Im Auge des Gesetzes






  • 1.




    Die Autobahn Kölns war voller Wagen. Es war gerade Mittag. Die unglückliste Zeit. Leute die Halbtags arbeiteten, drängten, um nach Hause zu kommen, Mütter mussten das Essen vorbereiten und Ganztagsarbeitende wollten unbedingt noch Mittagessen.
    Im Gegensatz zu Ben Jäger, der sass mit seinem Partner Semir Gerkhan im Mercedes und beide assen genüsslich einen Hamburger. Sie standen auf einem Autorastplatz und begutachteten den Verkehr. "Wieso stressen die Leute eigentlich immer so?", fragte Ben sich selbst und Semir zog eine Augenbraue hoch. "Es gibt kaum Leute, die so locker denken wie du..." "Alles Spiesser", erwiderte der Jüngere und biss in seinen Hamburger. "Die Spiesser, haben auch keinen reichen Vater, der dem Sohn immer ein paar Euros in den Hintern steckt!" Ben streckte Semir nur die Zunge raus. "Jedenfalls, können die nicht einfach in den nächsten Fastfoodladen und sich es dann gemütlich machen." Ben lächelte. "Deshalb liebe ich meinen Job", sagte er dann und nahm den letzten Bissen seines Hamburgers. Danach steckte er den Schlüssel und startete den Motor. Er bog in die Einfahrt ein und befand sich dann auf der Autobahn. "Scheint aber ruhig zu sein heute..." Ben zweifelte. "Immer wenn du das sagst, passiert was Semir, das gefällt mir gar nicht!" Semir grinste. "Ich dachte, du wärst kein Spiesser..."




    Ben überholte einen kleinen weissen Golf. "Ich bin auch kein Spiesser, aber auch ich möchte meine Ruhe haben..." Semir lachte. "Wirst du langsam alt?", fragte er stichelnd und Ben zog eine Schnute. "Bei den jungen Mädchen bist du mit 31 schon so gut wie tot. Ich habe das beobachtet, als 13-Jährige die Schwester ihrer besten Freundin fragte, wie alt sie seie. Sie sagte zwanzig und die hatten Augen so gross wie Billiardbälle." "Damit musst du dich abfinden." Semir schaltete das Radio an und lehnte sich nach hinten. Es lief gerade Udo Jürgens mit seinem Hit "Mit 66 Jahren". "Das nenn' ich mal passend!", kommentierte Ben und schüttelte mit dem Kopf. Beide schreckten auf, als ein gelber Lotus sie mit hoher Geschwindigkeit überholte. "Ey!", protestierte Ben und schüttelte mit dem Kopf. "Das gibt ein gewaltiges Knöllchen", sagte Semir und holte die Kelle hervor. "Hol' ihn mal ein, dem will ich Manieren beibringen!" Ben drückte auf's Gas und konnte sich dem Lotus nähern. Semir öffnete das Fenster und hielt die Kelle heraus. "Hoffentlich hält..." Zwei Schüsse durchdrangen den Wagen und sausten knapp an den Beiden vorbei. "So ein Arschloch", zischte Semir und holte seine Waffe hervor. Er erwiderte das Feuer. Ben musste immer wieder einen Wagen überholen und benutzte dazu ziemlich gefährliche Fahrmanöver.




    "Kannst du nicht ruhiger fahren?", fragte Semir. "Ich kann auch auf 80 zurückfallen und den Typen entkommen lassen!", giftete Ben zurück. Der Fahrer des Lotus lehnte sich nach hinten und schoss weiter. Dabei übersah er einen leeren Autotransporter und fuhr direkt in ihn hinein. Der Wagen flog über die Rampe hinaus und überschlug sich. "Heilige Scheisse", stiess Ben hervor und fuhr auf den Pannenstreifen. Beide stiegen aus und rannten auf den Wagen zu, der auf dem Dach zum stehen gekommen war. Semir rannte sofort auf die Fahrerkabine zu und sah den blutüberströmten Fahrer. Er legte den Finger auf den Hals. "Nichts", sagte er, als Ben auf ihn zukam. Dieser hob die Hand. "Hörst du das?", fragte er und Semir sah unter den Wagen, wo Benzin auslief. "Los, weg hier!", schrie er und zog Ben mit sich. Sie hasteten weg und schon knallte es. Eine Druckwelle von enormer Stärke riss sie zu Boden. Ben sah Semir mit funkelnden Augen an. "Ich habe es dir doch gesagt!", kommentierte er und Semir rollte mit den Augen. "Irgendwas gebrochen?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Und du?" Semir tastete sich ab. "Nein, mir geht's gut, im Gegensatz zu dem armen Kerl, der gerade zum Barbeque wird."

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

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  • 2.





    „Da habt ihr ja was Schönes angestellt“, murmelte der Gerichtsmediziner und beugte sich über die, mit Löschschaum bedeckten, Leiche. „Wieso wir?“, fragte Ben leicht pikiert und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ich weise auch jegliche Schuld von mir“, ergänzte Semir und ging auf den Doc zu. „Jedenfalls, kann ich so nichts sagen. Die Leiche muss mit in die Gerichtsmedizin. Hier kann ich euch nicht helfen!“ Semir seufzte. „Nun ja, sieht ja auch aus als wäre er gerade aus einer Verbrennungsanlage geflüchtet.“ Ben verkniff sich das Lachen und begutachtete den Wagen. Ausser der Karosse war nicht mehr viel übrig. „Der schöne, gelbe Lotus...“, sagte er mit ein wenig Wehmut in der Stimme. „So einen kaufst du doch beim morgendlichen Shopping!“ Ben zog auf Semirs Satz die Augenbrauen hoch. „Klar, weißt du, gestern sah ich einen und wollte dir den kaufen, aber dann hatte ich mich erinnert was für ein kleiner…Türke bist!“ „Ach deine Güte ist Grenzenlos“, erwiderte Semir und klopfte dem Gerichtsmediziner auf die Schulter. „Meld‘ dich, wenn du was hast!“Sie gingen auf den Wagen zu und wollten gerade einsteigen, als eine Frau an der Absperrung stand und sich die Seele aus dem Leibe schrie. „Kevin!“, kreischte sie immer wieder, „Kevin, nein!“ Die beiden Autobahnpolizisten gingen auf sie zu. „Kennen Sie das Opfer?“, fragte Semir direkt und die Frau sah ihn mit tränenerfüllten Augen an. „Das ist mein Mann!“, flüsterte sie und hatte die Hände auf die Wange gepresst. „Kevin…Kevin Erbacher.“ Bei Ben legte den Kopf schief. „Der berühmte Jazzpianist?“ Sie nickte. „Darf man dann fragen, wieso Ihr werter Herr Pianistgatte auf ein Polizeiauto geschossen hat?“ Die Frau begann zu zittern. „Das kann nicht sein“, stieß sie hervor. Ben nickte zu seinem Mercedes, der mit Einschusslöchern übersät war. „Dann sind die nur wohl zur Belüftung“, bemerkte er sarkastisch. „Woher wollen Sie überhaupt wissen, dass dies ihr Mann ist“, mischte sich Semir wieder ins Geschehen ein.


    „Der Lotus…er ist eine Seltenheit. Deshalb…und die Reste der Kleidung.“ Semir verschränkte die Arme. Er überreichte ihr seine Visitenkarte. „Gehen Sie zum Gerichtsmediziner, er steht dort hinten am Kleintransporter, sollten Sie dann Gewissheit haben, melden Sie sich bitte bei mir.“ Sie nickte und verschwand.„Ein Jazzpianist der auf einen schiesst, dass hat man auch nicht alle Tage!“ Semir zuckte mit den Achseln. „Noch ist nicht bewiesen, ob er es ist. Aber wenn, wieso hat er das getan? Werden wir nun von jedem beschossen der sich ein Knöllchen eingefangen hat?“ „Wenn du immer wieder beschwörst dass nichts passiert!“, giftete Ben und sah wehmütig zu seinem Mercedes. „Na super…“ Sie gingen auf den Wagen zu und fuhren Richtung PAST. Im Vorbeifahren erblickten sie Hartmut, der gerade seinem Team Anweisungen gab. „Ich könnt‘ einen Kaffee vertragen“, begann Semir und kramte in seiner Geldbörse, „was ist mit dir?“ „Kann nicht schaden“, antwortete Ben und bog in die nächste Einfahrt für eine Autobahnraststätte. Gemeinsam stiegen sie aus und bemerkten die verwirrten Blicke von anderen Autobesitzern. „Ich bin heute Morgen aufgewacht und fand den Lack einfach grässlich“, sagte Ben laut und Semir konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie liessen sich Beide einen Automatenkaffee aus und begaben sich zur Kasse. Semir schlug eine Einladung von Ben aus. Nicht dass es ihm nicht gefiel, dass Ben manchmal daran dachte, dass Semir nicht gerade das Geld von den Bäumen pflücken konnte, aber er wollte nicht als Schmarotzer gelten. Dazu war ihm die Freundschaft zu wichtig.


