Stumme Zeugin

  • A4 in Richtung Düsseldorf:


    „Laura, nun sitz doch endlich mal ruhig dahinten. Wir sind gleich da.“ sagte Tobias Berger zu seiner 9jährigen Tochter. Laura war sehr unruhig. Sie war das erste Mal ohne ihre Mutter unterwegs. Ihre Behinderung, sie konnte aufgrund eines Genfehlers nicht sprechen, sah man ihr nicht an. Doch dadurch konnte sie sich nur in Gebärdensprache verständigen. Das jedoch war für ihren Vater, wenn er fuhr nicht zu machen. Er sah die Bewegungen im Spiegel. „Glaub mir, Mama kommt sobald sie kann nach. Sie ist jetzt im Flieger nach Madrid. Aber in einer Woche wird sie wieder bei uns sein. Und dann machen wir drei Urlaub.“ Laura nickte. Tobias fuhr auf einen Parkplatz um seine Tochter noch eine kleine Pause zu gönnen. Er parkte direkt am Spielplatz. Laura sprang raus und machte ihrem Vater Zeichen, dass sie zur Toilette gehen würde. Er nickte und sie lief los. Schon fünf Minuten später kam sie wieder raus und ging auf den Spielplatz, der bei einem Wald lag. Ihr Vater kam auch eben dahin. Doch er blieb noch einmal stehen. Auf dem Parkplatz sah er ein weiteres Fahrzeug, er erkannte zwei Mann die einen weiteren gerade aus dem Wagen zogen. Er konnte sehen, dass mit dem dritten etwas nicht stimmte. Er lief hin und fragte ob er helfen könnte. Die beiden anderen sahen ihn an und richteten dann eine Waffe auf ihn. Laura hatte sich im hohen Gras ebenfalls in die Richtung geschlichen und wollte ihren Vater erschrecken. Sie sah auf als es knallte. Durch das hohe Gras war sie für die Männer vom Parkplatz nicht zu sehen, doch sie sah alles. Sie sah wie ihr Vater zusammenbrach und liegen blieb. Sie sah die beiden Männer, die in das Auto stiegen und einfach davon fuhren. Sie merkte sich das Kennzeichen, indem sie es in den Sand zu ihren Füssen schrieb. Dann legte sie ein Tuch darauf und rannte zum Fahrzeug ihres Vaters. Dort holte sie sich ein Zettel und einen Stift aus ihrem Rucksack und schrieb das Kennzeichen auf Papier. Sie lief zu ihrem Vater
    und schüttelte ihn. Er lebte noch. Sie sah wie er sein Handy zog und den Notruf wählte. „Hilfe….Ich bin angeschossen worden. Parkplatz Sontheim an der A4 in Richtung Düsseldorf. Bitte kommen Sie!“ Das Handy fiel aus der kraftlosen Hand.


    „Zentrale an Cobra 11“ „Cobra 11 hört!“ meldete sich diesmal Tom am Funk. „Wir haben eben einen Notruf erhalten. Schießerei auf dem Parkplatz Sontheim. Ein Mann rief an und sagte er sei angeschossen worden. Dann war das Gespräch tot. Fahrt bitte hin!“ „Cobra 11 verstanden!“ „Gib Gas Semir!“ sagte er dann zu seinem Partner und dieser trat das Pedal durch. Nur fünf Minuten später waren sie am Parkplatz. Der Krankenwagen war noch nicht da, doch sie sahen ein Mädchen neben einen Mann sitzen. Sie stiegen aus und gingen auf die beiden zu. Das Mädchen schaute sich die beiden Männer an, sie bekam Angst und lief in Richtung Wald. „Hey, Kleine. Warte doch, wir sind von der Polizei. Bleib stehen.“ rief Semir ihr hinterher. Doch das Mädchen lief weiter und so rannte er hinterher. Er holte sie ein und hielt sie fest und ging in die Knie. Mit angsterfüllten Augen sah das Mädchen ihn an. „Ist ja schon gut, Kleines. Ich tue dir nichts. Sieh mal ich bin von der Polizei.“ Er zog seinen Ausweis. Das Mädchen sah ihn an und er sah, dass es Tränen in den Augen hatte. Er nahm ihre Hand und das Mädchen zuckte zusammen. „Hey, keine Angst. Wie heißt du denn? Verrätst du mir deinen Namen?“ Doch das Mädchen sagte nichts. Es sah ihn nur an. ~ Die kleine steht unter Schock~ war Semirs Vermutung. „Wollen wir zu meinen Freund gehen?“ fragte er um die Kleine weiter zu beruhigen. Das Mädchen nickte. Hand in Hand mit Semir ging es zu Tom zurück. „Hast du eine Freundin, Semir?“ fragte Tom und deutete auf das Mädchen. „Ich glaube die Kleine hat einen Schock, sie spricht nicht. Wahrscheinlich hat sie alles gesehen und deshalb.“ Tom nickte. „Er ist tot. Lungenschuss. Die zweite Leiche liegt ein wenig weiter. Ebenfalls Lungenschuss. Wir sollten warten bis die Spurensicherung da ist. Schauen wir uns mal das Auto dahinten an. Vielleicht ist das eine Spur.“ Semir nickte und wollte gerade zum Auto gehen, als ihn das Mädchen festhielt. Er drehte sich zu ihr um und sie zeigte auf einer Stelle im Gras. Er ging mit ihr dahin und sie deutete auf etwas Geschriebenes im Sand. „K – PP 3433“ las Semir. Er schaute das Mädchen an. „Hast du das geschrieben?“ Sie nickte. Dann holte sie einen Zettel aus ihrer Hosentasche und gab ihm ebenfalls Semir. Auch dort stand das Kennzeichen. Semir sah sie an. „Was hat das damit auf sich?“ fragte er. Das Mädchen machte Zeichen, doch damit konnte Semir nichts anfangen. Er sah Tom an. „Hey, Semir, ich glaube sie kann nicht sprechen. „Das was sie da macht ist Gebärdensprache. Sie hatte sicherlich Angst, aber sie konnte uns nichts sagen, weil sie stumm ist. Ist das nicht so, Kleine?“ Das Mädchen nickte. Semir hielt ihm ein Zettel hin. „Sieh mal, ich kenne die Gebärdensprache nicht. Das heißt ich kann dich nicht verstehen. Aber ich will dir helfen. Schreibst mir auf, wie du heißt?“ Laura nickte. Sie nahm den Zettel und schrieb: Mein Name ist Laura Berger.“ Semir nahm den Zettel und las. „Ah ja, Laura. Ist ein schöner Name. Ich heiße Semir und das ist mein Freund Tom. Willst du uns auch aufschreiben wo du wohnst?“ Laura sah ihn an. Wieder nickte sie. Dann schrieb sie ihre Adresse auf.


    Die Spurensicherung war mittlerweile vor Ort. Doch auch die Presse war da und die schlachteten die Story über zwei Tote auf dem Rastplatz und von der Zeugin, die alles gesehen hatte. Diesen Bericht in der Zeitung lasen auch die Männer, die Tobias Berger erschossen hatten. „Verdammt, da war noch eine Zeugin. Die Tochter dieses Helden. Sie ist neun und hat alles gesehen. Verdammt. Wir müssen uns um die kleine kümmern, bevor sie alles bei den Bullen erzählt.“ Der Zweite sah ihn an und nickte. „Das müssen wir wohl, doch dazu müssen wir wissen, wo sie ist und wie sie heißt. Wie willst du das rausbekommen?“ „Das bekommen wir schon raus. Nur keine Sorge.“ meinte der zweite Mann und nahm das Telefon in die Hand. Und schon kurze Zeit später hatte er Namen und Adresse der Zeugin. „Dann wollen wir mal.“ meinte er nur und überprüfte die Waffe.


    Semir und Tom waren mittlerweile mit Laura im Revier angekommen. Andrea sah kurz auf und bemerkte das Mädchen. „Hey, Semir hast du ne neue Freundin?“ Semir lächelte sie an. Er nahm Laura an die Hand und ging zu Andrea. „Andrea mein Schatz das ist Laura Berger. Sie kann nicht sprechen. Und sie hat ziemlich schreckliches gesehen. Wir vermuten, das sie gesehen hat wie ihr Vater erschossen wurde und wahrscheinlich noch mehr.“ Andrea sah Laura an. „Oh mein Gott, die arme kleine. Was ist denn mit der Mutter?“ „Tja bei der kleinen ist keiner zu Hause. Laura hat mir aufgeschrieben, dass ihre Mutter im Ausland ist. Wir haben die Zentrale angewiesen, die Kollegen in Madrid aufzufordern, die Mutter zu suchen und sie zu informieren. Und so lange muss die Kleine hier bleiben.“ Andrea nickte und streichelte Laura über das lange blonde Haar. Laura versuchte etwas in der Gebärdensprache zu sagen und Andrea schaute sie an. „Was macht sie denn da?“ fragte sie Semir. „Das ist Gebärdensprache. Leider kann ich das nicht, und Tom auch nicht.“ „Ich habe ne Freundin, die kann das. Ich rufe sie an, dann kann sie als Dolmetscherin einspringen.“ Andrea wählte eine Nummer und sagte dann in den Hörer: „Tanja, ich brauche dich. Wir haben hier ein Mädchen, das stumm ist. Wir brauchen dich für die Gebärdensprache. Zumindest für die Übersetzung. Hast du vielleicht kurz Zeit? .... Ja… Sicher bei uns im Revier…. Okay, bis gleich“ Sie legte auf. Schon kurze Zeit später tauchte eine Frau auf und stellte sich als Tanja Weber vor. Andrea winkte ihr zu und sie kam zum Schreibtisch.


