Der Junge und ich

  • "Monsieur, Karl wurde geschnappt.", verkündete Antoine seinem Chef plötzlich, als dieser wieder an seinem Flügel saß und vor sich hin spielte. "Und der Junge?", fragte van Vaarten ohne von den Tasten abzulassen. "Ist wieder bei der Polizei.", erwiderte seine rechte Hand. Jetzt knallte der ältere Herr mit seinen geballten Fäusten auf die Tastatur, sodass ein tiefer, markerschütternder Ton zu hören war. "Verdammt, und die Partitur hatte er sicherlich noch bei sich. Dieser Idiot.", fluchte Louis van Vaarten vor sich her und strich sich über seinen Bart. "Wenn man will, dass etwas richtig gemacht wird, dann soll man es selbst machen.", meinte er und überlegte. "Sie werden den Jungen sicherlich wieder in eine andere Wohnung bringen.", überlegte Antoine laut. "Das ist denkbar. Wir müssen vorher rausfinden, wo sie ihn hinbringen, sie abfangen und alle drei kassieren. Wenn wir uns nur den Jungen holen wollen, kommen die uns nur unnötig in die Quere.", erwiderte van Vaarten. "Ist es klug, sich mit der deutschen Polizei anzulegen? Ich meine, unsere haben wir ja kaum noch unter Kontrolle.", widersprach Antoine. "Ach, lass einfach unserem Mann bei denen eine größere Summe zukommen, dann wird er uns schon etwas verraten.", meinte der Mann und packte dann seinen Handlanger am Arm. "Ich will, dass das noch so schnell wie möglich erledigt wird. Nimm dir 8 von unseren Topleuten mit. Sicher ist sicher, aber ihnen darf nichts passieren. Ich will sie lebend. Und bring mir die Partitur.", fauchte er. "Oui Monsieur.", erwiderte Antoine und machte sich dann gleich auf den Weg. Doch er drehte sich nochmal um. "Was, wenn Karl plaudert?" "Schaltet ihn aus. Er ist ein unnötiges Risiko geworden."


    Noch immer hielt Ben Oliver fest in seinen Armen. "Ben, du musst ins Krankenhaus.", meinte Semir und wollte die Beiden lösen. "Ich kann ihn nicht alleine lassen, Semir. Ich werde ihn nicht noch einmal im Stich lassen.", erwiderte Ben mit rauchiger Stimme und sah über Olivers Schulter zu seinem Partner. "Ben, sei vernünftig. Du musst ins Krankenhaus. Wir nehmen ihn mit. Ich verspreche dir, ich lass ihn keine Minute aus den Augen.", versprach Semir und half seinem Partner beim langsamen Aufstehen.
    Nur eine halbe Stunde später waren die Drei im Krankenhaus. Dr. Henning stand schon mit verschränkten Armen vor der Tür zum Röntgenraum. "Das gleiche wie immer?", fragte er und schob die Tür auf. "Leider Doc.", erwiderte Ben nur und ließ sich ein drittes Mal röntgen, während Semir und Oliver vor dem Raum saßen. Der Kleine lehnte sich an die Schultern von Semir und schlief. Die ganze Aufregung schien doch zuviel für diesen kleinen Körper zu sein. Semir sah zu ihm. Scheinbar hatte der Junge in Ben doch Vatergefühle erweckt. Über diesen Gedanken musste Semir unweigerlich grinsen, dann ging die Tür wieder auf und der Arzt trat in den Flur.
    "Tja, ihr Kollege hat verdammtes Glück gehabt. Weder bei dem Sturz noch bei dem Kampf sind weitere Rippen in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Schmerzen haben sich lediglich verstärkt, aber das war zu erwarten. Die Platzwunde am Kopf ist klein und nicht von Bedeutung und die leichte Rauchvergiftung sollte in ein paar Tagen abklingen. Ich gebe ihm was gegen den starken Husten und ansonsten kann er wieder mit ihnen mit.", meinte der Arzt und verabschiedete sich dann. "Und was machen wir nun?", fragte Ben, als er dann auch in den Flur kam. "In die Wohnung zurück können wir nicht. Ich möchte mal wissen, woher der gewusst hat, wo wir sind.", fauchte er. "Keine Ahnung, er wird ja wohl kaum im Telefonbuch unter LKA-Wohnung nachgesehen haben.", erwiderte Semir. "Trotzdem, irgendwas an der Sache ist faul.", erwiderte Ben. Wie recht er doch hatte.


    ...

  • "Ich denke das Beste ist es zunächst, wir quartieren uns bei meinem Vater ein!" Semir sah Ben verwirrt an. "Dort ist es sicher und es hat ein Klavier!" Mit einem Lächeln blickte Ben zu Oliver, der friedlich immer noch schlief. "Mein Vater ist auf Geschäftsreise und meine Schwester in den Flitterwochen. So würde also nichts zu schaden kommen, falls die Typen doch reinkommen könnten. Denn ich denke, dass der Kerl nicht alleine war." Semir konnte nur zustimmen. "Wenn du meinst, dass das klappt?" Ben nickte leicht. "Dem LKA traue ich nicht mehr über den Weg! Was, wenn die einen Spitzel haben, dann sind wir erledigt!" Wieder konnte Semir nur beipflichten. "Also dann, du weisst noch wo es ist?" "Natürlich", erwiderte Semir und sah, wie Ben Oliver heben wollte. "Wow! Nicht so schnell!" Oliver war für sein Alter sehr klein, so konnte auch Semir ihn nehmen. Sie gingen zum Wagen und Ben setzte sich auf die Rückbank, wo Semir den Jungen ablegen konnte und den Kopf auf Bens Schoss betten konnte. Der Junge schlief noch immer tief noch fest. Ben strich sanft durch sein Haar. Doch auch er hätte wieder einschlafen können. So müde war er. Ausserdem betäubten ihn die Schmerzmittel, die er alle nehmen musste. Semir blickte in den Rückspiegel. "Gönn' dir doch ein bisschen Ruhe Ben!", schlug er vor und Ben winkte ab. "Schon gut, ich glaub, ich schaff's noch bis zum Anwesen."