    An der Kasse stand eine junge Frau. Als sie Ben erblickte, begann sie zu strahlen. „Ben? Ben Jäger?“ Er sah sie verwirrt an. Die junge Frau trug ihr braunes Haar kurz, hatte eine Brille auf der Nase. Jedoch war sie zärtlich und sicher nicht älter als 20. „Erkennst du mich nicht?“, fragte sie nach und Ben schüttelte ehrlich mit dem Kopf. „Also ehrlich. Da verhilft der Sohn des reichen Nachbarn einem die Matheklausur beim Abi zu bestehen und dann das!“ Nun machte es Klick. „Lena? Lena Thaler?“ Sie nickte enthusiastisch. Sie umarmten sich kurz. „Lass dich ansehen!“ Sie stellte sich zur Schau. „Junge bist du gross geworden. Aber was macht eine Abiturentin, die bei mir Nachhilfe hatte, bei einer Autoraststätte?“ Sie grinste. „Ich studiere Literatur. Damit ich nicht meinen Eltern komplett auf dem Portemonnaie sitze, verdiene ich hier noch ein wenig Geld dazu.“ Ben zog einen fünf Euroschein hervor. „Die Kaffees machen je zwei Euro.“ Ben zwinkerte als er den Schein gab. „Stimmt so.“ Semir sagte nichts, sondern lief leicht peinlich berührt an. Er konnte sich solche Spässchen nicht leisten. „Sie scheinen wohl auch nicht mit dem Geldregen überhäuft zu sein wie unser guter Ben.“ Semir nickte. „Semir Gerkhan. Ich bin sein Partner bei der Autobahnpolizei.“ Sie gaben sich die Hand. Ben zog seine Visitenkarte aus der Jackentasche und schrieb auf dem freien Feld seine Handynummer drauf. „Meld‘ dich doch mal. Ich muss leider los, aber, ich würde gerne wissen, wie es bei dir läuft!“ Lena lächelte. „Sehr gerne. Ich freu mich!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 3.



    Semir setzte sich in den Wagen und genehmigte sich einen Schluck seines Kaffees. „Das ist neu“, sagte er knapp und Ben sah ihn verwirrt an. „Inwiefern?“, fragte er nach. „Dass du Nachhilfe in Mathe gegeben hast. Die Frau ist 20…21? Das ist etwa zwei Jahre her mit dem Abi oder?“ Er nickte. „Wie kommt ein Polizist wie du an einen Job als Hobbynachhilfelehrer?“ Ben grinste. „Meine Schwester hat ihr ursprünglich Nachhilfe gegeben. Gratis versteht sich, da Lenas Familie sehr arm ist. Dann musste meine Schwester aber selbst auf einen Studienausflug und hatte mich gefragt, ob ich das machen würde? Tja, im LKA hatte ich ja auch nicht so unregelmässige Arbeitszeiten wie hier!“„Beschwer dich bei der Krüger und nicht bei mir!“, erwiderte Semir knapp. Ben trank seinen Kaffee zu Ende und fuhr los. In der PAST sass Susanne König bereits an ihrem Schreibtisch. „Da habt ihr ja mal wieder was Schönes angerichtet“, sagte sie und Semir verdrehte die Augen. „DER hat auf uns geschossen, nicht wir auf ihn!“ Ben nickte zustimmend. „Wie auch immer. Frau Krüger war nicht sehr erfreut als sie erfahren hatte, dass nun auch noch Ben seine Autos zu Schrott fährt!“ „Die Frau macht mich eines Tages noch wahnsinnig!“, zischte Semir und verzog sich ins Büro. Ben nahm dies mit seiner typischen Gelassenheit. Ihm war es egal was die Anderen dachten. Das hatte er Semir voraus.Er folgte seinem Partner ins Büro und machte die Türe zu. „Wenn ich schon wieder dran denke, wie sie uns den Vortrag hält, krieg‘ ich Pickel!“ Ben musste auf den Kommentar hin Semirs Grinsen. „Sei doch froh“, erwiderte er, „dann siehst du doch wieder ein paar Jahre jünger aus!“ „Soll ich dich zum Nachhilfelehrer zurückdegradieren?“ „Nein lass mal, ohne mich kämest du doch sowieso nicht mehr klar in dieser unbarmherzigen, modernen Welt!“„Ich weiss wie man eine SMS schreibt!“, gab Semir schnaubend zurück.„Ja und damit wäre dein Fachwissen schon beendet!“Semir packte ein zusammengeknülltes Papier und warf es nach seinen Partner.


    Ben konnte ausweichen. Er zog seine Jacke aus und hing sie neben der Semirs an den Garderobenständer. „Jedenfalls, sollten wir mal Lena und auch die Chefin vergessen und uns fragen, wieso ein Jazzpianist auf uns schiesst, obwohl wir ihm bloß einen Strafzettel geben wollten!“ Semir zuckte auf Bens Satz hin mit den Schultern. „Das kann jegliche Gründe haben. Und wir sind am Anfang. Denn wir haben ein Problem.“ „Welches denn?“, fragte Ben verwundert. „Unseren Barbeque-Boy können wir nun schlecht fragen!“ Beide lehnten sich nach hinten. „Das ist wirklich ein Problem!“ Ben riss eine Packung Salzstangen auf und zog eines der Gebäcke hinaus. Er begann daran zu knabbern. „Nun ja, aber wir haben ja schon schlimmeres gehabt. „„Den Todesvirus?“ Semir grinste auf Bens Frage. „Nein, die Ankunft von Frau Krüger!“ Ben prustete und sah auf, als die Türe aufging und Susanne hereintrat. „Da hat eine gewisse Lena für dich angerufen Ben. Soll ich sie durchstellen?“ Ben nickte und lächelte Semir zu.„Das ging aber schnell!“ Ben sah auf das klingelnde Gerät. „Sie ist schnell. Das kann’s geben!“ Er hob den Hörer und drückte ihn ans Ohr. „Hey Lena, geschwind wie immer. Übermorgen am Abend?“ Ben sah seinen Partner fragend an und Semir hob den Daumen. „Ich kann auch mal den Abend durchmachen“, formte der Deutschtürke mit seinen Lippen und Ben nickte dankend. „Klar kein Problem. Wie wär’s mit McDonald’s? Ich lade dich auch ein?“ Ben rollte mit den Augen. „Lena ich habe viel mehr Geld als du! Also versuche gar nicht erst, mir das Auszureden. Also, ich hole dich dann ab, ich freu mich!“


    Ben hängte auf und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Freust du dich wirklich darauf? Die Kleine wirkte nicht wie ein Ding aus deinem Beuteschema!“ Ben stöhnte genervt. „Semir, Lena ist eine gute Freundin von mir. Als ich ihr Nachhilfe gab, war gerade die Zeit, bevor ich zu dir wechselte. Im LKA fühlte ich mich unwohl und konnte mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, zur Autobahnpolizei zu gehen. Sie hatte mir, aber geraten, mal hinzugehen, ich würde es sicher nicht bereuen!“ Semir grinste. „Und, bereust du es sicher nicht!“ Ben zerknüllte ein Papier und warf den Ballen nach seinen Partner.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 4.


    Susanne klopfte an die Türe und betrat das Büro. „Der Gerichtsmediziner hat mir die Akte gefaxt. Er konnte wirklich nicht mehr viel aus dem Toten herausholen. Jedoch hatte die Frau recht. Beim Opfer handelt es sich um Kevin Erbacher. Die Zahnabdrücke stimmen überein!“ Semir nahm dankend die Akte entgegen. „Der Mann war ein Genie“, begann Susanne und schüttelte mit dem Kopf, „wieso hatte er auf euch geschossen?“ Ben zuckte mit den Achseln. „Das versuchen wir herauszufinden“, murmelte Semir und schlug die Akte auf. „Die Explosion hat ihn definitiv getötet. Keine meiner Schüsse, hatte ihn getroffen!“ „Dann solltest du vielleicht zum Augenarzt gehen. Mit anfangs vierzig soll’s ja bergab gehen mit dem Sehvermögen!“, stichelte Ben und bekam als Antwort einen kurzen, giftigen Blick. „Jedenfalls, muss da sicher mehr dahinterstecken.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Susanne wieder.
    „Susanne hat recht“, sagte Semir und setzte sich. „Nun ja, aber wieso, wieso schiesst er auf uns?“, fragte Ben. „Er muss Angst vor uns gehabt haben. Seit wir keine Martinshörner mehr haben, kann jemand der total nervös ist, sicherlich was Falsches denken!“ Ben konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Die gute, alte Zeit nicht wahr? Jedenfalls, die Frau weiß ja schon Bescheid dass er tot ist, am besten ist es, wenn wir sie befragen!“ Semir nickte auf Bens Vorschlag und sie wollten gerade aufstehen, als die Türe aufging und Frau Erbacher eintrat. „Ich hatte Sie gesucht! Es ist mein Mann nicht wahr?“ Ben stand auf und bat der Frau an, sich auf seinen Stuhl zu setzten. Sie bedankte sich und tat dies.


