Mord, Jagd und Eifersucht

  • So, nach langer Zeit beginne ich mal wieder mit einer unserer Storys. Da ich euch immer warten lasse, habe ich nun gerade den neuen Teil raufgeladen. Wie immer wird's lustig, spannend und dieses Mal, wird das Traurige kaum vorkommen. Denn zwischen der ganzen Action und Comedy, hat diese kaum Platz ;)









    Prolog - Ein lockeres Gespräch



    Es war einige Zeit seit dem schlimmen Vorfall vergangen, wo Annelie entführt und gefoltert wurde. Volle drei Monate brauchte sie, um wieder vollkommen fit zu sein. Sie hatte sich auch verändert. Das lange, glatte, schwarze Haar wich ihrer dunkelbraunen Naturfarbe un den Zapfenlocken, die sie immer zu verstecken versucht hatte. Ihre rockige Kleidung wich nach und nach, nur die Lederjacke liess sie sich nicht nehmen. Sie schminkte sich auch viel dezenter und anpassender, für eine Frau in der Polizei. Ja einige behaupteten sogar, die Zaugg wäre erwachsen geworden, doch viele hatten so keine Ahnung.
    Annelie war die selbe geblieben. Das mit dem Aussehen war ein Versprechen an ihren Boss, der sie wirklich schätzte, aber nicht über ihre Kleidung hinwegkam. Er hielt diese, für eine Frau von 25 Jahren, nicht mehr angemessen. Annelie war eine Frau, die mit Kritik umgehen konnte und sie auch umsetzte. Ben musste sich zuerst an das neue Bild seiner Lebensgefährtin gewöhnen, doch nach und nach gefiel sie ihm sogar noch besser. Die Zeit war für Beide sehr schwer gewesen, da Ben sie immer zu ihren Arztbesuchen begleitet hatte, nur um sicher zu gehen, damit das Loch in der Lunge auch wirklich verschlossen war. Als Raucherin war Annelies Lunge schon sonst geschädigt und so hatte sie länger gebraucht, um zu genesen.
    Semir war für das Paar immer zur Stelle. Wenn Ben mal verhindert war, kümmerte er sich um seine Freundin und so entstand eine kleine Tradition zwischen den Beiden.
    Der Deutschtürke und die Deutschschweizerin, trafen sich jeden Mittwochmorgen, kurz vor Schichtbeginn, in einem Rasthaus zwischen Köln und Bonn. Semir war für Annelie, trotz des hohen Altersunterschied, ihr bester Freund geworden und er hegte auch ähnliche "Gefühle" für sie. Ausserdem konnten die Beiden so herzlich über Ben reden, ohne dass dieser dies mitbekam. Denn Ben machte frühmorgens stet's seine Joggingrunde. Mit I-Podstöpseln in den Ohren.

    An einem solchen Mittwochmorgen, trafen sich die Beiden wieder und genehmigten sich ein saftiges Frühstück. Besonders Annelie schlug kräftig zu.



    Semir war verwundert, seit langem trug Annelie einen Rock, lange Stiefel und ein elegantes Top. "Darf ich den Anlass dafür erfahren?", fragte er neugierig. Sie zuckte mit den Achseln. "Mir war einfach danach Semir!" Er grinste. "Soll ich dir das wirklich glauben?" Sie legte eine Hand auf die Brust. "Ich schwöre!" Er nahm es einfach so hin. "Wie geht's eigentlich so in Bonn? Wie ist dein neuer Partner?" Annelie lächelte. "Älter als ich. 30 Jahre alt ist er gerade geworden. Südländischer Abstammung aber total nett und aufgeschlossen. Wir verstehen uns sehr gut!" "Das klingt ja beinahe wie Schwärmerei", scherzte Semir und nahm einen Schluck seines Kaffees. "Semir du weisst sehr gut wie sehr ich Ben liebe." Semir lächelte. Natürlich wusste er das. "Zurück zu meinem Partner. Er heisst Emanuel Sanchez. Sagt dir der Name was?" "Muss ich jeden von der Polizei kennen?", fragte Semir zurück und Annelie zwinkerte mit einem Auge. "Der Punkt geht an dich!" Beide lachten herzlichst. "In letzter Zeit ist es ziemlich ruhig." "Sei doch froh", begann Semir und blickte auf die Autobahn, "ich geniesse das jedenfalls!" Annelie zog eine Augenbraue hoch. "Ich habe ja nicht gesagt dass ich nicht auch froh bin - es war nur eine Feststellung!" Semir hob die Hand. "Entschuldige Gnädigste!" Annelie legte den Kopf schief. "Recht so. Wenigstens noch einen Gentleman auf dieser Welt."



    Riko Hader fuhr die Autobahn entlang und pfiff dabei zu der Musik im Radio. Er kannte es zwar nicht, aber die Melodie war leicht zu merken. Er fuhr in leicht überhöhter Geschwindigkeit, doch das war ihm egal. Er hatte einen Termin den er nicht verpassen durfte. Schliesslich ging es um seine Zukunft - seine Beförderung. Wenn er dieses Meeting verpassen würde, wäre alles aus! Dann hätte er für nichts gearbeitet! Seine Software, würde im Mülleimer landen und das wollte er verhindern. Sein Lebenswerk war ihm zu wichtig. Er näherte sich einer Raststätte, wo er durch das Fenster zwei Menschen intensiv und belustigt miteinander reden sah. Sie schienen sich gut zu verstehen, trotz des Altersunterschied. Wahrscheinlich waren sie nur gute Freunde. Aber was interessierte ihn das! Er musste weiter.
    In der Zwischenzeit hatte sich ein Auto ihm genähert. Der Beifahrer zog eine Waffe mit Schlalldämpfer hervor, zielte und traf Hader direkt in die Schläfe. Das Blut spritze an die Fenster und der Wagen war ohne Kontrolle. Mit hoher Geschwindigkeit, fuhr er auf die Raststätte zu.



    "Sag' mal", begann Annelie, "hörst du das auch?" Semir nickte und Beide drehten sich um. Sie sahen den Wagen auf sich zukommen. Die Gäste, schoss es Beide durch den Kopf. "Alles raus!", schrie Semir und die Leute sahen ebenfalls den Wagen. Mit lauten Schreien liefen sie nach draussen. Annelie wollte ihnen folgen, hörte aber ein kleines Kind nach seiner Mutter schreien. Sie dachte nicht lange nach, ging auf das Kind zu und nahm es in den Arm. "Komm' wir müssen schnell hier weg!" Annelies Einfluss auf Kinder war phänomenal. Sofort krallte sich das Kind an ihre Kleidung. Annelie sah, wie Semir auf sie wartete und gemeinsam rannten sie nach draussen. Der Wagen durchbrach die Scheiben und zerstörte das Geschäft vollkommen. Die Leute sahen mit aufgerissenen Augen der Sache zu. Die Mutter des Kindes, ging auf Annelie zu und bedankte sich tausend Mal. Semir hob die Nase. "Riechst du das?" Annelie nickte. Auslaufendes Benzin. Sie mussten sofort handeln. "Alle runter auf den Boden!", schrie sie und wurde von der lauten Explosion unterbrochen. Menschen wurden von der Druckwelle zu Boden gestossen. So auch Annelie und Semir. Fliegende, brennende Teile flogen durch die Luft und fielen auf den Asphalt. Annelie und Semir richteten sich langsam auf und blickten auf das brennende Gebäude. "Wir und unsere grosse Klappe", keuchte die Deutschweizerin und fuhr sich durchs Haar. "Schluss mit der Ruhe",kommentierte Semir und atmete tief durch.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • I. Erst der Anfang


    Marianne Förster saß in ihrem geräumigen Büro und kontrollierte einige Abrechnungen ihrer Kurierfahrer. Ihre Firma stellte Sicherheitssoftware her und stellte sie mehreren Firmen zur Verfügung. Darunter Sparkassen, Museen, Autohäusern und auch der Polizei in Bonn. Sie war sehr gründlich bei der Prüfung der Rechnungen und den Fahrtenschreibern. Sie wusste genau, wenn einer ihrer Fahrer auf der Tour einen Abstecher zu seinem privaten Vergnügen machte, doch das war meist ein Fehler der Anfänger. Marianne zitierte ihn dann einfach ins Büro und ließ ein wahres Sperrfeuer an Standpauken auf den jungen Fahrer niederprasseln. Danach gab es keinerlei Probleme mehr. Sie duldete keinerlei Schlampereien. DIe Firma hatte sie mit ihrem verstorbenen Ehemann aufgebaut und zu einer der besten Firmen im ganzen Rheinland ausgebaut. Das wollte sie sich von niemandem nehmen lassen und das würde sie sich auch nicht kaputt machen lassen.
    "Frau Förster, da ist ein Gespräch für sie auf Leitung drei.", meldete ihre Sekretärin, Frau Lehmann. "Danke, bringen sie mir doch bitte gleich meinen Tee.", entgegnete Frau Förster und nahm das Gespräch an.


    "Förster?", meldete sie sich und sofort hörte sie eine metallische Stimme aus dem Hörer schnarren. "Schalten sie den Fernseher ein.", forderte die Stimme. Förster verstand nicht ganz, schaltete aber den großen Flachbildschirm an der Wand ihr gegenüber ein. Es liefen gerade Nachrichten.
    "Ein gelber Kleintransporter raste ungebremst in diese Raststätte hinter mir.", berichtete die Reporterin vor Ort. "Zum Glück waren zwei Beamte der Polizei anwesend und konnten schlimmeres verhindern. Das Restaurant brannte durch die folgende Explosion vollständig aus. Nach Angaben der Polizei wurde dem Fahrer scheinbar in den Kopf geschossen."
    Marianne saß geschockt auf ihrem Stuhl. Das war einer ihrer Transporter. Das Logo war noch deutlich sichtbar. "Das war erst der Anfang.", verkündete die metallische Stimme. "Wenn sie unsere Forderungen nicht binnen 3 Tagen erfüllen, wird es mehr Tote geben. Sie hören von uns.", klang es aus dem Hörer, dann war es still. "Hallo? Hören sie?", sie schlug wütend den Hörer auf die Gabel und dachte intensiv nach. "Ihr Tee.", kam es plötzlich von ihrer Sekretärin. "NICHT JETZT.", schrie sie und verängstigte die junge Frau von 28 Jahren, die beinahe das Tablett fallen ließ, als sie wieder rausstürmte. Marianne dachte angestrengt nach. Was sollten die Erpresser wollen? Was rechtfertigte den Tod eines ihrer Fahrer? Sie sollte schon bald dahinter kommen.