    Oliver erwachte, kurz bevor sie vor der Villa von Bens Vater ankamen. Ben gab den Sicherheitscode ein und öffnete die Türe, damit Semir reinfahren konnte. Er parkte den Wagen vor dem Anwesen und stieg zusammen mit Oliver aus. Der Junge konnte sein Gesicht kaum von dem prächtigen Anwesen lösen. "Da drinnen gibt's ein prächtiges Piano! Darauf habe ich als Junge immer gespielt!" Olivers Augen leuchteten und er klatschte in die Hände. Sie gingen in das Haus und Semir war noch immer erstaunt, wieso Ben nicht in diesem Haus lebte. Gut, sein Appartement war auch nicht ohne, aber im Gegensatz zu dem war es ein Vogelnest. Oliver erblickte sofort das Klavier im Wohnzimmer und rannte darauf zu. Er sah Ben fragend an. "Spiel nur", forderte er und Oliver begann ein Lied aus dem Film "König der Löwen" zu spielen. Ben setzte sich an die Bar der Küche und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. "Du solltest dich wirklich ausruhen", forderte Semir noch einmal auf und Ben schüttelte mit dem Kopf. "Semir ich habe einfach Angst um den Jungen!" Semir lächelte. "Hast du denn so wenig vertrauen in mir?"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Ben grinste nur. "Also, wenn du mich so fragst...", begann er, doch Semir hielt ihm die Faust hin. "Sag jetzt ja nichts falsches.", erwiderte er mit gespielter Ernsthaftigkeit. Beide mussten lachen. Ben gab sich dann der Müdigkeit hin und verzog sich in das Gästezimmer, dass gleich neben dem Arbeitszimmer seines Vaters lag und ihn für Erholungen diente, wenn Konrad einen schwer zu verhandelnden Termin hinter sich hatte. Semir sah inzwischen nach Oliver, da das Klavierspielen verstummt war. Der Kleine saß wirklich nicht mehr am Flügel. Zu groß war einfach die Neugier des Jungen. "Oli?", rief Semir und hörte dann Geraschel aus einen der oberen Zimmer kommen. Schnell war er die Stufen raufgesprintet und sah den kleinen Mann am Billardtisch stehen und wie er dabei war die Kugeln aufzubauen.
    "Hey, du kannst doch nicht einfach in fremde Zimmer rein.", mahnte Semir und ging auf den Jungen zu, der einen Queue in der Hand hielt und Semir einen zweiten entgegenstreckte. "Wollen wir ne Partie spielen?", fragte er dann und bekam ein stetiges Nicken als Antwort. "Na schön, aber ich bin ein wenig eingerostet.", log Semir. Er konnte ja nicht ahnen, dass der Junge neben Klavier auch noch richtig gut Pool-Billard spielen konnte. Semir schnappte sich die Weiße und stieß sie mit dem Queue kräftig gegen die anderen Kugeln. Alle flogen auseinander und Semir setzte erneut an. Er musste sich ein wenig zurückhalten und so versiebte er den zweiten Stoß. "Okay, du bist dran.", meinte er zu Oliver. Der Junge stellte sich hin, zielte und stieß eine Kugel nach der anderen in ein jeweiliges Loch. Semir klappte die Kinnlade runter. Selbst schwierige Bandenstöße schien der Junge mit Bravur zu meistern. "Man, bin ich froh, dass wir nicht um Geld gespielt haben.", scherzte Semir, als die Partie zu ende war. Oliver lachte, griff in seine Tasche und holte eine Zwei-Euro-Münze hervor und legte sie dann auf den Rand des Billardtisches. "Ne, lass mal, sonst machst du mich noch zu einer armen Kirchenmaus.", lachte Semir und strich dem Jungen durchs Haar.


    "Monsieur, mein Verbindungsmann konnte mir nicht sagen, wo sich die Drei verstecken.", meinte Antoine, als er wieder zu van Vaarten kam, der an seinen Engelstrompeten herumschnitt. Er drehte sich nur abwartend um und widmete sich dann wieder teilnahmslos den Blumen. "Hast du wenigstens was über die Beiden erfahren, die den Jungen beschützen?", wollte der Mann dann wissen. "Allerdings, der eine heißt Ben Jäger und der andere Semir Gerkhan.", bestätigte Antoine. "Jäger... Jäger, den Namen hab ich doch irgendwo schon mal gelesen.", meinte van Vaarten, ging dann zu einem Zeitungsstapel und zog dann eine Zeitung hervor. "Da ist es ja: Hochzeit in Unternehmerkreisen.", las er vor und zeigte auf das Bild. "Julia Jäger, die Tochter des Großunternehmers Konrad Jäger heiratet den ... und so weiter und sofort.", las er. Dann sah er Antoine nachdenklich an. "Was würdest du machen, wenn du jemanden verstecken müsstest?", fragte er seinen Untergebenen. "Nun ich würde ihn dahin bringen, wo ihn keiner vermuten würde.", erwiderte Antoine. "Genau, und ich wette, dieser Jäger hat den Jungen dort versteckt.", er deutete auf das Haus, was man im Hintergrund sehen konnte. "Wer würde schon darauf kommen, ihn bei Verwandten des Bullen zu suchen.", meinte van Vaarten mit Anerkennung in der Stimme. "Finde raus, wo das ist und dann mach die Leute bereit. Ich will den Jungen heute Nacht hier haben.", befahl van Vaarten.


    Semir sah durch das große Fenster im Wohnzimmer in die schwärzer werdende Nacht hinaus. Im großen Garten des Anwesens war alles ruhig. Nur die Hecken und Bäume bewegten sich im Spiel des Windes mit. Der Hauptkommissar sah dann zum Tisch, wo Ben und Oliver saßen und gemeinsam Karten spielten. "Man, das gibts doch nicht. Du willst mich wohl arm machen, oder?", fragte Ben, nachdem er schon wieder eine Runde Mao Mao verloren hatte. Oliver krallte sich genüßlich die kleinen Chips, die sie als Geldersatz genommen hatten. "Tja Ben, du weißt doch, Pech im Spiel...", lachte Semir, dann jedoch war sein Blick starr auf den Garten gerichtet. Hatte er dort einen Schatten gesehen, der sich bewegte?


    ...

  • "Semir?" Der Angesprochene drehte sich um. "Alles in Ordnung?" Noch einmal blickte Semir aus dem Fenster. Der Schatten war verschwunden. "Nein, nein alles okay", erwiderte er und benutzte dies auch zur eigenen Beruhigung. "Ganz sicher?" fragte Ben nach und Semir wintke ab. Ben widmete sich wieder Oliver zu, der bereits die Karten wieder mischte. "Du willst mich wohl ausnehmen was?" Oliver grinste frech und verteilte die Karten. "Da sieht man mal, wie unerfahren du in Spielen bist Ben", meinte Semir und ging auf die Gruppe zu. "Verlierst in Mao Mao!" Ben zog eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts. Oliver hielt Semir ein paar Karten hin. "Du willst das ich mitspiele?" Oliver nickte und Semir nahm die Karten. "Aber pass' auf, ich bin gut!" Oliver zog die Augenbrauen hoch. Semir verstand den Wink. "Darin bin ich noch nicht eingerostet!", verteidigte er sich und Ben sah die Beiden verwirrt an. Die Stille wurde von einem lauten Magenknurren unterbrochen und Oliver lief sofort rot an. "Junior hat Hunger", verkündete Semir und Ben stand auf, verzog wieder kurz das Gesicht. "Ich glaube in der Küche hat's noch was!" Semir hob die Hand. "Lass' nur, ich geh' nachsehen!" Mit diesen Worten ging er Richtung Küche und machte ein paar Sandwich zurecht. Auch wenn er nicht der beste Koch war aber, das konnte er.


    Er kam mit einem grossen Teller voller Köstlichkeiten und Oliver packte sofort ein Schinkenbrötchen. "Guten Appetit", wünschte Ben und Oliver nickte dankend. "Willst du nichts?" fragte Semir und Ben schüttelte mit dem Kopf. "Ich habe im Moment gar keinen Hunger. Alles schmeckt bei mir nach Rauch im Moment!" Bens Stimme kratzte immer noch leicht und Semir hob die Schultern. "Du solltest trotzdem was nehmen!" Ben winkte ab. "Ich brauche wirklich nichts danke!" Semir war besorgt. Ben der "Immeresser" verschmähte eine Mahlzeit. Ein völlig neues Bild für ihn. Selbst Oliver tippte ihn kurz an und wies auf die Brote, dann rieb er über seinen Bauch. "Ich bin mir sicher dass sie gut schmecken", begann Ben und schüttelte wieder mit dem Kopf, "aber im Moment wirklich nicht!" Alle schreckten auf, als sie ein Knacken hörten. "Was war das?" fragte Ben und sah sich um. "Jedenfalls nichts gutes", murmelte Semir und nahm seine Waffe hervor. "Kann man sich hier irgendwo gut verstecken?" Ben dachte kurz nach. "Der Dachboden!" meinte er und wies Semir den Weg

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Semir schob Ben die Leiter hoch. "Und du?", fragte sein junger Partner. "Ich werd nachsehen, was das war. Ich hole euch, sobald Entwarnung ist, klar?", erwiderte Semir und lud seine Waffe durch. "Semir, pass auf dich auf.", meinte Ben mit besorgter Stimme. "Klar doch.", erwiderte der Deutschtürke und schob die Leiter wieder ein. Ben nahm Oliver, der wieder angefangen hatte zu zittern, und ging vom Eingang weg. "Komm Oli, mein Vater hat hier noch eine alte Truhe. Leg dich rein und verhalte dich ganz still.", bat Ben und öffnete den Truhendeckel. Oliver sah ihn mit besorgten Augen an und deutete dann mit seiner Zeichensprache an, was denn aus Ben werde. "Um mich mach dir mal keine Sorgen. Es ist wichtig, dass du in Sicherheit bist.", erwiderte Ben und schloss den Deckel. Dann nahm er seine Waffe und legte sich hinter der Luke auf die Lauer. Er war sicher, früher oder später würden diese Kerle hier hoch kommen, wenn den da was war. Er hoffte so sehr, dass es nur die Nachbarskatze war, die durch ein offenes Kellerfenster ins Haus gekommen war.


