Durch die Hölle ...

  • "Ich wollte ihnen das nur noch mitteilen, ehe ich ins Büro fahre. "
    "Danke Chefin...."
    Anna nickte zufrieden , legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und verabschiedete sich.


    Als die Beiden aus der Türe waren stand auch Niki auf.
    " Zeit für dich nun auch mal zur Ruhe zu kommen. Dr.Schuster hat das Zimmer nebenan für dich reserviert. Sie ist davon ausgegangen, dass du in Semirs Nähe bleiben willst.""
    Er nickte müde und merkte nun auch, dass seine Kräfte langsam nachliessen.
    Gemeinsam gingen sie nach nebenan .
    "Ich bin im Schwesternzimmer, falls etwas ist. Ok?"
    "Niki? ....meinst du...."
    "Ja? "
    "Meinst du, also... das mit uns... und meinem Job....."
    "Tom, lassen wir das Ganze in kleinen Schritten auf uns zukommen, ja? Werd erstmal wieder ganz gesund, auch hier" sie tippte ihm leicht an die Stirn und auf die linke Brustseite" wir machen das gemeinsam und dann sehen wir weiter, ja?" sie gab ihm einen Kuß auf die Wange und ging.


    Tom liess sich müde ins Kissen sinken.
    Seine Gedanken schwirrten um Semir, Andrea, Aida und NIki... den Prozeß und all das.
    Sollte es jetzt wirklich vorbei sein? Annas Worte"in Sicherheit" ...... irgend etwas in ihm sagte, dass das zu schnell und einfach sein würde. Nicht bei dem Räderwerk, was hinter der ganzen Sache steckte.......und damit sollte er Recht behalten, wie sich bald zeigen würde.

  • Am frühen Morgen standen die Ärzte in Semirs Zimmer. Andrea war bereits auch da. „So… wir werden ihn jetzt zurückholen. Frau Gerkhan…. es geht ihm sehr gut. Wir können es wirklich wagen. Es dauert dann allerdings noch etwas, bis er wirklich wach ist. Am Anfang wird er sicher nicht verstehen wo der ist. Die Gedanken an dem letzten was er erlebt hat ist in 90 % der Fälle das erste, woran er sich erinnert. Sie müssen ihn beruhigen.“ Andrea nickte. „Ja… Doktor. Wird er mich erkennen?“ Der Arzt nickte. „Ja sicher… warum sollte er nicht. Er braucht Sie jetzt mehr denn je.“ Andrea lächelte und sie spürte eine Träne an der Wange herunterlaufen. Semir lag seit drei Tagen im Krankenhaus. Der Arzt gab eine Spritze in den Tropf und sah sie zufrieden an. „So…. ach noch eins. Er darf sich vorerst nicht zu sehr aufregen.“ Andrea nickte. Die Ärzte verschwanden aus dem Zimmer.


    Langsam wachte Semir auf. Er erinnerte sich dass er im Wagen mit Kovaljev war. Er erinnerte sich dass Kovaljev ihm das Messer in den Körper rammte. Unwillkürlich zuckte er zusammen, als er eine Hand spürte. „Nein…Bitte….“ stieß er leise auf. „scht…. Ganz ruhig. Semir.. Ich bin es doch.“ Hörte er eine weibliche Stimme. Er erkannte Andreas Stimme. Langsam öffnete er die Augen. „Andrea….wieso?“ fragte er verwirrt. „Ganz ruhig. Du bist im Krankenhaus. Es ist alles in Ordnung.“ „Was mach ich denn hier?“ „du erholst dich…. Das ist alles. Hast es wieder mal übertrieben. Aber es ist alles in Ordnung.“ „Wo ist Zons? Wo ist Tom?“ Andrea sah ihn an. Sie dachte daran, was der Arzt sagte, dass jede Aufregung von Semir ferngehalten werden sollte. Zons war tot. „Tom geht es gut. Er ist schon fast der Alte. Es geht ihm sehr gut. Nikki achtet auf ihn. Die Schwesternschülerin.“ Semir nickte. „Und Zons? Wo ist er?“ „Er ist wieder zurück…. Ich soll dir ausrichten, dass du ihm nicht böse sein solltest. Es lief etwas schief und…“ „Schon gut.“ sagte er schwach und schlief wieder ein.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Die Gedanken, mit denen Tom eingeschlafen war, wurden zu einem einzigen Traumwirbel. Er stand in einem kleinen Raum, der immer mehr schrumpfte und blickte in Pistolenmündungen, sah in hämisch lachende Gesichter der Chefin, Semir, der Schrankmann, Hotte, Dieter, sogar seine Niki zeigte verachtend mit dem Finger auf ihn. Dann wechselte die Szene und er sah sich im Regen stehen, aber die Tropfen bestanden nicht aus Wasser sondern aus Blut und wieder blickte er in die Mündung einer Waffe, überall um ihn herum sah er knöchernde Finger, die aus Gräbern auf ihn deuteten und Stimmen, die etwas Unverständliches raunten. Dann wurde es auf einmal hell und totenstill, vor ihm ein großer Hammer, der auf ihn niedersauste. Dann hörte er nur noch ein Knallen...


    Tom schreckte hoch und sah sich um. Sein Blick war geweitet und sein Gesicht schweißnass. Sein Atem und sein Puls rasten. Noch immer suchte er nach Orientierung, als eine Stimme schließlich beruhigend auf ihn einsprach. Langsam kam er zu sich und registrierte, dass er im Krankenzimmer neben Semir lag, und die freundliche Stimme Niki gehörte.
    "Was ist passiert?" fragte er verwirrt.
    "Ein Albtraum. Ein Schwester hat Dich schreien gehört und versucht die vergeblich zu wecken..." Niki strich ihm sanft über die Stirn und drückte ihn sanft ins Kissen zurück.
    "Sag mal, wann schläfst Du eigentlich mal?" fragte er mit dem müden Versuch eines Lächelns.
    "Na ja, immer dann, wenn Du gerade keine Albträume hast", gab sie lachend zur Antwort. "Komm, rück rüber..." Tom sah sie ein wenig verständnislos an. Niki lachte fröhlich. "Nein, nicht das was Du jetzt denkst..." Dann zog sie ihre Schuhe aus und krabbelte neben Tom unter die Decke. Kurz darauf war sie eingeschlafen. Tom hörte ihr regelmäßiges Atmen und legte seine Arm vorsichtig um sie. Die Ruhe und Wärme, die sie ausstrahlte, ließen ihn wieder schläfrig werden, dieses mal ohne Albträume.

  • " Paul und Egon scheinen sich verpißt zu haben"
    "Dürfdte so sein, aber das ist mir egal. Dann knallen wir den Knastbruder halt ohne die beiden ab. Wir haben den Auftrag und erlöedigen ihn. Wenn der Boß meint, ihm ist damit noch geholfen...." Justus steckte seine Waffe in den Gürtel der Hose und zog seine Jacke drüber.
    Sein Kumpel tat ihm nach.
    Sie standen auf dem Parkplatz des Krankenhauses und rauchten in aller Ruhe eine Zigarette.


    Anna schreckte hoch, als sie ein Geräsuch hörte.
    "Herzberger, haben sie mich erschreckt."
    "Ich dachte, Entschulödigung, aber möchten sie einen Tee?"
    "Das ist nett, danke." sie rieb sich die Augen und fuhr mit der hand durchs Haar. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie eingeschlafen sein musste über den Akten.
    Sie hatte noch lange mit Johanna geredet. Die junge Kriminalbeamtin gefiel ihr gar nicht. Sie war immer noch völlig aufgewühlt und mit den Nerven am Ende.
    Es half alles nichts, der neue Tag begann bald, die Frühschicht war gerade eingetroffen und sie würden weitermachen müssen.....

  • Anna fuhr zum Krankenhaus. Sie wollte sehen wie es Semir ging und natürlich auch nach Tom. Als sie auf dem Parkplatz ging kam Johanna zu ihr. "Frau Engelhard? Ich möchte gern mit zu Semir." Anna nickte. "Steigen Sie ein." Die Frauen fuhren los.


