Jenseits von Eden

  • Hallo liebe Cobra-Fans!

    Möchte mich erst einmal ganz herzlich für die Aufnahme in den Cobra11-Fanclub bedanken.

    Ich bin ein großer AFC11 Fan und auch schon seit mehreren Jahren als Gast auf diesen Seiten unterwegs.

    Bin ein Fan der ersten Stunde und habe alle Folgen (auch die ganz Alten) gesehen.

    Da ich letztes Jahr coronabedingt sehr viel Zeit zum Schreiben hatte, sind meine ersten Fanfiction Geschichten

    entstanden.

    Zudem haben mich all die tollen Geschichten hier in diesem Forum dazu inspiriert, etwas eigenes zu schreiben.

    Mein favourite pairing ist auf jeden Fall Semir x Ben, wobei ich auch Semir x Tom sehr gerne lese.


    Dies ist meine erste Fanfiction, laßt ein bisschen Gnade walten, sollte diese stilistisch ab und an aus dem Rahmen fallen.


    Freu mich immer über Lob und Kritik!


    Nun aber viele Spaß beim lesen!


    *****



    Für Semir und Ben war es das erste freie Wochenende seit Monaten. Anstrengende Wochen lagen hinter den zwei Hauptkommissaren und sowohl ihre psychische, als auch ihre körperliche Verfassung schrie förmlich nach einer Erholungsphase.

    Der Tag begann für Semir und Ben sehr entspannt. Es war ein herrlicher Früh-Sommertag, an dem die Sonnenstrahlen schon am frühen Morgen die noch feuchte Luft sanft erwärmten.

    Andrea war mit den Kindern zu Ihren Eltern gefahren und gönnte den beiden Jungs, ihr gemeinsames Männer-Entspannungs-Wochenende, ganz von Herzen. Sie fand, dass sie sich dieses, nach den turbulenten letzten Wochen, redlich verdient hatten.

    Ein spektakulärer Fall von skrupellosem Menschenhandel, forderte das ganze kriminalistische Geschick der Beiden und das des Teams der Autobahnpolizei. Nicht nur einmal, waren sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gekommen, um diesen brutalen Machenschaften ein Ende zu setzen.

    Vor allem Ben, der im Undercover Einsatz hautnah mit den Menschenhändlern gearbeitet hatte, war sehr angeschlagen und dieser Fall hatte tiefe Narben auf seiner Seele hinterlassen. Nur um Haaresbreite hatte er den Einsatz überlebt. Nachdem der junge Polizist unerwartet aufgeflogen war, hatte sein Freund und Partner ihm sprichwörtlich in letzter Sekunde „den Hintern gerettet“.

    Dieser Einsatz hatte die zwei Männer noch mehr zusammen geschweißt und ihrer besonderen Freundschaft einen weiteren Vertrauensbonus beschert. Für Semir war Ben wie ein Familienmitglied und auch Andrea und seine Kinder, hatten den chaotischen jungen Mann ganz fest in ihr Herz geschlossen. Semirs Töchter Ayda und Lilly liebten ihren Benben abgöttisch und Semir war manchmal sogar ein bisschen eifersüchtig, denn wenn Ben auftauchte war der Papa komplett abgeschrieben. Semir sagte immer, dass in Ben noch ganz viel Kind steckte und dieser deshalb so gut mit seinen Kindern konnte.

    Nachdem Semir seinen Freund gefragt hatte, ob er der Patenonkel seiner zweiten Tochter Lilly werden möchte, ist dieser völlig ausgeflippt. Ben war so stolz! Er war mit so viel Engagement dabei und genoss jede Minute welche er mit seinen beiden Prinzessinnen verbringen konnte. Ben schwor sich damals, dass er immer für sie da war und alles dafür tun würde, dass es seiner „Ersatzfamilie“ gut ginge.

    Doch dieses Wochenende gab es nur Semir und Ben und nur Entspannung pur für die beiden Autobahncops. Ben war schon am Freitagabend bei Semir eingefallen und hatte in dem gerkhanschen Gästezimmer, welches Andrea extra für ihn eingerichtet hatte, geschlafen. Semir fuhr früh morgens zum Bäcker um die Ecke und kaufte für sich und Ben die halbe Bäckerei leer. Er wußte, dass Ben immer einen großen Appetit hatte und brachte vorsorglich etwas mehr mit.

    Nach einem ausgiebigen Frühstück war die Spülmaschine schnell gefüllt und der Frühstückstisch abgeräumt.

    Ben hatte sich für seinen Freund eine Überraschung ausgedacht und machte es gegenüber Semir sehr spannend.


    Nachdem Semir seinen Partner nun schon zum zehnten Mal gefragt hatte, wo es denn eigentlich hin ginge, hatte Ben es endlich geschafft, Semir in sein Auto zu manövrieren. Semir war so aufgeregt wie ein kleines Kind und Ben musste unwillkürlich schmunzeln.

    Nach ungefähr einer halben Stunde Autofahrt kamen sie an einer Anlegestelle am Rhein an und Ben präsentierte dem kleinen Türken seine Überraschung. Ben hatte lange nachgedacht, wie er seinem Kumpel eine Freude machen konnte und auch er seinem geplagten Körper etwas Gutes tun würde.

    „Tataaaa“ gab er stolz von sich und hob seine Hand in Richtung eines Flussschiffes, an einer Anlegestelle. Das Schiff sah aus wie ein Ausflugsschiff, welche man tagtäglich den Rhein hoch und runter fahren sah.

    „Das ist jetzt nicht dein Ernst! Wie oft haben ich mit Andrea und den Kindern schon an solch einer Bootsfahrt teilnehmen müssen!“ Semir zog eine gespielt beleidigte Schnute.

    Ben ließ sich jedoch nicht beirren und schob Semir in Richtung des Schiffes.

    „Semir, dass ist nicht das was du denkst, jetzt lass dich doch überraschen.“ Ben hatte mit solch einer Reaktion schon gerechnet, da er wußte, dass Semir solche Ausflugsdampfer hasste. Andrea nötigte ihren Ehemann ständig zu solchen Ausflugsfahrten, vor allem, wenn ihre Eltern zu Besuch waren und sie nicht wußte wie sie die beiden unterhalten sollte.

    Wiederwillig ließ sich Semir darauf ein und so bestiegen sie gemeinsam das Schiff. Sofort wurden Sie von einer sehr hübschen Stewardess begrüßt und an Bord gebeten. Beim Betreten des Innenbereichs verschlug es dem kleinen Polizisten förmlich die Sprache. Der Eingangsbereich sah aus wie ein orientalisches Bad mit einem plätschernden Springbrunnen und edlen Mosaikverzierungen. Überall standen tropische Pflanzen und Orchideen, welche einen unwiderstehlichen Duft verbreiteten.

    Semir war total fasziniert und brachte tatsächlich kein einziges Wort heraus. Eine leicht bekleidete, sehr hübsche Blondine, reichte Semir und Ben zwei tropische Cocktails und führte sie in ihre überaus luxuriöse und großzügige Kabine. Langsam dämmerte Semir was dies hier war! Ganz sicher kein Ausflugsdampfer, sondern ein luxuriöser Wellness-Tempel, mit jeglichem Komfort zum entspannen.

    „Ben, da hast du dich wirklich selbst übertroffen“, brachte Semir erstaunt und mit einem glücklichen Lächeln hervor. Er war immer wieder beeindruckt von den Ideen die Ben hatte und er war wieder mal sehr dankbar, so einen tollen Partner und besten Freund zu haben.

    Ben quittierte dies mit einem verlegenen Grinsen und einer freundschaftlichen Umarmung.

    „Semir, ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du gerade in letzter Zeit immer für mich da warst, vor allem als es mir so richtig beschissen ging.“ In Bens Augen glänzte es verdächtig feucht und schnell drehte er sich zur Seite, um seine Gefühlsduselei vor Semir zu verbergen.


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  • Gemeinsam ließen sie sich zwei Tage nach Strich und Faden verwöhnen. Sie gönnten sich mehrere Massagen, lagen Stundenlang im Whirlpool und genossen alle möglichen exotischen Köstlichkeiten. Vor allem konnten sie sich ungestört über banale Männerdinge unterhalten. Aber auch ganz private Themen kamen ans Tageslicht. Semir erzählte zum ersten Mal, ganz intime Momente, aus seiner Zeit mit seinem toten Partner Tom Kranich. Auch Ben offenbarte Semir familiäre Geheimnisse, über die er bisher noch mit niemandem gesprochen hatte. Er erzählte vom frühen Tod seiner Mutter und vom angespannten Verhältnis zu seinem Vater, Konrad Jäger.

    Semir war sehr froh, dass Ben sich endlich gefühlsmäßig etwas öffnete, denn bisher war er bei näherem Nachfragen, was Bens Familie anging, immer auf Schweigen gestoßen.

    Und auch Ben freute sich sehr darüber, dass Semir ihm soweit vertraute, dass er ihm etwas über seinen ehemaligen besten Freund und toten Partner erzählte. Immer wenn er ihn auf Tom angesprochen hatte, blockte dieser wirsch ab. Tom Kranich war für Semir bisher unantastbar und noch immer, war es für den kleinen Halbtürken sehr schmerzhaft, über ihn zu sprechen.

    Nachdem sie den Wellness-Tempel mit einem Lächeln auf dem Gesicht verlassen hatten, wollte sich Semir revanchieren und lud Ben noch zum Essen bei ihrem Lieblingsitaliener ein.

    „Semir, das war ein Wahnsinns Wochenende, das müssen wir bald mal wieder machen!“ Semir zog Ben in eine herzliche Umarmung und bedankte sich überschwänglich bei Ben, für die gelungene Überraschung.

    „Du hast Recht, das müssen wir bald wiederholen, aber dann bin ich dran mit etwas Ausdenken!“

    „Ja, ja“, winkte Ben ab und verdrehte die Augen so, dass es Semir nicht sehen konnte.

    „Dann landen wir entweder auf dem Schießstand oder am See, zum Angeln und Campen. Und bisher hat dies immer in einem Desaster geendet“.

    Semir machte ein schmollendes Gesicht, um kurz darauf lautstark Aufzulachen. Ben hatte ja Recht, er hatte bei der Wahl von Überraschungen, bisher kein gutes Händchen gehabt, allesamt waren in Stress und absolutem Chaos geendet.


    Nachdem Ben, Semir zu Hause abgeliefert hatte, wollte er es sich noch ein bisschen gemütlich machen und den Abend mit einem kühlen Bier ausklingen lassen. Er setzte sich auf sein Sofa und ließ in Gedanken das Wochenende Revue passieren. Mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht entschloss er sich dann doch ins Bett zu gehen, denn Morgen Früh würde ihn Semir um 8 Uhr zur Arbeit abholen. Schade! Das Wochenende war viel zu schnell vorbei und morgen hatte sie der Alltag wieder voll und ganz im Griff. Ben zog sich schnell ein T-Shirt an und entledigte sich der unbequemen Jeans. Beim Einschlag auf dem Kopfkissen war er auch schon eingeschlafen.


    Unbarmherzig drang das Läuten der Türklingel in sein Bewusstsein. Oh nein, er hatte gestern mal wieder vergessen seinen Wecker zu stellen.

    „Ja, ja ich komme ja schon“, moserte Ben und öffnete Semir verschlafen die Tür. Semir hatte mit sowas schon gerechnet und war, weil er seinen Partner einfach schon zu gut kannte, eine halbe Stunde früher zu Ben aufgebrochen um ihn zu wecken und mit ihm zu frühstücken. So hatte er Gewissheit, dass Ben nicht auf dem Weg zur PAST sein ganzes Auto voll krümelte.

    Nach einer kurzen Dusche für Ben und einem schnellen Frühstück, brachen beide dann pünktlich zur PAST auf.


    Kaum in der PAST angekommen hörten sie auch schon das Feldwebel mäßige , „Gerkan, Jäger in mein Büro....“, und da wurde den beiden unwiderruflich klar, dass das wunderschöne Wochenende endgültig zu Ende war.

    Frau Krüger wartete ungeduldig auf ihre zwei besten Männer und ihre frostige Miene, versprach nichts Gutes. Semir und Ben überlegten fieberhaft was sie angestellt hatten, weshalb die Laune der Chefin auf Sturm stand und das an diesem überaus schönen, sonnigen Montagmorgen.

    „Herr Gerkan, Herr Jäger, darf ich ihnen die Herren Lasslo und Fendrich vorstellen, sie sind vom LKA Hamburg und arbeiten an einem Fall bei dem sie unsere Unterstützung benötigen. Es gibt wohl einen Zusammenhang zwischen dem Menschenhandel-Fall, bei dem Herr Jäger Undercover ermittelt hatte und diesem Fall des LKAs. Wir dachten, dass wir den Ring zerschlagen konnten, jedoch gibt es eindeutige Hinweise, dass der Kopf der Bande noch immer tätig ist und nun die Fäden von der Schweiz aus zieht. Ben, es tut mir sehr leid, dass wir sie in diesen Fall noch einmal einbeziehen müssen, aber sie kennen die Bande nach Ihrem Einsatz am besten und wissen wie sie agieren und wie ihre Verbindungen aussehen.“

    Semir schaute besorgt zu Ben, dem jegliche Gesichtsfarbe entwichen war. Er wusste wie sehr ihm dieser Einsatz an die Psyche ging. Sein Partner hatte eine sehr enge Verbindung zu einem der Mädchen aufgebaut und diese wurde vor Bens Augen, bestialisch hingerichtet. Und auch Ben, hätte dieser Undercover-Einsatz fast das Leben gekostet. Er war wegen einem Maulwurf aus den Reihen des LKAs aufgeflogen und man hatte ihn, um an Informationen zu kommen, daraufhin fast zu Tode gefoltert. Semir konnte ihn, in letzter Minute, aus den Fängen dieser Verbrecherbande befreien. Eigentlich dachte die Polizei, dass der Ring vollständig zerschlagen wurde, aber anscheinend wurde nur an der Oberfläche gekratzt. Und nun war Ben abermals in Gefahr.

    Semir kannte den Gesichtsausdruck des jungen Heißsporns nur zu gut und wenn es um Gerechtigkeit ging, stellte dieser, seine Bedürfnisse und Gefühle immer in den Hintergrund.

    Und so war es auch dieses Mal! Ben hatte sich schon wieder gefangen und dem entsetzen Gesichtsausdruck, folgte ein lockeres Ben-ich-habe-alles-im-Griff-Gesicht. Semir kannte seinen Freund aber trotzdem gut genug um zu sehen, dass dies nur eine coole Fassade war und er in Wirklichkeit sehr wohl, noch an diesem gefährlichen Einsatz, zu knabbern hatte.

    „Frau Krüger, sie können das von Ben nicht verlangen, sie wissen wie sehr ihn der Fall belastet hatte“, versuchte Semir Ben zu Hilfe zu kommen.

    „Herr Gerkan, das ist alleine die Entscheidung von Herrn Jäger, er wird zu nichts gezwungen!“

    „Sie wissen ganz genau, dass Ben niemals nein sagen würde“. Nun schaltete sich Ben in die Diskussion ein und stellte gegenüber Semir klar, dass er für sich selbst sprechen konnte.

    Ben willigte in die Unterstützung ein, jedoch war dieser nicht bereit, in einen weiteren Untercover-Einsatz zu gehen, da ihn die meisten dieser Bande kannten. Er war gewillt sie mit Informationen zu versorgen und sicherte dem LKA jegliche Unterstützung zu.

    Man konnte den riesigen Steinbrocken, welcher Semir vom Herzen fiel förmlich hören. Dieser hatte nicht damit gerechnet, dass Ben so vernünftig agieren würde. Schon oft genug hatte der erfahrene Polizist, seinen jungen Kollegen davor bewahren müssen, dass dieser sich nicht kopflos in einen riskanten Einsatz stürzte. Aber er musste feststellen, dass Ben nach dem letzten Einsatz weitaus vorsichtiger geworden war und viel bedachter handelte als noch vor dem Fall. Der junge Hauptkommissar musste schmerzhaft und am eigenen Leib erfahren was passierte, wenn man zu unvorbereitet in einen Untercover-Einsatz ging. Dies hatte mehrere Menschenleben gefordert und um Haaresbreite auch das von Ben Jäger.

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  • Nachdem Ben von seiner Chefin aufgeklärt wurde, was es mit dem Besuch der zwei LKA Beamten auf sich hatte, kochten all die schrecklichen Erinnerungen wieder in ihm hoch. Die Gefühle überrollten ihn förmlich und er versuchte die Fassung zu bewahren. Schnell hatte er sich wieder im Griff und ließ sich nicht anmerken, dass dieser Fall mehr war als ein abgehakter Undercover-Einsatz. Er hatte sich damals mit der Tochter des Menschenhändlerbosses zusammengetan, um dem ganzen ein Ende zu bereiten. Jedoch wurden sie, wegen eines Maulwurfs aus dem LKA enttarnt. Jessica, die Tochter des Bosses, wurde von ihrem eigenen Vater vor seinen Augen bestialisch hingerichtet. Jessy war schon lange vor seinem Einsatz hinter die Machenschaften ihres Vaters gekommen und in ihm hatte sie einen Verbündeten gefunden. Beide hatten sich schnell angenähert, jedoch war es keine Liebesgeschichte. Es war mehr eine innige Freundschaft, eine besondere Art von Seelenverwandtschaft, welche sich zwischen den Beiden auftat. Jessica hatte zuvor ihren Verlobten, durch die Hände ihres Vaters verloren und sühnte auf Rache. Ben wurde nachdem er verraten wurde, tagelang auf seelische und körperliche Art und Weise misshandelt. Er war damals bereit zu sterben!

    Sie wollten aus ihm Informationen, über den Ermittlungstand gegen ihre Verbände herausbekommen, aber Ben hielt bis zum Schluss dicht. Sein Partner hatte ihn in letzter Sekunde da rausgeholt. Ben war Semir sehr dankbar, aber was danach kam, war für beide eine schwere Prüfung. Ben weigerte sich zu einem Psychologen zu gehen und kam alleine aus diesem schwarzen Loch nicht mehr heraus. Semir war immer für ihn da und auch Andrea und die Kinder hatten in den letzten Wochen alles daran gesetzt, ihm zu helfen. Erst jetzt, nach diesem Wochenende hatte Ben beschlossen wieder positiv in die Zukunft zu blicken und die Sache endgültig hinter sich zu lassen.

