Kein Mord bleibt ungesühnt

  • „Nicht so schlimm. Mir ergeht es manchmal auch so…“, erwiderte sie mit einem Lachen auf seine Worte. „Wenn du schon die Aufmerksamkeit einer Frau durch die Verursachung eines Unfalls auf dich lenken willst, kann ich mir durchaus vorstellen, dass du genauso gerne Schrammen in Dienstwagen fahren würdest wie meine Mitarbeiter.“ kurz hielt sie inne und stellte sich das Chaos vor, welches sie mit 3 solcher Kamikaze haben würde. Unwillkürlich schüttelte sie ihren Kopf – das wäre wirklich zu viel Arbeit für sie. Wobei mir 2 von der Sorte durchaus reichen, ansonsten würde es irgendwann bei jedem eine Gehaltskürzung geben, um all die anfallenden Kosten finanzieren zu können.“ Im nächsten Augenblick war sie jedoch ein wenig erstaunt, dass er so verständnisvoll auf ihre Erklärung reagierte. Nur wenige wussten und ahnten wirklich, wie anstrengend der Job als Autobahnchefin oder überhaupt als Vorgesetzter war. Die meisten gingen eben davon aus, dass der Chef nur im Büro saß und mit Beinen auf den Tischen einen privaten Anruf nach dem anderen tätigte, während dessen Mitarbeiter Blut und Wasser schwitzten. Das natürlich war ein weit verbreitetes Vorurteil, welches sie jedes Mal zu durchbrechen versuchte, wenn sie sich mal wieder erklären musste, warum sie nicht mit in eine Bar gehen konnte. „Wohl wahr“, konnte sie daher nur auf seine Worte erwidern und sah ihn mit einem schiefen Lächeln an, während sie sich gleichzeitig fragte, ob er schon ähnliche Erfahrungen gemacht hatte oder sich einfach nur in sie hinein versetzen konnte. „Aber ich habe mir den Beruf selber ausgesucht, deswegen werde ich mich jetzt auch nicht weiter beklagen. Immerhin kann man als Chef auch mal früher Feierabend machen, um mit einem charmanten Mann Essen zu gehen.“ Über ihre Schale mit Sake hinweg warf sie ihm einen vielsagenden Blick zu, ehe sich ihre Augen senkten und sie erneut ihre Stäbchen in die Hand nahm. Die einzigen Gegenstände, die ihren Abend auf eine gewisse Art und Weise trübten, aber sie würde sich da schon durchschlagen.
    Erst als er von seinem Beruf zu sprechen begann, hielt sie in ihrem kläglichen Versuch inne, die Stäbchen doch noch zu bändigen und richtete ihre volle Aufmerksamkeit auf ihn. Sie war vom ersten Moment an fasziniert, noch nie war sie jemandem begegnet, der einen solchen Werdegang hinter sich hatte – erst recht nicht jemandem, der im Kosovo gedient hatte. Interesse spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder, gebannt folgte sie seinen Erklärungen, doch schon im nächsten Moment änderte sich ihre Mine. Mitleid, Erstaunen, Ungläubigkeit – all das konnte man bei genauem Hinsehen erkennen, denn niemals hätte sie erwartet, dass Till derart vom Schicksal gebeutelt war. Sie merkte, wie schwer es ihm viel, ihr das alles zu erzählen. Umso mehr wunderte es sie jedoch auch, dass er ihr bereits bei ihrem ersten Date derart intime Dinge mitteilte, wo er sie doch im Grunde gar nicht kannte. Sie war sich nicht sicher, was sie darauf erwidern sollte. Das tut mir wirklich Leid, klang in ihren Ohren nicht gerade nach einem Satz, der all das, was Till erlebt hatte, verdiente. Daher hatte sie sich innerlich auf ein Schweigen vorbereitet und wollte gerade erneut ansetzen, etwas mit ihren Stäbchen aufzunehmen, als Till ihr mit einem Lächeln erklärte, wie man am besten mit den kleinen Holzgegenständen umging. „Danke“, erwiderte sie ebenso grinsend und erhob erneut ihr Schälchen, um das Prosten zu erwidern. „Auf einen schönen Abend“, fügte sie noch hinzu und nahm erst dann wieder einen Schluck, der letzte aus dem aus Keramik bestehenden Geschirrutensil. Dieses Mal schaffte sie es sogar, mit ihrem Stäbchen etwas aufzunehmen und führte es zu ihrem Mund, um es dann genüsslich zu kauen.

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  • „Und welches Land gefällt dir mehr. Italien oder Russland?“, fragte sie anschließend und kam so auf sein Gesagtes zurück, ohne seine schicksalhafte Vergangenheit zu sehr anzusprechen. „Nun, es ist sehr schwer die Länder miteinander zu vergleichen. Aber mein Favorit ist ganz klar Italien. Es ist nicht so, dass ich es nicht genießen würde, an der Moskwa spazieren zu gehen oder mich auf eine Bank am roten Platz zu setzen und die Menschen zu beobachten, aber letztlich ist Russland ein fürchterlich raues Land. Und wie das Land und das Wetter, so rau und kalt sind auch die Menschen. Nicht alle, aber viele. Italien ist anders. Wärmer, offener und freundlicher. Die Menschen sehen in dir nicht sofort einen Feind, der dir etwas Böses will.“ Er grinste breit. „Außerdem liebe ich das Essen und den Wein in der Toskana!“ Wein war ein gutes Stichwort. Till winkte einen Kellner heran und bestellte erneut Sake. Auch sein Teller war mittlerweile leer, genau wie Annas. Er sah sie fragend an. „Eine kleine Nachspeise, die Dame?“ Er beugte sich verschwörerisch vor. „Das Ingwereis in Schokolade ist ein Traum!“ Der Kellner brachte den bestellten Sake. „Das hört sich jetzt vielleicht merkwürdig an, aber ich bin auf eine gewisse Weise froh, dass du in mein Auto gefahren bist.“ Doch noch ehe Till etwas auf ihre Worte erwidern konnte, brachte eine Kellnerin den Nachtisch und unterbrach so ihr mittlerweile intensiv gewordenes Gespräch. Tief atmete die Chefin durch und löste letztlich ihre Augen wieder von ihrem Gegenüber, um sich bei der Frau zu bedanken und dann ihren Becher zu mustern. Ein leichter Zweifel keimte in ihr auf, wie sie diese Kalorienbombe überhaupt schaffen sollte, denn nach dem Hauptgang hatte sie nicht mehr wirklich Platz in ihrem Magen.


    Bei Chris und Semir ging es mittlerweile hektisch zu. Chris hatte die Info das die Drogendealer zu denen der LKW gehörte sich im Hafen von Düsseldorf trafen. Semir und er fuhren mit zwei Dienstwagen hin. Die beiden wollen nur eins. Die Leute endlich dingfest machen und dafür sorgen, dass die Drogen niemals auf den Markt kamen. Doch wie sollte man zu zweit dieses riesige Gelände überwachen? „Wir sollten uns trennen. Mein Informant sagte mir, dass sie am Dock 12 das Schiff beladen wollen. Wir sollten uns von zwei Seiten nähern und dann zuschlagen. Einen nach dem Anderen ausschalten. Semir lenkte seinen silbernen BMW durch enge Gassen, direkt am Rheinufer zum Doch 12. Nicht weit entfernt sah er eine Garage. Sie gehörte zu einem uralten, verlassenem Gebäude und niemand schien da zu sein. Der Autobahnpolizist stoppte den Wagen, schaltete den Motor ab und stieg aus. Mit der gewohnten Handbewegung nahm er seine Dienstwaffe zur Hand und lud sie. Danach schlich er zu der Garage. Er legte seine Hand auf den Knauf, als er hinter sich etwas hörte. Erschrocken drehte er sich um. Ebenso erschrocken sah ihn ein Mann an, der ein Telefon in der Hand hielt. Dieser reagierte schnell, schrie ins Telefon: „DIE BULLEN SIND DA!“ und verschwand hinter einer Ecke. Semir setzte sofort zur Verfolgung an, rannte ebenfalls um die Ecke, nur um sofort unter Beschuss zu landen.

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  • Semir griff zum Handy und rief Chris an, während er zum Wagen rannte. „Chris! Die fliehen!!“ gab er durch und fuhr hinter dem Mann her. Nur kurz darauf war die Straße zu eng und Semir musste die Verfolgung per Fuß fortsetzen. Semir schlich sich langsam an die sehr dicht stehenden Container heran und versuchte möglichst leise zu sein. Seine Waffe im Anschlag schlich er weiter, nichts ahnend dass er gleich in arge Bedrängnis geraten würde. Er zog sein Handy um Chris seinen Standort anzugeben. Das Freizeichen ertönte. Doch plötzlich ging eine Kugel dicht vor ihn auf den Boden. „CHRIS, DIE SCHIESSEN AUF MICH!“, schrie Semir in sein eigenes Telefon, als endlich die Verbindung zu seinem Partner bestand, „Ich befinde mich direkt am Rheinufer, in einer kleinen Seitengasse, bei- WOAAH!“, im letzten Moment konnte sich Semir vor einem herannahenden Auto retten, welches aus einer größeren Lücke kam. Das Handy hingegen konnte niemand mehr retten. Es war Semir aus der Hand geflogen und der verrückte Drogenhändler war mit seinem Porsche Carrera rüber gefahren. „Scheiße.“, fluchte Semir und rannte zurück zu seinem eigenen Wagen, startete ihn und setzte zur Verfolgung an. „Cobra 11 an Zentrale, verfolge einen silbernen Porsche Carrera. Brauche dringend Verstärkung. Cobra 11 Ende.“, sprach er ins Mikro und lenkte den BMW um enge Kurven.