    Andrea verließ gerade das Zimmer von Semir, als Anna den Flur entlang kam. "Wie geht es ihm?" fragte sie. Andrea sah sie an. "Die Ärzte sind zufrieden. Die Wunden heilen gut. Es ist keine Infetkion zu erwarten. Aber bis er wieder fit ist, dauert das sicher noch. Er fragte nach Zons und nach Tom. Ich hab ihm gesagt wie es Tom geht... aber... ich wollte ihm nicht sagen, das Zons tot ist. Ich konnte einfach nicht. Der Arzt meinte keine Aufregung. Er würde sicher aufstehen wollen und..." Anna nickte. "Ja und diesmal wird er die Klinik erst verlassen, wenn es wirklich ausgeheilt ist." Andrea lächelte. "Ich fahre erst einmal heim und leg mich auch etwas hin." "Tun Sie das Andrea. Johanna wird bei Semir bleiben, bis Sie wiederkommen." Andrea wurde misstrauisch. "Ist irgendwas das ich wissen sollte?" Anna schüttelte den KOpf. "Nein.... alles in Ordnung. Ich schwöre es." Andrea nickte "Gut.... ich fahre heim. Bis heute Abend."

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  • Mitten in der Nacht erwachte Tom. Der Mond schien durch das Fenster und tauchte das Zimmer in ein sanftes Licht. Niki hatte sich eng an ihn gekuschelt und seufzte leise im Schlaf. Entspannt und irgendwie glücklich ließ Tom sich tiefer in die Kissen sinken. Es war so unglaublich. Noch vor kaum mehr als einer Woche, war er vollkommen verzweifelt gewesen, hatte ernsthaft versucht seinem Leben ein Ende zu setzten und nun lag er hier, war so gut wie freigesprochen, hatte auf einmal wieder eine Perspektive für die Zukunft und vor allem eine wundervolle junge Frau im Arm.
    Dennoch überkam ihm das Bedürfnis aufzustehen. Er musste dringend auf die Toilette und außerdem wollte er nach Semir sehen. Die Ärzte wollten ihn doch nach drei Tagen aus dem Koma zurückholen. Tom wusste nicht ganz genau, wie lange er geschlafen hatte, aber wenn sein Zeitgefühl nicht vollkommen verrückt spielte, dann wäre das heute Abend gewesen. Er musste einfach wissen, wie es Semir ging. Davon hing so viel ab für ihn.
    Vorsicht, um sie nicht zu wecken löste er Nikis Arm von seiner Brust und versuchte aus dem Bett zu krabbeln. Niki war davon überhaupt nicht begeistert. Sie grummelte im Schlaf und robbte wieder näher zu ihm heran. Sanft küsste Tom sie auf die Wange und murmelte:
    „Niki, ich komme gleich wieder! Ich muss nur mal einem dringenden Bedürfnis nachgehen.“
    „Mach schnell!“, grummelte sie nur und verkroch sich tiefer in der Bettdecke um die verlorene Wärmequelle auszugleichen.
    „Versprochen!“, antwortete Tom und küsste sie noch einmal.


    Dann schwang er sich aus dem Bett und verließ das Zimmer. Barfuß lief er den Gang hinunter bis zu den Toiletten. Grade als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, kamen zwei Männer mit schweren Schritten um die Ecke. Sie trugen lange weiße Kittel und tuschelten leise miteinander. Scheinbar suchten sie ein Zimmer. Irritiert von ihrem Verhalten warf Tom einen Blick über die Schulter zurück, konnte sie jedoch nur noch von hinten erkennen. Sie rochen nach Zigarettenrauch und kamen ihm irgendwie komisch vor. Er konnte es sich nicht genau erklären, doch etwas störte ihn an ihnen und ihren Verhalten. Einen Moment überlegte er, ob er ihnen nachschleichen sollte, doch dann schalt er sich im Geiste einen Narren. Auch wenn Ärzte sicherlich am besten wussten. Dass Rauchen höchst ungesund war, sollte es unter ihnen ja doch einige geben, die diesem Laster frönten. Er war wohl im Moment einfach ein bisschen Paranoid. Die letzten Tage hatten doch mehr an seinen Nerven gezerrt, als er sich bisher hatte eingestehen wollen. Schulterzuckend ging er hinüber zu einer der Kabinen. Er wollte sie Türe grade hinter sich verschließen, als es ihn plötzlich wie ein Blitz durchzuckte.
    Jetzt wusste er, was ihn so gestört hatte. Die Schuhe! Die beiden trugen ganz normale dunkle Straßenschuhe. Kein Arzt würde so etwas tun! Die beiden waren gar keine Ärzte. Wer auch immer sie dann waren, lautere Absichten hegten sie bestimmt nicht. So wie sie sich verhalten hatten, so wie sie getuschelt hatten. Was wenn die Fahndung doch nicht alle von Kovaljevs Leuten erwischt hatte? Was wenn da draußen noch jemand war und Rache nehmen wollte? Natürlich! Was sollten solche Leute sonst um diese Zeit hier im Krankenhaus wollen? Die wollten Semir beseitigen! Oder ihn selbst! Niki!, fiel es ihm plötzlich siedend heiß ein. Niki lag in seinem Bett. Was wenn diese Typen sie für ihn halten würden? Nein …


    Er riss die halb geschlossene Kabinentür wieder auf und stürmte auf dem Sanitärraum. Wie von Furien gehetzt rannte er den Gang entlang in Richtung seinem und Semir Zimmer. Er achtete nicht darauf Rücksicht zu nehmen oder leise zu sein. Jetzt zählte jede Minute. Knapp vor seiner Zimmertür stolperte er fast über einen abgestllten Essenswagen, so eilig hatte er es. Nur mit Hilfe des Türrahmens und einiger Mühe gelang es ihm, sich auf den Beinen zu halten. Keuchend kam er schließlich zum stehen. Einige Tabletts gingen scheppernd zu Boden, doch das interessierte ihn jetzt nicht. Er nahm sich nicht mal die Zeit wieder zu Atem zu kommen. Hektisch riss er die Tür auf und stürzte ins Zimmer.


    Am Bett, seitlich zur Tür standen zwei Männer. Einer hatte eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand und richtete die auf das Bett. Tom sah, wie sich sein Finger um den Abzug krümmte.
    „NIKI!“, schrie er panisch!
    Der Mann erschrak sich so sehr, dass der die Waffe verriss. Der Schuss schlug neben dem Bett im Fussboden ein. Doch er braucht kaum eine Sekunde um sich wieder zu fangen. Blitzschnell drehte er sich herum und brachte Waffe wieder in Anschlag.
    "Hauptkommissar a.D. Kranich, wie nett, dass sie vorbeikommen.", meinte er mit einem süffsanten grinsen. "Ich bin hier um ihnen den Weg in den Ruhestand zu erleichtern"

  • Nikki schrak durch den Schrei hoch. Erschrocken sah sie die beiden Männer und stieß ein lautes "NEIN!" aus. Geistesgegenwärtig ließ sie sich aus dem Bett fallen und betätigte die Notklingel. Und nun tat sie etwas, was sie eigentlich nicht für möglich gehalten hatte. Sie löste die Bremsen des Krankenbettes und stieß es mit voller Wucht gegen den Mann, der die Waffe auf Tom richtete. Dieser wurde völlig überrascht und drehte sich zu Nikki um. In diesem Augenblick trat Tom ihm die Waffe aus der Hand und schlug wie ein Wilder auf den Mann ein. Der zweite verließ den Raum blitzschnell. Er half seinem Komplizen nicht. "so.... nur zur Verstänidis. Du wirst auch eine lange Zeit in den Knast gehen, aber erst mal für eine Weile an ...." Tom stockte. Erst jetzt bemerkte er, dass er den Mann völlig zusammenschlug. Dieser blutete bereits stark. Er sah sich kurz um und nahm dann die Riemen, die am Bett waren und band den Mann einfach an. "Nikki? Bist du okay?" "Ja... gott was war das denn?" "Die wollten mich wohl beiseite schaffen. Wo ist der Zweite?" "Ich glaub der ist raus." "Verdammt! Semir! Der ...." Tom drehte sich abrupt um und rannte aus dem Zimmer.