    „Frau Erbacher, zuerst möchte ich mein Beileid aussprechen. Es tut mir leid, dass Sie so grausam erfahren mussten, dass Ihr Mann verstorben ist!“ Auf Semirs Satz hin schniefte die Erbacher und wusch sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen. „Es ist total unerwartet. Kevin war immer so ein herzensguter Mensch.“
    „Ihr herzengsuter Mann hat, so darf ich Sie daran erinnern, hat auf uns geschossen“, sagte Ben mit einem sarkastischen Unterton und verschränkte die Arme. „Das ist es ja, was mich irritiert. Mein Mann ist wirklich eine liebenswerte Person. Nur seit einem Monat war er weg, hatte jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen gehabt. Das ist dass, was mich so beunruhigt hat. Deshalb bin ich ihm immer gefolgt. Unauffällig natürlich. Und habe diese Fotos geschossen!“ Sie überreichte Semir ein paar Bilder und er sah sich diese an. „Als ich das gesehen hatte, wollte ich ihn zur Rede stellen, doch dann geschah eben der Unfall auf der Autobahn!“ Ben sah Semir zu, wie dieser die Fotos ansah und die Augen sich immer weiter aufrissen. „Ben, sieh‘ dir das an!“ Ben ging auf Semir zu und nahm eines der Fotos entgegen. „Ach du Scheisse“, stiess er aus und sah Semir mit ebenso großen Augen an. „Der BKA-Präsident Faltmeier!“ Ben nickte auf Semirs Satz und pfiff kurz. „Hatte Ihr Mann Konflikte mit dem Gesetz?“


    Erbacher antwortete nicht sondern schüttelte nur fassungslos mit dem Kopf. „Das kann gar nicht sein! Mein Mann ist ein guter Mensch! Wirklich!“ Sie stand auf. „Entschuldigen Sie mich!“ Ben wollte ihr noch die Visitenkarte reichen doch sie war bereits verschwunden. „Hallo, geht’s noch?“, hörten sie eine Frauenstimme sagen. Semir und Ben sahen sich an. „Lena?“ Sie gingen nach draussen. „Jap. Sie hatten was bei mir vergessen!“ Lena reichte Semir die Geldbörse. „Oh, ich muss sie wohl liegen gelassen haben! Vielen Dank!“ Lena lächelte. „Ich wohne ja in der Nähe. Deshalb konnte ich sie schnell vorbeibringen!“ Semir bedanke sich nochmals herzlich. „Wieso ist Frau Erbacher bei euch?“ „Du kennst sie?“, fragte Ben zurück und Lena nickte. „Ich muss für die Uni gerade die Biografie von Erbacher lesen und wollte ihn auch mal interviewen, doch er hatte mich auf seine Frau abgeschoben.“ Ben und Semir sahen sich an, lächelten und nickten. „Hast du die Biografie bei dir?“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Aber ich habe sie so gut wie durch. Ich weiß alles auswendig. Wieso, kann ich euch helfen?“


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    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
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    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 5.


    "Das könnten Sie", mischte sich Semir ein und drängte sich vor. "Kommen Sie mit ins Büro!" Lena folgte Semir und Ben und sah, wie der Deutschtürke die Tür hinter sich schloss. "Du musst uns versprechen, nichts davon weiterzuerzählen okay?" Lena symbolisierte Ben, wie sie ihren Mund wie ein Reissverschluss zumachte. "Sehr gut." Semir überreichte ihr die Akte. "Wir wollten Herrn Erbacher wegen schnellen Fahrens anhalten, da hat er das Feuer gegen uns eröffnet! Jedoch ist er tödlich mit seinem Wagen verunglückt" Lena weitete ihre Augen. "Das ist ein Scherz oder?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Leider nein", antwortete er knapp. "Und wie kann ich euch da helfen?" Semir nahm einen Stuhl, der in der Ecke des Büros stand und bot Lena an, sich zu setzten. "Sie lesen gerade die Biografie Lena, vielleicht ist dort etwas geschrieben, dass seinen Zustand erklären könnte!" Die junge Frau dachte nach. "So spontan würde mir nichts in den Sinn kommen!" Ben verschränkte die Arme. "Würdest du für uns die Biografie genauer unter die Lupe nehmen?" Sie nickte. "Klar kann ich machen. Ich muss eh meine Semesterarbeit drüber schreiben, also sollte dies kein Problem sein, wenn ich sie mir nochmals anschaue!" Semir klatschte in die Hände. "Wir danken vielmals!" Sie lächelte. "Kein Problem!" In diesem Moment klingelte Semirs Telefon. Er drehte sich von der Gruppe weg und nahm ab.


    Ben nahm seinen Schreibtischstuhl und setzte sich neben Lena. "Wie geht's dir eigentlich so?" Die junge Frau zuckte mit den Achseln. "Wie soll's mir schon gehen? Ben du kennst meine Situation und die hat sich seit zwei Jahren nicht verändert!" Er seufzte. "Deine Eltern sind also immer noch so verstritten?" Sie nickte. "Kann man wohl sagen, meine Mutter will nicht mal mehr mit mir was zu tun haben! Mein Vater muss jeden Cent dreifach umdrehen! Deshalb arbeite ich eben in der Raststätte, in der wenigen Freizeit, die ich habe!"
    "Und dein Studium? Leidet dies darunter?" Sie wippte mit dem Kopf hin und her. "Könnte schlimmer sein. Ich bin im soliden Mittelfeld. Aber mein Lektor behauptet, ich könnte viel besser sein! Aber damit ich überhaupt weiter studieren kann, muss ich halt die Plackerei auf mich nehmen!"
    "Ich könnte ja auch...!" Lena hob den Finger. "Ben, das Thema hatten wir doch schon vor zwei Jahren durchgekaut! Vergiss' es! Meiner Meinung nach leidet eine Freundschaft oder auch ein gute Beziehung, darunter. Du bist keine Weihnachtsganz für mich!" Er grinste. "Eben leider!" Sie gab ihm eine Kopfnuss und er konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen.


    "Nein! Aber ich brauche dich heute Abend Caroline!" Entnervt brüllte Semir in sein Telefon aber kurz darauf schmiss er es entnervt auf den Schreibtisch. "Probleme?", fragte Ben. "Allerdings. Andrea und ich wollten uns heute Abend mit ehemaligen Kollegen aus Andreas Schule treffen! Und nun sagt die Babysitterin ab!" Er stöhnte und trat gegen den Papiereimer. "Vielleicht kann ich helfen!", sagte sie und lächelte. "Ich könnte ihre Kinder babysitten!" Semir sah sie an. "Eigentlich ginge es nur um ein Kind. Meine Tochter Aida!" Er sah Ben an. "Du kannst Lena vertrauen! Sie ist wirklich gut!" Sie hob die Arme. "Ich habe auch ein Diplom, weil ich einen Babysitterkurs besucht habe!" "Bens Wort reicht mir", sagte Semir, "allerdings kann ich nicht viel zahlen!" Lena winkte ab. "Um Geld geht's mir gar nicht, aber zu dieser Gelegenheit, kann ich auch eurer Bitte nachgehen!" Sie stand auf und ging zu Semir. "Also, welche Zeit und Ihre Adresse?"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 6.


    Der Abend brach an und Lena fuhr mit dem Bus zu Semirs Haus. Dieser stand bereits mit Andrea vor der Türe. An Andreas Hand klammerte sich Aida und sah die Fremde mit grossen Augen an. Lena lächelte und ging auf sie zu. „Guten Tag Frau Gerkhan“, sagte sie und gab Andrea manierlich die Hand. Semir tat es ebenfalls, doch hier begrüsste man sich mit dem Vornamen, obwohl man sich gegeneinander mit dem „Sie“ ansprach. „Danke, dass Sie so kurzfristig eingesprungen sind!“ Lena konnte in Andreas Stimme die Erleichterung hören. „Das ist kein Problem.“ Lena beugte sich zu Aida, diese wich leicht zurück. „Hallo Aida, ich bin die Lena!“ Aida sah sie mit grossen Augen an. „Ich werde heute auf dich und deine kleine Schwester aufpassen!“ Aida trat einen Schritt vor. Lena wartete geduldig, bis Aida auf sie zu tapste und sie herzlich aufnahm. Lena nahm sie auf den Arm. Sie blickte zu Semir. „Haben Sie viel Spass bei Ihrem Ausflug!“ Andrea nickte dankend. „Die Flasche für die Kleine finden Sie im Kühlschrank. Wissen Sie wie man die richtige Temperatur findet?“ Lena nickte und deutete den Test mit dem Handgelenk an. „Sehr gut. Ihr Zimmer ist im ersten Stock. Im Moment schläft sie, aber man kann ja bei Babys wirklich nie wissen!“ „Das können Sie laut sagen“, erwiderte Lena und grinste dabei Aida an die amüsiert gluckste. Andrea nickte zufrieden und bedankte sich nochmals. Sie verabschiedete sich von ihrer Tochter und Semir gab ihr sogar einen Kuss auf das Pausebäckchen. Gemeinsam stiegen Sie in den Wagen und fuhren davon.
    Aida tippte immer wieder auf Lenas Brillenrahmen. „Das gefällt dir wohl wie?“, fragte die Studentin mit einem Grinsen und ging in das Haus. Sie setzte Aida ab und zog sich die Jacke ab und legte die Umhängetasche auf den Boden. Aus der zog sie die Biografie von Erbacher hervor. Sie legte sie auf den Tisch und sah, wie Aida mit Bauklötzen auf sie zukam. „Du willst spielen?“ Aida nickte und Lena blickte auf die Uhr. „Sieben Uhr. Okay, aber in einer Stunde geht’s ins Bett, okay?“ „Jaja Lena!“, antwortete die Kleine und sie setzten sich, um zu spielen. Lena gesellte sich zu ihr und gemeinsam begannen sie, eine ganze Stadt zu bauen.