    „Wo ist denn die Kleine, für die du mich brauchst, Andrea“ fragte Tanja. Andrea zeigte auf ein Mädchen, das im Büro von Semir und Tom saß. „Keiner darf an sie ran. Sie spricht nur mit Tom und Semir. Na ja, sprechen ist eigentlich zu viel gesagt, aber es darf keiner in ihre Nähe. Sie hat gesehen, wie ihr Vater und ein weiterer Mann erschossen wurde.“ „Oh mein Gott, die Arme. Kein Wunder das sie keinen an sich ran lässt.“ Tanja schaute Andrea an. „Wie wollen wir das denn machen? Wenn sie nur mit Tom und Semir zusammen sein kann, wie kann ich dann helfen?“ „Semir kann sie fragen, ob Laura es zulässt das du dabei bist und sozusagen als Dolmetscherin übersetzt.“ Andrea klopfte an die Scheibe und Semir sah auf. Er beschäftigte sich gerade mit der Kleinen, machte ihr dann aber Zeichen, dass er kurz raus müsse. Laura nickte und er ging zu Andrea. „Was gibt es?“ fragte er. „Semir, das ist Tanja. Sie beherrscht die Gebärdensprache.“ Semir reichte Tanja die Hand. „Ich muss aber erst Laura fragen, ob sie damit einverstanden ist. Die Kleine ist sehr tapfer und ziemlich stark. Sie hat eine einnehmende Persönlichkeit.“ sagte er grinsend. Er öffnete die Tür und rief Laura zu sich. Sie kam und sah ihn mit ihren braunen Augen an. „Das ist Tanja. Sie kann deine Sprache, Laura. Ich denke sie ist eine große Hilfe für uns. Wir können uns unterhalten, du erzählst mir alles was du gesehen hast und Tanja sagt es dann in meiner Sprache. Aber nur, wenn du es willst.“ Laura sah Tanja an und machte Gesten. Tanja fing an zu lachen und meinte dann nur: „Ich glaube nicht, das er lügt. Er kann es wirklich nicht. Aber ich denke, wenn ich dabei bin, dann können wir ganz schnell den oder die Täter finden, die deinem Papa das angetan hat. Was meinst du dazu?“ Laura machte wieder eine Geste und Tanja fing erneut an zu lachen. „ Okay, danach gehen wir dann ein Eis essen. Alle zusammen. Okay.“ Laura nickte. Semir sah von einem zum anderen. „Was hat sie den als erstes gesagt?“ wollte er wissen. „Nun sie hat mich gefragt, ob Sie die Gebärdensprache wirklich nicht können, oder nur zu faul sind, sie zu benutzen.“ Semir sah Laura an. „Du glaubst ich habe dich angelogen?“ Laura sah ihn an und nickte trocken. Semir sah von einem zu anderen und alle fingen an zu lachen.


    „Okay, Laura. Bitte erzähle mir alles, was du gesehen hast. Auf dem Parkplatz.“ sagte Semir. Laura nickte und legte los. Alles was sie zeigte übersetzte Tanja so, das Semir es verstand. „Papa und ich sind auf dem Parkplatz gefahren, weil ich zur Toilette musste. Ich bin hingegangen und als ich fertig war bin ich zum Spielplatz gelaufen. Papa hatte mich gesehen und winkte mir zu. Dann kam ein zweiter Wagen auf den Parkplatz. Ich hatte mich im Gras versteckt, es war so hoch, das mich keiner sehen konnte. Ich sah wie Papa auf das Auto zuging und fragte ob er helfen konnte. Dann knallte es und Papa kippte um. Ich hatte Angst und versteckte mich ganz tief im Gras. Dann habe ich mir das Kennzeichen gemerkt und anschließend aufgeschrieben. Die anderen sind dann weg gefahren und haben sich nicht um Papa gekümmert. Ich bin zu ihm gelaufen und er sagte mir, dass ich ihm das Handy geben sollte. Ich habe es gemacht und er hat den Notruf abgesetzt. Dann habe ich nur noch gewartet.“ Laura endete. “Laura hast du die Männer gesehen?“ fragte Semir. Laura nickte und legte wieder in der Gebärdensprache los. „Es waren zwei Mann. Der eine war ungefähr so groß wie Tom, hatte blonde Haare, die zu einem Zopf gebunden waren. Der zweite war etwa einen Kopf kleiner, hatte schwarze Haare und einen komischen Schnurrbart.“ „komischer Schnurrbart?“ fragte Semir. Laura nickte und nahm dann ein Blatt und zeichnete einen Mund mit einem Zwirbelbart. „Du bist ein verdammt schlaues Mädchen, Laura. Wenn alle unsere Zeugen, so eine Aussage machen würden, hätten wir alle Verbrecher schon im Gefängnis gebracht.“ Laura machte noch eine Geste und Semir sah Tanja an. Diese lachte und meinte dann nur „Es ist Zeit für das Eis.“ Semir lachte und nickte.


    Tom, Andrea, Tanja und Semir fuhren mit Laura zur Eisdiele. Sie merkten nicht, dass sie beobachtet wurden. Laura setzte sich auf einen Stuhl und bekam ihr Eis. Sie schleckte es und Semir beobachte sie genau. Plötzlich fing das Mädchen an zu zittern. Es griff nach Semirs Hand. Sie sprang vom Stuhl und versteckte sich hinter Semir. Semir drehte sich um und schaute sie an. „Was ist denn Laura?“ fragte er. Er machte Tanja ein Zeichen und diese schaute über den Tisch zu Laura. Diese machte nun wieder Gebärden und Tanja drehte sich um. „Sie sagt, dass einer der Typen vom Parkplatz hier ist. Der Mann mit dem Bart.“ Semir schaute sich im Lokal um. Dann sah er einen Mann, auf dem die Beschreibung passte. „Laura ist das der Mann, den du meinst?“ fragte er und deutete auf den Besucher. Laura nickte. Semir unterrichtete Tom, der gerade wieder an den Tisch kam. „Was machen wir jetzt?“ fragte er. „Andrea, du und Tanja machen dass ihr mit der Kleinen wegkommt. Wir behalten den Typen im Auge.“ Die Frauen nickten. Tanja nahm Laura an die Hand. Doch diese hielt immer noch Semirs Hand. „Laura, bitte geh mit Andrea und Tanja. Ich komme gleich nach. Okay, bitte!“ Laura nickte und dann ging sie mit den Frauen mit. Semir und Tom beobachteten den Mann. Dieser ging hinter die Frauen ebenfalls aus dem Lokal. Semir und Tom liefen hinterher. Als sie aus den Lokal waren, versuchte der Mann an die Frauen ran zu kommen. Doch dies wurde durch Tom und Semir verhindert. Sie nahmen ihn fest, als er versuchte Laura weg zu reißen.