    "Musst du so einen Krach machen?", fauchte Antoine Jean an. "Hey, immerhin sind wir drin, oder?", erwiderte er zischend und zog das Kellerfenster auf. "Ja, aber das hat man bestimmt im ganzen Haus gehört.", entgegnete Antoine und kletterte als erster in den Keller. Hier lagerte vor allem jede Menge Weinflaschen und andere Spirituosen. Es war sehr kühl. Genau richtig für einen Weinkeller. "Los kommt, aber leise.", zischte Antoine und ging dann mit der Waffe im Anschlag die Kellertreppe hinauf. Pierre und vier weitere Männer folgten ihm.


    Semir schlich ebenfalls durch das Haus. Jeden Raum kontrollierte er zwei Mal, fasste an jeden Fenstergriff an. Verschlossen, alle. "War wohl doch nur Einbildung.", dachte er und wollte zur Vorsicht nur noch mal den Keller kontrollieren. Langsam ging er, er war sich sicher, dass dort auch nichts war, die Treppe hinunter und sah dann, dass die Tür zum Weinkeller offen stand, obwohl doch gleich daneben die heiße Heizungstherme feuerte und die warme Luft doch so in den Raum ströhmte. Er lehnte sich an die Wand, die Waffe gehoben und stieß die Tür auf, als plötzlich eine kleine, schwarze Katze durch den Spalt kam. "Na, wem gehörst du denn?", fragte Semir erleichtert und wollte nach dem Geschöpf greifen, als ihn etwas hartes im Nacken traf. Stöhnend ging der Hauptkommissar zu Boden. "So, das wäre der Erste. Der andere muss hier irgendwo mit dem Jungen sein. Fesselt ihn inzwischen gut.", fauchte Antoine zwei seiner Männer an und ging dann mit Pierre und den anderen weiter durch das Haus.


    ...

  • Ben hörte, wie die Dachbodenleiter runtergelassen wurde und der Raum erfüllte sich sofort mit Licht. Ben hielt die Waffe nach unten. "Keinen Schritt weiter!" zischte er und drückte Antoine die Waffe ins Gesicht. "Meinen Sie, dass macht mir Angst?" fragte Antoine kühl und Ben liess nicht locker. "Waffe weg, oder sie werden's bereuen!" Antoine kam langsam nach oben. Ben wusste nicht warum aber, er wich zurück. Dieser Mann hatte etwas kühles, berunruhigendes an sich. "Herr Jäger, wir müssen uns nur einen Zeugen vom Hals schaffen, mehr nicht!" Ben lachte. "Mehr nicht, ich sagen Ihnen mal was Sie Flachwichser, ich gebe den Jungen nicht her!"
    Oliver zuckte in der Truhe auf. Ben wollte ihn schon wieder beschützen, dass konnte nicht gut gehen. Zwei Mal wurde Ben nun schon verletzt, ein drittes Mal, wollte er dieses Risiko nicht eingehen. Er öffnete den Deckel der Truhe und erblickte Bens entsetztes Gesicht. Der Polizist brachte kein Wort heraus. Oliver wirkte sicher - sicher in dem, was er tat. Ben war so erstaunt, dass er nicht bemerkte, wie Antoine sich ihm näherte ihm die Waffe aus der Waffe schlug und ihn mit einem gezielten Schlag in die Schläfe ins Reich der Träume schickte. Eine der Männer wollte ihn packen, als Antoine zu dem Jungen ging und abwinkte. "Nur den Jungen, mehr brauchen wir nicht!" Der Mann nickte, liess Ben fallen und ging mit den Anderen aus dem Haus.


    Ben erwachte erst wieder, als die Angreifer schon längst weg waren. Erste rötliche Sonnenstrahlen erfüllten bereits den Dachboden und er richtete sich auf. "Nein...Oliver..." flüsterte er entsetzt und torkelte nach unten. "Semir!" schrie er nun mit stärkerer Stimme und er glaubte, ein dumpfes Geräusch zu hören. "Semir!" Er folgte dem Geräusch und fand seinen Partner auf dem Boden. Gefesselt und geknebelt. An seiner Stirn, pragte eine riesige Platzwunde. "Oh mein Gott", stiess Ben hervor, befreite Semir von dem Knebel und dieser legte direkt los. "Ben, ich habe mich reinlegen lassen wie ein Trottel! Es tut mir so leid ich..." Ben hielt ihm den Zeigefinger vor den Mund. "Ich war auch nicht besser", erwiderte er und löste Semir von den Fesseln. Langsam richtete sich der Deutschtürke auf und rieb sich die geschundenen Handgelenke. "So eine Scheisse", schrie Ben und trat gegen die Wand. Semir nahm sein Handy hervor. "Susanne?" fragte er und holte Luft, "hör zu, du musst sofort Hartmut und seine Leute hier zum Anwesen von Konrad Jäger bringen! Die Zeit drängt!" Mit diesen Worten hängte er auf und sah, wie Ben sich auf das Sofa setzte und das Gesicht in den Händen begrub.


    "Ben noch ist nicht alles verloren", versuchte Semir ihn aufzuheitern, setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf die Schulter. "Ach nein? Weisst du warum sie ihn gekriegt haben Semir?" Der Angesprochene schüttelte mit dem Kopf. "Weil er mich beschützen wollte..." Bens Stimme war heiser und mit Tränen gefüllt, jedoch waren die Augen trocken. "Er kam einfach aus der Truhe, aus dem nichts! Er wollte anscheinend nicht, dass mir noch mehr passiert!" Ben zitterte am ganzen Körper und Semir bemerkte, wie sein Partner aschfahl wurde. Schweiss lief über die Stirn und die Augen wurden glasig. Semir legte seine Hand auf die Wange. "Ben du bist feuerheiss!" stiess er entsetzt hervor und Ben winkte ab. "Mir geht's gut!" murmelte er, stand auf und lief zitternd zu der Türe, bis er einen Stöhner austiess und zu Boden ging. "Verdammt, Ben!" Semir rannte auf ihn zu und beugte sich neben ihn. Das war zu viel, ging es durch den Kopf des Deutschtürken. In diesem Moment öffnete sich die Türe und eine bekannte Gestalt, genauer gesagt eine Frau, stand vor der Türe. "Oh mein Gott Ben!" stiess sie hervor und kniete zu ihrem Liebsten.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Annelie rannte sofort zu ihrem Ben hin und nahm ihm Semir ab. "Wie ... woher ... was?", stammelte der Hauptkommissar und deutete abwechselnd mit seinem Zeigefinger auf sie und dann wieder nach draußen. "Noch nie was von SMS gehört?", fragte sie schnippisch. Jetzt erst fiel ihm wieder ein, wie Ben am Abend immer wieder zu seinem Handy hingestarrt hat, als es auf dem Tisch vibrierte. Beide halfen Ben auf, der langsam wieder zu sich kam. "Süße, wie gehts dir?", fragte er hauchend und strich mit seiner leicht nassen Hand über ihre Wange. "Süßer, du bist ganz heiß.", meinte sie sorgenvoll und wandte sich dann an Semir. Mit schnellen Worten erklärte der Deutschtürke, was vorgefallen war. "Habt ihr noch andere Beweise?", wollte Annelie wissen. "Ja, wir haben ja den ersten Entführer erwischt. "Okay, dann lass ihn uns mal verhören.", meinte Ben und wollte schon aufstehen, doch Annelie drückte ihn zurück aufs Sofa. "Ben, du bist angeschlagen. Wahrscheinlich hat sich die Prellung entzündet. Du solltest dich schonen.", meinte sie, doch ihr Liebster wiegelte ab. "Anne, der Junge hat sich für mich geopfert, damit mir nichts passiert. Ich kann doch nicht seelenruhig hier sitzen bleiben, wenn der Junge in Lebensgefahr ist.", erwiderte Ben und sah sie mit seinen kastanienbraunen Augen an, die allerdings leicht rot unterlaufen waren. Semir sah seinen Partner nur kopfschüttelnd an. "Du wartest hier auf uns.", meinte er und fuhr dann mit Annelie zum Revier zurück.


