Gut Holz

  • Friedlich wie ein Baby schlummerte der Deutschtürke auf dem kleinen Teppich vor der Badewanne. Wie ein Hund hatte er sich auf ihm zusammengekauert und sägte Wälder ab. Plötzlich riss ihn ein unerträglich lautes, ohrenzerreißendes Piepsen aus dem Schlaf. Erschrocken fuhr er auf und stieß sich den Kopf am Waschbecken, sodass er wieder leicht benommen zu Boden ging. „Ooooh.“, stieß er aus und suchte nach diesem Piepsen, das immer lauter wurde. Wo war es nur? Er durchkramte die Taschen seiner Jeans, doch da war es nichts. Dann hörte er es ganz deutlich. Es lag in der Badewanne. Schnell fischte er es aus dem leeren Gefäß heraus und drückte auf den grünen Knopf. Ein gequältes „Ja hallo“ kam aus seinem rauen Mund gesprungen. Zusätzlich ein ekelhafter Geschmack nach Kräutern und Sirup. Als hätte er den Hustensaft seiner Tochter getrunken. „Semir? Sag mal, du hörst dich ja furchtbar an.“, kam Susannes Stimme an sein Ohr. „Semir? Hallo?“, rief sie dann, als sie keine Antwort erhielt. Der Deutschtürke hing mit einem Arm über den Badewannenrand und starrte mit glasigem Blick geradeaus. „Susanne, was willst du?“, wollte er dann wissen. „Ihr sollt in einer halben Stunde bei Frau Krüger im Büro erscheinen, sonst holt sie euch persönlich.“, kam die Anweisung von der Sekretärin. Dann war es still.


    Eine halbe Stunde nur? Semir war dies egal. Er fühlte sich elendig. So viel hatte er nicht einmal auf seinem Junggesellenabschied getankt. Vorsichtig versuchte er sich aufzurichten. Mit aller Kraft, die ihm geblieben war, zog er sich an der Wanne hoch und versuchte gerade zu stehen. Das klappte einigermaßen, wenn er auch noch alles etwas verschwommen sah. Semir tat einige Schritte auf die Tür zu. Bis zum Türrahmen kam er ohne Schwierigkeiten, doch als er durchschreiten wollte, merkte er, wie er nach rechts abdriftete und mit voller Wucht gegen den Türrahmen knallte. „Ooooh.“, schrie er kurz auf, schwankte dann aber weiter ins Wohnzimmer, wo Ben noch immer schnaufend schlief, in der Hand das leere Glas mit einem Rest Pflaumwein. „Ben?“, kam es heiser von Semir, als dieser sich an der Couch festhalten musste und auf die schlafende Siluette seines Kollegen blickte. „Komm, aufstehen.“, meinte er und ruckelte am Sofa herum. Nichts, nur ein Knurren war zu hören. „Willst wohl nicht?“, dachte Semir dann und ging vorsichtig um die Couch herum, ohne jedoch das Möbelstück loszulassen. „Hallo? Aufwachen.“, rief er etwas lauter und gab Ben einen Klaps auf den Oberarm. Sofort merkte er, wie dieser mit seinem Bein Semir in den Hintern geschlagen hatte. „Hey.“, stieß dieser aus und wieder war ein Knurren zu hören. „So, willst wohl nicht, was?“, murrte der Deutschtürke und ruckelte nun mit aller Kraft an den Schultern von Ben. „Lass mich Mama, ich muss doch heut gar nicht in die Schule.“, kam es gequält von der Couch. „Spinnst du? Ich bin doch nicht deine Mama.“, schrie Semir plötzlich auf und hielt sich gleich wieder die Stirn. Das war zu laut, dachte er nur. „Hallo, hoch mit dir.“ Immer wieder schüttelte er Ben, bis dieser dann endlich wach war. „Semir? Was machst du denn hier?“, wollte der junge Hauptkommissar mit Verwunderung wissen. „Ich? Ich wohne hier. Weißt du das nicht mehr?“ In Ben fühlte sich alles an, als wäre seine Erinnerung in ein schwarzes Loch gesogen worden. Dementsprechend schüttelte er den Kopf. „Wir müssen zur Krüger.“, erklärte Semir. „Jetzt?“ „Jetzt.“


    Nur knappe dreißig Minuten später klopfte es an der Bürotür von Kim Krüger. „Ja!“ forderte sie zum eintreten auf. „Guten Morgen Chefin…“ kam leicht heiser von Semir. Kim sah auf. „Semir? Ben? Was ist denn mit Ihnen passiert?“, wollte sie erstaunt wissen. Ein gequälter Blick von Semir ließ sie dann lächeln. „Oh… ich verstehe… die Sorgen im Alkohol ertränkt….und Ihr Partner musste Sie dabei seelisch unterstützen?“, fragte sie. Semir nickte und hielt sich anschließend den Kopf. „So kann man das auch sehen..“ stöhnte Ben. Kim nickte ebenfalls. „Gut… da Sie gestern den Spaß hatten, wird es endlich Zeit, zu arbeiten. Was haben Sie wegen dem Toten und dem Holz herausgefunden?“, wollte Kim wissen. „Ähm….Hartmut ist noch nicht mit der Untersuchung fertig…“, wich Ben aus. Kim sah ihn an. „Wie bitte? Warten wir neuerdings darauf, dass der Kriminaltechniker Ergebnisse vorlegt?“, wurde sie etwas lauter. Sofort gingen die Augen zu. „Ja…nein… ich … also wir… wir wollten heute anfangen. Aber ich wollte erst einmal mit Hartmut über…“, erklärte Semir leise. Kims Blick wanderte von einem zum Andern. „Ja…und außerdem müsste ich mit Andrea….“, ging es bei Semir weiter ohne dass Kim etwas sagte. Doch wer sie kannte konnte erkennen, dass die Wut in ihr stieg. Und wenn Kim wütend wird dann wurde sie laut.


    „Meine Herren! Mir ist so ziemlich egal, ob Sie private Probleme mit Frauen haben oder sonst was… ich will Ergebnisse sehen… HEUTE!!! Ist das jetzt angekommen?“, fauchte sie laut und wütend. Semir hob die Hand. „Bitte Chefin!! Nicht so laut…“, stöhnte er. „Semir… mir ist es egal, ob Sie einen Kater haben! Nehmen Sie ein Aspirin und dann wird gearbeitet! Und so wie es aussieht ist es heute Bürodienst! Sie haben soviel Restalkohol im Blut, dass Autofahren sicher nicht angesagt ist! Ich warne Sie Beide… Niemand von Ihnen wird ein Auto anfassen. Ist das auch angekommen?“, wollte Kim wissen. Sie minderte dabei die Lautstärke zu Leidwesen der beiden Hauptkommissare nicht wirklich. Beide nickten erneut und verzogen das Gesicht. „Ach noch eins… wenn man kein Alkohol abkann, sollte man auch keinen trinken. So und nun RAUS!! Trinken Sie Kaffee!!“, rief sie noch hinterher. Doch dann musste sie doch lachen. Sie widmete sich wieder den Akten vor ihr und schüttelte nur den Kopf. Was Liebeskummer doch alles so anstellen konnte.


    ...

  • Susanne sah die beiden Hauptkommissare mitleidig an. „Aspirin?“, fragte sie lächelnd. Ben und Semir sahen sich an. „Ja… bitte…“, stöhnten beide wie aus einem Mund. Susanne griff in die Schublade und zog eine Platte mit Tabletten raus. „War ein sehr feuchter Abend, wenn ich mich euch so ansehe.“, lachte Susanne. Dieser helle Ton war für Semir und Ben nicht zu ertragen. „Bitte….Nicht…. lachen…. Es tut sooo weh…“, maulte Semir. „Oh…. Das kommt davon, wenn man seinen Kummer ertränkt, anstatt darüber zu reden.“, tadelte Susanne. „Ja ihr habt alle gut reden…“, fauchte Semir wütend und verschwand im Büro. Er warf die Tür ins Schloss und zog sich sofort zusammen, dass der Knall erfolgte. Susanne lachte erneut. Ben sah sie an. „Das ist nicht komisch…“, erklärte er und ging hinter Semir her. Allerdings schloss er die Tür sehr leise. Semir lag halb auf seinem Schreibtisch und hatte den Kopf abgestützt. „Boah… nie wieder….“, schwor er. Ben sah ihn an. „Das unterschreibe ich…“, stöhnte er. Susanne brachte Kaffee herein. „So…. hier ist die Stärkung. Wollt ihr noch ein Brötchen dazu?“, fragte sie grinsend. Semir sah Ben an. Er legte einen gequälten Blick auf und sah zu Susanne. „Du hast deinen Spaß daran, oder? Man… mir ist so schlecht, dass ich gar nichts essen will….“, stieß Semir aus und unterdrückte ein Würgen. „Wie wäre es dann mit einem Aperitif? Ich hab noch einen da…“, lachte Susanne und zog eine Flasche Jägermeister aus der Tasche. Semir sprang auf und rannte zur Toilette. Susanne wandte sich verwundert an Ben. „Was ist das denn?“, wollte sie wissen. Ben lachte leise. „Er hat gestern eine Flasche von dem Zeug leer gemacht…“, gab er zu. „Oh….!“, machte Susanne nur und steckte die kleine grüne Flasche in der sich nur Wasser befand lachend wieder ein.


    Inzwischen hatten Kuno und Karlo ihre Leute versammelt und waren unbeschadet mit ihren Leuten und den Waffen durch den Zoll gelangt. „Boss, das mit den doppelten Böden in den Weinfässern war eine geniale Idee. Niemand hat Verdacht geschöpft.“, lachte Karlo. „Ja, alter Schmugglertrick aus alten Zeiten.“, erwiderte der Mann und ließ den Wagen mit schneller Fahrt über die Autobahn rollen. Hinter ihm, eine Kolonne von fünf bis sieben anderen Wagen, die ihm alle zu folgen schienen. „Sind alle unsere Leute noch hinter uns?“, wollte er dann von Karlo wissen. „Hm, keiner fehlt. Wo geht es denn jetzt eigentlich hin?`“, fragte Kunos rechte Hand. „In die ländliche Abgeschiedenheit rings um Köln. Ich hab da wie gesagt ein altes Waldhaus, groß genug, für uns alle.“, erklärte er, doch sein Helfer schien damit nicht zufrieden zu sein. Er sah seinen Boss immer noch mit fragendem Gesicht an. „Willst du mir nicht sagen, wo es ist?“ „Das erfährst du schon noch früh genug.“, entgegnete Kuno und fuhr an der nächsten Ausfahrt ab.


    „Okay, wo soll die Ladung hin?“, fragte Leonard, als der Laster und der Anhänger wieder voll mit Holz beladen war. Mattes kam neben ihn und zeigte ihm etwas auf einer Karte. „Du bringst Laster samt Ladung zu einer verlassenen Fabrikhalle am Rande der Autobahn nach Münster. Dort wird er erstmal sicher sein, bis sich alles für die nächste Auktion vorbereitet ist. Du bleibst beim LKW und schützt ihn und die Ladung mit deinem Leben.“, wies Mattes den Fahrer an. „Wie lange wird das etwa dauern?“, wollte er wissen. „Einige Tage.“ „Was?“, stieß Leonard aus. „Hast du damit ein Problem?“, zischte der Mann, der Leonard an Größe um einiges überragte und fast doppelt so breite Schultern hatte. „Meine Frau, sie wird sicher denken, ich sei zu Hause und mich dort anrufen.“ „Was hast du ihr denn immer erzählt, wenn du für Laurence gefahren bist?“, wollte der Riese mit plötzlich sanfter Stimme wissen. „Dass ich für meinen Chef eine Dienstfahrt erledigen muss.“ Leonard belog seine Frau natürlich. In Wahrheit war er schon seit einigen Monaten nicht mehr zu seiner normalen Arbeit gegangen, weil sie seine Stelle abgebaut hatten. Die Spedition musste in der Wirtschaftskrise Personal abbauen. Leonard war sich aber sicher, dass es ihn nicht erwischte. Er war doch nicht in dem Alter, wo man langsam zur Belastung für den Betrieb wurde. Gerade einmal 45, was waren schon 45 Jahre? Aber die Firma hatte kein Pardon. Einige Tage ging er immer wieder aus dem Haus und tat so, als würde er zur Arbeit fahren, bis er an Mattes geriet, der überall nach Fahrern suchte und dafür gutes Geld versprach. In seiner Lage konnte Leonard nicht nein sagen. Das konnte er sich einfach nicht leisten. Immerhin brachte er jetzt fast das fünffache mit nach Hause, als bei seiner alten Arbeitsstelle. Und vom Gewinn der Auktion fiel ja für die Fahrer auch immer noch eine hübsche Summe ab.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Okay, ich mach’s.“, stimmte er zu und sofort schlug Mattes ihn zufrieden lächelnd mit der großen Hand freundschaftlich auf die Schulter, dass Leonard fast in die Knie ging. „So gefällst du mir. Es wäre schade, wenn ich dich hätte zwingen müssen.“, raunte er und reichte dem Fahrer den Lageplan und eine Tasche mit Fressalien. Doch Leonard war dennoch unwohl bei der Sache. Irgendwie hatte er so ein Gefühl, als würde dieses Mal etwas passieren. „Jetzt unke nicht.“, meinte er selbst zu sich und startete den Motor. „Es ist ja bis jetzt nichts passiert.“, dachte er. Abgesehen davon, dass Ole ihn austricksen und ihn ins Jenseits befördern wollte. Dem kam er ja zuvor. Wie er damit fertig werden sollte, überlegte er sich gar nicht erst. Dennoch beschäftigte ihn auf der Fahrt nichts anderes. Er hatte einen Menschen auf dem Gewissen und die Polizei würde die Leiche sicherlich schon gefunden haben. Diese Andrea, Corinnas Freundin, war die nicht die Frau eines Polizisten? Vielleicht sollte er sich mal bei den Beiden ein wenig umhorchen. Ja, wenn Corinna und Celine wieder da waren, würde er die Beiden zu einer kleinen Feier einladen und den Mann vorsichtig ausfragen. Das war ein guter Plan, dachte er.


