Gut Holz

  • Leonard sah auf die Uhr. „Mann wo bleiben die denn?“ fragte er wütend. Laurence wollte sich doch melden, doch er schien sich Zeit zu lassen. Er dachte an Corinna und an Celine. Nur noch ein paar Tage und sie waren wieder bei ihm. Leonard steckte sich eine Zigarette an. Er rauchte nervös. Celine war endlich gesund. Sein größter Wunsch hatte sich erfüllt. Er war so glücklich. Doch er wusste auch, dass der Mord an Ole sicher irgendwann an Licht kam. Mord bleibt nie ungesühnt. Gewissensbisse bekam er in den letzten Tagen immer mehr. Dann hörte er Hupen. „Na endlich.“, fauchte er und machte das Tor auf. Mattes und ein Neuer kamen in die Halle gefahren. „Hat einen kleinen Zwischenfall gegeben. Ein LKW ist hoch gegangen. Laurence ist verletzt. Du sollst die Ware rüber bringen. Nach Bergheim…. Am Besten fährst du schon vor und ich mache mit Felix hier alles dicht. Ach du kennst ihn ja noch gar nicht… er ist neu bei uns.“, erklärte Mattes und winkte Ben zu sich. „Das ist Leo… ein alter Hase, wenn du willst. Das ist Felix.“ Die Männer gaben sich die Hand und nickten sich kurz zu „War hier alles ruhig, oder gab es auch hier Probleme?“, wollte Mattes plötzlich wissen. „Hier war alles ruhig. Nichts los gewesen. So ich bin dann weg. Passt nur auf, dass ihr die Türen richtig verschließt.“, ermahnte Leonard Mattes. Dieser lachte leise und nickte nur.


    Ben sah dem Wagen hinterher als er losfuhr. Mattes beobachtete ihn sehr genau und Ben merkte es. „Was? Hab ich was an mir?“, wollte er wissen. „Nein… aber irgendwie gefällst du mir nicht. Du siehst so unglücklich aus. Brauchst wohl mal ne Mieze was?“, verhöhnte er ihn. Ben schüttelt den Kopf. „So hier ist alles klar… die Türen da hinten sind dicht. Was machen wir noch hier?“, fragte er ohne auf das was Mattes gesagt hatte einzugehen. „Wir fahren zurück.“, gab er bekannt. „Klar… kann ich noch eben schnell zum Klo?“, fragte Ben. „Ja sicher… warte mal… da musst du durch das Büro und dann links…ach weißt du was… ich komme einfach mal mit…ist sicher einfacher…nicht dass du dich verläufst…“, lachte Mattes laut. Ben verzog sein Gesicht und nickte „Sehr führsorglich von dir…“, meinte er nur. Sie gingen gemeinsam zur Toilette. Ben warf einen kurzen suchenden Blick durch das Büro. Dort stand ein Telefon… das war die Gelegenheit mit Semir Kontakt auf zunehmen. Doch wie sollte er telefonieren ohne das Mattes es herausfindet? „Na komm… wir müssen!“, befahl dieser als er aus der Toilette kam. „Ja sicher…“, murmelte Ben, wusch sich die Hände und ließ absichtlich seine Armbanduhr auf der Ablage liegen. Mattes sah es natürlich, aber er ließ es sich nicht anmerken. Er hoffte dass Felix endlich einen Fehler begann. Sie gingen wieder zurück und bevor sie die Halle verließen klatschte Ben die flache Hand an die Stirn. „Ich hab meine Uhr vergessen…Bin gleich zurück.“, sagte er und machte kehrt. Mattes grinste zufrieden. Ben ging ins Büro und griff zum Hörer… es war kein Freizeichen zu hören. Verdammt… die Halle war wohl schon länger unbenutzt und die Telefone abgeschaltet. Wie sollte er um alles in der Welt Semir informieren?


    ...

  • 9. Kapitel
    Party-Time


    Endlich kam der Tag wo Corinna und Celine aus Amerika zurück kommen sollten. Schon am Abend war es soweit. Andrea wollte einkaufen und sah Semir an, der besorgt am Frühstückstisch saß. „Habt ihr schon was von Ben gehört?“, fragte sie. Semir schüttelte den Kopf. „Nein… bisher nichts… vor fünf Tagen haben wir das letzte Mal miteinander gesprochen. Seit dem ist das Sägewerk leer. Ich weiß nicht wo ich suchen soll.“ stöhnte Semir leise. „Er wird sich schon melden. Vielleicht hat er noch gar nichts herausgefunden. Ich meine du weißt doch selbst wie lange es manchmal dauern kann, bis man was erfährt. Gräme dich nicht. Ich muss gleich einkaufen und die Sachen für die Party heute Abend holen. Versuch bitte heute Abend ein freundlicheres Gesicht zu machen. Die kleine Celine ist gesund und dass ist ein Grund zur Freude…“, sagte sie und küsste ihn noch. „Ja sicher…“, murmelte Semir. „Ich muss…. Die Kollegen warten sicher schon. Pass auf dich und meine Prinzessin ja gut auf, hörst du… Und dann werden wir heute Abend sicher auch etwas Spaß haben.“, lächelte er ihr zu. Nur wenig später war er weg. Auch für Andrea und Aida hieß es bald darauf in die Stadt zu fahren und den Einkauf zu erledigen.


    Andrea sah in den Einkaufswagen. „Limo…. Bier…. Cola…. Eistee… Wasser… Knabberzeug… Salat…Gurken… Kartoffeln…Majo…“, zählte sie auf und glich es mit ihrer Liste ab. Sie sah auf die Uhr. Es war gerade mal zwölf. Aida saß in den Kindersitz und spielte mit ihrem Schlüssel. „So….dann wollen wir mal zur Kasse. Ich hab alles.. oh… verdammt... ich hab die Kekse und die Schokolade vergessen… und Obst…“, stöhnte sie und fuhr den Wagen wieder durch die engen Gänge. Doch eine halbe Stunde später hatte sie endlich alles was sie benötigte um die Party für Celine und Corinna steigen zu lassen. Luftballons, Girlanden, alles war schon vorbereitet. Um achtzehn Uhr sollte die Maschine aus Amerika landen. Andrea war so aufgeregt, noch gestern hatte sie mit Corinna telefoniert und sie war so glücklich, dass Celine endlich gesund war. So lange hatte sie darauf gewartet und die deutschen Ärzte hatten das Kind längst aufgegeben. Es war grausam. Doch Corinnas Glauben an die amerikanischen Ärzte haben sich als goldrichtig erwiesen. Andrea war stolz auf ihre Freundin. Sie packte ihren Einkauf in den Wagen und schnallte Aida in ihren Kindersitz an. „Line…“ sagte die Kleine. Andrea lächelte. „Heute Abend kannst du mit Line spielen… Celine kommt heute mit der Mama und dem Papa zu uns und… Ach meine Süße… bin ich froh, dass du gesund bist.“, sagte sie leise und streichelte den Kopf ihrer Tochter. Anschließend ging es wieder nach Hause.


    Der Abend kam schnell. Semir war ausnahmsweise mal pünktlich zu Hause und sah gespannt auf die Uhr. „Wann sagtest du, wollten die hier sein?“, fragte er als es an der Türe klingelte. Andrea lachte. „Jetzt…“, sagte sie und öffnete die Tür. „Cori…“, rief sie erfreut und umarmte ihre Freundin. „Wie schön… dass ihr wieder da seid…“, strahlte Andrea. Auch Semir ging zur Tür. „Hallo…“ begrüßte er die Gäste. Leonard, der Mann von Corinna trug die kleine Celine, die ihn mit großen blauen Augen ansah. „Die ist ja niedlich…“, meinte Semir nur und wollte sie anfassen. „Sie ist mein ganzer Stolz…“, lachte Leonard. Die Männer lernten sich erst jetzt kennen, obwohl sich die Frauen bereits seit gut zwei Jahren kannten. „Na… da wird sich Aida aber freuen. Die ist schon ganz hibbelig…“, lachte Andrea und ging vor ins Wohnzimmer. Aida sah auf und bemerkte natürlich auch die kleine Celine.. „Line….Line…“, rief sie freudig und nahm das kleine Mädchen direkt in Beschlag. Semir sah lächelnd zu. Celine sah zwar etwas müde aus, aber sie wollte scheinbar genau wie Aida spielen. Dann wandte sich Semir an die anderen die sich bereits auf der Couch breit gemacht hatten. „Wie war der Flug?“, wollte er wissen um ein Gespräch anzufangen. „Danke… er war sehr ruhig. Und er kam mir viel zu lang vor…“, strahlte Corinna und sah zu ihrem Mann. Leonard nickte. „Die Zeit ohne dich und Celine, war die Hölle für mich…“, gab er zu. Semir konnte das sehr gut nachvollziehen.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Andrea zog Corinna hoch. „Hilfst du mir, ich hab Salat gemacht und ein paar Happen..“, sagte sie. „Ja sicher…“, lachte Corinna und ging mit Andrea in die Küche. „Was ist denn?“, wollte Corinna wissen, als sie in der Küche standen. „Ich will den Männern nur die Gelegenheit geben, sich näher kennen zu lernen. Bei Semir ist es gar nicht so einfach. Er ist manchmal ziemlich kompliziert in diesen Dingen.“, gab Andrea bekannt. „Ah ja… Whow… das sieht ja Lecker aus…“, meinte Corinna als sie die Salate sah. „Ja und es ist viel zu viel. Also wenn der Abend vorbei ist, dann kannst du dir was einpacken. Ich denke mal, dass du viel zu müde bist, um was zu kochen.“, lachte Andrea. „Oh ja…das stimmt. Andrea. In Amerika… es war alles so eindrucksvoll. Die Krankenhäuser... die Ärzte. Es haben sich vier Ärzte um Celine gekümmert. Sie war nie allein. Ich durfte bei ihr im Zimmer liegen und sie selbst versorgen. Es war so wunderbar. Und als die Kleine operiert wurde, dann saßen zwei Schwestern die ganze Zeit bei mir und haben mir Mut zugesprochen, mit mir gebetet sie waren so fürsorglich. Die OP hat vier Stunden gedauert und dann kamen sie heraus. Celine wurde sofort auf die Intensivstation gebracht und schon am nächsten Tag haben mir die Ärzte sagen können, dass alles Super gelaufen ist.“ Corina fing an zu weinen und Andrea nahm sie in den Arm. „Hey… es ist alles vorbei… nun kann Celine das Leben genießen. Sie hat es weiß Gott verdient…“, tröstete Andrea ihre Freundin.