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  • Durch die Notklingel aber auch durch den Lärm den sie versursacht haben, waren inzwischen der Stationsarzt, ein Schwester und diverse Pfleger aber auch Schaulustige angelockt werden. Sie starrten ungläubig auf den blutenden Mann am Boden und machten ihren Unmut Luft, als Tom sich achtlos seinen Weg durch die Menge bahnte und zu Semirs Zimmer rannte.
    Der Arzt sah ihm kopfschüttelnd nach und wandte sich dann an den Mann, der stöhnend auf dem Boden lag.
    "Was ist hier passiert?" fragte er streng.
    "Dieser Mann und sein Kumpel wollten gerade Tom Kranich und mich umbringen..." Niki rang nach Worten. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie knapp sie gerade dem Tod entkommen waren. Und das, was mit Hilfe aus Sympathie begonnen hatte, wurde tödlicher Ernst. Als ihr die Tragweite annähernd bewusst wurde, begann sich alles in ihrem Kopf zu drehen. Sie lehnte sich gegen das Bett und legte ihre Gesicht in ihre Hände. Die Strenge des Arztes wandelte sich in Mitgefühl. Er sah die junge Lernschwester an und fragte nach ihrem Befinden, aber es kam keine Antwort, dafür ein leises Schluchzen.
    Mittlerweile war auch Dr. Schuster eingetroffen und verschaffte sich einen kurzen Überblick. Bei dem Anblick des Mannes auf dem Boden, setzte für einen Moment ihr Herzschlag aus, aber ein zweiter Blick verriet ihr, dass es nicht Tom war und sie atmete erleichtert auf.
    "Der soll angeblich versucht haben, die Frau und einen Mann zu ermorden", klärte der Arzt Sandra Schuster auf. Sie begriff, dass er die Vorgänge der letzten Tage nicht kennen konnte und nahm ihm seinen Kommentar nicht übel. "Fesseln Sie ihn und rufen Sie die Polizei. Ich erkläre ihnen das dann später." An eine Schwester gewandt meinte sie dann etwas strenger: "Schaffen Sie die Gaffer hier weg - sofort." Die Schwester löste sich auf ihrer Starre und sorgte dan erst einmal dafür, dass wieder halbwegs Ruhe einkehrte, während der Arzt den Gangster am Boden verarztete und dann dafür sorgte, dass er nichts mehr anstellen konnte, bis die Polizei eintraf.
    Sandra Schuster setzte sich neben Niki, die am Zittern war, und nahm die junge Frau tröstend in die Arme. "Scht...alles in Ordnung...er kann Ihnen nichts mehr tun..." Dann sah sie sich suchend um. "Wo ist Tom?" Niki zuckte mit den Schultern, sie wusste nur noch, dass er aus dem Zimmer gerannt ist.
    Sandra Schuster nahm Niki erst einmal mit ins Schwesternzimmer, weg von diesem Raum, um ihr dort einen Tee zu machen. Sie bewunderte ihren Mut und war nicht wirklich überrascht, dass sie jetzt selber auch am Rande des Nervenkollaps stand.



    Tom beachtete die bösen Blicke der umherstehenden Leute nicht, er rannte einfach durch die Menge hindurch in Semirs Zimmer. In seinem Kopf überschlug sich alles. Er riss die Tür auf und wollte schon losbrüllen, aber hier war alles friedlich.
    Die Geräte piepten regelmäßig. Andrea, die eben noch vor sich hingedöst hatte, stand nun senkrecht und mit schreckerfüllten Gesicht vor Tom.
    "Die Killer sind hier..." keuchte er. Andrea schüttelte nur den Kopf. "Hier ist niemand..." Tom machte auf dem Absatz kehrt und rannte den Flur entlang, bis hin zum Fahrstuhl. Nach nur wenigen Momenten stand er unten auf dem Besucherparkplatz, hielt nach hastig flüchtenden Fahrzeugen Ausschau, hielt jeden auf, der einen weißen Kittel trug, und erntete dafür Kopfschütteln und böse Blicke. Wer auch immer in seinem Zimmer stand, der Komplize war nicht mehr auffindbar. Tom fluchte, als er in einem Abfalleimer den Kittel liegen sah. Er nahm in und warf ihn frustriert zu Boden. Dann hob er ihn wieder auf und ging zurück auf die Station. Er wollte unbedingt nach Niki sehen. Er hatte sie für einen Moment völlig ausgeblendet.



    Eigentlich wollte er das Büro schon verlassen haben, aber die Sitzung hat doch länger gedauert. Er pfiff auf das neue Abrüstungsabkommen. Die Vorschläge sollten doch eh nur die Bevölkerung beruhigen. Nur wenige könnten sich überhaupt vorstellen, was sich hinter den Kullissen wirklich abspielte. Die Sitzung, die als Vorbereitung für einen größeren Kongress der Weltmächte diente, empfand er als Farce. Seitdem er in den Posten berufen worden war, hatte er die Sitzungssäle öfters gesehen, als seine Familie. Ein Blick auf das Familienportrait ließ ihn sehnsüchtig an vergangene Tage denken. Manchmal fragte er sich, warum er diesen Posten angetreten hatte. Es hieß, er würde Teil haben, an der Sicherung des Weltfriedens und der globalen Wirtschaft. Er lachte kurz auf bie dem Gedanken. Das einzige, was er hier sicherte, war die Wirtschaft, aber der normale Bürger würde davon nicht profitieren. Nicht einmal die höchsten Staatsdiener wussten davon. Kurzentschlossen knipste er das Licht aus, rückte seinen Anzug zurecht und war schon halb auf dem Weg raus aus seinem eleganten Büro. Wenigstens vor Mitternacht wollte er zu Hause sein und seiner Frau Gute Nacht sagen.
    Im Rausgehen vernahm er das Knacksen und Piepen, des Faxgerätes Er schüttelte den Kopf und schloß die Tür hinter sich. Ein paar Schritte weiter blieb er abrupt stehen und drehte um. Er wusste, er würde es bereuen, wenn sich die Nachricht nicht nur als Werbung herausstellen würde.
    In seinem Büro schaltete er das Obereckenlicht an und nahm den Papierbogen aus der Lade.
    Er laß die Worte mehrmals, verstand zwar den Sinn und die Tragweite, aber er wollte es nicht glauben. Sein Gesicht verfinsterte sich. Ein Mann konnte alles gefährden und wusste es vermutlich nicht einmal.Er griff zu dem Hörer und ließ sich mit einem Kollegen in Moskau verbinden.
    "Sergej, ich bin´s Herrmann...wir haben ein Problem...unser Kontaktmann Kovaljev ist tot...und der einzige Zeuge, der alles auffliegen lassen würde, lebt."
    In der Leitung war eine halbe Ewigkeit nur ein statisches Knacksen zu hören. "Ist das sicher?" kam dann als Gegenfrage.
    "Ja, die Quelle ist zuverlässig...aber ich glaube nicht, dass sie wirklich die Tragweite der Unterlagen verstehen. Vermutlich glauben sie, einen Waffenschmuggler unschädlich gemacht zu haben."
    "Herrmann, ich will kein Risiko eingehen..." kam es als Antwort. "Demnächst ist die Konferenz, vergiss das bitte nicht. Und wenn die gelaufen ist, dann wird ihm eh keiner mehr glauben...keine Beweise, nur ein kleiner Waffenhändler, der tot ist. Und der Deal für ein weiteres Jahr ist im Trockenen." Dann legte Sergej auf. Herrmann überlegte, was er tun könnte. Er war kein Killertyp, noch nie gewesen und jetzt das hier. Er beschloss, den Triumvirat einzuberufen, denn was auch immer passieren würde, er wollte es nicht alleine tragen müssen.

  • Semir erschrak ebenfalls, als Tom reinstürmte. Doch er konnte ihm nicht einmal fragen was los war, da war Tom auch schon wieder draußen. Semir warf die Decke beiseite und wollte aufstehen, doch der Schmerz der ihn durchzuckte ließ ihn schnell innehalten. Andrea sah ihn an. "Vergiss es. Du bleibst liegen." "Ja...hab ich eben bemerkt. Andrea informier die Chefin.... Tom ist... Tom ist noch nicht so weit." Andrea lächelte ihn an. "Semir... ich denke genau das hat er gebraucht. Seit du hier bist, ist Tom wieder mehr der Alte geworden. Er braucht es. Glaub mir. Er ist wirklich fast der Alte. So und nun ruhe und schlaf." "Schatz... ich hab die letzte Zeit mehr als genug geschlafen. Warum besucht Zons mich nicht? Oder Johanna? Die Chefin? Wo sind die alle?" "Die wissen genau, dass du Ruhe brauchst. Deshalb."