    „Er hat was gemacht?“, fragte Andrea in den Hörer, als sie mit Susanne telefonierte, die ihm von dem Kater ihres Mannes berichtete. Sie musste lachen. „Scheinbar macht es ihn ziemlich fertig von dir auf unbestimmte Zeit getrennt zu sein.“, meinte Andreas Freundin. Sie wollte erst einige trostspendende Worte sagen, Susanne bitten, sich mit Semir verbinden zu lassen, doch dann war es wieder da, diese Erinnerung an die letzte Auseinandersetzung und die gefallenen Worte. „Das wird er dann noch einige Zeit aushalten müssen. Wenn er sich betrinkt und mir damit ein schlechtes Gewissen machen will, dann geht dieser Schuss aber nach hinten los.“, meinte Andrea leicht wütend. „Wäre es nicht besser, ihr würdet euch endlich aussprechen?“, meinte Susanne dann und warf einen Blick ins Büro von Semir und Ben. Der Deutschtürke lag mit schwerem Kopf auf den Tisch und strich über das kleine Standbild seiner Frau. Sein Blick schien wehmütig zu sein, so jedenfalls deutete es Susanne. „Das wäre es sicherlich, aber dieses Mal mache ich nicht den ersten Schritt.“, kam es prompt von Andrea. „Nein, er muss den ersten Schritt machen.“, damit beendete sie das Gespräch.


    „Na komm….lass und diese verdammten Dinger durchgehen.“, stöhnte Ben. Semir hob den Kopf kaum an. „Ja….ja….“, kam als Antwort zurück. „Hey… reiß dich zusammen…meinst du mir macht es Spaß. Mein Schädel dröhnt als ob da tausend Russen ihren komischen Tanz machen….Also…. wenn die tatsächlich illegal Holz schlagen dann müssen die es doch bearbeiten… also brauchen sie ein Sägewerk..“, dachte Ben laut nach. „Hmmm….“, machte Semir nur. „Ja und wenn die das Holz hier in NRW schlagen und verarbeiten, dann muss das Sägewerk ja auch in NRW sein. Das Holz was bei dem Unfall auf der Straße lag, könnte sehr gut auf dem Weg zum Sägewerk gewesen sein…“, ging es bei Ben weiter. „Hmmm…“, kam erneut von Semir. Ben sah ihn an. „Hey… denk mit!!“, forderte er ihn laut auf. „Aua…schrei nicht so. Ich höre dir zu.“, stöhnte Semir. „Ich hoffe es sehr… also wie viele Sägewerke gibt es in NRW?“, fragte Ben. „Ich weiß es nicht…. aber das lässt sich bestimmt raus finden. Frag Susanne….die weiß alles…“, maulte Semir und drehte den Kopf auf seinem Arm. Er atmete tief ein und aus. „Ist dir immer noch schlecht?“, wollte Ben wissen. „Ja…. Ich glaub der Jägermeister war nicht mehr gut…“, stieß Semir aus. „Der war gut… aber wenn man zuviel davon trinkt, dann ist es übel…“, lachte Ben. „Du hast doch auch getrunken!!“, maulte Semir weiter und erhob sich. „Der Raum schwankt ganz schön….“, stieß er aus und verließ das Büro taumelnd. Ben schüttelte den Kopf.


    ...

  • Andrea war mit Aida auf dem Spielplatz. Während ihre Tochter im Sand buddelte und Kuchen backte dachte sie über die Beziehung zu Semir nach. War es wirklich so schlimm, weil er ihren Geburtstag vergaß?, stellte sie sich die Frage und gab sich direkt die Antwort. „Ja….“, Sagte sie leise. Irgendwann musste er es lernen. Aber liebte sie ihn nicht so wie er war?, fragte ihr Gewissen. „Doch….“, sprach sie leise zu sich. „Mein liebes Kind… Kummer ist besser zu beseitigen, wenn man darüber spricht…“, ertönte plötzlich eine Stimme neben ihr. Andrea erschrak und drehte ihren Kopf. Neben ihr saß eine ältere Dame. „Oh… Entschuldigung… Ich wollte Sie nicht stören…“, kam von Andrea. Die alte Frau lachte leise. „Störung? Nein… manchmal ist es schön wenn man gestört wird. Sie haben so versunken zu sich gesprochen, das ich mir schon erahnen kann, was Sie für Kummer haben. Lassen Sie mich raten… Ihr Freund hat Ihren Geburtstag vergessen und Sie haben sich gekränkt geführt. Dann gab ein Wort das Andere und er ist weg. Und nun wollen Sie sich bei ihm entschuldigen, weil Sie überreagiert haben, aber er will nichts davon wissen.“, kam von der Alten und sie sah Andrea fragend an. „Nicht ganz. Aber es ist nicht schlecht. Mein Mann… er hat meinen Geburtstag vergessen, so wie den Hochzeitstag und den Geburtstag unserer Tochter. Für ihn zählt nur er. Alles dreht sich um ihn. Und als er sich entschuldigt hat, brachte er mir einen alten fast verwelkten Strauß Blumen mit. Ich bin ausgerastet und habe ihn raus geworfen. Aber ich weiß dass er sich sehr schuldig fühlt und …. Ich liebe ihn einfach. Selbst für diese Fehler… Aber ich möchte Sie nicht mit meinen Sorgen belasten… Sie haben sicher selbst genügend davon.“, meinte Andrea nur. „Oh… ich habe keine Sorgen… nicht mehr. Mein Mann ist vor drei Monaten gestorben. Krebs. Ich bin auch bald dran und werde ihm folgen. 75 Jahre waren wir verheiratet. Ich war sehr traurig, weil er mich einfach so verlassen hat. Er hat mich allein gelassen…“, erklärte die Frau traurig. Andrea sah sie an. „Das tut mir Leid…“, sagte sie aufrichtig. „Nun so spielt das Leben. Ich habe keine Kinder. Mir ist dieses Glück versagt geblieben, weil ich in der Kriegszeit zu den Leuten gehörte, die für Versuchszwecke benutzt wurden. Als Dank dafür durfte ich keine Kinder bekommen. Aber ich habe es überstanden. Und nun bin ich ganz allein….“ Sehnsucht klang in diesen Worten und Andrea fühlte sich ertappt, dass sie sich einfach selbst zu wichtig nahm.


    Eine Weile saßen die Frauen schweigend nebeneinander und beobachteten Aida beim spielen. „Wissen Sie… ich komme gern hier auf den Spielplatz. Zu sehen, wie diese kleinen Wesen in ihrer eigenen Welt leben und spielen und so für das Leben lernen, ist sehr schön. Es lenkt von den Sorgen ab. Ihr Mann…. Sie wissen wo er ist?“, wollte die Frau wissen. Andrea nickte. „Ja… er schläft und wohnt bei einem Kollegen. Er sehnt sich nach mir, das weiß ich. Genau wie ich. Aber er muss sich bei mir entschuldigen. Er sieht es natürlich anders. Semir ist stur…und leidet still…“, kam von Andrea. „Mein liebes Kind… Männer sind von Natur aus an nichts schuld. Das glauben sie wenigstens. Das starke Geschlecht …. Ja sicher…. Aber in Wirklichkeit sind wir das starke Geschlecht. Wenn wir für sie nicht sorgen würden, dann wären sie sehr traurig. Wenn wir nicht in ihrer Nähe sind, dann weinen sie sogar. Aber sie sind das starke Geschlecht…. Sie sollten mit ihm sprechen. Sagen Sie ihm, was Sie von ihm wollen…. Und fordern Sie eine Erklärung. Warum vergisst er die Daten? Waren Sie ihm nicht wichtig? Oder ist er beruflich so eingespannt, dass er manchmal eine Erinnerung braucht?“, harkte die Frau hartnäckig nach. Andrea musste lachen. „Er ist Polizist…“, gab sie bekannt. „Sehen Sie… er hat viel um die Ohren und deshalb vergisst er die Termine. Das ist doch ein sehr guter Entschuldigungsgrund. Sie sollten ihm verzeihen…“, meinte die Alte nur. Andrea dachte über die Worte nach. Eigentlich hatte die Frau Recht. Sie sollte ihm verzeihen. Aber erst musste er zu ihr kommen. Andrea seufzte. Sie stand Semir in Sachen Sturheit in nichts nach.


    Semir kam zurück. Ben sah ihn an. „Na jetzt siehst du viel Besser aus…“, höhnte er. „Danke du Idiot….du hättest mich davon abhalten sollen.“, kam von Semir zurück. „Was? Ich dich? Du spinnst wohl. So weiter im Text… ich habe bereits herausgefunden dass es acht noch in Betrieb befindlichen Sägewerke gibt und drei stillgelegte. Wir sollten sie morgen alle abfahren, wenn der Alkohol aus unserem Blut ist. Eins nach dem Anderen werden wir uns vornehmen und abchecken wer illegale Baumbestände bearbeitet.“, meinte Ben nur. Die Tür ging auf. Semir und Ben sahen Kim, die eintrat an. „Und? Gibt es schon etwas?“, wollte sie wissen. „Ja… wir werden morgen alle Sägewerke abfahren und die Inhaber verhören. Vielleicht finden wir dann etwas.“, gab Ben bekannt. Kim nickte. „Gut… so und nun werden Sie beide nach Hause gebracht und schlafen sich aus. Morgenfrüh sind Sie wieder fit!“, befahl Kim, verließ das Büro und ließ die Tür lauter ins Schloss fallen, als es eigentlich hätte sein müssen. Semir stöhnte so laut auf, dass sie es durch die Tür hörte. Sie lächelte und nickte. „Das tut sooo gut…“, lachte sie leise und verschwand unter den staunenden Blicken von Susanne in ihrem Büro.