    Leonard saß auf dem Sofa und knetete seine Hände durch. Ihm war die Situation etwas unangenehm, kannte er den Mann von Andrea kaum. „Ihr habt wirklich ein schönes Haus.“, fing er dann an, um das Eis zu brechen. „Danke, es gefällt uns auch.“, erwiderte der Hauptkommissar lächelnd, knetete aber genauso nervös seine Hände. „Was machst du eigentlich beruflich?“, wollte Semir wissen. „Ich fahre Schwertransporte hin und her.“, erwiderte Leonard. „Oh, auch Holz?“, kam es von Semir, ohne zu überlegen. Im Moment verfluchte er sich für seine vorlaute Schnute. „Auch das, aber eher selten.“, entgegnete Leonard und nahm ein Schluck aus der Flasche Bier, die Semir ihm zuvor hingestellte hatte. „Was ist denn so die Regel?“, fragte Semir weiter und tat dabei interessiert, um sich dem Mann ein wenig freundschaftlich zu nähern. „Meist so Container, so was halt.“, erwiderte Leonard. „Und du bist Polizist?“, fragte er dann zurück. „Hm.“, meinte Semir nur, denn jetzt hatte er sein Bier am Mund. „Und, was hast du für einen Fall vor der Nase?“, fragte Leonard nun ganz keck mit einem schelmischen Grinsen und nahm sich eines der kleinen Häppchen, die auf dem Tisch vor ihm standen. Semir zögerte nicht lange, obwohl er wusste, dass er über laufende Ermittlungen nicht sprechen durfte. Doch was würde er schon verraten, wenn er sagte, was sowieso bestimmt schon in der Zeitung stand. „Ich habe im Moment einen Mord in einer Toilette aufzuklären und verfolge eine Bande von Holzdieben.“, erwiderte Semir und sah, wie sich der Kopf des Mannes interessiert hob. „Eine Leiche? Muss ja ein furchtbarer Anblick sein.“, entgegnete Leonard und zog dabei eine angewiderte Grimasse. „Man gewöhnt sich nie daran, aber man lernte damit umzugehen.“, erklärte der Hauptkommissar. Dann kamen die Frauen wieder rein und setzten sich zu ihren Männern. Der Abend verlief in ruhiger Atmosphäre, obwohl Leonard immer weiter Semir nach dieser Leiche ausfragte, was diesen ein wenig stutzig machte.


    ...

  • „Mattes, ich will doch nur mal schnell raus.“, bat Ben und sah den Mann mit flehenden Blicken an. „Was willst du denn draußen? Du kennst Laurence Anweisung.“, kam es forsch von dem Österreicher zurück. „Ich will doch nur ein paar Biere für uns besorgen. Ist doch sicher auch in deinem Interesse, oder?“, meinte Ben zurück. Mattes überlegte, eigentlich hatte er ihn lange genug zappeln lassen. Der Junge sollte seine Chance kriegen, um mit seinem Kollegen sprechen zu können. „Okay, hier nimm.“, meinte Mattes und warf Ben oder Felix einen Zwanziger hin. „Aber bring ja nicht so eine untrinkbare Brühe, sag ich dir. Sonst kannst du das selbst saufen.“, zischte er und ließ Ben ziehen. Laurence kam humpelnd zu Mattes, als er sah, das Felix durch das Tor in die Stadt verschwand. „Gut, du hast ihn gehen lassen.“, meinte Laurence und Mattes nickte nur. „Dann folge ihm und du weißt, was dann zu tun ist. Bring seinen Kollegen mit.“ „Hier her?“, fragte Mattes. Laurence überlegte. „Du hast recht, wenn Felix hier allzu sehr rumschnüffelt. Wir trennen die beiden vorerst. Ihr habt doch die Lagerhalle verschlossen zurückgelassen. Bringt ihn da hin und zwar in den Keller, den wird Felix ja nicht kennen.“ „Alles klar.“, meinte Mattes und machte sich mit drei weiteren Männern hinter Ben her.


    Ben lief in die nahe gelegene Stadt und suchte nach einer Telefonmöglichkeit. Endlich fand er eine und wählte die Nummer von Semir. Er ahnte nicht, dass er dabei beobachtet wurde. „Semir? Ben hier.“ „Ben, verdammt, wo steckst du denn und warum hast du dich in den letzten Tagen nicht gemeldet?“, kam es forsch und vorwurfsvoll von Semir, der Besuch zu haben schien. „Semir, ich bin in Bergheim. Können wir uns hier treffen? Ich habe neue Informationen über die Holzdiebe. Anscheinend sind die nicht die einzigen, es gibt scheinbar einen großen Hintermann aus Österreich.“, erklärte Ben. „Okay, pass auf ich bin in einer Stunde bei dir.“, meinte Semir und legte auf.


    „Was ist los?“, wollte Andrea wissen, als sie das besorgte Gesicht ihres Mannes sah. „Ich muss noch mal weg.“, meinte Semir. „Nein, doch nicht jetzt. Semir, du verdirbst uns den ganzen Abend.“, fauchte sie und schmiegte ihre Hände haltend um seinen Hals. „Ben hat gerade angerufen. Ich muss ihn treffen. Ich bin bald wieder zurück, versprochen. Du kannst ihnen ja sagen, dass ich nur noch schnell eine Kleinigkeit hole.“, meinte er und deutete ins Wohnzimmer, wo Corinna saß und Aida und Celine beim Spielen beobachtete. Andrea atmete schwer, gab sich dann aber geschlagen. „Gut, aber komm schnell wieder zurück, okay?“ „Versprochen.“, erwiderte Semir und gab seiner Frau einen langen Kuss, bevor er aus der Tür verschwand und zu seinen Wagen ging. „Nein, sie haben Ole bereits entdeckt.“, hörte er plötzlich die Stimme von Leonard. „Er ist tot.“ Langsam schlich Semir um seinen Wagen und sah, dass der Mann vor der Hecke stand und schnell an seiner Zigarette zog. Er hatte gar nicht gemerkt, dass Leonard aus dem Haus verschwunden war. „Ich weiß nicht, wer es war, aber er tappt scheinbar auch noch im Dunkeln. Es ist auf jeden Fall schlimm, Mattes.“ „Mattes?“, dachte Semir. Was hat dieser Mann mit einem der Holzdiebe zu tun?

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  • Leonard beendete das Gespräch und wollte zurück ins Haus als Semir sich ihm in den Weg stellte. „Okay… raus mit der Sprache… was weißt du darüber?“, fragte er direkt. Leonard sah ihn an. „Ich weiß nicht was du meinst.“, kam unsicher von ihm. „Von Ole… der tot gefunden wurde. Wer ist Mattes?“, prasselten die Fragen auf ihn ein. „Hast du was mit den Holzdieben zu tun?“, kam die entscheidende Frage. Leonard wurde unsicher. „Ich? Wie kommst du denn…hör mal… ich bin hier um mit dir und Andrea die Gesundheit meiner Tochter zu feiern. Wenn du mich verhören willst, dann…“, wich er aus. „Leonard. Wenn du was damit zu tun hast, dann solltest du es mir sagen. Ich will alles wissen. Also! Hast du was damit zu tun?“, kam forsch die Frage erneut. Leonard überlegte. „Ja… also zumindest was den Transport betrifft. Ich … ich hab das Geld gebraucht. Für Celines Operation. Semir… bitte versteh mich nicht falsch. Ich habe es wirklich nur wegen dem Geld gemacht. Was hättest du denn getan, wenn deine Tochter krank gewesen wäre und dir niemand helfen würde? Du hättest es auch gemacht!“, gab Leonard entschuldigend von sich.


    Semir schüttelte den Kopf. „Ich hätte das Gesetz nie dafür gebrochen. Wie dem auch sei… Wo ist die Bande?“, fragte er. Leonard sah ihn an. „Ich soll sie verraten?“, stellte er die Gegenfrage. „Nein... du sollst deine Situation verbessern. Leonard… wenn du was mit dem Mord an diesem Ole zu tun hast, dann sag es jetzt, denn jetzt kann ich noch was für dich tun. Also Wo?“, forderte Semir. „In der Steinwerkstraße in Bergheim. Dort ist das Sägewerk. Willst du mich jetzt verhaften?“, wollte Leonard wissen. „Ich werde jetzt erst einmal hinfahren und mich dort umsehen. Du wirst hier warten. Wenn ich zurück bin, dann werden wir uns ausführlich unterhalten und dann kannst du mit mildernden Umständen rechnen. Wenn die Richter deine Situation begreifen, und das werden sie mit Sicherheit nicht außer Acht lassen, dann kannst du mit einer milden Strafe rechnen. Ich werde für dich ein gutes Wort einlegen, wenn du mir jetzt hilfst.“, redete der Hauptkommissar auf den Mann ein. Leonard nickte. „Okay… ich warte…“, versprach er. Semir lächelte und nickte leicht. Anschließend ging er zu seinem Wagen. Noch einmal sah er zu Leonard an. Diesmal nickte dieser. Semir fuhr los.


    Ben holte schnell noch ein paar Bitburger, ein paar Kölsch und verschwand dann wieder in Richtung Sägewerk. Laurence winkte ihn zu sich. „Ich bekomme doch wohl ein ab oder?“, fragte dieser lachend. „Ja sicher…. Wo ist Mattes denn?“, wollte Ben wissen, weil er ihn nirgends entdecken konnte. „Oh… der musste noch mal kurz weg. Ist sicher gleich zurück.“, entgegnete ihm Laurence. Ben nickte. „Das Bier ist noch nicht richtig kalt. Wir können ja warten bis Mattes zurück ist.“, schlug er dann vor und stellte die Flaschen in den kleinen Kühlschrank. „Ja stimmt… sag mal… deine Freundin… die dich so in den Schlamassel gezogen hat… hast du noch Kontakt zu ihr?“, verwickelte Laurence ihn in eine Gespräch. Ben schüttelte den Kopf. „Nein.. ich will sie nie wieder sehen..“, kam gespielt wütend von Ben. „Oh… sie muss dich ja richtig geärgert haben. Ich meine, wer lässt einen so hübschen Kerl wie dich…“, lachte Laurence. Ben sah auf die Uhr. „Ich muss noch mal raus… schauen ob Mattes kommt…“, meinte Ben fadenscheinig und verließ den Raum. Er sah nicht wie Laurence höhnisch grinste.


    ...

  • Semir fuhr auf der einsamen Landstraße in Richtung Bergheim. Als er die Hälfte der Strecke gefahren war bemerkte er im Spiegel, dass er nicht allein auf dieser Strecke war. Noch maß er ihm keine Bedeutung bei, doch plötzlich rauschte aus einem der Nebenwege ein Auto vor ihm auf die Straße. Semir bremste ab und fluchte verhalten. Der Wagen vor ihm schien kein Gaspedal zu haben. Semir hupte doch das schien der Fahrer völlig zu ignorieren. „Mann fahr doch!!“, fauchte er wütend und hupte erneut. Dann setzte er zum Überholen an. Doch der Wagen vor ihm schien ihn ärgern zu wollen. Denn er zog wieder vor Semir. „Verdammt…“, fluchte er und sah in den Rückspiegel,. „Hey… von Sicherheitsabstand wohl auch noch nichts gehört was?“, grummelte er. Doch dann bekam er doch ein sehr mulmiges Gefühl. Diese Typen… könnte doch… nein… oder doch? fragte er sich. Er griff zum Funkgerät. „Cobra 11 an Zentrale. Ich befinde mich auf der B410 in Richtung Bergheim. Werde von zwei Fahrzeugen bedrängt. Vermute dahinter die Holzdiebe, die ich gerade verfolge. Bitte um Verstärkung!“, gab er durch. „Zentrale hat verstanden. Verstärkung ist unterwegs.“, kam als Antwort. „Na, dann beeilt euch…“, stieß er aus. Der Wagen hinter ihm stieß ihn an. „Hey… lass das!!“, schrie Semir und lenkte gegen. Doch nun bremste auch der Wagen vor ihm. „Verdammt. Leute beeilt euch! Die nehmen mich in die Zange!“, schrie er ins Funkgerät.