    In einem so unübersichtlichen Gelände, war es nicht einfach, einen Wagen zu verfolgen, vor allem, wenn dieser so viele Pferdestärken unter der Haube hatte. Nach kurzer Zeit konnte Semir das Auto nicht mehr sehen. „Scheiße.“, fluchte er erneut und drosselte den Motor. Langsam fuhr er parallel zum Rhein und schaute sich um – irgendwo mussten sie stecken – oder waren sie schon weg? Gerade als Semir erneut zum Funkgerät greifen wollte, spürte er einen heftigen Schmerz. Wo genau, konnte er selbst nicht definieren und er wusste auch nicht, was mit ihm geschah. Der Porsche hatte den BMW seitlich gerammt und somit dafür gesorgt, dass dieser einfach von der Straße gefegt wurde. Mit einem lauten Platschen landete der Wagen im Rhein. Erschrocken, einen Moment wie gelähmt, saß Semir da, dann versuchte er den Sicherheitsgurt zu öffnen. Es gelang ihm nicht. Seine Augen waren vor Schreck geweitet, er spürte, wie das Wasser im Wagen immer höher stieg. Ruhig bleiben, mahnte er sich selbst, doch trotzdem ließ sich der Gurt nicht öffnen. Das Wasser erreichte Semirs Hals, Semirs Lippen, dann die Nase, die Augen und schließlich drohte der Wagen, ganz unter zu gehen. Semir schien verloren.

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  • Chris war sich vollkommen bewusst darüber, dass sein Partner nicht unbedingt damit einverstanden war, was sie hier taten. Doch für ihn was es die bestmögliche Lösung gewesen, auch wenn das bedeutete, dass sich die beiden für kurze Zeit trennen mussten. Er spürte intuitiv, dass sie jetzt auf der richtigen Spur waren. Und da er möglichst gleichzeitig beiden Hinweisen nachgehen wollte, hatten sie sich trennen müssen. Semir hatte zwar versucht zu argumentieren, dass es besser war, erst dem einen und danach dem zweiten Hinweis nachzugehen, doch in Chris Augen war das gerade der falsche Weg. Was würde passieren, wenn beim ersten Hinweis etwas schief lief und die Drogenhändler sich gegenseitig warnten? Dann war die Sache endgültig vergeigt und das wollte er auf keinen Fall riskieren. Viel zu lange waren sie nun schon an diesem Fall dran und nicht nur ihre Chefin wollte endlich Ergebnisse sehen. Zwar würden wieder so einige Personen diese Sache mal wieder als typischen Alleingang bezeichnen, doch falls er und sein Partner erfolgreich waren, würde später niemand mehr danach fragen.
    Als diese Gedanken gingen Chris nun durch den Kopf, während er an den zahlreichen, stillgelegten Lagerhallen entlang fuhr, immer wieder einen Blick auf den kleinen Zettel werfend, der auf dem Beifahrersitz lag und auf dem er sich schnell die Adresse notiert hatte, die ihm Hartmut vor gut einer Stunde per Telefon übermittelt hatte. Er hatte sein Ziel erreicht und stellte den Wagen geschützt vor Blicken ab, während er selbst darin sitzen blieb. Nun hieß es erst einmal warten, er hatte in diesem Augenblick eindeutig den besseren Job als Semir. Den Hinterausgang der Halle nicht aus den Augen lassend, lehnte er sich in den Sitz des Mercedes zurück. Minute um Minute verstrich ohne dass etwas geschah und die Stille wurde nur durch das Läuten seines Handys unterbrochen. Auf dem Display erkannte er Semirs Nummer und Chris wollte schon mit einem lockeren Spruch seinen Partner begrüßen, doch dazu kam es erst gar nicht. "CHRIS, DIE SCHIESSEN AUF MICH!" hörte er seinen Partner durch das Telefon brüllen, doch bevor Semir seinen genauen Standpunkt durchgeben konnte, brach die Verbindung abrupt ab. "SEMIR?" rief Chris seinerseits in den Hörer zurück, doch es war nur das monotone Tuten, das ihm antwortete. "Verdammte scheiße!" fluchte der Polizist ungehalten, startete Augenblick und ohne zu Zögern seinen Wagen und fuhr schwungvoll rückwärts aus der Straße. Am Ende der Straße wendete er die C-Klasse mit quietschenden Reifen und raste davon.

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  • Für alle Drängler...


    Er wusste nicht was geschehen war, er wusste nicht einmal, wo genau Semir steckte. Rheinufer, kleine Seitengasse. Davon gab es ja nicht nur eine. Warum mussten ihre Einsätze auch immer so verdammt schief gehen? Das blaue Warnlicht blinkte genauso nervös vorne an der Windschutzscheibe, wie er sich gerade fühlte, als er durch die Straßen in Richtung Fluss raste. Chris brach sämtliche Verkehrsregeln, die es zu brechen gab, doch das war ihm mehr als egal. Er sorgte sich nur um den Älteren und diese Ungewissheit machte ihn beinahe verrückt. Als der Rhein in Sichtweite kam, lenkte der Hauptkommissar seinen Wagen scharf nach rechts. Er wusste zumindest, wohin Semir hatte ursprünglich gehen wollen und dort würde er nun zuerst nachschauen. Natürlich wurde er bitter enttäuscht, als er an Ort und Stelle ankam. Von dem BMW oder seinem Partner war weit und breit keine Spur, doch Chris fand zumindest das zerstörte Handy, über das offensichtlich ein Auto gefahren war. Etwas hilflos stand er nun da, die Einzelteile des Gerätes in Händen haltend und sich umblickend. "Man Partner, wo steckst du?" sprach er mehr zu sich selbst und er war gerade im Begriff, wieder in seine C-Klasse einzusteigen, als ein Knall die Stille zeriss. Das Geräusch entstand, wenn zwei Autos aufeinander trafen, er hatte es schon so viele Male gehört, dass er es immer wieder erkennen würde. Keine zwei Herzschläge später saß Chris schon wieder in seinem Wagen und preschte in die Richtung, aus der der Zusammenstoß gekommen war. Von weitem sah Chris gerade noch, wie das Heck von Semirs BMW im Fluss versank, während ein Porsche in die entgegen gesetzter Richtung davon raste.
    Die Reifen des Mercedes quietschend gequält auf, als Chris den Wagen abrupt zum stehen brachte, heraus sprang und noch während des Rennens die Schuhe und die Anzugjacke abstreifte. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, sprang er aus dem vollen Lauf heraus kopfüber in das trübe Wasser des Rheins, während sich die Kälte wie eine eiserne Faust um ihn legte und ihm im ersten Augenblick alle Sinne raubte. Man konnte beinahe nicht einmal die Hand vor den Augen erkennen und so tauchte er fast blind hinab in die Richtung, in der er das Auto mit dem eingeschlossenen Semir vermutete. Und es war pures Glück, dass der Fluss an dieser Stelle nicht all zu tief war, sodass Chris bald mit der vorwärts gestreckten Hand das Autodach fühlte. Er zog sich am Auto entlang in Richtung der Fahrerseite, während ihm auch langsam aber sicher die Luft ausging. Die Tür des Wagens war vollkommen verklemmt und auch den Ellenbogen gegen die Scheibe zu schlagen brachte nicht den gewünschten Erfolg, da das Wasser alle Kraft verminderte. Panik machte sich in Chris breit, doch aufgeben würde er ganz sicher nicht, Semir auf diesem nassen Gefängnis zu befreien. Halt durch Partner! Etwas anderes konnte Chris in diesem Moment nicht denken.

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  • Semirs Gedanken waren, eingeklemmt im Auto, mittlerweile vollkommen unter Wasser, nicht mehr bei den Verbrechern, die ihn in diese missliche Lage gebracht haben. Diese Leute, die Insassen des Porsches, konnten der nächsten Polizeisperrung nicht entkommen und somit wurden sie von den Beamten festgenommen. Ein schwacher Trost, doch noch immer lief die zweite Gruppe von Drogenhändlern irgendwo in Köln herum. Chris war ihnen in den letzten Minuten verdammt nahe gekommen, doch Semir zu retten war vorgegangen und somit waren sie für heute entwischt. Natürlich ahnte Semir von all dem nichts. Er hatte gespürt, wie das Wasser sich durch seine Klamotten gesogen hat, wie die Eiseskälte von ihm Besitz ergriffen hat und wie langsam aber sicher der Luftraum immer geringer wurde. Bis zuletzt hatte er den Kopf hochgehalten und dabei einmal mehr den schmerzenden Nacken gespürt. Der heftige Aufprall hatte ein Schleudertrauma hervorgerufen, doch das war ihm ziemlich egal. Er wollte nur den Sicherheitsgurt aufbekommen, doch es funktionierte nicht. Schon oft hatte Semir sich Auge und Auge mit dem Tod gesehen, doch an so einen Moment gewöhnte man sich – zum Glück – nicht. Semir kämpfte, zerrte mit all seiner Kraft an dem Verschluss, spürte den Gurt, der so eng anlag… Viel mehr als die Luft anzuhalten, blieb ihm schließlich nicht übrig. Die Anstrengung und die Panik machten es ihm nicht gerade einfach und er wusste, dass er es so nicht lange aushalten würde. Schon nach kurzer Zeit begann er zu schlucken, in der Hoffnung noch ein klein wenig Sauerstoff von irgendwoher zu ergattern. Verzweifelt durchstreifte er mit den braunen Augen das trübe Wasser, doch es war dunkel und unheimlich. Die Augen waren weit aufgerissen, panisch, voller Angst. Und dann dachte Semir an seine Familie.


    Die Gedanken von Semir wanderten zu seiner Tochter Aida. Wie würde es sein, wenn sie ohne Vater aufwuchs? Würde sie sich überhaupt an ihren Papi erinnern? Oder würde sie später ein Foto in den Händen halten und fragen: wer ist das? Und was war mit Andrea? Würde sie Semirs Tod verkraften? Würde sie eine neue Liebe finden? Das musste sie. Sie sollte sich nicht aufgeben. Nicht jetzt. Sie war noch so jung. Sie durfte nicht dafür bestraft werden, dass Semir so dumm war. Dass er sich immer wieder in Gefahr gebracht hatte. SCHLUSS!, schalt sich Semir innerlich und ruckte ein letztes Mal an seinem Gurt. Er wollte nicht sterben. Er durfte nicht sterben. Nicht hier und nicht jetzt. Doch es war aussichtslos. Dass Chris am Autofenster erschienen war, bekam Semir nur noch benommen war. Sein Kopf, sein ganzer Körper schrie nach Sauerstoff und er konnte diesem Verlangen nicht mehr länger standhalten. Er riss seinen Mund auf, atmete das Wasser ein, verschluckte sich selbstverständlich, musste würgen… es war nicht schön. Und dann wusste Semir, dass es vorbei war, dass er Frau und Kind nicht wieder sehen würde. Dunkelheit und Wärme umgaben ihn, als er das Bewusstsein verlor.