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  • Tom kehrte auf die Station zurück. Langsam war wieder Ruhe eingekehrt, die Schwestern gingen ihre Arbeit nach. Tom ging ins Schwesternzimmer, dort vermutete er seine Niki am ehesten. Sie saß blaß auf einem Stuhl und nippte an einer Tasse. Dr. Schuster saß daneben. Tom betrat langsam das Zimmer und ging auf Niki zu. Er kniete vor ihr nieder und streichelte ihr Gesicht. Niki stellte ihre Tasse ab und fiel ihm in die Arme. Jetzt brauchte sie seine Stärke und Wärme. Er spürte, wie sie weinte und ließ sie einfach gewähren. Es war keine Belastung für ihn, ganz im Gegenteil, es tat ihm gut, endlich etwas wiedergeben zu können.



    Der Raum war abgedunkelt, Rauchschwaden von Zigarren durchzogen das Zimmer. Hermann saß mit zwei weiteren Männern in einer Runde. Sie schwiegen. Sie würden den Deal durchziehen, da waren sie sich einig.
    "Wie halten wir den Cop daraus?" fragte Herrmann.
    "Gar nicht...es hängen schon zu viele Leute drin, das würde unnötig Aufsehen erregen. Keine Toten mehr...Kovaljev ist ein logischer Verdächdiger...und es dauert ja nicht mehr lange. Dann kann uns keiner mehr etwas nachweisen."
    "Und wenn die nicht locker lassen?" fragte Herrmann. Er war sichtlich nervös. Die anderen Männer registrierten das.
    "Lass nur...immer mit der Ruhe. Was sind mit Kovaljevs Handlangern? Um die sollten wir uns kümmern", kam es als Antwort.
    Die drei Männer sahen sich an und waren auch ohne große Worte einig, wie sie zu verfahren hatten.
    "Herrmann...wir sind quasi unsichtbar...für keinen greifbar...mach nur Deine Arbeit, dann wird es auch so bleiben. Halte Dir das immer vor Augen. Das wird schon." Der ältere der beiden Männer klopfte ihm väterlich auf die Schulter. Herrmann war noch neu in dem Spiel. Und das war hier seine Feuertaufe.

  • Nachdem Nki sich etwas beruhigt hatte, ließ Tom sich erschöpft auf den Stuhl neben ihr fallen.
    "Mein Gott, das war knapp, ich bin so froh, dass dir und Semir nichts passiert ist....." seine Stimme zitterte leicht.
    "Das haben die Beiden nur ihrem Instinkt zu verdanken würde ich sagen" kam eine Stimme vom Flur her.
    Anna hatte Toms letzte Worte beim Eintreten noch mitbekommen.
    "Ich denke, sie sind langsam auf dem Weg wieder zu alten Formen aufzulaufen...." beruhigend legte sie eine hand auf seine Schulter.
    "Danke Chefin, aber ..so weit ist es noch nicht...."
    "Ich muss mich jetzt um den Täter kümmern, die Fahndung nach dem anderen läuft bereits und sie sollten mal bei Semir reinsehen, ich glaube der wartet auf sie."
    Tom nickte , stand langsam auf und ging aus der Teeküche in Richtung Semirs Zimmer.



    Nachdem er um Haaresbreite Tom entkommen war, lag der Mann un zusammegekauert unter einem Busch und atmete heftig. "Verdammt, jetztwar sein Kumpel tot und er auf der Flucht. " ging ihm durch den Kopf.
    Ein Versteck war der2. Gedanke. .... doch genau diesen Gedanken hatten auch andere Leute.

  • Tom ging zu Semir. "Hey.... endlich mal jemand mit dem ich normal reden kann" sagte dieser als Tom an seinem Bett stand. "Was ist denn?" "Wie was ist? Kannst du mir sagen, was hier los ist? Ich hab das Gefühl, das alles von mir abgeschottet ist. Ich sterbe doch nicht,wenn ich die Wahrheit erfahre, oder?" Tom grinste. "Nee... eigentlich nicht. Wir nehmen ja nur Rücksicht auf dich." "Hey... ich hab dir den Arsch gerettet. Also erkläre mir bitte was hier passiert ist. Das letzte was ich mitbekommen habe, war dieser Mistkerl von Kovajlev, der einen Spaß daran hatte, mich zu quälen. Dann dass ich von ihm aus dem Wagen gezogen und auf die STraßen geworfen wurde und danach....nichts mehr. Wo ist Zons? Wo ist Johanna?"


    Tom sah ihn an. "Semir .... ich weiß zwar nicht warum man es dir nicht gesagt hat, aber ich denke auch, du solltest es erfahren. Zons wollte anstatt meiner Person zu Kovaljev ins Auto. Kovaljev hat es bemerkt und...und hat ihn eiskalt erschossen....Danach bin ich hin... er schießt auf dich und ich auf ihn. Ich habe ihn erschossen. Kovaljev ist tot. Aber Zons leider auch.... Ich meine.... er hat..."
    Semir sah ihn an. "Er ist tot? Warum sagt mir das denn keiner? Was soll das denn?" "Semir... wir haben den Verdacht, das der Fall noch lange nicht abgeschlossen ist. Ich werde mit der Chefin die Ermittlungen aufnehmen. Du wirst hier unter Schutz gestellt. Du bist hier sicher. Dafür sorge ich." Semir lächelte leicht. "Hey.... du bist kein Bulle mehr." Tom sah ihn an. "Na und? Meinst du es stört mich?" Semir schüttelte leicht den Kopf. "Nein... aber was sagt die Chefin dazu? Was sagt Schranke?" Nun war es Tom der grinste. "DAs kläre ich dann, wenn ich sie sehe. So und nun.... ist hier Ruhe."

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  • Nachdem Anna für den Abtransport des Gefangenen gesorgt hatte, saß sie nun Dr. Schuster in deren Büro gegenüber.
    "Ich möchte bitte ihre ehrliche Meinung hören."
    Die Ärztin lehnte sich zurück und sah Anna ernst an
    "Nun ja, wenn es sich um eine reine beratende Funktion handelt, wie sie es ausdrücken, spricht nichts dagegen. Im Gegenteil, es wird ihm helfen sich wieder zurechtzu finden. Körperlich ist er noch nicht fit, schon gar nicht nach dem Entzug. Ich will ihn jeden 2. Tag sehen. Die seelische Verarbeitung, auch die des Suizidversuches, die wird noch lange dauern. Schwester NIki hat ja nun ein Auge auf ihn, wie ich gemerkt habe" sie zwinkerte Anna lächelnd zu "sie wird ihn beobachten und mich bei der geringsten Schwierigkeit anrufen...."
    Anna nickte. "Gut, dann werde ich mich jetzt mit ihm darüber unterhalten, danke für ihre Offenheit."


    10 Mnuten später saß Tom neben Anna im Wagen auf dem Weg zur PAST.
    "Und das das klar ist Tom. Ich rede mit Frau Schrankmann darüber. Sie werden als Berater fungieren, mehr nicht. Sie sind selbst noch nicht ausser Gefahr."
    "Aber ..."
    "Kein Aber Tom. Ich habe das ok. von Dr. Schuster nur unter dieser Bedingung bekommen. Rechtlich gesehen wissen sie selbst, sind uns noch die Hände gebunden .......also ?" sie stoppte den Wagen , fuhr in eine Parkbucht.
    Tom sah aus dem Seitenfenster, die Hände vor der Brust überkreuzt, bemüht, die Verbände um die Unterarme zu verstecken.
    Langsam nickte er " Gut, es bleibt mir ja keine andere Wahl. Aber ich möchte weder in eine Schutzwohnung , noch irgendwo abgestellt werden. "
    "Das wird nicht passieren, seien sie sicher"
    ihre Hand legte sich langsam auf einen seiner Arme.
    "Wir stehen den Rest jetzt gemeinsam durch.!"

  • Und noch jemand saß bockig in einem Zimmer. Semir! Andrea saß an seinem Bett. Er hatte die Arme trotzig wie ein Kleinkind verschränkt. "Der darf ermitteln und ich muss hier im Bett liegen. Das ist ungerecht." maulte er herum und Andrea hatte Mühe sich das Lachen zu verkneifen. Die beiden benehmen sich wie im Kindergarten, dachte sie. "Semir... bitte. Du musst erstmal wieder fit werden. Deine Wunden müssen heilen und danach darfst du auch wieder raus." Semir sah sie an. "Du sprichst mit mir, wie mit einem Kind." maulte er weiter.

