Blutige Rache

  • Kapitel 20. - Überraschung!


    Schottland
    Aufgrund heftiger Regenfälle musste die Polizei die Suche vorerst einstellen. Kritische Münder behaupten sogar, dass die Suche mit dieser Tätigkeit gänzlich eingestellt wird.


    Joshua lag in dem grossen Bett von ihm und Yao. Er war in einem weissen T-Shirt gekleidet, die Bettdecke reichte ihm bis zur Brust. Er war an einer Infusion und trug eine Nasenkanüle. Jedoch hatte er mehr Farbe im Gesicht und lächelte, als er seine Freunde erblickte. Annelie stand am Bett und Yao sass auf einem Sessel. Sie hatte eine Hand ihres Mannes fest umklammert. "Hey Guys", krächzte Joshua und Ben ging sofort zu ihm. "Du bist echt durchgeknallt. Wie konntest du die Ärzte überzeugen?" "Mit Geld und dem Versprechen, sich zu schonen", antwortete Annelie für ihn wobei die Stimme bei dem Wort "Geld" ziemlich sarkastisch rüberkam und Joshua sie kurz wütend anfunkelte. "Er wollte doch den heutigen Abend nicht verpassen." Semir sah Yao mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Wieso?", fragte er und Annelie grinste. "Heute Abend werdet ihr in der schottischen Landeskluft speisen!" Bens Augen rissen auf. "Wir sollen einen Kilt tragen? Sonst geht's euch noch gut!" Annelie und Yao verkniffen sich das Lachen während Joshua eine Augenbraue hochzog. "Sicher", begann er dann leise, "oder wollt ihr meinen Onkel verärgern?" Ben rollte mit den Augen. "Aber dann sieht man die grässliche Narbe am Knie", jammerte er und Annelie winkte ab. "Narben machen sexy mein Schatz! Ich habe ja auch eine unter den Rippen." Semir verschränkte die Arme. "Das ist wahnsinn. Ben und ich im Kilt? Das ist ja die reinste Zirkusvorstellung!" Andrea kam hinter ihrem Mann hervor. "Also ich finde die Vorstellung ziemlich interessant!" Annelie ging zu Ben. "Wenn du willst, trage ich auch die schottische Tracht der Frauen, wenn dich das beruhigt!"


    "Seit wann öffnen Schweizer ihr Herz, für andere Trachten?", witzelte Christopher der mit seiner Familie kam und seinen Cousin freudig anlächelte. "Erstens bin ich nur zur Hälfe Schweizerin, und zweitens habe ich keinen Bock in der bernischen Jodeltracht hier aufzutachen." Ben grinste. "Ach nicht?" Er bekam einen Stoss in die Seite. "Du spielst mit deinem Leben", zischte Annelie und begutachtete Christopher, wie er auf Joshua zuging. "You're crazy", flüsterte er und Joshua winkte ab. "I hate hospitals and you know it!" Christopher wusste nichts zu erwidern. "Ich bin nur froh, dass alle einigermassen wohlauf sind", sagte Maggie und liess nicht mehr von George ab. Dieser genoss sichtlich die Umarmungen seiner Mutter. Im Hintergrund hörte man Aida quängeln und Andrea schüttelte mit dem Kopf. Sie wollte schon los als Annelie abwinkte. "Lass nur", begann sie, "ich geh' schon!" Sie entfernte sich und war verschwunden. "She's a good girl", sagte Joshua leise und Christopher blickte zu ihm hinunter. Der Engländer nickte. "Yes she's", antwortete er knapp. "Und ich habe sie mit Füssen getreten!"