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  • Die Zeit lief ihm davon. Wie der Sand, der unaufhaltsam in der Sanduhr nach unten rieselte und wenn dieser aufgebraucht war, würde Semir tot sein. Ertrunken in seinem eigenen Dienstwagen, den er so liebte, den er perfekt beherrschte und mit dem er schon so einige Verbrecher gejagt hatte. Und Chris würde sich Vorwürfe machen, dass er nicht da gewesen war, wenn sein Partner ihn am dringendsten benötigte... Doch noch war es nicht soweit, noch bestand Hoffnung und noch würde sich Chris unter Wasser halten können, auch wenn sein ganzer Körper schmerzte und nach Luft schrie. Allerdings wollte er nicht eher auftauchen, bevor er Semir nicht befreit hatte. Seine Kleidung hatte sich inzwischen voll mit Wasser gesogen und drückte ihn selbstständig nach unten. Die Lage schien aussichtslos. Die Türen ließen sich durch den Druck des Wassers nicht öffnen und die eine Seite, auf der der BMW von dem Porsche gerammt worden war, war schlimm verbeult. Chris erkannte Semirs Gesicht hinter der Seitenscheibe der Wagentür und erneut hieb Chris fest mit dem Ellenbogen gegen die Scheibe. Nichts Wesentliches tat sich und er hatte das Gefühl, Stunden würden vergehen, als ihm plötzlich die rettende Idee kam. Die Hand tastete nach seiner Dienstwaffe und das er sie schnell hatte war nur dem Grund zu verdanken, dass ein Polizist immer genau wissen musste, wo sich seine Waffe befand. Das Material der Waffe war deutlich härter als sein Ellenbogen und so hieb er mit dieser nun auf das Fenster ein und endlich... nach zwei Versuchen gab die Scheibe nach, bildete große Risse und ließ sich aus der Wagentür heraus trennen. Nun erkannte Chris auch, dass Semir die Augen geschlossen hielt und sich nicht mehr rührte, während Chris versuchte, seinen Oberkörper halb durch das nun offene Seitenfenster zu schieben. Er versuchte erst gar nicht den Sicherheitsgurt zu öffnen, denn das dieser klemmte war ihm klar, sonst hätte sich Semir schon längst selbst befreit. Glücklicherweise trug er stets ein kleines Taschenmesser bei sich, das wohl in dem Augenblick, als die Klinge den Gurt zerschnitt, seinem Partner das Leben rettete.


    Er packte Semir und zog ihn aus dem untergegangenen Wagen. Chris erlebte es nur noch wie durch einen zähen Nebel, der allerdings verschwand, als sein Gesicht endlich die Oberfläche durchstieß. Er atmete einige Male tief durch, während die ersten Atemzüge regelrecht in seiner Lunge brannten, bevor er schließlich Semir aus dem eiskalten Wasser schob und sich hinterher zog. Obwohl Chris selbst total außer Atem war, begann er ohne zu zögern damit, seinen leblosen Partner zu beatmen. Er hatte kein Zeitgefühl mehr, wusste nicht, wie lange er so dasaß und die Handlungen wie in Trance vornahm. Einfach solange bis Semir endlich zu husten begann und das Wasser ausspuckte. Von all dem, was in den folgenden Sekunden um ihn geschah, bekam Semir nichts mit. Er hatte keine Ahnung, dass Chris ihn rettete, indem er die Scheibe mit seiner Dienstwaffe einschlug, ahnte nicht, dass Chris’ Taschenmesser für die Durchtrennung des Sicherheitsgurtes zuständig gewesen war und bekam natürlich auch nicht mit, dass Chris ihn aus dem Wasser ans rettende Ufer schleppte. Semir war ohnmächtig. Ein Zustand, in dem er natürlich nur ungern aber vor allem auch selten verweilte. Es war äußerst unangenehm, nicht mehr Herr über sich selbst zu sein. Natürlich konnte man überhaupt nichts mehr machen, auch, wenn man das im Grunde gewollt hätte. Aber das Wort „ohnmächtig“ sagte es ja schon: man war „ohne Macht“, Macht im Sinne von Körperkontrolle und Nachdenkens. Also musste sich Semir dem Schicksal hingeben und hoffen, dass sein Partner genug Kraft für sie beide hatte. Chris begann mit den Wiederbelebungsversuchen. Es dauerte und Chris verlor langsam die Geduld. Mit voller Wucht schlug er Semir auf die Brust. „Komm schon, verdammt!!“ schrie er dabei. Doch Semir regte sich nicht. Chris machte Mund-zu-Mund-Beatmung. Nach ihm unendlich dauernden Minuten fing Semir endlich an zu husten. „Ja…. so ist gut… alles okay…“ stieß Chris erleichtert aus

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  • Semir schlug die Augen auf. Hustend würgte er das geschluckte Wasser hervor und sog leicht panisch die Luft ein, als befürchtete er, nicht genug davon bekommen zu können. Was war geschehen? Im ersten Moment wusste er es nicht, doch nachdem er mehrmals mit den Augen geblinzelt hatte und die Benommenheit verging, nahm er sein Umfeld – den Rhein, Chris, die Gebäude – wahr und wusste es wieder. Er dachte aber nicht nur an die Drogenhändler, sondern auch an Andrea und Aida. Innerlich entschuldigte er sich dafür, sie im Stich gelassen zu haben… sie fast im Stich gelassen zu haben. Er schloss die Augen und zog die Beine an. Schwindel überkam ihn, doch er wusste, dass er nur atmen musste. Das würde vergehen. Müde lächelnd sah er Chris an. „Danke Partner.“, sagte er und ohne nachzufragen wusste er, dass er es nur Chris zu verdanken hatte, hier lebendig zu liegen. Vorsichtig versuchte Semir aufzustehen, doch sein Nacken schmerzte. „Ahh…“, lies Semir leise ertönen und rieb sich das schmerzende Körperteil. Dann fluchte er, was er ja immer gut konnte: „Verdammt.“. Doch er versuchte er gleich ein zweites Mal – nun vorgewarnt – und setzte sich auf. Ohne eigentlich auf den eigenen Körper zu hören und sich vielleicht zu schonen, wollte Semir gleich wissen, was genau mit den Verbrechern war: „Habt ihr sie geschnappt?“, fragte er und sah seinen Partner hoffnungsvoll an. Wenn nicht, dann war die ganze Aktion umsonst gewesen. „Leider nein. Ich war damit beschäftigt dich zu retten.“ gab Chris leise zu. Semir nickte nur und schloss erneut die Augen. Er war völlig fertig und seine Atmung machte ihm noch Probleme.


    Chris sah Semir besorgt an. „Bist du okay?“ fragte er. „Geht schon… nur etwas schwierig mit dem Luft holen.“ stieß Semir schwer atmend aus. „Okay… die Leute sind weg. Wir sollten ins Krankenhaus fahren. Du warst schließlich ne ganze Weile ohne Bewusstsein und das sollte untersucht werden. Außerdem war das Wasser verdammt kalt.“ meinte Chris und zog Semir auf die Beine. „Wo ist mein Auto?“ fragte Semir plötzlich. „Auf dem Grund des Rheines.“ Scheinbar hatte Semir vergessen, dass er mit dem Wagen in den Rhein gestoßen wurde. Noch ein Zeichen dafür, dass er schwerer verletzt war, als er zugab. Er sackte wieder zusammen. Chris hielt ihn fest. "Ich ruf dir einen Krankenwagen... und keine Widerrede!" entschied Chris, während er sich langsam erhob und zu seinem Dienstwagen hinüber ging, auf dessen Beifahrersitz noch immer sein Handy lag, auf dem er nun die Nummer wählte. Vielleicht war ihm diese 'Ablenkung' auch ganz Recht, um nicht Semirs enttäuschtes Gesicht sehen zu müssen, da der Fall im Augenblick in den Sand gesetzt war. Und Chris war sich ebenso bewusst darüber, dass die Sache, sich zu trennen und beiden Hinweisen nachzugehen, allein auf seinem eigenen Mist gewachsen war. Semir gab tatsächlich keine Widerworte. Er spürte seine Rippen. Scheinbar hatte er mehr als nur ein Schleudertrauma abbekommen. Es war verdammt knapp gewesen. So verdammt knapp. Wenn Chris nicht.... „Hey! Komm schon!“ rief Chris ihn aus seine Gedanken.

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  • Andrea war zur gleichen Zeit in der PAST angekommen. Sie nahm Aida aus dem Kindersitz und betrat das Büro. Susanne saß an dem Schreibtisch, der noch vor vielen Jahren ihr Arbeitsplatz war. „Hallo Susanne.“ begrüßte sie ihre Freundin. Susanne sah auf. „Andrea! Was für eine Freude. Wie geht es dir und der Kleinen denn?“ kam von ihr. Sie sprang auf und umarmte Andrea herzlich. „Danke, es geht wieder gut. Ich wollte Semir überraschen.“ erklärte Andrea und sah in das leere Büro. „Er ist nicht da?“ fragte sie enttäuscht. „Nein… er und Chris sind im Hafen unterwegs. Drogenhändler. Letzte Woche gab es einen schweren Unfall mit Toten und Schwerverletzten. Tja.. und wie du weißt sind Semir und Chris nie weit weg, wenn solche Sachen passieren. Aber keine Sorge… es ist alles in Ordnung. Seit der Sache mit…“ Susanne stockte. Sie wusste nicht wie Andrea auf die Erinnerung der schlimmsten Stunden in ihrem Leben umgehen konnte. Andrea nickte. „Ja sicher… ich weiß wie du es meinst. Na gut, dann warte ich im Büro auf meinen Helden.“ lachte sie und nahm Aida auf den Arm. Das Funkgerät plärrte laut als plötzlich eine Andrea bekannte Stimme vernahm. Chris forderte über Funk einen Rettungswagen für Semir. Andrea sah Anna erschrocken an. „Chris! Andrea hier! Was ist mit Semir? Wo ist er?“ fragte sie ängstlich. " Ähm…. Andrea…Wir hatten einen kleinen Zwischenfall und ich bringe Semir ins Marien-Hospital. Aber nur zur Vorsorge… er ist okay…" klang es in ihren Ohren und sie sah Susanne geschockt an. Andrea glaubte nicht richtig zu hören als es aus dem Funk kam „Susanne…. Sag mir dass du das Gleiche gehört hast wie ich. War das eben Chris Ritter der sagte er würde Semir ins Krankenhaus bringen?“ fragte sie und versuchte ihre Wut zu kontrollieren. „Ich fahre sofort zum Krankenhaus… kann ich dir Aida solange hier lassen? Sie muss nämlich nicht mitbekommen, was gleich dort los sein wird.“ drohte sie indirekt. Ohne eine Antwort von Susanne abzuwarten griff sie ihre Schlüssel und rannte zum Wagen.


