres Hauses von einem Mitarbeiter dieses Hauses entführt werden konnte, ist unglaublich.“, fauchte der Mann mit der streng aussehenden Halbglatze und den nach hinten gekämmten Haaren in feinstem Wiener Dialekt. „Frau Klein, ich bin sehr enttäuscht von ihnen. Sie haben ihren Bruder eigenhändig eingestellt und sich somit ihr eigenes Grab geschaufelt. Holen sie ihre Sachen. In einer Stunde will ich sie hier nicht mehr sehen.“, fauchte der Mann und wollte gerade gehen, als sich Semir ihm in den Weg stellte. „Das können sie nicht mit Frau Klein machen.“, meinte Semir mit ruhiger Stimme und sah den großgewachsenen Mann mit seinen braunen Augen an. „Herr... Herr Gerkhan....“, stammelte der Direktor. „Tut mir Leid, aber ich denke nicht, dass sie das etwas angeht.“, meinte er dann schnell. „Doch, das geht mich sehr wohl etwas an. Immerhin bin ich mit der Grund, warum jetzt dieser jungen und talentierten Köchin gekündigt werden soll.“, kam es von Semir. Der Direktor stand ohne ein Gegenwort vor ihm. „Sie konnte doch nicht ahnen, dass ihr Bruder zu solch einer Kurzschlusshandlung fähig war, als er mich gesehen hat. Nein, das können sie ihr wirklich nicht in die Schuhe schieben. Bitte, überdenken sie ihre Entscheidung noch einmal.“, bat Semir mit den eindringlichsten Worten, die er je gebraucht hatte und schien damit Erfolg zu haben. Er sah, wie der Direktor nachdenklich auf seiner Glatze herumkratzte, sich dann umwandte und Sarah ansah. „Ich denke, es war überstürzt, sie zu entlassen. Gehen sie wieder an ihre Arbeit, Frau Klein.“, meinte er nur und nickte Semir dann zu, bevor er selbst verschwand. Zufrieden ging der Deutschtürke zurück zu seinem Platz und legte sich zufrieden die Serviette auf den Schoß. „Semir Gerkhan... du musst wohl immer die Welt retten, oder?“, lachte Andrea nur. „Klar doch.“


    Auch für Ben wurde der Abend einer der besten, die er je erlebt hatte. Er traf sich mit Ricky vor dem Präsidium und gemeinsam fuhren sie dann in das Lokal, wo sie sich als erstes verabredet hatten. „So, ich hoffe, wir können den Abend ungestört miteinander verbringen.“, meinte sie und sah mit ihren klaren, eisblauen Augen direkt in Bens kastanienbraune. Dieser konnte sich wieder nicht diesem magischen Moment entziehen, den diese Augen nun einmal aus ihn ausübten. „Das hoffe ich auch.“, meinte er und näherte sich langsam mit seinen Lippen denen von Ricky. Sie lächelte nur und erwiderte die Annäherung, doch anders, als gedacht. „Ben nicht. Lass uns einfach den Abend genießen.“, meinte sie, nachdem sie ihre Finger auf Bens Lippen gelegt hatte. Dieser wich zurück und sah sie erstaunt an. Dann sah er das erste Mal wirklich auf ihre Hand und erblickte den Ring an ihrem Finger. „Oh.“, kam es nur von ihm. „Er ist Pilot, Ben. Und, egal, wo er ist, ich werde ihm immer treu sein. Lass uns einfach den Abend so genießen, wie wir es vor hatten, unter Kollegen.“, bat sie mit liebevoller Stimme. Ben nickte und rutschte auf der Couch ein Stück zurück. Sie lachte los. Trotzt der zunichte gemachten Chancen Bens wurde es einer seiner schönsten Abende in Wien. Ricky führte ihren deutschen Kollegen danach an der Donau entlang und brachte ihn zu seiner Pension zurück. „Tja, dann sehen wir uns wohl nicht so schnell wieder.“, meinte er mit einem Blick, der selbst Steine zum Schmelzen gebracht hätte. „Nur, wenn du wieder einen Ausbrecher bis nach Wien jagst.“, lachte Ricky und gab Ben einen Kuss auf die Wange zum Abschied, bevor sie in die Dunkelheit der Wiener Nacht verschwand.


    Die Tage vergingen schnell und erholsam für Semir und Andrea. Ben war schon vorab zurückgeflogen, da er sich ja auf einem Einsatz und nicht im Urlaub befand, und holte das glückliche Paar am Flughafen ab. „Wie ich sehe, habt ihr euch noch gut erholt?“, lachte er, als er die verliebten Blicke der Beiden sah. „Ja, Wien ist eine durch und durch wunderschöne Stadt, direkt zum Verlieben.“, schwärmte Andrea und küsste ihren Mann auf die Wange. Dieser grinste und sah auf Bens Unterarm. „Sag nur, dich hat Felix attackiert?“, fragte er ,als er die tiefen Kratzer an Bens Unterarm sah. „Euer Kater fand es wohl nicht so lustig, dass ich ihn aus seinem Sessel schmeißen wollte.“, meinte er und Semir lachte los. „Ja, das duldet er nur von mir. Ich freu mich schon wieder auf diesen Chaoten und den anderen auch.“, kam es von Semir und alle drei verließen den Flughafen. Damit endete eine vollkommen mit Überraschungen versehene Reise mit einem glücklichen Ende.



    Ende.

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