    Am Abend half Maggie Annelie, die Tracht anzuziehen. "Tragen die Frauen auch was unter dem Rock?", scherzte die Deutschschweizerin und erntete eine Kopfnuss von ihrer Freundin. "So scheisse war der nun auch nicht", kommentierte Annelie und sah, wie Maggie das Lachen verkneifen musste. "Das weiss ich", prustete sie und zog das Korsett an. Annelie stiess kurz einen dumpfen Stöhner aus. "Boah", keuchte sie, "das war die Retourkutsche oder?" Maggie nickte und sah sich Annelie an. "Du siehst wunderschön aus. Wenn ich bedenke wie du bei unserem ersten Treffen ausgesehen hast?" Annelie deutete auf die Haare, die Maggie hochgesteckt hatte. Mit einem Lockenwickler musste sie erst gar nicht kommen. Annelie ihre waren zu stark. "Du meinst weil ich damals schwarze Haare, geglättet mit blonden Strähnen hatte?" Maggie nickte. "Und dass du dich zu stark geschminkt hast", fügte sie noch hinzu und Annelie nickte. "Du bist echt eine wunderschöne Frau." Annelie lächelte. "Das Kompliment gebe ich gerne zurück!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Kapitel 21 - Männer in Kilts


    Schottland
    Die Polizei steht wieder heftig in der Kritik, nachdem einer der geflohenen Gangster tot in den Highlands unweit der Stadt gefunden wurde. Edinburghs Polizeichef, Chief Superintendent Dudley Moore, versichterte jedoch, dass die Suche nach dem zweiten Mann weitergeht. Böse Zungen meinen jedoch, dass die Polizei nun warten werde, bis sich das Problem in den Highlands von selbst lösen würde.


    Christopher stand pfeifend vor seinem Spiegel und knotete sich seine Fliege ordnungsgemäß, überprüfte dann seine Manchetten und ob der Sporran, die Felltasche in der vorderen Mitte seines Kilts, richtig gebürstet und an Ort und Stelle saß. Er trug eine schwarze Weste und dazu ein schwarzes Sakko. Draunter ein weißes Hemd. Dann schnürte er sich die traditiollen Schuhe mit den langen Senkeln um die Wade und stieg mit seiner Frau an der Hand die Treppe runter. Aus der großen Halle drang schon das Gedudel von Vater Laurence Dudelsack. "Dass ich mal so froh sein würde, diese Klänge zu hören.", meinte er zu seiner Frau, die ihren Sohn an der Hand hatte, der ebenfalls einen kleinen Kilt trug. Maggie war in einem wunderschönen Kleid mit dem Tartanmuster von Laurence Familie gekleidet. Maggie küsste ihn zärtlich auf seine glatt rasierte und mit schön duftendem Rasierwasser eingeriebene Wange. "Ich bin auf unsere deutschen Gäste gespannt.", lachte sie und Christopher musste ein großes Gelächter loslassen. "Ich muss sagen, ich auch.", kam es von ihm.
    Die Familie betrat die Halle und schlagartig hörte Laurence auf zu spielen. "Warum hörst du auf zu spielen, Vater?", wollte Christopher wissen. Der lächelte nur. "Ich werde alt und so kann ich mir noch was für nach dem Essen aufsparen.", lächelte er und deutete dabei in eine Ecke. Yao saß dort und neben sich Josh, der mit seinem Tropf von zwei kräftigen Hausangestellten nach unten getragen wurde, Andrea und Annelie standen mit Aida auf dem Arm vor dem Sofa. "Da fehlen doch nur noch...", meinte Christopher und im nächsten Moment ging die Tür hinter ihm auf.