    Susanne sah Andrea nach. Sie wusste, dass Andrea völlig aufgelöst war. Nicht zu wissen was mit ihrem Mann war, vertröstet zu werden von seinem Partner der es herunter spielte. Chris und Andrea hatten seit einiger Zeit ziemliche Probleme, weil Chris durch seine Arbeitsweise die letzten Male Semir ziemlich in Schwierigkeiten brachte. Er tat es unbewusst und vermutlich nur, weil er eigentlich immer allein gearbeitet hatte. Sicher war es schwer für ihn, einen Partner an der Seite zu haben und damit auch Verantwortung für sich und ihn zu übernehmen. Andrea würde abgehen wie eine Rakete. Sie wollte erst noch etwas antworten, doch Andrea war schon raus. „Oh weia…. Die Mama ist ganz schön sauer, was? Aber ich denke nicht dass Chris daran schuld ist. Und wenn dann kann ich nur sagen….Armer Chris.“ sagte sie leise und hob Aida aus dem Sitz. „Na die Mama ist ja ganz schön unter Dampf, was?“ sie sah Aida an. „Aber ich verstehe sie.“ gab sie zu. Dann dachte sie an Tobias. Jetzt waren es schon einige Wochen. Bisher hatte sie es geheim gehalten, dass sie einen Freund hatte. Die Zeit… Sie waren wie im Flug vergangen und sie erwischte sich dabei, dass sie sich ein Kind von diesem Mann wünschte. „Weißt du was wir beide jetzt machen?“ fragte sie das Kleinkind welches neugierig guckte. „Wir schreiben nun die Karten an die Kollegen. Es wird eine ganz tolle Party. Du kommst auch mit. Und der Papa… wenn er nicht zu schwer verletzt ist. Ja und der Chris darf auch kommen, wenn er nach dem Gespräch mit der Mama noch dazu kommt.“ lachte sie. Aida krakelte in ihrem Sitz. Susanne machte sich an die Arbeit und legte jedem Kollegen eine der Karten auf den Tisch. Auch Anna sollte dazu kommen. Susanne dachte an die letzen drei Wochen. Sie und Tobias wollen zusammen ziehen und eine Party schmeißen. Dazu wollte sie wenigstens alle Kollegen einladen. Sie ging mit Aida ins Büro und stellte den Sitz direkt neben ihr auf den Schreibtisch.

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  • Als Chris und Semir am Krankenhaus ankamen, wunderte Chris sich nicht, das Semir scheinbar schon okay war. „Ich muss da nicht rein, Chris… mir geht es blendend!“ kam von ihm. „Klar doch Semir…. Du warst verdammt noch mal Bewusstlos. Über eine längere Zeit. Du hast Wasser geschluckt, vermutlich mehr als du vertragen konntest. Und sauber ist das Wasser im Rhein bestimmt nicht. Wir gehen jetzt da rein und du wirst dich durchchecken lassen“ befahl Chris. Semir sah ihn an. „Chris…. Es geht mir gut… ich habe lediglich ein paar Schmerzen in der Brust. Wenn die jetzt was feststellen, dann werde ich doch direkt wieder kalt gestellt!“ befürchtete er. Chris lachte. „Du hast Angst!“ stellte er fest. „Quatsch! Ich habe keine Angst! Mir fehlt nichts. Fahr mich nach Hause und ich ziehe mir nur kurz um.“ bestimmte Semir und machte keine Anstalten auszusteigen. Chris schüttelte energisch den Kopf. „Ich komme mit rein und halte Händchen. Nicht das du noch weg läufst..“ grinste Chris, stieg aus und hielt Semir die Tür auf. „Ja, ja, mach du dich nur lustig.“, kommentierte er dies, war aber nicht mehr sauer sondern hatte nur in gewohnter Manier geantwortet. Zusammen gingen sie nun in das Gebäude. Die beiden Autobahnpolizisten mussten ein erbärmliches Bild abgeben: beide noch mit feuchten Sachen am Körper, die zwar nicht mehr vor Wasser trieften, jedoch noch immer an den Körpern der beiden klebten. Dazu Semirs steifer Gang und die Hand, die auf die schmerzenden Rippen gehalten wurde. Diesem Anblick war es wohl zu verdanken, dass sofort eine Schwester ankam und sich der beiden Polizisten annahm. „Was ist denn mit Ihnen passiert?“, wollte sie wissen und schob die beiden Männer in einen der Behandlungsräume. „Och, nur ein kleiner Unfall.“, verkündete Semir und sah zu Chris. „Nun gut, ich hole ihnen erst einmal zwei Decken. Sie haben Glück, heute ist nicht viel los. Es wird sicherlich gleich einer zu ihnen kommen.“ - Semir nickte und setzte sich auf einen der Stühle, die im Raum standen – demonstrativ nicht auf die Behandlungsliege.


    Tatsächlich dauerte es nicht lange und ein Arzt kam in den Raum, gefolgt von der Schwester, die Semir und Chris je eine Decke reichte. Der Arzt wollte wissen, was den beiden Männern fehle und Semir erzählte ihm, dass sie beide zur Kripo Autobahn gehörten und im Groben, was passiert war. Die Sache mit dem halben Ertrinken ließ er gekonnt aus, sondern sagte nur, dass der Wagen in die Seite gerammt worden war und dass er daraufhin in den Rhein gestürzt war. Natürlich fanden sowohl Arzt als auch Schwester diesen Fall äußerst aufregend – Semir war nur genervt. Der Arzt stellte wenig später fest, dass Semirs Nackenschmerzen wohl Folgen eines Schleudertraumas seien und dass sie den Brustkorb röntgen müssten, um ernsthafte Verletzungen auszuschließen. „Hauptsache ich bin hier schnell wieder raus…“, konnte sich Semir nicht verkneifen und der Arzt hob skeptisch seine dunklen Augenbrauen: „Da wäre ich mir an Ihrer Stelle noch nicht so sicher.“, verkündete er, was Chris einen bösen Blick des älteren Partners einfing. „So, dann setzen Sie sich einmal hier hinein, damit ich sie zur Radiologie bringen kann.“, erklärte die Krankenschwester und zeigte auf den Rollstuhl. „Was, IN DAS TEIL?“, fragte Semir ungläubig, „Kommt nicht in Frage, ich kann alleine gehen.“ – „Nananana.“, schüttelte die werte Frau Krankenschwester den Kopf, „Krankenhausvorschrift. Keine Widerrede.“ - im Folgenden murmelte Semir einige unverständliche Worte vor sich hin – Flüche? Gegen Chris? – setzte sich aber widerspenstig in den Rollstuhl und ließ sich gezwungenermaßen abtransportieren, bis zur Radiologie. Chris musste davor warten, während man Semir röntgte. Den Blick dem ihn Semir zuwarf, als er im Rollstuhl sah ließ ihn leicht schmunzeln. Er hob entschuldigend die Arme. „Sorry Partner, aber ich denke es ist sehr sinnvoll, dass du hier bist.“ meinte er nur und ließ sich auf den Stuhl im Flur fallen. Nun hieß es warten.

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  • Andrea kam im Krankenhaus an. Sie rannte in die Notaufnahme, denn dort vermutete sie Chris und Semir. Der Geruch des Krankenhauses machte ihr Angst. Sie mochte diesen Geruch nicht. Wie oft war sie schon hier und hatte um das Leben von Semir gebangt, wenn er einen Unfall hatte, oder er durch eine Kugel verletzt wurde oder…. Sie versuchte ihre Gedanken zu konzentrieren. Sie akzeptierte Chris als Partner aber aufgrund seiner Vergangenheit schien er die Realität zu vergessen. Er war das allein arbeiten gewohnt und konnte vermutlich immer noch nichts mit dieser Zusammenarbeit anfangen, aber genau das ist Semir nun zum Verhängnis geworden. So sah Andrea es. Sie ging in Gedanken das durch, was sie Chris sagen wollte und war sich sicher, dass er sich wieder herausreden wollte. Sicher…. Chris hatte in den letzten Wochen auch viel durchmachen müssen, aber das war keine Entschuldigung. Sie musste aufpassen, dass sie nicht zu laut wurde, immerhin war es ja ein Krankenhaus. Sie atmete tief ein und aus. Versuchte ruhig zu werden. Chris… Ritter… egal, wann Semir in Bedrängnis gerät… er ist stets dabei…. Vor Sorge um ihren Mann vergaß sie völlig, dass es für einen Partner doch üblich war dabei zu sein. Sie versuchte sich zu beruhigen. bleib sachlich ermahnte sie sich in Gedanken. er soll erst einmal erklären was passiert ist. Vielleicht hat Semir sich ja auch selbst in den Schlamassel gebracht. versuchte sie sich einzureden. Nein…. Niemals. Seit Semir Vater geworden ist, war er wesentlich vorsichtiger was seine Fälle angeht. Er war nicht mehr so leichtsinnig gingen ihre Gedanken weiter. Dass sie sich damit selbst widersprach, merkte sie gar nicht. Sie spürte immer mehr die Wut ansteigen. Dann sah sie ihn. Er, der für sie an dem was passiert ist Schuld war. Mit entschlossenen Schritten und eine Menge Wut im Bauch ging sie auf ihn zu.