    Die Zeit verging und Aida war brav. Lena konnte sie mühelos bettfertig machen und nach einer kurzen Nachtgeschichte war das Mädchen auch eingeschlafen. Nachdem noch das Baby, das nach seiner Flasche schrie, versorgt war, konnte sich Lena der Biografie widmen.
    Sie sass auf der Couch und gönnte sich ein Glas Wein, dass Semir zum Dank in der Küche bereitgestellt hatte. Zwar hatte sie diese schon gelesen, doch sie wollte Ben helfen, schliesslich hatte er ihr auch so viel gegeben.
    Erst nach zwei Stunden, fiel ihr etwas aus. Sie packte den Marker der sie aus der Tasche genommen hatte und begann gewisse Zeilen in dem Buch zu markieren. Als sie mit ihrer Arbeit fertig war, klirrte eine Scheibe. „Aida?“, fragte sie und stand auf. Doch keine Antwort. Danach waren Stimmen zu hören. „Wer ist da?“ Nichts. Lena rannte zu Aidas Zimmer. Das Mädchen stand bereits an der Türschwelle. „Lena?“ Die Angesprochene nahm Aida auf den Arm und rannte mit ihr zum Zimmer der Kleinsten. „Aida, wir spielen verstecken okay?“ Das Mädchen nickte. „Mach die Augen zu. Ich rufe dann, wenn ich mich versteckt habe!“ Aida bedeckte mit ihren Händen die Augen und Lena schloss das Zimmer. Die Kinder waren sicher. Sie schnappte sich eines der Messer, die in der Küche waren, versteckte Erbachers Biografie und erschrak, als sie eine Person von hinten packte. „Ganz ruhig“, sagte diese und nahm Lena das Messer weg. „Ein falsches Wort…und ich nehme auch die Kinder!“


    Ben fuhr an Semirs Haus vorbei, nachdem er eine Probe mit seiner Band hatte. Ihm kam ein kleiner, teuflischer Gedanke und er parkte seinen Wagen. Er wollte Lena erschrecken und anschliessend noch mit ihr Plaudern. Doch als er das Klirren von Scheiben und den Schrei einer Frau vernahm, zog er seine Waffe hervor. Er wollte sich gerade von der Strasse begeben, als zwei grelle Lichter ihn blendeten und er nur noch spürte, wie ihn etwas stieß und er durch die Luft flog. Seine linke Seite prallte auf den Boden und er spürte, wie die Schläfe, das Knie und der Unterarm den Asphalt streiften. Sofort erhitzten sich die Stellen und für kurze Zeit wurde ihm schwarz vor Augen.
    Als er sich aufrichtete, hörte er Aida schreien und er humpelte zu der Türe. Als er merkte, dass sie abgeschlossen war, schoss er das Schloss auf und versuchte, so schnell wie möglich den Schreien zu folgen. Doch auch die Türe zum Zimmer seiner Patennichte war verschlossen. Nun schrie auch das Baby. „Aida!“, rief Ben. „Benben?“, plapperte die Kleine verwundert und erschrak, als Ben die Türe aufbrach. Besonders die Augen der Kleinen rissen auf als sie sah, wie Blut aus Wunden von Schläfe, Knie und Unterarm liefen. „Benben wehweh?“, fragte sie besorgt und Ben kniete vor ihr. „Wo ist Lena Aida?“, fragte Ben hektisch und die Kleine zuckte mit Achseln. „Verstecken! Verstecken!“ Und Ben verstand. Der Schrei dieser Frau war der Schrei seiner besten Freundin gewesen. Und diese befand sich sicher in dem Wagen, der ihn angefahren hatte. Sofort zog er sein Handy hervor und wählte die Nummer seines Partners. „Semir…? Hier Ben…“, knirschte er unter Schmerzen hervor, „…wir haben ein Problem.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 7.


    Behutsam legte Ben Aida ins Bett und gab ihr einen Kuss auf den Haarschopf. Ohne zu wissen, was eigentlich geschah, schlief das Mädchen wieder ein. Auch die Kleinste hatte wieder ihre Ruhe gefunden und Ben humpelte unter großen Schmerzen nach unten. Sein Körper war wie Blei und noch immer sickerte heisses Blut aus den Wunden. Als er am Ende der Treppe ankam, stürmten Semir und Andrea in die Wohnung. Beide erschraken, als sie Ben zu Gesicht bekamen. „Die Kleinen?“, fragte Andrea besorgt und Ben nickte kurz nach oben. „Schlafen“, keuchte er und sein verletztes Bein konnte die Last nicht mehr tragen. Semir konnte Ben im letzten Moment auffangen und stützte ihn. „Du solltest in ein Krankenhaus!“, meinte der Deutschtürke und Ben schüttelte mit dem Kopf. „Es geht schon!“ Behutsam half Semir ihm, sich auf die Couch zu setzten. „Lena?“ Ben presste die Lippen zusammen. Er atmete kurz durch und erzählte die Geschichte. „Also fuhr sie in dem Wagen davon, der dich anscheinend angefahren hat!“ Andrea gesellte sich zu der Runde und schien erleichtert zu sein. „Sie schlafen wirklich…“, dann sah sie zu Ben, „ich hole das Verbandszeug!“
    Semir kniete sich vor Ben hin. „Konntest du jemanden erkennen?“ Ben schüttelte mit dem Kopf. „Nein…leider nicht…wer immer das war, hat nun Lena…“ Semir seufzte. „Für ihr Alter hat sie perfekt gehandelt. Sie kennt meine Kinder kaum, und hat sie sofort beschützt…“ Ben lächelte traurig. „Sie hat immer zuerst an die Anderen gedacht…“ Er verzog das Gesicht und hielt sich den Arm, der aufgeschürft war. „Darf ich?“ Semir legte seine Hände barmherzig darum und sah seinen Partner an. „Du hattest echt Glück! Es hätte viel schlimmer ausgehen können.“ Andrea kam mit dem Erstehilfekoffer und klappte diesen auf. In diesem Moment begann die Kleine wieder zu schreien. Sie sah Semir an. „Ich kümmere mich ums grosse Baby“, sagte er und nickte zu Ben, „geh‘ ruhig!“ Sie nickte und verschwand wieder – der Schock stand ihr sichtlich ins Gesicht geschrieben.
    Semir säuberte zuerst die Wunde am Arm und befreite sie von allfälligem Schmutz. Ben zuckte immer wieder auf und konnte den Schmerz nicht verbergen. „Ich habe die Chefin sofort kontaktiert“, begann Semir dann und legte eine Gaze auf die Wunde, „das KTU kommt gleich und untersucht die Wohnung…“ Ben sagte nichts, sondern nickte nur.