    Alle drehten sich zur Tür, wo Semir und Ben unbeholfen in ihrer Montur standen und sich peinlich berührt umsahen. Das Gekicher war deutlich zu hören, doch jeder versuchte, sich das Lachen so gut es ging zu verkneifen. "Jetzt sagt schon.", forderte Ben und sah erbost in die Runde. Semir zupfte an dem wollenen Ding herum. "Man, das kratzt vielleicht an den Beinen.", meinte er wehleidig. Andrea kam auf ihn zu, das Lachen war kaum noch zu unterdrücken. "Weißt du, irgendwie steht es dir.", meinte sie und strich ihrem Gatten über die Wange. "Findest du?", kam die Gegenfrage. "Ja, lässt du den bis heute abend an... ich will doch nachher sehen, ob du was drunter trägst.", lachte Andrea und Semirs Lachen fiel wie ein Kartenhaus zusammen. Annelie ging um Ben herum und begutachtete ihren Freund auf das genaueste. "Weißt du, du solltest das Teil immer tragen... Es betont deine Beine so gut, dass sie schon wieder sexy sind.", lachte sie doch Ben grummelte nur. "Bitte keinen dummen Kommentar.", fauchte er, doch Annelie konnte nicht anders. "Ich bin doch zu neugierig... hast du was..." "Annelie ich trage Boxershorts.", erklärte Ben laut und empört, als seine Freundin schon das Ende des Kilts in ihrer rechten Hand hielt.
    Josh konnte sich kaum halten vor Lachen, obwohl es ihm jedesmal Schmerzen bereitete. "Hörst du wohl auf.", zischte Yao ihren Mann an. "Ich kann doch nicht... sie sehen einfach zum Schießen aus.", meinte er und prustete fast los. Christopher schmunzelte nur, ging dann zu Ben und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Weißt du, mit dem Kilt siehst du fast aus, wie ein Mann... Fast.", meinte er und lachte. "Ich geb dir gleich fast.", fauchte Ben und wollte ausholen, doch Annelie hielt ihn fest. "Hey, kannst du nicht über dich selbst lachen?" Laurence kam wieder rein. "Das Essen ist fertig.", verkündete er und begutachtete die beiden Deutschen aus der Ferne. "Nice Boys, really nice.", war sein Kommentar.
    Alle begaben sich in den großen Speisesaal und ließen sich die traditionelle schottische Küche schmecken. Allen voran das schottische Gericht schlechthin, Haggis. Ein mit Kartoffelstücken, Linsen und Möhren und mit dem durchgedrehten Fleisch aus Herz, Leber und Nieren gefüllter Schafmagen, der geschmort zubereitet wird. Davor gab es eine delikate und selbst zubereitete Hühnersuppe und als Zweitgericht, von Semir und Ben dankend angenommen, Haddock, Schellfisch mit Kräuterrahm. Die Tafel bog sich. ebenso die Mägen aller Beteiligten, dass das traditionelle Dessert, der Hattit Kit, ein Dessert aus Buttermilch, Milch, Sahne, Zucker und Muskat gefertigt und gebacken. Dazu immer ein Glas schottischen Whiskey. Semir und Ben hingen schon mit ihrem Bauch und den Köpfen fast unter dem Tisch. Sie dachten wohl, dass der Whiskey sie nicht so schnell umhauen würde, doch weit gefehlt. Er tat seine Wirkung.


    Der Abend neigte sich zum schönen Teil hin. Alle saßen mit prall gefülltem Bauch im großen Saal und Laurence klimperte auf dem Klavier herum. Christopher stand am Kamin und schwenkte seinen Whiskey in der Hand. "Dad, hau in die Tasten.", meinte er nur und sein Vater begann zu spielen, ein Lied, das auch die Besucher kannten. "Should auld acquaintance be forgot ...", fing er an mit seiner tiefen Stimme zu singen und alle hörten gebannt zu, dann stiegen Annelie und Ben mit ein. "and never brought to min? Should auld acquaintance be forgot ... and days of auld lang syne.", sangen alle drei im Chor. Doch Semir verschwand schnell, er sagte, es würde nicht lange dauern. Doch er sollte nicht zurückkommen.
    Schnell lief er die Treppe zur Toilette hoch, er bemerkte nicht den Schatten, der an der Ecke lauerte. Erleichtert kam er wieder aus dem Zimmer und zog seinen Kilt zurecht. "Verdammter Gürtel... warum muss da auch eine Tasche dran sein?", zischte er vor sich her. Langsam näherte sich John, in der Hand eines dieser alten Schwerter, die im Flur hingen. Semir spürte, dass sich etwas hinter ihm bewegte. Er drehte sich um, doch im nächsten Moment spürte er schon die Wucht des Einstiches. Er schrie auf und sah in zwei große hasserfüllte Augen. "John.", stieß Semir noch aus, ehe er mit dem Schwert im Bauch nach hinten fiel und das Bewusstsein verlor. Blut strömte aus der Wunde und benetzte den Teppich. Die Augen flatterten und schlossen sich langsam. Er sah noch die Füße seines Angreifers, wie sie sich entfernten und dann nur noch die Dunkelheit um sich.