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  • Von Dieter wurden die beiden Trunkenbolde nach Hause gefahren. Der Lange konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Dieter, lach nicht.“, kam es fast böse von Semir. „Entschuldige, aber so fertig habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen.“, gestand der Streifenpolizist. „Er hat ja auch allen Grund zur Flasche zu greifen.“, scherzte Ben und fing sich einen wütenden Blick ein. „Das mit Andrea ist ein Problem, das ich schon lösen werde. Auch ohne Alkohol.“, fauchte er und ließ seinen Zeigefinger vor Bens Gesicht tänzeln. „Klar, hat man ja heute genau gesehen.“, kam prompt die Antwort seitens des jungen Hauptkommissars. „Okay, du Schlauberger, was soll ich deiner Meinung nach machen?“ „Kauf ihr Blumen, aber dieses Mal Richtige. Geh in ein Juweliergeschäft, such ihr ein schönes Armband oder eine Kette zum Geburtstag aus, stell dich vor ihre Tür und hoffe auf ihre Gnade.“, erwiderte Ben und strich sich über seine Stoppeln. „Sie wirft mir die Tür vor der Nase zu, in dem Moment, wo sie mich sieht.“, beklagte sich Semir. „Probier es wenigstens.“, meinte Dieter von vorne durch den Rückspiegel. „Genau, probier es wenigstens. Dann habe ich meine Wohnung wenigstens wieder für mich.“, scherzte Ben. Semir sah seinen Freund hilfesuchend an. „Würdest du mir helfen?“, kam es etwas leise vom Deutschtürken. „Ja klar, wozu sind wir denn schließlich Freunde?“


    Gesagt getan. Dieter hielt an einem Schmuckgeschäft und Semir und Ben gingen prompt in den Laden hinein. „Hallo.“, begrüßten beide die junge Verkäuferin, die etwas skeptisch und leicht angespannt zu den beiden Männern sah. „Womit kann ich ihnen helfen?“, fragte sie. „Wir suchen eine Halskette.“, meinte Ben und sah mit prüfenden Blick in die Glasvitrinen. „Für sie oder für ihn?“, fragte die junge Dame und sah beide an. Irritiert blickten sich Semir und Ben abwechselnd an, dann zu der Verkäuferin. „Nein, für meine Frau. Sie hatte Geburtstag.“, erklärte der Kleine schnell mit einem aufgesetzten Lächeln. „Ach so.“ Die Dame musste über ihren Irrtum selber lachen und grinste dann Ben vielsagend an. Der lächelte nur flirtend zurück, während sich Semir die Auslegungen ansah. „Das hier.“, meinte er dann und zeigte auf eine wunderschöne Halskette mit einem Herz. „Könnte ich das mal bitte sehen.“, forderte er und lehnte sich über die Vitrine. Die Dame zog ihren Schlüsselbund hervor, schloss die Vitrine auf und holte das von Semir bevorzugte Schmuckstück hervor. „Das hier?“ „Genau. Das würde doch Andrea bestimmt gefallen, oder?“, meinte er zu Ben, dieser nickte nur. „Ein sehr schönes Stück. Das Herz geht aufzuklappen und man kann ein Bild einer geliebten Person darin aufbewahren. Wenn Sie wollen, machen wir das für Sie.“, meinte die Verkäuferin und zückte schon ihren Schreibblock hervor, um alles Wichtige zu notieren. „Darf ich den Namen erfahren?“, fragte sie schon voreilig. Doch Semir wollte erst einmal den Preis wissen. „Der Preis für das Halsband, inklusive Bildeinarbeit kostet ... 485 Euro.“, verkündete sie und sah, wie bei dem Deutschtürken alles aus dem Gesicht fiel, was an Lächeln und Fröhlichkeit vorhanden war. „Das kann ich mir nicht erlauben.“, stammelte Semir. „Hey, ist Andrea das nicht wert?“, fragte Ben ganz direkt. „Doch schon, ...“, kam es von seinem Partner und Ben setzte fort, ehe Semir was erwidern konnte. „Na siehst du, dann kauf es. Riskier lieber ein paar Monate mit weniger Geld als ein ganzes Leben ohne Frau.“, konterte der junge Hauptkommissar. „Gut, ich nehme es.“, gab Semir bekannt. Lächelnd nahm die kleine, zierliche Frau die Daten des Kunden auf und sah ihn dann mit einem Lächeln an.


    „Wenn sie uns dann ein Bild der betreffenden Person geben würden, dann ist die Kette bis übermorgen fertig.“ Semir kramte in seinem Portemonnaie, ob er nicht ein Bild von sich in der Brieftasche hatte. Aber nein. „Gut, bringen sie uns einfach im Laufe des morgigen Vormittags das Bild vorbei und bis morgen Abend ist alles dann fertig.“, meinte die Verkäuferin. Sie verabschiedeten sich voneinander und Dieter, der draußen die Zeit über gewartet hatte, fuhr beide dann schließlich nach Hause. „Na siehst du, da hast du doch schon etwas für Andrea gefunden.“, meinte Ben mit Leichtigkeit in der Stimme. „Du hast gut reden. Es ist ja schließlich nicht dein Geld, dass morgen dann von der Karte abgezogen wird.“, zischte Semir. Der junge Hauptkommissar lachte kurz auf. „Semir, für seine Frau sollte man nicht so geizig sein.“ „Ja, ja.“, kam es nur von rechts geschnauft. Bei Ben in der Wohnung suchte Semir nach einem passenden Foto, jedenfalls in den Bildern, die Ben von ihm gemacht hatte. Aber meist waren dies nur Spaßfotos und kaum für ein Geschenk geeignet. „Das ist doch zum Ausflippen.“, schimpfte Semir und fluchte, während Ben in der Küche das Abendessen vorbereitete, sofern er alles wiederfand. „Verdammt, wo ist meine Knoblauchpresse?“, fragte er sich knurrend. Seit Semir hier Frühjahrsputz gespielt hatte, fand er seine Kochutensilien nicht mehr, geschweige denn die Töpfe. „Bingo!“, kam es aus beiden Mündern gleichzeitig. Semir hatte ein passendes Foto und Ben seine Knoblauchpresse gefunden. Nach dem Essen setzten sich beide erschöpft und müde vor den Fernseher. Aber lange hielten sie das nicht durch. Semir fielen schon nach wenigen Minuten die Augen zu und auch Ben gähnte wie ein Löwe vor sich hin. „Komm, verschwinden wir.“, gähnte der jüngere der Beiden und der Deutschtürke konnte nur zustimmen. Beide zogen sich um, wünschten sich noch eine „gute Nacht“ und verschwanden dann in ihre jeweiligen Zimmer.


    ...

  • 6. Kapitel:
    die Entschuldigung, das Sägewerk und weitere Probleme


    Gleich am nächsten Morgen lieferte Semir das Bild beim Juwelier ab und es wurde ihm versichert, dass die Kette bis 18 Uhr fertig sei. Danach ging es zu den ersten Sägewerken, die alle zum Glück leicht von der Autobahn erreichbar waren. Die Besitzer führten die Kommissare herum und versicherten ihnen, dass sie nur Holz von ihren jeweiligen Holzbauern verarbeiten würden. Drei Mal hatten die Kommissare schon Nieten gezogen und so machten sie sich auf den Weg zum vierten Sägewerk. Hier sollten sie allerdings etwas mehr Informationen erhalten. „Nun ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die dort illegales Holz verarbeiten. Normalerweise werden die Sägewerke sehr stark kontrolliert und da ich zu den Kontrolleuren gehöre, weiß ich wovon ich spreche.“, meinte Alfred Wirth zu den beiden Hauptkommissaren. Semir sah Ben an. „Sie sind sich wirklich sicher? Ich meine, es ist jetzt nicht die Hoffnung einen Konkurrenten auszustechen, oder?“, harkte er nach. „Ganz sicher nicht. Wir arbeiten ziemlich konkurrenzlos, auch wenn es mehrere Sägewerke gibt. Jeder hat seine Händler und die Vergabe von Aufträgen wird streng kontrolliert. Allerdings haben wir es bei dem Sägewerk „Friedbolde“ sehr große Probleme. Die lassen keine Kontrollen durch und wurde deswegen zwangsstillgelegt. Das ist üblich, um dem Betreiber zu zeigen, dass er nicht alles machen darf. Leider ist es bisher nicht auf fruchtbarem Boden gefallen. Aber ich denke nicht, dass das Werk derzeit besetzt ist… wie gesagt… zwangsstillgelegt.“, lachte Wirth. Semir nickte erneut. „Also gut… wir werden dieser Spur natürlich nachgehen. Vielen Dank… Sie haben uns sehr geholfen.“, bedankten sich die Polizisten und fuhren zu dem Sägewerk. Semir sah auf die Uhr. „Mensch….es ist schon halb sechs…. Ich muss doch die Kette noch abholen…“, stieß Semir aus. Ben sah ihn an. „Gut… dann fahre ich dich zum Juwelier und dann zum Sägewerk. Für mich ist es wichtig, dass du und Andrea wieder zusammen kommt. Sie wird sich bestimmt freuen und dich wieder aufnehmen.“, versprach Ben, der sofort Semirs besorgtes Gesicht sah. „Ich hoffe es wirklich… man ich liebe diese Frau mehr als mein Leben…“, stieß Semir aus. Nur knappe zehn Minuten später standen sie vor dem Juwelier. „Meinst du, du kannst das mit dem Sägewerk allein machen? Ich meine wir können ja auch morgen hinfahren, oder ich hole die Kette morgenfrüh ab und wir fahren jetzt hin…“, schlug Semir vor. Ben schüttelte den Kopf. „Ich schaff das schon…“, versprach Ben. „Also gut… dann hole ich die Kette… Warte mal… kannst du mich dann zu Andrea bringen? Also nicht direkt vor die Tür, aber …?“, fragte Semir nach. Ben lachte und nickte. „Ja sicher… beeile dich…“


    Andrea erschrak als es klingelte. Sie sah auf die Uhr. Es war fast sieben und sie erwartete keinen Besuch. Als sie durch das Fenster in der Tür sah, hoffte sie jemanden zu sehen, doch hier war nur ein riesiger Blumenstrauß zu erkennen. Sie öffnete. „Ja bitte?“ fragte sie freundlich. Der Strauß wurde heruntergelassen. Semirs Gesicht kam hervor. Andrea sah ihn an und wollte gerade die Tür schließen als sie an die Worte der alten Frau von heute dachte. „Was ist?“, fragte sie kühl. „Ähm… Andrea… ich… ich möchte dich um Verzeihung bitten…ich liebe dich mehr als mein Leben und… ich hab mich einfach wie ein Idiot benommen. Bitte… vergib mir…“, sagte ihr Mann und anhand seiner Stimme war zu hören, dass er es ernst meinte. Doch wenn sie glaubte, dass er sich nicht mehr einfallen ließ wurde sie eines Besseren belehrt. Denn Semir ließ sich, nachdem sie den Strauß angenommen hatte auf die Knie fallen. Er faltete die Hände und sah sie flehend an. „Bitte…. Ich kann ohne dich und Aida nicht leben…vergib mir…bitte…“, kam leise über seine Lippen. Andrea musste schmunzeln. Semir so demütig zu sehen, tat ihr irgendwie weh. „Komm rein…“, sagte sie leise. Semir erhob sich und betrat zum ersten Mal wieder sein Haus. Im Wohnzimmer drehte er sich zu Andrea um. „Ich habe noch etwas für dich… Andrea… ich liebe dich wirklich…. Ich weiß… ich habe deinen Geburtstag vergessen, den Hochzeitstag… aber ich … sieh mal… ich muss mir so vieles merken und…also was ich eigentlich sagen will ist…. Das ich…“, stammelte er und knetete die Hände nervös. Andrea stellte sich vor ihm und küsste ihn nur. Langsam gingen seine Arme um ihren Körper und er hielt sie nur fest. „Ich liebe dich doch auch…“, gab sie zu. Die Umarmung dauerte eine ganze Weile und plötzlich stieß Semir ein Jauchzen aus. „Ich hab noch was für dich…hier… sieh…“, verkündete er und zog das Geschenk aus der Jackentasche. Andrea packte es aus und sah sich das wunderschöne Schmuckstück an. „Du kannst es öffnen…“, sagte Semir. Andrea tat es und sie strahlte über das ganze Gesicht. „Danke….das ist wunderschön…“, kam von ihr und wieder lagen sich die Beiden in den Armen.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben kam am Sägewerk an. Er ließ das Auto etwas abseits stehen und sah sich um. Als er das Gelände betrat, stellte sich ihm jemand in den Weg. „Was willst du?“ wurde er angeblafft. „Ähm… hallo… ich… also ich suche Arbeit und…“ versuchte Ben zu erklären. Der Mann vor ihm sah ihn prüfend an. „Bist ja nicht gerade Herkules… was kannst du denn so?“ wollte er wissen. Ben musste wirklich überlegen, er brauchte nicht so zu tun, als ob. „Was braucht ihr denn?“, fragte er keck zurück. „Jedenfalls keinen, der hier herumschnüffeln will und dumme Antworten gibt.“, zischte der Mann zurück und kam dem Kommissar gefährlich nahe. Dieser setzte nur sein smartes Lächeln auf. „Keine Sorge, das werde ich schon nicht. Ich brauche aber dringend Geld. Meine Freundin hat mich ausgenommen und mich auf einen Berg von Schulden sitzen lassen.“, meinte er und sah dann betreten zu Boden. Der Mann lachte auf. „Na dann komm mal mit.“, meinte er und drückte Ben in das Sägewerk hinein. Ein leicht ungutes Gefühl stieg in dem Polizisten auf.


    „Chef, hier ist jemand, der Arbeit sucht.“, meinte der stämmige Mann zu einem ebenso hochgewachsenen Mann, der mit einer dicken und teuren Zigarre im Mund auf einer Tischkante saß und sich einige Blätter durchlas. Sofort sah er auf, faltete die Blätter, legte sie in einen Tresor, was Ben aufmerksam verfolgte. „Was kann er?“, fragte der Mann in dem Anzug und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre, musterte Ben dabei prüfend von oben bis unten. „Ich kann alle möglichen Fahrzeuge fahren.“, funkte Ben dazwischen und sagte da ja nur die Wahrheit. „Kannst du mit einer Waffe umgehen?“, fragte der Mann mit einem irischen Akzent. Jedenfalls meinte Ben, dass es irisch wäre. Etwas irritiert über diese Frage nickte er nur. „Gut, dann wirst du mit meinem Fahrer zusammen mein Holz bewachen, bis alles vorbereitet ist.“, meinte Laurence und nickte dem Mann zu, der Ben zu ihm gebracht hatte. Dieser tippte dem Neuling auf die Schulter und deutete ihm so an, dass er ihm folgen sollte.


