Ausgebremst

kurz darauf standen Tom und Anna fassungslos vor Marios leiche. Die Spurensicherung war bereits bei der Arbeit, von Semir weiterhin keine Spur. Tom lief gehetzt im Zimmer hin und her, sah dabei immer wieder zu seinem toten Freund und hatte Mühe die fassung zu bewahren. Anna trat neben ihn, legte ihm eine hand auf die schulter.
"Das tut mir sehr leid, Tom...."
Er nickte nur. "Ja Chefin, ich weiss....danke. Verdammt, wir müssen Semir finden! Wer weiss, was dieser Kerl mit ihm....Moment mal! Hat schon irgendjemand hier im Krankenhaus gesucht?! Es kann doch sein, dass...." Und schon war Tom aus dem Zimmer.
Anna folgte ihm eilig und gab auch zwei weiteren Streifenbeamten ein kurzes Zeichen.
Tom stand derweil im Gang, sah sich um. Wohin, wohin bloß?!

Tom überlegte fieberhaft, wo konnte Semir sein. Er war nicht gut zu Fuß, also konnte er nicht weit sein. Er war mit Sicherheit hinter Andre hergelaufen.
Tom rannte in Richtung Aufzug und fuhr nach unten. Der Pförtner konnte sich nicht an jemand in Krankenhaushemd erinnern, der hinausgelaufen war.
Somit musste Semir noch irgendwo hier stecken.

Tom war kurz vorm durchdrehen, rannte das Treppenhaus nach oben, keine Spur bis zum Stock, wo Semirs Station war.

In diesem Moment fiel Toms Blick nach oben. Und in der gleichen Sekunde war er bereits die Treppe hoch.
"Semir?!" Keine Antwort. Tom stürmte weiter hinauf. Und dann sah er ihn! Sein partner lag auf dem oberen Treppenabsatz des letzten Stockwerks und rührte sich nicht. Die Treppe, das weisse Hemd, alles um Semir herum ,war voller Blut. Tom blieb abrupt stehen, wie erstarrt und war ein, zwei Sekunden lang unfähig etwas zu tun.
Doch dann löste sich seine Erstarrung und er schrie nach unten. "Ein Arzt! Schnell!"
Er hörte, wie jemand seinen Ruf weitertrug und rannte selbst auf Semir zu. Hinter ihm erreichte auch Anna die oberste Etage.
"Oh Gott....lebt er noch?"

Andre rieb sich die Hände . Den Bullen hatte er erwischt, Mario auch. jetzt musste er nur noch in Ruhe seine Sachen holen und dann aus dem Staub machen. Die Yacht am Hafen wartete schon auf ihn.

Das Gesicht von Kranich würde er nur gerne sehen, wie er seinen toten Kumpel im Treppenhaus fand.

Im Treppenhaus waren zwei Ärzte sowie zwei Schwestern um Semir herum. Tom stand daneben, hörte die Gesprächsfetzen an sein Ohr dringen und und ahnte , dass es hier um Leben und Tod ging. Wie in Trance stand er da, sah, wie sie seinen Freund jetzt auf eine Trage legten, jemand die Infusionsflasche hochhielt und einer der Ärzte einen Beatmungsbeutel an den Tubus anschloss. Dann trugen sie ihn aus dem Treppenhaus durch die nächste Tür den Gang entlang. Tom eilte stumm hinterher, obgleich er wusste, dass er ohnehin nichts tun konnte.
Anna griff nach seinem Arm.
"Tom, warten sie...sie können nicht mit. Kommen sie, setzen wir uns...da drüben ist eine Bank..."
"...Ich...ich will mich nicht setzen.....Wir....müssen Andrea....Ich kann das nicht."
"Ja, ich weiss....Ich mach das."

Tom war schneeweiß im Gesicht und folgte den Ärzten bis vor den OP bereich. Dort lehnte er den Kopf gegen die Wand und schlug mit der Faust dagegen." Ich hätte es wissen müssen, verdammt..... das war sowas von klar....."
Anna war neben ihm angekommen
"Tom.... gar nichts konnten sie wissen. Beruhigen sie sich. Damit helfen sie niemandem. Bleiben sie jetzt hier, ich rufe Bonrath an, dass er Andrea herbringen soll."