    ...

  • Kapitel 22. - Kampfansage


    Schottland
    Dudley Moore versicherte noch einmal, dass man nach dem zweiten Manne suche. Doch diese scheinen sich im Sand zu verlaufen, da man seit Stunden nichts mehr von der Polizei gehört hat. Doch wollen die Kritiker ihre Münder nicht verschliessen und die Beleidigungen und Kritiken gegenüber der Polizei werden immer lauter.


    Sofort waren alle durch Semirs Schrei nüchtern. Besonders Andrea wollte gerade losrennen. Doch Annelie hielt sie zurück. Sie nickte ihrem Freund und Christopher zu. Joshua, der noch immer an einer Infusion angeschlossen war, wollte sie begleiten, doch die Anstrengung war zu gross. Er musste zusehen, wie seine Freunde die Treppe hochrannten. Bens Herz verkrampfte sich. Semir schrie selten, wenn er in Gefahr war. Das war wirklich nur dann, wenn die Angst ihn wirklich beinahe zerfrass. Sie näherten sich dem Flur und Annelie konnte nicht anders. Sie stiess einen spitzen Schrei aus. Ben selbst, rannte sofort auf ihn zu. "Semir!", sagte er entsetzt und konnte seinen Blick beinahe nicht vom Schwert nehmen. Er wollte es anfassen als Annelie schrie: "NICHT ANFASSEN!" Sofort zuckte Bens Hand zurück. Annelie riss ein beträchtliches Stück der Tracht ab und presste es um das Schwert rum auf die Wunde. Christopher hatte sein Handy in der Hand und drückte es ans Ohr. Er benachrichtigte den Notdienst. Ben sah auf und erblickte eine schwarze Silhouette, die dem Waldrand entlangrannte. "Na warte!", stiess er hervor und zog ein Schwert aus der Halterung. "Ben was hast du vor?", schrie Annelie entsetzt und sah nur noch, wie ihr Freund das Fenster öffnete und sprang.
    Christopher beugte sich zu Semir und fühlte den Puls. "Er ist sehr schwach", stellte er fest und zu Annelies Überraschung wirkte er ruhig. "Ben weiss was er tut Anne, wir sollten uns nun um ihn kümmern!" Zwar zweifelte Annelie daran, doch tat sie, wie Christopher sagte.


    Joshua versuchte es noch einmal, er löste sich von der Infusion und seine Frau sah ihn entsetzt an. "Josh you..." "You stay here!", befahl er ein wenig schroff und zog sich die Treppe hinauf. Jede Anstrengung zog einen heissen Schmerz mit sich. Doch er ignorierte ihn. Er musste wissen was los war. Das seine Bruder daran Schuld war, daran hatte er keinen Zweifel. Er kam oben an und erblickte seinen Cousin und Annelie, wie sie sich über den blutüberströmten Deutschtürken gebeugt hatten. "God Lord...", flüsterte er und kniete auf den Boden, da seine Beine nachgaben. "Josh!", stiessen Christopher und Annelie gleichzeitig aus und der Engländer ging auf seinen Cousin zu. "Are you crazy?", fragte er entsetzt und konnte Joshs weit aufgerissenen Augen nicht ignorieren. "Was ist mit ihm?", fragte er und sah erst jetzt das mächtige Schwert. "Dieses Schwein!" Christopher half seinem Cousin auf, der recht zittrig auf den Beinen war. "Das hilft ihm auch nicht, der Krankenwagen kommt gleich! Annelie, schaffst du das?" Sie nickte. Christopher war erstaunt, wie viel die Junge Frau über Erstehilfe und Medizin wusste. "Wir sollten es Andrea sagen gehen!"