    "Und Doc, was hat unseren Raser dazu getrieben, mir meinen Vormittag zu versauen?", wollte Annelie wissen, als sie sich zum Gerichtsmediziner begab, der an der halbverkohlten Leiche seiner Arbeit nachging. Er sah schief über seinen Brillenrand und lächelte. Sie war wie Ben, genauso vorlaut und frech, aber das schätzte er an den Beiden so. Andere Kommissare nahmen den Beruf viel zu ernst. "Ein Schuss in die Schläfe. Wahrscheinlich aus einem vorbeifahrenden Wagen, dem Schusskanal zufolge.", erklärte er.
    Während alle mit den Ermittlungsarbeiten beschäftigt waren, fuhr ein dunkelsilberner Alfa Romeo GT auf den Parkplatz vor, auf dem Dach das typische Aufsteckblaulicht der städtischen Kripo. Ein junger, südländischer Typ stieg aus dem Wagen aus, das dunkle, gegelte Haar unter einem Hut versteckt, sein Streifenshirt verdeckt von einer dunklen Lederjacke. Mit sicheren Schritten, einem frechen Pfeifen auf den Lippen und einer Sonnenbrille auf der Nase kam er auf Annelie und Semir zu, der den Mann aus den Augenwinkeln genau beäugte.


    ...

  • II. Grosse Sorge


    Annelie lächelte und tippte Semir an. "Semir, darf ich dir Emanuel vorstellen?" Der Mann nahm seine Brille ab. Seine Augen waren klar und ehrlich. "Emanuel, dass ist Semir!" Emanuel reichte Semir die Hand und schüttelte die des Deutschtürken. "Schön dich mal kennen zu lernen. Annelie hat mir viel über dich erzählt!" Semir sah Annelie von der Seite an. "Hoffentlich nur gutes!" Annelie legte eine Hand auf ihr Herz. "Keine Sorge", begann Emanuel, "sie ist nur voll des Lobes von dir. Sie hatte noch keinen so guten Freund wie dich!" Annelie errötete leicht doch Semir strich ihr kurz über den Oberarm. Dabei zwinkerte er. "Wo ist denn dein Zukünftiger Annelie?", fragte Emanuel und Annelies Augen rissen sich auf. "Ach du Scheisse, wir haben Ben vergessen!" Semir hob die Augenbrauen, nahm sein Handy hervor und wedelte damit. "Hälst du mich für einen Anfänger, ich habe ihm eine SMS geschrieben!" Annelie nickte dankend. Doch ihr Gesicht war betrübt. "Stimmt was nicht?" Auf Emanuels Frage zuckte Annelie mit den Achseln. "Nun ja, Ben wird wieder umkommen vor Sorge. Seit dem Vorfall will er mich kaum aus den Augen lassen. Wollte mich sogar nach Köln holen." "Wieso bist du noch nicht zu ihm gezogen?", fragte Emanuel verwundert. "Ich wollte ja, kurz vor dem Eregniss wollte ich ihm das mitteilen, aber dann..." "...wolltest du keine Last für ihn sein nicht wahr?" Annelie nickte auf Semirs Vermutung.


    "Töricht", bemerkte Emanuel knapp und Semir sah ihn mit erstaunten Augen an. "Das habe ich dir noch vergessen zu erwähnen", begann Annelie und lächelte bereits wieder, "Emanuel sagt seine Meinung frei hinaus." Semir legte den Kopf schief. "Tut mir leid, aber ich kann nicht aus meiner Haut", bemerkte Emanuel knapp und sah zu dem Toten. "Was machst du eigentlich hier?", wollte Annelie wissen. Emanuel hob die Schultern. "Bei uns ging bei der Verkehrszentrale der Notruf ein. Schliesslich ist das die Grenze zu Bonn. Ich war bei einem Kumpel, als ich davon gehört habe. Und du hattest ja erzählt, dass du immer bei dieser Raststätte Semir triffst. Ich war sehr in Sorge!" Annelie gab Emanuel einen Klaps auf die Wange. "Das ist süss von dir, danke!" "Er hat recht! Die Grenze ist wirklich knapp, kurz nachher wäre er in Bonn gewesen." "Da wir ja Beide da drin stecken", funkte Annelie Semir ins Wort, "können wir ja getrost zusammenarbeiten!" Semir hob die Hände. "An mir soll's nicht liegen, ich mache mir eher bei der Krüger so meine Gedanken!" Annelie zog eine Augenbraue hoch. "Ist das die, die mich neulich bei dem Fall mit dem Jungen so seltsam angesehen hatte? (siehe, der Junge und ich)" Semir nickte. "Dann ist es wirklich ein Problem!"


    "Wo soll da das Problem sein?", fragte Emanuel und nahm sein Handy hervor. "Ich werde Hannes anrufen und ihn bitten, mit ihr zu sprechen?" Semir sah Annelie an und formte stumm mit den Lippen den eben erwähnten Namen. "Unser Vorgesetzter", antwortete Annelie und verschränkte die Arme. "Streng, aber wir sind seine Lieblinge. Besonders Emanuel kann er keine Bitte abschlagen!" Semir grinste. "Also brauche ich mir keine Sorgen zu machen?" Annelie schüttelte mit dem Kopf. "Wir zwei sollten uns lieber Sorgen um Ben machen!" Annelie hob ihr Haar und deutete auf eine kleine Schnittwunde am Haaransatz. "Er wird ausflippen. Schlimmer wie jeder Vater!" Semir schluckte. Er war nicht besser, jedoch fand er es amüsant, dass sich Ben nun auch so verhielt, obwohl er Semir dies immer vorwarf.
    "Annelie!" hörten Semir und Annelie und drehten sich um.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • III. Eifersüchtig ???


    Ben stand in seinem Joggingsachen vor den Dreien und sah seine Freundin mit prüfenden Blick an. "Was ist passiert?", wollte er wissen. Emanuel drehte sich zu ihm um, schob seinen Hut ein Stücken nach oben, sodass sein schwarzwollenes, gelocktes Haar hervortrat. "Du musst bestimmt Ben sein.", meinte er direkt und streckte ihm die Hand entgegen. Doch Ben zeigte ihm, wenn auch unabsichtlich, die kalte Schulter und ging auf seine Freundin zu. "Wie geht es dir?", fragte er und küsste sie auf ihre liebreizende Nasenspitze. Dann sah er den kleinen Riss auf ihrer Stirn, den sie sich vom Sturz zugezogen hatte.
    Sofort wich er zurück und sah seine Freundin mit leicht bösem Gesicht an. "Was ist das?", fauchte er sofort und zeigte auf Annelies Stirn. "Ben, es ist nichts.", meinte Annelie und ging langsam auf ihren Freund zu, doch dieser schlug ihre Berührungen aus. "Es ist aber was.", meinte er mit sorgenvoller Miene. "Ben, das ist doch nur ein harmloser Kratzer.", versuchte Semir zu intervenieren, doch das schien nicht so recht zu klappen. "Ja, jetzt, aber was passiert beim nächsten Mal?", wollte er wissen und sah ihn mit funkelnden Augen an. Emanuel kam dazu, nachdem er sein Telefonat beendet hatte. "Hey, jetzt mach aber mal halblang. Annelie kann schon auf sich aufpassen.", meinte der Portugiese und ließ sein Handy zuklappen. Doch Ben wollte sich nicht von diesem Kerl belehren lassen. "Hör mal, dass ist eine Angelegenheit zwischen Annelie und mir.", fauchte der junge Hauptkommissar. "Wer bist du eigentlich?", wollte er dann abfällig wissen.


    "Ben, das ist mein Partner Emanuel Sanchez.", erklärte Annelie und sah vielsagend zu Semir, der den Blick sofort verstand. "Aha, dann mal Klartext.", meinte Ben und baute sich vor Emanuel auf. "Das ... meine Freundin.", er zeigte auf Annelie. "Also, keine Fisimatenten.", zischte er und drohte mit seinem Finger, doch sein Gegenüber schien nicht beeindruckt zu sein. "Eifersüchtig?", fragte er nur lässig und hob dann seine linke Hand.
    "Hier, ich bin verlobt. Du hast also nichts zu befürchten.", meinte Emanuel, als er Ben durchdringenden Blick sah. "Hört ihr beiden jetzt endlich auf. Wir haben hier eine Leiche.", zischte Semir und riss seinen Partner vom Portugiesen weg.


    Marianne Förster stapfe aufgeregt in ihrem Büro hin und her. Was könnten diese Typen von ihr wollen? Sicherlich Geld, das war das naheliegendste, aber auch zu banal, dass man dafür einen Fahrer tötet. Nein, es musste etwas anderes sein. Ging es vielleicht um ihre neue Sicherheitssoftware? Das war es. Etwas anderes konnte es gar nicht sein. Sie war doch probeweise in eines der hiesigen Museen installiert.
    "Frau Förster, Herr Jäger ist da.", meinte Frau Lehmann. "Was?", fragte sie ein wenig erschreckt. "Sie waren doch für heute verabredet.", erklärte die Sekretärin. "Ach ja, schicken sie ihn bitte rein.", bat sie und kratzte sich an der Stirn.


    ...

  • IV. Lächerlich!


    "Ziemlich verkohlt", begann Ben und blickte angeekelt zu der Leiche, "hatte es einen lauten Knall gegeben?" "Sehr laut", antwortete Annelie und bohrte sich symbolisch in den Ohren. "Angenehm war's wirklich nicht", stimmte Semir zu. Der Doc sah dem ganzen mit einem Grinsen zu. Das war schon ein bunter Haufen. "Und dir ist wirklich nichts passiert?", fragte Ben noch einmal nach und Annelie lächelte. "Ich bin gesund wie ein Backfisch!", versuchte sie ihren Freund zu beruhigen, sah jedoch in seinen Augen, dass er ihr glauben wollte, aber nicht konnte. Annelie seufzte. Sie zog ihren Freund von der Gruppe hinweg. Emanuel und Semir wussten sofort, was los war. "Ist dein Partner immer so?", fragte er entsetzt. Semir schüttelte mit dem Kopf. "Erst seit dem schlimmen Ereignis. Ansonsten war er locker...okay manchmal ist er das immer noch aber, wenn es um Annelie geht, du hast es ja gerade am eigenen Leib erfahren!" Emanuel verschränkte die Arme. "Nun ja, irgendwie, auf eine Art, ist es ja noch verständlich. Annelie war eine Zeit wirklich mehr lebendig als tot, zumindest wenn es stimmt, was sie erzählt hat." Semir konnte nur zustimmend nicken. "Annelie ist neben Bens verstorbenen Freundin Saksia, die erste Frau, die er wirklich liebt. Wer kann es ihm verdenken..."