    Ben wurde zu Leonard gebracht, der abwartend an einem großen LKW stand, wo schon Holz aufgeladen war. „Leon, hier, das ist dein neuer Beifahrer.“, meinte der Mann und deutete auf Ben, der sich alles genau und einprägend ansah. „Was? Wieso? Kriege ich jetzt eine Anstandsdame mit, oder was?“, fauchte der Mann. „Da Ole verschwunden ist,“, Ben horchte bei dem Namen auf, „brauchst du nun mal einen neuen Beifahrer. Du weißt doch, wie sehr Laurence auf Sicherheit bedacht ist, seitdem ihm das Holz gestohlen wurde.“, kam es erklärend von dem Mann. „Bingo! Jetzt muss ich ja nur noch Semir informieren.“, dachte Ben und musste nur auf eine Gelegenheit zum Telefonieren hoffen. Laurence kam zu den Dreien dazu. „Okay, du weißt, wo du das Holz hinbringen sollst?“, fragte er Leonard. „Ja, aber muss ich wirklich mit einem Grünschnabel fahren. Ich meine, bist du sicher, dass du ihm trauen kannst?“, fragte er misstrauisch und beäugte Ben ganz genau. „Hey, was soll das heißen?“, fauchte der nur zurück. „Ich brauche Geld, das ist alles.“, zischte er zu seiner Verteidigung. „Schluss.“, schrie Laurence und beide waren gleichzeitig still. „Leonard hat Recht. Ich werde dich erstmal hier beschäftigen, bevor ich sicher sein kann, dass du in Ordnung bist. Komm morgen wieder her. Bis dahin habe ich was für dich gefunden.“, meinte er zu Ben und schickte diesen fort. „Verdammt.“, dachte dieser nur und ging zu seinem Wagen zurück. „Du machst dich auf den Weg, Leonard. Und vergiss nicht, wenn du im Versteck bist, gib uns bescheid.“, mahnte er und auch Leonard machte sich mit dem LKW und der Ladung auf den Weg. Mattes kam auf Laurence zu. „Was willst du mit dem Neuen machen?“, fragte er. „Ich weiß noch nicht.“, erwiderte dieser und ging dann zu seinem Wagen. „Aber etwas an ihm stört mich, ich weiß nur noch nicht was.“

  • Am nächsten Morgen kam Semir gut und fröhlich gelaunt ins Büro gestiefelt, ein Lied auf den Lippen pfeifend. Er kam eine halbe Stunde später, aber für ein gemeinsames Frühstück mit seiner Frau war es das wert, wenn er Ärger mit Frau Krüger kriegen sollte. Susanne lächelte ihn an. „Der Haussegen hängt wohl wieder waagerecht?“, meinte sie nur. Ein vielsagendes Grinsen war die Antwort. „Ja, was doch so ein Rauswurf alles bewirken kann.“, hörte er nur, als er ins Büro ging und Ben schon am Schreibtisch saß und auf ihn wartete. „Na, hat alles geklappt?“, wollte er nur wissen und grinste. Semir rollte nur mit den Augen und wackelte vielsagend mit dem Kopf hin und her. „Fein, dann kannst du ja heute Abend deine Sachen aus meiner Wohnung holen und das Feld räumen.“, meinte er. Semir kam zu ihm um den Tisch, legte die Hände auf Bens Schultern und sah ihn tief in seine Augen. „Was wird das jetzt?“, fragte der junge Hauptkommissar etwas irritiert. „Danke.“, kam es von Semir und ehe sich Ben versah, fiel ihm sein Partner um den Hals. „Danke, dass ich bei dir wohnen durfte.“ „Kein Thema.“, erwiderte Ben nur und klopfte seinem Freund aufrichtig auf den Rücken. Dieser begab sich dann wieder zu seinem Platz. „Also, was ist gestern am Sägewerk rausgekommen?“, wollte der Deutschtürke dann wissen.


    „Ich habe mich beworben und eine Stelle bekommen.“, verkündete Ben. Semir sah ihn an. „Du hast was????“, fragte er laut. „Na ich habe mich eingeschleust. Mit Erfolg. Es war sehr gut, dass ich da allein hingefahren bin. Was ich bisher gesehen habe ist nicht unerheblich. Die sind alle bewaffnet. Dieses Sägewerk ist eher eine Festung. Du wirst sofort kontrolliert… also hab ich die „ich-suche-Arbeit-Variante genommen und bin bis zum Chef vorgedrungen. Der wollte mich erst mit jemand auf Tour schicken. Aber dann hat dieser gesagt, er nimmt mich nicht mit. Morgen fange ich um sieben an.“, erklärte Ben zufrieden. „Sag mal spinnst du? Das war doch gar nicht abgemacht! Weiß das die Krüger schon?“, wollte Semir wissen. Ben lachte. „Du bist ja wieder ganz der Alte. Nein weiß sie nicht. Sie will Informationen und ich verschaffe sie ihr. So… und nun erzähl wie es gestern gelaufen ist. Bist du vor ihr auf die Knie gefallen?“, lachte Ben, der es sehr leicht nahm. „Was? Nein…. Ich habe ihr die Blumen überreicht und gesagt, dass es mir Leid tut. Dann hab ich ihr die Kette gegeben, worüber sie sich sehr gefreut hat. Und dann… es war ein sehr schöner Abend. Ja und heute Morgen sprang Aida mir in die Arme. Ich habe sehr genüsslich mit meiner Familie gefrühstückt und deshalb bin ich zu spät. Aber wenn ich geahnt hätte, was du vorhast, dann hätte ich die Versöhnung auf heute Abend verlegt…“, fauchte Semir der mit Bens Aktion nicht einverstanden war. „Na ist doch was. So… ich habe übrigens schon mal ein paar Phantombilder anfertigen lassen. Vielleicht hat unser Computer ein paar Informationen über die Typen im Sägewerk.“, kam von Ben. Semir ließ sich auf seinen Stuhl sinken. „Also gut… dann werden wir die Krüger noch etwas im Dunklen lassen. Ich werde als Polizist vorgehen, du versuchst innerhalb der Bande was zu erfahren. Ben.. bitte sei vorsichtig. Wir wissen nicht mit wem wir es zu tun haben.“, ermahnte Semir ihn. Ben nickte. „Heute Abend sind erst einmal deine Sachen raus…“, schlug Ben vor. „Nee.. das schaffe ich nicht. Du kannst sie doch erst mal im Gästezimmer liegen lassen. Ich hole sie mir die Tage raus.“, meinte Semir nur. Ben stimmte zu.


    Der nächste Morgen brach an und Ben hatte etwas Mühe um sieben pünktlich im Sägewerk zu erscheinen, aber er schaffte es. „Komm!“, befahl der Gorilla der ihn gestern schon im Empfang genommen hatte. Ben zuckte mit den Schultern und stiefelte hinter dem Mann her. Es ging in den hinteren Teil des Sägewerks. „Und hat der Boss ne Arbeit für mich gefunden?“, wollte er wissen und tat ziemlich gleichgültig. „Ja… du darfst hier erst mal kehren. Den Besen findest du dort an der Wand. Die Späne werden da rein gefegt und dann in Säcken gepackt. Der ganze Bereich ist sauber zu machen. Viel Spaß.“, grinste der Mann Ben an. „Hey.. ich bin doch nicht die Putze…“, mokierte Ben auf. „Mach es oder verschwinde!“, kam drohend von dem Mann. „Ist ja gut… du kannst froh sein, dass ich das Geld brauche…“, maulte Ben und schnappte sich den Besen. Er fing an zu kehren. Der Gorilla beobachtete ihn sehr genau. Allerdings gab es nichts an Bens Arbeitsweise zu bemängeln. „Hat deine Freundin dich wohl des Öfteren putzen lasse, was…“, lachte der Gorilla. „Klar doch. Wie heißt du eigentlich?“, wollte Ben wissen. „Mattes…“, kam als Antwort. „Mattes? Das ist die Abkürzung für Mathias oder?“, harkte Ben sofort nach. „Mattes… und es reicht. Mach hinne… wir haben noch Anderes zu tun.“, Ben nickte und kehrte die Späne zusammen.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Susanne kam zu Semir. „Du… eines der Bilder von Ben ist tatsächlich bei uns in der Bank. Hier…. Matthias Bader…. Er ist eigentlich Österreicher und vorbestraft wegen Drogenhandel in nicht geringer Menge, Körperverletzung und diverser kleiner Delikte. Er ist vor acht Monaten nach Österreich abgeschoben worden und bekam Verbot jemals wieder nach Deutschland zu kommen. Scheinbar hält er sich nicht an dieses Urteil.“, verkündete sie. Semir nahm die Akte des Mannes. „Hast du eine Meldeadresse von ihm?“, wollte er wissen. „Nein… das er in Deutschland ist, scheint niemanden wirklich zu interessieren. Ich denke mal wenn Ben den Mann nicht gesehen hätte, würde es immer noch ein Geheimnis sein. Soll ich die Behörden informieren?“, wollte Susanne wissen. „Nein… warte erst einmal. Wenn wir die Alarmglocken jetzt läuten dann ist Bens Leben in Gefahr.“, gab Semir zurück.
    „Warum ist dann Jägers Leben in Gefahr?“, kam plötzlich von hinten. Semirs Kopf ruckte herum. Kim Krüger stand im Türrahmen. Semir verfluchte sein loses Mundwerk. „Also? Was ist mit Jäger und diesen Mann?“, wiederholte Kim. „Ähm… also das ist so… Ben und ich haben also eher er, hat die Sägewerke abgeklappert und ist fündig geworden. Um endlich Ergebnisse zu präsentieren. Ich war anderweitig unterwegs. Also er hat mir dann gestern erklärt, dass er sich dort als Arbeitskraft anheuern ließ. Chefin… ich habe es nicht gewusst. Aber…“, erklärte Semir. Kim sah ihn erschrocken an. „Undercover? Was fällt Jäger ein, das ohne meine Zustimmung zu machen?“, fauchte Kim wütend. „Aber Chefin… Sie haben uns doch unter Druck gesetzt. Sie wollten doch Ergebnisse haben!“, verteidigte Semir seinen Partner. „Ja aber nicht so! Es muss doch auch auf dem normalen Weg gehen, Ergebnisse zu beschaffen. Holen Sie ihn umgehend da raus!“, forderte Kim ihn auf.


    Ben hatte nach vier Stunden kehren Blasen an den Händen. „Boah… war es das jetzt?“, fragte er Mattes, der genüsslich rauchte. „Ja zumindest das hier. Nun kommt das Essen und dann werden wir sicher noch eine Aufgabe finden.“, lächelte er. Gemeinsam gingen sie zur Kantine und Ben schlug zu, als hätte er die letzten Tage nichts mehr bekommen. Zu seiner Verwunderung schmeckte das Essen sogar. „So… wenn du fertig bist machen wir weiter.“, kam von Mattes. Ben nickte und folgte ihm. Diesmal ging es unter die Erde. Hier standen einige Säcke. „Da sind die Späne drin. Sie werden jetzt verladen. Du kannst schon mal anfangen die Säcke nach oben zu bringen und sie versandfertig zu machen. Der Wagen kommt in zwei Stunden und bis dahin müssen alles Säcke oben sein.“, befahl Mattes. Ben sah auf den Haufen der Säcke und schüttelte den Kopf. „Allein schaff ich das nicht. Das sind ja an die tausend Säcke!“, maulte er. „Nein …. Nicht ganz. Nur knappe einhundertsiebzig. Fang an, dann bist du schneller fertig!“, befahl Mattes und ging aus dem Raum. Ben warf ihm wütende Blicke hinterher.


    Semir saß in seinem Wagen und haderte mit sich selbst. Einerseits war Bens Arbeit in diesem Sägewerk von unschätzbarem Informationswert, andererseits schwebte Ben in Gefahr, wenn die Typen hinter seine wahre Identität kommen sollten. Er startete den Wagen und fuhr zum Sägewerk. Semir musste versuchen, unbemerkt aufs Gelände zu kommen und Ben da heil wieder rausholen.


    ...