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  • Kaum trat Tom hinter Anna durch die Türe der PAST verstummten sämtliche Gespräche.
    Sekunden später ringten sich die Kollegen um Tom, umarmten und begrüßten ihn, bis Anna ihn erlöste "Er bleibt uns jetzt länger erhalten, also lassen sie ihn leben und mal etwas zur Ruhe kommen." sie schob ihn langsam vorbei an Hotte und Dieter in ihr Büro und schloss die Türe.
    "So, jetzt trinken wir einen Tee und gehen gemeinsam die Akten durch. Wenn sie eine Pause brauchen, sagen sie Bescheid. Das das klar ist!"
    Er nickte wortlos und klappte den Deckel der aktuellen Ermittlungsakte auf.
    " Die anderen Unterlagen sind hier" Anna reichte ihm eine weitere dünne Akte mit Kopien.
    "Danke.... das deckt alles auf, was ich schon Ansatzweise ermittelt hatte bis sie mich... tja, bis sie mich erwischt haben und aus dem Verkehr zogen....."
    "Ja und genau da machen wir weiter. Ich gehe davon aus, dass Kovelijev nicht der oberste Boss war. Da hocken noch mehr drin, Leute im Ausland, Politiker. Aber warten wir, bis Schrankmann gleich hier ist." Anna sah auf die Uhr "Sie müßte gleich kommen, wenn sie pünktlich ist."

  • "Verdammt! Das kann doch wohl nicht wahr sein. Sind denn nur Nieten hier in unserem Verein?" büllte Herrmann durch den Raum. Sergé sah ihn an. "BEruhige dich doch, ist ja nichts passiert." "Ja genau.... nur einer ist verhaftet, der andere hat sich versteckt. Ganz toll. Der Kronzeuge lebt noch und der andere auch. Muss ich es selbst machen? Was für Idioten arbeiten hier?" Herrmann lief durch das Zimmer. "Wir müssen dafür sorgen, das Kranich nicht vor Gericht auftaucht. Wir haben nicht mehr viel Zeit." Sergé kratzte sich am Kinn. "Nun.... wir sollten ihn überzeugen, dass es besser ist, wenn er schweigt. Druckmittel?" Hermann nickte. "Wir hätten da ja ein paar. Okay... wie wäre es mit der Krankenschwester? Oder mit seinem Freund, der auch im Krankenhaus liegt, oder ne Freundin oder.... ach was weiß ich. Such dir was aus und sorge dafür, dass es diesmal klappt!" Sergé nickte. "Gut ich werden es noch heute Nacht durchziehen."

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Sergej verließ das Büro. Nach dem langen Flug war doch mehr erschöpft, als ihm lieb war, daher zog er es vor, erst einmal sein Zimmer im Hotel zu beziehen, um sich körperlich als auch seelisch auf den Job vorzubereiten.
    Herrmann stand nun alleine in seinem Büro, alleine mit sich und seinen Gedanken. Ihm war gar nicht wohl, bei der Sache, gegen die einstimmige Entscheidung des Triumvirats eigenmächtig zu handeln. So sehr er die Leute auch schätzte, es war nichts weiter als eine Riege aus älteren Herren, die das Geschick vieler Leute nach alten Mustern lenkten. Er wollte frische Ideen und vor allem wollte er Anerkennung. Und, auch wenn er dies nie offen zugeben würde, er fürchtete diesen Tom Kranich, und ärgerte sich innerlich, dass er ihn nicht schon damals hat umbringen lassen, bevor er durch seine Freunde wieder zu Ansehen und auch einer gewissen Stellung gekommen ist.

  • So, der kreative Erguss einer Nacht ... viel Spaß damit


    Ludwig von Herrhausen hatte sich tief in seinem Bürostuhl zurückgelehnt. Die Ellenbogen ruhten auf den Armlehnen, die Fingerkuppen hatte er gegeneinander gelegt. So saß er schon geraume Zeit und dachte nach. Sie hatten ein Problem, ein sehr großes sogar.
    Kovaljev war tot, sein Netzwerk aufgeflogen. Das war nun an sich noch kein Problem. Zumindest war es bis heute Nacht keines gewesen. Als die Polizei dann auch noch Schubert, den wichtigsten Vertrauten Kovaljevs im Innenministerium, war man dort eigentlich der Meinung gewesen man hätte die ganze Bande gesprengt, das wusste er aus gut unterrichteter Quelle. Eigentlich war das ein Ende, mit dem alle hätten zufrieden sein können. Die Staatsanwältin hatte ihre Waffenschieber, der Polizisten ihren unschuldigen Kollegen zurück, Kovaljev konnte niemandem mehr gefährlich werden, Schubert hatte von der ganzen Dimension der Sache sowieso keine Ahnung und sie hätten eigentlich ihre Ruhe haben können. Eigentlich, aber dann hatte jemand die Nerven verloren und versucht, den Polizisten, der als Kronzeuge auftreten sollte, umzulegen. Und so wie es aussah, war dieser jemand Hermann Markworth gewesen.
    Nachdenklich rieb Herrhausen seine zusammengelegten Zeigefinger an der Nase. Er hatte also recht behalten, es war ein Fehler gewesen, Markworth einzuweihen. Er war ein genialer Stratege und ein brillanter Kopf, wenn es darum ging, mit anderer Leute Geld an der Börse zu handeln, aber für ein Geschäft, wie das ihre, ein Geschäft, bei dem im Zweifel das ganze eigenen Leben auf dem Spiel stand, war er nicht nervenstark genug. Louis und er hatten lange darum gestritten und am Ende hatte Louis sich durchgesetzt. Zunächst war ja auch alles gut gegangen, Markworth hatte sein Soll mehr als erfüllt und er hatte ihnen verdammt viel Geld gebracht, aber was nütze ihnen das jetzt? Jetzt war er zur Gefahr geworden, die sie alle ins Gefängnis bringen konnte. Die Polizei würde jetzt nicht eher ruhen, als bis sie den Mann hinter den Killern gefasst hatte, das war klar. Wenn sie jetzt nicht schnell und überlegt handelten, würde sie bald alle im Knast sitzen. Sie mussten der Polizei etwas liefern, was sie zufrieden stellte, nur was suchten die überhaupt? Vermutlich wussten sie das selbst nicht genau. Immerhin waren sie ja schon fest der Überzeugung gewesen, sie hätten den Fall gelöst.
    Nun, was war plausibel. Sie hatten einen Waffenschieber auffliegen lassen und sogar seinen wichtigen Hintermann aus der Politik gefasst. Man könnte den Killerauftrag Schubert in die Schuhe schieben, das war klar. Er hätte Motiv und Mittel dazu. Aber er lebte noch, er konnte das dementieren. Ihn zu beseitigen war auch keine Lösung, dann würde die Polizei erst recht Fragen stellen. Und das Markworth-Problem wäre damit auch nicht gelöst. Es führte kein Weg daran vorbei, sie mussten ihm über die Klinge springen lassen. Nur wie? Und wie machte man der Polizei glaubwürdig, dass Markworth ein Motiv gehabt hatte, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen? Was fehlte denn noch im großen Spiel der Waffenhändler? Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf. Er hatte Markworth immer gesagt, er solle seine Aktienmehrheit bei der Appease-Group verkaufen, hatte ihn gewarnt, dass ihm das nochmal zu Verhängnis werden könnte. Markworth hatte immer abgelehnt, mit der Begründung, das spare ihm die lästige Geldwäscherei. Nun, es war Zeit, Markworth zu zeigen, was es hieß, seine Warnungen in den Wind zu schlagen. Die Polizei hatte einen Waffenhändler, der seine Waren bevorzugt an die Bürgerkriegsarmeen Nord- und Ostasiens verkaufte und sie hatten seinen Kontaktmann im Innenministerium, der wunderbar dafür sorgen konnte, dass dieser Waffenhändler unbehelligt blieb. Doch was sie nicht hatten, war sein Zulieferer. Wo bekam denn der Händler seine ganzen Waffen her? Nun, er bekam sie von einer Abrüstungsfirma, die einen Vertrag mit der Bundeswehr hatte, deren alte Waffen und Munition zu verschrotten. Offiziell tat man das auch, inoffiziell jedoch verscherbelte man den ganzen Kram an Händler wie Kovaljev und kassierte doppelt ab: Vom Staat für die Abrüstung und vom Waffenhändler für die Ware. Ein sehr lukratives, aber auch hochgradig illegales Geschäft. Und wer profitierte am meisten von diesen Geschäften, wer war der Vorstandvorsitzende und Hauptaktionär dieser Firma? Natürlich Hermann Markworth.
    Herrhausen lachte leise. Ein paar kleine Vorbereitungen noch, und das Spiel konnte beginnen. Er legte die Hand auf die kleine Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch und drückte den Knopf zum Sprechen.
    „Marco, ich habe eine Aufgabe für sich. Hol Dimitri und dann komm in mein Büro!“