    „Was wollten Sie von dem Mädchen?“ fragte Semir im Verhörzimmer. Der Mann sah ihn an, und fragte:“ Welches Mädchen denn? Ich wollte der einen Frau die Handtasche rauben, mehr nicht.“ „Halten Sie mich nicht für dumm. Ich habe genau gesehen, dass Sie das Mädchen weg reißen wollten. Ich sage Ihnen jetzt mal was. Vor nicht einmal 8 Stunden, hat dieses kleine Mädchen, einen Mord beobachtet. Sie musste zusehen, wie zwei Männer ihren Vater erschossen. Aber das Mädchen ist sehr schlau und hat genau hingesehen. Sie hat die Männer beschrieben und einer sah verdammt so aus, wie Sie. So und nun, frage ich Sie, wo waren Sie heute Vormittag um 11.00 Uhr.“ „Da habe ich noch geschlafen.“ grinste der Mann ihn an. Semir konnte ihn an der Nasenspitze ansehen, dass das gelogen war. „Gut, Sie wollen anscheinend nicht verstehen. Ich verhafte Sie wegen Mordverdacht in zwei Fällen. Thomas, führe ihn bitte ab.“ gab Semir an den Beamten, der im Verhörzimmer anwesend war weiter. Der Angesprochene nickte und nahm den Verdächtigen mit. „Andrea, wie ist es mit dem Kennzeichen, das Laura genannt hatte?“ fragte er. Andrea sah ihn an und sagte dann: „Die gibt es nicht. Anscheinend sind sie falsch.“ Semir nickte. „Haben wir schon Nachricht aus Madrid, wegen der Mutter?“ Auch hier schüttelte sie den Kopf. „Was machen wir denn nun mit der Kleinen?“ fragte Semir. „Na ja, wir könnten sie zu uns mit nach Hause nehmen. Wir haben Platz und da ist sie außerdem sicher.“ meinte Andrea. Semir war damit einverstanden. Er hatte das Mädchen schon ins Herz geschlossen. Am nächsten Morgen waren Semir und Andrea mit Laura gegen acht Uhr im Büro. Etwa gegen 9.30 betrat eine Frau mittleren Alters das Büro und Laura rannte auf sie los. Die Frau hob Laura in die Arme und fing an zu weinen. Semir kam zu der Frau und stellte sich vor. „Ich bin die Mutter. Simone Berger. Ich….“ Sie weinte. „Schon gut Frau Berger. Ich verstehe schon. Sie brauchen nichts zu sagen.“ versuchte Semir sie zu beruhigen. Simone sah ihn an. „Sind Sie einer der Beamten, die sich um Laura gekümmert haben, als die Sache mit Tobias passierte?“ Semir nickte. „Was muss mein Engel für Angst gehabt haben… Ich…. Wie können Menschen nur so etwas tun?“ „Wir wissen den Hintergrund noch nicht, aber einen der Männer, die Laura gesehen hatte haben wir verhaftet. Laura hat die Tat gesehen, sie hat die Männer beschrieben und sie ist sehr tapfer.“ Simone sah ihre Tochter an. „Sie ist in Gefahr, nicht wahr?“ „Ja. Einer der Männer, der den wir verhaftet haben, wollte Laura entführen. Wir befürchten, dass die Gefahr nicht vorbei ist. Der zweite Täter läuft noch frei herum. Wir müssen Laura schützen.“ Simone nickte. „Wie wollen Sie uns beschützen… ich meine Laura?“ „Sie und Laura werden in Ihrer Wohnung mit zwei Beamten bleiben. Einkaufen, spazieren gehen oder sonst irgendeine Tätigkeit wird nur in Begleitung gemacht. Sie dürfen auf gar keinen Fall allein mit Laura aus dem Haus gehen. Ihre Telefonleitung wird abgehört werden. Arbeiten Sie?“ „Ja, und ich muss eigentlich direkt in die Staaten fliegen. Aber ich kann Laura….“ „Wenn es für Sie wichtig ist, dann können Sie fliegen. Ich und meine Freundin werden Laura zu uns nehmen, sie wird tagsüber hier im Büro sein, solange die Ferien sind, ist das kein Problem. Sie gehört eigentlich schon hier her.“ „ Ich danke Ihnen Herr Gerkhan. Wenn Sie das machen würden, dann könnte ich alles erledigen, damit Tobias beerdigt werden kann, ich die Familien benachrichtigen kann und so weiter. Ich weiß sonst nicht wie es schaffen soll. Ich werde morgen früh fliegen und die Familie in den Staaten unterrichten. Wissen Sie, ich bin US-Bürgerin und na ja ich …..“ „Frau Berger, es ist schon okay. Ich werde Laura beschützen.“


    11.09.2001:


    Semir und Laura brachten Simone zum Flughafen. Laura lachte ihre Mutter an, umarmte sie und küsste sie. Dann machte sie einige Zeichen in der Gebärdensprache. „Hey, das habe ich nicht gehört.“ lachte die Mutter. Dann zeigte Laura auf Semir und machte wieder Zeichen. „Laura, ich werde bald wiederkommen und dann werden wir mit Herrn Gerkhan und Frau Schäfer essen gehen.“ Laura machte noch einige Zeichen. Semir stand ein wenig verloren da und beobachtete das Treiben. Doch die Neugier, was Laura sagte packte ihn. „Was sagt sie denn da?“ fragte er deshalb Simone. „Meine Tochter meint, dass Sie Ihnen die Gebärdensprache beibringen will, damit sie mit ihnen allein sprechen kann. Und das will sie schaffen, bis ich wieder zurückkomme.“ Semir lächelte Laura an. „Ich lerne glaube ich nicht so schnell, Laura, aber ich werde mich anstrengen. Versprochen!“ Laura lächelte ihn auch an und zeigte dann, dass er sich runterbeugen soll. Semir ging in die Hocke und dann umarmte Laura ihn. Simone sah auf sie runter. „So, mein Engel ich muss jetzt einsteigen. Bitte benimm dich und mach keinen Ärger, hörst du.“ Laura nickte. Sie sah ihrer Mutter nach, wie sie in den Flieger in die USA einstieg. Sie winkte ein letztes Mal und dann nahm sie Semirs Hand und beide verließen den Flughafen.


    Auf dem Parkplatz stieg Laura hinten in den Wagen von Semir und er nahm am Steuer platz. Als er gerade starten wollte, hörte er ein Geräusch hinter sich. Bevor er sich jedoch umdrehen konnte, merkte er eine Mündung im Genick. „Ganz ruhig, Bulle. Du wirst jetzt tun, was ich sage und machst keinen Ärger, verstanden!“ Semir nickte. Er bekam Angst um Laura. „Was wollen Sie?“ fragte er. „Fahr los!“ sagte der unbekannte Mann hinter ihm. Semir startete. Er konnte nichts unternehmen, denn im Rückspiegel sah er wie der Mann nun Laura festhielt. „Lassen Sie das Mädchen in Ruhe“, sagte er. „Du solltest nur auf die Straße schauen, nicht nach hinten!“ „Was wollen Sie?“ fragte Semir erneut. Doch es gab keine Antwort. Der unbekannte Mann ließ Semir durch halb Köln fahren. An einem einsamen Gelände auf dem eine halb verfallene Hütte stand musste Semir anhalten. Direkt am Grundstück fing ein dichter Wald an. Semir spürte immer noch die Waffe im Genick. Er sah im Rückspiegel, das Laura sich in die andere Ecke des Wagens „Laura, bist du okay“ fragte er denn er sah, das die Kleine Angst hatte. „Schnauze!“ kam von dem Unbekannten. „Leg deine Hände auf das Lenkrad, los mach schon!“ „Was wollen Sie?“ fragte Semir erneut und legte seine Hände auf das Lenkrad. „Wo ist mein Kumpel?“ fragte der Unbekannte. „Wer? Ich weiß nicht wen Sie meinen. Hören Sie, lassen Sie das Mädchen und mich in Ruhe, steigen Sie aus und dann vergessen wir die Sache“ versuchte Semir den Mann zum Aufgeben zu überreden. Der Mann wurde durch das Gespräch von Laura abgelenkt. Semir sah, das die Kleine am Türgriff gezogen hatte und diese nun öffnen konnte. Er musste den Typen hinter sich ablenken, damit Laura in den Wald laufen konnte. Er wusste, dass sie es schaffen könnte. Aber dazu musste er diesen Mann von Laura ablenken und dass war nicht gerade ungefährlich. „Wo ist mein Kumpel. Lüg jetzt nicht. Ich weiß dass du ihn verhaftet hast. Warum?“ „Er hat versucht meiner Freundin die Handtasche zu klauen. Deshalb“ sagte Semir. „Willst du mich verarschen, Bulle? Okay, dann werden wir jetzt mal Klartext reden. Also. Wo ist mein Kumpel und ich rate dir jetzt endlich die richtige Antwort zu geben, sonst geht es der Kleinen hier sehr schlecht!“ „Sie sollten sich beeilen, den mein Kollege steht schon hinter dem Wagen und richtet eine Waffe auf Sie.“ Der Mann drehte sich tatsächlich um. „LAUF, LAURA“ schrie Semir und Laura stieg aus und rannte los. „Verdammter Bulle“, schrie der Unbekannte. Semir griff ihn an, obwohl dieser hinter ihm saß. Nun kam es darauf an, dass der Mann nicht seine Waffe auf das Kind richtete. Semir stieß den Sitz mit voller Kraft zurück. Der Mann schrie kurz auf, als er den Sitz gegen die Beine bekam und eingeklemmt wurde. Semir drehte sich um und versuchte dem Mann die Waffe zu entwenden. Er warf einen Blick in Richtung Wald und sah, dass Laura den Waldrand bereits erreicht hatte. Doch dadurch wurde er einen Augenblick unachtsam. Dies nutzte sein Gegner aus und schlug Semir die Waffe gegen die Schläfe. Semir stöhnte kurz auf und sackte zusammen, doch er wurde nicht bewusstlos. Der Mann zog ihn auf den Rücksitz und drückte ihm die Waffe unters Kinn. „Noch eine Bewegung und du kannst dich beerdigen lassen, klar!“ „Okay, ganz ruhig.“ sagte Semir leicht benommen. „Wo ist die Kleine hin… Wo soll sie denn hinlaufen?“ Semir sagte nichts und hoffte nur, das Laura sich nicht verlaufen würde. Er konnte im Augenblick nichts unternehmen. Der Mann zog ihm seine Handschellen vom Gürtel. „Los, Hände her!“ Semir wollte sich zunächst weigern, doch dann sah er ein, dass es nichts nützen würde, denn die Waffe war immer noch sehr bedrohlich. Er zog es vor, das zu tun, was der Unbekannte von ihm wollte. Dieser nahm die Handschellen und fesselte Semir die Hände vor dem Bauch. „So und nun steigen wir aus. Dann rufst du die Kleine, Verstanden!“ Semir schüttelte den Kopf. „Mit mir können Sie machen, was Sie wollen, aber die Kleine kriegen Sie nicht.“ Der Unbekannte stieg aus und zog Semir mit. „Ruf sie!“ Semir sah ihn nur an und schüttelte den Kopf. Der Unbekannte zog Semir mit zum Waldrand „Hey, Kleine! Komm raus oder dein großer Freund hier muss sterben, wie dein Papa“ „Laura bleib wo du bist. Komm nicht!“ schrie Semir dagegen. „Halt dein verdammtes Maul!“ schrie der Unbekannte Semir an. Er schlug Semir in den Magen, dieser ging in die Knie und noch bevor er etwas unternehmen konnte hatte er einen Lappen im Mund. Er stöhnte und versuchte den Lappen auszuspucken. Doch daran hatte der Unbekannte ebenfalls gedacht und band seinen Schal um Semirs Mund, so das dieser den Knebel nicht loswerden konnte. Der Unbekannte drückte Semir die Waffe ins Genick. „So, Kleine. Komm raus. Ich bringe diesen Bullen um, wenn du nicht kommst!“ Nichts geschah. Laura kam nicht. Semir schloss erleichtert die Augen und dachte noch das er Laura ein großes Geschenk machen wird, sobald diese Sache ausgestanden ist.