  • 7. Kapitel:
    Gefahr im Sägewerk


    Ben hievte einen Sack nach dem anderen aus dem Keller ans Licht und stellte sie Seite an Seite ab. Sein Kreuz schmerzte und es verlangte ihn nach einem Eimer Wasser. Mattes kam wieder und begutachtete die Arbeit des Neuen. „Sehr schön, hast es ja bald geschafft.“, höhnte er und warf Ben eine Flasche Wasser zu. Dieser fing sie und schraubte gierig den Verschluss ab. Hastig stürzte er das kühle Nass seine Kehle hinunter und atmete erleichtert auf. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte Mattes und lehnte sich an den Stützpfeiler des Kellerzugangs. Jetzt war Bens schnelles Hirn gefragt und ein Gedankenblitz musste dringend her. „Felix... Felix Heisler.“, meinte Ben und beobachtete die Regungen des Mannes genau. „Felix? Gut, dann werde ich dich so nennen.“, entgegnete er und sah auf seine Armbanduhr. Dann jedoch klingelte sein Handy. Er wandte sich ab. Ben konnte nicht hören, was gesprochen wurde und wenn er näher gekommen wäre, wäre er aufgefallen. So musste er ausharren und warten, bis Mattes mit Telefonieren fertig war. „Okay, mach eine halbe Stunde Pause. Der Laster verspätet sich.“, kam es von Mattes, als er mit Telefonieren fertig war. „Besser hätte es nicht kommen können.“, dachte Ben und hatte vor, sich in dem Laden mal ein wenig umzusehen, während er auf den Laster wartete.


    Semir fuhr schnell, kam mit seinem Wagen gut voran. Er parkte etwas abseits vom Sägewerk hinter einer Böschung und wartete einen Moment, um sicherzugehen, dass er nicht beobachtet wurde. Als er sich sicher war, stieg er aus, ging in die Hocke und schlich zum Zaun hinunter. Dennoch blieb er nicht unbemerkt. Wärmeregistrierende Kameras hatten ihn bereits erfasst und die beiden Sicherheitsleute schlugen sofort Alarm, als sie den Eindringling bemerkt hatten. Sofort griff Wolfgang zum Telefon und wählte Mattes über Mobiltelefon an. „Mattes? Wolfgang hier. Wir haben einen Spitzel. Wahrscheinlich wieder so ein Kontrolleur oder ein Reporter.“, erzählte der Mann. „Was? Ich komme sofort. Informiert Laurence und lasst den Mann nicht aus den Augen.“, zischte Mattes und rannte an Ben vorbei, der sich zur Erholung auf die Säcke gesetzt hatte und ein wenig ruhte.


    Andrea war mit Aida auf den Weg zu Corinna und Celine. Sie wusste nicht, ob sie schon in die USA unterwegs war, oder ob sie schon zurückgekehrt waren. Sie klingelte einfach auf gut Glück. Doch es machte keiner auf. Andrea sah ihre Tochter an. „Celine... spielen.“, kam es leise von ihr. „Ja Schatz, aber die scheint nicht da zu sein.“, erwiderte Andrea und wollte gehen, als eine der Nachbarstüren aufging. „Oh hallo.“, meinte eine ältere Dame und grinste Andrea vielsagend an. Es war die alte Dame aus dem Park. „Hallo... Ähm, ich wollte zu Frau Bücher.“, meinte Andrea mit freundlichem Gesicht und hielt Aida auf dem Arm fest. „Oh, da kommen sie leider ungelegen. Sie ist mit der Kleinen in die USA geflogen, um endlich ihre Krankheit behandeln zu lassen.“, erwiderte die alte, reizende Dame und bat beide in ihre Wohnung rein. Andrea nahm das Angebot gerne an. Aida sah sich mit großen staunenden Augen in der Wohnung um. Überall hingen alte Schwarz-Weiß-Fotografien und, für die Kleine viel interessanter, kleine, wunderschöne Handpuppen saßen auf der Rückenlehne der Couch. „Nein.“, sagte Andrea scharf, als ihre Tochter eine der Puppen greifen wollte. Die Dame, die sich als Agnes Fassbinder vorstellte, lachte nur kurz auf und winkte ab. „Lassen sie mal, mein Kind. Ich habe mein Leben lang diese Puppen selbst gemacht und mit ihnen Theater gespielt.“, erzählte sie. „Jetzt macht es mir Freude, sie zu verschenken, wo mein Mann nicht mehr lebt.“ Sie griff die Rotkäppchen-Puppe und gab sie Aida. Sofort nahm sie das kleine Ding in den Arm und knuddelte die Puppe an ihren Körper. Andrea lächelte und strich ihrer Tochter über den Kopf. „Es freut mich immer, wenn ich Kinder eine Freude machen kann.“, lächelte Agnes und goss ihrem Besuch eine Tasse Kaffee ein.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Langsam, aber sicher kam Semir am Zaun an. Er ahnte nicht, dass er schon auf der anderen Seite erwartet wurde. Doch jetzt musste er erst einmal ein Loch im Zaun finden, um auf die andere Seite zu kommen. „Ha, Glück muss Semir haben.“, dachte er nur, als er einige aufgetrennte Maschen fand. Langsam stieg er durch und richtete sich auf. Im Schutz von Maschinen und Gebäude pirschte er sich über das Gelände, nichts ahnend, dass er bald in gefährlichen Schwierigkeiten stecken würde.


    Er schlich sich geduckt zu einem Bauwagen, der dort stand. Die Tür war nur angelehnt. So vermutete er, dass sich dort einige Personen aufhielten und stellte sich zunächst unter dem Fenster um zu lauschen. Es war nichts zu hören. Gerade als er sein Versteck verlassen wollte hörte er aufgeregte Stimmen. „Der Mistkerl muss hier irgendwo sein! Die Kameras haben ihn deutlich aufgespürt!“, schrie einer. Verdammt..... Kameras? Haben die mich gemeint? Fragen schossen ihm durch den Kopf. Er sah sich gehetzt um. Mehrere Männer waren auszumachen und sie kamen aus verschiedenen Richtungen. „Da hinten! Da läuft er!!“, schrie plötzlich einer. Semir nahm seine Beine in die Hand und rannte los. Das Gelände war verdammt groß und so schaffte er es bis zu einem Gebäude um kurz zu verschnaufen. Er hörte das Getrampel der Verfolger und sah sich gehetzt um. Semir sah nur einen Ausweg. Das Gebäude hinter ihn erinnerte an eine Lagerhalle. Hier gab es bestimmt Verstecke. Er rannte geduckt rein und spürte richtig wie das Adrenalin in seinem Körper anstieg. In der Halle standen jede Menge Säcke herum und Semir schlich sich geduckt weiter. Doch das Glück schien ihn zu verlassen, Plötzlich tippte ihn jemand von hinten an. Semir versteifte sich und hob die Hände. Er war entdeckt worden. Sein Atem ging stoßweise.


    Langsam drehte er sich um. „Ben!!“, stieß er erleichtert aus. „Semir? Was machst du denn hier?“, fauchte Ben ihn an. „Die Chefin hat gesagt, ich soll dich hier rausholen. Der Job ist zu gefährlich.“, raunte Semir ihn zu. „Felix!“, rief Mattes und kam mit laufenden Schritten in Richtung der Halle gerannt. „Runter!!“, kam der Befehl von Ben und Semir ließ sich fallen. Ben nahm einen der Säcke mit Späne und packte ihn so, dass Semir gedeckt war. Dieser wagte sich nicht zu rühren. „Was denn?“, maulte Ben zurück. „Wir haben einen Eindringling auf dem Gelände und versuchen ihn einzukreisen! Du bleibst hier drin und passt auf. Wenn er herkommt, dann schlag ihn nieder und ruf uns, klar!“, kam der Befehl. „Ja sicher!“, gab er gleichgültig zurück und hob die Hand. Mattes verschwand wieder. „Okay... kannst wieder hochkommen. Semir... ich bin fast drin. Die schlagen hier tatsächlich illegal Holz. Dieser Betrieb ist ja eigentlich tot... genau wie der Prüfer es gesagt hat. Der Boss heißt Laurence oder so. Der Typ eben Mattes. So .... und nun versuche ich dich vom Gelände zu schmuggeln. Hör mir genau zu.... in einer knappen Stunde kommt ein Laster, der diese Säcke abholt. Wohin weiß ich nicht. Aber es ist für dich die Gelegenheit ohne Aufsehen von diesem Gelände zu kommen. Also pack dich in einen Sack und lass dich verladen...“, schlug Ben vor. Semir sah ihn entgeistert an. „Ich geh nicht in so einen Sack. Ben... geht das nicht anders?“, wollte Semir wissen. Ben schüttelte den Kopf.


    „Verdammt.... der Kerl muss hier doch irgendwo stecken!“, fauchte Laurence und sah auf die Monitore vor sich. Dadurch das sich viele Leute auf dem Gelände bewegten, war es nicht möglich eine Person zu isolieren. Wenn dort jemand herum schlich, dann nicht in der Nähe der Anderen. Suchend fast in den Monitor reinkriechend sah er sich die Bilder an. Die Traube der Männer die sich dort bewegten waren so gut zu erkennen, dass er hier ausschließen konnte den Eindringling zu entdecken. Auch in den Gebäuden zeigte die Wärmebildkamera deutliche Bilder. Einer... nein zwei waren in der Lagerhalle. Oder war es doch nur einer? Und was war das? Bewegte sich nicht hinter der Halle etwas? Laurence sah genauer hin und stellte die Kamera so, dass er die Gestalt dort sicher ausmachen konnte. Scheinbar kroch sie über den Boden. „Ich hab ihn. Geht hinter die Lagerhalle....dort sitzt er im Gebüsch. Am Besten von zwei Richtungen....Und dann bringt ihn mir!“, forderte er über Funk. „Alles klar Boss...“, kam zur Antwort.


    ...

  • Andrea verabschiedete sich von Agnes. „Vielen Dank für den Kaffee. Wissen Sie wo Corinna in den Staaten untergekommen ist?“, wollte sie noch wissen. „Nein... aber sie hat mir etwas ausgerichtet. Sie würde sich auf jeden Fall bei mir melden um zu sagen, wie die Operation verlaufen ist. Morgen ist der große Tag für die Kleine und ich bete zu Gott, dass es der kleinen Celine wirklich hilft. Das Kind hat in ihrem kurzen Leben schon soviel mitgemacht, da wird es Zeit, dass der Herr Gott endlich mal Gnade walten ließ. Ob sie nun lebt oder ob sie stirbt, liegt in seinen Händen.“ Agnes faltete die Hände und sah gen Decke. Andrea nickte. „Sie haben Recht... es ist nicht mehr in unserer Hand. Oh.... ich bete so sehr, das Celine es schafft. Sie hat so viel gekämpft und bisher gewonnen, aber man sieht ihr an, dass die Krankheit an ihr zerrt.“, nickte Andrea und verabschiedete sich erneut. Sie setzte Aida in den Kinderwagen, denn sie hatte es ja nicht weit und das Wetter war einfach zu schön um mit dem Auto zu fahren. Agnes beugte sich zu Aida hinunter und streichelte ihren Kopf. „Du bist ja eine richtig süße Maus....“, lächelte sie. Andrea und Aida gingen los . Aida hob ihr kleines Händchen und winkte ihr zu, wie die Kinder es in ihrem Alter taten, indem sie die Faust auf und zu machte. Agnes lächelte ihr hinterher und tat es ihr gleich.


    Semir kauerte in seinem Sack und hatte sich ein kleines Guckloch gebohrt, um wenigstens etwas Luft zu kriegen und dementsprechend sehen zu können. „Hier, hier hinter muss er sein.“, hörte er eine Stimme. Sofort fiel er in eine Starre und rührte sich nicht mehr. Nur gut, dass der Sack und er etwas hinter einer Eisentonne stand. Es roch zwar streng, aber er hoffte so nicht entdeckt zu werden. Er hielt den Atem an, als die Schritte immer näher kamen. „Chef, hier ist er nicht.“, hörte er die Stimme von einem der Männer. „Aber er muss dort sein. Die Wärmekameras lügen nicht.“, scharrte es aus dem Funk. Das war es also, so wurde er entdeckt. Verdammt, gleich haben die mich, stieg es Semir in den Kopf. Diese Art von Technik konnte man kaum überlisten. „Wo soll er denn genau sein?“ „Ihr steht nur einige Meter von ihm entfernt.“, kam es aus dem Funk als Antwort. Die Schritte bewegten sich wieder auf ihn zu. Sein Herz pochte so laut, dass Semir dachte, es könne ihn verraten. Er hoffte inständig, dass jetzt ein Wunder passieren würde. „Hey, könnt ich mal kurz da ran.“, hörte er plötzlich Bens Stimme. „Felix? Was willst du denn hier?“, fauchte der Kerl. „Ich muss den Sack noch nach vorne bringen. Der Laster ist da.“, erklärte Ben kurz und knapp. „Gut, dann mach hinne.“, zischte die Gestalt nur. Vorsichtig packte Ben den im Sack befindlichen Semir so, dass dieser keinen Pieps von sich gab und hievte ihn nach vorne. „Eigenartiger Kerl.“, murmelte der Mann und riss dann mit einem Male den Deckel der Eisentonne hoch. Nichts. Dann drehte er sich um und sah das Loch im Zaun. „Laurence, hier ist ein Loch im Zaun. Da könnte er durchgekommen sein.“ „Ich komme zu euch. Sucht inzwischen draußen weiter. Vielleicht ist er ja wirklich schon durch den Zaun abgehauen.“, befahl Laurence seinen Leuten.