    "Ben bitte, was sollte das vorhin?" fragte Annelie ein wenig entsetzt und stemmte die Hände in die Hüfte. "Was soll schon gewesen sein?", fragte Ben ein wenig mürrisch zurück und steckte seine Hände in die Hosentaschen der Trainingshosen. "Na dein Eindruck vorhin! Ausserdem, hör endlich auf mich zu bemuttern. Ich bin wieder vollkommen gesund, der Arzt hat dir das doch hundert Mal bestätigt." Bens Worte rissen bei dem Wort "bemuttern" weit auf. "Ich bemuttere dich doch nicht", wollte er sich verteidigen doch Annelie hob sofort die Hand. "Ben versuche gar nicht dich rauszureden. Ich weiss du meinst es gut, aber ich bin Polizistin. Du musst doch selbst wissen, wie gefährlich dieser Job ist. wie war dass damals, die Sache mit Oliver? Da habe ich auch nicht einfach einen auf Stur gemacht und bin dir hinterhergelaufen." "Damals hattest du noch in der Schweiz gelebt!" "Das ist doch kein Vergleich." Annelie atmete tief durch und nahm eine von Bens Händen. Dieser sah weg. "Ben sieh mich an!" Er regte sich nicht. "Bitte sieh mir in die Augen!" Erst jetzt drehte er sich um. "Du brauchst dir wirklich keine Sorgen mehr um mich zu machen, okay?" Ben versuchte zu lächeln. "Okay", murmelte er leise und sie gaben sich einen Kuss.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • V. Vater und Sohn


    Konrad schritt schnell und mit ausgestreckten Armen in das Büro von Marianne und begrüßte die Frau. "Marianne, schön, dich wiederzusehen.", begrüßte er und gab ihr einen Kuss auf jede Wange. Die Beiden kannten sich schon seit ewigen Zeiten. Konrad war ein guter Freund von Mariannes verstorbenen Mann und ihr Trauzeuge bei der Hochzeit gewesen. Des öfteren waren die beiden Familien mal zusammen gewesen und Marianne kannte daher auch Konrads Kinder, Ben und Julia.
    "Hallo Konrad.", meinte sie betrübt und sah dann zur Seite weg. Sofort merkte ihr Gegenüber, dass mit ihr etwas nicht stimmte. "Marianne, was ist los?", fragte er sofort und drehte ihr Gesicht sanft wieder zu sich, sah dabei, dass sie angestrengt nachgedacht hatte und sich dennoch den Kopf zerbrach. "Konrad, ich ...", kam es von ihr, doch sie redete nicht weiter. "Du weißt, wir können und konnten immer über alles reden. Also, was ist passiert?", wollte er wissen. "Konrad, ich werde erpresst.", kam es dann von ihr mit zittriger Stimme. "Was? Von wem?", fragte er dann und ließ sich auf die Couch nieder, die unter dem Rembrandt stand. "Ich weiß es nicht, aber er oder sie hat mit verzerrter Stimme gesprochen. Sie haben einen meiner Fahrer ermordet und mir gesagt, dass es noch weitere Tote geben wird, wenn ich nicht mache, was sie verlangen.", fast weinte sie, was Konrad noch nie an ihr gesehen hat. "Hast du schon mit der Polizei gesprochen?", fragte er. Sie schüttelte nur den Kopf. "Ich will das von selbst regeln. Konrad, das ist meine Firma. Ich habe sie mit meinem Mann aufgebaut und denke nicht daran, sie mir von diesen Kriminellen kaputt machen zu lassen.", fauchte sie entschlossen. Das konnte Konrad nur zu gut nachvollziehen.


    Clemens, Anatevka und Mario atmeten schnell, als sie sich in ihrem Haus auf die Couch und in die Sessel fallen ließen. "Man, das war eine Explosion.", stieß Mario leicht lachend aus und atmete schwer. "Ich hoffe nur, es hat nicht allzu viele Unschuldige erwischt.", meinte Anatevka gedrückt und auch ihr Verlobter Clemens saß schweigend auf dem Sofa. "Hey, ihr wolltet euch doch an der Firma rächen, oder? Jetzt sagt nicht, ihr habt nicht mit Opfern gerechnet?", kam es verächtlich von Mario. Die Beiden sahen sich an. "Er hat Recht, Schatz.", meinte Clemens dann. "Wir haben das hier angefangen und müssen es jetzt auch zu Ende bringen." Liebevoll küsste er seine Frau auf die Wange und nahm sie in den Arm. "Okay, ich werde dann mal verschwinden und für die nächste Phase alles vorbereiten.", meinte Mario und verschwand.


    Abend über Köln, die leichte Sommerdämmerung setzte ein und färbte alles in ein leuchtend feuriges Rot. Konrad stand auf seiner Terrasse und erwartete seinen Besuch. Er hatte Ben und seine neue Freundin eingeladen, die er auch endlich mal kennen lernen wollte. Seit der Entführung und Rettung von Julia an ihrem Hochzeitstag verstanden sich die Beiden einfach besser und Konrad achtete nun auch endlich die Entscheidung seines Sohnes für seinen Beruf, den er über alles liebte.
    Dann läutete es an der Tür und sofort schritt Konrad mit leicht schwitzigen Händen zum Eingang. Er hatte keine Vorstellung von der Freundin seines Sohnes, auch Julia war gespannt auf die Person, an die Ben sein Herz verloren hatte.


    ...

  • VI. "Noch so eine!"


    Julia rannte auf ihren Vater zu und klatschte vor Begeisterung in die Hände. "Oh gleich sehen wir sie", jauchzte Bens jüngere Schwester. Konrad lächelte. "Allerdings", stimmte er zu und drückte den Türknauf hinunter. Zuerst sahen sie nur Ben. Julia sah sich um. "Wo ist sie?", fragte sie ungeduldig. Ben grinste und gab seiner Schwester einen dicken Kuss auf die Wange. "Ein Hallo, fände ich auch nicht schlecht", bemerkte er und sie winkte ab. "Jaja Hallo! Und?" Doch Ben liess sie zappeln. Er und sein Vater gaben sich einen Handschlag. Doch auch Konrad zeigte eine kleine Geste der Ungeduld. "Annelie kommst du?" Die Angesprochene tat wie ihr befohlen und trat neben Ben. Sie hatte sich nochmals schick gemacht gehabt, der Dreck der Explosion wurde von den Kleidern genommen, und sie hatte sich nochmals geschminkt. "Guten Tag Herr Jäger", begann sie und streckte die Hand aus, "es freut mich sehr, Sie kennenzulernen!" Konrad nahm Annelie bei der Hand um umarmte sie. "Willkommen in der Familie Jäger", flüsterte er ihr ins Ohr und sie wurde ganz verlegen. Er hatte überhaupt nicht so reagiert, wie Ben vermutet hatte. Julia riss Annelie von ihrem Vater weg und sah sie sich an. Dann hob sie denn Daumen. "Aller Achtung Ben", begann sie, "guter Fang!" Annelie legte den Kopf schief und grinste. "Das mal von einer Frau zu hören!" Julia klopfte Annelie auf die Schulter. "Ich bin verheiratet und somit vom Markt, ich darf alles sagen!" Annelie lachte herzhaft. Konrad zog seinen Sohn zu sich.


    "Wo hast du sie eigentlich kennengelernt?" Ben schluckte. "Bei einem Fall. Sie war früher bei der schweizer Polizei." Konrad zog eine Augenbraue hoch. "Was meinst du mit "früher"?" Ben blickte unschuldig durch die Gegend. "Sag' nicht sie arbeitet nun in Deutschland?" "In Bonn um genauer zu sein!", ergänzte der Jüngere der Beiden und Konrad reagierte prombt. "Noch eine Polizistin in der Familie. Wo soll das bloss hinführen!" Ben grinste. "Damit wirst du zurecht kommen müssen!" Konrad blickte kurz zu Annelie, dann wieder zu seinem Sohn. "Wie lange seit ihr schon zusammen?" Ben verschränkte die Arme. "Jetzt bald ein Jahr!" Erstaunt pfiff Konrad. "Respekt. Ich hatte schon am Telefon gehört dass du sie unendlich liebst. Ich dachte, diesen Moment bekäme ich gar nicht mehr mit!" "Hättest du auch beinahe gar nicht", murmelte Ben und Konrad sah im Gesicht seines Sohnes Angst. "Du meinst den schrecklichen Vorfall nicht wahr?" Ben hatte seinem Vater davon erzählt. Die schreckliche Entführungsgeschichte. "Wie geht sie eigentlich damit um?" Ben zuckte mit den Achseln. "Sie hatte, noch in der Zeit im Krankenhaus, mit einer Psychologin darüber geredet. Nach dieser, ist Annelie drüber hinweg."


    "Du aber nicht", konterte Konrad und Ben schluckte. "Ben, ich kenne diesen Blick!" Ben seufzte, sagte aber nichts. "Mein Junge, ich habe meine Frau verloren und das an einer schrecklichen Krankheit. Ich hatte dein Glück nicht." Ben zog eine Augenbraue hoch. "Was willst du mir damit sagen?" Konrad zog seinen Sohn an sich. "Wenn du wirklich in diesen Dingen meinem Naturell nachkommst, weiss ich wie besorgt du bist und schnell ausrastest. Mach' es nicht dadurch kaputt Ben. Hab' Vertrauen zu deiner Freundin." Ben atmete tief durch und sah zu seiner Freundin, die amüsiert über Männer, die Welt und Politik sprachen.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • VII. Störung in der Nacht


    Die Vier begaben sich zum gedeckten Tisch. Konrad hatte fangfrischen Fisch und gebratene Kasslerscheiben, dazu das passende Gemüse, gekochter Blumenkohl mit zerlassener Butte, servieren lassen. Dabei hatte er selbst gekocht. Es gab ihn Entspannung und er konnte den Stress seiner Firma verarbeiten. Der Doktor hatte ihm zu einer abwechselnden Tätigkeit nach seinem Herzinfarkt geraten und so konnte er die Arbeit vergessen. Wenigstens für eine Weile.
    "Papa, du hast dich mal wieder selbst übertroffen.", lobte Julia und Papa Jäger lächelte nur zufrieden. "Oh ja, das schmeckt ausgezeichnet.", stimmte Annelie ein und sah dann zu Ben. "Ich wünschte, du könntest so kochen.", stichelte sie und streckte ihm die Zunge entgegen. "Was hast du gegen meine Küche auszusetzen? Chinesisch, Thailändisch und Italienisch. Was braucht der Mensch mehr.", beklagte sich Ben kauend. "Schatz, die Abwechslung machts.", entgegnete sie nur und Ben sah sie entsetzt an. Alle Anwesenden lachten. Es war ein sehr heiterer Abend, doch keiner ahnte, dass dies nicht von Dauer sein würde.