Tom lief vor dem Op Saal auf und ab. Anna konnte sehen, wie er sich fühlte, doch wußte nicht, wie sie ihm helfen konnte.
Sie ging zu ihm , legte ihm beruhigend und fest die Hand auf die Schulter.
Doch er reagierte nicht darauf , lief weiter Richtung Ausgang ." Ich muss raus, an die Luft...." er wollte nur noch allein sein.

Andrea eilte mit Bonrath in die Notaufnahme und wurde gleich weiter zu Anna geleitet, die bereits auf sie wartete. Schon an ihrem Gesichtsausdruck sah sie, dass die Nachricht schlecht sein musste.

"Was...was ist passiert?" Andrea sah ihr entgegen und Anna wusste nicht wie sie es ihr bloß erklären sollte.
"Andrea...bitte setzen sie sich..."
Doch Andrea schüttelte den Kopf. Gerade kam Tom von draussen wieder herein und sie sah ihn an.
"Tom? Was ist mit Semir?"
Tom schwieg, sah zur Chefin und nahm Andrea schliesslich in den Arm. es war völlig still in dem gang und auch Bonrath sah verunsichert von einem zum Anderen. Andrea griff Tom schliesslich an beiden Armen und sah ihn kopfschüttelnd, fassungslos an.
"Tom! Sag mir, was los ist?! Was ist mit Semir? Was ?!"
"Andrea....Semir ist...er ist schwer verletzt...Ich weiss auch nicht, was...."

Andrea hatte sich abgewendet und war an das Fenster im Flur gegangen, sah nach draussen auf die Lichter der Stadt. Von hier oben sah alles so klein aus.....
So klein wie sie sich jetzt fühlte, klein und hilflos.
Tom stellte sich hiinter sie, legte den Arm fest um ihre Schulter um ihr ein klein wenig halt zu geben und im Hinterkopf auch sich selbst.

" Er schafft das Andrea... wenn nicht, ich weiß nicht was ich machen soll..ich hab ihn zu diesem Scheiß Fall überredet...." ihm blieben die Worte im Hals stecken, als er Andreas Tränen sah.

Sie nahm ihn in die Arme und weinte. Dann sah sie ihn ernst an. "Tom, das kannst du nicht denken. Du bist doch nicht schuld dafür. Semir hat sich selbst entschieden..." sie suchte nach richtigen Worten. "Ja, aber er tat das nur für mich, von Freundschaft, ich weiß nicht was werde ich machen, ob..." er sagte den Satz nicht zum Ende und umarmte Andrea wieder und fest.

Im Op befestigte der Oberarzt gerade die 4. Blutkonserve am Tropf.
Der Chefarzt machte ein zufriedenes , aber immer noch besorgtes Gesicht.
"Ich denke wir können vorerst aufatmen.Wenn die Blutung jetzt gestoppt ist, können wir ihn auf die Intensiv bringen. Beobachten sie das bitte noch Dr, Möller. Ich bin kurz bei den Angehörigen draussen."

Kurz darauf trat er , immer noch in OP-Kleidung den Wartebereich.

:baby: Hallo CHEFIN :baby:

Andrea schüttelte den Kopf.
"Nein, ich bleibe hier. Ich will da sein, wenn er aufwacht...."

Tom kam zu ihr und nickte.
" ich bleibe auch hier, schliesslich bin ich mit Schuld daran, dass er hier liegt."
Er legte den Arm um Andrea und drückte sie.
"Wie sie meinen... sie können nebenan im Zimmer 2 Betten haben.Ich sage der Schwester Bescheid."

Ahoj šéfko! und alle andere :baby:

Beide nickten. "Danke." sagte Tom und drucke dem Doktor die Hand. Es war sehr schwere Nacht. Weder Tom noch Andrea konnten nicht richtig schlafen und sie waren nicht allein.
Andre saß in seinem Wagen und überlegte was sollte er tun. Er konnte einfach verschwanden. Aber etwas sagte ihm, dass wenn Semir aufweckt, wird es nur kleine Zeit und sie werden ihm auf den Fersen. 'Ich muss mich absichern' dachte er und fuhr los.