    Leonard ging wieder zu Andrea und Corina. „Wo ist denn dein Mann hin?“, fragte er und tat als wüsste er nichts. „Der musste zu einem Einsatz. Ist sicher gleich zurück.“ lächelte Andrea ihn an. „Das ist gut… ich wollte ihn noch was fragen. Wegen dem Fall, den er gerade hat. Ich finde den Beruf sehr interessant und wenn ich nicht so füllig wäre, hätte ich auch zur Polizei gehen können.“, gab er zurück. Corina nickte. „Es war sein Traum. Aber er hat die Sportprüfung nicht bestanden. Vielleicht wäre dann die Heilung von Celine schneller da gewesen. Ich meine wenn man für die Regierung arbeitet, dann hat man ja sicher auch Vorteile.“, erklärte Corina. Andrea lachte leise. „Nein… du hast davon keine Vorteile. Im Gegenteil es hat manchmal sehr viele Nachteile. Aber wir sind hier zum feiern. Ich denke allerdings, dass die Kinder so langsam müde werden. Wir sollten sie nach oben ins Bett bringen.“, schlug Andrea vor.


    Semir versuchte aus der Umklammerung durch die beiden großen Fahrzeuge zu entkommen, lenkte nach links und nach rechts, doch immer wieder stieß der hintere Wagen in Semirs Hecke, dass dieser wieder in seine alten Position zurückweichen musste. „Verdammt, lasst das. Ich will nicht schon wieder meiner Chefin Rede und Antwort stehen müssen.“, schrie er nach hinten. Dann sah er rechts im Waldgebiet eine kleine Schneise, die den Berg zur nächsten Kurve runterführte. „Eine Chance.“, dachte er und zog das Lenkrad nach rechts rüber. Sein Wagen holperte über den nächtlichen Waldboden und die Scheinwerfer leuchteten auf das grün schimmernde Moos, was gespenstisch wirkte. Er hörte, wie sich Äste in den Lack kratzten und Sträucher unter den Rädern knackten. „Verdammt, was macht der denn da?“, zischte Mattes und riss ebenfalls das Steuer rum. „Oleg, Gregor... fahrt die Straße weiter. Schneidet ihm in der Kurve den Weg ab.“, schrie er in sein Handy am Armaturenbrett. „Klar Mattes.“, kam es wieder zurück und schon beschleunigte der Wagen, schoss haarscharf um die enge Bergkurve.

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  • Semir lenkte seinen BMW durch die Schneise und sah schon die Lichter des schwarzen Geländewagens auf der Straße vor ihm. „Verdammt, wenn der sich vor mich stellt, haben die mich.“, dachte er. „Wo bleibt die Verstärkung.“, schrie er ins Funkgerät. „Wir sind gleich bei dir.“, kam es von zwei bekanten Stimmen wieder. „Hotte, Dieter... beeilt euch ein bisschen.“, meinte Semir erleichtert und bremste seinen BMW ab, wurde aber sofort wieder nach vorne gestoßen. „Verdammt, der ist mir gefolgt.“, stellte der Deutschtürke fest, als er einen Blick in den Rückspiegel warf und die Lichter des zweiten Geländewagens hinter ihm auftauchten und zu einem neuen Stoß ansetzten. „So Freundchen, jetzt haben wir dich.“, dachte Mattes und setzte erneut an, als er weiter entfernt das Nahen eines Martinhornes hörte. „Verfluchte Scheiße, der hat Verstärkung gerufen.“, zischte er ins Telefon. „Was nun?“, wollte Oleg wissen. „Weg hier, wir schnappen ihn uns, wenn er aus Bergheim zurückfährt.“, erwiderte der Österreicher und warf den Rückwärtsgang ein, was bei der Steigung nicht so unproblematisch war. Auch der zweite Wagen drehte um und verschwand. Erleichtert atmete Semir auf.


    Hotte und Dieter brachten ihren Wagen direkt vor Semir zum Stehen, dessen BMW leicht lädiert aus der Waldschneise herausschaute. „Semir? Alles in Ordnung mit dir?“, wollte Dieter wissen. „Alles gut. Fahrt ihr hinter den Beiden her, ich muss zu Ben.“, meinte der Deutschtürke und atmete erleichtert durch. Wieder einmal hatte er es geschafft, diesen Strolchen ein Schnippchen zu schlagen. Mit noch leicht wackeligen Beinen fuhr er weiter und erreichte Bergheim. Nun suchte er das Sägewerk und parkte seinen Wagen abseits, stieg aus und wartete auf Ben. „Semir?“, rief plötzlich eine Stimme nach ihm. „Hier bin ich.“, kam prompt die Antwort vom Hauptkommissar. Ein Rascheln im Gebüsch ließ ihn einen erschrockenen Blick nach Links werfen. Dann tauchte Bens Wuschelkopf aus dem Strauchwerk auf. „Mensch, musst du mich so erschrecken.“, zischte der Deutschtürke. „Tschuldige, bist du so schreckhaft für dein Alter?“, feigste Ben leise. „Doofkopf.“, fauchte Semir. „Also, was hast du?“, wollte er dann wissen. „Die nächste Versteigerung soll in drei Tagen über die Bühne gehen. Das Holz ist schon hergebracht worden. Außerdem scheinen die hier einen ihrer Fahrer zu vermissen. Der Mann heißt Ole.“ Sofort nickte Semir. „Ich weiß, die Leiche in der Toilette. Wurde auch ein Leonard erwähnt?“, fragte er dann. Ben sah ihn erstaunt an. „Den habe ich heute kennen gelernt. Scheint ein alteingesessener Fahrer zu sein. Und noch was, der scheinbare Kopf der Bande heißt Kuno Weißleitner aus Wien.“, erklärte Ben und sah sich immer wieder um. „Aus Wien? Dann ist das also eine große Organisation. Weißt du, ob dieser Kuno auch zur Versteigerung kommen soll?“ „Leider nicht. Laurence verrät nichts und mir schon gar nicht.“, erwiderte Ben. „Gut, hier nimm dein Handy, hab ich noch schnell aus deiner Wohnung geholt. Du meldest dich jeden Abend, verstanden?.“, mahnte Semir und reichte Ben sein Handy rüber. „Klar Papa.“, erwiderte der junge Ermittler, rollte mit den Augen und verschwand wieder. Semir machte sich Notizen über das Gehörte und stieg dann wieder in seinen Wagen. Er wollte noch mit Leonard sprechen und ihn darum bitten, dass er auf Ben aufpassen sollte, wenn er mit Semirs Hilfe rechnen wollte. Innerlich verstand Semir jedoch die Situation des Mannes. Er hatte es nur wegen seiner Tochter gemacht, damit Celine leben konnte. Würde er nicht das gleiche für Aida tun? „Oh ja.“, stimmte er sich selbst zu und startete dann den Wagen. Unbewusst nahm er den gleichen Weg zurück, der ja der schnellste Weg zurück nach Hause war. Er ahnte nicht, dass seine Verfolger schon wieder wie Wölfe auf ihn lauern sollten.


    „Da ist er.“, meinte Mattes, als er durch sein Nachtsichtgerät auf die Straße blickte und Semirs Wagen anrauschen sah. „Okay, bereitet alles vor.“, zischte er seine beiden Helfer an, die sich sofort mit Axt und Seil an die Arbeit machten. Einen großen, dicken Baum auf die Straße fallen lassen. Bei dem Unwetter von vor zwei Tagen waren etliche Bäume in Mitleidenschaft gezogen worden. Es war ganz normal, dass da hin und wieder einer auf die Straße fiel. Sie suchten sich einen großen aus, der schon halb schräg über der Straße hing und machten sich daran zu schaffen. „Da kommt er. Los.“, schrie Mattes und Oleg und Gregor zogen und drückten an dem Baum. Tatsächlich fiel dieser mit brachialer Wucht auf die Straße und versperrte den Weg.


    ...

  • Semir ging in die Eisen, als er den riesigen Koloss mit Knarren und Knacken fallen sah und hörte. Sein BMW kam einige Zentimeter vor dem Stamm zum Stehen. Schweiß stand auf seiner Stirn, als er ausstieg und den Schlamassel sah. „Toll, war auch der Größte, der hier rumstand.“, dachte er und machte einige Schritte auf den Baum zu. „Und wie soll ich da jetzt vorbeikommen?“, fragte er sich wutschnaubend, wollte gerade zu seinem Handy greifen, als er etwas Hartes im Nacken spürte und wie ein Taschenmesser zusammenklappte. Stöhnend lag er am Boden und verlor das Bewusstsein. Oleg hatte ihm mit dem Knauf der Axt einen harten Schlag verpasst. „Gut, schafft ihn in den Wagen, fesselt und knebelt ihn und dann ab in die Lagerhalle mit ihm.“, wies Mattes die Beiden an. Er selbst kümmerte sich um den Wagen des Bullen, parkte ihn in einem Seitenweg, in dem der nur schwer zu finden sein würde.


    Nur wenig später saß Ben bei Laurence und trank Bier. „Wieso will Mattes erst Bier und dann ist er nicht da…“, fragte er wütend. Laurence lachte leise und wollte gerade zur Antwort ansetzen, als sein Handy klingelte. „Ja?“, meldete er sich kurz und knapp. Dann hörte er eine Weile zu. „Alles klar… wie besprochen…“, gab er durch und beendete das Gespräch. „Probleme?“, wollte Ben wissen. „Nein… jetzt nicht mehr…“, grinste Laurence. Ben verstand nicht genau was er meinte. „War das Mattes?“, fragte Ben weiter. Laurence nickte. „Er wird gleich hier sein.“, versprach Laurence und prostete Ben zu. Ben hob seine Flasche Kölsch an und nickte ihm zu. Dann trank er einen großen Schluck. „Sag mal… was würdest du sagen, wenn ich einen sehr lukrativen Job für dich hätte?“, wollte Laurence plötzlich wissen. „Nun, wenn es sich für mich lohnt… dann immer. Worum geht es?“, harkte Ben nach, der glaubte nun endlich eine Gelegenheit zu bekommen in den inneren Zirkel zu kommen. „Ich will nur wissen, ob du bereit bist, dabei mitzumachen. Egal was es ist.“, erklärte Laurence. „Ja sicher… ich bin dabei…“, versprach Ben.