    Kaum eine Minute später traten zwei dunkel gekleidete Männer in sein Büro. Sie nickten nur stumm zur Begrüßung und warteten dann auf seine Anweisungen.
    „Dimitri, kümmere dich um Sergej. Er ist vor ein paar Stunden aus Moskau hier angekommen und müsste im Hilton abgestiegen sein. Bing ihn hierher.“, wies er den größeren der beiden Männer an. „Lebend!“, fügte er mit Nachdruck hinzu.
    Der Mann nickte wieder nur stumm und verschwand dann. Der andere schaute ihn erwartungsvoll an. Marko war einer der besten und loyalsten Mitarbeiter, die Herrhausen hatte. Ihm konnte er auch knifflige und gefährliche Aufträge anvertrauen.
    „Du heftest dich an Markworth! Der ist dabei durchzudrehen. Fahr in sein Büro und deponier‘ das hier“ – er reichte ihm einen dicken Stapel Akten in einer Plastiktüte – „in seinem Geheimfach. Pass auf, dass du keine Fingerabdrücke darauf hinterlässt. Danach fährst du zu seiner Villa und beobachtest ihn. Sei ruhig ein bisschen auffällig. Er soll sehen, dass jemand da ist. Alles klar?“
    „Natürlich Chef! Was soll ich tun, wenn Markworth das Haus verlässt?“
    „Bleib einfach immer an ihm dran. Und halte mich regelmäßig auf dem Laufenden.“
    Damit bedeutete Herrhausen auch Marco, dass er entlassen war. Der junge Mann nickt noch einmal, dann war auch er verschwunden.
    Herrhausen griff zum Telefon und rief seinen Partner Louis de Maizière an. Es war an der Zeit Kriegsrat zu halten.


    „Ach verdammt!“, rief Tom aus und warf den Aktenordner genervt in die Ecke.
    „Also Herr Kranich, ich muss schon sehr bitten.“, wies ihn die Schrankmann zurecht.
    „Ist doch aber wahr! Seit Stunden wälzen wird diese Akten hier und nichts, aber auch gar nicht ist darin zu finden!“, verteidigte Tom seinen Ausbruch.
    „Da muss ich ihm leider Recht geben.“, sprang jetzt auch die Chefin ihm bei. „Wir sind die Akten jetzt bestimmt drei Mal durchgegangen. Ohne Ergebnis. Ich fürchte, wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: Wie haben keine Spur zu diesen Hintermännern. Wenn die keine Killer auf Tom angesetzt hätten, wäre wir nicht mal darauf gekommen, dass es da überhaupt noch mehr Hintermänner gibt.“
    Die Staatsanwältin nickte langsam. Es behagte ihr nicht, das zuzugeben, aber sie musste doch einsehen, dass Anna Engelhardt Recht hatte. Es gab keine verwertbaren Spuren in den Akten. Was sie taten glich im Moment weit mehr einem wüsten stochern im Nebel, denn konzentrierten und geordneten Ermittlungen.
    „Ja,“, gestand sie zögerlich ein, „ich fürchte sie haben Recht.“
    „Wie sollten diesen Herrn aus dem Innenministerium, diesen Schubert noch mal ausführlich verhören. Vielleich kann man ihm einen Deal anbieten.“, schlug Tom vor.
    Bei dem Wort „Deal“ zogen sich die Augenbrauen der Staatsanwältin zusammen. Es war deutlich zu sehen, dass sie davon überhaupt nichts hielt.
    „Das wäre noch eine Möglichkeit …“, pflichtete die Anna nachdenklich bei.
    „Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage! In meiner Staatsanwaltschaft werden keine Deals gemacht. Wie sind hier doch nicht auf dem Basar!“, lehnte die Staatanwältin kategorisch ab.
    „Frau Schrankmann …“, setzte Tom an, wurde jedoch sofort von ihr unterbrochen.
    „Nein!“
    „Frau Schrankmann, ich bitte Sie, denken Sie nochmal darüber nach!“, versuchte Anna die Staatsanwältin umzustimmen.
    „Nein!“, wiederholte die nur.
    „Schubert ist unsere einzige Chance, an die Hintermänner zu kommen. Aber so jemand redet nicht ohne Gegenleistung. Wenn wir was von ihm wollen, müssen wir ihm auch etwas bieten. Denken Sie bitte nochmal darüber nach.“, argumentierte Anna.
    Die Staatsanwältin wurde unsicher. Man merkte, dass es ihr noch immer nicht behagte, solche Deals einzugehen. Aber es war deutlich, dass auch sie die Hintermänner nur zu gern vor Gericht sähe.
    „Ich werde darüber nachdenken.“, meinte sie zögerlich. „Heute Abend ist es ohnehin zu spät. Wie können frühestens Morgen eine Vernehmung beantragen.“
    Tom wollte schon aufspringen. Anna konnte sehen, dass ihm die Haltung der Staatsanwältin überhaupt nicht passte, doch sie hielt ihn mit einem deutlichen Blick zurück.
    „Ja, ich denke, Sie haben Recht!“, erklärte sie an die Staatsanwältin gewandt. „Informieren Sie uns morgen früh über ihre Entscheidung.“
    Frau Schrankmann nickte nur leicht, dann verabschiedete sie sich. Anna und Tom waren wieder allein. Aufmerksam musterte Anna ihren ehemaligen Kommissar.
    „Wollen Sie zurück ins Krankenhaus?“, fragte sie ihn.
    Tom wiegte nachdenklich den Kopf.
    „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne einfach noch ein wenig die PAST genießen. Es ist so lange her …“, verlegen, fast ein wenig bittend schaute er sie an.
    Anna lachte leise und herzlich.
    „Tun Sie das. Sagen sie mir einfach Bescheid, wenn sie so weit sind. Ich finde hier schon Arbeit.“
    Mit einem dankbaren Lächeln erhob Tom sich und verließ das Büro der Chefin. Anna schaute ihm gedankenverloren nach. Nein, er war noch nicht wieder ganz der Alte, dass hatte ihr sein Blick grade deutlich gezeigt. Aber er war auf einem guten Weg.