    Und nun kam alles wieder hoch, es war ihm irgendwie nicht vergönnt glücklich zu sein!


    Nachdem Ben sich mit den LKA-Beamten ausgetauscht hatte, Semir hatte ihn selbstverständlich keine Minute aus den Augen gelassen, fuhren die beiden Hauptkommissare auf die Autobahn zur Streife. Da es sehr ruhig war hingen beide ihren Gedanken nach. Semir ließ Ben in Ruhe, da er seinen Kollegen mittlerweile so gut kannte, um ganz genau zu wissen, dass er in dessen jetzigen Gemütszustand, sowieso nichts aus ihm raus bekam.

    Leider sollte es an diesem Tag nicht so ruhig bleiben. Die Beiden fuhren schon eine ganze Weile hinter einem polnischen Lastwagen her, welcher augenscheinlich gekühlte Lebensmittel transportierte, als plötzlich ein silberner BMW an ihnen vorbei donnerte. Die beiden schauten sich an und ein leichtes Grinsen spiegelte sich auf ihren Lippen.

    Das war für Semir der Startschuss zum Gas geben!

    „Der kommt wie gerufen“, kam es freudig von Ben. In rasantem Tempo, hatte Semir den Raser schon nach kürzester Zeit eingeholt und Ben hob dem Fahrer die „BITTE FOLGEN“ Kelle vor die Scheibe. In diesem Moment blickte Ben in das von ihnen verfolgte Fahrzeug. Vor Schreck ließ der junge Polizist die Kelle fallen.

    War sie das? Bens Sinne schwirrten und er hörte aus weiter Ferne Semir wütend schimpfen.

    „Ben, spinnst du jetzt total, ist dir denn so eine doofe Kelle schon zu schwer?“ Ben saß kreidebleich auf dem Beifahrersitz und war nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen.

    Der BMW Fahrer war jedoch, ganz und gar nicht bereit sich freiwillig zu stellen und gab nun noch mehr Gas. Semir versuchte verzweifelt dem Wagen zu folgen. Eine wilde Verfolgungsjagd, auf einer sehr stark befahrenen Autobahn, begann. Semir war jedoch machtlos gegen ein Raketenwerfer, welcher der Beifahrer des BMWs auspackte und aus dem Fenster, auf einen neben Semir und Ben fahrenden Benzinlaster, zielte. Der Schütze verfehlte sein Ziel nicht und mit einem riesigen Feuerball, stand innerhalb weniger Sekunden, die ganze Autobahn in Flammen. Da Semir direkt neben dem Tanklaster fuhr, flog sogleich, das Auto der zwei Beamten, durch die entstandene Druckwelle, in hohem Bogen über die Leitblanke in den Gegenverkehr. Als das Auto der Zwei auf dem Dach liegend zum Stillstand kam, reagierte Semir als erster und hechtet aus dem völlig zerstörten Dienstfahrzeug.

    „Na das ist ja super gelaufen, die Chefin reißt uns den Kopf ab“, schimpfte Semir und merkte erst jetzt, dass Ben noch im Auto war. Entsetzt registrierte er die Flammen, welche in rasanter Geschwindigkeit auf sie zukamen.

    „Ben, oh mein Gott wo bist du.....Beeeen?“


    Ben erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit und wünschte sich auf der Stelle in diese zurück. Ein leises Aufstöhnen entwich seiner Kehle und er versuchte sich zu orientieren.

    Plötzlich hörte er die panischen Schreie seines türkischen Partners.

    „ Ben, du musst hier raus, schnell gib mir deine Hand, Ben komm schon du musst mithelfen, ich... ......bekomm dich alleine ......nicht raus.“

    Mit letzter Kraft streckte der Jüngere seine blutige Hand, durch die zerborstene Seitenscheibe und griff nach Semirs Hand. Mit einem kräftigen Ruck, gelang es dem kleinen Polizist, seinen wesentlich schwereren Partner aus dem Auto zu befördern.

    „Komm schon Ben wir müssen weg hier, gleich fliegt uns hier alles um die Ohren!“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht legte Ben seinen Arm um seinen Partner und stolperte mehr schlecht als recht vom brennenden Auto weg. Mit einem ohrenbetäubenden Knall und einer heißen Druckwelle wurden die zwei Hauptkommissare von ihren Beinen gerissen und mehrere Meter nach vorne geschleudert.


    Schnell rappelte Semir sich wieder auf und rannte unbeholfen, zu seinem noch immer am Boden liegenden und sich vor Schmerz windenden Partner.

    „Aaaah, Semir bitte mach, dass der Schmerz aufhört, oh Gott es tut so weh, bitte......“! Semir brach es fast das Herz, Ben so zu sehen. Erst vor kurzem, nach dem Undercover-Einsatz, war dieser so schwer verletzt und jetzt hatte sein junger Partner, wieder unvorstellbare Schmerzen.

    Schnell zog Semir sein Handy raus und wählte Susanne an.

    „Susanne, schick schnell die Kavallerie und ein paar RTWs zu km 58, Ben ist schwer verletzt. Ben ......bitte bleib wach, oh nein..... Ben du musst wach bleiben!“

    Erst jetzt registrierte Semir, dass sein Partner eine Tiefe, stark blutende Wunde am Bauch hatte. Er riss sich seine Jacke vom Leib und drückte mit aller Kraft auf das klaffende Loch an Bens rechter Flanke, um die Blutung einzudämmen. Immerzu redete er auf seinen am Boden liegenden Freund ein. Das durfte nicht sein, er konnte ihn nicht verlieren, nicht nach all dem was sie zusammen durchgemacht hatten!


    Ben sah in die tränennassen Augen seines Freundes und begann gegen die aufkommende Dunkelheit anzukämpfen. Er konnte ihn doch jetzt nicht im Stich lassen! Semir redete ununterbrochen auf ihn ein und schlug ihm ab und an, sanft gegen die blutverschmierten Wangen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte man die Martinshörner des RTWs und schon wurde Semir sanft zur Seite geschoben und ein Notarzt kümmerte sich um den Verletzen. Mit wackligen Beinen erhob sich Semir und wählte abermals die Nummer der PAST.

    In kurzen Worten erklärte er der Chefin, was passiert war und gab die Fahndung nach dem Fluchtfahrzeug durch. Als er sich umblickte, sah er wie die Sanitäter Ben auf eine Liege hoben und ihn in den RTW schoben. Der junge Mann war leichenblass und seine Hände waren zu Fäusten geballt. Schnell nahm er dessen Hand und fragte den Sanitäter, ob er mit ihm fahren dürfte. Der Notarzt merkte, wie sich sein Patient mit der Anwesenheit des kleinen Polizisten etwas beruhigte und ließ dann auch Semir einsteigen.

    „Wie geht es ihm, bitte wird er es schaffen“? Versuchte Semir etwas über den Zustand seines jungen Freundes zu erfahren.

    „Leider kann ich im Moment noch keine Prognose stellen, er hat, durch diese Schnittwunde im Bauchbereich sehr viel Blut verloren, diese muss operativ geschlossen werden. Gebrochen scheint Nichts zu sein, jedoch macht mir die Kopfverletzung etwas Sorge. Alles weitere, besprechen sie bitte mit seinem weiter behandelten Arzt im Krankenhaus.“


    ******


    Nachdem Jessica auf der Autobahn in die unverkennbaren rehbraunen Augen von Ben geschaut hatte und durch sein entsetztes Gesicht erkennen musste, dass er sie erkannt hatte, war sie außer sich vor Wut. Warum ausgerechnet er, das konnte doch kein Zufall sein!

    Aufgebracht griff sie zum Handy und telefonierte wild gestikulierenden.

    „Du musst unbedingt rausbekommen, ob er den Crash überlebt hat! Josef, wenn er redet ist unsere mühsam aufgebaute Organisation in Gefahr. Er weiß zu viel! Ja, .....er dachte ich bin tot und die Organisation von meinem Vater zerschlagen“.

    Sascha versuchte nicht zu lauschen, aber seine Schwester war sehr aufgebracht und redete in einer Lautstärke, bei der er jedes Wort klar und deutlich verstand. Was hatte dies zu bedeuten? Warum war das Unternehmen seines Vaters in Gefahr? Sein Vater wurde vor ca. 1/2 Jahr heimtückisch ermordet und er hatte immer das Gefühl, dass man ihm wichtige Details bezüglich seines Todes verschwiegen hatte. Er wußte, dass die Geschäfte des ehrenwerten Graf Guillard nicht immer ehrenwert waren, aber welche Geschäfte sein Vater außerhalb seiner Immobiliengesellschaft getätigt hatte, blieb ihm bisher verborgen.

    Nachdem Jessica das Telefonat beendet hatte, bemerkte sie ihren Bruder. Sie hatte jedoch im Moment nicht die Muse, sich mit ihrem kleinen Bruder auseinanderzusetzen.

  • Nach der Ankunft im Krankenhaus wurde Ben sofort für den OP vorbereitet. Semir setzte sich völlig verzweifelt auf einen Besucherstuhl vor dem Operationssaal. Er verbarg sein Gesicht in seinen zittrigen Händen und ließ seinen Tränen freien Lauf. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, nahm Semir sein Handy aus der Jackentasche und wählte Andreas Nummer. „Andrea ich bin im Marienkrankenhaus, .....kannst du kommen, Ben und ich hatten einen Unfall....er, er ist schwer verletzt und wird gerade operiert, bitte......“. Andrea versprach zu kommen.

    Semir war völlig in seinen Gedanken um Ben gefangen, dass er zusammenzuckte als eine warme Hand seine Schulter berührte. Kim Krüger redete sanft auf ihn ein und erkundigte sich besorgt nach Ben. Der geschrottete Dienstwagen war auch für sie zweitrangig, das musste er ihr lassen, das Wohl ihrer Beamten stand für sie immer an erster Stelle.

    „Ben ist noch immer im OP, es ging alles so schnell... habe ihn fast nicht mehr aus dem Wagen bekommen, oh Gott es war so verdammt knapp....“! Schluchzte Semir. So hatte sie Ihren besten Beamten noch nie gesehen, die Angst seinen Partner schon wieder zu verlieren ließ ihn fast verzweifeln. Erst vor kurzem wurde Ben schwer verletzt und nun schon wieder. Er konnte ja nicht ahnen, dass alles zusammenhing.


    **********


    Noch jemand war am Gesundheitszustand von Ben Jäger interessiert, jedoch wünschte diese Person dem jungen Polizisten eher den Tod. Jessica hatte ihre Verbindungen und ließ diese gekonnt spielen. Noch bevor Semir Auskunft bekam wußte sie schon wie es um Ben stand und was sie erfuhr gefiel ihr überhaupt nicht. Jetzt konnte sie erst einmal nichts unternehmen und musste sich in Geduld üben, vielleicht wendete sich alles doch noch zum Guten für sie.


    **********


    Nach einer gefühlten Ewigkeit ging die Tür zum OP auf und ein Arzt trat zu den Beide. „Guten Tag, sind sie die Angehörigen von Ben Jäger“? Fragte dieser sofort. „Ich bin Semir Gerkhan, der Kollege, ich habe den Unfallwagen gefahren, bitte wie geht es ihm... geht es ihm gut, bitte sagen sie mir, dass alles mit ihm in Ordnung ist“. Flehte Semir den Arzt förmlich an. „Und wer sind sie“? Richtete er seine Frage an Frau Krüger. „ Mein Name ist Kim Krüger, ich bin seine Vorgesetzte, bitte wie geht es Herrn Jäger“?

    „ Also, ich heiße Viktor Heinrichs und habe Herrn Jäger operiert“. In kurzen Worten erklärte er, dass Ben die OP gut überstanden hatte und die sehr tiefe Wunde geschlossen werden konnte. Jedoch kam sein Patient nicht ohne eine Bluttransfusion aus, da er sehr viel Blut verloren hatte. Außerdem wurde eine Rippe gebrochen und 2 weitere geprellt. Die Kopfverletzung sah schlimmer aus als befürchtet und war nur eine mittelschwere Gehirnerschütterung. Zudem mussten noch kleinere Verletzungen wie Schnittwunden und Verbrennungen versorgt werde. Dr. Heinrichs lächelte nach seinen Ausführungen die Beiden beruhigend an, so dass er förmlich hören konnte, wie den Beiden ein Stein vom Herzen fiel.

    „Dürfen wir zu ihm?“ bat Semir den Arzt. „Ja, aber bitte nur Einer, er braucht viel Ruhe, die Schwester gibt ihnen Bescheid, wenn sie zu ihm können“.

    Es war ganz klar, dass Semir zu Ben durfte.


    Als Ben langsam seine schweren Lieder öffnete blickte er direkt in das erleichterte Gesicht von seinem türkischen Partner.

    „Mensch Ben, hast du uns einen Schrecken eingejagt, das war scheissknapp, ich dachte schon du willst auschecken“.

    „So schnell wirst du mich nicht los.“ Flüsterte dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht.

    „Nicht reden Ben, du musst dich jetzt ausruhen...“. Semir war der Schock noch ins Gesicht geschrieben. Ben sah furchtbar aus, dessen Gesicht konnte locker in Konkurrenz mit dem weißen Bettlaken treten und die vielen Schnittwunden in dessen Gesicht taten ihr Übriges.

    „ Semir, ich habe sie gesehen.....“. Doch weiter kam er nicht, die Narkose und die Schmerzmittel forderten ihren Tribut und Ben driftete wieder ab ins Land der Träume. Semir schaute verwirrt auf seinen verletzten Partner und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Wen hatte Ben gesehen? Er dachte kurz zurück an das entsetzte Gesicht von Ben, als sie neben dem Fluchtfahrzeug fuhren, unterbrach jedoch seine Gedankengänge wieder als eine Krankenschwester herein kam und ihn bat zu gehen. Eigentlich wollte er Ben nicht alleine lassen, aber auch er merkte nun langsam, dass er am Ende seiner Kräfte war. Der Unfall und die Sorge um seinen schwer verletzten Freund, brachten auch ihn an seine Belastungsgrenze. Er versprach Ben gleich morgen früh wieder zu kommen und verließ schweren Herzens das Krankenzimmer. Draußen erwartete ihn schon eine völlig aufgelöste Andrea und Frau Krüger welche noch immer auf den Besucherstühlen ausharrten. Semir konnte die beiden beruhigen und somit fuhren sie nach Hause. Kim versprach Semir noch alle Kollegen, insbesondere Susanne, über den Gesundheitszustand von Ben zu informieren.


    Josef van der Gochen hatte sich sofort nach dem Telefonat mit Jessica auf den Weg von der Schweiz nach Köln gemacht. Er wußte das die Lage ernst war und sie sofort handeln mussten. Dieser Bulle konnte ihnen noch immer gefährlich werden, vor allem jetzt da er wußte, dass Jessica noch lebte. Sie hatten ihn die ganze Zeit im Auge behalten, vor allem während des für Jäger sehr belastenden Prozesses. Jessica und er hatten ihr perfides Spiel jedoch so hervorragend inszeniert, dass es zu keinem Zeitpunkt, einen Zweifel am Tod von Jessica und an der Zerschlagung des Menschenhändler-Rings aufkommen konnte.

    Jessica hatte ihren Vater für die Organisation geopfert, sie verstand sich noch nie sonderlich gut mit dem ehrenwerten Graf Guillard. Sie war der Meinung, er war zu weich für dieses Geschäft. Da kam ihr der Einsatz von Ben Jäger und dem LKA gerade passend. Sie hatte einen Maulwurf beim LKA der sie über jeden Schritt von Ben informierte. Als sie sein Vertrauen mit einer herzzerreißenden Geschichte über ihren vom Vater ermordeten Verlobten gewann, konnte sie ihr Vorhaben zur Übernahme der Organisation in die Tat umsetzen. Sie erkannte sehr schnell, dass Ben sie niemals im Stich lassen würde und sein Leben für die Menschen die ihm etwas bedeuteten geben würde.


    *********


    Die schweißnassen Haare klebten ihm auf der Stirn, sein Atem ging stoßweise und er versuchte die Schmerzen in seinem Körper unter Kontrolle zu bekommen. Er war aufgeflogen und die haßerfüllten Augen des ehrenwerten Graf Guillard starrten ihn an. Seit gut 2 Tagen versuchten die Handlanger von ihm, Informationen zum Wissensstand der Polizei herauszubekommen. Ben hatte es geschafft, genug belastende Beweise zu sammeln, um dieser Organisation den gar aus zu machen. Er hatte durch Insider-Informationen einen riesigen Deal mit Thailändischen minderjährigen Mädchen gesprengt, dadurch konnten alle Hintermänner und Seilschafften identifiziert und inhaftiert werden. Leider ging das ganze für ihn nicht so gut aus, irgendjemand musste Graf Guillard gewarnt haben und hatte ihn als Polizist enttarnt. Guillard merkte sehr schnell, dass dieser Bulle vor ihm die Informationen die er wollte nicht durch ein bisschen drohen und tätscheln herausrückenden würde.


    Guillard setzte seine brutalsten Handlanger auf Ben an. Jedoch auch nach 2 Tagen, hatten seine Schläger, noch nichts aus dem Bullen heraus gebracht. Dann musste er wohl zu drastischeren Mitteln greifen! Eigentlich hatte er sich diese Möglichkeit als letztes Mittel offen gehalten. Seine Tochter rebellierte schon immer gegen ihn und er hatte bemerkt, dass Jessica und dieser Ben eine besondere Beziehung zueinander aufgebaut hatten. Er wußte aus sicheren Quellen, dass seine Tochter, nicht ganz unschuldig an der zerschlagenen Organisation war.

    Somit benützte er Jessica als Druckmittel und folterte sie vor den Augen von Jäger.