    Der eklige Geschmack von Gummi erfüllte ihren Mund und Lena kam langsam wieder zu sich. Und obwohl sie die Augen öffnete, war alles schwarz. Sofort spürte sie das Brennen an ihrer Kopfhaut und sie wusste, dass man sie mit Klebeband geknebelt und gefesselt hatte. So kalt wie es war, musste sie sich in einem Keller oder einer Abstellhalle befinden. „Na, wieder wach?“, fragte sie eine helle, zischende Stimme. Lena bewegte sich nicht. Sie war vor Angst gelähmt. Ben! Plötzlich erinnerte sie sich wieder an die Fahrt im Wagen, wie dieser ihren guten Freund erfasst hatte und sie nur noch sehen konnte, bevor sie niedergeschlagen wurde, wie dessen Körper hart auf den Asphalt aufschlug.
    Sie schnaubte heftig durch die Nasenlöcher und die Tränen sogen sich sofort wieder in die Haut ein, da sie ja keine Möglichkeit hatten, abzufliessen. „Keine Sorge, dein Freund hat’s überlebt. Jedenfalls hat er noch gezittert, als du ohnmächtig wurdest.“ Sie hörte niemand anderes. Anscheinend war er alleine. Aber im Wagen waren es drei Personen gewesen. „Keine Sorge Kleines, dir wird nichts passieren, solange du dich still verhältst!“ Was wollten diese Typen von ihr? Sie spürte, wie er sich über sie beugte. „Was hast du herausgefunden?“, fragte er nun mit viel tieferer Stimme. Er löste ihr das Klebeband vom Mund und sofort fühlte sich die Haut wie tot an. „Was soll ich herausgefunden haben?“, erwiderte sie heiser und fürchtete sich insgeheim vor dieser grausamen Dunkelheit. „Was hast du in diesem Buch gelesen? Diesem Buch von Erbacher?“ Das war also der Grund! „Ich weiß nicht, wovon Sie reden…“ In diesem Moment spürte sie, wie eine flache Hand ihre Wange schlug.


    Als letztes, kümmerte sich Semir um die Wunde an der Schläfe, die sich bis zu der Wange zog. Die Verletzung seitlich am Knie, die unterhalb des Oberschenkels begann und kurz nach dem Knie aufhörte, hatte er verbunden. Inzwischen war das KTU angekommen. Hartmut, trat zu den Beiden heran. „Wir werden alles tun, um die Kleine zu finden“, meinte er aufmunternd zu Ben und dieser nickte dankend. „Super Hartmut…“, fügte er seiner Geste hinzu und stieß ein leises „Aua“ aus, als Semir mit dem Jod eine empfindliche Stelle traf. „Ich habe das unter einem Schrank gefunden!“ Der Rotschopf legte die Biografie Erbachers auf den Tisch. „Muss die Kleine versteckt haben!“ Semir legte ein Pflaster auf die Wunde und Ben bedankte sich. „Du solltest dich trotzdem ausruhen…“, meinte der Deutschtürke besorgt und Ben fuhr sich durchs Haar. „Das kann ich nicht…“, murmelte er und Semir nahm das Buch. Er schlug es auf und zog eine Augenbraue hoch. „Das ist ja seltsam…“ Ben sah ihn verwundert an. „Wieso?“ Semir durchblätterte die Seiten. „Weil bei jeder Seite nur die siebte Zeile markiert ist…moment Mal! Hartmut!“ Der Rotschopf beugte sich zu den Beiden. „Was?“ Semir reichte ihm das Buch. „Ich hab was für dich. Schreibe auf einen Zettel, oder auf eine Tafel, jede Zeile auf, die markiert wurde!“ Hartmut zog eine Augenbraue hoch. „Wieso…“ „Tu es einfach!“, sagte Ben schroff. Hartmut nickte ängstlich und verschwand.
    Danach zuckte Ben zusammen und verzog sein Gesicht wieder vor Schmerz. „Du solltest wirklich zu einem Arzt!“, meinte Semir und wieder ein Kopfschütteln. „Es geht schon Semir…ich will Lena finden…“ Semir stöhnte kurz. „Gut, aber bitte, ruh dich im Gästezimmer ein wenig aus, damit wir morgen voller Elan angreifen können!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 8.



    Der frische Duft von Kaffee drang in seine Nase und Ben öffnete langsam die Augen. „Guten Morgen“, wünschte Semir leise und hatte sich über ihn gebeugt. In seiner Hand eine Tasse mit frischem Kaffee. „Morgen“, murmelte Ben und fand sich in dem Gästebett wieder. Er war also doch eingeschlafen. Lange hatte er sich dagegen gewehrt gehabt, doch anscheinend nicht gut genug. Unter Schmerzen richtete sich auf und rieb‘ sich kurz die Augen. „Wie lange hab‘ ich geschlafen?“ „Hielt sich in Grenzen“, antwortete Semir und übergab Ben die Tasse. Dieser nickte dankend und pustete kurz. Danach genehmigte er sich einen Schluck. „Ich frag dich zum letzten Mal, willst du wirklich nicht zum Arzt?“ Ben verneinte es. „Ich kann Lena nicht alleine lassen…nicht nachdem, was sie für uns getan hat…“ Ein kurzes Seufzen. „Nun gut. Willst du direkt in die PAST, oder hast du noch hunger?“


    „Heute brauche ich nichts zu essen…jedenfalls nicht für den Moment…“ Ben richtete kurz seine Kleidung und sah sich um. „Andrea und die Kleinen?“ „Ich habe sie in der Nacht noch zur Mutter von Andrea gebracht, nur zur Sicherheit. Denn ich denke, die wollten was von Lena…irgendwas scheint in dieser Biografie zu sein! Und ich hoffe, dass Hartmut es bald herausfindet!“ Ben stöhnte kurz vor Schmerz und rieb sich über die Augen. „Wir wollten heute zusammen essen gehen…mal wieder plaudern…“ Semir legte Ben eine Hand auf die Schulter. „Wir werden sie finden! Das verspreche ich dir Ben!“


    Semir fuhr mit seinem 3er BMW sich und Ben in die PAST, wo Susanne auf sie zu kam. Sie ging nicht auf die Verletzungen auf Ben ein, da sie auf glühenden Kohlen zu sitzen schien. „Das ist furchtbar!“, sagte sie mit zitternder Stimme und hatte die Hände an die Wange geschlagen. „Was ist denn los?“, fragte Semir besorgt. „Die Chefin erwartet euch in eurem Büro“, sie entfernte sich, „furchtbar…einfach furchtbar…“ Ben und Semir sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an und zuckten kurz mit den Schultern. Sie gingen ins Büro wo Kim Krüger vor dem riesigen Plasmabildschirm stand, der mit Touchscreenfunktion ausgestattet waren. Neben ihr standen Hotte und Dieter, die die Beiden mit traurigem Gesicht ansahen. „Ist ‚ne Beerdigung im Gange?“
    „Nein…zumindest noch nicht“, begann die Chefin und sah besonders Ben an. „Das wird Ihnen nicht gefallen Herr Jäger.“ Sie schaltete den Bildschirm an wo ein Internetfenster geöffnet wurde und sie mit dem Finger auf den „Watch“-Button drückte. Ein Streamfenster wurde geöffnet, der eine Lifeübertragung zu zeigen schien. Es zeigte Lena, gefesselt auf einem Stuhl. Ihr Gesicht und ihre Arme waren mit wunden übersähet. Ihre Augen waren zugeklebt worden, doch Ben konnte deutlich die Tränenstreifen erkennen. In seinem Herz verzog sich alles. „Nein…“, flüsterte er und auch Semir hatte seinen Mund weit geöffnet. „Ach du Scheisse…“, stieß der Deutschtürke hervor und sah Kim Krüger an. Diese schluckte schwer. „Sie wollen die Biografie…ansonsten werden sie das Mädchen töten…“
    „Sie…?“, fragte Semir verwundert und wusste nicht, dass er bald Bekanntschaft mit diesen Typen machen würde.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 9.



    "Diese Mistkerle...", zischte Ben. Kim Krüger hob ein Head-Set hoch. "Sie haben Sie verlangt Jäger. Sie dürfen mit der Kleinen reden. Währenddessen verhandeln ich und Semir mit den Typen." Ben verspürte einen Kloss im Hals. "Gut...", sagte er dennoch und nahm das Head-Set in die Hand. Kim nickte Semir zu und dieser folgte ihr nach draussen, zusammen mit den Anderen. Ben wurde allein gelassen. Er atmete kurz tief durch und setzte sich die Kopfhörer auf und hob das Mikrophon auf seine Mundhöhe. Diese Typen kannten also kein Erbarmen. Man sollte Lena leiden sehen. Doch Ben wollte ihr Mut machen. "Lena?", sagte er leise ins Mikro und tatsächlich., ihr Kopf hob sich. "Ben? Du lebst! Aber wie? Ich habe doch gesehen...wie?", fragte sie panisch und er hörte deutlich, wie sie weinte. "Wo bist du? Ich kann nichts sehen...." Ben biss sich kurz auf die Unterlippe. "Ich kann sehen Lena...und du hörst mich durch ein Head-Set. Keine Sorge, ich habe nur ein paar Kratzer, ich werd's überleben." Ein Schluchzen. "Sie wollen, dass ich Ihnen alles über die Erbacher Biografie sage...alles...aber ich will nicht...ich kann nicht..." "Dafür bin ich unendlich stolz auf dich Gringer..." Gringer, Lenas Spitzname, weil sie manchmal so angriffslustig sein konnte wie die Riesenkatze in He-Man, ihrer Lieblingscomicserie. "Du wirst mich da rausholen oder?" "Natürlich, dass verspreche ich dir!" Ein leichtes Lächeln, danach wackelte die Kamera. Eine schwarze Maske erschien. "Die Kleine schweigt...", sagte eine verstellte Stimme und die Person, zu der die Maske gehörte, zog Lenas Kopf nach hinten. Lena schrie auf und Ben zuckte zusammen.