    Ben rannte der Silhouette hinterher. Er erkannte sie sofort. John. Seine Arme pumpten kräftig mit, trotz des massiven Schwertes in der einen Hand. "Bleib stehen!", schrie er doch durch den massiven Regen und dem beginnenden Gewitter, war er kaum zu hören. Er konnte aufholen. John war nicht mehr weit entfernt. Dann stolperte Joshuas Bruder auch noch und fiel in den dreckigen Schlamm. Das Seufzen der nassen Erde war deutlich zu hören. Ben beugte sich über ihn. Der Regen hatte Beide bereits völlig durchnässt. "Steh' auf du Feigling!", befahl Ben mit zitternder Stimme und John drehte sich keuchend um. In seiner Hand, ebenfalls ein Schwert. Er stiess Ben von sich und hielt sich die massive Waffe aus Stahl vor dem Körper. "Du willst kämpfen Jäger? Sehr schön, dann lass uns kämpfen. Aber ich verspreche dir, du wirst diesen Wald nie wieder lebend verlassen!" Und sie begannen sich zu umkreisen wie zwei Raubtiere, die nur auf ihre Gelegenheit warteten.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Kapitel 23 - ein neues Leben


    Schottland
    Bisher gibt es keine weiteren Nachrichten über den Verbleib des zweiten Flüchtigen. Der sinnflutartige Regen in unseren Highlands scheint es der Polizei unmöglich zu machen, einer frischen Spur nachzugehen, da sie schnell wieder hinweggespühlt wird.


    Andrea blickte erschrocken auf, als Christopher mit Blut an den Händen zurück ins Zimmer kam. "Oh großer Gott nein.", stieß sie aus und wollte an ihm vorbei rennen, doch der Engländer hielt sie fest. "Lass mich... ich will zu meinem Mann.", schrie sie ihn an und schlug um sich, traf den Mann auf der Wange. Erschrocken blickte sie ihn an. Noch immer hatte Christopher ihr Handgelenk nicht losgelassen. "Tut mir Leid.", meinte sie zitternd. Doch bevor Christopher etwas erwidern konnte, verkrampfte sich Yao und schrie auf. Alle ruckten mit dem Kopf zu ihr rum. "Verdammt.", stieß sie aus und hielt sich den Bauch. "Ohhhh... nein, bitte nicht jetzt.", stieß Christopher erschrocken aus und ließ Andrea los. Sofort rannte sie die Treppen rauf, während Laurence den Notdienst ins Haus ließ, dieser ebenfalls den Weg in den oberen Stock nahm. Maggie und Christopher blieben bei Yao, die sich immer noch krümmte. "Atmen... ganz ruhig atmen.", bestimmte Maggie und stoppte die Zeit bis zur nächsten Wehe. Es konnte nicht mehr lange dauern, das stand fest.


    Andrea stand mit vor dem Mund geschlagener Hand am oberen Ende der Treppe und sah nur, wie sich Annelie mit dem Notarzt um Semir kümmerte. "Es muss raus. Wir müssen mit ihm schnell ins Krankenhaus oder er stirbt uns hier weg.", bestimmte der Arzt, Annelie nickte und ging dann zu Andrea, die dort zitternd stand. "Andrea... er wird es schaffen. Da bin ich mir sicher... Semir ist stark.", versuchte sie ihre Freundin zu beruhigen. Doch irgendwie schien das nicht zu helfen. Mit einem Trennschneider wurde die aus dem Rücken herausragende Klinge abgetrennt, der Griff wurde dran belassen. Nun wurde Semir schnell zum Krankenwagen getragen und mit heulenden Sirenen fuhr der Wagen los. Josh richtete sich langsam auf und mit der Hilfe der beiden Frauen wurde er wieder nach unten gebracht, wo allerhand los war.