    Wie konnte ein Vater nur so grausam sein? Doch Jessica machte ihm unmissverständlich klar, dass er trotzdem keine Informationen preis geben durfte.

    Er musste nur noch ein bisschen durchhalten, dann würde Semir sie da raus holen. Der Glaube daran half ihm die Folter durchzustehen. Jessica hielt es auch durch, wenn er jetzt aufgab war alles verloren.

  • Schweißgebadet schreckte Ben aus seinen Erinnerungen auf, ein stechender Schmerz durchfuhr ihn und sein Blutdruck ließ das an ihm angeschlossene Überwachungsgerät laut piepend Alarm schlagen. Panisch riss er seinen Zugang aus seiner Armbeuge und versuchte aufzustehen. Sofort gaben seine Beine nach und er landete unsanft auf dem kalten Boden.

    Heute hatte Sammy die Nachtschicht für eine Kollegin übernommen und eilte schnell zu dem Zimmer in dem der Alarm losgegangen war. Sie kannte den Patienten aus dem Zimmer 233 bereits, von seinem letzten Krankenhausaufenthalt vor ein paar Monaten. Ben Jäger wurde damals in einem desolaten physischen und psychischen Zustand eingeliefert. Sie hatte sich damals intensiv um ihn gekümmert und sie waren sich auch etwas näher gekommen. Sammy war sogar bereit für Ben, ihre langjährige Beziehung zu ihrem sehr gut betuchten Verlobten aufzugeben. Sie spürte auch, dass Ben die selben Gefühle für sie hegte, jedoch als der junge Polizist erfuhr, dass sie bereits verlobt war, zog er die Notbremse. Er wollte sie nicht unglücklich machen, obwohl er sich ebenfalls unsterblich in sie verliebt hatte, musste er zuerst einmal sein eigenes Leben wieder in den Griff bekommen. Er wußte dass dies ein steiniger Weg werden würde und so brach er schweren Herzens den Kontakt zu ihr, nach seinem Krankenhausaufenthalt ab. Sie war sehr enttäuscht, da sie sich wirklich in ihn verliebt hatte und sie dieses Gefühl in ihrer Beziehung vermisste.

    Als Sammy in das Zimmer stürmte, sah sie voller Entsetzen was passiert war. Ben musste schlecht geträumt haben und wollte vor irgend etwas flüchten. Jedoch konnte der junge Polizist, sich durch seinen geschwächten Zustand, nicht einmal ansatzweise auf den Beinen halten.Völlig verängstigt und desorientiert schaute er sie mit seinen rehbraunen Augen an. Mit sanfter Stimme versuchte sie ihn aus diesem Zustand zu holen: „Schscht, ganz ruhig, es ist alles in Ordnung... du bist in Sicherheit Ben, du bist im Krankenhaus....alles ist gut!“

    Zärtlich strich sie ihm eine naße Haarsträhne aus dem verschwitzten Gesicht und redete weiter beruhigend auf ihn ein. Als er sie erkannte, verschwanden langsam seine panischen Gesichtszüge und er rappelte sich verlegen auf.

    Ein leises: „Tut mir leid“, war zu hören. Mit geübten Handgriffen buxierte sie den verletzten Polizisten zurück in sein Bett und kontrollierte die Verletzungen ob diese bei dem Sturz nicht wieder aufgebrochen waren. Nun lag Ben mit schmerzverzerrtem Gesicht in seinem Bett und wartete geduldig, bis die Schmerzwelle etwas abgeebbt war.

    „Ich werde jetzt den Arzt holen, damit er dir die Zugänge neu legen kann und nochmal schaut ob alles ok ist“, schaltete Sam schnell in den Krankenschwester-Modus um.

    Ben nickte nur und entschuldigte sich noch einmal für die Unannehmlichkeiten. Nachdem Ben frisch versorgt in seinem Bett lag und der Arzt das Zimmer verlassen hatte, wurde ihm eines schlagartig klar. Er war sich gar nicht bewußt, wie sehr er sie vermisst hatte. Als er sie gerade nach so langer Zeit wiedersah, musste er schmerzlich feststellen, dass sein Herz noch immer bei ihrem Anblick zu hüpfen begann. Er liebte sie noch immer, es war zwecklos das zu leugnen. Sein Herz machte einen Sprung und er versuchte das Gefühl zu ignorieren.

    Er war damals derjenige gewesen, der dieser Liebe keine Chance gegeben hatte. Wahrscheinlich war sie bereits glücklich verheiratet und schon lange über ihn hinweg.


    Als Sammy wieder im Schwesternzimmer saß, brach alles über ihr zusammen. Diese Gefühle, welche sie versucht hatte, über Monate hinweg zu ignorieren, wurden beim Wiedersehen mit Ben wieder allgegenwärtig.

    Sie wußte nicht wie ihr geschah! Dieser Mann hatte sie gerade komplett aus der Bahn geworfen und obwohl sie sich damals geschworen hatte, sich nie wieder das Herz brechen zu lassen, wünschte sie sich gerade nichts sehnlicher als bei ihm zu sein und ihn zu trösten. Allein seine Anwesenheit ließ ihr Herz rasen und ihren Verstand vernebeln.

    Sie begann bitterlich zu weinen und beruhigte sich erst wieder als eine Kollegin sie tröstend in die Arme nahm. „Oje Sammy was ist denn passiert, ist etwas mit einem Patienten“?

    Oh, wie Recht sie doch hatte, ja es war etwas mit einem Patienten und es tat ihr in der Seele weh, Ben so voller Schmerz zu sehen. Es war für sie unerträglich! Sie schüttelte schnell den Kopf und signalisierte ihr, dass sie darüber nicht reden möchte. Ein neuer Alarm rettete sie vor weiteren Fragen und so eilte sie schnell aus dem Schwesternzimmer.

  • Als Jessica erfuhr, dass es ihr Widersacher geschafft hatte dem Tod von der Schippe zu springen, traf sie eine Entscheidung. Mittlerweile war Josef auf dem Anwesen eingetroffen und Jessica begrüßte ihren Verlobten mit einem innigen Kuss. „Wir müssen uns um ihn kümmern, unser großer Deal darf hierdurch nicht gefährdet werden. Du wirst ihn her bringen und dadurch haben wir ein Druckmittel gegen die Bullen. Sie werden ihren eigenen Mann nicht opfern. So können wir den Deal in Ruhe durchziehen und uns an dem Mann rächen, der meinen Vater und die Organisation auf dem Gewissen hat“. Josef liebte dieses Temperament an dieser Frau so sehr, sie war nicht wie alle anderen seiner bisherigen Freundinnen. Sie war super taff und wußte genau was sie wollte. Aber sie war auch skrupellos, wenn sie ein Ziel vor Augen hatte, ging sie über Leichen. Ben Jäger hatte damals alles zerstört was er und Guillard aufgebaut hatten, er war dessen rechte Hand und erledigte alle unangenehmen Dinge, immer zur Zufriedenheit seines Chefs. Aber auch er wollte nicht ewig die zweite Geige spielen und somit klügelte er mit Jessica den Plan mit dem Bullen aus. Es hatte alles perfekt funktioniert, bis dass dieser scheiß Bulle seine Jessica wieder erkannt hatte. Er hatte sie mehr als einmal davor gewarnt, dass es zu riskant sei in Köln zu bleiben, aber sie wollte ihre Heimat nicht verlassen. Vor allem hatte sie nie damit gerechnet, dass sie Ben jemals wieder über den Weg laufen würde.

    Unter falschem Namen wuchs die Organisation ganz schnell wieder an und sie weiteten die Geschäfte drastisch aus. Der Waffen-und Drogenhandel boomte und die früheren Verbindungen ihres Vaters öffneten ihr neue Türen. Der Zeitpunkt des Wiedersehens mit Ben Jäger war jedoch denkbar schlecht, da in wenigen Tagen ein Millionenschwerer Deal über die Bühne gehen sollte. Sie kannte den jungen Polizeibeamten so gut, dass sie wußte, er würde erst Ruhe geben wenn er sie überführt hatte. Zudem war ihnen das SEK Hamburg auf die Spur gekommen und hatten Ben Jäger schon in den Fall mit einbezogen. Dieser brauchte jetzt nur eins und eins zusammenzählen um darauf zu kommen, dass sie ihn reingelegt hatte.

    „ Also schlagen wir noch heute Nacht zu, ich habe einen Freund im Krankenhaus der mir noch einen Gefallen schuldet, er wird ihn uns bringen“.

    „Wen wird er uns bringen?“ Kam es lautstark aus dem Nachbarzimmer. Mit Zornesröte im Gesicht preschte Sascha ins Wohnzimmer und verlangte von seiner Schwester nun endlich die Wahrheit. Jessica wußte, dass sie ihren kleinen Bruder nicht mehr aus der ganzen Sache raushalten konnte, dafür hatte er Zuviel gehört. Somit weihte sie ihn in alle wichtigen Details ein, natürlich ließ sie die Dinge weg, welche sie und Josef mit dem Tod ihres Vaters in Zusammenhang bringen könnte. Sie schilderte alles so, als wäre dieser Polizist Schuld an allem. Mit der Tatsache, dass der junge Polizist den Tod ihres Vaters zu verantworten hatte, konnte Jessica sicher sein, dass ihr Bruder voll und ganz hinter ihr stand. So wütend hatte Jessica ihren, sonst so friedliebenden Bruder noch nie erlebt. Dieser wollte Rache und sie konnte in dessen hasserfüllten Augen sehen, dass Sascha auch nicht vor dem Äußersten zurückschrecken würde. Alles hatte sich verändert, seit vor ein paar Monaten sein Vater erschossen wurde und der Ruf von dem ehrenwerten Graf Guillard und der Firma zerstört wurde. Kurz nach seinem Tod trennte sich auch noch seine langjährige Verlobte von ihm. Sascha war so wütend und nun hatte er einen Schuldigen für all sein Leid gefunden.


    An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken und so gab Ben sich seinen Erinnerungen an Jessica hin. Hatte er sich getäuscht? Vielleicht war sie es gar nicht. Er stand in letzter Zeit sehr unter psychischem Druck, vielleicht hatte ihm seine Wahrnehmung einen Streich gespielt. Sie war doch tot, er hatte es mit seinen eigenen Augen gesehen, wie Jessicas Vater den Abzug zog und sie direkt ins Herz traf.

    Dieser hatte sein eigenes Kind hingerichtet, genau in dem Moment als das SEK das Versteck stürmten. Semir blieb keine andere Wahl als den ehrenwerten Graf Guillard zu erschießen. Dieser hatte seine Waffe nach dem tödlichen Schuss auf Jessica, nun auf ihn gerichtet. Semir hatte ihn wieder mal im letzten Moment gerettet. Doch nun war alles anders, langsam begriff er, dass Jessica ein falsches Spiel gespielt hatte. Wenn sie ihn auch erkannt hatte und er mit seinen Vermutungen richtig lag, dann war er definitiv in großer Gefahr. Sollte er Semir informieren?

    Jedoch verwarf er die Idee sogleich wieder und wurde nun schlagartig, von den gerade verabreichten Schmerzmitteln, in den Schlaf gerissen.


    Sebastian wollte gerade einen Patienten versorgen, als sein Handy vibrierte. Auf dem Display erschien der Name von Van der Gochen. Van der Gochen hatte ihm vor kurzem aus einer misslichen Lage geholfen und ihm wurde sofort klar, dass er sich jetzt revanchieren musste. Sebastian arbeitete seit gut einem Jahr als Pfleger im Katherinenkrankenhaus und war heute in der Nachtschicht eingeteilt. Mit kurzen Worten erklärte er ihm was er zu tun hatte, wie er es anstellte war seine Sache. Unten am Ausgang der Notaufnahme würde ein Rettungswagen mit der Nummer 25 auf ihn warten, wo er Ben Jäger abliefern sollte, dann war die Sache für ihn erledigt. Sebastian blieb nichts anderes übrig als zuzustimmen, dann würde Van der Gochen ihn hoffentlich in Frieden lassen.

    Da es mitten in der Nacht war, konnte er diesen Patienten nicht einfach abholen und sagen er müsste ihn zum Röntgen oder zu einer Untersuchung bringen. Es musste sehr schnell gehen und somit zögerte er nicht lange. Er würde ihn zuerst mundtot machen und dann konnte er nur hoffen, dass ihm niemand auf dem Gang über den Weg laufen würde. Er holte aus dem Notfall-Medizinschrank eine Ampulle Propofol und zog eine kleine Menge auf eine Spritze auf. Er wollte ihn ja nicht umbringen, sondern nur für kurze Zeit außer Gefecht setzen. Unauffällig schaute sich Sebastian im Flur und im Schwesternzimmer um. Keiner war zu sehen, wahrscheinlich waren alle Kollegen bei der Patientenversorgung. Es konnte losgehen, die Luft war rein! Laut Einsatzplanung waren heute Sammy und Lisa auf Station. Mit schnellen Schritten steuerte er auf das Zimmer mit der Nummer 233 zu. Beim Betreten des Krankenzimmers stellte er erleichtert fest, dass der Patient schlief. Mit einem geübten Handgriff war die Spritze in Bens Zugang versenkt und der Überwachungsmonitor ausgeschalten. Kurz betrachtete er den schwer angeschlagenen und sehr blassen Patienten und fragte sich, was nun mit ihm geschah, wenn er in die Hände von Van der Gochen fallen würde. Doch er musste jetzt an sich denken, seine Schuld war mit diesem einen Gefallen erledigt und somit löste er schnell die Feststellbremse des Krankenbettes und schob nach kurzer Gangkontrolle, den jungen Polizisten zum Aufzug. Als der Aufzug sich öffnete passierte es, Sammy trat unweit des Aufzuges aus einem Krankenzimmer und schaute in das entsetzte Gesicht von Sebastian. Er zögerte nicht lange und schob ohne auf Sammy zu achten, Ben Jäger in den Aufzug. Bevor Sammy mit lautstarken Rufen bei ihm angekommen war, schloss sich die Tür.

    Was machte Sebastian auf ihrer Station? Warum hat er einen Patienten mitten in der Nacht abgeholt? Tausend Gedanken schossen Sammy durch den Kopf. Irgend etwas war hier faul, ohne zu zögern rannte sie zum Treppenhaus und sprintete auf gut Glück hinunter.

    Mit pochendem Herzen stand sie unten in der Notaufnahme und konnte gerade noch das Ende des Krankenbettes erkennen, welches auf den Hof der Rettungswagen-Abstellplätze verschwand.


    „Da ist doch irgend etwas oberfaul“, murmelte Sammy leise und schlich sich langsam an das Geschehen ran. Sie behielt recht! Als sie Ben Jägers braunen Wuschelkopf auf dem Krankenbett erkannte, geriet sie in Panik. Fand hier gerade vor ihren Augen eine Entführung statt? Sie musste etwas unternehmen! Nur was? Sie zählte vier bullige Männer in Sanitätermontur, plus Sebastian. Just in dem Moment als Ben in den Rettungswagen verfrachtet wurde, fing ihr Piepser an Alarm zu schlagen. Panisch versucht sie den Alarm auszuschalten, doch da war sie schon entdeckt. Ein Schlag in den Nacken beförderte sie augenblicklich in eine tiefe Dunkelheit.

  • Wünsche allen Cobra-Fans ein schönes Osterfest!!!!


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    Langsam versuchte Ben seine Augen zu öffnen, seine Lieder waren so unglaublich schwer, dass er nur unter größter Anstrengung einen kleinen Spalt auf bekam. Langsam setzte er sich auf!

    Der Untergrund auf dem er lag, war definitiv kein weiches Krankenhausbett mehr. Ganz im Gegenteil, der Untergrund war hart, kalt und feucht. Der Raum in dem er sich befand, war ein dunkler Kellerraum ohne Fenster mit einer geschlossenen Stahltüre. Eine alte Glühbirne baumelte in der Mitte des Raumes, welche aber nur minimal Licht spendete. Panisch versuchte er sich zu orientieren und stützte sich vom Boden ab, um auf die Beine zu kommen. Mit einem leisen Schmerzenslaut sank er jedoch sofort auf den Boden zurück. In seinem Kopf hämmerten tausend kleine Männchen gegen seine Schädeldecke und ihm war furchtbar schlecht. Vorsichtig berührte er die Stelle an seinem Bauch, von der aus dieser unglaubliche Schmerz ausgesendet wurde. Die klebrige Flüssigkeit, welche durch den Verband drang, war ohne Zweifel sein eigener Lebenssaft. Die Wunde von dem Unfall, war wohl wieder aufgebrochen.

    „In was für eine Scheiße bist du den jetzt schon wieder geraten, Ben Jäger?“ Murmelte er resigniert vor sich hin. Er wollte sich bemerkbar machen, doch verließ seine trockene Kehle nur ein klägliches Krächzen. Völlig geschafft rollte er sich wieder ein, um sich wenigstens ein bisschen warm zu halten. Nach kurzer Zeit war Ben erschöpft eingeschlafen.


    Sammy erwachte aus ihrer Bewusstlosigkeit und schaute sich verwirrt um. Nur ganz langsam drangen die Ereignisse welche sich im Krankenhaus ereigneten, in ihr noch immer vernebeltes Gehirn ein. Sie war Sebastian gefolgt, der gerade im Begriff war Ben zu entführen und dann ging ihr Piepser los und sie wurde entdeckt. Dann wurde alles schwarz um sie.

    Ihr wurde schnell klar, dass sie schwer im Schlamassel saß. Ihre Augen gewöhnten sich nur bedingt an das dürftige Licht und sie versuchte in dem Dämmerlicht sich in dem relativ großen Kellerraum umzuschauen. An der gegenüberliegenden Wand sah sie zu ihrem Entsetzen eine zusammengekauerte Person auf dem Boden liegen. Sie erkannte ihn sofort an dessen langen braunen Wuschelhaaren. Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals und sie krabbelte schnell und auf allen Vieren zu ihm hinüber.

    „Oh Gott Ben, was haben sie mit dir gemacht? Wen hast du denn jetzt schon wieder geärgert“? Sprach sie ihn leise an. Als sich Ben nicht rührte, strich sie ihm sanft eine Strähne aus dem verschwitzten und erschreckend blasen Gesicht. Erschrocken öffnete der junge Polizist seine Augen und blickte panisch auf die vor ihm kniende Sammy.