    Oliver wurde inzwischen in das große Haus am Rande von Luxemburg gebracht. Sein kleines Herz raste, doch er hatte Ben weitere Pein erspart, so glaubte er. Van Vaarten saß am Klavier, als Antoine mit dem Jungen, den er am Kragen festhielt in den Wintergarten kam. "Du hast ihn also?", fragte Louis van Vaarten und sah vom Klavier auf. Oliver stockte der Atem, als er die todbringenden Augen des Mannes sah. Er wusste, dass dieser Mann nichts gutes von ihm wollte.
    Louis beugte sich zu dem Kleinen runter, packte ihn sanft an der Schulter und sah ihn mit seinen eiskalten blauen Augen an. "Was hast du gesehen?", fragte er und wartete ab. Oliver nahm seine Hände vor den Hals und verkreuzte sie, genau wie er es beim ersten Mal bei Ben tat. Van Vaarten richtete sich auf. "Unser Problem scheint stumm zu sein.", meinte er und Oliver klatschte sich mit der flachen Hand an die Stirn. "Soll ich es aus ihm rausprügeln?", fragte Antoine, doch van Vaarten verneinte dies nur mit einem Kopfschütteln. "Ich meine, er ist wirklich stumm. Er kann nicht sprechen.", erklärte der ältere Mann. "Dann haben wir ihn umsonst entführt?", fragte Antoine. "Sieht so aus. Aber wir werden ihn trotzdem hier behalten. Wenn Karl nicht quatscht, kommen uns die Bullen sowieso nicht drauf.", meinte van Vaarten und sah dann, wie Oliver ans Klavier ging und zu spielen anfing. Sofort war der Mann vom sauberen Spielen des Jungen begeistert. Langsam ging er, nachdem er Antoine weggeschickt hatte, zu dem Jungen und kniete sich neben ihn.


    Karl saß im Verhörraum auf der PASt und wurde von Semir und Annelie regelrecht gelöchert. "Jetzt rücken sie endlich mit der Sprache raus. Wo ist der Junge?", fauchte Semir, doch Karl war verstockt, brachte kein Wort heraus. Annelie platzte bald der Kragen. "Es kann ihnen nur helfen, wenn sie mit uns kooperieren. Wo ist der Junge? Wer hat ihn entführt?", fragte sie, doch nichts.


    Derweil saß Ben nicht nur einfach so rum, sondern hatte einen Einfall. Sein Vater hatte nach einem Einbruch in das Haus überall Kameras aufstellen lassen. So auch vor der Einfahrt. Vielleicht waren die Täter dumm genug, direkt vor dem Haus zu parken. "Bingo.", stieß er plötzlich vor Freude aus.


    ...

  • Kim Krüger sah, wie Semir aus dem Verhörraum kam. In seiner Begleitung, eine junge, attraktive Frau. "Darf ich erfahren, wer Sie sind?" fragte sie verwundert und Annelie lächelte. "Verzeihung, Annelie Reichen. Kripo Bonn!", stellte sie sich vor und schüttelte Krüger die Hand. "Oh, Sie sind Bens Freundin", stellte die Chefin fest und Semir glaubte, ein wenig Eifersucht, in der Stimme zu hören. "Die Schweizerin, die dank ihrem Vater sich einbürgen lassen konnte und nun die offene Stelle bei den Kollegen angenommen hat!" Annelie konnte den Neid in Kim Krügers Stimme nicht überhören. "Ja, uns war die Entfernung doch ein bisschen zu gross", erwiderte sie ein wenig schnippisch und Semir musste sich sein Grinsen verkneifen. "Wie auch immer, wo ist Herr Jäger jetzt?" Semir erklärte Krüger die Sachlage und lobte Annelie in den höchsten Tönen, erzählte ihr was sie mit ihr schon erreichen konnte. "Sind Sie noch freigestellt?" Annelie nickte. "Gut, dann ausnahmsweise, da Herr Jäger zurzeit ausgeschaltet ist!" Mit diesen Worten verschwand sie. "Was ist denn mit der?" fragte Annelie verwirrt und Semir konnte nun seinem Lachen freien Lauf lassen. "Ach weisst du, Ben hätte sie bei ihrem ersten Zusammentreffen beinahe vernascht!" Annelie zog eine Augenbraue hoch. "Ja Ben, ausserdem war das vor unserer Beziehung. Aber wieso giftet sie dann?" Semir winkte ab. "Die giftet immer", erklärte er seine Geste und sah durchs Fenster zu Karl.


    "Wenn der nichts sagt, erfahren wir nie, wo Oliver ist", meinte er betrübt und Annelie verschränkte die Arme. "Er hat das nur getan, um Bens Leben zu retten?" Semir nickte. "Die Beiden mögen sich anscheinend." Erneutes zustimmen. "Na dann kann ich ja für die Zukunftsplanung sicher sein!" Semir sah auf ihren Bauch und sie begriff sofort. "Ich bin nicht schwanger! Ausserdem habe ich nicht vor, vor 30 ein Kind zu kriegen! Ich will meine Zeit noch ein wenig geniessen!" Semir rollte mit den Augen, da haben sich die Beiden richtigen gefunden gehabt! "Aber ich weiss nun, dass Ben Kinder mag. Das beruhigt. Denn ich habe eine SMS von Sarah und André bekommen!" Semir sah sie an. "Ach ja, da gibt's ja bald Nachwuchs! Wie weit ist Sarah!" Mit grosser Geste deutete Annelie einen Bauch an. "8.ter Monat!", verkündete sie und flüsterte Semir was ins Ohr. "Was? Sie wollen dich und Ben zu den Paten machen?" Annelie nickte. "Beide haben ja keine Geschwister und sie fanden, uns kann man am Besten vertrauen!" Semir zog eine beleidigende Grimasse. "Und ich?" Annelie grinste. "Du hast Aida, du bist selbst beschäftigt!"


    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Derweil griff Ben zum Telefon und rief Susanne an. "Susanne, ich brauch von dir eine Halterabfrage.", meinte Ben mit leicht zittriger Stimme durch den Hörer. Wenige Sekunden danach nannte er das Kennzeichen. "Okay, ich kümmere mich sofort drum. Aber das kann eine Zeit dauern, ich muss mich erst in die luxemburgische Datenbank durchforsten.", erklärte Susanne und legte dann auf. Bens Laune besserte sich dadurch nur wenig. Oliver war in der Gewalt von wem auch immer und machte sonst was durch, während er hier saß und nichts tun konnte. Unweigerlich ging er zum Klavier, erblickte Ollis Notentasche. Er musste lächeln. Langsam ging er darauf zu und nahm eines der vielen Notenblätter aus der Tasche. Es schien eine Eigenkomposition zu sein. Ben stellte das Blatt in den Notenständer und spielte nach den Noten ein traurig-heiteres Stück erklang, ein wenig Klassik mit Jazzimpressionen gemischt, ebenso ein wenig Blues. Der Mann staunte wie begabt der Junge doch war. Er musste ihm wiederfinden, koste es, was es wolle. Schließlich hatte sich Oliver für Ben geopfert und war jetzt irgendwo. Da klingelte das Telefon. Susannes Nummer erschien auf dem Display.