    Ben und John standen im Regen, die Klingen immer noch nicht aufeinander eingeschlagen. Doch dann begann es. John holte mit der mächtigen Highlander-Waffe aus und hieb auf Bens Kopf ein, dieser duckte sich, merkte, wie das Schwert nur knapp über seine Haare winweg sauste. "Verdammt.", stieß er aus und ging zum Gegenschlag vor. Er schaffte es, den Hieben von John auszuweichen und ihm eine Wunde am Arm zuzufügen. Das schien diesen aber nur noch wütender zu machen. "Du verdammtes Schwein.", schrie er und ließ das Schwert in seiner Hand kreisen, dann holte er aus und dieses Mal traf er Ben am Bauch. Doch nur die Weste und das Hemd waren durch den Schnitt aufgeschlitzt worden. Ein großes Glück, doch Ben war unaufmerksam. John nutzte dies und schlug seinem Gegner das Schwert aus der Hand. Erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen sah Ben seinen Gegner an. Der Regen prasselte auf Beide nieder und immer wieder war das Leuchten und Donnern des Gewitters zu hören. "So... und nun stirb.", lachte John und stieß Ben mit dem Fuß in den Matsch, erhob das Schwert über seinen Kopf. Ben zitterte... Sollte das sein letztes Stündlein sein? John kam immer näher, doch da... Ein Blitz fuhr nieder, entlud sich an der Spitze des Schwertes und der Strom durchfuhr den ganzen Körper von John. Er schrie entsetzlich und sah wie eine menschliche Fackel aus. Ben musste seine Augen schützen, doch dann war es vorbei. John lag regungslos am Boden. Der junge Hauptkommissar fühlte den Puls des Mannes... er war tot. "Das nennt man höhere Gewalt.", meinte Ben und ging keuchend und triefend nass zum Haus zurück.


    "Annelie... schnell heißes Wasser.", stieß Maggie aus und rannte an ihr mit frischen Handtüchern vorbei. "Das Baby kommt.", erklärte sie schnell. Sofort waren Andrea und Annelie bei Yao, nachdem sie Joshua in einen Sessel gesetzt hatten. Die Männer standen kreidebleich daneben und hielten sich die Hand vor Mund oder kauten an den Nägeln. "Steht nicht da und glotzt... holt Wasser und Decken.", fauchte Annelie Laurence und Christopher an. Wieder schrie Yao auf. Der Schrei zerriss fast das ganze Haus.


    ...

  • Kapitel 24 - Ende und Anfang


    Schottland
    Anscheinend soll einer der Flüchtlinge tot aufgefunden worden sein, ob diese Information stimmt, das steht in den Sternen.


    Ein kleines, schwaches, helles Stimmchen erfüllte den Raum und Yao atmete tief durch. "Na wer sagt's denn", sagte Annelie und schnitt die Nabelschnur ab. Sie wusch das Baby zunächst und wickelte es dann in ein paar Tücher ein während sich Maggie um die frischgebackene Mutter kümmerte. Josh stand zitternd auf und küsste seiner Frau auf die Stirn, die vor Erleichterung weinte. "Was ist es?", fragte er neugierig und Annelie grinste. "Es ist eine sie", verkündete sie und legte Yao das Kind in die Arme. In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein klatschnasser Ben betrat die Szene. Sofort war die erhellte Stimmung wieder getrübt. "Und?", fragte Christopher und Ben atmete tief durch. "Unser Problem hat sich soeben in Luft aufgelöst", murmelte er und erzählte dann, was geschehen war. Joshua senkte den Kopf. Natürlich waren seine Brüder furchtbar gewesen, aber auf irgendeine Art hatte er sie geliebt. Yao bemerkte dies und zog ihn an sich. "Look in her eyes darling", flüsterte sie ihm ins Ohr und er betrachtete seine Tochter, mit leicht asiatischen Zügen. Sie wirkte wie eine zerbrechliche Puppe. In Yaos Armen war sie eingeschlafen.
    Annelie widmete sich ihrem Freund. Sie wusch ihm die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Es ist vorbei...", sagte sie und lehnte sich an ihn, sie ignorierte die Kälte vollkommen und er war ihr dankbar.


    "Habt ihr schon was aus dem Krankenhaus gehört?", fragte Ben dann und Christopher schüttelte mit dem Kopf. "Ich habe Ihnen zwar meine Handynummer gegeben, bisher jedoch Fehlanzeige." Andrea sass, mit Aida in den Armen, in einem Sessel und wirkte abwesend. Annelie wollte auf sie zugehen, als Ben sie aufhielt. "Das ist nun meine Aufgabe." Annelie nickte verstanden und sah, wie er auf Andrea zuging.
    Diese sah ihn mit feuerroten Augen an. "Ich will nicht dass er geht Ben." Bei diesen Worten spürte der Angesprochene, wie auch ihm die Tränen in die Augen stiegen. "Er wird es schaffen Andrea", sagte er mit sicherer und fester Stimme, "wir reden hier nicht über irgendjemanden, sondern von Semir, nicht wahr?" Sie nickte mit einem erzwungenen Lächeln. Ben nahm sanft ihre Hand. "Solange wir an ihn glauben..." Annelie verschränkte die Arme. Sie sah aus dem Fenster und sah die Blitze. Irgendwo lag er also da draussen, John. Der Mann, der sie schon als Schlampe bezeichnet hatte.