    Marianne Förster ging in ihrer Wohnung auf und ab. Immer noch hatte sie keinen rechten Entschluss gefasst, wie sie sich zwecks der Erpressung verhalten sollte. Sollte sie die Polizei einschalten? Dann würde aber auch ihre Firma dementsprechend in die Zeitung geraten. Und das wollte sie unter keinen Umständen. Sie wollte aber auch nicht, dieser Erpressung nachgeben.
    Plötzlich zerbarst die Scheibe und ein Stein flog durch das Loch ins Wohnzimmer. Erschrocken zuckte sie zusammen und sah nach draußen. Doch in der Dunkelheit konnte sie keinen entdecken. Nur die kleinen Tannen konnte sie erkennen, doch dahinter konnte man sich auch gut verstecken. "Wer ist da?", schrie sie in die dunkle Nacht hinaus, nichts regte sich. Nur der Wind war zu hören. "Ich lass mich von euch nicht fertig machen.", schrie sie hinaus und warf dann einen Blick auf den Stein. Ein Blatt Papier war darum gewickelt und mit Gummiband am Stein gehalten. Marianne zog es ab und nahm den Brief an sich. "Bringen sie die Daten, ihre neue Software und drei Millionen Euro in zwei Tagen zum Domplatz. Weitere Anweisungen folgen.", stand in ausgeschnittenen Buchstaben auf dem Papier. Sie war im Zwiespalt. Jetzt mehr als vorher. Sie musste mit Konrad reden. Ihr Sohn war doch Polizist, er würde ihr sicherlich helfen.


    Die Vier saßen nun am kleinen Tisch im Wohnzimmer und tranken einen Apperitif. "Erzähl mal Annelie,", fing Konrad an, "wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?", wollte Bens Vater wissen. Ben musste lächeln, als er an die erste Begegnung mit Annelie dachte. Bevor sie jedoch erzählen konnte, klingelte es an der Tür. "Verdammt, was soll das denn jetzt?", zischte der Geschäftsmann und stand stampfend auf.


    ...

  • VIII. Die Ruhe ist endgültig vorbei


    "Habt ihr noch einen Bruder von dem ich nichts weiss?", scherzte Annelie und Julia hatte ein breites Grinsen auf ihren Lippen. Ben hingegen verdrehte die Augen. "Hahaha", kommentierte er knapp und sie hörten, wie Konrad auf die Eingangstüre zuging. Eine Frauenstimme wurde hörbar. Doch bevor die Gäste überhaupt reagieren konnten, schloss Konrad sich und die Besucherin in ein Zimmer ein. "Was sollte das jetzt?", fragte Ben verwirrt und sah Annelie an, diese zuckte mit den Schultern. "Es ist dein Vater, sag' du es mir!" Julia war aussergewöhnlich ruhig geworden. Sie hatte die Hände gefaltet und ihren Kopf darauf gebettet. Ben bemerkte das Verhalten seiner Schwester sofort. "Ich kenne die Frau. Sie heisst Marianne Förster, immer wenn ich sie sehe, ist Vater immer so!" Annelie zog eine Augenbraue hoch. "Hat dein Vater etwas am Laufen?", fragte sie ein wenig mit verdächtigem Unterton. Ben zog sofort eine abwehrende Haltung ein. "Ich denke nicht", begann er jedoch mit ruhiger Stimme, "aber vielleicht diese Förster." Julia wies auf die Stühle. "Das wird sich sicher klären. Setzt euch nun wieder. Ich will mehr über dich erfahren Annelie!" Annelie lächelte und setzte sich, Ben tat es ihr gleich. "Was willst du denn wissen?" "Wie es sich als Schweizerin in Deutschland lebt." Annelie lachte lauthals. "Ich bin jetzt Doppelbürgerin. Aber auch so, als Schweizerin habe ich mich nie richtig gefühlt. Ich kam nie so richtig mit den Ansichten zurecht. Natürlich haben nicht alle Schweizer diese Ansicht...aber mein Rädchen hatte sich entgültig gedreht, als ich deinen Bruder kennengelernt hatte!"


    Ben erötete sichtlich. Annelies Rock rutschte leicht nach oben und Julia entdeckte die grosse Narbe, von dem Messer, dass Annelies Peiniger in das Bein gerammt hatte. "Und woher stammt das?" Unscheniert zeigte Juzlia darauf und sah Annelie mitleidend an. "Das?", fragte sie nach. Julia nickte. Annelie erzählte ihr alles und Ben sah, dass dies seiner Freundin keine Mühe bereitete. "Und, du machst weiter in dem Beruf?" Annelie nickte auf Julias Frage. "Ich hatte es auch meiner Mutter gesagt. Ein Bauarbeiter könnte von einem heruntergefallenen Gerät erschlagen werden, ein Kletterer könnte fallen und ein Jäger könnte von einem Tier getötet werden. Jeder Beruf bringt Risiken mitsich. Meiner insbesonders." Julia lächelte. "Die Antwort hättest du Vater auch bringen müssen Bruder, wenn du ihn hättest anderweitig überzeugen wollen." Ben verdrehte die Augen. "Der hätte auch dann nicht auf mich gehört. Er ist ja von dem Beruf immer noch nicht begeistert." "Aber er akzeptiert ihn", ergänzte Julia und Ben nickte. "Aber er akzeptiert ihn", wiederholte Ben.



    "Jedenfalls habt ihr ja eine Menge zu tun. Annelie ist ja schon wieder verletzt?" Annelie lachte. "Mit Semir kann man nicht mal mehr einen Kaffee trinken gehen!" Julia lächelte. "Aber du lebst ja noch in Bonn oder?" Annelie winkte ab. "Weisst du, Ben und ich gehen es langsam an. Wir müssen nicht gleich heiraten." Ben nickte. "Wir wollen das Leben noch ein wenig geniessen!" Julia stemmte die Hände in die Hüfte. "Ich lach mich tot!", sagte sie beleidigt und alle schreckten auf, als Konrad hinauskam. "Ben, Annelie, ich brauche eure Hilfe!" Julia sah die Beiden an und nickte. "Geht, wir können hier stoppen und machen ein anderes Mal weiter!" Die Beiden nickten dankend und folgtem dem Familienoberhaupt.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • IX. Erklärungen und Eifersüchteleien


    "Marianne, das ist mein Sohn Ben Jäger und seine Freundin Annelie Zaugg, sie sind bei der Polizei.", erklärte Konrad mit Stolz in seiner Stimme. DIe Frau sah auf und reichte beiden die Hand. "Das ist Marianne Förster, eine langjährige Freundin.", erklärte er mehr zu Annelie, denn Ben kannte sie noch von früher. "Hallo Frau Förster.", begrüßte Ben die Frau etwas distanciert. "Ben, sie braucht eure Hilfe.", meinte Konrad und sofort sah der junge Hauptkommissar zu der Frau und erwartete eine Erklärung. Annelie setzte sich neben ihr und merkte, wie die Frau zitterte.
    "Ich habe das hier eben durch mein Fenster geworfen bekommen.", erklärte sie und reichte Ben mit zitternder Hand den Zettel. "Bringen sie die Daten, ihre Software und drei Millionen Euro zum Domplatz.", las Ben vor, machte dann eine Pause. "Weitere Anweisungen folgen." "Ich werde erpresst. Diese Kerle haben heute morgen einen meiner Fahrer abgeschossen und drohen mit weiteren Bluttaten, sollte ich nicht machen, was sie verlangen.", meinte sie. "Beruhigen sie sich, wir werden ihnen helfen.", meinte Annelie und zog die Frau zu sich heran. "Das ist unser Job.", fügte Ben hinzu und informierte die Kollegen und die KTU. "Tja, das wars mit dem ruhigen Abend.", dachte Konrad laut.


    Nur einige Minuten später trafen Semir, Hartmut und die Kollegen der KTU ein. Und Emanuel, den Annelie informiert hatte. "Was will der denn hier?", zischte Ben für sich, als er den schwarzen Hut auf sich zu kommen sah. "Hallo Ben, wo ist sie?", fragte Emanuel sofort. "Wen meinst du? Ich hoffe doch, Marianne Förster.", kam es fauchend von Ben zurück und sofort spürte Emanuel die Eifersucht in seiner Stimme. Doch der ließ sich davon nicht abbringen, wollte Ben natürlich ein bisschen aufziehen. "Nein, eigentlich meine ich Annelie.", erwiderte er lachend. Bens Augen wurden sofort größer und seine Hände ballten sich zu Fäusten. "Was?", schrie er fast. Emanuel hob beschwichtigend die Arme. "Hey, keine Panik. Ich wollte wirklich zu Marianne Förster."
    Annelie kam aus dem Zimmer und zog Emanuel mit sich. "Komm, du Super-Bulle. Es wartet Arbeit auf uns.", meinte sie schnell, bevor Ben ihren Kollegen etwas antun konnte. Semir kam zu Ben und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Beruhig dich, sie sind nur Kollegen.", meinte er nur. Ben sah ihn mit kleine, zu Schlitzen geformten Augen an. "Ach ja?", kam es nur brummend von ihm und dann ging er hinterher. Semir schüttelte nur den Kopf.


    Mario kam ins Versteck zurück. "Alles klar, ich hab ihr den Stein durchs Fenster geworfen." "Und, wie hat sie drauf reagiert?", wollte Anatevka wissen. "Sie ist danach gleich weggefahren. Wohin, weiß ich leider nicht." "Wir müssen an ihr dranbleiben. Vielleicht will sie gar nicht zahlen. Irgendwie müssen wir sie mehr unter Druck setzen.", meinte Clemens und die anderen beiden stimmten zu. "Nur wie?", wollte seine Frau wissen.


    ...

  • X. Emanuel und Annelie


    "Kann es sein, dass dein Freund eifersüchtig auf mich ist, obwohl ich ihm erklärt habe, dass ich verlobt bin?" Annelie zuckte mit den Achseln. "Du hattest vergessen zu erwähnen, dass du mit deiner Verlobten schon 15 Jahre zusammen bist, ich denke, dass hätte ihn mehr beruhigt!" Emanuel verdrehte die Augen. "Ach du meine Güte", stiess er hervor und Annelie seufzte. "Auf irgend eine Weise kann ich ihn auch verstehen..." "...natürlich", Emanuel nahm seine Partnerin sanft an den Schulern, "aber meinst du nicht, dass er überreagiert?" Annelie löste sich freundschaftlich aus der Haltung, in dem sie Emanuel auf die Hände klopfte, dieser verstand sofort. "Natürlich...aber...wären wir besser?" Beide grinsten. "Nicht wirklich", korrigierte Emanuel sich dann selber. "Aber wie kann ich ihn dazu bringen? Ich habe es schon mit sanft zureden versucht, mit der harten Tour..." Emanuel verschränkte die Arme. "Kann es sein", begann er dann, "dass er schon mal eine Freundin verloren hat?" Nun schien Annelie zu schalten. "Herrgott ja! Saskia! Er hatte sie damals im Streit alleine gelassen und sie wurde daraufhin ermordet!" Emanuel schnippste mit den Fingern. "Siehst du, da hast du deinen Grund. Du solltest mal mit Semir reden, anscheinend hört Ben noch ein wenig auf ihn. Vielleicht kann er es schaffen!" Annelie tippte ihrem Partner auf die Brust. "Oder du tust es!" Emanuels Augen weiteten sich. "Guter Witz, der tötet mich schon mit seinen Blicken! Mal ehrlich Annelie, er kann mich nicht ausstehen!" Annelie lächelte. "Muss er aber. Du bist mein Partner Emanuel. Und so schnell gebe ich dich auch nicht her! Das kann Ben getrost vergessen. Ich liebe ihn über alles, aber er muss mir endlich wieder vertrauen können!"