    Ein wenig unsicher betrat Sergej das Büro von Ludwig Herrhausen. Er fragte sich, was den Mann von ihm wollte. Zwar wusste er, dass Herrhausen zusammen mit seinem Partner de Maizière die Fäden der Deals in der Hand hielten, aber Kontakt hatte er mit den beiden noch nie gehabt. Es lief immer alles über Leute wie Markworth ab. Schon seit dieser Dimitri ihn im Hotel aufgesucht und gebeten hatte, mitzukommen, fragte er sich, was Herrhausen von ihm wollte. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, aber es musste wichtig sein, sonst würde er sich nicht persönlich einmischen.
    „Ah, Herr Sergej Abramov, nehme ich an?“, empfing ihn ein kräftiger Mann, der in einem breiten ledernen Bürostuhl saß.
    „Ja, der bin ich.“
    „Gut, wie wir hörten hat Herr Markworth die hergeholt, um einen Kronzeugen zu beseitigen.“, mischte sich nun eine ein sehr schlanken Mann ein, der am Fenster stand. Sergej wusste nicht, wer von den beiden Herrhausen und wer de Maizière war, aber er wusste, dass es ungehörig wäre, zu fragen.
    „Herr Markworth versicherte mir, dass sei ein Auftrag in Ihrem Sinne.“, erklärte Sergej. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass hier etwas mächtig faul war.
    „Nun, dann muss ich Sie enttäuschen,“ sprach jetzt wieder der Kräftige, „Markworth hat sie hinters Licht geführt!“
    Sergej schluckte. Das war ganz und gar nicht gut. In diesen Kreisen machte man keine Fehler und wenn doch, dann sah man zu, dass man möglichst viel Land zwischen sich und seine Auftraggeber brachte. Doch dafür war es jetzt zu spät. Er stand mitten in Herrhausens Büro, vor ihm Herrhausen selbst und sein Partner, hinter ihm dieser Dimitri. Es gab keinen Ausweg für ihn. Vielleicht rettet es ihn, dass er seinen Auftrag noch nicht ausgeführt hatte, aber sicher war das keineswegs.
    „Was bedeutet das?“, fragte er mit krächzender Stimme.
    „Das kommt auf Sie an … und auf die Entscheidung, die Sie jetzt treffen werden.“
    Welche Entscheidung?“
    „Oh, eigentlich eine ganze einfache Entscheidung!“, erklärte der Schlanke mit einem süffisanten Lächeln. „Sie müssen sich nur entscheiden, ob sie in Zukunft direkt für uns in Moskau arbeiten wollen, oder ab sie lieber Markworth folgen wollen.“
    Sergej überlegte, ob das eine Falle war. Aber jetzt war es ohnehin zu spät. Seine einzige Chance schien es zu sein, die richtige Antwort auf die Frage von diesem schlanken Mann zu geben.
    „Ich habe immer nur für Sie gearbeitet!“, erklärte er denn auch. „Wenn ich gewusst hätte, dass dieser Auftrag werde mit Ihnen abgesprochen, noch überhaupt erwünscht ist, wäre ich gar nicht aus Moskau hierher gekommen.“
    „Sehr gut! Ich sehen, Sie wissen, wem die Zukunft gehört.“, sagte der Kräftige und reicht ihm ein Handy. „Rufen sie Markworth an und sagen Sie ihm, dass Sie raus sind aus dem Spiel“


    Langsam ging Tom wieder zum Büro der Chefin hinüber. Bestimmt zwei Stunden war er jetzt durch die PAST gestreunt und hatte Erinnerungen aufgefrischt. Jetzt fühlte er sich erschöpft. Die Begegnung mit den ehemaligen Kollegen, die Dienststelle, diese ganzen Erinnerung, das hatte ihn doch viel mehr mitgenommen, als er gedacht hatte. Erst jetzt war ihm klar geworden, was er eigentlich alles verloren hatte. Er schüttelte die Gedanken ab und klopfte.
    „Herein“
    „Chefin, ich wäre dann so weit.“, sagte er, als er eintrat.
    Sie nickt und schlug die Akte zu, in der sie grade gelesen hatte. Dann griff sie nach einem Schlüssel, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag und warf ihn zu Tom hin über. Verwundert fing er ihn auf. Er musste die Chefin wohl sehr verwirrt angeschaut haben, denn sie begann laut zu lachen.
    „Was ist? Haben Sie das Autofahren verlernt?“, fragte sie belustigt.
    „Ist das Ihr ernst?“, fragte Tom noch immer vollkommen ungläubig.
    „Ich scherze nie, wenn es um meinen Dienstwagen geht, dass sollten sie eigentlich wissen. Außerdem darf ich mit dem Ding hier“ – sie wies auf ihre Halskrause – „gar nicht fahren.“


    Während Anna und Tom sich fertig machen, wartete Markworth draußen in seinem Wagen. Sergej sich aus unerfindlichen Gründen plötzlich geweigert den Auftrag auszuführen. Immerhin hatte er Rico gefunden und ihn für die versaute Aktion im Krankenhaus drangekriegt. Er hatte ihn genötigt, die angefangene Aktion zu Ende zu bringen, danach wollte er dann auch für seine Flucht sorgen. Jetzt saß Rico aber erst mal mit einem Präzisionsgewehr neben ihm und sah wenig begeistert aus. Doch das stört ihn ganz und gar nicht. Viel wichtiger war jetzt dieser Bulle. Er sah, wie Kranich gemeinsam mit einer Frau die Dienststelle der Autobahnpolizei verließ und zu einem schwarzen Lexus hinüberging. Die beiden stiegen ein und wenig später rollte der Wagen vom Hof auf die Autobahn. Markworth folgte ihnen in einigem Abstand.


    Tom genoss es endlich mal wieder auf der Autobahn zu sein. Das war Freiheit, das war es, was ihm so sehr gefehlt hatte. Es war so ein unbeschreibliches Gefühl, sich einfach im Abendverkehr treiben zu lassen. Ruhig und entspannt dahin zugleiten. Für einen Moment war einfach alles egal. Jetzt, in diesem Augenblick zählten nur er, der Wagen und die Straße. Alles andere war wo weit weg, war vollkommen bedeutungslos.
    Er war so beschäftigt damit, das lange vermisste Gefühl der Autobahn zu genießen, dass ihm der dunkle Mercedes, der sie seit der PAST verfolgte zunächst gar nicht auffiel. Erst als die Chefin immer wieder in den Rückspiegel blicke, bemerkte er den Wagen.
    „Ich fürchte, wie haben Besuch!“, meinte sie.
    „Schauen wir doch mal.“, erwiderte Tom.
    Nicht weit vor ihnen war ein Rastplatz. Tom wechselte auf die rechte Spur und machte sich bereit den Wagen von der Bahn auf den Parkplatz zu steuern. Schon als er nur Andeutungen machte zu blinken, tat der Mercedes es ihnen nach. Tom zog den Wagen auf den Rastplatz um ganz sicher zu gehen und tatsächlich, der andere folgte ihnen. Kaum hatte Tom das gesehen, trat er das Gaspedal voll durch und fuhr zurück auf die Autobahn. Doch der Mercedes ließ sich nicht abschütteln. Schon kurze Zeit später klebte er ihnen wieder an der Stoßstange. Tom hatte inzwischen auf fast 160 beschleunigt. Die Chefin wirkte etwas bleich und klammerte sich an der Tür fest. Zum Glück war die Autobahn nicht sonderlich voll, dennoch wollte Tom lieber nichts riskieren. Er wechselte auf den Standstreifen, um den Verkehr möglichst wenig zu gefährden. Plötzlich tauchte am Horizont eine Brücke auf, unter der der Standstreifen für kurze Zeit aussetzte. Tom bremste kurz an. Dann zog er den Lexus quer über alle Spuren ganz nach links. Sofort beschleunigte er wieder. Noch immer war ihnen der Mercedes auf den Fersen. Dann passiert jedoch etwas, womit niemand gerechnet hatte.
    Kaum hundert Meter vor ihnen setzte ein roter BMW dazu an, einen Schwertransporter zu überholen. Er war zwar schnell, aber lange nicht so schnell wie der Lexus. Tom ging mit aller Kraft in die Bremse. So hart, das die Chefin sich am Armaturenbrett abstützen musste. Gleichzeit schien der Mercedesfahrer hinter ihnen seine Chance zu sehen. Tom konnte im Rückspiegel erkennen, wie das Schiebedach geöffnet wurde. Ein Scharfschützen machte sich bereit. ‚Das war’s also!’ war der einzige Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss. Er machte sich keine Hoffnungen, den Crash, der unweigerlich auf den zerschossenen Reifen folgen würde, zu überleben. Dazu waren sie einfach zu schnell. Selbst jetzt nach der Vollbremsung noch. Er hatte zu viele Unfälle auf der Autobahn gesehen, um sich Illusionen über den Ausgang machen zu können oder zu wollen.
    Der Mercedes kam immer näher. Tom konnte sehen, wie der Schütze das Zielfernrohr einhakte. Dann entsicherte er die Präzisionswaffe und legte an. Er glaubt schon sehen zu können, wie der Schütze den Finger um den Abzug krümmte. Da sah er seine Chance. Sie war nicht groß, aber es war die einzige, die sie hatten.
    „Sorry, mein Freund!“ murmelte er.
    Urplötzlich bremste er ein weiteres Mal den Wagen kurz und heftig an. Er riss das Steuer herum und scherte mit quietschenden Reifen in genau die Lücke ein, die der rote BMW grade verlassen hatte. Die Chefin wurde ein weiteres Mal heftig gegen das Armaturenbrett geschleudert. Nur damit ihr Kopf im nächsten Moment harte Bekanntschaft mit dem Seitenfenster machen durfte. Sofort zog Tom den Jeep weiter nach rechts auf den jetzt wieder vorhandenen Standstreifen. Erneut beschleunigte er auf über 160 und jagte davon.
    Hinter ihnen brach die Hölle los. Der Schütze hatte nicht damit gerechnet, dass seine Beute noch einen weiteren Versuch starten würde zu entkommen. Genau n dem Moment, als Tom nach rechts rüber zog, feuerte er seinen Schuss ab. Er traf den roten BMW ins linke Hinterrad. Der Fahrer verlor die Kontrolle über seinen Wagen. Er rammte die Leitplanke, wurde zurückgeschleudert auf die rechte Fahrspur, direkt vor den Schwertransport. Der Fahrer des Transports versuchte nach links auszuweichen, doch der schwere Wagen stellte sich quer. Der Mercedes, der ohnehin viel zu schnell gewesen war, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Mit mehr als 100 Sachen krachte er in den Transporter und wurde zu einem winzigen Blechhaufen zusammengeschoben. Was folgte war eine heftige Massenkarambolage. Auto um Auto krachte in den Schertransport und bildete ein wüstes Blechknäuel.
    „Scheiße! So hätte das nicht enden sollen!“ fluchte Tom leise und hörbar
    Eigentlich konnte er nichts für diesen Unfall, er hatten keinen der Wagen berührt oder abgedrängt. Und trotzdem fühlte er sich irgendwie verantwortlich. Ohne ihn wäre es gar nicht zu diesem Unfall gekommen. Andererseits hatte er nicht damit gerechnet, dass in dem Wagen ein Scharfschütze saß. Und auch wenn der Schütze nicht den BMW getroffen hätte, sondern sein eigentliches Ziel, hätte es zu dem gleichen katastrophalen Ausgang kommen können. Sie waren nur knapp hinter dem Schwertransport gewesen und deutlich schneller unterwegs als der BMW. Es war purer Wahnsinn seitens des Schützen gewesen und dennoch, irgendwie fühlte Tom sich verantwortlich.
    Er bremste den Wagen und kam schließlich auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Kurz warf er einen Seitenblick auf die Chefin. Sie stöhnte zwar schmerzerfüllt, schien aber sonst in Ordnung.
    „Schauen sie nach dem Unfall! Ich rufe Verstärkung.“, sagt sie und rückte ihm eine Kelle in die Hand.
    Tom sprang aus dem Wagen und stürmte auf die Unfallstelle zu. Sein erster Blick galt dem Mercedes, der für dieses Desaster verantwortlich war. Der Wagen war kaum mehr als solcher zu erkennen. Er konnte sich schon ausrechnen, was mit den Insassen passiert sein musste, dennoch ging er nachschauen. Der Fahrer hing noch in seinem Sitz. Ein schweres Metallteil des LKW hatte ihn geköpft. Dem Schützen war es offensichtlich nicht viel besser ergangen. Mann erkannte in dem zusammengequetschten Dach teilweise die Überreste eines Menschen. Wo aber der Rest von ihm hin war, wollte Tom sich lieber nicht ausmalen.