    "Was meinen sie...wird sie reden? Oder ist sîe mutig..." Ben brodelte vor Wut. Seine Wunden schmerzten und sein ganzer Körper zitterte. "Sie mieses Schwein! Wenn ich Sie in die Finger kriege!", schrie er laut und Lenas Mund öffnete sich, sie wollte was sagen, bekam dafür aber eine Ohrfeige. Sofort färbte sich die Wange rot. Und die Kameraverbindung wurde abgestellt. "LENA!" Ben trat gegen die Mülltonne und setzte sich danach auf seinen Stuhl. "Verdammt!" Er strich sich durchs Haar und schnalzte kurz mit der Zunge. In diesem Moment trat Semir in den Raum. "Und?", fragte Ben und der Blick Semirs war nicht viel versprechend. "Sie wollen die Biografie, nicht mehr und nicht weniger!" Ben sah aus dem Fenster ."Ben wir werden sie finden!" Der Angesprochene nickte. "Sie hatte geweint Semir...bitterlich geweint und sie hat Angst..." Semir seufzte. "Das ist klar...aber sie ist mutig...und wir werden ihr dafür danken!"


    Lena sammelte sich langsam wieder. "Ben...Ben...?", fragte sie, doch sie bekam keine Antwort. Sie erschrack, als sie etwas metallenes an der Brust spürte. "Das ist eine Tokarev meine Liebe, sehr effektiv. Zuerst ein Streifschuss, dann einen durch die Schulter, und anschliessend einen durchs Knie..." Lena zitterte noch mehr. "Fangen wir doch mal an meine Liebe" Sie hörte einen knall und sofort brannte ihre rechte Seite. Vor Schmerz begann sie zu schreien und die Tränen liefen automatisch. "Du Mistkerl...", zischte sie und fühlte das feuerheisse Blut, dass sich in ihr Unterhemd einsog.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Semir und Ben sahen zur Tür, als es klopfte und Hartmut hereintrat. "Puh", begann dieser und schloss die Türe hinter sich, "es hat zwar die ganze Nacht gedauert, aber ich habe euren Text!" Ben stampfte auf ihn zu und nahm das Blatt entgegen. Hartmut erschrack leicht und sah Semir mit grossen Augen an. Dieser winkte leicht ab und der Rothaarige verstand. Die Sorge um Lena liess dem jungen Polizisten jegliches Feingefühl vergessen. "Hast du sonst noch was Hartmut?", fragte Semir und der Angesprochene seufzte. "Nicht viel leider. Die Kerle waren gut vorbereitet. Keine DNA, keine sonstigen Spuren, die auf sie hinweisen. Das Fenster hatten sie mit einem Stein eingeschlagen." Semir massierte sich kurz das Gesicht. "Das ist wirklich wenig...aber gut das du da bist!" Hartmut verstand die Anspielung sofort. "Die Chefin hat mich schon eingeweiht. Ich habe ein Teil meines Teams angeordert. Welches ist das Team, welches ist der Computer?" Semir wies nach draussen. "Susannes, jedoch hat sie alle Daten auf den Schirm projeziert." "Das macht keinen Unterschied", sagte Hartmut und öffnete die Türe, "ich kümmere mich sofort darum!" Semir nickte dankend und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Ben, als Hartmut verschwunden war. "Und?", fragte der Deutschtürke neugierig. "Das ist ein Geständnis Semir...", murmelte Ben und reichte seinem Partner das Papier. Semir begann zu lesen:


    An Alle die meinen Code verstehen:
    In meiner Vergangenheit hatte ich schlimme Dinge getan, dazu zählt auch der Tod eines Menschen. Und dieser Mensch gehörte zu einer geheimen Gruppe, die mit Drogen dealte. Ich hatte mir ziemlich alles reingezogen, was zu dieser Zeit normal war. Und das, macht mich zu einem schlimmeren Menschen, als jeden Anderen. Eines Tages, werde ich dafür büssen müssen...wenn dies soweit ist...sagt meiner Frau, dass ich sie liebe...


    "Eine Drogenbande...", murmelte Semir und legte das Blatt auf den Tisch. "Die wollen den Tod ihres Mitgliedes rächen...", Ben lief auf seinen Schreibtisch zu und setzte sich, "und Lena muss dafür büssen...vielleicht sollten wir Ihnen die Biografie geben!" Semir sah seinen Partner entsetzt an. "Auf keinen Fall! Das ist ein Beweisstück! Ausserdem werden wir Lena retten, ohne Biografie!" Ben sah seinen Partner an und nickte. "Entschuldige..." Semir atmete kurz durch und setzte sich auf Bens Schreibtisch, dabei legte er eine Hand auf seine Schultern. "Alles wird gut...das schwöre ich dir..." In diesem Moment flackerte der Bildschirm von alleine und Lena wurde sichtbar. Als erstes fiel den Beiden natürlich der blutige Fleck auf dem Hemd auf. "Nein...", murmelte Ben und näherte sich dem Bildschirm.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 11.


    "Diese Schweine..." Semir konnte seinen Unterkiefer runterklappen spüren und hatte Mühe, den Mund wieder zu schliessen. "Guten Tag...", erklang wieder eine Stimme und die Maskierte Person erschien. "Glauben Sie mir immer noch nicht, dass ich ernst mache?" Ben wollte das Headset nehmen, doch Semir war schneller. "Lassen Sie die Kleine laufen", sagte er harsch und bekam einen Lacher als Antwort. "Wieso? Habe ich etwa die Biografie von Erbacher? Nein! Also, wieso sollte ich das Mädchen gehen lassen..." Semir hörte das Wimmern des Mädchens und biss sich auf die Unterlippe. "Machen wir einen Treffpunkt aus. Ich werde Ihnen die Biografie bringen!" Hartmut streckte kurz seinen Kopf rein und sah Ben an. Er machte mit seinem Finger einen Kreis, Semir sollte ihn hinhalten. "Netter Versuch, aber Sie werden mir sicher nicht die Biografie bringen! Der Zottelkopf - ihr Partner soll Sie mir bringen!" Semir sah Ben geschockt an und dieser zog eine Augenbraue hoch - er wusste ja nicht, was der Maskierte sagte. "Auf keinen Fall! Ich, oder niemand!", sagte der Deutschtürke doch stur und der Maskierte trat vor die Kamera. In seiner Hand eine Pistole. "Wie Sie meinen...", sagte er knapp und legte die Mündung der Waffe auf Lenas Schulter. So stand er hinter ihr und drückte ab. Semir und Ben schrien auf, als eine Blutfontäne aus der Schulter des Mädchens schoss.


    "Okay", keuchte Semir, "er wird Sie bringen!" Er hörte Lena bitterlich weinen und schreien vor Schmerz - es zerriss ihn beinahe das Herz. "Aber Sie bringen das Mädchen!" Der Maskierte nickte. "Ich halte meine Versprechen. In einer Stunde, am verlassenen Fabrikgebäude am Stadtrand, das morgen gesprengt werden soll, erinnern Sie sich?" Semir bejahte. "Mein Partner wird da sein!" In diesem Moment brach die Verbindung kappte ab. Der Deutschtürke sah, wie Ben zitterte und mit der Hand den Bildschirm berührte. Die Furcht um Lena zierte jede einzelne Zelle seines Gesichtes und Semir machte sich Vorwürfe. "Ben...ich hätte nicht...", begann er stammelnd, doch wurde er von Ben unterbrochen. "Semir...was muss ich tun...? Was verlangen die?" Semir schluckte tief. "Sie wollen, dass du in einer Stunde die Biografie aushändigst. Ich gehe sofort zu der Chefin. Wir werden eine Lösung finden...ich lasse nicht zu, dass dir und Lena noch mehr passiert!" Mit diesen Worten verschwand er aus dem Büro.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 12.


    Ben stand am vereinbarten Zeitpunkt und hatte das Buch in seinen Händen. Der Puls schlug schnell und das Herz schmerzte beinahe vor Aufregung. Ein eiskalter Wind wehte und einige Regentropfen begannen zu fallen. Ben atmete tief durch und drückte das Buch fester an seinen Körper. Es war sein Schlüssel zur Lenas Befreiung. Was Semir vorhatte, hatte er ihm nicht verraten gehabt. Auch war er direkt nach seiner Absetzung auf dem Parkplatz verschwunden. "Ich hoffe, du weisst, was du tust!", murmelte Ben und zuckte kurz, als ein Auto vorfuhr. Ein Maskierter stieg aus und begab sich zum Beifahrersitz. Ben sah, wie ein lebloser Körper herausgezogen wurde und in dem Moment stieg eine weitere maskierte Person aus. Diese hielt eine schwarze Pistole in der Hand und richtete diese auf Ben. Dieser spürte, wie sich sein Innerliches verzog als er erkannte, das diese leblose Person Lena war. "Wo ist das Buch?", fragte der Träger von Bens Freundin und der Angesprochene zeigte den gewünschten Gegenstand. "Gut, leg es auf den Boden und entfern' dich dann!" Ben regte sich nicht. "Zuerst Lena! Ohne sie bewege ich mich gar nicht!" Der Pistolenlauf richtete sich von Ben auf Lenas Kopf. "Wie war das?" Ben winkte ab. "Schon gut, schon gut", sagte der Polizist, tat wie ihm befohlen und tat ein paar Schritte zurück. "Gut." Der Bewaffnete nahm das Buch und der Andere ging auf Ben zu und überreichte ihr Lena. "Und du tust nichts, bevor wir weg sind und..." "ZUGRIFF!", hörte Ben Semirs Stimme und in diesem Moment kamen einige SEK-Beamte aus diversen Verstecke.