    Der Abend zog dahin ohne eine Nachricht aus dem Krankenhaus. Yao hatte sich vor Erschöpfung zusammen mit Joshua hingelegt und von den Beiden war nichts mehr zu hören. Ben hatte sich geduscht um umgezogen, während Maggie und Christopher sich um Andrea kümmerten. George, der schon in einem Alter war, wo man gewisse Dinge begriff, spielte mit Aida auf dem Boden mit einigen Bauklötzen. Annelie sass, mit Yaos und Joshuas Tochter in einem der Sessel. Es war ein wunderschönes Kind. Es gluckste immer wieder und Annelie gab ihm eine Flasche mit seiner ersten Muttermilch. "Du bist wirklich wunderschön", hörte sie Ben sagen, der sich zu ihnen beugte und dem kleinen über den schwarzen Haarflaum strich. Er sah seiner Freundin tief in die Augen und sie sah seine Angst und Trauer. Sie brauchte nichts zu sagen, ihre Augen verrieten es, dass sie Semir nicht aufgeben würde, und in diesem Moment, klingelte Christophers Handy.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Kapitel 25 - Stunden voller Bangen


    Schottland
    Die Polizei gibt das offizielle Ende der Suche bekannt. Man habe in den Highlands, unweit des Hauses eines bedeutenden schottischen Großindustrieellen die zweite Leiche gefunden. Anscheinend sei der Mann vom Blitz erschlagen worden. Polizeichef Dudley Moore sprach von einer höheren Gerechtigkeit und Gottes Hilfe in diesem Fall. Unklar ist, ob der Tod beider Häftlinge für ihn irgendwelche Konsequenzen haben wird. Die Bevölkerung ist jedoch in diesem Moment sehr erleichtert.


    Der Rule-Britannia-Klingelton seines Handys erfüllte den Raum und schnell nahm er das Gespräch an, bevor das Baby geweckt wurde, doch dieses schien so fest zu schlafen, dass es die Musik gar nicht hörte. "Holmes?", meldete er sich und alle, besonders Andrea und Ben, sahen ihn mit gespannten Blicken an. Christopher nickte immer wieder, kaum war eine Regung in seinem Gesicht erkennbar. Kein gutes Zeichen. Ben sah Annelie an, die mit dem kleinen Mädchen auf dem Arm am Kamin saß. Nach etwa dreißig Sekunden, die allen wie eine Ewigkeit vorkamen, klappte Christopher das Handy zusammen. "Und? Was ist mit Semir?", wollte Ben sofort wissen. "Das war die Polizei... sie haben nur mitgeteilt, dass sie die Leiche von John gefunden und geborgen haben.", erwiderte der Engländer und ließ sein Handy wieder in der Westentasche verschwinden. "Verdammt, dieses Warten macht mich krank.", stieß Andrea aus und wollte irgendwas tun, doch was konnte sie tun? Ihr Mann lag in einem schottischen Krankenhaus und rang mit dem Tode.