    Laura sah sehr wohl, was sich dort am Waldrand abspielte. Doch Semir hatte ihr gesagt, dass sie nicht kommen soll. Also tat sie es auch nicht. Der Mann bedrohte Semir und sie sah auch, wie Semir geschlagen wurde. Sie hatte ein wenig Angst um den Mann, der ihr schon ein richtiger Freund geworden ist. Doch was und vor allen wie sollte sie Semir helfen können. Sie war doch nur ein Kind, dazu noch eins das nicht sprechen konnte. Sie konnte nicht um Hilfe schreien. Sie konnte nicht telefonieren. Sie überlegte kurz, was sie tun könnte um Hilfe zu holen. Dann wusste sie es. Sie lief weiter in den Wald und dann in Richtung Straße. Dort würde sie dann jemanden anhalten und der muss dann Hilfe holen. Sie kam etwa 15 Minuten später an der Straße an. Der Zufall wollte es, dass in diesem Augenblick ein Streifenwagen auf dem Seitenstreifen stand. Laura lief auf die Beamten zu. Einer der Polizisten sah sie kommen und machte seinen Kollegen darauf aufmerksam. Nun kam ein weiterer Zufall auf, denn der zweite Beamte war Peter Müller, ebenfalls von der Wache wo Semir Dienst machte. „Das ist doch Laura! Sie war doch mit Semir unterwegs. Da ist was passiert!“ Er stieg aus und lief auf Laura zu. „Hey, Laura, wo ist Semir?“ Laura machte Gesten, doch auch die verstand Peter nicht. „Laura, ganz ruhig. Beruhige dich. Ich gebe dir Papier und Stift, dann kannst du mir aufschreiben, was passiert ist.“ Laura nickte und wurde etwas ruhiger. Sie nahm den Zettel und schrieb: SEMIR IST IN GEFAHR. Peter las es und fragte dann nur „Wo?“ Laura zeigte auf den Wald. „Max, komm her. Semir ist in Gefahr. Wir müssen in den Wald. Setz die Meldung ab. Wir brauchen Verstärkung.“ Max nickte und tat wie befohlen. Dann liefen beide mit Laura in den Wald. Das Mädchen führte sie zu der Stelle, wo sie Semir und den unbekannten Mann gesehen hatte. Doch als sie dort angekommen waren, war keiner mehr da. Auch das Auto war weg.


    Der Unbekannte hatte Semir wieder zum Wagen gezerrt und dann sind beide eingestiegen. Semir wurde auf den Beifahrersitz verfrachtet und dort dann zusätzlich mit dem Sicherheitsgurt gefesselt. Der Unbekannte nahm Semir den Schal und den Knebel wieder ab. „Nur zur Verständnis. Ich nehme den Knebel nur ab, damit es nicht zu dumm aussieht, falls einer der Kollegen von dir uns anhalten will. Du wirst jetzt ne Weile bei mir bleiben. Halt dich an meine Regeln und dann kannst du das Abenteuer überleben. Klar!“ Semir nickte nur. Er wusste, dass er im Augenblick im Nachteil war. „Wo wollen Sie hin?“ fragte er. Doch die Antwort blieb aus. Der Unbekannte setzte sich ans Steuer und fuhr los. Die Fahrt ging über die A 4 in Richtung Aachen. Kurz vor Düren bog der Unbekannte auf die Landstrasse ab. Diese fuhr er eine ganze Weile und dann ging es in einen Wald. Nach etwa 10 Minuten waren sie an einer Hütte angekommen. Dort warteten bereits zwei Mann auf die Ankommenden. „Hey, wen hast du denn bei dir?“ fragte einer der Männer. Der Unbekannte stieg aus und ging auf die beiden zu. „Hört mir genau zu. Das im Auto ist ein Bulle. Marc und ich, das wisst ihr sicher, hatten eine kleine Panne an der Autobahn. Tja und dann gab es da eine kleine Zeugin. Eine neunjährige. Die wiederum ist bei den Bullen gewesen und hat alles ausgesagt. Marc haben die Bullen einkassiert. Ich habe versucht, die Kleine zu bekommen, die wiederum mit diesem Bullen im Auto war. Tja und im Wald hat mich der Bulle abgelenkt, die Kleine ist abgehauen. Nur den Bullen habe ich noch.“ „Und was willst du mit ihm machen?“ fragte ein weiterer. „Weiß ich noch nicht. Aber ich lasse ihn nicht laufen, soviel ist sicher. Habt ihr Vorschläge wo ich ihn sicher unterbringen kann?“ Die Männer schauten sich an und schüttelten den Kopf. „Nun gut, dann werde ich ihn hier irgendwie einsperren müssen. Passt mal kurz auf ihn auf. Ich gehe mal in die Hütte und sehe mich um.“ Er drehte sich um und ging in die Hütte. Als er die Tür öffnete, sah er sofort, dass die Hütte wohl einem Jäger gehört haben musste. Es waren überall Bärenfallen aufgehängt worden und in einem Nebenraum stand ein etwa 1,30 m x 1,00 m großer Käfig. Daran hing ein Schloss mit Schlüssel. Der Mann fing an zu grinsen. Er verließ die Hütte wieder und rief die beiden Männer zu sich. Er warf außerdem einen Blick auf Semir, der immer noch gefesselt im Wagen und blickte ihn an. „Ich habe das ideale Versteck für unseren Freund gefunden. Wem gehört die Hütte?“ „Meinem Cousin. Der ist allerdings für die nächsten fünfzehn Jahre verhindert. Deshalb hat er mir die Schlüssel gegeben, warum fragst du?“ „Der Käfig darin ist genau der richtige Ort, den Bullen festzuhalten. Wir sperren ihn dort ein, er bekommt einmal am Tag Essen und Trinken. Außerdem darf er natürlich auch die Toilette nutzen. Auch einmal am Tag. Ansonsten wird er angekettet im Käfig sein. Wir wechseln uns ab mit dem Bewachen, obwohl wenn er erst einmal darin ist, wird es nicht nötig sein, dass wir ihn rund um die Uhr bewachen.“ Er ging auf den Wagen zu und zog Semir aus den Wagen. Dieser versuchte sich zu wehren, doch dann waren die anderen beiden ebenfalls zur Stelle. Zu dritt zerrten sie ihn in den Käfig. Der Unbekannte nahm Semir die Schlüssel der Handschellen ab und öffnete eine der Schellen, zwängte diese zwischen den Stäben und dann legte er sie Semir wieder an. „Was soll das Ganze?“ fragte Semir. Der Unbekannte sah ihn an. „Ich werde mit deiner Hilfe meinen Kumpel raus zu holen und dann werde ich die Kleine stumm machen.“ „Ha, Ha sehr witzig. Die Kleine ist stumm, du Idiot. Sie hat uns gar nichts sagen können.“ gab Semir an. „Willst du mich verarschen? Bulle. Die Kleine ist stumm?“ Semir nickte und hoffte nun endlich dafür gesorgt zu haben, dass diese Typen wenigstens die Jagd auf Laura aufgaben. „Ist sie denn auch Blind?“ fragte der Unbekannte. Semir sah ihn an. „Siehst du, sie hat uns gesehen, und damit kann sie uns beschreiben. Vielleicht kann sie das nicht mit Worten, aber schreiben kann sie. Wo ist sie?“ Semir schüttelte den Kopf. „Nun gut, Dann eben nicht. Du wirst dich sicher hier wohl fühlen. Morgen werde ich deine Kollegen informieren.“ Der Unbekannte schloss die Käfigtür. Semir sah ihn nur an, sagte aber nichts. Die Männer verließen das Zimmer wo der Käfig stand und löschten das Licht. Da in diesem Zimmer kein Fenster war, war es stockfinster. Semir zog ein wenig an den Handschellen, doch die saßen fest. Keine Chance die Hände freizubekommen. Allerdings hatten die Männer einen Fehler gemacht. Sie hatten Semir das Handy nicht abgenommen und wenn er sich geschickt genug anstellte könnte er es rausholen und damit Hilfe rufen.