    „Sammy oh nein....was....du darfst ...nicht...bitte sag dass dass ....ich...“. Das durfte nicht sein, was machte Sammy hier? Ben hatte das Gefühl, als würde man ihm die Luft zum Atmen nehmen.

    „ Schscht beruhigte dich, Ben. Komm ich helfe dir dich aufzusetzen,......... lass mich bitte deine Verletzungen anschauen“. Wie in Trance blickte er in ihre wunderschönen azurblauen Augen.

    Er war nicht in der Lage auch nur einen zusammenhängende Satz zu sprechen. Und schon wieder hatte er einen Menschen, den er über alles liebte, in Gefahr gebracht.


    Semir hatte, nachdem er sich von Ben verabschiedet hatte, sein berühmtes schlechtes Bauchgefühl, welches ihn normalerweise niemals trog. Was wollte sein Freund ihm noch sagen, bevor er völlig erschöpft eingeschlafen war? Trotz seines unguten Gefühls, fuhr er mit Andrea nach Hause um sich auch etwas auszuruhen. Er würde gleich morgen früh wieder zu Ben ins Krankenhaus fahren, er wollte nicht, das sein Partner sich allein gelassen fühlte. Sein Freund brauchte ihn jetzt, das musste auch die Krüger verstehen.

    Nach einer kurzen Dusche, kuschelte er noch mit seiner Herzensdame und war dann schnell eingeschlafen. Doch der Schlaf war ihm anscheinend nicht vergönnt! Kaum eingeschlafen, klingelte unbarmherzig sein Handy. Semir brauchte einen Moment bis er registrierte, wer da am anderen Ende der Leitung war.

    „Herr Gerkhan, es tut mir leid, dass ich sie mitten in der Nacht wecke, aber sie sagten wenn etwas mit Ben Jäger sei, soll ich sie sofort anrufen.“ Semirs Atem stockte! Ging es Ben so schlecht?

    „Was ist passiert?“ Seine Stimme war nur ein Flüstern.

    „Ihr Kollege ist spurlos verschwunden und eine Kollegin von uns, Frau Samantha Held, wird ebenfalls vermisst.“

    Völlig verwirrt und panisch erklärte er Andrea was passiert war und fuhr viel zu schnell ins Krankenhaus. Während der Fahrt informierte er seine Chefin und bat Susanne die Spurensicherung ins Marienkrankenhaus zu schicken.


    ***********


    „Die Ware ist angekommen“, berichtete Josef stolz und küsste sie innig.

    „Leider ist uns so eine kleine Krankenschwester in die Quere gekommen und wir mussten sie mitnehmen.“

    „So ein Mist wie konnte das passieren, jetzt haben wir noch einen Zeugen“, bellte ihn Jessica mit zornigem Gesicht an. Josef versuchte sich aus der Situation rauszureden.

    „Vielleicht ist es gar nicht so schlecht eine Krankenschwester bei ihm zu haben, denn wenn ich mit ihm fertig bin, wird er diese bestimmt brauchen.“

    Er glaubte, ein kleines triumphierendes Grinsen über ihr Gesicht huschen zu sehen und hegte Hoffnung, sich nun endlich an diesem Mann rächen zu können.

    „Na dann will ich mal nicht so sein und du bekommst bevor ich mich ihm zeige, ein bisschen Vorlaufzeit für deine Rache. Beherrsche dich aber bitte, wir brauchen ihn noch!“

    „Du kennst mich leider nur zu gut, mein Schatz. Ich werde unsere Mission auf keinen Fall gefährden, du kannst dich auf mich verlassen. Aber er wird so leiden, dass er sich wünscht sterben zu dürfen.“


    Unterdessen hatte sich Sammy wieder etwas gefasst und begann Ben vorsichtig zu untersuchen. Sie wollte ihm nicht noch mehr weh tun und so zog sie langsam sein T-Shirt hoch, welches sich schon tief rot verfärbt hatte.

    Sie ahnte schlimmes, „Ben, deine Bauchwunde von dem Unfall ist wieder aufgegangen und hat sich etwas entzündet, aber wir bekommen das hin.....“, versuchte sie ihn zu beruhigen.

    „Das wird jetzt etwas wehtun, aber ich muss versuchen die Blutung zu stoppen“. Leider lagen neben der offenen Bauchwunde, zwei gebrochene Rippen und es würde ihm höllische Schmerzen bereiten, die Blutung mit einem Druckverband einzudämmen.

    Ben schaute sie noch immer wie in Trance an und nickte nur kurz um ihr zu signalisieren, dass er bereit war. Mit geübten Handgriffen zauberte sie aus ihrem Unterhemd und seinem T-Shirt einen passablen Druckverband.

    „So das müsste fürs erste reichen“, stellte sie sichtlich erleichtert fest. Ben hatte sich vor lauter Schmerzen die Lippen blutig gebissen und lag nun völlig erschöpft mit seinem Kopf auf ihrem Schoß.

    „Bitte versuche noch ein bisschen zu schlafen, damit du wieder zu Kräften kommst, die wirst du bestimmt noch brauchen“. Ohne große Worte kuschelten sie sich aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen und waren beide schnell eingeschlafen.

  • Nach der Ankunft im Krankenhaus, versuchte Semir herauszufinden was passiert war. Der Arzt welcher ihn telefonisch informiert hatte, dass Ben verschwunden war, zerstörte im Handumdrehen seine Hoffnung auf einen Hinweis, zum Verbleib seines Partners. Es war doch nicht möglich, dass tatsächlich niemand etwas gesehen hatte.

    Semir hoffte nun auf die Spurensicherung und nahm Hartmut ins Gebet, dass er sich anstrengen sollte, schließlich ginge es um Ben. Nachdem er im Krankenhaus nichts mehr ausrichten konnte, fuhr er in die PAST, denn an Schlaf war nun eh nicht mehr zu denken. Auch Susanne und die Chefin waren schon bei der Arbeit, jetzt galt es so schnell wie möglich Ben zu finden. Doch so wie es aussah, hatten sie keine Spur! Es gab nicht den kleinsten Anhaltspunkt, mit dem sie einen Ansatz fanden um zu ermitteln.

    Semir fühlte sich schon wieder so unendlich hilflos! Warum musste er schon wieder um das Leben seines Partners bangen? Warum immer Ben, es war diesem nicht vergönnt zur Ruhe zu kommen.

    „Partner wo bist du? Ich verspreche dir, dass ich dich finden werde und wenn es das letzte ist was ich tue!“


    Josef Van der Gochen war schon voller Vorfreude, seinem Erzfeind endlich einen ehrenvollen Empfang zu bereiten. Hierzu musste er sich allerdings noch etwas vorbereiten. Ein sadistisches Grinsen zeichnete sich in seinem Gesicht ab und er öffnete einen Koffer in dem sich allerhand böse Spielsachen, für böse Jungs befanden. Er hatte extra für seinen Besuch ein Zimmer eingerichtet, in dem er ungestört mit ihm arbeiten konnte.

    Gerade als er seinen Handlangern den Befehl geben wollte, Ben zu holen, stand Sascha in der Tür und schaute sich fasziniert um.

    „Ich möchte dabei sein und sehen, wie der Mann leidet, der meinen Vater und unsere Firma auf dem Gewissen hat.“ Josef sah den Bruder seiner Verlobten an und konnte ihm diese Bitte nicht verwehren. In dessen Blick lag so viel Enttäuschung, Wut und Hass und wenn er es geschickt anstellte, konnte er aus diesen unübersehbaren negativen Schwingungen des Guillard Sprössling, vielleicht sogar einen Profit ziehen. Sascha hatte durch Ben Jäger eine sichere Zukunft in Reichtum und Unbeschwertheit verloren. Jetzt musste er sich, zusammen mit seiner Schwester, eine neue Existenz aufbauen.


    Als sie zusammen mit den Schlägertypen den Kellerraum betraten, geschah etwas, mit dem Josef absolut nicht gerechnet hatte.

    Sascha betrat den Raum als Erster und starrte völlig entsetzt, auf die am Boden eng umschlungenen Gefangenen. Wie als wäre bei ihm eine Sicherung durchgebrannt, rannte er auf die Zwei zu und zerrte den noch schlafenden Ben von der Frau weg. Dann begann er wie von Sinnen auf ihn einzutreten.

    Ben hatte keine Zeit sich zu orientieren. Als er seine Augen öffnete, wurde er grob von Sammy weggezogen und sogleich explodierte an unzähligen Stellen auf seinem Körper, ein unbarmherziger Schmerz. Ein ihm völlig unbekannter Mann, trat wutentbrannt auf ihn ein. Zuerst traf dieser ihn in der Flanke und sofort durchfuhr sein rechtes Bein ein gnadenloser Schmerz, um dann mehrere Tritte auf seinen Brustkorb zu kassieren. Schützend legte Ben seine Hände auf die Bauchwunde und seine gebrochenen Rippen, dadurch war sein Kopf schutzlos den unbarmherzigen Tritten seines Angreifers ausgesetzt. Ein schrecklichen Knacken in seiner Nase, ließ keine Zweifel übrig, dieser Typ hatte ihm gerade seine Nase gebrochen. Ben begann vor Schmerz zu schreien und plötzlich war der Spuk vorbei. Zwei bullige Typen hielten seinen Angreifer fest und ein anderer Mann redete beruhigend auf ihn ein.

    „Ich werde es dir zeigen du Scheißkerl, du bist der Kerl der mir damals meine Verlobte genommen hat...du...du bist ein toter Mann.. und du wirst ganz langsam verrecken“, schrie dieser, bevor ihn die zwei Männer, aus dem Kellerraum zerrten.


    Die Tür schloss sich und Ben und Sammy waren wieder allein. Schnell war Sammy bei Ben und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken. Ein leises Stöhnen entwich seinem Mund und seine Atmung ging stoßweise und hektisch. Aus seiner Nase flossen Unmengen seines roten Lebenssafts und seine Lippen waren aufgeplatzt.

    „Oh mein Gott Ben, das wollte ich nicht.. das ist alles meine Schuld... er wird dich meinetwegen töten“, weinte sie und konnte sich nicht mehr beruhigen. Sanft strich Ben ihr über die Wange und streifte mit seinen Fingern eine Träne weg.

    „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr, wer ist der Kerl....ich habe ihn noch nie gesehen“? Ben schaute Sammy fragend an.

    „Das war Sascha, er..er ist mein Ex-Verlobter,....Ben ich habe ihn damals, nachdem wir uns getroffen haben, verlassen. Ich habe mich in dich verliebt und gleichzeitig gemerkt, dass ich noch nie so für Sascha empfunden habe, wie für dich. Auch nachdem du unserer Liebe keine Chance geben wolltest ......wußte ich, dass er nicht der Mann war mit dem ich alt werden möchte“, schluchzte sie.

    Ben tat es in der Seele weh, sie so zu sehen. Unter Schmerzen stützte er sich ab und kam zum Sitzen, zärtlich nahm er sie in den Arm und drückte sie an sich. Was hatte er nur getan? Er hatte damals nur an sich gedacht. Es war für ihn unvorstellbar, dass sie damals ihr ganzes Leben aufgegeben hatte, nur weil sie sich in ihn verliebt hatte. Wie konnte er nur so egoistisch handeln.

    „Es tut mir so leid Sammy...ich ...wollte dich ...doch nicht unglücklich machen, wollte nicht dass du dich mit einem total kaputten ........Typen abgeben musst. Ich dachte ........du hast eine perfekte und glückliche Beziehung“, brachte er unter größter Anstrengung hervor.

    „Ben, ich hatte noch nie ein perfekte Beziehung, erst recht nicht mit Sascha. Du hast mir damals gezeigt, was es heißt für andere da zu sein. Du hast dein Leben für andere riskiert und bist daran fast selbst zerbrochen. Ich hätte dir aus diesem Tief gerne geholfen, aber du hast mich nicht gelassen. Ich war sehr verletzt, Ben ich liebe dich noch immer und ich ertrage es nicht, wenn du schon wieder leiden musst. Das hast du nicht verdient!“

    Nach diesen Worten war es völlig um Ben geschehen, Tränen bahnten sich den Weg über sein blutverschmiertes Gesicht und er hauchte ihr einen scheuen Kuss auf ihre erhitzte Wange. Dann waren alle Worte gesprochen, völlig erschöpft glitt Ben in die Arme der blonden Krankenschwester und genoß ihre Wärme und ihre Nähe. Schon lange hatte er sich nicht mehr so geborgen bei einer Frau gefühlt, wie bei Sammy. Selbst die aussichtslose Situation in der sie sich befanden, tat diesem Gefühl keinen Abbruch.

    „Warum“? Dachte sich Ben.

    „Warum, war es ihm nicht vergönnte glücklich zu sein?“

  • „Bist du völlig übergeschnappt, Sascha, Mensch was war denn das? Du bist ja völlig ausgetickt!Wenn du dich nicht im Griff hast, werde ich das Ganze alleine durchziehen. Hast du mich verstanden?“ Josef war völlig außer sich. Hatte er sich doch schon so auf diesen Bullen gefreut und nun hatte dieser kleine Bastard ihm alles versaut.

    Sascha hatte sich wieder etwas beruhigt und versuchte sich nun gegenüber Josef zu erklären.

    Die Wut des Guillard Sprössling auf diesen Mann, wuchs gerade ins Unermessliche und nachdem Van Gochen nun wußte, wer die zweite Geisel war, konnte dieser, Sascha durchaus verstehen.

    „Du bekommst deine Chance dich an ihm zu rächen, das verspreche ich dir. Aber wenn du ihn umbringst, wird dich mit Sicherheit deine Schwester umbringen. Das kannst du mir glauben. Aber wir brauchen ihn noch als Druckmittel gegen die Bullen, also halte dich vorerst zurück. Mehr musst du vorerst nicht wissen.“

    Für heute hatte der Bulle genug, was für ein Glück, dass er seine Krankenschwester gleich dabei hatte. Sie würde ihn bis morgen bestimmt wieder flott machen. Er befahl seinen Handlangern, den zwei Geiseln etwas Wasser und Brot und ein Erste-Hilfe-Set zu bringen.

    Als Jessica von Josef erfuhr, was heute vorgefallen war, konnte sie ihre Verärgerung schwerlich verbergen. Sie kannte Sammy schon lange und mochte sie ganz gern, aber auch ihre Fast-Schwägerin konnte sich ihr nicht in den Weg stellen. Wenn es an der Zeit war, machte sie sich darüber Gedanken, was mit Sam passieren sollte. Der Hass auf diesen Bullen wuchs nun auch bei ihr noch weiter an, da Ben ihrem kleinen Bruder nun auch noch die Frau seines Lebens ausgespannt hatte. Sascha war damals am Boden zerstört und sie hatte sehr lange gebraucht, um ihn aus diesem Tief wieder heraus zu holen. Die Trennung von Sammy und der Tod ihres Vaters waren damals einfach Zuviel für ihren sensiblen Bruder.


    Als sich die Türe ihres kalten Gefängnisses abermals öffnete, schob Ben seine Sammy instinktiv hinter sich und war bereit sich seinen Geiselnehmern zu stellen. Doch diese öffneten die Tür nur einen Spalt und stellten einen Korb ab, dann wurde die Tür wider verriegelt.

    Erleichtert atmete Ben durch und war schlagartig hellwach. Die zierliche Krankenschwester öffnete nun ebenfalls ihre Augen und sah sich erschrocken um.

    So hatte sie sich das Wiedersehen mit diesem gut aussehenden Polizisten wahrlich nicht vorgestellt. Sie wusste jetzt zwar, dass Ben sie noch liebte, jedoch könnte ihnen dies, in Anbetracht der Lage, durchaus zum Verhängnis werden. Besorgt begutachtete sie Bens Blessuren von dem Angriff ihres Ex-Verlobten. Dessen Gesicht, schimmerte im Schein des Dämmerlichts, gespenstisch blass. Wie ein Häufchen Elend saß dieser an die kalte Wand gelehnt und atmete schwer.

    In dem bereitgestellten Korb befanden sich eine Wasserflasche, etwas trockenes Brot und Verbandsmaterial.

    Vorsichtig begann sie mit dem Wasser Bens offenen Wunden auszuwaschen und zu verbinden. Die Bauchwunde machte ihr besonders Sorgen, da sich diese schon leicht entzündet hatte. Die zahlreichen Hämatome bereiteten Ben große Schmerzen, jedoch hatten diese Typen kein Mitleid mit diesem, denn bei dem Erste-Hilfe-Set konnte Sammy kein Schmerzmittel finden. Nachdem Sammy alle Wunden versorgt hatte, lag Ben völlig geschafft auf ihren Oberschenkeln und versuchte seiner Schmerzen Herr zu werden. Durch seine Nase bekam er kaum noch Luft, da diese von dem Schlag angeschwollen war. Gebrochen war sie wahrscheinlich nicht, aber angeknackst auf jeden Fall.


    In Bens Kopf arbeitete es unaufhörlich, er war sich ziemlich sicher, dass nicht der Ex-Verlobte von Sammy der Grund für ihre Entführung war. Somit begann er, Sammy gezielt über Sascha und ihre Beziehung mit diesem, auszufragen. Sie erzählte ihm wie sie sich kennengelernt hatten und in welchen Familienverhältnissen dieser lebte. Sam berichtete ihm, von der Firma dessen Vaters und dem Tod des ehrenwerten Graf Guillard. Allmählich wurde Ben klar, dass die Frau auf der Autobahn, tatsächlich Jessica war. Und da er diesen Unfall überlebt hatte, musste Jessy ihn so schnell wie möglich zum Schweigen bringen. Bei seiner Entführung kam ihnen jedoch Sammy in die Quere und somit nahmen sie die Ahnungslose einfach mit. Natürlich wußten die Entführer nicht, wen sie da mit entführt hatten und erst Sascha klärte dies durch seine Attacke auf ihn auf. Das ihr Ex-Verlobter ausgerechnet der Sohn von dem Mann war, den Ben ruiniert und auf dem Gewissen hatte, war einfach ein dummer Zufall.