    „Danke Partner, das war Rettung in letzter Sekunde.“, flüsterte Semir durch die Maschen des Sackes. „Kein Ding, aber du solltest machen, dass du hier wegkommst, bevor die auch noch dein Auto finden.“, zischte Ben und warf Semir auf die Ladefläche des LKWs. „Pass auf, wenn der Wagen weit genug vom Sägewerk entfernt ist, lass dich einfach von der Ladefläche rollen. Der Boden ist hier noch ziemlich weich.“, empfahl Ben und klopfte kurz gegen die Ladefläche. Ruckelnd fuhr das Gefährt mit den Säcken an und damit Semir in die Freiheit. „Felix.“, hörte Ben sofort die Stimme von Mattes hinter sich. „Was ist?“, stieß dieser nur aus. „Hier, mach dich nützlich. Da hinten ist ein Loch im Zaun. Laurence will es geflickt haben und dann sollst du zum Chef kommen, wenn du damit fertig bist.“, befahl der Österreicher und reichte dem jungen Mann eine Kneifzange und einige Meter Maschendraht. Murrend machte sich Ben an die Arbeit und verfluchte sich jetzt schon, dass er sich so schnell auf die Sache eingelassen hatte.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah durch sein Guckloch, wie er sich immer weiter vom Sägewerk entfernte und es schließlich hinter einer kleinen Erhebung verschwand. „Okay, jetzt erstmal hier raus.“, dachte er und riss das kleine Loch immer größer, sodass er gut durchpasste. Langsam ließ er sich von der Ladefläche gleiten und kam halbwegs ohne Verletzungen auf den Boden an. Nun hieß es, das Auto finden und ab, zurück zur PASt und die Namen überprüfen, die Ben ihm vorhin genannt hatte. Vorsichtig pirschte er sich durch das Unterholz zu seinem Wagen. Zum Glück wusste er noch halbwegs, wo er ihn abgestellt hatte. Doch da wartete schon die nächste Überraschung auf ihn. Als Semir seinen BMW endlich erreichte, hatte ihn auch schon einer aus dem Sägewerk entdeckt. Neugierig schlich der Mann, etwa einen Kopf größer als Semir, um den Wagen herum. „Shit.“, stieß der Polizist aus. Mit unbemerkter Flucht war nun nichts mehr. Er musste an diesem Typen vorbei, ehe der Hilfe herbeiholen konnte. Semir entschloss sich zu einem gewagten Schritt. Der Typ stand jetzt genau vor ihm, den Rücken ihm zugewandt. Aus seinem Versteck heraus, sprang er den Mann an und riss ihn zu Boden.


    Doch nicht nur der Mann am Auto hatte Semir bemerkt, sondern auch der LKW-Fahrer, der natürlich sah, als da etwas von der Ladefläche fiel. Gewissenhaft wie er nun mal war, rief er Laurence an um einen seiner Männer zu bekommen, die den Dreck wegmachten. „Bist du sicher?“, wollte Laurence wissen, der immer noch darüber zweifelte, wie einer vom Gelände verschwinden konnte. „Ja eigentlich schon…warum fragst du?“, wollte der Fahrer wissen. „Wir kümmern uns drum…“, kam lediglich von Laurence. Der Fahrer fuhr weiter. Laurence legte den Hörer auf. „MATTES!!“, schrie er laut und nur wenige Augenblicke später stand sein Mann vor ihm. „Nimm dir ein paar Leute und such das Gelände vor dem Sägewerk an. Der Fahrer rief mich gerade an, dass etwas vom Laster geflogen ist. Was genau weiß er nicht, aber er nimmt natürlich an, dass es einer der Säcke war. Du weißt ja, dass es auch was Anderes sein kann. Aber lass Felix hier. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass er nicht ganz koscher ist. Ach und wenn ihr etwas findet, dann bringt es mir… lebend!“, forderte Laurence. Mattes nickte und verschwand.


    Semir richtete sich langsam auf. Der Mann vor seinen Füßen war ohne Bewusstsein. „Wäre ja auch zu schön wenn es mal einfach wäre…“, stieß er aus. Er nahm seinen Schlüssel und startete den Wagen. Er sprang nicht an. „Was zum Teufel…“, fauchte er und sah in den Spiegel. „Shit…“, stieß er aus, denn er sah zwei Fahrzeuge kommen. „Komm schon…. Du hast mich doch nie im Stich gelassen…. Fang jetzt nicht damit an..“, redete er auf den BMW ein und startete erneut. Tatsächlich sprang der Wagen an. Semir trat das Gaspedal durch und raste davon. Schnell gewann er an Abstand zwischen ihm und den Verfolgern, die sich auf drei erhöht hatten. Nun war er in der Versuchung, Verstärkung zu rufen, doch dann verzichtete er doch darauf und das männliche Ego kam durch. „Euch hänge ich mit Links ab.“, versprach er seinen Verfolgern und gab Gas. Der Wagen schnurrte wie ein Panther und raste davon. Ein Blick in den Rückspiegel ließ Semir auflachen, denn von den Verfolgern war nichts zu sehen. Er verringerte das Tempo und sah dass er bald auf der Autobahn war und dort hatten die Verfolger, falls sie nicht schon aufgegeben hatten, keine Chance gegen ihn.


    ...

  • Mattes sah den BMW abrauschen. „Da!! Lasst ihn nicht entkommen und kesselt ihn ein. Laurence will sich mit dem Mann unterhalten und ich bin gewillt ihm diesen Wunsch zu erfüllen…“, befahl er. Die drei Wagen zogen sich auseinander und teilten sich auf. Einer von ihnen verschwand in einem Waldweg und Mattes wusste, dass dieser kurz vor der Autobahn, die nur über diese Straße zu erreichen war, endete. Somit saß der Mann dort im Wagen auf jeden Fall in der Falle. „Okay.. sorgt dafür das der Junge stoppt.“, lachte Mattes in den Funk und griff zum Handy. „Laurence! Du hattest Recht…. Es ist ein Mann im BMW der gerade vor uns flieht. Wir schnappen ihn uns und bringen ihn dann zu dir. Der Typ schien tatsächlich in einem der Säcke gewesen zu sein. Wir sollten uns mal Felix vornehmen, wenn uns der Junge im BMW nichts erzählen sollte.“, gab er durch. „Das mache ich… ihr besorgt ihn mir…“, fauchte Laurence. Das Gespräch wurde beendet.


    Ben legte Draht und Zange weg und ging zu Laurence. „Das Loch ist dicht!“, verkündete er. Laurence nickte. Ben wollte gerade den Raum verlassen, als Laurence sich ihm in den Weg stellte. „Sag mal…. Felix… als du den Wagen beladen hast, ist dir da was aufgefallen?“, wollte er wissen. Ben schüttelte den Kopf. „Was sollte mir aufgefallen sein?“, wollte er wissen. „Ich wollte nur mal fragen. Es passiert schon mal was und ich möchte auf alles vorbereitet sein. Du warst heute sehr fleißig. Ich mag Leute, die gut arbeiten. Wo warst du denn bisher oder was hast du gemacht?“, lächelte Laurence ihn an. „Mal dies mal das… ich hab mich nie festgelegt, außer bei meiner Freundin… tja was ich davon habe, wurde mir sehr schnell klar…“, kam von Ben und er versuchte ein wütendes Gesicht aufzusetzen. „Ja… die Frauen… sie sind hinterhältig, gemein und doch können wir nicht auf sie verzichten. Na… wenn du es mal wieder nötig hast, dann sag mir Bescheid. Ich habe da ein paar Mädchen, die nur das eine wollen…“, schlug Laurence vor. Ben nickte. „Ja sicher… kann ich gehen?“, wollte er wissen. Laurence nickte. „Ja sicher…. Ach und für heute kannst du Feierabend machen… Fleiß muss belohnt werden…“, befahl Laurence. „Danke… ich werde mich etwas aufs Ohr hauen. Bevor Mattes zurückkommt und mich wieder triezt.“, lachte Ben und verschwand.


    Semir sah in den Rückspiegel. Kein Verfolger zu sehen. Erleichtert atmete er aus. Gleich hatte er die Autobahn erreicht. Doch bevor er die Auffahrt nehmen konnte schoss ein Wagen aus dem Feldweg und stellte sich quer. Semir erschrak und trat auf die Bremse. Der BMW kam zum Stehen und Semir sah zu dem Fahrer des Wagens. Dieser grinste ihn hämisch an. Nur wenige Augenblicke dauerte der Schock bei Semir und dann setzte er zurück, doch er kam nicht weit, denn auch hinter ihm stand ein Fahrzeug quer. „Dann eben auf die harte Tour“, sagte er und zog seine Waffe.


    Mit einem Satz war er aus der Tür gehopst und rollte sich über den Boden in den Graben. Sofort eröffneten die Männer das Feuer auf ihn und Semir erwiderte dies, schoss dabei Reifen und Fensterscheiben entzwei. „Verdammt, das kann kein einfacher Kontrolleur sein.“, zischte Mattes, als er die Schüsse hörte und aus seinen Wagen sprang. Mit seiner Waffe in der Hand näherte er sich dem Wagen, doch es saß keiner mehr drin. Er sah sich um und blickte in die starren Augen des verfolgten Mannes. Erschrocken riss er seine Waffe hoch, spürte aber im nächsten Moment einen Einschlag in seiner linken Schulter. „Verdammt, du kleiner Dreckskerl.“, stieß er aus und robbte zu seinem Wagen zurück. „Versucht ihn einzukreisen.“, befahl er. Tatsächlich versuchten es die vier anderen, gaben sich gegenseitig Deckungsfeuer und versuchten, Semir anzulenken. Doch dieser war erfahren genug und kannte dieses Manöver nur zu gut. „So, ihr wollt mich wohl in die Zange nehmen? Aber nicht mit mir.“, dachte Semir laut und sah sich um, um die Richtung des Angriffs auszumachen. Er überprüfte sein Magazin. „Verdammt, nur noch vier Kugeln.“, stellte er erschrocken fest. Jetzt musste jeder Schuss sitzen, sonst würde Semir hier sicher nicht mehr heil raus kommen.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Er warf einen Blick aus seinem Versteck und sah, wie einer der vier in seine Richtung kam. Ruhig legte er an und schoss. Getroffen sank der Angreifer zu Boden und Semir drehte sich in eine andere, aus der er einen weiteren Angriff vermutete. Auch dieses Mal hatte er Recht und ein zweites Mal schoss er den Angreifer nieder. Mattes sah, wie seine beiden Helfer getroffen zu Boden fielen. „Verdammt, der Junge ist gut.“, musste Mattes zugeben. Der Weg für Semir war nun frei. Schnell und mit der Waffe im Anschlag schnellte er ins Auto zurück und fuhr mit durchdrehenden Reifen davon. „Shit, das wird Laurence nicht gefallen.“, stöhnte Mattes, als er sah, dass die Reifen seines Wagens durch Kugeln zerfetzt worden waren. „Wir müssen schnell zurück. Ich wette, das war ein Bulle.“


    Kim wartete ungeduldig in ihrem Büro auf die Rückkehr von Semir. Dieser kam auch gerade völlig außer Atem durch die Tür in das Großraumbüro gelaufen. Sofort kam sie aus ihrem Büro und zog ihren Kommissar wie eine Spinne ihre Beute in ihr Büro. „Okay, wo ist Ben?“, wollte sie sofort wissen. „Chefin... ich... er hat mir geholfen, dass ich entkommen konnte.“, erwiderte er. „Die schlagen dort wirklich illegal Holz und gehen dazu sogar scheinbar über Leichen.“ „Das darf doch nicht wahr sein.“, fauchte sie sofort. „Kann man sie denn nichts alleine machen lassen? Okay, alarmieren sie die Wache und das SEK. Wir werden jetzt das Sägewerk hoch nehmen.“, wies sie Semir an und telefonierte sofort mit den zuständigen Stellen.


    Mattes lehnte erschöpft am Türrahmen und sah mit schweißgetränktem Gesicht zu Laurence hinüber, der hinter seinen Schreibtisch saß. „Was ist los? Wo ist dieser kleine Kontrolleur?“, fauchte der Ire. „Das war kein Kontrolleur, sondern ein verdammter Bulle. Wir sind aufgeflogen.“, stieß er aus und ließ sich schmerzhaft auf einen Stuhl nieder. „Dieser kleine Türke hat mich verwundet.“ „Ich lass die Männer holen. Es gibt noch andere Sägewerke hier in der Gegend. Vorerst gehen wir ins Versteck zu Leonard. Bis zur Auktion sind es nur noch drei Tage.“, meinte Laurence und holte einen Verbandskasten aus dem Schrank, riss Mattes das Hemd auf und verband die Wunde notdürftig. „Das muss sich ein Arzt ansehen.“, meinte er. „Ach was, es geht schon.“, entgegnete Mattes und stöhnte nur, als er aufstand.