    Mittlerweile waren die Beamten Peter und Max mit Laura zum Revier zurück- gekehrt. Sie informierten die Chefin wie sie Laura gefunden hatten und das Semir samt Auto verschwunden waren. „Haben wir irgendeine Spur?“ fragte sie. „Am besten fragen wir Laura“, meinte Andrea „Tanja ist bei ihr und sie kann sie fragen.“ Die Chefin nickte und alle gingen zu Laura. Diese war mit Tanja im Büro von Tom und Semir. Tom sah sehr gesorgt aus. Als die Chefin das Büro betrat, sah sie ihn kurz an. „Chefin, Laura hat eben erzählt, was passiert ist. Sie hat mit Semir ihre Mutter zum Flughafen gebracht und als sie dann wieder in die Stadt fahren wollten, war mit einem Male ein weiterer Mann eingestiegen. Er hat Semir mit einer Waffe bedroht und dann sind sie quer durch Köln gefahren bis in den Wald. Dort ist sie dann ausgestiegen und weg gelaufen. Semir hat den Mann abgelenkt damit sie fliehen konnte. Semir selbst ist in Gefangenschaft. Sie ist dann durch den Wald gelaufen bis zur Straße wo Müller und Weiß gerade Pause gemacht haben. Dann ist sie mit den beiden zu der Stelle zurück, wo Semir war, doch der war samt Wagen und diesem Unbekannten weg. Laura sagte noch, dass der Mann, der andere war, der ihren Vater erschossen hatte. Semir ist in großer Gefahr.“ Die Chefin hörte sich an, was Tom sagte und konnte dann nur noch zustimmen. „Wir müssen wissen, was er mit Semir vorhat. Tom fahren Sie zu dem Mann, den wir heute verhaftet haben. Vielleicht sagt er was. Andrea kümmern Sie sich bitte um Laura. Das Kind hat heute schon genug durchgemacht. Gestern erst wurde ihr Vater erschossen, vor ihren Augen. Ihre Mutter ist in der Maschine nach den USA unterwegs. Und nun ist Semir auch noch verschwunden. Wir müssen die Hintergründe endlich kennen. Was wissen wir über den zweiten Toten vom Rastplatz?“ Andrea sah sie an und machte dann Zeichen, das Thema besser außerhalb des Büros fortzusetzen. Die Chefin nickte. Beide Frauen gingen zum Schreibtisch von Andrea. „Also, dieser zweite Tote hieß Andreas Braun. Er war ein Drogenfahnder aus Düsseldorf. Diese beiden Männer haben ihn wahrscheinlich deshalb auch umgebracht. Der Mann, den wir gestern verhaftet haben, war Mario Voss. Er ist Drogenhändler im großen Stil. Wahrscheinlich ist Braun ihn in die Quere gekommen. Der zweite Mann ist leider noch unbekannt. Ich habe bereits mit den Kollegen in Düsseldorf telefoniert. Braun war als Undercover in die Drogenszene geschickt worden um den „Zaren“ zu entlarven. Allerdings ist es wohl dazu nicht mehr gekommen. Die Kollegen hatten vor zwei Wochen den letzten Kontakt zu Braun. Sie wollen uns aber trotzdem die Akten zusenden. Ich denke die werde ich morgen per Kurier bekommen.“ Die Chefin nickte. „Also waren Drogen mal wieder die Ursache. Dieser Berger ist einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Wie so oft. Die Kleine tut mir wirklich leid. Ich hoffe nur, das die Mutter nicht gerade in einer der Maschinen saß, die in das World-Trade-Center geflogen sind.“ Andrea schaute sie entsetzt an. „Oh mein Gott. Wenn sie jetzt auch noch die Mutter verloren hat…. Nicht auszudenken. Chefin, wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Laura mit zu uns nehmen. Sie kann bei uns schlafen.“ Die Chefin nickte. „Ich mache mir Sorgen um Semir. Wir wissen nicht was die Männer wollen. Oder doch, ich kann es mir denken. Sie wollen die Zeugin. Und zu was ist doch wohl klar. Andrea wir machen für heute Schluss. Wir können im Augenblick nichts tun außer warten. Fahren Sie mit Laura nach Hause. Aber Tom wird ebenfalls bei Ihnen bleiben. Sie dürfen mit Laura nicht allein sein. Verstanden!“ „Klar Chefin. Ich hole die beiden.“ Sie ging in das Büro von Tom und Semir und sprach mit Tom. Dieser nickte und dann nahm er Laura an die Hand und erklärte ihr, dass er und sie nun mit Andrea nach Hause fahren. Sie machte wieder Gebärdensprache. Andrea und Tom sahen zu Tanja. „Sie möchte wissen, was mit Semir ist.“ erklärte diese. „Laura, wir wissen nicht, wo er ist. Aber wir werden ihn morgen suchen, Okay?“ sagte Tom. Laura nickte. Dann gingen sie nach Hause.


    Semir fühlte sich gar nicht wohl im Käfig. Er hatte versucht an sein Handy in der Jackentasche zu kommen. Es dauerte sehr lange. Doch dann hatte er es endlich. Hoffentlich ist der Akku nicht leer, dachte er. Dann drückte er eine Taste und die Nummer von Tom erschien im Display. Die Uhr im Handy zeigte mittlerweile 22.00 Uhr an. Semir drückte die Taste „Wählen“ und dann hörte er das Freizeichen. Es dauerte nur zwei Ruftöne bis er Tom hörte: „Tom, ich bin es, Semir. Hör mir bitte zu, ich weiß nicht wie viel Zeit ich habe. Man hat mich in einem Wald bei Düren in einer Jagdhütte versteckt. Ich stecke in einem Käfig fest. Aber ich weiß nicht genau wo. Hol mich raus.“ „Semir, bist du soweit okay?“ fragte Tom. „Ja, noch. Kommt nur darauf an, wie lange…“ Die Verbindung war unterbrochen. Semir hatte selbst unterbrochen, weil er hörte wie sich die Zimmertür öffnete. Ein Lichtstrahl fiel auf ihn. Er konnte gerade noch das Handy verbergen. Einer der Helfer kam auf ihn zu und Semir sah, dass er ein Tablett trug. Der Mann öffnete das Schloss am Käfig und schob dann das Tablett rein. Danach schloss er wieder ab und verließ den Raum. „Hey, wie soll ich denn daran kommen?“ fragte Semir. Der Mann sah ihn an und grinste: „Ist nicht mein Problem, oder?“ Doch dann kam er noch einmal zum Käfig und schob Semir das Tablett näher ran. Nur damit war Semir nicht geholfen. Er war mit den Handschellen ja am Gitter gefesselt. Und er konnte damit nichts anfassen, was auf dem Boden stand. „Vielleicht sollte man wenigstens die Handschellen öffnen, damit ich auch essen kann.“ meinte Semir trocken. Der Mann sah ihn an. Dann ging er raus und kurze Zeit später kam der Mann, der Semir hierher gebracht hatte in das Zimmer. „Hast du irgendwelche Probleme, Bulle?“ fragte er. Semir nickte und wiederholte dann seine Belange. Der Mann schaute ihn an, dann ging er in den Käfig und wollte gerade die Fesseln aufschließen, als er das Handy sah. Er sah Semir in die Augen. Dann zog er das Handy aus der Tasche und drückte auf Wahlwiederholung. Dort sah er dann die Nummer und die Uhrzeit des letzten Anrufes. „Wer ist das?“ fragte er Semir. Dieser schwieg jedoch. „Wenn hast du eben angerufen, Bulle?“ Er trat Semir in die Seite. Dieser stöhnte kurz auf „Meinen Kollegen.“ sagte er stöhnend. Der Mann sah ihn an, als ob er wahnsinnig war. „Was hast du ihm gesagt?“ „Ist doch egal, oder?“ fragte Semir zurück, ohne auf die Frage des Mannes einzugehen. Dieser sah ihn nur an und trat dann erneut zu. „Das Essen kannst du dir knicken.“ Er nahm das Tablett wieder mit. Semir sah ihn an. Der Mann verließ das Zimmer und löschte das Licht.