    Auch wenn er die Zusammenhänge nun kannte, machte dies ihre Lage nicht besser. Sowohl Jessica, als auch Sascha, sannen auf Rache und diese würde er mit Sicherheit bald zu spüren bekommen. Resigniert dachte er an Semir, warum hatte er ihn nicht doch noch angerufen und von Jessica erzählt? Wie sollte sein Partner sie jemals finden? Semir hatte nicht den kleinsten Anhaltspunkt, aber er wusste, dass sein Freund niemals aufgeben würde ihn zu suchen, da war er sich zu einhundert Prozent sicher. Erschöpft biss er von dem alten Brot ab und würgte es mit etwas Wasser hinunter. Er durfte jetzt nicht aufgeben, schon allein wegen Sammy musste er kämpfen, denn wegen ihm, war seine Freundin erst in diesen Schlamassel reingerutscht.

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  • Hey, ihr da draußen. Würde mich sehr über ein Feedback von euch freuen ?

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    Semir versuchte, zusammen mit seinen Kollegen der PAST, einen Anhaltspunkt über den Aufenthaltsort von Ben und der verschwundenen Krankenschwester zu finden. Entweder hatte diese Samantha Held etwas mit der Entführung von seinem Freund zu tun oder sie war da zufälligerweise mit reingerutscht. Hartmut hatte rein gar nichts gefunden. Der Täter musste Handschuhe getragen haben, denn es gab keinerlei verwertbaren Fingerabdrücke. Die Entführung wurde äußerst professionell durchgeführt, selbst die Videokameras im Hof der Rettungswägen und in der Notaufnahme, wurden manipuliert.

    Da Semir keinen besseren Plan hatte, bat er Susanne, alles über Samantha Held in Erfahrung zu bringen. Schnell hatte er alle Adressen von ihrer Familie auf seinem Platz liegen und er beschloss, mit den Eltern anzufangen.

    Als er an dem kleinen Häuschen der Familie Held ankam, öffnete ihm eine gepflegte gut aussehende Dame, er schätzte sie auf Anfang Fünfzig.

    „Gerkhan, Kripo Autobahn, sind sie Frau Held die Mutter von Samantha Held?“ Sie bejahten die Frage und bat den Polizisten freundlich ins Haus herein.

    „Was ist den passiert, ist etwas mit Sammy?“ Fragte sie etwas irritiert.

    „Frau Held, ihre Tochter wird seit heute Nacht vermisst und wir versuchen herauszufinden, was passiert ist.“

    Entsetzt setzte sich Frau Held und versuchte die Fassung zu bewahren. Semir erklärte ihr, was letzte Nacht passiert war und dass die Kriminalpolizei auf ihre Mitarbeit angewiesen war, um deren Tochter und Ben Jäger zu finden.

    Als Semir, den Namen Ben Jäger erwähnte wurde Frau Held hellhörig. Ihre Tochter hatte sich vor ein paar Monaten, im Krankenhaus, in einen Ben Jäger verliebt. Jedoch wies dieser sie ab, weil er an einem Einsatz zu knabbern hatte und Sammy damit nicht belasten wollte.

    „Sammy war damals am Boden zerstört und löste trotz der Trennung von Ben Jäger ihre Verlobung mit Sascha“. In Semir keimte ein Funke Hoffnung auf.

    „Wie ist denn der Name dieses Ex-Verlobten, Frau Held?“

    „Sascha und Sammy waren schon 5 Jahre ein Paar, sie wollten dieses Jahr heiraten. Sascha ging bei uns ein und aus, er war wie ein Sohn für uns. Sein Vater war der Unternehmer Graf Guillard, er wurde bei einem Polizeieinsatz erschossen, da er wohl nicht nur Geschäfte mit Immobilien gemacht hatte.“ In ihrer Stimme schwang eine ordentliche Portion Enttäuschung mit und Semir konnte heraushören, dass sie nicht begeistert war von der Entscheidung ihrer Tochter.

    Diesen Graf Guillard kannte er nur zu gut, wegen diesem musste Ben bei dem Undercover-Einsatz fast sein Leben lassen. Semir bedankte sich bei Frau Held und versprach ihr, dass er nichts unversucht lassen würde, um ihre Tochter zu finden.

    Wieder in der PAST berichtete Semir seiner Chefin was er über Samantha Held herausgefunden hatte und wo sie nun weitermachen sollten. Da es schon spät war, wurde Semir von Kim Krüger nach Hause geschickt. Unter Protest verließ er dann aber doch die PAST und fuhr zu seiner Familie nach Hause.


    Für Ben war der Tag jedoch lange noch nicht zu Ende. Völlig erschöpft und unter starken Schmerzen, hatte er endlich etwas Schlaf gefunden, als er schon wieder hochschreckte, weil die schwere Kellertür lautstark geöffnet wurde. Zwei bullige Typen und ein gruseliger Zeitgenosse, welchen er als rechte Hand von Graf Guillard wieder erkannte, betraten ihr kaltes Gefängnis. Mit schnellen Schritten waren die zwei Schläger bei Ben und Sammy und zogen den Verletzten an den Haaren auf die Beine. Der junge Mann unterdrückte einen Schmerzenslaut und begann sich im Griff der Zwei zu winden.

    „Was wollt ihr Vollidioten von uns, ........lasst mich sofort los .......ihr feigen Schweine....zu zweit seid ihr stark.“ Brüllte er die Kolosse an und begann sich zu wehren. Dabei trat er unkontrolliert nach allen Richtungen aus, in der Hoffnung einen Treffer zu landen. Doch ein spitzen Schrei beendeten seine Verteidigungsversuche abrupt. Mit Entsetzen blickte Ben auf den dritten Mann, welcher seiner Sammy ein Messer an den Hals hielt. Sofort ließ Bens Gegenwehr nach und er ließ sich freiwillig, von den zwei Handlangern, aus dem Keller führen. Der Eine drehte ihm seinen Arm auf den Rücken und Ben konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Rüde wurde er in einen merkwürdigen Raum gezogen, welcher seinen Atem stocken ließ. Von der Decke hingen dicke Eisenketten herab, an denen ihn, der größere der zwei Handlanger, festmachte. Danach zogen sie ihn soweit hoch, dass er gerade noch mit den Fußspitzen den Boden berühren konnte. Seine Schultergelenke begannen sich augenblicklich schmerzhaft zu rächen und die Fesselung um seine Handgelenke schnitten sich unbarmherzig in seine Haut.

    Es dauerte nicht lange und Josef Van der Gochen tauchte in dem Raum auf.

    Ja so hieß dieser Kerl.

    Ben konnte sich noch gut an diesen Schlächter erinnern. Van der Gochen war die rechte Hand des ehrenwerten Graf Guillard. Er hatte oft genug mitbekommen, wie dieser, völlig ohne Skrupel, die Drecksarbeit für den Grafen erledigte. Einmal hatte er sogar einen Mann zu Tode gefoltert, nur um an Informationen zu kommen, welche für einen Deal von Nöten waren. Danach hatte er lautstark damit geprahlt.

    Er mochte sich gar nicht vorstellen, was dieser mit ihm anstellen würde. Schließlich hatte er nicht nur dem Grafen geschadet, sondern auch ihm. Van der Gochen war ihnen damals entwischt, man munkelte, dass er sich in die Schweiz abgesetzt hatte, um von dort aus zu retten was noch zu retten war. Nach den Gerichtsverhandlungen wurde der Fall an die Kripo Schweiz abgegeben.

    „Man sieht sich immer zweimal im Leben!“ Dieser begrüßte Ben gleich mit einem fiesen Faustschlag in den Magen.

    „Bei dir hätte ich nur zu gerne....darauf...verzichtet“, versuchte Ben hustend zu kontern. Doch dies brachte ihm nur einen weiteren Schlag, auf seine ohnehin schon lädierten Rippen, ein. Gequält presste er seine Lippen fest aufeinander, er würde seinem Geiselnehmer nicht die Genugtuung geben und schreien, obwohl der Schmerz, welcher ihn gerade übermannte, unerträglich war.

    „Du warst schon damals ein harter Hund, aber wir werden dich schon weich klopfen. Du bist Schuld an allem, du hast alles kaputt gemacht und nun wirst du dafür bezahlen!“ Angewidert spuckte Josef ihm diese Drohung ins Gesicht. Dann trat ein hämisches Grinsen auf seine Lippen und dieser sprach das aus, was er schon befürchtet hatte.

    „Zudem hast du dir noch einen unberechenbaren Feind gemacht, indem du unserem lieben Sascha seine Verlobte ausgespannt hast.“

    „Bitte lasst Samantha gehen, sie hat nichts damit zu tun“, flehte er Van der Gochen an.

    In diesem Moment kam Sascha hinter der Türe hervor und blickte sein Opfer hasserfüllt an.

    „Nein, mein Guter! Sammy wird schön bei uns bleiben........sie wird zusehen müssen, wie ihr Geliebter, langsam und qualvoll sterben wird.“ Sascha trat nun ganz nah an Ben heran und zog eine kleine Gerte hinter seinem Rücken hervor.

    Als der erste Schlag auf Bens Oberkörper einschlug, versuchte er den Schmerz nicht laut hinauszuschreien. Immer und immer wieder und mit immer lauter werdendem Lachen, dass sich eher wie ein Grunzen anhörte, schlug der Guillard-Spross zu. Jeder weitere Schlag, ließ Bens Haut aufplatzten und Blut bildeten etliche Rinnsale, hinab zu Bens Hosenbund. Nach dem sechsten Schlag, konnte er einen Schmerzenslaut nicht mehr unterdrücken. Er wünschte sich nur noch, dass dieser Wahnsinnige aufhören würde.

    Erst als Ben kraftlos in den Ketten hing, ließ Sascha von ihm ab. Josef nahm Bens schlaff herabhängenden Kopf und schob sein Kinn hoch, so dass er ihm in seine eiskalten Augen sehen konnte.

    „Jetzt bist du nicht mehr so vorlaut, du Verräter und das war erst der Anfang! Du wirst mich noch anflehen, dich endlich zu erlösen. Das verspreche ich dir!“ Mit dessen drohenden Worten, kehrte wieder etwas Kampfgeist in Bens gequälten Körper zurück und so trat er seinem Peiniger kraftvoll zwischen die Beine. Der Tritt hatte gesessen und Josef ging jaulend in die Knie. Fast im selben Moment bereute Ben auch schon sein unüberlegtes Handeln.

    „Das wirst du mir büßen, du kleiner Bastard“, schrie dieser ihn an und begann sogleich, wutentbrannt auf den wehrlosen Ben einzuschlagen.


    Dieses Mal war es Sascha, der ihn zurück hielt und ihn von dem zwischenzeitlich ohnmächtigen Polizisten wegzerren musste.

    „Hey, nicht, du bringst ihn noch um, wir wollen doch noch ein Weilchen unseren Spaß mit ihm haben“, sprach Sascha beruhigend auf ihn ein. Mit einem Handzeichen signalisierte er seinen Handlangern, dass sie Ben zurückbringen sollten. Der Eine löste Bens Handfesseln so, dass Ben ungebremst auf dem Boden aufschlug, doch von all dem bekam dieser nichts mehr mit. Brutal wurde der Polizist an den Armen gepackt und zurück in sein Verließ gebracht.



  • Nach einer gefühlten Ewigkeit ging endlich die Tür ihres Gefängnisses auf und die zwei Schlägertypen zerrten den bewusstlosen Ben zur Mitte des Raumes und ließen ihn achtlos fallen. Nachdem die Türe wieder verschlossen war, stürmte Sammy zu ihrem geliebten Ben.

    „Oh mein Gott Ben, was haben sie mit dir gemacht“, schluchzte sie den Tränen nahe. Sie musste jetzt die Ruhe bewahren und versuchte Ben durch sanftes Tätscheln auf die Wangen, wach zu bekommen. Mit zittrigen Händen untersuchte sie seine blutigen Wunden und zögerte nicht diese mit dem verbliebenen Wasser, sanft zu reinigen. In diesem Moment war sie fast dankbar, dass Ben noch nicht wieder bei Bewusstsein war, so musste sie ihm wenigstens nicht noch weitere Schmerzen zufügen.


    Langsam kehrte Ben in die schmerzhafte Realität zurück und er wünschte sich sofort wieder in die erlösende Bewusstlosigkeit zurück. Ein unbändiges Feuer tobte in seinem Körper und er hatte das Gefühl, dass er gleich verglühen würde. Die ihm von Sascha zugefügten Striemen, brannten wie die Hölle und er stöhnte leise auf als er sich versuchte aufzusetzen. Sammy half ihm sich an die Wand zu setzten und erst jetzt sah sie, wie schlecht die Verfassung des Verletzten war.

    „Mir ist so schlecht.......“, brachte er gerade noch hervor und schon erbrach er sich auf den Boden. Nachdem aus dem Gepeinigten nur noch Galle kam, wechselten sie die Seite, um ein wenig Abstand zwischen sich und dem üblen Geruch zu bringen. Ben liefen von der Würgerei die Tränen über die Wangen und die Kontraktionen des Magens machten den Schmerz in der Rippengegend unerträglich.

    „Es tut mir so leid.....bitte ich wollte das nicht....“, fing er an sich zu entschuldigen, für Sammy war es schrecklich ihn so zu sehen. Ihr Herz blutete und sie nahm ihn zärtlich in die Arme und redete sanft auf ihn ein. Nach und nach hatte sich ihre große Liebe wieder etwas beruhigt und als sie behutsam seinen Kopf auf ihren Schoß bettete, fiel er in einen unruhigen Schlaf. Was konnte sie nur tun, damit diese Verbrecher ihn in Ruhe ließen? Sammy schwor sich, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Ben vor den Grausamkeiten ihres Ex Freundes zu beschützen.


    Nachdem Jessica den Deal mit einem millionenschweren Waffenhändler in die Wege geleitet hatte, war sie guter Dinge, dass sie ihren Joker nicht ziehen musste. Die Polizei tappte, was dies anging noch völlig im Dunkeln, wie sie aus sicherer Quelle erfahren konnte. Jedoch begann dieser Kollegen von ihrem Gefangenen rumzuschnüffeln und sie wusste, dass Semir Gerkhan nicht aufhören würde zu suchen, bis er Ben Jäger gefunden hatte.

    In einer Woche konnte noch viel passieren und sie musste aufpassen, dass ihr Verlobter und ihr Bruder es mit ihrer Geisel nicht übertrieben. Vielleicht bräuchten sie ihn noch als Druckmittel gegen die Polizei. Sie hatte sich die Videoaufnahmen mit Genugtuung angeschaut und war sogar etwas enttäuscht, dass sie nicht live dabei sein konnte. Jetzt war es langsam an der Zeit ihrem Gast persönlich „hallo“ zu sagen, um ihm klar zu machen, dass sein Leben keinen Cent mehr wert war. Sie scheute jedoch das Zusammentreffen mit ihrer Beinah- Schwägerin und beschloss die erste Begegnung in Josefs Kammer stattfinden zu lassen.

    Für heute hatte Ben Jäger jedoch genug gelitten und sie gönnte ihm erst einmal eine Verschnaufpause. Somit beauftragte sie ihre Handlanger, die Sauerei im Keller zu reinigen und den Gefangenen, Wasser und etwas zum Essen zu bringen. Zudem gewährte sie ihnen ein paar Decken und eine alte ausrangierte Matratze.


    Erschrocken zuckte Sammy zusammen als die Türe mit einem lauten Knarren geöffnet wurde. Sie war zu allem bereit und wollte Ben mit ihrem Leben schützen. Die Muskelprotze beachteten sie jedoch gar nicht, sie wischten ohne ein Wort zu sagen das Erbrochene von Ben weg, warfen eine alte Matratze und ein paar Decken auf den Boden und stellten einen Korb mit Wasser und Brot hin. Dann waren sie wieder verschwunden. Erleichtert atmete die zierliche Krankenschwester aus, legte die Matratze in eine Ecke des Kellers und breitete eine halbwegs saubere Decke über der modrigen Matratze aus. Vorsichtig weckte sie Ben, indem sie ihm sanft über das geschundene Gesicht streichelte.

    „Ben, komm schon, du musst von dem kalten Boden weg!“ Dieser sah sie völlig verwirrt und desorientiert an. Besorgt fasste sie ihm an die Stirn, wobei sich ihre Befürchtungen bestätigten. Diverse Verletzungen hatten sich entzündet und er hatte Fieber. Mit vereinten Kräften schaffte es Ben auf die Beine und wankte gestützt von seiner Sammy zu der Matratze. „Das ist ja wie im Paradies, …im Vergleich zu dem harten Boden. Die wollen uns …wahrscheinlich bei Laune halten, damit sie auch .......Morgen noch was von uns haben.......“, vermutete Ben mit schmerzverzerrtem Gesicht. Die paar Meter hatten ihn all seine Kraft gekostet, so brauchte er nicht im Entferntesten an eine Flucht denken. Sie teilten das Brot und tranken sparsam von dem Wasser. Bei Ben zog sich sofort wieder der Magen zusammen und er musste sich konzentrieren, dass er sich nicht gleich wieder übergab.

    Sie durften jetzt die Hoffnung nicht aufgeben, Ben wusste, dass Semir bestimmt schon alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte um ihn zu finden. Mit diesen Gedanken kuschelte er sich an seine Freundin und fiel völlig geschafft von den Schmerzen und dem Fieber, in einen unruhigen Schlaf.

  • Semir schreckte auf, als sein Handy anfing zu klingeln. Er musste sich erst einmal orientieren und stellte fest, dass er über seinem Schreibtisch in der PAST eingeschlafen war.

    „Herr Gerkhan wir haben einen Toten auf dem Rastplatz Königsforst gefunden, es handelt sich hier um einen gewissen Sebastian Umbolz.“ Dieser Umbolz war der Krankenpfleger, welcher ebenfalls seit der Nacht in der Ben entführt wurde, verschwunden war. Ermittlungen wurden schon eingeleitet, bisher jedoch ohne Erfolg.