    Chris hatte gerade die langen Beine von sich gestreckt und den Hinterkopf gegen die weiße Krankenhauswand gelehnt. Bekanntlich konnten Untersuchungen im Krankenhaus etwas länger dauern und somit hatte er sich auf eine längere Wartezeit eingestellt. Eine vorbeieilende Krankenschwester wollte ihm erneut eine Decke oder Kaffee andrehen, doch Chris lehnte dankend ab. Hier im Gebäude war es ja nicht so kalt und er verraute sowieso darauf, dass die Kleidung bald trocknen würde. Er war nun mit den Gedanken nicht mehr bei dem zuvor geschehenen Unfall, sondern schon wieder bei der Lösung ihres jetzigen Falls. Die Hinweise waren gut und vielversprechend gewesen. Hartmut hatte wirklich mal wieder ganze Arbeit geleistet. Allerdings waren sie nun genauso schlau wie vorher. Doch sie würden diesen Kerlen einfach nur das Handwerk legen müssen. Das waren keine kleinen Fische, hinter denen die Polizisten her waren, sondern die organisierte Kriminalität bei denen auch einige angesehene Spediteure ihre Finger im Spiel hatten. Bisher hatten Semir und Chris allerdings die handfesten Beweise gefehlt, um die Kerle dingfest zu machen. Das was dort abging war Drogenschmuggel auf höchstem Niveau und Chris war sich sicher, dass auch einige von den hohen Herren darin steckten.

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  • Langsam wurde es einfach auffällig, dass die Schmuggler immer wieder ein Loch fanden, durch das sie hindurch schlüpfen konnten. Dass sie somit Leute hatten, die in den Behörden, beim Zoll oder bei der Polizei für sie spionierten. Das lag zumindest für Chris klar auf der Hand. Ein leises Seufzen kam über seine Lippen und er spähte mit einem leicht desinteressierten Blick den menschenleeren Krankenhausflur entlang, als er Andrea hörte. „Chris! Wo ist Semir? Was ist mit ihm? Was ist passiert? Wie geht es ihm?“ fragte Andrea um zunächst zu erfahren was mit ihrem Mann war. Sie sah Chris ängstlich an und hoffte von ihm die Antwort zu bekommen. „Andrea… hör mir einen Augenblick zu…..“ fing er an und wollte ihr erklären was vorgefallen war als sie ihm ins Wort fiel. „Was ist passiert? Und komme mir jetzt nicht mir irgendwelchen Sprüchen wie * es ist alles in Ordnung*. Es ist nicht alles in Ordnung. Denn wenn es in Ordnung wäre, würde Semir nicht hier sein. Sag mir bitte was los ist und zwar sofort!“ forderte sie ihn leise, ja fast fauchend wie eine Raubkatze, auf. „Andrea…“ begann er erneut in seiner gewohnt ruhigen Art und Weise, auch damit sich Semirs Frau etwas beruhigen konnte. Er konnte ja sehr gut verstehen, dass sie sich um ihren Mann sorgte. „Semir geht es soweit gut, mach dir keine Sorgen. Er hatte einen kleinen Unfall und nun ein Schleudertrauma und vielleicht einige angebrochenen Rippen. Ich…“ erklärte er. „Nur?“ fauchte Andrea ihn wütend an. „Nur? Ist das nicht ausreichend? Wo ist sein Wagen? Ich habe seinen Wagen nicht gesehen?“ kam die nächste Frage von Andrea.


    Oh verdammt, daran hab ich gar nicht gedacht….ging Chris durch den Kopf. „Nun…er liegt am Boden des Rheines. Diese Gangster, die wir gejagt haben, … einer von ihnen rammte Semirs BMW und er ist in den Rhein… und untergegangen. Ich habe ihn rausgeholt. Er war…bewusstlos..“ erklärte er leise. Andreas Augen weiteten sich immer mehr. „Semir…er ist mit seinem Wagen in den Rhein…?“ fragte sie ungläubig nach. Chris nickte. „Ja… aber er hat es sehr gut überstanden…ein paar Wiederbelebungen und er war zurück..“ lächelte Chris, der auch etwas stolz auf seine Aktion war. „Es war lediglich ein kleiner Unfall…“ beruhigte er Andrea weiter. Doch genau mit dieser Aussage brachte er sie zur Weißglut. „Ein kleiner Unfall? Ein kleiner Unfall? Sein Wagen ist im Wasser. Er war ohne Bewusstsein und du hasst ihn wiederbelebt? Und es war alles nur ein kleiner Unfall? ...“ Andrea kochte. „Das wird schon wieder.“ kam erneut von Chris zur Beruhigung. „Ja sicher wird das wieder. Und dann? Was kommt dann? Wo warst du als es passierte? Hast du einen Kaffee getrunken? Oder bist du spazieren gegangen?“ forsch kam eine Frage nach der Anderen. Andrea lief ein paar Schritte auf und ab um sich zu beruhigen, aber es ging nicht. „Wo ist er?“ fragte sie und sah Chris an. „Ist er da drin?“ fragte sie und wollte die Tür aufmachen. Dann stockte sie und sah Chris erneut an. „Wird er gerade untersucht? Operiert? Was wird mit ihm gemacht? Ich will sofort zu ihm!“ sagte sie laut und vernehmlich. Erst jetzt bemerkte sie, dass er scheinbar nasse Kleidung hatte. Sie sah ihn entsetzt an. „Wieso bist du nass?“ wollte sie wissen. „Weil ich ihn aus dem Wagen geholt habe. Hör mir zu! Es geht ihm soweit gut…. Ich schwöre dir, es ist alles in Ordnung. Er wird gerade geröntgt.“ Versuchte er auf sie einzureden doch Andrea schien gar nicht richtig hinzuhören.. „Willst du mich beruhigen? Wart ihr zusammen oder nicht? Warum ist er da drin und dir geht es ja scheinbar gut? Abgesehen von der Kleidung, die scheinbar etwas gelitten hat.“ Andreas Stimme veränderte sich, ohne dass es ihr bewusst war.

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  • so ausnahmweise mal eine doppelte Portion, da ich heute am Set bin.... und es nichts mehr gibt heute... also einteilen ;)


    Chris wunderte sich wirklich über Andreas Anfall. Er konnte zwar nicht behaupten, die junge Frau in- und auswendig zu kennen, dafür hatten sie einfach zu wenig miteinander zu tun. Doch Semir sprach oft von seiner kleinen Familie und wie glücklich er darüber war und Chris hatte Andrea Gerkans Nerven nicht so dünn eingeschätzt. Vielleicht tat er ihr auch Unrecht damit, schließlich war sie erst vor nicht all zu langer Zeit in höchster Lebensgefahr geschwebt und nicht nur ihr eigener Schutz war damals wichtig gewesen, sondern auch der ihres Kindes und sicher hatte sie sich ebenso für Katrin verantwortlich gefühlt. Ob sie das alles schon so verkraftet hatte, konnte der Hauptkommissar nicht sagen, denn darüber hatte er mit Semir nicht ausführlich gesprochen. Ja... und das mit dem 'kleinen Unfall' eben war vielleicht auch nicht die volle Wahrheit, denn als klein konnte selbst Chris das nicht bezeichnen, der schon etliche Unfälle in seinem Leben und während seiner Berufslaufbahn gesehen hatte. Er wollte Semirs Frau allerdings auch keinen Schrecken einjagen, denn Erzählungen hörten sich manches Mal schlimmer an, als die Tatsache schlussendlich gewesen war. Wobei es dieses Mal wirklich knapp gewesen war und der Halbtürke wenige Sekunden später womöglich schon nicht mehr am Leben gewesen wäre. Allerdings würde Chris das verschweigen, es war Semirs Sache, ob er es so genau erzählen wollte oder eher nicht. Doch die Hintergründe des Unfalls würde Andrea früher oder später doch erfahren und ob er jetzt schon Ärger bekam oder erst in ein paar Stunden im Büro von Frau Engelhardt war im Grunde genommen egal und nebensächlich. Zumal in diesem Punkt Andrea auch Recht hatte - wäre es nur ein kleiner Unfall gewesen, würde der BMW nun draußen vor der Tür stehen, verbeult vielleicht.


    Bei ihren Unterstellungen allerdings, wo er denn gewesen war, musste sich Chris zusammen reißen, um weiterhin ruhig zu bleiben. Er holte einmal tief Luft, ließ den Sauerstoff in seine Lungen strömen und wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicheres, als sich eine Zigarette anzustecken und einen tiefen Zug zu nehmen, der ihn sofort entspannte und beruhigte. Es würde nämlich nichts bringen, wenn er nun auch die Nerven verlor und so klang seine Stimme wiederum ruhig, als er ihre Fragen sachgemäß beantwortete. „Hör zu... wir haben zwei dringende Hinweise erhalten und beschlossen, beiden gleichzeitig nachzugehen. Wir haben uns getrennt. Semir wurde dann allerdings entdeckt und unter Beschuss genommen, woraufhin er mich über Handy informiert hat. Einer dieser Kerle hat seinen Dienstwagen gerammt und in den Rhein geschoben. Ich hab ihn raus geholt, deshalb auch die nasse Kleidung. Im Augenblick wird er untersucht und geröntgt, du musst dich leider noch etwas gedulden, bevor du zu ihm kannst. Aber du kannst mir glauben, in ein paar Tagen ist er wieder fit, du kennst ihn doch." sagte er beherrscht.