    Semir kam langsam zu sich. Er spürte die Fesseln und den Knebel. Verdammt, dachte er bei sich. Er schien im Kofferraum zu liegen und der Wagen bewegte sich. Er versuchte sich zu erinnern und sah den großen Baumstamm vor sich auf der Straße liegen. Das war eine verdammt gut aufgebaute Falle… dachte er anerkennend. Der Wagen ruckte. Es schien als würde die Fahrt gleich zu Ende gehen. Tatsächlich stoppte der Wagen. Semir spannte sich. Er hatte versucht die Fesseln aufzubekommen, aber es war nicht möglich. Sie waren einfach zu fest. Der Knebel verhinderte nicht nur dass er Laute von sich gab, sondern erschwerte auch das Atmen. Dann ging der Deckel hoch. Eine Taschenlampe blendete ihn. Semir schloss die Augen. „Guten Abend… Bulle…“, höhnte der Mann und zerrte Semir aus dem Kofferraum. Dabei ging er nicht gerade sanft mit ihm um. Da Semirs Beine auch gefesselt waren, konnte er nicht stehen, aber das war dem Mann völlig egal. Mit einem Stöhnen ging Semir zu Boden. Er fühlte wie sich einer der Männer an den Fußfesseln zu schaffen machte. Dann wurde er auch schon auf die Beine gerissen. „Du läufst selbst klar? Und ich bete zu Gott, dass du eine Dummheit versuchst. Tu mir den Gefallen und du lernst mich richtig kennen.“, fauchte ihn der Mann ins Ohr. Ein Stoß in den Rücken ließ Semir langsam vorwärts gehen. Er würde mit Sicherheit nichts versuchen. Gegen Drei Mann und gefesselt hatte er keine Chance.

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  • Mattes öffnete eine Tür die eine Treppe freilegte. „Da lang!“, forderte er seinen Gefangenen auf. Dieser tat einen Schritt und betrat die erste Stufe. Mattes sah kurz zu Oleg und nickte. Dieser grinste und stieß den Mann die Faust in den Rücken. Der Polizist stolperte wie beabsichtigt und fiel die gesamte Treppe runter. Mit den gefesselten Händen auf dem Rücken hatte er keine Chance sich abzustützen und kam schwer auf. Er blieb benommen liegen. Mattes zerrte ihn hoch. „Na… sind wir etwas schwach auf den Beinen?“, verhöhnte er seinen Gefangenen. Dem Blut an der Schläfe herunter lief. „OH… haben wir uns verletzt? Na das kommt davon, wenn man seine Nase in Sachen steckt die einem nichts angehen…“, lachte Mattes und stieß den Mann in einen langen dunklen Gang. „Los geh weiter!“, fauchte er dabei. Mit taumelnden Schritten ging der Mann weiter vorwärts. Vor einer weiteren Tür hielt der den Mann am Kragen seiner Jacke fest. „Stopp!“, sagte er nur und öffnete die Tür. Dahinter war ein dreckiger finsterer Raum vorhanden. In diesen stieß er seinen Gefangenen hinein. „Einen angenehmen Aufenthalt.“, lachte er. Mit einem lauten Knall schloss er die Tür.


    Semir ließ sich langsam an der Wand niedersinken. Sein ganzer Körper tat nach dem Sturz weh. Er schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Dann spürte er etwas in seiner Hosentasche. Sein Handy… die hatten ihm das Handy nicht abgenommen. Doch bevor er sich richtig erfreuen konnte ahnte er schon warum. Er kam ja nicht ran. Wie sollte er das Ding aus seiner vorderen Tasche holen. Seine Hände waren auf dem Rücken geschnürt. Er versuchte den Knebel loszuwerden, indem er seinen Kopf an der Schulter rieb, doch es könnte Stunden dauern bis das Klebeband ab war.


    Mattes kam wirklich zurück und fand Ben und Laurence beieinander vor. „Gut, das Bier ist da.“, meinte er nur und schnappte sich sofort eine Flasche, öffnete sie mit seinem Feuerzeug und trank die Hälfte auf einem Male aus. Ben verfolgte dies mit Erstaunen, Laurence hingegen sah das mit Gelassenheit. „Hast du alles erledigt?“, wollte er wissen und Mattes nickte nur. „Das Problemchen liegt auf Eis, wie man so schön sagt.“, lachte er und sah unauffällig zu Ben, dessen Regungen er genau beobachtete. „Gut, dann kannst du morgen mit Felix und Oleg den nächsten Job anfangen.“, entgegnete der Ire. „Und was wäre das?“, fragte Mattes. „Ihr besorgt ein wenig Stoff... Sprengstoff. Damit wir unsere Konkurrenten auch wirklich vom Hals halten können.“, lachte Laurence. Ben riss seine Augen auf, aber er durfte jetzt nur nicht aus seiner Rolle fallen. „Und woher sollen wir das Zeug nehmen? Ich meine, es wächst ja nicht auf Bäumen.“, wollte er wissen. „Stimmt, dann wäre es auch einfach. Nein, die Polizei hat doch sicherlich genug beschlagnahmtes Zeug in ihren Kammern. Ihr fahrt also hin und holt mir einige Kilo davon.“, erklärte Laurence gelassen und genehmigte sich noch einen Whiskey. „Was? Von der Polizei?“, stieß Ben aus. „Ey, du wolltest doch den Job machen, oder?“, fauchte Laurence den Mann an und packte ihn am Kragen. „Ist ja gut, aber wie sollen wir da hinein kommen? Da kann man nicht so einfach mit einem Bestellschein reingehen und sich das Zeug auf den Wagen laden.“ „Oh, da kennt sich ja jemand aus.“, zischte Mattes und sah Ben scharf von der Seite an. „Ich meine ja nur.“, stammelte er. „Zerbrich du dir mal nicht deinen Kopf über Sachen, die dich nichts angehen.“, meinte Laurence und schickte beide raus.


    ...

  • „Wo bleibt denn Semir nun?“, fragte Leonard und sah dauernd auf seine Uhr. Auch Andrea wurde langsam ungeduldig, hatte sie ihn doch schon einige Male auf seinem Handy angerufen. „Tja, ich weiß es nicht. Tut mir Leid.“, entgegnete sie. „Na komm, dann lass uns gehen.“, meinte Corinna und holte ihre Tochter. „Es ist schon spät und ihr beide müsst morgen ja auch wieder früh raus.“ Andrea nickte und deckte Aida noch mal vorsichtig zu. „Ich versteh nicht, wo Semir stecken kann.“, zischte sie. Aber ich, dachte Leonard und rieb sich leicht nervös die Hände. Gleich morgen würde er ins Sägewerk nach Bergheim fahren und nachsehen. Die Freunde verabschiedeten sich voneinander und Corinna und Leonard gingen mit ihrer gesunden Tochter nach Hause. Doch an Schlaf war nicht zu denken, jedenfalls nicht bei Leonard. Zu groß war die Sorge um den Polizisten. Wenn er von Laurence und Mattes entdeckt worden war, dann würde er schon vielleicht nicht mehr leben. Aber damit wären seine Probleme auch aus der Welt. Nein, das konnte er Andrea nicht antun. Jedes Mal, wenn er sie sehen würde, würde ihm bewusst werden, dass er ihren Mann mit auf dem Gewissen hatte. Leise schlich er sich aus dem Zimmer und holte sich ein Glas Wasser. Er musste diese Gedanken loswerden, doch sie verfolgten ihn noch weiter.


    Kuno und Karlo hatten kaum etwas über die nächste Versteigerung erfahren. „Gut, dann bereiten wir mal einen kleinen Überraschungsbesuch bei Laurence vor. Wir werden uns einen seiner Leute schnappen und ihn so richtig ausquetschen. Dann wird er uns alles sagen, was wir wissen müssen.“, meinte Kuno und schnappte sich seine Waffe. Mit Karlo und drei anderen Leuten stieg er in seinen Wagen und fuhr Richtung Bergheim. Sie brauchten nicht lange und schon standen sie in Sichtweite des Sägewerks und beobachteten das Treiben auf dem Hof genau. Scheinbar war da irgendwas am Laufen. „Da, der da wäre doch genau richtig, oder?“, meinte Karlo und deutete auf einen hochgewachsenen jungen Mann mit braunen, verwuschelten Haaren. „Allerdings, er sieht mir für unser Vorhaben genau richtig aus.“, entgegnete Kuno. „Nun müssen wir nur noch warten, bis er sich von den anderen entfernt und dann schlagen wir zu.“


    „Mattes, ich muss noch mal kurz in die Stadt. Ich weiß nicht, aber ich scheine da irgendwas vergessen zu haben.“, log Ben und hoffte, dass er raus konnte, um Semir zu informieren. „Was? Nein Felix, wir müssen gleich weg.“, fauchte der Österreicher nur. „Bitte, nur zehn Minuten.“, kam es von Ben. Genervt stimmte Mattes zu, obwohl er nicht wusste, warum, doch er tat es. So durchschritt Ben das Tor und lief schnell die Auffahrt hinunter, außer Sichtweite seines Gegners, wurde dabei aber von anderen Gestalten beobachtet. „Man, Semir, komm schon... melde dich.“, zischte er vor sich hin, als er das Handy am Ohr hatte. Doch Semir meldete sich nicht. „Verdammt.“, dachte er nur und sah mit ernstem Blick auf den Display seines Handys, nichts ahnend, dass er gleich andere Probleme haben sollte.


    Karlo schlich sich an den Mann, der eben an ihm vorbei ging. Er sah wie er sein Handy nahm und telefonierte, allerdings schien sich die Gegenseite nicht zu melden. Der Mann fluchte. Karlo grinste und stellte sich hinter den Mann. Mit einer schnellen Bewegung presste er ihm die Hand auf den Mund. Erst hielt der junge Mann still, doch dann fing er an sich zu wehren. Karlo lachte leise in sein Ohr. „Na… ganz ruhig… ganz ruhig… mein Freund. Ich will nur was von dir wissen. Du tust dir einen großen Gefallen, wenn du dich nicht wehrst.“, raunte er ihm ins Ohr. Kuno kam hinzu und richtete die Waffe auf den Mann. „Komm…“, forderte er Karlo hob den nicht gerade kleinen Ben hoch und zog ihn zu ihrem Wagen. Schnell fuhren sie ab, bevor einer der vermeintlichen Freunde des Mannes ihn suchten.


    Ben wusste nicht wie ihm geschah, als die Hand sich auf seinen Mund presste. Erst wenige Sekunden später trat er aus und versuchte sich zu befreien, doch dieser Kerl hinter ihm schien über Bärenkräfte zu verfügen. Ben hatte das Gefühl seine Rippen würden gebrochen werden. So ließ er seine Gegenwehr einfach sein. Was zum Teufel ging hier vor? Wer waren die Kerle. Dann stand ein weiterer vor ihm. Die Waffe die er auf ihn richtete ließ Ben alle Gedanken an Flucht vergessen. Er wurde in ein Auto gezerrt und musste einsteigen. „FELIX!!“, hörte er Mattes rufen. Doch der Mann mit der Waffe schüttelte den Kopf. Ben antwortete nicht. Schnell war der Wagen vom Gelände des Sägewerks verschwunden.