    Am nächsten Morgen, kam Tom ins Büro. Er unterrichtete die Chefin, das Semir ihn angerufen hatte. „Das Gespräch war dann plötzlich zu Ende. Ich hoffe nur, das es durch Semir beendet wurde und nicht anders.“ Die Chefin nickte. „Das wäre zu hoffen. Wissen Sie wo er sich befinden könnte?“ Tom schüttelte den Kopf. „Wir müssen sehen, wo Jagdhütten im Wald in Düren stehen. Die Karten sind von Andrea bereits angefordert.“ Nun hieß es wieder warten. Die Karten kamen etwa 2 Stunden später an. Die Chefin, Tom und Andrea blickten drauf und sahen, dass es an die vierzig Jagdhütten gab, auf denen Semirs Beschreibung passten. Alle waren im Wald bei Düren. „Okay, wir werden Schritt für Schritt vorgehen. Wir müssen Hütte für Hütte absuchen. Ich gehe mal davon aus, das die nicht gerade eine Hütte benutzen, die ständig genutzt wird. Es muss eine sein, die vielleicht zum Verkauf steht oder aus anderen Gründen verwaist ist. Andrea sehen Sie im Register nach, wem die Hütten gehören, wann sie zuletzt benutzt wurden und so weiter.“ Andrea nickte und machte sich direkt an die Arbeit. Laura war in der Zwischenzeit mit einer Kinderbetreuung im Büro von Semir und Tom untergebracht worden. Die Chefin sah besorgt auf das Kind. „Hat sich die Mutter schon gemeldet?“ fragte Tom. Die Chefin verneinte dies. Somit war die Möglichkeit, dass die Mutter doch in einer der Unglücksmaschinen saß sehr groß. „Wir müssen mit dem schlimmsten rechnen, Tom.“ Die Chefin sah ihn an. „Die Kleine ist also Vollwaise. Warum ist die Welt so gemein“, meinte Tom und wandte sich ab. Die Chefin sah jedoch, dass er Tränen in den Augen hatte. „Ich werde heute eine Liste der Flugpassagiere anfordern, dann wissen wir mehr.“ Tom nickte nur.


    Semir wurde gegen 8.00 Uhr wach. Er versuchte sich zu recken, doch die Schmerzen in den Handgelenken waren extrem. Er konnte nicht auf die Uhr an seinem Handgelenk sehen, der Raum war immer noch dunkel. Er hatte das Zeitgefühl verloren. Das Licht ging an und er musste geblendet die Augen schließen. Als diese sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er den Mann der am Käfig stand. Dieser blickte ihn an und dann öffnete er den Käfig. Er schloss die Handschellen auf und zog Semir aus dem Käfig. Semir konnte kaum laufen, er war gezwungen, die ganze Nacht in gekrümmter Haltung zu verbringen, nun war die Steife da. Doch der Mann ließ ihm keine Zeit sich zu erholen, sondern zerrte ihn mit Gewalt aus dem Käfig. Semir stolperte hinterher. „Hey, geht es ein bisschen langsamer?“ fragte er. Doch der Mann zerrte ihn an sich heran. „Hast du irgendwas zu melden?“ meinte er nur. Semir sah ihn an. Und auf einem Male schien er zu explodieren. Er schlug mit den gefesselten Händen zu. Der Mann war so überrascht, dass dieser gar nicht reagieren konnte. Semir schlug ihn zusammen. Als sein Gegner bewusstlos zusammen gesunken war, versuchte er sich zu befreien. Doch der Lärm, den er bei der Prügelei verursacht hatte, hatte auch die beiden anderen auf den Plan gerufen. Sie rannten gerade in diesem Augenblick in das Zimmer als Semir sich eine Hand von der Handschellen befreit hatte. Der Unbekannte, der ihn hierher gebracht hatte, griff zu erst an. Semir wollte ihn gerade mit einem Kinnhaken empfangen, aber er war nicht schnell genug. Der Mann hebelte ihn die Beine weg. Semir schlug zu Boden und bevor er sich wieder aufrappeln konnte, waren die beiden Männer über ihn. Sie hielten ihn fest und einer von ihnen bekam die Handschelle zu fassen. Er zog daran und riss Semir den Arm auf den Rücken. Dieser stöhnte auf und dann hatten sie ihm den zweiten Arm ebenfalls auf den Rücken gezogen. Die Handschellen schlossen sich um die Gelenke. Er war wieder gefesselt. Der Mann den er niedergeschlagen hatte, kam zu sich. Er konnte sich nicht mehr wehren. „Verdammter Bulle. Willst du fliehen? Glaubst du wirklich, dass du hier raus kommst?“ schrie der Anführer und schlug Semir zusammen. Nach etwa fünf Minuten sackte dieser im Griff der Männer, die ihn festhielten bewusstlos zusammen.


    „Mann, der ist verdammt schwierig. Was machen wir denn mit dem?“ fragte einer der Männer. „Er wird wieder in den Käfig gesperrt. Weder heute noch morgen wird er etwas zu essen oder Trinken bekommen. Erst wenn er sich entsprechend benimmt, wird er versorgt. Außerdem wird er an das Gitter gefesselt und er bekommt einen Knebel. Sonst schreit er hier alles zusammen.“ „Lass ihn doch schreien, hier hört ihn niemand und wir haben dann auch unseren Spaß.“ Der Anführer sah ihn an und grinste. „Du bist ja richtig hinterhältig. Gut bringt ihn wieder in den Käfig. Ich werde jetzt mit seinen Kollegen Kontakt aufnehmen und denen meine Forderung nennen. Ich hole Mario daraus. Das haben wir uns gegenseitig versprochen. Und ihr wisst ja, ich halte meine Versprechen.“ Semir erwachte aus der Bewusstlosigkeit und hörte die Worte. Die Männer taten was gesagt wurde und zogen Semir in den Käfig. Einer der beiden löste die Handschellen, zwängte eine zwischen die Gitter und ließ sie um Semirs Handgelenk zusammenschnappen. Er drückte die beiden Schellen eng zusammen. „So, nun wird er mal merken wie schmerzhaft diese Dinger sind.“ meinte er nur grinsend zu seinem Freund. Sie verließen den Raum und schlossen die Tür.


    Tom saß mit Andrea und der Chefin in dessen Büro zusammen. „Also, Es gibt insgesamt 28 Hütten, die derzeit in den Wäldern von Düren stehen. 16 davon gehören Jagdvereine, der Rest Privatpersonen. Davon sind 12 Personen Jäger und die anderen 4 gehören so genannten Grünfreunden. Interessant ist eine Hütte, die am Dürener Weiher liegt, diese Hütte gehört einem gewissen Joachim Hausmann. Dieser Hausmann sitzt seit drei Jahren im Gefängnis wegen Mordes. Er hat lebenslänglich bekommen. Das heißt diese Hütte ist die am wahrscheinlichsten. Dort sollen Bärenfallen, Käfige und alles andere vorhanden sein. Der Hausmann, hat sich einen Spaß daraus gemacht, Frauen in Käfige zu sperren und sie dann gefügig zu machen. Tja und eine dieser Frauen ist dabei umgekommen. Wir sollten uns auf jeden Fall diese Hütte genauer ansehen.“ In diesem Augenblick klingelte das Handy von Tom. Er nahm es und sah die Nummer von Semir. „Das ist Semir. Hallo, Semir, bist du okay?“ fragte er ins Handy. „Deinem Kollegen geht es noch soweit gut. Ich habe ihn nur wegen seinen Frechheiten ruhig gestellt. Also wirst du mit mir sprechen müssen.“ „Wer sind Sie?“ fragte Tom. „Mein Name tut nichts zur Sache. Ich wollte nur mal was feststellen. Also erstens, es tut mir Leid um den Mann, den mein Kumpel auf den Parkplatz abgeknallt hat. Ist leider nicht mehr zu ändern. Es tut mir auch Leid, das die Kleine Tochter das mit ansehen musste. Wie geht es ihr denn? Kann ich sie sprechen?“ Toms starrte das Handy an, als ob er glaubte er höre nicht richtig. “Was wollen Sie? Wo ist Semir?“ fragte er. „Ich sagte doch, was ich will. Meinen Kumpel, und die Kleine. Mehr nicht. Dafür bekommst du dann deinen Kollegen wieder. Ach ja und natürlich freien Abzug und sagen wir 500.000 €“ lachte der Anrufer. „Sie sind verrückt. Wo ist Semir? Ich will mit ihm sprechen!“ forderte Tom. „Nun das ist etwas schwierig. Sehen sie mal, Ihr Kollege ist etwas frech geworden, dafür hat er dann eine Tracht Prügel bekommen, er ….. wie soll ich sagen, ja er ist nicht ansprechbar. Also wann werden die Forderungen erfüllt?“ „Wenn ich mit Semir sprechen konnte, dann können wir uns treffen.“ schlug Tom vor. Doch er hörte keine Antwort mehr. Das Gespräch war zu Ende. Andrea und die Chefin sahen ihn gespannt an. „Was ist los?“ fragte Andrea. „Der Typ verlangt, das sein Kumpel aus den Knast kommt, das Laura ihm ausgeliefert wird und 500.000 € Lösegeld für Semir.“ sagte Tom. Die Chefin schaute ihn an. „Laura, er will die Kleine? Klar um die Zeugin auszuschalten. Der Typ ist doch krank. Konnten Sie mit Semir sprechen?“ Tom schüttelte den Kopf. „Der Mann hat gesagt, das Semir frech wurde und er ihn eine Tracht Prügel gegeben hatte. Er wäre nicht in der Lage, mit mir zu sprechen. Das heißt entweder ist Semir bewusstlos oder …..“ Andrea sah ihn entsetzt an. „Nein, er ist nicht tot. Daran dürfen wir nicht denken.“