    Andrea sah ihn an. Wie war das? Sie hatten sich getrennt? Ihr Blick verfinsterte sich und sie holte tief Luft. „Du und er … ward nicht zusammen? Seid ihr Supermänner oder was? Ja sicher…. Ist doch klar… das darf doch wohl nicht wahr sein. Seid ihr erst seit Gestern bei der Polizei oder was? Du als ehemaliger verdeckter Ermittler, vor allem dir sollte doch die Gefahr klar sein, wenn man ohne Rückendeckung auf Tour geht. Was sollte das denn? Willst du Semir dazu verleiten, dass er sein Leben aufs Spiel setzt? Verdammt er hat Familie!!!“ schrei sie ihn wütend an. „Da kann er ja froh sein, dass du ihn überhaupt rausholen konntest. Was wäre denn wenn du nur wenige Minuten zu spät gekommen wärst? Hättest du mir dann auch gesagt,,, Sorry aber Semir lebt nicht mehr? Wie wolltest du mir beibringen, dass er nicht mehr lebt? Wie? Und was das in ein paar Tagen wieder fit angeht… sicher wird er das sein. Und dann? Was kommt als nächstes? Meinst du ich will noch einmal so etwas durchmachen, wie mit Katrin und Aida? Meinst du nicht, dass…Weißt du eigentlich was Angst ist? Weißt du wie es ist ohne Hoffnung…? Nein sicher nicht. Denn sonst wärest du für Katrin da gewesen, als sie dich brauchte. Sie hat mir einiges erzählt…. während wir…“ Andrea fing an zu weinen, als die Erinnerung zurück kam. Doch nur kurz und sie hatte sich wieder in Gewalt. Sie wollte diesem Mann gegenüber keine Gefühle zeigen. Er war kalt… so eiskalt…


    Chris musste nicht beherrschen, um nicht genervt die Augen zur Decke zu drehen. Diese Reaktion von ihm hätte sonst mit Sicherheit Andrea mitbekommen und das hätte wohl nur unnötig ihre Verärgerung geschürt. Natürlich war er nicht erst seit gestern bei der Polizei und er wusste auch, was in diesem Job das oberste Gebot war. Üblicherweise war es riskant, irgendwo ohne Rückendeckung hinzugehen, doch in diesem Fall hatten die beiden Kommissare das Risiko abschätzen können. Es war schließlich nicht darum gegangen, die Drogenhändler zu stellen und festzunehmen, sondern sie erst einmal nur zu beobachten und sie zu observieren. Dem 38-jährige wurde zwar öfters nachgesagt, dass er leichtsinnig war, doch er war schon jahrelang in diesem Job und er wusste, wann er ein Risiko eingehen konnte und wann besser nicht. „Du musst mir nicht erklären, wie ich meinen Job zu tun habe. Wir hielten die Gefahr für gering und nur deshalb sind wir beiden Hinweisen zeitgleich nachgegangen. Ich würde deinen Mann nie zu irgendetwas zwingen, er ist alt und erfahren genug um selbst zu wissen, wie er sich zu verhalten hat.“ Andrea hatte doch nicht wirklich eine Ahnung davon, wovon sie nun sprach. Er setzte sein Leben aufs Spiel? Das entsprach sicher der Wahrheit, doch wofür das ganze? Ganz sicher nicht, weil er auf diesen Kick stand. Er versuchte einfach seinen Job zu machen und indem Semir und Chris anderen Leuten den Hals retteten oder den bösen Jungs das Handwerk legten, schlitterten sie gezwungenermaßen immer in diese bedrohlichen Situationen.
    Andreas Unterstellungen, er würde seinen Partner dazu verleiten, dass dieser ebenfalls sein Leben aufs Spiel setzte, machte ihn nun doch wütend und verärgerte den Dunkelhaarigen. Aber wahrscheinlich war es schwer für Außenstehende den wahren Alltag der beiden Autobahncops zu verstehen und nachvollziehen zu können. Obwohl Andrea es eigentlich wissen müsste, schließlich war sie selbst jahrelang hautnah dabei gewesen. Selbstverständlich musste es für sie auch ein Schock sein zu hören, dass ihr Mann mit seinem Dienstwagen im Rhein gelandet war. Kein schöner Gedanke! „Ja, einer dieser Kerle hat Semirs Wagen gerammt und in den Fluss geschoben. Er konnte sich nicht selbstständig befreien, da sich der Sicherheitsgurt verklemmt hatte. Und vielleicht hätte alles ein böses Ende genommen, wenn wir beide in diesem Wagen gesessen hätten.“ Zumindest diesen Vorteil hatten die Alleingänge der beiden Männer gehabt. Doch als Andrea seine Familie ansprach kam die Wut. „Lass meine Familie aus dem Spiel! Du weißt gar nichts! Was hat Katrin dir erzählt?“ wollte er wissen. Doch bevor sie antworten will drehte er sich um. „Wenn ich und Semir zusammen gewesen wären, dann wäre es durchaus möglich dass niemand von uns überlebt hätte. Schon mal an diese Möglichkeit gedacht?“ fragte er wütend.

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  • Andrea sah den großen Mann in die Augen. Erst jetzt kam es ihr in den Sinn, dass er mit dieser Möglichkeit Recht hatte. Dann wären sie beide vielleicht ertrunken. Sie atmete tief ein und schloss die Augen. „Chris… verstehst du mich denn nicht? Ich habe Angst. Um Semir…. Er war früher schon so unvorsichtig und glaubte gegen jeden kämpfen zu können. Weißt du wie oft er im Krankenhaus lag und ich um sein Leben gebangt habe? Aber wenn du wissen willst, was Katrin mir erzählt hat dann kannst du es gern haben. Sie hat mir erzählt, dass sie dich auf der Straße getroffen hatte. Du hast sie übersehen. Bist einfach an sie vorbei gegangen. Scheinbar hast du ihr schon sehr früh beigebracht, dass sie nicht einfach „Hallo Papa“ sagen durfte. Warum nicht? Weißt du wie schwer es ist, für ein Kind seinem Vater nicht einmal hallo zu sagen? Ihn nicht in die Arme zu nehmen?“ fragte Andrea. Chris nickte. „Ja ich weiß…. Aber ich war undercover und wenn ich Katrin …wenn ich sie in den Arm genommen hätte, dann wäre sie vermutlich in großer Gefahr geraten. Meine Gegner durften nicht wissen, dass ich angreifbar bin. Ich habe damit auch Katrin geschützt.“ erklärte er mit unterdrückter Stimme. „Geschützt? Hast du es ihr einmal erklärt? Hast du ihr einmal gesagt, dass du sie liebst? Für dich gibt es doch nur dich. Du bist ein Egoist erster Klasse!“ Andrea wurde lauter als sie es eigentlich wollte und bemerkte, dass eine Schwester sie böse ansah. Sie ging ein paar Schritte und setzte sich dann auf einen der Stühle.


    „Warum dauert das denn so lange? Wenn du sagst, dass er nicht schwerverletzt ist, dann müsste er doch eigentlich wieder zurück sein.“ sagte sie leise, fast unhörbar. Sie lehnte ihren Kopf an die Wand und schloss die Augen. Vermutlich, so dachte sie, nahm Chris es nicht einmal wahr, dass sei voller Sorge war. Doch nun setzte er sich neben ihr und berührte ihre Hand. „Andrea… bitte… es ist alles okay. Du wirst sehen. Er wird gleich wieder einen Aufstand machen, weil die Ärzte ihn hier behalten wollen.“ mutmaßte er. Andrea sah ihn an und lachte leise. Hatte sie Chris doch falsch eingeschätzt. Er konnte ja doch fürsorglich sein. „Ich verstehe dich sehr gut. Ich hatte auch Angst um Semir. Glaub mir… es ist mir nicht egal was mit meinen Freunden passiert. Vielleicht können wir ja auch Freunde werden. Und was Katrin angeht… ja du hast Recht…. Aber seit dieser Sache…da weiß ich, das ich damals falsch gehandelt habe…“ Er sah sie an. Andrea holte tief Luft. Sie hatte wohl doch etwas überdreht gehandelt. Sie lächelte ihn an. „Entschuldige… ich war ungerecht. Danke dass du ihn gerettet hast…“ sagte sie nur.

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  • Während draußen vor der Radiologie die Post abging, hockte Semir in seinem Rollstuhl und wartete, dass man ihn endlich röntgte. Doch das dauerte länger, als es dem Autobahnpolizisten eigentlich lieb gewesen wäre. Vor ihm waren noch einige andere Patienten dran und als er dann endlich an der Reihe war, waren seine Nerven schon zum Zerreißen gespannt. „Herr Gerkhan.“, bat ihn eine Schwester nun und sofort war Semir zur Stelle. Er erhob sich aus seinem Stuhl und stellte sich auf die gewünschte Position, sodass man ein gutes Röntgenbild bekam. Die ganze Prozedur lief dann doch recht schnell ab und wenig später saß er wieder in einem Behandlungsraum und wartete auf die Ergebnisse. Auch dies dauerte ausnahmsweise nicht mehr ganz so lange, denn schon betrat der Arzt den Raum und hielt einen braunen Umschlag in seinen Händen. „So, Herr Gerkhan, hier haben wir ihre Röntgenbilder.“, Semir nickte, dass in dem Umschlag die besagten Bilder waren, hatte er sich ja fast gedacht. Warum eigentlich dieses ganze Drumherum? Konnte der Mediziner nicht einfach klipp und klar sagen was los war und schon war Semir verschwunden? Ungeduldig tippelte der Polizist mit seinen Fingern auf der Lehne des Rollstuhls herum. Chris wartete eigentlich schon viel zu lange, sie hätten längst schon wieder auf der Suche nach den Drogenhändlern sein können. „Sie haben zwei gebrochene Rippen, eine weitere ist angebrochen.“, folgten dann die Worte des Arztes, welche Semirs Laune im Nu herunterschraubten.


    „Gebrochen?“, fragte er leicht entsetzt nach und schüttelte entnervt den Kopf. „Das heißt für Sie, dass Sie sich erst einmal mindestens drei Wochen schonen müssen. Danach sollten Sie zu Ihrem Hausarzt gehen, der Sie erneut röntgt um zu sehen, ob alles gut verheilt ist.“ Erklärte der Arzt. Semir hörte kaum mehr zu. Mindestens drei Wochen? Das durfte doch nicht wahr sein! Erst vor kurzem hatte er seinen Dienst neu antreten können, nachdem man ihn angeschossen hatte, und nun sollte er erneut zuhause sitzen und Däumchen drehen!? Semir konnte es nicht fassen. „So, Herr Gerkhan, ich bringe Sie dann mal nach vorne.“, erklärte wenig später die Krankenschwester, die Semir so oder so schon auf die Nerven ging. „Ja…“, brummte er, war aber froh, endlich den Rollstuhl hinter sich zu lassen. Gerade als sie den Flur betreten wollten, kam eine andere Schwester herein. „Achtung, da draußen herrscht dicke Luft.“, erklärte sie und verdrehte dabei die Augen. Dicke Luft? Semir konnte ja nicht ahnen, dass Andrea da war. Zusammen mit der Schwester kam er also wenig später auf den Flur und bekam gerade noch mit, wie Chris Andrea anfuhr: „Du machst es dir so verdammt einfach.“, begann er und sah dabei recht bedrohlich aus, „Wenn ich so ein Egoist wäre, wie du mich siehst, dann würde ich nicht tagtäglich mein Leben riskieren, um das anderer Leute zu retten, schon mal darüber nachgedacht?“, dies und die anderen Dinge, die Chris hervorbrachte, warfen bei Semir Fragen auf, was hier denn zum Teufel noch einmal los gewesen ist.