    "Ben meinst du nicht, dass du es allmählich übertreibst? Deine Angst in allen Ehren, aber Annelie ist erwachsen und Polizistin!" Ben antwortete nicht, sondern schmollte, wie ein kleines Kind. Semir musste bei dem Anblick lächeln. Es erinnerte ihn ein wenig an Aida, wenn diese ein Spielzeug oder ein Eis nicht bekam. Dann war sie genau so bockig. Jedoch war etwas anders. Bens Pupillen zitterten. Heftiger, als es Semir jemals zuvor gesehen hatte. "Ben", Semirs Stimme war nun ruhig, "du kannst Annelie nicht auf Schritt und Tritt beschützen? Es ist eine schwere Erkenntnis und die musste ich zunächst auch machen aber..."
    "...ich würde das nicht noch einmal durchstehen Semir", kam es nun leise von Ben und Semir lächelte. "Das würde niemand", ergänzte er und nickte auf Annelie, die intensiv mit ihrem Partner redete. Beide lachten und schafften es gar, die Förster ein wenig zu beruhigen. "Aber wenn ich Annelie sehe, weiss ich genau, dass zwischen ihr und Emanuel nur Freundschaft besteht. Sie lacht, hat aber kein Glitzern in den Augen. Das hat sie nur, wenn sie mit dir zusammen ist!" Ben zog eine Augenbraue hoch. "Du klingst wie eine beste Freundin weisst du das?" Semir grinste schelmisch. "Nun ja, kann davon kommen, dass ich eine bin!" Mit diesen Worten ging er zu den Anderen und liess einen verdutzten Ben zurück.



    Mario schnippste mit den Fingern. "Na klar! Das ist die Idee!" Seine Frau sah ihn irritiert an. "Was für eine Idee?", fragte sie unwissend nach und Mario ging zu einem Buch, dass er mit Zeitungsausschnitten von Marianne Förstner gefüllt hatte. "Hier! Marianne Förstner und Konrad Jäger! Ein Dream-Team. Mit dabei auch Jägers Tochter Julia, die mit ihrem Mann bald den Betrieb ihres Vaters übernehmen will! Sie ist der Schlüssel mein Schatz!" "Das heisst, du willst die Jäger entführen, um über ihren Vater die Körstner erpressen zu können!" Mario zwinkerte mit einem Auge. "Genau das habe ich vor!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • XI. Vorbereitungen


    Mario und Anatevka sahen sich an. "Das willst du wirklich tun?", fragte sie und er sah sie nur vielsagend an. "Aha, wenn es um einen Unbeteiligten geht, wird sie besser kuschen, wenn wir unsere nächsten Forderungen stellen.", meinte er. "Du weißt aber schon, dass wir nur die Software wollen." "Die wir brauchen, um ins Kunstmuseum einzubrechen, ja, aber die Entführung soll auch als Ablenkung dienen.", erwiderte er und jetzt erst verstand die Frau den Plan Marios. "Ah... die Polizei soll die Kleine suchen, während wir das Museum ausräumen?" "Genau, deshalb werde ich für einige Tage weg sein. Ich werde den Tagesablauf der Jäger studieren und ein geeignetes Versteck suchen, wo wir sie unterbringen können. Clemens und du könnt ja schon mal die nächste Aktion vorbereiten. Beschäftigt die Bullen etwas. Bis zur Übergabe haben wir noch Zeit und bis dahin bin ich auch wieder zurück." "Bis dahin muss aber auch die kleine Jäger entführt sein.", warnte seine Frau. "No problem, das wird schon.", er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, schnappte sich seine Jacke und verschwand. Sie sah ihm noch lange nach. Ob der Plan so gut war? Innerlich fing sie an, daran zu zweifeln.


    Marianne Förster unterhielt sich mit Emanuel und Annelie, schien aber sich von den Kommissaren nicht von der Notwendigkeit der Kooperation zu überzeugen lassen. "Nein, ich werde diesen Kerlen nicht mein sauer verdientes Geld in den Rachen werfen.", fauchte sie. "Frau Förster, sie wollen allen Ernstes weitere Menschenleben, das Leben ihrer Fahrer, leichtfertig riskieren? Ich bitte sie, damit würden sie mehr, als nur ihre Software und ein bisschen Geld verlieren.", meinte Emanuel. "Ein bisschen Geld? EIN BISSCHEN GELD?", schrie sie und kam dem Portugiesen gefährlich nahe, sodass dieser zurückweichen musste. "Hören sie, junger Mann, das ist mein Lebenswerk und das lasse ich mir nicht von irgendwelchen Terroristen kaputt machen. Finden sie die Erpresser, bevor ich das Geld übergeben soll.", zischte sie und Emanuel schüttelte nur fassungslos den Kopf.
    Annelie mischte sich ein. "Frau Förster, wenn wir ihnen schon helfen sollen, müssen sie auch uns unsere Arbeit machen lassen. Geben sie uns bitte eine Liste der Mitarbeiter, die sie entlassen mussten und dann werden wir ihre Telefone anzapfen.", meinte Annelie. Ben und Semir standen im Türrahmen und sahen nur zu. In erster Linie war es der Fall der beiden Bonner Kollegen und sie nur unterstützende Kraft. Doch Ben konnte seine wütenden Augen nicht von Emanuel lassen. Noch immer nicht hatte er ihm die Blicke verziehen, die er Annelie zugeworfen hatte.


    ...

  • XII. Glauben ist nicht alles!


    Julia entfernte sich langsam von der Gruppe und ging nach draussen, um ein wenig frische Luft zu schnappen und zu spazieren. Schliesslich brauchte sie nun viele gesunde Sachen - wenn die anderen nur davon wüssten. Sie strich sich behutsam über ihren, noch flachen, Bauch und verschränkte dann die Arme davor. Mit langsamen Schritten ging sie in die Lichtung, die sich nahe dem Anwesen befand. Der angenehme Föhn wehte durch ihr langes, braunes Haar und sie atmete tief ein. Diese frische Landluft war schon nicht mit der, der Stadt zu vergleichen. Sie schritt weiter und sah die orangene Sonne, die langsam hinter dem Horizont verschwand und die Welt in ein blutiges Rot tauchte. Eine wahre Melancholie. Doch eine Angenehme. Julia mochte sie wirklich.
    Als sie es hinter sich knacken hörte, schenkte sie diesem Geräusch zunächst keine Bedeutung. Schliesslich war so eine kleine Waldlichtung voll mit Leben und nicht tot. Also widmete sie sich weiter dem Sonnenuntergang. Als es aber ein zweites Mal knackte, sah sie sich um und erblickte eine maskierte Person, welche sie packte und fest an sich drückte. Panisch begann sie zu schreien und um sich zu schlagen. Doch sie spürte keine Lockerung - nichts. Der Angreifer wollte nicht von ihr ablassen. "Sie Schwein! Bitte, hilfe!" Gewaltsam wurde sie über den Boden gezogen und sie sah, wie sie auf ein Auto zugingen.


    "Sagt mal, habt ihr das nicht auch gehört?" Alle drei Männer sahen Annelie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Selbst Förstner sah ein wenig verwirrt aus. "Also ich habe nichts gehört", kommentierte Emanuel und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Annelie stand auf und spannte ihre Waffe. "Ich werde kurz nachsehen." Der Portugiese rollte mit den Augen. "Das lässt dir nun keine Ruhe was?" Die Angesprochene schüttelte mit dem Kopf und verliess das Gebäude. Als sie einen Fuss auf die gewaltige Treppe setzte, hörte sie sie! Julia! "HILFE!", schrie Bens Schwester aus voller Kehle. Annelie entsicherte ihre Waffe und rannte zu der Lichtung. "JULIA!" Ihre Stimme überschlug sich beinahe. Immer wieder schlug sie Äste weg, die ihren Weg blockierten. Sie kam zu der Einfahrtsstrasse des Anwesens und dort sah sie, wie Julia in ein Wagen gestossen wurde. "Annelie, hilf mir!", kam es verzweifelt aus dem Wagen und Annelie entsicherte ihre Waffe. "Polizei stehen bleiben!", mahnte sie und richtete die Waffe auf einen Maskierten Mann. Dieser aber zückte eine Waffe hervor und schoss ohne jede Vorwarnung in Annelies Richtung. Diese konnte dem Geschoss mit einer Hechtrolle knapp entgehen, musste aber vernehmen, wie der Wagen startete und losfuhr. In einem Verzweiflungsakt versuchte die Schweizerin, in die Reifen zu schiessen. Doch so schnell der Angreifer gekommen war, so schnell war er wieder weg.


    "Scheisse!", stiess Annelie keuchend hervor und versuchte noch, dem Wagen zu folgen, doch als sie aus der Einfahrt rannte, war dieser spurlos verschwunden. "Julia", flüsterte sie und trat voller Wut gegen einen Feuerhydranten, der sich vor ihr befand. Das hatte sie ja einmalig gelöst. Ausgerechnet ihre Schwägerin in Spe! Gott, wie sollte sie das Ben nur beibringen? In seiner momentanen, seelischen Lage hätte sie ihm alles zugetraut. Doch sie schworen sich Ehrlichkeit in ihrer Beziehung, also musste sie in den sauren Apfel beissen. Hinter ihr hörte sie Schritte und als sie sich, immer noch mit der Waffe in der Hand, umdrehte, zielte sie direkt Semir zwischen die Augen. Dieser zuckte und riss die Augen weit auf. "Gott, du bist's nur!", keuchte Annelie erleichtert. "Annelie was ist passiert?", fragte Semir direkt und wies auf die verdreckte Kleidung seiner besten Freundin. "Jemand hat Julia entführt", platzte es aus Annelie heraus und sie schilderte Semir den ganzen Tathergang. Auf der Stirn des Deutschtürken, bildete sich eine riesige Falte. "Zum ersten Annelie, dich trifft keine Schuld, ohne dich hätten wir das gar nicht bemerkt. Dann hätten wir einfach gedacht sie wäre nach Hause gefahren und das ist sie nun Mal nicht!" Dann war es eine Weile Still. "Soll ich mit Ben reden?" Annelie schüttelte mit dem Kopf. "Ich werde es ihm sagen, auch wenn ich die Reaktion schon erahne!"