    Semir wurde von entsetzlichen Schmerzen gepeinigt. Er versuchte sich aufzurichten, doch es gelang aufgrund der Schmerzen in seinen Rippen nicht. Seine Hände waren auf dem Rücken und mit dem Gitter verbunden. Er stöhnte leise. Immer wieder versuchte er sich aufzurichten. Nach geraumer Zeit gelang es ihm, sich hinzusetzen. In diesem Augenblick ging die Tür auf und zwei der Männer, die ihn hier festhielten kamen rein. Sie schauten auf ihn und grinsten ihn an. „Na, immer noch so mutig?“ Semir sah ihn nur an, sagte aber nichts. „Oh, der Bulle redet nicht mit mir. Gut, vielleicht redet er mit dir, Sebastian.“ Der andere Mann schaute seinen Kumpel an. „Keine Namen, du Idiot. Also Bulle, Wie geht es denn so? Hast du Schmerzen?“ Semir antwortete nicht. „Nein, er will auch nicht mit mir sprechen. Tja, dann muss der Boss es machen.“ Sie gingen wieder aus dem Raum. Nur kurze Zeit später kam der Anführer. Er sah ebenfalls auf Semir herab. „Du willst also nicht mit uns sprechen, Bulle? Schade eigentlich. Bisher waren wir doch nett zu dir. Aber wir können auch anders.“ Mit diesen Worten kam er in den Käfig und trat auf Semir zu. Dieser sah ihn nur an. Dann sah Semir, das der Mann sein Handy in der Hand hielt. „Dein Kollege will mit dir sprechen, dann bekomme ich meinen Freund und die Kleine. Außerdem noch viel Geld. Du bist deinen Freuden anscheinend was wert. Also, du sprichst jetzt mit deinem Kollegen, klar. Aber keine Tricks.“ Er hielt Semir das Handy ans Ohr. Semir hörte Toms Stimme. „Semir, bist du dran?“ hörte er ihn fragen. Semir antwortete nicht. „Tja, dein Kumpel will nicht sprechen, Bulle.“ Sagte stattdessen der Anführer ins Handy. „Ich werde ihm zeigen müssen, dass er mir zu gehorchen hat. Ich rufe in einer Stunde wieder an.“ Er beendete das Gespräch und zu Semir „Du hättest reden sollen. Also noch einmal. Tu was ich sage, sonst bekommst du jedes Mal Prügel. Klar.“ Zur Bestätigung trat er Semir in die Seite. Dieser stöhnte auf. „Du… kannst…. mich … mal“, sagte Semir gepresst. Der Anführer sah ihn an. „Bist du so hart im Nehmen? Hast du keinen Hunger, keinen Durst? Ich könnte mich erweichen lassen, dir was zu geben, aber das hängt davon ab, was du als Gegenleistung erbringst. Rede mit deinem Kollegen und du bekommst etwas Erleichterung. Ich könnte dir zum Beispiel die Fesseln abnehmen. Die tun doch sicher weh, nicht wahr?“ Semir sah ihn an. „Wenn du mir wirklich ein Gefallen erweisen willst, dann krepiere.“ meinte er nur und kassierte erneut Tritte. „Okay, wir werden noch einmal anfangen. Du sprichst jetzt mit deinen Kollegen, sagst, das es dir noch gut geht, klar? Das ist alles. Dafür darfst du dann ohne Handschellen hier im Käfig sitzen.“ Semir wusste, das es besser war, wenn er tat, was der Mann von ihm verlangte. Er hatte genug Prügel bezogen. Er nickte. Der Mann zog erneut das Handy und wählte Tom an. „Kranich“, hörte er und hielt dann Semir das Handy ans Ohr. „Tom… ich bin es.“ „Semir. Bist du okay?“ „Ja soweit schon. Ich …..“ Der Mann nahm das Handy weg. „So und nun zu uns, Kranich. Sie kommen mit Marc und der Kleinen zu einem Treffpunkt. Keine Tricks und vergessen Sie das Geld nicht. Wir treffen uns gegen 22.00 Uhr auf dem Parkplatz Rheidt. Und kommen Sie allein. Sollte ich mehr Bullen sehen, dann kannst du deinen Kumpel vergessen, klar!“ Er beendete das Gespräch. „Nehmen Sie mir die Fesseln ab!“ forderte Semir nun. Der Mann sah ihn nur an und fing an zu lachen. „Glaubst du wirklich ich gebe dir mehr Freiheit?“ Semir sah ihn an und nickte. „Sicher, Sie halten ihre Versprechen doch immer, waren das nicht die Worte von Ihnen? Wollen Sie bei mir anfangen Ihr Wort zu brechen?“ Er packte den Mann an seiner Ehre. Dieser sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Du bist echt lustig. Aber du hast Recht, ich halte immer meine Versprechen.“ Er beugte sich zu Semir runter und löste tatsächlich die Handschellen. Semir rieb sich die Handgelenke. Der Mann verließ den Käfig. „Bekomme ich was zu Essen und zu Trinken?“ wollte Semir wissen. Der Mann schüttelte erneut den Kopf. „Das habe ich dir nicht versprochen.“ Damit verließ er den Raum. Semir blieb allein im Käfig.


    „Andrea, wo ist diese Hütte, von der du eben gesprochen hast, ich meine die von dem Mörder?“ fragte Tom nach dem Gespräch. „Wieso, Tom, glauben Sie tatsächlich, das Semir da ist?“ fragte die Chefin. Tom nickte. „Ich glaube schon. Der Parkplatz wo wir uns treffen wollen, ist in der Nähe. Also könnte es hinkommen. Wir sollten ein SEK-Kommando dort hin schicken. Dann können wir Semir befreien.“ Die Chefin war damit einverstanden und Andrea informierte das SEK. Auch bei der Chefin klingelte das Telefon. Sie meldete sich und nach kurzer Zeit legte sie den Hörer langsam auf. „Das war die Fluggesellschaft mit der Frau Berger in die Staaten geflogen ist. So wie es aussieht, ist das Flugzeug eines derer die in das World-Trade-Center geflogen ist. Frau Berger ist tot.“ Andrea sah sie entsetzt an. „Mein Gott, was soll nun aus Laura werden?“ fragte sie. Die Chefin sah sie nur an und zuckte mit den Schultern. Auch Tom sah sie entsetzt an. „Wir müssen es Laura sagen. Aber wie…“ sagte er tonlos. „Das hat noch Zeit. Wir werden jetzt erst einmal Semir befreien und dann kümmern wir uns um Laura. Sie ist derzeit zu labil um dem Tod ihrer Mutter nun auch noch zu verkraften.“


    Semir saß in seinem Käfig. Mittlerweile waren zwei Tage vergangen, ohne dass er Essen und Trinken bekam. Er hatte erbärmlichen Durst und Hunger. Er rief ständig, doch keiner kam. Nachdem er eigentlich schon glaubte, dass sie ihn allein gelassen hatten, trat einer der Männer in den Raum. Er hatte ein Tablett auf dem Arm. „Hast du Hunger?“ fragte er grinsend. Semir nickte und sah ihn an. „Bitte, ich brauche etwas zu essen und Trinken.“ „Oh, sieh mal an, du kannst ja sogar freundlich bitte sagen. Das wusste ich ja noch gar nicht. Aber du hast Glück, dass der Chef eine nette Person ist. Hier das ist für dich. Brot und Wasser.“ Er reichte Semir durch das Gitter eine Flasche Wasser und zwei Scheiben trockenes Brot. Semir nahm es an, aß und trank. „Darf ich zur Toilette?“ fragte er vorsichtig. „Sicher, aber nur in Fesseln.“ Semir nickte, er war ohnehin zu schwach einen Ausbruchsversuch zu starten. Das wusste der Mann auch. Er fesselte Semir die Hände mit den Handschellen nach vorn. Sie gingen auf die Toilette. Semir ging in die Kabine und anschließend wusch er sich die Hände und das Gesicht. Er sah kurz in den Spiegel. Er sah erbärmlich aus. Die Nächte im Käfig waren nicht gerade erholsam. Der Mann, der ihn zur Toilette gebracht hatte, zog ihn raus und brachte ihn wieder in den Käfig. Er nahm die Handschellen wieder ab und verließ dann Käfig und Raum. Semir setzte sich auf den harten Boden. Er konnte nur abwarten.