    "Jetzt reißt mir aber die Geduld.", schrie Semir und schlug auf den Tisch. Karl zuckte zusammen. Lange hielt er das nicht mehr durch. Irgendwann würde er umkippen und reden. "Sagen sie endlich, wo der Junge ist.", fauchte Semir und packte den Mann am Kragen. Hartmut kam kurz in den Raum rein. Nach der Festnahme von Karl hatte der Hauptkommissar sofort eine Hausdurchsuchung angeordnet. Neben verschiedenen Rechnungen, kleineren Geldbündeln fand die SpuSi ein Messer. "Was ist, Hartmut?", fragte Semir gereizt. "Das Blut am Messer stammt definitiv vom Toten. Seine Fingerabdrücke sind überall auf dem Messer zu finden. Er scheint nicht besonders schlau zu sein.", meinte Hartmut leise und drückte Semir die Akte in die Hand.
    "So, weiter.", fauchte Semir und knallte die Akte auf den Tisch. "Sie sind definitiv der Mörder.", verkündete der Deutschtürke. "Jetzt packen sie endlich aus und sagen mir, wo der Junge ist, sonst wandern sie für ewig in den Knast.", schrie Semir. Annelie beobachtete alles aus der Ecke und kam dann auf Karl zu.


    Ben sah auf den Zettel, wo er sich den Halter des Wagen notiert hatte. Eine Adresse in Luxemburg. Der junge Hauptkommissar überlegte nicht lange, schnappte sich seine Waffe und die Wagenschlüssel von seinem Wagen. Schnell hinterließ er Semir einen Zettel und brauste davon. Er würde Oliver schon da rausholen. Das schwor er sich und wenn er sich wieder dabei verletzte. Das war ihm egal. Der Junge musste gerettet werden. Was diese Kerle wohl mit ihm anstellten?


    ...

  • Keckt, legte die Deutschschweizerin ihre Arme auf Karls schulter und beugte sich zu ihm. Ihr Haar tänzelte vor seiner Nase und er sah sie mit grossen Augen an. "Wissen Sie, ich finde das eigentlich nicht nett", begann sie ungewohnt ruhig und Semir zog verwirrt eine Augenbraue hoch, "Sie opfern sich für Ihren Chef, schweigen wie ein Grab und dafür müssen Sie in den Knast. Lebenslänglich! Ist das fair?" Karl sagte nichts. Er biss sich auf die Unterlippe. Annelie ging auf Semir zu, legte ihm eine Hand auf den Rücken und drückte ihn leicht gegen den Ausgang. "Weisst du Semir, eigentlich schon schade. Er könnte eine Strafmilderung damit hervorholen! Will der wirklich so lange in den Knast? Ich meine, für Mord gibt's schon 15 Jahre! Und dann noch für versuchte Entführung, Körperverletztund und Einbruch?" Semir bemerkte, worauf Annelie hinauswollte. Er lächelte schelmisch. "Ja...dafür kriegt er sicher noch zehn Jahre drauf. Vielleicht sogar noch mehr weil der Verletzte ein Polizist ist!" Sie wollten gerade hinausgehen, als Karl aufschoss. "Okay, okay, ich sage alles! Aber, es gibt eine Strafmilderung nicht wahr?" Annelie nickte und setzte sich auf den Stuhl. "Ich habe wenig Zeit! Also fassen Sie sich kurz!" sagte sie schroff und Karl schluckte. "Van Vaarten hatte mich und meinen Kollegen angestiftet, die Manuskripte Beethovens aus dem Museum zu klauen!"


    Es klopfte. Susanne öffnete die Türe und winkte Semir hinaus. "Was ist denn?" fragte er und die blonde Kriminalbeamtin zupfte an ihrer Kleidung. "Ben hatte mich angerufen! Ich weiss nicht ob es relevant ist aber, er hatte mich um Informationen gebeten!" Semirs Augen weiteten sich. "Deinem Blick zufolge, wusstest du das anscheinend nicht!" Ohne ein Wort wies Semir auf Annelie, die Karl weiter verhörte. "Ich bin hier Susanne, wie sollte ich wissen dass er dich anrief?"
    "Genau das habe ich eben vermutet! Semir, ich habe Angst dass Ben einen riesen Mist anstellt!" Semir nickte zustimmend. Er nahm sein Handy hervor und wählte Bens Nummer. Doch es nahm niemand ab. "Scheisse", zischte er. "Ich habe ihm eine Adresse gegeben", murmelte Susanne, nahm einen Zettel aus ihrer Hoschentasche und überreichte ihn Semir. Dieser nickte dankend und ging wieder in den Verhörraum.


    Annelie sah Semir verwundert an. Karl hatte gerade eben sein Geständnis zuende erzählt. "Führt ihn ab!" befahl Semir und zwei uniformierte Polizisten nahmen Karl wieder mit. "Wir haben ein Problem", begann Semir und Annelie kannte diesen Blick allmählich genau. "Oh nein!" stiess sie aus und Semir nickte. "Ben macht mal wieder einen riesen Quatsch!", stellte sie fest und Semir nickte. "Susanne hatte ihm eine Adresse gegeben. Ich denke, er will den Jungen alleine rausholen!" Annelie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. "In seinem Zustand?" kreischte sie und Semir nickte. "Wir müssen hinterher! Semir, Ben könnte umkommen!" "Ich weiss, komm'!" Mit diesen Worten rannten sie aus der PAST.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Mittlerweile war es Nacht geworden, als Ben die luxemburgische Grenze hinter sich ließ. Seine Seite schmerzte immer noch und das Nac-vorne-Schauen machte ihm aufgrund der Schmerztabletten Schwierigkeiten. Den Anruf von Semir hatte er bewusst ignoriert, weil er jetzt keine Strafpredigt von seinem Freund gebrauchen konnte. Er wollte einfach nur den Jungen retten. Oliver war ihm doch ans Herz gewachsen, das war nun unleugbar. Und auch er schien Ben derart zu mögen, dass er freiwillig mit diesen Gangstern mitging. Unweigerlich überschlugen sich in Ben die Gedanken. Wie ging es ihm? Er musste höllische Angst haben. Was würden diese Kerle mit ihm machen? Oder war es womöglich schon zu spät? Für solche skrupellosen Männer zählte doch ein Menschenleben nichts. Sie würden Oliver irgendwie unauffindbar verschwinden lassen und man könnte ihnen nichts beweisen. Das wollte Ben unter allen Umständen verhindern. Immer schneller trat er das Gaspedal durch. Der Drehmomentzeiger überschlug sich fast und der Motor heulte auf.


    Oliver saß auf seinem Bett im Zimmer, dass van Vaarten für ihn machen ließ. Scheinbar wollte er ihn nicht sofort sterben lassen. Der Typ scheint mein Klavierspiel zu mögen, schoss es Oliver durch den Kopf. Wenn er es schaffte, diese sentimentale Schiene weiter auszunutzen, könnte er vielleicht genug Zeit rausschlagen, bis Ben ihn retten würde. Denn davon ging der Junge fest aus. Er lief zum Fenster und sah in die mondklare Nacht hinaus. Der Vollmond schien genau in sein Zimmer und Oliver konnte deutlich die beiden Männer sehen, die im Garten, vor der großen Hecke, die das Grundstück von der Straße trennte, mit Maschinenpistolen auf und ab liefen. Der eine rauchte einen Glimmstängel. Oliver konnte nie verstehen, wie man so etwas tun konnte. Seine Mutter hatte nach dem Tod seines Vaters angefangen, doch Oliver hatte sie schnell wieder davon abgebracht: Er vernichtete einfach ihren Vorrat solange, bis sie selbst aufhörte. Die Glut konnte er deutlich leuchten sehen. Doch dann sah er einen Schatten, der den hohen, steineren Eckpfeiler der Hecke erklomm und in die Hocke ging. Konnte das sein?