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  • „Verdammt wenn der abgehauen ist, dann können wir einpacken…“, fluchte Mattes und schrie erneut nach Felix. Doch er kam nicht. „Sucht ihn!“, befahl er den Anderen, die direkt ausschwärmten. Es dauerte eine Weile bis sie zurück waren. „Keine Spur…“, berichteten sie. Mattes sah Laurence an. „Wir hätten ihn nicht noch mal gehen lassen sollen. Wenn er jetzt seine Kollegen informiert, können wir einpacken. Verdammt!“, fluchte er wütend. Laurence lachte leise. „Er weiß nicht, dass wir noch einen letzten Trumpf in der Hand haben. Wir sollten unseren Freund besuchen.“, schlug er vor. Mattes sah ihn an. „Was willst du denn von dem? Der sitzt im Keller fest und weiß nicht wie ihm geschieht.“, entgegnete er ihm. „Ja sicher.. aber er könnte Felix anrufen und sagen was Sache ist. Nämlich wenn Felix nicht zurück kommt, dann wird er sterben…“, gab Laurence kund. „Ah… ich verstehe.. Also gut machen wir das…“, stimmte Mattes zu.


    Semir lag in seinem Gefängnis und verschnaufte. Das Klebeband hatte er immer noch nicht runter. Seine Hände taten weh. Er schloss die Augen. Andrea würde sich bestimmt schon Sorgen machen. Verdammt… Leonard musste ihn verraten haben. Er musste den Leuten verraten haben, dass er kommt. Wussten die Männer dass Ben Bulle war? Was geschah mit Ben? Doch es brachte nichts… er musste sehen, dass er hier raus kam. Er musste versuchen sich zu befreien. Eine raue Stelle an der Wand damit er die Fesseln lösen konnte. Ein Gegenstand… irgendwas. Er fing an in dem Raum an der Wand entlang zu tasten. Die Wände waren alle glatt. Er ließ sich erneut auf den Boden sinken. Ohne Hilfe würde er die Fesseln nicht lösen können. Scheinbar hatten diese Typen einen besonders sauberen Raum ausgesucht. Er wurde müde. Vielleicht sollte er versuchen sein Handy aus der Tasche zu bekommen. So konnte er Hilfe… wie denn… schallte er sich selbst. Der Mund war verklebt und blind eine SMS schreiben konnte er auch nicht. Niemand würde das Kauderwelsch entziffern können.


    Leonard hörte wie Corinna schlief. Der regelmäßige Atemzug verriet dass sie tief in der Traumwelt versunken war. Doch er konnte nicht schlafen. Die Gedanken an Semir… sie ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Wie konnte er sicher gehen, dass Laurence ihn hatte? Lebte er überhaupt noch? Verdammt… er konnte sich doch nicht einfach ins Bett legen und schlafen, während der Mann, der Vater einer kleinen Tochter, so alt wie seine Eigene, in Lebensgefahr schwebte. Er griff zum Telefon und wollte Laurence anrufen, doch dann zögerte er wieder. Warum sollte ich mich darum kümmern? Hat er doch selbst Schuld wenn er… nein hat er nicht. Wenn er sterben sollte, dann wusste Semir sicher, dass es nicht ungefährlich war… In seinem Kopf fand ein Kampf statt. Gut gegen Böse… Teufelchen gegen Engelchen… Leonard hielt sich beide Hände an den Kopf und versuchte sich zu konzentrieren. Er musste das Richtige tun… das Richtige… doch was war das Richtige?


    ...

  • 10. Kapitel:
    Das Richtige oder das Falsche?


    Andrea wachte am nächsten Morgen auf und sah, dass Semir immer noch nicht zurück war. Jetzt stiegen doch wieder die Sorgen in ihr hoch. Wieder griff sie zum Handy und wählte die Nummer ihres Ehemannes. Doch wieder nur die Mailbox, zum fünften Mal. „Semir, wo steckst du?“, fragte sie sich selbst und dachte nach. Dann wählte sie die Nummer von Susanne. „Ja Susanne, ich bin's. Sag mal, hat Semir sich bei euch gemeldet?“, fragte Andrea und packte sich im Nacken. „Nee, wieso?“, fragte die Sekretärin. „Er ist die Nacht nicht mehr zurückgekommen. Er wollte nur raus nach Bergheim.“, erklärte Andrea ihrer Freundin. „Ich schicke sofort Dieter und Hotte los, die sollen sich da mal umsehen und dann rufe ich dich an, sobald sie was gefunden haben.“, meinte Susanne. „Gut, danke.“, beendete Andrea das Gespräch.


    Leonard sah auf die Straße hinaus. Immer noch kämpfte sein Gewissen mit seinen Gefühlen. Corinna kam langsam an ihn heran. „Schatz, was hast du?“, fragte sie und küsste ihn auf den nackten Oberarm. „Hm? Nichts, ich dachte nur gerade an den gestrigen Abend.“, log er und sah weiter zum Fenster hinaus. Von hier aus konnte er das Dach von Semirs Haus genau erkennen. Was würde nur aus Andrea und der kleinen Aida werden, wenn Semir etwas passierte? Nein, er musste ihm helfen. Auch wenn er dafür einige Jahre einwandern würde. Mit einem Mord hatte er sich schon sein Leben zerstört, ein weiterer sollte nicht auf seinen Schultern lasten. Für die Zeit, in der er weg war, würde es Corinna und der Kleinen an nichts fehlen. Die Versteigerungen hatten ihm weitaus mehr Geld eingebracht, als für die Operation notwendig war. Damit sollte seine Frau mindestens vier bis fünf Jahre über die Runden kommen. „Ich muss weg.“, meinte er und zog sich schnell an. „Jetzt schon? Wollen wir nicht erst frühstücken, bevor ich auch los muss?“, fragte Corinna leicht enttäuscht. „Tut mir Leid, Süße, aber das machen wir morgen, ich verspreche es.“, erwiderte er, drückte seiner Frau einen schnellen Kuss auf die Stirn und verschwand.


    Ben saß auf einem Stuhl, gefesselt und wurde von seinen Entführern über Dinge ausgequetscht, die er selbst nicht kannte. „Also, was hat Laurence vor?“, fragte Kuno und stand mit einer glimmenden Zigarette vor ihm. Karlo stand daneben und wartete nur darauf, dass der Junge nichts sagte. „Hören sie, ich bin nicht der, für den sie mich halten. Ich weiß gar nichts.“, versuchte Ben den beiden zu erklären, doch scheinbar wollten die nichts davon hören. „Du weißt nichts? Hör zu, Laurence hat zwei meiner Leute auf dem Gewissen. Entweder du packst jetzt aus, sagst mir, was du weißt, oder du wirst spüren, wie heiß eine brennende Zigarre sein kann.“, fauchte Kuno und riss Bens Kopf an seinen Haaren nach hinten. Dieser schrie kurz auf. Der Mann hielt Ben die glühende Zigarrenspitze vor die Nase. Sollte er sagen, dass Laurence Sprengstoff und Waffen aus der Asservatenkammer der Polizei stehlen wollte, um die Konkurrenz entgültig auszuschalten? Konnte er das mit seinem Gewissen als Polizist verantworten?

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  • Semir war in keiner besseren Position. Er hatte die Nacht nicht gut geschlafen. Der Boden war feucht und die Kälte kroch in seinen Körper empor. Ob man schon nach ihm suchte? Er konnte sich vorstellen, dass Andrea schon krank vor Sorge um ihn war und die Kollegen verständigt hatte. Hatte man überhaupt schon seinen Wagen gefunden? Er wusste ja nicht mal, wo er selbst war. Wie sollte da ein anderer ihn finden, er konnte ja nicht einmal um Hilfe schreien. Leonard würde von ihm eine gehörige Tracht Prügel kriegen, wenn er hier wieder raus war, das schwor er sich jetzt schon. Er wusste ja nicht, dass eben in diesem Moment Leonard seine einzige Rettung darstellte.


    „NEIN!!! WARTEN SIE!!“, stieß Ben aus. „Also was ist? Was hat Laurence vor?“ fragte Kuno. „Ich.... ich bin nur ein ganz kleines Licht. Gerade neu dabei... Ich bin nur ein Laufbursche... mehr nicht...“, erklärte Ben. Kuno lachte leise. „Ein Laufbursche? Und was machst du so bei Laurence?“, wollte Kuno weiter wissen. „Ich bin... ich mache sauber... kehren... beladen... solche Dinge... ich schwöre... ich weiß nichts...außer dass in drei Tagen das nächste Geschäft über die Bühne geht...“, kam weiter von Ben. Er sah immer noch auf die Glut der Zigarre. Kuno lachte leise. „Weißt du... ich bin irgendwie gewillt dir zu glauben. Aber da ist noch mehr... ich spüre das. Also... was noch?“, fauchte Kuno seinen Gefangenen an und hielt die Glut näher an sein Gesicht. „Nur...das...das Laurence...Sprengstoff will...Ich weiß nicht wofür... ich schwöre... ich weiß nicht wofür...“ Ben flehte regelrecht. Er wollte sich wegen Laurence nicht foltern lassen. Kuno zog die Zigarre zurück und nickte. „Also gut. Ich glaube dir. Und ich lasse dich sogar gehen. Aber... du wirst mich mit Informationen versorgen. Jeden Tag wirst du mir berichten. Ist das klar?“, warnte Kuno Ben. Dieser nickte und dachte sich dabei, du kannst mich mal.... du bist der erste der hinter Gitter wandern wird. „Bring ihn zurück!“, befahl Kuno. Karlo zog Ben hoch und verfrachtete ihn in ein Auto. Doch wenn Ben glaubte, dass man ihn direkt vor dem Sägewerk raus ließ hatte er sich getäuscht. An der Ortseinfahrt Bergheim ließ man ihn raus. Karlo warf ihm sein Handy zu. „Kannst ja deine Freunde anrufen, dass sie dich abholen..“, lachte er. Ben fing sein Handy auf und sah Karlo nur an. Als dieser abgefahren war fauchte Ben das Wort „Arschloch...“, und sagte damit alles was er fühlte.


    „Hey! Genug gepennt!“, wurde Semir aus dem Schlaf gerissen. Vor ihm standen zwei Mann. „Na Bulle? Hast wohl gedacht du könntest einfach so auf meinem Grund und Boden herum schnüffeln, was? Aber keine Sorge... wir haben dich von Anfang an im Blickfeld gehabt. Und du verstehst dich scheinbar sehr gut mit Felix. Wer ist er wirklich? Dein Freund? Dein Partner? Ist er auch ein Bulle?“, kamen die fordernden Fragen. Semir sah die Männer nur an und dachte, würde ja gern antworten, aber daran hindert mich euer verdammtes Klebeband. „Und nun antworte!“, fauchte der Redner und riss mit brachialer Gewalt das Klebeband vom Mund. Semir schrie leise auf. „Ich kenne keinen Felix!“, stieß er aus. „Oh natürlich nicht... und deshalb hat er dir bei der Flucht aus dem Sägewerk geholfen, nicht wahr?“, höhnte der Mann. „Ich war in keinem Sägewerk!“, gab Semir von sich und ahnte direkt, dass es eine dumme Lüge war. „So warst du nicht? Ich hab dich erkannt! Und weißt du was nun passiert? Du wirst deinen Freund Felix sagen, dass er genau das tun soll, was wir wollen. Wenn nicht... dann wirst du die Freundin von Mattes kennen lernen...die Säge...“, lachte der Mann. Semirs Blick wanderten zum zweiten Mann. Das war also Mattes, damit war für ihn klar, das Leonard ihn verraten hatte. Schade, dachte er weiter... nun musste Leonard mit Beihilfe zum Menschenraub doch in den Knast. „Ich kenne keinen Felix...“, beharrte Semir weiter. „Hast du Hunger? Durst?“, wollte der Mann vor ihm wissen. Semir antwortete nicht. Natürlich hatte er Hunger und Durst, aber er wusste auch, dass diese Männer ihn sicher nichts geben würden, bis er alles gesagt hatte. Aber so einfach wollte er es ihnen nicht machen.