    "Verdammt, ich seh nichts. Saugen... saugen.", schrie der Arzt und versuchte aus Semirs Körper das Schwert zu entfernen, was immer noch im Deutschtürken steckte. Schon seit drei Stunden versuchte er das große, massive Teil aus Semirs Körper herauszuziehen, doch immer wieder machte ihm der hohe Blutverlust des Patienten zu schaffen. Zwei Mal stand Semir kurz vor einem Herzstillstand. "Okay, ich ziehe es jetzt raus... Fertig... stabilisiert ihn mir gut.", forderte der Arzt und umfasste mit seinen blutverschmierten Händen den Griff des Schwertes. Vorsichtig zog er es raus. "Endlich...", dachte er laut, doch plötzlich hörte er das schrille Piepsen und sah auf die Instrumente. "Druckabfall... Blutdruck... Puls sinkt.", gab die Schwester bekannt. "Verdammt, er flimmert.", stieß der Doktor aus und fühlte den Puls von Semir, der immer schwächer wurde. "Komm schon Junge, bleib bei mir...", redete er auf ihn ein und begann mit dem Säubern der Wunde. Die ganzen Organe musste geflickt werden... doch erstmal musste Semir stabilisiert werden, sonst wäre er nur noch ein Fall für den Leichenbestatter. "Schnell, den Defibrilator... auf 300 einstellten.", schrie der Arzt und riss der Schwester die Instrumente aus der Hand. "Weg vom Tisch.", fauchte er und entlud die Ladung auf Semirs Brustköprer, der in die Höhe schnellte. Doch immer wieder ertönte nur das Piepsen. Die Herzlinie zeigte keinerlei Reaktionen mehr an. War es zu spät?


    Andrea sah in die schottische Nacht hinaus und bangte um das Leben ihres Mannes. Seit dem Abtransport waren nun schon acht Stunden vergangen. "Warum? Warum melden die sich nicht?", fragte sie und sah Ben mit verweintem Gesicht an. "Andrea... ich weiß es nicht.", gab er von sich und hatte ebenfalls Wasser in den Augen. Er wollte es nicht sagen, aber war das nicht eine viel zu lange Zeit für eine OP? Bei solch einer Verletzung war da nicht jegliches Überleben ausgeschlossen? Maggie hatte die beiden Kinder derweil ins Bett gebracht und passte auf sie auf. Annelie wiegte immer noch die kleine Namenlose in ihren Armen, als das Handy von Chris zum zweiten Male klingelte. "Holmes?", meldete er sich und hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Wieder sahen alle zu ihm und Andrea sah, wie sich seine Augen bedrückt schlossen und sie dann jedoch wieder öffnete und ein erleichtertes Lächeln sich auf sein Gesicht zauberte. "Thank you... and God bless you.", stieß er aus und klappte das Handy wieder zusammen. "Er hat es geschafft.", stieß er freudig aus. Andrea fiel fast erleichtert in sich zusammen. Semir hatte es wieder geschafft. "Wie geht es ihm?", wollte Ben wissen und hielt die Frau seines Partners fest. "Die Ärzte sagen, er hatte einen mehrminütigen Herzstillstand, aber sie konnten ihn wiederbeleben. Er wird es schaffen. Wir sollten sofort zu ihm fahren.", meinte Christopher.



    Epilog


    Nach drei Wochen war Semir soweit wieder auf dem Damm, dass die Taufe auch mit ihm stattfinden konnte, doch die Ärzte haben ihm vorerst feste Nahrung untersagt. So konnte er bei der Feier nur erstmal Flüssignahruhng, Suppe und Pudding zu sich nehmen. Dabei wurde er von seiner Frau lieblich umsorgt und Aida saß vorsichtig auf seinem Arm, während die stolzen Eltern, Joshua und Yao, ihre kleine Tochter Emelie auf den Arm hielten, die nach schottischem Brauch mit Whiskey versetztem Wasser getauft wurde. "Na, alter Mann... gehts wieder?", fragte Ben erleichtert lächelnd, als er zu Semir an den Tisch kam. Annelie lächelte ebenfalls. "Ich geb dir gleich alter Mann... ich könnte sogar schon wieder tanzen... so gut geht es mir.", lachte Semir. "Oh nein... der Arzt sagt, du sollst dich schonen und dafür sorge ich.", fauchte Andrea. "Wenn wir zurück sind, wirst du nur Innendienst machen oder du kannst für den Rest deines Lebens auf der Couch schlafen.", drohte sie und küsste ihren Mann dabei auf die Nase. Dieser lächelte nur. "Versprochen... ich werde mich ruhig verhalten.", gelobte er und küsste seine Frau noch zärtlicher zurück.


    ENDE

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