    Gemeinsam gingen sie in das Anwesen zurück. Wo Emanuel und Ben heiss miteinander diskutierten. Doch anscheinend, ging es nicht um die Eifersucht Bens, sondern wirklich um den Fall. Ben schlug Emanuel nämlich vor, Hartmut für die Telefonabhörung zu beantragen, denn obwohl dieser ein Mann der KTU war, war er doch flink und geschickt in solchen Dingen. Emanuel hatte die Arme verschränkt und nickte zustimmend. Ein kleiner Anflug von Erleichterung, war in seinem Gesicht zu bemerken. Ben wollte es versuchen. Annelie zu liebe. Er wollte versuchen, ihr zu Vertrauen und Emanuel eine Chance zu geben. Die Beiden drehten sich um, als sie Semir und Annelie hörten. Während Semir direkt zu Emanuel ging, zog Annelie ihren Freund an sich. "Ich muss mit dir und deinem Vater reden, schnell!"
    "Wird das eine Blitztrennung?", versuchte Ben zu scherzen, sah aber, dass Annelie es tot ernst meinte. "Es geht um Julia Ben!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • XIII. Schwester in Not


    "Julia? Wo ist sie eigentlich?", wollte Ben gleich wissen und sah sich um, dann sah er die tiefen, vor Schreck bewegten Augen seiner Freundin. "Annelie, was ist mit Julia?", wollte er dann wissen. "Ben... sie ist entführt worden ... vor meinen Augen.", gestand Annelie und ließ den Kopf hängen, hob ihn aber gleich wieder, als Bens Vater sich in den hinter sich stehenden Sessel fallen ließ. "Was? Julia entführt? Soll das ein Scherz sein, Annelie?", fragte Ben laut und sah sie nur an. "Leider nicht Ben, bitte glaub mir, ich habe alles getan, um ihr zu helfen.", erwiderte Annelie. "Sie... meine Schwester ist entführt worden? Warum?", fragte er und raufte sich die Haare, ging dabei durch das Zimmer wie ein nervöser Tiger. "Ben...", sprach Annelie ihn an, bereute es im Moment aber wieder, als er auf sie zustürmte und sie mit seinen funkelnden Augen ansah. "Warum hast du ihr nicht geholfen? Du bist Polizistin.", schrie er verzweifelt und Annelie ließ es über sich ergehen. Sie wusste, wie Ben sein kann und dass er sich immer erst an jemanden abreagieren musste.
    "Ben... ich wollte ihr doch helfen, glaub mir.", erwiderte sie, doch es half nichts. Ihr geliebter Freund reagierte sich weiter an ihr verbal ab. "Annelie, wenn meiner Schwester irgendwas passiert, dann..." "Ben! Es reicht!", schrie plötzlich Konrad auf und sah ihn zurechtweisend an. Sofort spürte der Angesprochene die väterliche Zurechtweisung in jeder Muskel. "Annelie trifft keine Schuld, das weißt du ganz genau.", fauchte Konrad und griff sich zitternd an sein Herz. "Papa.", stieß Ben aus und stützte seinen alten Herren sofort, als dieser mit zittrigen Gliedmaßen in den Sessel zurückfiel. "Verdammt... Schnell, einen Arzt.", schrie Ben ins andere Zimmer und sofort kamen Emanuel, Semir und Marianne Förster angelaufen, während Annelie einen Arzt rief.


    Julia sah nicht, wohin die Fahrt ging. Nachdem der Entführer mit ihr einige Minuten gefahren war, hielt er an und hatte ihr einen schwarzen Stoffbeutel über den Kopf gezogen und ihr die Hände und Füße mit Klebeband gefesselt. Dann ging die Fahrt weiter und Julia konnte nur ahnen, wohin es ging. Keuchend versuchte sie, so gut es ging, durch den undurchsichtigen Stoff zu atmen und ruhig zu bleiben, was ihr sichtlich schwer fiel. Sie versuchte sich, an Geräuschen aus der Umgebung zu orientieren, doch dieses Unterfangen war in einer Stadt wie Köln unmöglich. So gab sie die Bemühungen bald wieder auf.
    Der Wagen bog in einen Schotterweg ab, Julia wurde durchgeschüttelt und stieß mit dem Bauch gegen die Rückenlehne des Fahrers, schrie kurz auf. "Halts Maul.", schrie dieser nur und ärgerte sich schon, dass er den Knebel vergessen hatte. Doch das konnte er schnell nachholen. Der Wagen kam zum Stehen. Julia horchte auf, als die Wagentür aufging und sie brutal aus dem Wagen gezogen wurde. Wieder schrie sie auf, doch schon im nächsten Moment hatte sie die flache Hand im Gesicht. "Ich sagte ... Halts Maul.", schrie ihr Entführer und zerrte sie, ungeachtet der gefesselten Füße, über den Kiesboden. Dann wurde sie in eine Hütte auf einen Steinboden gestoßen, ihre Handfesseln aufgeschnitten und hinter einem Pfeiler wieder angelegt. Der Beutel wurde ihr brutal vom Gesicht gezogen. Sofort kniff Julia die Augen zusammen, obwohl es nur schummriges Licht war, musste sie sich erst daran gewöhnen. Bevor sie was sagen konnte, hatte ihr Entführer ihr auch schon ein Stück Klebeband über den Mund geklebt. "Wehe, ich höre einen Mucks von dir, meine Kleine.", meinte er böse und strich Julia eine Strähne aus dem Gesicht.


    Konrad wurde vom Notarzt untersucht, während Ben mit aufgelöstem Gesicht, dass er in seine Hände vergraben hatte, zitternd neben ihm saß und auf den Boden sah. Annelie stand daneben. Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Ben würde in dieser Situation wer weiß was tun. Emanuel und Semir standen neben ihr und Semir spürte, was Annelie gerade dachte und empfand, aber auch, welche Gefühle sich jetzt in Ben abspielten. Wieder musste er um das Leben seiner Schwester fürchten. Noch einmal alles durchmachen, was er schon an ihrem Hochzeitstag durchmachen musste. Semir musste nun beiden eine Stütze sein und er hoffte, dass ihm Emanuel dabei helfen würde.


    ...

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  • XIV. Eine schreckliche Entdeckung


    Hartmut kam mit seinem Gefolge in Konrads Haus und sah, wie sich dieser langsam wieder aus dem Sessel erhob und einem Sanitäter zuwinkte und sagte, dass alles wieder in Ordnung sei. „Wo soll ich meine Männer hinschicken?“, fragte er Semir mit ernstem Gesicht, ohne jeglichen Anflug von Ulk, weil er wusste, wie ernst die Lage war. „Zu der Lichtung, ihr findet sie sofort. Dort wurde sie entführt!“ Hartmut nickte und winkte seine Leute in den Garten. Annelie sah, wie Konrad zitternd zu Ben ging und mit ihm zu sprechen begann. Hier konnte sie wirklich nichts mehr tun. Vielmehr plagte sie auch die Frage, wieso Julia entführt wurde? Sie hatte doch gar nichts mit diesem Fall zu tun. Wieso also das Ganze? Annelie ging nach oben. Jegliche Spur zählte nun und in diesem Moment wurde wieder das Privatleben egal. Jetzt war sie wirklich wieder nur die Polizistin. Nicht mehr, und nicht weniger. Gefühle hatten keinen Platz mehr. Das hätte es nur noch schlimmer gemacht. Und das hätte Julia nicht wirklich geholfen.Sie ging in Julias Zimmer, dass sie noch hatte, da ihr Mann viel auf Geschäftsreisen war. Julia hatte es ihr noch gezeigt gehabt. Ein Wink des Schicksals? Annelie durchsuchte alles, Kleiderschränke, Schubladen, Koffer. Erst bei der Mülltonne wurde sie fündig. Sie fand ein kleines Gerät, das einen Papierstreifen in der Mitte enthielt. Dieser zeigte ein Plus auf und Annelie schaltete sofort. „Bitte nicht!“, flüsterte sie und durchsuchte den Papierkorb noch mehr. Sie wollte es nicht glauben. Das wäre einfach zu grausam gewesen. Doch als sie schliesslich noch die Verpackung dazu fand, warf sie diese entnervt und wütend gegen die Wand. „Scheisse!“


    Ben sah in das bleiche Gesicht seines Vaters. „Tut mir leid“, flüsterte er leise und Konrad legte eine Hand auf den Rücken seines Sohnes. „Ben, ich weiss es ist furchtbar dass Julia entführt wurde, und schliesslich hatten wir dies schon einmal durchgemacht. Aber, haben wir nicht Semir? Ausserdem scheint mir Annelie auch eine sehr gute Polizistin zu sein!“ Ben seufzte. „Hast du nicht ihre Kleidung gesehen? Sie war ganz verdreckt. Annelie hat sich wirklich Mühe gegeben Ben.“ Das hatte Ben natürlich gewusst. Aber die Wut war mal wieder stärker als die Vernunft gewesen und diese brach aus ihm heraus. Es hätte jeden treffen können. Annelie war gerade in der Nähe, also wurde sie zum Opfer. "Ich weiss Paps...ich werde mich bei ihr entschuldigen...."...willst du nicht lieber damit warten?" Alle drehten sich zu Annelie um, die das Gerät in den Händen hielt und wirklich geschockt aussah. "Was meinst du damit?", fragten Emanuel und Semir synchron und der Deutschtürke erblickte dann das Gerät. Als Vater erkannte er dieses genau, schliesslich hatte Andrea das genau selbe genutzt gehabt. "Oh nein...", stiess er hervor und ging zu Annelie. "Sag' mir bitte dass..." "...das kann ich nicht", flüsterte Annelie und überreichte Semir das Gerät. Ein Schwangerschaftstester. "Er ist positiv Semir..."


    "Was denn?", fragte Emanuel verwundert und gesellte sich neben Semir. "Ach du scheisse", stiess auch nun der Portugiese hervor und schluckte schwer. "Was, was ist denn los?", fragte Ben und ging auf sie zu. "Was denn?" "Julia ist schwanger Ben...sie trägt ein Kind in sich!"
    Ben fühlte wieder die Wut in sich aufkommen. Nun musste Annelie reagieren. Er würde explodieren, dass war ihr klar. Sie packte ihn am Arm und zog ihn nach draussen. "Schwanger?", schrie Ben und lief wie ein gehässiges Tier hin und her. Er wirkte wie auf einem Beutezug. "Ben, das bringt doch nichts", ermahnte Annelie ihn doch er liess nicht nach. Er konnte es einfach nicht glauben. "Schwanger...einfach schwanger...wieso hatte sie uns nichts erzählt?" Annelie schüttelte mit dem Kopf. "Ich weiss es nicht, aber wir sollten uns nicht damit beschäftigen. Wichtiger ist es jetzt, Julia und das zu retten, ansonsten haben wir ein Todesopfer, schlimmer noch zwei." Ben setzte sich auf die Treppe und vergrub das Gesicht in den Händen. "Das ist ein Alptraum, absoluter Alptraum...", hörte Annelie ihn mit zitternder Stimme sagen. Und sie kannte diesen Ton in der Stimme genau. Oft hatte er diesen, wenn er sie am Krankenbett besucht hatte, oder wenn sie zuhause waren und sie mal wieder einer ihrer Schmerzschübe hatte. Sie setzte sich neben ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Wir müssen dafür kämpfen Ben, schliesslich will ich dich als Onkel sehen..."