    In Windeseile war alles verpackt und verladen. Der ganze Trubel rief jedoch Ben auf den Plan. „Laurence, was ist denn hier los?“, wollte er wissen. „Felix, mach dich fertig. Wir verschwinden von hier.“, zischte Laurence, als er aus dem Safe seine Unterlagen holte und sie in einen abschließbaren Koffer packte, was Ben mit Neugier beobachtete. „Was ist? Brauchst du eine Extra-Einladung?“, fauchte der Ire. „Nein, aber warum hauen wir denn ab?“ „Der Mann, der heute hier war, ist ein Bulle. Bestimmt sind die schon auf den Weg hier her. Los, mach dich fertig.“
    Ben sah die Andren verwundert an. „Warum denn?“ fragte er. Laurence sah ihn wütend an. „Mach was ich sage… sofort!!“ schrie er ihn an und Ben nickte nur. Er packte die Sachen. Verdammt… wie soll ich Semir jetzt einen Hinweis geben? Überlegte er und ließ dann ein Semir bekanntes Shirt liegen. Wenn dieser Aufbruch, der absolut überstürzt kam, mit Semirs Auftauchen zu tun hatte, dann war Ben klar was gleich passieren wird. Semir schien entkommen zu sein und damit ist das SEK bereits informiert worden. Wieso wollte Semir ihn hier rausholen? Er hatte doch alles im Griff? Ben packte automatisch seinen Rucksack und zuckte zusammen, als die Tür aufging…“Los!!“ forderte Mattes ihn an. Ben nickte und verschwand. Nur wenige Augenblicke später ging die Fahrt los. Ben sah, dass es nach Bergheim ging. Er wusste aus den Ermittlungen, dass es hier ebenfalls ein Sägewerk gab, welches noch in Betrieb war. Also hatten diese Typen Kontakte zu den Betreibern…das dürfte Semir interessieren, dachte Ben und machte sich in Gedanken Notizen.


    ...

  • 8. Kapitel:
    Überraschende Ergebnisse


    Das SEK, Kim Krüger, Semir und jede Menge uniformierte Kollegen fuhren vor dem Sägewerk vor, von dem Semir dank Ben entkommen konnte. „Hier!! Da ist der Eingang!“ erklärte Semir und zog sich die Schussweste über. Kim sah ihn erstaunt an. „Sieht doch ganz und gar verlassen aus…“ meinte sie und sah über das Gelände. „Ja sieht aber nur so aus… kommen Sie!“ forderte Semir sie auf. Im Schutz des SEKs ging es auf das Gelände. Doch zu Semirs Verwunderung war hier tatsächlich tote Hose. Als sie die große Halle stürmten wo er sich versteckt hatte, war klar, dass hier ein Aufbruch statt gefunden hatte. Doch diese Bande schien sich verdammt sicher gefühlt zu haben. Die Halle war frisch gekehrt. Nichts deutete darauf hin, dass hier vor wenigen Stunden noch Holz verarbeitet wurde. Auch die anderen Gebäude waren leer. „Semir?“ fragte Kim verwundert, als das SEK wieder abzog. „Chefin… die waren hier! Ich schwöre es. Ich habe hier mit Ben gestanden und mich mit ihm unterhalten. Er hat mich unter den Säcken versteckt. Ich bin mit einem LKW vom Gelände gefahren…“ erklärte er eindringlich, denn der Gedanke, dass Kim ihn nicht glaubte war erschreckend. „Ich glaube Ihnen, aber hier ist nichts. Das wird der Staatsanwältin gar nicht gefallen. Ich muss erklären, warum das SEK zu einem sinnlosen Einsatz ausgerückt ist und…“ fing Kim an. Semir sah sie wütend an. „Das tut mir jetzt aber echt Leid. Verdammt ich hab es mir sicher nicht eingebildet! Die Kerle waren hier! Ben war hier!!“ fauchte Semir wütend. Er ging in das Gebäude wo er die Unterkünfte vermutete.


    Auch hier waren alle Zimmer leer. Enttäuscht wollte Semir gerade das letzte Zimmer verlassen, als er ein Shirt auf dem Bett liegen sah. „Chefin!“ rief er und Kim kam angerannt. „Hier! Bens Shirt!“ gab er erfreut bekannt. „Das kann doch jeden gehören…“ tadelte Kim ihn. „Nein… das ist Bens Shirt. Er hatte es vor kurzem gekauft und mich damit aufgezogen, weil ich es auch wollte… er war hier… das ist der Beweis. Wir müssen sofort alle anderen Sägewerke durchsuchen… ich kann die Typen identifizieren!“ kam überzeugt von Semir. Kim schüttelte den Kopf. „Nur auf bloßem Verdacht hin, bekomme ich keinen Durchsuchungsbefehl. Nicht nach dieser Aktion..“ meinte sie nur. „Sie fahren zur Gerichtsmedizin. Vielleicht haben die ja noch andere Spuren gefunden. Und dann sollten wir beten, dass Ben sich meldet.“ Stöhnte sie. „Aber Chefin!!“ protestierte Semir. „Semir! Sie fahren jetzt in die Gerichtsmedizin und dann zur KTU. Versuchen Sie die Ergebnisse der Untersuchungen zusammen zu tragen und nun Schluss mit der Debatte!“ fauchte Kim und die Stimmlage zeigte Semir ganz deutlich, dass er besser tat, was sie sagte. „Ja Chefin…“ kam kleinlaut von ihm.


    Andrea zuckte zusammen als das Telefon klingelte. „Gerkhan…“ meldete sie sich. „Hallo Andrea.. hier ist Corinna…“ hörte sie ihre Freundin. „Corinna…. Ist was mit Celine?“ wollte Andrea sofort wissen. „Nein…. Sie ist operiert worden… alles ist super gelaufen… Sie wird ganz gesund…“ hörte sie ihre Freundin vor Freude weinen. „Das ist sehr schon… ich freu mich mit dir. Wann kommt ihr denn zurück?“ harkte Andrea nach. „Schon in vier Tagen. Celine wird in einem Spezialtransport nach Deutschland gebracht und muss in Köln noch etwas in die Uniklinik zur Überwachung. Aber es ist so schön…. Sie lächelt und sie wirkt jetzt schon stärker. Ich freu mich so… wenn Leo nicht soviel Geld gehabt hätte, dann … dann …sie wäre gestorben..“ weinte Corinna und Andrea spürte wie die Erleichterung um den gesundheitlichen Zustand ihrer Kleinen Tochter sich bemerkbar machte. „Das ist schön. Hör mal… wenn ihr zurück seid, dann würde ich sagen, kommst du und Leo zu uns und wir machen uns zusammen einen schönen Abend. Ich werde Semir bitten sich den Abend frei zu halten…“ erklärte Andrea. „Habt ihr euch denn wieder vertragen?“ kam erstaunt von Corinna. „Ja… ich glaube ich habe etwas überreagiert. Er hat mir eine wunderbare Kette geschenkt und ich glaube auch, dass er den Wink verstanden hat.“ Lachte Andrea. Das Gespräch ging noch eine Weile bis Corinna sich verabschiedete. Andrea war sehr froh darüber, dass nun auch für Celine ein ganz normales Leben anfangen kann.

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  • „Hallo Doc…“ kam murrend von Semir, als er in der Gerichtsmedizin ankam. „Hey.. das ging aber schnell…“ staunte Wegener. Semir sah ihn fragend an. „Na ich hab doch vor zehn Minuten erst angerufen…“ lachte der Arzt „Ach so… nee… ich bin hier, weil die Chefin das will oder als Strafe.. keine Ahnung. Hast du was gefunden?“ wollte Semir wissen. „Ja und nein… also die Todesursache ist ja eindeutig. Aber an der Kleidung habe ich Holzspäne gefunden. Hier… ne ganze Tüte voll.“ Wegener hob eine Tüte hoch. Semir griff nach ihr. „Was für ein Holz?“ wollte er wissen. Wegener lachte. „Ich bin Gerichtsmediziner und kein Analytiker… da solltest du die Kollegen in der KTU fragen…“ gab er zu. Semir nickte und steckte die Tüte ein. „Noch was?“ fragte Semir. Wegener schüttelte den Kopf. „Das war es erst einmal. Es sei denn du willst wissen was der Tote gegessen hat…“ Wegener sah Semir schief an. „Nee.. lass mal…“ winkte Semir ab und verschwand zur KTU.


    Hartmut lehnte in seinem Sitz und ruhte ein wenig. Die Arbeit an den verbrannten LKWs war anstrengend und mühselig, doch nun war er durch und brauchte nur noch den Bericht schreiben. „Hartmut.“, hörte er und fiel fast nach hinten über. „Hartmut, wo bist du?“, wollte Semir wissen. „Hier, verdammt.“, stöhnte der rothaarige Techniker und richtete sich wieder auf. Der Deutschtürke sah ihn nur an. „Albere hier nicht rum. Es gibt Arbeit.“, kam es forsch von Semir und sofort knallte er Hartmut die Tüte mit den Holzspänen auf den Tisch. „Was soll ich damit?“, wollte der Techniker wissen. „Was wohl? Analysieren und vergleichen.“, meinte Semir forsch. Hartmut lachte kurz auf. „Und womit?“, fragte er und sah den Hauptkommissar mit einem leichten Grinsen an. „Äh... ja, womit?“, fragte sich Semir selbst und fasste sich in seine Taschen. Ein komisches Gefühl ließ ihn die zur Faust geballten Hand wieder aus der Tasche ziehen. „Oh, schau mal, nimm das doch einfach.“, entgegnete Semir und grinste nur, als er die Hand öffnete und einige Holzspäne auf den Tisch legte. Hartmut staunte nicht schlecht. „Okay, ich mach mich gleich ran und sag dir dann bescheid.“, verkündete er. „Gut, hast du sonst noch was für mich?“, fragte er und Hartmut nickte. „Die LKW-Plaketten waren gefälscht, soviel konnte ich noch feststellen. Ansonsten war nicht mehr viel zu retten.“, erklärte der Techniker. Semir nickte und verschwand wieder. „Ruf mich an, sobald du die Ergebnisse hast.“, rief er noch und war dann ganz verschwunden. „Aber nicht mehr heute.“, dachte sich Hartmut, packte die Späne in zwei separate Tüten und legte beide neben das Mikroskop. „Ich mach jetzt Feierabend.“


    Leonard saß neben dem großen Holzlaster in der großen Lagerhalle, abseits aller großen Straßen und wartete auf weitere Anweisung seitens Laurence. Er spielte mit seinem Handy herum und atmete schwer vor sich hin. Plötzlich klingelte sein Telefon. „Ja Hallo?“, meldete er sich und hörte plötzlich die Stimme seiner geliebten Frau. „Leo? Ich bin's. Es ist alles gut verlaufen. Celine wird wieder gesund.“, freute sie sich. „Was? Das ist... das ist fantastisch.“, stieß er voller Freude aus. Seine Tochter, seine über alles geliebte Tochter war gerettet und würde nun ein ganz normales Leben führen. Doch dann kam die harte Realität zurück zu ihm. Vor ihm sah er die Leiche von Ole in der Toilette liegen, wie er ihn eigenhändig das Genick gebrochen hatte, um an das Geld zu kommen. „Schatz, ist alles mit dir in Ordnung?“, fragte Corinna durchs Telefon. „Was? Ja... ja, alles bestens.“, log er und trotzt der Entfernung konnte seine Frau deutlich die veränderte Stimme ihres Mannes hören. „Ist wirklich alles gut?“, wollte Leonards bessere Hälfte wissen. „Ja wirklich. Wann kommt ihr wieder?“, lenkte er ab. „In vier Tagen sind wir wieder bei dir. Dann gehen wir ganz groß feiern.“, versprach sie und legte auf. „Bis dann.“, meinte er still und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.


    ...