    Inzwischen waren Tom und die Chefin mit dem SEK- Kommando an der Hütte angekommen und hatten diese umzingelt. Tom sah mit einem Fernglas auf die Hütte. „Ich sehe das Auto von Semir. Er ist also tatsächlich hier. Wir sollten eingreifen.“ Die Chefin unterhielt sich über die Abläufe des Eingriffs mit dem Einsatzleiter des SEK. Der Mann wollte zunächst die Männer einzeln ausschalten. Doch das hielt die Chefin nicht für sinnvoll. Sie war für den Einsatz von Tränengas. Der Einsatzleiter stimmte zu. Damit konnte man die Männer alle ausschalten, auch auf die Gefahr hin, das Semir unter dem Gift ebenfalls zu leiden hatte, war das ein kleineres Übel. „Chefin. Da tut sich was“ meldete Tom. Alle schauten auf die Hütte. Drei Mann kamen raus und gingen ein Stück in den Wald. „Wir sollten zugreifen!“ meinte der SEK-Mann. Die Chefin nickte und das SEK bekam das Einsatzkommando. Alles ging schnell. Die Männer waren so überrascht, dass sie gar keine Gegenwehr leisten konnten. „Wie viele von euch sind noch da?“ fragte die Chefin. Doch es kam keine Antwort. Das SEK stürmte mit Tom in die Hütte. „SEMIR!“ rief Tom. „Hey, ich bin hier.“ hörte er dumpf aus dem Nebenzimmer. Tom öffnete die Tür zu diesem Raum und erschrak. In einem kleinen Käfig saß sein Kollege und Freund. Er sah erbärmlich aus. „Hey, bist du soweit okay?“ fragte er. Semir nickte. „Ich habe nur Hunger und Durst. Die Verpflegung ist nicht gerade besonders in diesem Hotel“ Tom grinste. Semir hatte egal in welcher Situation er auch war, einen Spruch auf den Lippen. „Tja, wenn du nicht Vollpension buchst, dann bekommst du sie auch nicht“, meinte er lachend. Er öffnete den Käfig und Semir kam raus. Tom inspizierte ihn kurz. „War es schlimm?“ fragte er, denn er sah die blauen Flecken die Semir hatte. „Wie immer, würde ich sagen. Prügel beziehen, da kennst du mich ja, kann ich immer gut. Was ist mit Laura?“ fragte Semir. „Der geht es gut…, sagte Tom … Noch….“ Fügte er dann hinzu. Semir sah ihn an. „Wieso noch?“ „Ach ja, du weißt es ja noch nicht. Es hat vor zwei Tagen einen Angriff von Terroristen in Amerika gegeben. Zwei Flugzeuge sind in das World-Trade-Center geflogen. In einem dieser Flugzeuge saß die Mutter von Laura. Sie ist innerhalb einer Woche Vollwaise geworden.“ „Oh Nein. Weiß sie es schon?“ Tom schüttelte den Kopf. „Wir konnten es noch nicht sagen.“ Semir nickte nur und dachte an seine kleine Freundin. Für dieses Kind muss die Welt sehr grausam erscheinen.


    Semir wurde zunächst in ein Krankenhaus gefahren und untersucht. Der Arzt stellte einen Rippenbruch und einige Prellungen fest. Nichts Gefährliches und so durfte Semir direkt wieder nach Hause. Er fuhr mit Tom ins Büro, wo Andrea und Laura warteten. „Hey, meine beiden Frauen begrüßen mich. Das nenne ich Komfort. Hallo Laura. Bist du okay?“ Laura nickte und Andrea bekam einen Kuss. Sie umarmte Semir und flüsterte ihn ins Ohr: „Hast du schon gehört, wegen Lauras Mutter?“ Semir nickte unmerklich. Die Chefin kam aus ihrem Büro und begrüßte Semir. „Zum Glück, haben wir alle verhaften können. Aber nun muss Laura den zweiten Mann erkennen. Semir bringen Sie Laura bitte in den Raum?“ Semir nickte und beugte sich dann zu Laura. „Hey, Kleines. Wir haben den zweiten Mann. Aber wir müssen sicher gehen, kannst du mir sagen, ob das einer von denen ist?“ Laura nickte und ging dann mit Semir in den Raum, von wo man aus fünf Männer im Nebenraum sah. Laura schaute ängstlich auf Semir. „Hey keine Angst. Wir können die Männer sehen, die aber können uns nicht sehen.“ Laura nickte und dann zeigte sie Semir den Mann, der ihren Vater ermordet hatte. „Bist du ganz sicher?“ fragte er sie. Laura nickte. Damit war die Sache für Semir klar. Er nahm das Mikrofon und sagte dann: „Nr. 3 Sie bleiben da, die Anderen dürfen gehen.“ und zu Laura: „Das hast du sehr gut gemacht. Ich werde den Mann jetzt ins Gefängnis sperren.“ Laura nickte. Semir ging mit ihr wieder zu den anderen und sagte denen, das Laura den Mann eindeutig wieder erkannt hat. Doch nun war es an der Zeit, Laura die schlimme Nachricht zu überbringen. Nur bevor Semir etwas sagen konnte, klingelte das Telefon. Er meldete sich und bekam auf einmal strahlende Augen. „Frau Berger. Sie sind okay?“ „Ja, Herr Gerkhan. Ich bin nicht in der Maschine gewesen, die diese Katastrophe ausgelöst hat. Ich bin in Berlin umgestiegen, weil ich noch etwas erledigen musste. Dann habe ich eine andere Maschine genommen. Ich glaube es war die Fügung des Schicksals. Wie geht es meinem Engel? Ist die Sache ausgestanden?“ „Ja. Die Sache ist erledigt. Wir haben die beiden, die Ihren Mann getötet haben. Laura ist in Sicherheit. Wann kommen Sie zurück?“ „Ich bin schon fast in Köln. Ich denke in etwa zwei Stunden bin ich bei Ihnen.“ „Okay, bis dann, Schau“ Semir legte auf. Andrea, die Chefin und Tom sahen ihn an. „Hey, Laura, das war deine Mama, sie kommt gleich zu uns.“ Laura sah ihn mit ihren großen Augen an und strahlte. „Ich verstehe nicht… Die Fluggesellschaft sagte mir doch…“ sagte die Chefin. „Chefin. Frau Berger ist in Berlin ausgestiegen, weil sie etwas vergessen hatte. Sie war nicht in einer dieser Maschinen. Das wusste die Gesellschaft jedoch nicht. Denn gebucht hatte sie auf eine dieser Maschinen. Es war wohl Fügung oder so. Gott sei gedankt, dass sie noch lebt.“ Alle nickten. Laura kam zu Semir und gab ihm ein Zettel. Darauf stand: Ich wusste, das Mama noch lebt. Sie war in keiner der Maschinen. Semir reichte den Zettel rum. Alle waren erstaunt und dann kam Tanja noch in den Raum. Laura sah sie und machte Zeichen. Tanja sah sie an und bekam Tränen in die Augen. „Sie sagte, man sollte nicht glauben, nur weil sie nicht sprechen kann, könnte sie nicht hören und fühlen. Sie hat alles mitbekommen. Denn die Nachrichten wurden ständig gesprochen. Und die hatte sie gesehen und gehört.“ Alle sahen sich an. Semir beugte sich zu Laura runter. „Ich weiß, dass du nicht dumm bist. Aber leider haben wir es nicht geschafft, mir die Zeichensprache beizubringen, bis die Mama zurück ist. Aber ich werde dich sehr oft besuchen und dann wirst du es mir lehren, Versprochen?“ Laura nickte und drückte Semir ganz fest.


    Zwei Stunden später war die Mutter von Laura im Büro. Es gab ein großes Hallo und Laura fiel ihrer Mutter in die Arme und drückte sie. Es flossen auch Tränen. „Frau Berger, ich bin so froh, dass Sie noch leben.“ sagte Andrea. „Ja ich auch.“ meinte Simone sarkastisch. Laura erzählte ihre Mutter, was sie in der Zwischenzeit alles erlebt hatte in Zeichensprache. Sie sah entsetzt aus, als Laura endete und sah Semir an. „Sie haben meiner Tochter bereits zweimal das Leben gerettet? Wie kann ich Ihnen danken, Herr Gerkhan. Sie haben meinen Engel…“ „Schon gut, Das ist mein Job. Aber ich habe eine Bitte. Bringen Sie mir die Zeichensprache bei, damit ich mit Laura auch so reden kann? Und ich will sie regelmäßig sehen. Sie ist eine sehr tapfere und mutige junge Frau.“ Simone nickte und drückte Semir ganz fest die Hand. Schon sechs Wochen später beherrschte Semir die wichtigsten Gesten in der Gebärdensprache. Und weitere vier Wochen, konnte er mit Laura in der Gebärdensprache über die Anderen lästern. Was er sehr ausgiebig und zur Freude von Laura auch tat.






    Ende



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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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