    "Oh Gott wenn sie das Kind verlieren würde, das würde sie nicht durchstehen..." Ben sah Annelie direkt in die Augen und sie erblickte, wie seine Augen tränten. "Schatz wir schaffen das! Wir haben Semir und Emanuel! Ein besseres Los haben wir nicht. Beide würden für uns in eine Schlucht springen um uns zu retten. Julia wird mit ihrem Kind da rauskommen! Und dann haben wir bereits das zweite Baby in unserer grossen Familie!" Ben atmtete tief durch und zog Annelie zu sich, um ihr einen Kuss zu geben. Dabei schmeckte sie seine salzigen Tränen. Emanuel kam hinaus und wollte gerade wieder herein. Doch Ben bemerkte ihn. "Du störst nicht...", murmelte Ben und Emanuel lächelte leicht. "Gut, denn wir haben ein weiteres Problem. Die Förstner ist getürmt! Sie ist einfach weg."

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • XV. Zahlen oder nicht Zahlen ?


    Marianne Förster schlich sich ungesehen vom Grundstück und hielt zitternd ihr Handy in der linken Hand. "Wenn sie wollen, dass Julia Jäger wieder gesund zu ihrer Familie kommt, zahlen sie.", las sie immer wieder die SMS mit Bildanhang, die sie kurz nach dem Entdecken der Entführung bekommen hatte. Das Bild zeigte deutlich Julia, wie sie völlig verweint in einer dunklen Ecke, irgendwo in einem Gebäude saß, und auf Rettung wartete. Was sollte sie nur tun? Es war nicht ihre Tochter, aber sie kannte sie sehr gut. Konnte sie wirklich den Tod einer Unschuldigen in Kauf nehmen? Oh hätte sie doch nur nicht diesen harten Überlebenswillen, der wie eine zweite Person in ihr herrschte. "Nein, du wirst nicht zahlen.", meldete er sich plötzlich zu Wort. "Sei hart. Es ist deine Firma mit deinem Schweiß aufgebaut.", schrie die Stimme in ihrem Kopf und verwischte alle anderen Gedanken. "Nein, das kann ich nicht.", meinte sie dann und ließ einige Tränen über ihre Wangen laufen.
    Sie tat die SMS weg und wählte die Nummer ihrer Bank an. "Möller? Marianne Förster hier. Ich weiß sehr wohl, wie spät es ist, aber scheinbar machen sie mal wieder Überstunden. Hören sie, ich brauche Drei Millionen Euro und das am Besten gestern. ... Jetzt fragen sie nicht so böld. Sie sind Bankier. Sie zaubern doch sonst auch eine Erklärung aus der Tasche. Ich hole das Geld in drei Stunden ab." Schnell klappte sie ihr Handy wieder zusammen und sah sich noch einmal zu Konrads Haus um. "Keine Angst, mein Freund, ich bring dir deine Tochter wieder."


    "Verdammt, wo ist die Frau?", zischte Emanuel und sah sich auf dem ganzen Gelände um. Sein erfahrener Spürsinn sagte ihm, dass hier etwas oberfaul war. Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Was, wenn diese Frau mit den Entführern zusammenarbeitete und die Erpressung nur erfunden wäre? Nein, dann hätte man den Transportfahrer nicht töten müssen. Oder war er nur ein Bauernopfer, um alles wirkungsvoll darzustellen? Fragen über Fragen und die Einzige, die sie beantworten konnte, fuhr gerade mit schnellem Tempo vom Gelände.
    "Shit.", stieß er aus, als er dem weißen Porsche, dessen Bremslichter noch zu erkennen waren, in der nächsten Straßenecke verschwinden sah. Sofort griff er zu seinem Handy. "Sanchez hier, ich brauche sofort eine Fahndung nach einem weißen Porsche neueres Baujahr... Kennzeichen: Duisburg - MF 604.", gab er durch und ging dann wieder zum Haus zurück.


    "Ich versteh nicht, warum sich die Entführer nicht melden.", stieß Ben aus, der sich ein wenig wieder gefangen hatte, nun aber vor Hartmuts Gerätschaften gefährlich hin und her lief. "Ben!", rief Semir aus, da ihn Hartmut hilfesuchend ansah. "Was?" "Setz dich, bitte.", bat Semir mit Nachdruck. Der junge Hauptkommissar wollte was erwidern, doch an Semirs Gesicht sah er, dass es zwecklos war. So winkte er ab, ging zur Hausbar und nahm sich eine Flasche Cognac hervor, goss sich ein Glas ein und leerte es in einem Male. Er verzog ekelnd das Gesicht. Normalerweise trank er so etwas überhaupt nicht, aber er brauchte jetzt etwas, um seine Nerven zu beruhigen. Annelie beobachtete dies mit Besorgnis auf dem Gesicht, denn Ben goss sich noch ein Glas ein und dann wieder eins.


    ...

  • XVI. Ben und Emanuel



    Annelie griff sich das Glas und sah ihren Lebensgefährten mit funkelnden Augen an. "Das reicht!", mahnte sie mit zischender Stimme und Ben wirkte wie ein kleines Kind, dem man den Lolli geklaut hatte. "Ich bin ja noch nüchtern!", verteidigte er sich mit klarer Stimme und wollte nach dem Glas greiffen, dass Annelie aber zurückzog. "Eben du sagst es! Noch! Meinst du, du kannst deiner Schwester damit helfen? Sie braucht uns...besser gesagt, sie brauchen unsere Hilfe! Da kannst du dich nicht grundlos besaufen!" In diesem Moment kam Emanuel ins Zimmer und begutachtete die Szene. "Bin ich schon zum Begräbnistrunk gekommen?", fragte er sarkastisch und erntete einen giftigen Blick von Bens Seite her. "Und?", fragte Annelie ungeduldig und sah das betrübte Gesicht ihres Partners. "Sie ist abgehauen. Es tut mir leid. Aber ich konnte mir ihr Kenntzeichen merken, es sollte also nur eine Sache von Minuten sein, sie zu finden!" Ben sah Emanuel fassungslos an. "Du hast sie einfach gehen lassen!", schrie er und Annelie musste sich die Ohren zuhalten! Emanuel reagierte kaum, er packte Ben an der Jacke und zog ihn, mit einer unwahrscheinlichen Kraft, nach draussen. Semir wollte hinterher doch Annelie hielt ihn auf. "Keine Sorge Semir, er weiss was er tut!"


    Julia sass in ihrer Ecke und weinte bitterlich. Sie hatte Angst um sich, sie hatte Angst um ihr Baby. Immer wieder sprach sie Gebete aus, dass Ben sie finden solle, sie hielte es kaum aus in dieser Dunkelheit, dieser Nässe und Kälte. Ihr Herz raste heftig gegen den Brustkorb und das Leben darunter schien sich auch nicht wohlzufühlen. Zwar hatte Julia keine Schmerzen, aber ein ungewohntes Gefühl. Ihr war schlecht, was ihr bisher noch nie war, doch immer wieder musste sie sich zusammennehmen, sich nicht zu übergeben. Denn noch der Geruch von Erbrochenem, würde sie nicht ertragen, geschweige denn aushalten.


    "Ich habe es nicht mit Absicht getan Ben!", zischte Emanuel und suchte immer wieder den Blickkontakt mit Ben. "Im Übrigen finde ich es ziemlich lächerlich, wenn du nun einen auf Schmollhans machst. Annelie hat sich wirklich alle Mühe gegeben. Das sieht man an ihrer dreckigen Kleidung und an den Schrammen. Sie wollte Julia retten." Ben grummelte ein kleines "Weiss ich selbst", hervor. "Und noch was, wir werden deine Schwester finden. Ben, Annelie ist eine treue Person und wenn ich nicht schon verlobt wäre, hätte ich mich prompt in sie verliebt. Aber ich bin schon seit über 10 Jahren mit meiner Frau zusammen, ich möchte nur sie, also kannst du getrost deine Eifersucht gegen mich begraben!" Ben konnte es nicht begreifen, aber Emanuels Worte waren so ehrlich und aufopfernd, dass seine Eifersucht wirklich zu verschwinden begann. Auch die Wut und der Hass legte sich nieder. "Tut mir leid", flüsterte er leise hervor und setzte sich auf die Treppe. Emanuel tat es ihm gleich. "Lass' uns das Kriegsbeil begraben okay? Denn so wie Annelie erzählt hast, biste noch ein dufte Typ, und es wäre doch wirklich schade, wenn nicht nur wir, sondern auch deine Schwester darunter leiden würde." Emanuel streckte die Hand aus und Ben schlug ein. "Also, lass uns deine Schwester finden!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • XVII. Erste Hürden


    Hartmut war mit seinen Leuten im Garten soweit fertig und kam wieder ins Haus. "Semir, wir haben da was gefunden.", meinte er zu dem Deutschtürken und zeigte ihm einen genommenen Gipsabdruck eines Fußabdrucks. "Und? Was soll ich damit?", fragte Semir genervt. "Den haben wir in den Hecken gefunden. Wahrscheinlich stammt er vom Entführer. Die Form ist besonders interessant. Es handelt sich nich nur um einen normalen Schuh. Ich bin der Meinung, dass es sich um ein orthopädischen Schuh handelt und die werden ..." "Extra angefertigt und haben eine eigene Registriernummer für jeden Träger.", beendete Emanuel den Satz. Semir drehte sich um und sah ihn erstaunt an. "Mein Großvater musste auch einen tragen, weil sein linkes Bein etwas zu kurz war.", erzählte Emanuel nur. "Gut Hartmut, dann mach dich sofort an die Arbeit und finde heraus, wem der Schuh gehört.", forderte Semir den Techniker auf.
    Plötzlich klingelte das Telefon. Sofort waren Konrad, Emanuel, Semir, Ben und Annelie angespannt um das Telefon herum. Hartmut schnellte an seine Ausrüstung und setzte seine Kopfhörer auf, dann nickte er Konrad zu, sodass dieser den Hörer in die Hand nehmen konnte. "Ja...Hallo?", meldete er sich. Eine verzerrte Computerstimme schnarrte ihm entgegen. "Wir haben ihre Tochter entführt. Fragen sie nicht warum .... sie werden dafür sorgen, dass Marianne Förster unsere Forderungen erfüllt, oder sie sehen ihre Tochter nie wieder.", dann war die Verbindung beendet. "Hallo... ich will mit Julia sprechen...Hallo.", schrie Konrad ins Telefon und merkte, wie sein Herz wie wild gegen seine Brust schlug. "Papa.", hörte er wie durch eine Nebelwand und merkte, dass er das Gleichgewicht wieder verlor.