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  • Semir ging aus dem Behandlungsraum raus und sah Andrea bei Chris stehen. Er warf einen entschuldigenden Blick zur Schwester und lächelte leicht. „Dicke Luft? Das scheint doch etwas untertreiben…“ stöhnte er und ging mit etwas unsicheren Schritten auf Andrea und Chris zu. Er atmete tief durch, denn sie schienen ihn gar nicht zu bemerken. „Verstehst du mich denn nicht? Ich brauche ihn! Ich habe Angst…“ hörte er Andrea sagen und musste schlucken. Irgendwie wuchsen in ihm Schuldgefühle. „Andrea, mein Schatz!“, sagte Semir und schaute sie schief, mit seinen braunen Augen an. „Was machst du denn hier?“, fragte er und trat näher um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. „Du wolltest doch erst morgen aus Neuss zurückkommen?“, verwundert sah er erst Andrea, dann Chris an. Dass nicht alles in Ordnung war, hätte selbst ein Blinder mit Krückstock erkannt, trotzdem hakte Semir in diesem Moment nach: „Was ist denn hier los?“. Sie nahm den Kuss hin. „Ja was mache ich wohl hier? Ich wollte dich überraschen und warte mit Aida bei Susanne im Büro. Dort bekomme ich mit, dass du und Chris einen Unfall haben und dass du wieder im Krankenhaus landest. Und du fragst allen ernstes was ich hier mache? Was ist mit dir?“ Andrea spürte wieder die Wut aufkommen. Sie umarmte Semir und dieser stöhnte leise auf. „Was ist?“ fragte sie erneut. Sie sah von Chris zu Semir und zurück. „Siehst du was ich meine…?“ fragte sie wütend. „Ich habe mir verdammt noch mal Sorgen gemacht, Semir. Was meinst du denn wie lange das noch gut geht?“ gab sie leise von sich. Sie konnte die Tränen kaum zurückhalten „So und zu deiner letzten Frage. Ich habe Chris soeben mal gesagt was ich von ihm halte. Er ist nämlich Schuld daran, dass du ständig in Gefahr gerätst. Hatte er dich wieder dazu überredet sich zu trennen? Oder hast du diese idiotische und absolut schwachsinnige Idee, sich zu trennen? Ich frage Chris was sich zugetragen hat und er erzählt mir, ist nicht so schlimm… nur ein wenig Wasser geschluckt… weil der Wagen in den Rhein geschoben wurde.“ erzählte sie wütend. Sie sah Semir mit wütendem Blick an


    „Andrea…. Bitte. Chris hat mich aus dem Wasser geholt. Wenn er nicht gewesen wäre, dann….vergessen wir es einfach. War ein dämlicher Unfall mehr nicht. Warum machst du ihn denn die Vorwürfe? Genauso gut kannst du sie mir machen. Er kann nichts dafür, dass ich entdeckt wurde.“ erklärte Semir und versuchte die Fronten zwischen Chris und seiner Frau zu glätten. „Aber…“ fing Andrea erneut an. Semir lächelte und streichelte ihr Gesicht. „Nichts aber. Du tust ihm Unrecht. Ich habe der Trennung zugestimmt, weil wir sie für besser hielten. Ein Mann fällt weniger auf, als zwei. Und mir ist nicht wirklich was passiert.“ spielte er es wieder runter. Andrea ging mit ihrer Hand an seine Seite und Semir zuckte zusammen. „Nichts? Warum zuckst du dann zusammen?“ Andrea sah ihren Mann warnend an. Semir warf einen Hilfe suchenden Blick zu Chris der jedoch nur breit grinste und damit Semir zu verstehen gab, das selbst zu klären. „Nun ja… also der Doc meint dass ich Prellungen habe… ja Prellungen. Das dürfe morgen schon fast weg sein…“ redete Semir sich raus. Andrea nickte leicht. „Diese Prellung werde ich mir zuhause dann mal ansehen. Wie lange sollst du diesmal pausieren?“ Sie sah ihren Mann an. „Ich? Ähm…. Drei Wochen…“ kam leise von Semir. Er wusste genau, das er Andrea nicht belügen konnte.

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  • So hier die Auflösung:


    „Semir? Wenn du drei Wochen zuhause sein sollst, dann ist doch wohl etwas mehr, als nur Prellungen oder?“ kam sofort von Chris. Andrea nickte zustimmend. „Ja finde ich auch. Also raus mit der Sprache!“ forderte sie ihn auf. Semir zog die Schultern hoch. Er wollte nicht sagen, dass er zwei Rippen gebrochen und eine angebrochen hatte. Er wollte nicht schon wieder zuhause sitzen… „Das wird schon wieder.“ erklärte er und sah dann zu Andrea die mit einem sonderbaren Gesicht die Augenbrauen hochzog. „Na los… gehen wir…“ meinte er weiter. „und dann schnappen wir uns diese Mistkerle!“ brachte er anschließend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und warf Chris dabei einen viel sagenden Blick zu. „Schatz… was hat der Arzt gesagt?“ harkte Andrea nach, die ihn einfach zu gut kannte um sich mit den Worten „Das wird schon wieder“ abspeisen ließ. „Alles in Ordnung. Ich habe nur etwas zuviel Wasser geschluckt. Er meint ich sollte die nächsten Tage etwas weniger rauchen, dann wird das schon….“ lächelte Semir und küsste sie, bevor sie etwas sagen konnte. Andrea nickte. „Also gut… ich erfahre das schon… Aber jetzt muss ich erst mal Aida abholen und dann kommt ihr beide bitte zum Essen, klar?“ sagte sie kurz an und verschwand.


    Chris ließ sich auf den Fahrersitz seines Wagens gleiten und wartete, bis auch sein Partner eingestiegen war, bevor er in üblicher schwungvoller Weise den Mercedes wendete und auf die Straße hinaus fuhr, die sie zuerst zur Zentrale zurückführen würde, um dann anschließend zu Semir und Andrea nach Hause zu fahren. Die beiden Männer waren erst wenige Meter vom Krankenhaus entfernt, als Chris einen Blick zu Semir auf dem Beifahrersitz hinüber warf. "Und jetzt raus mit der Sprache... was hat der Doc tatsächlich festgestellt?" forderte er ihn auf, nun endlich die Wahrheit zu sagen und es war deutlich, dass der Jüngere Semirs Aussage im Krankenhaus keinerlei Glauben geschenkt hatte. „Hast du doch gehört. Ich bin einsatzfähig.“ kam von Semir. „Semir? Ich bin nicht Andrea und auch nicht die Chefin. Also was ist los?“ harkte Chris nach. „Zwei gebrochene Rippen, eine angebrochene, Schleudertrauma und leichte Gehirnerschütterung.“ murmelte Semir. Chris musste grinsen. „Ach aber einsatzfähig, ja?“ Chris tippte sich an die Stirn. „Na komm… du kennst das doch… das wird wieder.“ lachte Semir und hielt sich die Rippen. „so dann werden wir jetzt zu Andrea fahren, ich werde mit ihr die Friedenspfeife rauchen. Weißt du was… du kannst richtig stolz auf deine Frau sein. Andrea ist ein Vulkan. Ganz ehrlich. Es ist meine ehrliche Meinung. So eine Frau gibt es nicht oft.“ schwärmte Chris. Semir nickte. “Ja ich weiß.“ grinste Semir nur. "Ich weiß, du willst das jetzt nicht hören, aber pass bitte trotzdem auf dich auf. Wir wollen doch nicht riskieren, dass du am Ende komplett ausfällst." entgegnete er mit einem Augenzwinkern zu seinem Partner. Und es war klar, was Chris damit genau ausdrücken wollte. Semir würde einfach in den nächsten Wochen auf sich achten müssen und nichts übertreiben, dann würde das auf jeden Fall wieder werden, ohne dass er dafür gleich krank zuhause blieb.

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  • „Mal ne andere Frage… wie willst du das der Engelhardt beibringen? Die hat den ärztlichen Befund doch sicher bald auf dem Tisch.“ meinte Chris kurz. „Da wird mir schon was einfallen. Ich lasse mich nicht schon wieder ausboten.“ kam von ihm. „Tja…. Da fällt mir bestimmt noch was ein.“ nickte Semir und dachte wirklich darüber nach, was er Anna sagen wollte. Er musste sich seine Worte sehr genau überlegen um Anna klar zu machen, dass er unersetzlich war. „Ich würde zu gerne wissen, wer hinter dieser ganzen Bande steckt.“, grübelte Chris vor sich hin und schüttelte den Kopf. „Wenn ich den in die Finger bekomme, dann kann der was erleben.“, drohte Semir und sein Blick verfinsterte sich. Es war wirklich unglaublich, dass eine so große Gruppe von Drogenhändlern noch immer nicht gefasst war. Semir konnte es sich selbst nicht erklären, er wusste nur, dass es bald mächtig Druck von oben geben würde, wenn sie nicht endlich Erfolg hätten. Semir schwieg einen Moment lang. Seine Gedanken waren noch weit entfernt vom Lamm, welches Andrea heute Abend zubereiten wollte. Sie schweiften von seinem beinahe Ertrinken, zum Mann im anderen Auto und zu Chris, ohne den er jetzt tot wäre. Semir war ihm wirklich sehr dankbar. Gleichzeitig dachte er aber auch an die Diagnose vom Arzt und an die Engelhardt, die sicherlich schon ungeduldig im Büro wartete. Ob Andrea sie zumindest für den Anfang beruhigen konnte? Eigentlich bestand keine Hoffnung, sobald der Bericht auf dem Tisch lag. Ohne Widerrede würde man Semir beurlauben und er würde zuhause sitzen müssen und nichts tun.