    "Scheisse", zischte der Bewaffnete und wollte schiessen, doch sein Kollege hielt ihn auf. "Nicht, lass' es", mahnte der Andere und sie knieten auf den Boden. Ben kniete runter und legte Lena auf seinen Schoss. An Schulter und an einer Brustseite waren zwei Blutflecke zu sehen. Der Schweiss der jungen Frau war eiskalt und ihre Stirn dagegen feuerheiss. Als Ben hochsah, rannte Semir schon auf ihn zu und kontaktierte mit einem Funkgerät einen Notarzt. "Sie atmet kaum noch Semir!", sagte Ben panisch und wusch ihr eine dreckige Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ein Krankenwagen kommt gleich. Semir deutete Ben an, Lena auf den Boden zu legen und fühlte sofort ihren Puls. "Er setzt aus!", deutete er an und Ben verstand sofort. Semir begann sofort mit einer Herzmassage und Ben führte seiner Freundin Luft zu. "Komm schon Lena!", flehte er sie an, "Bitte!" Doch das Mädchen schien zu viel Blut verloren zu haben, denn trotz intensiver Bemühungen schien das Mädchen nicht zurück ins Leben zu holen zu sein. "Bitte Lena! Du musst aufwachen!" Ben spürte, wie Tränen ihren Weg aus seinen Augen bahnten und schreckte auf, als Semir die Herzmassage beendete. "Es ist zu spät....", murmelte der Deutschtürke. "Nein", Ben tat weiter, "NEIN ich gebe sie nicht auf!!!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 13.


    Der Notarzt hatte sich über das Mädchen gebeugt und sah auf das EKG, das nur einen langgezogenen Strich zeigte. Ben stand mit Semir nahe des Arztes und dieser drehte sich um. Geknickt schüttelte er mit den Kopf. Ben biss sich kurz auf die Unterlippe und nahm sein Handy hervor. "Ich rufe den Doc an", murmelte er und entfernte sich von der Gruppe. Semir sah ihn besorgt hinterher. Jedoch widmete er sich dem Arzt. "Und Doktor?", fragte er und der Angesprochene richtete sich auf. "Ich bin zwar kein Gerichtsmediziner, aber ich befürchte das Mädchen ist verblutet. Ausserdem, dem entstellten Gesicht zufolge, wurde sie verprügelt. Es könnte einen Hirnschaden vorhanden sein der zum Tod geführt hatte." Semir nickte dankend und entliess den Arzt mit seinem Team. Für diesen, war hier kein Handlungsbedarf mehr. Semir blickte um sich und sah wie Ben sein Gespräch beendet hatte und das Handy in die Hosentasche steckte. Anschienend schien er Semirs Blick gespürt zu haben und drehte sich zu ihm um. "Der Gerichtsmediziner und das KTU kommen gleich." Semir sah, wie Ben dies nahe ging. "Sollen wir...?" Ben verstand sofort. "Nein...nein es geht schon...wir müssen zusehen, dass wir diesen Typen schnell auf die Schliche kommen. Die SEK-Beamten haben die Verdächtigen...?"
    "...sofort zu uns in den Verhörungsraum gebracht, die Chefin selbst, kümmert sich um sie.", vollendete Semir den Satz.


    Nach diesem Satz, fuhr der Gerichtsmediziner vor und stieg aus. Er ging direkt auf Semir zu und fragte ihn was passiert ist. Semir erklärte alles und Ben setzte sich auf einen Mauerabsatz. Er strich sich durchs Haar und atmete tief durch. Nur einen kurzen Blick riskierte er auf Lenas Leiche und sah, wie der Doc sich über sie beugte und die Latexhandschuhe zur Untersuchung anzog. "Ich hätte früher handeln sollen Ben..." Der Angesprochene spürte, wie Semir sich neben ihn setzte und eine Hand auf seine Schultern legte. "Du kannst nichts dafür Semir...niemand von uns beiden...daran ist nur Erbacher und sein egoistisches Getue schuld. Würd' er nicht schon in der Leichenhalle des Doc's liegen, würde ich ihn direkt dorthin befördern!" Semir sah, wie sein Freund vor Wut zitterte. "Du solltest dir ein wenig Ruhe gönnen Ben...geh' bitte nach Hause, noch gibt's nichts für dich zu tun." Ben weigerte sich zunächst, doch dann übermannte ihn die Müdigkeit und Trauer. "Ok, aber, du kommst mich holen, wenn es Arbeit gibt!" Semir winkte ab. "Weisst du was, noch besser, ich bringe dich nach Hause und wir trinken ein Bierchen zusammen." Ben lächelte. "Da sage ich nicht nein!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • 14.


    "Ja...ja Andrea...genau..." Semir seufzte und blickte auf Ben, der auf der Couch eingeschlafen war. Als sie nach Hause gekommen waren, setzte sich der Jüngere der Beiden darauf und war sofort eingeschlafen. Semir hatte ihn danach mit einer Decke zugedeckt und sein Handy geschnappt. Er hatte sich zur Toilette begeben und sich dort an die Fliesenwand gelehnt. Er hatte seiner Frau angerufen die wissen wollte, wie es dem Mädchen ging, dass ihre Töchter gerettet hatte. "Sie hat es leider nicht geschafft...ich möchte, dass du mit den Kindern noch bei deinen Eltern bleibst, nur zur Sicherheit. Ich liebe dich auch mein Schatz!" Semir legte auf und atmete tief durch. Er sah sein Abbild im Spiegel. Blass, müde, verloren. Ein furchtbares Bild. Die Retterin seiner Töchter war tot und das wahrscheinlich, weil er gezögert und gleichzeitig einen oberharten Sturschädel hatte. Ben hatte nun durch ihn eine gute Freundin verloren. Die Vorwürfe zerfrassen ihn beinahe. Er steckte sein Handy wieder in die Hosentasche und begab sich zum Waschbecken. Er drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Er fühlte sich wie einer dieser dummen Cops in den Krimis. Realität und Fiktion konnten so schnell gleich sein. Er verliess das Bad und begab sich zurück ins Wohnzimmer. Noch immer schlief Ben und Semir beschloss, sich auf den Sessel zu setzten. Er zog die Beine dicht an seinen Körper und stützte seinen Kopf auf einer Hand ab. "Ach Ben...", murmelte er und schüttelte mit dem Kopf, "es tut mir so leid, ich wollte das alles nicht...hätte ich doch...dann wäre das alles nicht passiert!"


    Semir spürte, wie auch seine Augen zufielen und sofort war er eingeschlafen. Erst die Morgensonne, die auf seiner Haut kitzelte, weckte ihn erst wieder und der Duft von heissem Kaffee, erfüllte seine Nase. "Auch endlich wach Dornrösschen?" Kam es hallend von der Küche und Semir richtete sich auf. Er liess einige Gelenke knacken und stand dann auf. Er begab sich in die Richtung des Duftes und sah Ben, der am Thresen seiner Küche stand und gerade Kaffee in zwei Tassen goss. Semir fühlte sich sofort schlecht. Da Ben nur Trainerhosen und ein Kurzarmshirt trug, sah er deutlich die Wunden des Unfalls, den Unfall, der durch den Wagen verursacht wurde, in dem Lena gesessen hatte. "Ben ich..." Der Angesprochene sah auf und Semir bemerkte, dass Ben wusste, worauf er hinaus wollte. "Semir...es ist nicht deine Schuld...es ist auch nicht meine...wie schon gesagt, es ist die Schuld dieses Erbachers und diesen Typen...und du wirst mir doch helfen, die Typen zu kriegen oder?" Semir setzte sich, nahm sich eine Tasse und prostete mit einem schwachen Lächeln seinem Partner zu. "Darauf kannst du dich verlassen!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • 15.