    ...

  • Ben kam zwischenzeitlich beim Sägewerk an und wollte gerade auf das Gelände, als er von Oleg aufgehalten wurde. „Wo zum Teufel kommst du her?“, fauchte er ihn an. „Ich? Wo ist Laurence... ich will mit ihm reden!“, fauchte Ben zurück. „Der ist nicht da, kommt aber sicher gleich wieder. Was willst du von ihm?“, wollte Oleg wissen. „Das ist meine Sache.... aber es ist verdammt noch mal wichtig! Sag mir wo er ist und ich fahre zu ihm!“, bat Ben. „Nein... geht nicht. Du würdest ihm nur etwas vermiesen und dann wäre Laurence verdammt sauer. Warte hier, ich rufe ihn an!“, befahl Oleg. Ben nickte. Er mochte diesen Typen nicht. Weder vom Geruch her, noch von seiner Person im Allgemeinen. Er war nicht einzuschätzen und das störte Ben an ihm.

    „Okay, bringen wir ihn ins Sägewerk und setzen wir unsern guten Felix mit dem da unter Druck.“, meinte Laurence und ging voraus. Mattes griff Semir unterm Arm, zog ihn hoch und drückte ihm den Streifen Klebeband wieder auf den Mund. Semir protestierte natürlich und trat aus. Doch Mattes juckte das nicht, er holte nur mit der Faust aus, schlug zu und traf Semir an der Schläfe. Benommen sackte der Polizist zusammen und wurde huckepack genommen. Blut tropfte aus der Wunde an den Boden und zog eine Spur bis zum Wagen. Wieder wurde er in den Kofferraum geworfen und Mattes schlug die Klappe fest zu. „Gut, wir bringen ihn gleich in die Sägehalle und schnallen ihn auf das Fließband. Dann bestellen wir Felix zu uns und zwingen ihn, uns den Sprengstoff zu besorgen.“, erklärte Laurence und stieg ein. Mattes tat dies ebenfalls und startete den Motor.


    Kuno lief angestrengt nachdenkend auf und ab. „Wofür braucht Laurence wohl Sprengstoff?“, dachte er laut. Karlo sah ihn an und zog an einer Zigarette. „Die Bäume will er sicherlich damit nicht fällen.“, meinte er scherzhaft. Dann wurde sein Gesicht ganz ernst. „Was, wenn er diesen Sprengstoff gegen uns einsetzen will?“, spekulierte er. „Das wagt er nicht. Er ist zwar gerissen, aber so etwas würde er nicht wagen.“, fauchte Kuno und stampfte auf. „Doch er würde. Er würde, Karlo. Wir müssen ihn ausschalten, bevor er es mit uns tut.“ „Sollen wir unseren Spitzel dazu nutzen? Dann bräuchten wir uns nicht die Hände schmutzig machen?“, schlug Karlo vor. „Nein... er soll uns nur sagen, wo Laurence ist und dann schlagen wir selbst zu. Diesen Spaß will ich selbst haben. Ich werde diesen arroganten und selbstgefälligen Iren selbst das Licht auspusten.“, meinte er und zog an seiner Zigarre. „Ganz langsam... das ist die Rache für unsere beiden toten Leute. Ich werde es genießen.“, lachte er und zerdrückte förmlich die teure Zigarre in seiner Hand, schmiss dann die Tabakstücke zu Boden und trat sie mit der Spitze seines Schuhs breit.


    Leonard fuhr an der Halle vor, stieg aus seinem Wagen und rannte hinein. Er wusste nicht, ob Semir wirklich hier war, aber es war so ein Gefühl und Laurence würde ihn wohl kaum direkt im Sägewerk unterbringen. Seine Schritte waren schnell und hastig. Er rannte die Gänge entlang, stoppte dann und sah zu Boden. Blut! Das war Blut vor ihm und noch ganz frisch. War es von Semir? Hatte Laurence ihn schon umgebracht? Er hoffte es nicht. Schnell rannte er weiter und fand die leeren Räume im Keller vor. „Verdammt.“, stieß er aus und sah sich um. Kein Anhaltspunkt von Semir. Also doch das Sägewerk? Aber wie würde er ihn dort ungesehen und unbemerkt rausschaffen? Laurence und Mattes würden ihn töten, wenn er es versuchte. Sie kannten mit Verrätern kein Pardon. Wieder waren sie da... die Gewissenskämpfe in seinem Kopf... Gut gegen Böse... das Richtige oder das Falsche.

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  • Ben wartete auf Laurence. Immer wieder tigerte er hin und her, sah zur Auffahrt und dann auf die Uhr. Verdammt, in ihm kam so ein ungutes Gefühl hoch, dass ihn nichts gutes erahnen ließ. Das Gefühl war stark, nicht so wie sonst, wenn es ein gefährlicher Einsatz war. Sondern eher so, als würde seine bessere Hälfte in Lebensgefahr schweben. Semir, schoss es ihm durch den Kopf. Sollte er Semir anrufen? Ja, nur zur Beruhigung. Er zog sich in eine ruhige Ecke des Sägewerkes zurück und nahm sein Handy hervor. Doch er sollte kein Glück dabei haben.


    Ben überlegte nun nicht mehr. Er musste etwas unternehmen. Doch bevor er ein weiteres Telefonat führen konnte, sah er einen Wagen aufs Gelände fahren. Das muss Laurence sein…, dachte Ben und ging raus. Doch er sah lediglich Mattes aussteigen. Dieser entdeckte ihn und kam direkt her. „Wo warst du verdammt!“, fauchte er ihn an. „Ich? Hey.. ich …“, fing Ben an. Mattes hob die Hand. „Das erklärst du am Besten Laurence… ich soll dich zu ihm bringen. Steig ein, sofort!“, kam der Befehl und Ben hörte am Klang der Worte, dass es besser war diesem sofort zu folgen. Er zuckte mit den Schultern und stieg ein. Die Fahrt ging zum Sägewerk, das hatte Ben innerhalb kürzester Zeit herausgefunden. „Was soll das? Wo fahren wir hin?“, wollte er trotzdem wissen. Mattes grinste leicht. „Eine kleine Überraschung. Aber nun erzähl mir mal wo du warst? Hast du was Besseres vorgehabt, als mit uns zu fahren?“, höhnte er. „Ich werde Laurence alles erzählen…“, kam von Ben. Mattes nickte. „Ja das denke ich auch… du wirst uns sicher sehr viel erzählen.“, lachte er. Ben wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas im Busch war.


    Nachdem Hotte und Dieter ohne Ergebnisse zurück kamen, hielt Susanne es für angebracht Kim zu informieren, dass Andrea befürchtete, das Semir etwas zugestoßen war. Kim hörte zunächst schweigend zu und dachte angestrengt nach. „Das Handy von Herrn Gerkhan ist an?“, fragte sie. „Es scheint ganz so… ich habe auch schon versucht es zu orten, aber irgendwie geht das nicht… das Signal ist zu kurz, ständig unterbrochen..“, erklärte Susanne. Kim nickte. „Es scheint hier ganz so zu sein, als würde jeder sein eigenes Süppchen kochen. Warum werde ich erst jetzt informiert?“, wollte Kim wissen. „Andrea hat mich doch erst vor zwei Stunden informiert und ich hab Herzberger und Bonrath gebeten sich in Bergheim umzusehen. Die sind gerade zurück und…“, gab Susanne leise von sich. Kim nickte. „Ja genau… vor zwei Stunden… Mensch Susanne… Sie wissen doch selbst, dass es umgehend hätte geschehen müssen. Also gut… Wo war das in Bergheim?“, harkte Kim nach. „Ich weiß es nicht genau… Andrea sagte nur, dass er sich mit Ben treffen wollte.“, antwortete Susanne.


    Semir lag auf einem Laufband. In seinem Blickfeld eine riesige Säge und er ahnte schon was man mit ihm vorhatte. Das Zerren an den Fesseln hatte sich längst als gescheitert gezeigt. Der zweite Mann, scheinbar der Anführer sah ihn grinsend an. „Na… wo sind denn deine Kollegen?“, fragte er höhnisch und zog Semir das Klebeband runter. „Die sind mittlerweile schon unterwegs hierher und wenn Sie für Ihre Verhandlung noch Pluspunkte sammeln wollen, dann sollten Sie jetzt damit anfangen.“, stieß Semir wütend aus. Laurence hielt seinen Dienstausweis hoch. „Semir Gerkhan…. Autobahnkripo… dann habt ihr den LKW gestoppt? Der, der hochgegangen ist? Warum?“, wollte Laurence wissen. „Eine Bombe…was wollen Sie?“, harkte Semir nach und zerrte erneut an den Fesseln. „Ich weiß…. Das du einen Kollegen bei uns hast… und dieser Kollege wird mir das besorgen, was ich benötige um meinen Konkurrenten, der einen Anschlag auf mich verübt hat, zur Strecke bringen.“, erklärte Laurence. „Ich habe keinen Kollegen hier! Sie irren sich!“, verteidigte Semir sich sofort. „Wenn Sie einen Bandenkrieg anzetteln, können auch Unschuldige in die Sache gerissen werden!“, erklärte der Deutschtürke. „Ja ich weiß… aber das sind dann Lateralschäden, die leider dazu gehören…“, lachte Laurence. „Wie heißt dein Freund wirklich?“, wollte er plötzlich wissen. Semir schwieg. Laurence nickte. „Also gut… er wird ja gleich hier sein. Mal sehen wie lange es dauert bis er uns alles sagt…“, kam von Laurence der sich über Semir gebeugt hatte.


    ...

  • Leonard hatte das Sägewerk erreicht. Doch wo sollte er hier suchen? Es gab elf Sägen…. Es war ein riesiges Gebiet. Allein würde er es nie schaffen alles zu durchsuchen. Etwas hilflos sah er sich um. Nichts deutete darauf hin, dass hier etwas oder jemand war. Was, wenn sie Semir in einen andern Unterschlupf gebracht hatten? Vielleicht stammte das Blut ja auch gar nicht von Semir, sondern einer der Mitarbeiter hatte sich verletzt? Vielleicht machte er sich völlig umsonst Sorgen? Nein… da waren zu viele Vielleicht…, dachte er bei sich. Er griff zum Handy und bat Corinna ihm die Nummer von Andrea zu geben. Seine Frau hatte gelernt nicht zu fragen und gab sie ihm. Leonard rief Andrea an. „Semir?“ hörte er sie fragen. „Nein… hier ist Leonard… ich wollte gern Semir sprechen..“, bat er. „Das würde ich auch… aber er ist seit Gestern verschwunden. Ich weiß nicht wo er ist…“, hörte er Andrea ängstlich sagen. Also doch… dachte er. Semir… der Mann der Freundin seiner Frau war in den Fängen von Teufeln… Doch warum belastete Laurence sich mit einem Polizisten? Nur um ihn zu töten? Nein… da musste mehr dahinter stecken… viel mehr… aber das wird er herausfinden.