    Marianne fuhr vor das Bankgebäude vor und stieg aus. Schnell rannte sie zur Tür und klingelte sturm. "Na loss... aufmachen.", zischte sie und drückte den Klingelknopf fast durch die Wand. Dann sah sie eine kleine, dickliche Person auf den Eingang zustürmen. "Ja...ja, ich komme ja schon.", meinte er nur und schloss die Tür auf. "Frau Förster... sie? Jetzt noch?", fragte Möller. "Ja ich. Ich brauche das Geld... jetzt sofort.", zischte sie und schnlängelte sich durch den schmalen Türspalt.
    "Frau Förster, in dieser kurzen Zeit konnte ich doch das Geld noch nicht auftreiben...", entschuldigte er sich. "Aber ich brauche das Geld jetzt... Sofort.", forderte sie und schlug mit der Faust auf den Tisch. "Bitte beruhigen sie sich, Frau Förster. Sie wissen ganz genau, dass sie keine Drei Millionen Euro in Bar auf die Schnelle zur Verfügung haben." "Ich weiß, es sind nur 1,8 Millionen." "Sie müssten eine Sicherheit auf ihre Firma aufnehmen um die restlichen 1,2 Millionen zu bekommen.", erklärte er und holte ein entsprechendes Formular hervor. "Vielleicht sollten sie das vorher mit ihrem Anwalt und dem Firmenrat besprechen.", meinte er, als sich die Frau das Stück Papier griff. "Nein, es geht hier um eine wichtige Angelegenheit.", meinte sie und zog einen Stift aus ihrer Blazerinnentasche hervor.


    Ein Polizeiwagen fuhr an der Bank vorbei. "Sag mal, ist das nicht das gesuchte Kennzeichen?", fragte der Fahrer seinen Beifahrer. Dieser sah rüber, kniff dabei die Augen zusammen. "Stimmt, ich geb das sofort an die Zentrale weiter.", meinte er und griff zum Mikrofon. "Adler 22 an Zentrale... haben gesuchtes Fahrzeug gefunden. Erbitten weitere Instruktionen.", bat der Beamte.


    ...

  • XVIII. Annelies Alleingang


    Ben reichte es. Sein Vater würde diese Anstrengung nicht nochmals verkraften. Er sah zu Semir. Dieser verstand und zückte aus seiner Jackentasche das Handy hervor. Er benachrichtigte einen Notarzt. "Nein, muss Julia helfen", hörte Ben seinen Vater stöhnen. "Das vergisst du mal ganz schnell. Wir sind Polizisten Paps, es ist unser Job Leute zu finden. Und da es sich um meine Schwester handelt, werden wir alles geben!" Annelie hörte in der Stimme ihres Freundes, wie sehr er sich um seinen Vater sorgte. Sie konnte sich seine lange Falte auf der Stirn vorstellen. "Hoffentlich kommt Hartmut voran", hörte Semir Emanuel sagen, "ansonsten haben wir ein ziemliches Problem..." Semir mochte sich gar nicht vorstellen, was alles geschehen hätte können. Die Sorge um Julia und ihr Ungeborenes wuchs mit jeder Sekunde und die Anspannung war immer stärker zu spüren.
    Der Krankenwagen war nicht soweit vom Jägerschen Anwesen entfernt gewesen. So konnten die Notärzte sofort eilen und begannen, Konrad zu versorgen. "Bitte nehmen Sie ihn mit", flehte Ben schon beinahe und sie nickten. Sie bereiteten seinen Vater für den Transport vor und hoben die Trage an. "Ich komme sonst mit", sagte Annelie und Ben sah sie verwundert an. "Du musst deine Schwester finden. Ich denke, mit den Beiden wirst du das ohne weitere Probleme schaffen!" Ben wollte zum Erwidern ansetzten, doch Annelie schenkte ihm zum Abschied nur noch einen Kuss und begleitete die Sanitäter nach draussen.
    "Was hat sie bloss vor?", dachte Semir laut und Emanuel zuckte mit den Achseln. "Keine Ahnung, aus dieser Frau werde ich einfach nicht schlau." "Willkommen in meiner Welt", erwiderte Ben und seufzte schwer.


    Der Krankenwagen fuhr ins städtische Krankenhaus. Konrad wurde sofort in einer Zimmer verlegt und Annelie über die Umstände aufgeklärt. Die Situation war einfach zu viel für das Herz. Bens Vater brauchte nun absolute Ruhe und die sollte nicht gestört werden. Annelie verstand sofort. Sie versprach den Arzt, Konrad nicht über den Fall zu informieren.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen verliess Annelie das Krankenhaus und wollte ein Taxi bestellen. Bis sie einen Mann mit Kapuze und orthopädischen Schuhen sah. Diese Gangart hatte sie schon gesehen und zwar, als Julia entführt wurde. So eine Gangart würde sie unter Hunderten wiedererkennen. Aber wenn sie nun laut schrie, würde sie nur den Entführer, wenn er es wirklich war, verwirren und Julia wäre so gut wie tot. Was also tun? Sie sah, wie der Mann in eine Apotheke ging. Sein Auto, hatte er gegenüber eines Motoradgeschäfts geparkt. "Bingo", murmelte Annelie und machte sich sofort an ihren Plan. Sie beschlagnahmte, unter falschen Vorwand, eines der Motorräder und versteckte sich im Hintergrund. Die Männer, hatte sie schon lange vergessen. Nun hatte Julia ihr ganzes Hirn übernommen und sie legte sich wie eine Raubkatze auf die Lauer.



    Der Mann kam aus der Apotheke mit einem Medikament, dass Schwangere beruhigen soll. Annelie hatte es bei ihrer Mutter gesehen, als diese mit ihrer jüngsten Schwester schwanger war. Ihr Verdacht wurde also erhärtet. Der Mann stieg in den Wagen und fuhr los. Annelie startete den Motor der schwarzen Yamaha und fuhr hinterher. Das Haar wehte nach hinten und die Zapfenlocken schlugen immer wieder auf den Rücken. Doch Annelie war dies egal. Sie setzte sich eine Sonnenbrille auf, die untergehende Sonne blendete sehr, und fuhr so unauffällig wie möglich hinterher. "Dich kriege ich", zischte sie, "wart's nur ab!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • XIX. die Übergabe


    Während sich Annelie hinter den Verdächtigen geklemmt hatte, brachte die Polizeistreife Marianne Förster zurück zur Jägerschen Villa, wo alle Verbliebenden sie mit leichter Zornesröte im Gesicht erwarteten. Vor allem Ben wartete gespannt auf eine Erklärung dieser Frau, warum sie so fluchtartig das Gelände verlassen hatte. "Frau Förster, was sollte das?", fragte er sofort mit lauter, energischer Stimme und zog die Geschäftsfrau ruppig am Arm die Stufen ins Haus hinauf. "Ben... sie tun mir weh.", stieß die Frau aus, als sie endlich im Wohnzimmer standen und von allen Beteiligten angestarrt wurde. Sie fühlte sich, wie eine Mörderin angesehen. Des Menschens Blicke sagten manchesmal mehr als tausende von Wörtern. Das war in diesem Augenblick der Fall. Sie fühlte sich schon als Mithelferin an der Entführung verurteilt.
    "Ben... hier ich habe das Geld besorgt.", meinte sie dann schnell und reichte ihm den Koffer. "Was...Geld...etwa für Julia?", fragte er sofort. Sie nickte heftig. Doch Emanuel reichte das nicht. "Frau Förster... warum sind sie vorhin ohne etwas zu sagen, abgehauen?", fragte er und sah sie mit seinen großen, braunen Augen böse an. Sie konnte diesem Blick nicht lange standhalten, zu vernichtend war seine Wirkung. "Ich... habe dieses Foto auf mein Handy geschickt bekommen, mit der Anweisung, das Geld sofort zu besorgen.", meinte sie entschuldigend und reichte ihr Handy mit dem aufgenommenen Bild an den portugiesischen Polizisten weiter. Sofort kamen alle um Emanuel herum und sahen das geschundene Gesicht von Julia. Semir sah die Frau erbost an. "Warum kommen sie jetzt erst damit? Wir hätten so vielleicht eine Spur auf die Täter haben können, aber das ist jetzt nicht mehr möglich, dank ihnen.", fauchte er und sah Frau Förster ebenfalls mit Zornesröte im Gesicht an. "Das wird ein Nachspiel für sie haben, das verspreche ich ihnen.", zischte er und in diesem Moment klingelte das Handy von Frau Förster.


    Annelie folgte den Wagen in gebührendem Abstand. Auch wenn sie sich mit solch einer Maschine leicht hätte vor die drei Wagen setzen können, die sie von dem Entführer trennten, würde das nur dessen Aufmerksamkeit erregen und das wollte sie auf keinen Fall. Im Moment zählte einfach, Geduld haben. Sie befanden sich in einer Baustelle auf der Autobahn, kurz vor der Abfahrt nach Bonn-West. Es ging nur langsam vorwärts und so konnte Annelie ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Wagen des Entführers richten. Sie sah, wie dieser die Ausfahrt nahm und gleich nach links abbog. "Also nach links.", dachte sie, startete ihre Maschine und schlängelte sich durch die drei vor ihr befindlichen Fahrzeuge, um den Wagen nicht zu verlieren. Die entsetzten Autofahrer hupten und gaben Lichtsignale, doch das war der Deutschschweizerin egal. Sie hatte nur eins im Kopf: Julia und ihr Baby mussten gerettet werden. Als sie an der Kreuzung ankam, sah sie noch, wie der Wagen in eine Waldeinfahrt verschwand. "Okay, dann mal hinterher.", dachte Annelie und folgte ihm.


    "Gehen sie ran... aber schalten sie auf Lautsprecher.", forderte Emanuel und hielt Marianne Förster das Handy hin. Diese schluckte, nahm ihr Telefon in die Hand und drückte auf den grünen Knopf. "Hallo?", meldete sie sich und hielt das Handy so vor sich, dass alle mithören konnten. "Haben sie das Geld?", wollte eine verzerrte, doch helle Stimme wissen. Alles im Raum schwieg, um sich nicht zu verraten. "Ja...ja ihre gesamten drei Millionen.", erwiderte Frau Förster und sah die drei Polizisten an. "Gut... in drei Stunden werden sie sich mit dem Geld zum Hauptbahnhof nach Köln begeben, den Koffer mit dem Geld und ihrer Software in das Schließfach mit der Nummer 567 stecken und wieder nach Hause fahren.", meinte die Stimme. "Was ist mit Julia Jäger? Wann werden sie sie gehen lassen?", fragte Marianne und sah, wie Ben leicht zu zittern begann. "Sobald wir alles haben und sicher sind, dass sie nicht die Polizei eingeschaltet haben, werden wir die Kleine freilassen.", damit war das Gespräch beendet und alle sahen sich nur an.
    "Shit, der Hauptbahnhof ist groß und ziemlich schwer einzusehen, mit den Kameras.", stöhnte Semir und fasste sich an die Stirn. "Selbst, wenn wir die Schließfächer überwachen können, da wuseln so viele Leute rum, wie sollen wir wissen, wer da zu den Entführern gehört und wer nicht?", fügte Emanuel niedergeschlagen hinzu. Doch Hartmut hatte da einen genialen Einfall.


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