    Auch von dem jungen Pfleger fehlte bis dato jegliche Spur und nun wurde auch dieser Zeuge oder vielleicht auch Komplize, mundtot gemacht. Schnell war Semir vor Ort und war schockiert über die Brutalität dieser Leute. Sebastian Umbolz wurde bestialisch mit einem Messer hingerichtet, genaueres würde Semir vom Pathologen erfahren. Ihm wurde schlagartig klar, dass mit diesen Leuten nicht zu spaßen war und Ben war in den Fängen dieser Schlächter.

    Er würde noch einmal mit den Kollegen vom LKA Hamburg sprechen, vielleicht gab es einen Zusammenhang zwischen der zerschlagenen Organisation des Grafen Guillard und diesen neu aufkeimende Geschäften, wovon die LKA Beamten gesprochen hatten.

    Die Kollegen vom LKA ließen Semir alle gesammelten Beweise und Erkenntnisse umgehend zukommen. Diese hatten aus einer absolut sicheren Quelle erfahren, dass es in circa einer Woche, einen großen Coup geben wird, mit eben dieser neu aufgebauten Organisation und einem skrupellosen Waffenschieberring. Schon am nächsten Tag hatte Semir über seinen Informanten etwas über diesen Supercoup in Erfahrung gebracht, nichts ahnend was er dadurch in Bewegung gesetzt hatte.


    Wütend drückte Jessica den Knopf an ihrem Handy und versuchte sich erst mal zu beruhigen. Dieser kleine Scheissbulle war ihnen tatsächlich auf die Spur gekommen, ihr gekaufter LKA Mann hatte sie soeben informiert. Sie durfte so kurz vor dem Geschäft ihres Lebens, nichts mehr riskieren und musste nun schnell handeln. Wenn der Deal platzten würde, war die Organisation endgültig am Ende und sie würden in diesem Geschäftszweig, kein Bein mehr auf den Boden bekommen. Dann wäre ihr Ruf auf ewig ruiniert.

    Aber soweit konnte sie es nicht kommen lassen und gleich morgen würde sie diesem kleinen Türken zeigen, dass wenn er sich aus ihren Geschäften nicht raushielte, sein Partner nur noch Vergangenheit sein würde.

    Es war Zeit für eine kleine Inszenierung, in dem Ben Jäger die Hauptrolle spielen würde. Morgen durfte auch sie mit diesem miesen Verräter etwas Spaß haben und gleichzeitig würden sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. In ihren Phantasien malte sie sich aus, welche Grausamkeiten sie diesem zuteil werden ließe. Ben Jäger würde bald um sein erbärmliches Leben betteln. Angeheizt von diesen wie sie fand, etwas perversen Gedanken, ging sie mit Josef ins Bett und ihre leidenschaftlich Liebe wurde angeheizt, von der Vorfreude auf Morgen.


    Die weiche Matratze und die wärmenden Decken, hatten Ben in der vergangenen Nacht etwas Erholung gebracht. Als er begann sich zu strecken, blickte er direkt in diese wunderschönen blauen Augen, dieser so faszinierenden Frau. Ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab und er schwor sich abermals, alles zu tun, um dieses reizende Geschöpf vor allem Unheil zu beschützen.

    Leider musste er dies auch schon gleich in die Tat umsetzten, denn mit Getöse wurde die schwere Kellertür geöffnet. Allen voran kam Sascha in den Raum und steuerte mit schnellen Schritten auf das Paar zu. Da er heute Nacht wieder etwas Kraft geschöpft hatte, schob er gekonnte seine Sammy hinter sich und baute sich vor Sascha auf.

    „Wag es nicht sie anzufassen!“ Kam es drohend von dem jungen Polizisten. Doch Ben hatte keine Chance gegen Saschas brutalen Faustschlag in sein Gesicht und ging sogleich hart zu Boden, um sogleich von diesem Josef, wieder in die Höhe gezogen zu werden. Dieser drehte ihm den Arm auf den Rücken und rammte ihm das Knie in den Magen. Stöhnend krümmte sich Ben zusammen und wurde abermals an den Haare, in eine aufrechte Position gebracht. Ben musste husten und versuchte verzweifelt Luft in seine Lunge zu pumpen. Er hatte seine gesammelten Kräfte schon wieder komplett aufgebraucht, schlaff hing er in den Armen von seinem widerlichen Peiniger. Ein ungewolltes Stöhnen entwich seinem Mund, was Josef ein breites Grinsen entlockte. Mittlerweile war der Schmerz in der Rippengegend fast unerträglich. Er war jedoch nicht bereit sich kampflos zu ergeben, er musste seine Sammy beschützen, auch wenn es ihm noch mehr Qualen einbrachte.

    Mit einem fiesen Lachen, beugte sich Sascha zu seiner Ex-Freundin hinab und zog sie zu sich hoch, um sie gewaltsam zu küssen. Angewidert drehte sich Sammy von diesem weg und beschimpfte ihn mit Worten, die man hinter ihr gar nicht vermutet hätte. Ben entwich ein leises Lachen, welches Josef sofort mit einem heftigen Schlag auf seine Bauchwunde quittierte.

    „Du notgeiles dreckiges Stück Scheiße......“ fing Ben an zu brüllen, „fass sie noch einmal an und ich werde dich töten.....!“Für einen kurzen Augenblick war Josef so abgelenkt, dass es Ben gelang sich aus dessen Griff zu befreien, um dann mit erhobenen Fäusten auf Sascha loszugehen. Auch Sascha war so perplex, dass er gar nicht reagieren konnte. Mit nur einem Schlag brachte Ben, Sammys Ex zu Fall und schlug dann wie von Sinnen, auf diesen ein. Als Josef sich endlich wieder gefangen hatte, zog er den wütenden und wild um sich schlagenden Ben, von Sascha runter und setzte ihn mit einem brutalen Schlag in die Magengegend außer Gefecht. Zusammengekrümmt lag der ohnehin schon angeschlagene junge Mann, auf dem Boden und japste verzweifelt nach Luft. Sammy wollte ihrem geliebten Ben zu Hilfe eilen, wurde jedoch jäh von Sascha gebremst.

    „Jetzt reicht es mir aber...,“ brüllte der wütende Sascha, zog ein Messer aus der Tasche und hob es Sam an die Kehle. Auch Ben wurde von Josef wieder brutal zum Stehen gebracht und jetzt wurden seine Hände stramm mit einem Kabelbinder fixiert. Seinem Peiniger, machte es besonders viel Freude, die Fesselung so fest zuzuziehen, dass sogleich ein Rinnsal an Blut von seinen Handgelenken tropfte. Aus Bens Mund war jedoch wieder nur ein leises Stöhnen zu hören. Er wollte diesen Schlächtern keine Schwäche zeigen und ihnen auf keinen Fall die Genugtuung geben, dass er um Gnade bitten würde.

    Auf seiner Stirn hatten sich mittlerweile dicke Schweißperlen gebildet und er kämpfte bereits damit, im hier und jetzt zu bleiben.

    „So mein Freund, jetzt schau mal ganz genau hin was passiert! Deine kleine Freundin wird mich nämlich jetzt küssen und zwar mit der gleichen Leidenschaft, wie sie es früher auch getan hatte und du wirst uns schön dabei zuschauen.“ Ben hatte seinen Kopf abgewandt, da es ihm beim Anblick seiner leidenden Sammy fast das Herz zerriss. In ihren Augen spiegelte sich eine panische Angst, dennoch wußte er, dass sie ihn nicht gefährden würde. Doch die zierliche junge Frau, war auch nicht bereit kampflos aufzugeben. Wie eine Wildkatze wandte sie sich in dessen Armen.

    „So nicht ...meine Liebe.“ Sascha gab nun Josef ein kurzes Zeichen, so dass dieser, mit dem Knauf der Pistole, Ben mehrmals heftig auf seine Kniescheibe schlug. Der Schmerz welcher förmlich in ihm explodierte, ließen sein Bewusstsein langsam schwinden.

    „Schon gut, schon gut..... ich mach’s aber bitte tut ihm nicht noch mehr weh, lasst ihn in Ruhe, bitte...oh mein Gott ihr bringt ihn noch um, “ weinte Sammy verzweifelt. Josef zog Bens Kopf an den Haaren so hoch, dass er Sascha und Sammy sehen konnte. Sascha löste das Messer von ihrem Hals, zog sie zu sich heran und küsste sie nun leidenschaftlich, ohne dass diese sich ihrem Ex noch verweigerte.

    „Komm schon meine kleine Raubkatze... das kannst du doch viel besser!“ Ben sah wie seiner Freundin die Tränen aus den Augen schossen und sie schluchzend in die Knie ging. Er war so hilflos und musste mitansehen wie dieser Schnösel sie quälte und sie spielte mit. Sie tat es für ihn! Wie konnte jemand so grausam sein und Ben wusste dass dies erst der Anfang war. Diese Leute waren zu allem fähig, aber er musste stark bleiben für seine große Liebe, für Semir, für seine Familie und für seine Freunde. Dann wurde es langsam schwarz um ihn und er durfte endlich in die erlösende Bewusstlosigkeit driften.

  • Mit einem lauten Schrei wachte Semir aus einem Alptraum auf. Andrea war sofort zur Stelle und nahm ihn tröstend in die Arme. „Hattest du einen Alptraum, mein Schatz...“, fragte sie ihn vorsichtig. Sie wusste, dass die jetzige Situation ihrem Mann schwer zusetzte. Auch sie war sehr in Sorge wegen Bens Verschwinden und sie konnte ihn gut verstehen, denn der junge Heißsporn war auch ihr sehr ans Herz gewachsen und die letzten Monate waren für alle Beteiligten nicht leicht gewesen.

    Sie wollte sich nicht ausmalen was passierte, wenn Ihr türkischer Hengst seinen besten Freund nicht retten konnte. Die Beiden waren in den vergangenen Monaten sehr zusammengewachsen, als Team und als Freunde.

    „Warum immer Ben, er will immer für jeden das Beste, denkt nie an sich selbst, warum ist es so jemandem nicht vergönnt glücklich zu sein. Er hat doch schon genug gelitten. Andrea ich muss ihn schnell finden, aber wir haben keine Anhaltspunkte...ich weiß nicht in welche Richtung wir ermitteln sollen. Ich habe bei der Sache ein ganz schlechtes Bauchgefühl und wenn das Verschwinden von Ben tatsächlich mit dem alten Fall des Menschenhändlerrings zu tun hat, dann läuft uns die Zeit davon. Ich konnte zwar gestern über meinen Informanten etwas über den großen Deal der geplant ist in Erfahrung bringen, deswegen gibt es trotzdem noch keinen Hinweis darauf ob das Verschwinden von Ben etwas damit zu tun hat.“

    Nachdem Semir seine Gedanken von der Seele geredet hatte, fiel er noch für ein paar Stunden in einen traumlosen Schlaf. Er durfte jetzt nicht aufgeben und Morgen würde er dem Hinweis seines Informanten weiter nachgehen. Und er würde dem Ex-Verlobten der Krankenschwester einen Besuch abstatten.


    Vorsichtig wusch Sammy ihrem Freund die Spuren des letzten Martyriums aus seinem erhitzten Gesicht. Eine große Platzwunde zierte Bens Auge und seine Handgelenke waren von der engen Fesselung angeschwollen und mit Blut verkrustet. Sie traute sich kaum ihn anzufassen, denn die Hämatome an Bens Brustkorb waren mittlerweile tief schwarz verfärbt und mussten ihm höllische Schmerzen bereiten. Zudem waren einige der Striemen und seine Bauchwunde vom Unfall entzündet. „Ben bitte du musst aufwachen, du musst etwas trinken, du trocknest völlig aus“, versuchte sie Ben aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit zu holen.

    Als er langsam wieder in die Realität zurückkehrte, war er sehr erleichtert seine Sammy weitestgehend unversehrt zu sehen. Sie hatte am Hals, von Saschas Messer, einen kleinen verkrusteten Ritz, ansonsten schien es ihr gut zu gehen. Langsam richtete sich Ben auf und nahm ihr Gesicht in seine Hände, was sich durch die Fesselung etwas schwierig gestaltete und begann sie zärtlich mit Küssen zu bedecken. Der Schmerz in Bens Körper trat nun in den Hintergrund und Liebe und Geborgenheit traten an dessen Stelle. Diese fantastische Frau hatte eine faszinierende Wirkung auf ihn. Sie schaffte es sowohl seine Sinne zu vernebeln, als auch diese ganze beschissene Situation in welcher sie steckten, für den Augenblick vergessen zu lassen.

    Sammy begann die Zärtlichkeiten von Ben zu erwidern und auch sie vergaß kurz allen Kummer und die Sorge um Ben.

    Es gab nur sie und ihren geliebter Freund! Sammy wünschte sich, dass dieser unglaubliche Moment, voller Liebe und Vertrauen, nie wieder endete.


    Das laute Knarren der Tür zerstörte jedoch abrupt diesen magischen Moment.

    Es musste hier irgendwo eine Kamera geben, denn sobald sich bei ihnen etwas bewegte, waren ihre Peiniger zur Stelle. Unauffällig schaute Ben sich um und tatsächlich entdeckte er hinter einem Lüftungsgitter einen kleinen roten Punkt. Diese Schweine beobachteten sie tatsächlich ständig und wahrscheinlich war auch irgendwo noch ein Mikrofon versteckt.

    Eng umschlungen saßen die zwei Geiseln auf ihrer Schlafstätte und waren nicht bereit sich kampflos zu trennen.

    „So ihr beiden Turteltäubchen, da sich unser Held schon wieder ganz gut erholt hat, ist die Zeit für die nächste Runde gekommen. Der Boss will dich begrüßen.“ Josef warf Ben ein frisches T-Shirt hin und löste ihm die Fesseln. Erleichtert rieb sich Ben die blutverkrusteten Handgelenke und langsam kam auch wieder Leben in seine eiskalten Hände. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, zog er sich das Shirt über seinen geschundenen Oberkörper und wurde dann grob auf die Beine gestellt. Er war nur froh, dass sie Sammy dieses Mal in Ruhe ließen und so wehrte er sich nicht dagegen. „Los bewegt dich, der Boss hat nicht den ganzen Tag Zeit!“ Josef stieß Ben brutal mit dem Stiefel in den Rücken, so dass er mit voller Wucht gegen die offene Eisentür knallte und unsanft auf dem harten Boden aufschlug. Sogleich wurde er von den zwei Schlägertypen wieder hochgezogen und in den nahegelegenen Raum gebracht, mit dem er keine guten Erinnerungen verband. Seine Beine waren weich wie Pudding und er hing kraftlos zwischen diesen zwei Fleischbergen. Seine Angst vor dem Kommenden stieg ins Unermessliche und die Hoffnung auf Rettung rückte in weite Ferne.

    Wo blieb nur Semir? Lange würde er nicht mehr durchhalten!

    Als er kraftlos seinen Kopf hob, schaute er fassungslos auf die Person, welche sich in sein vernebeltes Blickfeld geschoben hatte.

    Es war tatsächlich wahr!

  • Jessica war nun bereit den Verräter, welcher ihren Vater und die ganze Organisation auf dem Gewissen hatte, zu bestrafen. Er sollte leiden für das was er ihr und ihrer Familie angetan hatte. Auf der anderen Seite wusste sie auch, dass sie Ben ebenfalls betrogen und belogen hatte. Sie hatte ihm damals von der enttäuschten Tochter und den Rachegelüsten gegen ihren Vater vorgespielt. Für sie war Ben die Chance, die Organisation ihrem Vater zu entreißen. Sie täuschte ihren Tod vor und baute über Josef in der Schweiz die Organisation wieder auf. Eigentlich müsste sie dem jungen Polizisten dankbar sein, doch sie verspürte nur abgrundtiefen Hass.

    Mit gemischten Gefühlen steuerte sie auf den Folterraum zu und musste hart schlucken, als sie diese geschundene Person, welche zwischen den starken Armen ihrer zwei Handlanger hing, sah. Sie gab den Beiden die Anweisung Ben loszulassen und zu gehen. Sie würde mit ihm schon alleine klar kommen. Josef zog sich in eine Ecke des Zimmers zurück und überließ den Verletzten seiner Verlobten.


    Nur unter großer Anstrengung, gelang es Ben nicht in die Knie zu gehen. Dieser schien die Person welche den Raum betreten hatte, nicht wirklich wahrzunehmen. Erst als Jessica sich direkt vor ihre Geisel stellte, hob dieser seinen Kopf.

    „Hallo Ben, schön dich wieder zu sehen“, gab sie sarkastisch von sich.

    Nun war es um Ben endgültig geschehen! Er konnte nicht fassen wer ihm gerade entgegensah.

    In seinen Augen konnte Jessica jedoch nur Erleichterung und unendliche Erschöpfung sehen. Ungläubig blickte sie in dessen schmerzverzerrtes Gesicht und fragte sich, ob Ben sich wirklich freute, dass sie noch am Leben war?

    Das war unmöglich!

    Der eben noch empfundene Hass, wich einem merkwürdigen Gefühl von Verwirrung und einem kleinen bisschen Mitleid für den braunhaarigen Polizisten.

    „Du .......lebst ........tatsächlich!“ Kam nun schwach von Ben. Unter großen Schmerzen hob der junge Polizist seine zittrige Hand und strich ihr zärtlich über die Wange. Völlig erstarrt ließ sie ihn gewähren. Eine Träne löste sich und der junge Polizist war nun nicht mehr in der Lage, sich auf seinen eigenen Beinen zu halten.

    Bis zuletzt hatte er geglaubt, dass es nicht Jessica war, welche er in dem Auto gesehen hatte. Hinter alldem stand nicht seine „Jessica“, seine Seelenverwandte. Hatte er sich tatsächlich so in ihr geirrt? Bis heute hatte er um sie getrauert, er fühlte sich schuldig, da er sie damals nicht retten konnte.

    Ben brach nun gänzlich in sich zusammen, kniend schlug er seine Hände vors Gesicht und begann leise zu wimmern. Er war am Ende seiner Kräfte und so kippte er erschöpft zur Seite und ließ sich dankend in die wohlwollende Schwärze ziehen.