    Mattes stieg mit Ben aus und führte ihn in eine große Halle hinein. Es war stockduster, sodass Ben die Hand vor Augen nicht sah. „Was soll das Mattes? Was wollen wir hier?“, fragte er nervös und gewöhnte sich nur sehr langsam an die Dunkelheit. Er hörte ein aufgeregtes Stöhnen, was mehr gedämpft klang, als klar und deutlich. „Mattes, was soll der Scheiß?“, stieß Ben aus und versuchte, seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Doch plötzlich wurde das Licht angestellt. Ben traute seinen Augen nicht, als er das sah, was dort vor ihm war. Auf dem Laufband lag ein großer Baumstamm, an dem war sein Partner Semir gebunden und dieser schrie in das Klebeband, was ihm fest über den Mund geklebt war. Ben wollte etwas tun, gleich zu ihm rennen, doch Semir schüttelte heftig mit dem Kopf. Für die anderen mag dies auf die Kreissäge zu deuten sein, doch Ben wusste, was Semir meinte. „Verrat um Himmels Willen nichts.“ Diese Anweisung verstand Ben sofort, wusste aber noch nicht, was für ein Teufel Laurence war.


    „Hallo Felix, wir haben hier jemanden, den du kennst.“, lachte Laurence und zog an seiner Zigarre. Ben sah immer wieder zu Semir, der an den Baumstamm gebunden war und dessen Augen immer wieder das gleiche sagten. „Halt um Gottes Willen den Mund, Ben.“ Doch konnte er das? Nein, schon allein, weil Semir Frau und Kind zu Hause hatte und er nicht. „Scheinbar will er nicht reden.“, dachte Mattes laut und hatte sich hinter Ben aufgestellt. „Keine Sorge, das wird er gleich.“, entgegnete Laurence und stellte das Laufband an. Mit einem Ruck lief das Band an und langsam bohrte sich die Kreissäge mit einem ohrenabreißenden Kreischen in das Ende des Baumstammes.


    Semir sah auf, als er sich samt des Stammes auf die rotierende Säge zu bewegte. Mit Zurren und Zerren versuchte er sich von den Fesseln zu befreien, doch zwecklos. Auch Ben bekam es mit der Angst um seinen Partner zu tun. „Semir.“, stieß er unweigerlich aus, wollte auf Laurence los, ihm die Fernbedienung aus der Hand reißen, doch Mattes ahnte dies und hatte Ben blitzschnell den Arm auf den Rücken gedreht. Stöhnend vor Schmerzen ging dieser in die Knie und sah zum Laufband hinüber. „Also, redest du jetzt endlich, oder soll ich deinen Freund in zwei Hälften teilen?“, fragte Laurence und hielt die Fernbedienung drohend empor. „Okay, okay, stell die Maschine ab.“, flehte Ben und Semir schloss ergeben die Augen. „Sehr gut. Was willst du bei uns?“, fragte Laurence nun. „Dich einbuchten, du mieses Dreckschwein.“, stieß der junge Hauptkommissar aus und schrie gleich wieder auf, weil Mattes den Arm noch weiter nach oben drückte. „Du hast aber keine feinen Manieren, Felix... Wenn das überhaupt dein richtiger Name ist. Also, wie heißt du?“, fragte er weiter und kniete sich vor Ben. „Mein Name ist Hauptkommissar Ben Jäger.“ „Doch ein Bulle.“, stieß Mattes aus. „Du weißt, ich könnte dich und deinen Partner töten, aber du hast Glück. Ich brauche euch noch. Dich, damit du mir den Sprengstoff holst und ihn“, er deutete auf Semir, „damit du tust, was ich verlange.“

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Leonard hatte das Geräusch einer Kreissäge deutlich gehört. „Halle 3.“, dachte er sofort und lief los. Vor der Tür, die nur angelehnt war, blieb er stehen, drückte sein Ohr dicht an den Schlitz und achtete darauf, dass er nicht mit der Tür ins Haus fiel. Einen Blick riskierend, entdeckte er Semir auf dem Band vor die Säge geschnallt und einen weiteren Mann, den Mattes in der Mangel hatte. Das durfte dann wohl Ben sein, dachte Leonard und lauschte weiter dem Gespräch. „Du wirst mit Mattes zusammen den Sprengstoff besorgen und wage es nicht, ihn zu verpfeifen. Wenn ihr in zwei Stunden nicht wieder hier seid, werde ich deinen Partner zerlegen und ihn an die Hunde in der Stadt verfüttern.“, hörte Leonard Laurence Drohung, dann Schritte. Schnell musste er sich verstecken und auf eine günstige Gelegenheit warten, Semir zu befreien.


    Semirs Atem ging stoßweise und er schloss erleichtert die Augen, als die Säge stillstand. Das war zwar kein Garant dafür, dass sich Laurence entschloss ihn am Leben zu lassen, aber immerhin war es ein Aufschub. „So... dann wollen wir doch mal eine feine Unterkunft für dich suchen. Lass mich überlegen. Also eigentlich könntest du hier liegen bleiben, allerdings müsste ich dann befürchten, dass dich jemand bemerkt... das will ich natürlich nicht. Verstehst du sicher oder?“, verhöhnte ihn der Mann. Semir hätte nur zu gern etwas darauf geantwortet, aber das Klebeband hinderte ihn nach wie vor. Laurence sah sich suchend um. „Tja... was machen wir denn nur?... Was machen wir?“, murmelte Laurence weiter. Doch dann grinste er böse. „Ich hab es....ja... das ist doch genial...“, stimmte er sich zu. Er machte Semir los und zerrte ihn mit sich. Dieser versuchte sich zu befreien und trat aus. Er traf nicht, doch Laurence machte sich einen Spaß daraus ihm den Arm auf dem Rücken zu verdrehen. Semir schrie gedämpft durch das Klebeband auf. „Lass es... dann tut es nicht weh..“, ermahnte Laurence ihn. Semir sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Gegen Laurence kam er nicht an. Der Mann überragte ihn mit gut zwei Köpfen und war kräftiger. Mit einem nervösen Kribbeln sah Semir wohin es ging und welche Unterkunft Laurence ihm zugedacht hatte.


    „Verdammt, Laurence... lass ihn in Ruhe!“, schrie Ben ihm nach. „Ich hab noch Informationen für dich!“, stieß er aus, als Laurence ihn ansah. Er nickte. „Ich bin gleich zurück und dann wirst du mir alles sagen, was du weißt. Aber erst bringe ich unseren gemeinsamen Freund unter. Mattes... pass gut auf unseren Freund und Helfer auf...“, lachte Laurence und brachte Semir aus dem Raum. Ben sah ihm mit gemischten Gefühlen nach. Wie sollte er allein gegen die Bande vorgehen? Konnte Semir seine Informationen bereits weitergeben? Wusste die Chefin Bescheid? Ben stand vor Mattes, der immer noch den Arm verdreht festhielt. Nur zehn Minuten später kam Laurence wieder. Er baute sich vor Ben auf, der ihn ansah. Dabei versuchte Ben nicht die Angst zu zeigen, die er spürte. „So was weißt du?“, wollte Laurence wissen. „Ich... also das ich verschwunden bin... das war nicht freiwillig... Zwei Typen haben mich ins Auto gezerrt und dann sind wir weg. Ich wusste nicht wer es war, aber dieser Typ, der mich ausgequetscht hat, scheint ein Hühnchen mit dir zu rupfen zu haben. Er war ziemlich sauer, dass sein Anschlag nicht geklappt hat... Er hat mich bearbeiten lassen und will Infos von mir über dich...“, erzählte Ben etwas hastig. „Kuno? Verdammter Mistkerl....!“, stieß Laurence aus. „Aber gut... du wirst ihm Infos bringen... und zwar die, die ich dir gebe. Nicht mehr. Ab sofort stehst du unter Bewachung. Keinen Schritt ohne Babysitter...“, lachte Laurence. „Was wenn nicht?“, wollte Ben wissen obwohl er die Antwort schon kannte. „Nun... dann werde ich mir deinen Freund Gerkhan vornehmen... Du glaubst gar nicht wie wohl er sich fühlt... dort wo er gerade ist...“, kam von Laurence. Der drohende Unterton in der Stimme war nicht zu überhören.


    Leonard kam zu dem Ergebnis dass er allein nichts gegen Laurence ausführen konnte. Er brauchte Hilfe. Er musste jemanden finden, der ihm half. Er wusste nicht wohin Laurence Semir gebracht hatte, aber er kannte ihn. Es war mit Sicherheit nicht sehr bequem. Wer konnte ihm helfen... und dann hatte er die grandiose Idee...


    ...

  • Er hatte gehört, was Laurence vorhatte, Sprengstoff mit Hilfe dieses Bens besorgen. Er würde sich bei Laurence als Bens Aufpasser, an Stelle von Mattes, anbieten und so konnte er mit dessen Hilfe Semir vielleicht befreien und die ganze Bande hops nehmen. Ja, das war ein guter Plan, doch woher sollte er davon erfahren haben? Laurence würde diese Frage sicher stellen, wenn er sich als Aufpasser anbot. Da kam ihm ein genialer Gedanke. Er würde Mattes einfach darum bitten. Ja, so würde er es machen. Leonard wird ihn um einen Job bitten, bei dem er wieder Geld verdienen kann. Mattes würde nichts dagegen haben, wusste er doch, was Leonard alles schaffen konnte.
    So ging er aus seinem Versteck direkt zum Eingang und wartete auf Mattes, der auch bald darauf kam. „Hey Leonard. Hab dich ja schon lange nicht mehr gesehen?“, meinte dieser und packte den Fahrer an der Schulter, zog ihn zu sich ran. Leonard sah ihn leicht bedrückt an. „Mattes... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...“ „Was ist denn, Junge?“, fragte dieser und sah den kleineren Mann wartend an. „Ich... hast du mal wieder einen Job für mich?“, fragte Leonard und sah den etwas größeren Österreicher an. „Brauchst du wieder Geld? Tut mir Leid, aber im Moment gibt es wirklich keine Holzlieferung, die du fahren könntest.“, meinte Mattes abweisend. Doch Leonard ließ sich nicht abbringen. „Man Mattes bitte, ich brauch dringend Geld. Ich will meiner Familie endlich eins dieser schönen Häuser bauen und brauche bares.“, flehte Leonard und klang dabei ziemlich überzeugend. Der Österreicher überlegte kurz und sah dann den Fahrer genau an. „Gut, vielleicht kann ich da was für dich machen.“, meinte er und beugte sich zu Leonard hinunter. „Pass auf, machst du wirklich jeden Job?“, wollte Mattes wissen. Leonard nickte heftig. „Dann habe ich was.“, meinte er fies lächelnd.