  • Nachdem die Kollegen und Rettungskräfte am Unfallort eingetroffen waren und übernommen hatten, ging Tom zu Annas lexus zurück, setzte sich still auf den Fahrersitz und lehnte den Kopf zurück.
    So fand Anna ihn Minuten später in Gedanken versunken , mit geschlossenen Augen .
    "Alles in Ordnung?"
    Er nickte leicht. " Etwas viel für den Anfang, aber es geht.... mit ihnen alles in Ordnung Chefin?"
    "darum machen sie sich mal keine Sorgen. Die Kollegen haben hier alles im Griff und wir fahren jetzt ins Krankenhaus. Dort lasse ich mich dann abholen."


    Nachdem sie Tom in der Klinik bei Niki und Frau Dr. Schuster abgeliefert hatte, war Anna in ihr Büro zurückgekehrt und überflog die Meldungen des Unfalls.
    Die 2 Täter waren bekannt und eindeutig in den Kreis Kovalijevs einzuordnen. Damit schien das Kpitel nun hoffentlich beendet.
    Sie schreckte auf, als es leise an ihrer Türe klopfte.
    "Johanna, kommen sie rein."
    "Frau Engelhardt.... ich .. also mir brennt da etwas auf der Seele."
    Die junge Kriminalbeamtin schloss hinter sich die Türe und zog sich den Stuhl an Annas Schrebtisch.
    "Ich habe mir Gedanken gemacht. Über den Fall, die Umstände ..."
    "Und? Sie beschäftigt doch etwas, das merke ich genau, was ist es? Sie können offen reden."
    Johanna atmete tief ein, sah kurz aus dem Fenster .
    " ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.... die letzten Tage, nein.. Wochen und Monate.... das war alles neu und sehr viel......und jetzt dieser Fall, die Umstände."
    sie stockte.
    Anna merkte, wie schwer ihr die Suche nach den richtigen Worten fiel.
    "Sie wollen doch nicht aufhören. Johanna? Das eine gute beamtin in ihnen steckt, haben sie mehr als bewiesen."
    Johanna schüttelte den Kopf. "Das ist es nicht. Ich denke, Tom Kranich wird rehabilitiert und ich habe gemerkt, wie eng das Band
    zwischen ihm und Semir ist. Die beiden gehören als Team einfach zusammen...ich möchte nicht dazwischen stehen."
    "Das müssen sie auch nicht. Johanna. Und bis dahin wird noch jede Menge Zeit vergehen, als dass wir darüber jetzt reden müssen."
    "Doch, müssen wir. ..... Frau Engelhardt, ich möchte mich zum LKA bewerben, dort ist eine Stelle ausgeschrieben, die paßt genau. ich brauche nur ihre Unterschrift und Beurteilung. Bitte. Meine Entscheidung steht."Sie sah ihre Chefin ernst an und kramte aus der Tasche eine kleine Mappe.
    "Haben sie sich das gut überlegt? "
    "Ja, habe ich, sonst würde ich sie nicht darum bitten."
    "Gut, dann werde ich die Beurteilung gerne verfassen. Aber dneken sie daran, hier ist immer Platz für sie."
    "Das weiß ich und ich habe mich auch wirklich wohl gefühlt hier, aber ich denke Tom und Semir gehören einfach zusammen und die Stelle beim LKA ist wie für mich gemacht."
    Anna nickte, zog die Akte an sich, während Johanna schon auf dem Weg zur Türe war.
    "ich kümmere mich dann mal um den Schreibkram. Frau Schrankmann wartet bereits."
    Anna sah ihr zweifelnd nach, konnte aber die Enscheidung verstehen.

  • Tom ging zu Semir rein. Dieser sah ihn interessiert an. „Hey...Tom. Bist du in Ordnung?“ „Ja sicher und bei dir?“ „Bei mir auch. Ich bin auf dem Weg der Besserung sagen die Ärzte. Ich hab ihnen gesagt, dass ich topfit bin. Aber die lassen mich einfach nicht gehen. Es ist schlimmer wie im Gefängnis....“ Semir stockte sofort. Er sah Tom an. „Sorry.... das wollte ich nicht sagen... ich meine... ich...“ Tom lächelte. „Schon gut. Aber du hast Recht... wie im Knast. Und weißt du was? Ich bin voll der Alte. Wirklich. Das ist kein Spruch. Ich hab mir etwas überlegt.“ Semir sah ihn mit großen Augen an. „Was?“ fragte er neugierig. „Ich habe mir überlegt zurück zu kommen. Zurück zur Familie, wo ich hingehöre.“ Semir schluckte hörbar. „Soll das heißen.... du willst wieder ... mit mir ? Ich meine so richtig?“ Tom nickte. „Ja... aber nur wenn du willst.“ „Was für ein dämliche Frage ist das denn? Natürlich will ich das. Aber....was machen wir mit Johanna?“ Tom zuckte mit den Schultern. „Was ist mit dem Fall?“ „Wir sind dran und ich denke wir können ihn fast abschließen.“ Semir lachte leise. „Es ist schön.“ Tom sah ihn an. „Was denn?“ „Du hast gesagt wir sind dran. Wie lange hab ich gewartet, dass du es sagst. Muss eigentlich immer erst das Extreme kommen, dass du Idiot weißt wo du hingehörst?“ Tom nickte. „Anscheinend ja.“ Semir reichte ihm die Hand. „Willkommen zurück, Tom Kranich.“

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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