    Für einen kurzen Moment legte sich Stille über das Wageninnere und jeder der beiden Männer hing seinen eigenen Gedanken nach. Für Chris zumindest war es meist eher untypisch, dass er sich ständig oder oft Gedanken über dies oder jenes machte. Eine Tatsache, die ihm meist schon den Eindruck von anderen Leuten eingebracht hatte, dass er vor allem auch in seinem Job oft gedankenlos handelte und sich so und vielleicht auch seinen Partner in unnötige Gefahr brachte. In Gefahr, so wie womöglich an diesem Tag wie heute? Schließlich war es die Idee des Jüngeren gewesen, sich kurzfristig zu trennen, damit sie beide gleichzeitig den Hinweisen nachgehen konnten. Er neigte nun mal zu Alleingängen, das war ein kein Geheimnis und sowohl bei ihm als auch bei Semir war im Augenblick der große Wille da, diese Drogendealer endlich zu schnappen. Inzwischen waren sie schon eine Woche an diesem Fall dran und bisher noch keinen wesentlichen Schritt vorwärts gekommen. Das heute hätte der große Durchbruch werden können, doch wieder einmal waren diese Schweine entwischt. Nun gerieten sie immer stärker unter Druck und die Kommissare waren wirklich nicht darauf aus, dass ihnen am Ende dieser Fall vielleicht noch entzogen wurde. Und aufgrund der Tatsache, dass die Kerle immer vorher gewarnt waren, bevor die Polizei anrückte, handelte es sich wahrscheinlich auch nicht um kleine Fische, sondern eher von der Sorte organisierte Kriminalität. Noch ein Grund mehr, diese Sache so schnell als möglich zu beenden.

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  • Susanne saß im Büro und spielte mit Aida, die so langsam quengelig wurde. Andrea war schon fast drei Stunden im Krankenhaus. Aida weinte leise. Sie nahm die Kleine auf den Arm. „Na die Mama lässt sich aber verdammt viel Zeit, was? Wollen wir dich mal neu wickeln? Mama hat doch sicher welche mit…“ redete sie mit Aida und die Kleine sah sie neugierig an. Susanne suchte im Büro nach der neuen Windel und fand Andreas Wickeltasche. „Na siehst du… hier ist ja alles. So….dann machen wir dich mal sauber.“ sagte sie und legte die Kleine auf den Tisch. Schnell war sie gewickelt und Aida schien wieder gut drauf zu sein. Sie lachte und brabbelte vor sich hin. Kurz darauf klingelte das Telefon. Susanne meldete sich. Es war Andrea. Susanne sah auf das Mädchen, was vor ihr lag und dachte wie schön es wäre ein eigenes Kind zu haben. Ihr Handy riss sie aus den Gedanken. „Ja sicher Andrea… Was ist denn mit Semir?“ stellte Susanne die Gegenfrage. Doch bevor sie ihre Antwort geben konnte und ihre Frage stellte, beantwortete Andrea es von sich aus. “Ja sicher… bei dir ist jeder okay. Kannst du mit Aida zu mir kommen? Ich habe einiges zu tun und… nun ja… Chris und Semir kommen gleich zum Essen. Ich dachte du könntest mir sicher etwas Gesellschaft leisten.“ erklärte Andrea. Susanne rollte die Augen als sie hörte was alles kaputt war. Das wird die Chefin sicher gern hören, dachte sie nur. „Alles klar ich komme direkt zu dir. Wie gut dass ich immer noch den Kindersitz hier habe.“ lachte sie leise in den Hörer. Kurz darauf war sie zu Andrea unterwegs. Susanne nahm sich vor Andrea in ihre Pläne mit Tobias einzuweihen. Der Abend dauerte bis zehn Uhr. Dann fuhr Susanne nach Hause. Morgen wollte sie sich mit Tobias treffen und alles wegen der Party besprechen.


    Schon am gleichen Abend rief Chris Anna an um sie über den Stand der Dinge zu informieren. Anna war überhaupt nicht begeistert, als sie hörte was passiert war. Chris hatte ihr im Telegrammstil einen kurzen Bericht gegeben. „Herr Gerkhan soll sich ja nicht wagen, morgen im Büro aufzutauchen. Das können Sie ihn schon mal ausrichten.“ gab sie wütend durchs Telefon. „Chefin… er kann wirklich nichts dafür. Die Typen haben ihn gerammt und ins Wasser geworfen. Das ist doch nicht seine Schuld. Er will das morgen mit Ihnen besprechen.“ erklärte Chris. Anna schloss die Augen. „Also gut. Morgen früh um zehn.“ gab sie durch und legte auf. „Probleme?“ fragte Till, der neben ihr auf dem Sofa saß. „Nur das übliche. Ein geschrotteter Dienstwagen, ein verletzter Kollege mit gekränktem Stolz. Aber davon lassen wir uns den Abend nicht verderben.“ sagte sie und küsste ihn. Till erwiderte die Zärtlichkeiten. Bisher war es seine längste Beziehung. Anna war eine Frau, die man nicht einfach abschob. Der Abend verlief sehr harmonisch und gefühlvoll. „Deine Kollegen solltest du dir mal etwas erziehen.“ sagte er nachdem sie im Bett lagen. „Ja… sie sind schon eine Last. Aber sie knien sich in die Fälle und bleiben dran, bis sie gelöst sind. Es gibt keine ungelösten Fälle. Bisher haben sie alle bekommen, die gegen das Gesetz verstoßen haben.“ erklärte Anna und Till hörte den Stolz heraus klingen. Na mich haben sie noch nicht bekommen und werden es sicher auch nicht, dachte er. „Irgendwann gibt es immer ein erstes Mal.“ meinte er leise. Anna verstand nicht genau was er damit meinte. Doch das sollte sich schon bald ändern.

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  • Für einen Polizisten – gerade für einen wie Semir oder Chris – war es das allerschlimmste, von einem Fall abgezogen zu werden. Ein solches Verfahren konnte mehrere Gründe haben: eine Suspendierung, persönliche Differenzen, die Einmischung von anderen Revieren oder des LKA etc. oder eben gesundheitliche Gründe. Oft konnte man nichts dagegen tun, mindestens ebenso oft legte aber auch Anna Engelhard als die Chefin der PAST ein gutes Wort für ihre Angestellten ein und somit waren es dann doch meistens die Kollegen vom Cobra 11 Team, die die Verbrecher schnappten. Nur in einer Situation konnte man wirklich nichts gegen eine ungewollte Beurlaubung tun: wenn die Anweisung von Anna Engelhard persönlich kam! Mit einem ziemlich miesen Gefühl im Bauch betraten die Beiden das Zimmer von Anna. „Chefin? Sie wollen uns sprechen?“ fragte Semir gespielt unwissend. Anna sah auf. „Ja ganz richtig. Es geht um den Vorfall im Hafen. Können Sie mir bitte mal erklären, was das war?“ fragte sie und versuchte wütend zu klingen. „Nun ja…“ fing Semir an. „Wir sind einem Hinweis nachgegangen, der mit dem Vorfall des verunglückten LKW zu tun hatte. Meine Quelle im Drogenbereich hat mich informiert, dass es im Hafen zu einem Deal kommen sollte. Wir sind hin und nun ja… Semir hatte das Pech entdeckt zu werden.“ erklärte Chris schnell, bevor Semir sich in die Nesseln setzen konnte.


    „Was dann mit einem Bad im Rhein endete, richtig?“ fragte Anna. Semir und Chris sahen sich an und nickte. „Ja… aber das ist nicht so schlimm.“ kam direkt von Semir. Anna sah ihn warnend an. „Der ärztliche Bericht liegt mir vor, Semir. Ich lese mal vor. Zwei gebrochene Rippen, eine angeknackste Rippe, Gehirnerschütterung, Schleudertrauma….? Soll ich weiter machen?“ stellte sie die Frage. „Nein Chefin…. aber das sind alles Lappalien. Ich bin dienstfähig.“ kam kleinlaut von Semir. „Das sieht der Arzt anders. Sie sind für drei Wochen beurlaubt. Auf gelben Urlaubsschein. Also Chris wird Sie nach Hause fahren und keine Widerrede!“ ermahnte sie ihn. Chris nickte. Und so konnte Semir auch jetzt nichts machen. Jegliche Proteste wie „Aber Chefin!“ wirkten nicht. Viel zu wenig Zeit war seit der Schusswunde vergangen und die erfahrene Leitung der PAST wollte die Gesundheit einer ihrer besten Kollegen nicht aufs Spiel setzen. Der Bericht war natürlich wie erwartet viel früher als gewollt in der Dienststelle eingetroffen.


    „Die denkt doch nicht echt, dass ich zuhause sitze und Däumchen drehe, während diese Mistkerle da draußen auf freiem Fuß rum rennen!“, ließ Semir seiner Wut freien Lauf, während er seine Jacke schnappte, aus dem Büro stapfte und noch einmal einen wütenden Blick ins Büro der Engelhardt warf. Er mochte seine Chefin ja wirklich, doch dieses Mal ging es eindeutig zu weit. Es ging ihm gut! Er konnte arbeiten! Umso schlimmer war es, sich jetzt von seinem Partner nach Hause fahren lassen zu müssen. Auf 180 geladen marschierte Semir an Bonrath, Hotte und ein paar anderen Kollegen vorbei, die allesamt sehr froh waren, dass es Semir gut ging, sich aber nicht trauten ihn anzusprechen. „… ausruhen bis alles verheilt ist…“, äffte Semir die Chefin nach, „Warum beantrage ich nicht gleich meine Rente und mische mir ein bisschen Haferschleim an?“, fragte er und stieß die Tür auf um auf den Parkplatz zu gelangen. Semir war sauer und selbst Chris konnte ihm diesen Zustand nicht verübeln, auch wenn es natürlich nun erst einmal darum ging, dass Semir wieder vollkommen auf die Beine kam. Natürlich konnte er auf seinen zwei Beinen noch stehen, doch erst die Schussverletzung vor kurzem und nun noch ein paar angebrochene Rippen durfte man sicher nicht auf die leichte Schulter nehmen. Und auch die Chefin blieb in diesem Fall gnadenlos und verordnete Semir wieder einmal 'Zwangsurlaub' an, damit er sich erholen konnte. Trotz allem fand selbst Chris das harte Durchgreifen der Chefin etwas übertrieben, weshalb er nun auch Semir verstehen konnte.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
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