    Susanne hatte ihnen die Adresse genannt, die sie Ben schon gesagt hatte. Schnell setzte sich Semir per Funk mit den luxemburgischen Kollegen in Verbindung, doch als sie die Adresse hörten, wandten sie sich wie ein Schwarm Aale in einem Topf. "Scheiße, die wollen uns nicht helfen.", zischte Semir und hing das Mikro wieder auf, während Annelie den Wagen steuerte und dabei richtig rasant vorging. "Dann werden wir uns eben selbst helfen müssen.", erwiderte sie und setzte wieder zum riskanten Überholen an.


    ...

  • Er war es! Es war Ben! In Oliver stieg die nackte Angst auf und er versuchte, seinen Blick nicht dem Fenster zu widmen. Er schluckte kurz und lächelte, als van Vaarten auf ihn zukam und ihn warm anlächelte. "Spielst du noch etwas für mich?" fragte er sanft und Oliver nickte langsam. Er musste es tun, so konnte er den Mann ablenken. Denn egal was Ben vorhatte, wenn ihn jetzt jemand sehen würde, wäre das sein Todesurteil. Er liess kurz die Finger knacken und begann zu spielen. Die Mondscheinsonate von Beethoven.
    Ben erkannte das Spiel sofort. Oliver. Olivers sanfte Töne drangen in sein Ohr und er atmete tief durch. Der Junge lebte! Ein Glück! Er atmete kurz durch und nahm die Waffe in Anschlag. Seinen Wagen hatte er in einem abgelegenen Waldabschnitt geparkt. Er musste auf alles vorbereitet sein! Sicher war sicher! "Ich werde dich da rausholen Kleiner", feuerte er sich selbst an, "das schwöre ich!" Er überprüfte nochmals sein Magazin. Alles war geladen. Er war bereit! Er schlich sich an den Wachen vorbei und konnte in das Haus eindringen. Das musste er nun alleine erledigen! Es war seine Sache. Ben schlich weiter, als ihn von hinten jemand antippte und als er sich umdrehte, hatte er schon eine Faust im Gesicht. Antoine!


    "So schnell kommt man an mir nicht vorbei!" Der Franzose lächelte und Ben stand auf, wusch sich Blut aus dem Mundwinkel. "Und an mir, scheitert man sehr leicht!" erwiderte Ben gehässig und begann einen heissen Zweikampf mit Antoine. Ohne Waffen. Die Waffen, waren ihre Schläge. Van Vaarten schreckte auf und ging aus dem Zimmer. Oliver schoss hoch. Oh nein!, dachte er und rannte hinterher. Sie hatten ihn entdeckt! Sie hatten Ben entdeckt!
    Antoine wurde gerade brutal gegen eine Wand gestossen, als Van Vaarten und Oliver dazukamen. Ben holte noch einmal aus und stiess seine Schulter direkt an Antoines Schläfe. Bewusstlos sackte der Franzose in sich zusammen. "Nicht schlecht", begann Van Vaarten und hatte eine Waffe hervorgezogen. "Aber Sie sind ziemlich heissblütig Herr Jäger!" Ben hob seine Arme. Die Waffe war zu weit weg. "Lassen Sie den Jungen gehen!", stiess Ben keuchend hervor. "Der Junge ist ein wichtiger Zeuge Herr Jäger! Ich brauche ihn!" Oliver wollte zu Ben, da dieser ziemlich schwitzte und glasige Augen hatte. Die Haut war aschfahl und der Körper schien langsam aufzugeben. "Sie sehen nicht gut aus", bemerkte van Vaarten mit einem Lächeln und Oliver drängte sich an ihm vorbei, als Ben in die Knie sank. "Tut mir leid Kleiner!", stiess Ben hervor und Oliver drückte ihn an sich.


    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Antoine kam langsam wieder zu sich. "Du verdammtes Schwein.", stieß er aus und rammte Ben seine Faust in die Magengrube. Keuchend ging er zu Boden und konnte sich nur mit Mühe und mit Hilfe von Oliver halten. "Antoine, hol die Männer und versammle sie im Schwimmhaus.", befahl van Vaarten und kam langsam die Treppe hinuntergestiegen. "Wir werden unseren Gast jetzt angemessen baden.", lachte er und sah Ben tief in die Augen. Der Kommissar bekam es mit der Angst zu tun, klammerte Oliver ganz fest an sich, doch van Vaarten riss den Jungen von ihm los. "Der Junge bleibt bei mir.", meinte er und zog Oliver von Ben weg, der sich natürlich dagegen sträubte und immer wieder versuchte, zu Ben zu gelangen. "Keine Angst, Kleiner. Ich komm schon klar.", meinte Ben und ging unter dem Druck der Waffen zu der kleinen Schwimmhalle weiter hinten im Garten. Oliver wurde von van Vaarten zum Klavier gezwungen. "So, und du spielst mir jetzt was vor. Zur Beruhigung meiner Nerven.", meinte Louis van Vaarten. Doch Oliver schüttelte energisch den Kopf und zeigte auf Ben, der gerade durch die Terrassentür geführt wurde. Oliver machte eine Geste, die van Vaarten sofort verstand. Ich spiele kein Ton, solange du Ben nicht in Ruhe lässt. "So, du willst nicht.", fauchte der Mann und legte beide Hände um Olivers Hals. "Spiel oder ich...", meinte er und drückte leicht zu, doch Oliver weigerte sich noch immer. Er wusste, dass er früher oder später sterben würde, doch er wollte Ben unbedingt helfen.


    Ben sah, wie van Vaarten die Hände um Olivers Hals legte und begann ihm den Hals zuzudrücken. Schreckerfüllt beobachtete er die Szenerie. Mit seinen letzten Kräften, die ihm sein Immunsystem gab, schaltete er die leicht abgelenkte Wache aus und rannte ins Haus zurück. Er zog van Vaarten von Oliver weg und gab ihm einen Kinnhaken. Benommen landete der Mann in seinen Engelstrompten. Sofort lief der Kleine zu Ben und klammerte sich ängstlich an ihn. "Das wirst du bereuen, Bulle.", fauchte Louis, wischte sich das Blut vom Mundwinkel ab und ging auf Ben zu, der wieder von zwei Männern mit Pistolen umringt war. Er holte aus und schickte Ben mit einem gezielten Schlag ins Reich der Träume.


    Benommen kam der Kommissar langsam wieder zu sich und sah sich um. Er schien auf einem weißen Kachelboden zu stehen, die Hände an einem Eisenring an der Wand gefesselt und zwar sehr fest. Er hing förmlich an dem Ding. "Ah, sie sind ja wieder wach.", hörte er van Vaartens Stimme vom gegenüberliegenden Beckenrand. Er sah auf und erblickte den Mann, Oliver stand vor ihm und wurde mit starker Hand an der Schulter festgehalten. "Lassen sie den Jungen los.", schrie Ben und zerrte an den Fesseln. "Na na, ich will doch nicht, dass der Junge ihr großes Finale verpasst.", lachte van Vaarten und nickte Antoine dann zu. Dieser drehte nur an einem Ventil und schon schoss Wasser in das Becken. "Langsam Antoine, wir wollen doch nichts überstürzen.", meinte van Vaarten. Ben sah mit erschrockenem Gesicht zu der Wasserfontäne, die das Becken immer mehr füllte und schon bis zu seinen Knöcheln stand. "Keine Angst, Herr Jäger, sie haben noch etwa zwei Stunden, bis ihnen das Wasser gefährlich werden kann."


    ...