    Wie versteinert blickte Jessica auf den am Boden liegenden Bewusstlosen. Langsam kniete sie sich neben ihn und strich ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus dem bleichen Gesicht. Ihre Gedanken spielten verrückt, hatte Ben sich tatsächlich um sie gesorgt und getrauert? Dieses Gefühl kannte sie nicht! Sie wuchs in einer Familie auf, in der sich immer jeder nur um sich selbst gekümmert hatte, allen voran ihr Vater. Für ihn stand immer das Geschäft an erster Stelle, seine Kinder und seine Frau kamen ganz weit unten auf dessen Prioritätenliste. Sie hatte nie wahre Fürsorge erfahren dürfen. Da ihre Mutter starb, als sie 10 war, musste sie sich früh um sich selbst kümmern.

    Ben hatte ihr damals erzählt, dass sein Vater genauso war wie ihrer, auch dieser sorgte sich immer erst um seine Geschäfte, seine Kinder hatten in dessen Welt keinen Platz. Jedoch war es Ben, trotz seinem kaltherzigen Vaters gelungen, sich auch um andere zu sorgen und für die Personen da zu sein, welche ihm nahe standen. Sie hatte ihn damals als einen selbstlosen zielstrebigen und ein klein wenig naiven Menschen kennengelernt. Für ihn stand die Sicherheit anderer immer an erster Stelle und an sich selbst dachte er immer zuletzt. Das war diesem damals zum Verhängnis geworden.

    Oh mein Gott, was war nur mit ihr los? Sie war doch kein Waschweib! Sie durfte jetzt nicht, durch irgendwelche Gefühlsduseleien, ihr Ziel aus den Augen verlieren.

    Plötzlich hörte sie ihren schnaubenden Freund hinter sich, der voller Verachtung auf Ben blickte.


    Was war nur mit seiner Jessica passiert, was hatte dieser Bulle mit ihr gemacht, dass sie so reagierte? Voller Wut holte Josef aus und trat dem Bewußtlosen mit voller Wucht gegen den Kopf. Sofort platzte die dünne Haut über Bens Auge auf und der rote Lebenssaft floss über sein Gesicht und tropfte auf den kargen Boden.

    „Hör auf damit Josef, du siehst doch, dass er am Ende ist. Laß ihn für heute in Ruhe! Tod bringt er uns gar nichts. Wir brauchen ihn noch als Druckmittel gegen seinen Partner. Der kleine Bulle hat irgendwie von unserem Deal erfahren und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Gerkhan hier auftauchen wird“.


    Sie war der Boss und da konnte Josef schlecht widersprechen, er würde noch seine Chance bekommen und dann würde er es diesem hinterlistigen Bullen schon zeigen. Er wird nie wieder seine dreckigen Finger an seine Verlobte legen. Sie gehörte ganz alleine ihm und sonst niemandem. Grob zogen seine zwei Schlägertypen dessen schlaffen Körper auf die Beine und brachten ihre Geisel zurück in das Gefängnis.

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  • „Susanne, kannst du mir bitte die aktuelle Anschrift von diesem Sascha von Guillard raussuchen? Ich würde ihm gerne mal einen Besuch abstatten, vielleicht bringt uns das etwas voran. Hast du sonst noch etwas rausgefunden?“ Sprudelte es aus Semir heraus, als er die PAST nach einer unruhigen Nacht betrat.

    Mit rollenden Augen in Richtung ihrer Chefin deutete sie Semir an, dass die Krüger etwas von ihm wollte und das sie ziemlich schlechte Laune hatte. Vorsichtig klopfte er an deren Türe und trat dann ohne eine Antwort abzuwarten ein. Er war sichtlich erstaunt, als er die zwei LKA Beamten aus Hamburg am Tisch der Chefin sitzen sah.

    „Sie erinnern sich an Herrn Lasslo und Herrn Fendrich vom LKA Hamburg? Es gibt nun keine Zweifel mehr, dass in Kürze ein großer Waffendeal mit der Russenmafia und dieses ehemaligen Menschenhändlerrings, um den erschossenen Graf Guillard, stattfinden wird. Der Deal soll hier in Köln über die Bühne gehen und darum werden wir in die weiteren Ermittlungen mit einbezogen. Herr Gerkhan haben sie etwas über das Verschwinden von Herrn Jäger und dieser Krankenschwester herausbekommen?“ Die Mine der Chefin verdunkelte sich noch weiter und die Sorge um ihren Mitarbeiter deutlich ihr deutlich anzusehen.

    „Frau Krüger, ich war gerade auf dem Weg zu dem Sohn von diesem Graf von Guillard. Ich habe erfahren, dass er die Immobilienfirma seines Vaters nach dessen Tod übernommen hat. Nach dem Gespräch mit der Mutter der Krankenschwester, Frau Held, erfuhr ich, dass Samantha Held wohl die Ex-Verlobte von Sascha von Guillard war. Sie hat sich damals von Sascha von Guillard wegen Ben getrennt, vielleicht wurden die beiden aus Eifersucht von ihm entführt. Mein Gefühl sagt mir, dass er etwas mit dem Verschwinden von Ben zu tun haben muss.“ Erläuterte Semir kurz sein weiteres Vorgehen.

    Mit einem kurzen Nicken ließ sie Semir gehen.


    Als Ben wieder erwachte wünschte er sich augenblicklich zurück in die schmerzlose Bewusstlosigkeit. Ein unerträgliches Pochen breitete sich in seinem Kopf aus und dann erkannte er Sammy, welche mit einer nassen blutverschmierten Mullbinde, seine Platzwunde am Kopf reinigte. Etwas desorientiert schaute er sie an und sie begann leise und beruhigend auf ihn einzureden.

    „Ben, mein Schatz kannst du mich hören? Was ist passiert, was haben sie mit dir gemacht?........ Ich möchte hier raus, ich kann es nicht mehr ertragen, wie sie dir ständig wehtun. Ben wir müssen uns einen Fluchtplan überlegen.“

    Langsam erinnerte er sich wieder an das was passiert war, er hatte tatsächlich Jessica wieder gesehen, sie lebte.

    „Ich habe mich doch nicht getäuscht“, redete er mehr zu sich selbst und versuchte durch Kopfschütteln sein verschwommenes Blickfeld zu klären.

    „Ben, bei was hast du dich nicht getäuscht, rede mit mir, bitte....Ben!“ Er drohte nun wieder wegzukippen, so dass Sammy ihm etwas Wasser ins Gesicht spritzte.

    Verzweifelt versuchte Ben seine Gedanken zu sortieren, er erinnerte sich an den Moment zurück, als er Jessica wieder sah. Ihre Augen waren so kalt wie der tiefste Bergsee, sie zeigte keinerlei Gefühlsregungen als sie ihn anschaute. Was war nur mit ihr geschehen? Steckte sie hinter alledem? Warum tat sie ihm das an, er hatte doch versucht ihr zu helfen. Ben verstand die Welt nicht mehr.

    Sammy versuchte noch immer ihn ins hier und jetzt zurück zu holen. Traurig nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und suchte den Blickkontakt zu ihm, es war als schaute er durch sie hindurch. Plötzlich verdrehte er die Augen und kippte zurück auf die modrige Matratze.

    „Oh mein Gott, Ben wie kommen wir hier nur wieder raus?“ Sie legte sich neben ihn, schlang zärtlich ihre Arme um seinen Oberkörper und begann bitterlich zu weinen, bis sie letztendlich in einen unruhigen Schlaf fiel.

  • Sascha wollte gerade in sein Arbeitszimmer um noch ein paar Kunden abzutelefonieren als es klingelte. Etwas missmutig trottete er zur Tür um zu öffnen. Auf dem Weg dorthin dachte er an die Zeit zurück, als sein Vater noch lebte und als sie noch auf einem großen Anwesen wohnten. Dort gab es den guten alten Dienstboten Konstantin, welcher nun pflichtbewußt die Türe geöffnet und seinen Besuch standesgemäß angemeldet hätte.

    Mit einem leichten Grinsen dachte er an Ben Jäger, welchen er auch hierfür leiden lassen würde. Er freute sich schon auf die nächste Lektion, welche er sich für diesen Verräter ausgedacht hatte und öffnete dann etwas missmutig die Türe.

    „Guten Tag, Gerkhan Kripo Autobahn. Sind sie Sascha von Guillard?“ begann Semir und hob dem jungen Mann seinen Dienstausweis unter die Nase. Sascha nickte und bat den kleinen Polizisten zu sich herein.

    „Was kann ich für sie tun Herr Gerkhan, habe ich einen Strafzettel nicht rechtzeitig bezahlt?“ Versuchte Sascha sein Erstaunen über dessen Besuch auszudrücken. Er hatte mit dem Auftauchen des Türkenbullen sowieso schon gerechnet, jedoch war Jägers Partner in der Tat sehr schnell auf ihn gestoßen. Das zeigte ihm, dass er Gerkhan nicht unterschätzen durfte.


    „Herr Guillard, kennen sie eine Frau Samantha Held?“ Semir hatte keine Zeit zu verlieren und somit konfrontierte er den Guillard-Sprössling sofort mit der Entführung dessen Ex-Verlobten. Er erklärte ihm was vorgefallen war, dabei erwähnte er bewusst nicht Bens Namen.

    Sascha erzählte durchaus bereitwillig wie dies damals mit seinem Vater war und dass er bis vor kurzem nichts von den schmutzigen Geschäften seines Vaters wusste. Der junge Mann war wohl nur in das Immobiliengeschäft seines Vaters involviert und von den anderen Machenschaften seines Vaters wollte er nichts gewußt haben.

    „Wie war es möglich, dass sie hiervon nichts mitbekommen haben?“ Bohrte Semir weiter.

    „Meine Schwester Jessica hat mich komplett abgeschottet, sie wollte mich beschützen. Sie wurde bei dem Einsatz gegen meinen Vater erschossen.“ Semir stutzte etwas, wusste er nicht, dass seine Schwester von ihrem eigenen Vater erschossen wurde? Das kam ihm alles etwas merkwürdig vor, auch sprach dieser so, als würde ihm der Tod seiner Schwester gar nicht nahe gehen. Semir hatte das Gefühl, dass dieser Sascha mehr wusste als er zugab und sein Bauchgefühl täuschte ihn fast nie.

    Als sich Semir von dem Grafensohn verabschiedete, meinte dieser gespielt mitfühlend: „Ich hoffe, dass sie Sammy und diesen Ben Jäger schnell finden. Sie hat sich zwar damals wegen eines anderen Kerls von mir getrennt, aber ich wünsche ihr trotzdem alles Gute.“

    „Woher kennen sie denn den Namen meines Kollegen? Ich habe ihnen seinen Namen nicht genannt.“ Jetzt hatte er die Bestätigung, darauf hatte er gewartet und jetzt hatte sich dieser Schnösel selbst verraten.

    „So werter Graf, sie sind vorläufig verhaftet, wegen dringendem Tatverdacht, Ben Jäger und Samantha Held entführt zu haben.“ Semir nahm seine Handschellen aus der Tasche und begann Sascha seine Rechte zu erklären.

    Dieser war jedoch ganz und gar nicht bereit sich von ihm, so ohne weiteres verhaften zu lassen. Mit einem beherzten Tritt in Semirs Weichteile nahm er reiß aus und flüchtete zu Fuß über den Hinterhof. Als Semir sich unter Schmerzen wieder auf die Beine gequält hatte, huschte trotzdem ein kleines Lächeln über seine Lippen. Sein Plan war aufgegangen!


    Als Sascha sich in Sicherheit wog, zog er sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer seiner Schwester. Mit schnellen Worten erklärte er Jessica was vorgefallen war.

    „Bleib wo du bist, lass dich nirgends blicken, Josef wird dich gleich abholen.“ Sascha konnte die Wut in Jessys Stimme deutlich heraushören.

    Jetzt war es für ihn gelaufen, wie seine Schwester musste er sich nun ebenfalls verstecken und wieder stieg der Hass und die Rachegelüste gegenüber diesem Jäger ein weiteres Stück an. Er und sein Türkenfreund würden dafür bezahlen.

    „Was soll’s, in ein paar Tagen läuft der Deal unseres Lebens und dann hatten sie ausgesorgt und würden sich endgültig ins Ausland absetzten“, hing Sascha seinen Gedanken nach.


    Das hatte ihr Bruder ja ordentlich verbockt, aber nun konnte sie sicher sein, dass er voll und ganz hinter ihr stehen würde. Sascha konnte nun nicht mehr in sein altes Leben zurück. Sie hatte immer versucht ihn zu beschützten und das würde sie auch weiterhin tun. Als Sascha das Versteck betrat schaute sie ihn zuerst böse an, lächelte dann und nahm ihn in die Arme.

    „Wir bekommen das zusammen hin, wir sind eine Familie und lassen uns nicht unterkriegen.“

    Sascha fiel ein Stein vom Herzen, jetzt war er endlich angekommen und seine Rache konnte ihm keiner mehr nehmen.

  • Nachdem Sascha geflüchtet war, fuhr Semir sofort wieder in die PAST. Dort saßen die Chefin und Hartmut schon am Computer und verfolgten das GPS Signal von dem Sender den Semir dem Grafensohn in die Tasche gemogelt hatte.

    „Gute Arbeit, Gerkhan“, lobte die Chefin ihren besten Mann.

    „Dann lassen sie uns Ben da endlich rausholen“, verkündete Semir voller Tatendrang.

    In dem Moment öffnete sich die Tür zum Büro der Chefin und die Staatsanwältin Schrankmann gefolgt von den LKA-Beamten Lasslo und Fendrich betraten den Raum.

    „Frau Krüger, Herr Gerkhan, ab hier übernimmt das LKA Hamburg. Es besteht der dringende Verdacht, dass dieser Sascha von Guillard mit dem Waffenhändlerring, welche diesen Megadeal abwickeln werden, unter einer Decke steckt. Wir können diese Organisation zum jetzigen Zeitpunkt unter keinen Umständen hochnehmen. Dadurch würden wir, wie beim letzten Mal, nur an der Oberfläche kratzen und wieder würden sie mit nur einem blauen Auge davonkommen,“ erklärte die Staatsanwältin in kurzen Worten und mit gewohnt grimmiger Mine.

    Frau Krüger blickte ihren Beamten bewußt beschwichtigend in die Augen, da sie schon voraussah, dass dieser gleich komplett ausrasten würde. Für ihn hatte Ben Vorrang und nicht das dingfest machen dieser Organisation. Schon einmal hatte sein Partner wegen dieser Bande fast sein Leben gelassen, das würde er nicht zulassen.

    „Das können sie sich komplett von der Backe putzen, ich werde Ben dort sofort rausholen. Wer weiß was die schon alles mit ihm angestellt haben und eine Zivilistin ist ebenfalls in der Gewalt dieser Bande. Das kann nicht ihr Ernst sein, dass sie das Leben einer Unbeteiligten aufs Spiel setzen.“ Jetzt war Semir so richtig in Fahrt.

    „Herr Gerkhan, es tut mir wirklich leid, aber ich habe Anweisung von ganz oben. Sie sind aus dem Fall raus, wenn sie sich einmischen riskieren sie ihre Marke.“

    Das wollte sich Semir nicht länger anhören, wild schnaubend schnappte er sich seinen Autoschlüssel und stürmte aus der PAST.


    Nach der Flucht vor dem kleinen Autobahnbullen war Sascha so in Fahrt, dass er sich erst einmal abreagieren musste. Er musste seine Wut an Ben Jäger auslassen, er war Schuld an dem ganzen Schlamassel. Zusammen mit Josef hatte er sich etwas ausgedacht was den Verräter endgültig brechen würde.


    Sammy war heilfroh als Ben, nach einer gefühlten Ewigkeit, endlich wieder ein bisschen Leben zeigte.

    Sofort war sie mit einer Wasserflasche zur Stelle und bot ihm von dem kühlen Nass an. Wenn er nichts trank, würde er innerhalb kürzester Zeit austrocknen.

    Dankbar griff er nach der Flasche und sog das Wasser gierig in sich auf, so dass er sich sogleich verschluckte und fürchterlich husten musste. Seine malträtierten Rippen dankten es ihm mit einem stechenden Schmerz.

    „Langsam Ben, trink langsam..... so ist es gut....es ist so schön dich wach zu sehen....ich hatte solch eine Angst. Wie fühlst du dich?“

    „Es geht schon, mach dir keine Sorgen, mein Engel“, log er und musste sich beherrschen den aufkommenden Schmerz nicht hinauszuschreien.

    Mit jetzt kontrollierten Schlucken leerte er den Rest der Wasserflasche und lehnte sich dann erschöpft an die Schulter seiner Freundin. „Ich weiß nicht wie ich dich hier rausbringen soll....oh Semir wo bleibst du nur....du musst uns helfen..... hätte ich ihn doch nur noch angerufen, dann hätte er zumindest jetzt eine Spur....“

    „Wenn das stimmt was du mir damals von deinem Partner und Freund erzählt hast, wird er uns trotzdem finden, hab Vertrauen in ihn,“ versuchte Sammy ihm Hoffnung zu machen.

    Ja, er wusste, dass sein Freund niemals aufgeben würde ihn zu finden, aber er musste sich beeilen, lange würde er und Sammy nicht mehr durchhalten.

    Was würde wohl als Nächstes kommen, welches perfide Spiel hatten ihre Entführer sich dieses Mal ausgedacht. Ben konnte sich nicht vorstellen wie schlimm es dieses Mal kommen würde.

  • Sascha und Josef hatten wieder ihre Handlanger mitgebracht, welche sie dieses Mal beide gewaltsam hochzogen und in Richtung Ausgang stießen. Ben konnte Sammy gerade noch auffangen, bevor sie gegen die harte Wand geknallt wäre.

    „Was soll das werden, lasst sie in Ruhe, bitte ihr könnt mit mir machen was ihr wollt.... lasst sie in Ruhe...bitte“, flehte Ben die Männer an. Mit einem fiesen Grinsen trat Josef Ben in den Magen, so dass der Braunhaarige keuchend in die Knie ging. Sammy wurde fest gehalten, so dass sie keine Chance hatte ihrem Freund zu Hilfe zu kommen.