    Semir saß im Schneidersitz gefesselt in einer sehr kleinen Kammer, bei der er auch noch den Kopf notgedrungen einziehen musste. Verdammt, wo war er da nur wieder hineingeraten? Unbequem und feucht war es hier und es roch nach modrigem Holz. Die Schnüre saßen fest und er konnte nur schwerlich atmen, da auch ein Seil um seinen Hals befestigt war und immer, wenn er versuchte, sich zu befreien, zog es sich nur fester. Lange würde er es so nicht mehr aushalten. Hoffentlich kam bald Hilfe. Egal von wem.


    „Susanne, wo befindet sich das Sägewerk genau?“, wollte Kim wissen. Sie war schon auf dem Weg nach Bergheim und hatte Hotte und Dieter im Schlepptau. „Südlich der Stadt. Noch vier... fünf Kilometer von ihnen aus.“, erwiderte Susanne. „Gut, ich melde mich, sobald wir was gefunden haben.“, meinte Kim und legte dann das Funkgerät weg. Susanne behielt die Augen auf der Karte und folgte dem Signal der beiden Autos mit ihren Augen. Hoffentlich fand die Chefin die Beiden unversehrt und wohlauf. Andrea hatte in den letzten Stunden immer wieder angerufen und sich nach ihrem Mann erkundigt, doch Susanne konnte sie nur vertrösten. Aber auch sie sorgte sich um Ben.


    „Okay, was soll ich machen?“, fragte Leonard und Mattes grinste nur. „Ich hab da eine ganz spezielle Aufgabe für dich.“, meinte Mattes und reichte ihm eine Pistole. „Was soll ich damit?“, wollte Leonard wissen. „Die wirst du brauchen. Du sollst Felix bewachen und uns bescheid geben, wenn er Schwierigkeiten macht.“ „Wenn er Schwierigkeiten macht, kann ich euch wohl kaum benachrichtigen, oder?“, zischte Leonard. Mattes lachte. „Stimmt, aber das kann man ändern. Hier, wenn er irgendwelche Schwierigkeiten macht, drück einfach auf den Knopf hier.“ Er reichte Leonard eine kleine, handliche Fernbedienung und geleitete ihn dann zum Wagen. „Warte hier, ich komme gleich mit Felix wieder.“, meinte er und zog eine weitere Pistole aus seinem Jackett.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Nur wenige Augenblicke später stand Ben vor ihm. Leonard musterte ihn kurz. „Also gut…“, wandte er sich an Mattes. „Ich erkläre dir, was du zu tun hast… also…“, fing Mattes an und erzählte Leonard was Bens Aufgabe war. „Ich dachte er heißt Felix?“, tat Leonard verwirrt. „Das erkläre ich dir auch … er ist ein Bulle… er hat sich hier unter falschen Namen eingenistet und will und hoch nehmen. Das konnten Laurence und ich aber verhindern. So… das mit dem Sprengstoff ist klar?“, wollte Mattes wissen. Leonard nickte. Mattes war zufrieden und drehte sich zu Ben um. „Du weißt doch, was passiert, wenn du nicht das tust, was ich sage… oder muss ich erst eine kleine Vorführung darbieten?“, wollte er wissen. Ben schüttelte den Kopf. „Dann los!“ befahl Mattes und stieß Ben zum Wagen. Leonard stieg auch ein. Wenig später ging es los.


    Ben saß schweigend auf dem Beifahrersitz und musterte Leonard. Auch dieser sagte erst nichts. „Wie viel Sprengstoff sollen Sie besorgen?“, fragte er plötzlich. Ben antwortete nicht. „Hören Sie… ich weiß, dass Sie… also ich meine ich wusste es schon vorher… Verstehen Sie mich bitte nicht falsch… ich will Ihnen helfen. Helfen Semir zu befreien. Ich schwöre Ihnen, das…“, ging es mit Leonard weiter. Ben sah ihn an. „Sie kennen Semir, weil Sie der Mann einer Freundin von Andrea sind. Ich weiß es. Wie wollen Sie mir denn helfen? Der Mistkerl von Laurence hat meinen Kollegen Semir als Geisel. Er wird ihn der Säge zum Futter vorwerfen, wenn ich nicht tue, was er will..“, kam bitter von Ben. „Laurence wird von Kuno und Karlo bedroht. Ist doch irgendwie klar, dass er sich wehrt. Aber es hat doch bereits Tote gegeben. Es ist doch genug…. Ich will Ihnen helfen. Ich kenne mich im Sägewerk aus… dort wo man Semir festhält. Lassen Sie uns da hin fahren, Semir suchen und dann möglichst schnell weg…“, schlug Leonard vor.


    Semir spürte dass es langsam eng wurde. Selbst wenn er seine Hände nicht bewegte. Er hatte das Gefühl, dass das Seil sich enger zog. Sein Körper schrie nach Entspannung. Und dann ging plötzlich die Tür auf. Eine Taschenlampe leuchtete ihn an und er schloss geblendet die Augen. „Raus!!“, fauchte ihn eine Stimme an. Semir sah ihn an und dachte sich nur, wie denn du Hirni…. Doch der Mann schien Gedanken lesen zu können und zerrte ihn brutal raus. Dabei zog sich das Seil eng um den Hals. Semir fing an zu röcheln und schon war sein Peiniger damit beschäftigt, das Seil zu lösen. Endlich konnte Semir seinen Körper streckten. Er tat es bis der Mann bei ihm ihn hochriss und ihn zu sich drehte. „Keinen Ton… wenn ich dir das Klebeband abnehme, klar?“, warnte er ihn. Semir nickte. Mit einem schmerzhaften Ruck zog er das Zeug runter und Semir schrie leise auf. „So… jetzt darfst du was essen und dann geht es wieder darein. Ich finde du machst dich echt gut in so einem Kofferraum..“, verhöhnte ihn der Mann. Semir antwortete nicht. „Wo ist Ben?“, wollte er stattdessen wissen. „Er macht das, was Laurence will…“, lachte der Mann. „Wie heißen Sie?“, harkte Semir nach. „Ich bin Oleg….und denk ja nicht, dass du gegen mich etwas unternehmen kannst….“, kam erneut eine Warnung. Semir aß langsam. Je länger er aus diesem Raum war, umso besser war es für ihn.


    ...

  • Kim sah Susanne an. „Das ist das gesamte Gelände?“, fragte sie. Susanne nickte. „Ja… es gibt mehrere Gebäude und wir wissen nicht wirklich ob Semir und Ben hier sind. Aber es ist eines von zwei Sägewerken hier, von denen eines in Betrieb ist. Das Andere wird nicht mehr genutzt. Allerdings hatte Semir hier soweit ich weiß bereits nachgesehen…“, erklärte sie .Kim nickte. „Also gut… das was außer Betrieb ist, denke ich wäre besser geeignet für die Gangster, aber ich vermute das dieser Boss sehr clever ist. Seine Taten kann er in einem lebenden Betrieb viel besser verschleiern. Okay…. Wir müssen einen Durchsuchungsbefehl erwirken. Ich fahre persönlich zum Staatsanwalt und hoffe nur, das Schrankmann noch nicht aus ihrem Urlaub zurück ist.“, stöhnte Kim, griff ihre Jacke und fuhr ab.


    „Und wie wollen sie das anstellen?“, fragte Ben seinen Fahrer misstrauisch. Ehrlich gesagt wusste Leonard das selbst nicht. „Tja, da heißt das Zauberwort einfach Improvisieren und auf Gut Zufall hoffen.“, erwiderte Leonard und steuerte den Wagen so dicht ans Sägewerk, wie nur irgendwie möglich. „Und was nun?“, fragte Ben und sah Leonard abwartend an. Dieser wusste ehrlich gesagt nicht, was nun zu tun ist. „Ich weiß es nicht. Haben sie nicht ein Handy bei, damit wir ihre Kollegen verständigen können?“, fragte er und hörte nur ein verächtliches Lachen von Ben. „Das Handy wurde mir von Mattes abgenommen.“, fluchte Ben und sah sich um. „Außerdem würden die Kollegen ewig brauchen, bis sie hier sind. Wer weiß, was dieser Laurence bis dahin mit Semir anstellt.“, meinte er nur und sah hach vorn. Leonard erwiderte nichts, sondern stieg aus seinem Wagen. „Wo wollen sie hin?“, fragte Ben, doch der Mann ging einfach auf das Gelände zu, geduckt, und zwängte sich durch ein Loch im Zaun. „Hey, was machen sie dort?“, zischte Ben leise, denn der Betrieb war belebt und keiner von beiden wusste, inwieweit die Männer Laurence Befehlen unterstanden und ob sie in der ganzen Sache mit drin steckten.


    Kim kam in der Staatsanwaltschaft an und suchte das Büro von Dr. Martin Reichel, derzeitiger zweiter Oberstaatsanwalt und die Urlaubsvertretung von Staatsanwältin Schrankmann. Endlich fand sie es, klopfte und öffnete die Tür. In diesem Moment schwand ihr das Lächeln im Gesicht, denn sie sah dort eine ihr nicht ganz passende Szene. „Gute Tag, Frau Krüger.“, begrüßte sie Staatsanwältin Isolde Maria Schrankmann aus dem Sessel hinter ihrem Schreibtisch. Vor dem Tisch stand, mit einem geknickten Kopf, Oberstaatsanwalt Martin Reichel. „Ich dachte... eigentlich wollte ich...“, kam es stockend von Kim, die überrascht zwischen den beiden Juristen hin und hersah. „Kommen sie zum Punkt, Frau Kriminalrätin.“, kam es unfreundlich von Frau Schrankmann. „Ich dachte, sie wären noch im Urlaub, Frau Schrankmann und Herr Dr. Reichel mein Ansprechpartner.“, verteidigte sich Kim. „Tja, die Fluglotsen in Italien hatten für die nächsten Tage einen unbefristeten Streik angekündigt und da habe ich einfach einen Flieger ein paar Tage früher genommen.“, erwiderte die kühle, reservierte Frau und setzte ihre Brille auf die Nasenspitze. „Aber eigentlich sind sie noch freigestellt, also werde ich das Anliegen von Frau Krüger übernehmen.“, meinte der Oberstaatsanwalt keck und führte die Polizistin aus dem Büro, ehe Frau Schrankmann etwas erwidern konnte. „Frau Krüger, was kann ich für sie tun?“, fragte der nette und zuvorkommende Mann. Kim lächelte ihn an und er tat es ihr gleich. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er ein Interesse an ihr hatte und deshalb ihren Bitten nur nachgab, weil er sich was davon erhoffte. „Herr Reichel, ich brauche einen Durchsuchungsbefehl für die beiden Sägewerke in Bergheim.“, meinte sie und sah ihn abwartend an. Doch bevor er etwas erwidern konnte, kam Frau Schrankmann aus ihrem Büro geschossen, in ihrem Gesicht war abzulesen, dass sie scheinbar genau im Bilde über die Situation war.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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