  • Annelie und Semir überquerten die Grenze zu Luxemburg. Zu diesem Zeitpunkt war schon eine Stunde vergangen. "Noch fünf Minuten!", kalkulierte Semir und sah Annelie an, deren Blick verbissen auf die Strasse gerichtet war. "Langsam begreife ich, was du mit meinem Freund durchmachst!", bemerkte sie leise und Semir runzelte die Stirn. "Wenigstens jemand!", bemerkte er bitter und zeigte auf eine Einfahrt. Annelie begriff, parkte den Wagen aber neben Bens Mercedes, den sie bemerkt hatte. "Er ist also wirklich hier!" sagte sie mit Zorn in der Stimme und Semir strich ihr kurz über die Schulter. "Er meint es ja nur gut", versuchte er sie zu besänftigen. "Wie du meinst." Sie zogen ihre Waffen hervor und nahmen sie in Anschlag. "Hoffentlich haben die ihn nicht schon...!" Annelie wagte es gar nicht weiterzudenken. Semir ebenfalls nicht.


    Ben stand das Wasser schon bis unter der Nase und er musste seinen Kopf strecken, um noch Luft zu bekommen. Van Vaarten sah diesem Spektakel mit freuden zu und hielt dabei immer Oliver in seiner Front. Dieser wehrte, zehrte trotz der Waffe in seinem Nacken. Er musste es versuchen, versuchen zu schreien! Doch mehr wie ein Krächzen brachten seine Stimmen nicht hervor. Er hatte ein Auto gehört. Er musste auf sich aufmerksam machen. Ihm kam eine Idee. Er packte van Vaarten beim Arm, riss den Finger um den Abzug und schoss in die Luft. Bitte, flehte er in Gedanken, bitte lass' dies jemanden gehört haben. Van Vaarten war aussersich und stiess den Jungen zu Boden. "Das wirst du büssen!", zischte er und richtete die Waffe auf Oliver.
    Inzwischen war Bens Kopf im Wasser getaucht. Seine Lungen schrien nach Luft. Seine Brust schmerzte unerträglich und die Kraft verliess ihn.
    Annelie und Semir hörten den Schuss und rannten in dessen Richtung. Sie entdeckten bewusstlose Wachen und Semir grinste. "Ben war eindeutig hier", schnaufte er und Annelie sah bereits einen der "wachen" Wachen auf sie zukam. Sie sprang in die Luft, holte mit dem Bein aus und traf den Mann direkt an die Schläfe. Mit einem Stöhnen ging dieser zu Boden und die Beiden rannten auf den Garten zu.


    Semir sah wie Oliver bedroht wurde und richtete seine Waffe auf van Vaarten. "Waffe runter!", mahnte er und van Vaarten drehte sich um. Er wollte auf Semir schiessen, doch Annelie war schneller. Ein Schwall Blut schoss aus van Vaartens Schulter und der Mann liess die Waffe fallen. Er kniete zu Boden und hielt sich die Schulter. Oliver erkannte die Frau. Bens Freundin. Die Person auf dem Foto! Er rannte auf sie zu und wies zum Pool. Sie verstand sofort. Oliver zeigte aber auch noch die Handbewegung des Aufmachen eines Schlosses. "Den Schlüssel!" befahl Annelie und van Vaarten zitterte. "In meiner Hosentasche", stiess er dennoch hervor als er Semirs Mündung der Waffe zwischen den Augen hatte. Annelie zog sich ihre Jacke aus und sprang mit einem Hechtsprung in den Pool. Und da war er Ben. Bewusstlos. Annelie versuchte ihm Luft zuzuführen und öffnete dann das Schloss. Sie zog ihren Freund nach oben, hievte ihm mit aller Kraft aus dem Pool. "Ben! Ben verdammt!" Sie beugte sich über den Mund. Keine Atmung.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Annelie beugte sich über ihren Freund, legte ihr Ohr auf sein Herz. Kein Zeichen von Leben war zu spüren. Immer wieder pumpte sie Luft in seinen Körper und machte eine Herzmassage, doch der Erfolg blieb weiter aus. Immer wieder versuchte sie das Leben in Bens Körper zurückzubringen. Oliver kniete sich mit schreckgeweiteten Augen neben Ben, nahm seine Hand und drückte sie an sein Herz. In seinen Augen sammelten sich die Tränen und er ließ ihnen freien Lauf. Sein Freund durfte einfach nicht sterben. Das würde sein kleines Herz nicht verkraften. Semir legte den anderen Männern Handschellen an und ging dann auch zu Annelie, Oliver und Ben. Inzwischen waren die luxemburgischen Kollegen eingetroffen und nahmen van Vaarten fest. "Er wird nach Deutschland gebracht.", wies Semir die Kollegen an und sah in verdutzte Gesichter. "Ihr habt mich schon verstanden.", fauchte er, widmete sich dann wieder seinem am Boden liegenden Kumpel.
    "Komm schon Ben, wach auf.", flehte Semir. Plötzlich hustete Ben und sofort drehte Annelie ihn auf die Seite. Das ganze Wasser, was der junge Kommissar geschluckt hatte, ergoss sich über den Boden. Durch das Chlor waren seine Augen feuerrot und entzündet. "Schnell Semir, ruf einen Arzt.", meinte Annelie und sofort war Semir aufgesprungen und hatte zu seinem Handy gegriffen.


    Mit roten Augen blinzelte Ben in seine Umgebung hinein. Nur langsam erkannte er den Umriss seiner Annelie, die sich über ihn gebeugt hatte. "Hallo Schatz.", röchelte er und spürte, wie seine Lunge noch immer brannte. Er fühlte sich, als ob er Pfefferkörner hinuntergeschluckt hatte, denn seine Speiseröhre war durch das Chlor ganz entzündet. "Ben, was machst du nur für Sachen?", fragte sie mit leichter Wut in der Stimme. "Ich konnte einfach nicht den Jungen in den Händen dieser Leute lassen.", erwiderte er und sah zu Oliver, dessen Wärme er an seiner Hand spürte. "Hey, nicht traurig sein. Das wird schon alles wieder.", meinte Ben aufmunternd und versuchte zu lächeln. "B...Be...n", kam es stockend vom Jungen. Annelie und auch Ben sahen sofort schlagartig zu Oliver. Der Schock um Bens Leben muss im Gehirn des kleinen Mannes einen Schalter umgelegt haben, der seit dem Tode des Vaters blockiert war. "Ben...wi..rd...wieder...gesund?", kam es immer mehr aus dem Mund des Jungen. Leicht stockend aber mit großen Schritten kam die Sprache und die Worte in den Jungen zurück.


    "Ja, Ben wird wieder gesund, wenn er dieses Mal auf den Arzt hört.", meinte Annelie mit vielsagendem Blick zu ihrem Liebsten. Schon im nächsten Moment trafen die Rettungskräfte ein und nahmen sich Ben an. Semir kam dann zu Annelie und Oliver. "Wie geht es ihm?", wollte er wissen. "Die Ärzte sagen, er wird schon wieder. Er hat nur zu viel Wasser in seine große Klappe bekommen. Sie bringen ihn gleich nach Deutschland.", erklärte Annelie. Dann kniete sich Semir zu Oliver runter. "Und wie geht es dir?", fragte er, noch nicht ahnend, dass der Junge ihm gleich selbst antworten würde.


    ...

  • "Gut danke", meinte Oliver und Semir klappte der Unterkiefer herunter. "Unser Kleiner hier kann wieder sprechen! Und dafür musste Ben nur beinahe den Löffel abgeben!" Oliver sah Annelie entsetzt an und Semir winkte ab. "Sie redet immer so! Aber keine Sorge, sie ist eine ganz Liebe!" Annelie gab ein kleines, berührtes "oooh!" von sich und klopfte Semir auf die Schulter. "Ben wird gesund?" fragte Oliver noch einmal nach und Annelie nickte. "Er muss sich nur ausruhen, dann wird er wieder. Ich werde ihn, wenn's sein muss, im Krankenhaus ans Bett fesseln, damit er sich entspannt! Sein Körper braucht einfach Erholung!" Oliver nickte zustimmend. "Danke dass ihr mich und Ben gerettet habt!", sagte er nun mit klarer Stimme und Annelies Mundwinkel gingen weit nach oben. "Das ist doch selbstverständlich mein Kleiner!" Semir nickte zustimmend und sah, wie Van Vaarten abgeführt wurde. Die luxenburgische Polizei musste schliesslich nachgeben, weil der Spitzel von einem eifrigen Polizisten entdeckt wurde. "Sieht nach einem «Happy End» aus nicht wahr?" Annelie nickte auf Semirs Feststellung und fröstelte sich. "Können wir langsam wieder zurück? Ich friere mir hier noch den Arsch ab!" Semir lachte und hob Annelies Jacke, aus der auf einmal Musik erklang. "Ist das dein Handy?" fragte er neugierig und suchte in den Taschen, wo er ein silbriges Sony Ericson Handy zum Aufklappen fand. Die Titelmusik des Filmes «Beverly Hills Cop» wurde immer lauter und Semir gab Annelie das Handy.