  • Kuno und Karlo saßen in ihrem Versteck und bereiteten alles vor. „Ich habe gerade gehört, dass es eine weitere Versteigerung gibt.“, meinte Karlo und Kuno sah auf. „Sehr gut, weißt du auch wo?“ „Der übliche Treffpunkt ist wohl gestern aufgeflogen. Die Versteigerung soll jetzt wohl in Bergheim stattfinden.“, erwiderte Karlo. „Okay, weißt du, ob das Holz schon vor Ort ist?“ „Leider nicht, aber das finde ich schon heraus.“, meinte der Gehilfe zu seinem Chef. „Gut und dann wird Laurence sein blaues Wunder erleben. So einfach lasse ich mich nicht vom Markt drängen.“, kündigte Kuno an, ging zu einer Truhe und holte etwas hervor. „Hier, bring dieses Schätzchen an seinen Wagen an. Aber achte darauf, dass er nicht drin ist, wenn es explodiert. Vorerst soll alles noch eine Warnung sein.“, meinte der Chef und reichte seinem Handlanger eine zeitgeschaltete Nagelbombe. „Geht klar.“


    Ben lag in seiner neuen Unterkunft, starrte an die Decke und lauschte. Hoffentlich hatte Semir seinen Hinweis gefunden. Doch wie sollte er ihn über den neuen Standpunkt benachrichtigen? Dieser Mattes ließ ihn keinen Moment mehr aus den Augen. Doch Ben musste etwas finden. Schließlich wollte er nicht ewig hier den Holzfäller spielen und auf dieser ungemütlichen Pritsche schlafen. In ihm reifte der Entschluss etwas zu unternehmen. So schwang er sich aus dem Bett, zog sich seine Socken, es war für die Nacht ziemlich kühl, und seine Schuhe an und wagte seinen Kopf aus dem Zimmer hinaus. Keiner war da. Vorsichtig glitt er an der Wand entlang und tastete sich zum Büro von Laurence durch. Er musste ja nur einen Blick auf die Papiere werfen. Sicherlich waren diese im Safe aufbewahrt, aber den würde Ben schon öffnen. Er wusste nicht, dass sein Herumschleichen bemerkt wurde.


    Semir war mittlerweile mit Andrea im Wohnzimmer. Sie erzählte ihn das Corina angerufen hatte und das Celine gesund werden würde. „Das ist wirklich eine sehr schöne Nachricht. Freut mich für die Kleine.“, sagte er ehrlich. „Ja und wenn sie wieder hier sind, dann werde ich eine kleine Party geben. Sie und Leo und natürlich auch Celine werden kommen. Und … ich möchte, dass du dich für diesen Abend frei nimmt.“, gab Andrea bekannt. Semir nickte. „Ich denke das dürfte kein Problem sein. Sobald Ben wieder zurück ist, können wir gerne die Party schmeißen.“, murmelte er. „Es wird in vier Tagen sein und mir ist es ziemlich egal, ob Ben dabei ist oder nicht. Es ist meine Freundin und ich will das du dabei bist!“, forderte Andrea leicht angesäuert. Semir nickte. „Ja sicher… wird schon gut gehen. Du… ich hab im Augenblick ziemliche Angst um Ben…“, erklärte Semir leise. Andrea sah ihn an. „Warum?“, wollte sie wissen, denn bisher kannte sie den Fall nicht wirklich. „Er ist Undercover…“, sagte Semir leise. Andreas Augen wurden größer. „Wie bitte? Warum das denn?“, wollte sie wissen. „Weil er zu vorschnell gehandelt hat. Er sollte sich eigentlich umsehen und wurde dann erwischt. Und dann sagte er dass er Arbeit suche. Und schon war er mitten drin…“, kam von Semir. Andrea schüttelte den Kopf. „Ich fass es nicht. Ich meine bei dir bin ich es gewohnt, du hast es am Anfang ja auch gemacht… aber von Ben…weißt du wo er ist?“, fragte Andrea weiter. „Nein… ich weiß es nicht und ich hoffe, dass er sich bald bei mir meldet. Deshalb bin ich auch irgendwie nicht in der Stimmung eine Party zu machen… verstehst du das?“ wollte er wissen. Andrea nickte. „Ja sicher…. Entschuldige…ich wusste nicht das…“, fing sie an. Semir lächelte und küsste sie. „Schon gut… ich liebe dich…“, säuselte er.

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  • Laurence sah Mattes an. „Du hattest also Recht. Hast du alle Papiere beseitigt?“, wollte er wissen. Mattes nickte. „Wenn das ein Bulle ist, dann kannst du davon ausgehen, dass der andere, der uns entkommen ist, auch einer war. Vermutlich wollte er Kontakt zu Felix aufnehmen. Und Felix hat ihn zur Flucht verholfen. Aber das wird er mir erzählen… ganz sicher..“, drohte Mattes der sich an die Niederlage und auch den nachfolgenden Anranzer von Laurence immer noch ärgerte. Laurence nickte. „Ja sicher… aber ich würde gern auch den Zweiten hier haben. Vielleicht sollten wir Felix mal die Gelegenheit geben, ihn anzurufen und dann soll er sich mit ihm treffen. Du und die Jungs werden ihm natürlich folgen und dann wenn Felix wieder hier ist, den anderen schnappen. Bevor er die Infos die Felix hat, weitergeben kann. Ihr bringt ihn sicher unter und sorgt dafür, dass Felix nicht merkt, dass wir seinen Freund haben. Das soll er erst sehen, wenn er fertig ist und uns seine wahre Identität verraten hat… die Sprüche die diese Burschen auf Lager haben, sind sehr lustig… so wie… wenn ich dich nicht kriege, dann wird es mein Kollege tun… und den werden wir ihm dann präsentieren.“, lachte Laurence der sich den Plan sehr genau überlegt hat. „Wenn er Infos hat? Im Safe liegen doch nur harmlose Unterlagen oder?“, wollte Mattes erstaunt wissen. „Nun… ich habe natürlich ein paar Vorkehrungen getroffen. Zum Beispiel habe ich Kunos Unterlagen dort rein gelegt. So können wir Konkurrenz, falls Kuno das vorhat, ausschließen.“ lachte Laurence. Mattes sah seinen Boss bewundernd an.


    Ben sah sich suchend um. Er versuchte so wenig Lärm wie möglich zu machen. Bisher wusste er nicht, dass jede Bewegung aufgenommen wurde und sich zwei Männer köstlich amüsierten. Ben wühlte in den Schubladen, die offen waren. Auch die Akten auf dem Schreibtisch gaben nicht wirklich was Interessantes her. Er sah sich weiter um und entdeckte ein kleines Bild, was eigentlich gar nicht in dieses Büro einfügte. Er ging hin und nahm es ab. Dahinter war ein Safe. „Bingo..“, stieß er leise aus und machte sich daran das Schloss zu knacken. Doch mit Dietrich war hier nichts zu machen. Das Zahlenschloss war nicht mehr das jüngste und bot sicher nicht viel Widerstand. Doch die Kombinationsmöglichkeiten waren unendlich.. „Wenn Hartmut hier wäre, könnte er es für mich machen..“, stöhnte Ben. „Aber gut… versuchen wir doch mal einen Mac-Gyver-Trick…“, sagte er sich und nahm Asche aus dem Aschenbecher. Er pustete sie über die Tastatur und sah welche Tasten benötigt wurden. Drei Zahlen wurden deutlich angezeigt. 9 – 4 – 1. Ben nickte und nahm sich einen Stift. Dann fing er an die Kombinationen aufzuschreiben. Nach dem achtzehnten Versuch hörte er ein Knacken. Der Safe war auf. 419…dachte er. Wie schön, dass es so schnell ging… Er zog die kleine Tür auf und nahm das was dort lag raus. Doch wie sollte er diese Unterlagen nun an Semir weitergeben? Wieder sah er sich um. Nichts. „Gut.. dann das Gedächtnis…“, stöhnte er und fing an die Unterlagen durchzulesen. Er konzentrierte sich auf die Namen die er dort las und was diese Personen mit Laurence zu tun hatten.


    „Ich wette er wird gleich morgen mit dir sprechen, dass er mal etwas raus will. Du wirst natürlich erst einmal ablehnen. Du wirst sehen, er wird alles versuchen, dich umzustimmen.“, lachte Laurence. Felix schien fertig zu sein, denn er schlich zurück in sein Zimmer. Mattes lachte ebenfalls. „Das wird ein sehr schöner Spaß werden. Aber für mich… nicht für Felix. Und ich dachte schon, du bist auf sein Gesäusel rein gefallen. Der hat nie ne Freundin gehabt die ihn verlassen hat. Nicht bei seinem Aussehen. Aber das wird er uns alles erzählen. Und wenn wir seinen Freund hier haben, dann sind wir wieder sicher…“, nickte Mattes. „Ich bin müde… pass auf unseren Freund gut auf. Ich will nicht, dass etwas durchsickert.“, ermahnte Laurence ihn. Mattes nickte. „Ja sicher…“, versprach er. „Mattes…. Sollte diese Sache schief laufen, dann werde ich bei dir die Kreissäge ausprobieren…. Ist das klar?“, warnte Laurence ihn nun deutlich. Mattes schluckte und nickte. „Glasklar…“, stieß er aus.


    ...

  • Wie sollte Ben nun Semir benachrichtigen? Er hatte sein Handy in der Eile notgedrungen nicht mit und er sah hier kein gutes, altes Münztelefon, das er benutzen konnte und wenn er das Telefon im Büro benutzte, würde er mit Sicherheit auffliegen. Nein, so dumm konnte er nicht sein und so dumm würden die anderen auch nicht sein. Da gab es nur eine Lösung für sein Problem. Ben musste diesem Mattes um Ausgang bitten oder wenigstens um eine Aufgabe, bei der er sich draußen bewegen konnte, so ein Telefon suchen und Semir anrufen konnte. Das würde er gleich morgen in Angriff nehmen. Jetzt musste er schnell in sein Zimmer zurück, bevor man merkte, dass er auf Wanderschaft gewesen ist.


    Karlo hatte sich dem Sägewerk genähert und schwang sich behände über den Zaun, brachte die Sprengbombe unter dem großen Geländewagen an, von dem er wusste, dass dieser Laurence gehörte und schwang sich wieder auf die andere Seite vom Zaun, ohne gesehen zu werden. Er war ein Meister seines Fachs. Die vielen Jahre in Japan hatten sich echt bezahlt gemacht, als er da die alten Riten und Praktiken der Ninja lernte. Er versteckte sich in seinem Wagen und wartete ab, bis Laurence zu seinem Wagen gehen wollte. Dann würde er nur auf den Auslöser drücken brauchen und wumms... eine Warnung für den Iren. Tatsächlich musste er nicht allzu lange auf den Mann warten. Es war jetzt etwa kurz nach Sonnenaufgang, so gegen halb fünf Uhr morgens. Ein anderer Mann war bei ihm, gab ihm Feuer für die Zigarre und unterhielt sich mit ihm. Aus der Ferne konnte er erkennen, dass es sich nicht um Mattes handelte. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er diese Ratte gleich mit erwischt hätte. Mattes hatte mit Sicherheit den Tod der beiden Österreicher zu verantworten, die den LKW mit dem gestohlenen Holz gefahren hatten. Sein Daumen wanderte zum rot blinkenden Knopf an der Fernbedienung. „Drück... na los, drück schon.“, sagte seine innere Stimme zu ihm. Er wartete noch bis Laurence etwas dichter an seinem Wagen war und schon drückte er den Knopf tief in die Apparatur hinein.


    Laurence sah nur, wie sein Wagen durch die Druckwelle nach oben gerissen wurde, er selbst spürte einen stechenden Schmerz in seinem Bein, als er zu Boden geschleudert wurde. Wrackteile zischten wie Geschosse an ihm vorbei und krachten in die Wände. Damned Shit, was war das?“, fragte er keuchend und richtete sich auf. Überall lagen brennende Autoteile und gesplitterte Bretter herum, denn durch die Explosion war auch ein Bretterstapel mit in die Luft gegangen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah er an sein Bein entlang. Einige Nägel, wahrscheinlich in der Bombe mit eingebaut gewesen, hatten sich in seinen Oberschenkel gebohrt. Es schmerzte höllisch. Blut lief an seiner Nadelstreifenhose entlang und benetzte den Kies. „Oh nein.“, stieß er plötzlich aus und sah den von Nägeln und Splittern zerfetzten Körper vor sich. Der Junge stand noch vor ihm, gab ihm gerade Feuer, als die Bombe hochging. Wie alt mag er gewesen sein... nicht älter, als Ende 20. „Verdammt, das war bestimmt Kuno.“, dachte Laurence sofort und versuchte sich aufzurichten. Von der Explosion waren sofort alle alarmiert und so stand Mattes auch schon neben ihm und half seinen Boss auf. „Ist dir was passiert?“ „Du stellst wirklich dämliche Fragen. Hilf mir auf.“, zischte Laurence und hievte sich am Arm von Mattes hoch. „Löscht das Feuer. Sonst fallen wir auf und haben wieder die Bullen an den Hacken.“, schrie er die anderen an. Zusammengezuckt von dem harschen Kasernenton, fingen sie sofort mit der Löschaktion an und sammelten dann die Trümmer ein, jedoch mit Handschuhen gegen die Hitze. „Was wird aus Leonard. Der sitzt immer noch mit dem Holz in der Lagerhalle?“, fragte Mattes, während er Laurence Wunden verband, nachdem er die drei Nägel aus dem Oberschenkel gezogen hatte, was der Ire mit allerlei gälischen Flüchen kommentierte, die keiner verstand. „Er soll das Holz herbringen. Mach dich gleich mit Felix auf den Weg und geh dann nach Plan vor.“, stammelte er und schrie dann auf, als Mattes ihm das Desinfektionsmittel auf die Wunde sprühte.

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