    Kim Krüger sass an dem Verhörungstisch und blickte zu den beiden Verdächtigen, die sie mit müden Augen ansahen. "Ich muss pinkeln", sagte der eine mürrisch und reibte symbolisch die Beine aneinander. Sie blickte ihn verachtungsvoll an und schlug mit den Händen auf den Tisch. "Ich verliere langsam die Geduld", warnte sie mit lauter Stimme und hob den rechten Zeigefinger, "Sie sind für den Tod einer jungen Frau verantwortlich! Ich will Ihre Mitmänner, ansonsten können Sie hier in Ihrer eigenen Pisse ersticken!" Der jüngere der Beiden, ein blonder Mann, schluckte tief und blickte zu Boden. Sein Partner, ein Koloss, wahrscheinlich türkischer Herkunft, schwieg eisern. "Okay...", murmelte dann der Blonde, dessen Augenringe schon beinahe auf den Boden reichte, "aber ich will einen Deal, da ich das Mädchen nicht umgebracht habe! ER hat geschossen", er nickte auf seinen Partner, "er hat geschossen!" Kim Krüger verschränkte die Arme. "Laut Polizeibericht aber, ist sie an einem Schaden des Gehirns gestorben, dieser führt der Gerichtsmediziner auf einen Schlag zurück!" Auf diesen Satz hin lächelte der Koloss und der Junge wurde bleich. "Dann ist's deine Schuld Kleiner. Ich komme nur wegen Körperverletzung dran - tja Pech gehabt!" Der Junge zitterte. "Ich will einen Deal! Ich will einen Deal!", wiederholte er wie in Trance und Kim formte ihre Augen zu kleinen Schlitzen. "Zuerst sagen Sie mir, wer Ihr Dratzieher ist, dann will ich es mir überlegen!" Der Junge schüttelte entgeistert mit dem Kopf.


    Sie beugte sich über ihn. "Ich warne Sie, entweder Sie sagen mir nun was Sie sagen wollen, oder Sie kommen direkt wegen Mordes und Entführung in den Knast und dann werde ich dafür sorgen, dass Sie nie wieder da raus kommen!" Ihre Stimme war dunkel und ihr Blick kühl. Der Junge erzitterte vor diesem Anblick und öffnete den Mund. "Frau Erbacher...", flüsterte er und Kim Krüger glaubte kaum zu hören, was er da gesagt hatte. Sie beugte sich zu ihm und sah ihn nochmals eindringlich war. "Gehe ich richtig der Annahmen, dass Sie gerade "Frau Erbacher" gesagt haben?" Der Junge begann zu weinen und zu schreien. "Sie ist der Teufel! Alle! Alle sind Teufel! Sie hat mich gezwungen!" Er beugte sich nach vorne und begann sich zu übergeben. Sie griff zu ihrem Handy und wählte die Nummer ihres Vertrauens. "Gerkhan? Hier Krüger...Sie werden mir nicht glauben, was ich Ihnen zu sagen habe!"

    Semir: Du blutest übrigens!
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    Semir: Alex...
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    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
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  • 16.


    Frau Erbacher sass in ihrer Wohnung und blickte auf das Bild ihres Mannes. Sie spürte nur Verachtung. Warum hatte ihr Mann bloss in der Biografie ein verstecktes Geständnis eingebaut gehabt? Nun würde sie sicher auch drankommen. Sie widmete einen letzten Blick auf ihre Villa. Hoffentlich würde sie in Amerika eine ebenso bürtige Behausung finden. Sie ging auf die Couch zu, wo ihr Koffer stand und sie wollte sich zum Ausgang begeben. Doch es klingelte an der Türe und sie blickte durch den Spion. Der eine Autobahnpolizist, stand mit einer gutaussehenden Frau davor und hatten ein Lächeln im Gesicht, wobei es bei diesem Jäger beinahe vor Wut verzerrt wurde. "Frau Erbacher? Wir würden gerne ein Wörtchen mit Ihnen reden!", sagte er doch sie dachte nicht daran. Sie drehte sich um und rannte Richtung Terrassentüre, die sie öffnete und direkt in den Lauf einer Waffe blickte. "Wohin des Weges?" Sie sah den Halter der Waffe. Dieser Deutschtürke. "Wir wollten doch nur mit Ihnen Reden." Sie hörte im Hintergrund, wie die Türe aufging und die Beiden anderen noch auf sie zukamen. "Darf ich das als einen Fluchtversuch gelten lassen?", fragte die Frau mit dem langen braunen Haar und Frau Erbacher erwiderte nichts. "Gerkhan? Festnehmen!" Semir nickte, nahm seine Handschellen hervor und schlug Frau Erbacher den Koffer aus der Hand, um die Handschellen anzulegen. Sie reagierte nicht, blickte nur mit einem teuflischen Blick zu Ben. "Scheint, als hätten Sie mehr Glück gehabt als Ihre kleine Freundin!" Ben spürte eine aufkommende Wut und wollte auf sie zurennen, doch Kim Krüger hielt ihn auf und schüttelte mit dem Kopf. "Sie ist es nicht wert!" Ben schnaubte kurz und nickte dann. "Meine Männer werden mich rausholen!", zischte Erbacher und Kim Krüger grinste.


    "Sie meinen die Typen, die unser SEK-Team", sie blickte auf ihre Armbanduhr, "gerade in ihrer alten Familiefirma festnimmt?" Das Gesicht von Frau Erbacher verlor jegliche Farbe. "Oh, das tut mir jetzt aber leid, Chefin, Sie haben ihr die Überraschung kaputt gemacht!", mischte sich auch Ben nun ein und sein Lächeln bestand nur noch aus purer Schadenfreude. Die Festgenommene liess den Kopf sinken und ging auf die Knie, begann bitterlich zu weinen. Es war vorbei - Die Frau, die für Lenas Tod verantwortlich war, war festgenommen worden.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Epilog


    Ben ging langsam auf die Türe zu und klopfte. Sie öffnete sich und der Gerichtsmediziner stand davor. "Oh...verstehe..." Er trat einen Schritt zur Seite und liess Ben hinein. "Soll ich oder?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Gut, dann werde ich den Bericht persönlich vorbeibringen! Will mir sowieso anhören wieso die Chefin euch so ruhig gekriegt hat. Du wirst sie finden, sie ist als einzige "offen". Also, man sieht sich!" Der Gerichtsmediziner verschwand und machte die Türe hinter sich zu. Ben schluckte kurz und ging dann auf den "Leichenschrank" zu. Ein unheimliches Gefühl. Doch er musste es tun. Er würde ansonsten nicht mehr die Gelegenheit dazu erhalten. Lenas Vater hatte drum erzählt, dass wenn er sie holt, word er sie sofort verbrennen und ihre Asche über den Rhein verstreuen. Also gab es nur diesen einen Augenblick. Er sah, dass bei einen der Kammern der Scharnier offen war und er klappte die Vorrichtung nach unten. Semir hatte dies alles eingefädelt gehabt. Erbacher hatte sich zwar nach ihrem Schock gewehrt gehabt, und Kim Krüger dabei ein blaues Auge verpasst gehabt, doch kam sie gegen alle drei nicht an. Semir hatte Ben sowieso bei der Verhörung nicht dabei haben wollen, also hatte er dem Gerichtsmediziner angerufen und ihm um diesen Gefallen gebeten. Er zog an der Barre und der blasse Körper Lenas wurde sichtbar. Sie war bis zum Schlüsselbein zugedeckt worden. Deutlich waren ihre Wunden zu sehen. Die Augen waren geschlossen und doch, wirkte sie nicht friedlich. Ben lehnte sich neben sie an den Schrank und seufzte. "Ich wünschte, unsere Verabredung würde nicht so verlaufen", begann er mit leiser Stimme und strich ihr übers Haar. Ein komisches Gefühl. Er hatte noch nie zärtlich eine Leiche angefasst gehabt. Bei Saskia, hatte er nicht den Mut dazu, doch Lena, hatte ihr Leben für Semirs Töchter gegeben. Sie hatte es verdient.


    Tränen liefen über sein Gesicht und immer wieder zitterten seine Lippen. "Du bist einfach zu jung für den Tod..." Er kniete sich hin, da Lena in der untersten Reihe lag, bettete seine Ellbogen auf den freien Platz der Metallplatte und faltete die Hände zusammen. Sein erstes Gebet seit dem Tod seiner Mutter. Nie hatte er zu seinem Glauben zurückgeblickt. "Lieber Gott...ich weiss...seit dem Tod meiner Mutter habe ich nicht mehr zu dir gesprochen, weil ich dachte, dass es dich nicht gibt...doch Lena...sie hatte mich immer dazu ermutigt, es wieder zu tun. Nun will ich es ihr zu liebe versuchen. Bitte...bitte, nimm sie mit zu dir. Wenn jemand den Himmel verdient hat dann sie. Nimm sie zu dir..." Seine Stimme begann abzusterben und wich immer grösseren Schluchzern. "Ich wollte das nicht Lena", wimmerte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, "bitte verzeih' mir! Pass' auf mich da oben auf ja? Ich Depp, brauche doch einen Schutzengel und du bist der Beste, denn ich mir wünschen kann..."


    Ende

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

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