    Sie klappte es auf und drückte die Hörmuschel ans Ohr. "Halli Hallo?" begrüsste sie mit ihrer frischen Art und ihr Lächeln wurde immer breiter. "Ich hab's nicht so mit Zahlen!" lachte sie auf einmal und gab die Adresse vom Marienkrankenhaus durch. "Wer war denn das?" fragte Semir neugierig und Annelie winkte ab. "Das wird eine Überraschung, wart's nur ab!" Semir und Oliver sahen sich verwirrt an. "Ich fahre!", bestimmte Semir und verlangte von Annelie die Autoschlüssel. Sie übergab sie freiwillig da die nasse, eiskalte Kleidung ihre Gelenke versteiften. Sie stiegen in den Wagen und fuhren los.
    Auf dem Heimweg, schlief Oliver an Annelies Schulter ein. "Das war vielleicht wieder ein Abenteuer!" Semir lächelte und sah durch den Rückspiegel zu Annelie, die sich mit Oliver auf der Rückbank befand. "Mit uns wird es dir nicht langweillig!" scherzte der Deutschtürke und Annelie lächelte. "Wann wirst du deine Stelle in Bonn anfangen?" "In einer Woche!" antwortete Annelie mit schwacher Stimme und als Semir wieder in den Rückspiegel sah, war auch sie eingeschlafen.


    Sie fuhren zu der Schutzwohnung von Olivers Mutter, die von Semir durch ein Telefonat erfahren hatte, dass alles vorbei war. Sie wartete bereits am Eingang, als die Drei ankamen und Oliver aus dem Wagen sprang. "Mama!", schrie er und sie schlug vor Begeisterung die Hände vor den Mund. "Oh wie schön!", jauchzte sie und drückte ihren Sohn an sich. Sie sah Annelie und Semir auf sie zukommen. "Wie kann ich Ihnen danken?" Annelie winkte ab. "Das ist unser Job", sagte die Deutschschweizerin mit einem Lächeln und drückte Semir an ihre nasse Kleidung. "Wie geht es Herrn Jäger?" Semir antwortete, dass es Ben den Umständen entsprechend gut ging. Er sollte seinem Körper nur endlich wieder ruhe gönnen. Olivers Mutter konnte nicht anders. Sie umarmte die Retter ihres Sohnes voller Liebe und diese erwiderten die Umarmung.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • So, ihr Lieben,
    wür nähern uns jetzt dem Ende dieser Story. Aber keine Angst. Wie ihr uns sicherlich kennt, kommt "demnächst" ;) schon die nächste Kreation von uns. Also, spart nicht mit Abschlussfeeds. Ich möchte hier auch in aller Form für die schönen und reichlichen Feeds, auch im Namen von Jenni, mal Danke sagen. Ihr seid einfach nur spitze.
    Jetzt aber genug geredet, hier als das Finale. ;)



    Ben saß im Bett, die Decke nur über die Beine geschlagen, und las irgendwas, was ihm so in die Finger kam, als plötzlich die Zimmertür aufging. Oliver kam vorsichtig mit dem Kopf zur Tür rein und sah, ob Ben schon wach war. "Hey kleiner Freund.", begrüßte Ben den Jungen mit breitem Lächeln, legte das Heft beiseite und streckte die Arme aus. Die Rippenbrüche waren gut verheilt und auch das Chlor war aus der Lunge verschwunden. Immerhin lag er schon zwei Tage hier. Sofort kam Oliver auf ihn zugestürmt und warf sich Ben an den Hals. In fester Umarmung verblieben die Beiden fast eine Ewigkeit, bis Oliver sich von alleine löste. Er sah Ben grinsend an. Sein Freund wusste noch nicht, dass er wieder sprechen konnte und auf das gleich kommende Gesicht war er sehr gespannt.


    "Hallo Ben.", sagte Oliver auf einmal. Genau wie bei Semir so klappte auch Bens Unterkiefer auf die Bettdecke. "Du redest wieder?", fragte er stotternd. Der Junge nickte. "Der Schock als du leblos vor mir lagst hat mich meine Sprache wiederfinden lassen.", erklärte der Junge mit klarer, sanfter Stimme. "Siehst du, so hat jedes Übel auch sein Gutes.", meinte Ben dann lachend. "Kann ich dich besuchen kommen, wenn du wieder zu Hause bist?", fragte Oliver mit großen Augen. Ben schluckte. "Klar, warum nicht. Schließlich bleibe ich so am Klavier ein wenig fit.", erwiderte Ben und beide nahmen sich dann wieder in die Arme.


    Dann kam Semir und Kerstin rein. "Hey Ben, schön, dass es dir besser geht.", meinte Semir und sah die Beiden mit lächelnder Miene an. Er konte spüren, wie Bens Gefühle für den Jungen durch diese Umarmung nur verstärkt wurden. Kerstin ging noch einmal zu Ben, als dieser und Oliver sich gelöst hatten, und umarmte den Retter ihres Sohnes. "Danke nochmals.", sagte sie mit Tränen in den Augen. Ben musste schlucken. "Kein Thema, ich hätte mich nicht mehr ansehen können, wenn dem Jungen was passiert wäre.", erwiderte Ben und strich Oli durch sein Haar. "Er hat seit dem Tod seines Vaters nicht mehr gesprochen. Erst sie haben ihm die Stimme wiedergebracht. Er wird sie nie vergessen.", meinte Kerstin und gab Ben einen kleinen Kuss auf die Wange. Verlegen sah er sie an.


    "So, muss ich etwa eifersüchtig sein?", kam es scherzend von der Tür. Annelie stand in der Tür und hielt sie fest. "Da wollen dir noch drei Menschen gute Besserung wünschen.", meinte sie und gab den Weg frei. "Hallo Ben.", kam es von einer bekannten Stimme. "Sarah, André, was macht ihr ...", seine Stimme schwieg als er sah, was Sarah auf dem Arm hatte. "Ist das?" "Ja Ben, das ist unser Sohn.", vervollständigte André den Satz und strich seinem Sohn liebevoll mit dem Zeigefinger über dessen Bauch. Sofort fing das Baby an zu lachen. "Darf ich euch euer Patenkind vorstellen? Das ist David Benjamin Kramer.", meinte Sarah voller Stolz. Ben sah beide etwas schief an. "Wir dachten, da du schon sein Patenonkel wirst, kannst du ihm auch gleich deinen Namen geben.", lachte Sarah. "Der Vorschlag kam von mir.", mischte sich Annelie ein. "Ach bevor ich es vergesse. In zwei Monaten findet die Taufe unseres Kleinen hier statt und ihr als Pateneltern seid natürlich eingeladen." "Du natürlich auch Semir.", fügte André hinzu. "Klasse, wieder mal nach Berlin. Andrea wird sich freuen.", jauchzte er und alle sahen sich voller Freude das kleine Baby an, was Bens Namen trug, wenn auch nur als Zweitnamen. Ob es diesem Namen später Konkurrenz machen wird?


    Ende


    So, das wars schon wieder ;)

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