    „Jetzt reicht es mir aber! Bringt sie hoch, damit wir endlich anfangen können“, erhielten die Schlägertypen Anweisung.


    Abermals landete Ben in diesem furchtbaren Raum, indem er vor kurzem Jessica wieder gesehen hatte. Ben wurde auf einen Stuhl gesetzt und mit den Beinen und dem Oberkörper festgebunden, seine Arme waren jedoch frei beweglich. Vor ihm stand ein kleiner Holztisch. Sammy wurde von einem der Muskelpakete festgehalten, sie zappelte und wandte sich in dessen Armen wie ein Aal.

    Sie hatte jedoch keinerlei Chance gegen diesen starken Mann!

    Verzweifelt schrie sie Josef und Sascha an, bis ihr Ex-Freund ihr sichtlich genervt, einen Knebel in den Mund steckte.

    „Was für eine Ruhe, für den Moment,“ dabei drehte er sich zu Ben um und blickte ihm voller Hass in die Augen.


    Ben war am Toben, er nannte seine Entführer alles!

    „Was seid ihr nur für kranke Psychopathen, du bist kein Stück anders als dein Vater, eine Familie voller Irrer. Du und deine Schwester seid die gleiche kranke Brut, sie werden euch kriegen und dann werdet ihr leiden und bis an euer Lebensende im Knast verrecken...“, brüllte der junge Polizist.

    Nun wurde es Josef zu bunt. Mit dem Handrücken schlug er Ben ins Gesicht, so dass sein Kopf nach hinten flog und dieser augenblicklich verstummte.

    „Du wirst gleich spüren wie krank wir wirklich sind!“ Josef holte aus einer Werkzeugkiste eine Beißzange und winkte den zweiten Schläger zu sich heran.

    „Los, heb seine Hand fest!“

    Ben machte sich beim Anblick des Werkzeugs schon auf das Schlimmste gefasst. Verzweifelt riss er an der Fesselung und versuchte sich zu wehren. Doch gegen den brutalen Griff von Mister Universum, war er machtlos. Josef fasste mit der Zange seinen Fingernagel und riss diesen ruckartig vom Nagelbett herunter. Mit Tränen in den Augen versuchte Ben einen Schrei zu unterdrücken, diese Genugtuung wollte er seinen Peinigern nicht geben. Der Schmerz überwältigte ihn und ihm wurde speiübel, als er auf seinen Finger schaute.


    „Glaub mir, du wirst mich noch anflehen aufzuhören und du wirst vor Schmerzen brüllen,“ prophezeite er seinem Opfer.

    „Jetzt bist du noch stark.......warte mal ab, wenn wir mit dir fertig sind, du Verräter.....du hast damals alles kaputt gemacht.......!“ An Josefs Gesichtsausdruck konnte Ben, trotz seines stark getrübten Sichtfelds, ganz genau diesen grenzenlosen Hass erkennen.

    Nun machte dieser sich über den nächsten Fingernagel her. Das Blut floss in Strömen aus Bens Fingerkuppe und hatte schon eine beachtliche Lache auf dem Holztisch gebildet. Zufrieden blickte der Verbrecher auf dessen Werk und zog mit einem gehässige Grinsen den nächsten Nagel.

    Nun konnte Ben ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken und sein Blick wanderte zu seiner Sammy. Diese schaute ihn entsetzt an, sie weinte und wandt sich noch immer verzweifelt im Griff dieses Kolosses.

    Sammy konnte es nicht fassen, was hier eben geschah. Was waren das nur für Menschen, die ihren geliebten Ben so furchtbar quälten? Ihr Herz zerbrach in immer kleinere Stücke und das schlimmste für sie war, dass sie ihm nicht helfen konnte.

    Warum half ihnen denn niemand? Wo waren denn seine Kollegen, wo war nur dieser Semir, auf den Ben so große Stücke hielt?


    Mit schmerzverzerrtem Gesicht und schweißgebadet saß Ben nun völlig in sich zusammengesunken da und wollte nur noch sterben.

    „Oh, hat der kleine Benni denn schon genug? Da habe ich doch noch eine kleine Überraschung für dich, du bekommst deine Nägel einfach wieder zurück. So sieht das doch echt hässlich aus. Was sagst du dazu?“

    Mit schallendem Gelächter wühlte er in der Werkzeugkiste herum und knallte dann stolz ein paar rostige Nägel auf den Holztisch.

    Voller Angst was nun folgen würde begann Ben wild um sich zu schlagen.

    “Das könnt ihr nicht machen, oh mein Gott.....bitte....nein......,“Bens Worte verstummten, als er sah wer mit einem Hammer vor ihm stand.

    „Jessica, du musst mir helfen, bitte bereite dem ganzen Wahnsinn ein Ende...fuck ihr seid so irre....Jessy...,“ doch weiter kam er nicht. Wieder wurde seine blutende Hand und sein Kopf brutal auf die Tischplatte gedrückt.

    „So Jessica, jetzt wirst du uns deine Loyalität gegenüber der Organisation beweisen.“ Verkündete Josef fast feierlich.

  • Er setzte einen Nagel auf Bens blutende Fingerkuppe und zwang seine Geisel ihn nun direkt anzuschauen.

    „Das hättest du nicht gedacht, Jessica lebt nur für die Organisation und du bist unserem Geschäft in die Quere gekommen. Dafür wirst du heute bezahlen.“

    Mit einem beherzten Schlag versenkte Jessica den Nagel in Bens Fingerkuppe. Jetzt konnte Ben nicht mehr, er brüllte all seinen Schmerz hinaus. Tränen liefen ihm über sein schmerzverzerrtes Gesicht und Übelkeit stieg in ihm auf. Nur noch verschwommen nahm er seine Umgebung wahr. Warum gönnte ihm sein Körper nicht eine erlösende Bewusstlosigkeit?

    „Jetzt bin ich dran,“ hörte Ben Sascha wie durch Watte sagen. Und schon wurde der nächste Nagel, dieses Mal in Bens Handrücken, geschlagen. Der Schmerz war unerträglich, wieder brüllte der Gepeinigte sein Leid hinaus. Als er anfing zu würgen wurde sein Kopf gelöst und Ben übergab sich direkt auf den ihm nebenstehenden Josef.

    „Ihhh, so eine Drecksau, mich hier einfach voll zu kotzen. Na warte, das hast du doch mit Absicht gemacht, dir werde ich es zeigen.“

    Ben schüttelte verzweifelt mit dem Kopf und schnappte japsend nach Luft. Josef nahm einen weiteren Nagel und schlug in bis zum Anschlag in Bens Handgelenk und noch einen in seinen Finger. Als Josef den nächsten Nagel ansetzen wollte, hielt ihn Jessica auf.

    „Es reicht jetzt, der hat genug. Wir werden die zwei Turteltäubchen nun ein wenig alleine lassen. Sammy, du kannst ihm nun beweisen wie sehr du ihn liebst, indem du ihn von den Nägeln befreist.“

    Nachdem der Muskelprotz Sammy losgelassen hatte, ging diese wie eine Furie auf Jessica los. Sie schlug wie von Sinnen auf diese ein, bis es der Angegriffenen zu bunt wurde. Mit einer schallenden Ohrfeige brachte Jessica ihre Fast-Ex-Schwägerin zur Besinnung. Sammy konnte nicht mehr, ihre Kräfte waren aufgebraucht. Völlig erschöpft sank sie auf den Boden und begann bitterlich zu weinen.


    Als Sammy sich wieder gefasst hatte blickte sie vorsichtig hoch und musste feststellen, dass ihre Geiselnehmer sie alleine gelassen hatten. Schnell erhob sie sich und beugte sich über den stark blutenden Ben. Er war völlig weggetreten und stöhnte leise vor sich hin. Sein Kopf lag in der Blutlache neben seiner angeschwollenen und festgenagelten Hand.

    Sie war durch ihren Beruf schon einiges gewohnt, aber das was sich ihr hier für ein Anblick bot, übertraf alles bisher Gesehene.

    Bens Hand lag in einem kleinen See aus Blut, 4 Nägel ragten aus der Hand und den Fingern. Neben seiner Hand lagen die ihm gezogenen Fingernägel, an diesen hingen noch kleine Hautfetzen.

    Zärtlich strich sie Ben eine Haarsträhne aus dem mit Schweißperlen überzogenen bleichen Gesicht.

    „Ben kannst du mich hören? Wir müssen deine Hand von den Nägeln befreien, das wird jetzt etwas wehtun,“ versuchte Sammy beruhigend auf ihn einzuwirken.

    „Sammy es tut so weh, bitte hilf mir....ich...kann nicht mehr....mir ist so....,“ wieder drehte sich der Dunkelhaarige zur Seite und übergab sich abermals. Er war völlig am Ende seiner Kräfte, die Schmerzen waren unerträglich und er wusste, dass das Schlimmste gleich noch kommen würde. „Bitte Sammy, du ....bitte zieh die Nägel raus....ich halte das nicht mehr aus....fuck...bitte hilf mir...es tut mir...so leid.“

    Sammy wusste, dass sie sich beeilen musste, sie konnte nicht warten bis ihre Peiniger wieder zurückkommen würden und ihm noch weitere Qualen zufügen würden. Sie musste Ben so schnell wie möglich versorgen, zudem wollte sie keine Blutvergiftung riskieren, da die Nägel größtenteils ziemlich rostig waren.

    Die Krankenschwester nahm die blutverschmierte Beißzange mit der dieser Sadist, Ben die Fingernägel abgezogen hatte und reinigte diese grob mit einem halbwegs sauberen Tuch. Vorsichtig griff sie den Kopf des Nagels welcher am weitesten aus Bens Zeigefinger herausstand und ohne Ben ihr Vorhaben großartig anzukündigen, zog sie den Metallstab mit einem schnellen Ruck heraus.

    „Ahhhh...oh Gott....Sammy, ich hätte nie .....gedacht....dass du auf ...Sadomasospiele stehst....,“ versuchte Ben zu scherzen.


    Das war ihr Ben! Er gab ihr damit den Antrieb sich an den nächsten Nagel zu machen. Auch der zweite war einfach zu greifen und sie zog schnell daran. Sie merkte, dass ihr Freund kurz vor einer Ohnmacht stand. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er brüllte abermals seine Pein heraus. Nun ging es ans Eingemachte, der nächste Nagel war so weit in den Handrücken geschlagen, dass die Zange nicht ohne Gewalt den Nagel greifen konnte. Als sie es nach endlosem probieren endlich schaffte, zog sie den Metallbolzen schnell heraus. Das Geräusch wie der Nagel durch Bens Fleisch glitt ließ sie erschaudern. Sofort sprudelte das Blut aus dem entstandenen Loch. Besorgte blickte sie auf den Verletzten, welcher nun keinen Mucks mehr von sich gab. Sie nahm das Tuch und drückte es auf die Wunde.

    „Verdammt, als steril kann man das nun wirklich nicht bezeichnen“, scherzte sie mit sich selbst. „Ben du darfst jetzt nicht schlapp machen, bitte kämpfe.......... Ben, noch ein Nagel.“ Mit leichten Schlägen auf die Backe, holte sie diesen in die böse Realität zurück. Dieser schaute sie mit abwesendem Blick an, Tränen liefen ihm über die Wangen und Sammy brach es fast das Herz ihn so leiden zu sehen. Sie konnte vor lauter Blut den letzten Nagel nicht sehen und sie tupfte mit dem Lappen bis sie auch diesen mit der Beißzange zu greifen bekam. Sie hatten es geschafft, Ben war befreit und nun fiel von Sammy die ganze aufgestaute Last ab. Der Geruch von Blut und Erbrochenem forderten jetzt ihren Tribut und die sonst so taffe Krankenschwester drehte sich von Ben weg und übergab sich ebenfalls.

  • Wie gebannt saßen die drei Geiselnehmer vor dem Bildschirm und ergötzten sich an dem Leid der Beiden. Josef und Sascha waren richtig in Extase und gedanklich schon bei der nächsten Quäl Session.

    Jessica empfand ebenfalls Genugtuung, jedoch nicht in dem Maß wie sie es sich gewünscht hätte. Vor allem musste sie schauen, dass ihre zwei Männer den armen Ben nicht zu Tode quälten.

    Gerade als Samantha den letzten Nagel aus Bens Hand zog erhielt Jessica einen Anruf von einem ihrer LKA-Spitzel. Das Gespräch dauerte nur sehr kurz, jedoch war Jessica plötzlich sehr beunruhigt.

    „Wir müssen hier sofort die Zelte abbrechen, dieser kleine Türkenfreund von unserem Verräter hat Sascha ein Sender untergeschoben bevor er geflüchtet ist. Jetzt weiß das LKA Hamburg und die Autobahnpolizei wo sie uns finden können. Laut meinem Spitzel wurde Gerkhan jedoch von dem Fall abgezogen, sie wollen mit dem Zugriff warten bis wir den Deal abgeschlossen haben. Da werden wir ihnen einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen,“ erklärte Jessica in kurzen Worten.

    „Oh nein Scheiße das wollte ich nicht, dieses Bullenschwein hat mich gelinkt, das werde ich ihm heimzahlen,“ wetterte Sascha ungehalten.

    „Das hilft uns jetzt auch nicht weiter, aber genau für so einen Fall haben wir vorgesorgt, holt die Gefangenen.“


    Ben und Sammy waren noch immer in der Folterkammer eingesperrt. Als Sammy sich übergeben musste und neben der Werkzeugkiste kniete, ließ sie unauffällig ein Schraubenzieher in ihrer Krankenschwesterkluft verschwinden.

    Der verletzte Ben war völlig apathisch und schien von nichts mehr etwas mitzubekommen.

    Nachdem sich Sammy wieder etwas gesammelt hatte, löste sie die Fesseln ihres Freundes und zog ihn sanft von dem Stuhl herunter. Vorsichtig legte sie ihn auf den Steinboden und drapierte seinen Kopf auf ihren Schoß. Sie musste sich irgendwie um seine verletzte Hand kümmern, aber der Raum gab nichts her, was sie annähernd als Verband verwenden konnte. So wickelte sie das blutgetränkte Tuch behutsam von Bens Hand ab und untersuchte die Verletzungen. Zum Glück waren die einzelnen Blutungen fast zum Stillstand gekommen, jedoch sah die Hand grauenvoll aus.

    Ein erbärmlicher Schmerzenslaut entwich dem jungen Mann und Sammy wollte ihn auch nicht länger quälen. Sie legte seine Hand sachte auf seinem Bauch ab und wiegte ihn leise summend hin und her. Immer wieder strich sie ihm beruhigend über das blasse schmerzverzerrte Gesicht und küsste ihn zärtlich auf die schweißbedeckte Stirn.


    Ben schaffte es nicht einen klaren Gedanken zu fassen, der Schmerz war allgegenwärtig und er musste sich konzentrieren, dass er nicht in die Schwärze abdriftete. Er konnte seine Sammy jetzt nicht im Stich lassen und somit kämpfte er weiter gegen diese Qualen.

    Er konnte noch immer nicht fassen, was sie mit ihm gemacht hatten, es war alles so unwirklich und vor allem konnte er Jessys Handlungen nicht verstehen. Hatte tatsächlich diese Jessica ihm einen Nagel in den Finger geschlagen? Tränen bildeten sich in seinen Augen und er ließ ihnen freien Lauf. Das waren keine Menschen, das waren Bestien, Kreaturen gegen welche sie ankämpfen mussten. Er musste weiterkämpfen, auch wenn seine Kräfte gänzlich aufgebraucht waren.

    „Bloß nicht aufgeben, Kämpfe und sei kein Weichei“, versuchte er sich selbst anzutreiben.


    Was sollte er denn jetzt machen? Semir konnte nicht akzeptieren, dass man das Leben seines Freundes schon wieder aufs Spiel setzte. Er wusste wenn er versuchen würde Ben im Alleingang da raus zu holen, würde er seinen Job verlieren.

    Ben würde keine Sekunde zögern, warum tat er es? Wenn er noch lange warten würde, dann wäre die Bande wahrscheinlich gewarnt und über alle Berge. Mit Ben und Samantha!

    Wenn er überhaupt noch am Leben war. Nein, er spürte, dass sein bester Freund noch lebte, das sagte ihm sein Bauchgefühl.

    Er wusste jedoch auch, dass er Rückendeckung benötigte und somit beschloss er Hartmut einzuweihen. Ben und er waren gut befreundet und Hartmut würde ihn nie im Stich lassen.


    „Hartmut hör mir bitte jetzt genau zu,“ in schnellen Worten erklärte Semir was passiert war und was er vorhatte.

    „......ich brauche jemanden welcher die Videokameras und die Alarmanlage austricksen kann und du bist einfach der Beste auf diesem Gebiet.“ Versuchte er Hartmut zu überzeugen.

    Hartmut ließ sich nicht lange bitten, denn auch er hatte das Drama damals um Ben hautnah mitbekommen. Er wusste, dass der junge Polizist diesen letzten Undercover-Einsatz noch immer nicht ganz verarbeitet hatte und nun steckte er schon im nächsten Schlamassel fest.

    Hartmut packte ein paar Utensilien zusammen und schon waren sie auf dem Weg.

    Susanne hatte Semir die Adresse rausgesucht, sie konnte Ben doch nicht im Stich lassen.


    Nachdem Jessica die Anweisung zum Aufbruch gegeben hatte, ließen es sich Josef und Sascha nicht nehmen die zwei Geiseln zu holen. Diese würden sie auf keinen Fall zurück lassen, zum einen benötigen sie ein Druckmittel gegen die Polizei und zum anderen, konnten sie unmöglich ihr Lieblingsspielzeug verlieren.

    Als die Tür zur Folterkammer geöffnet wurde lag Ben auf Sammys Schoß und beide schliefen. „Ach schau mal, in welcher Eintracht unsere zwei Turteltäubchen hier liegen“, flüsterte Josef Sascha zu.

    „Na dann wollen wir sie mal vorsichtig wecken.“



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